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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 17
Der Flug des Phönix
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John studierte noch einmal die Anzeigen auf der Frontscheibe und meldete sich dann bei den Jägerpiloten. „Hier Flight 271 Delta an Abfangjäger“, sagte er. „Wir haben ein Problem, dass Sie auch schon auf ihren Ortungsschirmen sehen können. Allerdings sind wir jetzt vollständig waffenlos und brauchen ihre Hilfe.“
„Roger, ich habe Sie klar und deutlich verstanden, aber wer spricht da jetzt? Nennen Sie ihren Namen und ihre Kennung.“
„Der Pilot des Pu ... des experimentellen Shuttles ... Sheppard.“ Johns presste die Lippen aufeinander. Verdammt, fast wäre ihm neben einer anderen nicht besonders offiziellen Bezeichnung für das Schiff, doch tatsächlich auch noch ein Major heraus gerutscht.

„Es bleibt nicht viel Zeit“, sprach er hastig weiter. „Wie Sie erkennen können, hat es das fremde Objekt speziell auf das Shuttle abgesehen, und ich gedenke, genau das, zu unserem Vorteil zu nutzen. Ich werde auch weiterhin der Köder sein und seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen.“
„Negativ! Das ist zu gefährlich für Sie. Ziehen Sie sich zurück.“
„Nein, das würde nicht viel nützen. Außerdem, glauben Sie mir, würde ich diesen Vorschlag nicht machen, wenn ich nicht genau wüsste, was ich tue. Vertrauen Sie mir, es ist unsere einzige Chance!“ John sprach diese Worte eindringlich, in der Hoffnung, dass man ihn ernst nehmen würde.

Er sah kurz zu McKay hinüber, doch dieser hielt sich nur mit leidender Miene theatralisch eine Hand vor Augen und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, das wie „Tarnen ...“ klang. Nun, das war nicht besonders ermutigend und außerdem ...
Aber wenigstens ersparte sich sein derzeitiger Vorgesetzter weitere Vorwürfe, die John doch nur ablenken und vielleicht sogar nervös machen würden. Er wusste selbst genau, welche Risiken sein Vorschlag bot. Das was er plante, konnte auch gehörig daneben gehen und sie beide umbringen.

Vor allem ohne jeglichen Schutz. Noch einmal versuchte John auf die dafür zuständigen Systeme zuzugreifen, die auch irgendwo existieren mussten, aber er erhielt weder in seinem Kopf, noch auf den Kontrollen eine Rückmeldung. Das einzige was kurz aufblitzte war eine kleine rot glimmende Anzeige.
Wie schön, die Erbauer dieses Schiffes kannten also auch so etwas wie Warnanzeigen ... ein Zugriff war also nicht möglich.

Für gut zwanzig Sekunden, die John wie eine Ewigkeit erschienen, herrschte zwischen ihm und den Abfangjägern Funkstille. Vermutlich konferierten die Piloten untereinander und mit ihren Leitstellen.
Dann endlich meldete sich die Stimme des Piloten von eben wieder. „Roger, Flight 271 Delta. Hier Captain Baker. Ich bin jetzt einverstanden. Bringen Sie das Objekt in Position. Over.“
„Roger, Flight. Werde das erledigen. Over and out“, entgegnete John erleichtert und konzentrierte sich nun wieder ganz auf die Sache.

Das war keinen Augenblick zu spät, denn inzwischen war der Wraith-Dart heran und schloss unerbittlich zu ihnen auf.

John begann das erste seiner Ausweichmanöver. Er spürte, er durfte nicht in das Schussfeld seines Gegners geraten denn das hatte vermutlich üble Folgen – woraus auch immer dessen Waffen bestanden.

Eine Erschütterung traf den Jumper. Zwei weitere Strahlen aus greller Energie schossen dicht an ihm vorbei. Okay, jetzt wusste er, auf was er zu achten hatte. Das waren jedenfalls keine Raketen, sondern Energiestrahlen. Laser.

