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Commander Jarod Dillan von Lenari

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Kapitel Bemerkung: Sam, eine scheinbar ganz normale Frau, auf jeden Fall glaubt Jarod das, doch er wird schnell eines Besseren belehrt...
Jarod 1: Commander Jarod Dillan


Ich betrat das „Dust till Dawn“, eine Bar im Herzen von Arizona, und ließ meinen Blick einmal ganz über die Location schweifen. Dämmriges Licht, kaum Gäste und schnulzige Musik, genau das, was ich gesucht hatte. Hier würde keiner Fragen stellen, hier wäre ich nur einer unter Vielen. Ein beruhigendes Gefühl, langsam wurde ich lockerer. Morgen würde sich alles ändern, morgen würde ich nicht mehr ich selbst sein, nicht so jedenfalls, morgen würde es wieder darum gehen, mich zu verstecken, aber für heute würde ich das einfach vergessen. Vielleicht fand ich sogar eine nette Frau mit der ich meine Sorgen in Alkohol ertränken konnte, aber ich würde es alleine auch schaffen. Ich hatte bis jetzt alles alleine bewältigt, wieso nicht auch die Situation, die sich morgen bieten würde. Heute würde ich jedoch Spaß haben. Ich verdrängte all meine Sorgen, schaltete sie einfach ab, fuhr mir kurz durch mein Haar und setzte dann meinen Weg zur Theke fort. Dort nahm ich auf einem Barhocker platz und bestellte mir für den Anfang erst einmal einen Jack Daniels. Zu den stärkeren Sachen konnte ich später immer noch greifen. Abermals sah ich mich um und entdeckte eine einsame Frau an einem Tisch sitzen. Ihr kurzes blondes Haar fiel ihr ins Gesicht, da sie den Kopf leicht nach unten geneigt hatte und wie gebannt auf ihr halbvolles Whiskeyglas starrte. Sie gefiel mir auf Anhieb. Zwar verstand ich nicht, wie eine so bezaubernde Frau, und das war sie wirklich, sich in solch einer Absteige aufhalten konnte, doch sie hatte sicher ihre Gründe. Ich leerte mein Glas mit einem Zug, bestellte zwei Flaschen Bier und trug diese hinüber zu ihrem Tisch. Erst als ich mich setzte, sah sie mich an. Ich lächelte sie unschuldig an und hielt ihr abwartend die Flasche vor die Nase. Wenn sie diese ergriff, bedeutete das, dass ich bleiben durfte, wenn nicht, würde ich gehen und sie weiterhin so lange vom Tresen beobachten, bis sie ging oder mich doch noch ansprach. Zu meinem Glück ergriff sie nach kurzem Zögern doch noch das Bier, aber sicherlich nur, weil sie die Wirkung des Alkohols unbedingt brauchte. Mir sollte es recht sein. Wir sprachen eine ganze Weile kein Wort. Sie hatte in der Zwischenzeit ihren Whiskey ausgetrunken und spülte ihn nun mit dem Bier runter. Sie sah mir dabei fest in die Augen und ich erwiderte ihren Blick. Es brauchte keine Worte um zu begreifen, was in ihr vorging. Sie hatte einen schmerzlichen Verlust erlitten, wahrscheinlich ein sehr guter Freund von ihr, so etwas wie ihr Bruder. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet und glasig durch den Alkohol, welcher bereits seine Wirkung tief in ihrem Inneren tat. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut, den Schmerz, die Trauer und die Selbstvorwürfe. Das Gleiche nahm sie wahrscheinlich gerade in meine Augen war, denn ihr Blick bohrte sich tief in mich hinein. Frauen hatten einfach ein Gespür für so etwas. Letztendlich rang ich mich dazu durch, die Stille zu brechen und stellte mich vor.

„Was?“, fragte sie, als hätte sie mich nicht wirklich gehört, was auch nicht weiter verwunderlich war bei ihrer momentanen Verfassung.

„Jarod! Mein Name ist Jarod.“, wiederholte ich mich.

