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Commander Jarod Dillan von Lenari

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Kapitel Bemerkung: Jarods erste Reise durchs Stargate und was ihn auf der anderen Seite erwartet, scheint unglaublich...
Jarod 4: Jarods erste Mission

Ich stand vor dem bis jetzt noch nicht aktivierten Sternentor, neben mir Major Samantha Carter und der Jaffa Teal’c. Fasziniert blickte ich auf das monströse Artefakt längst vergessener Zeiten. Nicht mehr lange und es würde zum Leben erwachen. Ich wusste, was mit mir passieren würde, wenn ich hindurchtrat. Das Wurmloch würde mich in meine einzelnen Atome zerlegen, mich mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit mitten durchs Weltall katapultieren und mich dann auf der anderen Seite wieder ausspucken.
Im Grunde keine so angenehme Erfahrung, wenn ich das sagen darf. Dazu kam dann noch die unheimliche Kälte, die man verspürte, wenn man auf der anderen Seite hinaustrat, was eigentlich kein Wunder war, wenn man bedachte, dass man durch ein Vakuum geschossen wird, dass eine Normaltemperatur von mindestens minus fünfzig Grad aufweist. Ich kann nicht verstehen, wie man sich an so etwas gewöhnen kann. Das ist absolut unverständlich und absurd. Wenn ich das jemanden erzählen würde, man könnte mir einfach nicht glauben. Ich wollte mir selbst ja nicht wirklich trauen, egal ob ich es nun genau vor mir sah oder nicht. Es war einfach zu abstrakt. Mir war schon klar, dass es noch andere Wesen geben musste und auch, dass es der Realität entsprach, dass dieses Tor existierte und dennoch verursachte allein der Gedanke daran hindurch zu schreiten, mir ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Wer auch immer so brillant war, eine solche Technologie zu erfinden, zu gerne würde ich ihn kennen lernen. Sicher könnten sie mir sagen, wer ich eigentlich bin, denn eines ist doch wohl sicher, menschlich bin ich auf keinen Fall.
Ich gehöre einfach nicht auf diesen Planeten, selbst wenn ich ihn als Heimat bezeichnen würde. Zum ersten Mal erlebte ich bewusst das kobaltblaue und strahlend weiße Aufflammen des Zentrums des Tores mit: Ein Orkan aus purem Licht tobte brodelnd in die Halle heraus, krümmte sich zuckend und wurde bereits wieder kreischend zurückgerissen – ein gigantischer Schlund loderte, wölbte sich über die Tor-Ringe hinweg, ein Wurmloch von einem Ende des Universums bis zum anderen, ein Abgrund ins Nichts oder vielleicht in die Hölle – ein Gewittersturm sengender Blitze irrlichterte durch die Halle, und mit ihm klirrende Kälte. Raureif überzog den Boden und schmolz im gleichen Moment.
Das Tor war geöffnet - ein sanftes Leuchten und Schillern füllte den inneren Ring, huschende Bewegungen, ein Flüstern und Raunen, wie von Myriaden vom Himmel fallender Sterne. Wunderschön und gewaltig. Die Helligkeit blendete mich leicht, griff bereits nach mir, lockte mich „Komm komm komm“ und es war, als würde ich gepackt und rasend schnell vorwärtsgerissen, auf das Strahlen zu – ein Sog wie von einem alles zerschmetternden Strudel. Doch ich war weit genug entfernt. Ich schüttelte es ab, lächelte, weil ich plötzlich wusste, dass es das war, wonach ich mich gesehnt hatte all die Jahre, auch wenn es mir, wie ich zugeben musste, ein wenig Angst machte, denn das ungute Gefühl in der Magengegend nahm noch zu. Das Tor lockte mich, saugte mich an, riss mich vorwärts mit einer zornigen Wucht – die Rampe hinauf, weiter, weiter. Irgendwo Stimmen. Man rief meinen Namen. Ich löste mich von dem Anblick, ignorierte die Sehnsucht nach dem Unendlichen und wandte mich Richtung Eingang. Dort sah ich Doktor Fraiser, welche direkt auf mich zukam. Sie keuchte leicht, war anscheinend gerannt. Es musste also wichtig sein. Doch was war wichtiger als diese Urgewalt des Sternentores, in sie einzutauchen, mich von ihr verschlingen zu lassen. Mein Gott, hatte sie etwa Recht, wurde es zu einer Sucht? War ich längst abhängig, obwohl ich es nie durchschritten hatte? Nahm es einen so schnell ein?
Ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, schon stand sie schwer atmend vor mir, eine Strähne ihres kurzen Haars aus dem Gesicht streichend. In ihrer Hand hielt sie zwei Spritzen und so wie es aussah, waren die für mich.
„Ich habe mir ihre Unterlagen noch einmal gründlich angesehen.“, sagte Janet ohne Umschweife. Ich warf einen Blick auf die Uhr, wir waren jetzt genau eine Minute überfällig, aber anscheinend war Hammond schon informiert, denn er machte keine Anstalten, zu fragen, was eigentlich los war. „Wie es scheint leiden sie an einer sehr seltenen und äußerst aggressiven Form der Diabetes. Ihre hohen Insulinwerte und der niedrige Blutzuckerspiegel in ihrem Blut beweisen das.“
„Mir geht es aber gut.“, wandte ich nüchtern ein. Ich wollte endlich hier weg. Erst eine total aufgelöste Samantha Carter, dann ein vollkommen verrückt gewordener Colonel und jetzt auch noch eine übereifrige Ärztin. Das war einfach nicht mein Tag. Diabetes, wie kam diese Frau denn darauf?
„Ist das nicht eine Krankheit, wo man keinen Zucker essen darf?“, hakte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen ein. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Musste der Typ sich jetzt etwa auch noch einmischen? Hatte der für heute nicht schon genug geredet? Ich war sauer. Warum wusste ich nicht, ich war es halt. Wahrscheinlich, weil sie kurz davor war, mein Geheimnis zu lüften, weil sie die Symptome erkannte und zu behandeln versuchte, Symptome, die ich brauchte, um hundertprozentig arbeiten zu können, mein volles Potential zu entfalten. Was auch immer diese Spritzen bewirken, sie würden auf den zweiten Blick schädlich für mich sein, da war ich mir sicher. Auf eine Weise, die andere sicher nicht als Schlechtes erkennen würden. Ablehnen würde ich dennoch wohl kaum können. Man würde mich für diese Mission sperren, vielleicht sogar für alle weiteren und das konnte ich nicht riskieren. Ich musste vorher die Wahrheit über mich wissen, über uns, auch wenn sie es nicht mehr erfahren würde.
Oh Gott, wie sehr ich sie doch vermisste, ihr Lachen, ihre Wärme, ihre Zärtlichkeit, ihr ganzes Wesen. Das man immer erst verstand, wie viel ein Mensch einem anderen bedeutet, wenn man ihn verloren hat, ist traurig. Ich wünschte, ich hätte es ihr gesagt, doch sicher wusste sie es. Wir hatten uns immer blind verstanden.
„Im Grunde ja, Colonel.“, drang Doktor Fraisers Stimme an mein Ohr. „Es gibt aber auch eine Form, bei welcher der Körper zu viel Insulin produziert, was zu einem permanenten Abbau von Glucose führt. Diese Patienten brauchen eine größere Menge Zucker als normale Menschen, um ihren Energiebedarf zu decken, ähnlich wie bei den Atanikermanschetten. Sie haben damals fast unseren ganzen Monatsvorrat an Schokoriegeln verputzt.“ Jacks Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er die Sache erst mitgeschnitten, als man die Manschetten erwähnte.
„Und was ist dann in den Spritzen, ein Hemmungsmittel?“, hakte ich kühl nach. Ich wollte endlich an die Arbeit gehen. Meinetwegen sollte sie es Diabetes nennen, wenn es ihr damit besser ging, mir war es egal.
„Genau das! Es wirkt 12 Stunden, danach nehmen sie die andere Spritze.“, meinte sie ruhig. Ich nahm ihr eine ab und steckte sie unachtsam in eine meiner vielen Taschen neben einen Schokoriegel. Dort würde ich sie schon wieder finden. Ich schob den Ärmel meiner Jacke ein Stück nach oben, so dass mein Unterarm frei war und ließ mir von ihr das Zeug in eine meiner Venen spritzen. Ich merkte es nicht, wie auch bei solch einer dünnen Nadel. Außerdem fixierte mein Blick längst wieder das Stargate.
Es zog mich an. Endlich konnten wir starten. Samantha und Teal’c bildeten die Vorhut, fünf Yards voraus, Schattenrisse vor dem Feuerschlund des inneren Rings; sie hielten nicht mehr an, drehten sich nicht um. Gleich darauf waren sie in einem Aufglühen verschwunden. Unterwegs.
