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Zwischen zwei Fronten von Jenny

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Zwischen zwei Fronten


„Die wahre Tapferkeit besteht darin, dann zu leben, wenn es an der Zeit ist zu leben, und dann zu sterben, wenn es an der Zeit ist zu sterben.“

Prolog

Seit er denken konnte, verbrachte Maramato Nakayama seine Ruhezeiten in der freien Natur, auf dem Außenplatz seines Tempels. Während er sich weiterbildete oder auf einen Kampf vorbereitete, zog es ihn immer an diesen wunderbaren Ort.
Es war die Stille, die ihn betörte.
Der Friede, der in der Luft lag und sich über das ganze Tal zog. Friede, den auch seine Nachfahren zu spüren bekommen sollten.
Dies war seine Aufgabe.
Er war der Anführer seines Clans.
Er musste das Land gegen Übergriffe der Feinde verteidigen, die sich nicht weit weg von hier eine eigenen Kultur aufgebaut hatten.
Diese Feinde waren einst seine untergebenen Krieger gewesen, die sich von den Wegen seiner Kultur entfernt hatten und stattdessen Göttern frönen wollten und begannen, fremdartige Tempel zu bauen.
Sie lebten ohne Sitten und starben auch ohne solche.
Ihr ganzes Leben folgte dem Sinn des Unsinns. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch gegen Maramato auflehnten.
Sie versuchten sein Dorf zu zerstören, seine Pferde zu vergiften, die Frauen zu vergewaltigen. Alles, um die Kultur, die er sich hier erschaffen und von seinen Urahnen geerbt hatte, zu zerstören.
Doch er würde es nicht zulassen.
In erbitterten Kämpfen, die nun schon Jahrzehnte andauerten, bekämpften beide Clans sich gnadenlos. Fast jede Woche zog Maramato mit seinen Truppen in den Kampf, um die Bedrohung für sein Volk endgültig auszuschalten, doch ihnen gelangen nur langsame Fortschritte.
Und bald schon waren auch neue Feinde aufgetaucht.
Diese jedoch kamen vom Himmel.
In riesigen Fluggefährten attackierten sie das Land seiner abtrünnigen Krieger und hätten dasselbe auch mit seinem Dorf gemacht, wenn sie es gefunden hätten.
Aber es lag zu versteckt in den Bergen.
Trotzdem lief ihm die Zeit davon, denn der Feind breitete sich aus und schien das ganze Land für sich gewinnen zu wollen. Wenn er sie nicht aufhielt, würde von seiner Kultur nicht mehr übrig bleiben, als ein kleiner Haufen Asche.
Maramato konnte diese Schande nicht ertragen, er musste das Land seiner Urahnen beschützen...


Teil 1
Daniel kam erst durch ein Knacken von zerberstenden Ästen wieder zu sich. Schmerz explodierte aus seinem rechten Bein, ließ ihn fast alles andere wieder vergessen.
Er spürte die durchnässte Hose, das Blut, dass an seinem Oberschenkel nach unten lief und durch einen Schnitt nach außen drang.
Ihm war kalt, so kalt, dass er zittern musste. Schweiß rann von seiner Stirn herunter und kühlte ihn nur noch mehr ab.
Schreie drangen von weit entfernt in sein Ohr, ließen Daniel fast das wiederkehrende Pulsieren in seinem Kopf vergessen.
Er stöhnte leise auf, bemerkte, wie der Boden sich unter ihm bewegte.
„Sei still, Mensch!“ bekam er prompt als Antwort.
Daniel realisierte, dass er auf dem Rücken irgendeines Mannes hing, der ihn durch die Wälder trug. Tragen war vielleicht nicht gerade der richtige Ausdruck dafür...
Der Mann rannte durch das Gebüsch, machte sich offensichtlich auch keine Sorgen darüber, dass Daniel von einem Ast am schmerzenden Bein gestreift wurde. Agonie überflutete ihn erneut, ließ ihn aufstöhnen.
„Du musst ruhig bleiben, Mensch!“ kam wieder eine Warnung des Mannes und langsam erkannte er den Akzent- Goa`uld!
Daniel versuchte, gegen den harten Griff, mit dem er festgehalten wurde anzukämpfen, doch jegliche Kraft war aus seinem Körper gewichen und er schaffte es gerade mal, einen Blick auf seinen schmerzenden Oberschenkel zu werfen.
Blut strömte aus einem langen tiefen Schnitt über seinem Knie, lief die Rüstung des Jaffa hinunter und hinterließ Spuren auf dem Waldboden. Daniel konnte bis auf den Knochen sehen und war schon kurz davor, wieder ohnmächtig zu werden, als er plötzlich Boden unter den Füßen spürte.
Der Mann berührte ihn vorsichtig am Rücken und half ihm, sich seitlich an eine Wand aus Moos zu lehnen.
„Du musst jetzt still sein, Mensch.“, erklärte er Daniel und blickte ihm in das Gesicht.
Riesige, ausdrucksvolle braune Augen starrten ihn besorgt an, ließen ihn fast das schwarze Goa`uldemblem vergessen, das auf seiner Stirn trumpfte.
Die Rüstung des Jaffa war verdreckt und blutbeschmiert- es war sein Blut!
Was zum Teufel ging hier vor sich?
Wo war er?
Wo waren Jack, Sam und Teal`c?
Was war passiert, nachdem sie angegriffen wurden?
Daniel sah wieder nach dem verletzten Bein. Wie viel würde er jetzt für Schmerzmittel geben...
Die grüne Militärhose war zerrissen und klebte durchnässt an seiner Haut. Mit zitternden Händen fühlte Daniel nach dem Schnitt und vergrößerte das Loch in den BDU’s um einen besseren Blick auf die Wunde zu haben. Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht vor Schmerzen und Angst laut loszuschreien.
Tatsächlich war der Knochen durch den tiefen und breiten Schnitt sichtbar geworden, doch glücklicherweise war das umliegende Gewebe durch die scharfe Waffe nicht zerfetzt, sondern nur durchtrennt wurden...das ließ ihm eine Chance, jemals wieder gehen zu können, sobald er zurück in Janets Krankenstation kam...falls das passieren würde.
Blut strömte in Massen aus der Wunde heraus, sickerte in den weichen Erdboden.
„Du bist schwer verletzt, Mensch!“, bemerkte der fremde Jaffa und folgte seinem Blick auf das Bein, „Ich werde etwas holen, das dir hilft. Aber zunächst dürfen die anderen dich nicht finden! “
Daniel konnte den roten Streifen an seiner Rüstung erkennen und wie er einige Meter weiter die anderen Jaffa zusammenrief, die offensichtlich nach ihm gesucht hatten, noch bevor er ihn fragen konnte, was hier eigentlich vor sich ging.
Stille kehrte in dem Waldstück ein, als der Trupp wegmarschierte und ihn allein mit seinen Schmerzen ließ.
Ganz ruhig bleiben, du darfst keinen Schock bekommen...
Daniel sah seine Hände zittern, hörte, wie sein Herz aufgeregt gegen seine Brust hämmerte.
Zu spät...
Er versuchte sich zu erinnern...irgendetwas musste doch passiert sein.
Wo waren die anderen?
Wo war er?
Was zum Teufel machte er hier mitten im Wald mit einem Jaffa?
Warum sollte ein Jaffa ihn retten und auch noch vor den anderen beschützen?
War er ein Tok`Ra?
Der Schmerz fing wieder von neuem an, zwang Daniel dazu, sich hinzulegen, als Sternschnuppen vor seinen Augen herumtanzten.
Müde...er war so verdammt müde...
Sein Atem ging rasend und der Blutverlust schwächte ihn zunehmend. Unter größten Anstrengungen gelang es ihm schließlich, bis zu dem Eingang einer kleinen Höhle zu kriechen. Sie schien ein ideales Versteck zu sein und obendrein war es dort kälter als im Rest des Waldes.
Kälte, die seine Schweißausbrüche hoffentlich mildern würde...
Plötzlich sprang sein Funkgerät an. Daniel musste es noch in einer seiner Hosentaschen versteckt haben, bevor man ihnen die Westen abgenommen hatten.
Todmüde griff er danach und schaffte es nach zwei Anläufen, das Gerät aus der Tasche zu ziehen.
„Daniel, können sie mich verstehen?“
Jack’s Stimme hörte sich so verdammt gut an.
„Jack...“, stöhnte er mit letzter Kraft und hoffte, dass SG-1 nicht allzu weit entfernt war.
„Wo sind sie, Daniel?“
Er wollte antworten, doch seine Augen fielen vor Müdigkeit zu, ließen ihn seinen Kopf auf dem weichen Erdboden platzieren.
„Antworten sie verdammt noch mal...“ drang es noch eine lange Zeit durch die Höhle, während Daniel bewusstlos am Eingang liegen geblieben war.
***
„General, wir müssen sofort zurück!“ schrie O`Neill, noch ehe er richtig aus dem Tor herausgetreten war.
Sam war unmittelbar hinter ihm, Teal`c kam zuletzt.
„Was zur Hölle war los, Colonel? Warum sind sie verspätet? Unsere Aufklärungssonde ist beschossen worden!“ Hammonds Stimme war besorgt und gereizt zugleich- etwas, dass nur er schaffte.
