Short-Cut: Kann der Weihnachtsmann auch beamen?Es herrschte rege Geschäftigkeit in den Gängen und überall versuchte das Personal, noch liegengebliebene Arbeit zu erledigen, ehe das Weihnachtsfest gefeiert wurde. Bereits seit Wochen erstrahlte Atlantis in weihnachtlichem Glanz und der erst am Vortrag frisch gefallene Schnee vervollständigte das Bild einer gelungenen Weihnacht.
Wie schon seit Anfang dieser Expedition vor über zwei Jahrzehnten sollte es auch dieses Jahr am Tag vor Heiligabend in der Kantine wieder die gemeinsame Weihnachtsfeier des gesamten Personals geben. Aus diesem Grund war die Küchenmannschaft bereits hektisch damit beschäftigt, allerlei Leckereien zu kochen und zu backen, sodass am Abend keine Wünsche mehr offen bleiben würden, während speziell dafür abgestellte Teams sich um das Umstellen von Tischen und Stühlen, sowie die Dekoration kümmerten.
Wenige Stunden später wirkte Atlantis wie ausgestorben. Bis auf die Notbesetzung im Gateraum war niemand mehr in den Gängen und Laboren zu finden. Lediglich in der Kantine konnte man Weihnachtsmusik vernehmen, hier und dort durchbrochen von Stimmengewirr und Gelächter.
Überall hatten sich mehr oder weniger große Gruppen gebildet und mittendrin die Gruppe um die Führungspositionen. Elizabeth, John und Rodney, sowie weitere Familienmitglieder und Freunde hatten sich um einen Tisch versammelt und genossen die Atmosphäre und das Privileg, mal nicht im Dienst zu sein. Während sich Elizabeth und Rodney angeregt mit Teyla unterhielten, schweifte John's Blick wie so oft bei der Weihnachtsfeier umher und beobachtete die Leute.
Er entdeckte Lorne zusammen mit seiner Frau am Büfett, an einer der Türen unterhielt sich Carson mit Cadman und am Ausgang zum Balkon traf sein Blick auf Zelenka und Maddie. Die beiden waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft und auf den Gesichtern der beiden lag pure Heiterkeit.
John lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seine Gedanken wanderten zurück zu einer ähnlichen Situation...
***Flaschback***
Tief über seinen Laptop gebeugt saß Radek in seinem Labor und versuchte, das Problem in einer der Energiestationen zu finden, die seit mehreren Tagen nicht mehr richtig funktionierte, doch sein Gehirn war einfach noch nicht ganz wach.
Am Vorabend war wie immer die Weihnachtsfeier in der Kantine gewesen und er hatte sich prächtig amüsiert. Doch leider war es recht spät geworden.
Das Tapsen kleiner Füße ließ ihn aufblicken und er sah die kleine Maddie auf sich zukommen. Sie trug noch immer ihren Schlafanzug und ihr Gesichtchen wirkte noch etwas verschlafen, trotzdem strahlte sie, als sie vor ihm stehen blieb.
"Hallo, Onkel Radek", begrüßte sie ihn und versuchte, auf seinen Schoß zu klettern.
"Guten Morgen, Engelchen", erwiderte er liebevoll und hob sie auf seine Oberschenkel. "Was machst du hier? Wo sind Mummy und Daddy?"
"Weiß nicht. Ich bin in Mummys Büro aufgewacht, aber sie war nicht da!"
"Und dann bist du den ganzen Weg hierher gelaufen? Warum bist du nicht zu Onkel Chuck gegangen?"
Sie zuckte nur die Schultern und kuschelte sich zufrieden an seine Brust. Für wenige Minuten herrschte Stille.
"Onkel Radek?", brach die sanfte Kinderstimme diese schließlich. "Wann kommt der Weihnachtsmann?"
Radek musste schmunzeln. Kindliche Ungeduld war etwas wirklich faszinierendes.
"Der kommt erst heute Nacht."
"Warum?"
"Nun, weißt du, er muss all die anderen Kinder auf all den Planeten auch besuchen. Das sind viele Kinder und er muss einen weiten Weg zurücklegen."
"Bekommen die auch ihre Geschenke erst morgen?"
"Einige von ihnen bekommen sie heute Abend schon."
"Warum muss ich warten?"
