Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Zwischen zwei Fronten von Jenny

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Kapitel Bemerkung:
Wird SG-1 Daniel finden? Und wenn ja, wird er mit ihnen zur Erde zurückkehren?

Kurzer Rückblick auf Teil 2:

„Jacob Carter hat uns berichtet, dass die Suche nach Danieljackson erfolglos verlief. Yu hat das ganze Areal um das Sternentor besetzt und das nahegelegene Dorf zerstört. Seine Krieger breiten sich in diesem Augenblick auf dem ganzen Planeten aus. Er nimmt an, das Yu dort ein La’kesh errichten will.“
„Komm schon Teal`c, du weißt ich verstehe nicht viel von diesem Goa`uld- Gerede!“
„Ein Basislager. Es scheint, dass Yu diesen Planeten gewählt hat, um dort sein Lager zu errichten und in den anliegenden Bergen Naquadah für den Schiffbau abzubauen. Die Tok`Ra schließen nicht aus, dass Danieljackson vielleicht tiefer in die Berge fliehen konnte, doch Jacob Carter hat ausdrücklich betont, dass weitere Missionen reiner Selbstmord seien.“
~~
„Du bist verwirrt, Danyel.“,
„Du hast mit noch immer nicht gesagt, wer du wirklich bist.
„Ich bin ein Samurai.“
~~
„Die Jaffa haben das ganze Gebiet umzingelt, es wird uns nicht möglich sein, dich lebend wieder nach Hause zu bringen.“
„Dann bin ich hier quasi...gefangen?“
„Du kannst hier bei uns bleiben und die Wege der Samurai studieren. Du kannst mit uns in den Krieg ziehen, oder dein Leben jetzt gleich beenden, indem du versuchst, zurückzukehren.“
~~
„Gibt es da etwas, das du weißt und das wir wissen sollten, Teal`c?“.
„Ich hatte eine Vision von Daniel Jackson...mir ist es gelungen, mit ihm zu reden. Ich konnte den Platz erkennen, an dem er sich befindet. Es geht ihm gut.“
~~
„Alles klar, Teal`c. Ich würde vorschlagen, dass sie alle sich jetzt noch eine Stunde Ruhe gönnen. Die Abschlussbesprechung mit Major Feretti und Doktor Fraiser findet um Null- fünfhundert statt, die Mission startet um Null- Siebenhundert. Bitte seien sie alle bereit. Wegtreten.“


Und nun die Fortsetzung:

Teil 3
“Richte deine Gedanken auf den Weg, den du vorgezogen hast und verfolge ihn! Dein Wille wird deine Pflicht erfüllen, dein Schild wird sich in einen stählernen Schild verwandeln.“

Daniels Schlaf war in dieser Nacht nicht besonders gut gewesen. Zu viele Gedanken schweiften durch seinen Geist, meistens ging es um SG-1.
Er dachte an das, was sie im Moment taten, ob sie ihn für tot hielten oder eine Rettungsmission gestartet hatten.
Herrgott, er hatte sogar geträumt, gegen Teal`c zu kämpfen...
Daniel wünschte sich nur, er könne seinen Freunden mitteilen, dass es ihm gut ging, doch leider hatte er absolut keine Möglichkeit, das Sternentor zu erreichen.
Vor einigen Tagen war er zusammen mit Maramato auf einen höher gelegenen Berg geritten, von wo aus sie das Sternentor sehen konnten- es war mit Hundertschaften von Jaffas besetzt. Niemand konnte lebend von der Erde aus hindurch kommen und er hoffte innigst, dass sie das auch nicht versucht hatten.
Daniel war abgeschnitten, abgeschnitten von allem, was ihm in den letzten Jahren lieb und teuer geworden war- und war in diese neue Welt hineingeschlittert, voller fernöstlicher Bräuche, geprägt von Gegensätzen zwischen dem bäuerlichen Leben und dem täglichen Gedanken, dass man von einem Kampf nicht mehr lebend zurückkommen konnte; einer Maxime, die man fast gleichgültig hinnahm.
Es faszinierte ihn, wie diese Menschen mit dem Leben und auch dem Tod umgingen. Sie schätzten beides und lebten entsprechend. Sie vergeudeten keine Zeit, nutzten den Tag, jeder von ihnen widmete sein Leben einer ganz speziellen Tätigkeit. Es gab Waffenschmiede, Viehzüchter, Reisbauern, Näherinnen, Pferdetrainer, Lehrer und eine Heilerin. Während die Frauen sich um den Haushalt kümmerten zogen die Männer in den Krieg, die Greise bildeten die Jungen in der Kunst des Kampfes aus, die alten Frauen zeigten den Mädchen Heilverfahren.
Noch nie in seinem Leben hatte er soviel Frieden verspürt, obwohl sie sich mitten im Krieg befanden. Es war seltsam. Vielleicht war Daniel davon auch nur so angetan, nachdem er für Wochen, zusammengezählt sogar Jahre, im SGC unter der Erde gehockt und studiert hatte- und plötzlich wurde er aus seinem Alltag in eine fremde aber sehr...reale...lebendige Welt entführt, eine Welt, in der Wissen und Kampfkunst vereint wurden.
Daniel stieg auf und lief aus seiner kleinen Hütte, die ihm Saburo zugeteilt hatte, bis er...wieder ging? War das gewiss? Er wusste es nicht, jedenfalls war es seine Hütte. Außerdem beinhaltete sie alles, was ein Mensch brauchte: ein Bett, ein Schrank, eine Toilette. Gebadet wurde am Fluss, gegessen in kleinen Gemeinschaften.
Draußen auf der kleinen Terrasse angekommen, beobachtete er die Sterne für eine Weile, schätzte, wie weit es wohl von hier bis zur Erde war.
Ausgehend von der Planetenadresse musste es ziemlich weit entfernt liegen, was seine Hoffnungen nicht unbedingt ansteigen ließ. Daniel fühlte sich zerrissen. Er wollte unbedingt zurück zu seinen Freunden, doch er wollte auch hier bleiben, in diesem Leben.
Was war für ihn wichtiger?
Unschlüssig machte er sich auf den Weg zum Tempel.
Der steinige Pfad war von den Milliarden von Sternen über ihm hell erleuchtet und wirkte äußerst romantisch. Sha’uri hätte diesen Platz mit Sicherheit geliebt...
