Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Zeit für Entscheidungen von Lenari

[Reviews - 1]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

Die Stelle, wo sich Rodney und Carson auf dem Pier unterhalten, könnte ich mir immer wieder reinziehen. Sie ist so schön traurig und gleichzeitig voller Hoffnung. Ich gebe mal einen kleinen Ausblick darauf, was alles geschehen sein könnte, von dem Moment an, als sie durch das Tor zur Erde reisten, bis zu dem Moment, in dem Rodney den Pier betritt.
Auch wenn es um Carsons Tod geht, spielt auch die Freundschaft von John und Rodney eine sehr große Rolle. Sie kommen sich näher und lernen so einiges über den anderen. Ich habe versucht zu schildern, wie beide mit dem Tod ihres gemeinsamen Freundes umgehen und auch wie sie sich untereinander verstehen. Ich hoffe sehr, es ist mir gelungen.
Während ich an der Geschichte schrieb, gingen mir besonders die beiden Lieder nicht aus dem Kopf, deren Texte ich mit eingefügt habe. Das erste Lied heißt „He was a friend of mine“ von Willie Nelson. Das zweite Lied ist von Garth Brooks „A friend to me“.
Zeit für Entscheidungen


++++++++++
++++++++++



He was a friend of mine
He was a friend of mine
Every time I think of him
I just can't keep from cryin'
'Cause he was a friend of mine

He died on the road
He died on the road
He just kept on moving
Never reaped what he could sow
And he was a friend of mine

I stole away and cried
I stole away and cried
'Cause I never had too much money
And I never been quite satisfied
And he was a friend of mine

He never done no wrong
He never done no wrong
A thousand miles from home
And he never harmed no one
And he was a friend of mine

He was a friend of mine
He was a friend of mine
Every time I hear his name Lord
I just can't keep from cryin'
'Cause he was a friend of mine


++++++++++
++++++++++



„Hallo, Mrs. Beckett, mein Name lautet John Sheppard. Wir hatten miteinander telefoniert. Und das ist…“, stellte John sich vor, nachdem sich die Tür geöffnet, eine ältere Dame sie verwundert angeschaut und nach ihrem Anliegen gefragt hatte.

Sie fiel dem Colonel ins Wort und meinte erfreut: „Doktor McKay. Carson hat oft von Ihnen gesprochen.“

„Mein herzliches Beileid.“, brachte dieser nur mit brüchiger Stimme hervor. Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, überhaupt hierher zu fahren und noch einmal soviel, um zu klingeln. Ohne John an seiner Seite wäre er wohl nicht einmal dazu bereit gewesen, ins Auto zu steigen und hierher zu kommen.

Seit sie durch das Tor geschritten waren, hatte Rodney John alle Entscheidungen überlassen. Wann sie aufbrachen, wie sie nach Schottland kamen, wie lange sie blieben, wo sie übernachten würden, wie die Beerdigung ablaufen würde, wann sie Becketts Mutter besuchen würden und noch etliche andere Wies. Er hatte immer nur stumm dazu genickt, aber nie etwas gesagt.

Es war, als wäre er nicht mehr er selbst - nur ein Beobachter, eingesperrt in einen Körper, der sich nicht wie sein eigener anfühlte. Seine Hände, seine Beine, sein Herz - alles fühle sich taub an. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, obwohl jede Faser seines Körpers geradezu vor Schmerz schrie. Schon oft hatten sie Freunde verloren, doch diesmal war es anders. Er hatte noch nie einen besten Freund zu Grabe tragen müssen und alles in ihm sträubte sich noch immer dagegen.

„Kommen Sie doch herein.“, bat Mrs. Beckett und trat zur Seite. Nur widerwillig betrat McKay das kleine Landhaus. Er fürchtete, alles würde ihn an Carson erinnern. Diese Angst war auch nicht ganz unbegründet.

Überall standen Fotos herum, auf denen der Doktor in den verschiedenen Phasen seines Lebens zu sehen war. Rodney hätte alles dafür gegeben, seinem Freund dabei zuhören zu können, wie dieser jedes einzelne Ereignis bis ins kleinste Detail schilderte. Stattdessen herrschte Stille und er würde seinem Freund nie wieder genervt zuhören können. Er hasste sich selbst für jede Sekunde, die er mit Streiten oder Ignoranz verschwendet hatte. Er konnte sie sich nicht mehr zurückholen.

Sie setzten sich in die kleine Wohnstube, die mit alten Möbeln und Krimskrams angefüllt war. So hatte Rodney sie sich immer vorgestellt, wenn Carson von seiner Mutter erzählt hatte. Auch die ältere Dame sah aus wie in seinen Gedanken. Kurzes Haar, altmodische Kleidung, schottischer Akzent und ein trauriges, doch freundliches Lächeln auf den Lippen. So wie man sich eine liebende Mutter eben vorstellt. Sie wirkte erstaunlich gefasst für eine Frau, die gerade einen ihrer Söhne verloren hatte. Alles nur Fassade, ebenso wie bei ihm selbst.

Sie bot gastfreundschaftlich an: „Möchten Sie etwas trinken? Ich habe Tee aufgesetzt.“

„Das wäre nett, danke.“ Sheppard lächelte ihr freundlich zu und Carsons Mutter begab sich in die Küche, um Tassen und Kanne zu holen. Während der ganzen Zeit ihrer Abwesenheit schwiegen sich die beiden Freunde an. Es war kein unangenehmes Schweigen, aber dennoch bedrückend. Die Luft schien dicker geworden zu sein, das Atmen viel schwerer und schmerzliche Gedanken breiteten sich in ihren Köpfen aus.

Erst hatte John noch etwas sagen wollen, doch als er Rodneys Verfassung bemerkt hatte, waren ihm die Worte im Hals stecken geblieben. Plötzlich kamen sie ihm so dumm und nichtssagend vor. Die Hände seines Freundes waren zu Fäusten geballt, die sich in den Stoff der Anzughose krallten, sein Kopf war gesenkt, die Augen glasig und die Schultern hängend - er saß da wie ein Schluck Wasser.

John wusste, dass er eigentlich etwas hätte unternehmen müssen. Rodney wollte ganz offensichtlich in den Arm genommen werden, doch es fiel ihm schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen. Er war einfach nicht gut in diesen Dingen. Trost zu spenden, war keine seiner Stärken. Jemandem auf diese Weise nahe zu sein, bereitete ihm Unbehagen. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso. Vielleicht hatte es etwas mit seiner Ausbildung zu tun, vielleicht aber auch mit seiner Kindheit.

Seine Familie war nie sehr herzlich und Umarmungen daher eher die Seltenheit gewesen. Er hatte schon früh lernen müssen, ohne diese Art von Zuwendung auszukommen und war somit auch nicht wirklich dazu in der Lage, sie selbst zu zeigen. Selbst von seinen Freunden ließ er sich nicht gern berühren, schon gar nicht umarmen. Er wusste nie, was er machen sollte, wenn es geschah. Alles in ihm verkrampfte sich und ihm steckte ein Kloß im Hals, der einfach nicht weggehen wollte. So ähnlich fühlte er sich auch jetzt.

Sie waren Freunde, keine Frage, aber in solch einer Situation hatten sie sich nie zuvor befunden. Schon oft hatten Sie Kameraden verloren und sicher auch so manches Familienmitglied zu Grabe getragen, doch damals hatten sie sich noch nicht gekannt. Selbst jetzt waren sie sich manchmal noch Fremde. Dies war so ein Augenblick. Eine Situation, von der sich beide wünschten, dass sie nie eingetroffen wäre. Sie hatten einen Freund verloren - jeder ging auf seine Weise mit der Trauer um. Nur wusste John nicht, welchen Weg Rodney einschlagen würde.

Würde er wütend werden oder weinen? Würde er sich in seine Arbeit verbeißen oder sich gehen lassen? Würde er es einfach verdrängen und so tun, als wäre nichts geschehen? John konnte es nicht sagen, auch wenn seine letzte Vermutung wohl eher auf ihn zutraf. Noch funktionierte es, einfach nicht daran zu denken, aber auch sein Schutzwall würde früher oder später brechen. Es war nur eine Frage der Zeit. Er hoffte jedoch inständig, er würde die Beerdigung noch hinter sich bringen können, ehe es soweit war.

Mrs. Beckett betrat die Wohnstube und stellte das Tablett mit dem Tee auf dem niedrigen Wohnzimmertisch ab. Dann schenkte sie drei Tassen ein. McKay blickte immer noch nicht auf. Er hatte Angst ihr in die Augen zu schauen, weil er glaubte, darin Verachtung und Anschuldigungen zu sehen. Natürlich würde das nicht geschehen, denn dann hätte sie die beiden sicher nicht ins Haus gelassen, doch er erwartete einfach, dass andere ihm genauso die Schuld an Carsons Tod gaben, wie auch er es tat. Außerdem fürchtete er sich davor, etwas Dummes zu sagen, das, wenn es erst einmal ausgesprochen war, nicht wieder gutzumachen war.

„Carson hat mir erzählt, welch gute Freunde Sie für ihn waren und wie viel Spaß ihm die Arbeit mit Ihnen gemacht hat.“, meinte die ältere Dame schließlich, um das Schweigen zu brechen. Sie bemerkte schon, dass ihr Besuch nicht freiwillig über ihren Sohn sprechen würde, doch sie hätte zu gern mehr über seine Zeit mit ihnen erfahren.

„Ihr Sohn war ein außergewöhnlicher Mann.“, bemerkte John anerkennend, spürte jedoch auch fast sofort den Stich im Herzen. Er hasste es, von einem Menschen in der Vergangenheitsform zu reden und doch hatte er es getan. Das machte alles so endgültig. Es zuzugeben, würde bedeuten, sich damit auseinandersetzen zu müssen. Das wiederum schürte seine Schuldgefühle. Wieder etwas, das ihn daran denken ließ, dass er die Trauer und den Schmerz nicht mehr lange würde zurückhalten können. Dabei hatte er für seine Freunde doch stark sein wollen.

„Er war mein Sonnenschein.“, bestätigte Mrs. Beckett und nippte an ihrem Tee. „Er hatte immer so ein fröhliches Gemüt, schon als er klein war. Er hat mich immer zum Lachen gebracht.“

John nahm auch einen Schluck aus seiner Tasse, doch McKay sah seine nicht einmal an. Colonel Sheppard konnte nicht einmal sagen, ob sein Freund ihrer Unterhaltung überhaupt noch zuhörte, geschweige denn, ob er geistig überhaupt noch anwesend war oder sich bereits in seinem Schmerz verkroch.

Umso mehr überraschte es ihn, als es wütend aus Rodney herausplatzte: „Es ist eine Schande.“

„McKay.“, zischte John ihn an. Er wollte es nicht, es passierte einfach. Dabei hatte Rodney doch nur ausgesprochen, was alle dachten - er eingeschlossen.

„Entschuldigen Sie mich.“, presste dieser schließlich hervor, erhob sich und verließ das kleine Landhaus. Er hatte nicht einmal eine Reaktion abgewartet. Er konnte nicht schnell genug an die frische Luft gelangen. Es war für ihn gewesen, als hätte er nicht mehr Atem können, als wären die Wände bedrohlich näher gerückt und hätten ihn zu zerdrücken versucht. Die Worte von Becketts Mutter hatten ihm schließlich den Rest gegeben. Er hatte es keine Sekunde länger mehr in dem kleinen Wohnzimmer ausgehalten.

