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Notwehr von Jenny

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Kapitel Bemerkung:
Wird Daniel über Jacks Reaktion hinwegkommen? Und wird Jack seinerseits Daniel verzeihen können?

Teil 2

Seine erste offizielle Mission nach dem „Reese- Vorfall“ und ohne Daniel stimmte Jack zusehends missmutiger.

Nicht nur vermisste er ihn im Team, vor allem vermisste er die Ausgeglichenheit, die vorher SG-1 beherrscht hatte.

Doch an Daniels Stelle befand sich mittlerweile der ewig nervöse, vor geistigem Wahnwitz nur so sprudelnde Riley Johnson, der zwar professionell, doch für Jacks Verhältnisse irgendwie...seltsam war.

Auch dieser Archäologe litt unter einer Menge Allergien und musste dann und wann niesen. Doch dieses Niesen klang weder nach dem von Daniel, noch nach dem irgendeines normalen Menschen.

Es hörte sich an, als würde man einer Katze am Schwanz ziehen und gleichzeitig einen paarungswilligen Elefantenbullen neben sich schnaufen hören.
Jack beschloss, dass er sich nie daran gewöhnen könnte und daher niemals diesen Mann länger als nötig im Team behalten würde.

Schon allein der Gedanke daran, dass sie in wenigen Minuten eine Wiese passieren würden, erzeugte tiefste Ängste in ihm.
Unangenehme Vorahnungen von einer Herde paarungsbereiter Jung- Elefantenbullen und haarigen Katzenschwänzen...

„Sir?“, es war Sams Hand, die seine Schulter sanft rüttelte.

„Gott Carter, können sie einen alten Mann nicht mal schlafen lassen?“, fuhr er sie halbherzig an, doch natürlich mussten sie weiter. SG-1 war bereits einen halben Tag lang über den Planeten gewandert und hatte eine Stunde Pause eingelegt, bevor sie sich zu einer weiteren sechs- Stunden-Wanderung aufmachten.

„Tut mir Leid Sir, aber sie haben gesa- “

„Ich weiß ich weiߓ, antwortete er beschwichtigend und stand langsam auf. Seine Knie fühlten sich von der unbequemen Sitzposition an einem der Bäume etwas steif an, aber nach sieben oder acht Meilen würde sich das bestimmt wieder legen, schätzt er.

„Alles in Ordnung, Sir?“, erkundigte sie sich besorgt, doch Jack schüttelte den Kopf.

„Alles ok Carter, bin nur nicht mehr der Jüngste im Team. Der Erfahrenste vielleicht und der Gutaussehendste, der Charmanteste...aber eben nicht mehr der Jüngste.“

Die Astrophysikerin grinste nur und sie machten sich auf den Weg.

Irgendwo hinter einer der großen Wiesen hatte das U-AV einen Tempel entdeckt und den galt es jetzt zu finden. Sie würden den Rest des Abends mit der Suche verbringen, dann an ihrem Zielort übernachten und schließlich am nächsten Morgen mit hoffentlich reichlich Informationsmaterial zurückkehren.

„Hatschiii!“

Jack seufzte und wünschte Riley kurz „Gesundheit“.

Von ihrem derzeitigen Standort aus war es noch ein langer Weg bis zu diesem Wunschtraum...

+++

Daniel verbrachte den Abend im Stall mit seiner Freundin, wo er ihr dabei zusah, wie sie die Pferde versorgte.

Chelsey wollte ihn nicht helfen lassen, denn eine unkontrollierte Bewegung der Pferde konnte sein gebrochenes Handgelenk weiter verletzen, also beließ er es bei einem weichen Sitzplatz im Stroh am Ende der Stallgasse.

Glücklicherweise hatte er seine Allergietabletten mitgenommen und so störte ihn der Staub von all den getrockneten Heublüten, der überall in der Luft lag, kaum.

Chelsey hatte sich auf der kleinen Farm ein Mini-Paradies geschaffen.

Hinter dem Haus bewirtschaftete sie ein kleines Stück Land mit den verschiedensten Gemüsesorten, dahinter lag ein Obstgarten.

Ihr Stall beherbergte fünf Pferde, darunter ein Hengst und zwei trächtige Stuten, dazu hielt sie sich allerlei Nagetiere und zwei Hunde.

