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Zwischen zwei Fronten von Jenny

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Kapitel Bemerkung:
Jack ist sich nicht sicher, wie er die Situation um Daniels Verschwinden handhaben soll. Gleichzeitig ist Daniel hin und hergerissen zwischen der neuen Kultur, in die er mehr und mehr hinein wächst, und der Sehnsucht nach seinen Freunden.
Kurzer Rückblick auf Teil 1:

„Sir, wir wurden von Einheimischen gefangen genommen. Sie wollten uns gerade töten, als die Goa`uld angriffen. Einer der Außerirdischen hat Daniel schwer am Bein verletzt und ein Jaffa hat ihn mit sich genommen. Wir mussten uns zurück ziehen, um nicht von denen erwischt zu werden!“
„Wissen sie, wo Doktor Jackson ist oder ob er noch lebt?“
„Keine Ahnung, Sir. Er hat sehr stark am Bein geblutet und steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe wird er wohl kaum die nächsten achtundvierzig Stunden überleben. Auf dem Rückweg hatten wir ganz kurz Funkkontakt mit ihm, aber wir haben ihn dann verloren. Wir müssen ihn unbedingt finden!“
~~~~
„Sensei, was macht ihr, wenn dieser Mann nicht der ist, für den ihr in haltet? Was, wenn er uns nicht unterstützen will?“
~~~~
„Du bist kein Jaffa. Wer bist du wirklich? Und warum hast du mich gerettet?“
~~~
„Harrington, sie bleiben mit ihren Männern hier und verteidigen das Stargate. Ich gehe mit meinen Leuten Daniel suchen.“
„Hat General Hammond nicht gesagt, wir sollten alle gehen?“
„Hören sie, Major! Wenn wir das Stargate nicht schütze,, werden wir hier überhaupt nicht mehr wegkommen, ganz egal, ob wir Daniel finden oder nicht. Sie bleiben hier und geben uns Rückendeckung. Wenn wir in vierundzwanzig Stunden nicht zurück sind, ist die Mission gescheitert, habe ich mich klar ausgedrückt?“
~~~
„O’Neill. Yu wird das Sternentor blockieren, wir werden keine Möglichkeit haben, nach Hause zurück zu kehren, wenn wir jetzt nicht umkehren.“
„Sir...Wir haben nicht genug Proviant, um uns für mehr als vierundzwanzig Stunden hier aufzuhalten. Und wir haben weder Munition noch Sprengstoff, um all diese Krieger auszulöschen. Wir können nicht bleiben...“
„Und was wird jetzt aus Daniel?“
~~~
„Ich habe General Hammond darum gebeten, SG-1 im aktiven Dienst zu belassen, solange, bis die Sache mit Daniel geklärt ist.“
„Wir sind ein Team, Colonel. Ich weiß nicht, wie sie darüber denken, aber ich finde, dass ich das Recht dazu habe, mir um Daniel Sorgen zu machen. Immerhin wissen wir nicht, wie es ihm geht. Es ist eine Schande, dass sie ihn so schnell aufgeben wollen.“
~~~
„Wir werden ihn...wir werden ihn wieder finden...“


Und nun die Fortsetzung:
Teil 2
„I leave...and look at the mess you get yourself into.”
(Fünf Wochen später auf der Erde)

“Es gibt nicht immer einen Ausweg.”
„Hey, wenn das wahr wäre, wäre ich schon seit langem tot!“
„Was glaubst du wie oft du noch in den Sarkophag kannst, bevor du anfängst dich zu verändern? Wie oft warst du da schon drin?...Er kann deinen Körper regenerieren, dich stark genug machen, um das erneut zu ertragen aber er zerstört dabei deine Persönlichkeit. Sobald das passiert, wird es dir nicht mehr möglich sein, aufzusteigen, egal wie sehr du es willst...“
„...ich bin dir dankbar für deine Bemühung.“
„Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht glauben würde, dass du es schaffst.“
„Wir reden hier immer noch über mich!“
„Ja, genau...und jetzt bitte ich dich...versuche deinen Geist zu öffnen.“
„Och, hör schon auf damit, ja!“
„Komm schon Jack, glaubst du die Asgard haben ein Schiff nach dir benannt, nur weil sie den Namen so cool fanden? Du solltest dich jetzt nicht dumm stellen, dafür bist du zu klug. Die erkannten ein Potential in dir, aufgrund dessen was du bist, und was du getan hast. Das Potential der Menschheit...Genau das hat Omah in mir gesehen.“
„Ich bin aber nicht du!“
„Hat dich das jemals daran gehindert, etwas zu tun?“

Hatte ihn das?
Jack dachte lange darüber nach, warf ein weiteres Stück Holz in das Kaminfeuer und starrte auf die leere Bierflasche.
Menschlichkeit...menschliches Potential.
Hatte ihn sein militärisches Denken bereits so weit gebracht, dass er den Tod eines guten Freundes akzeptierte?
Jack stützte seinen Kopf in die Hände und schloss die Augen.
Sie hatten sich als Freunde auseinander gelebt...
Seit Daniel auferstanden war, war er ein anderer Mensch geworden. Aus dem stereotypen Archäologen mit Hang zu lebensgefährlichen Verletzungen war ein reifer, moralisch überlegener Kämpfer geworden.
Statt sich weiterhin Jacks Schutz zu ergeben, war Daniel nun eher bereit dazu, seinen Worten zu widersprechen und auf eigene Faust zu handeln. Er war unberechenbarer geworden und hatte sich ebenfalls von seinen Freunden distanziert.
Nicht so sehr von Sam und Teal`c, aber beispielsweise...von ihm.
Und das hatte Jack sehr weh getan.
Er erinnerte sich an die „alten“ Tage, mit BBQ und den unbeschwerten Lachanfällen, die sie alle überfiel, als sie die letzten Missionen Revue passieren ließen.
Doch seit seinem Aufstieg, war das anders.
Die Unbeschwertheit war vorbei.
