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"Solitary Man" no more von Arielen

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John stand vor dem Ereignishorizont und berührte die wabernde blaue Fläche vorsichtig mit den Fingern. Er spürte den Sog der Entmaterialisierung und ließ deshalb den Arm wieder sinken.
Es war zwar immer noch ein seltsames Gefühl, aber nicht mehr unvertraut. Bereits nach der ersten Reise durch das Wurmloch hatte John die instinktive Scheu verloren, in das wabernde Blau zu treten und genoss es seither in einem Wimpernschlag über Distanzen transportiert zu werden, die selbst mit den überlichtschnellen Schiffen der Erdregierung Tage dauern würden.

Cameron Mitchell hatte ihm daraufhin erklärt, dass es ihm genau so ergangen war wie ihm. Er würde sich leider schneller als ihm lieb war, daran gewöhnen und es für ganz normal halten, so von einem Planeten zum anderen zu reisen, während normale Menschen das immer noch für die Erfindung von Science Fiction Autoren und bloße Hirngespinste halten und ihn für verrückt halten würden.

Auch wenn John dank Dr. Lee, der ihn im Stargate-Center ein wenig wissenschaftlich unter seine Fittiche genommen hatte, inzwischen genug über die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Wurmlöcher und der Reisen von einem Sternentor zum anderen wusste, so war der ganze Vorgang doch immer noch wie eine Art von Magie, die er nicht richtig beschreiben konnte und auch nicht wollte, um den Zauber über dieser Art des Reisens lag nicht zu zerstören.

Fünf Wochen war es nun her, dass er Groom Lake verlassen hatte und nach Cheyenne Mountain zurückgekehrt war. Er konnte kaum fassen, wie schnell die Zeit vergangen war, denn fast jeden Tag hatte ihn etwas Neues erwartet.
Zunächst hatte er auf der Petersen Airbase seine Fluglizenz wieder auffrischen können und die entsprechenden Prüfungen nach ein paar sehr intensiven Übungsstunden in den entsprechenden Flugzeugen und Helikopter mit Bravour bestanden.
Das lag nicht zuletzt an dem Ausbilder, der ihn wie jeden anderen behandelt und nur dann eingegriffen hatte, wenn es notwendig war.
Ob es nun daran lag, dass er nicht der erste „Zivilist“ aus dem Stargate-Programm war, den er unterwies, oder dass Colonel Mitchell mit dem Mann kurz vorher ein „vertrauliches“ Gespräch geführt hatte, wusste er nicht.
Jedenfalls hatte er ohne Probleme mit seinem Lehrer zusammen gearbeitet und dabei feststellen können, dass er wirklich nicht viel von dem vergessen hatte, was einst in seinem Leben normal gewesen war ... vor der unehrenhaften Entlassung.

Danach war er für zwei Wochen in das Training der fortgeschrittenen Stargate-Team-Aspiranten aufgenommen worden und hatte ein paar Übungseinheiten mit angeschlossenem Kampftraining und Sonderschulungen im Umgang mit außerirdischen Waffen absolviert, um für Außeneinsätze gewappnet zu sein.

Ja, und dann war es schon zusammen mit SG-1 auf den ersten Außeneinsatz gegangen.

John verbot sich jedoch, sich all zu sehr als Teil dieses Teams zu fühlen. Denn ohne es bewusst zu wollen, bewunderte er Colonel Mitchell, Daniel Jackson, Vala Mal Doran und nicht zuletzt dem schweigsamen Teal’c im Stillen. Er wusste, er würde die Zeit an ihrer Seite niemals vergessen.
Alle vier waren starke Persönlichkeiten mit einen eigenen Willen, die auf den Missionen durchaus ihren eigenen Weg gingen. Aber wenn es hart auf hart kam, dann bildeten sie eine Einheit – etwas, was sich John in seinen früheren Einsätzen immer gewünscht, aber nur selten bekommen hatte. Er verstand nun, was die Mitglieder der Stargate Teams – und vor allem dieses eine - von vielen Soldaten in den normalen Heereseinheiten abhob.

