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Freunde für immer von Jenny

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Vorwort



Spoiler: Cassandra, meine letzte FF (The Rising)
Staffel: 6./7. Staffel
Freunde für immer


„Wie geht es ihnen, Major?“ fragte General Hammond, als er zufällig auf Sam traf, die sich gerade auf den Weg zum Fahrstuhl machte.
„Sehr gut, danke Sir...“ entgegnete Sie und hielt mit ihm Schritt.
„Wir haben die Proben der verdächtigen Substanz von P7R334 mit allen uns bekannten hier auf der Erde verglichen und haben oxidähnliche Anteile nachgewiesen. Sergeant Boyle überprüft gerade noch einige weitere Testergebnisse, doch bisher sieht es ganz danach aus, als könnten wir diese Substanz durchaus für die Verbesserung unserer Waffentechnologie nutzen. Vielleicht könnten wir damit sogar die Iris des Stargates verstärken und gegen Angriffe wie die von Sokar schützen- aber im Moment sind wir noch in der Startphase.“
„Gut zu wissen...“
Beide blieben stehen, als sie am Fahrstuhl angekommen waren.
„Ich bin froh, dass Daniel wieder da ist, Sir.“ gab Sam zu „Ich habe ihn vermisst.“
„Ich weiß, Major...wie ich ihnen bereits gesagt habe...sie sollten nie die Hoffnung aufgeben...“
***
„Latein für Novizen?“, vergewisserte Jack sich, als er das große schwarze Buch in das Regal stellte.
„Ist so was wie ‚Fackeln im Sturm’ für Linguisten...besticht durch seine Emotionen...“, konterte Daniel und öffnete einen weiteren Karton Bücher. Nachdem er aus der Welt der „Lichtwesen“ zurückgekehrt war, musste er nun anfangen, wieder ein normales Leben zu führen. Und dazu gehörte auch, dass er sein leeres Büro einräumte.
Leider war das leichter gesagt, als getan.
Berge von Kartons stapelten sich in dem kleinen Raum und sie arbeiteten nun schon den zweiten Tag, doch noch immer schien das Chaos kein Ende zu nehmen. Glücklicherweise hatte der Rest von SG-1 sich bereit erklärt, ihm zu helfen und somit sah man wenigstens langsam einen Fortschritt.
„Lesen sie all diese Bücher überhaupt, oder stehen die nur so rum, damit Leute denken sie seien schlau?“, stichelte O’Neill erneut und Daniel lächelte.
Er hatte es vermisst.
Er wusste, als der Colonel damals an seinem Sterbebett erklärte, wie wichtig er ihm in den letzten Jahren geworden war, dass dies der Abschied war.
Jack sagte solche Dinge nicht einfach so, er meinte sie. Und ja, auch O’Neill war für ihn sehr wichtig geworden.
Er war sein Freund.
Wahrscheinlich der einzige, der ihn wirklich verstand, selbst wenn er allzu oft so tat, als sei dies nicht der Fall. Jack wusste genau, was in ihm vorging, genauso wie Daniel wusste, wie O’Neill sich fühlte. All die Missionen hatten sie zusammen geschweißt, all die Situationen, in denen sie für tot geglaubt waren und doch zurück kehrten, lehrten sie, ihre Freundschaft zu schätzen. Und es schien tatsächlich so, als ob ihre Pfade sich am Ende doch immer wieder kreuzen würden, egal wie weit sie voneinander entfernt waren...
Gerade als Daniel einen weiteren Karton Bücher zu Jack reichen wollte, hörte er eine jugendliche Stimme auf dem Korridor.
„Ist er hier drin?“ fragte sie und Jackson hörte Schritte, die sich seinem Büro näherten.
Erst, als er um die Ecke sah, erkannte er, um wen es sich handelte.
„Cassie“ begrüßte er sie lächelnd und die junge Frau umarmte ihn stürmisch.
„Daniel!“ rief sie euphorisch, „Mensch, ich habe dich so vermisst!“
Der Archäologe machte ihr Platz, damit sie sich auf einen Stuhl setzen konnte.
„Wie geht es dir?“ fragte sie dann, und Daniel bemerkte, dass Cassandra viel erwachsener geworden war, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte.