Auf einer angrenzenden Weide graste eine Schaf- und Ziegenherde im Licht der untergehenden Sonne und verdeckte fast die zwölf Hektar Land dahinter, die ebenfalls Chelsey gehörten.

Es war schon seltsam wie sehr sie sich in den Jahren verändert hatte.

Von einer trotzköpfigen Millionärstochter war sie zu einer hartarbeitenden, reifen Frau geworden.

Aber andererseits...wie musste er auf sie wirken?

Vom „verblendeten“ Gespött der Archäologie mit Beatles- Haarschnitt war er binnen weniger Jahre zu einem Halbmilitär avanciert. Das allein war ein Meilenstein.

Daniel genoss Chelsey’s Gegenwart, es beruhigte ihn ihr zuzusehen, wie sie jedes Pferd fütterte, ein paar Minuten mit ihm spielte und anschließend zur nächsten Box wanderte.
Nach einigen Sekunden fasste er sich ein Herz.

„Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hast du für Chase Manhatten Banks die Werbetrommel gerührt und wolltest mir eine Kreditkarte andrehen. Ist das deine neue Niederlassung?“

Chelsey zögerte einen Augenblick und wischte sich dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Letztendlich hast du ja auch einen Kreditkartenvertrag abgeschlossen...“

Daniel nickte und folgte ihr nach draußen, wo sie ihre Arbeitsgeräte zusammensuchte um sie über Nacht im Stall zu verstauen.

„Mein ganzes Leben lang habe ich immer alles bekommen was ich wollte, ohne dafür zu arbeiten. Nachdem wir getrennte Wege gegangen sind und ich auf der Universität mein Wirtschaftsdiplom bekam, habe ich einige Jahre in der Bankenbranche gearbeitet. Allerdings habe ich nie die Erleuchtung gefunden, die mein Vater darin sah.“

„Kann ich gut verstehen.“, ergänzte Daniel. Sie waren sich beide sehr ähnlich, waren Weltverbesserer und hoffnungslose Träumer. Offenbar hatten sie beide nun ihren Traum gefunden.

„Vor ein paar Jahren diagnostizierten die Ärzte bei meinem Vater Parkinson. Er hat sich dann von meiner Mutter getrennt und freiwillig in ein Heim einweisen lassen.“

„Das...das tut mir leid.“, erwiderte er, doch Chelsey schüttelte den Kopf.

„Das konntest du nicht wissen. Es hat uns alle zerstört. Vor fünf Jahren beschloss er, mir meinen Erbteil gleich zu geben, damit ich etwas damit anfangen kann. Eine höhere Rentabilität als die niedrigen Bankzinsen erwirtschafte, wie er es ausdrückte. Also habe ich das Geld zu einem hohen Zinssatz angelegt und mir diese kleine Farm gekauft.“

„Ruhe und Frieden sind eine gute Rentabilität, wenn du mich fragst“, unterstützte sie Daniel.
„Ja“, erwiderte Chelsey und brachte eine Schaufel und einen Besen zurück in den Stall, „nicht nur das. Allein von den monatlichen Zinsen könnte ich sechs Wochen überleben - mit den Tieren. Das heißt, ich muss mich um nichts kümmern.“

„Außer darum, dass der Salat immer genug Wasser hat,“ ergänzte Daniel, „das ist in der Tat ein Traum.“

„Davon haben wir immer geschwärmt“, entgegnete sie, als beide zusammen ins Haus zurück liefen, „du wolltest dich um deine Theorien kümmern und ich mich um das Geld. Abends würden wir dann zusammen vorm Kamin sitzen-“

„...Und die Zweisamkeit genießen“, fuhr Daniel bedrückt fort. Es war in der Tat eine Menge passiert. Um genau zu sein waren Sarah, Sha`uri und Kira passiert.

„Ich habe das zwischen uns nie bereut, Daniel“, sprach Chelsey dann, als sie ihre Schuhe auszogen und ins Haus gingen.

„Ich auch nicht. Ich habe mir nur immer gewünscht, wir hätten es irgendwie...besser beenden können.“

Sie nickte und deutete auf das Gästebett.

