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Freunde für immer von Jenny

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Teil 2


„Die werden dich gleich abholen“, hörte Daniel Jonath sprechen und sah sich nach ihm um.

„Nein...ich...dann werde ich weglaufen. Und hierher zurückkehren, damit wir beide nach Hawaii gehen können.“

Er glaubte sich selbst nicht.

Hier saß er nun mit zehn Jahren, hatte endlich den besten Freund gefunden, den er sich vorstellen konnte, und nun sollte er zu irgendeiner Vorortfamilie ziehen, bei der er sich nicht einmal sicher war, ob sie ihn nun wegen seiner Persönlichkeit, oder wegen seinem niedlichen Haarschnitt ausgewählt hatten.

Gerade, als er sich halbwegs an das Leben im Waisenhaus gewöhnt hatte, sollte er schon wieder aus dieser – ihm vertraut gewordenen- Umgebung herausgerissen werden, sollte er all das zurücklassen, was ihm lieb und teuer geworden war?

Nur um erneut in eine neue Umwelt gesteckt zu werden, in der er sich rechtfertigen musste, warum ein zehnjähriges Kind unbedingt sein Hieroglyphenbuch brauchte, um friedlich schlafen zu können, warum er kein Tapoika zum Nachtisch wollte, oder warum für ihn Fernsehen einfach nicht so wichtig war, genauso wie Football spielen oder Basketball?

Daniel war es leid, wie ein ungewollter Hund von einem Besitzer zum anderen gereicht zu werden.

Er hasste es, wenn diese – ach so perfekten - Familien ins Waisenhaus kamen, um sich ein oder zwei Kinder auszusuchen, da diese so gut zum Swimmingpool mit Golfplatz passen und der Hund ja auch tagsüber seine Beschäftigung brauchte.

„Da sind sie schon“, riss Jonath ihn aus den Gedanken und deutete zum Eingang des Aufenthaltbereiches.

Er erkannte eine blonde Frau mit kurzen Haaren und teurer Kleidung, zusammen mit einem Mann mit Mantel und einem Golden Retriever an der Leine.

Also wieder die Leute, die Beschäftigung für ihren Hund suchten...

„Ich werde nicht mit ihnen gehen.“

„Du musst- du hast keine Wahl, Kleiner.“

„Jonath...du musst mir helfen. Wir wollten doch zusammen nach Hawaii.“

„Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Zuerst musst du mit ihnen gehen. Sobald du alt genug bist, kommst du hierher zurück, und wir werden gemeinsam nach Hawaii gehen, ok?“

Daniel schüttelte den Kopf, doch es war ein verlorener Kampf.

Die Hausleiterin gab den Leuten bereits seine Kleidung, ermahnte sie strikt, seine Medikamente nicht zu vergessen und dass es möglich wäre, dass er nicht gerne von hier weg wollte, aber das sei bei Heimkindern normal.

Und ehe er sich versah, saß er bereits in einer Chevrolet Limousine.

Wild versuchte er sich von seinem Gurt zu befreien, doch er bekam das Ding einfach nicht auf.

„Jonath!“ schrie er immer wieder verzweifelt, doch dieser stand nur neben dem Wagen, und versuchte ihn zu beruhigen.

„Jonath, hilf mir, du musst mich hier wieder rausholen!“

Es war der Moment gekommen, an dem seine beiden „neuen“ Eltern in den Wagen stiegen, sich bei der Heimleiterin bedankten und der Wagen sich langsam in Bewegung setzte.

„Jonath!“ flehte er ein letztes Mal und sah, wie die Leiterin ihn wieder in das Heim brachte.

Plötzlich drehte er sich noch einmal zu dem Wagen um.

„Vergiss nicht, Kleiner. Hawaii!“

Dann wurde er unsanft nach innen begleitet und Daniel war wieder an einem anderen Platz, mit anderen Leuten, die er nicht kannte und hoffte, dass er eines Tages seinen Freund wiedertreffen würde.

Auf Hawaii.

+++

Und wieder saßen sie im Auto.

Die Telefonnummer, die sie von dem Hausmeister erhalten hatten, stimmte zwar, jedoch antwortete niemand und so machten sie sich auf den Weg zu der nächsten Schule, in der sie Jonath vermuteten.

Immerhin hatte die Direktorin ihnen versichert, dass er in ihrer Gegenwart darüber gesprochen hatte, dass er bald in eine Grundschule nach Flint wollte, einer kleinen Stadt etwa neunzig Meilen entfernt. Und genau dort wollten sie nun ihr Glück versuchen.

