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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 13
Neue Herausforderungen
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Bevor John die Tür öffnete, zupfte den Kragen des Hemdes und Jacketts zurecht. Da er bisher noch nicht zum Einkaufen gekommen war, hatte er den Anzug behalten können, den er schon vor dem Tribunal getragen hatte. Sein eigener aus Vegas ... er lächelte bitter ... war vermutlich als Beweismittel in irgend einem Archiv gelandet oder vernichtet wurden.
Er holte tief Luft.
Auch wenn ihn das Training erschöpft hatte, so fühlte er sich doch so erleichtert und erholt wie schon lange nicht mehr. Und bis vor ein paar Minuten hatte er sich ebenso entspannt gefühlt – bis zu dem Anruf im Fitnessraum, durch den er erfahren hatte, das die Generals Landry und O’Neill ihn wegen seines Anstellungsvertrages sprechen wollten.

Da waren sie alle wieder zurück gekehrt: Die Vorbehalte und Zweifel. Und nicht zuletzt die Angst, in etwas hinein zu geraten, dass ihm ganz und gar nicht gefallen würde.

Ein Vertrag ... eine neue Anstellung ... neue Herausforderungen. Du selbst willst es so, John. Vergiss das nicht. Es ist deine Entscheidung gewesen, die Hand als erster auszustrecken, weil du weißt, dass es vermutlich deine letzte Chance ist, deinem Leben endlich wieder einen Sinn zu geben. Denn du würdest sonst zugrunde gehen, beschwor er das Mantra herauf, dass er sich zurecht gelegt hatte, wann immer die zynischen und misstrauischen Stimme in seinem Inneren zu laut wurde. Und du kannst dir auf jeden Fall anhören, was sie dir anzubieten haben, denn so lange du nicht unterschreibst, bist du nicht an irgend etwas gebunden.

„Guten Tag, General Landry, General O’Neill!“ begrüßte er beim Eintreten die beiden Militärs, die sich ebenfalls erhoben und ihm die Hand gaben, ehe sie sich gemeinsam wieder niederließen. Den Kaffee, den ihm Landry anbot lehnte John jedoch ab. Er war schön nervös genug.

„Mr. Sheppard, danke, dass Sie gekommen sind.“ O’Neill lächelte unverbindlich. Genau wie John trug er ein Pokerface zur Schau. „Wie Sie sich denken können, haben wir einiges mit Ihnen zu besprechen.“
„Ja ich weiß.“ John nickte. „Dann bin ich gespannt auf Ihre Entscheidung.“
„Ich denke, wenn ich behaupten würde, dass diese vollständig zu Ihren Gunsten ausgefallen wäre, dann würden Sie mir das sicherlich nicht abnehmen. Deshalb bleibe ich lieber bei der Wahrheit und komme direkt auf den Punkt“, sagte O’Neill und sah ihm direkt in die Augen „Tatsächlich ist es so, dass man recht kontrovers diskutiert hat, ob Ihr Nutzen als Mitarbeiter das Risiko, dass Sie durch Ihre Eigenwilligkeit darstellen, aufwiegt.“

„Und zu welchem Schluss ist man gekommen?“ Ein kalter Schauer rann über Johns Rücken und er spannte sich unwillkürlich an.
Natürlich - das hätte er sich denken können. Letztendlich wog die Vergangenheit mehr als alles andere.
Die Mundwinkel des Generals zuckten und er lehnte sich zurück. „Andererseits waren viele von Ihrer Offenheit und Ihrem tiefen moralischen Empfinden sehr beeindruckt. Mir persönlich hat besonders gut gefallen, wie Sie sich gegenüber Coolidge geschlagen haben. Ich hätte mit dessen Angriffen nicht besser umgehen können.“
Sollte er sich nun über dieses Lob freuen? Oder nicht? John spannte sich innerlich an. Eine Entscheidung war das noch lange nicht.

„Allerdings war man der fast einhelligen Meinung, dass Sie für den militärischen Dienst auch weiterhin nicht geeignet sind, so dass man davon absehen wird, Sie wieder zurück zu berufen oder Ihnen gar Ihren alten Rang wiederzugeben“, übernahm Landry mit sachlicher Stimme.
„Aber wir sind überein gekommen, Ihnen einen Posten anzubieten, der Ihren Neigungen und Fähigkeiten viel besser entgegen kommt – als Mitarbeiter zur besonderen Verwendung“, ergänzte der andere General süffisant.

