Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Commander Jarod Dillan von Lenari

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Kapitel Bemerkung: Jarod entwickelt einen Plan, doch kann dieser so auch funktionieren...
Jarod10: Jarods Verrat

Ich wollte den Blick abwenden. Es schmerzte mich, sie zu sehen. Sam, ihre wundervollen blauen Augen, die mich voller Entsetzten anstarrten. Sie wusste es! Sie war selbst mal Wirtin gewesen, sie spürte Rok’tals Anwesenheit. Teal’c, der ebenfalls sofort Kenntnis von der Situation hatte. Sein Symbiont, den er in der Bauchtasche trug, wies ihn sicherlich voller Hohn darauf hin. Jack, er ahnte es!
Kein Gefangener wurde so zu ihnen zurückgebracht. Nicht frisch geduscht und mit teuren Kleidern, wie nur ein Goa’uld sie trug. Und dann noch Lea. Meine Leonora! Ihr war es schon vorher klar gewesen. Schon bevor mich die Erkenntnis überrollte. Es war in ihren Augen zu lesen. Sie gab sich die Schuld. Es hatte nicht so sein wollen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Irgendetwas war schiefgelaufen. Das Serum, das ich mir spritzte. Es unterband meine Fähigkeiten. Vielleicht auch dass, was ich brauchte, ihn zu vernichten. Aber wie sollte das funktionieren? Ich war doch ein Mensch, oder?
Colonel O’Neill und Lea hatten das behauptet. Wie sollte das dann möglich sein? Ich wusste es nicht, aber ich musste versuchen, ihn aufzuhalten, bevor er einen von ihnen Leid zufügte. Seine Gedanken rasten durch mein Bewusstsein: Werde sie quälen - einen nach dem anderen - wirst mir sagen, was ich wissen will - ich habe die Kontrolle - ich habe die Macht - ewig! Ich ließ ihn wissen, dass ich ihm nie etwas sagen würde, dass er lange darauf warten könnte. Egal, was er auch tat, ich würde meinen Mund halten. Ich hoffte es zumindest. Jack würde es so von ihm verlangen. Von jedem SG-1-Mitglied.
„Ich bin Rok’tal, euer schlimmster Alptraum.“, sprach er mit machtverzerrter Stimme. Ich versuchte erneut, die Kontrolle an mich zu reißen, doch er drängte mich zurück, ließ mich abermals mentale Schmerzen spüren. Ich taumelte zurück - rein geistig - und fing mich im letzten Augenblick, bevor ich ins Dunkel gedrängt hätte werden können. Ich sah Sam bei meiner veränderten Stimme erschauern, Jacks kalten Blick, Teal’c Trauer und, am Schlimmsten, Leas Schuldgefühle.
„Da kennst du meine Mutter wohl noch nicht.“, gab Colonel O’Neill sarkastisch zurück. Ich wünschte, er würde das nicht tun. Ich würde ihn nur verletzten - besser gesagt, ich verletzte ihn. Rok’tal hob seine Hand, richtete das Handmodul auf Jack und ließ eine kinetische Schockwelle auf ihn los. Ich schaffte es irgendwie, die Kraft zu mildern, indem ich mich mit meiner mentalen Kraft dagegen wehrte. Das Gerät schien wohl nicht so ganz gewusst zu haben, wem es folgen sollte. Meine Strafe bestand aus Schmerz. Ich erlangte meine Kraft zurück, doch die Qualen, die er mir zufügte, lähmten mich zu gleichen Teilen. Ich wollte mich ausruhen, konnte jedoch auch nicht aufgeben.
Ich musste meinen Platz verteidigen, den ich errungen hatte. Ich musste hart und unnachgiebig bleiben. O’Neill war in Samanthas Arme schleudert worden, welche ihn schützend festhielt. Doch er riss sich sofort wieder los, als würde sie ihm Schmerzen zufügen, die ihn wie Millionen kleiner Nadeln durchbohrten. Es hatte sich noch nicht gelegt. Vielleicht war es dass, was ihn retten würde, wie ich mich bemerkbar machen konnte, doch würde er sich sicher nicht absichtlich widersetzten, nur um mit mir reden zu können. Wie hätte ich ihm das auch klarmachen sollen. Doch, wenn ich den Geschichten der anderen Vertrauen schenkte, würde er auch so weit genug gehen. Das war seine Art - immer seinen Dickschädel durchsetzten. Hofften wir, dass er seinen Charakter in den Letzten Stunden nicht grundlegend geändert hatte.