„Sie müssen ihn entschuldigen, ihm geht die ganze Sache sehr nahe.“, versuchte Sheppard die Reaktion seines Freundes zu erklären, die er nur zu gut nachvollziehen konnte. Er selbst wäre jetzt auch lieber woanders gewesen. In einem kleinen Trainingsraum für sich allein, wo er auf einen Sandsack hätte einprügeln, brüllen oder weinen können. Ganz gleich wonach ihm war. Doch das musste warten. Er hatte sich selbst ein Versprechen gegeben, für seine Freunde stark zu sein.

„Das ist verständlich.“ Mrs. Beckett griff nach Johns Hand, kaum dass er die Tasse mit dem Tee zurück auf die Untertasse gestellt hatte, drückte sie tröstend und fragte so sanft, wie es nur eine Mutter konnte: „Wie geht es Ihnen?“

„Sollte ich mich nicht viel eher nach Ihrem Befinden erkundigen?“, erwiderte er mit einer Gegenfrage, um nicht antworten zu müssen. Ehrlich gesagt, wusste er es selbst nicht ganz. Er befand sich auf der Schwelle zwischen Selbstbeherrschung und Zusammenbruch. Jeden Augenblick glaubte er zu kippen und in ein schwarzes Loch zu fallen, doch er tat es nicht. Noch hielt er sich am Abgrund, doch ihm war auch klar, dass er bald loslassen musste.

„Schon in Ordnung, mein Junge.“, versicherte sie ihm und lächelte. Sie fragte aber nicht noch einmal und erwartete auch keine Antwort mehr.

++++++++++

Colonel Sheppard fand Doktor McKay auf einer Bank im Park sitzend wieder. Er saß einfach nur da, genau wie vorhin. John ging langsam auf ihn zu und musterte seinen Freund. Rodneys Finger waren leicht ineinandergehakt, sein glasiger Blick ging ins Leere, seine Augen wirkten eingefallen und seine Haut noch bleicher als sonst. Er war abwesend, schien Johns Gegenwart nicht einmal zu bemerken.

Dieser wollte etwas Tröstliches zum Besten geben, ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde und es auch so meinen. Doch alles, was ihm einfiel, waren leere Phrasen, die er sich nicht einmal selbst geglaubt hätte, geschweige denn hätte hören wollen.

Natürlich würde das Leben weitergehen und eine gewisse Routine würde sich einstellen. Sie würden auch weniger darüber nachdenken, was geschehen war, aber es würde nicht wieder wie früher werden. Es würde immer eine Lücke bleiben, ein dumpfer Schmerz, der einfach nicht verschwinden wollte und eine Traurigkeit, die sie immer mal wieder ungefragt überfallen würde.

Schließlich rang John sich doch noch dazu durch, Rodney Trost zu spenden, indem er ihm eine Hand auf dessen Schulter legte. Sie berührten sich nirgendwo sonst, und doch bemerkte Sheppard das Zittern, das durch Rodneys ganzen Körper ging und das nicht nur von der Kälte des Herbstes stammte. Aber die leichte Berührung hatte ausgereicht, dass McKay ihn wieder wahrnahm, dass er den Kopf hob und ihn bekümmert anblickte.

„Geht’s wieder?“, fragte John nachsichtig, erwartete jedoch keine Antwort. Er hatte nur irgendetwas sagen wollen, um das Unbehagen etwas abzuschwächen.

Zögernd und mit brüchiger Stimme entgegnete Rodney: „Es war meine Schuld.“

„Ich sage das nur einmal: Es war nicht deine Schuld!“ John wollte nicht, dass sein Freund sich nicht selbst die Schuld an Carsons Tod gab. Er sollte weinen können, wenn er das wollte - ihm standen bereits Tränen in den Augen - oder in Selbstzweifel zerfließen, was auch immer den Schmerz erträglicher machte. Vielleicht war er deswegen aufs Du übergegangen. Es fühlte sich auch nicht so komisch an, wie er angenommen hatte.

„Ich hätte es wissen… es verhindern müssen. Ich…“, stammelte Rodney verzweifelt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es schmerzte tief in seiner Brust und je stärker er gegen die Tränen ankämpfte, desto schwerer wurde es, sie aufzuhalten. Dabei wollte er doch nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht vor John. Dieser legte jetzt den ganzen Arm um McKays Schultern. Dieser wusste die Geste durchaus zu schätzen.

Eindringlich redete Sheppard auf seinen Freund ein: „Kein Aber. Selbstvorwürfe helfen niemandem. Ich will so etwas nicht hören, haben wir uns verstanden?“

Rodney sah ihm zum ersten Mal richtig in die Augen. Tränen glänzten in seinen, sie waren gerötet und wirkten eingefallen. Er sah elend aus, jedoch nicht annähernd so miserabel, wie er sich fühlte. Er hätte auf der Stelle sein Leben gelassen, nur um Carson wieder ins Leben zurückzubringen. Doch er wusste nur zu gut, dass sein Tod auch nichts geändert, es nur noch verschlimmert hätte. Zögerlich nickte er.

„So ist fein.“, meinte John sanft und drücke leicht McKays Schulter. Er hätte nicht gedacht, dass Trost zu spenden, aus ihm helfen würde, doch es war so. Es machte ihn selbst stärker. Aber Rodney gab sich dennoch die Schuld, auch wenn er es eigentlich besser wusste. Es war auch nicht wirklich der Glaube daran, dass er ihn mit seiner Nachlässigkeit getötet hatte, als vielmehr die Verschwendung kostbarer Zeit durch sinnloses Streiten und verletzende Worte, die er nicht hatte für sich behalten können.

Er wusste genau, wie er auf andere wirkte. Arrogant, egoistisch und kleinlich. Andere Menschen behandelte er wie Idioten, die keine Ahnung davon hatten, was sie redeten; wie Minderwertige, die seinem Genie nicht gewachsen waren. Er schrie sie an, machte sie nieder, hielt ihnen ihre Fehler vor, rieb ihnen ihre Unzulänglichkeiten unter die Nase und machte sich über sie lustig.

Bei seinen engeren Freunden war er sogar noch härter. Er wollte es nicht, es geschah einfach. Ohne Grund stieß er ihnen vor den Kopf und er hätte sich nicht gewundert, wenn sie ihn längst irgendwo ans entlegenste Ende von Atlantis verbannt und dort in einen kleinen Raum ohne Licht gesperrt hätten.

Stattdessen hielten sie auch weiterhin zu ihm. Nicht nur Carson hatte seine Launen ertragen, auch Radek, Teyla, Ronon, Elisabeth und vor allem John. Dieser saß jetzt sogar neben ihm und versuchte ihn aufzumuntern. Er war nicht besonders gut darin und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, doch Rodney wusste, die Gesten seines Freundes durchaus zu schätzen.

Ernst fügte er hinzu: „Sie wissen, wir brauchen dich… ich brauche dich.“

„Wirklich?“, horchte McKay ungläubig auf. Wieso sollte der Colonel ausgerechnet ihn brauchen? Er war der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, aber auch er war nicht unersetzlich. Mit jedem anderen würden sie leichter auskommen und sie müssten seine Gemeinheiten nicht ertragen. Diese Gedanken machten Rodney zu gleichen Teilen sowohl wütend als auch traurig.

„Klar, wem soll ich denn sonst beim Schach in den Hintern treten? Niemand ist so amüsant, wenn er sich aufregt, wie du.“, erwiderte John mit spöttischem Grinsen. Er versuchte, seinen Freund aufzuheitern, und entlockte diesem zumindest ein trauriges Lächeln. Rodney spürte instinktiv, was John wirklich hatte sagen wollen, aber nicht in Worte zu kleiden vermochte. Sie waren Freunde trotz ihrer Differenzen und Unterschiede.

Johns Hand glitt auf Rodneys Unterarm, tätschelte diesen und spendete dort auch weiterhin zumindest einen gewissen Trost. Sie sahen sich wieder in die Augen, diesmal etwas verlegen. Sie hatten sich noch nie von dem jeweils anderen trösten lassen. Sie hatten ihre Gefühle immer geflissentlich mit kleinen Spitzen überspielt, um jedes noch so erste Gespräch zwischen ihnen aufzulockern, damit es an Gewicht verlor. Auch diesmal irgendwie. Sie hatten zugelassen, dass sie sich näher kamen, sowohl körperlich als auf seelisch. Mit dieser einen kleinen Geste hatten sie ihre Freundschaft neu definiert.

„In deinen Träumen.“, entgegnete McKay und versuchte vergeblich erneut zu lächeln. Das ließ ihn nur noch verletzlicher wirken. Auch wenn es ihm schwerfiel, er schluckte den Kloß im Hals hinunter und verdrängte die Tränen aus seinen Augen. Sie waren sich nahe genug gekommen. Ihn weinen zu sehen, damit wäre John mit Sicherheit überfordert. Außerdem wollte McKay sich diese Blöße hier nicht geben.

Er wusste, wenn er jetzt zusammenbrach, würde er die Beerdigung nicht überstehen, seine Grabrede nicht halten und sich nicht von seinem Freund verabschieden können. Das konnte er nicht riskieren. Das wollte er für Carson noch tun. Und für John, denn er war ihm unendlich dankbar für das, was er eben gerade getan hatte. Zum ersten Mal seit dem Unfall fühlte er sich nicht mehr mit dem Schmerz alleingelassen.

„Leugne es, wenn du willst, aber du weißt, ich habe Recht.“ Ein vergeblicher Versuch, Rodney aufzumuntern, auch wenn Sheppard sich zu einem schiefen Grinsen zwang. Er meinte damit nicht nur seine Bemerkung, sondern vor allem ihre Trauer, und das war ihnen beiden klar. Als sie nichts mehr zu sagen wussten, wechselte Sheppard das Thema und meinte zugleich vorsichtig als auch sachlich: „Mrs. Beckett hat uns zu der Trauerfeier eingeladen. Ich habe zugesagt. Sie möchte uns noch einige Dinge geben, von denen Sie glaubt, dass wir Sie haben möchten.“


++++++++++

„Willst du zuerst duschen gehen oder darf ich?“, fragte Colonel Sheppard einige Stunden später. Er wollte sich nur noch ausruhen, eine heiße Dusche nehmen und eine Kleinigkeit essen, bevor sie zu Bett gingen. Draußen war es dunkel und ruhiger geworden. Sie hatten noch eine ganze Weile nebeneinander gesessen und geschwiegen. Diesmal hatte es sich besser angefühlt - angenehmer und voll Sicherheit. Das Gefühl, von der Nähe des anderen erdrückt zu werden, war so gut wie verschwunden.

Nachdem die Dämmerung eingesetzt hatte, waren sie ins Hotel zurückgefahren. Sie wollten noch mit den anderen Essen gehen, doch vorher musste John aus seiner Uniform raus. Sie hatten soviel zu erledigen gehabt, dass er gar nicht dazu gekommen war, sich umzuziehen. Vom Stargatecenter aus waren sie sofort nach Schottland aufgebrochen, dann hatten sie sich dort einen Wagen gemietet und waren zu Becketts Mutter gefahren.

Da Rodney nicht ansprechbar und er mit Ausnahme von Ronon noch am stabilsten gewesen war, hatte er alles Organisatorische übernommen. Jetzt machte sich das in seinen Knochen bemerkbar. Im Grunde war er bereits zu erledigt, um noch irgendetwas zu tun. Er hoffte, eine heiße Dusche würde das ändern und die Müdigkeit aus seinem Körper und Geist vertreiben.

