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Die Zat'rak von Lenari

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Kapitel 9: Der Abschied

Es war ein langwieriger Prozess, welchen Jack durchzustehen hatte. Oft schrie er vor Schmerzen laut auf, so wie in diesem Moment. Gefolgt wurden die Anfälle meist von Heulkrämpfen, wie auch in diesem Fall und letztendlich wurde er von den höllischen Qualen sogar bewusstlos. Es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. So verletzlich und schwach. Ich hatte nicht für möglich gehalten, dass er mal so einen Anblick bieten würde. Sam hatte sich bereits vor der Behandlung in ihr Quartier zurückgezogen, Doktor Fraiser sah jede freie Minute nach Jack, auch wenn es nicht unbedingt nötig war, denn Daniel Jackson war nicht eine Sekunde von dessen Seite gewichen. Ab und zu sahen Teal'c oder Gorge Hammond auch nach ihm, doch das war eher selten, doch ich hielt es für besser, ihn mit seinem Leid allein zu lassen, dennoch ließ ich mir wenigstens einen Besuch nicht nehmen. Die Prozedur dauerte bereits fast zwei Tage und schien kein Ende zu nehmen, da die Zat'rak sie aus gesundheitlichen Gründen immer wieder inne hielten. Ich wusste noch, wie ich mich nach der Chemotherapie gefühlt hatte, ich war immer wie gerädert gewesen, als ob der Krebs mich auffressen würde. Also konnte ich von allen wohl am Besten beurteilen, wie es ihm erging. Hätte es Selmak nicht gegeben, würe ich wohl längst nicht mehr am Leben. Ich wusste einfach, dass er es durchstehen würde. Um Sammy, meine kleine Tochter, machte ich mir mehr Sorgen.

"Wie geht es dir, Kleines?", fragte ich, nachdem ich ihr Quartier betreten und mich zu ihr gesetzt hatte. Ich legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an mich. Verzweifelt krallte sie sich mit ihren Händen an meinen Sachen fest und versuchte krampfhaft nicht zu weinen. Sie wollte stark sein, auch wenn wir beide wussten, dass sie das nicht musste.

"Ganz gut. Was ist mit Jack? Ich habe ihn vorhin wieder schreien hören.", gab sie wehleidig zurück. Allein der Gedanke daran bereitete ihr Schmerzen. Ich hielt sie schützend in meinen Armen, überlegte schon, Selmak die Kontrolle zu überlassen, doch den Gedanken verwarf ich sofort wieder. Sie brauchte mich jetzt, ihren Vater und keinen Tok'ra oder Freund. Nur ihren Vater. Dennoch befürchtete ich, ebenfalls in Tränen auszubrechen, sollte sie anfangen zu weinen.

"Er schläft, denke ich. Er wird es schon schaffen, da bin ich sicher. Er ist zäh und hat eine Menge zu verlieren."

"Und was?", hakte sie nach.

"Dich!" Sam hatte etwas auf dem Herzen, das sah ich in ihren Augen. Unweigerlich musste ich zugeben, dass sie ihrer Mutter von Tag zu Tag ähnlicher wurde. Nicht nur äußerlich, sondern vor allem von Charakter her. Manchmal, wenn ich sie ansah, glaubte ich fast, ihre Mutter würde vor mir stehen. Faith. Ich dachte sehr oft an sie. Sam hatte ihr Lächeln, kein Wunder also, dass Jack so vernarrt in meine Tochter war. Auch die Augen waren die ihrer Mutter, man konnte das ganze Universum in ihnen sehen. Ich war froh, dass sie so gut wie nichts von mir hatte, mal ganz abgesehen von meinem schlechten Geschmack was Witze angingen, denn nur wir konnten wirklich über Jacks Bemerkungen schmunzeln, und meinen Sturkopf, der andere meist zum Verzweifeln brachte. Ich hatte ihre Faith geliebt und ich liebte sie noch, dennoch schien es für mich an der Zeit zu sein, neu anzufangen, mich neu zu verlieben, es einfach geschehen zu lassen. Leider war das ein Thema über das ich nicht mit Sam reden konnte, doch es stand hier schließlich nicht zur Debatte. Es ging im Moment nur um Sam und ihren Jack.

"Was hast du auf dem Herzen, Liebling?"

"Ich bin Schwanger, Dad. Ich bin schwanger.", gestand sie zögernd. "Du wirst noch einmal Opa." Das war es also oder doch nicht? Ich hätte es mir denken müssen, doch sie hätte nicht so ausgesehen, als würde sie etwas von innen auffressen, wenn es nur das wäre. Es musste an irgendetwas anderem liegen. Dennoch gefiel mir der Gedanke. Es wurde Zeit, dass sie Kinder bekam, denn sie würde eine fantastische Mutter abgeben.

