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Life goes on von Xily

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Short-Cut: Die Daedalus bringt Briefe aus der Heimat, doch nicht allen bringt das Freude. Johns Brief ruft dunkle und verdrängte Erinnerungen hervor, ob Elizabeth ihm helfen kann?
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: Sheppard/Weir
Kategorie: Romance, Tragik
Rating: PG-13
Author's Note: Da ich zurzeit an einer megalangen FF schreibe, kam irgendwie das Bedürfnis auf, eine kleinere FF einzuschieben *gg* Leider wurde sie dann doch etwas länger, als ich ursprünglich angenommen hatte *g* Ich kann mich einfach nicht kurz fassen ^^
Widmung: Für Nin ^^
Disclaimer: MGM Television Entertainment
Feedback: Jepp :D - Feff@gmx.de

Life goes on


Es war früher Morgen, als Elizabeth Weir in ihrem Büro saß und die liegen gebliebene Arbeit durchging, um ihren jetzt noch überfüllten Schreibtisch wieder leerer zu kriegen.
Es fiel ihr schwer, sich in letzter Zeit auf etwas zu konzentrieren und doch musste es getan werden, wie sie sich seufzend eingestand.
Sie vermisste die Arbeit, nicht alles davon, aber den Großteil und mit der Arbeit fehlten ihr auch die stressigen Tage, die sie oftmals verflucht, aber dennoch manchmal herbeigesehnt hatte.
Sie stimmte Carson zu, dass sie kürzer treten sollte, nicht zu ihrem eigenen Wohl, sondern zum Wohl des Kindes und Elizabeth wollte kein Risiko eingehen, indem sie wieder vollständig zur Arbeit zurückkehrte und sich dann womöglich übernahm.
Sie hatten sich letztendlich darauf geeinigt, dass sie immer mal wieder die liegen gebliebene Arbeit tätigte und es sonst ruhig angehen ließ.
Inzwischen wusste die ganze Bevölkerung von Atlantis über die Schwangerschaft Bescheid und es rührte sie, wie viel man ihr entgegenkam, aber manchmal war sie dankbar, wenn sie ungestört durch die Korridore von Atlantis wandern konnte.
Jetzt war sie seit über zwei Stunden wach und auch wenn dies unter normalen Umständen nichts ungewöhnliches gewesen wäre, fühlte sie nun dennoch langsam die Müdigkeit in sich aufsteigen und versprach dem kleinen Wesen, dass sie bald eine Pause einlegen würde.
Sie blickte überrascht von ihrer Arbeit auf, als der Türsummer ertönte und sich die Türen nach ihrem ‚Herein' öffneten.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als John Sheppard eintrat und sie mit einem warmen Blick musterte.
"Solltest du dich nicht ausruhen?", meinte er gespielt vorwurfsvoll und gab ihr einen langen Kuss, ehe er sich auf die Kante ihres Schreibtisches setzte.
"Das habe ich gleich vor. Solltest du nicht bei Rodney sein?", hielt sie ihm konternd entgegen und John verzog das Gesicht.
"Das habe ich verdrängt", meinte er und sie lachte leise. John und Rodney waren ein Duo, auf das sie nicht verzichten wollte, weil die Beiden einfach nur amüsant zusammen waren und es wahrscheinlich nicht einmal wussten.
"Ich denke nicht, dass es lange dauern wird", tröstete sie ihn und fing das Augenrollen von John auf, das ihr signalisierte, dass es bei Rodney nichts gab, was nicht lange dauerte.
"Es gibt auch viele Andere, die das Gen haben", fing er wieder an und Elizabeth unterdrückte ein Lächeln, weil sie diesen Satz in den letzten Tagen unzählige Male gehört hatte.
"Bei dir ist es aber sehr ausgeprägt", hielt sie dagegen und er seufzte, wohl wissend, dass er keine Chance hatte, aus dieser Sache raus zu kommen.
"Also nehme ich mal an, dass wir uns heute Abend wieder sehen, wenn ich endlich von Rodney losgekommen bin", brummte John und Elizabeth lächelte amüsiert.
"Ich werde warten", meinte sie und ignorierte den flehenden Blick von ihrem Gegenüber. "Das will ich auch…" Er stockte, als Elizabeth die Hand hob und diese dann zu ihrem Head-Set führte.
"Was gibt es?", fragte sie und nickte dann. "Ich bin auf dem Weg. Weir Ende."
"Auf dem Weg wohin?", erkundigte sich John, nachdem die Verbindung wieder unterbrochen war.
"Die Daedalus ist im Anflug und landet in wenigen Minuten", meinte sie und schob die vielen Berichte auf die eine Seite ihres Schreibtisches, um wenigstens den Schein von Ordnung hervorzurufen.
"Und du bist das Empfangskomitee?" Er grinste und sie warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor sie sich erhob.
Er wusste um ihre immer wieder vorkommenden Differenzen mit Colonel Caldwell, aber trotzdem schätze sie diesen Mann, da war er sich sicher.
"Viel Spaß bei Rodney", gab sie ihm süffisant die Konterung und küsste ihn, ehe er eine passende Antwort äußern konnte.
"Bis heute Abend", verabschiedete sie sich, als sie den Raum verließ und er meinte, das unterdrückte Lachen aus ihrer Stimme heraus zu hören.
"Ja, bis heute Abend", grummelte er leise, ehe auch er den Raum verließ und sich auf den Weg zu Rodney machte.