„Es ist schon spät Daniel, ich stehe morgens immer gegen fünf auf um die ersten Sonnestrahlen zu nutzen, bevor es dann heiß wird. Wenn du hier leben willst, solltest du dich meinem Rhythmus anpassen. Das wird sogar deine dunklen Augenringe vertreiben.“

Damit gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand in ihrem Badezimmer.
Also das war auch eine Art, jemandem Gute Nacht zu wünschen.

„Bis morgen früh um fünf dann!“, rief er ihr hinterher und schüttelte den Kopf.

Das seine dunklen Augenringe von solchen Weckzeiten verschwinden würden, glaubte er ihr allerdings nicht.

+++

„Carter, dieser Typ treibt mich noch in den Wahnsinn!“, stöhnte O’Neill spät Abends am Lagerfeuer unterhalb ihres Missionszieles, einem alten Maya- ähnlichen Tempel.

Ihre Wanderung hatte mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen, nachdem Riley Johnson- auserwählter Fremdenführer- sie aufgrund einer Hirschfährte in die falsche Richtung geführt hatte.

Zwei Stunden lang waren sie, auf der Suche nach einem Stamm Wilder, durch die Wälder geirrt, bis Jack dem schließlich ein Ende setzte und sie wieder auf ihren vorgesehenen Pfad gelangten.

Seitdem hatten der Colonel und Riley kein Wort mehr miteinander gewechselt.
Als sie ankamen war es schon fast dunkel und zu spät für eine eingehende Durchsuchung der Örtlichkeit, daher hatte Jack vorgeschlagen, das Camp auf einem abgelegenerem Platz aufzuschlagen, wo sie relativ sicher vor feindlichen Angriffen waren.

Nun übernahm er zusammen mit Carter die erste Schicht der nur vier Stunden langen Nacht, während Riley vermutlich in seinem Zelt saß und schmollte.

Jack war es egal.

Er war es so leid, vor diesem Kerl ständig über seine Entscheidungen Rechenschaft ablegen zu müssen, dass er Teal`c dazu verdonnert hatte, neben ihm zu laufen.

Er wollte doch einfach nur Daniel zurück im Team haben...

Dieser Gedankengang war es auch, der O’Neill dazu brachte, einiges von dem Geschehenen zu bereuen.

Er sah mittlerweile ein, warum Daniel ihn derart angegriffen hatte und verstand auch, was er für einen Fehler begangen hatte, indem er den Archäologen verletzt und alleine mit Reese im Stargateraum zurück ließ.

Vermutlich fühlte der Archäologe sich von ihm hintergangen und suchte deshalb sein Heil in der Flucht.

Wie auch immer, momentan hing ihm dieser Riley am Hals und Jack hatte alle Hände voll zu tun, diesen hyperaktiven Irren im Zaum zu halten.

„Sir, er ist gar nicht so schlimm wie Sie denken. Er ist einfach nur einer falschen Spur gefolgt“, verteidigte ihn Carter mit einem Lächeln auf den Lippen.

O’Neill fühlte sich von dieser Geste ergriffen und erwiderte sie, schüttelte anschließend aber trotzdem den Kopf.

„Dieser Spinner wird mich nicht noch einmal zwei Stunden durch das Dickicht eines Waldes auf einem Planeten jagen, dessen Namen ich nicht einmal aussprechen kann!“

„Nach Ihrer Standpauke nehme ich auch nicht an, dass er es noch mal versuchen wird“, gab Sam zurück und aß ein MRE.

„Das hoffe ich inständig“, seufzte er und holte aus einer kleinen Tüte einen Schokoriegel hervor in den er genüsslich biss, während Carter das Fertiggericht herunter würgte.
Statt beleidigt zu wirken zögerte sie einen Augenblick und sah dann zu Boden.

„Ich frage mich, was Daniel gerade macht“, sprach sie leise und suchte Augenkontakt mit dem Colonel.

„Er ist nach Montana gereist, vielleicht gräbt er dort nach alten Knochen“, versuchte sich Jack in einem ruhigen Ton, doch Sam durchschaute ihn.

„Das glaube ich nicht. Ich denke, er hat einfach nach ein bisschen Ruhe und Abgeschiedenheit gesucht. Daniel ist nicht der Typ, der spontan eine Forschungsreise unternimmt. Vielleicht wollte er einfach nur wieder einen klaren Kopf bekommen, er hatte in der letzten Zeit eine Menge Stress.“

„Den hatten wir alle“, verteidigte Jack seine vergangenen Taten sofort.