Er musste lächeln, als er an die Worte von General Landry dachte, sich einfach nur im Hintergrund zu halten und die anderen ihren Job erledigen zu lassen.
Nur hatte der Wunsch wenig mit der Wirklichkeit gemein. Denn ganz so friedliche Routinemissionen wie eingeplant, waren es dann doch nicht immer geworden. Eigentlich keine von ihnen.
Nun gut, die erste konnte man vielleicht noch so nennen, denn dabei waren sie auf dem Rückkehr zum Tor nur von einem Wolkenbruch überrascht worden und bis auf die Haut durchnässt im Stargate Center angekommen, während hinter ihnen ein Erdrutsch den Weg zum Dorf versperrt hatte.

Auf der zweiten Reise hatten Mitchell und Jackson in einer heruntergekommenen Siedlung nur einen Streit zwischen den Einheimischen und anderen Fremden – die sie selbst aber kannten - schlichten wollen und waren selbst zu Angriffszielen der Dörfler geworden, als diese einige ihrer Worte in den falschen Hals bekommen hatten.

Zwar hatte sich das ganze dann geklärt, als der König der Eingeborenen – ein Mann namens Arkhan - dazwischen gefahren war, aber das hatte John schon nicht mehr mitbekommen, weil man ihn mit einer sogenannten „Zat“ niedergeschossen hatte.
Als er wieder zu sich gekommen war, saß man längst wieder in gemütlicher Runde zusammen und unterhielt sich munter. Und anstelle von Spott hatten die anderen ihm erklärt, dass sie selbst auch schon oft genug so hinterhältig ausgeschaltet worden waren und das selbst heute noch vorkam – auch wenn sie das natürlich zu vermeiden suchten.

Zudem schien die Menschheit – egal wo sie lebte, doch ziemlich ähnlich zu ticken und die gleichen Gefühle oder Verhaltensweisen zu haben. Die Launenhaftigkeit der Leute auf diesem Planeten lag sicherlich nicht daran, dass König Arkhan selbst von der Erde stammte und sie entsprechend beeinflusst hatte.

Dabei schien der Mann sich einiges geleistet zu haben, wie er aus dem bissigen Wortwechsel zwischen Jackson, Tea’c und dem zwar mittelalterlich gekleideten aber eine moderne Ausdrucksweise benutzenden Mann heraus gehört hatte.
Er hieß eigentlich Harry Maybourne, war Colonel der Airforce gewesen und hatte lange Zeit gegen das Stargate-Center gearbeitet, die Arbeit behindert wo er konnte, Artefakte gestohlen und sogar das Programm gefährdet.
Doch irgendwann schien er sich von seinen verbrecherischen Vorgesetzten gelöst zu haben und hatte mitgeholfen eine korrupte und von außerirdischen Feinden unterlaufene Geheimorganisation zu schwächen.
Aus diesem Grund saß er nicht auf der Erde in einem Hochsicherheitsgefängnis wie Fort Leavenworth eine lebenslängliche Haftstrafe ab oder wartete sogar auf die Hinrichtung, sondern konnte hier als freier Mann seinen Lebensabend verbringen.
Mit den Privilegien eines „Königs“ (wenngleich sein Reich auch nur aus einem Dorf mit ein paar hundert Bewohnern bestand) und mehreren Ehefrauen, wie der Mann mit einem süffisanten Grinsen angemerkt hatte.

John war wie die anderen jedoch Arkhan/Maybourne gegenüber sehr vorsichtig geblieben, und hatte nicht viel von sich selbst erzählt, auch wenn dieser neugierig nachgehakt hatte. Denn etwas sagte ihm, dass der Mann einige seiner herausragendsten Charakterzüge auch heute noch nicht verloren hatte.

John lächelte, wurde dann aber schlagartig wieder ernst, als sich sein Bewusstsein klärte und die Schleier der Erinnerung langsam verblassten. Denn die Gegenwart wurde ihm um so schmerzhafter bewusst, als sich sein Körper meldete.

Die dritte Mission, in der sie genau jetzt steckten hatte genau so ruhig wie die anderen begonnen, sich dann aber in ein Debakel ausgeweitet, aus dem sie eigentlich noch keinen Ausweg gefunden hatten ... denn wenn ihn nicht alles täuschte, dann hatte man sie eben erst gefangen genommen.