Rodney murmelte gleichgültig: „Was auch immer.“

Er warf sein Jackett aufs Bett und ließ sich dann darauf fallen. Der Ausdruck in seinem Gesicht, spiegelte nichts von seinen Gefühlen wieder und seine Augen waren ebenso leer. Auch er war müde und das nervte ihn. Irgendetwas war ihm anscheinend über die Leber gelaufen, doch John konnte sich nicht erinnern, etwas Verletzendes gesagt oder getan zu haben. Ganz im Gegenteil. Also hatte die plötzliche Unzugänglichkeit Rodneys nichts mit ihm zu tun. Er beschloss es einfach zu ignorieren und seinem Freund die Zeit zu geben, sich wieder zu fangen.

„Dann geh ich zuerst, wenn es dich nicht stört, McKay?“ Er löste seine Krawatte und begab sich in Richtung Bad. Er wollte nur noch raus aus der Uniform und das heiße Wasser auf seinen Körper prassel spüren. Stetig und jeden schmerzvollen Gedanken sofort vertreibend. Eine Viertelstunde nicht denken müssen, das war es, was er jetzt wirklich brauchte.

„Berührt dich sein Tod denn überhaupt nicht?“, wollte Rodney plötzlich wissen und erwischte John damit eiskalt. Er hätte ihm ebenso gut die Beine wegreißen können. Nach allem, was in den letzten Stunden geschehen war, hatte Sheppard wirklich angenommen, dass an seiner Trauer gar kein Zweifel mehr bestand. Sein Freund sah das offenbar ganz anders. Ihr Verständnis für einander schien auf einmal wie weggewischt.

„Natürlich und das weißt du ganz genau.“, konterte John irritiert. Er war immer noch wie vor den Kopf gestoßen. Ihm war durchaus bewusst, dass Rodney das nicht wirklich ernst meinte, dass nur seine Zweifel aus ihm sprachen, dennoch traf diese Unterstellung den Colonel wie ein Schlag ins Gesicht. Der Tod ihres gemeinsamen Freundes war ungerecht, das war nicht zu bestreiten, aber ebenso unfair war es, anzunehmen, es würde ihn kalt lassen.

Trotzig gab dieser zurück: „Ach, weiß ich das?“

„Beckett war ebenso mein Freund wie Ihrer.“, stellte Sheppard unmissverständlich klar, wurde dabei jedoch lauter als beabsichtigt. Er wollte nicht schreien, sich nicht aufregen und schon gar nicht streiten. Das kam ihm so überflüssig und unsinnig vor. Sollte nicht gerade der Tod einen dazu bringen, intensiver zu leben und Unwichtiges außen vor zu lassen? Das hier war sicher nicht das, was Carson gewollt hätte.

„Und wieso trauern Sie denn kein bisschen um ihn?“, prangerte McKay an. Er war leiser geworden. Unglaube schwang in seiner Stimme mit - Unverständnis darüber, wie John so gut damit klarkommen konnte, während er Mühe hatte, nicht in seinen Schuldgefühlen und seiner Trauer unterzugehen.

Weil es mir das Herz zerreißen würde, wollte John brüllen, konnte diese Worte jedoch nicht über die Lippen bringen. Sie wäre der Anfang vom Ende gewesen. Sie hätten die Mauer, die er um sich herum errichtet hatte, um stark bleiben zu können, einfach so eingerissen. Er wäre sofort zusammengebrochen. Das konnte er im Moment nicht riskieren. Noch nicht. Nach der Beerdigung vielleicht.

„Ihretwegen.“, meinte er deswegen nur ruhig, denn auch das entsprach der Wahrheit.

Verunsichert fragte Rodney: „Was?“

Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Mit Ausflüchten vielleicht - militärischen Mantra-Sprüchen von Stärke, Disziplin und Verantwortung sicher, aber nicht damit, dass John das für ihn tat, damit er ungestört trauern konnte. Er hatte dem Colonel Unrecht getan, war nicht fair ihm gegenüber gewesen. Aber er fühlte diesen tiefen Schmerz in seiner Brust und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Kollegen waren schon immer keine Freunde sondern Stümper gewesen, aber auf Atlantis war man sich zwangsläufig näher gekommen.

Sie waren alle das Risiko eingegangen, zu sterben, aber niemand hatte Rodney gesagt, dass es so unerträglich sein würde, einen Menschen zu verlieren, den man jeden Tag gesehen und mit dem man immer wieder zusammengearbeitet hat. Keiner hatte ihn davor gewarnt, dass man eine Verbundenheit entwickeln würde, die weit über normale Freundschaft hinausging, die sich mit Dankbarkeit und Abhängigkeit vermischen und etwas schaffen würde, dass einen zu sehr überwältigte, als das man es hätte begreifen können.

Und niemand hatte ihm gesagt, dass man dieses etwas auch wieder verlieren könnte. Das es ebenso zerbrechlich war wie das Leben selbst. Rodney wollte diese Erfahrung nicht machen und John war einmal mehr dazu gezwungen, durch diese Art der Hölle gehen zu müssen. Ihm war durchaus bewusst, wie es sich anfühlen würde - einer der Gründe, warum er es so lange wie irgend möglich hinauszögern würde. Er wünschte nur, er könnte so für McKay da sein, wie es Beckett sicher gewesen wäre. Diese ganze An-die-Schulter-anlehn-und-Hoffnung-spenden-Geschichte.

„Wenn ich es jetzt zulassen würde, dann würde ich…“, so gefasst wie möglich erklärte John sich, kam dann aber doch ins Stocken. Er wollte nicht darüber nachdenken, geschweige denn sprechen. Diesen Kampf würde er mit sich austragen müssen. So wie er McKay nicht helfen konnte, so wollte er auch nicht, dass dieser ihm beistand. Er hatte es bis heute immer irgendwie überlebt und er würde es auch diesmal schaffen. Eine andere Wahl hatte er auch nicht. Deswegen sagte er schließlich mehr zu sich selbst als zu seinem Freund: „Ich muss den Überblick behalten.“

Ohne, dass es ihm selbst bewusst war, hatte er seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben. Etwas, dass er immer tat, wenn er nicht wusste, was er machen sollte, wenn er nicht sicher war, was sein Gegenüber in solchen Momenten von ihm verlangte und was er selbst zu geben bereit war. Nichts zu tun war besser als etwas falsch zu machen. Es war schließlich nie nur ein Halten sondern immer auch ein Gehaltenwerden - er wusste nicht, ob er stark genug dazu sein würde.

„Das ist doch vollkommener Blödsinn.“, spie Rodney hervor, ohne auch nur groß darüber nachzudenken, und ließ John angesichts der Heftigkeit dieses Ausbruchs zusammenzucken. Damit hatte der Colonel nun wirklich nicht gerechnet. Für einen Augenblick hatte McKay doch tatsächlich angenommen, John würde sich ihm mitteilen, doch dann war daraus eine dieser Militärfloskeln geworden.

Natürlich war sein Ausbruch übertrieben gewesen, doch jeder außer ihm schien irgendwie damit klarzukommen und das frustrierte ihn. Diese Wut auf sich selbst hatte er unbeabsichtigt an Sheppard ausgelassen. Er wollte doch nicht der einzige sein, der schwach war. Auch er wollte für seine Freunde stark sein, er wusste nur nicht wie.

Ungeschickt, wenn auch darauf bedacht, nicht wieder den falschen Ton anzuschlagen, fuhr McKay fort: „Was ich wirklich brauche, ist die Gewissheit, dass ich nicht der einzige bin, der Schwierigkeiten damit hat, diese Hölle durchzustehen, aber du bist immer so verdammt… beherrscht.“

Sheppard schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. Und seine Reaktion zeigte ihm, wie Recht Rodney damit hatte. Auch jetzt riss er sich zusammen, versuchte gefasst zu bleiben, auch wenn alles in ihm danach lechzte, seine Trauer und seinen Zorn in die Welt hinaus zu schreien, anstatt ihn in sich selbst zu vergraben sowie seine wahren Gefühle hinter einer Maske aus Disziplin und Härte zu verstecken.

„Tut mir leid, aber so bin ich eben.“, erwiderte der Colonel schließlich. Sie hatten sich während der ganzen Unterhaltung nicht einmal in die Augen gesehen. Für John war für heute einfach schon zu viel gesagt worden. Er hatte nicht mehr die Kraft, das jetzt auch noch auszudiskutieren. Sie mussten das auf später vertagen, wenn sie die ganze Situation besser handhaben konnten. Ohne ein weiteres Wort ging John ins Bad und schloss die Tür hinter sich.

Rodney hielt ihn nicht zurück, aus Angst nur noch mehr schlechte Gefühle zu schüren. In seiner Hilflosigkeit und Unfähigkeit, mit dem Verlust umzugehen, stieß er ausgerechnet dem Menschen vor den Kopf, der ihn besser zu verstehen schien, als sonst jemand auf der Welt. Vielleicht war das auch gut so, sicher brauchten sie diese Pause, um sich wieder zu beruhigen, einen klaren Kopf zu bekommen und sachlich miteinander reden zu können. John würde es ihm sicher irgendwann verzeihen.

Als Sheppard aus dem Bad kam, ging Rodney sofort hinein. Auf dem Bett fand der Colonel einen Schokoriegel - ganz offensichtlich ein unbeholfener Versuch von seinem Freund, sich bei ihm zu entschuldigen. John wusste noch nicht, ob er es damit aus sich beruhen lassen würde, doch er steckte ihn ein. Es kam schließlich nicht oft vor, dass McKay von sich aus seinen Schokoladenvorrat teilte, eher bestand er darauf, dass andere ihre Nahrung mit ihm teilten.

Sie machten sich schweigend für das anschließende Treffen mit ihren Freunden fertig, die ebenfalls Zimmer in diesem kleinen Hotel bewohnten und verließen dann das stickige Zimmer. Während der ganzen Zeit kämpfte jeder für sich mit seinen Schuldgefühlen, auch wenn sie wusste, dass auch diese nichts mehr an den Ereignissen ändern konnten.

++++++++++

„Carson Beckett war… er war…“, begann Doktor McKay seine Abschiedsrede vor den Trauergästen, brach jedoch sofort wieder ab.

Er brachte die Worte einfach nicht über die Lippen. Die Schrift auf dem zerknitterten Zettel, an dem er die halbe Nacht gearbeitet hatte, verschwamm vor seinen Augen. Ihm steckte ein Kloß im Hals, den er nicht hinunterschlucken konnte. Er schaffte es nicht allein. Er fühlte sich so unwohl in seiner Haut - wie er vor den Menschen stand und in ihre traurigen Gesichter sah - wie schon lange nicht mehr.

Die Kirche war randvoll, was Rodney auch nicht weiter verwunderte. Carsons Verwandte, Freunde, frühere Kommilitonen, Kollegen und Nachbarn waren anwesend. So viele Menschen, die ihn gekannt und geschätzt haben. Beckett hatte stets nur das Wohl anderer im Blick gehabt und versucht, ihnen zu helfen, soweit es ihm möglich war. Eine breite Trauergemeinde war zu erwarten gewesen. Wahrscheinlich wären es noch mehr gewesen, doch Elizabeth hatte niemand sonst gestattet, Atlantis zu verlassen. Sie würden dort eine Trauerfeier für ihn abhalten.

Nun sahen ihn alle voller Erwartung an und verlangten tiefschürfende, rührende Worte von ihm, die er nicht über die Lippen brachte. Was er auch sagen würde, es wäre nicht genug. Nicht einmal annähert könnte er beschreiben, wie Carson gelebt hatte, was für ein außergewöhnlicher Mann er gewesen war. Bei Doktor Weir hatte es so einfach ausgesehen, doch nun verstand er, wie schwer es ihr gefallen sein musste, ihre Abschiedworte auszusprechen.