Also wollen sie mich letztendlich doch nur als Versuchskaninchen! Danke, genau das wollte ich eigentlich mit meiner Andeutung in dieser Anhörung vermeiden, dachte John resigniert und versuchte seine Enttäuschung hinunter zu schlucken und vor den beiden anderen Männern zu verbergen.

„Das bedeutet eigentlich nur, dass Sie keiner bestimmten Abteilung zugeordnet werden und Ihren Dienst nur in einer versehen werden. Selbst wenn sie zunächst als Techniker arbeiten sollten, so könnte es doch sein, dass man Sie in Notfällen oder bei besserer Eignung auch in der Sicherheitsabteilung einsetzen wird“, ergänzte O’Neill schmunzelnd, der offensichtlich das Zucken in seinem Gesicht gesehen hatte.
„So weit ich weiß, kennen Sie ja schon Vala Mal Doran. Ebenso wie ihr Teamkollege Teal’c, ist auch sie eine freie Mitarbeiterin in unserem Programm, die weder zum Militär gehört und schon gar keine Wissenschaftlerin ist.“
Er räusperte sich und fügte mit einem hintergründigen Lächeln hinzu. „Aber sie besitzt Wissen und Fähigkeiten, durch denen sie ihrem Team schon manches Mal sehr geholfen und uns Informationen zugespielt hat.“ Dabei zwinkerte er so eindeutig, dass John verstand – vermutlich hatte die schwarzhaarige Frau ihre Kollegen auch eben so oft in Schwierigkeiten gebracht.

Der General lehnte sich zurück. „Sheppard, Sie kennen doch die Bürokraten. Dort muss alles in eine bestimmte Schublade gepackt werden, anders geht es nicht.“

John nickte zustimmend.
Wie recht dieser O’Neill hatte.
Sprach der vielleicht sogar aus eigener Erfahrung? Denn er hatte inzwischen durch das Gerede im Stargate-Center erfahren, dass der General einer derjenigen gewesen war, die als erste durch das Sternentor gegangen waren und über acht Jahre dabei mitgeholfen hatte, das Programm in der Form aufzubauen, in der es heute bestand.

„Der Arbeitsvertrag umfasst ihre Rechte und Pflichten. Sie werden sehen, dass auf bestimmte Dinge durchaus Rücksicht genommen wird.“ Landry schob John eine der Akten zu. „Zwar müssen noch ein paar Kleinigkeiten zwischen uns und der Außenbasis geregelt werden, aber so wie es aussieht, werden Sie erst einmal der wissenschaftlich-technischen Abteilung Dr. McKays auf Atlantis unterstellt.“
„Das bedeutet, aber nicht nur, dass Sie in der Stadt festsitzen werden, sondern dass der Mann Sie durchaus auf Außeneinsätze mitnehmen kann. Und ich bin mir inzwischen sicher, dass er das tun wird.“ O’Neill musterte John auffordernd. „Nun kommen Sie doch endlich mal ein bisschen aus sich heraus und geben zu, dass Sie genau das juckt. Ich glaube nämlich auch nicht, dass Sie es sich auf Dauer gefallen lassen wollen und werden, in einem Labor zu versauern!“
„Ja Sir, das würde mir tatsächlich nicht behagen“, entgegnete John vorsichtig. Es war unheimlich, wie sehr sich dieser General um ihn bemühte und ihn immer wieder zu durchschauten schien. Er spürte, dass nicht nur Gerede dahinter steckte, sondern tatsächlich eine ehrliche Meinung. In dieser Hinsicht war O’Neill sehr offen.

Er mag dich und er schätzt dich trotz allem, was du dir in der Vergangenheit geleistet hast. Und das ist schon verdammt viel verlangt von einem General. Eigentlich dürfte er das gar nicht, sondern müsste dich als das sehen, was du bist. Auf der anderen Seite ist hier nichts so wie du es kennst. Das hat auch schon Colonel Mitchell bewiesen.