+ o + o + o + o + o + o + o + o +

“Die neuen Lantianer haben die Erlaubnis vom manarianischen Rat erhalten, auf der Insel im Binnenmeer Grabungen vorzunehmen. Allerdings haben sich einige Mitglieder dafür ausgesprochen, auch ein paar einheimische Beobachter und natürlich Arbeiter mitzuschicken“, erklärte Idos, der gerade erst zurückgekehrt war und noch immer die schlichte Bauernkleidung der an der Oberfläche lebenden Genii trug.
Er hatte im vergangenen Monat die Verbindung zwischen Athor und dessen Kontakt aus dem Rat aufrecht erhalten und erstattete nun wieder einen Bericht. „Du siehst, deine kleinen Hinweise und Andeutungen sind auf fruchtbaren Boden gefallen, Vater.“
„Darüber bin ich auch froh, mein Sohn.“
Der junge Mann lächelte und sprach dann weiter: „Damit kommen wir endlich ins Spiel, denn Lord Oldon hat mir gestern Abend kurz vor meiner Abreise noch zugesichert, fünf Mann von uns einschleusen zu können. Sie werden als Arbeiter von seinen Ländereien auftreten können.“

Acastus Kolya nickte zufrieden. „Danke Idos, du hättest uns keine bessere Botschaft bringen können“, erwiderte er. „Das sind ausgezeichnete Voraussetzungen für unsere Spione und genau das, was ich erhofft hatte.“
„Jetzt verstehe ich auch, warum Ihr frühzeitig eine Brigade als Erntearbeiter nach Manaria eingeschleust habt“, entgegnete der junge Mann dann nachdenklich. „Ich bewundere Eure Weitsicht, mein Chief.“
„Zu erkennen, was wann wichtig sein könnte und das Risiko einzugehen, wenn es notwendig ist oder den größten Nutzen bringen könnte – das alles wirst du mit den Jahren auch noch lernen, Idos, da bin ich mir sicher“, entgegnete Kolya sanft.
Er sah, wie der junge Mann mit leuchtenden Augen aufsah und um ein paar Fingerbreit zu wachsen schien, als ließe ihn das Lob noch stolzer werden..

Acastus Kolyas Freund Athor nickte zustimmend. „Ja, das denke ich auch, mein Sohn. Dadurch sind die Männer auch unter den Einheimischen bereits bekannte Gesichter“, meldete er sich zu Wort. „Und ihre Tarnung wird dadurch noch besser.“
„Dann hoffe ich nur, das Lord Oldon auch weiterhin zu seinem Wort stehen wird und nicht irgendwann umknickt, weil er in dem Bündnis mit anderen größere Vorteile für sich sieht. “ Der Chief runzelte die Stirn.. „Wer weiß denn schon, was die Neu.-Lantianer den Manariern versprochen haben.“

„So weit ich weiß, wollen sie bei der Urbarmachung einiger Waldgebiete im Norden helfen, wo die Manarier mit ihrem primitiven Werkzeug nicht weiterkommen und neben Wissen und Medikamenten auch Technologie zur Verfügung stellen - zur friedlichen Weiterentwicklung des Volkes von Manaria – wie der Lord mir gegenüber berichtete“, war Idos ein. „Er klang ziemlich skeptisch und war nicht gerade von den Versprechungen der Neu-Lantianer überzeugt. Ich habe sein Misstrauen nur noch geschürt – denn uns ist ja bekannt, dass sie weder ihre Geräte noch ihre Sprengstoffe anderen überlassen.“

„Auch das war gut so, mein Sohn. Ich denke aber, Acastus, Oldon wird uns auf jeden Fall helfen und nichts verraten, so lange wie es nötig ist. Zum einen schuldet er mir noch einen Gefallen und zum anderen weiß ich ein paar Dinge aus seiner Vergangenheit, die ihm unter seinen eigenen Leuten ziemlichen Ärger machen könnten“, meldete sich Athor wieder zu Wort.
Eine Weile war es sehr still in dem Raum. Dann sprach der Mann weiter. „Trotzdem würde ich dir raten, Acastus, dich bei allem im Hintergrund zu halten. Du weißt, dass einige in der Stadt lebende Manarier dich nicht in besonders guter Erinnerung haben, weil du ihnen vor zwei Jahrzehnten ziemlich übel zugesetzt hast.“
„Ich hatte auch nicht vor, mich in irgend einer Form in den Vordergrund zu drängen, bevor es so weit ist, sondern werde mit Ladon alles aus den Schatten beobachten“, entgegnete Kolya offen, wenn auch ein wenig unwillig.

