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Perdition von Xiao

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Vorwort

Short-Cut: "Hier ist Weir. Wir evakuieren die Stadt. Dies ist keine Übung." - Es ist das Ende, dies ist das Ende.
Spoiler: 2x20 Allies (1)
Charaktere: Beckett
Kategorie: Character Death, Vignette
Rating: R-16
Author's Note: Eigentlich war die Idee harmlos. Ich wollte ein paar Metaphern ausprobieren, einen etwas anderen Stil. Die Idee mit dem Wasser kam erst später x)
Widmung: Denen, die starben, weil es donnerte und schneite ;)
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Gern :)

Perdition


Mein Blick starrt aus dem Fenster in den leblosen, grauen Himmel. In der Ferne höre ich lautes Krachen, fast wie Donnerschläge, tief und hohl.

Weiße Flocken rieseln vom Himmel, verwirbelt vom Wind und im ersten Moment denke ich an Schnee. Doch es ist kein Schnee. Es ist Asche.

Ein weiterer Donnerschlag schneidet durch die Luft, hallt dumpf in meinem Körper wieder und ich schließe die Augen. Es sind keine Donnerschläge. Es sind Explosionen. Und mit jeder von ihnen sterben Menschen, meine Freunde.

Wir müssen verrückt gewesen sein. Wir haben uns in Sicherheit gewogen.
Die wenigen überlebenden Wraith sind nach Ende des Bürgerkriegs wieder in ihre Art ‚Winterschlaf' zurückgekehrt. Keiner von uns hätte je erwartet, sie zu derartiger Stärke vereint so bald wieder zu sehen.

Ein weiterer Donnerschlag. Noch mehr Schnee rieselt vom Himmel.
Ich spüre den Tod in der Luft hängen, fast greifbar.

Ein Knacken lässt mich aufhorchen. Ihm folgt ein leises Rauschen, dann Wortfetzen. Ich kenne die Stimme, es ist Elizabeths. Gott sei Dank, sie ist am Leben.

"... Weir... Stadt... Übung."

Für jemanden, der nicht hier steht, der den Donner nicht hört und den Schnee nicht sieht, für denjenigen hätten diese Nachricht, diese Wortfetzen keinen Sinn ergeben. Für mich hingegen tun sie es.

Hier ist Weir. Wir evakuieren die Stadt. Dies ist keine Übung.

Es ist das Ende, dies ist das Ende.

Wie oft wir die Pläne für die Evakuierung durchgesprochen haben. Wir alle. Elizabeth, John, Rodney, Teyla, Ronon und ich. So oft. Und doch hat seit Beginn des ‚Winterschlafs' niemand mehr daran geglaubt, dass wir sie noch bräuchten.
Wir haben uns geirrt.

Ich löse mich aus meiner Starre, schaue auf meinen Patienten herunter und wäge rasch ab, ob er laufen kann. Eigentlich hat er kaum eine Wahl. Jeder, der noch halbwegs in der Lage ist sich auf den Beinen halten zu können, wird es müssen.

Ich helfe ihm hoch, stütze ihn und sehe mich um. Es herrscht das blanke Chaos. Überall sind Schwestern, weitere Ärzte und Patienten, manche von ihnen leicht verletzt, andere schwer.

Es ist erstaunlich, aber irgendwie schaffen wir es gemeinsam, alle Patienten aus der Krankenstation zu bekommen.
Wir sind um die dreißig Personen, doch es herrscht absolute Stille, als wir uns leise auf den Weg in Richtung Hangar machen.

Ängstliche Anspannung liegt in der Luft; es ist nicht auszuschließen, dass bereits Wraith in die Stadt eingedrungen sind. Wraith, die seit fünf Jahren nichts gegessen haben, hungrige Wraith.

Mir fällt erst jetzt auf, dass unsere Evakuierungspläne Löcher haben. Wir gingen immer davon aus, dass die Daedalus einen Teil hochbeamen und der Rest von uns mit den Jumpern fliehen würde.
Aber Colonel Caldwell und sein Schiff existieren nicht mehr. Ihr Punkt verschwand schon als einer der ersten vom Radarbildschirm.

Plötzlich vernehme ich ein klatschendes Geräusch und im gleichen Moment hüllt unangenehme Kälte meine Füße ein. Ich muss nicht nach unten schauen, um zu sehen, was das ist.
Es ist Meerwasser. Atlantis sinkt.

Ein kreischendes Geräusch durchzieht die Stadt und ich spüre, wie mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ich verliere das Gleichgewicht, falle hart und reiße meine beiden Patienten mit mir. Schreie hallen durch den Korridor. Das Chaos bricht aus.

Kälte umgibt mich. Ich kann nicht atmen. Das Salzwasser brennt in meinen Lungen, meinen Augen.

Dann plötzlich ist es still. Es ist fast gespenstisch. Nichts rührt sich mehr, kein Donner, nichts.

Vorsichtig stehe ich auf. Es ist finster. Die Energie muss ausgefallen sein.
Das Wasser reicht mir mittlerweile bis zu den Knien, es ist eisig, jagt Schmerzen durch meinen gesamten Körper. So werden sich wohl die Passagiere der Titanic gefühlt haben... bevor sie starben.

Es ist fast paradox. Die versunkene Stadt Atlantis ist aufgetaucht - nur um dann ein Jahrhundert nach der Titanic wieder zu versinken.
Und uns alle mit sich in die kalten Tiefen dieses unbenannten Ozeans zu reißen. Wäre ich abergläubisch...