„Sir, wir wurden von Einheimischen gefangen genommen. Sie wollten uns gerade töten, als die Goa`uld angriffen. Einer der Außerirdischen hat Daniel schwer am Bein verletzt und ein Jaffa hat ihn mit sich genommen. Wir mussten uns zurück ziehen, um nicht von denen erwischt zu werden!“
Sam war erschöpft, Schweißperlen waren von dem langen Gewaltmarsch zurück zum Stargate noch immer auf ihrer Stirn, vermischten sich mit dem Schlamm, durch den sie bei ihrer Flucht gesprintet waren.
„Wissen sie, wo Doktor Jackson ist oder ob er noch lebt?“
Der General war einen Schritt beiseite getreten, ließ dem medizinischem Hilfspersonal den Vortritt um sich um Teal`c zu kümmern, dessen Arm von einer Stabwaffensalve getroffen worden war.
„Keine Ahnung, Sir. Er hat sehr stark am Bein geblutet und steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe wird er wohl kaum die nächsten achtundvierzig Stunden überleben. Auf dem Rückweg hatten wir ganz kurz Funkkontakt mit ihm, aber wir haben ihn dann verloren. Wir müssen ihn unbedingt finden!“
Sam’s Stimme zitterte, klang trotzdem fast wie ein Befehl.
„Colonel?“
Hammond wartete wie immer erst auf seine Version der Geschichte.
„Ich stimme Carter zu, Sir. Die Typen sind absolut irre- irgendwelche asiatischen Götterhuldiger- Nachfahren, hat Daniel gesagt. Die glauben, dass ihr Gott sich freut wenn sie anderen Menschen das Herz aus der Brust reißen. Wir müssen Daniel finden, bevor die ihn in eine Opfergabe verwandeln oder der Jaffa ihn zu Yu bringt.“
„Yu war auch auf dem Planeten?“ vergewisserte Hammond sich.
„Nun Sir. Wir sind mitten in ein Kriegsszenario geraten; Yu’s Truppen attackierten die einheimischen Priester. Wir wollten sie unterstützen, doch sie haben uns in einen Hinterhalt gelockt, um uns zu töten. Als uns die Flucht gelang, blieb Daniel zurück, um ein kleines Kind zu retten, und dann hat einer der Priester ihn erwischt. Den Rest kennen sie ja.“
Der General nickte gespannt und ließ Fraiser durch.
„Zuerst müssen sie sich untersuchen lassen; ich stelle in der Zwischenzeit einen Rettungstrupp für Doktor Jackson zusammen.“
***
Maramato verschwand zurück in den Wald, aus dem er gekommen war, noch immer tief betroffen von den Geschehnissen.
Seine Kraft war am Ende, sein Kriegerherz um vieles schwerer geworden.
Wieder war er einer Schlacht mit dem Leben entkommen, hatte andere getötet und gesiegt.
Wieder war es ein ungleicher Kampf gewesen, der mehr zerstörte, als zu erreichen glaubte.
Maramato senkte müde den Kopf. Was sollte er jetzt machen?
Er konnte seine Position nicht einfach aufgeben, aber er musste zurück zu seinem Dorf, außerdem hatte er einen fremden Krieger gerettet und in den Wäldern versteckt. Wenn das irgendjemand heraus fand, war seine Tarnung aufgedeckt und sein Plan zunichte gemacht.
In der Zwischenzeit hatte der Trupp von Jaffa, dem er gefolgt war, gestoppt und teilte sich in die kleinen Kriegerunterkünfte ein. Man hatte sie bauen lassen, damit sich die Jaffa auf diesem Planeten ansiedeln und ihn für sich gewinnen konnten.
Die Einwohner wurden nie gefragt, ob sie mit der Entscheidung der Feinde zufrieden waren. Stattdessen schlachtete man sie nach und nach ab, ließ sich auch nicht durch die fanatischen Tempelpriester davon abbringen.
Und da kam Maramato ins Spiel.
Er musste seine Heimat in den Bergen beschützen, egal wer oder was sich ihm in den Weg stellte.
Natürlich kam es ihm entgegen, dass die Feinde zunächst gegen die Tempelpriester vorging, denn auch Maramato war daran gelegen, sie zu besiegen, jedoch töteten die Jaffa auch Frauen und Kinder, um eine Ausbreitung der Kultur zu verhindern und dies ging definitiv gegen seinen Codex.
Er musste verdeckt bleiben, um den feindlichen Plan so zu infiltrieren, dass sie das Interesse an diesem Planeten verloren, und er musste dem fremden Mann helfen.
Die Frage war nur, wie er das schaffen sollte...
Als die meisten Krieger bereits in ihren Unterkünften verschwunden waren, sah Maramato sich nach seinen Gefolgsleuten um, die, getarnt in Jaffa- Rüstung, um ihn herum lungerten, um ihn gegebenenfalls zu schützen.
Schließlich war er als Stammesoberhaupt nicht allein kommen.
Einer der japanischen Krieger nickte und folgte ihm hinter einen Strauch, von wo aus sie das feindliche Lager im Blick hatten. Immerhin durften sie diese Jaffa nicht aus den Augen lassen.
„Sensei.“, grüßte dieser und verneigte sich leicht.
„Watanawee.“, nickte Maramato und sah sich nervös nach potentiellen Feinden um.
„Ich muss von hier verschwinden.“, verkündete er anschließend.
Der Krieger sah ihn konfus an, wagte es aber nicht, zu widersprechen.
„Hai.“, sprach er dann und verneigte sich wieder.
„Ich muss den Mann retten, den ich im Wald versteckt habe. Und ich muss mit ihm zurück zum Dorf, damit Saburo ihn heilen kann. Er wird uns bei unserem Kampf unterstützen.“
Watanawee nickte und nahm indirekt seine Rekrutierung zum Führer der restlichen Krieger an.
Es war nicht Sitte, darum zu bitten. Die untergebenen Kämpfer würden diese Ehre wahllos annehmen. Und Watanawee war bei weitem einer der erfahrensten Krieger, den er kannte.
Mehr als fünfundzwanzig Jahre hatten sie nun mittlerweile Seite an Seite gekämpft, hatten ganze Generationen in den Kriegen sterben sehen und waren trotzdem noch am Leben.
Maramato wollte sich schon abwenden, als sein Untergebener ihn zurückhielt.
„Sensei.“, bat er, „Ich habe gehört, wie einige der Jaffa von dem Krieger Maramato Nakayama gesprochen haben, der in den heiligen Bergen lebt und diese mit all seiner Weisheit und Kampfkunst verteidigen wird. Sie haben durch die Tempelpriester von uns erfahren und sind voller Angst und Ehrfurcht vor euch, mein Herr.“
Maramato nickte.
Er war froh damit, wie der heutige Tag verlaufen war.
Zunächst hatten sie einen Trupp Jaffa aufgespürt und getötet. Doch dies war nur Mittel zum Zeck gewesen. Dann hatten seine Männer und er sich, getarnt als Jaffa, in den Krieg eingemischt und urplötzlich damit angefangen, die wirklichen Gotteskrieger zu attackieren. Als das Chaos groß genug schien, zogen sie sich wieder in den Wald zurück, während die Jaffa sich noch immer gegenseitig beschossen, unschlüssig, von wem sie angegriffen worden waren.
Durch dieses Durcheinander hoffte Maramato, dass sich Misstrauen unter den Kriegern ausbreitete und sie schon bald von hier verschwinden würden.
Schließlich war eine Armee ohne Infrastruktur keine gute Armee.
Auf diesem Weg konnten sie mehr erreichen, als im offenen Kampf.
Die Waffen der Jaffa waren weitaus fortgeschrittener als die ihrigen. Zwar war ihre Kampfkunst bei weitem besser, doch sie waren in der Unterzahl und den Kampf gegen Tausende dieser Krieger würden sie nicht überstehen.
„Was macht ihr, wenn dieser Mann nicht der ist, für den ihr in haltet? Was, wenn er uns nicht unterstützen will?“, fragte Watanawee, doch Maramato musste bald verschwinden, wenn er ihn noch lebend vorfinden wollte.
„Ich habe ihn beobachtet.“, erwiderte er schlicht.
„Aber er ist kein guter Kämpfer, Sensei. Ohne euch wäre er getötet worden.“
„Er kämpft nicht mit Waffen, doch er kämpft mit dem Geist.“, beendete er diese überflüssige Diskussion und machte sich auf den Weg zurück in den Wald.
Maramato durfte keine Zeit verlieren.
***
„Hat das U-AV schon was gefunden?“ fragte O`Neill, als er in den Besprechungsraum trat.
„Leider nein, Sir. Wir haben es mit Wärmebildsensoren ausgestattet, aber nur Lebensformen im näheren Umkreis des Dorfes gefunden, wahrscheinlich Jaffas...“, antwortete Sam, die bereits am Tisch saß.
Jack wollte nicht aussprechen, an was er jetzt dachte.
„Wir müssen ihn suchen, General.“
Hammond verzog keine Miene, dennoch erkannte O’Neill die tiefe Besorgnis in seinen Augen.