"Ich freue mich für euch, aber das ist nicht der Grund, warum du so schlecht drauf bist. Was ist vor seinem Anfall passiert?", sagte ich offen.

"Er hat mein Versprechen für mich eingelöst.", antwortete Samantha und sah noch trauriger aus als vorher, falls das überhaupt ging. Ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte, er hielt ihr versprechen, doch ich ahnte, dass es mit den Zat'rak zu tun hatte. Mit was auch sonst.

"Erklär es mir. Was für ein Versprechen?" Sie zögerte. Anscheinend suchte sie nach den richtigen Worten, es mir zu erläutern. Ich war kein Kind mehr, sie sollte ruhig damit rausrücken.

"Das, welches ich Bel'ray gab. Ich würde nicht nur vorübergehend ihre Wirtin sein, sondern auch eine neue Königin schenken. Das konnte ich jedoch nur, wenn ich mit einem Zat'rak schlief, was ich getan habe. Ich konnte ja nicht ahnen, dass..." Sie brach in Tränen aus und ich hielt sie fest. Vorwürfe. Sie machte sich Vorwürfe. Etwas, dass sie nicht brauchte, schließlich war Jack erwachsen und wusste, was er tat, na ja wenigstens meistens. Doch was bedeutete das jetzt im Klartext? Hieß es, dass sie die Zat'rak gebären würde oder was?

"Was genau bedeutet das für dich?", hakte ich nach.

"Das ich, wenn wir in einer Woche keine neue Wirtin finden, ich Bel'rays Kinder zur Welt bringen muss. Das ist im Moment jedoch mein kleinstes Problem. Ich denke nämlich, wir haben schon jemanden gefunden." Sie wischte sich die Tränen weg und sah mich an. Ihre blauen Augen waren trüb, genau wie an dem Tag als ihre Mutter starb. Ich hatte gehofft, sie nie wieder so zu sehen, so ganz ohne Hoffnung und mein Herz zerbrach daran. Ich nahm sie wieder in die Arme, diesmal richtig und drückte sie fest an meine Brust. Ich musste sie ablenken, das war jetzt wichtig. Sie durfte nicht mehr über Jack nachdenken.

"Ein Baby also. Hast du schon einen Namen oder Kindersachen? Und wieso erfahre ich erst jetzt davon?"

"Erstens sind es Bebies, Zwillinge, einen Namen habe ich noch nicht, da ich nicht weiß, ob sie Mädchen oder Jungs werden und ich dachte daran, Mark zu fragen, ob er mir einige Sachen geben könnte, die sie nicht mehr brauchen." Eine Weile schwiegen wir beide, dann fügte sie fast flüsternd hinzu: "Ich habe Angst vor der Schwangerschaft, vor der Geburt, vor allem."

"Du wirst das schon schaffen. Du wirst sicher eine tolle Mutter und Jack ist ja schon ein fantastischer Vater. Er wird dir helfen, er weiß schließlich, was auf ihn zukommt."

"Er würde es wissen, wenn ich es ihm gesagt hätte. Ich bin noch nicht dazu gekommen."

"Ich denke, er weiß es. Es ist nicht blind."

Der Schmerz hatte mich ein weiteres Mal übermannt Ich versank in einem bizarren Traum. Lasar stand vor mir und hielt mir seine Hand entgegen, welche ich auch ergriff. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen, doch kam es mir vor, als würde ich ihn schon Ewigkeiten kennen. Lag wahrscheinlich an den Erinnerungen von Te'kesh. Und all diese würde ich verlieren. Traurigkeit und Angst kam über mich. Ich wollte nicht allein sein, doch würde mir wahrscheinlich keine andere Wahl bleiben. Im Grunde war ich es auch nicht wirklich. Ich hatte Daniel, Teal'c und Samantha. Ja, besonders sie. Sie war schwanger mit meinen Kindern und wahrscheinlich hatte ich mich seit langem nicht mehr so auf etwas gefreut, aber wusste denn immer für mein Glück ein anderer Zugrundegehen. Er sah mich einfach nur an und diese blauen Augen, ich konnte sie nicht ertragen. Beschämt wandte ich meinen Blick ab. Ich brachte es nicht fertig, ihm ins Gesicht zu sehen. Ich war zu schwach, zu feige.