Der Goa’uld in mir schrie ihn an: „Schweig! Du wirst noch früh genug spüren, wie grausam ich sein kann. Und jetzt verratet mir, wie das Portal in Gang gesetzt wird.“
„Fragen sie doch ihren Wirt!“, konterte Jack eiskalt. Er schien sich wieder erholt zu heben. Jedenfalls für die, die ihn nicht kannten. Ich konnte spüren, dass es ihm noch immer miserabel ging. Es stand in seinen Augen geschrieben, die zu Fäusten geballten Hände sprachen dafür. Wieder hob sich meine Hand, diesmal um ihn einzufangen, sich zu holen, was er wissen wollte. Das war meine Chance, mein einziger Versuch. Oh Gott, verzieh mir, für das, was ich im Begriff war zu tun.
Ich spürte, wie wir in sein Bewusstsein vordrangen, in seinem Inneren herumwühlten. Er wehrte sich ohne Erfolg, war gelähmt, von Schmerz gepeinigt und in festem Griff gehalten. So stark er auch war, selbst er konnte es nicht aufhalten. Ich bohre mich in sein Unterbewusstsein, wusste, dass ich ihm so Schmerzen zufügte, flehte, er solle sich erinnern. An Charlie... Daniel... alles, was Schmerz bereitet. Erklärte ihm, dass es notwendig war, dass es die einzige Möglichkeit sein würde, zu überleben. Ich musste seine neugewonnenen Fähigkeiten für mich nutzen, ihn zwingen, die meinigen gegen mich zu richten. Ich würde es aushalten, es verkraften - stillschweigen darüber bewahren, was er mir anvertrauen würde. Bei mir waren seine Geheimnisse sicher. Alles. Zeige es mir!
Er ließ es zu. Ich konnte seine Qualen spüren, seine Schmerz über diese Verluste, seine Angst, seine Schuldgefühle, in welche er verfallen war, nachdem sein Sohn starb, seine Entschlossenheit, sein Leben zu beenden, seinen Hass auf die Goa’uld, weil sie ihm Daniel nahmen, wenn auch nur im übertragenen Sinne, seine Verachtung, seinen Zorn und seine Abscheu sich selbst gegenüber, als er nach viermonatiger Gefangenschaft nach Hause zurückkehrte. Er hatte Dinge erlebt, die er nicht zeigen konnte, die zu tief vergraben waren, doch ich spürte sie instinktiv. Niemand hätte so etwas durchleben sollen, egal wie schlecht er sich auch benahm. In diesem Augenblick verstand ich ihn, konnte begreifen, warum er so geworden war. Ich zeigte es ihm. Seine Antwort darauf war seine Abneigung mir gegenüber.
Es war ein Schlag ins Gesicht, doch ich hatte es mehr als verdient. Ich hatte eine Grenze überschritten, den Platz dessen eingenommen, den ich nie hatte ersetzten wollen, war es auch bloß für den Bruchteil von Sekunden gewesen. Wir würden kein Wort darüber verlieren, aber wir würden es wissen. Ich würde gehen, sobald wir hier herauskamen, ich würde es vergessen und er auch. Der Kontakt brach abgrubt ab, als Rok’tal meinen Arm zurückzog, wie ein kleines Kind, dass sich an einer heißen Herdplatte verbrannt hatte. Sicherlich nahm er jetzt an, es wäre Jack, der so handeln konnte, welcher der Sender war, doch musste man auch Empfänger sein, um es spüren zu können. Dieser Goa’uld würde es nicht bemerken. Zu eingebildet, zu selbstsicher.
„Niemand widersetzt sich mir!“, brüllte die Schlange in mir ihn an. Er war wütend, bewies es mir mit unvorstellbaren Grausamkeiten, die durch meinen Geist wüteten. „Du wirst zusehen, wie deine Freunde leiden.“ Ich hätte damit rechnen müssen. Sie würden nichts verraten, dass wusste ich, doch ich wollte nicht derjenige sein, in dessen Augen sie sahen, wenn sie gefoltert wurden. Das musste ich verhindern. Schleunigst. Wie viele Stunden noch? Vier? Das würden sie durchhalten, aber ob ich es verkraftete?