Ein warmer Schauer rann seinen Rücken hinunter, als er darüber nachzudenken begann und das Kribbeln in seinem Körper wurde noch stärker.
John lenkte sich hastig ab und blätterte den Vertrag durch, der ungefähr acht mal so dick war wie der, den er bei der Polizei von Las Vegas unterschrieben hatte.
Ein großer Teil davon war natürlich wieder kaum zu verstehendes juristisches Kauderwelsch, das er geflissentlich ausließ, denn vermutlich bestand es aus ähnlichen Geboten wie die Schweigepflichterklärung.
Dafür konnte sich die Bezahlung für diesen Job sehen lassen. Sie kam durchaus an den Sold heran, den er als Major bezogen hatte, und war um einiges höher als sein Gehalt beim LVPD. Dafür war aber auch das Risiko höher, denn es kamen gleich mehrere Gefahrenzulagen dazu, wie er erkannte. Und das Gehalt würde sich nach den ersten sechs Monaten und durch zusätzliche Aufgaben auch noch erhöhen.

„Ich fasse mal eben die wichtigsten Punkte zusammen. Ich denke, der erste kommt Ihnen gleich entgegen. Lernen sie den am besten gleich auswendig! Also: Sie haben das Recht Aktivierungen außerirdischer Artefakte abzulehnen, wenn Sie der Ansicht sind, dass diese gefährlich und noch nicht genügend überprüft sind. Die Wahrung ihres Lebens und ihrer Gesundheit steht im Vordergrund.
Dazu kommt, dass Sie zudem berechtigt sind, vor allem den Außenmissionen Waffen zur Selbstverteidigung und im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse und in Absprache mit dem Sicherheitschef bei sich zu tragen. Ihr Wissen und ihre Kenntnisse und nicht unbedingt Ihr Rang oder Ihre Stellung bestimmen die Art Ihres Einsatzes auf Atlantis“, fasste O’Neill trocken zusammen.
„Ihre direkten Vorgesetzten sind Dr. Weir und Dr. McKay, was aber nicht bedeutet, dass Sie Colonel Sumners Anweisungen völlig außer Acht lassen dürfen. Er ist ein guter Kommandant, aber er hat auch seine Prinzipien, die Sie lernen und beherzigen sollten. Befehlsverweigerung ist ihm ein Gräuel, aber das wird er Ihnen sicherlich auch noch deutlich genug machen, wenn Sie ihn kennen lernen.“ O’Neill sah ihn scharf an. „Ich bin mir sicher, Sie kriegen das auch hin, denn Sie sind nicht dumm.“

John grinste schief und blätterte im Vertrag, überflog die ein oder andere Stelle und fand die Worte des Generals bestätigt. Dann hob er wieder den Kopf und sah die beiden Männer ihm gegenüber an, vor allem O’Neill. „Danke für den Hinweis, Sir. – Dürfte ich mir kurz ihren Stift ausleihen?“

Jon beschloss, sich den Vertrag jetzt nicht noch genauer zu Gemüte zu führen, denn er wusste, dass er damit nur seine Zweifel und Ängste schüren würde. Und irgendetwas sagte ihm, dass die meisten Klauseln ohnehin der Standard war, den auch die anderen Mitarbeiter des Stargate-Centers unterschrieben hatten und damit alles rechtens war.
Dann war der Vertrag ohnehin befristet und musste in einem Jahr erneuert werden. Außerdem führte ohnehin kein Weg daran vorbei, wenn er ein neues Leben beginnen wollte.

Also warum sollte er sich dann noch länger zieren und darüber nachdenken wollen? Bereuen konnte er seine Entscheidung später immer noch.

John nahm einen Füllfederhalter von General Landry entgegen. Schweigen senkte sich über den Raum, als er seine Unterschriften leistete. Nur das Kratzen der Feder auf dem Papier war zu hören.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Seltsamerweise fühlte er sich gar nicht einmal schlecht, als er sich wieder zurück lehnte und den Federhalter in seine Kappe zurücksteckte. Die Zweifel und Ängste verstummten zwar nicht, aber sie wurden durch ein angenehmes Kribbeln in den Hintergrund gedrängt.
Waren es vielleicht sogar Gefühle wie Vorfreude und Neugier, die ihn jetzt erfüllten? Er wusste es nicht – und wollte es auch nicht wissen.