„Ich bin Sam.“, entgegnete sie mit einem entschuldigenden Lächeln und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Bier. Ihr Lächeln war bezaubernd, wenn es auch nur gequält über ihre Lippen huschte. Ich wusste, dass ich nicht die Unterhaltung war, die sie sich jetzt wünschte, denn ich sah in ihren Augen, dass sie diesen Schmerz lieber mit jemand anderen geteilt hätte, wahrscheinlich ihrer großen Liebe, doch ich schien ihr ein geringfügiger Ersatz. Mir war es egal. Sollte sie doch jemand anderen lieben, wichtig allein war nur dieser Abend. Ich würde sie schon noch von meinen Vorzügen überzeugen.

„Das ist ein wirklich wunderschöner Name.“, schmeichelte ich ihr und sie wurde sogar leicht rot. Wieder sah sie mir tief in die Augen und die Ihrigen schienen mich immer stärker in ihren Bann zu ziehen. Ein strahlendes Blau, wie ich zuvor kein Zweites gesehen hatte mit einem Leuchten als hätte sie mit ihnen zwei Sterne eingefangen, auch wenn das rein technisch nicht funktionierte. Etwas war anders an ihr, sie schien Dinge zu wissen, die für die meisten Menschen unvorstellbar waren und ebenso war ich davon überzeugt, dass sie diese auch versteht. Ihre Augen sprachen Bände. Sie hatte bereits eine Menge erlebt, vielleicht sogar mehr als ihr lieb war, doch irgendetwas ließ sie nur soweit aufgeben, dass sie sich betrank, anstatt einfach alles hinzuschmeißen. Wahrscheinlich war genau dieser Halt die Liebe zu diesem Vollidioten, der zuließ, dass ich sie auf eine gewisse Art und Weise anbaggerte.

„Ihrer ist aber auch nicht übel.“, gab Sam zurück. „Gibt es dazu auch einen Nachnamen?“

„Schon, aber ist der wirklich so wichtig?“, entgegnete ich herausfordernd.

„Nein, eigentlich nicht.“ Abermals führte sie die Mündung ihrer Flasche an ihre Lippen, die einen geradezu dazu verleiteten, über sie herzufallen und zu küssen.

Während ich sie dabei beobachtete, wie sie genüsslich einen Schluck ihres Bieres nahm, dachte ich laut: „Er muss ein außergewöhnlicher Mann gewesen sein, wenn er ihnen soviel bedeutet hat.“

„Ja das war er.“, sagte sie traurig und wandte den Blick ab. „Er war großartig. Seine Art die Menschen zu inspirieren, er hat auch mich verändert. Aber woher wissen sie, dass ich ihn verloren habe?“

„Ihre Augen sprechen Bände.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ihre Zuneigung zu ihm kann keiner übersehen, außer er ist ein riesiger Vollidiot.“

„Das mag wohl stimmen, denn ich kenne solch einen Vollidioten.“ Sam lächelte zynisch. Ich spürte förmlich, wie ihr dieser Gedanke einen Stich versetzte. Dieser Typ ahnte ja nicht, wie sehr er ihr damit wehtat. Jetzt, wo sie ihn am Dringendsten brauchte, war er nicht da, wie konnte ein Mann nur so dumm sein. Solch eine schöne Frau würde ich keine drei Sekunden aus den Augen lassen, auch wenn ich diese nie wieder sehen würde. Das Einzige, was ich in solch einer Situation machen konnte, war sie ablenken und versuchen, etwas aufzuheitern. Das würde auch mir sicherlich gut tun, denn in mir stiegen längst verschüttete Erinnerungen wieder hoch, die ich so schnell wie möglich wieder vergessen wollte. Erinnerungen an alte Freunde, die ich schon vor langer Zeit verloren hatte. Ich musste etwas dagegen unternehmen, sonst würde ich noch durchdrehen und irgendwann vor Wut auf mich selbst platzen, denn ich hatte sie nicht beschützen können.

