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Nichts zu verlieren von Jenny

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Vorwort



Spoiler: Kinofilm, Pilotfilm, Meridian, D

Anmerkung: Diese FF beschreibt den krassen Wandel von Jacks Meinung über Daniel angefangen vom Pilotfilm bis hin zu den ersten Tagen nach Meridian.
Nichts zu verlieren


Jack hatte es an diesem Abend deutlich gespürt.

Irgendetwas würde passieren.

Dreiviertel seines Lebens - investiert in das Militär - lehrten ihn, seinen Instinkten zu vertrauen.

Dreiviertel seines Lebens, die ihn komplett verändert hatten. Natürlich veränderte die Armee jeden Soldaten, doch in seinem Fall war es gerade das letzte Drittel, was den Unterschied machte.

Er hatte an einer Mission teilgenommen, aber es ging weder nach Korea, Syrien oder Afghanistan. Stattdessen ging es durch ein seltsames rundes Tor und bevor sie sich versahen waren sie am anderen Ende der Galaxie, auf einem fremden Planeten, trafen Ausserirdische, die auch nur Menschen waren und Kreaturen, die sich als Götter aufspielten und ganz offensichtlich auch einen großen Einfluss auf die Menschheit gehabt hatten.

Wie in einem zweitklassigen Science Fiction Film hatten sie gegen die bösen Aliens gekämpft, Abydos gerettet und einen Pakt geschlossen, der darin bestand, dass Jackson zurück blieb und auf der Erde für tot erklärt wurde, so wie auch der Rest der abydonischen Bevölkerung.

Der Archäologe hatte hier keine Zukunft, wurde er doch von seinen Kollegen aufgrund seiner- richtigen- Theorien nur ausgelacht, aber auf Abydos, so dachte er, würde er die Erleuchtung finden.

Jedem das seine, fand O’Neill, doch als er genauer darüber nachdachte, musste er zugeben, dass ihm dieser Mann nicht vollkommen gleichgültig war.
Immerhin hatte er sich zwischen ihn und einen dieser leuchtenden Blitze geworfen und wurde getötet.

Auch wenn er später im Sarkophag wiederbelebt wurde, war er dennoch für ihn gestorben.

Es war gespenstisch, wenn er wieder zurück dachte an all die fremdartigen Eindrücke von damals, das Gefühl auf der Erde zu sein aber doch nicht.

Er wusste um das enorme Sicherheitsrisiko des Sternentores und es war ihm klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es mit diesem Teufelsding einige schwerwiegende Probleme geben würde.

Die Möglichkeiten, die sich dadurch boten waren einfach zu verführerisch für alle machthungrigen Politiker in Washington und er wusste das, obwohl man es ihm anders erklärte, insgeheim das Sternentorprojekt weiter geführt wurde.

Deshalb hatte er es auch vorgezogen, nach dieser letzten, besonderen Mission in den Ruhestand zu gehen.

Auf der Erde oder im Weltall sterben, wo liegt da der Unterschied?, hatte er sich vor Abydos gefragt, doch Daniel Jackson hatte ihm eine neue Perspektive im Leben gegeben.

Mit all seinen nervigen Eigenschaften, dem ständigen Gelabere über die Vergangenheit, war ihm dieser Wissenschaftler doch irgendwie ans Herz gewachsen.

„Ich will aber nicht sterben. Und diese Leute wollen auch nicht sterben. Schade, dass sie es damit so eilig haben.“

Das waren die Worte, die eine Wende ins einem Innersten herauf beschworen, aber nicht nur sie.

Auch Skaara.

Der Junge war etwas besonders, hatte viel Ähnlichkeit mit Charly, aber auch mit ihm in seiner Jugend.

Aufgeschlossen, aber auch kampfbereit.

Mutig und ein beherzter Krieger.

Das mochte er an dem Jungen. Er vermisste ihn noch immer und fragte sich, was er jetzt wohl machen würde.

Doch dann kam dieser Abend, an dem ihm gerade Skaara und Daniel Jackson in den Sinn kamen.

Unvermittelt ging er zu seinem Teleskop und sah in die Sterne, so als ob er die beiden von Abydos aus nach ihm winken sehen könnte. Es gab ihm irgendwie das Gefühl, näher an ihnen und vor allem auch näher an der Wahrheit über die Welt zu sein.

