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Too late von Lenari

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Vorwort

Dinge ändern sich ja bekanntlich und so auch Gefühle. Das wollte ich mit dieser FF verdeutlichen. Jeder weiß um die Liebe von Sam und Jack. Doch was, wenn sich diese Liebe irgendwann verliert? Ein Lied hat mich dazu inspiriert, diese FF zu schreiben. Es passt so wunderbar und es verleiht dieser Geschichte auch den Titel. Aber ich habe mir überlegt, dass es vielleicht nicht ganz so gut wäre, den Text mit hinein zu nehmen. Würde irgendwie blöd kommen. Ich sage dazu auch nur noch eines: I can’t walk on water!
Too late


Unser Haus lag im Dunkeln, als ich nach Hause kam. Ich hatte auch nicht erwartet, dass mein Mann noch wach sein würde. Es war kurz vor Mitternacht und er musste mor-gen wieder arbeiten. Ich hatte versprochen, auf unser Mädchen aufzupassen, solange er seinen Bericht abgab. Sicherlich hatte er sich längst Schlafen gelegt. Ich war noch nie so spät zu Hause gewesen, obwohl ich öfter mal länger hatte arbeiten müssen. Leise schloss ich die Tür auf und schlüpfte in den Flur. Nachdem ich mich meiner Jacke und meinen Schuhen entledigt hatte, ging ich in Richtung Kinderzimmer, um nachzusehen, ob es mei-nem kleinen Liebling auch wirklich gut ging. Unser gemeinsames Kind war jetzt fast ein Jahr alt und er hatte sich bereiterklärt, zu Hause zu arbeiten, um bei diesem sein zu kön-nen. Er wusste, wie wichtig meine Arbeit für die Welt war, also hatte er mich so gut unter-stützt, wie er es eben konnte. Seine Arbeit hatte wenig mit Gegenständen zu tun und da-her war es ein Leichtes für ihn gewesen, unsere Bosse davon zu überzeugen, dass er auch daheim seine Aufgaben verrichten konnte.
Ich hatte ihm nie richtig dafür gedankt, dass er sich geopfert hatte, aber ich dachte mir auch, dass er so ganz zufrieden war. Er vergötterte unser Kind und hatte sich in den ers-ten paar Monaten immer aufgeregt, dass er nicht soviel Zeit mit diesem verbringen konnte. Jetzt hatte sich das grundlegend geändert. Nun war ich es, die sich beschwerte, dass sie viel zu viel arbeitete und so ihr kleines Kind nicht sehen konnte. Aber man konnte schließ-lich nicht alles haben und ich wusste ja, wie wichtig mein Beitrag für die Erhaltung unserer Welt wirklich war. Ich war schließlich führend auf dem Gebiet der Naquadatechnologie. Sie waren nicht ganze drei Tage ohne mich ausgekommen, als ich mich zu Hause von der Schwangerschaft erholt hatte. Die erste Zeit war aber auch bei uns chaotisch vorüberge-gangen. Als frischgebackene Eltern, die keine Erfahrungen mit Kleinkindern hatte, war es für uns nicht gerade leicht gewesen, alles zu bewältigen, was angefallen war.
Mit der Zeit hatten wir jedoch unseren Rhythmus gefunden und die Liebe zu unserem Kind hatte uns noch enger zusammengeschweißt. Unser Glück war perfekt. Ich betrat das kindergerecht eingerichtete Zimmer und fand meinen liebevollen Ehemann schlafend in einem Sessel vor. Er hatte unseren kleinen Engel immer noch im Arm. Sie war wach, aber gab keinen Laut von sich. Sie hatte ihren Vater wohl nicht wecken wollen. Er schien einen harten Tag gehabt zu haben, dass er ausgerechnet hier eingeschlafen war. Sie musste ihn ganz schön auf Trapp gehalten haben. Oder aber, er hatte sich Sorgen um mich gemacht. Immer, wenn er das tat, hatte ich ihn hier wieder gefunden. Vorsichtig kam ich unser Kind aus seinen Armen und legte es in ihre Wiege. Dann deckte ich beide nacheinander zu. Ich wollte ihn nicht wecken. Er sah so süß aus, wenn er schlief. Als wäre er selbst noch ein kleiner Junge.
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen seinetwegen, weil ich ihn den ganzen Tag alleine gelassen hatte. Ich hatte ihm eigentlich versprochen, so schnell wie möglich wieder zurück zu sein. Jetzt war es Mitternacht. Ich wusste, er vertraute mir und würde auch nicht fragen, wo ich war. Ich wusste auch nicht, ob ich es ihm sagen sollte. Er war empfindlich, was das Thema Jack anging. Vielleicht, weil er um meine Gefühle für meinen früheren kommandierenden Offizier wusste, eventuell aber auch, weil er sich nicht sicher war, in-wiefern ich diesem noch erlegen war. Würde ich denn wirklich meine Familie für ihn op-fern? Nur um eine Nacht mit ihm zu verbringen? Hatte ich mir die Antwort auf diese Fra-gen denn nicht schon selbst geliefert? Heute, erst vor einer halben Stunde. Ich wusste es nicht.