In einem Selbstversuch kickte Daniel einen Stein zur Seite und stellte fest, dass er kaum noch Schmerzen spürte.
Er war erstaunt, wie gut die Wunde an seinem Bein mittlerweile wieder verheilt war. Zwar wusste er nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, seit er hier gestrandet war, doch allein die Tatsache, dass er nach einer solch schweren Verletzung wieder normal gehen konnte, war einfach faszinierend.
Nach wenigen Minuten erreichte er den Tempel und setzte sich auf den Vorsprung des kleinen Brunnens am Vorhof der großen Anlage. Der kühle Wind ließ die Blüten der Kirschbäume nach unten auf das Plateau gleiten, wo sie das Gefühl vermittelten, man laufe auf Wolken.
Daniel atmete tief durch und blickte sich um, als er Maramato erkannte, der am Eingang des Tempels saß und meditierte. Er trug seinen schwarzen Anzug, den Gi, und schien über den Krieg nachzudenken.
Auch Daniel trug mittlerweile diese Standartkleidung und blickte an sich hinab.
Seine Hose war leicht verdreckt von all den Stürzen während ihrer Trainingskämpfe und die Jacke, die er darüber trug war schon so eingerissen, dass er damit kaum noch seinen Oberkörper ankleiden konnte.
Überall waren Risse und Schnitte und der kühle Nachtwind schlug ihm unangenehm gegen die Brust. Es wurde Zeit, dass er eine neue Uniform bekam.
Leise stieg er wieder auf und ging auf Maramato zu. In all den Diskussionen, die sie in den letzten Wochen hatten, hatte Daniel nur selten erwähnt, wie dankbar er ihm war, dass er sein Leben gerettet hatte- das wollte er nun ändern.
Der Archäologe war noch mehrere Meter entfernt, als Maramato die Augen öffnete und ihn friedlich anlächelte. Daniel verneigte sich zögerlich und setzte sich neben ihm.
„Deine Träume.“, erkannte der Samurai und wartete nicht einmal auf eine Antwort, ehe er weitersprach, „Du musst schon viel Leid miterlebt haben, um solche Träume zu haben. Nur den ältesten Kriegern unseres Stammes geht es wie dir.“
Daniel nickte. „Ich habe gesehen, was die Goa`uld den Mensch antun.“, erwiderte er, „Ich habe das Leid und die Verzweiflung gesehen, all die unnötigen Opfer, Kinder, deren Eltern in einem sinnlosen Krieg getötet wurden...das könnte ein ganzes Gruselkabinett füllen.“
„Was haben sie dir angetan?“, erkundige Maramato sich. Sein Akzent war noch immer sehr stark vertreten, trotzdem hatte er vieles in den letzten Wochen gelernt.
Eine Träne suchte den Ausgang aus Daniels Auge und er wischte sie schnell weg, obwohl er wusste, dass sein Gegenüber es längst bemerkt hatte.
„Sie nahmen mir meine Frau. Sie zerstörten unsere Heimat, versuchten meine Freunde und mich zu töten, infiltrierten sie mit ihren verdammten Symbionten...“, er biss die Zähne zusammen, als all die schlechten Erinnerungen wieder in ihm hoch kamen.
„Du kannst dem Schmerz nicht erlauben, deine Seele zu zerstören.“, sprach Maramato leise und zog wieder sein Schwert hervor. Daniel zuckte nicht mehr zusammen. In den letzten Wochen hatte er selbst gelernt, damit umzugehen, falls es einen Notfall gab. Er hatte gelernt, schnell mit dieser Waffe zu töten, ebenso mit Pfeil und Bogen Angreifer kampfunfähig zu machen. Natürlich musste er seine Techniken noch verbessern, aber er war für den Anfang nicht schlecht gewesen.
All die Vorurteile, die er gehabt hatte, waren schnell verflogen und er widmete sich nun ganz der Unterstützung der Leute, die sein Leben gerettet und ihn als einen der Ihrigen akzeptiert hatten.
„Dieses Schwert hat viele Menschen getötet,“, begann der Samurai, „Väter, Onkel, Großväter und Söhne.“, erklärte er und wieder schimmerte das Metall hell im Licht der Sterne, „Trotzdem muss ich all dies vergessen, sobald ich es reinige und wieder an meiner Rüstung befestige.“
„Das ist dann wohl meine Schwäche- ich kann meine Emotionen nicht einfach beiseite legen. Ich denke über die Menschen nach, die ich bekämpfen muss...die Jaffa zum Beispiel. Sie werden gezwungen, gegen uns Krieg zu führen, Auch sie haben Familien, müssen aber kämpfen und kehren meistens nicht mehr zurück. Diejenigen, die zurückkehren, sind dazu verdammt, eine Goa`uldlarve, ein Kind der Götter, in ihrem Leib reifen zu lassen, nur um zu sterben, sobald es reif ist oder um eine neue Larve zu erhalten. Was ist das für ein Leben?“.
„Es ist ihr Leben, Danyel.“, erwiderter Maramato scharf, „Du kannst nicht das ganze Universum retten. Doch du kannst ändern, was in deiner Macht liegt. Wenn du dich nur darauf konzentrierst, wirst du erfolgreich sein.“
Daniel senkte den Kopf. Omah hatte ihm genau dasselbe erzählt. Doch nun kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, seit er von seiner „übersinnlichen“ Reise zurückgekehrt war. Die tägliche Routine verfolgte ihn wieder, zusammen mit duzenden von Übersetzungen, Missionen, Artefakten- das normale Leben eben.
„Du bist schon weit über die Grenzen deines Seins herausgetreten.“, erklärte Maramato, doch Daniel verstand nicht, was er damit meinte. Also beschloss der Krieger, ihm mehr zu erzählen.
