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"Solitary Man" no more von Arielen

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John war leicht schwindelig, weil die Gedanken in seinem Kopf herumschwirrten und sich nicht wirklich einem Punkt zuordnen ließen, als er mit Rodney McKay den Besprechungsraum der Hammond verließ, nachdem sie sich von dem General und den beiden Colonels verabschiedet hatten. Diese waren im Raum zurückgeblieben – vermutlich um noch ein paar private Worte miteinander zu wechseln.
So eine Vertrautheit hatte er in seiner Militärzeit gerade einmal unter gleichrangigen Mannschaftsgraden oder Offizieren erlebt, jedoch niemals zwischen Vorgesetzten und Untergebenen.
Aber in diesem Stargate-Center war so einiges anders, das war ihm heute wieder deutlich bewusst gemacht worden.

John hatte sich in seinen Gedanken schon einige Szenarien ausgemalt, als sie auf dem Weg zum Mond gewesen waren, doch keines war so positiv wie dieses ausgefallen. Er hatte im besten Fall mit einer deutlichen Abmahnung oder einem weiteren negativen Eintrag in seiner Akte gerechnet – nicht mit einer Belobigung für seinen selbstlosen Einsatz und seiner Initiative.
Dazu kam die Tatsache, dass erstmals ein sehr hoher Vorgesetzter sein Handeln voll und ganz billigte, offen und deutlich hinter ihm stand. Die letzten Worte hatten ihn dann völlig durcheinander gebracht.
‚Ich werde wieder offiziell fliegen dürfen! Und das auch noch mit der Billigung, nein auf Wunsch eines Generals!’, dachte er und spürte wieder die tiefe Freude und Sehnsucht in sich, die er während des Fluges gefühlt hatte. Dabei hatte er noch vor zwei Wochen angenommen, seine Flügel seien nach dem Absturz in Afghanistan für immer gebrochen worden.

Zum Hangar, in dem der Puddlejumper ... nein, das Torschiff ... stand, mussten sie zwar nicht weit gehen, aber schon die paar Schritte den Gang hinunter und durch zwei Schotts reichten aus, um ihn wieder auf den Boden zu holen. Denn kaum war der erste Enthusiasmus verflogen, schaltete sich sein Verstand gnadenlos ein und das Misstrauen kehrte zurück.

‚Warum ist dieser General so entgegenkommend und zieht mich aus dem Labor ab? Was bezweckt er damit? Will er mich vielleicht doch auf der Erde behalten’, fragte er sich. ‚Und auf der anderen Seite: Ist das Gerede von der Fluglizenz, nicht nur Augenwischerei? Denn was werde ich bitteschön überhaupt als Zivilist fliegen dürfen?
Auch dafür gibt es Regeln und Bestimmungen, die ein Zwei-Sterne-General nicht untergraben darf. Sicher wird man mir nicht erlauben in einen Kampfjet oder -hubschrauber zu steigen. Allenfalls in nur gering Bewaffnetes ... und vor allem – was nutzt mir die Erlaubnis, wenn ich ohnehin auf diesen Außenposten in einer anderen Galaxis gehen werde, wo die Air Force vermutlich keine irdischen Fluggeräte stationiert hat?

Als sich die Tür zum Hangar öffnete, blickte John als erstes auf einen der sichelförmigen Jäger, der vor kurzem gelandet sein musste. Ein Wartungsteam half den Piloten aus dem Cockpit oder überprüften einen langen Kratzer an der Außenhülle.
Er blieb unwillkürlich stehen, denn so nahe war er diesen neuartigen Flugzeugen, die innerhalb und außerhalb einer Atmosphäre operieren konnten, bisher noch nie gekommen. Er musterte jedes kleine Detail aufmerksam und beobachtete die Männer und Frauen, die ihrer Arbeit nachgingen – bis ihn jemand gegen die Schulter tippte.

