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Cuts von Xiao

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Kapitel Bemerkung: Short-Cut: Sie hatte heute den ersten Schritt gemacht. Den ersten Schritt eines langen Weges.
Author's Note: Man fragte mich, ob ich nicht eine Fortsetzung schreiben möchte und da kam diese Idee auf :)
Widmung: Für Kalli, die mich bat, eine Fortsetzung zu ‚Cuts' zu schreiben und die Beta gemacht hat :D

A Long Way


Das leise Kratzen des Kullis hallte durch die gespenstische Stille der Krankenstation. Das Papier fühlte sich rau unter seinen Händen an und Carson achtete mehr auf den Schatten, den sein Stift warf, als auf das, was er schrieb.

Er machte sich Sorgen. Ernsthafte Sorgen.
Die Abstände, in denen Elizabeth mit aufgeschnittenem Unterarm zu ihm kam, wurden immer kleiner und die Schnitte immer tiefer. Er befürchtete, dass sie es übertrieb und Sehnen und wichtige Blutgefäße verletzte.

Er hatte immer wieder betont, dass sie zu ihm kommen könne, wenn sie jemanden zum Reden bräuchte, aber sie ignorierte dieses Angebot kontinuierlich und es machte ihn langsam wütend.

Es verletzte ihn auf eine gewisse Weise, dass sie sich lieber den gesamten Unterarm aufschnitt als zu ihm - einem Freund - zu kommen. Andererseits wusste er auch, dass er es akzeptieren musste, dass er ihr es einfach nur weiter anbieten konnte.

Natürlich hätte er zu Heightmeyer gehen können, natürlich hätte er dafür sorgen können, dass man sie zurück zur Erde schickte, da sie mit dem Druck nicht klar kam, aber sie war eine Freundin und er wusste, dass sie es ihm nie verziehen hätte, wenn er ihr in den Rücken gefallen wäre.

Plötzlich erklangen dumpfe Schritte hinter ihm und er fuhr herum. Elizabeth stand in der Tür und er widerstand nur knapp der Versuchung die Augen zu schließen und gequält zu stöhnen. Er wollte das Blut nicht mehr sehen... nicht ihre Schnitte.

Doch irgendwas war anders. Sie wirkte entschlossen, nicht so niedergeschlagen wie sonst, sondern erstaunlich gefasst. Sie zitterte leicht und machte keine Anstalten etwas zu sagen.

Sein Blick glitt musternd über ihren Körper. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen gerötet, aber nicht geschwollen und ihre rechte Hand hatte sie zur Faust geballt.
Vergeblich suchte er nach dem Blut, den Schnitten.

"Ich...", setzte sie an, brach dann aber ab und ließ den Kopf hängen.

Sie streckte ihm ihre rechte Hand hin und öffnete sie. In ihrem Inneren befand sich eine Rasierklinge. Blutig. Scheinbar hatte sie ihre Hand so fest um sie geschlossen, dass sie sich an der Klinge geschnitten hatte.

"Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das für mich aufbewahren könnten, Carson", sagte sie leise und er sah sie überrascht an, ehe er wider zu der Rasierklinge in ihrer Hand blickte.

"Aye", erwiderte er und nahm das kleine silberne Objekt an sich.

Er ließ es in die Tasche seines Kittels fallen und beobachtete, wie Elizabeth der Klinge fast sehnsüchtig nachschaute.

"Ich möchte sie irgendwann wiederhaben", sagte sie leise und er blickte sie skeptisch an. "Aber nicht in den nächsten Jahren. Irgendwann."

Er nickte und deutete dann auf ihre Hand.

"Soll ich mir das mal anschauen?", fragte er und diesmal war sie es die nickte. "Gehen wir ins Behandlungszimmer."

Sie kannte den Weg und ließ sich auf einem Bett nieder, während er rasch seine Gummihandschuhe überstreifte.

Der Schnitt in ihrer Hand war tief, etwa drei Zentimeter lang und Carson betrachtete ihn mit Sorge.

"Können Sie die Hand normal bewegen?", fragte er und machte ein paar Bewegungen vor, die sie scheinbar ohne Probleme nachahmte. "Gut, die Sehnen sind zum Glück unverletzt. Ich werde es nähen müssen, Elizabeth."

Sie sah ihn an und nickte, ohne eine weitere Regung zu zeigen.

"Ich komme gleich wieder", meinte er und verschwand dann im Nebenzimmer, um alles zu holen.