Als Elizabeth beim Hangar ankam, war die Daedalus bereits gelandet und sie blieb an der Türe stehen, als sie Caldwell und einzelne Offiziere auf sich zukommen sah.
"Willkommen zurück", begrüßte sie Steven und dieser nickte lächelnd.
"Wie war die Reise?", fragte sie, als sie zusammen durch die Türe traten und den Korridor entlang liefen.
"Lange und ruhig", meinte Caldwell zwinkernd und Elizabeth grinste kurz. Auch sie hatte einmal diese Reise hinter sich gebracht und wusste daher sehr gut, wie lang es wirklich war. Es gab nicht sehr viel, was man als Passagier auf einem Raumschiff machen konnte und so war sie dankbar gewesen, als sie Atlantis wieder erreicht hatten.
"Wie ich hörte, kann man gratulieren", sagte Steven einige Sekunden später und lächelte über den überraschten Gesichtsausdruck seines Gegenübers.
"Nur weil man 3 Wochen auf einem Schiff festsitzt, heißt das noch nicht, dass man von Klatsch und Tratsch geschützt ist." Er blickte sie amüsiert an und es gelang ihr nicht, ihr Lächeln zu unterdrücken. Sie hatte nicht damit gerechnet, aber wie es schien, war ihre Schwangerschaft inzwischen zu einem viel diskutierten Thema geworden und sie fragte sich, ob das nun gut oder schlecht war. Sie war nie ein Fan davon gewesen, selbst zum heißen Tratsch zu gehören, aber augenscheinlich war sie das schon.
"Danke", meinte sie dann und war überrascht darüber, dass sie es wirklich so meinte.
Steven Caldwell und sie verband eine Freundschaft, die sie nicht genau einordnen konnte und sie genoss die regelmäßigen verbalen Schlagaustausche mit ihm.
"Wann wird der kleine Kommandant denn auf die Welt kommen?", fragte er und ihre Lippen zuckten verräterisch, was er grinsend zur Kenntnis nahm.
Er wusste genauso gut wie sie, das dies eine Anspielung darauf war, dass sie die Kommandantin von Atlantis und Sheppard der Militärkommandant war. Er nahm es ihr nicht mehr übel, dass sie John für den Posten vorgezogen hatte und doch war es immer wieder eine gut brauchbare Anspielung, die von beiden Seiten kam.
"In etwa sieben Monaten. Stellen Sie sich schon einmal darauf ein, dass er in der Kommandostruktur über Ihnen steht", konterte sie und genoss das kurze Lachen, das von ihm kam.
Caldwell war wirklich perfekt dafür, um ihre Krallen zu schärfen und so tat sie das auch, ebenso wie er.
"Wir haben die Geräte und auch die medizinische Ausrüstung mitgebracht", sagte er dann und kam somit wieder zum Eigentlichen zurück.
"Sehr gut, Rodney und sein Team werden sich freuen", meinte sie, da ihr noch Rodneys Klage in den Ohren lag, dass sie nicht genügend Ausrüstung in Atlantis hätten.
Auch Carson würde wohl erleichtert sein, dass es neue Medikamente und Instrumente gab. Mit der Technologie der Antiker hatten sie einige Fortschritte in der Medizin machen können, aber es gab immer noch vieles, was sie nicht verstanden und daher mussten sie auf herkömmliche Medikamente und Geräte zurückgreifen.
"Wir haben auch…persönliche Dinge mitgebracht", erwiderte Caldwell und sie blickte auf.
"Nach Ihrer Nachricht, die Sie an das Stargate Center geschickt haben, wurden Antworten von den Angehörigen verfasst und ich habe eine Menge Briefe von der Heimat dabei."
Er musterte sie, während er dies sagte und konnte die Freude auf ihrem Gesicht sehen, als ihr bewusst wurde, was das bedeutete. Doch auch Wehmut zeigte sich darauf und auch das konnte er nachvollziehen.
Sie hatten ein neues Leben auf Atlantis, Freunde und auch Familie, aber die Erde würde stets etwas sein, was Bestand hatte und diese Briefe signalisierten, dass es auch dort noch jemanden gab, der Bedeutung hatte.
"Das ist wundervoll", meinte sie dann leise und lächelte. "Wir haben so lange nichts mehr von der Heimat gehört." Ihre Stimme klang nachdenklich und doch war der wehmütige Tonfall verschwunden. Sie hatte hier ihre eigene, kleine Familie aufgebaut und trotzdem freute sie sich auf Nachrichten von Zuhause, selbst wenn es nun nicht mehr ihr Zuhause war.
"Wir können die Briefe nachher austeilen und auch wieder welche mitnehmen, wenn wir zurückfliegen", meinte er und sie nickte.
"Ich werde die Besatzung informieren, machen Sie sich auf einen Ansturm gefasst."
Sie lächelte, weil sie sehr genau wusste, wie dies die Moral heben würde. Jeder hier hatte sich für ein Leben auf Atlantis entschieden und dennoch war es immer schön, wenn man etwas von der Familie und den Freunden hörte.

Es war Abend, als John Sheppard schließlich müde und erschöpft bei seinem Quartier ankam und die Türe per Gedankenkontrolle öffnete.
Er wünschte sich, dass er letztendlich nicht Recht behalten hätte, aber es gab wirklich nichts, was bei Rodney nicht lange dauerte und so war es - wie er vorhergesagt hatte - Abend, als er endlich hatte gehen können.
Seufzend legte er seine Jacke ab und erhellte dann das Licht, das gedämpft gewesen war. Ein Blick auf die Coach sagte ihm auch wieso; Elizabeth hatte es sich dort gemütlich gemacht und er lächelte, als ihn eine Flut von Gefühlen überschwemmte.
Es war immer noch neu für ihn, dass er hierher kam und jemand auf ihn wartete und er hätte nie für möglich gehalten, wie viel ihm das eines Tages bedeuten würde.
Mit leisen Schritten ging er zur Coach und ließ sich davor nieder, ehe er Liz eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Sie war öfters müde und er wusste, dass sie das störte, aber es war nur eine von vielen Veränderungen, die gekommen war und die sie auch mit Humor in Kauf nahm, da es bedeutete, dass das Baby wuchs und immer mehr Präsenz in ihrem Leben einnahm.
"Aufwachen, Schatz", meinte er leise und rüttelte sie sachte an der Schulter. Er erwog kurz, sie einfach schlafen zu lassen, aber das würde sie ihm am nächsten Morgen vorwerfen, wenn sie mit steifen Muskeln erwachen würde.
"Liz…aufwachen." Seine Stimme war etwas lauter geworden und sie reagierte, bewegte sich leicht und öffnete schließlich ein Auge, mit dem sie ihn ins Visier nahm.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie streckte sich, ehe sie auch das andere Auge öffnete und sich dann aufsetzte.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und grinste dann, weil sie sich vorstellen konnte, mit welcher Laune er nach Hause gekommen war.
"Hat es doch so lange gedauert?", fragte sie gähnend und strich sich müde über das Gesicht.
Er brummte nur und sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu.
"Wenn er das nächste Mal ein Opfer braucht, dann schick Carson, der kann den Stuhl auch kontrollieren", meinte er und sie unterdrückte ein amüsiertes Lächeln und nickte stattdessen.
"Wie war's mit Caldwell?", fragte er dann und setzte sich zu ihr auf die Coach, lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück.
"Nett", erwiderte sie und er grinste.
"Er hat mir zur Schwangerschaft gratuliert." Sie lächelte amüsiert, als er sich plötzlich aufrichtete und sie anstarrte.
"Woher weiß er das?", fragte John dann vorsichtig und gleichzeitig überrascht darüber, wie weite Kreise diese Nachricht inzwischen schon zog.
"Er meinte, Klatsch und Tratsch bekommt selbst er mit", erklärte Elizabeth breit lächelnd und John verdrehte nur die Augen, auch wenn er es als nette Geste empfand.
"Er hat auch Briefe von Zuhause mitgebracht", sagte sie dann und wieder sah er sie mit einem verblüfften Gesichtsausdruck an.
"Von der Erde?"
Elizabeth nickte und lächelte vorsichtig, da sie wusste, dass er damals, als er die Möglichkeit gehabt hatte, niemandem etwas geschrieben hatte. Auch jetzt wusste sie nicht sehr viel mehr über seine Familie, aber sie hatte ihn nie gedrängt und danach gefragt, weil sie zu dem damaligen Zeitpunkt schon gesehen hatte, dass es ein Thema war, über das er sich gerne ausschwieg.
"Ich habe unsere abgeholt", fuhr sie fort und seine Augenbrauen wanderten fragend nach oben. Er hatte nicht damit gerechnet einen Brief zu bekommen und hatte auch keine Ahnung, von wem er sein könnte.
"Von wem ist deiner?", fragte er nach einigen Sekunden und der wachsame Ton amüsierte sie.
"Ich habe ihn noch nicht geöffnet, aber der Absender ist von meiner Schwester", meinte sie dann und er nickte, froh, dass es nicht doch einer von Simon war. Elizabeth hatte ihm von dieser Beziehung erzählt und er hatte gesehen, wie sehr sie darunter gelitten hatte, aber andererseits war er froh über diese Trennung, da sie wohl sonst keine Beziehung mit ihm begonnen hätte.
"Ich werde meinen morgen lesen", sagte er schließlich und sie sah ihn überrascht an.
"Nicht jetzt?", fragte sie vorsichtig, aber er schüttelte den Kopf und blickte sie dann grinsend an.
"Jetzt habe ich vor ins Bett zu gehen…mit meiner Verlobten", meinte er und stand auf, ehe er sie sich schnappte und auf die Arme hob.
Der protestierende Schrei ging unter Lachen unter, als er sie in Richtung Schlafzimmer trug.