Daniel saß noch immer sichtlich bedrückt im Wagen und schien die Verkehrsschilder zu zählen, während Jack fuhr. Eine unangenehme Stille hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet und O’Neill war sich nicht sicher, wie er der Sache begegnen sollte.

Aber Fakt war, dass er mit Daniel reden musste, andernfalls würde er alles wieder tief in sich verstecken und letztendlich genauso verbittert werden, wie er selbst.

Vorsichtshalber stellte er das Radio aus und gewann somit die Aufmerksamkeit seines Freundes.

„Daniel...“, begann er, „ich weiß, ich kann nicht annähernd nachvollziehen wie du dich fühlst oder was du durchgemacht hast, aber ich weiß, dass man nur darüber hinweg kommt, wenn man bereit ist, zu vergessen.“

„Danke Omah“, erwiderte dieser gereizt und sah wieder aus dem Fenster.

„Wie hießen eigentlich deine Adoptiveltern? Könnte mich nicht erinnern, sie jemals getroffen zu haben“, wechselte Jack nach einer Weile das Thema.

„Thomas und Kathy“, antwortete Daniel trocken und zählte wieder Verkehrsschilder.
„Du standest ihnen wohl nicht sehr nahe, oder?“

„Jack...“, drohte der Archäologe und sah ihn an, „ich will nicht darüber reden, ok?“

„Ditto“, antwortete O’Neill und entdeckte besorgt, wie Daniels Unterlippe angefangen hatte zu zittern, seine angespannten Muskeln am Hals hervortraten und seine Auge herumirren und wild nach etwas suchten, dass sie anstarren konnten.

Als auch die darauffolgende Stille keine Erleichterung brachte, beendete der Archäologe das Schweigen.

„Ich wollte nur hin und wieder das Gefühl bekommen, etwas besonderes zu sein...Ich dachte, dass so etwas normal ist für ein Kind. Ich wollte einfach nur mal ein Wort der Bewunderung hören, irgendein Lob...“

„Das Problem im Leben ist, dass man sich seine Eltern nicht aussuchen kann, Daniel.“
„Ich weiß. Aber schließt das auch ein, dass man ständig zu etwas gezwungen werden darf, dass man nicht will?“

„Wie zum Beispiel?“

„Football...oder...oder Basketball. Warum muss ein elfjähriger Junge unbedingt Basketball spielen wollen? Warum konnten sie es nicht akzeptieren, dass ich mich für etwas anderes interessiert habe? Warum konnten sie mich nicht einfach für die Person lieben, die ich war?“

Nachdenklich hatte Jack dem Monolog seines Freundes gelauscht und fuhr nun etwas langsamer, um sich besser auf die Unterhaltung konzentrieren zu können.

„Daniel, viele Eltern haben eine Tendenz, ihre Sprösslinge zu sportlichen Hochleistungen bringen zu wollen, das heißt aber doch nicht, dass sie es böse meinten.“

Der Archäologe sah ihn mit einem Gemisch aus Verachtung und Unsicherheit an.

„Einem Kind die letzten Erinnerungen an seine wahren Eltern wegzunehmen hat nichts mehr mit sportlichem Ehrgeiz zu tun“, antwortete er gereizt und sah wieder weg.

„Das habe ich nicht gewusst“, bemerkte Jack bestürzt und beobachtete ihn im Augenwinkel.
„Probier es doch erst einmal, haben sie gesagt...“, fuhr Daniel fort, „spiel doch erst mal mit, haben sie gesagt, steig doch erst mal auf das Pferd, spring doch erst mal ins Wasser, steig doch erst mal auf das Fahrrad und wenn du es erst einmal eine Zeit lang gemacht hast, wirst du dieses Ägyptenzeugs schon vergessen...“

Der Archäologe seufzte kurz und sprach dann weiter. „Nick hätte mir helfen können, aber er wollte es nicht.“

„Du hast doch selbst gesagt, dass er durch die ganze Welt gereist ist, als es passierte. Er hätte sich unmöglich um dich kümmern können.“

Daniel antwortete nicht gleich, sondern lehnte erst seinen Kopf an die Stütze des Sitzes.

„Er hätte den Telefonhörer aufnehmen können, einfach nur mal anrufen und fragen, wie es mir geht, aber er wollte es nicht. Er hat es zugelassen, dass seine Leidenschaft ihm den Verstand raubt.“

+++

„Nick!“, schrie Daniel aufregt, als er seinen Großvater an der Tür sah.