O’Neill nahm die Gelegenheit wahr und drückte seine Hand, als er diese ausstreckte, um den Füllfederhalter zurück zu geben.
„Danke, dass Sie mich bisher in keiner Hinsicht enttäuscht haben, Mr. Sheppard“, sagte er freundlich und zwinkerte ihm mutmachend zu. „Ich setze große Hoffnungen und Erwartungen in Sie. Und vor allem, lassen Sie sich nicht von McKay und den anderen Eierköpfen auf Atlantis unterkriegen.“
„Ich freue mich ebenfalls“, ergänzte Landry im gleichen Tonfall. „Machen Sie etwas aus der ihnen gebotenen Chance.“

John nickte und wunderte sich im nächsten Moment, dass er sich nicht unter Druck gesetzt fühlte, wie in früheren Zeiten. Er wollte etwas erwidern, brachte die Worte jedoch nicht über die Lippen.
Nein, so weit war er doch noch nicht.
Aber in seinem Inneren spürte er, dass die Zeit des ziellosen Herumirrens auf seltsame Weise ein Ende gefunden hatte. Zwar wusste er noch, was ihn wirklich da draußen erwartete, ebenso wenig kannte er dieses Atlantis, aber seine Intuition sagte ihm, dass es vielleicht ein Ort werden konnte, an dem er sich wohl fühlte.


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“Du willst den Trupp selbst anführen, Acastus? Das halte ich nicht für richtig, immerhin bist du nicht länger nur einer der Truppenkommandanten, du bist unser Anführer. Wenn du jemanden schicken willst, dann einen deiner Unterführer oder mich“, redete sich der grauhaarige Mann in Fahrt und ging um den Tisch herum. „Wir brauchen dich hier, um unser Volk zusammen zu halten.“

„Nein Athor, die Genii brauchen nach fünf militärischen Führern und einen Tyrann wie Cowen dich, um die Wunden zu heilen, die seine militärischen Vorstöße und die strengen Verordnungen geschlagen haben“, entgegnete Kolya scharf und sah seinen alten Freund ernst an. Sie maßen schweigend für einen Moment ihre Blicke.
„Ich muss gehen, um unseren Soldaten zu beweisen, dass auch ein Chief die Gefahren nicht scheut. Sie sollen sehen, dass ich dazu bereit bin, mich den gleichen Gefahren wie sie zu stellen. Das sichert uns ihre Treue mehr als alle Drohungen.“
Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „Vergiss nicht, wie leicht es war Cowen und seine beiden Leibbrigaden zu vernichten, weil er zu viele von den anderen Truppen und auch zwei Kommandanten, die ihn im Kriegsrat widersprochen hatten, kaltblütig in den Tod schickte und auch sonst nichts scheute, um seine Ziele zu erreichen.“

„Trotzdem, solltest du dir das noch einmal genau überlegen.“
Der Grauhaarige klang sanfter, aber immer noch nicht ganz überzeugt.
„Du weißt selbst, dass mit den neuen Lantianern nicht zu spaßen ist. Es wäre nicht gut, wenn sie dich in die Finger bekämen, nach deinen Coup gegen Cowen. Ich denke, sie haben nicht vergessen, dass du zusammen mit Ladon bereit dazu warst, einige ihrer Leute als Köder opfern zu wollten, um deinen Chief zu entthronen. Und Sie wissen, dass du ihnen mehrfach Technologie entrissen hast.“

„Die Gefahr ist mir sehr wohl bekannt. Aber ich bin kein junger und unerfahrener Truppenführer mehr“, entgegnete Acastus Kolya gereizt. „Und ich weiß, dass sie mich lieber heute als morgen in die Finger bekommen möchten. Aber trotzdem werde ich gehen, denn gerade eine so heikle Mission bedarf der Führung eines erfahrenen Offiziers.“

Athor seufzte und wanderte unruhig im Raum auf und ab. „Ich sehe, dass ich dich nicht halten kann, Acastus.“

