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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 5
Die Wunder einer neuen Welt
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Innerlich aufgewühlt folgte John dem kanadischen Wissenschaftler durch die Gänge. Der Soldat, der vorher Wache vor seinem Raum gehalten hatte, blieb immer dicht hinter ihnen wie ein Schatten, nachdem der Wissenschaftler kurz mit General Landry gesprochen hatte, um die Erlaubnis einzuholen, ihm etwas zu zeigen, dass noch tiefer im Berg lag.
John hatte dem Gespräch nur mit halben Ohr zugehört, denn erhatte immer noch an dem zu knabbern, was er erst kurz zuvor gesehen hatte und nun mit aller Gewalt zu verdrängen versuchte.

Lieutenant Colonel Sheppard. Militärischer Leiter der Atlantis Expedition. Anführer des erfahrensten Außenteams der Erde in der Pegasus-Galaxie.
Das waren drei Sätze, die immer noch in ihm nachhallten, so sehr er sich auch wünschte, sie vergessen zu können.
Sein Doppelgänger aus den Aufzeichnungen hielt ihm noch einmal deutlich vor Augen, wie sehr er selbst sein Leben verpfuscht hatte, nur weil er im entscheidenden Moment aufgegeben hatte. Ganz offensichtlich hatte sein anderes Ich den Vorschlag des Anwalts angenommen und sich an den Arsch der Welt – also nach McMurdo versetzen lassen.
Das schien der Beginn einer abenteuerlichen Reise und eines spannenden Lebensweges geworden zu sein...
Sein rechtes Lid zuckte nervös.
Lieutenant Colonel ... wie viele seiner Vorgesetzten hatten ihm prophezeit, dass er nicht über den Captain hinaus kommen würde. Dass er überhaupt den Rang eines Major erreicht hatte – nun, das war eine andere Geschichte.
Sein anderes Ich hatte es offensichtlich doch geschafft, allen Unkenrufern eine lange Nase zu zeigen und noch weiter Karriere zu machen. Dass er dabei das Vertrauen seiner Vorgesetzten genießen musste, bewies, dass sie ihn sogar zum militärischer Führungsoffizier einer streng geheimen Basis gemacht hatten, die nicht einmal in der Milchstraße lag.

Nicht, dass er nach Verantwortung gierte und um jeden Preis Karriere machen wollte, aber John spürte, dass er noch länger an diesem Wissen kauen würde.
Am meisten hatte ihn jedoch getroffen, dass der andere offensichtlich niemals aufgehört hatte, das Beste aus seiner Situation zu machen, weiter zu kämpfen auch wenn alles verloren schien und damit letztendlich die Hoffnung nicht zu verlieren.
Der John Sheppard aus einem Paralleluniversum hatte die Verantwortung für seine Taten in Afghanistan übernommen und war nicht vor seinen eigenen Schuldgefühlen davon gelaufen.

Dieses andere Ich war seinen Grundsätzen treu geblieben – und konnte sich noch immer ins Gesicht sehen. John war dies seit sechs Jahren nicht mehr möglich, so oft er es auch versucht hatte.

Er biss sich auf die Lippen und suchte nach Ausflüchten, um seine widersprüchlichen Gefühle schnellstens zu verdrängen. ‚Es ist besser, ich vergesse ganz schnell meine Anflüge von Neid und Ehrgeiz, denn eine weitere militärische Karriere werde ich mir abschminken können’, dachte er bitter. ‚Einmal unehrenhaft entlassen – für immer gebrandmarkt. Ich bin vor fünf Jahren ein Feigling und Idiot gewesen – Schluss und Aus. Daran gibt es nicht zu rütteln.’

Außerdem nach all dem, was man ihm gesagt hatte, als man ihm die Schulterklappen von der Uniform gerissen und das Urteil verkündet hatte, wusste er gar nicht, ob er jemals zu diesem Verein, Air Force genannt, zurück wollte. Seitdem hatte er seinem Vater recht gegeben, er ihm bei ihrem letzten Streit offen ins Gesicht gesagt hatte, dass ihm das Militär eines Tages das Genick brechen würde.

So richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Der Weg war nicht weit, aber er glich einem Spießrutenlauf. Männer und Frauen blieben stehen, wenn sie vorbei kamen. Sie starrten ihn entweder nur an oder musterten ihn abschätzend.
Offensichtlich war Cheyenne Mountain auch nicht besser als jede andere Basis – der Klatsch unter den Kollegen verbreitete sich wie ein Lauffeuer, vor allem wenn die meisten Tage nur aus langweiliger Routine bestanden.
.Zudem fiel er auch äußerlich wie ein bunter Hund auf. Er trug weder einen weißen Kittel wie viele der Wissenschaftler, noch die Arbeitskleider der Techniker oder die Uniform eines Soldaten, noch einen Anzug. Jemand hatte ihm Freizeitkleidung - ein viel zu weites T-Shirt und Jeans - besorgt, was wohl kaum passend für diesen Ort war.

McKay führte ihn zu einem Aufzug und öffnete die Tür mit seiner Chipkarte. „Steigen Sie ein“, forderte er ihn auf. John gehorchte und auch der Soldat folgte schweigend, stellte sich aber in die andere Ecke.
„Wohin fahren wir?“
John spürte dass es abwärts ging. Da McKay genau vor der Anzeige stand, konnte er nicht sehen, wie viele Stockwerke sie zurücklegten.
„Das werden Sie gleich sehen“, erklärte der Kanadier nach einer Weile und mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Es ist das Herz des Stargate Centers. Der Grund für diese ganze Geheimniskrämerei.“

Kaum hatte er dies gesagt, hielt der Aufzug mit einem Ruck und die Türen öffneten sich. Der Wissenschaftler führte ihn den Gang entlang und um ein paar Ecken zu einem größeren Raum, der gegenüber von einer Treppe lag, von der aus Stimmen und Geräusche zu hören waren. Da unten herrschte ganz offensichtlich geschäftige Betriebsamkeit.
Der große Raum in den er ihn nun führte dagegen war leer, vermutlich weil er als Besprechungs- und Konferenzraum nur selten genutzt wurde.
Um einen großen Tisch standen bequeme Stühle, eine Leinwand nahm eine der kleineren Wände ein. Doch am meisten erstaunte John das große Fenster ihm gegenüber. Was hatte das für einen Sinn in einem Bunker?
Es sei denn...

John trat an das Fenster heran und fühlte sich bestätigt. Er konnte in eine Halle hinunter blicken. Sie war leer bis auf ein seltsames Konstrukt, zu dem eine Rampe hinauf führte. Was hatte es mit dem großen dunklen Ring in der Halterung auf sich.
Das ganze sah aus wie ein archaisches Tor – ein Eindruck, der noch durch die vielen seltsamen Verzierungen verstärkt wurde, die sich auf dem dunklen Metall befanden. Trotzdem hatte es etwas sehr fremdartiges, ja fast futuristisches an sich.

Er blickte fragend zu dem Wissenschaftler hin und runzelte die Stirn, denn dieser grinste ihn nun breit an und erklärte süffisant: „Das, Mr. Sheppard ist das Stargate, von dem ich Ihnen schon in Vegas erzählt habe. Eine viele Millionen alte Apparatur und Teil eines Netzes von Toren, die es ermöglichen, auf andere Planeten zu reisen ... und mit genug Energie sogar in eine andere Galaxis. Kurz gesagt besteht die Technik–“
„Moment ..“, unterbrach ihn John. „Sie wollen mir doch nicht einreden, dass das Ding da unten wirklich funktioniert?“
„Doch–“

In diesem Moment wurde ein Alarm ausgelöst. „Außerplanmäßige Aktivierung von außen!“ hallte die Stimme eines Technikers durch die Lautsprecher. Im Hintergrund klapperte eine Tür und jemand eilte schnellen Schrittes die Treppe hinunter.