Es war bereits dunkel, als ich endlich das Forschungszentrum verlassen konnte. Elf Uhr, wie mich meine Armbanduhr schmerzlich auf das Offensichtliche hinwies. Die Straße wurde nur noch von Laternen erhellt. Ich hatte mal wieder viel zu lange gearbeitet und das nur, weil ich unbedingt bis morgen einen Bericht über meine bisherigen Ergebnisse in dem Naquardriaprojekt vorlegen musste, den ich schon Wochen vor mir her schob. Wir standen kurz vor dem Durchbruch und ich hatte wohl gehofft, dass ich die Schwachstelle schon noch vor der Deathline ausfindig machen und beheben könnte. Leider war mir das trotz Überstunden, hämmernden Kopfschmerzen und Übermüdung nicht gelungen. Ich würde auch weiterhin darüber nachgrübeln müssen. Aber jetzt wollte ich erst einmal nach Hause zu meiner Familie. Sie warteten bereits auf mich und ich vermisste sie so sehr.
Es nieselte leicht, also beeilte ich mich, um nicht mehr als nötig nass zu werden oder mir sogar noch eine Erkältung zu holen. Ich wollte unsere Kleine nicht anstecken. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Wagen, als ich eine mir wohlbekannte Stimme hinter mir meinen Namen sagen hörte. Im ersten Moment glaubte ich, mich verhört zu haben, doch dann spürte ich ganz genau seine Blicke in meinem Nacken. Warme braune Augen, die mich anblickten, förmlich fixierten und so in ihren Bahn zogen. Ich wollte weitergehen, so tun, als hätte ich ihn nicht gehört, doch ich war wie erstarrt. Ich konnte ihn doch nicht ein-fach ignorieren. Er würde es wissen und er würde mich hassen. Was war denn schon da-bei, wenn ich ihm Hallo sagte? Es würde schon nichts ändern, oder?
Ich hatte ihn all die Jahre nicht gesehen und ich musste zugeben, dass ich Angst hatte, ihm gegenüber zu treten. Wir waren auf die falsche Weise auseinander gegangen. Er hät-te nicht vor fünf Jahren einfach so verschwinden dürfen. Das war nicht fair von ihm gewe-sen. Er wusste doch genau, dass ich nicht einfach so alles hinschmeißen hätte können, dass ich nicht alles hatte wegwerfen können, wofür ich so hart gearbeitet hatte. Wenigs-tens verabschieden hätte er sich können. Vielleicht hatte er ja nicht einmal gewollt, dass ich ihm folge. Er hatte sich bis heute nicht bei mir gemeldet. Wieso tauchte er gerade jetzt hier auf? War er etwa zu der Einsicht gekommen, dass er einen Fehler gemacht und mich dadurch verloren hatte?
Das würde spät kommen. Ganze fünf Jahre zu spät. Ich hatte ein neues Leben, einen Ehemann und ein Kind. Ich hatte eine Familie, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Viel-leicht hatte mein Vater damals auf der Prometheus - oder war es eher mein Unterbe-wusstsein gewesen - Recht gehabt. Ich hatte mich von dem trennen müssen, was mich von meinem wahren Glück abhielt. Ich hatte damals jedoch nicht angenommen, dass es sich dabei um Jack hätte gehandelt haben können. Das wurde mir erst jetzt klar. Warum mir das gerade jetzt in den Sinn kam, konnte ich mir ebenso wenig erklären, wie sein plötzliches Auftauchen. Vielleicht wurde es endlich mal Zeit, dass ich mich meinen Ängs-ten schellte, anstatt immer vor der Vergangenheit und meiner früheren Liebe zu ihm da-vonzulaufen. Ich war es mir selbst schuldig, mich mit ihm auszusprechen.
Dennoch zögerte ich einen weiteren Augenblick, mich zu ihm umzudrehen. Der Regen hatte zugenommen, doch ich merkte es kaum. Sein Anblick nahm mich gefangen. Er stand unter einer der vielen Straßenlaternen und sah noch genauso gut aus wie vor fünf Jahren. Hochgewachsen, breitschultrig und durchtrainiert. Sein Haar glänzte weiß, war nass vom Regen. Er trug eine einfache Jeans, einen dunklen Pullover und seine Lederja-cke. Die Jahre, die ich ihn nicht gesehen hatte, waren fast spurlos an ihm vorübergegan-gen. Ein paar Falken mehr um die braunen Augen, ansonsten wirkte er noch wie früher. Längst vergessene Gefühle - oder hatte ich sie nur verdrängt - drangen wieder an die O-berfläche. Bei seinem Anblick wurde mir warm ums Herz. Mein Mund war trocken und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Wir sahen uns einfach nur an. Keiner von uns wagte diesen Augenblick zu zerstören. Wieso eigentlich? Liebte ich ihn wirklich noch so sehr oder war es nur das Unerwartete, das mich zögern ließ? Ich hatte ihn so lange Zeit nicht gesehen, dass ich kaum noch an ihn gedacht hatte. Vielleicht zu seinem Geburtstag oder zu Weihnachten, wenn eine Karte von ihm kam oder eine Reportage über uns im Fernsehen ausgestrahlt worden war. Dann eventuell, aber sonst eigentlich nicht. Nicht mehr, seit ich mich für einen anderen ent-schieden hatte, für eine Familie und ein erfülltes Leben. Er hatte mir das Herz gebrochen, als er gegangen war und es hatte über ein Jahr gebraucht, um soweit abheilen zu können, um mich einem anderen Mann hinzugeben. Ich hatte meine Entscheidung nie bereut, wie-so kamen mir dann gerade jetzt Zweifel? Nur, weil er plötzlich wieder in mein Leben getre-ten war? Hatte er denn immer noch soviel Einfluss auf mich?