„Nicht wenn es um etwas geht, was unserem Volk zugute kommen könnte.“ Kolya trat an ihn heran und legte seinen Freund die Hand auf die Schulter. „Die Regierungsgewalt liegt bei dir in besseren Händen. Du bist der bessere Diplomat und Politiker von uns. Vor allem hast du auch die Herzen der einfachen Leute auf deiner Seite.“
Er hielt kurz inne. „Mich sehen die meisten Männer und Frauen immer noch in erster Linie als kaltblütigen Kommandanten und ehemals gehorsamen Gefolgsmann eines Tyrannen und ich weiß, einige fürchten insgeheim, ich könnte ein zweiter Cowen werden. Bei dir war das niemals der Fall, Die beiden Jahre, in denen du unter Arrest standest haben dir viele Sympathien unter der geistigen Elite unseres Volkes verschafft, die wir auch nicht mehr unterschätzen sollten.“
„Das stimmt nicht. Auch du wirst von vielen als kluger Mann geachtet.“
„Aber nicht von allen. Und die sind manchmal das Zünglein an der Waage, wie du nur all zu genau weißt. Und der Rest, der mich akzeptiert, sieht mich in erster Linie als Taktiker und Stratege, nicht als weiser Mann.“

Athor nickte traurig, als hätten ihn diese Worte jetzt überzeugt. Dann wurde er wieder ernst und sprach weiter: „Ich gebe auf, dich umstimmen zu wollen, Acastus Aber lasse dir bitte Zeit. Denn ich möchte mich zunächst erst einmal mit unseren Freunden aus dem Rat von Manaria in Verbindung setzen, um herauszufinden, was die Lantianer eigentlich genau gewollt haben und was sie in diesem Fall unternehmen wollen. Du weißt mir sind einige noch einen Gefallen schuldig.“
„Ich hatte ohnehin nicht vor, etwas über die Knie zu brechen. Auch die Auswahl der Leute, die ich mitnehmen will, sollte gut überlegt sein.“

„Idos wird dich sicher um jeden Preis begleiten wollen, denn du bist seit er klein war, sein großes Vorbild gewesen. Außerdem kennt er sich schon recht gut auf Manaria aus.“ Der grauhaarige Mann wurde nachdenklich und holte tief Luft. „Auch wenn mir mein Gefühl sagt, dass es diesmal besser wäre, ihn hier zu behalten, so kann ich doch nicht immer meine Flügel schützend über ihn breiten und verhindern, dass er sich in Gefahr begibt. Pass mir bitte gut auf meinen Jungen auf, Acastus.“

„Das werde ich. Idos ist mir ans Herz gewachsen wie ein eigener Sohn, da mir ja selbst nie einer vergönnt war“, sagte Kolya leise. „Ich schwöre dir, ich werde ihn wieder ihn heil und gesund nach Hause bringen.“


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John rieb sich die juckende Stelle zwischen Hals und Schulter, in die erst vor einigen Stunden ein Transmitter eingesetzt worden war. Das gehörte zu den Standardprozeduren, die sich alle Mitarbeiter der Stargate-Teams und der Atlantis-Mission unterziehen mussten.
Durch die kleinen Sender hatte man zwar schon oft genug das Leben der Einsatzteams auf anderen Planeten retten können, aber natürlich konnte man von nun auch jeden seiner Schritte verfolgen, wenn er auf der Erde weilte. Das war dann die Schattenseite des ganzen.
Außerdem konnte man ihn, egal wo er sich aufhielt und wenn eines der entsprechenden Schiffe im Orbit war, notfalls durch eine Technik zurückholen, die er bisher nur für die Erfindung einer alten Science Fiction-Serie gehalten hatte – das Beamen.

Inzwischen war ihm durch die Erklärungen McKays auch klar geworden, wieso man ihn eigentlich so schnell aus der Wüste hatte retten können ...

John dankte Gott im Stillen dafür, diesen Zeitpunkt schon nicht mehr bewusst miterlebt zu haben. Das Licht, das er in den letzten Augenblicken seines alten Lebens wahrgenommen hatte, war also weder die Tür zum Jenseits oder ein Engel gewesen, sondern nichts anderes als ein Transportstrahl gewesen ...

Um sich von weiterem Grübeln abzulenken, betrachtete er den inzwischen auf dem Bett ausgebreiteten Inhalt des Kartons, der das wenige enthalten hatte, was von seinem früheren Leben übrig geblieben war: Kleidung, ein paar Bücher und ein Briefumschlag mit Fotos, zwei Paar Schuhe, ein paar Dokumente und eine Packung Pfefferminzkaugummi.