McKay lachte auf. „... und wie es funktioniert, Mr. Sheppard.“

John wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Schauspiel in der Halle. Er beobachtete mit großen Augen, wie sich der innere Ring des Tores bewegte, etwas, was er gar nicht für möglich gehalten hätte. Der Techniker in ihm ahnte, dass der ganze Vorgang einiges an Energie brauchte.
„Chevron Eins aktiviert!“ dröhnte es durch den Lautsprecher, als einer der seltsamen Haken, die für ihn zunächst nur Halterungen gewesen waren, aufleuchtete und einmal kurz nach unten, dann wieder nach oben fuhr, als wolle es ein bestimmtes Symbol markieren. Das wiederholte sich – mit einem anderen Symbol.
Ein warmer Schauer rann durch seinen Körper und hinterließ eine elektrisierende Spannung. Was zum Teufel ging da unten vor sich?
Auch wenn er es nicht zugeben wollte, so war er doch mehr als neugierig auf den Ausgang der ganzen Prozedur und starrte wie gebannt auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Denn noch immer verstand er nicht, warum dieser ganze Aufwand betrieben wurde.
„Chevron sieben eingerastet!“

Kawuuuuuschhhh!

Unwillkürlich trat der ehemalige Detective einen Schritt zurück, als eine blauweiße Wolke ungezügelter Energie durch die Halle zuckte und beim Zurückziehen eine bläulich schimmernde Oberfläche im Kreisinneren bildete. Doch die war nur einen Moment zu sehen, dann schloss sich bereits eine stählerne Blende davor.

John stieß die Luft hörbar aus. Auch wenn er schon viele Arten von Energieentladungen gesehen hatte – ob nun freiwillig oder ungewollt – sogar eine Atombombenexplosion, so war das was er eben gesehen hatte, doch mehr als nur einfach neu.
Fremdartig und mächtig ...
Da unten hatten für einen Moment Kräfte gewaltet, die selbst für die meisten Wissenschaftler auf der Erde noch reine Theorie und Fiktion waren.

„Beeindruckend, nicht wahr? Vor allem, wenn man es das erste Mal in Aktion sieht, nicht wahr?“, sagte der Kanadier ruhig. „Das ist also das Tor zu anderen Welten.“
John sah zu ihm hin. Auch wenn seine Gedanken rasten und seine Gefühle hohe Wellen schlugen, wollte er sich nicht anmerken lassen, wie er sich wirklich fühlte. Deshalb steckte er die Hände in die Hosentaschen, um sein Zittern zu verbergen. „Ah ja...“ versuchte er möglichst unbeteiligt zu antworten. „Sehr nett. War das schon alles, oder geht es noch weiter? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.“

Die Blende wurde wieder zurück gefahren. Eine Weile geschah gar nichts, dann traten mehrere Personen aus der blau schimmernden Fläche.
John schluckte. Erinnerungen an einige Physikvorlesungen wurden wach, die schon eine halbe Ewigkeit zurück lagen und in denen sich ein renommierter Professor mit den physikalischen Möglichkeiten der Science Fiction beschäftigt hatte und genau das für unmöglich gehalten hatte.

„Zwischen den beiden Stargates bildet sich ein Wurmloch“, begann der Kanadier. „Ich erspare Ihnen jetzt die astrophysikalischen und technischen Einzelheiten, aber wir können genauere Erläuterungen gerne irgendwann später einmal nachholen. Während Energie und Funkwellen von beiden Seiten durchdringen können, sieht es bei Materie anders aus – da existiert nur eine Einbahnstraße zwischen dem anwählenden und dem empfangenden Gate–“

„Schwarzes Loch ... Ereignishorizont ..“ John schwirrte der Kopf bei diesen Begriffen. Ja, es hatte eine Zeit gegeben, in der er sich sehr für diese Dinge interessiert hatte, und das nicht nur in seiner Freizeit. Damals als er noch davon geträumt hatte, vielleicht einmal in das Programm für Shuttlepiloten aufgenommen zu werden.
Um die Erinnerungen an eine der größten Enttäuschungen seines Lebens auszublenden lauschte er den weiteren Ausführungen des Kanadiers nur mit halbem Ohr.