"Irgendwo muss der Weihnachtsmann ja anfangen und dort, wo er anfängt, die Geschenke zu verteilen, bekommen die Kinder ihre Geschenke früher."
Maddie runzelte ihre Stirn und dachte einige Minuten über das nach, was Radek erklärt hatte.
"Hat der Weihnachtsmann auch ein Stargate?"
John war auf dem Weg in Rodneys Labor, als er an der Tür zu Radek's Labor vorbeikam und unbeteiligt hineinsah. Dabei entdeckte er den tschechischen Wissenschaftler und seine Tochter.
Erstaunt, seinen kleine Wirbelwind hier zu finden, lehnte er sich an die Tür und beobachtete das Bild, das sich ihm bot.
"Hat der Weihnachtsmann auch ein Stargate?", riss Maddies Frage ihn aus seinen Gedanken.
Maddie hatte ihren Kopf gehoben und sah Radek fragend an, welcher den unschuldigen Blick erstaunt an.
"Wie kommst du denn auf diese Idee?", wollte er wissen, worauf Maddie ihn stolz angrinste.
"Onkel Rodney hat gesagt, dass man damit ganz schnell woanders hinreisen kann. Wenn der Weihnachtsmann doch so viele Kinder besuchen muss, dann muss er sich doch furchtbar beeilen", erklärte Maddie ernsthaft und sie blickte Radek noch immer neugierig an.
"Nein, er hat kein Stargate. Viele Kinder wohnen nicht auf Planeten, die ein Stargate haben. Dann würden diese Kinder ja keine Geschenke bekommen", erklärte Radek mit sanfter Stimme und sah das Mädchen liebevoll an.
Maddie nickte nachdenklich. Dann kam ihr ein Gedanke.
"Kann der Weihnachtsmann beamen?"
Radek musste sich ein Lachen verkneifen. Er hatte Maddie vor ein paar Wochen etwas über die Beamtechnologie der Asgard erklärt, weil sie mitbekommen hatte, wie eine Kiste in sein Labor gebeamt worden war, und anscheinend war etwas bei ihr hängen geblieben. Gleichzeitig faszinierte es ihn, wie ernsthaft und logisch ihre Gedankengänge waren. Es hätte nie gedacht, dass ein 5-jähriges Kind so dachte.
"Nein, der Weihnachtsmann kann auch nicht beamen."
"Aber wie macht er das dann?" Völliges Unverständnis zeigte sich auf Maddies Gesicht. Schließlich hatte der Tscheche Erbarmen und zog sie in eine etwas engere Umarmung.
"Weiß du, der Weihnachtsmann hat einen Schlitten."
"So wie meiner?", fragte sie erstaunt nach.
"Nein, viel größer. Und vor diesen Schlitten sind Rentiere gespannt. Sie ziehen den Wagen, denn der ist wegen der vielen Geschenke ziemlich schwer."
"So besucht der Weihnachtsmann die Kinder?"
"Ja, aber nur wenn sie brav sind", sagte John. Maddie und Radek blickten hoch und mit einem breiten Grinsen ging er auf die beiden zu. "Was machst du hier, mein Schatz?"
"Onkel Radek hat mir erklärt, warum der Weihnachtsmann so schnell ist und dass er ganz viele Kinder besuchen muss."
"Das stimmt. Jetzt wird aber erst mal umgezogen und dann gefrühstückt. Dich besucht der Weihnachtsmann erst morgen", erklärte John und streckte die Arme nach seiner Tochter aus. Diese sah Radek an und umarmte ihn fest.
"Ich hab dich lieb, Onkel Radek", grummelte sie, worauf er ebenfalls die Arme um sie legte und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gab.
"Ich dich auch, mein Engelchen."
Dann lösten sich die beiden wieder voneinander und Maddie lehnte sich ihrem Vater entgegen, der sie hochhob.
"Danke, Radek", meinte John mit einem dankbaren Lächeln, welches dieser erwiderte, und ging zur Tür.
"Ich war brav, Daddy!", hörte Radek die überzeugte Stimme von Maddie noch, dann verschwanden die beiden aus seinem Blickfeld.
***End Flaschback***
Mit einem breiten Lächeln fand John in die Gegenwart zurück. Das neugierige Mädchen von damals war erwachsen geworden, aber sie rief in dem ruhigen Wissenschaftler noch immer dasselbe Strahlen wach.
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