Sein Wagen stand in einem Depot bei Las Vegas. Genau wie die Kleidung, die er getragen hatte, als er angeschossen worden war, galt er immer noch als Beweismittel und war noch nicht frei gegeben worden.
Das Geld, das er aus dem Hotelzimmer in Las Vegas hatte mitgehen lassen, war natürlich konfisziert worden. Aber zumindest musste er nun nicht mehr mit einer Strafverfolgung rechnen. Ganz offensichtlich würde man das unter den Tisch fallen lassen. Zumindest hatte das zusammen mit den anderen Informationen in dem Begleitbrief zum Karton gestanden.

Die Männer, die sein erst vor einem halben Jahr angemietetes möbliertes Zimmer aufgeräumt hatten, waren sehr gründlich gewesen und hatten einiges wieder gefunden, was er am liebsten vergessen hätte - auch den Zeitungsausschnitt über den Tod seines Vaters, der ihm vor gut einem Jahr in die Hände gefallen war.

Johns Miene verdüsterte sich, als er das vergilbte Stück Papier betrachtete. Doch er widerstand dem Impuls es in den Mülleimer zu werfen und einfach zu vergessen. Außerdem hätte er sich damit nur etwas vorgemacht, denn seine Gefühle von Schuld konnte er damit nicht zum Schweigen bringen.
‚Auch wenn du es nicht wahr haben willst, so ist die Familie doch ein nicht unerheblicher Teil deines Lebens. Und nun hast du schon deinen Vater verloren, ohne dich noch einmal mit ihm aussprechen zu können. Begehe nicht den selben Fehler bei dem Teil, der noch da ist’, ermahnte John sich.

Er seufzte und nahm den Briefumschlag hoch. Er steckte den Zeitungsausschnitt zu den wenigen Bildern aus glücklicheren Tagen, die er immer mit sich genommen hatte, auch wenn er sie nur selten ansah.

Das oberste der Bilder zeigte ihn mit einer hübschen Dunkelhaarigen, die lachend einen Arm um ihn geschlungen hatte. Daneben stand ein junger blonder Mann der eine mit einem Bändchen verschlossene Rolle schwenkte und die traditionelle Kleidung eines High School-Abgängers trug.
Dave sah mit Hut und Talar einfach nur lächerlich aus.
John musste einen Moment grinsen. Seine Abschlussfotos waren auch nicht viel besser gewesen, vor allem da der dämliche Hut nicht richtig auf seinem widerspenstigen Haar gesessen hatte und immer wieder zur Seite verrutscht war.

Dann wurde er schlagartig wieder ernst. Zu dem Zeitpunkt als das Foto geschossen worden war, hatte er selbst nur noch ein Jahr im College vor sich gehabt und eine glückliche Beziehung mit seiner Kommilitonin Nancy gepflegt, die zwar meistens andere Fächer belegt hatte, aber dennoch immer Zeit für ihn gefunden hatte.
Sie war die einzige Frau nach seiner Mutter, die sein Vater je geschätzt hatte. Und er erinnerte sich, dass Patrick Sheppard sie gerne an seiner Seite gesehen hätte, wenn er nach College und Universität einen hochrangigen Posten im Familienkonzern übernommen hätte

John steckte das Foto abrupt zurück und schloss den Briefumschlag wieder, ehe das Gefühl von Wut und Scham zu übermächtig werden konnte. Denn nur ein Jahr nach diesem Bild waren dieser glücklichen Szene andere gefolgt.

Er beschloss statt dessen seine zum Teil neuen Dokumente zu sichten. Der Geheimdienst der Air Force oder wer auch immer dafür zuständig war, hatte gründliche Arbeit geleistet, um seine Spuren zu verwischen und die seines Daseins in Las Vegas zu tilgen. Seine alten Bankkonten waren eingefroren worden, sein Wagen abgemeldet. Zudem hatte er eine neue Sozialversicherungsnummer erhalten.

Es war fast so, als existiere der alte John Sheppard nicht mehr. Man wollte ganz offensichtlich vermeiden, dass er von Mikey und anderen zwielichtigen Personen aufgespürt werden konnte. Aber musste ihn das wirklich wundern?
Schließlich war er jetzt ein ziviler Mitarbeiter der Regierung einer verdammt hohen Sicherheitseinstufung, der nicht unbedingt mehr mit Verbrechern oder ihren Mittelsleuten in Kontakt kommen sollte.

