Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Kalt von Chaya93

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Kalt
Kalt. So kalt.
Noch immer im Tiefschlaf kuschelte sich Cameron Mitchell fester in seine Bettdecke. Die Beine hatte er fest an seinen Oberkörper gepresst, um so wenig Wärme wie möglich an seine Umgebung abzugeben. Ein unkontrolliertes Zittern lief über seinen Körper.

Gemächlich kletterte die Quecksilberlösung des Thermometers an der Wand um ein weiteres Grad nach oben. 26° Celsius.

Kalt. So kalt!
Unruhig wälzte sich Cam in seinem Bett hin und her.

**Mayday, Mayday. Wir gehen runter, ich wiederhole: Wir gehen runter!**
All das Eis, so kalt, so kalt! Und sein Blut, das so unnatürlich warm an seiner Schläfe hinablief. Bis selbst dieser Gegensatz nicht mehr fühlbar war, bis sich sein Körper fast genauso kalt anfühlte, wie alles andere um ihn herum. Auch die fast unerträglichen Schmerzen, die von zahlreichen Prellungen, Knochenbrüchen und inneren Verletzungen herrührten waren schon bald einem dumpfen Pochen gewichen.
Nur mühsam konnte Cam seine Augen offen halten. Das Eis lockte ihn mit seiner tröstenden Kälte, die ihm versprach alle seine Schmerzen durch wunderbare Taubheit zu ersetzen. Die ihm glauben machen wollte, dass sie über ihn wachen würde, sollte er sich seiner Müdigkeit hingeben.
Mühsam atmete Cameron ein und wieder aus und versuchte sich selbst zu beschäftigen, um den vereinten Kampf von Kälte und Müdigkeit gegen ihn alleine zu gewinnen. Er versuchte sich in seinem Pilotensitz umzudrehen, um nach Lieutenant Banks zu sehen, auch wenn er bereits wusste, dass sein Kamerad tot war. Doch als Cam seine Beine bewegen wollte, machte ihm ein urplötzlich aufkeimender Schmerz einen Strich durch die Rechnung. Ein lauter Schrei entwich seiner Kehle und seine Umgebung verschwamm zu undeutlichen Konturen, bevor sich schließlich ein schwarzer Vorhang über seine Augen legte.

Einzelne Schweißperlen rannen über Cams Gesicht, seine Augen huschten unter den geschlossenen Lidern unruhig hin und her. Noch immer lag er zusammengekauert bis unters Kinn unter seiner dicken Decke, während das Thermometer noch immer die gleiche Wärme anzeigte, wie zuvor.
Doch Mitchell war kalt. So kalt…

Mit einem Schlag kam Cam wieder zu Bewusstsein. Er hatte das Gefühl, als wäre die Temperatur in seiner F-302 noch weiter gesunken. Er wusste nicht einmal, ob sein Körper schon Erfrierungserscheinungen zeigte, doch selbst, wenn er es herausfinden könnte, würde diese Erkenntnis ihm nicht viel helfen. Er war schließlich noch immer im ewigen Eis der Antarktis gefangen.
Mittlerweile hatte draußen ein eiskalter Wind eingesetzt, der durch die zerbrochene Frontscheibe auch in die F-302 wehte. Einige kleine Schneeflocken verfingen sich in Mitchells Kleidung und andere setzen sich auf seinem Gesicht fest, wo sie kurz nach dem Kontakt sofort zu schmelzen begannen.
Mitchells Zittern hatte schon vor einiger Zeit aufgehört. Ein schlechtes Zeichen, das wusste er selbst. Jetzt tat der Körper alles, um sich selbst am Leben zu erhalten, indem er das verbleibende Blut in die Körperregionen pumpte, die es am meisten benötigten.
Mit einem Blick auf die Konsolen stellte er fest, dass alle Lichter aus waren. Wo sich zuvor der Empfänger und Sender von Funksprüchen befand, sah Cam jetzt nur ein großes Loch, in dem eine riesige Glasscheibe steckte, die aus dem zersprungenen Glas der Frontscheibe stammte.
Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelte Cam und er spuckte dunkelrotes Blut, das an seinen Mundwinkeln hinunterlief. Mit der linken Hand wollte er sich seinen roten Lebenssaft wegwischen, doch seine Hand reagierte nicht auf seinen mentalen Befehl und auch sonst konnte er keine seiner Gliedmaßen überreden sich zu bewegen. Cam konnte spüren, dass ihn seine Lebensgeister langsam, aber sicher verließen. Mit einem leisen Seufzer lehnte er seinen Kopf an die Scheibe zu seiner Rechten, bevor die Dunkelheit abermals ihren tröstenden Umhang über ihm ausbreitete.

Cameron zog sich die Bettdecke immer höher, bis er vollständig darunter verschwunden war. Noch immer zitterte er am ganzen Körper, obwohl die Kälte nicht von der Temperatur in seinem Schlafzimmer herzurühren schien, sondern tief aus Cameron selbst kam.
Und ihm war innerlich wirklich kalt. So verdammt kalt.

Cameron wusste nicht, wie er aus dem Cockpit seiner F-302 herausgekommen war, doch als er das nächste Mal die Augen öffnete, befand er sich in einem Krankenhaus.
An die Zeit seiner Ankunft konnte Cam sich kaum noch erinnern, da er mit Schmerzmittel vollgepumpt war und seine Verletzungen so stark waren, dass die Ärzte ihn konstant schlafend hielten, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und ihm unnötige Qualen zu ersparen.
Als es Cameron schließlich wieder etwas besser ging, setzten die Ärzte die Schlafmittel nicht mehr ganz so häufig ein, um einer Abhängigkeit entgegenzuwirken. Dadurch hatte Mitchell sehr viel Zeit nachzudenken und die brauchte er auch, um sich mit dem Tod seines Kameraden, Banks, auseinanderzusetzen und sich über seine Zukunft Gedanken zu machen. Doch abends hätte er die Mittel sehr gut gebrauchen können. Zu diesem Zeitpunkt haben sie nämlich angefangen. Die Albträume, die jede Nacht wiederkehrten, die ihn in Gedanken immer wieder zu dem einen Ort zurückführten, den er am liebsten aus seinem Gedächtnis verbannt hätte. Die Antarktis und das kalte, kalte Eis.

Noch immer am ganzen Körper zitternd und schweißgebadet wachte Cam schließlich auf und rieb sich über die, mit Gänsehaut bedeckte Haut seiner Arme. Der Soldat schloss für einige Sekunden die Augen und fuhr sich durch die Haare, die vom Schweiß nass waren und nach allen Richtungen abstanden. Fast hatte es den Anschein, als müsse er sich für den kommenden Tag wappnen, doch das war bei weitem nicht der Fall!
Die Tage machten ihm keine Probleme, es waren die Nächte, vor denen er sich fürchtete…

-Ende-
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.