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Escape von Nin

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Kapitel Bemerkung: Author's Note: Irgendwie wollte ich zu ‚Escape' eine Fortsetzung schreiben ;)
Widmung: An Sühsi & Anya *flausch* Ich freu mich auf unsere Silvester-Gaudi :D
Insurmountable


Wenn Sie so weitermachen, Elizabeth, dann kann es gut sein, dass Sie das nächste Jahr nicht mehr erleben.
Becketts Stimme ging Elizabeth nicht mehr aus dem Kopf und das endlose Echo seiner Worte schlug ihr gewaltig auf die Nerven. Seufzend schüttelte sie den Kopf, wollte die Stimme vertreiben, doch es gelang ihr nicht.
… dass Sie das nächste Jahr nicht mehr erleben.
Der Arzt sagte die Wahrheit, er hatte das ausgesprochen, was sie schon selbst bereits seit langer Zeit wusste, jedoch nicht akzeptieren wollte. Wer konnte die Wahrheit auch so einfach akzeptieren?
Sie nicht und doch blieb ihr so langsam wohl nichts Anderes mehr übrig. Ihre Zeit lief ab, Beckett hatte ihr das unmissverständlich klar gemacht und sie zum Nachdenken gebracht.
Eigentlich brauchte sie nicht sonderlich lange darüber nachdenken, es war alles klar. Ihr Ziel war es, sich selbst langsam herunter zu ‚wirtschaften', da ihr der Mut fehlte, ihrem Leben ein für allemal ein Ende zu machen.
Anscheinend war jedoch ein Funke Lebenswille noch vorhanden und an eben diesen hatte Beckett appelliert, wohl oder übel mit Erfolg, denn sie dachte genauer über sich und das Leben nach. Ein Leben, das sie im ganzen letzten Jahr gefährdet hatte, das sie bewusst gefährdet hatte und das sie eigentlich auch weiterhin gefährden wollte.
Beckett hatte ihr vorgeschlagen eine Therapie zu machen, da er der Meinung war, dass sie ihre Krankheit alleine nicht in den Griff bekam. Er bezeichnete es als Borderline-Persönlichkeit und drängte sie nun dazu, sich professionell helfen zu lassen.
Eine Therapie war in ihren Augen schön und gut, aber nur, wenn der Patient auch einsichtig war und wenn sie ehrlich war, war sie eben das nicht. Sie wusste, dass sie ihre Krankheit nur mit Hilfe besiegen konnte, doch sie wollte es nicht. Es gefiel ihr so, wie es war. Es war befriedigend und sie sah nicht den Sinn hinter einer Therapie. Sie war nicht bereit, es sein zu lassen, sie versank dafür viel zu gern in der Schwärze, ließ zu gerne die Realität hinter sich und genoss zu sehr das Gefühl, wenn die Rasierklinge durch ihre Haut schnitt. Man konnte es als pervers bezeichnen, aber so war es nunmals.
Der Gedanke, all dem abzuschwören, war ungewohnt, befremdlich und er gefiel ihr nicht. Sie brauchte ein Ventil, ein Ventil für all das, was in ihrem Leben schief ging. Das Ventil war sie selbst und wenn sie es aufgab, es nicht mehr an sich selbst ausließ, dann musste sie eine neue Möglichkeit finden. Und das war nicht so einfach.
Beckett konnte leicht von einer Therapie sprechen, er konnte nicht nachvollziehen, wie es ihr ging, was sie fühlte und was ihre Taten für sie bedeuteten. Er konnte es sich wahrscheinlich nicht einmal richtig vorstellen. Zu seiner Verteidigung musste sie sich allerdings eingestehen, dass es für einen normalen Menschen auch schwer zu verstehen war. Wie sollte man verstehen, dass es befriedigend war, sich selbst Wunden und Verletzungen zuzufügen, Tabletten zu schlucken oder sonst etwas zu tun? Für sie selbst war es leicht nachzuvollziehen, aber für Beckett nicht.
Sie hatte sich oft gefragt, wieso sie es an sich selbst ausließ, wieso sie sich selbst verletzte und ob so etwas überhaupt noch normal war. Gut, es war nicht normal, das war ihr mehr oder weniger bewusst, aber auf die Frage, weswegen sie es an sich selbst ausließ, hatte sie keine genaue Antwort gefunden. Vielleicht hatte sie unbewusst auch keine finden wollen.
Erneut drangen Becketts Worte in ihren Kopf, wie er sie dazu drängte, eine Therapie zu machen, wie er ihr mitteilte, dass sie nicht mehr lange leben würde, wenn sie so weitermachte.
Sie wollte keine verdammte Therapie, sie brauchte sie nicht, auch wenn sie in Becketts Augen krank war und Hilfe annehmen sollte. Die Stärke und den Willen eine solche Therapie durchzuziehen hatte sie nicht und Carson würde das akzeptieren müssen. Er hatte ihr versteckt hinter Worten angedroht, sie vom Dienst zu suspendieren, wenn sie sich weiterhin verletzte. Sie glaubte nicht, dass er es wirklich machen würde und war versucht, es darauf ankommen zu lassen. Er wusste nur von ihren Problemen, weil sie bei tiefen Schnitten zu ihm kam, weil sie ärztliche Hilfe benötigte, wenn sie zu viele Tabletten vermischt mit Alkohol zu sich genommen hatte, doch tiefe Schnitte heilten auch ohne seine Hilfe und Tabletten wurden auch so von ihrem Körper abgebaut. Sie musste nicht notgedrungen zu ihm kommen und wenn sie ab sofort seltener oder gar nicht mehr kam, glaubte er vielleicht, dass sie damit aufgehört hatte. Er konnte sie nicht zwingen, ihm Rede und Antwort zu stehen und er konnte sie nicht zwingen, ihm ihre Arme zu zeigen.
Es war keine Lösung auf Dauer, irgendwann würde sie wahrscheinlich auffliegen, aber bis dahin wollte sie so weitermachen wie bisher. Der Drang zur Selbstverletzung war zu groß, als dass sie ihn besiegen konnte, nur weil ein verdammter Arzt es so wollte. Es war ihr Leben, sie mochte es so wie es war und sie würde sich von niemandem etwas verbieten oder davon abhalten lassen.
Noch hatte sie ihren eigenen Willen und dieser drängte sie beinahe übermächtig in Richtung Rasierklinge. Es war eine Sucht, ja, aber es war eine durchaus befriedigende Sucht und sie spürte den Drang danach, sich wieder zu verletzen, das Verlangen, die Klinge über ihre Haut zu führen. Sollte Beckett doch denken, was er wollte, sollte er sich Sorgen machen, sie konnte es nicht ändern, es ging einfach nicht.
Als die Klinge über ihre Haut schnitt spürte sie keinen Schmerz, nur Erleichterung und als das Blut begann auf den Boden zu tropfen und eine kleine Lache zu bilden, wusste sie, dass es noch lange nicht das Ende war.

Fin
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