Rodney zuckte merklich zusammen, als sich plötzlich eine warme Hand auf seine Schulter legte, so als hätte er einen leichten Stromschlag bekommen. Er wandte sich um und erkannte Colonel Sheppard, welcher neben ihm stand und ihm aufmunternd zulächelte. Ein Teil von der Anspannung fiel von McKay ab. Er war nicht allein. John hatte bereits gestern versucht, ihm das klar zu machen, doch er hatte nicht zuhören wollen. Jetzt begriff er es. Er hatte Freunde, die für ihn da sein würden, so wie Carson es gewesen ist.

Als er wieder der Menschenmenge entgegenblickte, erkannte er erst, dass auch die anderen Expeditionsmitglieder von ihren Plätzen aufgestanden waren, bereit, ihn zu unterstützen. Mehr Beistand brauchte er nicht, um den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken und einen neuen Versuch zu starten, seine Rede vorzutragen. Noch immer rebellierte sein Magen dagegen, doch er ignorierte dieses aufkeimende Gefühl von Übelkeit und konzentrierte sich ganz auf Johns Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag. Sie spendete ihm genug Trost und Sicherheit, um zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte.

„Carson Beckett war der wohl liebenswürdigste, großherzigste und selbstloseste Mann, den wir je kennen gelernt haben. Es war für jeden von uns eine Ehre, uns seinen Freund nennen zu dürfen. Was er auch tat, hatte zum Ziel, den Menschen zu helfen, die ihm am Herzen lagen. Aber auch denen, die er nicht einmal kannte.“ Nach den ersten Worten war es ihm etwas leichter gefallen, weiter zu reden und sogar den Kopf anzuheben. Im Grunde kannte er die Worte, die auf dem Zettel in seinen Händen standen, auswendig und brauchte diesen nur, um sich an irgendetwas klammern zu können.

„Carson erzählte mir einmal, dass er sich dazu entschlossen hatte, Arzt zu werden, weil er nicht einfach zusehen konnte, wie Menschen litten und er unbedingt ihre Schmerzen lindern wollte. Und er sagte mir auch, dass man jedem Leid, das einem widerfährt, etwas Gutes abgewinnen könnte. Ich hoffe, er hat damit recht, denn heute hier zu stehen und seinen Tod zu betrauern, ist eines der furchtbarsten Dinge, das mir je widerfahren ist.“

Erinnerungen an frühere Gespräche mit seinem Freund erfüllten währenddessen Doktor McKays Geist. Er sah Carson lächeln, erschöpft am Tisch schlafen oder wie er imaginär die Angel schwang, um ihn an ihren Angelausflug zu erinnern. Plötzlich konnte sich Rodney an jedes noch so kleine Gespräch, an jede Regung in Becketts Gesicht und an jede Geste von diesem erinnern. Und für einen Augenblick glaubte er fast, ihn direkt vor sich zu sehen, wie er schmunzelte und die Hand zum Abschied hob.

Rodney musste eine kleine Pause machen, um sich zu sammeln, ehe er auch die letzten Sätze auf dem Zettel laut aussprechen konnte: „Sein Tod traf uns alle schwer und die Lücke, die er hinterlässt, wird nie jemand füllen können. Wir behalten ihn in Erinnerung als einen Mann, der Hoffnung schenkte und nie aufgab. Er starb, wie er gelebt hatte, mit dem Wissen, das Richtige zu tun und unzählige Leben gerettet zu haben. Er hat uns alle zum Besseren verändert. Wir werden ihn nie vergessen.“

Zustimmendes Gemurmel ging durch dien Kirchensaal. Mit zitternden Händen faltete Rodney den Zettel zusammen und verstaute ihn in seiner Jackentasche, ehe er sich von John zu seinem Platz führen ließ. Seine Freunde hatten sich mittlerweile wieder gesetzt und schauten ihn besorgt an. Nun verstand McKay auch, was John damit gemeint hatte, dass er für ihn stark sein wollte. Dieser hatte sicher geahnt, wie schwer ihm diese Worte fallen würden und dass er einen Halt brauchen würde.

„Das hast du schön gesagt.“, flüsterte Sheppard ihm zu, nachdem er eine Hand auf Rodneys Arm gelegt und so dessen Aufmerksamkeit erregt hatte.

McKay gestand ebenso leise ein: „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“

Er war froh, solch einen Freund zu haben, dabei hätte er sich an Johns Stelle längst aufgegeben. Rodney wusste nur zu gut, wie er sein konnte. Egozentrisch, arrogant und kleinlich. Er behandelte Menschen nicht nur mies, er stieß sie regelrecht von sich weg, denn er hatte immer Angst davor gehabt, dass genau das eintreten könnte, was Carson nun widerfahren war.

Es wurde Zeit, dass sich einiges änderte, dass er sich besserte. Rodney wollte auch für seine Freunde da sein, so wie sie für ihn. Er wollte sie endlich richtig kennenlernen, auch die weniger schönen Seiten ihrer Leben. Nicht noch einmal wollte er sich Vorwürfe machen, etwas versäumt zu haben, so wie es bei Beckett der Fall gewesen war.

„Dafür sind Freunde da, Rodney.“, winkte Sheppard ab und zwinkerte ihm verstehend zu. Dann schwiegen sie wieder, um auch den anderen Menschen zuzuhören, die etwas über Carson zu sagen hatten. Geschichten von früher, Begebenheiten während seiner Arztzeit auf der Erde oder Beschreibungen seines Wesens. Alles Dinge, die er im Nachhinein gern von Carson selbst erfahren hätte.

Nach dem Gottesdienst erhoben sich alle, um Carson Beckett auf seinem letzten Weg zu begleiten. Seine Freunde nahmen um den Sarg Aufstellung, um ihn bis zu seiner letzten Ruhestätte zu tragen. Rodney, Ronon und Doktor Cole links - John, Zelenka und Lorne rechts. Langsam setzte sich die Trauergemeinde in Bewegung.

Erst als sie die kleine, überfüllte Kirche verließen, wurde ihnen bewusst, wie beliebt Beckett wirklich gewesen war. Auch draußen warteten Leute, um sich von ihm zu verabschieden, um ihm zu gedenken und ihn auf seinem wohl letzten Weg zu begleiten. Sie hatten nicht einmal mehr in die Kirche gepasst. Unwillkürlich musste Rodney sich fragen, wie viele Menschen wohl zu seiner Beerdigung kommen würden - und er musste sich selbst eingestehen, dass all seine Freunde ebenso gut in sein Quartier passen würden.

Das Leben ist nicht fair, dachte er schmerzerfüllt. Es trifft immer die Falschen.

++++++++++

Nach der Beerdigung löste sich die Menschentraube langsam auf und jeder ging mehr oder weniger schweigend zu seinen Autos. Zumindest die sechs Atlantisbewohner sprachen kein Wort. McKay warf einen Blick auf Colonel Sheppard. Dieser blickte nur stur geradeaus. Aber auch in seinen Augen spiegelten sich der Verlust und die Trauer wider. Rodney hatte ihm - wie so oft - Unrecht getan. Was er am Abend zuvor gesagt hatte, bereute er bereits aufrichtig und er wollte, dass sein Freund das auch wusste. Mit dieser Art schlechtem Gewissen konnte und wollte er nicht leben.

„John?“, brach Doktor McKay zögernd die Stille, die nur von ihren Schritten unterbrochen wurde, die überlaut erschienen in Anbetracht der Tatsache, dass sie auf weicher Erde voranschritten.

„Mhm.“ Sheppard warf ihm einen fragenden Blick zu. Er war in Gedanken versunken gewesen, hatte ähnliche Bedenken wie Rodney gehabt. Auch er war zu dem Entschluss gekommen, dass wohl kaum einer seiner Freunde übrig bleiben würde, um zu seiner Beerdigung gehen zu können und seine Familie würde er dort nicht haben wollen. Nicht so, wie es momentan stand.

„Was ich da gestern gesagt habe…“, stotterte McKay unbeholfen.

John unterbrach ihn sanft: „Du hast es nicht so gemeint. Schon vergessen.“

„Ich möchte mich trotzdem entschuldigen.“, ließ Rodney sich nicht beirren. Er wollte es loswerden. Nicht noch einmal wollte er sich so einfach davonkommen lassen. Wenn er sich wirklich ändern wollte, musste er auch lernen, seine Fehler offen zuzugeben. Die anderen durften es ihm nicht so leicht machen, sich herauszureden.

„Wenn du dich dann besser fühlen, nehme ich sie gerne an.“, meinte John aufmunternd und klopfte McKay freundschaftlich auf die Schulter.

„Danke… für alles.“ Diese Worte waren Rodney sichtlich schwergefallen, aber danach fühlten sie sich umso besser an. John war im ersten Augenblick überrascht und gerührt zugleich. Es geschah nicht oft, dass sich der Kanadier bei jemandem entschuldigte und schon gar nicht, sich bedankte, wenn man ihm nicht gerade das Leben gerettet hatte. Sheppard sah es als das Besondere, das es war und würdigte es dementsprechend.

„Kein Thema.“, wehrte der Colonel dennoch ab, da keiner von ihnen noch weiter auf die Gefühlsschiene hätte abdriften wollen. Hier in der Öffentlichkeit und so nahe bei ihren Freunden waren es weder der richtige Ort noch die richtige Zeit. Sie würden dieses Gespräch vielleicht ein andern mal und unter vier Augen fortsetzen, wenn ihnen danach war. John schloss das Auto, an dem sie mittlerweile angelangt waren, auf und stieg ein. Zu gern hätten sie beide Rodneys Worte auch Carson noch sagen wollen.

Vielleicht irgendwann… wer weiß?

++++++++++

Als sie einige Stunden später wieder am Hotel ankamen und ihr Zimmer betreten hatten, begannen sie ihre Sachen zusammenzupacken. Die Daedalus würde sie in einer Stunde einsammeln und nach Atlantis zurückbringen. Ein Schritt durchs Stargate wäre einfacher gewesen, doch John hatte darauf bestanden. Er hatte einfach angenommen, dass sie alle diese kleine Verschnaufpause brauchen würden. Wenn sie zurück auf Atlantis wären, würden sie einen klaren Kopf brauchen und durften sich nicht ablenken lassen.

Außerdem war die Raumstation noch nicht ganz fertiggestellt und einen Jumper hatte er nicht ordern wollen. Dennoch würde er nicht den ganzen Weg mit der Daedalus hinter sich bringen. An der Mittelstation würden sie umsteigen. Die letzten Fehler würden bis zu ihrem Eintreffen dort sicher behoben sein. Jetzt gab es nur noch eins für John zu tun. In seiner Hand hielt er einen Brief von Carson. Mit großen Buchstaben war darauf geschrieben worden: Für Rodney McKay. Eines der letzten Dinge, die von Carson Beckett geblieben waren.

„Unter den Sachen, die uns Carsons Mutter gegeben hat, waren auch einige Briefe. Einer davon ist an dich adressiert.“, unterbrach diesmal Colonel Sheppard letztendlich das Schweigen und hielt Doktor McKay den Brief entgegen.

„Oh.“ Die Verwunderung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Mit zitternden Fingern ergriff er ihn und nahm ihn an sich. Eine Weile betrachtete er ihn einfach nur, so als wäre er nicht wirklich existent, als würde er ihn sich nur einbilden und er würde aus seinen Händen verschwinden sobald er die Augen davon löste.

„Willst du ihn vielleicht jetzt lesen, dann gehe ich…“, begann John und wies mit seinem Daumen Richtung Tür. Den Rest des Satzes ließ er offen, auch so war klar, was er sagen wollte. Er musste es nicht extra erst aussprechen.