Daniel hatte die Grenze durchbrochen, hatte etwas erreicht, wovon viele zwar träumten, die meisten aber niemals fähig waren, zu erlangen. Und dann war er aus dieser Totenwelt auch noch zurückgekehrt. Jack nahm an, dass dieses Erlebnis seine Sicht auf das Leben stark verändert hatte. Daniel war ernster geworden und wenn er scherzte, dann meist nur um etwas Negatives noch schlimmer erscheinen zu lassen.
Rechtfertigte das O’Neills Distanz zu seinem ehemals besten Freund?
Er wusste es nicht. Natürlich würde er weiterhin alles tun, um ihn zu retten, doch...der Sorge war plötzlich eine Art Gleichgültigkeit gewichen.
Nach dem ersten Schock über die Situation und dem Wissen, dass die Tok`Ra sich um das Problem kümmern würden, war all die Sorge von ihm abgefallen. Es war, als verließe er sich darauf, dass Daniel sowieso wieder zurückkehren würde.
Vor zwei Jahren noch wäre er wutentbrannt in Hammonds Büro gerannt um mit ihm über andere Rettungsmöglichkeiten zu reden, hätte nichts unversucht gelassen, um seinen Freund selbst zu retten, doch nun?
Würde er es wieder tun?
Das Klopfen an der Tür schreckte ihn auf.
Wer konnte das nur sein?
Jack stand auf, wechselte von der Jogginghose in ein Paar Jeans und öffnete die Tür seines Hauses.
Vor ihm stand Teal`c, die Kleidung vom Regen durchnässt, das Jaffa Symbol mit einer Skimütze verdeckt.
„O’Neill.“, grüßte er seinen Kameraden und trat ein.
„Teal`c...schön dich zu sehen. Komm ruhig rein...“, antwortete der Colonel, obwohl der Jaffa schon längst in seinem Haus stand.
Vorsichtig legte er seine Jacke ab und setzte sich auf das Sofa.
„Was führt dich hier her?“, fragte Jack, obwohl er schon eine böse Vorahnung hatte.
„General Hammond.“, antwortete dieser trocken und sah den Colonel betrübt an.
„Es wird mir nicht gefallen, was ich jetzt höre, oder?“
Binnen Sekunden war die Gleichgültigkeit wieder der Besorgnis gewichen. Jack hatte es kommen sehen.
„Jacob Carter hat uns berichtet, dass die Suche nach Danieljackson erfolglos verlief. Yu hat das ganze Areal um das Sternentor besetzt und das nahegelegene Dorf zerstört. Seine Krieger breiten sich in diesem Augenblick auf dem ganzen Planeten aus. Er nimmt an, das Yu dort ein La’kesh errichten will.“
„Komm schon Teal`c, du weißt ich verstehe nicht viel von diesem Goa`uld- Gerede!“, fluchte der Colonel und blieb stehen. Im Moment war er zu angespannt, um sich zu setzen.
„Ein Basislager. Es scheint, dass Yu diesen Planeten gewählt hat, um dort sein Lager zu errichten und in den anliegenden Bergen Naquadah für den Schiffbau abzubauen. Die Tok`Ra schließen nicht aus, dass Danieljackson vielleicht tiefer in die Berge fliehen konnte, doch Jacob Carter hat ausdrücklich betont, dass weitere Missionen reiner Selbstmord seien.“
„Und um das herauszufinden, hat er fünf Wochen gebraucht?“
O’Neill nahm die neuen Nachrichten wie Stimmen von weit weg auf. Er hatte es kommen sehen, trotzdem fühlte er sich außerstande, die Wahrheit zu akzeptieren.
Sie hatten die Spuren gesehen!
Irgendjemand hatte ihn mit sich in die Berge genommen. Und Jack verwettete seinen letzten Penny darauf, dass er Daniel dort finden würde.
„Denkst du er lebt noch?“, kam es ihm über die Lippen. Die Flasche Bier hätte er wohl doch erst später trinken sollen...
„Major Carter und ich sind überzeugt, dass Danieljackson irgendwo auf dem Planeten auf unsere Rettung wartet.“
„Oh, Major Carter und ich... so ist das also...jetzt werden schon Verschwörungen gegen mich geschlossen!“, fauchte der Colonel und sah seinen Freund entrüstet an.
„Major Carter und ich planen keine Verschwörung. Wir waren nur enttäuscht darüber, dass SG-1 weiterhin im aktiven Dienst bleiben soll, während Danieljackson unsere Hilfe braucht.“
O’Neill schwieg und dachte nach.
Vielleicht...vielleicht hatte er es doch ein wenig übertrieben, möglicherweise war es an der Zeit, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen, sprich, in Hammonds Büro zu stürmen und um eine Rettungsmission für Daniel zu debattieren...
***
Maramato ritt langsam durch das Tor seines Dorfes, hob den Kopf und genoss das Gefühl des Friedens und der Freiheit.
Seine ewig geliebte Stille legte sich um ihn, gefolgt von dem Gefühl, dass sein Herz nun endlich wieder da war, wo es hingehörte.
Der Tempel lag nicht weit von ihm weg und Maramato erkannte den Abendnebel, der sich um das Jahrtausende alte Monument gelegt hatte, von da aus die Reisplantage im Teich und den hinteren Teil des Dorfes einhüllte.
Das war sein Zuhause.
Maramato beobachtete, wie die Frauen sich vor ihm verbeugten und die alten Männer auf ihn zuliefen, um ihn zu unterstützen.
Es war ein kräftezehrender Ritt gewesen und der bewusstlose Mensch, den er mit sich auf dem Sattel trug, machte das alles nicht leichter.
Maramato war erschöpft und gleichzeitig glücklich, dass er sein Zuhause endlich erreicht hatte.
Es brachte seinen Geist weg von all den Grauen des Krieges, führte ihn zurück zu seinen Wurzeln, die seine Urahnen schon vor viele Tausend Jahren für ihre Kultur gelegt hatten.
Er stieg ab und verbeugte sich zunächst vor den alten Männern.
Sie waren die höchstrespektierte Institution des Dorfes, denn auf ihren Schultern lastete die Geschichte ihrer Zivilisation, Jahrzehnte lange Erfahrung im Krieg und eine unschätzbare Weisheit, die nicht jedem vergönnt war. Sie vereinigten Entscheidungsgewalt und Gesetzgebung in einem, waren die geistigen Anführer des Dorfes..