Ich war nicht bereit dazu, sie leiden zu sehen, ihnen Schmerzen zuzufügen. Nicht noch einmal. War ich wirklich drauf und dran, ihnen alles zu erzählen? Anubis hatte Rok’tal eine Frist von drei Stunden eingeräumt - zu wenig Spielraum - ich musste Zeit schinden. Mir blieb also nur eine Wahl, diese Stunden durchstehen, tatenlos zusehen, wie meine Kameraden gefoltert wurden - wie sich meine beste Freundin quälte - um den Parasiten in mir solange zu beschäftigen, bis es kein Zurück mehr gab. Dann würde ich nachgeben und ihm genug verraten müssen, damit man uns Fünf an die Oberfläche des Planeten, den wir immer noch umkreisten, zurückschickte, um das Portal für Anubis zu aktivieren. Ich würde ihm Zugriff auf meine Erinnerungen geben, ihn mich ganz übernehmen lassen müssen, wenn auch nur für einen Augenblick. Lang genug, damit er mir glaubt, aber so kurz wie möglich, um mich nicht von ihm kontrollieren zu lassen.
Ich musste mein Team absichtlich ans Messer liefern, um den Bluff perfekt zu machen. Exaktes Timing war somit unerlässlich. Das förderte jedoch nicht gerade das Vertrauen der anderen in mich, dennoch musste ich darauf vertrauen, dass sie die Situation lange genug herauszögerten. Gerade Colonel O’Neill konnte dabei sowohl mein größter Helfer aber auch Widersacher werden - kam ganz darauf an, wie er sich in welcher Situation entschied. Rok’tal gab den Wachen zu verstehen, dass sie meine Kameraden wegbringen sollten. Man würde sie sicherlich nicht trennen, sollten sie doch miterleben, wie der andere litt. Mittlerweile kannten die Goa’uld die Schwächen der Menschen. Mitgefühl, Liebe und Freundschaft waren nur Einige von ihnen, nichtsdestotrotz waren sie zu gleichen Teilen auch ihre Stärken. Es kam nur darauf an, wie sie vom einzelnen Individuum genutzt wurden. Man brachte sie unter Rok’tals Aufsicht in einen großen Raum, fesselte sie an von der Decke hängende Naquadaketten, die an eine mittelalterliche Folterkammer erinnerten.
Genau diesen Zweck nahm anscheinend dieser Raum ein, auch wenn es andere Werkzeuge waren, mit denen sie zum Sprechen gebracht werden würden, als die, die man in dieser dunklen Epoche der Menschheitsgeschichte verwendet wurden. Ich war ein Anthropologe, ich wusste, wovon ich sprach. Ich kannte die Prozedur - Folter bis sie den Halt verloren, in Unmacht fielen und dennoch weiterhin litten. Lange Zeit würde der Schmerz, der auf ihre Arme und Handgelenke ausgeübt werden würde, sie nicht in die gewünschte Bewusstlosigkeit hinübergleiten lassen, doch selbst bei den Stärksten und Widerspenstigsten würde es irgendwann so weit kommen. Ihr Erwachen würde genauso leidvoll sein, wie ihr Zusammenbruch. Wenn man nicht mehr die Kraft aufbrachte, auf die Füße zu kommen, fühlte man sich hilflos, wie im freien Fall.
Ein zermürbendes Schwindelgefühl würde sich in einem breit machen und man konnte sich selbst mit einem Schlachttier vergleichen, dass man zum Ausbluten auf den Fleischerhaken gespießt hatte. Eine ebenfalls angewandte Methode auf der Erde, um Menschen zum Aufgeben und Reden zu bewegen - selbst heute noch. Es war mehr als barbarisch, doch ebenso effektiv. In Colonel O’Neills Augen erkannte ich, dass er durchaus wusste, wie es ihnen ergehen würde - Teal’cs Blick war gleichfalls getrübt. Beide hatten das schon einmal erlebt und überlebt. Ich hoffte, sie waren stark genug, es diese drei Stunden zu überstehen, ohne den Wunsch zu verspüren, mich mit bloßen Händen umzubringen. Ich hatte noch Blessuren von Jacks letzter Attacke. Schlimmer und zermürbender würde die mentale Folter werden. Ihre Freunde das durchmachen zu sehen, was sie selbst erlebt hatten, ihren Schmerz zu kennen und mit ihnen zu leiden - das waren wahre Höllenqualen. Nichts im Vergleich zu dem, was ich durchmachen würde, wäre ich an ihrer Stelle. Meine Fähigkeiten würden alle Empfindungen der anderen um ein Vielfaches verstärken.
