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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 2
Ein Briefing
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Als Rodney McKay um die Ecke bog, sah er schon, wie ihm aus der anderen Richtung jemand entgegen kam, den er irgendwie schon erwartet hatte. „Jennifer, es ist gut dich zu sehen“, sagte er mit einem Lächeln. An einer ruhigeren Stelle hätte er sie vermutlich kurz in den Arm genommen. Aber im belebten SGC, wollten sie nicht jedem auf die Nase binden, dass sie seit ein paar Monaten mehr waren als nur Kollegen.
Er konnte immer noch immer nicht recht fassen, dass es so weit zwischen ihnen gekommen war. Noch vor zwei Jahren hatte er sie nicht leiden können... Sie war nur eine der jungen Wissenschaftler gewesen, die mit dem zweiten Schub gekommen waren, das erste Jahr ohne den Kontakt zur Erde nicht mitgemacht hatten und nun meinten alles besser zu wissen, weil ihnen bisher alles in den Schoß gefallen war.
Aber inzwischen hatte er seine Meinung gründlich revidieren müssen, denn die Gefahren auf Außenmissionen und die vermehrten Attacken der Wraith. Besonders die Geiselhaft in einem Außenposten der Genii im letzten Jahr – als ein Gefolgsmann von Chief Kolya eigenmächtig versucht hatte, sie gegen Sprengstoff und Waffen einzutauschen - hatten sie fest zusammen geschmiedet.

„Rodney“, entgegnete die Ärztin. „Bist du auch zu General Landry zitiert worden, um Bericht über die Vorfälle in Vegas zu erstatten?“
Er nickte und klopfte auf sein Datenpad. „Ja, so sieht es aus. Und deine Anwesenheit verrät mir, dass wir ihm auch noch wegen etwas anderem Rede und Antwort stehen müssen, das nicht so angenehm für uns sein wird.“

Ihr Gesicht wurde wieder ernst. „Ich habe eine keine andere Möglichkeit gesehen, um Mr. Sheppard das Leben permanent zu retten. Er war bereits klinisch tot, als wir ihn an Bord der Daedalus holten. Und die normalen Maßnahmen ihn am Leben zu halten, haben nicht ausgereicht. Da habe ich mich an die Berichte von Dr. Beckett und Dr. Lam über Agent Bates erinnert, der letztes Jahr von den Naniten infiziert worden war, als er Wallace Industries infiltriert hatte.“
„Ja, ich weiß das nur zu gut.“ Immerhin hatten er und seine Schwester Jeannie die Sicherheitslücken zu verantworten gehabt, die den Großindustriellen erst in den Besitz der Daten gebracht hatte, mit denen er seine Forschungen in Angriff genommen hatte. Und...
Rodney riss sich aus seinen Gedanken und blieb stehen. „Den Rest kannst du gleich erzählen. Wir sind nämlich da.“

Sie standen vor General Landrys Raum und hielten einen Moment schweigend inne, um sich auf das Kommende vorzubereiten. „Also, dann wollen wir einmal die Höhle des Löwen betreten.“

Sie wechselten einen Blick Auch oder vielleicht gerade nach vier Jahren starker Militärpräsenz auf Atlantis und dem strengen, vorschriftsmäßigen Regiment Colonel Sumners fiel es ihnen nicht immer leicht, sich gegenüber den militärischen Vorgesetzten zu rechtfertigen, auch wenn sie das sehr gut durch Arroganz überdecken konnten, und zwar beide.

Jennifer Keller klopfte. „Herein!“ erklang die angenehme Stimme des Generals. Er kam ihnen schon entgegen, als sie seiner Aufforderung Folge leisteten und drückte ihnen mit einem freundlichen, aber unverbindlichen Lächeln die Hand.
Mit einem Seitenblick erkannte Rodney, dass er der Leiter des Stargate Centers nicht alleine war. Am Besprechungstisch saßen bereits Agent Woolsey und ...

„Ich grüße sie beide. Dr. Keller und Dr. McKay.“
Mit einer locker wirkenden Geste gebot General O’Neill ihnen, sich zu setzen. Auch wenn er den gleichen Rang wie Landry hatte, stand er doch über ihm als Leiter der Erdverteidigung gegenüber außerirdischen Bedrohungen und bildete das Bindeglied zum Präsidenten und IOA. Nach dem erst kürzlich verstorbenen General Hammond war er die beste Wahl, kannte er sich als ehemaliger Leiter von SG-1 und des SGC doch besonders gut mit außerirdischem Leben und von diesen ausgehenden Bedrohungen aus - nach den unzähligen Begegnungen mit Goa’Uld, Replikatoren und anderen Rassen.