„Aber Daniel geht mit Stress anders um als Sie es tun“, erwiderte Sam ebenso herausfordernd.
„Carter, hat diese Diskussion irgendeinen anderen Zweck, als mir Schuldgefühle einzureden?“, warf er ihr an den Kopf und die Astrophysikerin zögerte wieder einen Augenblick.

„Wir sind ein Team“, begann sie dann mit fester Stimme, „jeder von uns hat Dinge durchleben müssen, von denen normale Menschen keine Vorstellung haben. Jede Woche reisen wir auf fremde Planeten und werden mit neuen Rassen und Gefahren konfrontiert....In den letzten Jahren sind wir füreinander wie eine zweite Familie geworden und ich finde, als solche sollten wir auch zusammen halten. Wen sonst haben wir da draußen, dem wir etwas bedeuten?...Wer von uns kann behaupten, eine intakte Familie vorzufinden wenn er Abends nach Hause fährt?“

Während ihrer Rede waren Sams Augen verdächtig feucht und ihre Stimme brüchig geworden. O’Neill hatte es bemerkt, doch er hielt sich zurück .

„Wir haben nur noch uns, Jack.“

Diese Worte trafen den Colonel so sehr, dass er nichts anderes konnte, als Carter in den Arm zu nehmen.

Sie hatte recht und wieder einmal fühlte er sich schuldig. Keiner von ihnen hatte eine wirkliche Familie, jeder kam Abends in ein leeres Haus zurück oder blieb so wie Daniel gleich auf dem Stützpunkt.

Alles was sie noch hatten waren sie selbst.

Sie waren eine Familie geworden, hatten gelernt, den anderen mit seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und schon so viele Male bewiesen, dass sie ihr Leben füreinander geben würden.

Gott, was hatte er nur getan?

Er musste sich endlich seine Fehler eingestehen und vor allem musste er Daniel erreichen. Aber davon war er im Moment leider noch zig tausende von Lichtjahre entfernt...

Mit dieser Einsicht drückte O’Neill Sam noch fester als zuvor an sich und so blieben beide aneinander gelehnt für den Rest ihrer Schicht sitzen.

Beim nächsten Mal, so schwor sich Jack, würde er besser Acht auf seinen kleinen Bruder geben.

+++

Daniel war am darauffolgenden Morgen schon kurz vor vier Uhr wach gewesen. Der Jetlag und die unregelmäßigen Arbeitszeiten im SGC hatten sich gemeldet und so wusste er nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen, als sich im Dunkeln mit einer Decke auf die Veranda zu setzen und auf den Sonnenaufgang zu warten.

Nirgendwo in Chelseys Haus hatte er Kaffee entdecken können, daher spielte er mit dem Gedanken, eine eigene Plantage für die Zeit, die er hier verbrachte, anzulegen.

Wie konnte jemand nur ohne Kaffee leben?

Oder anders herum, warum konnte er nicht ohne Kaffee leben?

Daniel ließ die letzten Jahre Revue passieren und gelangte zu der Auffassung, dass er einfach zu hohe Ansprüche an seinen Körper gestellt hatte. Tatsächlich musste er Fraiser recht geben. Die Nacht und den anschließenden Tag durchzuarbeiten, nur um die darauffolgende Nacht mit Schlafmitteln zu überstehen war auf Dauer keine gute Lösung.

Er war ganz einfach ein Sklave seiner grenzenlosen Leidenschaft für fremde Kulturen geworden und mit dem schier endlosen Wissenspotential, was ihm die Sternentorreisen boten, wurde sein Interesse nur noch gesteigert, bis man es fast als Sucht bezeichnen konnte, was er da tagtäglich betrieb.

Es schien, dass je mehr er über eine Kultur heraus fand, umso mehr wollte er weiter graben, bis sein Graben mit einem Totalkollaps wie vor einigen Wochen bei der Missionsbesprechung endete.

Danach hatte Hammond ihm eine Woche Zwangsurlaub verschrieben, den Daniel mit Recherchen und Übersetzungen verbrachte, während Sam einem Forschungsprojekt nach ging, Teal`c Bra’tac besuchte und Jack im Zuge seiner möglichen Beförderung im Weißen Haus Klinken putzen ging.

Daniel sah ein, dass sich etwas ändern musste.