Ich rang mich zu einem Hallo durch, als ich mir sicher sein konnte, dass meine Stimme nicht versagen würde. Er erwiderte es knapp. Wieder herrschte Schweigen. Wie sollte es jetzt mit uns weitergehen? Es gab so vieles zu bereden, doch traute ich mich nicht, ihn die Dinge zu fragen, die mich nach seinem Verschwinden so lange Zeit beschäftigt hatten. Ich kam mir so dumm vor, so verletzlich und angreifbar. Ich wusste nicht, ob ich ihm widerste-hen könnte, wenn ich jetzt noch länger vor ihm stehen und ihn anstarren würde oder wenn ich ihn bat, noch einen Kaffee mit mir trinken zu gehen. Ich erinnerte mich selbst daran, dass ich hatte nach Hause fahren wollen - zu meiner Familie, meinem Mann, meinem Kind. Ich durfte das alles nicht für eine Dummheit gefährden. Ich wartete noch einen Au-genblick, ob er vielleicht doch noch etwas sagen würde. Als das nicht passierte, wandte ich mich entschlossen von ihm ab. Ich hatte all die Jahre in der Ungewissheit überlebt, wa-rum er damals gegangen war, dann würde ich es auch weiterhin überstehen. Zumindest nahm ich das an.
„Warte!“, bat er mich schließlich doch. Ich stoppte automatisch. Es war ein Instinkt. Ich hatte ihn einfach zu lange und zu nahe um mich gehabt, um dieser Gewohnheit nicht nachgeben zu können. Ich drehte mich ihm wieder zu. „Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken gehen, ja. Ich muss mit dir reden.“ Ich nickte nur. Zu mehr war ich nicht in der Lage gewesen. Ich setzte mich in Bewegung. Mein Körper tat, was er wollte. Ich hatte einfach keine Kontrolle mehr über mich. Er folgte mir auf den Fuß. Wir schwiegen wieder. Noch gab es zwischen uns nichts zu sagen. Nicht, bis ein Tisch und zwei Tassen Kaffe zwi-schen uns standen, an denen wir uns festhalten konnten.


Ich verdrängte, was danach kam. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Ich hatte meine Entscheidung doch schon längst getroffen. Nicht erst vor einer halben Stunde, son-der schon vor fast vier Jahren. Ich wäre doch niemals mit ihm ausgegangen, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich hätte ihn niemals lieben gelernt und ihn auch nicht geheiratet. Wir hätten niemals diesen wundervollen Engel bekommen, den wir unser Kind nennen durften und ich würde jetzt auch nicht hier stehen, um beide voller Stolz zu betrachten. Ich liebte sie wirklich von ganzem Herzen. Ich hatte mir vor langer Zeit geschworen, dass ich ihnen niemals wehtun würde, doch jetzt wusste ich, dass ich dieses Versprechen niemals hätte halten können. Es würde immer etwas passieren, dass einem wehtun würde, aber sie waren es wert, um das Glück zu kämpfen.
Unsere Tochter hatte seine Augen geerbt. Das gleiche tiefe Blau voller Leben und Lie-be. Mit diesem Geschenk würde sie es später leicht haben, die Männer zu verzaubern. Mein Ehemann hatte davon gar nichts hören wollen, als ich das nach ihrer Geburt bemerkt hatte. Er war halt schon ganz der Vater gewesen. Irgendwann würde er sich daran ge-wöhnen müssen, doch das hatte noch eine Menge Zeit. Sie war ja schließlich erst ein Jahr alt. Ihr blondes, struppiges Haar erinnerte mich im Gegensatz dazu am mich. Ich trug es jetzt um einiges länger als früher, aber ich hatte oft genug in den Spiegel gesehen, um zu wissen, wie ich ausgesehen hatte. Die Nase hatte sie eindeutig von meiner Mutter. Sie war runder als meine und nicht so lang. Eine richtige Stupsnase.
Sie hatte ihres Vaters volle Lippen. Noch so ein Vorteil beim Aufreizen der Männer. Ich konnte auch annehmen, dass sie ungefähr meine Figur bekommen würde. Das behielt ich aber lieber für mich, denn meinem Mann hätte das den Rest gegeben. Er hätte sie wahr-scheinlich sogar in ein Internat oder ins Kloster verbannt, wenn er das für nötig erachtet hätte. Er vergötterte die Kleine halt. Wie konnte er das auch nicht, bei diesem hübschen Gesicht. Ich wandte mich wieder ihm zu. Er schlief noch immer friedlich in dem handgear-beiteten Schaukelstuhl. Dad hatte ihn uns zur Hochzeit geschenkt und wir waren uns auf Anhieb einig geworden, dass er hierher gehörte. Wir hatte uns sowieso so gut wie nie ge-stritten, auch vor unserer Ehe nicht.