Schon längst machte er sich keine Sorgen mehr um das Ausbrechen kleinerer Kriege zwischen verfeindeten Staaten, denn er wusste, dass irgendwo dort draußen möglicherweise ein weitaus größerer Feind wartete, der sie alle mit einem Wimpernschlag vernichten konnte.
Schließlich hatte das Sternentor nicht 39 Symbole, damit es nur nach Abydos führte.

Auch wenn ihnen bisher kein Durchbruch gelang, Jack war sich fast sicher, dass es noch woanders hin führte.

DAS bereitete ihm Sorge.

Umso überraschter war er dann auch, als plötzlich ein Regierungsfahrzeug vor seiner Einfahrt halt machte und einer von General Wests Leuten, den er bei der Abydos- Mission kennen gelernt hatte, ausstieg.

Der Mann erklärte, dass General Hammond, Wests Nachfolger, ihn dringen sprechen musste und er unverzüglich wieder in den Militärdienst zurückbeordert wurde.

Jack hatte versucht abzusagen, doch die Stimme des Mannes klang dringend.

Scheinbar hatten O’Neills Albträume sich bewahrheitet.

Irgendetwas stimmte mit dem Stargate nicht. Hatten sie etwa herausgefunden, dass Jackson noch lebte?

+++

Wenige Tage später

+++

Erneut stand er vor dem seltsamen runden Sternentor und blickte in den Ereignishorizont.
Wieder packte ihn dieses Gefühl, gepaart aus Angst und Neugier.

Er spürte Hammonds Blick in seinem Rücken, der ihn wahrscheinlich für ein weitaus weniger verlässlichen Krieger hielt als es West getan hatte, aber es machte ihm nichts aus.

Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass Kawalsky nicht weit weg von ihm stand und auch der neue Captain und Wissenschaftlerin Carter war dicht bei ihm.

Der Blick des Majors traf seinen und beide erinnerten sich kurz an die vergangene Mission, Raumgleiter, die durch die Luft flogen und duzende Menschen auf einmal töteten, dann dieser furchteinflößende Ra, der, umschwärmt von seinen Kinder- Sklaven, ihre Hinrichtung veranlasste.

Doch auch positive Gedanken reihten sich mit unter ihre Erinnerungen.

Jackson hatte auf seine Nachricht, eine Kleenex Schachtel, geantwortet, also ging es ihm gut, soviel stand fest.

Wie es all den Abydoniern ging, würden sie bald herausfinden.

Noch einmal suchte er Blickkontakt mit Kawalsky, ein letztes „Bereit?“, wurde ausgetauscht und Jack trat nach vorne.

Carter zögerte fasziniert, so als wolle sie erst die Konsistenz des Ereignishorizontes erfühlen, doch er hatte keine Zeit dafür, viel zu aufgeregt war er.

Der Colonel schubste zunächst sie durch und machte anschließend selbst den Schritt nach Abydos.

Was hatte er schon zu verlieren?

+++

Als erstes bemerkte er wieder diese unglaubliche Kälte, die die Reise durch das Sternentor mit sich brachte.

Das Schutzvisier seines Helmes war gefroren, genauso wie seine Hände. Doch glücklicherweise hielt dieser Zustand nicht lange an und ehe sie sich versahen, standen sie auf abydonischem Boden.

Alles schien still zu sein, nichts mehr war von dem Trubel zu spüren, unter dem sie die Heimreise zur Erde angetreten hatten.

Doch Jack waren sofort die Fußspuren im Sand aufgefallen und er bereitete sich innerlich auf eine Konfrontation vor. Ob sie positiv oder negativ sein würde, wusste er noch nicht.

Auf einmal hörte er ein allzu familiär klingendes Klicken von Maschinengewehren und sah hektisch um sich. Wo vorher nur verstaubte Krüge standen, sah er plötzlich mehrere alte P90 auftauchen , die von Kindern gehalten wurden.

Doch bevor er überhaupt zu einer Erklärung ansetzen konnte, sprang kein geringerer als Daniel Jackson aus dem Nichts hervor und hob abwehrend die Hände, um den Kindersoldaten den Befehl zu geben, die Waffen zu senken.