Rodney winkte entschieden ab: „Nein, nicht nötig. Ich werde ihn nicht lesen.“

Mit diesen Worten legte er den Umschlag entschlossen zu seinen anderen Habseligkeiten in die Reisetasche und schloss diesen. Mit einem leisen Geräusch schloss sich der Reißverschluss. Noch mehr schmerzvolle Worte konnte er in nächster Zeit einfach nicht ertragen.

„Kann ich verstehen. Ich habe meinen auch noch nicht geöffnet. Das macht es irgendwie…“

„Sinnlos.“, fiel Rodney Sheppard ins Wort, beendete den Satz für ihn.

„Ich wollte eigentlich ‚endgültig’ sagen, aber das trifft es auch.“, erwiderte der Colonel mit zynischem Lächeln und schloss auch seine Reisetasche.

Sinnlos…ja das ist es wirklich, dachte er im Stillen und atmete einmal tief durch, um die Trauer zumindest vorrübergehend aus seinen Gedanken und seinem Herzen zu verbannen. Etwas, dass ihm nur mit viel Mühe und Selbstbeherrschung gelang. Nicht ausgerechnet vor Colonel Caldwell wollte er die Fassung verlieren.

++++++++++

Das Treiben auf der Daedalus hatte sich gelegt. Auch hier war die Nacht eingekehrt und die meisten Wissenschaftler, deren Schicht bereits zu Ende war, hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen. Nur vereinzelnd begegnete man noch Crewmitgliedern und wenn man die Schleichwege ging, erschien es einem fast so, als wäre man ganz allein auf einem Geisterschiff. John hatte sich in einen der wenigen Aufenthaltsräume verirrt, der auch unter normalen Bedingungen eher selten besucht wurde und war dort nun mit sich allein.

Er hatte einfach nicht einschlafen können, auch wenn sein Körper ihm ganz deutlich klar zu machen versucht hatte, dass er etwas Ruhe gebrauchen könnte. Sein Verstand hatte sich einfach nur nicht abstellen lassen wollen. Zum wohl hundertsten Mal rekapitulierte er die Ereignisse des schicksalhaften Tages, der so gut begonnen hatte. Er hatte seit langem mal wieder ausschlafen können. Zumindest hätte er das, wenn er der Mensch dafür gewesen wäre und nicht hätte Golf spielen wollen. Früh morgens war das Licht einfach am Besten.

Ronon war nicht so begeistert gewesen, obwohl John alles versucht hatte, um ihm den Sport näher zu bringen. Zu dieser Zeit erschien das erste Was-Wäre-Gewesen-Wenn. Wieso hatte er Carsons Einladung zum Angeln nicht einfach angenommen, war es doch etwas, was er gerne tat? Warum war er nicht einfach mitgegangen? Wenn er es getan hätte, könnte der Arzt noch am Leben sein. Stattdessen hatten sie ihn beerdigen müssen, weil Beckett eben Beckett hatte sein müssen.

Dann war es zur ersten Explosion gekommen. Sheppard hätte sofort auf die Krankenstation gehen müssen, dann hätte Beckett sich nicht einschließen und sein Leben riskieren können. Er wäre es gewesen, der den Transport des Tumors übernommen hätte und… Sicher wäre auch er es gewesen, der dann gestorben wäre. Er hätte liebend gern Carsons Platz eingenommen, wenn dann nur endlich dieser tiefe Schmerz in seiner Brust nachlassen würde. Nicht, dass er unbedingt tot sein wollte, doch wenn die Wahl an ihm gewesen wäre…

Er war schließlich immer darauf vorbereitet gewesen. Beckett als Zivilist hingegen hatte sich nie so mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Es war doch Johns Job, nichtmilitärisches Personal zu beschützen und er hatte versagt. Er hatte seinen Job nicht richtig gemacht. Ab heute würde ihm das nicht noch einmal passieren. Das schwor er sich nicht zum ersten Mal und er wusste auch, egal wie sehr er sich anstrengte, Unfälle wie diese würden immer wieder geschehen und sich seinem Einflussbereich entziehen. Er hatte nur gehofft, wenigstens seine Freunde beschützen zu können, zu welchen der Arzt eindeutig zählte.

„Es tut mir leid.“, sagte er in die Lehre des Raumes. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, sich entschuldigen zu müssen. Es lag soviel Schuld auf seiner Seele, dass er glaubte unter der Last zusammenzubrechen.

„Es war nicht Ihre Schuld, Colonel.“, antwortete eine ihm wohlbekannte Stimme. „Niemanden trifft Schuld.“

Sheppard wandte sich nicht um, da er wusste, dass er alleine war, auch wenn er den Arzt deutlich gehört hatte. Sein Gehirn spielte ihm einen Streich, ließ ihn verrückt genug werden, damit er sich verabschieden und mit dem Verlust besser klarkommen konnte. Carson war tot, keine Halluzination der Welt könnte daran etwas ändern. Trotz allem blieb das Bedürfnis, sich verabschieden zu wollen - Einbildung hin oder her.

„Ich weiß.“, flüsterte er, seine Umgebung nie vergessend. Außerdem fürchtete er, zu laute Worten würden diese Unterhaltung zerstören und ihn weit genug aus seiner Trauer reißen, um ihm klar zu machen, dass er sich das eigentlich alles nur einbildete. „Aber ich wünschte mir wirklich, ich hätte Sie besser kennengelernt.“

Beckett wehrte ab: „Sie kannten mich sehr gut, John, und Sie waren mir immer ein guter Freund.“

John konnte das aufmunternde Lächeln des Arztes förmlich spüren. Auch wenn er es nicht sah, wusste er doch, dass es da war. Vielleicht hatte Carson recht, doch er konnte dessen Worten kaum Glauben schenken.

„Da ist noch so viel, was wir hätten bereden müssen, so viel das nicht gesagt wurde.“, wandte Sheppard ein. Doch kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass es nicht wirklich stimmte. Eigentlich gab es nur eine Sache, die John noch loswerden wollte. Etwas, dass alles andere erklärte, dass all das ausdrückte, was ihm auf der Seele lastete.

„Dann sagen Sie es jetzt, wenn es Ihnen hilft.“, meinte Doktor Beckett nur.

„Es war mir eine große Ehre, Carson. Ich werde Sie vermissen.“ John wandte sich der Stimme neben sich zu, doch er musste erkennen, dass er allein war. Nirgends war sein Freund zu sehen. Auch wenn er sich dessen bewusst gewesen war, musste er sich ebenso eingestehen, dass es ihm jetzt besser ging - dass ihm dieses eingebildete Gespräch geholfen hatte, mit dem Verlust umzugehen.

++++++++++

„Mit wem hast du gesprochen.“, durchbrach Rodney plötzlich die aufgekommene Stille des Raumes. Der Colonel fühlte sich ertappt. Er hatte McKay gar nicht wahrgenommen. Für einen Augenblick musste er wirklich seine Umgebung vergessen haben. So etwas wäre ihm unter anderen Umständen nie passiert. Wahrscheinlich war er jetzt nicht mehr der einzige, der sich für total verrückt hielt. Auch fragte er sich, wie viel von der Unterhaltung Rodney eigentlich gehört, wie viel er von sich selbst preisgegeben hatte.

Eigentlich spielte es aber auch keine Rolle. Es war zu spät, noch etwas daran zu ändern und das wollte John auch gar nicht. Sollte der Kanadier doch denken, er hätte den Verstand verloren. Vielleicht verstand McKay ihn sogar und ging nicht weiter auf diese Begebenheit ein, wenn Sheppard es auch nicht tat. Ein gewisses Maß an Feingefühl traute dieser dem Wissenschaftler trotz dessen sonst allgegenwärtigen Ignoranz dennoch zu.

„Anscheinend nur mit mir selbst.“, erwiderte John gleichzeitig mit den Schultern zuckend und fügte leicht zynisch hinzu: „Ich bin wohl doch nicht ganz so unantastbar wie wir dachten.“

Sofort rechtfertigte sich Rodney: „Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe.“

Sheppard hatte ihn nicht angreifen wollen, konnte aber auch nicht zulassen, dass er weiterhin so verletzlich auf seinen Freund wirkte. Er hatte doch für diesen stark sein wollen. Etwas von seiner flapsigen Art musste her, sonst garantierte er für gar nichts mehr.

Darüberhinaus fühlte er sich in seiner Privatsphäre verletzt. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn Rodney einfach wieder gegangen und kein Wort über den Vorfall verloren hätte. Aber von dem immer direkten und meist unsensiblen Wissenschaftler konnte er wohl dieses Maß an Taktgefühl nicht von Anfang an erwarten. Der Groschen fiel in solchen Dingen bei diesem immer erst nachdem er den Mund bereits aufgemacht hatte.

Eine Konstante, die so unpassend sie im Augenblick für John auch war, ihm doch auch klarmachte, dass McKay sich auch weiterhin in sein Leben einmischen und es immer mal wieder auf den Kopf stellen würde. Dass sich in Zeiten wie diesen, wenn sich die Welt weiter drehte sowie Dinge sich auf so dramatische Art und Weise veränderten, seine Freunde - allen voran Rodney - für ihn da sein würden, ebenso wie er für sie. Vielleicht nicht für ewig, doch für den Augenblick. Mit diesem Wissen konnte er seinem Wissenschaftlerfreund nicht wirklich böse sein.

„Ja, ich weiß.“, lenkte er mit einem versöhnlichen Lächeln ein, ehe diese Unterhaltung noch unschön wurde. Dann wechselte er auch noch schnell das Thema: „Wir sollten wieder zu Bett gehen, heute war ein harter Tag.“

„Kommst du klar?“, wollte Rodney ungewohnt besorgt wissen, was Sheppard im ersten Moment doch etwas überraschte. McKays Haltung jedoch war anzusehen, wie unwohl er sich momentan in seiner Haut fühlte und eigentlich für ein Gespräch über Gefühle nicht wirklich bereit war. Aber auch, dass er sich sichtlich bemühte. John wusste nicht, ob er darüber besorgt oder ob er deswegen geschmeichelt sein sollte. Er war seinem Freund für dessen Anteilnahme dennoch dankbar.

Er wusste nur, dass es ihm ein gewisses Unbehagen bereitete, denn Mitgefühl war etwas, dass er selten bei McKay sah. Diese Seite von McKay konnte er noch nicht richtig einschätzen und das irritierte ihn. Es machte seinen Freund unberechenbar. Ob das nun gut oder schlecht war, konnte John jedoch noch nicht beurteilen. Aber heute wollte er sich damit nicht mehr befassen. Für heute war einfach schon zu viel gesagt oder getan worden.

„Bleibt mir eine andere Wahl?“ Mit dieser rhetorischen Frage verließ John den Raum und ließ seinen Freund alleine zurück, der eine ganze Weile einfach nur dastand und aus dem Fenster blickte, wo sich ein Farbenspiel der ganz besonderen Art abspielte.

++++++++++

Well you and I
Were buddies
And we’ve been since we first met
Me and you
Well we've sure been through
Our share of laughter and regret

Lord knows we've had our bad days
And more than once we’ve disagreed
But you've always been a friend to me

You can be so stubborn
There's times I think you just like to fight
And I hope and pray
I live to see a day
When you say I might be right

And there are times I'd rather kill you
Than listen to your honesty
But you've always been a friend to me

You've always been
Time and again
The one to take my hand
And show me its okay to be
Just the way I am
With no apology

Oh you've always been
And you will till God knows when
Yes you've always been a friend to me

++++++++++

„He Rodney.“, begrüßte Colonel Sheppard den Astrophysiker einige Wochen später freudestrahlend und schaute diesem neugierig über die Schulter.