"Ich danke dir!", sagte er plötzlich. Ich konnte den Inhalt seiner Worte nicht begreifen. Wie konnte er mir nur dankbar sein, ich hatte Te'kesh getötet und war nicht mal im Stande sein Erbe zu tragen. Wie zum Teufel, wie? Als ich nichts sagte, fuhr er fort: "Du hast meine Familie gerettet und Te'kesh den Wunsch erfüllt, den ich nicht konnte. Durch dich konnte er noch einmal Kel'ars Liebe spüren. Dafür werden wir dir nie genug danken können."

"Ich konnte seinen Tod nicht verhindern.", gab ich endlich mit zitternder Stimme zurück. Mir standen Tränen in den Augen, doch ich wagte nicht zu weinen. Das half jetzt auch nichts mehr. Ich konnte nichts mehr an seinem Tod ändern. Auch wenn ich es noch so sehr wollte, ich konnte es nicht.

"Es war nicht deine Schuld. Niemand ist schuld. Es ist einfach passiert." Ich sah ihn wieder direkt in die Augen. Das Leuchten, es erinnerte mich fatal an das von Sam. Wieso waren es gerade diese Augen, welche für mich so wichtig waren? Waren sie wirklich alles, was mich davon abhalten sollte, aufzugeben?

Ich entgegnete so ehrlich wie wohl noch nie in meinem Leben: "Ich will nicht wieder alleine sein. Ohne seine Hilfe stehe ich das nicht durch."

"Du schaffst es nur nicht, wenn du denkst, du müsstest so sein, wie ich es bin. Sei du selbst und du meisterst jedes Hindernis. Außerdem hast du noch deine Liebe.", wandte Laras ein. Ich hatte wirklich versucht, wie er zu sein, ernst, ohne Angst und ohne Schuldgefühle, doch das hatte Sam bloß abgeschreckt. Sie hatte sich in einen sarkastischen, egozentrischen und vollkommen hoffnungslosen Mann verliebt, nicht in das, was ich vorgab zu sein. Obwohl ich nicht ganz verstand, wieso sie mein ICH nicht eher abgeschreckt hatte. Am Anfang konnte ich sie nicht einmal leiden. Ich wollte im Grunde nur meinen Frust, meine sexuellen Fantasien an ihr auslassen und dann mit der Zeit wurde es für mich immer schwerer ohne sie zu sein. Ich wollte sie einfach nicht mehr gehen lassen. Manchmal tat es so doll weh, dass ich nicht mehr denken konnte. So hatte ich vorher noch nie gefühlt. Das machte mir Angst. Ihm jedoch nicht, er hatte es genossen. Ich wollte Sams wegen genauso sein, dabei hatte ich nicht kapiert, dass sie genau das nicht wollte.

"Ich weiß nicht, ob ich sie wert bin.", gestand ich zögernd.

"Das bist du. Wenn du sie auch nur einen Moment, einen winzigen Augenblick in deinem Leben geliebt hast, darfst du sie nicht gehen lassen." Einen Augenblick? Jeden Augenblick seit ich sie traf. Er hatte Recht, ich durfte jetzt nicht aufgeben, ich durfte sie nicht gehen lassen.

"Ich glaube, ihr werdet mir fehlen." Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Auch wenn es nur ein Traum war, half es mir doch, mich zu verabschieden. Auch wenn ich mich allein an dieses Gespräch erinnern werde, nicht an sein Leben oder ähnliches. Das war nicht mehr so wichtig. Te'kesh hatte mich zu meiner geliebten Samantha zurückgeführt, das war alles, was zählte.

"Wir werden immer da sein.", entgegnete Lasar zuversichtlich, dann verschwand er langsam in der Dunkelheit. Ich wusste, das war das Ende meines Leides, aber auch der Anfang, denn es würde schwer werden, Sam nicht zu verletzten und unsere Kinder großzuziehen. So viele Probleme kamen noch auf uns zu, dass ich mir beinahe wünschte, ich könnte gegen einen Goa'uld kämpfen, anstatt diese bürokratische und militärische Tortur durchzumachen. Aber ich hatte ja noch Sam an meiner Seite, sie würde mir die Kraft geben, durchzuhalten.

Leise murmelte ich in mich herein: "Ja, na klar! Ich wünschte nur, es wäre wahr." Dann wurde es um mich herum heller und ich wachte auf. Ich sah genau auf einen schlafenden Daniel. Er hatte also sein Versprechen gehalten, auch wenn er jetzt total übermüdet sein musste. Da ich ihn nicht wecken wollte, unterließ ich es, mich zu bewegen und versuchte selbst etwas zu schlafen, denn auch mir ging es nicht besser als ihm. Die paar Unmachtsanfälle konnte man wohl kaum Schlaf nennen.


weiter: Kapitel 10

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