„In all den Jahren, in denen unsere Kultur zu ihrer Stärke gewachsen ist, gab es nur wenige Menschen mit deinem Geist und deiner Weisheit. Die meisten von ihnen waren sehr alt und einige hatten ähnliche Erfahrungen wie du. Sie wurden in einem Kampf schwer verletzt und schwebten für mehrer Tage zwischen Leben und Tod. Diese Erlebnisse prägten sie und machten sie zu den weisesten Anführern unseres Dorfes. Diese Weisheit erkenne ich auch in dir, obwohl du noch so jung bist.“
„Ich war schon einmal tot...wirklich tot.“, sprach Daniel dann und der Samurai neben ihm wirkte nicht einmal erschrocken, „Eigentlich schon mehr als ein Mal.“
„Wie bist du dann wieder lebendig geworden?“
„Ich hatte etwas Hilfe...“, Daniel lächelte und richtete seine Jacke wieder ein wenig in Form, „Zuerst gab es einen Sarkophag, ein Gerät der Goa`uld, mit dem man Tote wiederbeleben kann, dann ein hilfsbereites Waldvolk, dann meine Freunde aus dem Team natürlich und dann gab es noch ein Lichtwesen namens Omah Desala. Sie hat mich...aufsteigen lassen, in eine höhere Art des Bewusstseins. Während mein Körper starb und verschwand, war mein Geist im Universum unterwegs. Allerdings habe ich nicht ganz die Regeln befolgt- sie hat mich dann wieder zurück zu meinen Freunden geschickt. Ich weiß nicht mehr all die Details, aber Fakt ist, dass ich jetzt wieder hier bin.“
„Aufzusteigen ist der Traum vieler Samurai.“, ergänzte Maramato. Er schien durchaus angetan zu sein von dem, was sein Gegenüber zu erzählen hatte, „Täglich geben wir unser bestes dafür. Die Samurai dienen dem Volk und beschützen es, in der Hoffnung, im Jenseits den Erfolg ihrer Taten rühmen zu können...Wie bist du gestorben?“
„Im Kampf...gegen die Goa`uld. Und als ich eine Waffe entschärft habe, die dazu bestimmt war, einen ganzen Kontinent auszurotten.“
Maramato nickte leicht. „Hai.“
Als sich eine beruhigende Stille über die beiden breit machte, schloss Daniel für einen Moment die Augen, genoss die Ruhe und den kühlen Wind.
In diesem Augenblick legte Maramato seine Hand auf seine Schulter, eine Geste, die Daniel noch niemals zuvor bei einem der Krieger gesehen hatte.
„Ich hatte Recht, Danyel. Du bist ein Samurai.“, sprach er dann lächelnd und sie saßen ohne ein weiteres Wort bis zum Sonnenaufgang am Eingang des Tempels und warteten auf den nächsten Tag.
***
Nach dem Briefing fand sich SG-1 zusammen mit Fraiser und Feretti in den Umkleiden wieder. Die Stimmung war gedrückt, kaum ein Wort wurde gesprochen. Das Knacken der P90, die überprüft und schussbereit gemacht wurden, war für eine ganze Weile das einzige Geräusch, das den Raum mit fünf Leuten füllte.
Jeder bereitete sich mental auf die bevorstehende Mission vor, die Gefahren, denen sie in die Augen blicken mussten, die Möglichkeit, dass Daniel trotz aller Hoffnung und Teal`cs Vision nicht mehr am Leben war, die Gefahr, dass keiner von ihnen lebend zurückkehrte.
Ihr Plan war Kinoreif.
Schritt Eins: Reise durch das Stargate auf den neubezogenen Standort der Tok`Ra, von da aus Flug mit einem kleinen Raumschiff auf den Planeten, auf dem Daniel sich befindet.
Schritt Zwei: SG-1 plus Anhang wird auf dem Planeten abgesetzt, bestmöglichst in den Bergen, mit gesunder Entfernung zu Yu’s Weltherrschaftskommune und näher an dem Platz, an dem Teal`c Daniel vermutet.
Schritt Drei: Daniel retten.
Schritt Vier: mit Daniel im Schlepptau binnen 72 Stunden zurück zu der Stelle laufen, an der sie abgesetzt wurden, auf Jacob in dem kleineren Raumschiff warten, sich retten lassen...
Sam hatte schon jetzt die böse Vorahnung, dass Schritt drei und vier sich als etwas komplexer als ihr erdachtes Schema herausstellten, doch es musste klappen- irgendwie.
SG-1 war ohne Daniel nicht SG-1, genauso wie der Verlust irgendeines anderen der drei restlichen Mitglieder das fragile Gefüge dieses Teams zerstören würde. Sie waren einzigartig, und genau das mussten sie auch beibehalten.
Sie sah zu Janet. In wilder Entschlossenheit füllte die Ärztin ihre Weste mit den nötigen Utensilien, bereitete ihre Waffe vor, hielt ihre Lippen fest verschlossen.
Feretti war nicht minder konzentriert. Er war schon dabei, seine Stiefel zuzuschnüren, ebenso wie O’Neill und Teal`c.
Der Colonel drehte sich zu den beiden Frauen um, versuchte, seine Aufregung und die Besorgnis um Daniels Verbleib zu verstecken.
„Sind sie bereit, Ladies? Doc?“
Janet verstaute noch schnell zwei Schokoriegel für Daniel in ihrem Rucksack und nickte dann ebenso wie Sam.
„Also gut, machen wir uns auf den Weg.“
***
Das Schwert in seiner Hand blendete ihn im hellen Licht der Morgensonne, als er es schnell über seinen Kopf schwang, um den Angriff abzuwehren. Funken entstanden beim Aufprall der scharfen Schneiden und Daniel mussten wiederum denen ausweichen.
Der Mann war extrem schnell für sein Alter und der Archäologe hatte alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten, obwohl man es ihm schon leichter machte.
„Nur Schwertkampf“, hatte Maramato gesagt, „Keine Tritte oder Schläge.“
Allerdings hatte er dabei ausgelassen, dass er sich duzende Male mit dem Schwert in der Hand über den Boden rollen musste, nur um der scharfen Klinge seines Gegenübers zu entgehen.
Die Augen des Alten waren auf ihn fixiert, etwas, an das er sich noch erinnerte, als er das erste Mal aus seiner Hütte geklettert war, die „Katas“ sah, die diese Männer vollführten
Jetzt war auch Daniel ein Teil ihrer Kultur, lernte ihre Kampfkunst, lebte nach ihren Sitten und Bräuchen, bereitete sich auf den baldigen Kampf vor.