Entweder, er bekam seine Leidenschaft in den Griff, oder er musste sich wieder langweiligen Erdenexpeditionen zuwenden.

Diese Entscheidung klang relativ leicht, wenn da nicht die Sache mit Jack gewesen wäre.
Eigentlich war es seine eigene Schuld gewesen; diese gesamte Sache mit Reese.

Er hatte die Anzeichen gesehen beziehungsweise gespürt, und sie missachtet.

Vielleicht hätte er Reese schonender beibringen können, dass sie einen Defekt hatte, aber leider war die ganze Sache dann aus dem Ruder geraten, Jack und er hatten sich gegenseitig Dinge vorgeworfen, die so nicht stimmten und irgendwie wünschte Daniel sich, die gesamte letzte Woche hätte überhaupt nicht stattgefunden.

Müde stützte er sein Gesicht in seine Hände und atmete tief durch.

Er erkannte sich selbst nicht mehr.

Es schien, als sei er auf Autopilot gelaufen, seit er sich dermaßen überarbeitet hatte.
All seine Stimmungsschwankungen, die Nervosität, die Kopfschmerzen- all das ließ sich plötzlich auf eine Ursache zurückführen.

Stress.

Und das musste auch der Grund dafür gewesen sein, dass er Jack im Gateraum dermaßen angefahren hatte, statt die Situation vielleicht doch lieber mit einem ruhigen Gespräch zu klären.

Eine Hand berührte seine Schulter und er fuhr erschrocken auf, nur um anschließend in Chelseys Gesicht zu blicken.

Sie schien offenbar geschockt über die Reaktion, fing sich aber gleich wieder.

„Guten Morgen“, wünschte sie ihm etwas außer Atem und richtete sich den Bademantel, „ich hätte nicht gedacht, dass es dich so früh aus den Federn treibt.“

Daniel sah, dass Chelsey zu zittern begann und hob die Decke, die er sich gegen die morgendliche Kälte umgeschlungen hatte, an und Chelsey setzte sich neben ihn.

„Ich konnte nicht schlafen, zu viele Dinge gingen mir durch den Kopf“, beantwortete Daniel ihr Stirnrunzeln und drückte seine erste große Liebe fest an sich.

„Wie zum Beispiel?“, fragte sie nach, doch sofort blockte er ab, um nichts über das SGC auszuplaudern.

„Wie zum Beispiel...warum du so laut schnarchen kannst, dass bei mir die Wände wackeln.“
Chelsey stieß ihm bei dem Kommentar den Ellenbogen in die Rippen und Daniel tat so, als hätte sie ihn verletzt.

Es fühlte sich gut an, sie wieder bei sich zu haben und er fühlte sich fast wie neugeboren.
In der Tat war er zu seinen Wurzeln zurück gekehrt.

„Ich habe heute Nacht von uns geträumt“, gestand sie dann und drückte ihren Kopf gegen seine Brust.

„Und was genau?“, erkundigte Daniel sich und überblickte den Horizont, wo schon die ersten Sonnestrahlen den neuen Tag ankündigten.

„Über alles mögliche...“, wich sie aus, „wie wir uns getroffen haben, was dann war...mein Erstaunen, als ich dich gestern wiedergesehen habe, so...verändert...“

„So ist nun mal das Leben- man muss sich anpassen und das geht nicht ohne Veränderungen“, dieser Ausspruch führte ihm wieder die erste Stargatemission mit Jack und Feretti vor Augen. Tatsächlich musste er für Chelsey wie ein komplett neuer Mensch wirken.

„Du bist anders geworden“, gestand sie ihm und suchte Blickkontakt. Doch Daniel wich ihr aus.

„Wen hast du denn erwartet?“, fragte er herausfordernd und richtete sich etwas auf.

„Einen leidenschaftlichen Träumer der in den Tag lebt und sich von anderen nicht unterkriegen lässt, so wie damals auf dem College.“

„Tja, tut mir leid deine Vorstellungen enttäuschen zu müssen-“, blockte Daniel ab, doch sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und blickte ihm für einige Sekunden tief in die Augen. Was sie da sah, gefiel ihr überhaupt nicht.

„Was haben die nur mit dir gemacht?“, fragte sie dann direkt und schien auf eine Antwort zu warten, die ihr Daniel leider nicht liefern konnte.