Im Moment nicht, aber sobald das Serum nachließ, müsste ich wieder Kontrolle darüber erlangen müssten. Das würde mich verwundbar machen. Ich hoffte nur, dass speziell meine Hypersensibilität nicht allzu stark in Jack übergegangen, dass er all das nicht mit doppelter Härte zu ertragen hatte. Vier Jaffa hatten sich jeweils neben einem von ihnen postiert. Folterstäbe hielten sie in den Händen, bereit diese auch einzusetzen. Mir würde das gleiche Schicksal drohen wie ihnen, sollte Anubis nicht das bekommen, was er verlangte. Durch Rok’tal wusste ich, was dieses Instrument bei Menschen und anderen Lebewesen auslösen konnte. Das Leid war unvorstellbar - anders als alles, was ich bis jetzt erlebt hatte. Die auf mich immer noch einströmenden Grausamkeiten verdeutlichten mir den Schmerz und die unsagbaren Qualen, welche die Gefangenen durchstehen mussten. Dem ungeachtet würde es diesmal keine bloße - wenn auch ziemlich reale - Erinnerung sein, sondern brutale Realität. Wieder hallte die Stimme des Parasiten durch meinen Kopf: Werde sie foltern - genieße es - wirst mir alles sagen - habe die Kontrolle - habe die Macht - auf ewig.
Ich warf ihm entgegen, dass er weder sie noch mich je bezwingen, das es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis sie entkamen. Für diese Anmaßung bestrafte er mich mit unermesslichen Qualen. Ich hielt sie notgedrungen aus, wie alles, was er mir zufügte und schwor mir, es ihm tausendfach heimzuzahlen. Jetzt aufzugeben wäre ein fataler Fehler gewesen. Ich musste durchhalten, sei es auch nur, um den anderen eine Chance zu bieten, sich zu retten. Ob ich diese Schlage je loswerden würde, war fraglich, doch ich würde alles in meiner Macht stehende unternehmen, ihn aus mir zu verbannen, auch wenn ich dabei zu Grunde gehen sollte.
Wenn es auch nur einer von ihnen nach Hause schaffte, wäre es das wert gewesen. Anubis würde mich früher oder später eh töten. Ich war nur Mittel zum Zweck, genau wie der Parasit in mir, doch dieser sah es nicht. Seine Arroganz und Überheblichkeit machten ihn blind. Noch lange kein Grund, Mitleid mit ihm zu verspüren. Schon gar nicht, wenn man bedachte, was er vorhatte.
„Verratet mir, wie das Portal funktioniert!“, donnerte Rok’tals Stimme durch den Raum.
„Gar nicht!“, erwiderte Jack lakonisch. „Ist schon lange im Eimer. Tja, tut mir echt leid für dich!“ Den letzten Satz hätte er sich sparen sollen - Spott war Gift für einen selbstgefälligen Goa’uld, egal welcher Rangordnung. Auf einen Wink Rok’tals hin, folterte der Jaffa in Colonel O’Neills Nähe diesen für einige Sekunden mit dem Folterstock. Bei Jacks momentaner Verfassung - er hatte offensichtlich immer noch große Schmerzen - würde er diese Tortur nicht lange durchstehen.
Wieder setzte der Parasit in mir an: „Verratet mir die Funktionsweise oder er wird es büßen!“ Jack sah zu den anderen hinüber, schüttelte kraftlos mit dem Kopf. Seine Augen flehten geradezu darum, nichts preiszugeben. Auch wenn es den anderen sichtlich missfiel, waren sie dennoch fest entschlossen, kein Wort zu sagen.
„Niemals!“, stieß Samantha tapfer hervor. Als der Folterstock in ihre Schulter gerammt wurde, brüllte sie vor Schmerz laut auf, während Jack sich zusammengerissen hatte. Goldenes Licht brach aus jeder Körperöffnung, sie schien von innen heraus zu verglühen. Sie sackte kurz zusammen, als man von ihr abließ, rappelte sich aber sofort wieder auf. Nur Bruchteile von Sekunden später musste sie mit ansehen, wie Colonel O’Neill erneut litt. Anscheinend hatte Rok’tal einen Narren an ihm gefressen.
Major Carter wandte den Blick ab, konnte den Anblick eines sich quälenden Jack nicht ertragen. Am Liebsten hätte sie sich sicherlich auch noch die Ohren zugehalten, um sein unterdrücktes Stöhnen nicht hören zu müssen, dass von seinem Leid zeugte. Auch ich hätte alles darum gegeben, jetzt meinen Blick abwenden oder wenigstens die Augen schließen zu können, doch dieser stinkende Goa’uld besaß weiterhin die Kontrolle über meine Motorik, was mich zwang, all das ertragen zu müssen. Rok’tal weidete sich an dem Anblick, der sich uns bot - genoss ihn in vollen Zügen. Wen mir hätte schlecht werden können, bei Gott, ich hätte dem Drang, mich zu erbrechen, nachgegeben. Lange würde ich die Qualen des Zusehens und des Nichtstuns nicht mehr ertragen können.