Noch immer durchstreiften ihn Gedanken an das, was SG-1 jetzt wohl machte, doch sie traten immer seltener auf. Zu eingespannt war er in dieses Leben hier. Wenn er nicht kämpfte oder den Frauen bei der Landwirtschaft half, ging er oft in den Tempel, dachte nach, studierte, meditierte.
Das musste es sein, dachte er sich. Das musste die wahre Höhere Existenz des Seins sein. Ein befreiter Geist, fokussiert lediglich auf das Hier und Heute. Die Kraft, sein ganzes Leben nur für die eine Sache, den einen Moment hinzugeben.
Die Klinge des Samuraischwertes raste nur Millimeter an seiner Nase vorbei, so nahe, dass Daniel die Inschrift erkennen konnte.
Wasser.
Er verstand die Bedeutung nicht, sprang aber sofort zurück, wissentlich, dass der Alte ihn mit Absicht verfehlt hatte.
„Denk nicht soviel nach!“, rief Maramato von der Seite als sie plötzlich erkannten, wie Samuraikrieger durch das Tor in das Dorf hinein ritten.
Schon von weitem konnte Daniel sehen, dass angeschlagen sie waren, viele von ihnen schienen schwer verwundet zu sein, andere von Blut nur so bespritzt. Wahrscheinlich waren sie in eine Schlacht mit Yu’s Jaffa geraten.
Sofort stellten sie ihr Training ein und eilten den Verwundeten zu Hilfe.
„Watanawee!“, rief Maramato von weitem und ein großer Mann auf einem schwarzem Pferd nickte ihm zu.
„Sakkat.“, antwortete dieser leise und stieg langsam vom Pferd. Seine Rüstung war blutgetränkt, hier und da konnte Daniel Wunden von Stabwaffensalven erkennen, „Wir sind in einen Hinterhalt geraten.“, erklärte der Mann während Maramato ihn zu Saburos Haus stützte, „Wir konnten sie alle töten.“
Daniel selbst wirkte verwirrt, wollte den Männern aber helfen. Plötzlich spürte er, wie einer der Alten ihn an der Schulter zurück hielt. Er drehte sich um und erkannte das Gesicht wieder. Es war Maramatos Lehrer.
„Du!“, begann er schroff, „Warum bist du eigentlich hier?“
Bereit zur Defensive versuchte er einen Schritt zurück zu treten, doch der Griff an seinem Arm verstärkte sich.
„Was...was soll das heißen?“
„Du weißt nicht, was du willst, das soll das heißen!“, erklärte er auf japanisch und Daniel verstand es auf Anhieb.
Zögernd blickte er zu Boden, als sein Kinn wieder angehoben wurde.
„Hab gefälligst den Mut, mich anzusehen! Ich bin nicht dein Lehrer, dafür bin ich schon zu alt. Aber fang tunlichst damit an, dich zu entscheiden. Du kämpft schlechter als unsere Kinder. Dein Geist ist nicht bei der Sache, du bist unsicher.“
Daniel nickte, ließ aber diesmal den Kopf oben.
„Entscheide dich, ob du ein Mann sein willst, oder ein Feigling!“
Damit ließ er ihn los. Die Wort klangen für ihn im ersten Moment wie eine Beleidigung, trotzdem steckte Wahrheit in ihnen.
Daniel musste sich entscheiden, er konnte nicht länger zweigleisig fahren. Noch immer wünschte er sich einerseits die Rettung durch SG-1, andererseits die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft. Das machte ihn unsicher. Noch immer wollte er nicht kämpfen, selbst wenn er ein Schwert in der Hand hielt und es tat.
Er musste anfangen, den Fakt zu akzeptieren, dass er hier auf unbestimmte Zeit festsaß, und dass er diesen Menschen helfen musste. Er hatte mehr Wissen über die Goa`uld als das ganze Dorf zusammen.
Es war an der Zeit, dass er sich auf den Kampf besinnte. Er musste all seine nebensächlichen Gedanken über Bord werfen und nur noch daran denken, wie er die Jaffa am besten mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln besiegen konnte.
Er wollte ein echter Samurai werden.
***
„Ich würde ja gerne „In the eye of a tiger“, singen, aber leider fällt mir die Melodie nicht mehr ein- zu viele Jahre bei den Tok`Ra.“, scherzte Jacob während er den Gleiter steuerte.
Im hinteren Teil des Raumschiffes war es sehr ruhig geworden. Alle waren besorgt und nervös. Wahrscheinlich sogar ein bisschen mehr nervös als besorgt. Daniel schaffte es immer irgendwie, aus den schlimmsten Situationen heraus zu kommen, aber die Frage war nun, ob sie es- falls sie ihn finden würden- rechtzeitig und unverletzt wieder zurück zum Startpunkt, Jacobs Landefläche, schaffen würden. Oder waren die Jaffa vielleicht schon zu weit vorgerückt und ihnen gefährlich nahe? Sollte es zu einem unvermeidlichen Jaffa Kontakt kommen?
Der Tok`Ra konnte diese Gedanken in dem kleinen Raum förmlich kreisen hören.
„Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit.“, fauchte Jack zurück und sah dabei Teal`c an. Der Jaffa machte sich nichts aus dem Kommentar und blickte stumm um sich.
Sam und Janet saßen zusammen auf einer kleinen Bank, Feretti studierte sein Comic-Heft und Jack saß allein in einer halbdunklen Ecke und hantierte an seiner Waffe herum. In den letzten Wochen war es ihm trotz mehrere Integrationsversuche von Teal`c gelungen, sich von seinen Freunden auf der Basis zu distanzieren.
Kein nettes Geplauder, keine Geste des Verständnisses war von den restlichen Mitgliedern von SG-1 ausgetauscht worden, seit der Mission, bei der Daniel verschwand.
Jeder schien auf seine eigene Weise mit dem Verlust des Kameraden klar kommen zu wollen, und je länger es dauerte, umso weiter entfernten sich die drei Freunde voneinander.
Teal`c war klar, das langsam aber sicher einige klärende Gespräche zwischen ihnen anstanden, Freundschaften mussten wieder geschlossen werden, Gefühle offen ausgetauscht werden - natürlich nicht ohne die sichere Rückkehr von Danieljackson. Doch davon war der Jaffa fest überzeugt.
***
Daniel saß still auf dem Vorhof des Tempels und beobachtete Maramato, der eine Trauerzeremonie für die gefallenen Samurai abhielt.