Mit einer entsprechenden Geste bat er den Colonel in sein Büro, in dem sie die Krise unter vier Augen besprechen konnten. Dort angekommen setze Hammond sich in seinen Lederstuhl und seufzte resigniert.
„Im Moment weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich tun soll, Jack. Sie haben selbst gesagt, dass Doktor Jackson schwer verletzt war- wenn er bereits von den Dorfleuten oder den Jaffa getötet wurde und ich sie hinterherschicke, wäre das reiner Selbstmord.“
„Nicht mit einigen hübschen Sprengsätzen, Zat- Waffen, Blendgranaten...“
„Colonel-“, unterbrach ihn Hammond, „Zuerst einmal muss Teal`c wieder fit sein. Ich werde ihnen in 8 Stunden ein weiteres SG-Team zur Unterstützung zustellen.“
„Aber General- ich glaube nicht, dass ihm soviel Zeit bleibt!“, fiel O`Neill ihm ins Wort.
„Ich weiß sehr gut über das knappe Zeitfenster bescheid, in dem wir uns befinden, Colonel , aber ich glaube, nicht mal Daniel würde wollen, dass sie wegen ihm eine Selbstmordmission starten. Herrgott, der Junge hat schon anderes überlebt. Lassen sie uns hoffen, dass er es auch diesmal schafft.“
***
„Jack, das sind Tempelpriester.“, bemerkte Daniel unruhig und sah, wie die Männer mit ihren Schwertern auf sie zu kamen.
„Hab noch nie was davon gehört, dass man als Priester bewaffnet sein darf.“, entgegnete O`Neill und trat einen Schritt zurück.
Sie saßen in der Falle.
Gott, sie waren so leichtgläubig gewesen. Die Priester erzählten etwas von einem Volk, das sie auslöschen wollte und prompt musste SG-1 sich einmischen. Nur um dann wieder in Schwierigkeiten zu geraten.
„In unserem Tempel werden keine Waffen geduldet.“, hatten sie erzählt und SG-1 die gesamte Ausrüstung abgenommen.
„Wir sollten ihre kultischen Gebräuche respektieren, Jack.“, sprach Daniel und gab ihnen sein Messer.
Doch nun kamen diese Priester auf sie zu und erzählten von ihrem Gott, der Opfer von ihnen verlangte.
Menschliche Opfer.
„Ich glaube kaum, dass euer Gott euch befohlen hat, unschuldige Fremde zu ermorden.“, wehrte Jack ab, als sie, eskortiert von sieben bewaffneten Priestern, in ein Verlies gesperrt wurden.
„Tut mir Leid.“, hatte Daniel dann zugegeben.
„Weshalb?“
O’Neill sah ihn düster an.
Jeder Muskel in seinem Gesicht war bis aufs Äußerste gespannt.
„Ist doch nett hier. Schöne Aussicht, ruhige Lage...“
„Schon ok.“, hatte Sam ihn verteidigt und erntete Jacks verachtenden Blick.
„Es ist nicht mehr zu ändern. Machen wir einfach das beste aus der Situation.“
Schon bald hatten die Feuergefechte an der Oberfläche begonnen. Schwere Detonationen von Todesgleiterangriffen trafen die Erde über ihnen.
Die Gefängniswände begannen zu zittern, und SG-1 erkannte die, sich bietende Chance.
Mit Teal`cs Hilfe konnten sie einige Rohre der Gefängnisgitter lösen und gelangten so in die Freiheit.
Oben angekommen bot sich ihnen ein Schauplatz des Grauens.
Überall lagen Tote und Verletzte, Häuser waren zerstört und aus den Wäldern drangen Jaffa, die die restlichen Überlebenden mit ihren Stabwaffen abschlachteten.
„Verschwinden wir von hier!“, hatte O’Neill befohlen, als Daniel ein kleines Mädchen sah, dass am Boden um ihre tote Mutter weinte.
Sie war nicht Schuld an dem, was die Priester hier taten. Er konnte sie nicht zurücklassen.
„Daniel!“, brüllte Jack, als der Archäologe mit einem Satz bei dem kleinen Kind war, es am Arm packte und mit sich riss.
Der Plan schien durchaus zu funktionieren.
Während Stabwaffensalven neben ihm die Erde erschütterten, rannte Daniel mit dem Kind um sein Leben.
Plötzlich würde seine Flucht jäh beendet.
Neben ihm trat ein verwundeter Priester aus dem Tempel.
Daniel hatte es kommen sehen.
Er erkannte, wie dieser sein Schwert ansetzte, vermutlich um ihn in zwei Teilen besser genießen zu können. Erschrocken ließ er das Mädchen los, damit es fliehen konnte, während er im selben Moment einer Attacke mit dem Schwert nur knapp entkommen konnte.
Die Klinge raste Zentimeter an seinem Bein vorbei.
Daniel wollte wieder aufspringen und fliehen, als er feststellte, dass er dennoch getroffen worden war.
Die kurze Berührung mit der scharfen Klinge des Schwertes hatte dafür gesorgt, dass sich ein tiefer Schnitt über seinen Oberschenkel zog.
Das Bein war nicht mehr zu gebrauchen.
Egal wie oft er es versuchte, er kam nicht mehr hoch.
Auch die anderen SG-1 Mitglieder konnten ihm nicht helfen.
Sie befanden sich in einem erbitterten Schusswechsel mit den herannahenden Jaffas.
Über ihm hatte der Priester sich bereit gestellt. Trotz der Angriffe der Jaffa, bereitete er das Opferungsritual vor, indem er einen Gesang anstimmte.
Stabwaffensalven flogen durch die Luft, doch keine von ihnen traf den Priester.
Stattdessen setzte er sein Schwert über ihm an. Scheinbar wollte er ihn mit einem Stich ins Herz töten.
Gerade, als der Priester auf ihn einstechen wollte, hörte er einen lauten Knall.

Daniel wusste nicht wie spät es war, als er wieder zu sich kam.
Die Sonne hatte ihre Position gen Horizont verändert und das feuchtwarme Klima war nun einer trockenen Kälte gewichen, die ihn durchfuhr.
Vorsichtig richtete er sich auf dem weichen Boden auf, nahm dabei die Schmerzen aus seinem Bein in Kauf und besah sich die Wunde erneut.
Das war im Moment seine größte Sorge.
Zumindest hatte die Blutung etwas nachgelassen dank des Gürtels, den er sich um den Oberschenkel geschnallt hatte, als er für einige Sekunden das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Das bewahrte ihn hoffentlich vor einem noch größerem Blutverlust.
Daniel wurde plötzlich schwindelig und er nahm sich mehrere Sekunden Zeit, um wieder klar zu sehen. Steine von dem Boden, auf dem er lag, waren rotverfärbt, einige sogar noch feucht.
In was für ein Durcheinander war er nur wieder gekommen?
Alles hatte mit dieser Mission zu tun, auf der sie die lokale Kultur untersuchen sollten. Doch leider war die lokale Kultur überhaupt nicht an fremden Eindringlingen interessiert, da sie gerade im Kampf mit den Goa`uld stand.
Und so waren sie in einen Teufelkreis aus Todesgleiterangriffen geraten und dem Bedürfnis der Bewohner, sie bei lebendigem Leibe zu verspeisen, wobei Daniel offensichtlich den Hauptgang darstellen sollte.
Zumindest war er es gewesen, um den die Tempelpriester sich fast gerissen hatten. Wäre da nicht dieser Jaffa gewesen, wer weiß, was sie aus ihm gemacht hätten.
Aber wer zum Teufel war dieser Krieger?
Er schien asiatischer Herkunft, trug wie fast alle Jaffa eine Glatze und lehnte sich durch seine Taten gegen seinen Herrscher auf.
Daniel konnte ihn weder der Seite der Goa`uld, noch der Seite der Priester zuordnen. Und ein Tok`Ra als Jaffa verkleidet? Das schien nun wirklich paradox.
Irgendetwas schien hier nicht zu stimmen.
Wahrscheinlich würde er es in Kürze erfahren...
Irgendwo in der Nähe hörte er Geräusche. Vielleicht kamen sie von einem Lager? Vielleicht waren es Jack, Sam und Teal`c, die nach ihm suchten?!
Daniel stützte sich an der kleinen Wand am Eingang der Höhle ab und stand vorsichtig auf.
Sofort wollte sein Kreislauf wieder rebellieren, doch er schaffte es, auf seinen eigenen Füßen stehen zu bleiben.
Zumindest auf einem.
Er wusste, wenn er das Bein jetzt belastete, würde es wieder bluten und ihm vielleicht den Rest geben, aber wenn die Geräusche von seinen Freunden kamen...
***
In der Zwischenzeit hatte Maramato sich Medizin aus seinem eigenen Vorrat besorgt, den er sicher in einer Grube im Wald versteckt hatte, kurz nachdem sie hier angekommen waren.
Er wusste, er musste sich nun beeilen, um nicht zu spät zu kommen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich diesem Mann verbunden.
Sein Lehrer hatte ihm damals beigebracht, den Charakter eines Menschen daran zu messen, wie er sich im Kampf schlug.