„Was gibt’s?“, entgegnete McKay knapp, ohne auch nur von seinem Bildschirm aufzusehen. Er hatte weder die Lust noch die Zeit, sich mit dem Mann hinter ihm zu unterhalten und das ließ er John auch ganz genau spüren. Seine Arbeit hatte wie so oft eine höhere Priorität bei ihm eingenommen.

Sheppard ließ sich von der ablehnenden Haltung seines Freundes nicht beirren und meinte: „Wir sehen uns gleich einen Film an und ich wollte fragen, ob du nicht auch kommen willst. Ronon wollte unbedingt…“

„Keine Zeit.“, würgte Rodney jede weitere Erläuterung ab. Er konnte sich im Augenblick nicht mit Sinnlosigkeiten wie einem langweiligen Film ohne herausfordernde Handlung aufhalten. Seine Arbeit ging vor, denn nur wenn er seinen Job gut machte, würden all die anderen Expeditionsmitglieder vielleicht noch einen dieser albernen Filme sehen können.

„Die Berechnungen…“, versuchte John ihn dennoch zu überzeugen.

Rodney fiel ihm erneut ins Wort: „Nein, können sie nicht. Vielleicht ein andern Mal.“

Mit einem Wink seiner rechten Hand machte er deutlich, dass John jetzt gehen sollte, was dieser jedoch nicht tat. Er dachte nicht im Traum daran, so einfach aufzugeben. McKay brauchte einen Tapetenwechsel, sei es auch nur für eine Stunde. Sein Freund war in den letzten Tagen kaum aus dem Labor gekommen, hatte jede Mission abgelehnt, die Sheppard vorgeschlagen hatte und war auch nicht dazu bereit gewesen, Teyla aufs Festland zu begleiten. Langsam aber sicher machten sich seine Freunde Sorgen um ihn.

„Das sagst du doch immer.“, beschwerte sich der Colonel stattdessen.

„Die Wraith sowie die Replikatoren stehen vor der Tür und ich bin unsere einzige Hoffnung, dass wir nicht alle draufgehen.“, verteidigte sich der Kanadier prompt und sah zum ersten Mal von seinem Bildschirm auf. In sein Gesicht stand eiserne Entschlossenheit geschrieben. Seine Meinung stand fest und nichts hätte ihn vom Gegenteil überzeugen können. Das musste jetzt auch John einsehen, doch das bedeutete nicht, dass er es auch verstand.

„Wie kommt es eigentlich, dass all deine Argumente mit dem Sterben enden?“ Sheppard schwang sich auf den leeren Drehstuhl neben Rodney und begann sich hin und her zu schwingen. Vielleicht schaffte er es ja, seinen Freund zu überzeugen, wenn er ihm auf die Nerven ging. Ab und zu funktionierte dieser Trick besser als jedes Bitten und Betteln.

Wieso kann dieser sture Idiot nicht einmal nachgeben und eine nett gemeinte Geste auch als solche akzeptieren?

„Weil genau das passieren wird, wenn ich meine Arbeit nicht mache.“, erwiderte McKay hochmütig.

„Ja, aber doch nicht heute. Ich habe die Wraith wissen lassen, dass heute ein ziemlich schlechter Tag für eine Übernahme ist und sie morgen noch mal anfragen sollen, wann es uns passt.“, versuchte John die Situation mit einem sarkastischen Scherz etwas aufzulockern, doch Rodney war anscheinend nicht zu Scherzen aufgelegt. Er schnaubte nur und richtete seine volle Aufmerksamkeit dann wieder auf seinen Computer.

Dabei hatten sie sich die letzten Tage doch so gut verstanden und Sheppard hatte wirklich gehofft, McKay wäre zugänglicher geworden. Anscheinend ein großer Irrtum. Wahrscheinlich hatte es einzig und allein daran gelegen, dass er seinem Freund seinen Willen gelassen und ihn hatte entscheiden lassen. Jetzt, wo er wieder hartnäckiger wurde und Rodney von etwas zu überzeugen versuchte, stellte dieser sich stur. Und John glaubte auch zu wissen, warum.

„Ach komm schon, McKay. Nur ein paar Stunden. Es wird lustig.“, blieb John dennoch besonnen und versöhnlich. Er hatte immer noch die Hoffnung, dass der Wissenschaftler sein Ego einen Moment vergessen und sich geschlagen geben würde.

„Ich sagte doch bereits, dass ich keine Zeit habe.“, stöhnte McKay genervt. Er war durchaus geschmeichelt, dass John sich soviel Mühe gab, um Zeit mit ihm zu verbringen, doch er konnte sich jetzt einfach nicht auf irgendeinen sinnlosen Film konzentrieren, den er wahrscheinlich sowieso nicht mögen würde, schließlich hatte Ronon in ausgesucht.

Das er auch nie nachgeben kann, seufzte Sheppard innerlich auf.

„Du kannst dich hier nicht ewig verstecken.“, meinte Sheppard wohl wissend, was wirklich in Rodney vorging, wieso er sich augenscheinlich so in seine Arbeit vertiefte. „Irgendwann musst du da rausgehen und dich der Welt stellen. Deine Arbeit wird die Trauer nicht ewig aufhalten.“

„Ach, aber sich von Ronon und Teyla vermöbeln lassen schon eher, was.“, verteidigte sich der Wissenschaftler halbherzig.

„Du hast die Sandsäcke vergessen.“, scherzte John und versuchte so sein selbstzerstörerisches Verhalten herunterzuspielen, dass er nach einer Niederlage mehr denn je an den Tag legte. Er hatte auch nie behauptet, dass er keine Schwächen hatte, dass er den Verlust ihres Freundes bereits verarbeitet hatte. Aber er war immerhin schon einen Schritt weiter als der Astrophysiker, denn er hatte sich schon vor Wochen verabschiedet.

„Ein andern Mal, ich versprech’s. Aber wenn ich jetzt aufhöre…“, begann McKay sich zu erklären, unterbrach sich dann doch selbst. Er konnte es nicht aussprechen. Aber John wusste auch so, was er sagen wollte. Zögernd fuhr Rodney fort: „Ich würde jetzt gern weiterarbeiten.“

John erhob sich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Er wusste, wann er sich geschlagen geben musste und diesmal würde er sich zurückziehen und seinem Freund seine Ablenkung lassen. Wenn dieser die Trauer so bewältigen wollte, würde Sheppard ihn sicher nicht davon abbringen können oder wollen. Manchmal brauchten die Dinge einfach Zeit - mal mehr mal weniger. Wenn McKay reden wollte, würde er da sein. Aber das hieß nicht, dass er solange auf Missionen und Freizeit verzichten würde. Das machte er Rodney unmissverständlich mit den nächsten Worten klar.

„Dafür sehe ich dich heute Abend beim Essen.“ Der Wissenschaftler holte Luft und setzte zu einer Erwiderung an, doch John, welcher bereits damit gerechnet hatte, kam ihm zuvor und fügte eindringlich und anschaulich hinzu: „Und versuch gar nicht erst, dich hinauszureden. Die einzige Entschuldigung, die ich durchgehen lassen würde, ist die deines Ablebens. Solltest du also nicht auftauchen, finden wir dich, ketten dich an einen Stuhl und zwingen dich dazu, mit uns Zeit zu verbringen. Soweit klar?“

„Nur, wenn du mich abholst, sonst kann ich nichts versprechen.“, antwortete Rodney grinsend.

„Worauf du dich verlassen kannst.“

++++++++++

„Hier steckst du, McKay.“, holte John Sheppard den oft arroganten Kanadier in die Wirklichkeit zurück. Sie standen auf einem der vielen Balkone von Atlantis in der Nähe der Kommandozentrale. „Weir sucht dich.“

Rodney fuhr auf dem Absatz zu ihm herum und starrte ihn einen Augenblick verwirrt an - fast so, als würde er ihn nicht erkennen. McKay war so in Gedanken versunken gewesen, dass er ihn gar nicht hatte kommen hören. Unter ihnen rauschte immer noch das gewaltige Meer, welches Atlantis umgab und sich über Meilen erstreckte. Eine frische Brise umspielte ihre beiden Körper und ließ Sheppard frösteln, der im Gegensatz zu seinem Wissenschaftlerfreund lediglich ein T-Shirt aber keine Jacke trug. Auch Rodney begann langsam zu frieren. Bis eben hatte er die Kälte nicht einmal gespürt.

Er musste schon eine ganze Weile hier draußen gestanden haben - obwohl er eigentlich nur kurz hatte frische Luft schnappen wollen, um den Kopf frei zu bekommen - denn sonst hätte John sicher nicht nach ihm gesucht. Er musste das Meeting verpasst haben, denn ein anderer Grund wollte ihm nicht einfallen, wegen dem die Leiterin diese Expedition ihn hätte sprechen wollen. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass er bereits eine halbe Stunde hier draußen verbracht hatte. Somit hatte er wirklich den Beginn der Besprechung verpasst.

„Ich komm gleich.“, meinte Doktor McKay schnell und rief sich innerlich selbst zur Ordnung. Er wollte vor seinem Freund nicht länger schwach und schutzbedürftig wirken. Er hatte doch genauso stark und voller Selbstkontrolle sein wollen wie John.

Ich bin erwachsen, verdammt.

Sheppard, dem Rodneys bedrückte Stimmung und die Trauer in dessen Augen nicht entgangen war, hakte nach: „Stimmt was nicht?“

„Alles bestens.“, winkte McKay ab.

„Wenn du reden willst…“, bot der Colonel ihm freundschaftlich an, doch er wurde fast sofort von dem brillanten Wissenschaftler unterbrochen.

„Nein!“, erwiderte Rodney resolut. Soweit war er noch nicht.

„Wenn du es dir anders überlegst, sag bescheid, Rodney.“, meinte John daraufhin und schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln und einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Mehr als es ihm anbieten, konnte er nicht.

Er wollte schon gehen, als Rodney ihn mit den Worten zurückhielt: „John, ich…“, dann aber doch noch einen Rückzieher machte und kopfschüttelnd einlenkte: „Vergessen Sie’s!“

„Rede mit ihm.“, schlug Sheppard ihm vor, wohl wissend, was in seinem Freund vor sich ging.

„Was?“ McKay glaubte, sich verhört zu haben. Nach dem Vorfall auf der Daedalus, als er John bei einem Selbstgespräch erwischt hatte, hatte er dessen Verhalten der Trauer zugeschrieben, doch jetzt glaubte er eher, sein Freund würde vielleicht doch langsam aber sicher den Verstand verlieren.

Ist das etwa sein Ernst? Er macht Witze, das muss ein Scherz sein. So etwas kann er doch unmöglich ernst gemeint haben, schoss es dem Kanadier durch den Kopf. In Johns Gesicht konnte er jedoch nicht die geringste Spur von Amüsement sehen.

„Rede mit Carson.“, wiederholte der Colonel seine Aussage von eben und konkretisierte sie sogar noch, so dass kein Zweifel mehr an dem blieb, was er meinen könnte. Er klang dabei auch vollkommen vernünftig und kein bisschen verrückt.

„Er ist tot.“, wandte Rodney ein, der diesem Vorschlag immer noch nichts Positives abgewinnen konnte.

„Ja, ich weiß, aber vielleicht hilft es dir. Stell dir einfach vor, er kann dich hören.“, stellte Sheppard klar. Er wusste durchaus, wie verrückt sich das in McKays Ohren anhören musste, aber es hatte ihm schließlich auch geholfen, wieso nicht auch seinem Freund. Ein Versuch konnte seiner Ansicht nach jedenfalls nicht schaden.