„Es gibt zwei Dinge, die wir mit ihnen besprechen wollten“, kam Landry gleich zur Sache. „Dr. McKay, die erste können sie sich sicherlich schon denken...“

Rodney setzte sich und legte den Datenpad auf den Tisch und holte tief Luft. „Ja, natürlich...“ Wie es seine Art war, ließ er in den nächsten Minuten keinen zu Wort kommen und fasste die Ermittlungsarbeiten zusammen, die er und die anderen Wissenschaftler unternommen hatten, nachdem klar geworden war, dass einige Wraith es nach dem Kampf gegen das Mutterschiff auf die Erde geschafft hatten.

Schließlich schob er das Datenpad in die Mitte des Tisches. „Hier sind alle Daten des Vegas Zwischenfalls, einschließlich der Analysen von Dr. Zelenka und mir. Zwar gelang es dem Ziel noch eine Nachricht abzustrahlen, aber sie hat die Wraith definitiv nicht erreicht, zumindest nicht in unserer Realität. Wenn diese Gruppe die einzige war, dann ist die Erde auch weiterhin sicher.“ Er blickte die beiden Generale scharf an. „Ich denke, das ist es was für uns zählen sollte.“ Er machte eine Pause. „Allerdings hätten wir den Flüchtigen nicht rechtzeitig ohne Hilfe eines Detectives der Las Vegas Police aufspüren können.“

„Eines ehemaligen Detectives übrigens. Sie wissen vermutlich nicht, dass Mr. Sheppard seinen Dienst quittiert hat, kurz nachdem sie sämtliche Sicherheitsbestimmungen gebrochen und ihn in unsere Arbeit eingeweiht haben“, ergänzte Agent Woolsey mit verkniffenem Gesicht. „Vermutlich wollte er sich absetzen und aus unserem Dunstkreis verschwinden. Und das hat ihn schon damals zu einem kaum einzuschätzenden Sicherheitsrisiko gemacht.“ Er sah bedeutungsschwer drein und schwieg einen Moment. „Nun, dieses Problem würde nicht mehr bestehen, wenn sie beide nicht einfach eingegriffen hätten.“

Aus logischen Gesichtspunkten stimmte das, und wäre er an der Stelle des IOA-Agenten gewesen, hätte er sicherlich ähnlich gedacht und gehandelt. Aber Rodney mochte den Mann trotzdem nicht. Woolsey war durch und durch ein Bürokrat. Schon mehrfach hatte er ihnen auf Atlantis Steine in den Weg gelegt, weil Verhandlungen mit wichtigen Völkern in der Pegasus-Galaxis gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen hatten. Zwar war es Elizabeth bisher immer gelungen, einen Kompromiss oder eine Lücke in den Anweisungen zu finden, aber das hatte sie nicht gerade beliebt gemacht. Inzwischen gab sogar Gerüchte, dass Dr. Weir abgelöst und Woolsey an ihre Stelle gesetzt werden sollte.

„Sehen sie, und deshalb würden wir nun gerne erfahren, was sie dazu bewogen hat“, durchbrach Landry die angespannte Stimmung im Raum.
„Es war meine alleinige Entscheidung“, entgegnete Jennifer Keller schnell.
„Und ich habe sie unterstützt, als sie mich kontaktierte, um mit mir die physikalisch-technischen Einzelheiten zu besprechen“, fügte Rodney hinzu, was General O’Neill dazu veranlasste, eine Augenbraue hoch zu ziehen.
„Die Zeit war sehr knapp. Wir hatten nicht einmal mehr fünf Minuten, um alles durchzugehen. Danach hätte ich für nichts mehr garantieren können.“

„Und das können sie jetzt?“ O’ Neill wedelte mit der Hand. „Wie haben sie eigentlich die Naniten herbei gezaubert, die sie dem armen Kerl gespritzt haben?“
„Ich wusste, dass die Daedalus bereits Ladung für Atlantis an Bord hatte, unter anderem auch eine Nanitenprobe, die eine medizinisch-technische Forschungsgruppe und den Antikergeräten genauer in Augenschein nehmen sollte.“
„Wir wissen durch das im vergangenen Jahr entdeckte Labor in einem der Außenarme der Stadt, dass auch noch eine andere Gefahr in der Pegasus Galaxie auf uns lauern könnte, die wir nicht unterschätzen sollten“, ergänzte Rodney Jennifers Rechtfertigung. „Und vielleicht bringen uns die Entwicklungen von der Erde nun auch Vorteile, falls wir diese Wesen irgendwie aufspüren sollten, oder sie uns. Immerhin gibt es noch ein paar Orte, die wir irgendwann einmal aufsuchen müssen, um weitere ZPM’s zu finden.“
„Dr. McKay, bitte...“