Vielleicht, weil wir immer Ähnliches gewollt hatten, eventuell aber auch, weil wir Angst gehabt hatte, den jeweils anderen zu verlieren. Ich hatte ihn lieben gelernt. Alles an ihm. Seine wundervolle Erscheinung, sein sanftes Wesen und auch seine manchmal überdreh-te Art, die er an den Tag legte, wenn er von etwas begeistert war. Wie in dem Moment, als ich ihm erzählte, dass ich schwanger war. Er hätte sich beinahe überschlagen bei dem, was er alles hatte für die Kleine erledigen wollen. Dabei war doch noch mehr als genug Zeit gewesen. Ich hätte das hier schon viel früher haben können, wenn ich nur meine Au-gen geöffnet und ihn einmal mit den Augen gesehen hätte, die ich sonst nur für Jack ge-habt hatte. Dieser hatte mich wirklich von meinem Glück ferngehalten.
Diese beiden Männer hätten auch unterschiedlicher nicht sein können. Ich verglich sie schon wieder. Das hatte ich am Anfang unserer Beziehung auch immer getan. Irgendwann hatte ich es laut ausgesprochen und wir hatten uns gestritten. Eigentlich hatten wir uns nur wegen diesem Thema immer in den Haaren gehabt. Er hatte es gehasst, mit Jack vergli-chen zu werden. Wir wussten doch beide, dass sie einen unterschiedlichen Charakter hat-ten. Vom Aussehen und Alter mal ganz zu schweigen. Wieso war mir das zuvor nie aufge-fallen. Auch meine Liebe war bei jedem anders gewesen. Beim Colonel hatte es ge-schmerzt, ihn zu sehen, ihn zu begehren und nicht bekommen zu können, doch bei mei-nem Mann war es eine einfache, reine und unkomplizierte Liebe gewesen.
Sie hatte mich glücklich gemacht, anstatt mir mein Herz zu erschweren. In seiner Nähe hatte ich mein wahres Selbst zeigen können. Das war mir in Jacks Gegenwart nie möglich gewesen. So auch nicht vor ein paar Stunden, als wir noch zusammen in dem kleinen Ca-fe gesessen, Kaffee getrunken und uns unterhalten hatten. Meine Gedanken schweiften an diesen Punkt zurück, auch wenn ich es zu verhindern versuchte. Ich musste die ganze Situation noch einmal Revue passieren lassen, um sie nüchtern betrachten zu können.

„Wieso bist du hier?“, fragte ich nach einer geraumen Zeit des Schweigens. Ich konn-te nicht einmal sagen, warum mich das überhaupt interessierte. Ich war glücklich und zu-frieden mit meinem Leben, ich wusste nicht, ob da überhaupt ein Platz darin für ihn war. Die letzten fünf Jahre war ich ohne ihn ausgekommen, hatte es auch ohne ihn geschafft, mir eine Familie aufzubauen, also war es doch nicht so, als ob ich ihn vermisst hätte. O-der? Die erste Zeit hatte er mir schon gefehlt, aber mit der Zeit hatte ich immer weniger an ihn denken müssen. Seit unser Kind, unsere kleine Tochter da war, überhaupt nicht mehr. Mit seinem plötzlichen Auftauchen hatte er mich vollkommen aus der Bahn gerissen. Ich wollte jedoch nicht, dass er mich mit seiner bloßen Anwesenheit aus dem Konzept brach-te, dass er meine Gefühlswelt so stark auf den Kopf stellte. Er war nicht gut für mich. War er nie gewesen. Damals nicht und heute noch weniger. Ich hatte mit dem Kapitel Jack ab-geschlossen. Oder etwa nicht?
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.“, gestand er zögernd, sah mich dabei aber nicht an. Das erleichterte unsere Unterhaltung etwas, denn seinen Blick, seine Augen, hätte ich nicht ertragen. Ich wollte nicht, dass er mich ansah, denn ich hatte Angst, dass ich mich wieder Hals über Kopf in ihn verlieben könnte. Das meine Erinnerungen an damals zu-rückkehren würden und ich mich vergaß. Ich liebe meinen Mann, dass musste ich mir im-mer wieder vor Augen halten. Auch er hatte wieder Familie. Ich hatte es durch Zufall erfah-ren. Er war vor etwa dreieinhalb Jahren zufällig auf Janet gestoßen, welche ebenfalls nach Memphis gezogen war. Sie hatte nicht gewusst, dass er dort lebte, aber sie hatten sich durch einen dummen Zufall fast überrannt. Er hatte sie nicht ganz drei Monate später ge-heiratet und sie hatte mir eigentlich versichert, dass sie beide glücklich waren. Stimmte das etwa nicht mehr?
Hatte er sie etwa satt und wollte nun sein Glück bei mir versuchen? Ich konnte mir je-doch nicht vorstellen, dass Jack so halbherzig handeln würde. Er hatte nie jemanden ab-sichtlich wehtun wollen. Weder mir noch dem Rest unseres Teams. Ich hatte mich für die beiden gefreut, als ich von ihrer Hochzeit erfuhr - zu welcher ich nicht eingeladen worden war. Ich hatte auch nicht angenommen, dass ich hingefahren wäre. Es hätte mir zu dieser Zeit noch das Herz gebrochen. Außerdem hätte ich nicht einmal ahnen können, wie ich mich Jack gegenüber verhalten oder gar, wie er darauf reagiert hätte. Wahrscheinlich ge-nauso wie jetzt. Mit Schweigen. Darin war er immer gut gewesen. Er hatte nie viel über seine Gefühle gesprochen. Vielleicht war das mit eines der größeren Probleme zwischen uns gewesen. Nicht, dass wir diese Gefühle nicht hatten haben dürfen, aber ich hätte den-noch gerne gewusst, wie ich genau bei ihm im Kurs stand. Doch das war schon so lange her. Jetzt war es mir lieber, wenn ich es nicht wusste.