Ich war wieder einmal drauf und dran ihm alles zu verraten. Aber meinen Trumpf jetzt schon auszuspielen, wäre ein fataler Fehler gewesen. Meine Aufgabe war es, Zeit zu schinden und zu hoffen, dass meine Kameraden das genauso sahen. Nach Ablauf der Frist - meiner persönlichen Gefangenschaft in meinem Körper - würden wir zu entkommen versuchen. Hoffentlich!
„Der Iriscode, wie lautet er?“, war Rok’tals nächste Frage.
Diesmal war es Lea, die ihre Klappe zu weit aufriss: „12345?“ Auch sie wurde gefoltert. Sie so zu sehen, war sogar noch um Einiges schmerzvoller. Sie wusste doch, dass ich noch irgendwo da drinnen war, wieso quälte sie mich dann so? Damit ich mich gegen ihn auflehnte? Damit ich die Kontrolle endlich an mich riss? Es hatte bei ihr funktioniert, doch ob ich ebenso dazu in der Lage war?
Nach ihr waren wir Menschen - schon, wir hatten außergewöhnliche Fähigkeiten - nichtsdestotrotz waren wir nur menschliche Wesen. Was, wenn ich mich nicht gegen ihn auflehnen konnte, was, wenn er Zugriff auf mich bekam? Was, wenn ich das Tor aktiviere und Anubis alles in die Hände spielte? Was, wenn mein Plan, an den ich mich klammerte, nichts weiter als ein Strohhalm war, der mich nicht vor dem Ertrinken retten würde? Ich konnte mit meinen Handlungen unsere Flucht ermöglichen, oder sie ans Messer lieferten. Ich sorgte dafür, dass sie litten, indem ich schwieg, doch wer sagte, dass es das alles wert war?!
Ich erkannte in Leas Augen etwas, das mir Hoffnung gab: Vertrauen. Sie glaubte an mich. Ich musste das ebenfalls. Einen Versuch musste es wert sein! Schuldgefühle waren schlimm genug, wenn ich versagte, doch die Tatsache, es nicht versucht zu haben, sich immer zu fragen, was hätte geschehen können, war noch um Vieles zermürbender. Ich musste ausharren, für sie! Wirst mir noch alles sagen - werde triumphieren - sie sind schwach - werden reden - früher oder später - werde sie quälen - werde mich an ihren Schmerzen laben - werde siegen - ich habe die Kontrolle - bin ein Gott - du wirst leiden - entscheide dich - du oder sie! Ich wehrte ab, dass ich ihm niemals verraten würde, wie das Portal funktionierte, dass er nichts von mit erfahren würde, dass auch die anderen schweigen würden und dass er mich sonst wo konnte.
Wieder überflutete mich eine Welle aus Schmerz, wuchtiger und grauenvoller als alle zuvor. Für Augenblicke verlor ich die Kontrolle, driftete ins Delirium ab, als mich die mentale Folter überrollte, doch ich fing mich wieder, kämpfte mich an meinen Platz zurück, was mir von Mal zu Mal leichter gelang, um festzustellen, dass Jack bereits kraftlos in den Ketten hing und nur noch mit Mühe den Kopf heben konnte. Wie lange war ich ausgeschaltet gewesen? Waren es doch mehr als nur ein paar Minuten gewesen, die ich vom Geschehen ausgeschlossen geworden wurde? Hatten sie etwas verraten? Auch die anderen waren kraftlos und hielten sich nur noch mit Mühe auf den Beinen. Sie waren ebenfalls stark gefoltert worden. Jacks Verletzungen hatten ihn nur als Erstes niedergestreckt.
„Sagt mir, was ich wissen will oder er stirbt!“, stellte Rok’tal sie vor ein Ultimatum.
„Wagt es nicht!“, hauchte O’Neill mit schwacher aber fester Stimme, schien ihre Gefühle - wie sie mit sich haderten - zu spüren. Man sah es auch nicht nur in ihren Augen, sondern auch daran, dass sie die Köpfe hängen ließen, nicht wagten, ihn oder mich anzusehen. Konnte ich zulassen, dass so etwas passierte. War es an der Zeit, ihm einen Teil meines Wissens zukommen zu lassen? Ohne zu wissen, wie viel Zeit verstrichen war, konnte das ein fataler Fehler sein. Als Sam und die anderen weiterhin schwiegen, gab er den Befehl, Jack so lange zu traktieren, bis er starb. Ein markerschütternder Schrei erfüllte den Raum, voller Schmerz und Angst. Ich konnte das nicht zulassen - die Erde brauchte ihn noch. NEIN! Nur er kann das Portal aktivieren!

weiter: Kapitel 11

© 2003 Lenari


Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.