Die Männer verbeugten sich vor ihm und halfen, den Mann von dem Pferd und zerren und ihn zu einer kleinen Hütte zu tragen, die am nächsten zum Tempel stand.
Es war Saburos Heim.
Sie war die Heilerin des Dorfes und gleichzeitig die Frau seines Bruders. Wenn dem Fremden jemand helfen konnte, dann sie.
„Maramato.“, sprach einer der Männer.
„Hai.“, der Anführer verbeugte sich und sah dann auf.
Zanaki, ein siebenundneunzig Jahre alter Mann blickte ihn bedrückt an und deutete mit seiner knöchrigen Hand auf die anderen, die gerade den fremden Mann in Saburos kleine Hütte brachten.
„Du zeigst dem Feind unser Dorf.“, sprach er böse.
„Er ist der Feind unserer Feinde, Sensei. Er wird uns unterstützen. Wir brauchen Hilfe, um uns den fremden Kriegern entgegenzustellen.“
Uneinsichtig deutete der alte Mann auf das Gesicht des Clananführers.
„Er ist keiner von uns. Sieh dich an, und sieh ihn an! Er hat nicht deine Augen, er hat nicht deine Gesichtszüge, er hat nicht deinen Geist!“
„In seiner Brust, schlägt das Herz eines Kriegers, so wie in jedem von uns.“
Maramato begann damit, sein Pferd abzusatteln und gab einem kleinen Jungen die Zügel in die Hand, damit er es auf die Weide führen konnte.
„Er ist keiner von uns.“, widersprach der Alte stur und schüttelte den Kopf.
Als er weggehen wollte, verbeugte Maramato sich kurz und sah ihn noch einmal an.
Zanaki war sein geistiger Führer, sein Sensei und sein Vater zugleich.
Maramatos richtiger Vater war schon früh bei einer Schlacht getötet worden, doch genauso früh stellte sich heraus, dass er selbst eine weitaus höhere Position in seinem Clan einnehmen würde.
Es war seine Stärke, sein Mut, seine Selbstlosigkeit und sein Kampfgeist, der Maramatos Leben schon früh unter die strengen Gesetze der Krieger stellte.
Wenn andere Kinder noch spielten, stand er bereits mit Zanaki auf der Wiese und übte Stock- Techniken, den Freikampf oder die Führung des Schwertes.
Er war der Auserwählte, und Maramato würde niemals aufhören, den Mann zu schätzen, der ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war.
„Lass mich diese Erfahrung selbst machen, Sensei.“
Zanaki dachte eine Weile nach und nickte dann mit dem Kopf.
„Hai.“, sprach er, bevor er sich mit einer Verbeugung verabschiedete.
***
Es dauerte viele Tage, bis Daniel wieder vollkommen zu sich kam.
In der Zwischenzeit hatte er immer wieder geträumt, meist von vergangenen Erlebnissen und Verlusten. All der Schmerz, der sich die letzten sieben Jahre in ihm aufgebaut hatte, schien nun aus ihm heraus dringen zu wollen.
Wild schreiend hatte er tagelang auf dem Holzboden gelegen, nach Jack gerufen und versucht, sich seinen Weg aus dem Wirrwarr des Deliriums heraus zu kämpfen.
Doch immer wieder zog es ihn zurück in die Welt der Schatten und des Nichts, versuchte, auch die letzten guten Erinnerungen an seine Freunde zu verschlucken und mit ihnen alles, was Daniel ausmachte.
Meist stundenlang hatte er dagelegen und geweint, einfach nur unter den qualvollen Schmerzen, verursacht durch den Verlust seiner geliebten Frau, gelitten, hatte sich selbst bemitleidet und wollte nur noch sterben.
Die Schmerzen waren untragbar.
Psyche und Körper verschmolzen und bildeten ein Geflecht aus Agonie, dass unüberwindbar schien.
Bis zu diesem Tag.
Der Tag, an dem Daniel endlich die Augen aufschlug und sich umsah. Er war in einer Welt gelandet, die nicht die seinige war. Das konnte er schon an den Wänden aus Papierfasern erkennen, welche den kleinen Raum einschlossen, in dem er lag. Statt dem bekannten Geruch nach Desinfektionsmittel, erfüllte ihn nun der Duft von Mandelöl und frischem Fisch.
Vorsichtig richtete Daniel sich auf, noch immer in der Hoffnung, Fraiser würde zu ihm stürmen um zu erklären, dass das SGC endlich ihre Version von einem patientenfreundlichem Umfeld gebaut hatte, doch nichts geschah.
Als ihn ein frischer Luftzug am Rücken traf, blickte der Archäologe sich um und erkannte, dass eine Papierwand durch an der Decke befestigte Fäden mit Holzkügelchen ersetzt worden war, die nun im Winde seicht hin und her baumelten.
Durch die hindurch konnte Daniel vage ein Feld und ein Viehgehege erkennen, in dem Menschen arbeiteten. Überraschenderweise war er weder gefesselt noch eingesperrt, was die Situation eindeutig merkwürdig erscheinen ließ. Es konnte sich hier einfach nicht um Goa`uld handeln.
Er wollte aufstehen, doch zum ersten Mal erinnerte Daniel sich wieder an sein verletztes Bein. Binnen Sekunden waren alle Geschehnisse zurück in seinem Geist. Er sah Jack nach ihm schreien, dann den Tempelpriester, der ihn töten wollte, das kleine Mädchen, das neben ihm aufsprang und weg rannte...
„Jack?“, flüsterte er leise und hoffte auf eine Antwort, doch er war allein in dem kleinen Raum. Angsterfüllt starrte er auf sein Bein, nahm an, dass die Infektion mittlerweile so weit fortgeschritten sein musste, dass eine Amputation nötig war, doch...stattdessen war ein brauner Verband um das Bein gelegt worden und das umliegende Gewebe sah so normal aus wie zuvor. Auch der Schmerz hatte an Intensität nachgelassen.
Wo war er hier? Wer hatte ihm geholfen?
Daniel musste er herausfinden.
Langsam stieg er auf und dehnte seine steifen Muskeln. Er musste tagelang auf dem Boden gelegen haben...