„Ja, kommen wir zurück zum Thema.“ Rodney gab seiner Stimme eine zynische Note: „Und sehen sie das ganze doch auch als Versuch an: Was hatte Mr. Sheppard denn noch zu verlieren? Er lag sterbend in der Wüste. So können wir am lebenden Objekt studieren, wie gut die Naniten arbeiten.“
Jennifer Keller zog scharf die Luft ein. „Aus diesem Grunde habe ich ihm die Naniten nicht injiziert“, unterbrach sie ihn, was die drei Männer auf der anderen Seite des Tisches mit einem Stirnrunzeln quittierten.

„Und warum dann?“ Wieder war es O’Neill der fragte und dabei Rodney McKay genau im Auge behielt. Der kanadische Wissenschaftler seufzte innerlich. Er wusste, welches Bild der General von ihm hatte, denn früher als er noch für das SGC arbeitete waren sie mehrfach wegen Colonel Dr. Carter und seinen ganz besonderen Ansichten, was seine Meinung über ihre Forschungen anging, aneinander gerasselt. Sicher war diese Frau so brillant wie er, aber ebenfalls nicht unfehlbar. Und er hatte damals nur ein paar Fehler korrigieren wollen, die ihm ins Auge gefallen waren.
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„Aus Gründen der Menschlichkeit. Ich bin nicht nur durch den hippokratischen Eid dazu verpflichtet, sondern auch meinen eigenen humanitären Grundsätzen“, erklärte die Ärztin. Und Rodney nutzte die Gelegenheit, um schnell hinzu zu fügen: „Immerhin hat dieser Mann durch seinen Einsatz das Leben von gut sechs Milliarden Menschen gerettet. Da schulden wir ihm doch etwas, oder finden sie nicht? Einen Versuch war es jedenfalls wert.“

„Und ist es noch, denn ich war kurz vor dem Meeting noch in der Krankenstation“, ergriff Jennifer wieder das Wort. „Dr. Beckett informierte mich, dass Mr. Sheppard überleben wird. Organisch ist er weitestgehend wieder vollständig hergestellt, und vermutlich können wir die Naniten in den nächsten Stunden abschalten. Ob er geistige Schäden davon getragen hat, können wir noch nicht sagen, da wir ihn in den nächsten Tagen noch im künstlichen Koma halten werden.“

O’Neill nickte. „Schön, da kann ich mir meine nächste Frage sparen.“ Er neigte leicht den Kopf und wirkte sehr nachdenklich. „Dennoch ist mir immer noch nicht ganz klar, warum sie so viele Steuergelder und Ressourcen verschwendet haben. Ich glaube nicht, dass es alleine Dankbarkeit war – Doktor McKay, haben sie vielleicht einen Narren an diesem Kerl gefressen?“

„Ja, vielleicht“, gab Rodney unumwunden zu und bemerkte mit einem leisen Triumph wie O’Neill überrascht die Augenbraue hochzog, als hätte er eine andere Antwort erwartet.

Der General liebte es, ihn immer noch nach all den Jahren zu provozieren. Mittlerweile fiel er jedoch nicht mehr so leicht auf ihn herein.
„Ich glaube an ihn“, fügte er hinzu. „Ich bin mir sicher, sie haben die Berichte von unseren beiden Begegnungen mit Personen aus Paralleluniversen gelesen. Dann wissen sie, dass ich Mr. Sheppard – oder besser einem seiner anderen Ich’s – begegnet bin.“
O’Neill und Landry nickten. Also hatten die beiden schon vor dem Gespräch recherchieren lassen. „Ich habe gehofft, das nur ein Funken dieser bemerkenswerten Persönlichkeit in unserem Sheppard steckte, deshalb bin ich so ehrlich zu ihm gewesen und habe ihn in alles eingeweiht.“ Er holte tief Luft. „Ich denke, ich habe mich nicht in ihm getäuscht, denn letztendlich hat er sein Leben für uns riskiert.“

„Das mag sein. Aber sie stellen uns damit vor einige Probleme“, ergriff Landry wieder das Wort. „Wenn Mr. Sheppard überlebt, dann ist er ein Geheimnisträger. Und sein bisheriger Lebenswandel hat nicht dazu beigetragen, dass man ihm wirklich trauen kann.“