Schnell fragte ich: „Wollen sie tanzen?“ Ich hielt ihr meine Hand entgegen, nachdem ich mich erhoben hatte und Sam ergriff sie zögernd. Ich zog sie vom Stuhl und führte sie auf die Tanzfläche, wo außer uns niemand sonst war. Es wunderte mich ungemein, dass solch eine Bar überhaupt eine Tanzfläche besaß, aber das war wohl Standart. Ein langsames Lied spielte, welches nicht das Erste und auch nicht das Letzte sein würde, deswegen zog ich sie fest an mich und legte beide Hände an ihre zierliche Taille. Ihre Hände ruhten an meinem Hals und ihr Kopf an meiner Schulter. Sie war fast zehn Zentimeter kleiner als ich, aber das war nicht verwunderlich, denn ich war ja auch fast 1,90 m groß. Ihr Haar duftete lieblich nach Lavendel, was wahrscheinlich damit zusammenhing, dass das auch der Lieblingsduft ihrer Mutter war. Töchter hatten so etwas an sich, wenn eines ihrer Elternteile frühzeitig verloren und bei ihr schien das durchaus der Fall zu sein. Sie hatte diese Art an sich, die ausstrahlte, dass sie durchaus in der Lage war, sich selbst zu verteidigen, wenn es nötig wurde. Eventuell beherrschte sie sogar eine Kampfsportart oder mehrere. Verwundern würde mich das jedenfalls nicht. Ihre Haut war fest und jeder Zentimeter gut durchtrainiert. Sie machte also auch regelmäßig Sport. Mit ihr könnte ich sicher nur schwer mithalten. Solche Art Frau faszinierte mich schon immer und wenn ich nicht besser wüsste, dass diese hier schon vergeben wäre, würde ich es glatt versuchen. Ich würde ihr unweigerlich wehtun, aber dennoch würde ich das Risiko eingehen und sei es auch nur für ein paar leidenschaftliche Stunden voller Extasse.

„Einen Penny für ihre Gedanken.“, meinte Sam plötzlich. Ich sah sie einen Moment einfach nur an, dann lächelte ich amüsiert. Diesen Spruch hatte ich wirklich lange nicht mehr gehört.

„Soviel sind diese ihnen wert?“, hakte ich ausweichend nach. Ich konnte ihr ja wohl kaum sagen, dass ich an Sex mit ihr gedacht hatte, obwohl verwundern sollte sie es bei dieser Figur nicht. „Ich fragte mich gerade, ob sie mir nicht von ihm erzählen würde.“ Sam sah mich mit leicht geneigtem Kopf misstrauisch an, da sie wusste, dass ich gelogen habe, sagte aber nichts.

Sie begann zu schwärmen: „Daniel war einfach großartig. Jeder war für ihn ein Freund. Ich bin sicher, du hättest ihn gemocht. Er ist diese Art Mann, dem man einfach nicht böse sein kann, den man einfach mögen muss. Wir verstanden uns auf Anhieb. Durch ihn fühlte ich mich nicht ganz so fehl am Platze, wenn man bedenkt, wie Jack manchmal drauf ist.“

„Jack? Der Vollidiot?“, fragte ich und als Antwort erhielt ich eines ihrer wunderschönen Lächeln.

„Genau der. Sie waren wie Feuer und Wasser, aber dennoch die besten Freunde. Der Spruch „Gegensätze ziehen sich an“ traf auf sie genau zu. Jetzt, wo Daniel jedoch tot ist, scheint es als hätte Jack die sechs Jahre einfach vergessen. Von einem Tag auf den anderen existierte Daniel für ihn nicht mehr. Dafür könnte ich ihn umbringen.“, fuhr sie fort und ihre Augen wurden wieder trauriger, schrieen förmlich nach einer weiteren Dosis Alkohol.