***


Der nächste Morgen kam schnell und Elizabeth räkelte sich wollig, als sie langsam erwachte und die Augen öffnete.
Durch das Fenster und die Jalousie drangen vereinzelte Sonnenstrahlen in den sonst abgedunkelten Raum, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie wieder einmal länger geschlafen hatte als sonst.
Sie gähnte ausgiebig und drehte sich dann herum, in Richtung der warmen Gestalt, die neben ihr lag.
Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie in sein schlafendes Gesicht sah und dann zu seinen Haaren blickte, die in alle Richtungen abstanden.
Vorsichtig strich sie sie ihm aus dem Gesicht und entschied, dass sie ihn schlafen ließ.
Es stand keine Mission an und er hatte schließlich gestern einen anstrengenden Tag gehabt, was ihr wieder in den Sinn kam, als sie langsam aus dem Bett stieg.
Sie schnappte sich eines seiner Shirts und zog es über, ehe sie Unterwäsche aus ihrer Schublade holte und diese ebenso anzog.
Leise verließ sie das Schlafzimmer und holte sich ein Glas Orangensaft, bevor sie sich auf der Coach niederließ und den Blick auf die Briefe richtete.
Auch sie hatte leichte Überraschung verspürt, als sie gesehen hatte, dass der Brief von ihrer Schwester war, da sie nicht sehr viel Kontakt gehabt hatten. Sie war sieben Jahre älter als Elizabeth und das hatte sich letztendlich auch auf die Beziehung ausgewirkt, da sie in jüngeren Jahren nie die gleichen Interessen gehabt hatten.
Es freute sie, dass Jane an sie gedacht hatte und es war wohl das Unwissen darüber gewesen, was in dem Brief stehen würde, das sie davon abgehalten hatte, ihn schon gestern zu öffnen.
Jetzt überkam sie allerdings die Neugierde und so öffnete sie das Etikett und holte den handgeschriebenen Brief hervor.
Sie faltete ihn auseinander und lächelte, als sie das erste Wort las, mit dem ihre Schwester den Brief eingeleitet hatte. Lizzie. Es war ihr Spitzname innerhalb der Familie gewesen und so wurde sie auch heute noch von Jane genannt.
Tief durchatmend lehnte sie sich an die Coachlehne zurück und begann schließlich den Brief zu lesen.

Fünfzehn Minuten später fand John sie genau so auf der Coach sitzend vor und lächelte, als er sah, dass sie eines seiner Hemden trug, die ihr knapp zum Oberschenkel reichten.
Er hob beruhigend die Hände, als sie aufschreckte und zu ihm blickte, anscheinend hatte sie ihn vorher noch nicht gehört, sondern war auf den Brief konzentriert gewesen.
"Morgen", grüßte er und küsste sie, ehe er sich ihr gegenüber auf der kleineren Sitzreihe niederließ und sich über das Gesicht fuhr.
"Gut geschlafen?", fragte sie lächelnd und faltete den Brief zusammen.
"Oh ja", meinte John grinsend und streckte sich.
"Wie viel Uhr ist es?", fragte sie dann plötzlich und riss ihn aus seiner morgendlichen Schläfrigkeit. Sie beantwortete ihre Frage selbst, indem sie auf die Uhr schaute, die neben der Coach an der Wand hing. Einen Fluch unterdrückend stand sie auf und lief in Richtung Badezimmer.
"Hast du was vor?", rief er ihr nach und zog verwundert die Augenbrauen zusammen.
"Routineuntersuchung bei Carson", war die gedämpfte Antwort und er erinnerte sich vage daran, dass sie ihm das gesagt hatte.
"Soll ich dich begleiten?", fragte er und stand auf, um sich an den Türrahmen des Badezimmers zu lehnen und ihr amüsiert dabei zuzusehen, wie sie ihre Kleidung in rekordverdächtigem Tempo anzog.
Sie lächelte ihn an, aber schüttelte den Kopf. "Das musst du nicht, es wird nicht lange dauern."
Sie fuhr sich über die Haare und lief schließlich wieder ins Wohnzimmer, woraufhin er ihr folgte und sein Blick auf das Stück Papier fiel, das auf dem Tisch lag.
"Und?", fragte er neugierig und deutete auf den Brief, als sie ihn fragend ansah.
Er war viel zu sehr daran interessiert, um die Frage nicht zu stellen, auch wenn er es ihr nicht übel nehmen würde, wenn sie es ihm nicht sagen wollte.
"Sie hat sehr viel geschrieben. Über ihre Familie", meinte Liz lächelnd und er sah ihr an, wie viel ihr der Brief bedeutete.
"Ich habe einen Neffen bekommen, das Nesthäkchen, mit dem keiner mehr gerechnet hatte", erzählte sie grinsend und auch er lächelte. Er war sich sicher, dass auch sie ihrer Schwester schreiben würde, dass sie bald Tante werden würde und wieder einmal fühlte er das wunderbare Gefühl in sich aufsteigen, dass er immer hatte, wenn er an das Baby dachte.
Sie schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen warmen Kuss, bevor sie ihre Jacke überstreifte und sie schloss.
"Ich warte auf dich", sagte er lächelnd und sie nickte.
"Wer weiß, vielleicht hat sich auch deine Familie vergrößert", meinte sie neckend und deutete auf seinen Brief, ehe sie ihm noch eine Kusshand zuwarf und das Quartier verließ.
Er atmete tief durch und verdrängte den schmerzhaften Gedanken, der ihm sagte, dass es niemanden mehr gab, der seine Familie vergrößern konnte, außer ihm selbst.
Seufzend schob er das unwohle Gefühl über den Brief beiseite und ging zu dem kleinen Tisch, um das Stück Papier zu betrachten und schließlich nahm er es in die Hand und setzte sich auf die Coach. Er konnte es nicht für immer ignorieren und möglicherweise würde sich sein schlechtes Gefühl auch nicht bestätigen.
Zischend ließ er die Luft aus seinen Lungen entweichen, als er das Papier aufriss und den Brief hinausnahm.
Er faltete ihn auseinander und stockte, als er die Schrift sah, sie kam ihm Unangenehmerweise bekannt vor und angespannt las er die ersten Sätze des Briefes.
Nein!