Tatsächlich konnte er das Bein wieder halbwegs belasten und drehte sich nach dem Ausgang zu. Immer mehr wurde hinter den Holzkügelchen sichtbar. Daniel vermochte Frauen zu sehen, die gebückt in einem Teich an etwas arbeiteten, kleine Jungen, die mit Hühnern spielten und einige alte Männer, die in Formation auf einer Wiese standen und eine Art Kampf auszuführen schienen, wobei ihre Bewegungen synchron waren. Sie schienen gegen einen unsichtbaren Gegner zu kämpften.
Vorsichtig trat er durch den Vorhang hindurch ins Freie und fand sich wie gebannt auf die Landschaft blickend, die sich vor ihm erstreckte.
Rund herum wuchsen riesige Berge aus dem Areal, voll von fremdartigen und bekannten Baumarten, tiefe Schluchten durchzogen das Tal, dessen höchster Punkt das Dorf bildete und mehrere Wasserfälle entsprangen Quellen, die weit abgelegen von hier aus dem tiefen Stein an die Oberfläche drangen.
Er musste im Paradies sein...oder etwas vergleichbarem.
Noch nie in seinem gesamten Leben hatte Daniel einen wunderbareren Ort gesehen, als dieses Tal. Nicht einmal Abydos hatte ihm seine Sinne dermaßen rauben können, wie es diese unberührte Landschaft tat.
Es war absolut faszinierend...
Erstaunt humpelte er eine kleine Rampe hinunter und beobachtete die alten Männer. Einige von ihnen mussten mindestens neunzig Jahre alt sein, trotzdem waren ihre Bewegungen noch so geschmeidig wie die eines jungen Mannes. Sie bewegten sich, als hätten sie nie irgendetwas anderes in ihrem Leben getan.
Die Frauen waren dabei, Reispflanzen in einem Teich zu setzen, während andere Wasserkrüge ins Dorf trugen. Einige Kinder spielten, während andere Kampflektionen gelehrt bekamen. Daniel erkannte mehrere von ihnen, die mit großem Geschick ein Schwert führen, das fast so groß war, wie sie selbst.
Irgendetwas an dieser Kultur reizte und beruhigte ihn zugleich.
Er fühlte sich geborgen.
Es schien, als waren alle Geschehnisse der letzten Tage oder Wochen vergessen, als sei er nun dort angekommen, wo er hingehörte. Keine Angst durchflutete ihn mehr, stattdessen fühlte er sich hier sicher.
Eine ältere Frau tauchte neben ihm auf, wenngleich sich ihr Alter kaum auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie hielt einen Becher Wasser in der Hand und reichte es ihm mit einem vorsichtigem Lächeln und einer Verbeugung.
Verblüfft nahm Daniel es an und trank einen Schluck. Tatsächlich fühlte sein Hals sich extrem trocken an und der Durst, der plötzlich in ihm aufstieg war fast überwältigend.
Als er den Becher leer getrunken hatte, reichte er ihn wieder der Frau und nickte lächelnd.
„Danke.“
Allerdings blieb seine Antwort unbeachtet und die Frau drehte sich langsam um und ging. Erst jetzt realisierte Daniel ihre asiatische Herkunft. Ihre Augen spitzten sich an den Seiten zu und ihr pechschwarzes Haar schmückte eine weiße Schleife.
Er musste definitiv im Paradies sein...
Daniel war am Ende der Rampe angekommen und noch immer flog sein Blick über das Dorf, das ein Gefühl des absoluten Friedens in ihm auslöste. Der Archäologe war komplett fasziniert, er konnte sich inmitten eines brutalen Kriegervolkes aufhalten und trotzdem fühlte er sich hier geborgen wie noch an keinem anderen Ort, den er besucht hatte.
Langsam lief er immer weiter auf die älteren Männer zu, scheinbar vollkommen unbeobachtet von den anderen Dorfmitgliedern. Jeder ging weiterhin seiner Arbeit nach.
„Hallo?“, fragte der Archäologe und lief humpelnd auf die Gruppe alter Männer zu, verfolgte ihre Bewegungen.
Wie in Zeitlupe drehten sie sich gemeinsam zur Seite, traten nach einem imaginärem Gegner, wendeten den Blick zur anderen Seite und schlugen mit ihrem Handrücken zu. Einer Attacke folgte die nächste und Daniel war von dem Anblick dieser Kampfkunst so fasziniert, das er nicht mitbekam, wie jemand hinter ihn trat.
„Sie werden dir nicht antworten.“
Erschrocken drehte der Archäologe sich um und erkannte einen japanischen Krieger hinter sich stehen. Im selben Augenblick kam die Erinnerung an das Geschehene wieder.
Er war es!
Dieser Krieger hatte ihm geholfen!
Daniel musterte ihn eine ganze Weile, erkannte die rötliche Rüstung und ein langes Schwert, das an seinem Gürtel steckte, zusammen mit dem Helm, den er noch in der Hand hielt.
Diesen Mann umgab etwas, das er nicht verstehen konnte, doch es zog ihn unausweichlich in seinen Bann. Daniel hatte das Gefühl, vor einem großartigem Krieger zu stehen, selbst wenn er ihn noch nie hatte kämpfen sehen.
„Ihr Auge ist nur auf den Gegner gerichtet.“, erklärte der Fremde weiter und sah ihn mit einem leichten Lächeln an.
„Wer bist du?“, war das erste, was Daniel einfiel und er starrte dem Krieger tief in die Augen.
„Mein Name ist Maramato. Und du heißt Danyel.“, antwortete er wieder.
„Ja...so in etwa...“, der Archäologe war noch immer zu geschockt, um klar denken zu können. All die Puzzleteile der letzten Tage oder Wochen ergaben langsam aber sicher ein immer klarer werdendes Bild.
Plötzlich ertönte lautes Kriegsgeschrei und ließ ihn erschrocken auffahren.
Es waren die alten Männer, die noch immer gegen einen unsichtbaren Feind kämpften, doch soviel Kraft und Schnelligkeit in ihre Bewegungen steckten, dass man annehmen konnte, sie kämpften wirklich.