Colonel O’Neill direkt neben mir, ebenfalls vom Bann des Tores eingefangen. Ich strich über den Ereignishorizont, versuchte zu begreifen, dass es kein Wasser war, was da vor mir lag, nicht in Panik zu geraten, dass ich ertrinken könnte.
„Ist ein Kinderspiel.“, bemerkte Jack mit einem sarkastischen Grinsen. Ich sah ihn nicht an. Das Brodeln des Tores übertönte mein belangloses Murmeln. Das Lodern war überall, es schien bereits meine Haut auszubleichen, wegzubrennen. Jack ging voraus, als wäre es das Normalste der Welt. Für ihn vielleicht. Dann tat ich selbst den Schritt über die grenze und in das Licht hinein...
...und spürte die Beschleunigung, es war, als werde mein Gesicht bereits von mir weggerissen, während der Rest meines Körpers noch in der letzten Bewegung erstarrt war und sich in Feuerschlieren auflöste und zu wirbelnden grellweißen Funken wurde und ebenfalls beschleunigte, und erst jetzt, in dieser Nicht-Zeit, kam der Schmerz, ein rasender, tobender, wahnsinniger Schmerz, und er begriff, dass es anders war, als er es aus den Berichten kannte, dass er es dieses Mal, wie auch immer, bei vollem Bewusstsein erlebte: Es war mehr als verbrennen oder Sich-Auflösen oder sterben, viel mehr, und viel schrecklicher.
Mein Blut explodierte in sprudelnden Fontänen durch meine Poren hindurch, meine Haut riss auf, verschwand, flatternde Fetzen hinter mir, verschwand, genau wie mein Fleisch, meine Knochen – ich hörte ihr Splittern und Bersten, und dann eskalierte es immer noch weiter, noch weiter, und ich versuchte zu akzeptieren, dass ich keinen Körper mehr hatte und dennoch wahrnehmen und den eigenen dröhnenden Herzschlag hören und denken konnte.
Die Beschleunigung nahm zu, mit ihr kam die Kälte des Weltraums und die brüllende Hitze des Höllenfeuers, kam ein wirbelndes Spährenhuschen, schneller, rasender, kamen kristallklare Splitter aus Licht und gestaltgewordener Nacht und sausten an mir vorbei.: Sternschnuppen in diesem Raum ohne Sterne; so schnell, so ungeheuer schnell. Stimmen, sie sprach zu mir. Ich konnte ihre Worte nicht erfassen. Flehen, kaum ausgesprochen, schon ohne jeden Sinn.
Es waren Hilfeschreie, Betteln, soviel konnte ich erkennen. Es ging einfach alles zu schnell. Das Ding, das mich mit sich trug, mit sich riss, dieses Dinge drehte und krümmte und wand sich um mich herum und vor mir, und die Beschleunigung nahm zu, nahm zu und alles ringsum verschwamm und zerriss und krümmte sich nach unten... nach unten, auf einen nadelspitzen Punkt in einem Abgrund zu, der so grauenerregend war, dass ich vor Angst und den zu erwartenden neuen Schmerzen kreischte, endlich doch noch kreischte wie eine Furie, während ich bereits immer schneller und noch schneller wurde und hinabstürzte in diesen brodelnden, wimmelnden Schlund voller Zähne – und das war mein letzter bewusster Gedanke – bevor mich das Tor auf der anderen Seite ausspie. Ich stolperte die vier, fünf Stufen hinab, glaubte schon, zu stürzen und hielt mich doch auf den Beinen.
Es war kalt, so schweinekalt. Ich glaubte zu erfrieren, zu Eis zu erstarren. Ich musste in Bewegung bleiben. Mir wurde speiübel, kurz darauf erbrach ich mich. Einmal... zweimal... dreimal... Die Krämpfe ließen langsam nach, mein Magen beruhigte sich allmählich wieder, der Schleier um meine Gedanken legte sich, ich nahm meine Umwelt bereits wieder halbwegs intensiv war. Eines war sicher, wären wir angegriffen worden, ich läge bereits blutüberströmt und vor allem mausetot im Dreck. Sam rieb in großen Kreisen über meinen Rücken.
„Das lässt gleich wieder nach. Ging uns beim ersten Mal nicht anders.“, meinte sie mit einem ihrer bezaubernden Lächeln und zerzauste mir mein kurzes, schwarzes Haar.