Denn eigentlich war er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Obwohl sich sein Verstand noch immer dagegen sträubte, das alles für bare Münze nehmen zu wollen und dagegen argumentierte, konnte John seine Faszination nicht leugnen. Neugier kam dazu.
Und nicht zuletzt erfasste ihn eine unerklärbare Sehnsucht und Abenteuerlust. In diesem Moment hätte er alles dafür gegeben, einmal dort unten zu stehen und dieses Ding, dieses Stargate zu berühren, sich sicher zu wähnen, dass er nicht nur halluzinierte.

Ja, vielleicht sogar...

Ein Strom von neuer Energie fuhr durch seinen Körper. Es war als könne er mit einem Mal die letzten Jahre abschütteln und sie hinter sich lassen. Er fühlte sich wie vor zehn Jahren, als er die Eignungstests...

John war fast schon enttäuscht, als die blau schimmernde Oberfläche schließlich verschwand. Die Männer und Frauen, die durch das Tor gekommen waren, trugen grüne Einsatzuniformen und Überlebenswesten. Bis auf zwei von ihnen, die in altertümliche Roben gehüllt waren und seltsam schimmernde Zeichen auf der Stirn trugen.
Obwohl die beiden Menschen waren, wirkten sie doch überraschend fremd. Als ob sie nicht von der Erde stammten. Was sie vermutlich auch nicht taten.

Er presste die Lippen aufeinander. Seine Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen des Kanadiers waren vollständig verstummt. Und machten anderen Gedanken Platz, die ihm gar nicht gefielen und den Halt am Erdboden verlieren ließen.
Besser er machte sich erst gar keine Hoffnungen: ‚Vergiss ganz schnell, was du da gesehen hast und fang erst gar nicht an zu träumen. Jemanden wie dich werden die sicherlich nicht auf andere Welten los lassen....’

Im nächsten Moment tippte jemand gegen seine Schulter. John zuckte heftig zusammen und drehte den Kopf.

„Mr. Sheppard, leider wird der Raum jetzt für eine Einsatzbesprechung gebraucht“, sagte McKay entschuldigend. „Wir müssen jetzt gehen. Aber ich denke. nach dem Schock eben lade ich sie in der Kantine auf einen starken Kaffee ein und dann können wir uns dabei weiter unterhalten.“
„Hm.“ John nickte nur und folgte ihm. Er war noch immer voll von dem was er eben gesehen hatte, und auf das ihn niemand vorbereitet hatte. Sein Kopf schwirrte von den Eindrücken und den Gedanken, die er einfach nicht los werden und schon gar nicht vernünftig ordnen konnte.

General Landry führte gerade die beiden fremden Männer – seine Gäste – über die Treppe nach oben, so dass John nun auch einen genaueren Blick auf sie werfen konnte. „Guten Tag, die Herren. Guten Tag, Sir...“, murmelte er eher halbherzig, während McKay die Männer zu kennen schien. „Meister Bra’tac und Rya’c, ich grüße Sie.“

„Ah, McKay von Atlantis. Ich habe Euch schon lange nicht mehr hier gesehen“, erwiderte der ältere, während sein Blick auf John ruhte. Alterslose Augen drangen bis zum Grund seiner Seele vor.
John atmete tief ein und langsam aus, hielt aber dem Blick länger stand, als er dachte. Schließlich wich er aus und trat hinter McKay, um nicht länger im Weg zu stehen. „Oh, es gab hier einiges zu erledigen, aber ich werde bald wieder nach Atlantis zurück kehren“, erklärte der Kanadier.

„Ja, die Probleme der Tau’ri sind mir nicht verborgen geblieben“ Der Mann namens Bra’tac lächelte. „Aber wie immer habt ihr diese dank des Mutes und der Klugheit Weniger gemeistert.“
„Da haben Sie wohl recht. Ich würde mich gerne noch länger mit Ihnen unterhalten und mehr erzählen, um Ohre Meinung zu hören, aber ich denke, ich sollte der Besprechung nicht länger im Weg stehen.“
McKay bewegte unruhig seinen Kopf. Der finstere Blick General Landrys war aber auch nicht schwer zu deuten, stellte John fest.
Sie sollten hier verschwinden. Vor allem ein Zivilist namens John Sheppard, war hier und jetzt nicht erwünscht. Und gegen diesen Wunsch hatte er ehrlich gesagt auch nichts einzuwenden. Für heute, hatte er wirklich genug erlebt und gesehen.