„Hast du mit ihm darüber gesprochen? Wir Männer neigen dazu, solche Tatsachen nicht zu kapieren.“ In Gedanken fügte ich hinzu: ‚Männer die nicht sind wie ich! ‘ Ich war anders. Das war ich immer gewesen. Seit meiner Geburt und bis zu meinem Tod würde sich das nicht ändern. Schon wieder dachte ich an Morgen, wie es sein würde in einer neuen vollkommen fremden Welt und es grauste mich davor. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass ich durchaus wusste, wer diese Lady dort in meinen Armen war. So viele Zufälle konnte es einfach nicht geben. Ihr Name, ihr toter Freund und ihre große Lieben, all das war zu eindeutig, um es noch länger zu ignorieren. Ich war dabei eine Beziehung zu Jemand aufzubauen, die unmöglich eine Zukunft hatte, denn morgen wäre ich nicht mehr einfach nur Jarod. Morgen würde ich Commander sein und sie meine Vorgesetzte, sie konnte nur Major Samantha Carter sein, die Beweise ließen keine Zweifel offen. Aber heute wollte ich den Tatsachen nichts ins Auge sehen, heute wollte ich lieber die Ihrigen bewundern und mich an deren Anblick erfreuen.

„Ich habe es versucht.“, gab Sam zu. „Aber er hat abgeblockt. Ich verstehe ihn einfach nicht. Daniel war sein bester Freund, wie kann er einfach zulassen, dass er ihn vergisst?“ Sie erwartete keine Antwort, es war mehr eine Frage an sie selbst gewesen als an mich. Ich verstärkte meinen Griff noch etwas und ließ meine rechte Hand sanft über ihren Rücken gleiten. Sie seufzte leise und vergrub ihr Gesicht in meiner Schulter. Ihr warmer Atem drang durch mein T-Shirt, strich hauchzart über meinen Nacken und ließ meine Nackenhärchen hochschnellen. Es war ein angenehmes Gefühl, so vertraut. Alles schien so einfach, so richtig, auch wenn es das absolut Falsche war. Die falsche Zeit, der falsche Ort und allem voran die falschen Personen. Ich war nicht der, den sie wollte und sie war nicht Diejenige, die für mich bestimmt war. Sie würde es nie sein können, zuviel stand zwischen uns. Allein unsere Jobs verboten es, doch dieser eine Tanz, diese paar Stunden, das konnte uns keiner mehr nehmen, dass würde ich mir bewahren.

„Carter?“, erklang plötzliche eine raue Männerstimme fragend hinter mir. Ohne mich umzudrehen wusste ich, dass es sich nur um einen handeln konnte: Colonel Jack O’Neill. Unsere Zeit war unweigerlich vorbei und ich wusste, ich musste gehen. Sam war hochgeschreckt und sah ihn jetzt über meine Schulter hinweg an.

Verwirrt erwiderte sie: „Colonel?“

„Lass mich raten, Vollidiot!“, bemerkte ich sarkastisch und ließ vollends von ihr ab.

„Was?“, stieß Jack lautstark hervor, da er glaubte, sich verhört zu haben.

„Genau das!“, entgegnete Sam, ohne auf den Aufruf ihres Freundes zu achten oder sogar seine stille Frage zu beantworten. Ich wandte mich zu ihm um, wollte ihm in die Augen sehen, mich selbst davon überzeugen, dass sie richtig mit ihrer Annahme lag, doch was ich sah, verblüffte mich. Er wusste sehr wohl, wie es ihr ging, wenn nicht sogar besser als jeder andere, aber er wusste etwas, das ihr verborgen geblieben war. Genug Schmerzvolles hatte er erlebt, um zu wissen, dass der Kummer irgendwann nachlassen würde, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis man die schrecklichen Bilder des Todes vergaß und sich an den guten Erinnerungen erfreuen konnte. Seine Augen sprachen wie die Ihrigen Bände. Das Braun war trüb geworden, denn zuviel hatten diese Augen miterleben müssen und sie schauten Sam glasig an. Leicht waren sie gerötet, nicht vom Alkohol, sondern von nassen Tränen, die jedoch nicht vergossen wurden. Dieser Mann war Soldat, zu stolz um zu weinen und wahrscheinlich sogar viel zu schwach dazu. Schon vor Jahren hatte er einen geliebten Menschen verloren, sein eigenes Kind, seinen einzigen Sohn, seine Tränen waren damals versiegt. Ich erkannte mich ein Stück in ihm wieder, würde in einigen Jahren vielleicht sogar auch so werden, wie er, doch wie eine Medaille hatte auch diese Tatsache zwei Seiten, eine Gute und eine Schlechte. Ich würde zwar stark genug sein, um mein Leben für diesen Planeten, meine Heimat aufs Spiel zu setzten, aber nicht mehr dazu in der Lage sein, sosehr zu lieben, dass ich das Risiko des Scheiterns in Kauf nehmen würde. An diesen Punkt war er bereits gelangt. Eventuell konnte er sich noch umwenden, die Liebe einfach zulassen, aber es müsste jetzt geschehen, heute Abend noch und er dürfte keinen Rückzieher mehr machen. Ihm das klar zu machen, war wohl das Schwierigste an der ganzen Sache.