***


Frustriert sah Elizabeth hinaus durch die gläsernen Fenster des Korridors, als sie auf dem Weg zurück ins Quartier war. Der Morgen hatte Sonnenschein angekündigt, aber wie es schien, hatte es sich das Wetter anders überlegt, da inzwischen dicke Tropfen vom Himmel fielen und gegen die Scheiben klatschten.
Sie liebte Gewitter über alles, aber ihre sonst regelmäßigen Spaziergänge raus in den Regen konnte sie die nächsten sieben Monate streichen und auch dies war ein Verzicht, den sie gerne tat.
Lächelnd strich sie sich über die kleine Wölbung ihres Bauches und betätigte den Türöffner, als sie bei dem gemeinsamen Quartier angekommen war.
Überrascht blickte sie sich um, da das Licht nach wie vor nur leicht aktiviert war und kein John Sheppard zu sehen war.
"John?", rief sie in das Quartier hinein, aber es kam keine Antwort, was sie verwunderte, nachdem er ihr gesagt hatte er würde warten und normalerweise hielt er sein Wort.
Vielleicht ist etwas dazwischen gekommen, überlegte sie, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, was das sein sollte, da es zurzeit sehr ruhig auf Atlantis war.
Ihr ungutes Gefühl verstärkte sich, als sie den aufgerissenen Briefumschlag auf dem Couchtisch liegen sah.
Vorsichtig hob sie ihn auf, aber der Brief selbst war nicht da und unweigerlich fragte sie sich, wieso er ihn mitgenommen hatte und was darin stand.
Möglicherweise war es völlig unbegründet, aber Sorge stieg in ihr auf und sie betätigte ihr Head-Set.
"John? Wo bist du?", fragte sie und wartete auf eine Antwort, die nicht kam und die Sorge in ihr verstärkte sich.
"Ist alles in Ordnung?"
Auch darauf bekam sie keine Antwort und so überlegte sie nicht lange, sondern schnappte sich den Umschlag und verließ das Quartier.
Sie wusste nicht einmal ansatzweise, wo sie mit der Suche anfangen sollte und ob sie ihn nicht eher in Ruhe lassen sollte, da dies wohl die Botschaft war, die er durch das Fehlen seiner Antwort hinterließ.
Allerdings kam es selten genug vor, dass sich John Sheppard derart zurück zog und dies war Alarm genug für sie. Mit schnellen Schritten lief sie den Gang entlang.

Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon unterwegs war, aber Fortschritte hatte sie keine gemacht und frustriert seufzte Elizabeth, als sie um eine Ecke bog.
Sie Tatsache, dass sie ihn nicht gefunden hatte, beunruhigte sie nur noch mehr, obwohl sie wusste, dass John, wenn er alleine sein wollte, auch klug genug war irgendwo hinzugehen, wo er das auch blieb.
Wieder einmal fragte sie sich, was in dem Brief gestanden hatte, das ihn so sehr aufwühlte, aber um darauf eine Antwort zu bekommen, musste sie ihn erst einmal finden.
Sie lächelte Carson Beckett etwas gezwungen entgegen, als dieser ihr im Korridor entgegen kam und sie erinnerte sich an das Ultraschallbild, welches er ihr nach der Untersuchung mitgegeben hatte. Auch das wollte sie John zeigen, aber dafür war ebenfalls seine Anwesenheit erforderlich und sie atmete tief durch, um sich nicht noch mehr unnötige Sorgen zu machen.
"Wie geht es Ihnen, Elizabeth?", fragte Carson, als er bei ihr angekommen war und seine Augen musterten sie in ärztlicher Gewohnheit.
"Ist etwas nicht in Ordnung?", erkundigte er sich daher sofort und sah sie fragend an.
"Haben Sie John gesehen?", fragte sie stattdessen und ihr Gegenüber zog überrascht die Augenbrauen zusammen.
"Ich habe ihn vorhin gesehen, ja."
Elizabeth horchte auf und sah Carson eindringlich an. "Wo war das?"
"Stimmt etwas nicht mit ihm?", hielt Beckett wohl eher unbewusst dagegen und Elizabeth seufzte innerlich.
"Ich versuche nur, ihn zu finden."
"Er ist in Richtung der Balkone gelaufen", meinte Carson schließlich und deutete den Gang entlang in Richtung der großen, gläsernen Türen, die hinauf auf die Balkonanlagen der Antiker führten.
"Danke, Carson", sagte Elizabeth schnell und lief an ihm vorbei.
Der Schotte blieb überrascht zurück, mit der unbeantworteten Frage, ob alles in Ordnung sei.