Nur die engsten Verwandten durften daran teilnehmen und alles verlief sehr still, kein einziges Wort wurde gesprochen. Stattdessen kniete Maramato vor jedem Toten nieder, berührte dessen Brust, senkte den Kopf und stand wieder auf.
Hin und wieder drang ein leises Wimmern der Frauen aus dem riesigen altertümlichen Gebäude mit dem spitz geformten Dach, welches Daniel immer wieder an einen japanischen Garten erinnerte. Riesige Säulen bauten sich auf der kurzen Balkonflächen zwischen Tempel und Vorhof auf und umrahmten die goldene Tür, die immer offen stand.
Trotz all der spartanischen Verhältnisse im Dorf war hier an nichts gespart worden. Wunderbare, betörend duftende Blumen waren um das Gebäude herum gepflanzt worden, hohe, in weißer Blüte stehende Kirschbäume spendeten Schatten und wurden als heilig verehrt.
Daniel war so in Gedanken versunken, dass er den Abschluss der Zeremonie verpasste und auch nicht bemerkte, dass Maramato bereits wieder neben ihm stand. Als er dann aber aufsah, konnte er den Schmerz in seinen Augen deutlich sehen, vermutlich waren viele der Toten seine treusten Krieger.
„Seisan.“, ordnete der Samurai an und Daniel setzte sich mit ihm auf den Boden. Es war beeindruckend, wie viel er in den letzten Wochen von diesen Leuten gelernt hatte. Vorher war er nie in ostasiatische Sprachräume eingedrungen, ihn interessierten eher alte Sprachen aus Mesopotamien oder Südamerika, aber plötzlich fand er Gefallen an dem Japanischen.
„Das Sterben muss aufhören.“, erklärte Maramato im Lotussitz und schloss die Augen für einen Moment.
Daniel nickte und sah zu Boden, „Ich wünschte, ich könnte für euch die Tok`Ra oder die Asgard um Hilfe bitten, aber wir kommen ja nicht einmal in die Nähe des Stargates.“
„Wenn deine Freunde so mächtig sind, warum konnten sie deinen Tod...deine Tode nicht verhindern?“, Maramatos Stimme war gereizt. Er war traurig über den Verlust seiner Männer.
„Keine Ahnung- schätze, ich war immer an der falschen Stelle zur falschen Zeit. Lass mich deinen Leuten einiges über die Goa`uld erklären. Ich habe sie schon seit Jahren bekämpft, eigentlich...kenne ich die meisten davon persönlich. Sogar Yu.“
Erschrocken fuhr der Samurai auf, doch Daniel beruhigte ihn mit einer entsprechenden Geste.
„Auch wir hatten einige Pläne, die Goa`uld zu infiltrieren...leider hat es meistens nicht funktioniert. Wie viele Jaffa sind noch da?“
„Etwas mehr als 1000. Gestern Abend ist das Mutterschiff wieder im Himmel verschwunden und die Jaffa beginnen damit, sich in die Berge vorzuarbeiten.“
„Dann beschafft Yu möglicherweise neue Truppen, oder er geht auf eines dieser Goa`uld Gipfel...wie viele Samurai unterstehen dir?“
„Neunzig.“
Daniel rollte mit den Augen. „Großartig.“
„Mit dir sind es einundneunzig.“, erwiderte Maramato und lächelte leicht, erkannte er doch die Hoffnung in den Augen seines Freundes.
„Hör zu, es mag verrückt klingen, aber vielleicht könnten wir sie doch schlagen. Hier in den Bergen könnten wir sie in einen Hinterhalt locken. In ihren Rüstungen sind sie langsam und nicht sehr wendig, wir müssen das ausnutzen...", der Samurai wollte ihn unterbrechen, doch Daniel wedelte wild mit den Armen, "Maramato, wir müssen sie jetzt stoppen, bevor noch mehr Jaffa hier ankommen. Wenn Yu feststellt, dass er auf so eine starke Gegenwehr gestoßen ist, wird er sich vorerst zurückziehen und eine neue Armee aufbauen- bis dahin können wir durch das Stargate Unterstützung herbeirufen.“
Der Samurai nickte.
„Dann müsste jeder von uns 11 Krieger töten...und irgendjemand zehn.“, bemerkte er sarkastisch.
„Wir können nicht kampflos aufgeben.“, sprach Daniel und sah seinem Gegenüber tief in die Augen, „Am besten fangen wir sofort damit an, eine Armee aufzubauen- je eher wir die Jaffa attackieren, desto größer sind unsere Chancen zu siegen.“
Maramato lächelte, „So gefällst du mir schon besser.“
Daniel stand auf und wollte sich abwenden. Eine weitere Trainingsstunde mit dem Samuraischwert war bitter nötig, wenn er tatsächlich damit kämpfen sollte. Außerdem mussten seine Nahkampftechniken noch verbessert werden. Doch vorher wollte er noch etwas klären. Daniel drehte sich um und sah, wie Maramato gedankenverloren den Kirschbaum anstarrte. Zwar sollte er ihn nicht stören, doch er musste es wissen.
„Noch eine Frage. Was bedeuten die Inschriften auf euren Schwertern? Bei Zanaki habe ich WASSER gelesen. Bedeutet das, das er viel Kraft hat?“
„Es bedeutet, dass er wendig, ausdauernd und stark ist, wie ein Bach, der zu einem großen Flussbett wird, je weiter er fließt.“
„Ah...“, bemerkte Daniel etwas verständnislos, „Was steht auf deinem?“
Etwas widerwillig zog Maramato das Schwert aus seiner Rüstung und zeigte ihm die japanischen Schriftzeichen.
FALKE
„Und was bedeutet das?“
„Der Falke ist das Symbol für die Vereinigung von Stärke, Schnelligkeit und Mut.“
Gedankenverloren nickte Daniel. Hoffentlich stand auf seinem Schwert nicht ANFÄNGER.
***
„Bis in 72 Stunden!“, schickte O’Neill einen kurzen Gruß an das aufsteigende Raumschiff und folgte den Mitgliedern seines Teams in den Wald. Hier auf der Wiese waren sie ein viel zu leichtes Ziel für potentielle Angreifer.