„Er hat ziemlich zugenommen, kann ja gar nicht mehr schweben...“ bemerkte O’Neill aus dem Hintergrund und kam nun auch auf Cassie zu, um sie zu begrüßen.
Daniel erkannte, wie sehr der Colonel ihn vermisst hatte, denn er wollte nicht aufhören, ihn über diese Sache zu necken. Das war meistens ein Merkmal dafür, dass Jack ihn wirklich vermisst hatte.
Cassandra lachte über den Einwurf und wandte sich wieder Daniel zu.
„Nun sag schon, wie ist es, wieder ein Mensch zu sein?“
Darüber musste der Archäologe selbst nachdenken. So viele Menschen hatten ihn das gefragt, doch meistens antwortete er nur mit einem schlichten „Gut.“, aber so genau wusste er das selbst noch nicht.
„Anders...“ bemerkte er dann und lächelte.
„Du vermisst es?“ fragte sie und Daniel war überrascht, wie gut sie durch ihn hindurch sah. Vermutlich lag es daran, dass sie sich charakterlich sehr ähnelten. Beide hatten den Verlust ihrer geliebten Eltern miterleben müssen, hatten aber nun wieder Leute gefunden, denen sie sich anvertrauen konnten. Dennoch verfolgte beide noch immer die Angst, wieder im Stich gelassen zu werden, wieder allein zu sein, und daher waren sie sehr vorsichtig anderen Menschen gegenüber.
„Vielleicht...ja, ich glaube schon...“
Er spürte, dass Jacks Blick auf ihm ruhte.
„Aber ich bin froh, wieder hier zu sein.“, fügte er an und Daniel meinte es auch so.
Natürlich erinnerte er sich an das gute Gefühl der Schwerelosigkeit, die Möglichkeit durch Wände gehen zu können oder einfach nur aufzutauchen und wieder zu verschwinden, doch all dies war nur halb so spannend, wenn man allein war.
Sicherlich war da Omah und er konnte sich jederzeit mit ihr unterhalten, doch es war nicht wirklich ein persönliches Verhältnis zwischen ihnen gewesen, wohingegen SG-1 seine Familie bildete. Dies waren Menschen, die sich um sein Wohl sorgten und die alles geben würde, falls sein Leben in Gefahr war.
Das war es wert gewesen, wieder zurück zu kehren.
Das war der Grund, warum die Menschen in ihrer Einfachheit den Lichtwesen vielleicht doch hin und wieder etwas voraus waren.
„Wie geht’s dir so?“, fragte Daniel dann und Cassie zog eine Grimasse.
„Ich sag dir, vor zwei Wochen haben wir einen neuen Lehrer bekommen, der spinnt total. Eigentlich hatten wir bei ihm Geschichte, doch die ganze Zeit erzählte er uns nur von Hawaii, wie schön es doch dort sei und das wir unbedingt mal einen Abstecher auf diese wunderbare Inselgruppe machen sollten.“
„Hawaii sagst du?“ erkundigte sich der Archäologe und wirkte bedrückt, was auch Jack mitbekam.
„Er hat doch recht, ich find’s auch toll.“, kommentierte der Colonel das Gespräch.
„Ja, aber er hat andauernd davon gesprochen. Wir konnten über das Problem der Überbevölkerung reden oder die Weltkriege, aber am Ende landeten wir immer bei Hawaii. Und dann sprach er ständig von seinem Bruder, den er vor vielen Jahren verloren hat und nie wieder fand. Er sucht ihn heute noch. Wenn ihr mich fragt, der spinnt total!“
„Wie hieß er denn?“ fragte O’Neill und versuchte auf diesem Weg herauszufinden, ob es irgendetwas mit Daniel zu tun hatte, der gedankenverloren neben Cassie stehen geblieben war.
„Jonath...“ antwortete der Archäologe dann.
„Jonath Cooper.“
Überrascht sahen Cassie und Jack ihn an.
„Woher weißt du das, Daniel?“ fragte sie.
„Weil ich sein Bruder bin...“ antwortete er dann und atmete tief durch.
***

„Gib uns den Stein!“ schrie eines der Kinder und Daniel schüttelte den Kopf.