„Also ich habe mich nicht so gehen lassen.“, stellte Jack richtig.
„Sie waren ein Selbstmordkandidat, so ein Trip hat sie nicht gejuckt, Sir. Als sie auf Abydos zurückkehrten, sahen sie auch nicht gerade so aus, als hätte ihnen der Ausflug Spaß gemacht.“, entgegnete Sam in diesem „Ich weiß es ja sowieso besser als sie“ – Ton.
„Woher wollen sie das wissen, sie waren doch voll damit beschäftigt, nicht in Unmacht zu fallen, Carter.“, wehrte Colonel O’Neill ab. Ich hatte mich bereits wieder so weit unter Kontrolle, dass ich wankenden Schrittes auf die verwitterten Ruinen zu taumeln konnte und ließ die beiden Streithähne einfach stehen.
Teal’c tat es mir gleich, ihm schien das wohl auch schon allmählich auf den Sack zu gehen und dieses arme Schwein war schon sechs Jahre länger als ich dabei. Die sollten endlich einmal ihre Schatten überspringen und es hemmungslos miteinander treiben. Wäre für alle Beteiligten besser, besonders aber für meinen so schon genug geschundenen Körper. Jack würde seine überschüssige Energie dann wenigstens nicht mehr an mir auslassen, bloß, weil er meinte, eifersüchtig auf mich sein zu müssen. Ich hatte schließlich freiwillig das Feld geräumt, aber daran konnte er sich sicher nicht mehr erinnern. Mein Ärger war schnell verflogen, als ich die prachtvolle Stadt vor mir erblickte. Das ließ mit hundert protzentiger Sicherheit alle Archäologenherzen höher schlagen. Eine einzige Steinlandschaft, zerfallene, aber dennoch phantastisch erhaltene Ruinen, vereinzelt Säulen, die auf einen besonderen Ort hinwiesen, wahrscheinlich der Marktplatz.
Ich ging näher, immer noch etwas wacklig auf den Beinen. Hinter mir waren die Stimmen von Sam Carter und Jack O’Neill leise zu vernehmen, doch ihr Sinn drang nicht zu mir durch, dennoch schienen sie zu diskutieren, ja fast sogar zu streiten. Teal‘c wich mir keinen Zentimeter von der Seite. In seiner Gegenwart fühlte ich mich irritierender Weise ziemlich sicher, wenn man von dem ständigen Gedanken in meinem Hinterkopf absah, der mir auch jetzt warnend zuraunte: Pass ja auch seine Larve auf! Ich ignorierte es, konzentrierte mich auf meine Aufgabe. 24 Stunden. Uns blieben nur 24 Stunden und dieses verschollene Paradies würde wahrscheinlich genug Geheimnisse für drei Leben bieten. Verschwendung. Soviel könnte man erfahren, soviel, was diese Überreste längst vergessener Zeiten uns noch zu sagen hatten und wir würden es wahrscheinlich niemals hören. Ich hielt inne, ließ den Anblick für einen langen Moment auf mich wirken, saugte die Luft ein, der Geruch von Wissen drang mir in die Nase, Neugierde überfiel mich.
Ich wollte losstürmen, mir alles auf einmal ansehen, meine Gedanken den steinernen Hallen der Gebäude mitteilen, einfach wahllos drauflosplappern, mich selbst immer wieder korrigierend, wissensdurstig, ausgehungert - wie ein Vampir nach einem Tag des Schlafes. Ich schloss die Augen, atmete tief durch, seufzte leise in mich hinein, zwang mich zur Ruhe – fand sie. Ich ordnete meine Gedanken, brauchte ein Muster, nach dem ich vorgehen konnte, ich musste mich beeilen. Zum Übersetzten würde keine Zeit bleiben, nur alles filmen und ein paar Artefakte einsammeln, mehr war nicht drin. Graben kam nicht in Frage, Freilegungen würden nicht vorgenommen werden. Keine Ausgrabung, keine Studien, nur die Ansammlung von Material. Eventuell wichtig genug für noch einen Besuch, länger, ausgiebiger, mit mehreren Wissenschaftler – ohne mich.