„Oh nein, ein Streifschuss. Passen Sie doch besser auf“, stellte McKay fest, der wieder zu hektischer Aktivität erwacht war und sich den Kontrollen zugewandt hatte. Er runzelte die Stirn und tippte etwas in seinen Tablet-PC ein. Dann fluchte er laut: „Oh nein, der Tarn- und Schildgenerator ist getroffen ... aber so wie ich das sehe, war der vorher ohnehin schon defekt und hätte nicht mehr funktioniert ... ah, wie konnte ich das nur vergessen!“
John nickte grimmig. Nun gut, dann musste er eben noch umsichtiger fliegen als zuvor. Wenn das überhaupt ging.

„Jetzt ist mir jedenfalls klar, warum sie das Schiff auf Atlantis ausgemustert haben“, murmelte John.
„Das allein war nicht der Grund. Die Regierung wollte genauere Untersuchungen vornehmen und das war das Torschiff mit den meisten Macken ...“
„Oh, wie nett!“, konnte er sich eine bissige Bemerkung dennoch nicht verkneifen „Hätten Sie mir das nicht schon früher sagen können?“
„Ach, und ich dachte, Sie hätten das schon heraus gefunden, Mister Ausnahmepilot“ kam postwendend die Antwort. „Sie gehören offensichtlich nicht zu denen, die alle Systeme gründlich checken ehe sie sich kopfüber ins Gefecht stürzen, oder wie?“
John drehte abrupt seinen Kopf und funkelte den Kanadier so böse an, dass dieser genau so schnell verstummte und seinen Blick abwandte.

Dann warf er sein ganzes Können und Wissen als ehemaliger Kampfpilot in die Waagschale. Vielleicht war der Jumper nicht ganz so elegant wie ein Jäger, aber mindestens genau so reaktionsschnell – nein, sogar viel schneller - in seinen Reaktionen.
Das beschloss er auszureizen so gut er konnte. Denn schließlich hatte er in den irdischen Maschinen – egal ob Jäger oder Helikopter - auch nicht auf irgend eine Art Schutzschild und Tarnung, sondern allein auf sein fliegerisches Können zurückgreifen können, wenn es zu einem Luftkampf gekommen war.

Er flog eine scharfe Kurve, um weiteren Schüssen auszuweichen, schlug wie ein Kaninchen vor dem Fuchs Haken, verfiel in Schlangenlinien, um im nächsten Moment nach oben auszuweichen und sich wieder fallen zu lassen.

Doch konnte er so seinen Gegner lange genug austricksen?

Sicherlich würde der Feind auch die anderen Jäger auf seinem Schirm haben, aber die Schüsse bewiesen eines – der Wraith war auf ihn fixiert, sah ihn als größte Bedrohung an, die als erstes eliminiert werden musste.

John stellte den Jumper schräg zum Erdboden und flog einen Moment auf dem Kopf. Und nichts – nichts davon war im Jumper zu spüren. Nur zu sehen, und das allein krampfte ihm den Magen zusammen, weil er schon lange nicht mehr solche Flugmanöver durchgeführt hatte.
Er warf einen kurzen Blick auf McKay, der sich nur noch an seinem Sitz festklammerte und so aussah, als müsse er sich im nächsten Moment übergeben. Okay, das Gefühl konnte er diesmal sogar nachvollziehen. Aber er gewöhnte sich bereits an das Kreiseln und die abrupten Wendungen und das durfte ihn nicht davon abhalten, seinen Plan bis zum bitteren Ende durch zu ziehen.

Dann sah er die Abfangjäger endlich auch mit den bloßen Augen und ohne Hilfsmittel. Die dunklen Punkte die sich gegen das Blau des Himmels abhoben wurden immer größer und detaillierter.

John spannte sich an und hielt die Luft an. Gleich war es so weit ...
Er hörte die Stimmen der anderen Piloten, dann eine an ihn gerichtete Anfrage des Teamleaders aber er antwortete noch nicht. Dazu war es noch zu früh.
Er musste erst den richtigen Moment abpassen.