„Du weißt es nicht?“, hakte ich ungläubig nach. „Das nehme ich dir nicht ab, Jack.“ Wann genau war ich eigentlich zum Du übergegangen? Es war irgendwie ungewohnt, ihn mit Vornamen anzusprechen, aber es erschien mir richtig. Wir waren beide nicht mehr beim Militär und wir dienten auch nicht mehr zusammen. Dennoch machte mir diese Hal-tung Angst. Keine Regeln mehr, hinter denen ich mich hätte verstecken können, und auch kein Rang mehr, der uns von einander trennte. Wie oft hatte ich mir das in den acht Jah-ren, die wir im Stargatecenter gedient hatten, gewünscht? Zu oft, um es noch zählen zu können. Jetzt jedoch fürchtete ich mich vor diesem Gedanken.
„Ich wollte dich sehen, nehme ich an.“, gab er nach kurzem Zögern zu. „Ich war ge-schäftlich in der Stadt und habe gehört, dass du jetzt hier wohnen würdest. Also bin ich zum Forschungszentrum gefahren, um zu sehen, wie es dir so geht.“
„Nach fünf Jahren?“ Meine Stimme klang verbittert, obwohl sie das eigentlich nicht sein sollte. Ich war auch wütend. Auf ihn, weil er sich so lange nicht hatte blicken lassen, aber auch auf mich selbst, weil ich zuließ, dass er einfach wieder in mein Leben platzte und al-les ins Chaos stürzte. Besonders meine Gefühle. Ich wollte das nicht, doch ich konnte mich auch nicht dagegen wehren. In mir wütete ein Kampf und ich wusste nicht, welche Seite von mir gewinnen würde. Diejenige, die mich daran erinnerte, was ich alles zu verlie-ren hatte oder die, welche sich immer noch - oder schon wieder - zu ihm hingezogen fühl-te.
Er erwiderte: „Ist es wirklich schon so lange her, seit wir uns aus den Augen verloren haben? Mir kam es nicht annähernd so lange vor.“
„Du meinst, als du gegangen bist.“ Ich machte ihm doch tatsächlich Vorhaltungen des-wegen. Am Liebsten wäre mir gewesen, wenn es mich einfach kalt gelassen hätte, ihn zu sehen, aber ich konnte ihn genauso wenig aus meinem Gedächtnis verbannen, wie all die anderen Personen, die ich über die Zeit kennen gelernt hatte. Er war ein Teil meiner Ver-gangenheit, des Stargateprogramms und er würde wohl auch immer einen Platz in mei-nem Herzen haben. Fragte sich nur, welchen? Liebte ich ihn noch oder war es mehr Freundschaft? War es nur das Verbotene gewesen, dass mich gereizt hatte oder war es seine Person selbst gewesen? Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Noch nicht je-denfalls.
„Ja, genau.“ Er wagte endlich, mich anzusehen. Ich hielt seinem Blick stand, versuchte nicht daran zu denken, wie oft er mich schon so angesehen und wie sehr es immer wieder aufs Neue geschmerzt hatte.
„Und was jetzt?“, fragte ich schließlich. Ich versucht so unberührt wie möglich zu klin-gen, doch ich war mir nicht sicher, ob es gelang. Er konnte auch seine Gefühle besser verbergen, als viele andere, mich eingeschlossen. „Gehst du jetzt wieder, nur um dann ir-gendwann wieder in mein Leben zu treten?“
„Willst du denn, dass ich gehe?“, entgegnete er ernst und griff nach meiner Hand, die auf dem Tisch ruhte. Ich entzog mich dieser Berührung nicht, obwohl meine innere Stim-me mir sagte, dass alles andere falsch war. Vielleicht wollte ich mich selbst testen, even-tuell wollte ich sehen, wie viel ich wirklich noch für ihn empfand. Meine Finger begannen, zu kribbeln, aber war das ein Anzeichen dafür, dass ich ihn noch wollte? Zumindest gefiel es mir, immer noch von ihm gegehrt zu werden. Er schien seine Gefühle für mich jeden-falls nicht vergessen oder verdrängt zu haben. Aber warum hatte er dann Janet geheira-tet? War es einfach nur die Einsamkeit gewesen, die ihn getrieben hatte oder der Schmerz darüber, dass ich ihm nicht gefolgt war? Ich musste es wissen und nur er konnte es mir sagen.