Nun, ein guter Kämpfer war er sicherlich nicht, jedoch hatte er beobachtet, wie der Mensch ein kleines Kind vor den Jaffa retten wollte. Trotz all der Gefahren um ihn herum, sprang er selbstlos aus seinem Versteck und wollte es mit sich nehmen.
Leider war dann dieser Tempelpriester aufgetaucht und auf ihn losgegangen.
Möglicherweise konnten diese Menschen sie tatsächlich beim Kampf gegen die Außerirdischen unterstützen. Immerhin schienen die anderen Krieger, die mit dem Mann gekommen waren, selbst sehr besorgt um einander.
Vielleicht waren sie die Nachfahren der Kultur, von der auch sein Clan abstammte. Eine gemeinsame Kultur...vielleicht würde er in dem Mann sogar einen geistigen Bruder erkennen?
Gespannt, was ihn erwarten würde, fand er die Stelle, an der er den Menschen versteckt hatte.
***
Daniel sah ein, dass er die Strecke bis zu dem Licht, das er entdeckt hatte nicht laufen konnte, also suchte er nach dem Funkgerät und fand es schließlich auf dem Erdboden.
„Jack...?“
Keine Antwort.
„Ich...ich bin es...sind sie hier in der Nähe?...ich...ich denke, ich werde...“
Eine Hand packte ihn von hinten, legte sich um seinen Mund, damit er nicht weitersprechen konnte, und riss ihn zu Boden. Daniel erschrak, wurde panisch, als er das Gesicht seines Angreifers nicht erkennen konnte.
„Bist du wahnsinnig, Mensch?!“
Da war wieder die Stimme des Jaffa, rau und befehlerisch. Sein Griff lockerte sich und gestattete es Daniel schließlich, sich aufrecht zu setzen.
„Meine Freunde...“
Mehr konnte er nicht übersetzen, als der Schmerz erneut Überhand nahm und er inne halten musste.
„Sie sind nicht hier.“ antwortete der Jaffa und half ihm, sich wieder an eine kleine Steinmauer zu lehnen, „Die Jaffa werden uns finden, wenn du das noch mal tust!“
Er legte einen Beutel voller Essen neben ihn und begann, darin etwas zu suchen.
Daniel schloss die Augen, versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen, der aus seinem rechten Bein kam und immer schlimmer zu werden schien. Kurz bevor er wieder ohnmächtig konnte, rüttelte der Jaffa an seiner Schulter.
„Du musst wach bleiben.“
Er sah auf, erkannte, dass er ihm etwas in einer Art Tasse reichte.
„Trink.“
Den Teufel würde er tun. Wer weiß, was in dem Becher war...
„Nein.“
Demonstrativ drehte er seinen Kopf zu Seite, als der Jaffa ihn am Genick packte und so zwang, wieder in seine Richtung zu sehen.
„Trink!“ diesmal war der Befehl so laut, dass Daniel davon ausging, dass sie spätestens jetzt entdeckt worden waren.
„Ich weiß nicht einmal, wer du bist. Ich werde das nicht trinken!“
Er würdigte der breiigen Flüssigkeit in der Tasse nicht mal einen Blick. Die Stimme des Jaffa wurde ruhiger.
„Das ist Medizin- du stirbst, wenn du nicht trinkst. Außerdem musst du essen!“
Daniel sah ihn erschöpft an.
„Ich...kann nicht...“
Der Mann nahm die Tasse und hielt sie ihm an den Mund. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den säuerlich schmeckenden Brei zu schlucken, der seinen Magen fast dazu brachte, durchzudrehen.
„So ist es gut...“
Er stellte die Tasse beiseite und holte aus dem Beutel ein Stück Brot heraus.
„Und nun iss!“
Daniel musste sich schon fast übergeben, als er den Kopf schüttelte
„Vergiss es.“
***
„Sir!“
Seargent Siler trat in den Konferenzraum, als Hammond gerade ein Treffen zwischen SG-1 und SG-8 einberufen hatte.
Neben Teal`c, dessen Arm noch verbunden war aber bereits wieder heilte, waren auch Jack, Sam, Colonel Harrington, Major Kovaczek und zwei weitere Soldaten anwesend. Sie hatten sich alle um den langen Besprechungstisch gesetzt und warteten auf ihren Einsatz.
„Was gibt es?“ fragte der General ein wenig schroff.
„Sir, das U- AV hat gerade einen Funkspruch aufgefangen- sie sollten sich das anhören...sie alle!“
O`Neill sprang zeitgleich mit Carter auf, gefolgt von dem Rest der Leute in dem Raum.
Für Jack stand jetzt alles auf dem Spiel.
Er hoffte, dass der Funkspruch von Daniel war und bewies, das eine Mission zu diesem P3R- wasauchimmer Planeten durchaus noch nötig war. Andererseits konnten es auch die Goa`uld sein, die ihn gefangen genommen hatten und nun den Tauri zeigen wollten, dass sie Herr der Lage waren.
Die zweite Option klang nicht wirklich gut, also hoffte O’Neill auf die erste.
Als alle im Kontrollraum angekommen waren, legte sich gespannte Stille über die Mannschaft, als Siler die Lautsprecher anschaltete.
„Jack?...ich...ich bin es...sind sie hier in der Nähe? Ich glaube, ich werde...“
Damit war der Funkspruch beendet.
„Oh Gott...“ Carter war einen Schritt zurück getreten, sah besorgt zum Stargate und ließ O`Neill Hammond davon überzeugen, sofort aufzubrechen.
„General, wenn ich mich recht entsinne, war das Daniels Stimme- ich schlage vor, in fünf Minuten aufzubrechen. Seargent Siler- woher genau kam das Signal?“
„Einen Moment, Colonel!“ unterbrach ihn Hammond.
„Wir sollten zunächst den gesamten Umkreis nach feindlichen Truppen absuchen!“
O`Neill war kurz davor, zu explodieren.
„Um ehrlich zu sein, General, sind mir irgendwelche Feinde scheißegal! Wenn jemand meint, sich uns in den Weg stellen zu müssen, kann er es ja versuchen. Ich will Daniel verdammt noch mal da raus, und wie viele Beweise brauchen sie noch, dass er am Leben ist?“
Hammond nickte einlenkend.
„Ich will nicht noch jemanden als vermisst deklarieren, wenn sie zurückkommen- habe ich mich klar ausgedrückt?“
Jack nickte.
„Also schön, Colonel, sie gehen wie geplant mit SG-8 in zehn Minuten auf Mission. Ich will, dass sie bis an die Zähne bewaffnet sind. In der Zwischenzeit schicken wir ein MALP durch, um die Situation vor dem Stargate zu bewerten. Bringen sie mir den Jungen lebend zurück, verstanden?“
„Aye, Sir!“ antworteten alle Mitglieder und machten sich auf den Weg zu den Umkleiden.
***
„Dummer Mensch!“ fluchte Maramato resigniert, steckte das Stück Brot weg und griff in die Tasche, die er bei sich trug.
Er holte einen Verband mit Pflanzenwirkstoffen hervor und kümmerte sich um das verletzte Bein, ohne das der Tauri sich stark wehrte. Offensichtlich schien er nicht mehr die Kraft dazu zu haben.
Seine Haut war sehr blass, er zitterte ununterbrochen und Maramato begann sich tatsächlich Sorgen um ihn zu machen.
Blut hatte den ganzen Erdboden verfärbt und würde bald die ersten Raubtiere anlocken, wenn er jetzt nicht aufpasste. Der Schnitt war außerordentlich tief- er hatte gesehen, wie einer der Tempelpriester den Menschen mit einem Samuraischwert töten wollte, dieser sich jedoch noch mit einen Sprung zur Seite rettete- leider wurde er dennoch von der Klinge gestreift und stürzte zu Boden.
Zu diesem Zeitpunkt war er noch damit beschäftigt gewesen, auf die Jaffa zu feuern.
Erst als er einsah, dass der Priester ihn töten würde, wenn er nichts unternahm, hatte er aufgehört, sich zurück in den Wald gezogen und den Priester mit seiner Stabwaffe von dort aus erschossen.
Ohne Zeit zu verlieren war er dann zu dem Menschen gerannt und hatte ihn mit sich genommen, während seine restlichen Krieger die Jaffa in Schach hielten.
Plötzlich hörte Maramato den Menschen etwas sprechen, verstand es aber kaum.
„Ausruhen!“ befahl er und sah, wie der Mann ihn musterte.
Keine Angriffsversuche oder Beschimpfungen, stellte er erstaunt fest und fuhr damit fort, die Wunde am Bein zu versorgen.
„Wer bist du wirklich?“, fragte er plötzlich und Maramato sah auf.
Sollte er das Geheimnis schon lüften?
Nein, vermutlich war der Mensch sowieso zu schwach, um seine Worte zu verstehen. Seine Augen waren bereits wieder geschlossen und die Medizin begann zu wirken. Unsicher, was er ihm sagen sollte, widmete er sich einfach wieder dem Verband.
„Ausruhen!“ befahl er dann erneut, doch der Mensch war bereits bewusstlos.
Sirenen ertönten und riefen die Jaffa zusammen.
Maramato wurde unruhig.
Hatten sie ihn entdeckt?