Wieder zischten Strahlen dicht an ihm vorbei. Eines der entgegenkommenden Flugzeuge wurde getroffen und driftete mit einer Rauchfahne ab. Hoffentlich gelang es dem Piloten noch rechtzeitig auszusteigen ... aber das sollte jetzt nicht seine Sorge sein.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, aber sein Geist war von einer klaren und kalten Ruhe umgeben. Er registrierte jedes kleine Detail und folgte wie so oft in extremen Situationen seinem Instinkt.
Und dann...

„Flight 271 Delta an Abfangjäger ... JETZT!“

Mit einem durchdringenden Sirren zischte der Dart an ihm vorbei, als John dem Jumper erst den vollständigen Stopp und dann den Rückwärtsflug gebot. Sie wurden heftig in die Sitze gepresst und dann nach vorne gerissen, denn der Andruck war so stark, dass selbst die Intitialdämpfer nicht mehr mit dem Ausgleich hinterher kamen.

Aber das rasante Manöver war von Erfolg gekrönt!

Nun da ihr Schussfeld frei war, zischten gleich vier Luft-Luft-Abwehrraketen auf den Dart zu. Dem feindlichen Piloten gelang es noch zwei davon mit seinen Waffensystemen zu zerstören, die beiden anderen aber trafen, explodierten und zerrissen die Spitze und einen der Flügel. Der fremde Flugkörper geriet ins Trudeln und stürzte mit einen dunkleren Sirren als zuvor, eine Spur aus Rauch und Trümmern hinter sich her ziehend in die Tiefe.

Es war geschafft! Sie waren noch einmal mit heiler Haut davon gekommen.

John holte mehrfach tief Atem, um ein wenig von der Anspannung los zu werden, die ihn jetzt wie ein Krampf durcheilte und lockerte seinen festen Griff um die Steuerung. Dann überprüfte er die Systeme und nickte zufrieden. Er musste sich keine Sorgen mehr machen, denn es hatte keine weiteren Beschädigungen mehr gegeben und auch das freute ihn. Er hatte also nichts verlernt und seine Fähigkeiten waren alles andere als eingerostet.

„Fremdes Objekt ist im Tikaboo Valley fünfzehn Meilen nördlich von Groom Lake auf der Erdoberfläche zerschellt. Keine irdischen Schäden und Verluste so weit ich im Moment feststellen kann“, meldete sich Captain Baker dann wieder bei ihm. „Danke für Ihren phänomenalen Einsatz, Sir.“
Und dann folgte etwas zögerlicher, wenn auch mit einem bewundernden Unterton in der Stimme: „Sagen Sie mal, woher haben Sie eigentlich so verflucht gut fliegen gelernt ... Sheppard?“

John schluckte. Jetzt musste er wohl mit der Wahrheit heraus rücken. „Das war während meiner Militärzeit, Captain Baker. Ich bin allerdings inzwischen nur noch Zivilist.“
Betretenes Schweigen folgte, weil der Militärpilot am anderen Ende der Verbindung nicht so recht wusste, was er auf dieses Geständnis hin sagen sollte.
John verzog unwillkürlich das Gesicht. Was hätte er auch anderes erwarten sollen?
Denn der Mann in der anderen Maschine konnte sich wahrscheinlich Eins und Eins zusammenzählen und würde über kurz oder lang zu einem ganz bestimmten Schluss kommen, da es nicht so viele Möglichkeiten gab ...

Die Pause nutzte jemand anderes, um sich auf einer neuen Frequenz dazwischen zu schalten. „Hier spricht Colonel Carter. Wir übernehmen jetzt und klären die Situation. Bitte kehren Sie jetzt auf ihre Basen zurück.“ Ein Kommandocode der auf mehreren Frequenzen zu empfangen war, folgte, und schien für die Abfangjäger das Zeichen zu sein, ohne weitere Nachfragen abzudrehen.