Endlich, Nicholas Ballard war endlich gekommen um ihn abzuholen und aus dieser Hölle zu befreien.

Endlich würde er wieder das tun, was er am liebsten tat- auf Ausgrabungsexpeditionen gehen, fremde Sprachen lernen, fremde Kulturen erleben, Schätze ausgraben...
Freudig rannte er zur Tür, als seine Mutter ihn aus der Küche zurückhalten wollte.

„Danny, was ist los?!“

Er ließ sich nicht beirren.

Der Mann hinter der Haustür war sein Großvater.

Endlich hatte er wieder eine Familie!

Nach Monaten des Wartens kam sein Großvater endlich, um ihn abzuholen.

Schließlich, nahm Daniel an, dauerte es eine Weile, bis seine Expeditionen abgeschlossen waren und er musste sich auch erst darauf einstellen, seinen Enkel zu beherbergen.

Wild öffnete er den Knauf der Tür und entdeckte ein Paar alte Stiefel. Verbunden mit einem paar ausgetragener Jeans und einem karierten Shirt, wie es sein Großvater immer gerne trug, fehlte jetzt noch die warme Umarmung...

Doch plötzlich erkannte Daniel das Gesicht des Mannes und bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass es ganz und gar keine Ähnlichkeit mit Nicholas Ballards Gesicht hatte.

„Hallo junger Mann, ich bringe die Post“, verkündete der Fremde mit einem warmen Lächeln, doch selbst das konnte ihn nicht mehr aufheitern.

Enttäuscht machte er seiner Ziehmutter Platz und lief auf sein Zimmer.

Wie konnte er nur so dumm sein zu erwarten, dass es irgendjemanden auf der Welt gab, dem sein Schicksal nicht egal war...

Er begann, seinen Großvater zu hassen...

+++

Nach zwei weiteren endlosen Autostunden hatten sie die besagte Schule endlich erreicht und wieder wurde Daniel nervös.

Sollte er endlich auf seinen verschollenen Bruder treffen, oder war die Suche nichts anderes als eine schlichte Verwechslung gewesen? Immerhin gab es eine ganze Menge Jonath Coopers in Amerika, viele von ihnen schwärmten vielleicht auch von Hawaii...

Unruhig stieg er aus dem Hummer und folgte O'Neill zu der Schule. Sie durchliefen den Pausenplatz, der durch zwei Basketballkörbe und Fußballtore begrenzt war. Neben dem Eingang lag noch immer ein vergessener Ball und wurde von dem aufkommenden Regen gewaschen.

"Bist du ok?", erkundigte sich Jack mit einem raschen Seitenblick. Er war langsamer gelaufen, um jetzt direkt neben seinem Freund zu sein. Nachdem er all die geheimgehaltenen Geschichten aus Daniels Vergangenheit gehört hatte, fühlte er sich ihm noch weitaus verbundener als je zuvor.

Und er wusste, dass er im Moment seine Unterstützung und Kraft brauchte.

"Mhm...", antwortete Daniel fast schüchtern und blieb noch einmal vor der Schule stehen. Es war ein altes Gebäude, Bauweise der siebziger Jahre, die große Eingangstür hatte zwei Flügel und bestand aus massivem Eichenholz.

Verdammt, was interessiert dich das im Moment?, fragte er sich innerlich und besann sich wieder auf den Zweck ihrer Reise.

"Na komm", ermutigte ihn Jack mit einer Hand auf seiner Schulter und schob ihn sanft nach vorne.

Daniel fügte sich der Bewegung und trat durch die Tür in einen großen Korridor, der nur so von Bildern der Grundschüler bis hin zu kleinen Kunstwerken der höheren Klassen und einigen Pokalen gesäumt war. All das erinnerte ihn schmerzhaft an seine Schulzeit...

Sie folgten dem Gang bis zum naheliegendem Rektorat und klopften vorsichtig an, als eine Frauenstimme antwortete.

"Herein."

Ihre Stimme klang jugendlich und freundlich.

Jack öffnete die Tür und versetzte Daniel einen sanften Stups, sodass dieser zuerst in dem Büro landete.

"Oh...Hi!", grüßte er unsicher und warf einen giftigen Blick in O'Neills Richtung.

"Hallo!", antwortete die Frau zurück und stand von ihrem Schreibtisch auf, um den Männern die Hand zu reichen. Sie war Anfang vierzig, hatte schwarzes, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar. Ihre Fingernägel waren in einem hellen Blau lackiert und ein Ehering glitzerte an ihrer Hand.