„Kommen Sie endlich Sheppard und trödeln Sie nicht weiter rum!“, knurrte ihn McKay schlecht gelaunt und mit finsterem Gesicht an. „Die können Sie sich auf der Reise noch genauer ansehen - wenn Carter es in ihrer Funktion als Kommandant erlaubt – und auf Atlantis sind auch einige von den F-302 stationiert, weil die Zahl unserer funktionsfähigen Puddlejumper dank unfähiger Piloten und unvorhergesehener Angriffe mittlerweile einstellig ist.“

John zuckte zusammen. ‚... auf Atlantis sind auch einige von den F-302 stationiert’, hallte es in seinem Kopf nach.

Im nächsten Augenblick fiel ihm wie Schuppen von den Augen, warum O’Neill ihm eine gültige Fluglizenz verschaffen wollte. Denn hatte er nicht vor kurzem von ihm und General Landry selbst gehört, dass es fern der Erde in erster Linie auf die Fähigkeiten und Talente des Einzelnen ankam und nicht auf den Rang oder den Bereich in dem er arbeiten würde?
John hatte heute seine Eignung als Pilot bewiesen. O’Neill räumte nur einige bürokratische Hürden beiseite, die Regelfuchser davon abhalten konnten, ihn ein solches Schiff fliegen zu lassen, wenn Not am Mann war.

„Was ist nun? Wieso grinsen Sie jetzt so blöde vor sich hin, Sheppard? Hat man etwas in ihren Kaffee getan oder sind Sie immer noch high von O’Neills Gerede?“
„Ich ... was, nein, das ist nicht so wie Sie...“ John fing sich wieder. „Sorry, ich war mit meinem Gedanken einen Moment ganz woanders.“
„Das merkt man leider sehr deutlich “, grummelte der Kanadier klang auch weiterhin sehr bissig. „Sie sollten sich aber schon klar darüber sein, dass die Pläne von General O’Neill auch Nachteile haben können.“
„Ja, das mag sein, aber so etwas weiß man nie im Voraus.“ John betrachtete noch einmal die F-302 und setzte sich dann langsam in Bewegung. „Sie scheinen nicht so gut mit General O’Neill auszukommen“, sagte er beiläufig um von sich abzulenken.
Der Kanadier stieß einen Laut aus, der nach einer Mischung aus wütendem Schnauben und spöttischen Lachen klang. „Nun, das ist noch untertrieben, aber das sollte nicht Ihre Sorge sein. Sie werden jedenfalls andere Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie so weiter machen wie jetzt gerade, glauben Sie mir.“
Okay, das war eine deutliche Abfuhr und er hielt jetzt besser den Mund.
Es schien so, als wolle McKay nicht darüber reden, was zwischen ihm und dem General stand.
Es musste dem Kanadier unangenehm oder gar peinlich sein.
Auf der anderen Seite war das für John in Ordnung nicht weiter nachzuhaken. Denn genau diese Frage konnte er sich merken, und dem Astrophysiker damit kontern, wenn dieser unbedingt wieder etwas aus ihm heraus bekommen wollte, was er lieber für sich behielt und dabei seine Grenzen überschritt.

Deshalb nickte er nur, als sie den Puddlejumper betraten und gleich zum Cockpit durchgingen. Dort ließ er sich auf den Pilotensitz nieder und wartete, bis der andere Platz genommen hatte.
„Danke!“ sagte er dann ruhig. Es war an der Zeit, die Stimmung wieder zu heben und das schaffte er vermutlich am besten mit freundlichem Entgegenkommen.
Rodney McKay sah ihn irritiert an und zog eine Augenbraue hoch.
„Danke für was?“
„Dass Sie mir vor ein paar Stunden ermöglicht haben, den Puddlejumper zu fliegen und mir, als es drauf ankam, nicht in den Rücken gefallen sind.“
Für einen Moment schwieg der Kanadier. Dann holte er tief Luft. „Erstens hielt ich es für sinnvoll und begründbar, Sie mit dem Torschiff fliegen zu lassen ... – und wie bitte haben Sie es eben genannt?“
John grinste schief. „Torschiff ist ein offizieller Name, aber er wird diesem flinken und klugen Baby ehrlich gesagt nicht gerecht ...“ Er tätschelte unwillkürlich die Konsolen, die unter seiner Berührung nacheinander zum Leben erwachten. „Auch wenn ich selbst noch nie gesehen habe, wie es in die große blaue Pfütze namens Ereignishorizont hüpft. Daher Puddlejumper.“
McKay räusperte sich. Aber ganz offensichtlich besserte sich seine Laune durch diese seltsame Erklärung ein wenig. Immerhin war da die Andeutung eines Grinsens auf seinem Gesicht. „Nun ja ... das klingt ganz nett, aber Sie sollten den Dingen nicht nur seltsame Namen geben, sondern an viel wichtigere Dinge denken und jetzt bitte auch langsam einmal starten.“ Mahnend erhob er einen Zeigefinger. „Wir haben in Groom Lake nämlich noch so einiges zu erledigen, das keinen Aufschub!“