War sein Plan nun aufgeflogen?
***
O`Neill sprang sofort in Position, als er aus dem Stargate trat, versteckte sich hinter einem der großen Steine, die auf dem Planeten als Zierde aufgebaut worden waren.
Mit seiner P-90 im Anschlag marschierte er zum nächsten Felsen, überließ Sam seine vorherige Position und bewegte sich langsam vom Sternentor weg.
„Niemand da?“ fragte er und erhielt prompt Antwort von Teal`c.
„Die Jaffa haben sich vorerst zurückgezogen, weil es dunkel wird. Wir sollten die Zeit nutzen, O`Neill!“
Jack stand vorsichtig auf, blickte in alle Richtungen.
„Vielleicht gibt’s hier nur irgendwo was umsonst...“
Sam trat an seine Seite, gefolgt von SG-8.
„Wie wollen wir vorgehen, Sir?“
Jack senkte die Waffe und sah die Soldaten an.
„Harrington, sie bleiben mit ihren Männern hier und verteidigen das Stargate. Ich gehe mit meinen Leuten Daniel suchen.“
„Hat General Hammond nicht gesagt, wir sollten alle gehen?“ meldete sich Kovaczek zu Wort, der für den zivilen Anthropologen in SG-8 ersetzt worden war.
„Hören sie, Major! Wenn wir das Stargate nicht decken, werden wir hier überhaupt nicht mehr wegkommen, ganz egal, ob wir Daniel finden oder nicht. Sie bleiben hier und geben uns Rückendeckung. Wenn wir in vierundzwanzig Stunden nicht zurück sind, ist die Mission gescheitert, habe ich mich klar ausgedrückt?“
Kovaczek nickte verstehend und positionierte sich mit den anderen um das Sternentor herum.
Jack rief unterdessen Teal`c zu sich, damit er mit allen gemeinsam einen Rettungsplan erstellen konnte.
„Also gut- das U- AV hat die Funksignale etwa 3 Meilen von hier hinter den Hügeln in der Nähe dieses Dorfes ausgemacht. So, wie Daniel verletzt war glaube ich nicht, dass der Jaffa sehr weit mit ihm gekommen ist. Ich schlage vor, wir umlaufen die Siedlung in einem möglichst großen Bogen. So können wir unnötige Konfrontationen mit dem Feind vermeiden. Sobald wir Daniel gefunden haben ziehen wir uns schnellstmöglich zurück. Ich will keine Zeit verschwenden.“
Sie nickten und Jack führte sie Richtung Wald an.
„Und Kovaczek!...“
Der Major drehte sich in seine Richtung.
„Verminen sie hier alles und seien sie großzügig mit dem C4! Falls sie die Stellung nicht halten können, will ich Bescheid wissen!“
„Aye, Aye, Colonel!“
Damit marschierten sie ab.
**
Maramato musste sich langsam beeilen. Es schien so, als ob es im Lager der Jaffa Alarm gegeben hatte.
Ein Horn erklang und Fackeln wurden am Waldrand sichtbar.
„Also schön, machen wir uns auf die Reise.“, sprach er auf japanisch und nahm den bewusstlosen Mann wieder auf.
Irgendwie musste er es mit ihm bis zu dem Ort schaffen, an dem sie ihre Pferde versteckt hatten. Von da aus war es dann nur noch halb so schlimm. Hoffentlich lag er richtig und versprach sich nicht zu viel von dem Auftritt dieser Fremden.
Vielleicht konnte er ihm tatsächlich helfen und das war im Moment sowieso am wichtigsten.
Er konnte seine Kultur nicht untergehen lassen.
Maramato würde bis zum Umfallen kämpfen, das wusste er. Jedoch waren diese Krieger in einer solch enormen Überzahl, dass selbst sein eigener Clan noch nicht soweit war, gegen sie zu kämpfen. Immerhin hatte er noch den Vorteil, dass sein Dorf weit versteckt in den Bergen lag.
Vielleicht fanden die Feinde es wirklich nicht.
„Daniel?“, hörte er plötzlich ein Geräusch, nicht weit weg von seinem Ohr.
Maramato legte den bewusstlosen Mann wieder auf den Boden und blickte um sich.
Niemand war zu sehen.
„Daniel, können sie mich verstehen?“
Die Sprache klang so fremdartig und er nahm an, dass es etwas mit dem Mann zu tun hatte, den er helfen wollte. Vorsichtig durchsuchte er seine Hose und fand schließlich einen schwarzen Kasten, aus dem die Stimme zu kommen schien.
Sein Volk hatte sich nie um technische Dinge gekümmert, stattdessen beruhte ihr Leben noch immer auf jahrtausende alten Traditionen.
Ihre Schwerter wurden von einem Schmied hergestellt, der diese in wochenlanger Arbeit aus Metall erschuf, ihre Nahrung kam vom Reisanbau und der Viehzucht und ihre Häuser hatten sie alle selbst aufgebaut.
Maramato war sich schon vorher nicht sicher gewesen, ob dieses Gerät sie verraten konnte. Er hatte gesehen, wie der Mensch in es hinein sprach, jedoch keine Antwort erhalten hatte.
Scheinbar diente es der Kommunikation.
Skeptisch warf Maramato es in einen Busch. Er wollte Feinde nicht unnötig anlocken.
Sobald es ihm besser ging, konnte der Mensch jederzeit wieder zurück zu seinen Freunden gehen.
Im Moment stand sein Leben auf dem Spiel, und da Maramato es gerettet hatte, musste er es nun auch schützen.
***
„Können sie sein Funkgerät schon lokalisieren, Carter?“, fragte O’Neill mittlerweile das vierte Mal und trat frustriert nach eine kleinen Stein.
„Noch nicht, Sir. Vermutlich ist Daniel in die Berge geflüchtet, denn als wir das Signal vom UA-V bekommen haben, war es schon mehrere Meilen vom Sternentor weg. In einigen Minuten werden wir mehr wissen.“, antwortete Sam ebenso betrübt.
„Er kann schlecht alleine dorthin gekommen sein- dieser Jaffa muss ihn dorthin verschleppt haben.“, korrigierte Jack frustriert.
Es war ein kräftezehrender Marsch.
Jedoch war es weniger die physiologische Belastung, die sie so quälte, als die psychologische, das Bangen, ob Daniel noch am Leben war und wie es ihm ging.
Jack war davon am meisten betroffen.
Daniel war sein bester Freund und Sam konnte die Sorge aus seinem Gesicht herauslesen.
Die beiden hatten schon immer eine besondere Beziehung gehabt, wie zwei Brüder, und der gemeinsame Schmerz um eine verlorene Person, die ihnen viel bedeutet hatte, schweißte sie zusammen.
Carter war klar, dass sie niemals in der Lage sein würde, zwischen diese zwei Männer zu treten, und offengestanden wollte sie es auch nicht. Ihre Freundschaft war zu wertvoll, um durch einen Dritten gestört zu werden. Sam sah den Schmerz in seinen Augen, selbst wenn es der Colonel gewusst zu verstecken vermochte.
Jack war noch nie der Mensch gewesen, der Emotionen offen nach außen hin zeigen konnte, stattdessen ließ er lieber zu, dass sie ihn von innen her auffraßen.
Und Situationen wie diese machten es nur noch schlimmer.
„Was ist, wenn er...“, sprach Sam plötzlich.
Sie konnte es nicht länger zurückhalten. Diese Ungewissheit würde sie sonst noch umbringen.
Die zwei anderen SG-1 Mitglieder stoppten abrupt und sie sah, wie Jack erst zur Seite blickte und nach einer passenden Antwort suchte, bevor er sich ihr zuwandte.
„Das ist keine Option, Carter.“, sprach er schließlich und lief weiter.
Sam wusste, dass es seine Art war, von der Realität wegzurennen.
Teal`c folgte ihm schweigend, warf dem Major allerdings noch einen beruhigenden Blick zu. So wollte er ihr sein Verständnis ausdrücken.
Sie nickte zurück und folgte den beiden.
Hoffentlich empfingen sie bald ein Signal von Daniels Funkgerät...
***
Es dauerte eine ganze Weile, bis Maramato die Stelle erreichte, an der sie die Pferde versteckt hatten. Sie wollten sichergehen, dass sie nicht in die Hände der Feinde gerieten, ansonsten würden sie ihr Dorf nicht rechtzeitig erreichen.
Leider bedeutete das auch, dass sie die Tiere weit vom Schauplatz des Krieges entfernt verstecken mussten.
Müde legte er den Fremden auf den Boden und streckte sich ein paar Mal. Der lange Marsch und das Gewicht auf seinem Rücken machten sich langsam bemerkbar.
Vorsichtig überprüfte er, ob der Fremde noch lebte.
Zufrieden stellte er fest, dass die Medizin gewirkt hatte und er tief und fest schlief.
Nun stieg Maramato wieder auf und machte sich daran, sein Pferd aus der Herde zu holen.
Nachdem er für eine kurze Zeit den Dreck aus seinem Fell entfernt hatte, begann er mit dem Satteln und Anlegen des Gebisses.
Sogar hierbei hatte sein Clan bestimmte Abfolgekriterien.