Was hatten sie mit ihm gemacht? Konnte man die Jahre vor dem Stargateprogramm überhaupt mit den Jahren danach vergleichen? Was war aus seinen Träumen geworden? Aus seinem unermüdlichen Drang, die Wahrheit ans Tageslicht zu fördern?

Hatte wirklich das Militär ihm all das angetan?

Hatte seine Umgebung ihn zu einem gefühlskalten Realisten werden lassen?

„Ich weiß es nicht“, gab er endlich offen zu und es fühlte sich gut an.

Er war in den letzten Wochen gegenüber seinen Teamkollegen verschlossen gewesen, was seine Gedanken und Gefühle anging, wahrscheinlich, um nicht noch mehr um die Ohren zu haben als die Arbeit oder eine Doktor Fraiser, die ihm nur nach längerem Hin und Her das OK für weitere Missionen gab, so lange eben, bis er nicht mehr konnte.

Er hatte sich isoliert und niemanden mehr an sich heran gelassen.

Doch nun, da er bei Chelsey war, mit der er sowieso seit frühster Jugend seine Gedanken geteilt hatte und die nichts von seiner Arbeit wusste, fühlte er sich auf eine unbeschreibliche Art und Weise wohl. Sie kannte ihn manchmal besser als er sich selbst und egal was er auch versuchte zu verstecken, sie schien seine Gedanken lesen zu können.

Damals waren sie zusammen, weil sie ein gemeinsames Schicksal teilten.

Er hatte keine richtigen Eltern mehr und Chelseys Eltern war mehr daran gelegen, für ihre finanzielle Zukunft zu sorgen, als sich um ihre Gefühle und Wünsche im Leben zu kümmern.
Das hatte sie zusammen geschweißt, denn oft saßen sie irgendwo zusammen auf einer Parkbank und diskutierten ihre Sorgen und Ängste, nur um gestärkter denn je aus dieser Situation wieder heraus zu kommen.

Sie waren füreinander da gewesen, als niemand sich um sie scherte und genau deshalb vertraute ihr Daniel auch so sehr. Sie würde immer für ihn da sein, egal ob er nun der alte oder aber der neue Daniel Jackson war.

„Ich mach uns jetzt Frühstück“, wechselte sie dann das Thema und wollte ihn fast auf die Lippen küssen. Doch plötzlich zögerte sie, waren doch viel zu viele Jahre schon vergangen.... und beließ es bei einem Kuss auf die Stirn.

„Ich seh dich in der Küche, OK?“

Damit machte sie sich auf den Weg zurück ins Haus. Daniel hingegen zögerte noch kurz, erinnerte sich an die guten alten Zeiten und folgte seiner Freundin dann ins Haus. Diesmal mit einem seltsamen Gefühl der Leichtigkeit im Magen.

+++

Jack hatte fast den gesamten Marsch zurück zum Stargate geschwiegen. Zu viel ging ihm durch den Kopf und er wusste momentan nicht, wie er all das ordnen sollte.

Carter hatte letzte Nacht recht gehabt, mit dem was sie über Familien gesagt hatte.

Wer begrüßte sie denn, wenn sie nach einer harten Mission nach Hause kamen? Wer machte ihnen etwas zu Essen, während sie sich ausruhten?

Waren sie nicht alle auf ihre eigene Art in den letzten Jahren zu Einzelgängern geworden? Carter hatte ihren Vater sozusagen an die Tok`Ra verloren, die Beziehung zu ihrem Bruder bestand zwar, aber sie sah ihn aufgrund ihres Berufs kaum.

Teal`c hatte nur noch seinen Sohn, den er unter Bra`tacs Training gestellt hatte. Sie sahen sich vielleicht zweimal pro Jahr.

Daniel hatte...wen hatte Daniel überhaupt?

Jack erinnerte sich nicht, jemals andere Personen in dessen Apartment gesehen zu haben, als SGC Personal.

Und er selbst?

Er selbst hatte auch nur seinen Karpfenteich und eine zugelaufene Katze, die dann und wann vorbei schaute, wenn es Fisch gab.

Sie waren schon ein einsamer Haufen, aber trotzdem waren sie nie allein, denn sie hatten immer sich selbst.