„Das Dorf, von dem Teal`c gesprochen hat, müsste etwa fünf Meilen entlang dieses Pfades liegen.“, erklärte Sam und deutete auf einen Berg, „Dort hinten.“
Die Gruppe hielt noch einmal kurz inne um sicher zu gehen, dass sie nicht entdeckt worden waren. Immerhin konnten Jaffa sich leicht in den Gebüschen zwischen den Bäumen verstecken, aber offensichtlich hatten sie Glück gehabt.
„Hier sind Hufspuren, O’Neill.“, meldete Teal`c, der zusammen mit Feretti auf dem Pfad stand.
„Wie viele?“
„Duzende, aber wir müssen sie die Anzahl durch vier teilen- sie stammen von Pferden.“
„Danke Teal`c, wäre nie darauf gekommen!“, zischte Jack angespannt und sah nach den zwei Frauen.
„Sind sie bereit, Doc? Carter?“
Fraiser sah ihn besorgt an und zog sich den schweren Rucksack auf den Rücken. Sam tat es ihr nach und sicherte ihre P90 bis auf weiteres.
„Bereit, Colonel!“, versicherte Janet mit fester Stimme und nahm eine Mittelposition in dem Marschtrupp ein, während Teal`c mit Feretti die Vorhut, O’Neill und Carter die Nachhut bildeten.
***
Carter spürte zum ersten Mal seit Wochen wieder O’Neills Besorgnis. Erfreut stellte sie fest, dass er über seine Gleichgültigkeitsphase hinweggekommen war
Sam hatte gespürt, wie Jack und Daniel sich in den letzten Monaten auseinandergelebt hatten. Sie wusste nicht, ob es an Daniels Aufstieg lag, oder einfach an der Gesamtsituation. Vielleicht war es auch der Alltag.
Vor sieben Jahren waren sie noch alle neu im Team, es gab Reibereien aber auch positive Überraschungen auf jeder Mission. Doch nach einer solch langen Zeit hatten sie sich alle genaustens kennen gelernt, jeder wusste um die Stärken und Schwächen des anderen, jeder konnte die Gedanken seines Teammitgliedes aus dem Gesicht lesen- jederzeit.
Vielleicht war es einfach der Alltag, der das aus diesen beiden Freunden gemacht hatte und Sam beschloss, falls...nein, sobald sie Daniel wieder gefunden und sicher zur Erde gebracht hatten, dass es an der Zeit für eine kleine Party war, nur SG-1 Mitglieder. Es konnten lange Diskussionen geführt und Freundschaften neu gekittet werden.
„Woran denken Sie, Carter?“, fragte O’Neill dazwischen und hielt einen kleinen Abstand zu Janet, damit er mit seinem Major etwas Privatsphäre hatte.
„Ich hoffe, Teal`c hat recht mit seinem Traum und er ist dort oben.“, antwortete sie halbherzig. Natürlich machte ihr das Sorgen, doch ihre Gedanken waren woanders gewesen.
„Wär’ doch `ne echte Abwechslung, Daniel mal mit `nem Schwert rumrennen zu sehen.“, umging er ihre Vermutung und legte an Schritt zu.
Sam interpretierte die Geste richtig und versuchte sich nicht weiter in solchen Diskussionen. Im Moment war der Colonel noch nicht dazu bereit, über seine Emotionen zu sprechen, doch sobald alles wieder zur Normalität zurückkehrte, würde auch er darüber hinweg kommen

1 Tag vor dem Angriff

Erneut fand Daniel sich im Zweikampf wieder. Es war seit einigen Wochen zum Ritual geworden, dass er jeden Morgen und jeden Abend trainierte. Morgens Selbstverteidigung mit Nahkampf, abends Waffentraining.
Jack wäre so stolz auf ihn.
Wenn der Colonel sehen würde, in welch kurzer Zeit aus einem pazifistischem Archäologen ein richtiger Kämpfer geworden war...natürlich mochte er noch immer nicht den Gedanken daran, wie vielen Familien der Jaffas er die Väter oder Brüder wegnahm, doch auch die Samurai hatten Familien, die sie beschützen wollten.
Er war vor die Wahl gestellt worden, und er hatte sich entschieden.
Gegen die Jaffa, für die Krieger, die sein Leben gerettet hatten.
Die Klinge des Schwertes raste auf ihn zu und stoppte nur Millimeter neben seinen Rippen.
„Schon wieder tot.“, beschwerte sich sein Gegenüber Zanaki, Maramatos Lehrer, „Zu viel Denken ist tödlich.“
Daniel nickte und nahm abermals die Ausgangsposition ein.
Schweißperlen bildeten sich bereits auf seiner Stirn, er kam langsam aber sicher außer Atem.
Wieder raste Zanakis Schwert auf ihn zu, diesmal blockte er es von der Seite, sprang neben den Alten und wollte ihn im Rücken treffen, doch dieser wand sich so geschickt, dass nun Daniel derjenige mit einem Feind im toten Winkel war.
In letzter Sekunde warf er sich zu Boden und entging nur knapp einem weiteren tödlichen Treffer. Er rollte sich über die Wiese und kam hinter einem kleinen Stein zum Stehen, der ihm Deckung zum Aufstehen gab.
In der Zwischenzeit war Zanaki näher gekommen und Daniel schaffte es gerade noch rechtzeitig das Schwert zu heben, um einer Attacke entgegen zu wirken, die seinem Hals bestimmt war.
Der Alte stieß einen wilden Kampfschrei aus und der Archäologe zuckte kurz zusammen, fand sich aber schnell wieder und versuchte sich im Angriff.
Zwei seiner Schläge wurden geblockt, einer verfehlte Zanakis Bein nur um wenige Zentimeter. Glücklich von dem guten Ausgang der Attacke wurde Daniel unaufmerksam und schon bald spürte er einen kühlen Windhauch an seiner Kehle.
„Tot.“, sprach der Alte ernst.
Der Archäologe hielt inne, bis die Klinge ganz aus seinem näheren Umfeld verschwunden war. Erst als Zanaki sein Schwert wieder wegsteckte und sich gerade hinstellte, folgte Daniel seinem Beispiel und beide verbeugten sich voreinander. Am Rand wartete Maramato mit einigen Kriegern bereits auf ihn.