„Du bist verwirrt.“, stellte Maramato fest und trat beiseite, „Lass mich dir das Dorf zeigen.“
Daniel nickte einwilligend. Er war definitiv verwirrt.
„Du hast mit noch immer nicht gesagt, wer du wirklich bist.“, fuhr er fort, während beide langsam einen schmalen Weg hinauf liefen oder vielmehr humpelten, „Bist...Bist du ein Tok`Ra? Oder ein Freund der Antiker?“
„Diese Namen sagen mir nichts.“, antwortete Maramato, „Ich kenne keine Tok`Ra. Doch ich werde dir sagen, wer ich wirklich bin....“
Daniel entdeckte, wie der Blick des Mannes zu Boden schweifte, ehe er auf einem nahegelegenem Tempel endete.
„Ich bin ein Samurai.“
***
Sam saß an diesem Abend lange über ihren Aufzeichnungen. Immer wieder sah sie die Geschehnisse von Daniels Verschwinden vor ihrem inneren Auge, sah die Bitte in seinen Augen.
„Hilf mir, Jack.“
Doch sie konnten es nicht. Sie hatten unter Dauerfeuer gestanden, die Situation war außer Kontrolle geraten, Jaffa kamen von überall her.
Sie hatten keine Chance gehabt...
Wieder und wieder sah sie die Angst in Daniels Augen, eine Angst, die sie das letzte Mal bei der Entführung von Sha’ uri gesehen hatte. Es war eine Emotion, die sie mitnahm.
Wenn Daniel Angst hatte, hatte er einen Blick in seinen Augen, der sie fast zerriss.
Sam fühlte sich dann grundsätzlich, als stecke sie in seinem Körper, spürte seine Gefühle, durchlebte die Traumata, die er durchlebte.
Es schien, als würde die Welt still stehen, wenn er sie mit seinen großen blauen Augen anblickte und auf Hilfe hoffte.
Umso mehr fühlte sie sich an der derzeitigen Situation schuldig. Vielleicht hätten sie doch etwas unternehmen können, vielleicht hätten O’Neill und Teal`c die Goa`uld in Schach und sie Daniel retten können...
All diese „vielleichts“ brachten sie noch um!
Verdammt, sie hatten ihn im Stich gelassen!
Ganze fünf Wochen waren vergangen, seit Daniel von diesem Jaffa entführt worden war. Bisher hatten sie kein Lebenszeichen von ihm erhalten geschweige denn eine Idee gehabt, wie sie ihm helfen konnten.
Er musste noch leben!
Ihr Blick fiel auf ein altes Foto von Daniel und ihr, wie sie zusammen über einige Artefakte einer Ausgrabung gebeugt waren. Sam erinnerte sich noch gut an diese Mission. Sie waren noch nicht lange als Team zusammen, und es hatte mal wieder Streit zwischen O’Neill und Daniel gegeben, woraufhin Daniel für einige Tage mit SG-5 auf eine Ausgrabungsmission gegangen war. Sam war ihm später nachgereist und hatte ihn bei einigen Spektralanalysen unterstützt. Sie hatten eine gute Zeit gehabt und sie ertappte sich dabei, wie sie kurz lächelte.
Als mit schönen Erinnerung plötzlich auch wieder der Schmerz über Daniels Verlust hoch kam, stand sie wütend auf. Es wurde Zeit, dass sie ihm zu Hilfe eilten, mit oder ohne die Hilfe ihrer ausserirdischen Allianzen.
„Es wird Zeit, dass wir die Sache in die Hand nehmen, halte durch, Daniel...“, sprach sie dann leise und machte sich auf den Weg zu Teal`cs Quartier.
***
„Warum sprichst du unsere Sprache so gut?“, fragte Daniel während sie es sich auf einer Bank des kleinen Vorhofs des Tempels bequem machten.
„Ich habe euch beobachtet seit ihr durch das heilige Tor getreten seid und als ihr gefangen genommen wurdet. Und als du unter dem Einfluss der Träume standest, habe ich mit dir geredet.“
Beide genossen die Ruhe und Einsamkeit dieses heiligen Platzes. Das Licht, das durch die Blätter des Kirschblütenbaumes schien, vermochte ihnen den Weg zum inneren Frieden zu zeigen.
Minutenlang saßen sie einfach nur da, atmeten die frische Luft ein und entspannten sich.
„Saburo hat dein Bein heilen können.“, erklärte Maramato stolz und deutete auf die zerrissene Hose.
„Euer Volk hat ganz offensichtlich enorme medizinische Kenntnisse.“, bestätigte Daniel, „Ich bin Archäologe...ich...ich erforsche die Vergangenheit. Bei meinen Studien bin ich mal auf die Samurai gestoßen. Auf meiner Welt waren sie ein starkes Rittergeschlecht in Japan. Sie wollten das Land und den Kaiser schützen.“
„Japan...in unseren Sagen habe ich von einem solchen Ort gehört...“, Maramato wirkte erstaunt, „Du besitzt großes Wissen. Was weißt du noch von den Samurai deiner Welt?“
„Sie waren tapfere Krieger...sie fürchteten nichts, nicht einmal den Tod. Treue, Gerechtigkeit und Tapferkeit bildeten die Grundpfeiler ihrer moralischen Wertvorstellungen.“
Maramato lächelte leicht und sah sein Gegenüber an.
„Auf deinem Planeten bist du auch ein Samurai, oder?“, jetzt erkannte Daniel den japanischen Akzent des Mannes und zog erste Schlüsse aus dem Gelesenen.
Offenbar war er hier inmitten einer Jahrtausende alten Samuraikultur gelandet, die nun durch den Auftritt der Goa`uld in Gefahr war. Scheinbar sollten sie ehemals einem Systemlord als Leibgarde dienen, doch der Versuch war offensichtlich misslungen. Niemand konnte die Samurai in die Knie zwingen.
„Nein.“, antwortete er dann und sah zu Boden, „Ich bin kein Kämpfer. Ich bin nur ein Wissenschaftler.“
Der Samurai schien nicht im mindesten enttäuscht zu sein, sondern suchte weiterhin Blickkontakt.