So wandte John sich bereits freiwillig zum Gehen. Doch die Verabschiedung des alten Mannes, ließ ihn noch einmal innehalten. „Dann wünsche ich Euch viel Glück auf Euren weiteren Wegen, McKay. - Auch Euch junger Mann.“

John blickte unwillkürlich über die Schulter zurück, weil er sich angesprochen fühlte.
An Landry vorbei blickte ihn Meister Bra’tac ernst an. Es war nur eine kleine Geste, aber John fuhr sie durch Mark und Bein, als der Mann kurz mit den Fingern seine Herzregion streifte.
Sie glich den Zeichen, die er bei manchen alten Afghanen gesehen hatte, mit denen er sich nicht anders als durch Zeichensprache und ein paar Brocken Russisch hatte verständigen können.

Die Stimme deines Herzens ist alles was zählt.

„Nicht stehen bleiben.“ Die Hand des Soldaten auf seiner Schulter und seine leise, aber fordernde Stimme, schreckten ihn aus seinen Gedanken und holten ihn in die bittere Wirklichkeit zurück. Natürlich. Der Mann war ja auch noch da. Wie konnte er nur vergessen, welchen Status er im Moment hatte.

Deshalb verzichtete John darauf, zu antworten und schloss den Mund wieder Ernüchtert ging er den Gang weiter und betrat den Aufzug. Mit einem Male war das seltsame Hochgefühl verflogen. Die Anspannung verpuffte und machte einem bohrenden Kopfschmerz mit Schwindelgefühl Platz. Deshalb lehnte er sich im Aufzug erst einmal an die Wand und rieb sich die Schläfen.

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Das Verhalten John Sheppards war nicht ungewöhnlich. Viele Zivilisten waren erschreckt und fasziniert zugleich, wenn sie das Stargate zum ersten Mal in Aktion sahen und brauchten eine Weile um sich zu fangen, wenn man sie nicht durch Aufnahmen und Erläuterungen auf das Ereignis vorbereitete.
Rodney war zufrieden. Es war trotzdem kein Fehler gewesen, den ehemaligen Detective ins kalte Wasser zu stoßen und ohne Vorbereitung mit allem zu konfrontieren. Auch wenn er jetzt noch ein wenig mitgenommener aussah als vorhin, würde er das ganz sicher verkraften.

Nur über eines war der Kanadier selbst mehr als erstaunt: Meister Bra’tac war trotz seiner fast 150 Jahre immer noch ein scharfer Beobachter. Seltsam, dass er Sheppard nicht einfach ignoriert hatte, wie er es mit den meisten anderen Leuten im SGC tat, aber offensichtlich hatte er etwas Besonderes in ihm gesehen.
Allerdings kannte er den Jaffa und Lehrmeister Teal’cs auch nicht so gut, um ihn genauer einschätzen zu können. Nun, vielleicht ergab sich ja noch die Möglichkeit ein paar Worte mit ihm wechseln zu können, um heraus zu finden, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Interessant wäre es auf jeden Fall.

John Sheppard fuhr sich durch die Haare und holte dann tief Luft. Seine haselnussfarbenen Augen flackerten unruhig. Aber es war mehr Leben in ihnen als je zuvor.

Und er begann das erste Mal von sich aus ein Gespräch. „Zumindest in der Hinsicht, dass es mehr ... da draußen gibt als nur das Vakuum, absolute Kälte, Staub und Sterne ... haben Sie mich überzeugt. Aber ich verstehe immer noch nicht, wie ich in alles hinein passen soll, und warum Sie sich so viel Mühe mit mir geben. Dahinter steckt sicher nicht nur reine Sentimentalität, oder?“

„Das wird sich finden, Mr. Sheppard, glauben Sie mir“, versuchte Rodney ihn zu beruhigen und abzulenken.