Ich würde nicht dabei sein, ich würde auf einen neuen Planeten geschickt werden, ich würde das alles bald vergessen. Nein, meine erste Reise durch Sternentor, mein erster fremder Planet. Ich würde ihn nicht vergessen, ich könnte ihn nicht vergessen. Hier ruhte das Erbe der Sumerer, hier ruhte das Lebenswert von ihr. Ich konnte sie spüren, konnte ihre Stimme sanft in meinem Ohr flüstern hören. Wie sie von gigantischen Bauwerken erzählte, dem anarchistischen Treiben auf dem Marktplatz um die Mittagszeit - konnte das Geschrei förmlich hören – den riesigen Türmen, die bis in den Himmel und noch weit darüber hinaus zu ragen schienen und den Priestern in ihren prachtvollen Gewändern, die zu den Annuaki sprachen, Wissen von ihnen erlangten, die ME’s mit ihrem Leben beschützten. Diese heiligen Steine hier zu finden, würde, neben dem Stargate und allem was es mit sich brachte, die Entdeckung des Jahrhunderts werden. Jahrtausende altes Wissen, die Macht eines ganzen Universums und all das vereint in einem kleinen Stein.
Es wäre ein kaum zu verkraftender Sprung auf der Evolutionsleiter. Solch ein Fund würde genauso totgeschwiegen werden, wie die Entdeckung und Aktivierung des Stargates. Für lange Zeit würde noch würden diese Steine Mythen bleiben, falls es sie überhaupt gab. Ich zwang mich, sachlich zu bleiben, ließ mich nicht von meinem Eifer blenden. Ich war nicht nur Anthropologe, ich war auch Soldat und als solcher hatte ich konsequent und schnell zu handeln. Ich durfte mich nicht länger damit aufhalten, über die Theorien nachzudenken, wenn die Antworten von Jahrtausenden doch genau vor meiner Nase lagen. Die Zeit lief, ich musste mich jetzt an die Arbeit machen. Ich war entschlossen.
Ich schnallte meinen Rucksack ab und machte mich daran, alles Wissenswerte und Außergewöhnliche mit der Digitalkamera zu filmen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich immer wieder Major Carter, die ganz in der Nähe Bodenproben nahm – potentielles Naquadavorkommen. Colonel O’Neill und Teal’c sahen sich um, spähten nach allem, was verdächtig sein könnte – ihnen juckte es in den Fingern. Die ersten Stunden vergingen wie im Fluge. Unerbittlich brannte die Sonne auf unsere winzigen Körper, machte die Arbeit beinahe unerträglich, doch sie tat auch gut. Sie ließ mich alles um mich herum vergessen, meine Aufmerksamkeit konnte sich ganz allein auf die Gebäude ausbreiten. Immer wieder rief O’Neill mir etwas zu, was soviel bedeutete, wie: Bleib bloß in der Nähe. Er hatte anscheinend vergessen, mit wem er es zu tun hatte. Ich war nicht Daniel, ich begab mich normalerweise nicht übermäßig in Gefahr – leider hatte ich davon noch nicht viel durchblicken lassen in letzter Zeit.
Ich sah immer wieder auf die Uhr, vier Stunden waren vergangen. Ich hätte eigentlich schon längst Entzugserscheinungen haben müssen. Da fiel mir das Mittel von Fraiser wieder ein, der Blocker gegen mein Insulin. Ich hatte es vollkommen vergessen, so nebensächlich war es geworden. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum ich mich nicht hundertprozentig auf meine Arbeit konzentrieren konnte. Ich war einfach nicht zu meiner vollen Leistung fähig. Das hinderte mich jedoch nicht daran, immer wieder meinen Energiebedarf mit Schokolade aufzustocken. Gut, dass ich mir Smarties und M&M’s mitgenommen hatte.
„Wie geht es voran?“, fragte Samantha und stellte sich neben mich. Ich hatte gerade die prachtvollen Fenster eines der größeren Gebäude unter die Lupe genommen. Glas, vielleicht sogar ein anderes Material. Sie mussten sich in den letzten vier Jahrtausenden noch viel weiter entwickelt haben, als es den Anschein hatte. Hier musste es moderne Technologie geben, Computer, Dinge, die darauf schließen ließen, dass sie wirklich die waren, für die ich sie hielt, dass die Theorien wirklich zutrafen. Ich musste die ME’s finden!
„Gut! Berühr doch bitte mal das Glas, OK.“, bat ich sie, ohne meinen Blick von dem wegschweifen zu lassen, was ich gerade filmte. Ich konnte sie jetzt schließlich durch die Kamera beobachten. Als sie sanft mit ihren schlanken Fingern über die Oberfläche strich, vibrierte diese leicht. Ich bannte alles auf Band, Beweise, dass meine Vermutungen wahr schienen.