„Heute bist du nur sechs Mal gestorben.“, verkündete er lächelnd und verbeugte sich kurz vor seinem Lehrer, der ebenfalls der Gruppe beitrat, „Du wirst besser.“
„Er ist gut genug, um einen Kampf zu überleben- aber nur, wenn er aufhört, soviel zu denken.“, unterstützte ihn auch Zanaki und Daniel hob die Augenbrauen. So ein Kompliment hatte er von dem Alten wahrlich nicht erwartet.
Dann war er nun also bereit für den Angriff. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht, die restlichen Samurai zu instruieren, stellte den Feind genau vor, zeigte Stärken und Schwächen auf, gab Anregungen zu Ablenktechniken und wiederholte die Sprache mit ihnen.
Währenddessen hatte er weiter trainiert und war nun besser denn je.
Nicht, dass er so gut war wie die anderen Krieger, doch er schaffte es einigermaßen, mit dem Schwert in der Hand zu überleben. Das war ziemlich gut im Vergleich zu seinen ersten Versuchen in der Selbstverteidigung.
„Hier.“, Maramato reichte ihm einen schwarzen Lederharnisch, der Teil seiner Ausrüstung für morgen sein würde. Zu diesem gehörte auch noch der traditionelle Schutz für seine Arme und Beine und der Helm mit der Form eines feuerspeienden Drachens.
Daniel wusste, dass dies der Ablenkung und Abschreckung diente, trotzdem konnte er sich bei dem Anblick ein Lächeln nicht verkneifen. Manche der Samurai hatten sogar Hörner auf ihren Helmen. Sie mussten schon ein interessantes Bild abgeben.
„Hai.“, antwortete Daniel und nahm nach seiner Verbeugung die Ausrüstung entgegen. Sein Blutdruck stieg, die Aufregung um die Geschehnisse des baldigen Angriffs zehrten an seinen Nerven. Schon viele Male hatte er die Goa`uld bekämpft, doch niemals zu Pferde nur mit einem Schwert und ein paar Dolchen.
Hoffentlich würde ihr Plan funktionieren.
Es wurde langsam dunkel und die Gruppe marschierte zurück zu den Unterkünften. Vor einer Schlacht mussten sie alle topfit sein, was auch einen gesunden Schlaf mit einschloss.
Daniel entschied, in Saburos Garten zu gehen. Sie baute dort Beeren an, mit dessen Saft sie auch sein Bein geheilt hatte. Nach dieser Schlacht würde sie viele, um nicht zu sagen Tausende Beeren brauchen, bis jede Wunde behandelt werden konnte, also musste er Saburo helfen, so viele wie möglich zu pflücken und zu verarbeiten, bevor diese empfindlichen Früchte in dem feuchten Klima verschimmelten.
***
„Was denkst du, Teal`c?“, fragte Jack mit einer erstaunlich stark zitternden Stimme. Der Jaffa war sich nicht sicher, ob es an der Kälte oder an ihrer Entdeckung lag.
„Ich bin mir sicher, dass er es ist, O’Neill.“, bestätigte er und wollte langsam aufstehen, doch der Colonel hielt ihn zurück, „Es könnte sich um abtrünnige Jaffa oder irgendwelche Irren handeln, er könnte unter dem Einfluss von einem Goa`uld oder einer „Du- bist- mein- Gott- ich- bin- dein -Sklave- Droge stehen. Es ist besser, wenn ich allein gehe. Sobald Schwierigkeiten auftreten, könnt ihr mich rausholen. Feretti, sie haben solange das Kommando, verstanden?“
Der Mann nickte und rutschte auf O’Neills Platz, während dieser sich auf den Weg in das Dorf machte. Es war eine gespenstische Stille an diesem Abend, die alles umgab.
Nach dem langen Marsch waren sie endlich auf das gestoßen, wonach sie gesucht hatten. Als sei es das normalste der Welt, fanden sie Daniel in einem kleinen Garten, wie er einer Frau dabei half, Beeren zu pflücken und die Gartenabfälle weg trug. Der Archäologe schien in einer anderen Welt zu leben, in der Welt dieser seltsamen Menschen.
Er trug nichts mehr, dass ihn an seine letzte Mission, an seine Mitgliedschaft zur Erde erinnerte, stattdessen schmückte eine Art schwarz- grauer kurzer Karateanzug seinen erstaunlich muskulösen Körper.
Janet hatte sofort festgestellt, dass er nicht nur Gewicht verloren, sondern auch stark an Muskeln zugelegt hatte. Sie schätzten, dass es irgendetwas mit seiner Uniform zu tun hatte. Vielleicht war er von den Bewohnern des Dorfes versklavt worden, oder er war der Wirt für einen Goa`uld.
So nahe vor dem Ziel machte sie sein Auftreten nervös. Die Chancen, dass ihre Mission erfolglos ausgehen könnte, stiegen. All diese Details hatten sie nicht geplant- was war, wenn sie in ein Wespennest bestehend aus Jaffas mit ihren Familien gestoßen waren?
Aber vielleicht hatte Teal`c auch recht gehabt. Vielleicht war er ein Krieger. So wie Sam Daniel kannte, würde er jedes Volk unterstützen, dass sich gegen die Goa`uld stellte, selbst wenn das bedeutete, dass er selbst zum Krieger werden musste.
Das Team versammelte sich um Feretti und beobachtete weiter O’Neills Vorgehen.
***
Jacks Hand hatte sich zitternd um seine P90 gelegt, als er sich Schritt für Schritt dem kleinen Garten näherte, der nur wenige Meter außerhalb des Eingangstores dieses Dorfes lag. Er war nervös, verdammt nervös, gewissermaßen sogar ängstlich.
O’Neill wusste nicht, ob er in wenigen Sekunden in die Augen eines Freundes, oder in die eines Feindes blicken würde, wusste nicht, ob er möglicherweise sogar seine Waffe gegen Daniel einsetzen musste, um von hier weg zu kommen.
Die letzten Wochen huschten immer wieder vor seinem Geist vorbei, er erwog die Chancen, die Daniel hatte, noch immer der Alte zu sein, die Möglichkeit, dass Teal`cs Vision nur aus zu vielen Star Wars Filmen her resultierte...ok, letzteres war weniger wahrscheinlich.