„Ja Sir! Wird gemacht Sir“, entgegnete John zackig und aktivierte den Funk mit einem Grinsen, während McKay die Augen verdrehte. „Puddlejumper an „Hammond“. Ich erbitte Starterlaubnis!“
„Die ...“, Colonel Mitchell stockte. „Sie meinen doch das Torschiff, oder? Aber den Namen werde ich mir merken. Jedenfalls erteile ich Ihnen Starterlaubnis, in Vertretung von Colonel Carter“, fügte er amüsiert hinzu „Kommen Sie bitte heil unten an. Schließlich wollen wir Sie bald munter und gesund im Stargate Center wiedersehen.“
„Ich werde mich bemühen, uns heil auf die Erde zurück zu bringen aber ich verspreche nichts!“, entgegnete John, was ihm einen schrägen Blick von McKay einbrachte.

Er brauchte nicht lange zu warten , bis das Wartungspersonal den Hangar verlassen hatte und sich die Außenschotts öffnete. Stumm bediente er die Kontrollen und gebot dem Schiff in seinen Gedanken abzuheben und ins All zu schweben.
Langsam flog er nach draußen. Doch anstatt direkt Kurs auf die Erde zu setzten, nahm er sich die Zeit und umrundete das Schiff, um es sich von allen Seiten genauer anzusehen.
Als er zu einem zweiten Rundflug ansetzen wollte, schüttelte McKay den Kopf und hob drohend die Hand. „Das reicht jetzt aber wirklich“, sagte er genervt. „Werden Sie nicht völlig übermütig, Sheppard. Außerdem - sehen sie mal genau hin – es wird in Nevada bald dunkel sein.“
Unter sich konnte John den amerikanischen Doppelkontinent sehen. Die Ostküste Amerikas und weite Teile Südamerikas lagen bereits im Schatten. Der Mann neben ihm hatte tatsächlich recht. Auch wenn das vermutlich nichts ausmachte, wollte er den Kanadier nicht weiter reizen und schlug deshalb einen Kurs ein, der ihn in den Süden der vereinigten Staaten, genauer nach Nevada führen würde.