Der Chief schwieg einen Moment und entschied dann: „Deshalb möchte ich, das Idos die Männer führt, die unsere Spione im feindlichen Lager sein werden und die Verbindung zum Rest der Brigade aufrecht erhält. Ich hoffe auf dein Einverständnis, Athor.“
„Ich habe das kommen sehen. Aber ich werde dir keine Steine in den Weg legen, Acastus.“ Der ältere Mann seufzte tief und nickte dann seinem Sohn zu. „Ich weiß, dass du dich bewähren willst, mein Junge, und ich will dich jetzt auch nicht zurückhalten, denn du bist schon lange kein Kind mehr und ein mündiger junger Mann.“
Er lächelte traurig und ein wenig besorgt. „So wie es aussieht, ist das hier jetzt wohl dein erstes Kommando. Trotzdem möchte ich dich bitten, besonnen zu handeln, heil und gesund nach Hause zurück zu kommen.“

Acastus sah den jungen Mann an und holte tief Luft, ehe er das Unvermeidliche aussprach und damit die letzte Entscheidung fällte: „Du bist damit nicht mehr länger nur ein einfacher Soldat sondern wirst vier Männer unter dir haben, Jungoffizier Idos. Suche sie dir klug aus, denn ihr müsst einander euer Leben den anderen anvertrauen können..“
Auch wenn sich der junge Mann beherrschte und kaum eine Regung zeigte, so blitzten seine Augen doch erneut freudig erregt auf und er bebte vor Aufregung. „Ich werde auf mich aufpassen, Vater, das verspreche ich dir.“
Zu Kolya gewandt neigte er den Kopf und antwortete mit fester Stimme: „Ich danke Euch, mein Chief. Ich will und werde euch nicht enttäuschen.““
„Das weiß ich!“ Er nickte. „Nimm dir Zeit mit dem Vorbereitungen, kehre dann nach Manaria zurück. Gib uns von dort aus Nachricht, wenn die Neu-Lantianer eingetroffen sind, damit der Rest von uns zu den bereits wartenden Männern stoßen kann.“
„Das werde ich, Chief!“
Idos salutierte und verließ den Raum, während sich die beiden Männer, die seit einem Jahr die Geschicke der Genii gemeinsam lenkten, nachdenklich ansahen.

„Du hast ihm aber auch nicht alles gesagt, Acastus.“
„Nein. Es ist besser, dass er nichts von den auf Manaria vorhandenen Depots weiß und schon gar nicht deren genaue Standorte kennt, falls er doch aus irgendeinem Grund von den Manariern oder den Neu-Lantianern enttarnt, gefangengenommen und verhört wird. Auch aus diesem Grund habe ich Jergan und seine Männer schon früher los geschickt. Immerhin haben wir ein oder zwei der alten Lagerstätten schon seit gut zwanzig Jahren nicht mehr genutzt und wer weiß, ob die dort lagernden Gerätschaften und Vorräte noch brauchbar sind. Wenn nicht, dann können wir sie gegebenenfalls noch aufstocken ohne all zu viel Aufsehen zu erregen“, erklärte der Chief der Genii seinem Freund. „Ich habe jedenfalls nicht vor offen zu operieren, so lange es nicht notwendig ist.“

„Und das ist auch gut so.“ seufzte Athor. „Denn ich muss zugeben, ich habe immer noch kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache und wünschte, du würdest sie abblasen.“
„Nur wäre es jetzt falsch einen Rückzieher zu machen, wo wir schon so viel Aufwand in die Sache gesteckt haben. Nein, ich denke, wir können nur gewinnen.““ Acastus Kolya schob ein paar Blätter auf dem Tisch zusammen. „Außerdem ist es einmal wieder an der Zeit, den neuen Lantianern zu zeigen, dass sie nicht so überlegen sind, wie sie uns immer weismachen wollen.“