"Hallo", begann der Colonel und gab ihr die Hand, "mein Name ist Jack O'Neill, dass ist Daniel Jackson. Wir suchen einen Mann, der momentan bei ihnen arbeitet. Sein Name ist Jonath Cooper."

Er spürte Daniels Erleichterung neben sich, als der erste Satz der Frau nicht lautete: "Der ist nicht mehr bei uns tätig."

"Was hat Mr. Cooper denn getan? Nichts Falsches, hoffe ich."

O'Neill räusperte sich.

"Nein, natürlich nicht. Es geht um eine private Sache, die wir dringend mit ihm besprechen müssen."

Die Direktorin sah die beiden Männer skeptisch an und blickte sich dann hilfssuchend nach ihrer Sekretärin um.

"Nun, er unterrichtet im Moment, ich fürchte, ihre privaten Angelegenheiten müssen bis zur Pause warten."

Jack gab sich damit nicht zufrieden und deutete nach draußen, wo der große Hummer- Jeep mitten vor der Schule geparkt war.

"Miss, wir sind vom Militär. Glauben sie mir, es ist wichtig genug, um diesen Mann davon abzuhalten, die Kinder mit langweiligem Geschichtsunterricht zu foltern."

Die Frau zog die Augenbrauen hoch und wollte protestieren, als ihr Blick au die Uhr fiel.
"Sie könnten sich auch einfach noch zwanzig Minuten gedulden, dann ist der Unterricht sowieso beendet."

Jack wollte wieder kontern, als Daniel ihm ins Wort fiel.

"Dann machen wir das. Wo können wir Mr. Cooper finden?"

"Raum 18, nächster Gang links."

Der Archäologe nickte mit dem Kopf, bedankte sich dann und trat aus dem Büro. Jack folgte ihm ohne ein weiteres Wort.

Draußen auf dem Korridor tauschten sie einige Blicke aus und Daniel lehnte sich nervös an einen Spind, der mit etwa fünfzig anderen in Reih und Glied stand.

Nervös lauschte er dem lauten Ticken der Schuluhr. Noch immer waren es neunzehn Minuten bis zur Pause. Im Nebenraum hörten sie die Stimme eines Mannes und Daniel versuchte sich vorzustellen, dass dies Jonath sein sollte, der Junge, der ihn damals beschützt hatte.

Unruhe ergriff ihn und drängte ihn nach draußen. Das ging alles viel zu schnell. Sie wussten nicht einmal, ob es der richtige Jonath Cooper war, was, wenn sie die ganze Zeit einem Phantom hinterher gefahren waren.

Was, wenn all seine Hoffnungen umsonst gewesen waren?

Daniel tat den ersten Schritt Richtung Ausgangstür, als er eine starke Hand auf seiner Schulter spürte.

„Hör auf wegzulaufen“, mahnte O’Neill mit beruhigender Stimme und lockerte seinen Griff.
Resigniert senkte er den Kopf und lehnte sich dann zurück an den Spind. Wahrscheinlich hatte Jack recht, es war Zeit, den Tatsachen ins Auge zu blicken.

+++

Fünf Minuten später standen sie noch immer nervös bei den Spinden, beobachteten, wie hin und wieder einige Schüler an ihnen vorbei liefen und warteten auf das Klingeln der Schuluhr.

Daniel war sich sicher, dass er vor lauter Unruhe schon sein Hemd durchgeschwitzt hatte.

Seine Finger zitterten, sein Herz pochte so laut, dass er kaum noch das Ticken der Uhr über ihnen hörte.

Verdammt, er musste sich zusammen reißen.

Es gab nur zwei Optionen, entweder der Mann war sein Freund, oder er war es nicht.
Also konnte er nicht wirklich überrascht werden. Warum machte er sich dann so viele Gedanken?

Daniel seufzte und deutete dann zur Kellertreppe.

„Ich muss mich kurz frisch machen, bin gleich wieder zurück.“

Jack, der die ganze Zeit neben ihm gewartet hatte, musterte ihn skeptisch.

„Ich verspreche es“, fügte er hinzu und der Colonel nickte leicht mit dem Kopf.

„Ich werde hier oben warten.“

Daniel blickte ihn dankend an und machte sich dann auf den Weg zu den Toiletten. Auf halber Strecke studierte er Collagen, die die Schüler für den Geschichtsunterricht angefertigt hatten und die nun an den Wänden ausgestellt wurden.