Nur John hielt den Jumper vielleicht zwei Meilen über der Erdoberfläche in einer Warteposition, da ihm McKay, der die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte als müsse er sich erst von den wilden Manövern erholen, das entsprechende Zeichen gab.

„Sam?“ Das Gesicht des Kanadiers hellte sich auf und schaltete den Funk wieder zu sich. „Ihr kommt aber wirklich reichlich spät! Himmel, das hier eben hätte für uns auch schief gehen können. Was hat euch aufgehalten, die Erde wieder einmal und diesmal auch uns zu retten? Sonst seid ihr doch immer als erstes zur Stelle.“
John zog eine Augenbraue hoch. Der Kanadier kannte diesen weiblichen Colonel also und sogar besser als vermutet, wenn er diesen vertraulichen Tonfall richtig deutete.
„McKay sind Sie das? Die „Hammond“ befindet sich immer noch auf ihrer alten Position, aber ich habe eine F-302-Staffel losgeschickt und wir greifen auf die Satellitenüberwachung zu“, erklang es aus den Lautsprecher. „Was treiben Sie denn in diesem Torschiff und in der Luft? Und was hat das überhaupt in der Luft zu suchen? Ich dachte, es sollte in Area 51 vollständig auseinander gebaut werden?“

Auf der Frontscheibe erschien nun das Bild einer Frau in mittlerem Alter. Sie steckte in einem khakifarbenen Overall und hatte die blonden Haare militärisch streng zurückgesteckt.
Offenbar konnte sie ebenfalls ein Bild sehen, denn ihre Augen richteten sich direkt auf John und unterzogen ihn umgehend einer ausgiebigen Musterung.

Ein verschmitztes, ja fast wissendes Lächeln trat in die Augen und zeigte sich auf dem Mund des weiblichen Colonel, während John sich verlegen die Lippen befeuchtete und nicht wirklich wusste, wo er in diesem Moment hinsehen sollte. Warum hatte er das Gefühl, dass auch diese Frau genauestens über ihn und seine Vorgeschichte Bescheid wusste?

„Ist das etwa Mr. Sheppard an ihrer Seite?“ bestätigte sie seine Vermutung.

„Ja, das ist mein neuer Mitarbeiter“, verkündete Rodney McKay stolz und meldete natürlich gleich seine Besitzrechte an ihm an . „Nun, wir hatten eigentlich nur einen Probeflug machen wollen, da ich noch ein paar Daten sammeln wollte und die Gelegenheit günstig war“, fügte der Kanadier selbstbewusst hinzu. „Leider ist dann – wenn auch ein wenig ungeplant - ein bisschen mehr draus geworden ... dank unvorhersehbarer Umstände und meines überaus abenteuerlustigen Piloten. Aber ich denke, die Auswertung der Aufzeichnungen dürfte sehr interessant werden.“

„Das kann ich mir sehr gut vorstellen, denn ich glaube, sie haben noch nie einen Kampfeinsatz aufgezeichnet. Aber die wissenschaftlichen Auswertungen werden noch eine Weile warten müssen, Rodney. Jetzt brauche ich erst einmal einen kurzen Bericht und Aussagen von ihnen beiden. Durch diesen Zwischenfall ist leider ganz Nordamerika und halb Mittelamerika in Alarmzustand versetzt worden und einige Stellen erwarten entsprechende Erklärungen über die Umstände und den Verlauf des Luftkampfes.“
„Oh, mir scheint, das klingt nach einer ganzen Menge Ärger.“
Irgendwie klang der Kanadier nun nicht mehr ganz so sicher. John wechselte in diesem Moment einen Blick mit McKay. Seltsamerweise sah er das gleiche in den Augen des Wissenschaftlers, was er in sich fühlte: Die unangenehme Ahnung , dass die Schwierigkeiten jetzt vermutlich erst richtig anfingen.