„Gib uns den verdammten Stein, du Idiot!“ schrie ein anderes.
„Lasst mich in Ruhe...“ flehte Daniel und rollte sich auf dem Fußboden zusammen.
Weitere Tritte in seinen Rücken folgten.
„Wenn du uns den Stein nicht gibt, schmeißen wir dich zusammen damit aus dem Fenster!“ drohten sie.
Er konnte es nicht tun, der Stein war doch ein Artefakt, das seine Eltern ihn geschenkt hatten.
„Lasst mich in Ruhe...“ flehte Daniel und begann zu weinen.
Immer wieder schlugen die vier Kinder erbarmungslos auf ihn ein und die Angestellte des Waisenhauses schien es nicht zu kümmern.
Jedenfalls war sie noch nicht aufgetaucht.
Jemand trat mit einem Fuß auf Daniels Hand, dort, wo er den kleinen Stein aus Ägypten versteckt hatte.
Unter Schmerzen musste er sie öffnen, als ein Lachen durch die kleine Gruppe aus Kindern ging.
„Seht euch mal diesen blöden Stein an, den er hatte!“ schrie eines der Kinder und Daniel bekam nur noch mit, wie das Fenster geöffnet und das letzte bisschen Erinnerung an seine Eltern hinausgeworfen wurde.
„Nein!“ schrie er und wollte ihn noch rechtzeitig fangen, doch es war zu spät.
Sein Artefakt landete irgendwo im Wald hinter dem Waisenhaus.
Kraftlos und weinend setzte er sich an den kleinen Heizkörper in seinem Zimmer, bekam noch einen Tritt in die Rippen als Abschied und die Meute von Kindern verließ den Raum.
„Mommy...“ flehte Daniel und weinte bitterlich, doch sie würde nicht zurück kommen.
Nie wieder würde er seine Mutter oder seinen Vater wiedersehen.
„Mommy...“
Seine Augen schmerzten von all den Tränen und Daniel rollte sich wieder auf dem Boden zusammen, versuchte sich vorzustellen, er sei nicht in diesem Waisenhaus, sondern irgendwo in Ägypten, zusammen mit seinen Eltern, und würde noch immer bei Ausgrabungen mithelfen, mit der kleinen Schaufel und dem Pinsel, den er von ihnen bekommen hatte.
Plötzlich legte jemand eine Hand auf seine Schulter.
Daniel zuckte zusammen und sah vorsichtig auf.
Vor ihm stand ein Junge, den er zuvor schon einmal gesehen hatte, als man seine Sachen in das kleine Zimmer unter dem Dach brachte.
Er war viel größer als der kleine Achtjährige und auch um einiges stärker.
„Sie haben dich verprügelt?“ fragte er und Daniel nickte.
Zum ersten Mal seit drei Wochen fühlte er wieder, dass sich jemand um ihn sorgte, selbst wenn es möglicherweise nicht von Dauer war.
Erst waren seine Eltern gestorben, dann weigerte sich sein Großvater, ihn zu adoptieren und nun saß er hier, allein und ohne jemanden, den sein Schicksal irgendwie interessierte.
Als er noch immer nicht aufhörte zu weinen, nahm der Junge, etwa vierzehn Jahre alt, ihn in den Arm.
Wieder zuckte Daniel zusammen doch er rieb ihn vorsichtig mit der Hand auf den Rücken, was die Schmerzen etwas linderte.
„Schscht...“, sprach er dann, „....es wird alles wieder gut, Kleiner...“
„Mommy...“ flehte Daniel und der fremde Junge drückten ihn fester an sich.
„Hast du schon mal etwas von Hawaii gehört?“ fragte er dann um ihn abzulenken.
Daniel nickte.
„Inseln...“ stotterte er.
„Ja...“ antwortete der Junge.
„In Hawaii ist es wirklich schön. Sandstrände, surfen, Mädchen...wenn ich hier raus komme, gehe ich nach Hawaii...willst du mit?“
„Nimmst du mich mit?“ fragte Daniel unter Tränen.
„Na klar, Kleiner...“ erwiderte der Junge.
