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Inescapable von Xiao

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Vorwort

Short-Cut: Es geht auf das Ende zu. Unaufhörlich, unausweichlich.
Spoiler: -
Charaktere: Beckett, Weir
Kategorie: Angst, Friendship, Tragik, Vignette
Rating: PG-13
Author's Note: Jeder, der einmal eine Folge auf Englisch gesehen hat, weiß, dass sich alle in Wirklichkeit duzen. Das ‚Sie' ist nur eine Erfindung der Synchronisation ;)
Widmung: -
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Wie immer :)

Inescapable


"Es ist okay, Carson", sagt sie und wischt mit ihrem Daumen die einzelne Träne hinfort.

Ihre Hände fühlen sich seltsam kalt auf meiner Haut an und ihre Bewegungen sind stockend, wirken ungelenk. Man merkt, dass ihr Gehirn sich langsam auflöst und doch bleibt sie tapfer.

Sie sollte diejenige sein, die weint, die nicht akzeptieren will, dass sie stirbt und ich nichts tun kann - doch bin ich es.

"Es ist nicht okay, Elizabeth", erwidere ich und greife nach ihren Händen, wärme sie. "Es gibt nichts, was ich noch für dich tun könnte."

Sie lächelt und es ist kein trauriges Lächeln, sondern eines voller Akzeptanz.
Sie hat kein Problem damit zu sterben und es macht mich wütend. Sie hat aufgegeben und will mich, uns alle, hier einfach so zurück lassen.

"Jeder muss einmal sterben", sagt sie und ich sehe einen Hauch von Trauer in ihren Augen. "Du solltest das von uns beiden am besten wissen."

Ja, verdammt, das sollte ich. Ich bin der Arzt von uns beiden. Sie ist nicht die erste Patientin, die ich nicht retten kann.

"Es ist viel zu früh", erwidere ich mit brüchiger Stimme und sie senkt den Kopf.

Ich habe Recht und das weiß sie auch, aber weder ich noch sie können ihr Schicksal ändern. Sie wird sterben und es wird ein elender Tod sein, der ihr nach und nach alle Fähigkeiten raubt - sie wird bei vollem Bewusstsein und klarem Verstand miterleben, wie sie ihre Koordination verliert, das Laufen und dann das Sprechen verlernt. Sie wird in ihrem eigenen Körper begraben werden, lange bevor sie tatsächlich sterben wird.

Ich will sie nicht verlieren und schon gar nicht so. So kläglich, so demütigend. Es ist kein Ende, das sie verdient hat. Sie sollte als alte Frau sterben, umgeben von ihrer Familie, ihren Kindern.

Sie hat keine Kinder und sie wird nie welche haben. Ihre Familie ist auf der Erde, in einer anderen Galaxie. Hier hat sie nur ihre Freunde, ihr Team und keiner von uns möchte sie gehen lassen, aber es liegt nicht mehr in unserer Hand.

Ihre Krankheit ist mysteriös und begann plötzlich, ohne Auslöser. Es gibt keinen Erreger, keine Ursache. Ihre Zellen sterben einfach ab, als hätte man ihnen den falschen Befehl gegeben: ‚stirb' anstatt ‚lebe'.

"Carson", sagt sie und ihre Stimme zittert.

Sie ist bereits schwach. Ihre Organe funktionieren nicht mehr einwandfrei. Ihr Gehirn verliert langsam, aber sicher, die Kontrolle. Seine Signale sind nicht mehr eindeutig, es gibt Missverständnisse, Fehler, die sie vergiften.

Es ist mir als Arzt kaum möglich darauf zu reagieren. Es ändert sich zu schnell und selbst mit Medikamenten kann ihr nicht helfen. Ich würde riskieren, dass ich es noch schlimmer mache.

"Ich weiß zu schätzen, was du für mich getan hast und immer noch tust", fährt sie schließlich fort und sieht mich an. "Aber... diese Krankheit ist immer noch ein Rätsel und meine Zeit reicht nicht für eine Lösung aus. Es ist nicht deine Schuld, Carson."

Ich verstehe, was sie zwischen den Zeilen sagt. Sie möchte, dass ich sie sterben lasse und ihr unausweichliches Schicksal akzeptiere, so wie sie es tut.
Aber ich bin Arzt, mein Job ist es Leben zu retten, nicht dabei zuzusehen, wie sie vergehen.

"Vielleicht habe ich etwas übersehen", erwidere ich und dieser Gedanke plagt mich in den letzten Tagen immer öfters.

Was ist, wenn mir etwas nicht aufgefallen ist, wenn die Lösung, ihre Heilung, ganz einfach wäre, ich lediglich einen Fehler gemacht habe?

"Du bist alles mehrmals durchgegangen, Carson", meint sie mit einem Lächeln und schließt für einen Moment die Augen.

Sprechen macht sie müde. Es kostet viel Sauerstoff und auch wenn ihre Lunge noch eines der intaktesten Organe ist, funktioniert sie nicht mehr so wie sie sollte.

"Wir können nicht immer gewinnen", sagt sie und ich senke den Kopf.

Ja, können wir nicht. Aber hätten wir nicht eine andere Schlacht verlieren können?

Sie hat es akzeptiert. Sie weiß, dass sie sterben wird und sie hat sich damit abgefunden. Elizabeth Weir, die Frau, die niemals aufgegeben hat, hat sich selbst aufgegeben.

"Hast du Angst?", frage ich und sie zuckt mit den Schultern.

"Ich werde meinen eigenen Zerfall miterleben", erwidert sie sachlich und sieht auf ihre Hände hinab, die ich immer noch halte. "Natürlich habe ich Angst."

Ich weiß, dass ich nichts tun kann, um ihr diese Angst zu nehmen. Letzten Endes ist sie auf sich gestellt. Ich kann zwar für sie da sein, ich kann ihre Hand halten, aber das Leid muss sie alleine ertragen.

Sie drückt meine Hand und als ich aufblicke, sehe ich in ihr lächelndes Gesicht. Ich weiß, dass sie gerne sagen würde, dass alles gut wird, aber das wird es nicht.

"Ich bin müde", sagt sie stattdessen und zieht ihre Beine aufs Bett.

Ich helfe ihr und decke sie zu.

Ihr Körper wirkt so zerbrechlich, wie der eines Kindes. Ihre Haut ist unnatürlich bleich und hat eine fahle Farbe. Sie ist abgemagert und ihre Knochen werfen erschreckende, dunkle Schatten. Sie wirkt gealtert und gebrochen.

Es ist erst der Anfang. Wir beide wissen, dass es noch viel schlimmer werden wird und wir fürchten uns gleichermaßen davor.

Ich habe den Tod immer als etwas betrachtet, das zum Leben gehört und auch wenn er dank meines Berufes zu einer Art Feind wurde, war ich mir immer bewusst, dass jedes Leben einmal enden muss.

Nun allerdings hier zu sitzen und einer Freundin beim Sterben zuzusehen, zu beobachten, wie der Tod aus dieser einzigartigen Frau ein Schatten ihrer selbst macht, ist eine grausame Tortur - ihr wird es noch viel schlimmer ergehen.

Ich streichle ihr über die Wange und stehe dann auf. Sie ist bereits eingeschlafen und ich weiß, dass sie für die nächsten zwölf Stunden nicht aufwachen wird.

Es geht auf das Ende zu. Unaufhörlich, unausweichlich. Mit jeder Sekunde. Und ich kann nichts tun; es ist zum Verrücktwerden.

Elizabeth hat Recht. Ich sollte es akzeptieren und aus der verbliebenen Zeit eine gute machen.

ENDE
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