„WOW, das ist definitiv kein Glas.“, stieß Sam hervor und ein Leuchten flammte in ihren Augen auf. Wissbegierig, hungrig nach der Wahrheit, sah sie auf die Fensterscheiben. Physikalisches Wunderwerk, sie wollte wissen, wie es funktionierte. Sie hatte ein neues Spielzeug entdeckt und war nicht gewählt, es wieder herauszurücken, geschweige denn es aus den Augen zu lassen. Ich schmunzelte, als ich dieses Schauspiel durch den kleinen Bildschirm meiner Kamera hindurch beäugte.
„Diese Kultur hatte ebenso sechstausend Jahre Zeit, sich zu entwickeln wie wir und sie hatten einen kräftigen Vorsprung. Die wussten von Dingen, die wir erst in den letzten paar Jahrhunderten wieder entdeckten. Und mit etwas Hilfe von den Annuaki war solch ein Fenster wahrscheinlich sogar nur ein unbedeutendes Etwas.“, entgegnete ich amüsiert.
„Wollen sie damit sagen, Commander, das war für die Pillepalle.“, mischte Jack sich mit hochgezogenen Augenbrauen ein.
„Ich würde es vielleicht nicht gerade mit diesen Worten ausdrücken, aber im Grunde schon. Wenn die Theorien der Wahrheit entsprechen, und davon können wir ausgehen, hatten die Sumerer bereits Kontakt zu Außerirdischen. Diese wurden Annuaki genannt, bedeutet soviel wie: ‚Die vom Himmel auf die Erde kamen‘, und wenn wir eine Parallele zum Stargate ziehen, dass in der Antarktis gefunden wurde, kann man davon ausgehen...“
Sam unterbrach mich, beendete euphorisch meinen Satz: „...das diese die Erbauer des Stargates waren, die Antiker.“
„Also schlussfolgere ich daraus, dass diese Sumerer die Antiker dabei erwischten, wie sie das Stargate aufbauten und sie als Götter verehrten. Klingt für mich verdächtig nach Goa’uld.“, bemerkte Jack zynisch. Ich musste zugeben, im Grunde hatte er recht, aber wenn dann eher wohl Tok’ra, welche damals noch nicht wirklich als solche existierten. Also blieb nur der Schluss, dass es Antiker waren, da man diese als Erbauer des Stargates angepriesen hatte, vorausgesetzt man hatte uns nicht belogen und alles war einfach nur ein riesengroßer Schwindel. Die Furlinger waren natürlich auch mögliche Kandidaten, aber eher unwahrscheinlich, dachte ich zumindest.
„Die Annuaki waren alles andere als herrschsüchtig, Colonel.“, wandte ich ernst ein. „Sie haben ihr Wissen mit den Menschen der Erde geteilt, ihre Städte aufblühen lassen. Na ja, sie haben sich ab und zu ein paar bildschöne Frauen ausgesucht, um Spaß zu haben und Hybriden zu zeugen, so genannte Göttersöhne, aber ansonsten waren sie harmlos und alles andere als tyrannisch. Sie waren ähnlich den heidnischen Götter. Thor, zu Beispiel. Ist ihnen ja kein Fremder.“ Ich konnte mir diesen Kommentar nicht verkneifen, auch wenn ich dafür ein giftigen Blick von ihm erntete. Ich ließ mich davon nicht beirren, machte einfach mit meiner Arbeit weiter.
„Hochinteressant. Ich bin begeistert.“, gab Jack mit Sarkasmus in der Stimme zurück, nicht einmal gewählt, diesen auch nur etwas zu unterdrücken. Er war neidisch – wütend, weil er keinen Grund hatte, sauer auf mich zu sein. „Carter, finden sie heraus, wie das funktioniert, zur Not nehmen sie das ganze Fenster mit. Hammond wird begeistert sein.“ Im gleichen Augenblick hatte er sich auch schon abgewandt und schlenderte zu Teal’c zurück.
„Wenn sie es tragen, meinetwegen, Sir!“, rief sie ihm witzelnd hinterher und kicherte leicht in sich hinein. Resignierend schüttelte ich den Kopf. Ich hatte Recht, sie mussten endlich zusammen in die Kiste, am besten HEUTE noch.

weiter: Kapitel 5


© 2003 Lenari


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