„Ich denke, Sie wissen es selbst noch nicht, weil letztendlich andere darüber entscheiden werden, was aus mir wird, habe ich recht?“, stellte der ehemalige Detective dann eine ernüchternd klare Frage.
Rodney nickte. Warum sollte er es leugnen? Sheppard hatte damit verraten, dass er genau wusste, woran er war.

“Zum Teil kommt es aber auch auf Sie an“, fügte der Kanadier dann mit einem Seitenblick auf den Soldaten hinzu. „Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, denen Sie derzeit hier in Cheyenne Mountain unterworfen sind, könnte es nämlich durchaus sein, dass wir einen Job für Sie haben.“

Sein Gegenüber lachte trocken. „Einen Job? Ich bitte Sie ... Dann verraten Sie mir bitte einmal, was für einer das sein soll? Ich denke wohl kaum, dass die Air Force mich in irgend einer Form zurück haben will. Und ich wüsste nicht, wie ich bei Ihnen als Pilot arbeiten sollte! Ich kenne nichts, das durch diesen Ring passen würde.“

‚Ich schon’, dachte Rodney und antwortete: „Ich denke da erst einmal weniger an Ihre Fähigkeiten als Pilot und Soldat, als an ihre Kenntnisse der Luft und Raumfahrttechnik die Sie durch ihre Ausbildung erworben haben. Das ist eine gute Basis. Und dazu kommt Ihr spezieller College-Abschluss mit dieser interessanten Auszeichnung und Empfehlung. Beides beweist mir, dass Sie durchaus dazu fähig sind, über die Begrenzungen eines Cockpits oder dem Zielgerät einer Waffe hinweg zu sehen.“
„Meine letzten Ambitionen in der Richtung auf die Sie anspielen liegen über fünfzehn Jahre zurück. Vergessen Sie es Mc Kay, ich habe das Meiste davon längst im hintersten Winkel meines Gedächtnisses vergraben und vergessen.“

„Ach wirklich? Ich habe Ihre letzte fachliche Beurteilung gelesen, die etwas ganz anderes aussagt. Die ist tatsächlich nur siebeneinhalb Jahre alt und zeigt, durchaus, dass Sie sich nicht auf ihren Lorbeeren aus der Jugendzeit ausgeruht haben.“
Rodney holte tief Luft und sprach schnell weiter, ehe Sheppard weiter Ausflüchte suchen konnte. „Und was ist mit Ihren Glückssträhnen beim Roulette, Black Jack und an den Automaten in Vegas? Nicht alles davon beruhte einfach nur auf Zufall.“
„Ach, wollen Sie behaupten, dass ich etwa ein Falsch....“

„Nein, das wollte ich nicht damit sagen!“ Diesmal war es Rodney, der forsch auf Sheppard zutrat, und ihm mit dem Finger auf die Brust tippte. „Sie können mich nicht täuschen, mein Lieber“, sagte er und wedelte tadelnd mit der Hand vor dem Gesicht des Dunkelhaarigen herum.
“Und wenn ich Sie persönlich durch die Anforderungen gewisser Einstellungstests und die Aufgaben des Mensa-Test prügle – versuchen Sie erst ja nicht sich mir gegenüber weiterhin dumm zu stellen.“
Er klopfte noch einmal mit Nachdruck gegen die Brust des anderen, so dass er sich dabei fast den Finger umbog. „Ist ... das ... klar? Täuschen können Sie meinetwegen die anderen und sich selbst - mich aber nicht!“

Sheppards Kiefer mahlten, aber er schien über diesen Angriff eher irritiert als aufgebracht zu sein. Dennoch drückte er Rodneys Hand mit finsterem Blick und einer groben Geste von seiner Brust fort.
„Denken Sie doch was Sie wollen. Ich kenne die Brüder hier gut genug, um zu wissen, dass ein gewisser Grad an Intelligenz und Wissen nicht unbedingt meine speziellen Defizite ausgleicht“, zischte er leise. „Eher im Gegenteil, und davon kann ich ein Lied singen. Kommen Sie mir nicht also nicht mit solchen Behauptungen.“