Der Boden ist schief. Ich habe durch den Sturz die Orientierung verloren. Wo ist die verdammte Treppe?

Ich spüre Panik in mir aufsteigen. Wenn ich ihr jetzt nachgebe, sind wir verloren, dann werden wir sterben.

Ich versuche mich zu beruhigen, atme tief durch und erkundige mich dann, ob irgendjemand eine Taschenlampe dabei hat - niemand. Verdammt, wir sind Ärzte, wir sollten eine dabei haben...

Schmerz durchzuckt meine Beine und erinnert mich daran, dass egal wie ich entscheide, es schnell gehen muss. Das Wasser steigt rasch, es hat meine Hüften bereits erreicht und es ist kalt, sehr kalt.

Es könnte den Tod für manch einen meiner Patienten bedeuten, bevor wir... falls wir den Hangar erreichen. Ich wische den Gedanken zur Seite. Für Pessimismus ist keine Zeit.

Ich frage, ob jemand die Position der Treppe kennt, doch durch das jähe Absinken der Stadt und der absoluten Finsternis haben alle die Orientierung verloren. Vermutlich liegt sie hinter uns - wenn ich wüsste, wo hinten ist.

Schließlich drehe ich mich um und marschiere in die Richtung, von der ich glaube, dass sie zur Treppe führt.
Ob sie es tut? Ich weiß es nicht.
Aber wir können entweder hier stehen, langsam erfrieren oder warten, bis wir ertrunken sind oder wir können zumindest versuchen, uns zu retten.

Die Strömung wird zunehmend stärker. Der Schmerz, die Kälte sind allgegenwärtig.

Ich halte mein Team und die Patienten an, eine Kette zu bilden. Jeder hält sich am Vordermann fest. Es ist wichtig, dass wir nicht den Kontakt zueinander verlieren, dass keiner hier zurückbleibt, keiner von der Strömung hinfort gerissen wird.

Per Headset fordere ich Hilfe an. Wahrscheinlich wird niemand kommen. Die Funkverbindung war vorhin schon sehr schlecht, aber wir können immer noch auf ein Wunder hoffen. Ein Wunder... Das ist wohl das Einzige, das uns noch helfen kann.

Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, als ich spüre, wie das Wasser beginnt, mir den Boden unter den Füßen zu rauben. Es reicht mir mittlerweile bis zum ersten Rippenbogen und mit meinen beiden Patienten im Schlepptau ist es schwer, sich gegen die kalte Flut zu wehren.

Alleine hätte ich vielleicht eine Chance, alleine könnte ich mich vielleicht retten, aber ich denke nicht eine Sekunde lang daran. Ich bin Arzt. Entweder wir alle oder keiner; ein Soldat, der nie im SGC gearbeitet hat, würde wohl von taktischem Fehlverhalten sprechen.

Die Dunkelheit beeinträchtigt meinen Gleichgewichtssinn. Ich muss mich stark konzentrieren, um überhaupt gerade laufen zu können. Ein komisches Gefühl und nicht gerade förderlich im tiefen Wasser.

Ich merke, wie ich zu zittern beginne. Meine Haut fühlt sich an, als würde sie von tausend Nadeln durchbohrt und meine Beine spüre ich gar nicht mehr. Es kostet mich unheimlich viel Mühe, überhaupt einen Schritt zu machen.

Wir werden sterben.

Irgendwo vor uns zerreißt ein Kreischen das stetige Plätschern des Wassers und ich ahne, was auf uns zukommt, bevor mich etwas hart an der Brust trifft und mich hinab in die Fluten zieht.

Irgendetwas Scharfes zerreißt meine Haut und ein Schrei entkommt meinen Lippen, verwandelt sich in viele kleine Luftbläschen und kostet mich wertvollen Sauerstoff.

Der Traum von Wärme hüllt mich ein, als Blut meine Haut streift und sich dann in der Kälter dieser unbarmherzigen Flut verliert.

Ich versuche mich gegen den Sog zu wehren, wieder an die Oberfläche zu kommen, doch meine Muskeln sind ausgelaugt und meine Kleidung zieht mich immer tiefer. Es ist zu spät, ich werde es nicht schaffen.

Plötzlich trifft mich etwas hart am Hinterkopf. Eine Wand oder etwas in der Art. Schwindel umhüllt mich. Ich will mich daran hochziehen, doch ich kann meinen Körper nicht mehr kontrollieren. Die Kraft ist aufgebraucht.

Ich merke, wie die Sinneseindrücke verschwinden. Die Kälte des Wassers ist nicht mehr so intensiv, der Drang danach, Luft zu holen, verschwindet; ich merke noch nicht einmal mehr, dass ich bereits Wasser eingeatmet habe.

Ich spüre zwar die Krämpfe, die meinen Körper schütteln. Den Brechreiz und der verzweifelte Wunsch nach Sauerstoff. Aber es ist, als würde ich in einer anderen Welt leben, als wäre mein Geist schon zu weit weg, um zu begreifen, dass ich ertrinke. Wer sagte, zu ertrinken sei ein schrecklicher Tod?

Ruhe kehrt in meinen Geist ein, als ich langsam abdrifte, das Bewusstsein verliere. Es ist erstaunlich friedlich, während mein Körper verzweifelt um sein Überleben kämpft.
Der Tod, der vorher noch über der Stadt schwebte - er ist bei mir, greift nach mir.

Ich hoffe, dass es die Anderen irgendwie schaffen werden. Ich hoffe auf ein Wunder, bete für eines.

Dann verlieren sich meine Gedanken im Nichts.

ENDE
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