Gewissermaßen wollte Jack dem Jaffa auch glauben, aber irgendwie hörte sich alles so...so freaky an. Daniel war schwer verletzt verschleppt worden, und plötzlich sollte er- ohne den Einfluss geistesvernebelnder Drogen- Karate lernen und Früchte anbauen? Es war einfach nur verrückt, dies war nicht der Daniel Jackson, den er kannte, denn dieser Mann hätte längst versucht, wieder mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Er hätte ihn nicht so lange hoffen und bangen lassen und wäre nach Hause zurück gekehrt.
Jack schlich sich näher ran und beobachtete seinen Freund. Konzentriert schnitt er kleine Reben mit roten Früchten von einem Strauch, warf sie in einen kleinen Bastkorb und trug sie in ein nahe gelegenes Haus. Er schien nicht mal Notiz von O’Neill zu nehmen, der nur wenige Meter hinter ihm stand.
Glücklicherweise war die Dämmerung schon herein gebrochen und nicht mehr allzu viele Krieger waren zu sehen. Jack wollte bei Gott nicht gegen diese Typen kämpfen. Er hatte ihre Rüstungen und Schwerter gesehen, hatte sie beim Kämpfen beobachtete und für sich entschieden, dass er ihnen nicht begegnen wollte- die Gefahr, seinen Kopf zu verlieren war zu groß.
Verdammt, hatte Daniel sich verändert. Durchtrainierte Arme traten aus den kurzen Ärmeln seiner Uniform hervor, ganz zu schweigen von dem, was der Anzug nicht vorzeigte. Wie konnte er nur trotz Verletzung in so kurzer Zeit so fit werden?
Jack hatte gesehen, wie er das rechte Bein noch immer entlastete. Für einen Laien wäre es unmöglich gewesen, so etwas zu erkennen, doch er war jahrelang darauf trainiert worden, die Schwächen seines Gegenübers auszuloten, und er hatte es gesehen.
Zumindest schien das die Option Goa`uld Wirt auszuschließen.
Nur noch weniger Meter trennten sie, als Daniel aufzublicken schien.
***
Er hatte den ganzen Tag trainiert und gearbeitet, dementsprechend müde war Daniel nun auch. Trotzdem hatte er Saburo versprochen, ihr bei der Ernte zu helfen. Vielleicht – wenn er jemals wieder zur Erde zurückkehrte- konnte man diese Beeren dazu verwenden, die eigenen verwundeten Soldaten zu heilen, so wie auch ihm geholfen werden konnte.
Noch immer fand Daniel sich außerstande zu begreifen, wie solch eine schwere Wunde so schnell heilen konnte. Nur noch eine Narbe war an der Stelle zurückgeblieben, an der er vor Wochen noch auf seinen eigenen Knochen blicken konnte.
Maramato hatte ihm erklärt, dass die Tempelpriester Abtrünnige der Samurai waren, die zwar ihre Kampfkunst, aber nicht ihre Kultur übernommen hatten und stattdessen Götter anbeteten, vermutlich die Goa`uld. Die Schwere der Wunde wurde durch ein Samuraischwert verursacht, das dieser Krieger einem verletzten oder toten Samurai entwendet hatte. Maramato hatte ihm gezeigt, dass dieses Schwert scharf genug war, um ein Haar im Flug zu spalten, daher schätzte Daniel es sehr, mit dieser Waffe nicht in allzu nahen Kontakt gekommen zu sein.
Müde schnitt er weiterhin die kleinen Reben von dem Strauch ab und warf sie in den Korb, den Saburo bereit gestellt hatte. Das ganze Training hatte ihn ausgelaugt und er musste fit sein, denn die entscheidende Schlacht stand bald bevor.
Plötzlich hörte er etwas hinter ihm knistern. Skeptisch richtete Daniel sich auf, behielt dabei das scharfe Messer in der Hand. Vielleicht war es wieder nur Maramato, der seine Reaktion testen wollte, aber vielleicht waren es auch Jaffa.
In Windeseile drehte er sich herum und stand kampfbereit vor seinem Gegner.
***
„Ist es nicht ein bisschen kalt für `nen kurzärmligen Karateanzug...?“, witzelte Jack und stand starr vor seinem Gegenüber, das nicht minder erstaunt war. Sogar die Luft schien still zu stehen, als die beiden sich tief in die Augen blickten, jeder von ihnen annahm, dass alles nur ein Traum war.
„Jack.“
Der Archäologe warf die Rebe, die er in der Hand hielt in den Korb und näherte sich langsam seinem Freund, noch immer das Messer kampfbereit an seiner Seite.
Interessiert musterte er den Colonel und stieg über den Zaun des kleinen Gartens, verlor Jack aber nie aus den Augen.
„Schön dich wieder zu sehen.“, war das einzige, was O’Neill einfiel und er versuchte sich in einem Lächeln. Noch immer war er nicht ganz davon überzeugt, dass er hier vor dem alten Daniel Jackson stand.
Dieser starrte noch immer ungläubig in die Augen des Colonels und suchte nach einem Täuschungsmanöver. Nach all der Zeit schien es ihm schwer zu fallen, an eine Rettung von SG-1 zu denken.
„Bist du es wirklich?“, fragte Daniel und war nur noch einen Schritt von seinem Freund entfernt. Beide Männer wurden still und versuchten das eben Geschehene zu verkraften.
„Schätze schon. Willst du die Narbe an meinem Hintern als Beweis sehen?“, erwiderte Jack nach einer Weile und das Eis zwischen ihnen brach. Überglücklich schloss Daniel den Colonel in eine tiefe Umarmung. Binnen Bruchteilen einer Sekunde fiel auch von O’Neill all der Kummer der letzten Wochen ab, all die Ungewissheit über den Verbleib seines Freundes, all die Schmerzen seines möglichen Todes.
Vergessen war die Gleichgültigkeit, die er kurz nach Daniels Verschwinden empfunden hatte, sie war wieder der selben freundschaftlichen Verbundenheit gewichen, wie noch vor wenigen Monaten. Jetzt, da Daniel abermals in Jacks Leben zurückgekehrt war, würden sie es irgendwie wieder hinbekommen. Wahre Freunde konnte nichts so schnell aus der Bahn bringen...


weiter: Kapitel 4
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.