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Vier Küsse und kein Todesfall von Velence

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Laura korrigierte Rodneys Frisur in der Glasscheibe, vor der er stehen geblieben war. Es irritierte sie jedes Mal, sein Spiegelbild anstelle ihres zu sehen.

„Hey, nimm die Finger aus meinen Haaren!“

Rodney sah gar nicht mal übel aus. Um die Mitte herum war er vielleicht ein wenig rund. Aber seit er in Sheppards Team war (und um sein Leben rennen musste), hatte sich seine Fitness deutlich verbessert, auch wenn er nicht mit den durchtrainierten Marines wie etwa Cadman mithalten konnte. Das Abschreckende an Rodney war eher seine Persönlichkeit als sein Aussehen.

Aber an Rodneys Persönlichkeit konnte es im Fall von Sheppard nicht liegen. Nein, der mochte den Astrophysiker, ob er nun nervte oder nicht. Laura war sogar überzeugter denn je, dass Sheppard ihn mehr mochte, als es auf den ersten Blick erkennbar war. Bei dem Mann spielte sich das meiste non-verbal ab. John hatte sich anfangs während des Kusses versteift, ehe er lockerer wurde und sogar ein Stück weit den Mund geöffnet hatte. Wer wusste schon, ob es aus Überraschung, Protest oder geheime Leidenschaft für seinen sogenannten Kumpel war.

John war zu verwirrt gewesen, als kurz davor, Rodney eine zu pfeffern. Nein, er machte den Eindruck, als hätte man ihn mit der Hand in der Keksdose erwischt. Schuldbewusste Schockstarre.

Rodney trat auf einen der zahlreichen Balkone von Atlantis an die frische Luft. Er stellte sich an die Reling. Die kalte, salzige Meerluft war wie ein Schlag nach der gefilterten Luft im Inneren.

~Rede mit mir, Rodney.~

Kalter Wind zischte um den Turm und verursachte eine Gänsehaut, aber Rodney schien das nicht davon abzuhalten, brütend auf das dunkle Wasser zu starren.

~Weißt du, was mir in solchen Situationen hilft?~

„Was?“, fragte Rodney patzig und einsilbig. Ein niedergeschmetterter, stiller Rodney war kaum auszuhalten, stellte Laura fest.

~Schokoladeneis.~

„Ach wirklich? Wir haben hier auch besonders viel Schokoladeneis! Fragen wir doch nach, ob neben Waffen extra Eis für menstruierende Frauen auf der Daedalus von der Erde hergeschickt wurde!“

~Das wär's.~

„Muss ich mir dein Geweine den ganzen Tag anhören?“, beschwerte sich Rodney, bevor ihm bewusst wurde, was er sagt hatte. Das war quasi Lauras letzter Tag. Zerknirscht fügte er rasch eine Entschuldigung hinzu.

~Hör mir einfach zu~, erklärte Cadman, die Bemerkung übergehend. ~Wir haben ihn überfallen. Du hättest keinen Schritt auf ihn zugemacht, wenn es dir nicht ernst wäre. Es geht dir nicht nur um Sex, sondern mehr. John weiß, was alles auf dem Spiel steht. Er hat kalte Füße bekommen.~

„Colonel Gefahr bekommt keine kalten Füße“, erwiderte Rodney grummelig und verschränkte die Arme vor der Brust.

~Ja, im Auge der Gefahr ist der Mann furchtlos, aber emotional ist er äußerst unsicher. Sein verbaler Filter im Gehirn ist nicht kaputt wie der eines gewissen Mannes.~

Rodney murrte nur als Antwort.

~Gib ihm einfach etwas Zeit.~

Rodney seufzte.