Dem Archäologen schien es unangenehm ihn wiederzusehen, doch Jack nahm an, es hatte entweder mit der Wiederinbetriebnahme des Tors und damit auch der Entlarvung seiner Lüge zu tun, oder aber mit ihrem anfänglichen Streitereien während der ersten Abydos- Mission.

Offensichtlich wusste er nicht, dass es eben Jack war, der ihn davor bewahrt hatte, von allen anderen Mitgliedern des Teams verprügelt zu werden.

Plötzlich erweckte jemand anderer seine Aufmerksamkeit und Jack lief schnurstracks auf ihn zu, ignorierte sogar Jacksons Hand, die er ihm hingehalten hatte.

Da der Archäologe nicht einen einzigen Schritt zur Seite ging, zwängte er sich an ihm vorbei und schloss Skaara in die Arme.

Es gab ihm ein gutes Gefühl, den Jungen wohlauf wiederzusehen, sah er in ihm doch immer noch eine Art zweiten Sohn.

Gott, er wünschte sich, er wäre sein zweiter Sohn!

Als er sich umdrehte erkannte er die fragenden Blicke seiner Teammitglieder, nachdem er Jackson sprachlos stehen gelassen hatte und holte die Begrüßung nach.

O’Neill stellte anschließend nacheinander alle vor und Kowalsky und Feretti schenkten Daniel einen Nachfüllpack Kleenex.

Ihre Begrüßung fiel herzlich aus, doch Jack wusste auch, dass es nicht lange so bleiben würde, sobald er seine schlechten Nachrichten preisgab.

+++

Wenig später...

+++

Jack war auf dem Weg nach Hause, als er hinter einem der Korridore eine grüne, viel zu große Uniform ausmachte. Jemand lehnte sich an die Wand und da er niemanden im Militär kannte, der während seines Dienstes so etwas tun würde, brauchte er auch nicht lange um herauszufinden, wer es war.

Er wusste, dass Sha’uris und Skaaras Entführung kein gutes Omen war und wie sehr es an Daniel zehrte. Gerade hatten sie herausgefunden, dass Abydos noch existierte und plötzlich war nichts mehr so, wie es einmal war.

Mittlerweile tat es Jack leid, dass er ihn bei ihrem ersten Wiedersehen vor allen so hatte stehen lassen und ihn erst begrüßte, nachdem er Skaara umarmt hatte.

Doch jetzt, nachdem sie einige Worte gewechselt hatten und ein weiteres Mal miteinander vertraut wurden, kamen all die Gefühle der ersten Abydos- Mission wieder hoch.

Jack konnte ihn damals wahrlich nicht leiden, irgend so ein verrückter Spinner, der zwischen all seinen Phantasien den Code für ein Jahrtausende altes Alien Bauwerk knackte.
Von Anfang an hatte er es nicht für eine gute Idee gehalten , den Zivilisten mitzunehmen, doch West hatte zurecht behauptet, dass er von größter Wichtigkeit sein könnte, falls sie auf irgendeine Zivilisation stießen.

Allerdings war es dann doch Jacksons Naivität im Umgang mit einem wilden Tier, die sie auf die Bevölkerung stießen ließen.

Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sie beide auf dem falschen Fuß angefangen hatten, nicht nur allein wegen der Sache mit Charly.

Seine Mission war es, jeden potentiellen Feind auf Abydos zu zerstören- und am besten dabei selbst mit drauf zu gehen, wie er in Gedanken anfügte.
Was gab es denn noch auf der Erde, wofür es sich zu leben lohnen würde?

Deshalb war er auch so verblüfft, dass es gerade dieser verrückte Archäologe war, von außen hin der absolute Chaot mit Hang zu lebensgefährlichen Situationen, dessen Menschlichkeit ihn in seinen Bann zog.

Jackson wusste, dass er keinen Mut zum Leben mehr hatte, obwohl Jack sich doch alle Mühe gab es zu verbergen.

Er hätte zulassen können, dass Ra ihn tötete, doch stattdessen sprang er selbst zwischen ihn und die...Energieentladung.

Dieser Mann, dem klar war, dass keiner aus dem Team ihn leiden konnte, gab sein eigenes Leben für das eines ausgebrannten, lebensmüden, alten Colonels

Damit hatte er ihm eine zweite Chance gegeben, eine Chance, über die Dinge nachzudenken und sie von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten.