Das Gewitter hatte sich verstärkt und helle Blitze waren am Himmel zu sehen, während Regenschauer auf Atlantis niederfielen.
Elizabeth fragte sich unweigerlich, als sie durch die gläserne Türe schaute, die zu den Balkonanlagen führte, wieso sie nicht daran gedacht hatte, dass er womöglich diesen Ort aufsuchen würde.
Hier würde ihn bei diesem Wetter garantiert keiner stören und auch sie hätte es eher vorgezogen im Trockenen zu bleiben, wenn er nicht dort draußen gewesen wäre.
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und trat dann hinaus in den Wind und stellte überrascht fest, dass es nicht so kalt war, wie sie ursprünglich angenommen hatte.
Regen fiel auf sie hinab, aber sie schaute sich trotzdem um und atmete dann erleichtert aus, als sie ihn endlich gefunden hatte.
Er hatte sich unter einer der Abdeckungen niedergelassen und den Blick hinaus auf den dunklen Himmel gerichtet.
Langsam kam sie näher und nun, wo sie ihn gefunden hatte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie ihn wirklich stören sollte.
Er war hier hinausgegangen, um Ruhe zu finden und sie wusste nicht, ob sie ihm diese nehmen sollte, indem sie sich jetzt zu ihm setzte.
Sie war stehen geblieben und so drang der Regen langsam durch ihre Klamotten zu ihrem Körper durch, sie fühlte die Feuchte auf ihrer Haut und schlang die Arme fester um sich.
Anscheinend hatte er bemerkt, dass er nicht mehr alleine war, da sie sehen konnte, wie er sich anspannte und dann den Kopf drehte.
Überraschung zeigte sich iauf seinem Gesicht, als er sie dort stehen sah und als er schließlich die Arme öffnete kam sie näher und atmete erleichtert ein, als auch sie sich endlich unter der Überdachung befand und der Regen nicht mehr ungehindert auf sie niederfiel.
"Was machst du hier?", fragte er leise, als sie wollig aufseufzte, nachdem er sie zwischen seine Beine gesetzt hatte und sie die Wärme seines Körpers spürte.
"Ich habe dich gesucht", meinte sie dann und konnte sehen, wie sich Verständnis in seinem Gesicht zeigte.
"Ich hätte dir Bescheid geben sollen", entschuldigte er sich, aber sie winkte ab.
"Es ist in Ordnung." Sie lächelte und spürte, wie ihr langsam wieder wärmer wurde, nun, wo sie in seiner Umarmung saß.
"Nur…wieso bist du überhaupt hier raus gegangen?", fragte sie dann zögernd und sein Gesicht verschloss sich, was ihr einen schmerzhaften Stich versetzte.
Wenn er nicht mit ihr reden wollte, dann würde sie das akzeptieren müssen, aber sie hatte nicht vor, jetzt schon aufzugeben und so zog sie den Briefumschlag aus ihrer Tasche und hob ihn hoch.
"Hat es etwas damit zu tun?", fragte sie leise und sah den Schmerz in seinen Augen, der sich dunkel und schleierhaft darin zeigte, wodurch sie sofort bereute, ihn danach gefragt zu haben.
"Es tut mir…", sie stockte, als er etwas aus seiner Jackentasche zog und ihr entgegen hielt. Fragend blickte sie ihn an und sah dann, dass es sich um den Brief handeln musste.
"John, ich muss ihn nicht lesen, ich habe mir einfach nur Sorgen gemacht", meinte sie dann leise, aber er ihr gab ihr den Brief.
"Ich möchte, dass du ihn liest", erwiderte er dann ebenso leise und schlang die Arme fester um sie, dankbar dafür, dass sie hergekommen war.
Sie schaute ihn noch einen Moment lang schweigend an, ehe sie das Papier auseinander faltete und schließlich zu lesen begann.

John,
ich schreibe dir diesen Brief, weil ich denke, dass sie gewollt hätte, dass du es von mir erfährst.
Shelly ist tot. Seit zwei Tagen und ich weiß immer noch nicht, wie ich ohne sie weitermachen soll.
Sie starb bei einem Zugunglück und war schon tot, als der Krankenwagen eintraf. Sie war auf dem Weg nach Hause und ich wünschte mir, dass sie dort auch angekommen wäre.
Man hat mir gesagt, dass ich dich nicht so einfach erreichen kann und ich nehme an, dass du irgendwo stationiert bist und es geheim ist.
Ich weiß nicht, wann du diesen Brief bekommst, aber ich glaube nicht, dass du rechtzeitig zur Beerdigung kommen kannst.
Es macht nichts und ich bin mir sicher, dass es auch Shelly nichts ausgemacht hätte. Sie weiß, wie wichtig sie dir war und das ist alles, was zählt.
Ich weiß, dass ihr nicht mehr allzu viel Kontakt miteinander hattet, aber du sollst wissen, dass sie dich nie vergessen hat. Sie hat dein Bild immer auf der Kommode stehen lassen und du weißt, dass sie dort nur die Bilder hinstellt, die ihr viel bedeuten.

Ich würde mich freuen, etwas von dir zu hören, wenn du wieder in der Nähe bist. Shelly wollte dir noch einiges geben und ich denke, dass du die Sachen auch haben solltest.