+ o + o + o + o + o + o + o + o +

John kehrte schlagartig und mit einem Stöhnen aus seinem Erinnerungen und Traumbildern in die Wirklichkeit zurück. Als seine Sinne zu voller Kraft erwachten, stellte er fest, dass er nicht nur auf einem Steinboden lag, dessen Kälte bereits durch seine Kleidung gedrungen war, auch die Hände und Füße waren mit groben Stricken gefesselt und machten es ihm schwer, sich überhaupt zu bewegen.

Er holte scharf Luft, als sich die Schnittwunde an seiner Hand durch ein kurzes Stechen wieder in Erinnerung rief. Und dann wusste er wieder, was geschehen war.

Die Falle. Die Gefangennahme und der kleine Hoffnungsschimmer in Gestalt einer Glasscherbe. Es hätte nicht besser kommen können, denn seine Fesseln bestanden aus Stricken - nicht aus Leder, und es waren auch keine Handschellen!
Er biss sich auf die Lippen.
So weit, so gut. Jetzt musste nur noch eine Sache zu seinen Gunsten ausgefallen sein, dann wäre sein verzweifelter Plan tatsächlich aufgegangen und er würde die Chance haben, sich befreien zu können.

„Ich glaube er ist wach!“, erklang eine Frauenstimme in seiner unmittelbaren Nähe. Kettenglieder schabten an Metall. „Hey, Strubbelkopf, alles noch an dem Platz, wo es sein sollte?“, wandte sich Vala Mal Doran dann an ihn.
John öffnete die Augen und sah zunächst nur Schemen in der Dunkelheit eines Kellers – oder einer Zelle, die vielleicht drei mal vier Schritt maß. Die schwarzhaarige Frau war mit Handschellen an einen Ring in der Wand gekettet. Ein Stück daneben hockte Mitchell, der auf die gleiche Art festgemacht war. Die beiden anderen konnte er nicht sehen, aber durch die Geräusche der Bewegungen und die Atemzüge ahnte er, dass sie sich ebenfalls hier befanden.

John konnte sich ausrechnen, dass ihre Gegenspieler für ihn weder Ketten noch einen Platz an der Wand übrig gehabt hatten. Und da die Männer ihn nicht kannten, hatten sie ihn vermutlich als schwächer als die anderen eingeschätzt und vermutet, dass einfache Fesseln ausreichen würden. Zudem hatten sie ihn in der Mitte des Raumes liegen lassen.
Um so besser, dass sie ihn unterschätzten!
Er blinzelte um ein paar Krümel Schmutz aus den Augen zu bekommen und die Benommenheit los zu werden.

„Hey Sheppard, nun sagen Sie doch schon endlich was“, meldete sich nun auch Mitchell zu Wort. „Wie sieht es aus? Ich möchte nicht, dass mir Landry den Kopf abreißt, wenn ich Sie nicht heil und gesund zurück brächte.“
„Schon gut, ich habe schon Schlimmeres durchgemacht“, presste John hervor und drehte sich mühsam auf die Seite. Dabei stach etwas schmerzhaft in seine Hüfte. Er zuckte zusammen, aber sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
Die Scherbe!
Innerlich frohlockte er. Es war ihm gelungen, sie bei seinem kurzen Aufbäumen in seinen Hosenbund zu stecken und die Männer hatten sie nicht bemerkt! Seine waghalsigen Hoffnungen waren also nicht betrogen worden.
Wie dumm von den Kerlen, nicht auch auf solche Kleinigkeiten zu achten. Ihm gereichte es jetzt zum Vorteil!
Vermutlich hatte es ihnen gereicht, ihm die Überlebensweste auszuziehen und seine Schusswaffe aus dem Hüftholster zu entfernen, denn auch das war noch da, wie er an den Riemen spüren konnte.
Doch es war müßig, darüber nachzudenken, wie und warum ihm die Scherbe geblieben war. Jetzt musste er nur noch versuchen, die Scherbe aus dem Hosenbund zu bekommen und mit den Händen an sie zu gelangen ...
Wieder bewegte er sich.
„Was treiben Sie da eigentlich, Sheppard?“ Mitchell starrte ihn verwirrt an, doch dann verstand er mit einem Mal. „Sie verrückter .... Sie haben noch was in der Hinterhand!“ Seine Augen wurden schmal. “Und mir wollten Sie die ganze Zeit einreden, dass sie nur ein einfacher Pilot waren? Sie waren mindestens Special Ops!“
John antwortete nicht darauf, sondern konzentrierte sich darauf, an die Scherbe zu kommen, was gar nicht so einfach war, zumal gerade seine Finger ziemlich gefühllos waren.