„Ha! Das mag vielleicht an Ihren früheren Stationierungsorten und bei den Einheiten der normalen Air Force der Fall gewesen sein.“ McKay lachte. „Auf der anderen Seite kennen Sie die Leute hier schlecht. Immerhin akzeptiert man nun auch schon seit gut zehn Jahren, dass man hier nicht ohne meine Erfahrung und Genialität auskommt. Und ich bin auch nicht unbedingt immer leicht zu nehmen.“

„Das merkt man“, entgegnete Sheppard bissig. „Was auch immer Sie mir erzählen wollen McKay, lassen Sie es sein. Ich brauche niemanden, der mir falsche Hoffnungen und seltsame Ideen einredet. Sie können sich ihren Job sonst wohin...“

„Wenn Sie glauben, dass mich das zum Verstummen bringt, dann täuschen Sie sich, Sie bockiger...“

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Fahrstuhles. Ohne darauf zu achten ob ihm jemand im Weg stand und den Blick immer noch auf Rodney gerichtet, trat Sheppard auf den Gang und stieß dabei gegen eine drahtige dunkelhaarige Frau, die gerade selbst mit etwas beschäftigt gewesen war und ihn gar nicht bemerkte.
„Vala, rück’ sofort das Artefakt heraus. Du weißt, dass ich es nicht haben kann, wenn du etwas aus meinem Labor mitgehen lässt“, fauchte Daniel Jackson, Rodneys schärfster Rivale, wenn es um Kenntnisse in der Antikertechnologie ging, wenngleich er „nur“ Archäologe war und von Physik nicht viel verstand..
„Nun beruhige dich, Daniel. Ich ... wollte mir das „Ei des Benu“ ... doch nur auslei...“

Durch den überraschenden Zusammenstoß riss die schwarzhaarige Frau einen Arm nach oben, um das Gleichgewicht zu halten. In dieser Bewegung rutschte ihr der Gegenstand, der gewisse Ähnlichkeiten mit einer plattgedrückten Handgranate hatte, aus der Hand und flog ein Stück durch die Luft.

Aus einem Reflex heraus fing John Sheppard das Artefakt auf. Doch kaum hatte es seine Handfläche berührt, geschah etwas, was alle in ihrem Treiben innehalten ließ. Plötzlich blitzten auf der matten graubraunen Oberfläche Lichter und Linien auf. Metallplättchen verschoben sich ineinander und enthüllten einen leuchtenden zylinderförmigen Kristall in einer Halterung aus verschiedenfarbigem Metall, der in einem wilden Farbenspiel irrlichterte.

All das tauchte John Sheppard, der wie zu einer Salzsäule erstarrt war in ein seltsames Licht. Seine Augen waren aufgerissen und dunkel verfärbt, weil sich die Pupillen unnatürlich geweitet hatten.

Daniel Jackson ließ mit offenem Mund von seiner Begleiterin ab, und auch diese starrte verblüfft auf das Geschehen. „Wow. Ich hatte den richtigen Riecher“, entfuhr es ihr. „Ich wusste doch, dass mir das Ding bekannt vorkam, aber du wolltest es in deiner Kiste unter dem Schreibtisch verrotten lassen. Qetesch hätte sich die Finger danach geleckt, hätte sie gewusst, dass es ein Teil des Tempelschatzes – upps...“

Es gab nur ein leises puffendes Geräusch, als die Energiezelle, die hinter dem Kristall zu sehen war, ihren Geist aufgab. Funken sprühten und das Licht einer eine Entladung tanzte über Sheppards Hände.

Er stöhnte gequält auf, als habe ihn die Ladung eines Schockstabes getroffen und sank auf die Knie, als ihm die Beine den Dienst versagten. Das Artefakt fiel aus seinen Händen und rollte über den Boden. Dabei kam es zur Ruhe.

Der Alarm, der durch die Gänge dröhnte allerdings nicht.
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