Und das hatte er getan.

All das lag nun schon eine ganze Weile zurück, doch wieder holte sie die Gefahr ein, die sie damals auf Abydos herauf beschworen hatten.

Und diesmal waren Skaara und Jacksons Frau entführt worden.

Er machte eine Wende und lief zu der Gestalt, die sich wie ein kleines Kind an die Mauer eines der Korridore lehnte.

Bevor er ihn erkannte, konnte O’Neill den Blick in seinen Augen erhaschen. Er sah tiefe Angst, aber auch Besorgnis. Sie wussten nicht genau, mit welchem neuen Feind sie es nun zu tun hatten.

Apophis war also ebenfalls eine Art verkörperter Gott, der Menschen versklavte, aber wenn er ebenso stark wie Ra war, hatten sie echte Probleme.

Denn dieser Alien hatte die Erde bereits einmal bereist, er kannte die Koordinaten, wusste über sie Bescheid und konnte jederzeit einen Angriff wagen und die Menschheit vernichten.

Nach ihrer Rückkehr von Abydos vor ein paar Stunden hatte Daniel eine- für ihn untypische- Frage gestellt.

„Haben wir das Tor zur Hölle geöffnet, Jack?“

Er hatte sanft den Kopf geschüttelt und dem Archäologen eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Das Tor zur Hölle war schon immer offen, Daniel...doch jetzt haben wir auch den Schlüssel dazu.“

Der Archäologe hatte stumm genickt und war dann in die Umkleiden gegangen.

Doch nun schien der junge Mann nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein. Verzweifelt lehnte er sich an die Wand des Korridors und kaute an seiner Unterlippe um seine aufkommende Besorgnis zu verbergen.

„Hey.“, grüßte er Daniel und gab ihm einige Sekunden, um sich wieder zu fassen.

Der Archäologe nickte und starrte ihn kurz an, nur um danach den Boden wieder genauer unter die Lupe zu nehmen.

„Die wissen nicht, was sie mit mir anstellen sollen- und ich weiß auch nicht, was ich mit mir anstellen soll.“, gab er dann zu.

Er tat Jack leid, so verloren wie er da stand.

Daniel war schon ein Mysterium.

Für die Schmalspurdenker mochte er ein leichtes Opfer sein, ein verrücktes Genie, dass keinen Meter laufen konnte, ohne sechs mal zu stolpern...

Doch für diejenigen, die mutig genug waren weiter zu suchen, die entdeckten in ihm einen unglaublich couragierten und passionierten Mann, einen Weltverbesserer und einen Träumer, der sie mit seinen Ideen und Einwürfen wieder auf den Boden der Tatsachen holte.

Er haderte für einige Sekunden mit sich, denn schließlich konnte er es sich leicht machen und Daniel einfach nur so abtun, wie es fast jeder hier im Komplex tat- als Spinner.

Jack konnte ihn links liegen lassen, mit einigen bösen Kommentaren wegekeln und so tun, als hätte der Mann nie sein Leben gerettet.

Andererseits konnte er aber auch den Schritt wagen und ihn NICHT links liegen lassen. Er konnte sich mit ihm beschäftigen, sie konnten reden, sie konnten sich Gesellschaft leisten und vielleicht fand sich zwischen ihnen auch die ein oder andere Gemeinsamkeit.

Sie konnten versuchen Freunde zu werden.

Was hatte er denn zu verlieren?

Wenn er nach Hause kam war er allein, es gab außer seinen paar Kumpels vom Militär niemanden, dem er irgendetwas bedeutete, kein Freund, der mal zu Besuch kam um zu fragen, ob er ok war.

Es gab niemanden, mit dem er fischen gehen konnte!

Jack war ganz allein. Eine Tatsache, die er generell zwar mochte, aber andererseits suchte er instinktiv schon nach einer Zusammengehörigkeit.

Eine Frau wollte er so schnell nicht wieder im Leben haben, dafür war er zu eigenbrötlerisch und es gab viel zu viele alte Erinnerungen, die ihn jagten.

Nein, das brauchte er wahrlich nicht.

Aber einen Freund, mit dem er dann und wann ein Hockeymatch schauen konnte, ganz egal, wie die Sache mit dem Stargateprogramm weiter lief, so etwas klang verführerisch.