„Jetzt lass ihn mal machen, Cam.“
Vala Mal Doran befand sich jetzt hinter ihm und konnte genau sehen, was er hinter seinem Rücken trieb. Sie verstand ihn, ohne, dass er sie darum bitten musste. „Ich sehe die Scherbe. Sie hängt halb draußen. Drehen Sie sich ein Stück von mir weg – ja, so ist es richtig. Und jetzt nach unten rutschen.“ Sie kicherte plötzlich mädchenhaft.“ Aber versuchen Sie sich dabei nicht halb ausziehen ... obwohl Ihre Kehrseite einen sehr reizvollen Anblick bietet.“

John gehorchte ihren Anweisungen und grinste schief. Hosen waren schon immer sein Problem gewesen. Ohne Gürtel rutschten sie leicht, was aber seine Kameradinnen nicht davon abgehalten hatte, ihn ... nein, es war zu peinlich, darüber nachzudenken.

Nach quälend langen Augenblicken in denen er sich hin und her schob, hörte er ein leises Klirren.
„Ich glaube es ist ein Stück Glas. Und verflucht scharf, wenn man nach dem Blut geht, das an ihm klebt. Wenn Sie ein bisschen nach oben rutschen und sich dann noch mal drehen, dann haben Sie es genau vor Ihren den Fingern“, half die schwarzhaarige Frau weiter aus.

„Danke!” John angelte konzentriert nach der Glasscherbe. „Ich habe schon mitbekommen, wie scharf sie ist.“ Denn seine Hüfte und Finger schmerzten nicht ohne Grund.

Als er die Scherbe endlich in der Hand hatte, kämpfte er sich in eine sitzende Stellung hoch, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, was mit nicht weniger Schmerzen verbunden war. Die Schläge des Schweinehundes hatten gesessen und würden ihm noch lange Ärger bereiten. Aber wie er den anderen schon erklärt hatte, er hatte Schlimmeres mitgemacht und es war alles noch auszuhalten ohne ständig Tränen in den Augen zu haben.

John brachte die Scherbe in Position, was gar nicht so einfach war, weil sie durch Blut und Feuchtigkeit glitschig geworden waren, mehrfach aus den tauben Fingern zu gleiten drohte. Er biss die Zähne zusammen und strengte sich noch einmal an. Doch dann hatte er es endlich geschafft und begann langsam er an dem Strick zu sägen.
Um sich ein wenig von dem Stechen, Pochen und Brennen in seinem Körper abzulenken, fragte er dann: „Was sind das genau für Typen? Was wollen die von Ihnen?“