Im Team konnte jeder jedem vertrauen, es gab kaum Streit und man stand füreinander ein.
Wenn jemand krank wurde, kümmerten die anderen sich um ihn, bis er wieder gesund war und waren das nicht Charakteristika einer Familie?

Waren es am Ende des Tages nicht seine Teamkollegen, die für ihn da waren, so wie eine richtige Familie?

Jack seufzte.

Tatsächlich hatte er die Lage falsch eingeschätzt, als er Daniel vor wenigen Tagen so anfuhr. Der Archäologe war doch auch nur seinem Gewissen gefolgt, so wie er auch.

Das dies in einem solchen Desaster enden würde, hatte Jack nicht kommen sehen.

„Du bist heute sehr still , O’Neill.“, holte ihn Teal`c aus den Tagträumen.

Der Jaffa hatte sich Jack genähert und hielt jetzt mit ihm Schritt.

„Ach T., mir gehen nur ne Menge Dinge durch den Kopf“, damit deutete er auf Riley, der etwas weiter hinter ihnen eine lautstarke Diskussion mit Sam führte, warum man ihm verbot, seinen Hund mit ins SGC zu nehmen.

“Was hältst du davon, wenn wir unserem Gralshüter dahinten ein Bandana in den Mund stecken, damit er ein für alle Mal seine-“
„Du hast meine volle Unterstützung, O’Neill“, stoppte ihn Teal`c, bevor er etwas falsches sagen konnte.

„Allerdings “, fuhr der Jaffa dann fort, „wird es mir schwer fallen, General Hammond dieses Verhalten zu erklären.“

„Mach dir darüber keine Gedanken, Teal`c“, beruhigte ihn Jack, „wir sagen einfach, er hat plötzlich mit tiefer Stimme und Goa`uldakzent geredet, dann sind wir ihn für ein paar Tage los.“

„Und was, wenn Danieljackson bis dahin nicht wieder zurückgekehrt ist?“, erkundige sich der Jaffa nachdenklich.

Daran hatte er gar nicht gedacht. Was war, wenn Daniel sich so in seine Wut verrannt hatte, dass er nicht mehr im SGC arbeiten wollte?

Nein, selbst wenn er auf Jack wütend war würde er doch mit Sicherheit nicht seinen Traumberuf einfach so aufgeben, oder?

Seufzend wandte er sich wieder Teal`c zu.

„Hoffen wir es.“

+++

Daniel hatte es den Rest des Morgens vermieden, tiefgreifende Diskussionen mit Chelsey zu führen. Es brachte einfach zu viele unangenehme Erinnerungen in ihm hoch, die er momentan nicht brauchte.

Zur Abwechslung waren sie beide ausgeritten, denn Chelsey musste eine der Koppeln für die Schafe reparieren, die mehrere Meilen entfernt lag.

Also hatte sie Daniel eingeladen und sie waren losgeritten.

Er hatte sich sein Handgelenk in eine Schlaufe gelegt, wissend, dass Fraiser ihm dafür den Kopf abreißen würde. Aber da sie nun mal nicht da war, konnte sie das auch nicht tun.
Chelsey ritt nur Schritt, damit die Pferde bei der Hitze nicht zu angestrengt wurden und außerdem ermöglichte es ihnen, die wunderbare Landschaft zu genießen.

„Du hättest wohl nie gedacht, dass es in Montana so heiß sein kann, oder?“, rief sie ihm zu und Daniel nickte.

Sein Bruch tat von dem ewigen Auf und Ab des Pferdes langsam weh und er sah ein, dass eine Pause bald vonnöten war.

„Ich könnt mich glatt dran gewöhnen, hier draußen zu leben“, keuchte er und versuchte, etwas klare Luft einzuatmen. Nun wusste er, warum Chelsey so früh aufstand.

Sobald die Sonne vollends am Himmel erschien, wurde es hier auf den ebenen Flächen unerträglich schwül. Der Staub stand fast in der Luft und legte sich auf seine Lungen.
Das Paradoxe dabei war, dass sie im Winter bis zu zehn Fuß Schnee in einer Nacht bekommen konnten.

Irgendwie erinnerte ihn das an den Wetterstein, den sie auf einer ihrer Reisen entdeckt hatten. Der wäre nun vonnöten.

Chelsey hatte bemerkt, wie sehr ihn das Klima mitnahm und leitete ihre Pferde zu einem angrenzenden Hügel, der etwas Schatten spendete.