Einige erzählten von der ägyptischen Geschichte und Daniel musste unweigerlich lächeln, als er las, was die Schüler da an Informationen zusammengestellt hatten.

In den Toiletten angekommen, wusch er sich kurz die Hände und spritzte sich anschließend kaltes Wasser ins Gesicht. Nicht, dass es gegen seine Nervosität half, doch irgendwie brachte ihn das halbwegs wieder in die Realität zurück- und weg von diesen schlimmen Erinnerungen.

Der Blick auf die Uhr war nicht gerade vielversprechend und so trottete Daniel langsam wieder die Treppen hinauf, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte.

Er hörte ein Kind schreien und als er aus dem Kellerfenster sah, erkannte er, wie zwei Jugendliche sich gerade auf einen kleinen Jungen stürzten, nicht älter als zwölf Jahre und ihn zu Boden schmissen.

„Wer denkst du eigentlich, wer du bist, du kleine Ratte?“, kam es ihm unweigerlich in den Sinn. Wieder sah er die drei großen Kerle vor sich, wusste, dass er keine Chance hatte.

„Ich bin Daniel Jackson, habe einen einhundertmal höheren Intelligenzquotienten als du und wenn ich groß bin werde ich wieder kommen und dich fertig machen...“

Jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen...

+++

Als Daniel wieder halbwegs klar denken konnte, fand er sich auf dem Schulhof wieder.
Rechts von ihm lag einer der beiden Jungs, die er zuvor gesehen hatte und hielt sich die blutende Nase, daneben hockte der kleine eingeschüchterte Zwölfjährige und beobachtete ihn skeptisch.

Er war sich nicht sicher, was genau passiert war, doch seine Hände stemmten den anderen Jungen gegen die Hauswand.

„WIE FÜHLT SICH DAS AN?!“, schrie er ihn immer wieder an.

Als keine Antwort kam, drückte er ihn härter gegen die Wand.

„Na sag schon, WIE FÜHLT SICH DAS AN?!“

Das Adrenalin schoss Daniel durch die Adern und er war bereit, diese beiden Mistkerle hier halbtot zu prügeln dafür, dass sie sich an diesem kleinen wehrlosen Jungen vergriffen hatten.

[„Ich bin Daniel Jackson, habe einen einhundertmal höheren Intelligenzquotienten als du und wenn ich groß bin werde ich wieder kommen und dich fertig machen...“]

Es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, egal was er tat, wie ein Mantra wiederholte es sich immer und immer wieder.

„WIE FÜHLT SICH DAS AN?!“, schrie er erneut und dem Jungen liefen die Tränen übers Gesicht.

Verängstigt wollte er sich mit seinen Armen schützen, doch Daniel ließ es nicht zu. Während er den anderen Jungen im Augenwinkel beobachtete, fiel sein Blick auf die Hosentasche des Jugendlichen vor ihm.

Darin fand er ein kleines Nintendo und nahm an, dass es wahrscheinlich dem Kind gehörte, welches sich mittlerweile voller Furcht unter einen kleinen Baum verkrochen hatte und die Geschehnisse von da aus beobachtete.

Daniel nahm es ihm ab und steckte es in seine Hosentasche.

„Ist nicht so toll, wenn man mal auf der anderen Seite steht, oder?“, flüsterte er dem Jungen zu und presste ihn weiter gegen die Wand.

Dieser war mittlerweile komplett aufgelöst und weinte bitterlich.

„Es tut mir so Leid...“, stammelte er und blickte sich hilfssuchend um.

Daniel kaufte ihm diese Nummer nicht ab. Zu oft schon hatten das die Kerle gesagt, die ihn zuvor verprügelt hatten - und jedes Mal tat es ihnen mehr leid.

Im Augenwinkel erkannte er, wie der andere Junge aufstand und sich anschleichen wollte.
Genau das hatte ihm gefehlt, um zu explodieren.

In Windeseile drehte er sich um und erntete einen Fausthieb ins Gesicht. Durch die Wucht des Aufpralls taumelte er nach hinten, allerdings ließ ihn seine Wut alles vergessen und genauso schnell hatte er sich den Jungen geschnappt und gegen den geparkten Hummer geschleudert.
„Ich wird’ Sie fertig machen!“, brüllte der Halbstarke und Daniel holte aus, um sich für den Kinnhaken zuvor zu revanchieren.

Er traf den Jungen in den Magen und dieser schrie vor Schmerzen auf.