~Geh mit ihm essen. Oder spielt eine Runde Golf.~

„Erspare mir deine Tipps. Er hat mir eine Abfuhr verpasst. Das war unzweifelhaft.“

~~~

Mit einem Kaffee bewaffnet suchte Rodney das Labor auf, wo sie an der Wraith-Transportertechnologie arbeiteten. Ein mit zerzausten Haaren und verkatert aussehender Zelenka hatte es nicht lange in seinem Bett ausgehalten und beschäftigte sich intensiv mit der Maschinerie.

Cadman hielt sich mit witzigen Kommentaren zurück. Rodneys Liebesleben und damit einhergehende Ratschläge waren (vorerst) komplett gestrichen.

Anfangs bemühte sich Laura noch, Rodney bei seiner Arbeit zu unterstützen, aber ihre ständigen Zwischenfragen wurden von wütenden Antworten durch den Wissenschaftler quittiert, woraufhin sie sich in Schweigen ergab. Das einzige, was sie wachhielt, war der hohe Kaffeekonsum.

Cadmans Gedanken drifteten zu Carson Beckett ab. Sein schottischer Akzent hatte eine besondere Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Bei einem Besuch der Krankenstation hatte er eine Wunde von ihr mit seinen weichen Händen mitfühlend betastet. In ihrer Vorstellung fand ein Date zwischen ihr und Carson bei einem romantischen Abendessen statt. Sie versank in einer Fantasie von einem langen, innigen Kuss mit Carson, als Rodney plötzlich aufschrie.

„Das ist die Hölle! Untolerierbar“, beschwerte er sich.

Diverse Blicke waren auf ihn gerichtet, aber keiner sagte etwas. Sie waren solche Ausbrüche von ihm gewohnt.

~Was ist denn los?~

„Du! Du... du denkst an Carson... und… und Küssen“, murmelte er unterdrückt.

~Seit wann weißt du, was ich denke?~

„Ich... keine Ahnung. Du hast heute morgen... und nun... Oh Gott, wir werden zu einer schizophrenen Jeckyll und Hyde-Persönlichkeit.“ Entsetzt schlug Rodney eine Hand vor den Mund.

~Nein, ich kann mich von dir immer noch sehr gut unterscheiden~, widersprach Laura, obwohl sie langsam ein komisches Gefühl beschlich.

„Am Ende fange ich noch mit schrecklichen Dingen wie... wie Lippenstick, Desperate Housewives und... oder schlimmer noch mit einer Diät an!“

~Das würde dir bestimmt nicht schaden.~

„Ich brauche die Kalorien für mein Genie. Ohne mich wärt ihr alle schon längst verloren. Atlantis wäre auf dem Meeresboden versunken und wir wären alle seit Beginn der Expedition einundzwanzig mal gestorben.“

~Pause! Ich brauche eine Pause, sonst muss ich weiter fantasieren, außerdem grummelt unser Magen. Womöglich ist es auch Sodbrennen vom Kaffee.~

„Fein, trinken wir einen von Teylas Tee.“ Rodney hob ergebend die Hände. „Ich muss etwas essen. Mein Blutzuckerspiel ist niedrig. Wahrscheinlich weil mein Gehirn mit zwei Ichs okkupiert wird.“

~Ich bin mir sicher, mein Ego nimmt nicht so wie Gehirnressourcen in Anspruch wie deins~, spielte Laura den Ball zurück.

Erst als sie in die Messe kamen, wurde Rodney bewusst, wie viel Zeit verstrichen war, ohne dass sie etwas erreicht hatten. Es war zum Haare raufen.

Rodney blieb wie angewurzelt im Eingangsbereich stehen, als er John mit ein paar Militärs an einem Tisch sitzen sah. Laura spürte sofort, wie er sich innerlich verkrampfte. Sie fühlte immer mehr, was er fühlte und umgekehrt. Rodneys Körper hatte offensichtlich einen Weg gefunden, wie sie beide überleben würden: Sie wurden mehr und mehr zu einer Seele. Eine beängstigende Vorstellung.

~Du musst mit ihm reden.~