„Das ist doch verrückt. Dann hält mich bestimmt bald jeder für irre.“ Unverständnis schwang in Rodneys Stimme mit. Wie hatte John ihm nur so etwas Absurdes vorschlagen können? Aber noch mehr als das irritierte ihn, dass er ernsthaft darüber nachdachte, ob er es nicht doch vielleicht versuchen sollte. Jeder würde ihn für verrückt halten - jeder bis auf Sheppard. Andererseits schien es gerade diesem geholfen zu haben.

„Niemand hat gesagt, dass du damit öffentlich auftreten sollst.“, lachte der Colonel auf, trat auf Rodney zu und klopfte ihm erneut freundschaftlich auf die Schulter - ließ seine Hand anschließend locker darauf liegen. So konnte er seinen Freund sanft in Richtung Tür schieben, damit sie Weir nicht noch länger warten ließen. Bedächtig fügte er seinem Gesagten hinzu: „Überleg’s dir in Ruhe.“

++++++++++

„Das ist doch vollkommen bescheuert.“, zeterte Doktor Rodney McKay kaum, dass sie das Schott zum Westpier erreicht hatten. Die Daedalus hatte an einem anderen Pier angelegt und sie waren vollkommen alleine in diesem Abschnitt der Stadt. Es war auch eher unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten Stunden jemand an diesen Flecken von Atlantis verirrte. Niemand würde sie sehen, geschweige denn hören. Es war der perfekte Platz für ihr Vorhaben. Aus Sheppards Sicht gab es also keinen Grund, warum Rodney sich zu aufführte, schließlich hatte er erst vor einer halben Stunde dem Vorhaben zugestimmt.

„Rodney, jetzt stell dich nicht so an. Keiner wird dich hier weder hören noch sehen.“, versuchte John seinen Freund zu beschwichtigen, konnte aber nicht verbergen, dass er sich köstlich über dessen Verhalten amüsierte. Allein McKay dabei zuzusehen, wie diesem sichtlich unwohl wurde und ein innerer Kampf in ihm tobte, belustigte den Colonel. Er konnte sein Grinsen nicht ganz unterdrücken und seine Mundwinkel zuckten verräterisch. Natürlich fiel das Rodney sofort ins Auge.

Rodney wehrte beleidigt ab: „Doch, du.“

Ich hab geahnt, dass John sich über mich lustig machen wird. Das wird er mir sicher ewig unter die Nase reiben, dabei habe ich mich so zurückgehalten, brummte McKay in Gedanken vor sich hin.

„Aber es war meine Idee.“, konterte Sheppard und schmetterte so seinen haltlosen Einwand leichtfertig ab. „Außerdem… sagen wir einfach, ich weiß, dass es dir helfen wird.“

„In Ordnung.“ Rodney hatte sich entschieden - dazu breitschlagen lassen - jetzt wo er hier war, wollte er es auch durchziehen. John lachte sowieso schon über ihn, da machte es auch nichts mehr, wenn er sich auch noch bis auf die Knochen vor ihm blamierte. Mit einem hatte sein Freund nämlich recht, er hatte nichts zu verlieren und es würde ihm sicher auch nicht schaden. Vielleicht seinem Ego, aber damit würde er diesmal sicherlich umgehen können. Unsicher drehte er sich noch einmal zu Sheppard um und fragte beunruhigt: „Wartest du hier?“

Er wollte nicht alleine sein, auch wenn das bedeutete, dass ein grinsender John ganz in seiner Nähe wartete. Dieser war jedoch längst wieder ernst und sein Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden. Vielleicht würde Rodney doch nicht das Opfer seines Gespötts werden. Das beruhigte den Astrophysiker ungemein und machte es ihm leichter, raus auf den Pier zu treten.

„Ich werde mich nicht von der Stelle rühren.“, bestätigte der Colonel und ließ sich demonstrativ auf den Boden sinken, lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen die Wand, wo er bleiben würde, bis sein Freund zurückkehrte. Rodney atmete noch einmal tief durch, dann machte er sich entschlossenen Schrittes auf den Weg. John ließ ihn nicht aus den Augen, bis sich das Schott wieder schloss und ihm jeden weiteren Blick auf McKay versperrte.

++++++++++

Als Doktor McKay den kleinen Trainingsraum betrat, fiel sein erster Blick auf einen verschwitzen und schweratmenden John Sheppard, der immer und immer wieder auf einen an der Decke befestigten Sandsack einschlug, als wolle er an ihm Rache für alle Opfer eines Krieges nehmen, der unwirklicher nicht hätte sein können, als wäre das gefüllte Stück Leder verantwortlich für all den Schmerz, den sie schon hatten ertragen müssen.

Langsam verstand Rodney, warum es John jedes Mal aufs Neue in einen Trainingsraum zog, warum er keinem Kampf aus dem Weg ging. Es machte die Dinge vielleicht nicht besser oder gar ungeschehen, aber es linderte den seelischen Schmerz wenigstens für eine halbe Stunde und half einem mit dem Zorn sowie den Schuldgefühlen umzugehen, die einen manchmal zu zerfressen drohen. So selbstzerstörerisch das auch war, es hatte auch etwas Beruhigendes an sich.

„Waren wir uns nicht einig, dass uns das nicht weiterbringt?“, meinte Rodney gelassen und verfolgte jede von Colonel Sheppards Bewegungen. Sie waren fließend und voller Kraft. Er spannte jeden Muskel seines Körpers an, bei jedem Schlag. Trotzdem sah es ganz einfach aus, als würde es ihm nichts an Energie abverlangen, mit solch einer Härte zuzuschlagen.

„Aber es hält mich davon ab, zu viel nachzudenken.“, erwiderte John mit einem verwegenen Lächeln auf den Lippen und schlug ein letztes Mal zu, ehe er die Arme sinken ließ, sich seinem Freund zuwandte und fragte: „Willst du es mal probieren?“

McKay schüttelte entschieden den Kopf, als er antwortete: „Ich weiß nicht. Das ist sicher anstrengend.“

„Nein, ich schwitze nur zum Vergnügen.“, konterte Sheppard sarkastisch. „Natürlich ist es anstrengend, das ist der Sinn der Sache. Anstrengung bedeutet Konzentration - das wiederum führt zu weniger Grübeleien. Genau das, was ich im Moment brauche.“

Er schnappte sich sein Handtuch von der Bank vorm Fenster und wischte sich damit übers Gesicht, ehe er sich setzte. Rodney kam näher und hob die Flasche Wasser auf, die John bei dem Griff nach seinem Handtuch umgeworfen hatte und welche ein Stück in Richtung Tür gerollt war. Er reichte sie dem Colonel und ließ sich neben ihm nieder. Sie hatten schon immer eine unterschiedliche Auffassung vom Wort Ablenkung gehabt.

„Da bleib ich lieber bei meinen Berechnungen, das hat auf mich den gleichen Effekt, nur ohne die körperliche Verausgabung.“, wehrte McKay ab und machte dabei ein paar imaginäre Boxschläge in die Luft. John konnte nicht sagen, dass ihn das überraschte. Der Kanadier konnte durchaus sportlich sein, wenn er wollte, aber er war es wirklich nur, wenn er musste. Sheppard hingegen war nur brillant, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Eventuell arbeiteten sie deswegen so gut zusammen.

John fragte langsam wieder zu Atem kommend: „Wärst du wenigstens dazu bereit, dein Genie auf einem anderen Planeten unter Beweis zu stellen, ich drehe hier sonst noch durch?“ und unterstrich seine Worte, indem er den Zeigefinger seiner linken Hand in Höhe seiner Schläfe kreisen ließ. Dabei hatte er ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.

„Aber nur, wenn wir den Jumper nehmen.“ Das war etwas, wobei Rodney nicht mit sich verhandeln ließ. Er war die langen Fußmärsche leid, die er immer wieder über sich ergehen lassen musste, während andere Teams die gleiche Entfernung bequem in einem Jumper hinter sich bringen konnten. Wozu hatten sie die Dinger, wenn sie sie so gut wie nie benutzten.

„Na das hört sich doch nach einem Deal an.“, stieß Sheppard begeistert und fingerschnippend hervor und erhob sich. Er wirkte auf einmal wieder so voller Energie, als hätte er nie die letzte halbe Stunde damit verbracht auf einen Sandsack einzuprügeln. „Besiegeln wir das doch mit einem schönen Stück Schokokuchen und einem Bier.“

Wie hätte Doktor McKay zu solch einem Angebot nein sagen können. Kuchen jeglicher Art war auf Atlantis so etwas wie eine Rarität und Schokolade sogar mit dem Heiligen Gral zu vergleichen - zumindest nach Rodneys Meinung. Er wäre ein Idiot auf diesen offensichtlichen Bestechungsversuch nicht einzugehen. Er würde einfach später versuchen, herauszufinden, was John wirklich damit bezweckte, denn dieser führte ganz offensichtlich etwas im Schilde.

++++++++++

„Du hast mich reingelegt.“, unterstellte Rodney John einen Tag später, kurz nachdem sie den Jumperraum verlassen hatten. Das waren die ersten Worte, die er seit Stunden mit dem Colonel gewechselt hatte. Er war immer noch sauer, aber er musste seiner Wut Luft machen, denn er hatte das Gefühl sonst zu platzen. Er wollte das nicht vor den anderen tun, schließlich schienen sie über einen Tapetenwechsel ebenso erfreut zu sein wie Sheppard. Der einzige, der sich mit der Wahl ihres Zielortes nicht hatte anfreunden können, war er gewesen. McKay war sich sicher, dass hinter der Missionswahl nicht Doktor Weir sondern ganz allein John steckte.

Von wegen leichter Einstieg. Er weiß genau, dass dieser Planet für mich der Hölle gleichkommt, zeterte er innerlich weiter.

„Habe ich nicht.“, verteidigte sich Sheppard prompt. „Ich habe mich genau an die Abmachung gehalten.“

Er hatte damit gerechnet, dass Rodney nicht begeistert sein würde, doch diese Reaktion hatte er bereits vor Stunden erwartet. Stattdessen hatte sein Freund ihn bis eben mit Schweigen gestraft. Er hatte nie erwartet, dass eine Mission so langweilig sein konnte, wenn McKay nicht die Muße besaß, sich über irgendetwas zu beklagen oder erklären zu wollen. Das nächste Mal würde er sich zweimal überlegen, ob er das Risiko auf sich nahm, beinahe vor Langeweile einzugehen, statt dem gewohnt nervigen Klang von Rodneys Stimme zu lauschen, auch wenn das hieß, dem Kanadier nachzugeben und ihm seinen Willen zu lassen.

„Oh bitte, du hast ganz offensichtlich gelogen.“, beharrte der Astrophysiker auf seiner Meinung.

Sheppard stellte klar: „Wir haben den Jumper genommen und du hattest etwas zu tun.“

Etwas anderes hatte er nie versprochen. Einer hatte diese Mission unternehmen müssen und er wollte sein Team nicht gleich überfordern. Nicht, dass sie das nicht auch durchgestanden hätten, aber er fand, sie waren noch nicht soweit. Wenn er ehrlich mit sich war, war er es, der noch nicht bereit gewesen war, sie einer Gefahr auszusetzen. Sie kannten die Leute und waren sicher. Das war genau das gewesen, was er zum Warmwerden gebraucht hatte, doch genau das würde er Rodney nicht unter die Nase binden. Sein Freund würde sich schon wieder einkriegen, schließlich war niemand zu Schaden gekommen. Rodneys Ego würde es auch überstehen.

„Wir sind etwa fünf Minuten geflogen und die restliche Stunde gelaufen. Außerdem kannst du die Reparatur eines Störgenerators nicht als große Herausforderung an meinen Geist bezeichnen. Schon gar nicht, wenn Kinder einen dabei nerven.“, prangerte McKay weiter an. Er hatte geahnt, dass eine Mission wie die von John versprochene zu schön wäre um wahr zu sein, aber auf den Fußmarsch hätte er wirklich verzichten können.