„So ein Vollidiot, wie ich dachte, sind sie gar nicht.“, bemerkte ich zynisch und im selben Augenblick wusste ich, ich hätte meine große Klappe halten sollen. Schneller als ich mich ducken konnte, und das kam selten vor, was mich zu dem Schluss brachte, dass ich zu viel getrunken hatte, holte er aus und traf mich mit voller Wucht ins Gesicht. Ich hörte meine Lippe förmlich aufplatzen. Schmerz durchfuhr meinen Unterkiefer, doch ich wusste, dass er mich nicht allzu hart getroffen hatte. Ich wischte mir das Blut von der Unterlippe und eigentlich dachte ich nur daran, dass solch eine Verletzung wohl keinen ganz so guten Eindruck morgen machen würde. Ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr.

„Verdammt noch mal, was soll denn das, Colonel?“, fuhr Sam ihn wütend an und warf ihm einen wütenden Blick zu. Dann wandte sie sich an mich: „Alles in Ordnung, Jarod.“

„Ja, alles in Ordnung.“ Mir war heute nicht nach Schlägerei. Nicht, dass ich Angst vor ihm hatte, das brauchte ich nicht, denn wenn ich wollte, könnte ich locker gegen ihn gewinnen, doch damit würde ich Sam nur wehtun. Sie liebte, daran gab es nichts zu rütteln und was ich auch tat, es würde nicht reichen, um ihre Gefühle für ihn umzuwerfen. Außerdem gab es für uns keine Zukunft. Ich war nicht der Mann, der für sie bestimmt war, das musste ich einsehen. Ich ging zum Tisch zurück, schnappte mir meine Flasche und leerte sie in einem Zug. Viel war ja auch nicht mehr drin. Sam tat es mir gleich, dann zog sie sich ihre Jacke über.

„Verschwinden wir von hier, irgendwie ist die Luft hier drinnen schlechter geworden.“, meinte sie gepresst, aber so laut, dass er es verstand. Sie kochte vor Wut, was auch verständlich war, doch unmöglich konnte ich jetzt mit ihr verschwinden. Ich würde gehen, gewiss, aber sie würde hier bleiben und mit ihm reden. Es musste sein und sie wusste dass, wenn sie es auch mit aller Macht zu verdrängen suchte. Ich schüttelte entschieden den Kopf und sah ihr dabei fest in die Augen. Sam hielt meinem Blick stand. Sie war eine der wenigen Menschen, die das konnten und dafür begehrte ich sie nur noch mehr, was es für mich unerträglich schwer machte, ihr zu widerstehen.

„Ich werde gehen. Du wirst dich mit ihm hier hinsetzten und reden, ihr werdet vielleicht noch ein oder zwei Bierchen trinken und dann wird er dich nach Hause bringen.“, wandte ich ruhig ein. Ich wusste nicht, ob er mich hörte, aber das spielte auch keine Rolle. Wichtig war nur, dass sie die Schwere meiner Worte begriff.