„Trotzdem hast du schon getötet.“
„Ja.“
„Und hast du damit jemals einem anderen Menschen das Leben gerettet? Warst du jemals bereit, dein eigenes Leben für das eines anderen zu geben?“
Daniel lächelte, trotz der düsteren Erinnerungen an das Geschehene des vergangenen Jahres.
„Wahrscheinlich mehr, als du dir vorstellen kannst.“
„Dann bist du ein Samurai.“, fuhr Maramato fort und holte sein Schwert hervor. Instinktiv wich Daniel zurück, doch der Mann hielt ihn vorsichtig am Arm fest.
„Hast du schon einmal mit einer solchen Waffe gekämpft?“, fragte er dann und zog das Schwert langsam aus seiner Ummantelung. Das Metall blitzte sofort hell auf, als die Sonnenstrahlen es trafen, keinerlei Spuren von Blut waren an ihm sichtbar. Es schien fast so, als sei es nie benutzt worden.
„Ich bevorzuge friedlichere Mittel der Konfliktlösung.“, gab Daniel offen zu und nahm die Waffe nicht an, als Maramato sie ihm reichte.
„Hattet ihr deshalb all die Waffen bei euch, als die Priester euch gefangen nahmen?...Dein Volk scheint mir nicht weniger gewaltbereit zu sein, als unseres.“, wehrte der Samurai ab, „Wir beschützen nur, was uns gehört. In Kriegen gibt es immer Tote, und wir sind ebenso bereit für unseren Glauben zu sterben, wie unsere Gegner. Du kannst keinen Krieger dafür verurteilen, dass er für das kämpft, an das er glaubt.“
„Die Jaffa glauben auch, dass sie für eine gute Sache kämpfen. Fakt ist aber, dass sie von einem falschen Gott in den sicheren Tod geleitet werden. Ich habe schon unzählige unschuldige Menschen sterben sehen, tut mir Leid wenn ich nicht unbedingt ein Freund dieses Ausspruchs „Ich sterbe für meinen Glauben“ bin.“
Daniel merkte, dass er mit seiner Antwort etwas übertrieben hatte, und senkte wieder den Kopf.
„Tut mir Leid...ich...ich habe nur einige Probleme mit der Art, mit der die Goa`uld Menschen vernichten.“
Maramato nickte wieder. „Ich auch. Deshalb bekämpfen wir sie.“
„Ich muss zurück zu meinen Freunden. Wo sind sie?“
Der Samurai zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
„Du weißt es nicht?“, Daniel wurde zusehends frustrierter.
„Sie sind wieder durch den Ring zurückgekehrt.“
„Dann muss ich auch dort hin.“
„Das wird nicht möglich sein,“, enttäuschte ihn Maramato, „Die Jaffa haben das ganze Gebiet umzingelt, es wird uns nicht möglich sein, dich lebend wieder nach Hause zu bringen.“
„Dann bin ich hier quasi...gefangen?“
Der Krieger ließ sein Schwert wieder in der Ummantelung verschwinden und deutete auf den Tempel.
„Du kannst hier bei uns bleiben und die Wege der Samurai studieren. Du kannst mit uns in den Krieg ziehen, oder dein Leben jetzt gleich beenden, indem du versuchst, zurückzukehren.“
„Habe ich denn eine Wahl?“, entgegnete Daniel sarkastisch.
„Ja, die hast du. Du kannst jederzeit gehen. Oder für das kämpfen, an das du glaubst...wenn nötig bis zum Tod.“
***
„Was wollen sie dem General vorschlagen?“, fragte Sam neugierig. Sie war gerade O’Neill und Teal`c auf dem Gang begegnet. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie wieder mit ihm sprach. Vorher war sie dem Colonel entweder aus dem Weg gegangen oder hatte seine Kommentare ignoriert.
An diesem Abend klang ihre Stimme wieder hoffnungsvoll.
„Das weiß ich selbst noch nicht so genau.“, gab der Colonel zu und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Vielleicht wäre es ratsam, wenn wir uns zuerst einen möglichen Rettungsplan ausdenken, bevor wir das Büro des Generals stürmen. Vielleicht fällt uns etwas ein, das den Tok`Ra noch nicht eingefallen ist.“
Beide bogen zusammen mit Teal`c in das Labor der Astrophysikerin ein, wo sie sich ungestört weiter unterhalten konnten.
„Und das aus ihrem Munde, Carter...“, fügte O’Neill hinzu und lehnte sich gespannt an die Arbeitsplatte.
„Es geht hier um Daniel, Sir.“, Sams Stimme klang noch immer gereizt, „Interplanetare Machtkämpfe sind mir da wirklich egal.“
„Vielleicht könnten unsere Alliierten uns ein Raumschiff ausleihen, damit wir selbst nach Danieljackson suchen können.“, schlug Teal`c vor und durchbrach die frustrierende Stille des Raumes.
„Wen könnten wir anbetteln?“, fragte O’Neill und spielte mit einem Reagenzglas.
„Nun, die Asgard schulden uns noch einen Gefallen, nachdem wir ihre Heimatwelt vor den Replikatoren gerettet haben.“
„Wenn es danach ginge, schulden die uns alle was!“, unterbrach Jack die Astrophysikerin und legte sein Spielgerät beiseite, „Was ist denn mit den Tok`Ra? Die haben unser Schiff kaputt gemacht, es war unseres!“
„Mit unserer Erlaubnis, Sir.“
„Jacob Carter könnte uns auf den Planeten bringen, absetzen und wieder abholen.“, spekulierte Teal`c mit hochgezogener Augenbraue.
„Wir sollten sie einfach fragen.“, beendete O’Neill die Diskussion und marschierte zu Hammonds Büro.
***
Das Briefing hatte an diesem Abend außerordentlich lange gedauert und es war schon weit nach Mitternacht, als Teal`c wieder zurück in sein Quartier schritt.
General Hammond hatte O’Neills Rettungsvorschläge bejaht und beide waren nun dabei, mehrere Verbündete durch das Stargate zu kontaktieren.