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Wraith fühlen nur selten Verzweiflung, doch wenn, dann saß sie tief und bohrte sich in die eigenen Eingeweide wie der Biss eines Iratus-Käfers durch seine Haut seines auserwählten Opfers.

Zum letzten Mal hatte der Gefangene sie vor zehntausend Jahren gespürt, als seine erste Königin – die Mutter seines heimatlichen Hives starb -... und nun durchbohrte sie ihn ein zweites Mal, als die Verbindung zu dem letzten überlebenden Jägerpiloten erlosch.

Nun war er ganz allein und die Sache verloren. Er hatte zu hoch gespielt und die Menschen unterschätzt, die so ganz anders waren als die schwachen Lebewesen unter seinen Sternen.

Der Mann, den die Wissenschaftler vor einiger Zeit vor ihn gebracht hatte, war wie die meisten Humanoiden auf den Planeten des Jagdgebietes, ein kraftloser Schatten seiner Selbst gewesen, dessen Gedanken er leicht hatte lesen können, weil dessen Wille schwach und voller Furcht, Schuld und Scham gewesen war.

Nach dem Verlust des ersten Schiffes hatte er ein zweites Mal nach diesem jämmerlichen Geist gegriffen, weil er ihn am Rande seines Bewusstseins wahr genommen hatte und so erfahren müssen, dass zwar viele dieser Schwächen in diesem Mann immer noch vorhanden waren, nun aber wie der Schatten von einer hellen und leuchtenden Flamme in den Hintergrund verbannt worden waren.
Er hatte größeren Druck ausüben müssen, um überhaupt in die oberen Bewusstseinsebenen des Menschen eindringen zu können und das Entsetzen über das, was er dort vorgefunden hatte, hatte ihn zu einem schwerwiegenden Fehler verleitet, der nun nicht mehr gut zu machen war.

Dieser Sheppard - John Sheppard - hatte ihm eine schmerzhafte Lektion erteilt: Wenn selbst diejenigen Menschen, die gebeugt und gebrochen waren sich wieder aufrichten und innerhalb so kurzer Zeit neue Kraft konnten, dann war dieses Volk nicht so leicht zu besiegen, wie er und die anderen Stämme immer gedacht hatten.
Ähnlich wie die Lantianer waren sie unter seinen Sternen an Zahl gering, aber das konnte sich eines Tages vielleicht ändern, wenn sie weiter dort Fuß fassten.
Und dann...
Was konnten die Wraith dann noch unternehmen, wenn es Menschen wie diesem hier gelingen sollte, die Flammen der Rebellion und des Widerstandes in seiner Heimat neu zu entzünden, weil den anderen lehren konnte die Kraft und Entschlossenheit zum Widerstand in sich zu finden hatte?

Er war zu schwach, um sich jetzt noch einmal aufzurichten und seine Wut und seinen Schmerz heraus zu brüllen. Was jetzt für ihn blieb, waren allein der schwarze Abgrund des Todes, das endlose Vergessen.

Mit letzter Kraft hob er seine Hand mit dem Nährmund und legte sie sich auf die Brust, zwang dem bohrenden Hunger und der Gier ein Ende zu machen. Er zuckte nicht einmal mehr zusammen, als er den süßen Schmerz spürte, der ihm dabei half, sich der vollständigen Dunkelheit zu öffnen.

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„Wir werden sehen, was passiert, Rodney. Am besten kommen Sie erst einmal an Bord, denn ich denke, General O’Neill und der Präsident erhalten die Informationen am besten direkt von Ihnen und Mr. Sheppard“, sagte Samantha Carter, die inzwischen die „George Hammond“, die ursprünglich „Phönix“ hatte heißen sollen, kommandierte. „Ich schicke Ihnen zwei F-302 entgegen, die sie zu uns lotsen werden.“
„In Ordnung, Sam. Könnten Sie bitte auch Groom Lake benachrichtigen, dass wir wohl ein bisschen später als geplant zurückkommen werden?“
„Schon erledigt, Rodney. Bis gleich!“
Das Bild auf der Frontschreibe erlosch und Rodney wandte sich seinem Piloten zu. Nun konnte er John Sheppard einfach nicht mehr nur als ehemaligen und nicht besonders erfolgreichen Detective sehen.