Rasend schnell wurde die Erdoberfläche größer und es flimmerte kurz, als die Reibung durch die Atmosphäre größer wurde. John korrigierte den Eintrittswinkel. So schnell und durch das außerirdische Metall geschützt das Schiff auch sein mochte, einige physikalische Gesetzmäßigkeiten waren dennoch nicht zu vernachlässigen.
Das schien auch McKay zu wissen, der Johns Aufmerksamkeit mit einem Räuspern wieder auf sich zog, denn er machte ihm keine Vorwürfe mehr.
Statt dessen sagte er: „Es ist bedauerlich, dass General O’Neill sie jetzt schon wieder abzieht.“ Dann schien er einen Moment zu überlegen. „Sie müssen sich nämlich eine Menge Wissen aneignen, um auf Atlantis effektiv arbeiten zu können.“ Er machte eine kleine Pause. „Es ist einfach nur ärgerlich.“
John nagte an seinen Lippen. Was sollte er darauf antworten? Denn er selbst hatte eigentlich nichts dagegen. Deshalb erwiderte er nur: „Ich denke, der General holt mich nicht ohne Grund in das Stargate Center zurück.“
„Nein, darum geht es nicht. Es gibt Dinge, die ich trotz meiner Erfahrung nicht nachvollziehen kann.“ Der Kanadier machte ein säuerliches Gesicht. „Zum Beispiel wie man sich selbst in Schwierigkeiten bringt. Was meinen Sie, wie oft meine Leute und ich – die Wissenschaft – das Militär aus einer ungemütlichen Lage befreien musste, weil sie natürlich mit Dingen herum spielen mussten, die weit über ihren Horizont hinaus gingen, nur weil es Waffen sein könnten.“
Er seufzte vernehmlich. „Und ich befürchte, nun sollen Sie sich auch noch diese Unsitten aneignen.“ Sein Blick wurde seltsam. „Allerdings glaube ich , dass Ihnen genau das keine Probleme bereiten wird.“
John grinste schief als er an die letzten Stunden dachte. Darauf spielte der Kanadier doch an. „Nein, dass denke ich auch nicht.“

Da war es wieder, dieses stille Einvernehmen. Obwohl sie so unterschiedlich in ihrem Wesen waren, glichen sie einander in manchem doch mehr, als jeder von ihnen gerne wahrhaben wollte. So wie in diesem Moment.
Ehe das Schweigen zu unangenehm werden konnte, meldete sich McKay wieder zu Wort: „Das heißt aber nicht, dass sie die Lernprogramme nun schleifen lassen können.“
John zuckte mit den Schultern. „Es wird schon alles irgendwie klappen. Und wenn nicht, dann muss ich wohl improvisieren.“
„Da gibt es nichts zu improvisieren. Entweder Sie beherrschen die Schriftzeichen und die Sprache der Antiker oder nicht, wenn Sie eine ihrer Gerätschaften bedienen müssen. Denn wenn das nicht der Fall ist, niemand anderes in der Nähe ist und Sie sonst keine andere Wahl mehr haben, kann das unter Umständen üble Folgen haben. So wie bei Dr. Crantz, den eine Lichtspirale in eine Protein- und Kalziumpfütze verwandelt hat, weil er unbedingt an einer Konsole herumspielen müssen. Und ich denke da an Sergeant Stillwell, der erblindet ist, weil er ...“
„Schon gut ...“, wehrte John ab. Er erzählte zwar selbst gerne Horror-Geschichten, aber hören musste er sie nicht unbedingt, wenn er selbst davon betroffen sein könnte. „Also werde ich mir dann wohl meine Freizeit um die Ohren schlagen müssen, um zumindest da mein Lernziel zu erreichen, richtig?“
„Ganz genau. Besser ist es natürlich, wenn Sie sich auch die anderen Dinge anschauen, die ich auf ihren Laptop gepackt habe. Auch das kann Ihnen das Leben retten.“
John zog kritisch eine Augenbraue hoch.
Okay, der Kanadier war einer der Menschen, die gleich den ganzen Arm nahmen, wenn man ihnen die Hand hinstreckte. Und zufrieden war, wenn man erst einmal zu allem Ja und Amen sagte. Hoffentlich merkte er sich die Sachen nicht zu gut und legte Versprechen auf die Goldwaage. Aber das würde er ja sehen, wenn es so weit war. Dann konnte er sich darüber Gedanken machen. Denn wer wusste schon, was in sechs Wochen sein würde?

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Während sie zusammen den Hügel zum Stargate hinauf stiegen, blieb Elizabeth Weir noch einmal unvermittelt stehen, drehte sich um und blickte auf die leere Ebene und die dahinter liegende Stadt zurück, die unter einem dunstigen Schleier lag, der durch die untergehende Sonne einen goldenen Schimmer besaß. Sie kam nur selten aus Atlantis heraus, deshalb genoss sie den exotischen Anblick um so mehr.