Sobald sie das Schiff hatten, planten sie, entweder selbst auf den Planeten zu fliegen, auf dem sie Danieljackson vermuteten, oder sich bringen und anschließend wieder abholen zu lassen. Sobald SG-1 sich dort befand, wollten sie direkt in die Berge wandern, um dort nach ihrem Freund zu suchen- genauso wie nach demjenigen, der ihn dorthin verschleppt hatte.
Der Gedanke, dass Danieljackson tot sein konnte, war in Teal`c niemals aufgekommen.
Zu oft hatten sie ihn voreilige für tot erklärt, und der Wissenschaftler war dennoch wieder zu ihnen zurückgekehrt, ganz gleich ob er wirklich tot oder nur verschwunden gewesen war. Und auch in diesem Fall würde Teal`c nicht voreilig sein.
In den letzten Jahren hatte er erkannt, welch kriegerisches Potential in Danieljackson steckte, ein Potential, welches der Archäologe oftmals sehr gut zu nutzen aber auch zu verbergen wusste.
Teal`c begann damit, in seinem Quartier das Kel`Noreem vorzubereiten. Zwar war es eigentlich nicht länger vonnöten, trotzdem erlangte er durch diese Art der Bewusstseinswandlung jedes Mal neue Kraft, sich den Herausforderungen des Lebens auf der Erde zu stellen.
Erst als eine Stunde später 104 Kerzen, verteilt auf alle Möbel des Quartiers, den kleinen Raum hell erleuchteten, setzte der Jaffa sich in die Mitte, schloss die Augen und verlangsamte seine Atmung.
Er konzentrierte sich auf sein Innerstes, seinen Geist, der nun nach außen strömen und seinen Körper umhüllen sollte.
Immer tiefer verfiel er in eine Art Trance, die Dunkelheit um ihn herum nahm zu und plötzlich hatte Teal`c eine Vision.
Die Schwärze seiner Träume wich einer scharfen Helligkeit, die wie ein Blitz alles durchtrennte.
Teal`c folgte ihr und sah, dass das Licht von etwas langem erzeugt wurde, das sich schnell vor ihm hin und her bewegte.
Er trat näher heran und erkannte, dass es ein Schwert war, das in hohem Tempo Bogen und Linien vollführte.
Die Bewegungen waren unterschiedlich und trotzdem harmonisch miteinander verbunden, so als fließe eine Kampftechnik in die andere hinein.
Als das Schwert plötzlich langsamer wurde, vermochte Teal`c auch einen Arm zu erkennen, der die Waffe leitete, eine Person in dunkler Kleidung, die weit weg von ihm jemanden zu bekämpfen schien.
Immer wieder duckte sie sich, sprang, vollführte ganze Rollen und behielt trotzdem die Kontrolle über das lange, glänzende Schwert.
Teal`c besah sich den Krieger genau, erkannte nun neben der dunklen Kleidung eine rote, scheinbar lederne Rüstung, die den Oberkörper schützte, zusammen mit einem Helm, der durch seine spitzen Zuläufe wie der Kopf eines Drachens wirkte.
Möglicherweise war das die Art des Kriegers, seine Feinde zu ängstigen, wie es auch die Jaffa mit ihren Rüstungen taten.
Plötzlich spürte Teal`c, wie der Krieger sich ihm genähert hatte, spürte die Klinge des Schwertes nur wenige Zentimeter an seinem Hals vorbeirasen, zuckte jedoch keineswegs. Stattdessen brachte er sich ein eine kampfbereite Position.
Der Jaffa war sich im Klaren über die Gefährlichkeit seines Gegners, trotzdem würde er dem Kampf nicht wiederstehen; er selbst war ein Krieger, geboren, um zu kämpfen und wenn nötig auch zu töten. Er würde niemals vor einer solchen Herausforderung wegrennen.
Teal`c erkannte, wie sein Gegenüber damit begann, die Klinge des Schwertes in wilden Bewegungen vor seinem Körper tanzen zu lassen, um ihn zu irritieren. Außerdem nahm ihm das die Möglichkeit, direkt in den Gegner hinein zu springen, um ihn zu überwältigen.
Während dieser Abwehr näherte sich der Krieger und drängte Teal`c mehr oder weniger nach hinten. Langsam aber sicher musste der Jaffa sich etwas einfallen lassen, um das Schwert zu umgehen.
Er versuchte ihm von Vorne in die Knie zu treten, doch er zog sein Bein gerade noch schnell genug zurück, bevor der Krieger nach einem gekonnten Sprung in die Höhe ihn mit einer gezielten Bewegung treffen konnte.
Der Jaffa wechselte die Taktik, begann den Krieger zu umdrehen, bis er an seiner rechten Seite angekommen war.
Als er keine nennenswerte Reaktion erhielt, sprang er auf ihn zu, erwischte gerade noch das rechte Bein, bevor der Krieger wieder ausweichen konnte- diesmal war er schneller gewesen.
Mit all seiner Kraft stützte Teal`c sich auf den Oberschenkel seines Gegners, blockte das Knie und brachte ihn auf diese Weise tatsächlich zu Fall.
Noch bevor ihn ein tödlicher Schlag mit dem Schwert treffen konnte, rammte Teal`c ihm mit solcher Wuchte die Spitze seines Ellenbogens in die Brust, dass nicht einmal die Rüstung des Kriegers den Großteil der Energie aufhalten konnte.
Der Jaffa legte sein ganzes Gewicht auf den Körper seines Gegners, packte ihn mit einer Hand am Hals um den Kopf zu fixieren, während er mit der anderen nach dem Schwert suchte.
Das war im Moment seine größte Sorge.
Als er die gefährliche Waffe in seiner rechten Hand ertastet hatte, entwaffnete Teal`c den Krieger und hörte ihn leise stöhnen.
Scheinbar ergab er sich und der Jaffa trat zurück, um den Mann Raum zu geben, sich wieder aufzurichten. Außerdem streckte er ihm ehrenhalber die Hand entgegen, als er erkannte, dass diese blutgetränkt war.
Er musste den Gegner verletzt haben!
Dieser stand vorsichtig auf, entlastete aber sofort sein rechtes Bein, eine Geste, die in Teal`c Erinnerungen aufblitzen ließ, die ihm vorher nicht in den Sinn gekommen waren.
Doch plötzlich passte alles zusammen!