Und die Tatsache, dass der Archäologe ihm eine zweite Chance gegeben hatte, war doch mal ein guter Anfang.

// Ach, was soll’s? Du kannst dich im schlimmsten Fall auch nur zu Tode langweilen...//

Er puffte seinem Gegenüber kurz gegen die Schulter und deutete dann auf den Ausgang.

„Komm schon. Lass uns von hier verschwinden.“


+++

Fünf Jahre später...

+++

Jack starrte nachdenklich auf seine Waffe, als er sie wieder und wieder auseinanderlegte, nur um sie anschließend von neuem zusammen zu bauen.

Militärisches Denken war jetzt wichtig!

Schließlich war er derjenige, der auf der Akademie den Rekord im Zusammenbau der Waffe gebrochen hatte.

Oh er war so gut...

Aber was brachte ihm all der Mist nun?

Er war tot. Verschwunden. Aufgestiegen?

Zur Hölle damit, es war egal, was mit Daniel geschehen war, er war einfach nur fort.

Er wurde aus einer Gemeinschaft gerissen, in der jeder für den anderen da war, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr.

Ohne eine Vorwarnung, ohne eine Möglichkeit es zu ändern war er in diesen Unfall geraten, hatte heroisch Tausende von Menschenleben gerettet und doch nicht sein eigenes.

// Er wird es wohl nie begreifen...//

So oft wie dieser Mann schon gestorben war, musste er doch langsam verstehen, dass seine eigene Sicherheit zuerst gegeben sein musste, eher er sich in diese heldenhaften Dinge stürzte.

Es war zum verzweifeln...gewesen.

Wem machte er hier etwas vor?

Er selbst wusste genau über Verstrahlung Bescheid, hatte sich in seiner Ausbildung damit beschäftigen müssen, als ihr Feind noch ein irdischer war und nun hatte er mit eigenen Augen gesehen, was es seinem Freund angetan hatte.

Jack hasste die Welt.

Er hasste die Welt für ihren Egoismus, für ihre Machtgier und für ihre Anzugträger.

Er hasste sie dafür, dass sie Daniel Jacksons Potential nicht schon vor einem Jahrzehnt entdeckt hatte, sondern ihn auslachte.

Und all die anderen Welten hasste er genauso.

Sie waren letztendlich auch nur ein Abbild all der schlechten Dinge seines Planeten.

Wozu lohnte es sich noch zu kämpfen?

Kelowna konnte seiner Meinung nach vor die Hunde gehen, mochten sie sich doch alle in die Luft sprengen, sie verdienten es nicht besser.

Und was die Erde betraf...es war ihm einfach egal.

Er hatte darüber nachgedacht, sich wieder pensionieren zu lassen, aber was sollte das bringen?

Tag für Tag würde Jack dann an seinem Teich sitzen und darüber nachdenken, was er hätte tun können, um es zu verhindern.

Tag für Tag dasselbe Dilemma, nur um nach einigen Wochen festzustellen, dass sein einziger Weg aus dieser Misere ein gezielter Schuss war.

Nein, diesen Teil des Lebens hatte er hinter sich gelassen.

Gerade jetzt wollte Jack es seinen Gegnern nicht so leicht machen.

Es gab eine Menge Leute, die er in Daniels Namen in den Hintern treten wollte, angefangen bei diesen hochnäsigen Tok`Ra.

Oh, würde er ihnen auf die Nerven gehen, wenn er sie das nächste Mal sah!

Und Kinsey, der würde auch noch sein Fett wegbekommen!

Es war seltsam ruhig auf dem Schiff- auf ihrer „ersten offiziellen SG-1 Mission ohne Archäologen“.

Kaum ein Wort war bisher gesprochen worden und Jack wollte dies auch beibehalten.

Er war nicht gut im Reden und Lust dazu hatte er im Moment sowieso nicht.

Er hörte, wie Carter und Teal`c sich unterhielten.

Über Daniel natürlich.

„Du trauerst immer noch um Danieljackson?“

„Ja, das ist wahr... Sag mir, dass ich nicht die einzige bin.“


Sie war nicht die einzige...