„Ich kenne seine Akte General, seit er von der Las Vegas Police mit dem Fall betreut wurde. Und ich finde sie sehr interessant, gerade was sein – leider in den letzten Jahren unnötig vergeudetes Potential - wenn ich das zugeben darf.“

„Leider sind Menschen mit Potential nicht immer einfach. Und das scheint auch Sheppard nicht gewesen zu ein. Bereits bei seiner Zeit im Militär war er ein stetes Ärgernis für seine , Vorgesetzten. Er legte Befehle nach seinem Gutdünken aus und setzte sich mehrfach über Anweisungen hinweg, wenn er deren Sinn und Grund nicht verstehen wollte. Und die letzte dieser Eigenmächtigkeiten endete in einem Desaster, das mehreren Soldaten und Zivilisten das Leben kostete.“ Landrys Stirn lag in Falten.Er schien nicht besonders begeistert von dem militärischen Lebenslauf Sheppards zu sein. „So jemand kann die ganze Expedition in Gefahr bringen, ehe man sich versieht. Nur weil er unüberlegt handelt.“

„Und es kam noch schlimmer. Nach seiner unehrenhaften Entlassung versuchte er bei mehreren Sicherheitsdiensten und der Polizei Fuß zu fassen. Er hat die Prüfung zum Detective erst beim zweiten Anlauf geschafft und ist auch im Dienst nicht durch besondere Leistungen aufgefallen. Eher im Gegenteil. Vermutlich hätte er in ein paar Monaten ein Disziplinarverfahren am Hals gehabt, wegen seiner Spielschulden bei diesem „Mikey“ und den daraus folgenden „kleinen Gefälligkeiten“, die dieser sicher als Gegenleistung für einen Schuldenerlass angeboten hätte“, fügte Agent Woolsey sarkastisch hinzu. „Das wirft kein besonders gutes Bild auf ihren sogenannten Helden, Dr. McKay.“

Rodney sah O’Neill an, doch der sagte nichts, sondern blätterte nur in einer Akte, die er zu sich heran gezogen hatte. An einem Foto erkannte er, dass es sich um die gesammelten geheimdienstlichen Informationen über Sheppard handelte.

„Ich möchte noch etwas zu bedenken geben, was auch ohne eine Charakterprüfung für ihn spricht“, wandte der Kanadier ein. „Ich habe gesehen, wie der Lieutenant-Colonel Sheppard aus der anderen Dimension das Torschiff steuerte und auch sonst mit Gerätschaften der Antiker umging, als sei er in der Stadt aufgewachsen - na ja fast. Sie wissen, wie knapp wir an Leuten sind, die das Gen von Geburt an und in höherer Stärke als diejenigen besitzen, die nur die Therapie genossen haben, besitzen. Dr. Beckett ist nach all den Jahren immer noch der stärkste unserer Genträger – neben ihnen, General O’Neill.“

Dessen Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske geworden, aber Rodney McKay wusste, dass gerade in diesen Augenblicken eine Menge in dem Mann vor sich ging. Er schien die Fürs und Wieders gründlich abzuwägen. Immerhin, war er nicht gleich gegen sie, wie die anderen. Denn letztendlich hing alles von ihm ab.

„Das wäre ein Argument zu Gunsten unseres ungebetenen Gastes ... aber warten wir erst einmal ab, ob er sich vollständig erholt, und dann überhaupt noch etwas mit uns zu tun haben will.“ O’Neill lächelte hintergründig, aber er legte sich damit auch noch nicht fest.
„Deshalb sollten wir diese Unterhaltung zum gegebenen Zeitpunkt weiter fort setzen, denken sie nicht? Dr. McKay, Dr. Keller, ich danke ihnen für ihre Berichte. Sie haben sicherlich noch einiges zu tun, deshalb will ich sie nicht länger aufhalten. Es war sehr interessant, was sie uns erzählt haben, aber es kann sein, dass wir sie noch einmal benötigen. Deshalb bleiben sie bitte um die Uhr erreichbar, auch wenn sie noch ein paar Tage Urlaub genießen möchten.“

„Natürlich, da haben sie vollkommen recht.“ Rodney verbarg seinen Triumph nicht, was O’Neill zu einem Kopfschütteln veranlasste, während Landry und Woolsey ihn irritiert ansahen. Sicherlich würden die Männer noch diskutieren, wenn sie den Raum verlassen hatten.