Der dunkelhaarige Mann hatte sich zwar ein wenig in seinen Sitz zurückgelehnt und versuchte lässig zu wirken, aber er sah nicht wirklich entspannt aus. Rodney konnte es ihm nicht verdenken. Auch er wusste nicht, was sich aus dem Zwischenfall ergeben würde.
Der Rundflug auf dem Testgelände wäre eine belanglose Sache gewesen, die man leicht unter den Tisch kehren konnte, da sie vermutlich niemandem aufgefallen wäre – die Aktionen von eben jedoch nicht mehr.

Ein kalter Schauer durchlief ihn, als er an das Durchlebte dachte. Das war ein ausgewachsener Luftkampf gewesen, der auch leicht hätte übel ausgehen können. Und er hatte auch noch mitten drin gesteckt. Vorbei war es ebenfalls noch nicht, denn sie würden vermutlich jede Menge zu erklären haben ...

Sheppard beugte sich plötzlich vor. „Sind das etwa die F-302 von denen ich in dem technischen Manual gelesen habe, das sie mir gestern gegeben haben?“
Nun blickte auch Rodney nach vorne. „Ja, das sind sie. Weiterentwicklungen aus den Todesgleitern der Goa’uld und unsere fortschrittlichsten Kampfflugzeuge, die nur auf den Raumschiffen und an zwei Stationierungsorten auf der Erde eingesetzt werden.“
Für ihn waren die Sichelflügler inzwischen ein gewohnter Anblick, denn einige der Schiffe waren mittlerweile auf Atlantis stationiert und flogen dort regelmäßig ihre Runden.
Für den Mann neben ihm, der die Schiffe ja zum ersten Mal sah, mussten sie natürlich sehr fremdartig wirken.
Und vermutlich machten sie Sheppard auch neugierig, wie an dem gewissen Funkeln in den Augen des Mannes an seiner Seite wieder zu sehen war.

Einer der Piloten meldete sich und nannte seine Kennung und ergänzte in lockerem Plauderton: „Kommen Sie nur Mr. Sheppard, folgen Sie uns einfach ins All.“
„Colonel Mitchell?“
„In Person. Ich habe schon geahnt, dass Sie dahinter stecken und wollte es mir nicht nehmen lassen, Sie selbst abzuholen.“ Der Teamleader von SG-1 lachte. „Ich hätte nicht gedacht, dass man aus den Torschiffen und gerade aus diesem halben Wrack so viel heraus holen könnte. Aber Sie machen ihrem Ruf wirklich alle Ehre.“
„Meinem Ruf?“ Sheppard wirkte irritiert. „Was meinen Sie damit?“
„Ach, das ist eine Geschichte, die ich ihnen mal in Ruhe erzählen muss. Wir können uns später auf der „Hammond darüber unterhalten.“