Zudem spürte sie, dass die mehrstündigen Verhandlungen sie müde gemacht hatten. Ob nun hier oder auf der Erde, Verhandlungen mit weniger fortgeschrittenen Gesellschaften erforderten neben Fingerspitzengefühl auch noch eine ganze Menge an Konzentration und Kraft.

„Hey, wenn ich das sagen darf, Dr. Weir, Sie haben sich wirklich gut geschlagen“, sagte Lieutenant Colonel Lorne, der ihre Musterung erst falsch deutete, sich dann aber mit einem Lächeln korrigierte. „Oder meinen Sie den Sonnenuntergang? Ja, das ist wahrhaft ein malerischer Anblick.“ Er seufzte. „Ich wünschte, ich hätte mir wenigstens mein Skizzenbuch mitgebracht, um den Eindruck festzuhalten.
Elizabeth schmunzelte unwillkürlich.
Für einen aktiven Soldaten hatte Evan Lorne ein ungewöhnliches und erstaunlich kreatives Hobby – die Malerei. In den vergangenen Jahren hatte er in seiner Freizeit immer wieder Bilder von der Stadt gemalt.
Eines davon hing sogar in ihrem Quartier – es war ein Geschenk zu einem der letzten beiden Geburtstage gewesen – und zeigte ihre Lieblingsaussicht.

„Der Colonel hat recht“, pflichtete ihm Teyla Emmagan bei, die ebenfalls an ihre Seite gekommen war. Die Athosianerin trat neben sie und lächelte. „Sie sind wirklich eine geborene Diplomatin. Die Männer waren nachher doch recht angetan von ihren Angeboten und ihrer Idee.“
„Oh, nein, dass habe mir alles hart erarbeiten müssen. In meiner Jugend war ich eher das Gegenteil, wie meine Mutter heute immer noch behauptet“, wehrte Elizabeth verlegen ab und sah die Frau neben sich an. „Und ohne Ihr Wissen oder Ihren Rat hätte ich heute nicht so viel erreichen können.“

„Stellen Sie ihr Licht nicht unter den Scheffel. Sie haben einiges dafür getan, um die Freundschaft zwischen unseren Völkern zu bewahren, auch wenn das nicht immer einfach war“, entgegnete Teyla sanft. „Und was das andere betrifft – nun meine Leute haben in früheren Jahren regelmäßig Handel mit den Manarianern getrieben und ich war mit meinem Vater oft genug hier. Daher kenne ich die meisten der Marotten und Eigenheiten dieses Volkes.“
Elizabeth seufzte und nickte. Das war noch milde ausgedrückt. Sture Hinterwäldler traf es wohl besser. Es war ein zähes Ringen und Taktieren gewesen, biss die misstrauischen Männer und Frauen überhaupt zugestimmt hatten. Und einige der Auflagen passten ihr auch jetzt noch nicht wirklich. Sie presste die Lippen aufeinander. Was Sumner ihr raten würde, wusste sie schon jetzt. Aber dazu mussten sie erst einmal nach Atlantis zurück

Elizabeth Weir entschloss sich dann den Blick von der Stadt abzuwenden und ihren Weg fort zu setzen. Colonel Lorne sah sie an und ließ sich ein paar Schritte zurückfallen um ihren Rücken zu sichern, während die Athosianerin an ihrer Seite blieb.
„Von Ihrem Wissen haben wir immer wieder profitiert, Teyla“, setzte sie die Unterhaltung fort und lächelte die Frau an ihrer Seite an. „Und ich möchte Ihnen für ihre Treue danken, trotz aller Missverständnisse, die immer wieder zwischen uns entstanden sind.“

„Ich habe gerne geholfen, Dr. Weir.“ Teyla nahm plötzlich einen ernsten Gesichtsausdruck an. „Doch das ist das letzte, was ich im Moment für sie tun kann. Ich muss mich wieder eine Weile meinem Volk widmen und habe keine Zeit, sie hier weiter zu unterstützen.“

Elizabeth runzelte irritiert die Stirn. „Gibt es irgendwelche Probleme, bei denen ich Ihnen helfen kann?“ fragte sie und erinnerte sich unangenehm berührt an Vorkommnisse, die sie schon einmal fast mit den Athosianern entzweit hätten.