So musste die Decke unter dem Sattel zu einem Drittel über dem Widerrist gefaltet werden, wobei die Falte natürlich nach oben zeigen musste, damit es nicht zu wunden Stellen im Pferdefell kam. Der Knoten des Sattelgurts musste zweimal gebunden und das lose Ende anschließend an einem kleinen Seil befestigt werden.
Als auch dies geschehen war und Maramato das Pferd aufgetrenst hatte, hievte er zunächst den Fremden hinauf, bevor er seine Jaffa Kleidung auszog, sie versteckte, in die Steigbügel stieg und losritt.
Jetzt stand seiner Flucht nichts mehr im Wege.
***
„Wir haben ein Signal!“, rief Sam und sie hielten sofort an.
Eine gespannte Stille hatte sich über das Team gelegt, während der Major an ihrem Gerät die Herkunft bestimmten wollte.
„Welche Richtung?“, fragte Jack ohne Umschweife und kam auf sie zu.
„Eine Sekunde Sir...dreiundvierzig Grad...nördliche Richtung.“
„Na dann los.“
Im Laufschritt begab sich SG-1 zu den Zielkoordinaten des Ortes, an dem sich Daniels Funkgerät befand.
Hoffentlich auch er selbst...lebend.
Sam hielt den Atem an.
Nur nochwenige Meter.
Das Signal wurde immer stärker.
Scheinbar hatte Daniel sich in einem der vielen Büsche in der Region versteckt.
Auch Jack und Teal`c hielten an und sahen sich nach möglichen Spuren um.
„Hier ist eine schwere Person entlanggelaufen.“, erkannte der Jaffa und bückte sich hinunter zu Fußabdrücken am Boden.
Auch O’Neill und Carter taten es ihm nach.
Die Spannung in der Luft war fast unerträglich geworden.
„Oder eine leichtere Person, die eine andere Person getragen hat.“, mutmaßte der Colonel und stieg wieder auf.
„Das ist möglich, O’Neill.“, unterstützte ihn auch Teal`c und sie begannen den Spuren zu folgen.
„Daniel?“, rief Sam verzweifelt, in der Hoffnung er würde antworten.
Einfach nur einen Laut von sich geben, ihr zeigen, dass er noch am Leben war, nur etwas, um die schwere Last von ihren Schultern zu nehmen.
Kein Antwort.
Auch Jack sprach kein einziges Wort mehr. Angespannt suchte er mit seiner P90 jedes Gebüsch durch, nur um eine entrüstende Leere dahinter vorzufinden.
Wie ein Adler überflogen seine Augen das Areal, konnten aber keinen Ort festmachen, an dem sich sein Freund aufhielt.
„Das Signal ist hier am stärksten, Sir.“, meldete Sam und machte Platz, als der Colonel auf sie zu lief.
Jetzt war der Moment der Entscheidung gekommen.
Jetzt würde sie herausfinden, ob Daniel- „ich habe mehr Leben als eine Katze...“- Jackson es wieder einmal geschafft hatte, oder...oder nicht.
Sam wollte nicht einmal daran denken. Aber warum antwortete er dann nicht?
War er etwa bewusstlos?
Das konnte bei der Schwere seiner Verletzung durchaus möglich sein, allerdings auch die andere Option...
Nein, er konnte nicht tot sein.
Er hatte es schon so oft geschafft, dem Tod von der Schippe zu springen.
Und wie Jack immer sagte: „Was einmal gelungen ist, kann wieder gelingen.“
Vorsichtig schob der Colonel das üppige Blätterwerk beiseite, während Teal`c sich hinter ihnen positionierte, falls sie angegriffen wurden.
Immerhin konnten die Jaffa auch Daniels Funkgerät gestohlen haben und nutzten es nun, um auch sie in die Falle zu locken.
Mehr und mehr lichtete sich die Stelle, an der sie ihren Freund erwarteten.
Umso mehr stieg auch Sams Blutdruck.
Was würde jetzt passieren?
Würde das einer der einschneidenden Momente ihrer Tätigkeit bei SG-1 werden, der Verlust eines Teammitgliedes?
Schließlich hatte sie diesen Albtraum schon öfters durchmachen müssen, jedoch immer mit einem positiven Ende- früher oder später...oder viel viel später.
Jack hatte die Stelle nun komplett freigelegt. Doch leider fehlte von Daniel jede Spur.
Lediglich das Funkgerät lag am Boden.
„Verdammt!“, fluchte O’Neill und sprang auf, um auf potentielle Jaffa zu schießen, doch offensichtlich war dies keine Falle.
„Da Colonel!“, lenkte Carter wieder seine Aufmerksamkeit auf sich.
Natürlich waren sie alle im Moment enttäuscht, doch vielleicht war Daniel näher, als sie es sich vorstellen konnten.
„Was ist?“, fuhr er sie an, doch Sam war ihm nicht böse.
Sie verstand seine Situation durchaus.
„Da sind Blutspuren...frische Blutspuren.“
Auch Teal`c hatte sich wieder zu ihnen gesellt und besah sich zusammen mit O’Neill die neue Fährte.
„Ich wette, die sind von Daniel.“, stellte der Colonel fest, packte das Funkgerät ein und machte wieder die Fußspuren aus, die an dem Gerät vorbei führten.
„Irgendjemand muss ihn ab hier mit sich genommen haben. Die Jaffa Spuren enden an diesem Busch.“, mutmaßte Teal`c und legte mehrere hundert Meter weiter eine silberne Rüstung frei, die unter etwas Erde vergraben war.
„Holla! Wer spielt denn da Maskerade mit uns?“, fragte Jack erstaunt und besah sich die Rüstung.
„Vermutlich handelte es sich nicht um einen Jaffa, der Danieljackson gerettet hat, O’Neill. Vielleicht waren es Eingeborene...“
Verzweifelt nickte auch Carter, als plötzlich mehrere dunkle Schatten am Himmel erschienen und ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Es waren mehr als ein duzend Goa`uld Schlachtschiffe, die sich langsam in Position brachten.
„Yu hat Unterstützung mitgebracht.“, erklärte Teal`c nervös.
Und wenn er nervös war, dann gab es auch allen Grund dazu, das wusste Sam.
Auch der Colonel wusste, was er damit meinte.
„Ich werde jetzt nicht zum Sternentor zurückkehren.“, fauchte er und sah seine Teammitglieder an.
Carter erkannte, dass es eher ein Flehen war.
Jack hoffte noch immer, Daniel zu finden, wo sie ihm doch scheinbar so nah waren.
„O’Neill. Yu wird das Sternentor blockieren, wir werden keine Möglichkeit haben, nach Hause zurück zu kehren, wenn wir jetzt nicht umkehren.“
Sam sah zu Boden, als Teal`c dem Colonel seine Gedanken mitteilte.
Gott, sie hasste diese ganze Situation.
Natürlich wollte sie Daniel unter keinen Umständen zurück lassen, doch was sollte aus ihnen werden, wenn sie nun auch hier gefangen waren?
Würde Daniel das wollen?
„Sir...“, sprach sie, während eine Träne sich den Weg aus ihrem Auge bahnte, „Wir haben nicht genug Proviant, um uns für mehr als vierundzwanzig Stunden hier aufzuhalten. Und wir haben weder Munition noch Sprengstoff, um all diese Krieger auszulöschen. Wir können nicht bleiben...“
Jack war still geworden.
Während er sich auf die Lippe biss, drehte er ihnen den Rücken zu, sah sich wieder und wieder das Areal an, in dem sie sich befanden.
Daniel war nicht hier.
Wahrscheinlich hatte derjenige, der ihn entführte, diese Stelle schon längst verlassen und das Funkgerät hier versteckt, um seine Verfolger in die Irre zu führen.
„Und was wird jetzt aus Daniel?“, fragte er geistesgegenwärtig.
Eigentlich war es eine Frage, die er sich selbst stellte.
Aber es war auch eine sehr private Frage, eine, die im Militärcodex normalerweise nichts zu suchen hatte.
Hier sprach nicht Colonel O’Neill, sondern Jack.
Noch immer zeigte er den anderen nicht sein Gesicht. Sam hatte eine Ahnung, wieso er das tat.
Es war sein Stolz.
O’Neill würde niemals seine Emotionen anderen gegenüber zeigen- das machte ihn sonst für den Feind sehr attraktiv, das verstand auch sie.
Sein Blick sank leer auf den Boden zurück, während die Goa`uld Schiffe immer näher kamen.
Die Zeit wurde knapp, das wusste auch Sam. Trotzdem wollte sie dem Colonel die Zeit geben, die er brauchte.
Auch sie hatte längst den Kampf gegen die Tränen aufgegeben.
Es war aussichtslos. Sie mussten zurück, egal wie wenig es ihnen gefiel.
Ansonsten würden sie sich in größte Gefahr begeben.
Aber was wurde nun aus Daniel? Sie wusste es nicht.
Genauso wenig wie sie wusste, was nun aus SG-1 werden sollte.
„Er würde nicht wollen, dass wir für ihn unser Leben riskieren, O’Neill“, antwortete Teal`c.
Auch er war betrübt, konnte es nur besser verbergen.