Ich fragte ernst: „Und was ist mit Janet? Sie ist deine Frau.“
„Das weiß ich.“, gab Jack gereizt zurück. Ich wusste, dass seine Wut nicht mir galt. Auch er haderte mit sich selbst. „Sie ist toll in vielerlei Beziehung und wir haben die glei-chen Wünsche und Ziele im Leben. Ich dachte, dass ich genau das wollen würde, als ich ihr das Jawort gab, aber dessen bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher. Als ich dich sah… Ach ich weiß auch nicht. Ich fragte mich, was wohl aus uns geworden wäre, wenn ich nicht feige davongelaufen wäre.“
„Und? Hast du eine Antwort darauf gefunden?“, hakte ich nach. Diesmal gelang es mir besser, mich unter Kontrolle zu halten. Aber ich konnte den Kontakt nicht unterbrechen, der zwischen unseren Händen immer noch bestand. Ich wollte es nicht. Das machte alles so endgültig. Im Grunde wollte ich doch, dass er mich begehrte, auch, dass ich nach ihm verlangte. Das würde jedoch alles komplizieren. Irgendwann würde mich das zerbrechen, das wusste ich. War eine Affäre mit ihm, wahrhaftig wonach ich mich sehnte? Ich liebte meinen Mann, aber auch Jack reizte mich. Er war verheiratet und somit für ich tabu. Hatte das eine Hindernis nur ein anderes abgelöst? Waren diese beiden Dinge - das Militär und unsere Familien - wirklich miteinander zu vergleichen? Was ging nur in mir vor? Er hatte eine Wirkung auf mich, die ich nicht erklären konnte.
„Nein. Ich dachte, du würdest sie mir liefern.“, sagte er leise. Es war nicht mehr als ein Flüstern gewesen.
„Auch ich bin verheiratet.“, wies ich ihn auf das Offensichtliche hin. „Ich liebe meinen Mann. Deinen besten Freund. Ich will ihn nicht verletzten und Janet auch nicht.“ Ich senkte meinen Blick auf meine Hand, die er immer noch mit seiner umschlossen hielt. Ein Ehering blitzte an dieser auf. Er trug ebenfalls einen. Wie damals die Uniform symbolisierte das Schmuckstück das, was für uns nicht in greifbarer Nähe war, aber was wir unbedingt ha-ben wollten. Vielleicht hatte sich an unserer Beziehung zueinander nicht wirklich viel ge-ändert. Es waren halt nur andere Hindernisse, die sich uns in den Weg legten. Aber wollte ich diese aus dem Weg räumen? Wollte ich dem nachgeben, wonach er sich sehnte und ich mich ebenfalls zu verzehren schien? Es war Unrecht. Nicht nur uns, sondern auch un-seren Lieben gegenüber. Konnte ich dieses Risiko eingehen, ihn wieder in mein Leben tre-ten zu lassen. Gerade jetzt?
„Ich will Daniel und Janet auch nicht schaden, das schwöre ich dir. Aber ich kann auch nichts gegen meine Gefühle für dich tun. Ich liebe dich immer noch, Sam.“ Jetzt war es raus. Er hatte mich dabei nicht angesehen. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu sammeln. So sehr ich mir immer gewünscht hatte, diese Worte aus seinem Mund zu hö-ren, soviel Angst jagten sie mir in diesem Moment ein. Sie klangen falsch und verlogen. Er meinte sie nicht ernst. Eventuell glaubte er das, aber dem war nicht so. Jetzt wurde mir das klar. Wir klammerten uns immer noch an das Vergangene. Der Unterschied zwischen uns beiden war nur, dass ich bereit war, loszulassen. Ich hatte fünf Jahre gehabt, von ihm Abstand zu gewinnen und mein Leben neu zu ordnen. Vier davon hatte ich mit einem wundervollen Mann verbracht, den ich liebte. Ich konnte mich von der Vergangenheit tren-nen.
Genau das tat ich auch. Ich entzog mich ihm und erhob mich, nachdem ich die Augen wieder geöffnet und ihm entschlossen entgegengeblickt hatte. Ich hatte nicht vor, eine Dummheit zu begehen. Weder jetzt noch in Zukunft. Es hatte mich viel Kraft gekostet, nach vorne zu sehen, das würde ich mir nicht von ihm wieder zunichte machen lassen. Er musste lernen, damit zu Recht zu kommen, so wie ich damals. Er konnte sich nicht ewig an die Vergangenheit klammern. Das würde ihn eines Tages umbringen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann. Außerdem würde er seine Ehe damit zerstören und das wollte ich Janet nicht antun. Ich wusste, wie sehr sie ihn liebte. Ihm war das auch be-wusst. Es musste ihm erst nur noch klar werden. Ich war jedoch die Falsche, es ihm be-greiflich zu machen, weshalb ich beschloss, endlich nach Hause zu fahren und mich um mein Leben, meine Familie, zu kümmern.
„Damit stehst du alleine.“, entgegnete ich nur und wandte mich dem Ausgang zu. Er war aufgesprungen und hielt mich am Arm zurück, bevor ich das Lokal verlassen konnte. Au-ßer uns war niemand mehr in dem kleinen Cafe. Ich blickte erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht. Er wirkte verzweifelt und unschlüssig. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun oder sagen sollte, um meine Meinung doch noch zu ändern. Ich schüttelte nur den Kopf, um ihm klar zu machen, dass kein Wort oder keine Tat etwas an der Tatsache än-dern würde, dass ich ihn nicht mehr liebte. Auf jeden Fall nicht mit der Intensität, dass ich vergessen würde, was ich zu verlieren hatte. Nämlich alles, was mir wichtig war. Er ver-suchte es dennoch, indem er mich zu sich heran zog und küsste. Ich wehrte mich nicht, aber ich erwiderte ihn auch nicht. Ich horchte in mich hinein, ob da irgendetwas wäre, das gegen meinen Entschluss sprach, doch ich fühlte gar nichts. Ich musste nur daran denken, wie sehr ich es liebte, von meinem Mann in den Arm genommen und geküsst zu werden. Wie zärtlich er dabei war und wie sehr ich mich gerade in diesem Augenblick danach sehnte, genau ihn zu spüren. Ich riss mich mit einem kräftigen Ruck von Jack los, brachte ihn auf Abstand.