Tom


Überrascht hob sie den Blick und wusste nicht, was sie ihm sagen sollte, wie sie darauf reagieren sollte.
Sie wusste nicht, wer diese Personen waren, aber sie mussten eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt haben und automatisch griff sie nach seiner Hand, um ihm durch die Berührung zu signalisieren, dass er nicht alleine war.
"Es tut mir Leid", flüsterte sie dann und sah die Tränen in seinen Augen, die sie nur noch mehr verblüfften und ihr zeigten, dass er diese Person sehr geliebt haben musste.
Sie hob die Hand und strich ihm tröstend durch die Haare, rückte näher zu ihm und hoffte, dass sie ihm wenigstens etwas von dem Schmerz nehmen konnte, indem sie ihn jetzt nicht alleine ließ.
"War sie deine Schwester?", fragte sie dann langsam und drückte seine Hand, teilte die Wärme ihrer Haut mit ihm.
Er lachte leise auf und sie sah ihn fragend und auch überrascht an, da sie mit dieser Reaktion am allerwenigsten gerechnet hatte.
"Nein, sie war nicht meine Schwester…sie war meine Frau."
Sie spürte, wie sie erstarrte und ihn mit großen Augen ansah. "Was?", flüsterte sie geschockt und ihre Gedanken rasten.
Seine Frau? Er war verheiratet gewesen? Sie wusste nicht, ob man ihr den Schock ansehen konnte, aber es musste wohl so sein, da er sie anblickte und sein Mund sich zu einem kleinen Lächeln verzog, was sie schlagartig zurück in die Realität brachte.
"Du warst verheiratet?", fragte sie ihn und ihre Stimme drückte die Überraschung und Verblüffung aus, die sie empfand.
Er war verheiratet gewesen und sie hatte es nicht gewusst! Unweigerlich spürte sie das Gefühl des Verrates langsam in sich aufsteigen und er drückte sie an sich, sah, wie sie sich bewusst wurde, was diese Worte bedeuteten.
Er konnte jetzt nicht zulassen, dass sie sich von ihm zurückzog und so drehte er ihr Kinn langsam in seine Richtung.
"Es tut mir leid", sagte er leise und fühlte Schuldgefühle in sich aufsteigen, als sie nicht verhindern konnte, dass sie ihn verletzt anfunkelte und er den Schmerz in ihren Augen sehen konnte.
Der Schmerz war kontinuierlich gestiegen und sie wusste nicht, was sie denken sollte, was sie ihm sagen sollte.
"Wieso hast du es mir nicht erzählt?", fragte sie und versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken, ihm nicht zu zeigen, wie sehr er sie damit verletzt hatte.
Als sich wieder der dumpfe Schmerz in seinem Gesicht zeigte, versuchte sie hierbei ebenfalls das Mitgefühl, welches in ihr aufstieg, zurückzuhalten, auch wenn sich alles in ihr zusammen zog, als er sie mit traurigen Augen ansah.
"Weil ich dir die ganze Geschichte hätte erzählen müssen und ich habe versucht, es zu vergessen." Seine Stimme klang leise und hatte diesen einen bestimmten Tonfall, der ihr sagte, wie sehr ihn diese Situation wirklich mitnahm. Er war kein Mann, der seine Gefühle freizügig zeigte, aber sie kannte ihn und es tat auch ihr weh, ihn so leiden zu sehen.
Sie atmete tief durch, in dem Versuch, Abstand von alldem zu nehmen und es neutral anzugehen.
"Du warst verheiratet!" Sie versuchte ihre Stimme nicht so entrüstet und verletzt klingen zu lassen, wie sie sich fühlte, aber es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich betrogen und es tat weh, mehr, als sie je erwartet hätte.
"Ja, das war ich. Es ist lange her", meinte er und hielt sie fest, als sie sich ihm entwinden und aufstehen wollte.
"Nicht…bleib hier, bitte." Seine Stimme klang ängstlich und dieser Ton war es, der sie aufhorchen ließ. John Sheppard war kein Mann, der seine Angst deutlich zum Ausdruck brachte, allerdings war sie niemand, der einfach über so eine Lüge hinweg sehen konnte.
"Wieso, John?", fragte sie ihn kalt und er zuckte zusammen. "Wieso soll ich bleiben? Wieso hast du es mir nicht erzählt?"
Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, sah sie Schmerz und Angst darin. "Es ist eine lange Geschichte. Sie fängt in meiner Kindheit an."
Stumm bat er sie nicht zu gehen, ihn nicht alleine zu lassen, sondern zu bleiben und sich anzuhören, was er zu sagen hatte.
Sie seufzte leise und entspannte sich, lehnte sich wieder an sein Bein und sah ihn auffordernd an, die Erleichterung ignorierend, die sich in seinem Gesicht zeigte.
"Ich habe dir nie sehr viel über meine Familie erzählt. Das liegt daran, weil ich mich kaum an sie erinnern kann", sagte er und sie blickte ihn still an, versuchte, die Neugierde zu unterdrücken. Sie hatte ihn nach seiner Familie gefragt, aber es war ein Thema gewesen, dass er gemieden hatte und so hatte sie ihn damit in Ruhe gelassen. Bis jetzt.
Allerdings kam nun die Initiative von ihm und egal, wie verletzt sie sich fühlte, sie wollte ihm auch die Chance geben sich zu erklären und sich anhören, was er zu sagen hatte.
"Ich war vier Jahre alt, als meine Eltern und mein jüngerer Bruder bei einem Autounfall ums Leben kamen."
Sie hatte mit vielem gerechnet, allerdings nicht damit und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie an den kleinen Jungen dachte, der er einmal gewesen war.
Sie wollte etwas sagen, aber er hob die Hand und sie stockte. "Bitte nicht", sagte er leise und auch leicht gequält. Er wollte ihr Mitgefühl nicht haben, nicht jetzt.
"Unsere Nachbarn waren gute Freunde von meinen Eltern und sie hatten ein kleines Mädchen adoptiert, weil sie selbst keine Kinder bekommen konnten", erzählte er weiter und sie hörte zu, griff nach seiner Hand und drückte sie, gab ihm Mut und das Wissen, dass sie bei ihm war.
"Nach dem Tod meiner Eltern entschieden sie, auch mich zu adoptieren, da weder meine Mutter noch mein Vater Geschwister hatten und sie nicht wollten, dass ich zu einer Pflegefamilie gebracht werde."
"Das war sehr nett von ihnen", meinte sie und er nickte, sah sie aber nicht an. Sie hatte ein Recht, alles zu wissen und er hätte es ihr früher erzählen sollen, aber in all den Jahren hatte er immer versucht, mit seiner Vergangenheit abzuschließen.
"Sie bekamen die Einwilligung und so zog ich zu ihnen. Ich erinnere mich nur schemenhaft, wie es anfangs war, als ich zu ihnen kam, aber sie waren sehr gut zu mir. Es dauerte, aber irgendwann konnte ich diese Liebe erwidern und begriff, wie viel sie letztendlich für mich getan haben."
Er stockte und es dauerte einige Sekunden, ehe er sie schließlich ansah. "Shelly war das Mädchen, das sie vor mir adoptiert hatten", meinte er dann und sie sah ihn überrascht an. Er war also demnach mit Shelly aufgewachsen, schoss es ihr durch den Kopf. Er hatte sie beinahe sein ganzes Leben lang gekannt und nun war sie tot. Mitleid stieg in ihr auf und aufmunternd drückte sie erneut seine Hand und fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, als er den Druck erwiderte.
"Ich verstand mich auf Anhieb sehr gut mit ihr. Wir waren beide noch sehr jung und obwohl jeder uns für Geschwister hielt, taten wir das nie. Sie war immer mehr eine Freundin für mich als eine Schwester. Als wir älter wurden, wurde mir auch diese Verbindung bewusst und irgendwann wohl auch ihr. Sie teilte mir in ihrer unverblümten Art mit, dass sie mich nicht als ihren Bruder ansehen würde und dass es ihr egal wäre, was andere denken sollten. Es war der Tag, an dem wir uns das erste Mal küssten und schließlich zusammen kamen."