„Dem stimme ich zu, Colonel Mitchell“, mischte sich Rodney ein, dem es ein wenig zu bunt wurde. „Sie wissen, dass sich Mr. Sheppard jetzt besser auf den Flug konzentrieren sollte. Schließlich war er noch nie im Weltall. Und er fliegt das Torschiff zum ersten Mal.“
„Ach Dr. McKay, da mache ich mir weniger Sorgen. Ich habe läuten hören, dass er über kurz oder lang alles durch jede Umgebung fliegen kann, in das man ihn setzt, egal ob er es kennt oder nicht.“
Rodney warf einen Blick auf Sheppard, der nur für einen kurzen Moment verlegen wirkte, und dann wieder eine ausdruckslose Miene aufsetzte. „Wie Sie meinen, Colonel“, fügte er sarkastisch hinzu. „Sie sitzen ja nicht neben diesem Mann, der offensichtlich zu viel ‚Top Gun’ gesehen hat.“
„Nein, das tue ich nicht, aber ich würde es gerne. Und lassen Sie bitte diesen Film aus dem Spiel. Bis nachher.“ Mitchell beschleunigte und setzte sich nun ein Stück vor sie. Er hielt jetzt Funkstille.
„Er hat recht, was den Film angeht“, bemerkte Sheppard dann.
„Ach ja, wieso denn? Und ich dachte, das wäre die Bibel für euch Piloten?“
Der dunkelhaarige Mann lachte trocken auf. „Eher eine schöne Märchenstunde. Meine Kameraden und ich wussten beim ersten Mal nicht, ob wir Lachen oder Weinen sollten, und später haben wir und dazu entschieden, es mit Humor zu nehmen und haben uns danach mit Zitaten aus dem Film gegenseitig aufgezogen und verarscht.“ Er grinste frech. „Und seien Sie doch ehrlich: Ihnen müsste es doch bei den heutigen Science Fiction-Filmen ähnlich ergehen, oder?“
„Nein, ganz und gar nicht. Sci-Fi liebe ich aus tiefstem Herzen. Die Filme und Serien sind entspannende Unterhaltung ...“
„Ach, wirklich?“
„Schließlich ist es nur Fiktion – und den meisten Autoren und Filmemachern kann man ihre Fehler ruhig verzeihen, da sie es ja nicht besser wissen“, erwiderte Rodney selbstbewusst.
John Sheppard warf ihm einen skeptischen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. Verdammt, jetzt nahm er ihm das nicht mal ab.

Rodney war aber nicht bereit zuzugeben, dass er sich in Wirklichkeit schon mal – nein, zugegebenermaßen doch öfters - über die Dummheit der Autoren und Special-Effects-Leute aufregte, die nur mit ein bisschen gründlicherer Recherche so viele physikalische Unmöglichkeiten und althergebrachte, von der Wissenschaft längst widerlegte Klischees vermeiden konnten. Und da waren ehrlich gesagt die phänomenalen Geräuschkulissen im luftleeren Raum noch das geringste Übel.

Inzwischen hatten sie die oberen Schichten der Atmosphäre erreicht. Fast schon spielerisch wich der Pilot Satelliten, Sonden und Weltraumschrott aus, tauchte zwischen den Trümmern des Wraith-Schiffes in den interplanetaren Raum ein, neugierig die bizarren Wrackteile betrachtend.

„Ich bin mir sicher, die beiden Jäger sind von hier gekommen“, sagte Sheppard plötzlich. Dabei spannte er sich an und wurde wachsam, so als befürchte er, dass noch einmal einer auftauchen könnte. „Einige der Trümmer sind so groß, dass sich problemlos ein Schiff wie dieses oder ein Dart darunter oder darin verstecken könnte.“
„Ja, da könnten Sie recht haben.“ Rodney spann die Gedanken weiter. „Sie müssen wissen, dass die Wraith zumindest für eine Weile in eine Art von Winterstarre verfallen können. Und wenn sie dann auch noch ihre Systeme auf ein Minimum herunter schalten, sind sie auch mit den besten Sensoren praktisch nicht mehr zu orten. Nur muss man sie dann...“
Er runzelte die Stirn. In seinem Kopf fügten sich die einzelnen Puzzleteile plötzlich zu einem Gesamtbild zusammen, denn er erinnerte sich an Begegnungen in der Pegasus Galaxie. „Einige ihrer Sinne bleiben jedoch soweit bei Bewusstsein, dass sie den Ruf eines Rassegefährten empfangen können.“

John Sheppard sagte nichts, sondern sondierte die Umgebung um so genauer, als fürchte er, dass noch ein Feind auftauchen konnte.

Im Grunde hatte er damit gar nicht einmal so unrecht ...
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