Damals, gegen Ende des ersten Jahres auf der Basis, als der Kontakt mit der Erde noch nicht wieder hergestellt worden war, hatte die Entdeckung eines Labors der Wraith, auf einem der Planeten, den die Athosianer Generationen zuvor bewohnt hatten, dafür gesorgt, dass Mistrauen erneut zu schüren. Denn einer der feindlichen Wissenschaftler hatte wohl mit dem Menschen experimentiert und einigen die eigenen Gene implantiert.
Mehrere unglückliche Zu- und Zwischenfälle hatten dafür gesorgt, dass der ewig misstrauische Sergeant Bates Teylas Fähigkeit die Wraith zu spüren, wenn sie kamen, für einen Beweis ihrer verräterischen Aktivitäten gehalten und sie gegenüber dem ebenfalls sehr vorsichtigen Sumner angezeigt hatte ...
Glücklicherweise war dieser Verdacht von Lieutenant Ford, Dr. McKay, und einigen anderen Wissenschaftlern widerlegt worden, ehe die Situation hatte eskalieren können. Aber der Keil, den die Anklagen damals zwischen die Expedition und ihre ersten Verbündeten getrieben hatte, existierte immer noch.

Aus diesem Grund war sie besonders hellhörig, wenn Teyla sich ohne erkennbaren Grund zurück ziehen wollte.

Die Athosianerin bemerkte ihre Sorge schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts, um dass Sie sich Sorgen machen müssten. Aber ich habe auch Pflichten zu erfüllen, die ich nicht all zu lange schleifen lassen sollte. Und ich habe Kanaan versprochen, mich wieder einmal mehr um unseren Sohn und ihn zu kümmern.“ Sie seufzte. „Aber wenn sie meinen Rat und mich wirklich dringend brauchen, dann schicken Sie einfach jemanden zum Festland.“

„Natürlich. Aber das werde ich nur im äußersten Notfall tun“, antwortete Elizabeth. Sie war erleichtert, dass es sich nur um verständliche persönliche Wünsche handelte und um nichts Schlimmeres drehte. Und in diesem Fall gingen Teylas Bedürfnisse und ihre Familie eindeutig vor.

Dann wurde sie wieder nachdenklich und wünschte, dass Verhältnis zu den Athosianern besser wäre. Manchmal verfluchte sie die Tatsache, das Colonel Sumner all zu sehr auf höchstmögliche Sicherheit setzte.
Er war zwar in den letzten Jahren etwas offener und toleranter geworden, was den Umgang mit den fremden Menschenvölkern anging, aber im Fragen der Sicherheit war er immer noch nicht bereit, seine hohen Standards ein wenig herunter zu schrauben und dadurch insgesamt zu unflexibel.
Lieutenant Colonel Lorne, der mit der ersten Verstärkung und noch als Major nach Atlantis gekommen war, verhielt sich zwar etwas lockerer und offener gegenüber den Einheimischen, aber spielte ebenso wenig auf Risiko und war insgesamt zu zurückhaltend, um eine abweichende Meinung zu den Befehlen seines vorgesetzten Offiziers zu äußern.

Sie dachte unwillkürlich an die Begegnung mit den Expeditionsteilnehmern aus einer Parallelwelt zurück, die durch einen unglücklichen Zwischenfall in dieser Dimension gelandet waren. McKay hatte sie nach Atlantis gebracht, um dort gemeinsam einen Weg zur Rückkehr zu finden.
Die Aussagen und Erzählungen des parallelen McKay, der anderen Teyla oder des Ihr unbekannten Ronon Dex waren sehr interessant gewesen. Aber besonders deutlich erinnerte sie sich an den Anführer der anderen Gruppe – Lieutenant Colonel John Sheppard.
Marshall Sumner hatte dem Mann, der von sich behauptete, auf dem parallelen Atlantis den Posten des militärischen Leiters inne zu haben am wenigsten getraut und ihn das auch spüren lassen.
Nur Elizabeth war den Eindruck nicht los gewonnen, dass Risikobereitschaft und Offenheit, wie er und sein Team an den Tag gelegt hatten auch ihre Atlantis-Expedition wesentlich weiter gebracht hätte, als sie bis heute in dieser Galaxis gekommen war, ohne nennenswert größere Verluste vorzuweisen.