Aber wie sollte er das ausdrücken, kam er doch selbst nicht mal mit der Situation klar.
Er wusste nicht, ob er tot war oder nicht, aber er war weg.

Und hatte ihn zurückgelassen.

„Dann sollten wir vielleicht lieber feiern?“

Oh Mann, jetzt wurde sogar Carter noch zynisch. Die Welt schien Kopf zu stehen...

„Wir waren ein Team, Teal`c.“

Es brach ihm das Herz.

Jack wollte es nicht einsehen, er wollte nicht verstehen, dass niemand neben ihm saß und beim Zusammenpacken der Munition half oder sie einfach nur ihre vielsagenden Blicke austauschten, sodass niemand vorne es mitbekam.

Aber nun war er ganz allein hier hinten- und da er genau dieses Alleinsein in Zukunft bestens meistern musste, hielt er sich bedeckt.

Einfach alles dicht machen, keine Konversation, keine Gefühlsregung, Beruf ist Beruf.

Sein Freund war weg, nun musste er ohne ihn klar kommen, so einfach war es.

Als seine Hände zu zittern begannen, legte er die Waffe ein fünftes Mal auseinander, überprüfte alle Teile genauestens und baute sie wieder zusammen.

„Niemand kann sich wirklich vorstellen, was wir zusammen durchgemacht haben, was jeder dem anderen bedeutet hat.“

Jack hielt inne.

Er dachte darüber nach, was sie einander bedeuteten, erinnerte sich, wer immer an seinem Krankenbett saß, als er nach einer Verletzung wieder zu sich kam.

Carter hatte recht.

Ihre Verbundenheit war in der Tat stärker, als es sich ein Außenstehender vorstellen konnte.

Und er würde ihn so vermissen!

Als Frust und Wut nichts mehr brachten, setzten sich Jacks Gefühle durch.

Gott, er hasste das.

Niemand durfte seine Gefühle sehen, wo kamen sie denn hin, wenn er jedes Mal einen Heulkrampf bekam, sobald etwas nicht so lief, wie es sollte?

Im Militär lebten sie jeden Tag nach der Regel, dass es der Letzte sein konnte, sie alle wussten es...aber Daniel war doch ein Zivilist.

Und sein bester Freund.

Seine zitternden Hände legten sich über sein Gesicht, um es vor den Blicken der anderen zu verbergen. Er hielt es nicht aus!

Er wollte ihn einfach nur zurück!

„Möglicherweise ist Daniel ja in einen anderen Kosmos aufgestiegen, ich weiß es nicht.
Und ehrlich gesagt, es ist mir im Augenblick auch vollkommen egal. Ich will ihn einfach zurück.“

„Ich ebenso.“


Jack schloss seine Augen und schüttelte leicht den Kopf.

Wie konnte er ihm das nur antun? Was sollte er jetzt ohne Daniel tun? Wo war der Gegenpol zu seinen „schlechtgelaunten Beleidigungen und unlogischen Argumenten“ ?

Erst jetzt begann er zu verstehen, was der Archäologe damals, direkt nach ihrer Wiederkehr meinte, als er sagte, er wisse auch nicht, was er mit sich anstellen solle.

Jack fühlte sich gerade genauso.

Nichts machte mehr Sinn, der Spaß an den Missionen war vorbei, die Entdeckerlust hatte sich eher in Entdeckerfrust verwandelt und schon jetzt wusste er, dass alles nur noch schleppend von der Hand gehen würde, denn sein Elan war weg.

Er hatte keine Lust mehr auf all das.

Jack könnte sich ohrfeigen.

Von wegen, er hatte nichts zu verlieren!

Diesen Satz hatte er in der letzten Zeit viel zu oft gebraucht, ohne genau darüber nachzudenken.

Denn er hatte viel zu verlieren!

Es gab so viele Dinge, die seinem Leben einen Sinn gaben, allen voran seine Teamkollegen. Wen gab es denn sonst noch, dem er irgendetwas bedeutete? Mit wem tauschte er sich denn über seine Alltagsprobleme aus, wenn er mal darüber sprach? Mit wem teilte er aufgrund eines Dackelblicks sein Dessert?

Niemals hatte er nichts zu verlieren gehabt.

Es war eine Schande, dass er es so spät einsah.

Denn nun hatte er alles verloren.

+++

Ende




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