Unter seiner dunklen Haut kamen seine Kieferknochen zum Vorschein und Sam sah, dass auch er um Fassung rang.
Nach seinem Austritt aus Apophis’ Jaffa Trupp war es für ihn nicht leicht gewesen zu lernen, dass Menschen ihre Gefühle nicht so zwanghaft verbargen, wie er es gelernt hatte- zumindest alle Menschen außer Jack.
Und mit den Jahren hatte Teal`c sogar gelernt, dass Lachen und Weinen Emotionen waren, die man nicht immer zurück halten musste- vor allem nicht aus Angst, getötet zu werden, wie das bei den Jaffa üblich war.
Emotionen zu zeigen war ein Zeichen von Schwäche.
Jaffa Wachen hatten keine Schwächen.
„DANIEL!“, schrie O’Neill ein letztes Mal in die Berge, die direkt vor ihnen lagen.
Sam konnte das Echo noch dutzendfach hören, bis es endlich erlosch.
Wie zu erwarten, erhielt er keine Antwort.
Stattdessen hatte sich diese bedrückende Stille wieder breit gemacht, die alle versuchten zu verdrängen.
Doch es gelang keinem. Carter sah, wie auch das letzte bisschen Hoffnung in Jacks Augen erloschen war. Sie wusste, dass der Auftritt von Yu’s Truppen dafür sorgte, dass sie das Stargate so lange nicht anwählen konnten, wie hier noch Krieg herrschte.
Nun, da der Systemlord wusste, dass auch die Tauri involviert waren, würde er es besetzen lassen, und kein SG-Team würde für eine lange Zeit hindurch kommen.
Selbst wenn Daniel noch am Leben war, würde er diese Zeit nicht überstehen. Immerhin hatte Sam selbst gesehen, wie einer der Krieger ihn mit sich genommen hatte.
Oder war es wirklich ein Eingeborener?
Einer von diesen verrückten Priestern?
Was würde nun aus ihm werden?
Sie wollte nicht daran denken, es einfach nur verdrängen, so tun, als sei nichts passiert. Denn wenn sie es nicht tat, würde sie die Beherrschung komplett verlieren.
„Also schön, machen wir uns auf den Heimweg.“, verkündete O’Neill düster und marschierte los.
Kein einziger Blick von ihm wanderte mehr nach hinten. Stur lief er die selbe Route wieder zurück, die sie her gekommen waren. Jetzt würde wieder seine Isolationstaktik beginnen, das wusste Sam. Er würde sich emotional von jedem abkapseln und so tun, als sei nie was geschehen.
Nur so konnte er mit dem Schmerz umgehen.
Doch Carter blickte noch einmal zurück, in die hohen Berge, die sich vor ihnen erstreckten.
Daniel war irgendwo dort oben, das wusste sie.
„Verzeih mir.“, flüsterte sie dann und folgte den anderen.
***
Der Nachmittag, an dem sie von ihrer Mission zurück kamen, verschmolz mit dem Abend und schließlich auch der Nacht.
Eigentlich spielte es keine Rolle.
Nicht für Sam.
Das Briefing hatte nicht sehr lange gedauert, man hatte die Situation erklärt, dargestellt, dass es ohne fremde Hilfe unmöglich war, Daniel wieder lebend von dem Planeten zu retten und der General hatte die Tok`Ra kontaktiert- die sich natürlich etwas Zeit ließen.
Danach hatte Sam sich in das Büro begeben, nicht ihres.
Es war Daniels Arbeitszimmer, noch so unaufgeräumt, wie vor wenigen Stunden. Und hier saß sie nun seit mehr als zwei Stunden, hielt ein eingerahmtes Foto in ihren Händen, das den Archäologen mit seiner Familie zeigte...SG-1.
Mit den Knien an die Brust gezogen, wog sie ihren Körper langsam nach vorne, und zurück, als gäbe ihr das Sicherheit, Kontrolle über das, was passieren würde. Es war nicht so sehr die Frage, ob das, was sie getan hatten, das richtige gewesen war, es war die Ungewissheit über das, was passieren würde.
Sie hatten richtig gehandelt- rein militärisch gesehen.
Auch rein logisch gesehen.
Aber emotional gesehen?
Menschlich gesehen?
Aus Daniels Sicht gesehen?
Sie wusste es nicht mehr.
So sehr sie sich dagegen aufbäumte, Sam konnte keine Antwort finden. Alles, was sie wollte war, ihn durch die Tür treten zu sehen, zu wissen, dass er ok war. Doch die Tür blieb für eine lange Zeit geschlossen, der Kaffee in der Kanne war schon längst kalt, der angebissene Schokoriegel lag noch immer neben der Lampe.
Vor ihr lag seine Jacke, die blaue, die er immer nur in der Basis trug. Sie hatte sie bereits unzählige Male hoch genommen, an ihr gerochen und den Duft von Daniels Deodorant wahrgenommen. Es schien, als würde ihn das zurück bringen, zumindest für den Bruchteil einer Sekunde, bis die Erkenntnis zurück kam, dass alles verloren war.
Zumindest so gut wie.
Schon tausend Male war sie über die Wahrscheinlichkeiten hinweggegangen, dass sie Daniel lebend wieder finden würden. Langsam tat es ihr viel zu sehr weh, als das es noch wert war, darüber nachzudenken. Viel besser war es, stumm in seinem Sessel zu sitzen, seine Bücher zu berühren und zu hoffen, dass er irgendwie wieder zurück kam.
So tief in ihren Gedanken hatte Sam nicht einmal mitbekommen, wie die Tür des Büros geöffnet worden war und O’Neill hinein trat.
Erst als er direkt vor ihr stand nahm sie Notiz von ihm, erkannte die Sorgenfalten, die Unwissenheit über das, was er sagen sollte. Ohne ein Wort setzte Jack sich auf einen anderen Stuhl, nahm ein Artefakt in die Hand, ohne eigentlich genau zu wissen, was es war. Sam hörte, wie er es in seiner Hand bewegte und hoffte, dass einer von ihnen den Anfang machen würde.
Sie konnte es nicht. Viel zu tief war sie noch in Gedanken bei Daniel.
„Die Tok`Ra wollen versuchen, mit einem Pel`Tak zu dem Planeten zu reisen, aber sie können nichts versprechen.“, erklärte O’Neill und spielte weiter mit dem Artefakt.
Als Sam nicht antwortete, sah er für einige Sekunden auf. Noch immer wog sie sich auf dem Drehstuhl vor und zurück, vor und zurück, so oft, bis ihr fast schwindlig wurde. Wenigstens würde diese Art der Trance ihre Vorwürfe verstimmen lassen.
„Wir hatten ihn gerade wieder gefunden...“, murmelte sie vor sich hin, als eine Träne aus ihrem Auge lief und langsam nach unten rollte, bis sie unter ihrem Kiefer verschwand.
„Ich weiß.“, entgegnete O`Neill und blickte sich um. Seine Art, ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Wahrscheinlich war auch er nicht allzu weit davon entfernt, die Beherrschung zu verlieren.
„Wir werden ihn wieder finden. Was einmal gelungen ist, kann wieder gelingen.“, sprach er vor sich hin und es klang fast wie ein Gebet. Als würde er sich selbst mit diesen Worten hypnotisieren.
„Janet hat gesagt...“, begann Sam mit zitternder Stimme, doch sie wurde harsch unterbrochen.
„Janet hat dies gesagt, Janet hat das gesagt.“, fauchte O’Neill gereizt, „Daniel schafft das schon...irgendwie. Sie kennen ihn doch.“
„Er war schwer verletzt, Colonel. Er steht wahrscheinlich unter Schock. Ohne medizinische Hilfe...“
„Carter.“, warnte Jack, während seine Stimme ruhig blieb, „Er wird es schaffen. Ich wette, wenn die Tok`Ra ihn finden, sitzt er wieder bei irgendwelchen Waldmenschen und bringt ihnen gerade das Hieroglyphenlesen bei.“
Ein seichtes Lachen durchfuhr sie, doch schon bald trat wieder Stille ein. Ja, Daniel hatte die Gabe, wirklich schwer zu töten zu sein.
„Ich habe General Hammond darum gebeten, SG-1 im aktiven Dienst zu belassen, solange, bis die Sache mit Daniel geklärt ist.“
Das war wahrscheinlich das letzte, was Sam jetzt hören wollte. Wütend starrte sie ihn an, wartete auf eine Erklärung, doch die blieb aus.
O’Neills Blick war leer, zeigte keine Emotionen.
„Dann wollen wir also wieder so weiter machen, als sei nichts geschehen?“, fauchte sie und stieg auf.
Jack reagierte nicht einmal, sah sie nur kurz an.
„Daniel wird es schon irgendwie schaffen, aber im Moment können wir ihm nicht helfen, Carter. Es bringt niemandem etwas, wenn wir hier nur rum sitzen und uns selbst bemitleiden.“
„Wir sind ein Team, Colonel.“, Sam war nicht mehr weit davon entfernt, komplett die Fassung zu verlieren, „Ich weiß nicht, wie sie darüber denken, aber ich finde, dass ich das Recht dazu habe, mir um Daniel Sorgen zu machen. Immerhin wissen wir nicht, wie es ihm geht. Es ist eine Schande, dass sie ihn so schnell aufgeben wollen.“
Damit lief sie aus dem Raum. Jack hörte sie noch schluchzen und dann wurde die Tür mit voller Wucht zu geschlagen und er war allein in dem Büro.