Seine Stimme klang nachdenklich und doch schwang ein eindeutig liebevoller Ton mit, der widersprüchliche Gefühle in ihr weckte.
Er hatte diese Frau geliebt, er war mit ihr aufgewachsen und doch musste etwas passiert sein, was diese Verbindung zerstört hatte.
Sie wollte gerade etwas sagen, als er fortfuhr und sie schwieg, da sie ihn nicht unterbrechen wollte.
"Wir entschieden uns, es unseren Eltern zu sagen und sie reagierten ganz anders, als wir erwartet hatten. Sie unterstützten uns von Anfang an und das war genau das, was wir gebraucht hatten. Es vergingen mehrere Jahre und irgendwann entschieden wir zu heiraten. Es war keine spontane Idee, wir hatten schon öfters darüber geredet und auch, wenn wir noch sehr jung waren, taten wir es trotzdem. Zu dieser Zeit dachte ich, dass ich alles im Leben hätte, was ich brauchte. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich."
Er sah sie lange an und sie hätte am liebsten seine Gedanken erfahren, aber er drückte lediglich ihre Hand und fuhr dann fort.
"Vier Monate später sagte sie mir, dass sie schwanger wäre…"
Dieser Satz ließ sie zusammen zucken und es war das zweite Mal an diesem Abend, dass sie ihn anstarrte und ihre Gedanken nicht wussten, welche Richtung sie nehmen sollten.
"Was?", entfuhr es ihr auch dieses Mal und sie verdrängte ihre aufgewühlten Gefühle, als sich wieder dieser unmissverständliche Schmerz in seinen Augen zeigte und ein Verdacht quälend langsam in ihr aufstieg.
"Was ist passiert?", fragte sie daher vorsichtig und er sah hinaus in den Regen, schien sich einen Moment lang zu sammeln.
"Es war Ende des achten Monats, als sie starke Bauchkrämpfe und Blutungen bekam. Wir fuhren ins Krankenhaus und dort stellte sich heraus, dass sich der Mutterkuchen gelöst hatte. Die Ärzte konnten nichts mehr tun."
Elizabeth fühlte, wie ein Schauer über ihren Rücken und der Schock über diese Eröffnung langsam durch ihren Körper kroch. Er hatte sein Kind verloren. So kurz vor der Geburt und ihr Herz zog sich voller Mitgefühl zusammen, für ihn und auch für die Frau, die sie nie gekannt hatte, aber die derart hatte leiden müssen.
Unweigerlich dachte sie an das junge Leben, das in ihr heranwuchs und automatisch legte sie schützend die Hand auf ihren Bauch.
Er musste es gesehen haben, da sich der Schmerz erneut auf seinem Gesicht abzeichnete, aber er legte seine Hand auf ihre und drückte sie.
"Wir haben es nicht überstanden", meinte er dann leise. "Wir waren Beide am Ende und konnten uns nicht gegenseitig helfen. Stattdessen entfernten wir uns in dieser Zeit unaufhaltsam voneinander, ließen den Anderen mit dem Schmerz allein und das war das Schlimmste, was wir tun konnten. Unsere Eltern versuchten, uns zu unterstützen, aber es war bereits zu spät."
Er versuchte es sachlich vorzubringen und das konnte sie ihm ansehen, was dazu führte, dass sie noch mehr mit ihm fühlte. Er hatte nicht nur sein Kind verloren, sondern auch seine Frau und sie wusste nicht, was sie sagen konnte, um ihm den Schmerz zu erleichtern. Vermutlich gab es nichts und sie wünschte sich, dass dem nicht so wäre.
"Wir haben nicht mehr zueinander gefunden und irgendwann haben wir uns getrennt. Es war ein schleichender Prozess, aber es war uns wohl schon länger klar, dass es dazu kommen würde."
Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und drückte seine Hand, die einzige Unterstützung, die sie ihm geben konnte, da sie wusste, wie fehl am Platze Worte momentan waren.
"Nach unserer Trennung haben wir versucht uns gegenseitig aus dem Weg zu gehen, was uns auch gut gelungen ist", meinte er leicht ironisch.
"Drei Wochen später starben unsere Eltern…ironischerweise wieder bei einem Autounfall."
Er sprach leise und sie konnte nicht verhindern, dass sie ihn nach dieser Eröffnung ungläubig anstarrte und es nicht glauben konnte.
Er hatte seine Eltern verloren, seinen Bruder, sein Kind und indirekt auch seine Frau und schließlich auch noch seine Pflegeeltern?! Es schien beinahe so, als würde ihm kein Glück vergönnt sein und sie fragte sich, wie er das hatte überstehen können. So viele Verluste und trotzdem war er nun hier, hatte nicht aufgegeben, sondern verbissen weitergemacht.
"Ich weiß nicht mehr, wie ich diese Zeit überstanden habe. Ich kann mich kaum daran erinnern, ich weiß nur noch, dass es das Schlimmste war, was ich je erlebt habe."
Plötzlich wünschte sie sich, dass sie nie danach gefragt hätte, da dies alles viel schlimmer war, als sie je gedacht hatte. Er eröffnete ihr seine Lebensgeschichte und auch wenn sie diese schon immer hatte erfahren wollen, so war seine Vergangenheit trauriger, als sie jemals vermutet hätte.
Er hatte die schrecklichsten Dinge erlebt, die einem widerfahren konnten und doch hatte er es irgendwie geschafft weiterzumachen und es zu überstehen.
"Es tut mir leid", sagte sie daher wieder und es drückte alles aus, was sie empfand; Trauer, Schmerz, Mitgefühl.
"Ich dachte, wenn ich es verdränge und nicht mehr darüber nachdenke, dann wird es weniger real. Aber man kann nicht davor weg rennen", meinte er leise und sah sie an.
"Shelly war die einzige Person, die ich noch als meine Familie ansah…auch wenn wir uns danach kaum noch gesehen haben, blieben wir trotzdem immer in Kontakt. Sie lernte nach einigen Jahren Tom kennen und die Beiden haben geheiratet. Jetzt frage ich mich, ob wir nicht doch irgendwie darüber hätten reden sollen."
Er sah müde und erschöpft aus und seine Augen waren rot umrandet, wahrscheinlich von ungeweinten Tränen, die er zurückhielt und die sich in all der Zeit angesammelt hatten.
Wie viel kann ein Mensch ertragen, fragte sie sich unweigerlich und strich ihm über die Wange.
"Es ist zu spät, um jetzt über so etwas nachzudenken, John. Ihr habt das getan, von dem ihr damals dachtet, es wäre das Richtige", meinte sie leise und wusste trotzdem, dass sie ihm mit diesen Worten kaum helfen konnte.
"Ich frage mich nur, was passiert wäre, wenn wir es irgendwie geschafft hätten. Jetzt ist sie tot…" Er stockte und schien sich erst jetzt, wo er dieses Wort ausgesprochen hatte, klar zu werden, was es wirklich bedeutete, da er qualvoll die Augen schloss.
"Liz…", meinte er leise und öffnete die Augen, die so viel Schmerz zeigten, dass sie erschrocken ausatmete.
"Ich habe meine Familie verloren…meine zweite Familie…und jetzt sie…ich habe jeden verloren, der einmal zu meiner Familie gehört hat."
Sie fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, als sie ihn so verletzlich dasitzen sah und so schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich. Tröstend strich sie ihm über die Haare und hielt ihn fest.
"Du hast nicht deine ganze Familie verloren", flüsterte sie und blickte ihm in die Augen, ehe sie seine Hand nahm und sie auf ihren Bauch legte.
"Da wächst jemand, der dich einmal als seinen Vater ansehen wird." Sie lächelte traurig und doch schien es ihn zu trösten, da der Schmerz ein wenig aus seinen Augen wich und er über ihren Bauch strich.
"Pass auf dich auf, Liz", flüsterte er und drückte sie wieder an sich, hielt sie und realisierte langsam, dass er auch hier eine Familie hatte.