„Du solltest heim fahren, zu deiner Frau und zu Cassy.“, meinte ich nur, bevor ich das Lokal verließ und auf die verlassene Straße trat. Mein Wagen parkte nur einige Meter wei-ter. Er wagte es nicht, mich noch einmal aufzuhalten. Er hatte endlich verstanden. Zumin-dest hoffte ich das. Draußen hatte es gerade aufgehört, zu regnen.


Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als mein Liebster sich müde zu regeln begann und schließlich die Augen öffnete. Er blickte mich verschlafen an, lächelte leicht. In diesem Moment wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich setzte mich auf seinen Schoss und er schloss mich in die Arme. Ich fühlte mich bei ihm wohl und gebor-gen. Es war ein erfüllendes, wunderschönes Gefühl. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und ich sog meinen Duft tief in sich ein. Das tat er immer, wenn ich mich nachts zu ihm in unser Ehebett legte. Wenn ich in einem Hotel übernachtete, weil ich ei-nen Vortrag in einer anderen Stadt zu halten hatte, vermisste ich das. Es fiel mir dann im-mer schwer, einzuschlafen. Ich konnte das nur mit ihm an meiner Seite. Das war Liebe.
Seine linke Hand wanderte zu meiner Wange, streichelte sie leicht, bevor er meinen Kopf zu sich nach unten zog und seine Lippen auf die meinen bettete. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln, mir wurde warm. Dennoch stellten sich die Härchen auf meinen Ar-men auf und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Es war nur ein zarter sowie kurzer Kuss, aber er drückte all seine Gefühle für mich aus. Unsere Blicke trafen sich. An-ders als bei Jack verspürte ich diesmal kein Unbehagen, keine Zweifel und auch keinen Schmerzt tief in meinem Herzen. Ich war einfach nur zufrieden und glücklich, seine Frau sein zu dürfen. Auch das war Liebe.
„Du kommst spät.“, meinte er heiser. Dann gähnte er herzhaft, umfasste meine Taille noch etwas mehr, zog mich zu sich heran. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ku-schelte mich an ihn. Es war perfekt. Es war das, was ich immer gewollt hatte. Ich sehnte mich nach jemanden, der die gleichen Ziele verfolgte, wie ich, der sich an Gemeinsamkei-ten und Unterschieden erfreute, der mich einfach nur um meinetwillen liebte, der nicht vor Schwierigkeiten davonlief und der immer für mich da war. Jack konnte einiges, aber nicht alles. Aber das gehörte zu einer Ehe dazu. Zumindest, wenn er mich halten wollte. Mein Mann war all das und noch viel mehr. Er war einfühlsam sowie zärtlich, witzig, aber auch ernst und ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Das war ebenfalls Liebe.
„Ich weiß, entschuldige.“, entgegnete ich mit einem schlechten Gewissen. Ich wusste nicht, ob ich ihm von Jack erzählen sollte oder besser nicht. Er stand diesem Thema nicht gerade positiv gesinnt gegenüber. Es schmerzte ihn sogar. Auch wenn er das nie zugege-ben hätte, war mir das dennoch klar. Ich kannte ihn zu gut und er kannte mich, nichtsdes-totrotz brachte er mich immer wieder dazu, über ihn erstaunt zu sein. Sicher hatte er auch längst gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmte. Er erkannte sofort, wenn mir eine Sache schwer auf dem Herzen lag. Es war falsch, ihn in diesem Punkt zu belügen, auch wenn es hieß, ihm wehzutun. Wir hatten nie Geheimnisse vor einander gehabt. Ich hatte nicht vor, ihn gerade jetzt deswegen anzuschwindeln. Dafür liebte ich ihn zu sehr. „Ich habe noch Jack getroffen.“
„Oh.“, war alles, was er dazu sagte. Ich erkannte den Schmerz in seinen Augen, die Ungewissheit und auch die Frage, was genau passiert sein mochte. Manchmal dachte er einfach zuviel nach. Nun war es an mir, ihm alles zu erklären, bevor er sich noch in ir-gendetwas hereinsteigerte, was absolut nicht stimmte, denn er würde mich garantiert nicht fragen. Er war nicht der Typ dafür, seine Eifersucht offen zu zeigen, auch wenn es in ihm brodelte.
Ich erwiderte, während ich begann, sanft seinen Bauch zu kraulen: „Ich wollte gerade nach Hause fahren, als er plötzlich vor mir stand. Es war irgendwie verwirrend, ihn nach all dieser Zeit wieder zu sehen. Wir sind noch einen Kaffee trinken gegangen und haben dar-über gesprochen, wieso er vor fünf Jahren auf einmal verschwunden war. Es wusste es nicht.“ Ich hielt kurz inne, damit er das erst einmal verarbeiten konnte. An seinem Blick merkte ich, dass sich ihm noch eine Frage aufdrängte. Was dabei herausgekommen, was weiter geschehen war. Ich erzählte ihm alles bis auf den Kuss. Es war nicht fair, es ihm zu erzählen. Weil ich nicht wollte, dass er seinen ehemals besten Freund hasste, weil ich Ja-net nicht indirekt wehtun konnte und weil es einfach besser für unsere Ehe war, wenn er es nicht erfuhr. Vielleicht irgendwann, wenn er sich meiner hundertprozentig sicher war - Jack hin oder her. Er war es bei jedem anderen Mann, nur nicht bei meinem früheren kommandierenden Offizier. Meine Gefühle für diesen konnte er einfach nicht vergessen. Irgendwie fand ich es sogar niedlich, wenn er eifersüchtig war. Das zeigte mir doch, wie sehr er mich liebte, dass er Angst hatte, mich zu verlieren. Er hörte mir geduldig zu, unter-brach mich nicht ein einziges Mal, als ich darüber sprach, dass er meine Hand genommen hatte und mich fragte, was wohl gewesen wäre, wenn er damals nicht die Flucht ergriffen hätte. Auch sein Geständnis vertraute ich meinem Ehemann an, welcher scharf die Luft einzog.