Wieder juckte die kleine Wunde und John widerstand tapfer dem Verlangen sich zu kratzen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Er hob irritiert den Kopf und legte den Briefumschlag auf das Bett zurück, schob ihn halb unter eines der Hemden. „Ja bitte ... kommen sie herein.“
„Ah, hier stecken Sie, Sheppard.“ Rodney McKay stand in der Tür, einen Laptop unter seinem Arm. Ganz offensichtlich hatten die Generäle dem Kanadier mitgeteilt, dass er unterschrieben hatte, und wie sie ab jetzt zueinander standen.
Neugierig beäugte der Mann den Karton und die ausgebreiteten Habseligkeiten auf Johns Bett. „Ah, ich verstehe, Sie haben Post bekommen.“

„Das ist dann wohl von meinem früheren Leben übrig geblieben“, entgegnete John nachdenklich. „Ich denke, das Inventarium ist Ihnen vertraut, vor allem...“ Er deutete auf das Pfefferminzkaugummi.
McKay sah ihn einen Moment irritiert an, dann grinste er. Sie beide erinnerten sich ohne weitere Worte an ihr erstes Gespräch in Vegas, in dem Johns Vorliebe für diese Sorte in einem zynischen Wortwechsel ins Spiel gekommen war.

„Nun wie dem auch sei, das ist jetzt alles Vergangenheit, die hinter Ihnen liegen sollte ... nicht wahr ?“ Rodney McKay räusperte sich und streckte die Hand aus. „Willkommen in der Zukunft und in meinem Team, Mr. Sheppard.“
„Danke...“ John erwiderte die Geste und spürte dabei sehr deutlich die Aufregung des Kanadiers. Der verkrampfte sich einen Moment, als sich Johns Finger um die seinen schlossen, dann aber erwiderte er den kurzem festen Händedruck.
„Wie geht es eigentlich Ihrem Handgelenk?“ fragte John dann schuldbewusst, als er bemerkte, dass der Mann immer noch einen Verband trug. Ach, verdammt, das hätte er fast vergessen.
„Durch die Salben inzwischen etwas besser, aber ich werde noch ein paar Wochen brauchen, bis ich meine Hand wieder vollständig benutzen kann.“ McKay sah ihn finster an. „Sie haben da wirklich verdammt fest zugedrückt. Wagen Sie das ja niemals wieder, sonst werden Sie was erleben!“

Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, ihm den Laptop vor die Nase zu halten. John nahm den flachen und leichten Rechner kurzerhand entgegen und starrte nachdenklich auf das Atlantis-Emblem.

„Und damit Sie sich nicht langweilen, habe ich Ihnen auch gleich Arbeit mitgebracht.“
„Ähem, bekomme ich nicht erst einmal eine Einführung in meine zukünftigen Aufgaben?“ John legte den Laptop neben sich auf das Bett und sah den Kanadier erwartungsvoll an.

Der stutzte, ließ sich aber nicht weiter beirren. „Eine Einführung? Ja, natürlich, aber alles zu seiner Zeit. Ich denke in der nächsten Zeit heißt es für sie, erst einmal wieder die Schulbank zu drücken. Für die Arbeit auf Atlantis müssen sie sich ein paar wichtige Grundlagen aneignen.“
McKay redete sich in Begeisterung und wedelte dabei mit den Händen vor ihm herum, was John etwas nervös machte.
„Dazu gehören auch Kenntnisse in der Schrift und der Sprache der Antiker. Aber das ist nur der Anfang. Sie werden auch ein ähnlich geartetes Programm für Wraith finden und diverse digitalisierte Lehrbücher zur Einführung in Astrophysik, Hochenergietech...“