„Du hast nie gesagt, wo es hingehen soll und sie brauchten unsere Hilfe.“, rechtfertigte der Colonel sich sofort. Sie waren stehen geblieben und blickten einander stur entgegen. Fast eine halbe Minute sagte keiner von beiden etwas. Sie fochten einen leisen Kampf aus, den keiner von beiden verlieren oder aber wirklich gewinnen wollte. Beide wollten sie nur ihren Standpunkt klarmachen. Nachdem sie stumm geklärt hatten, dass sie beide irgendwie Recht hatten, verflog Rodneys Wut auf seinen Freund fast sofort.

„Ja, aber musste es unbedingt der Kinderplanet sein?“, brachte er seine Missbilligung zum Ausdruck und seufzte theatralisch.

Sheppard erwiderte schmunzelnd: „Du bist doch bloß sauer, weil sie dir nichts von der Schokolade übriggelassen haben.“

Nach einem aufmunternden Schulterklopfen und einem kleinen Schups seinerseits, entspannte sich Rodney etwas und setzte sich ebenfalls in Bewegung. An John Aussage war durchaus etwas Wahres dran, das musste McKay sich eingestehen.

Ich hab schließlich die ganze Arbeit geleistet und das nachdem ich den ganzen Weg laufen musste. Mir etwas abzugeben, war da wirklich nicht zu viel verlangt, brummte er innerlich.

„Was ich sehr ungerecht finde.“, klagte Rodney.

„Ja, deswegen habe ich den hier gerettet.“ Plötzlich wedelte John mit einem Schokoriegel vor McKays Gesicht herum, welchem dieser bereitwillig mit den Augen folgte, ehe er zupackte und ihn in seinen Besitz brachte. Neugierig betrachtete er die Verpackung, während Sheppard ein amüsiertes Lachen nicht unterdrücken konnte. Sein Freund war manchmal so berechen- und manipulierbar, dass es ihm fast Angst machte.

„Karamell.“, schnurrte Rodney selbstzufrieden, riss das Papier auf und biss genüsslich in den Schokoriegel in seiner Hand. Mit vollem Mund und kauend wehrte er ab: „Das bedeutet nicht, dass ich dir verzeihe.“

„Dann willst du die wohl nicht?“, fragte Sheppard herausfordernd und zog drei weitere Riegel aus einer seiner Westentaschen. Mit einem spitzbübischen Grinsen registrierte er McKays verlangenden Blick und beschleunigte sein Schritttempo. Nach einem kurzen Zögern wurde auch sein Freund schneller. Genau mit diesem Verhalten hatte der Colonel auch gerechnet. Sie kannten einander mittlerweile fast besser als sich selbst und das verunsicherte John.

Und doch gab es noch soviel, das sie nicht über einander wussten. Zu begreifen, dass ihre Freundschaft noch tiefer gehen konnte, dass sie erst am Anfang standen, beängstigte sowie erfreute ihn zu gleichen Teilen. Sie kannten die Reaktionen des anderen und wurden doch immer wieder von ihnen überrascht. Ihre Freundschaft war so etwas wie eine altbekannte Konstante geworden und parallel dazu eine sich immer wieder verändernde Variable.

John konnte nicht sagen, ob er auch ohne sie zurechtkommen würde und wenn es nach ihm ging, würde er es auch nie herausfinden. Und in diesem Moment stellte sich bei ihm ein Gefühl ein, dass er so sehr in den letzten Wochen vermisst hatte - Erleichterung, eine Art inneres Gleichgewicht. Diese Unterhaltung erschien für ihn so normal, so als wären die letzten Wochen nie passiert. Und ihm wurde klar: Das Leben ging weiter, irgendwie.

++++++++++

Als John gerade mit dem Duschen fertig gewesen war und sich etwas übergezogen hatte, klingelte es an seiner Tür. Eigentlich erwartete er keinen Besuch, doch er konnte sich bereits denken, wer ihn ausgerechnet jetzt störte. Als es nach nicht ganz drei Sekunden erneut läutete, war er sich ganz sicher, dass es sich nur um seinen Wissenschaftlerfreund handeln konnte. Seit sie vom Pier zurückgekehrt waren, hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Keiner von beiden hatte gewusst, was er hätte sagen sollen. Sheppard schlenderte zur Tür und öffnete diese.

„McKay.“, meinte er nur lapidar.

„Kann ich reinkommen?“, trat Rodney während er sich bereits an Sheppard vorbei ins Zimmer stahl.

„Sicher.“, erwiderte dieser, obwohl seine Zustimmung ganz offensichtlich ohne irgendeine Bedeutung war. Während der Wissenschaftler unschlüssig im Raum stand, ging der Colonel zum Kühlschrank und holte sich ein Bier heraus. Mit einem Seitenblick zu Rodney fragte er: „Willst du auch eins?“

„Gern.“, willigte dieser ein. John reichte ihm eine der Flaschen, ließ sich dann auf sein Bett sinken, öffnete den Schraubverschluss und nahm einen großzügigen Schluck. Erst dann betrachtete er seinen Freund genauer. Dieser wirkte verloren, unsicher und unschlüssig. Nervös drehte und rollte er einen Briefumschlag immer wieder in seinen Händen. John musste nicht die Aufschrift lesen, um zu wissen, um welches Schriftstück es sich handelte. Seinen eigenen bewahrte er in der Nachttischschublade auf - immer griffbereit, sollte er sich irgendwann dazu durchringen ihn zu lesen. Es schien fast so, als würde dies bald der Fall sein und er war darauf vorbereitet.

Es ist nur ein Stück Papier, sagte er sich immer wieder und er wusste, dass Rodney ähnliches dachte, doch er musste sich auch selbst eingestehen, dass er sich vor dem Inhalt und den damit verbundenen Gefühlen fürchtete. Vielleicht würde es zusammen einfacher werden. Zumindest schien McKay genau aus diesem Grund hergekommen zu sein, auch wenn ihn jetzt anscheinend der Mut verlassen hatte. John wollte schon etwas sagen, als der Kanadier doch noch zögerlich zu sprechen begann: „Ich… ich bin hier, weil…“

Hilflos brach er schließlich ab. Er brachte diese Bitte einfach nicht übers Herz, weil er die Antwort fürchtete. Nicht einmal so die Ablehnung, noch eher die Zustimmung. Das würde nämlich bedeuten, dass er sich nicht mehr drücken könnte, dass sie ein für alle Mal Carsons Tod besiegeln würden. Der Colonel ahnte das natürlich.

„Wir können sie gemeinsam öffnen, wenn du möchtest.“, schlug er vor und nahm so Rodney die Zügel aus der Hand. Er legte sich quer über das Bett, um an die Schublade des Nachttisches zu gelangen und zauberte einen ebensolchen Briefumschlag hervor, wie Rodney ihn noch immer in den Händen hielt.

„Oh, okay.“ Schwerfällig ließ McKay sich erneut auf dem Bett nieder. Sein ungeöffnetes Bier stellte er auf dem Boden ab. Sie wussten beide, dass er es nicht trinken würde, aber ihn beruhigte der Gedanken, dass er es könnte, ungemein. Beide atmeten tief durch, ehe sie die unscheinbaren, weißen Umschläge öffneten und die Zettel herausfischten, die sich in jedem von ihnen befanden. Schweigend - und doch in der Gewissheit, nicht allein zu sein - lasen sie, was auf ihnen geschrieben stand.

Es war nicht viel. Nur ein paar Sätze und Becketts Unterschrift. Irritiert drehte Rodney das Stück Papier in den Händen, als hätte er etwas übersehen, doch mehr konnte er nicht finden. Das verwunderte ihn sehr, war das doch so untypisch für Carson. Er erinnerte sich noch genau, wie ausschweifend der Arzt bei ihrem letzten Abschied hatte werden wollen. Nur ein paar Zeilen, nicht mehr - das erschien McKay nicht genug. Sein Freund sollte doch noch mehr zu sagen haben, als die wenigen, popligen Wörter und eine Unterschrift. Noch einmal überflog er die spärlichen Zeilen:

Je mehr ich darüber nachdachte, welche Worte euch den Abschied erleichtern könnten, umso mehr wurde mir klar, dass sie nie die richtigen sein würden. Und da ich weder weiß, wann noch wie ich sterben werde, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es nur zwei Dinge gib, die es sich wirklich noch zu sagen lohnt. Erstens: Du warst mir immer ein guter Freund, Rodney. Und Zweitens:…

Kurz darauf fragte John und riss ihn damit von den letzten Worten seines verstorbenen Freundes los: „Und?“

„Passt auf euch auf.“, antwortete Rodney skeptisch, faltete das kleine Stück Papier sorgfältig zusammen und steckte es zurück in den Umschlag. Er wusste nicht, was er sich vorgestellt hatte, aber das war es ganz sicher nicht.

„Es ist nicht eure Schuld.“ Sheppard hielt ihn in McKays Richtung. Auch er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Das war so untypisch Beckett und doch auch wieder nicht. Schließlich waren viele Worte eigentlich nicht so das Ding der beiden Männer und mehr als die paar Sätze hätten ihnen bestimmt nur noch mehr zugesetzt. Ihr Freund hatte genau das richtige Maß getroffen - hatte sich ihnen angepasst, was John erahnen ließ, wie gut der Arzt sie wirklich kannte. Das sagte mehr als tausend Worte. „Carson hat es mal wieder auf den Punkt gebracht.“

„Passt so gar nicht zu ihm.“, bemerkte der Kanadier nachdenklich und fuhr dann leicht enttäuscht fort: „Er hat um Abschiede immer so ein Aufheben gemacht und jetzt das. Ich habe wohl irgendwie mehr erwartet.“

„Vielleicht gibt es einfach nicht mehr zu sagen.“, erwiderte Sheppard, bevor er noch einen kräftigen Schluck nahm und die Flasche so fast bis zur Hälfte leerte. Jetzt öffnete Rodney sein Bier doch noch, nahm aber kaum mehr als ein paar Tropfen davon zu sich. Wieder schwiegen sie.

John hat recht, jedes weitere Wort wäre zu viel gewesen, machte Rodney sich klar. Aber auch er hatte recht behalten: Carsons Tod war - wie man es auch drehen mochte - einfach nur sinnlos gewesen. Er nahm noch einen Schluck und stellte die Flasche dann beiseite. Immer wieder fragte er sich, wie es jetzt weitergehen, wie sie ohne Beckett auskommen sollten. Dieser Mann hatte ihnen so oft das Leben gerettet. Er war einfach nicht zu ersetzen. Niemand wäre je so brillant, so sanft und gleichzeitig stark wie Carson. Niemand würde McKay je so gut verstehen können - wäre je so ein guter Freund.

Es brach ihm das Herz, auch nur daran zu denken, ihn nie wieder zu sehen. Als hätte Sheppard seine Zweifel und seinen Schmerz gespürt, legte er ihm den Arm um die Schultern und zog ihn etwas näher an sich. Dicht genug, damit Rodney sich an ihn lehnen konnte - sich für einen Augenblick sicher und geborgen fühlen konnte. So als würde alles wieder gut werden, wenn sie nur die Hoffnung nicht aufgaben und retteten, was im Begriff war, zwischen ihnen zu entstehen - eine Freundschaft, die beide so noch nicht kannten. Und für einen kleinen Moment hatte Rodney keine Angst mehr vor der Zukunft und verspürte sogar so etwas wie Frieden…

Ende


© 2009 Lenari


Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.