Jennifer und er erhoben und verabschiedeten sich. Sie verließen den Raum und blieben erst hinter der nächsten Ecke stehen.
„Meinst du das hat Folgen für uns?“ fragte die junge Ärztin und legte dann die Stirn in Falten. „Allerdings hat mir nicht so recht gefallen, was du teilweise gesagt hast. Ich habe das niemals als Experiment getan, sondern dir zuliebe ...“

„Das weiß ich doch“, Rodney legte kurz eine Hand auf ihren Arm. „Aber ich habe gewissen Leuten gegenüber meinen Ruf zu wahren. Und vielleicht war Zynismus in diesem Fall das beste. Und immerhin scheint O’Neill angebissen zu haben und uns nicht gleich verdammen zu wollen“ Er holte tief Luft. „Kann ich mir den Patienten jetzt einmal ansehen, oder spricht etwas dagegen?“
„Nein, ganz und gar nichts. Komm.“
Sie erwiderte die Geste und zog ihn dann kurzerhand zum nächsten Fahrstuhl, denn die Isolierstation lag auf einer höheren Ebene..

+ o + o + o + o + o + o + o + o +

Schüsse...
Feuer und Rauch.
Menschliche Schreie, die von Explosionen übertönt wurden...
...und dann jäh verstummten.

Um ihn herum tobte die Hölle. John versuchte auf die Beine zu kommen, doch der grobkörnige Sand gab unter seinen Füßen nach. Erst nach einigen Versuchen fand er durch ein Grasbüschel Halt und kam auf die Beine.
Taumelnd machte er eine Schritte, dann zwangen ihnen die Schmerzen im Bein wieder auf die Knie zu gehen. Er kroch weiter, gegen das Brennen und den Schwindel ankämpfend.

Nicht denken, nicht fühlen.
Ich muss überleben.

Und dann sah er sie. Ellen Cadman, Sanitäterin der Bodenstreitkräfte, lag in einer verkrümmten Haltung auf einem Felsen. Der Absturz hatte sie aus dem Hubschrauber geschleudert, eine Explosion ihren halben Körper erwischt. Das Gesicht war unverletzt. Aber nun sahen ihn ihre gebrochenen leeren Augen an.

Augen und Lippen, die noch Stunden vorher mit ihm geflirtet hatten. Sie würde niemals wieder glockenhell über seine Scherze lachen, niemals wieder von den Eskapaden ihrer fünf Brüder auf der Farm in im Mittelwesten erzählen, niemals wieder von ihrer Schwester Laura schwärmen, die zu den Marines gegangen war ...

John brach zusammen. Tränen schossen in seine Augen, doch das war nicht, um den unerträglichen Schmerz der Brandwunden zu kompensieren. Steine bohren sich in seine Wange, aber es war ihm egal.

Er hatte versagt und anderen den Tod gebracht. Warum sollte er dann noch kämpfen wollen.
Und das schienen ihm auch Lauras leerer Blick zu sagen.

Blut klebte an seinen Händen.
Er war nicht nur ein Befehlsverweigerer und Fahnenflüchtiger, nein, viel schlimmer
Er war ein mehrfacher Mörder... und verdiente es nicht, weiter zu leben.

Als John zu sich kam, war alles unverändert. Er musste ohne es selbst bemerkt zu haben bewusstlos geworden sein.

Um nicht länger dem Starren der Toten ausgesetzt zu sein, stützte er sich stöhnend mit einem Arm ab und setzte sich wieder auf. Es roch noch immer nach verbranntem Fleisch und Kerosin, aber die Feuer waren erloschen. Nun hatte er das volle Ausmaß des Grauens vor Augen- den ausgebrannten und in mehrere Teile zerborstenen Helikopter. Die Leichen und Leichenteile, die...

Noch nie war eine Rettungsmission mehr in die Hose gegangen. Mit einem gequälten Stöhnen schlug er die Hände vors Gesicht.

Wir lassen niemanden zurück.
Niemanden! Niemals!
Hohle, leere Worte
Alles war seine Schuld ...allein seine Schuld, weil er einen Befehl missachtet hatte und noch einmal hinter die feindlichen Linien geflogen war. Weil es ihm einfach widerstrebt hatte, die Gruppe zurück zu lassen, deren verstümmelten Funkspruch er aufgefangen hatte.
Und doch hatte er ihnen am Ende nur den Tod gebracht.

* Das ist nicht wahr. *

John zuckte heftig zusammen und nahm die Hände vom Gesicht, als ihn jemand an der Schulter berührte. Die Umgebung hatte sich verändert. Er saß auf dem Gras am Rande eines Feldes. In der Ferne konnte er zwischen den wogenden Getreidehalmen ein für den Mittelwesten so typisches Farmhaus sehen...
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