„Oh, ich vermute, das sind Kopfgeldjäger. Offensichtlich hat sich noch nicht herum gesprochen, dass derjenige, der die Steckbriefe vor einem Jahr heraus gegeben hat, schon längst tot ist“, erklärte Cameron Mitchell.
„Allerdings kann es auch schon längst wieder neue geben, Colonel“, entgegnete Daniel Jackson, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte. „Sie dürfen den Ärger nicht vergessen, den wir in den letzten Monaten mit der Lucian Alliance hatten und sie mit uns.“
„In der Tat! – Diese Mistkerle sind wie die Aasgeier über die Stützpunkte der Systemlords hergefallen, die noch von den letzten treuen Jaffa verteidigt wurden.“ Teal’c klang ernst. „Und ich denke, sie organisieren sich wieder unter einer starken Führungspersönlichkeit, weil sie gemerkt haben, dass sie anders ihre Machtposition nicht halten könnten. Bra’tac hat uns in den letzten Wochen ähnliches berichtet.“
„Dann sollten wir schleunigst etwas dagegen unternehmen, wenn wir hier heraus sind“, fügte Vala Mal Doran hinzu. „Wenn wir erst mal heraus bekommen haben, was genau da draußen abgeht.“
„Ist das nicht ein wenig früh, jetzt schon darüber nachzudenken?“ Daniel Jackson wirkte skeptisch und funkelte dann Vala an. „Erst einmal müssen wir hier heraus kommen und uns dann deinen ‚alten Freund’ vorknüpfen.“
„Ich weiß auch nicht, was diesmal in meinen Kumpel gefahren ist. Wirklich nicht! Auch wenn er schmierig und verschlagen aussieht, er hat ein Herz aus Gold – im Gegensatz zu anderen.“
„Und wahrscheinlich lässt er es sich auch entsprechend gut in Edelmetallen und anderem aufwiegen“, warf Cameron Mitchell ein.
„He, jetzt reicht es aber!“ Vala schüttelte protestierend den Kopf. „So kannst du das nicht sagen! Ich würde meine Hand für ihn ins Feuer legen, und das meine ich ernst. Im Gegensatz zu meinem Vater ist ihm mehr als zu trauen!“
„Ich könnte dich ja beim Wort nehmen, aber das lasse ich lieber...“
Dann wandte sich Cameron Mitchell wieder an John. „Wie sieht es inzwischen bei Ihnen aus?“ fragte er leise und etwas besorgt.
„Gut! Ich bin fast durch“ gab John im gleichen Flüsterton zurück und zog die Luft scharf ein, als sich die Scherbe wieder in seine Handfläche grub, weil sie ihm plötzlich weggerutscht war.
Während er dem Gespräch lauschte, hatte er konzentriert daran gearbeitet, seine Fesseln mit der Scherbe durchzusägen, was nicht leicht war, da sie durch Schweiß und Blut rutschig wurde. Doch er spürte, dass er trotz aller Schwierigkeiten gut voran kam.
Strang um Strang spliss der Strick auf und dann endlich spürte er, wie der Druck auf seine Handgelenke schwächer wurde, die Bande lockerer.
John atmete auf.
Ein wenig musste er noch ziehen und zerren, dann konnte er eine seiner Hände befreien. Erleichtert zog er die Arme nach vorne, ignorierte die Schmerzen in seinen Schultern und streifte die Fessel ab, so gut es mit den steifen Fingern und den protestierenden Muskeln in den Armen eben ging.
Die Glasscherbe legte er auf seinem Oberschenkel ab.
Mitchell zog scharf die Luft ein, als er ihn genauer musterte. „Whoa, das sieht aber ziemlich übel aus!“

John blickte nach unten .Im Dämmerlicht konnte er neben den Scheuermalen durch die Stricke auch die teils blutverkrusteten, teils frischen Schnitte an seinen Händen erkennen, die er sich durch die Scherbe zugefügt hatte. Sie brannten unangenehm, aber wie waren bis auf einen nicht besonders tief.
Viel schmerzhafter war für ihn das Kribbeln und Prickeln dass nun einsetzte, als das Blut in die tauben Glieder zurück schoss.

„Es ist weniger schlimm, als es aussieht, hoffe ich zumindest“, presste John hervor und kämpfte gegen das Brennen an. Er massierte vorsichtig seine Hände, um wieder Gefühl in ihnen zu bekommen, damit er danach auch die Fußfesseln lösen konnte und achtete darauf, die teilweise bereits verschorften Wunden nicht wieder und dann auch noch weiter aufzureißen, was gar nicht so einfach war.
„Viel mehr sollten wir uns überlegen, wie wir hier heraus kommen“, sagte er erst als er die Hände wieder richtig bewegen konnte und sich nach vorne beugte, um an die Stricke an den Beinen zu lösen.