Fast genauso gefasst gab sie zurück: „Ich glaube nicht an das Schicksal.“

„Ich aber.“, wehrte ich ab. „Ich kann in deine Seele sehen und dort sehe ich die Liebe zu ihm, die du empfindest. Du solltest über diese Fügung froh sein, denn nicht jeden Menschen ist dieses Glück beschert. Außerdem glaube ich nicht, dass er dich nicht versteht, vielmehr hat er nur Angst, dass es seine Vergangenheit wieder aufwühlen könnte, wenn er sich damit auseinandersetzt und das würde ihn wiederum schwach machen. Etwas, dass er nicht sein will, denn dann kann er dich nicht mehr beschützen. Nimm ihm diese Angst.“ Ich gab ihr zum Abschied einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, schnappte mir meine Jacke und ging. Als ich an Jack vorbei zur Tür ging, sagte ich: „Colonel!“ und verabschiedete mich mit einem flüchtigen militärischen Gruß. Im selben Moment wusste ich, dass das ein Fehler gewesen war, doch Sam hatte es nicht gesehen. Lange würde es aber nicht mehr dauern, bis auch sie es herausfand. Sie sah mir verwundert nach und ich wusste, sie verstand. Sie würde das richtige tun, davon war ich überzeugt, auch wenn es mir irgendwie einen Stich versetzten würde. Immer hatte ich gedacht, so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gäbe es gar nicht, doch heute Nacht wurde ich eines Besseren belehrt. Aber war ich nicht genau auf solch eine Situation aus gewesen, um zu vergessen? Das Leben war wirklich kompliziert, besonders für jemanden wie mich.



Am nächsten Morgen stand ich vor der verschlossenen Tür des Besprechungsraumes meines neuen Stützpunktes und wartete darauf, hineingebeten zu werden. Noch nie war ich so ein nervliches Wrack gewesen, noch nie hatte mich ein Job so unter Druck gesetzt. Vielleicht lag es daran, dass ich zwei meiner neuen Kollegen unter unglücklichen Umständen begegnet war, eventuell aber auch an der Art und Weise, wie dieser Job hier gemacht wurde und vor allem wo. Fremde Planeten, nur ein einziger Schritt und man wäre dort, für die meisten unglaublich, doch für diese Soldaten das Normalste der Welt. Hier würde ich mich sicher zu Hause fühlen, hier würde ich Einiges herausfinden können, vielleicht sogar meine wahre Herkunft und hier würde ich Freunde finden, denen ich vielleicht sogar eines Tages mein Geheimnis anvertrauen könnte. Vorausgesetzt nur, dass Colonel O’Neill mich nicht gleich umbrachte, wenn er mich sah. Wir waren uns zu ähnlich, um uns auf Anhieb zu mögen, aber irgendwann würde er mich schon tolerieren, auf jeden Fall hoffte ich das. Ich atmete ein paar Mal tief durch, strich meine Uniform glatt, rückte meine Abzeichen zurecht, schloss kurz die Augen und versuchte mein rasendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Dann ging die Tür auf und ein Airmann bat mich, einzutreten. Noch einmal saugte ich die meiner Meinung nach viel zu stickige Luft ein und betrat dann den Raum, um meinem neuen Team zu stellen. Vier Leute saßen am Tisch, drei Männer und eine Frau, welche mir wohl bekannt vorkam. Ihr Mund blieb leicht offen stehen, als sie mich erblickte, ich jedoch versuchte krampfhaft, sie nicht anzusehen, denn mein Respekt galt in erster Linie General George Hammond, dem Kommandanten dieses Stützpunktes und dieser saß am Kopfende der Tafel. Ich salutierte ordnungsgemäß, so wie es sich gehörte, wenn man einen Raum mit höhergestellten Offizieren betrat. Auch Colonel Jack O’Neill staunte nicht schlecht, mich hier zu sehen, doch irgendwie schien er schon was geahnt zu haben. Ich hätte mich nicht mit dem militärischen Gruß verabschieden und ihn mit Colonel ansprechen sollen, so wie ich es sonst immer tat. Diesen Fehler würde ich nie wieder begehen.

Mit gefestigter Stimme sagte ich: „Commander Jarod Dillan meldet sich zum Dienst, Sir!“



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© 2003 Lenari


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