„Als ob er noch mit mir reden will. Sheppard wird nie wieder mit mir reden. Er ist förmlich geflüchtet, nachdem ich die Jumperluke freigegeben habe. Er wird mir nicht mehr in die Augen sehen können. Ich habe eine perfekt funktionierende Freundschaft für nichts über Bord geworfen.“

~Nicht nichts!~

„Warum habe ich bloß auf dich gehört?“ Johns und sein Blick trafen sich. Keiner der beiden sah besonders glücklich aus. Rodney seufzte, als John sich schnell wieder abwandte.

~Keine Ahnung, sonst hast du bisher auch nicht auf mich gehört~, empörte sich Cadman. ~Jesus, McKay, John mag dich. Rede in einer ruhigen Minute mit ihm. Ich meine, es ist ja nicht so, als hättest du ihm deine immerwährende Liebe versprochen. Es war ein Kuss. Selbst wenn – und ich sage nicht, dass es so ist – er nicht auf dich steht, verkraftet das eure Freundschaft. Er ist kein intoleranter Sack.~

„Wie beruhigend.“ Unentschlossen klopften die Finger seiner rechten Hand gegen seine Hose. „Ich muss gehen.“

~Und unser Blutzucker? Willst du uns umbringen?~

Rodney schnaubte. „Ich tue mein Bestes, uns nicht umzubringen!“ Er marschierte zur Essensausgabe, schnappte sich so viele belegte Brote, wie seine Hände auf einmal tragen konnten und verließ die Messe fluchtartig.

~Jedenfalls... Der Mann ist nicht im Stande über seine Gefühle zu reden.~

Rodney protestierte mit vollem Mund. Oder wollte es zumindest.

~Also musst du das Reden übernehmen – dein geringstes Problem~, spöttelte Cadman. Trotz des Spotts klang sie versöhnlich.

„Hmpf!“ Rodney kaute rasch im Gehen und schluckte den Bissen herunter. „Das ist ein blödes Klischee! Ich als Mann kann sehr wohl über meine Gefühle reden.“

~Richtig, wenn es um Star Wars geht.~

„Hey.“

~Wir haben an Katie gesehen, wie gut du mit Frauen – oder Männern flirten geschweige denn reden kannst.~

„Ich renne wenigstens nicht durch die Gegend und küsse irgendwelche Männer!“, wütete Rodney und erntete dafür einen irritierten Blick einer Botanikerin, dessen Name er bereits nach dem ersten Treffen wieder vergessen hatte. Er schaute sie giftig an und nahm die Beine in die Hand. „Ich wünschte, es gäbe einen Weg, meine Würde zu retten, aber ich schätze, dafür ist es längst zu spät.“

~Genau genommen...~ Laura hielt sich zurück, auch wenn es sie unter Rodneys Fingern juckte, etwas zu seiner Würde beizutragen.

„Ich weiß, was du denkst“, knurrte Rodney krümelnd.

~Du willst es nicht hören, aber ich muss Carrie Brashaw zitieren.~

Rodney fuhr sich entnervt durch die Haare. „Nicht Sex and the City.“

~Leute gehen aus demselben Grund ins Casino, aus dem sie sich auf Blind-Dates einlassen: um den Jackpot zu gewinnen. Aber meistens landen sie pleite oder allein an der Bar.~

„Ich gehe weder ins Casino noch habe ich Blind-Dates.“

~Ein Moment, ich komme sofort auf den Punkt, im Gegensatz zu.... Du und Sheppard, ihr seid beide Einzelgänger, die nirgends richtig hingehören, und dann reist ihr beide in eine andere Galaxie und findet euch. Jackpot!~

„Oh. Bitte. Nicht. Du bist keine Kupplerin, Romanautorin oder Fangirl! Das ist das echte Leben. In der Pegasus Galaxie. Das ist kein 'Und sie lebten glücklich bis ans Ende blah blah'.“

~Blah, blah?~

Rodney rollte mit den Augen. „Als würde ich so etwas lesen...“

„Zelenka an McKay“, war plötzlich über seinen Funk im Ohr zu hören. „Ich glaube, ich hab's.“
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