Ein eingesteckter Tritt gegen das Schienbein trieb Daniel nur noch mehr in Rage.

All das, was ihm als Kind angetan wurde, erkannte er in diesem einen Jungen wieder und egal wie viel Vernunft zuvor in ihm steckte, in diesem einen Augenblick war sie komplett verschwunden.

Es war ihm egal, wie es enden würde, dieser Mistkerle würde dafür bezahlen, dass er sich an Unschuldigen vergriff.

Mit voller Wucht schlug er wieder zu, nur um zu sehen, wie der Junge sich diesmal in letzter Sekunde duckte und seine Faust geradewegs in der Autoscheibe landete.

Es knallte laut, Scherben fielen zu Boden und ein Pochen ging durch seine Hand.

Erschrocken blickte Daniel auf den angerichteten Schaden, sah, wie Blut aus tiefen Schnitten an seiner Hand rann und auf den Asphalt tropfte, aber er war noch nicht fertig.

Gerade, als er zur Verfolgung des Jungen ansetzen wollte, griffen ihn zwei starke Arme von hinten.

„Hast du komplett den Verstand verloren?!“, brüllte eine sehr bekannte Stimme und langsam, viel zu langsam, kam er wieder zur Vernunft.

Sein Herz raste noch immer vor Aufregung und Blut strömte über seine Hand auf seine Kleidung, doch Daniel spürte es nicht.

Alles, was er spürte war der Hass über das, was man ihm als Kind angetan hatte.

Er wollte sich losreißen, doch Jack hielt ihn sicher fest.

Auch die anderen Kinder waren mittlerweile auf dem Pausenhof und beobachteten das Geschehen. Einer der Lehrer hatte sich den zwei Prügelknaben angenommen, die vor Schock weinten und Daniel erkannte, wie der kleine Junge immer noch unter dem Baum hockte.

Da fiel ihm das Nintendo wieder ein, dass in seiner Hose steckte.

Er beruhigte sich wieder genug, damit Jack ihn losließ und wütend anblickte.

„Sag mal, bist du übergeschnappt?!“, fuhr er ihn an und deutete auf das zerbrochene Fenster des Hummer.

Jetzt endlich kamen die Schmerzen in seiner Hand auf und er erlangte die Kontrolle über seine Emotionen zurück. All das schien nun ein böser Traum gewesen zu sein, doch tatsächlich gehörte ihm die gesamte Aufmerksamkeit der umstehenden Schüler.

Er zitterte vor Schock und starrte erst seine Hand, dann Jack an.

„Ich werd’s dir gleich erklären“, keuchte er und lief auf den kleinen Jungen unter dem Baum zu.

O’Neill wollte ihn zurück halten, doch Daniel deutete auf seine Hosentasche, in der das Nintendo steckte.

„Ich muss es ihm zurückgeben.“

Jack war zu erschrocken, um irgendwelche Diskussionen anzufangen und folgte ihm stattdessen.

Mit wackeligen Knien lief Daniel auf den Jungen zu und holte das Nintendo hervor. Vorsichtig legte er es vor ihm hin und trat einen Schritt zurück, hatten seine Taten das Kind doch ziemlich eingeschüchtert.

„Lass es dir das nächste Mal nicht wieder abnehmen“, sprach er sanft, als er eine laute Stimme im Hintergrund hörte.

„Was zum Teufel geht hier vor sich?“

Daniel drehte sich um und versuchte die Stelle zu lokalisieren, aus der sie gekommen war.
Irgendwo drängte sich ein dunkelhaariger Mann durch den Aufmarsch an schaulustigen Kindern hindurch. Einige von ihnen deuteten auf das zerstörte Autofenster, dann auf Daniel und der Mann kam aufgeregt auf sie zu.

„Was erlauben Sie sich?“, rief er ihnen mit hochrotem Kopf entgegen, als er plötzlich wenige Meter vor ihnen zögerte.

Seine Krawatte war von dem Sprint aus dem Schulgebäude heraus verrutscht und er richtete sie sich unterbewusst wieder, während er die beiden Fremden anstarrte.

Daniel wurde durch die unerwartete Verhaltensänderung aufmerksam und suchte Blickkontakt mit dem Mann.

Nur zwei Optionen, hielt er sich immer wieder vor, es gab nur zwei Optionen. Entweder er war es...oder nicht.

Voller Angst und Aufregung kam ihm kein Wort über die Lippen.

Keines bis auf:

„Jonath?“


weiter: Kapitel 3
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