„Da hat John recht!“ warf Vala Mal Doran ein. „Mit der Scherbe kriegen Sie leider unsere Handschellen nicht auf, oder?“
John rutschte näher an Colonel Mitchell heran, reckte den Oberkörper und besah sich die Fesseln. Der Mann drehte sich so, dass er alles genau sehen konnte.Die Schlösser waren zwar einfach, aber nicht so primitiv, die Scherbe nicht schmal genug um in die Schlitze zu passen und als Dietrich zu dienen. Also kamen sie so nicht weiter. Er brauchte es gar nicht erst zu versuchen.
„Wir brauchen auf jeden Fall die Schlüssel“, sagte er dann zu den anderen. „Also müssen wir wohl warten, bis jemand kommt.“

„Das gefällt mir nicht.“, murmelte Mitchell.
„Mir auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl, es sei denn wir nehmen die brachiale Methode, sich die Daumengelenke auszurenken um dann aus den Eisenringen schlüpfen zu können“, schlug John spontan vor.
„Mir tun die entsprechenden Gelenke schon weh, wenn ich nur daran denke“, meldete sich Jackson zu Wort.
„Wo haben Sie diese irre Idee denn her?“ fragte Mitchell mit hochgezogener Augenbraue.
„Aus dem Kino.“ John zuckte mit dem Schultern und bewegte die Beine, damit auch in diese Gefühl zurück kehrte. „Aus irgendeinem Film, dessen Titel ich vergessen habe.“

Sie mussten nicht wissen, dass er das aus eigener Erfahrung kannte, wenngleich er es auch noch nicht am eigenen Leib ausprobiert hatte. Aber bei einem Einsatz in Schwarzafrika, hatte er bereits erlebt, dass Menschen – selbst ein Top-Agenten, den er hatte ausfliegen müssen– so etwas getan hatte., weil er verzweifelt genug dazu gewesen war.
„Wenn ihnen der Streifen wieder einfällt, müssen Sie mir unbedingt den Titel nennen“, sagte die dunkelhaarige Frau. „Den muss ich mir unbedingt mal ansehen.“
„Ich auch. Abgesehen davon, selbst wenn das klappen würde und wir die Gelenke auch wieder eingerenkt bekämen, dann blieben da die Schmerzen.“ Mitchell verzog das Gesicht. „Und damit wären wir genau so kampfunfähig wie vorher.“
„In der Tat.“ Teal’c nickte. „Damit kommen wir nicht wieder.“
„Und was dann? Hat irgendjemand einen besseren Vorschlag?“ fragte Jackson mit angespannter Stimme wieder in den Raum. „Mit seltsamen Überlegungen treten wir hier nur auf der Stelle.“

John biss sich auf die Lippen und überlegte krampfhaft, während er sich auf die Beine kämpfte. Er erinnerte sich an eine ähnliche Situation bei einer seiner geheimen Auslandsmissionen, die damals beinahe in die Hose gegangen war, weil einer ihrer Kontaktleute sie verraten hatte.

Das hier war ähnlich, wenn auch mit vertauschten Rollen. Damals hatte er in den Handschellen gesteckt und an ein schweres gusseisernes Rohr gefesselt auf sein Verhör gewartet, während sein einheimischer Begleiter Kim Lee-Seok nur gefesselt gewesen war und auf dem Lehmboden gelegen hatte.
Die Männer, die sie gefangen genommen hatten. hatten nicht gewusst, dass der scheinbar harmlose Sanitäter an seiner Seite früher einmal ein geschickter koreanischer Taschendieb und Einbrecher gewesen war, der alle möglichen Tricks und Kniffe kannte, um einer misslichen Lage zu entkommen.
Der Mann hatte sich befreit und sie beide damals mit einer waghalsigen Aktion aus dem einem nordkoreanischen Camp gerettet. Und je besser er sich an die damalige Lage erinnerte und was Kim Lee-Seok mit nur wenigen Hilfsmitteln aus der vertrackten Situation gemacht hatte, desto mehr fiel ihm ein, was er hier tun konnte.

Er schloss für einen Moment die Augen und sammelte sich, um die Einzelheiten ins Gedächtnis zurück zu rufen. Dann wandte er sich den anderen zu. „Ich glaube, ich habe da eine viel bessere Idee, als sich selbst die Daumen auszurenken“, sagte er leise. „Ich gebe zu, auch dieser Plan ist verrückt, aber er ist im Moment unsere einzige Chance ... Also, ich habe mir das so vorgestellt...
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