Vor ihm verneigte sich der Krieger und nahm beim Aufrichten langsam seine rote Drachenmaske ab.
Darunter blickten ihn blaue Augen aus einem allzu vertrauten Gesicht an.

***
Jack hatte gegen drei Uhr morgens aufgegeben, sich Sorgen um seinen Schlaf zu machen. Zu groß war die Aufregung über das, was sie planten und sogar General Hammond war extra dageblieben, obwohl auch er Familie hatte, nur um SG-1 bei dem Aufbau einer Rettungsmission zu unterstützen.
Sie alle hatten den Gedanken verworfen, dass Daniel bereits tot war. Hätte die Mission der Tok`Ra nicht so lange gedauert, hätten sie schon längst reagiert, doch zuerst mussten sie die Ergebnisse von Jacobs Flug wissen- Jack musste mit diesen Typen wirklich mal darüber diskutieren, wie wichtig es war, schnell zu reagieren wenn es um das Wohlergehen eines SGC Mitgliedes ging. Besonders wenn es um Daniel ging...
Ausgehend von den Spuren, musste ihn jemand mit sich geschleppt haben. Die Frage war nur, wer?
Die Goa`uld hatten sie mittlerweile ausgeschlossen, denn welcher Jaffa würde mitten im Wald seine Rüstung zurück lassen?
Die Tempelpriester waren alle tot, trotzdem bestand noch eine geringe Chance, dass vielleicht einer von ihnen- verkleidet als Jaffa- Daniel mit sich genommen hatte- in diesem Fall waren die Hoffnungen gering, ihn lebend wieder zu finden.
Option 3 war ein ihnen bisher unbekanntes Volk, welches laut Aussage der Tempelpriester in den Bergen lebte. Es war zumindest eine Erkundungsmission wert.
Wobei sie beim nächsten Problem waren.
Wie sollte SG-1 mit einem- von den Tok`Ra mit knirschenden Zähnen zugesagtem Raumgleiter- die Planetenoberfläche erreichen, ohne von Yu entdeckt zu werden, dessen Truppen sich im Moment über den ganzen Planeten ausbreiteten?
Noch immer unterstützten sie die Idee, dass ein Tok`Ra sie auf dort absetzen und auch wieder abholen würde, doch dann mussten sie sich wieder auf die Tok`Ra verlassen...
O’Neill mochte den Gedanken nicht, doch scheinbar war diese Lösung die sicherste.
„Wir sollten auf jedem Fall Doktor Fraiser mitnehmen, Sir.“, bemerkte Sam mit besorgtem Gesicht. Die ganze Situation zehrte an ihren Nerven.
„Die weiß bereits Bescheid.“, versicherte Hammond und lehnte sich wieder über den angefertigten Plan des Planeten. Leider reichte dieser nur bis wenige Meilen um das Stargate herum, niemand wusste, was sie in den Bergen vorfinden würden, niemand, was danach kam.
„Nun, Jacob Carter hat gesagt, dass maximal 8 Leute in das Schiff passen, zwei davon müssen Piloten sein.“, dachte er laut nach.
„Dann sind da Carter, Teal`c und ich, Doktor Fraiser, Feretti und...Daniel.“, erklärte Jack mit fester Stimme.
„Ich stimme ihnen zu.“, sprach Hammond, „Für diese Mission will ich nur die besten Soldaten.“
Hinter ihnen hatte Teal`c den Raum betreten, nachdem er sich drei Stunden für sein Kel`Noreem zurückgezogen hatte.
Um möglichst effektiv arbeiten zu können, nahm jeder von ihnen zwischendurch eine kurze Pause ein, während die anderen weiter an einem Plan feilten. Das sparte Energie für die kommende Mission und sicherte höchste Konzentration bei der Planung.
„Na, schön meditiert?“, erkundigte Jack sich kaffeeschlürfend und sah von der Entwurfsskizze auf.
„In der Tat, O’Neill.“, antwortete der Jaffa, doch der Colonel ahnte, dass da noch mehr war. Seine Gesichtszüge wirkten verändert.
„Gibt es da etwas, das du weißt und das wir wissen sollten?“, fragte O’Neill und erntete ein Nicken des Hünen.
„Ich hatte eine Vision von Daniel Jackson.“
Jeder in dem Raum starrte nun gebannt auf Teal`c.
„Mir ist es gelungen, mit ihm zu reden. Ich konnte den Platz erkennen, an dem er sich befindet. Es geht ihm gut.“
O’Neill zog die Augenbrauen hoch. Drei gute Informationen auf einmal- Teal`c konnte mit Daniel reden, er wusste, wo dieser sich aufhielt und dass es ihm gut ging. Schon hilfreich, dieses Kel`Noreem- vielleicht sollte er es doch einmal probieren...
„Warum hab ich nie solche Visionen?“, beschwerte er sich und sah zu den anderen.
„Und du bist dir sicher, dass du wirklich mit ihm geredet hast?“, vergewisserte sich Sam. Ihre Miene war vor Sorge fast versteinert.
„In der Tat. Ich hatte solch ein Erlebnis mit Danieljackson schon einmal.“
„Und du hieltest es nicht für nötig, uns davon zu erzählen?“, fragte Jack entrüstet.
„Es gab keinen Anlass dazu.“, verteidigte Teal`c sich trocken und wandte sich General Hammond zu, „General. Ich bin mir sicher, dass ich SG-1 zu dem Ort führen kann, an dem sich Danieljackson aufhält.“
Der stämmige Vorgesetzte nickte. Vor sieben Jahren hätte er niemals einem solch gewagten Plan zugestimmt, geschweige denn auf Traumerfahrungen eines Ausserirdischen gehört, aber glücklicherweise änderten die Zeiten sich- genauso wie die Herausforderungen.
„Alles klar, Teal`c. Ich würde vorschlagen, dass sie alle sich jetzt noch eine Stunde Ruhe gönnen. Die Abschlussbesprechung mit Major Feretti und Doktor Fraiser findet um Null- fünfhundert statt, die Mission startet um Null- Siebenhundert. Bitte seien sie alle bereit. Wegtreten.“


weiter: Kapitel 3
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