„Ah, ja, ich verstehe...“, unter brach John und fügte sarkastisch hinzu: „Sie meinen, damit ich vielleicht so gar verstehen und entziffern kann, wenn ich ein Gerät aktiviere oder initialisiere und es gleich zu mir spricht oder die entsprechenden Bilder zeigt.“
„Ja genau. Sie haben das richtig erkannt. Sie sollten das können ...“
„... um Ihnen gleich detaillierte und fachspezifische Informationen zu Reaktion und Funktionsweise zu geben?“ John verzog das Gesicht. „Sie meinen, dass ich nicht nur ein einfaches Versuchskaninchen bin, sondern mich wenigstens als hochspezialisiert ansehen darf?“
„Ja natürlich, und ...“
McKay hielt inne, als er sich der kleinen Spitze bewusst wurde und schüttelte empört den Kopf. „Mr. Sheppard, nun stellen sie sich nicht so an. Denn so oft kommt das nicht mehr vor wie sie denken mögen, denn wir gehen nach einigen unschönen Erlebissen sehr vorsichtig bei der Erkundung der Stadt oder anderer Stützpunkte der Antiker vor.
In der verbleibenden Zeit, in der sie nicht als ... nun ja, Testperson ... beschäftigt sein werden oder mit mir vielleicht auf einer Außenmission sind, erwarte ich allerdings von Ihnen, dass Sie die normale Arbeiten eines Technikers oder Laboranten erledigen können.“

Er zauberte dann kurzerhand einen USB-Stick aus seiner Hosentasche hervor und hielt ihn John genau vor die Nase „Ah ja, und damit ich Sie besser einschätzen kann, finden Sie hier einige Tests zu verschiedenen Fachbereichen. Ich möchte mir eine Übersicht über Ihren derzeitigen Wissensstand verschaffen, um Sie entsprechend einstufen und Ihnen entsprechende Arbeiten zuteilen zu können. Am besten werden sie damit fertig bevor wir morgen Abend nach Nevada fliegen.“

„Nach Nevada?“ John runzelte die Stirn. Das brachte ihn wieder in die Nähe von Las Vegas, in dem man ja eigentlich seine Spuren verwischt hatte. Was sollte das nun wieder? Andererseits... Ihm schwante die Antwort bereits, aber er fragte lieber nach. „Was wollen wir denn da?“

„Nun, die „George Hammond“ bricht erst in gut sechs Wochen in die Pegasus-Galaxie auf, weil noch einige Dinge eingebaut und abgeglichen werden müssen. So lange haben wir Zeit – und die müssen wir schließlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Zumal ich da noch ein paar Untersuchungen in Area 51 abschließen möchte. Dabei kann ich Sie auch gleich ein wenig einarbeiten. Also schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.“
John nahm den USB-Stick an sich.
Das fing ja schon einmal gut an...
„Okay, dann werde ich mal sehen, wie viele von ihren Aufgaben ich überhaupt hinkriegen werde...“, sagte er in lockerem Ton, auch wenn er innerlich fluchte, weil er in diesem Moment eine langweilige Zukunft hinter einem Schreibtisch oder den Versuchsaufbauten in einem Labor vor sich sah.

Aber schließlich hatte er es genau so gewollt und nicht anders. Denn dann hätte er den Vertrag nicht unterschreiben müssen.

„Und eines sage ich Ihnen, schludern Sie nicht bei der Lösung der Aufgaben!“ McKay fuchtelte mit erhobenem Finger vor seiner Nase herum und zog die Hand schnell wieder zurück, als John kritisch zurück blickte.
„Ich bin es gewohnt mit den Besten zusammen zu arbeiten“, fügte der Kanadier von oben herab und mit einer deutlichen Drohung hinzu. „Ich werde Ihnen Arbeiten anhand Ihrer Leistungen und Kenntnisse zuweisen. Je schlechter diese sind, desto langweiliger werden dann natürlich auch ihre Aufgaben sein, das verspreche ich Ihnen schon jetzt, also zeigen Sie bitte, was Sie wirklich können.“

Einen Moment sahen sie sich wortlos an. John spürte, dass McKay in diesem Moment keinen Spaß verstand und mit hundertprozentiger Sicherheit Ernst machen würde, wenn er das all hier zu leicht nahm. Also hieß es jetzt wohl, in den sauren Apfel zu beißen.

Schließlich räusperte sich der Kanadier. „So und nun werde ich mich erst einmal anderen Dingen zuwenden, denn auch hier gibt es noch etwas zu erledigen. Und ich muss auch noch hinunter in die Stadt.“ Er musterte Johns wenige Habseligkeiten. „Wenn Sie Lust haben, können wir heute Nachmittag gemeinsam nach Colorado Springs fahren, denn ich glaube, Sie werden noch ein paar Sachen einkaufen wollen, oder?“
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