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Fünf Wochen später befand sich John Sheppard fern der Erde in einer misslichen Lage.

Noch vor fünf Stunden hatte er im Torraum des Stargate-Centers gestanden und auf die Aktivierung des Tores gewartet.
Daniel Jackson und Vala MalDoran hatten darüber spekuliert, ob sie auch diesmal wieder in Schwierigkeiten geraten würden ... während Teal’c unbeeindruckt dreingeschaut, er und Cameron Mitchell sich nur angegrinst hatten.

Wer konnte das schon wissen, bevor sie durch den Ereignishorizont getreten waren? Auch diesmal reisten sie auf einen bereits sattsam bekannten Planeten. Das Team wollte einen routinemäßigen Besuch bei einem ihrer außerweltlichen Kontakte abstatten. Dabei handelte es sich laut Mitchells Aussage um einen kleinen schmierigen Händler (und vermutlich auch Hehler), den Vala als vertrauenswürdigen Kontakt bezeichnet hatte.
Der Mann führte ein Hinterhoflager mit allerlei Schrott – war aber auch eine verlässliche Quelle für Informationen, wenn man ihn entsprechend gut bezahlte.

Ihnen war es darum gegangen mehr über die neusten Aktionen der Lucian-Alliance zu erfahren. Durch die Erklärungen der anderen wusste John inzwischen, dass es sich dabei, um eine Vereinigung skrupelloser Menschen und Aliens handelte, die sich wie Aasgeier über die Hinterlassenschaften der Goa’uld hergemacht hatten und nun versuchten anstelle der Systemlords Macht über die Milchstraße zu erringen.
Aber wie die Mafia in Las Vegas oder die afghanischen Warlords bestanden auch sie aus untereinander zerstrittenen Clans, die ihre Territorien energisch verteidigten.
John kannte die Taktik – um die einzelnen Gruppen schwach zu halten musste man nur Sorge dafür tragen, dass sie uneins blieben und es keinem Mann oder keiner Frau gelang, die Oberhand über die anderen zu gewinnen.

Natürlich waren sie bei der Ankunft auf dieser Welt von Anfang an vorsichtig gewesen und hatten ihre irdische Kleidung wie auch die Waffen unter weiten Kaftanen verborgen, um sich möglichst unauffällig durch die Stadt zu schleichen, aber das hatte auch nicht viel genutzt, denn mit der Übermacht von finsteren Gesellen hatten sie zwar in den engen und dunklen Gassen, aber nicht in dem abgelegenen Lagerhaus gerechnet.
Zwar war es ihnen noch gelungen, auf der Stelle kehrt machen und aus dem Gebäude zu entkommen, aber dann waren die zweibeinigen Ratten auch schon überall gewesen. Sie hatten sie auf ein verwildertes Grundstück getrieben ...

Nun lagen die Mitglieder von SG-1 nur ein paar Schritt von ihm bewusstlos im Gras der Wiese, weil sie versucht hatten, ihn zu beschützen oder sich durchzukämpfen. Man hatte sie mit Schüssen aus einer Zat niedergestreckt, einer archaisch aussehenden aber höchst gefährlichen Waffe aus den Schmieden der Goa’uld.

Allein John war noch bei Bewusstsein und das verdankte er nur der Tatsache sich mit einem der Männer in den Nahkampf verstrickt zu haben. Gegen den brutalen Schläger war das zwar ein nutzloses Unterfangen – die Schläge gegen die Rippen und in den Magen taten immer noch teuflisch weh und der letzte in den Nacken hatte ihn zu Boden gehen und bunte Sterne vor seinen Augen tanzen lassen ... aber er war noch nicht so hilflos wie die anderen und das wollte er ausnutzen.