Mit ihrer Hilfe stieg er ab und sie lehnten sich für ein paar Minuten an den kühlen Fels, während ihre Pferde munter auf einer nahen Wiese grasten.

„Das kommt davon, wenn man ständig nur Klimaanlagen um sich herum hat. Man wird anfällig für das kleinste bisschen Sonne“, seufzte Daniel und nahm die Wasserflasche an, die sie ihm reichte.

„Mach dir nichts draus“, beruhigte sie ihn mit einem Lächeln, „als ich meinen ersten Sommer hier verbracht habe, ging es mir genauso.“

Daniel nickte und lehnte seinen Kopf an den vergleichsweise kühlen Stein. Schweiß rann an seinem Gesicht herunter und er wischte ihn sich mit seinem T-Shirt ab.

„Ich weiß, du kannst mir nichts über deinen Job sagen...,“ begann Chelsey wieder und erhielt seine gesamte Aufmerksamkeit, „aber was hat dich zum Militär geführt? Ich meine, dort gibt es nur dunkle Kasernen, keine Farben und nur gefühlskalte Männer mit falsch verstandenem Patriotismus.“

Er musste bei der Beschreibung lächeln, war es ihm doch beim ersten Besuch des SGC ähnlich ergangen. Doch schon bald hatte er gelernt, dass alles dort nach einem bestimmten System aufgebaut war, nämlich um den maximalen Schutz für die Bevölkerung zu gewährleisten.

Ob er dabei allen Systemen zustimmte, war eine andere Sache.

Und ob Jack falsch interpretierte Patriotismusgedanken hegte ebenfalls.

„Chelsey, ich...“, er machte eine kurze Pause und holte tief Luft, „ich habe dort die Möglichkeit Dinge zu tun, von denen ich immer geträumt habe. Ich...ich arbeite mit großartigen Leuten zusammen und meine Arbeit ist sehr wichtig.“

„Was kann an der Air Force schon so spannend sein? Führt ihr bemannte Weltraummissionen durch von denen niemand was wissen darf?“, fragte sie spöttisch, doch Daniel hatte sich fast verschluckt.

Als er sich wieder fing, lächelte er ihr gespielt zu.

„Schön wär’s“, konterte er dann und stand wieder auf. Die Sonne wurde von Minute zu Minute heiser, sie mussten voran kommen.

„Hast du dort eine Freundin?“, fragte Chelsey unvermittelt und Daniel zögerte. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und blickte für einige Sekunden in die Ferne, bevor er antwortete.
„Hatte. Ich hatte eine Frau. Sie ist gestorben.“

Damit schluckte er den Kloß herunter, der ihm schon seit Beginn seiner Reise im Hals gesteckt hatte. Aber statt enttäuscht zu wirken kam sie zu ihm und nahm seine Hand.

Daniel folgte der Bewegung and blickte ihr dann unschlüssig in die Augen. Ohne ein weiteres Wort schloss sie ihn in eine feste Umarmung und er wusste nichts anderes, als diese zu erwidern.

Es war, als würden Tonnen an Ballast von ihm fallen, allein aus dieser Geste heraus.
Für ihn bedeutete es mehr als nur Nähe, für ihn bedeutete es Offenheit. Endlich, nach einer viel zu langen Zeit hatte er die Tore zu seiner Seele wieder geöffnet.

„Es ist ok“, flüsterte sie leise und Daniel spürte, wie sie beruhigend mit der Hand über seinen Rücken fuhr. Ohne weitere Gegenwehr gab er sich seinen Emotionen hin.

Viel zu lange schon hatte er über das geschwiegen, was in ihm vorging, doch umso mehr traf es ihn nun. Die Gefühle kamen mit einer solchen Intensität hoch, dass es ihm fast die Beine unter dem Körper wegriss.

Sha`uri, Sarah, Reese, Nick, Jack, Sam, Teal`c…

Monatelang hatte er die Schmerzen verdrängt, doch nun holten sie ihn ein. All die Verluste, die schmerzhaften Beleidigung, das Gefühl, nicht beachtet zu werden...

Es war einfach zu viel für ihn.

Und so hielt er Chelsey fest an sich gedrückt und vergoss zum ersten Mal nach Sha’uris Tod wieder Tränen.

+++


weiter: Kapitel 3
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