Aufgeben...hatte er Daniel schon aufgegeben?
Eigentlich hatte er lange genug über diese Entscheidung nach gedacht, ganze vier Stunden, und er war zu dem Entschluss gekommen, dass SG-1 weiterhin auf Mission gehen musste.
Was würde es bringen, wenn sie Tag und Nacht Daniels Büro besetzen und hoffen würden, dass er einfach wieder durch das Stargate zurückkehrte. Er wollte ihnen diese Illusion ersparen.
Natürlich hatte er noch Hoffnung, Daniel lebend wieder zu finden...oder doch nicht?
Nun, er hatte mit Fraiser gesprochen und sie hatte ihm die Chancen seines Überlebens erklärt, hatte ihnen das knappe Zeitfenster aufgezeigt, in dem sie sich befanden.
Er war selbst dabei gewesen, hatte den Jaffa gesehen, der seinen Freund wegschleppte, hatte auf ihn schießen wollen, doch gezögert, aus Angst, Daniel verletzen zu können.
Er hatte Yu’s Truppen gesehen, wie sie auf das Sternentor zumarschierten, um es blockieren zu können.
Viel zu viele Krieger...es waren einfach zu viele.
Er selbst hatte SG-1’s Rückzug angefordert, als Unterstützung für den Systemlord eintraf.
In dem Moment hatte er nicht mehr an Daniel denken können, denn es standen Sams und Teal`cs Leben, sogar sein eigenes auf dem Spiel.
Und es würde Daniel nichts bringen, wenn sie getötet worden wären. Auf diese Weise hatten sie vielleicht immer noch die Möglichkeit, ihn zu befreien.
Nein, hätte er sich auf dem Planeten vor Augen gehalten, dass sie effektiv ein Teammitglied zurück ließen, während sie so nahe dran waren, es zu finden, er wäre da geblieben.
Er hätte Sam und Teal`c zurück geschickt und sich auf die Suche begeben.
Wäre es weise gewesen? O’Neill war es egal.
Und je länger er darüber nachdachte, umso mehr gelangte Jack zu der Einsicht, dass er Daniel hätte folgen sollen, wohin auch immer dieser Kerl ihn geschleppt hatte.
Nun hing ihr- sein- Schicksal einzig und allein von den Tok`Ra ab.
Na großartig.
Hatte Jack ihn vielleicht doch bereits aufgegeben?
Nein, das war es nicht. Selbst nach Daniels offensichtlichem Tod hatte er ihn nicht aufgegeben. Wahrscheinlich...offenbar...war er einfach nur nicht bereit, ihn ein zweites Mal zu verlieren. Da lag es näher, seine missliche Lage solange zu ignorieren, bis sie ihm effektiv helfen konnten, andernfalls würde er wahrscheinlich wahnsinnig werden.
Müde stieg er auf und ging in sein Quartier. Dieser Raum hier würde ihn ansonsten zu etwas bringen, das niemand sehen durfte.
***
Sam war nicht weit gekommen, als sie Janet direkt in die Arme lief, die sich gerade auf den Weg zu General Hammond machen wollte.
„Alles in Ordnung?“, fragte die Ärztin, obwohl sie die Antwort kannte.
„Es ist...nichts...“, versuchte Sam ihrer besten Freundin auszuweichen, doch es misslang.
„Komm mit.“, forderte Janet sie auf und beiden liefen in das kleine Quartier der Ärztin. Es war sporadisch eingeräumt, bot aber trotzdem die Möglichkeit, es sich gemütlich zu machen.
Sam hatte es immer als ungerecht empfunden, dass Janet ein kleineres Quartier bekommen hatte, als die Mitglieder von SG-1. Natürlich arbeitete sie in einem normalen Schichtsystem und konnte- im Gegensatz zu ihnen- jeden Tag nach Hause fahren, doch wie oft hatte sie schon Überstunden geschoben, weil Daniel, Jack, Teal`c oder sie selbst verwundet waren oder ihr Leben auf dem Spiel stand?
Wie oft hatte Janet den ganzen Abend neben dem Telefon verbracht, als SG-1 verschwunden war, nur um eine Nachricht zu bekommen, sobald die Mitarbeiter des SGC mehr wussten?
Die Ärztin war ein essentieller Teil dieses Komplexes und als solches sollte sie auch den selben Komfort genießen können, den SG-1 inne hatte.
Sam sah auf der Kommode ein Bild von Cassandra auf einem Pferd, zusammen mit Daniel beim Wanderritt. Sie erinnerte sich an diesen Tag. Zwar hatte sie keine Zeit mitzukommen, doch Janet hatte ihr haargenau nacherzählt, wie Daniel fast vom Pferd gefallen war, als es anfing zu buckeln, oder wie Cassandra aus Versehen einen Wurm mitgegessen hatte, der unter ihr Sandwich gekrochen war.
Das waren die Momente, die sie schätze.
Momente, auf die man lächelnd zurückblicken konnte, wenn sich die Zeiten änderten, wenn sie nicht mehr soviel zu lachen hatten...
„Was ist passiert?“, fragte Janet und legte einen Arm um die Astrophysikerin, die es sich auf dem kleinen Sofa bequem gemacht hatte.
„Es war nur wieder einer dieser Jack O’Neill Momente...“, fauchte sie, doch die Ärztin schien sie nicht zu verstehen, „Der Colonel meint, wir sollten weiterhin auf Mission gehen, bis die Tok`Ra herausgefunden haben, was mit Daniel geschehen ist- wenn sie es jemals herausfinden.“
Janet seufzte verstehend.
„Es ist eben seine Art, mit der Angst fertig zu werden. Er umgeht sie.“
„Im Moment ist es mir ziemlich egal, wie er mit seiner Angst umgeht. Ich möchte einfach nur etwas Sinnvolles tun, um Daniel zu helfen, statt hier herumzusitzen und zu hoffen, dass er von selbst durch das Stargate spaziert kommt.“
Sam sah, wie eine kleine Träne aus Janets rechtem Auge rollte und in dem Schatten, der sich durch das Dämmerlicht auf ihren Wangen bildete, verschwand.
„Ich habe Angst um ihn.“, gestand sie und die Astrophysikerin verstand, dass sie nicht von Jack sprach. Dies war das erste Mal seit sieben Jahren, in dem die Ärztin offen über ihre Gefühle gegenüber Daniel sprach. Selbst vor ihr hatte Janet sie geheim gehalten. Sam nahm an, dass es mit ihrer vorherigen Ehe zu tun hatte. Der Vertrauensverlust, die Schmerzen nach der Trennung...
Janet war sonst nie so offen mit ihr umgegangen und Sam wollte sie nicht enttäuschen.
„Ich auch...Teal`c und General Hammond ebenso. Ich nehme an, sogar der Colonel auf seine eigene Art und Weise...ich will ihn nicht noch einmal verlieren, nicht so.“
„Wenn wir jetzt gehen, könnten wir noch immer eine Chance haben, ihn lebend zu finden...“, sprach die Ärztin wie in Trance vor sich hin. Ihr Make Up war von den Tränen verwischt und gab den Blick auf ihre rot entzündeten Augen frei. Sam wusste, wie sie sich fühlte. Sie wusste, wie es war, wenn man um jemanden bangen musste, den man liebte.
Dieses Gefühl nahm einem jegliche Kraft, jegliche Motivation außer der, dem geliebten Menschen zu helfen.
Und dann kam O’Neill und stieß sie dermaßen vor den Kopf.
All die Gefühle, die sie in den letzten Jahren für ihn aufgebaut hatte, schienen binnen Sekundenbruchteilen wie ausgelöscht.
Sie fühlte sich verraten und verkauft, das traf es wahrscheinlich am besten.
„Sobald wir durch das Stargate gehen, werden Hundertschaften von Jaffas auf uns warten. Wenn wir nicht sofort getötet werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Yu uns zu Sklaven oder gar Wirten für die Goa`uld macht...Daniel würde es nicht wollen.“, antwortete der Militär in Sam automatisch.
„Es sollte unser erster gemeinsamer Abend werden...“, flüsterte Janet und sah nach dem Bild auf ihrer Kommode, „Daniel hatte mich zu Topo’s eingeladen. Wir wollten uns gleich nach seiner Rückkehr fertig machen und einen netten Abend zusammen verbringen, nur wir zwei.“
„Du hattest gehofft, das mehr daraus wird.“, las Sam ihre Gedanken und lächelte.
„Wir hatten es beide gehofft. Wir waren es leid, uns immer nur in der Krankenstation zu sehen.“, antwortete Janet und auch sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Wenigstens weiß ich jetzt, warum er immer versucht hat, sich zu verletzen...“, grinste Sam und schlang ebenfalls einen Arm um ihre beste Freundin.
„Wir werden ihn...“, ihre Stimme zerbrach und Tränen rollten aus den Augen der Astrophysikerin, „...Wir werden ihn wieder finden...“


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