John wollte das Bild endgültig aus seinem Geist verbannen, die Gefühle, die immer wieder in ihm hochkamen und ihn regelrecht überfluteten.
Je mehr er versuchte sie zu verdrängen, desto öfter wanderten die Bilder zurück in seinen Kopf und es machte ihn so langsam wahnsinnig.
Vor seinem geistigen Auge entstand erneut das Bild des Kusses und er seufzte genervt, als er sah, wie McKay (oder was es nun Cadman gewesen?) auf Beckett zuging und diesem einen Kuss auf die Lippen drückte.
Plötzliche Eifersucht stieg wieder in ihm hoch und er bemühte sich, diese zu verdrängen. Es war im Moment einfach unangebracht und zur Lösung des Problems würde es ebenfalls nicht beitragen.
Seine Gedanken schwirrten wahrscheinlich zum hundertsten Mal zu dem Bild zurück und er erinnerte sich an seine Reaktion.
Er hatte es wie die Anderen nicht erwartet und war geschockt gewesen, als McKay auf Beckett zugegangen war, um ihn zu küssen.
John hatte bisher noch keine Zeit und keinen Nerv dafür gehabt, sich mit McKay darüber zu unterhalten und ob er es jemals tun würde, wusste er nicht. Er konnte nicht einmal genau sagen, ob nun McKay oder Cadman in McKays Körper Beckett zu nahe gekommen war.
Rodneys anschließende Reaktion auf den Kuss ließ vermuten, dass im Moment des Kusses Cadman die Macht gehabt hatte, was John allerdings nicht im Geringsten beruhigte. Ob nun McKay oder Cadman, einer der Beiden hatte in McKays Körper seinen Arzt geküsst und er wusste nicht, wie ernst es ihm oder ihr gewesen war.
Er musste Gewissheit haben, doch bisher war er den Beiden bewusst aus dem Weg gegangen.
John wusste, dass er sich zu aller erst mit Carson unterhalten sollte, immerhin war dieser der Grund für den ganzen Trubel und sein momentanes Gefühlschaos.
Er war sicher, dass Beckett weder für McKay noch für Cadman mehr als freundschaftliche Gefühle übrig hatte und sollte es doch so sein, hätte er es ihm erzählt.
John vertraute Carson, ohne Vertrauen war keine Beziehung möglich und dennoch ging ihm der Kuss nicht mehr aus dem Kopf.
Die aufsteigende Eifersucht über den Kuss hatte er nicht erwartet, zumal man hatte sehen können, wie unwohl Beckett dabei gewesen war und doch durchraste sie ihn und er spürte erneut die Wut in sich aufsteigen.
Er musste unbedingt Gewissheit haben und die würde er nur bekommen, wenn er mit McKay oder Cadman darüber sprach. Doch wie sollte er das tun? Seine Beziehung zu Carson war bisher noch nicht öffentlich geworden und so konnte er schlecht zu einem der Beiden hingehen und fragen, worauf das Ganze hatte hinzielen sollen.
Die Zwei würden so eine Frage sicherlich seltsam finden und das zu Recht, wie er frustriert feststellen musste. Niemand stelle solch eine Frage ohne Grund und aus seinem Mund konnten die Beiden nur auf eine Schlussfolgerung kommen.
Er stand in einer Sackgasse und wie er sich aus dieser befreien konnte, war ihm im Moment schleierhaft und es frustrierte ihn nur noch mehr.
Mit schlechter Laune gesegnet betrat er sein Quartier und blickte sich um, konnte Beckett allerdings nirgends entdecken, was seiner Laune nicht gerade förderlich war.
Eigentlich waren sie um 19 Uhr verabredet gewesen, doch von Beckett fehlte jede Spur und so schmiss er genervt seine Uniformjacke auf den nächsten Stuhl und machte es sich auf der Couch bequem.
Kaum hatte er sich gesetzt, entdeckte er einen kleinen weißen Zettel auf dem Wohnzimmertisch und verwirrt beugte er sich vor, um ihn zu ergreifen.
Die Schrift kam ihm sofort bekannt vor und er erkannte Carsons Handschrift auf den ersten Blick.
Überrascht fing er an zu lesen und lehnte sich zurück.
Ich weiß, dass du dir wegen irgendetwas Sorgen machst, das du mir gegenüber bisher noch nicht erwähnt hast. Ich hoffe, es nichts Schlimmes und falls du darüber sprechen möchtest - ich habe heute erst um 21 Uhr Schluss und werde dann zu dir kommen.
In Liebe, Carson
John spürte ein Gefühl der Wärme in sich aufsteigen und auch wenn dieser Zettel sein eigentliches Problem nicht löste, war er dennoch eine Bestätigung dafür, dass Carson nach wie vor aufmerksam auf ihn achtete und anscheinend auch sein jetziges Gefühlschaos bemerkt hatte.
Dieses Wissen beruhigte ihn und er hatte das Gefühl, als würde eine große Last von ihm fallen.
Vielleicht hatte er seiner Eifersucht einfach zu viel Freiraum eingestanden und nicht das gesehen, was wichtig war. Carson war für ihn da, er konnte mit ihm reden und der Kuss schien plötzlich keinerlei Bedeutung mehr zu haben.
Er atmete erleichtert aus und legte den kleinen Zettel zurück auf den Tisch.
Warum er nicht früher mit Beckett über dieses Problem gesprochen hatte, war ihm im Moment nicht klar und er beschloss, es eben heute Abend nachzuholen. Carson würde ihn verstehen, wie er es immer tat und vielleicht musste er Rodney oder Cadman nicht einmal darauf ansprechen, denn es würde vielleicht nicht mehr wichtig sein, wenn er mit Carson gesprochen und das Problem aus Welt geschaffen hatte.
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