„Was hast du gesagt?“, fragte er schließlich doch noch zögernd. Ich ließ meine schlan-ken, kalten Finger unter seinen Pullover gleiten und neckte ihn so. Ich wollte die ganze Si-tuation etwas auflockern, ihm zeigen, dass er das alles nicht so ernst zu nehmen brauchte, dass es im Grunde harmlos gewesen war. Es hatte mich ihm sogar noch näher gebracht, mir versichert, dass ich ihn wirklich und bedingungslos liebte. Das die Vergangenheit für mich ab heute keine Rolle mehr spielte. Nur das Hier und Jetzt war noch wichtig sowie die Zukunft unserer kleinen Tochter.
„Dass nur er so fühlt, natürlich.“, gab ich zurück. „Ich liebe dich Daniel Jackson, sonst hätte ich niemals eingewilligt, deine Frau zu werden. Ich liebe es, wie du mich küsst, mich berührst, mit mir redest und sogar deinen Anblick, wenn du schläfst. Mich würde es zwar nicht stören, wenn du weniger schnarchen würdest, aber das ist Nebensache. Mir ist klar geworden, dass ich über ihn endgültig hinweg bin. Ich habe meine Entscheidung getroffen und bin glücklich damit. Ihr beide seit alles, was ich immer gewollt habe - mehr als ich zu träumen gewagt hatte.“ Zum Dank für diese Worte küsste er mich. Es kam nur selten vor, dass er wirklich sprachlos war und diese Momente mochte ich am Liebsten. Dann wurde er immer zu einem leidenschaftlichen Liebhaber. Wenn ihn etwas vollkommen überwältig-te, war er nicht mehr zu halten. Er war halt ein Mensch, der gerne seine Gefühle zeigte und genau das brauchte ich auch. Ich erwiderte dieses Lippenbekenntnis und intensivierte es sogar noch, indem ich wieder begann, seinen Bauch zu streicheln, der auch jetzt noch flach und muskulös war. Er hatte nicht aufgehört, zu trainieren. Wahrscheinlich um mir auch weiterhin zu gefallen. Ich würde ihn jedoch selbst noch mir einem kleinen Bauch att-raktiv finden. Aber sicher fühlte er sich viel besser so.
„Ich liebte dich auch, Samantha Carter.“, hauchte er in den Kuss hinein. Wir lösten uns von einander und ich erhob mich, zog ihn mit mir auf die Beine. Es war spät und er musste morgen früh raus. Es wurde Zeit, dass wir ins Bett gingen. Wir würden uns darüber zu ei-nem späteren Zeitpunkt noch einmal unterhalten, wenn es sich ergab. Wir führten immer noch sehr oft lange Gespräche über alles, was uns beschäftigte. Sei es nun die Arbeit o-der auch das Private. Wir hatten halt keine Geheimnisse voreinander. Zumindest nicht, wenn wir wussten, dass wir es überstehen würden. Unsere Beziehung brauchte diese A-bende und ich beschloss, dass es irgendwann wieder soweit sein würde. Schon bald, nur nicht jetzt. Dazu waren wir wohl beide zu müde. Ich warf einen prüfenden Blick auf unsere Tochter. Sie war eingeschlafen. Sie sah aus wie ein kleiner Engel. Ich wünschte mir, es könnte immer so bleiben, auch wenn ich wusste, dass sie irgendwann erwachsen werden und ihr eigenes Leben führen würde. Aber bis dahin hatten wir noch viel Zeit uns daran zu gewönnen.
„Und was machen wir jetzt?“, flüsterte mir Daniel ins Ohr, während wir Arm in Arm in Richtung Schlafzimmer gingen. Ich kicherte leise, weil ich genau wusste, worauf ich hin-aus wollte. Ich warf einen prüfenden Blick auf meine Armbanduhr und beschloss, dass da-für noch Zeit wäre. Dafür würde ich den Rest meines Lebens auf Schlaf verzichten. Ent-schlossen drehte ich mich zu ihm herum, als wir die Schwelle zu unserem Zimmer betra-ten und zog ihn ganz eng zu mir heran. Dann platzierte ich meine Lippen auf den Seini-gen. Langsam wanderten wir weiter und als meine Kniekehlen die Bettkante spürten, ließ ich mich einfach nach hinten sinken. Dabei zog ich ihn mit mir mit. Ich war mir jetzt hun-dertprozentig sicher, dass ich mit niemand mehr mein Bett teilen würde außer mit ihm. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.

Ende

© 2004 Lenari


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