Als er kurz darauf wiederkam, saß Elizabeth immer noch auf dem Bett und blickte von ihrer Hand auf. Sie schnitt eine Grimasse, als sie die Dinge erblickte, die auf dem kleinen silbernen Tablett lagen: eine Spritze für die örtliche Betäubung, Nadel und Faden.

Er war es gewohnt, dass Elizabeth nicht sonderlich viel redete, wenn sie bei ihm war. Es hatte auch nie sonderlich viel zu reden gegeben, aber es interessierte ihn, wie es zu ihrem Sinneswandel gekommen war.

"Das wird etwas weh tun", meinte er, als er die Spritze ansetzte und sie zuckte synchron mit dem Moment, indem die Nadel ihre Haut durchstach, zusammen.

Er wartete ab, ob sie von selbst etwas sagen würde, während er mehrmals das Betäubungsmittel ins Gewebe injizierte.

"Es wird etwas dauern, bis es wirkt", erklärte er und legte die Spritze beiseite.

"Danke", erwiderte sie und sah ihn direkt an. "Dass Sie sich um mich gekümmert haben, Carson."

Er lächelte, griff nach ihrer gesunden Hand und drückte sie kurz.

"Ich bin gern für Sie da", meinte er und sie erwiderte das Lächeln matt. "Sie können immer zu mir kommen."

Sie nickte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich weiß", antwortete sie und blickt wieder hinunter auf ihre Hand.

Die nächsten Minuten verstrichen schweigend und Carson fragte sich erneut, was sie dazu bewegt hatte, sich so plötzlich von ihrer Rasierklinge zu trennen.

Er war sich im Klaren darüber, dass das ein symbolischer Schritt war. Sie zeigte ihm damit ihr Vertrauen und auch ihren Willen etwas zu ändern, aber er wusste, dass es ein harter und weiter Weg werden würde, bis sie wirklich Rasierklingen im Schrank aufbewahren konnte, ohne sich damit selbst zu verletzen.

Sie würde andere Wege finden. Sie brauchte ihre Rasierklinge nicht zwingend.
Das Problem lag nicht in der Rasierklinge an sich, es lag an dem, was sie damit zu erreichen versuchte: Stressabbau.
Solange sie dafür keine Alternative hatte, würde er sie noch öfters behandeln müssen und wenn er an mögliche Alternativen zum Ritzen dachte, wollte er ihr ihre Rasierklinge wieder zurückgeben.

"Spüren Sie etwas?", fragte er und drückte vorsichtig in das Gewebe rings um den Schnitt.

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein, es ist taub", antwortete sie erstaunlich wortreich und er wandte sich seiner sterilen Nadel und dem Faden zu.

Sie beobachtete jeden seiner Handgriffe, als er mit insgesamt fünf Stichen die klaffende Wunde zusammenzog und jeden Faden einzeln verknotete.

Er hatte viele erlebt, die bei diesem Anblick zusammengeklappt waren, aber Elizabeth schien es zu faszinieren und es wies ihn erneut darauf hin, dass das, was heute geschehen war, ein erster Schritt war, mehr nicht. Ihre Heilung würde viel länger dauern und dafür war er eigentlich der falsche Arzt.

"Fertig", verkündete er mit einem Lächeln, nachdem er ein Pflaster über die vernähte Wunde geklebt hatte.

Zwar hätte er es bevorzugt, sie zu verbinden, aber ein Verband weckte zu viel Aufmerksamkeit und er wusste, dass Elizabeth das zu vermeiden versuchte.

Sie lächelte. Es war ein kleines, scheues Lächeln, aber es war das ehrlichste, das er seit langem auf ihrem Gesicht gesehen hatte.

"Danke", meinte sie und es hatte einen völlig anderen Klang als das, was er in den letzten Monaten gehört hatte.

Es klang nicht beschämt und auch nicht so erschöpft und hoffnungslos wie zuvor. Es klang entschlossen.

"Gern geschehen", antwortete er mit einem Lächeln und stützte sich auf dem Bett ab, während er ihr nachsah, wie sie die Krankenstation verließ.

Es würde weiß Gott nicht einfach werden und er wusste, dass das hier nicht das letzte Mal war, dass er sie nachts auf der Krankenstation antreffen würde.

Er hoffte, dass sie es schaffen würde und doch war ihm klar, dass es nicht darum ging, ob sie wieder kam, sondern wann sie wieder kam.

Er seufzte leise und ging dann wieder zurück in sein Büro.

Sie hatte heute den ersten Schritt gemacht. Den ersten Schritt eines langen Wegs.

Fortsetzung: Crisis
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