John war nicht bereit so einfach aufzugeben, deshalb kämpfte er sich noch einmal auf Hände und Knie. Er versuchte aus der Reichweite seines Gegners zu entkommen, um ...
Doch es war vergebens!
Ein Tritt zwischen die Schulterblätter warf ihn auf den Boden zurück und der Mann hielt ihn nun auch mit dem Fuß am Boden. Erdkrumen, kleine Steine und trockenes Gras bohrten sich in seine Wange.

„Und was machen wir mit dem hier?“ fragte eine harsche Stimme.
John erstarrte, als er hörte, wie die Zat wieder entsichert wurde. Inzwischen kannte er dieses Geräusch nur zu gut, denn er hatte auf der zweiten Routinemission bereits einen Schuss zu spüren bekommen und hoffte diese Erfahrung nicht so schnell wieder zu machen.
Denn unangenehmer als der Schmerz, der sich wie ein elektrischer Schlag anfühlte, war das Wissen, dass, dass schon zwei Schüsse aus der Waffe töten und drei den Körper in seine Atome auflösen konnte.

Drohte ihm jetzt dieses Schicksal?

„Du meinst, weil der Kerl nicht auf den Steckbriefen zu finden ist?“ Ein weiteres Paar abgenutzter Stiefel kam in sein Sichtfeld. „Aber er ist zweifelsohne ein Tau’ri,wie du an der Kleidung sehen kannst und könnte vielleicht noch nützlich sein, deshalb solltest du ihn erst einmal nicht umbringen. Vielleicht nehmen unsere Auftraggeber ihn ja auch für einen kleinen Aufpreis.“
Ein raues Lachen erklang und eine andere Stimme sprach weiter. „Und sollte der Bursche für die Leute doch keinen Wert haben - ich kenne da noch einen heruntergekommen und zugegebenermaßen ein wenig perversen Goa’uld, der noch immer seinen Spaß daran hat, Experimente mit Tau’ri durchzuführen ...“
John schluckte.
Das waren ja angenehme Aussichten, aber bessere als gleich jetzt und hier zu sterben.
Und genau das gab ihm die Chance irgendwie zu überleben, nun und der Rest würde sich schon noch finden. Gelegenheiten zur Flucht und ähnlichem gab es immer, er musste sie nur wahr nehmen, wenn sie einem entgegen kamen.

Dann spürte er den scharfen Schmerz in der Hand, die beim Fall unter seinen Körper geraten war. Er widerstand dem Impuls, sie dort heraus zu ziehen und tastete vorsichtig nach dem Gegenstand, der in die Haut schnitt.
Eine Scherbe?
Ein Stein?
Egal, der Gegenstand, der etwa so lang und dick wie sein Daumen war, war auf jeden Fall scharf und eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen durfte, so gering sie auch immer sein mochte. Er musste nur zusehen, dass er sie irgendwo versteckte, wo man sie ihm nicht weg nehmen konnte.
Aber wo? In den Taschen?
Nein, dort würden die Männer vermutlich als erstes nachsehen. Und je nach dem, wie sie ihm dann die Fesseln anlegten.

Es blieb keine Zeit mehr, um weiter zu überlegen, also vertraute er sich dem Glück an. In dem Moment, in dem sich der Druck auf seinen Nacken lockerte, weil der Mann, der ihn zuvor mit ein paar brutalen Schlägen zu Boden geschickt hatte, zwei Schritte zurück getreten war, um nicht selbst Opfer der Energie der Waffe zu werden, schnellte er hoch und verbarg die Scherbe spontan an einem Ort, der ihm in diesem Augenblick sinnvoll erschien.

Und richtig - ihm blieben nur diese wenigen Sekunden Zeit, denn dann trafen ihn bereits die knisternde, bläulich schimmernde Entladung und überreizte seine Nerven.

Es wurde dunkel um ihm.
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