***


Es war mitten in der Nacht und der Regen fiel nach wie vor auf Atlantis nieder, als Elizabeth langsam wach wurde.
Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte, aber als sie sich umdrehte, merkte sie, dass die warme Gestalt neben ihr fehlte und überrascht sah sie sich um.
Es war keine Spur von John zu sehen und so setzte sie sich auf und strich sich die verwuschelten Haare aus dem Gesicht.
Sie hatte gehofft, dass er die Nacht durchschlafen würde, aber dies war anscheinend nicht der Fall und so stand sie schließlich auf und verdrängte die Sorge, die wieder in ihr aufstieg.
Es hatte lange gedauert, ehe sie schließlich zurück ins Quartier gegangen waren und dort hatte sie ihn unter die warme Dusche gestellt, bevor sie ins Bett gegangen waren. Es war nicht sehr spät gewesen, aber sie hatte ihm die bleierne Müdigkeit angesehen und auch ihr hatte der Schlaf gut getan.
Er hatte nicht mehr sehr viel gesagt, doch sie wusste nun alles und sie hatte ihm angesehen, wie schwer es ihm gefallen war, seine Vergangenheit offen vor ihr darzulegen. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie schmerzhaft es gewesen sein musste und alles zog sich in ihr voller Liebe zusammen, weil sie nicht wollte, dass er noch einmal derart leiden musste.
Langsam lief sie in Richtung des Wohnzimmers und dort saß er auf einer Coach, den Brief in der Hand und sie schaute ihn mitleidig an, wie er dort saß, mitten in der Nacht und alleine.
Sie wusste nicht, ob sie willkommen war, aber trotzdem ging sie zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schreckte auf, entspannte sich aber gleich wieder, als er sie erkannte und ein müdes Lächeln erhellte sein Gesicht.
"Hey", meinte sie leise und erwiderte das Lächeln.
"Konntest du nicht mehr schlafen?", fragte er und rutschte zur Seite, damit sie sich neben ihn setzen konnte.
"Ich bin aufgewacht…du warst nicht mehr da", meinte sie schulterzuckend und er sah sie mit einer Entschuldigung in den Augen an.
Normalerweise konnte keiner von ihnen schlafen, wenn der andere nachts nicht da war, aber Elizabeth winkte ab. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass diese Nacht ruhig werden würde und in anbetracht dessen, was alles passiert war, konnte sie ihm seine Unruhe auch nicht übel nehmen.
"Wie geht es dir?", fragte sie daher und strich ihm über den Rücken, genoss die Wärme, die er ausstrahlte.
"Besser", meinte er nach einigen Sekunden und sah sie an. Er meinte es wirklich so, das konnte sie sehen und darüber war sie froh.
"Sie war jahrelang ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, auch dann noch, nachdem wir uns getrennt hatten. Ich bin froh, dass ich sie zumindest diese Jahre hatte."
Elizabeth lächelte und musste sich zu ihrer Verwunderung eingestehen, dass auch sie froh war, dass er diese Frau gehabt hatte.
Nicht nur, dass sie seine Frau gewesen war, sondern auch dafür, dass er sie in seiner Kindheit gehabt hatte. Er war nicht alleine gewesen und dafür war sie dankbar.
"Liz…ich werde zur Erde gehen", sagte er dann plötzlich und sie sah ihn verblüfft an.
"Wieso das?", fragte sie und musterte ihn. Es musste etwas mit Shellys Tod zu tun haben, da war sie sich sicher.
"Ich möchte die Sachen holen, die Tom in dem Brief erwähnt. Die Sachen, die Shelly mir geben wollte und…ich möchte ihr Grab besuchen." Er sprach leise, der Schmerz kam wieder hoch und er schluckte, versuchte, ihn nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
Er lächelte sie an, als sie näher zu ihm rutschte und ihm damit Trost spendete. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie.
"Ich möchte mich einfach von ihr…verabschieden."
"Das verstehe ich", meinte sie leise und drückte ihm einen warmen Kuss auf den Mund.
Sie verstand es wirklich und ihr Herz öffnete sich noch mehr für ihn, weil er ihr mit alldem zeigte, was für ein Mensch er war und obwohl sie einiges von ihm wusste, diese absolut sensible Seite war bisher zum Großteil verborgen geblieben und auch wenn der Anlass alles andere als schön war, so war sie dankbar, dass er sie daran teilhaben ließ.

***


4 Wochen später

Die Sonne stand hoch am Himmel und es war keine einzige Wolke zu sehen, als Elizabeth vor dem Grabstein der Frau stand, die sie nun niemals würde kennen lernen können.
Inzwischen spürte sie Bedauern darüber, da sie so viel von Shelly gehört hatte es nun zu spät für ein Kennen lernen war.
Sie hielt sich im Hintergrund, als John vor dem Grab stand und hinunter blickte. Er hatte Blumen mitgebracht, die jetzt vor dem Grabstein lagen und sie fühlte mit ihm, als er langsam in die Knie ging.
Sie hatte anfangs nicht gewusst, ob es ihm Recht sein würde, wenn sie ihn begleitete, aber er hatte darauf bestanden und so war sie ohne zu Zögern mitgekommen.
Es war eine lange Reise gewesen und doch war diese heilsam für ihn. Es gab genügend Zeit zum Nachdenken und sie war sich sicher, dass er diese gebraucht hatte, um mit sich ins Reine zu kommen. Auf Atlantis hätte er das nicht gekonnt, da es dort immer etwas zu tun gab und es kam selten vor, dass ein Tag ruhig verlief.
Trotzdem war es für ihn nicht leicht gewesen bei Tom vorbei zu schauen und doch hatte er es getan.
Shelly war Bestandteil im Leben beider Männer gewesen und auch wenn es ein trauriges Treffen gewesen war, so hatte es doch Beiden geholfen, da war sie sich sicher.
Nun saß er hier und sie wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass sie ihm irgendwie helfen könnte, aber es gab nichts, mit dem sie ihm den Schmerz nehmen konnte.
Sie blickte auf, als er aufstand und langsam zu ihr kam, ein trauriges Lächeln auf dem Gesicht.
Sie streckte ihm nur die Hand entgegen, die er nahm, um sie anschließend zu sich zu ziehen. Seufzend legte sie den Kopf gegen seine Brust und schlang die Arme um seine Hüfte.
"Geht es dir gut?", fragte sie leise und blickte auf.
"Es wird mir gut gehen", meinte er leise und küsste sie. "Mit euch!"

Ende
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