„Und übrigens, ich bin Jonath...“


***
Sam konnte ihre Tränen kaum noch verbergen, als Daniel die Geschichte abschloss, um Hammond und den anderen zu erklären, warum er unbedingt diesen Mann wieder sehen wollte. Auch Jack hatte den Kopf gesenkt und versuchte das Gehörte zu verarbeiten.
Daniel selbst hielt sich tapfer, doch auch aus seinen Augen liefen kleine Tränen, die er mit zusammengebissenen Zähnen aufzuhalten versuchte. O’Neill wusste, wie nahe er daran war, die Beherrschung zu verlieren.
„Nun, Doktor Jackson, ich verstehe, warum sie so eine persönliche Bindung zu diesem Mann aufgebaut haben. Ich genehmige ihren Antrag daher und gebe ihnen eine Woche frei vom Dienst, wenn sie damit einverstanden sind.“
Stumm nickte der Archäologe und beruhigte sich langsam wieder.
„Und was ist mit uns?“ fragte O’Neill.
„Colonel?“
„Naja, General...da wir ja Daniels Leibwache sind...und nebenher sowieso dringend Urlaub brauchen...wäre es da nicht eine passende Gelegenheit, uns auch gleich eine Woche freizustellen?“
Hammond grinste.
Daniel wusste, dass SG-1 für ihn etwas besonderes war, ja sogar ein Teil seiner Familie. Deshalb würde es ihm sehr viel bedeuten, wenn sie um ihn herum war, während er diesen Schritt zurück in seine Vergangenheit tat, selbst wenn das hieß, dass er möglicherweise einige seiner verborgendsten Erinnerungen mit ihnen teilen musste.
Er konnte ihnen trauen, dass wusste er.
„Also schön, aber danach möchte ich sie alle wieder fit hier antreffen....Wo befindet sich dieser Mann, von dem sie sprachen nun?“, fragte Hammond interessiert.
„An einer Highschool in Denver, als Vertretungslehrer- ich hoffe nur, wir kommen rechtzeitig an, um ihn nicht wieder zu verpassen...“
„Dann wünsche ich ihnen viel Glück bei ihrer Suche..“
„Aya aye, General...“ antwortete Jack salutierend und lächelte Daniel an, um ihn aufzumuntern. Noch immer stand ihm das Geschehene ins Gesicht geschrieben.
„Was dagegen, wenn wir sie begleiten?“, fragte er dann, doch eigentlich war dies sowieso schon geklärt...
***
Eine Stunde später saßen Jack und Daniel bereits in einem Auto, auf dem Weg zu Cassies Schule. Sam und Teal`c musste kurzfristig wieder zurückbeordert werden, nachdem es Zwischenfälle mit einem der SG- Teams gegeben hatte. Auch O’Neill sollte sie unterstützen, doch er konnte Hammond überzeugen, dass es absolut keine gute Idee war, Daniel im Moment alleine zu lassen.
Gerade begann etwas aus seiner Vergangenheit wieder aufgewühlt zu werden, dass der Archäologe für Jahre gut verborgen hatte, und Jack war sich nicht sicher, ob er wirklich all das hören wollte, was er zu erzählen hatte.
Aber er wusste, dass er seinen Freund jetzt nicht allein lassen konnte.
Natürlich wusste er, was damals in Waisenhäusern vorgekommen war, sogar von Vergewaltigungen und Totschlag war die Rede, aber plötzlich bekam all das einen persönlichen Touch, denn auf einmal ging es um Daniel. O’Neill wusste, wie schlimm es für ihn damals im Gefängnis gewesen war, all die Gewalt, das Elend, die Verzweiflung- er hatte niemanden so etwas gewünscht.
Und nun, als Daniel nur ansatzweise über seine Vergangenheit zu sprechen begann, tat sich da etwas auf, was wahrscheinlich auch niemand wieder durchmachen sollte.
Jack hatte die Tränen gesehen, die der Archäologe gut verbergen konnte, er hatte in seinen Augen all die Schmerzen gesehen, das Gefühl, unterdrückt zu werden, nichts wert zu sein.
Auch er kannte das viel zu gut. Deswegen waren sie auch einmal mehr wie Brüder. Und nun, nachdem sie endlich wieder gemeinsame „Pfade“ gingen, war Jack unendlich dankbar, ihm helfen zu können.
Klar, Daniel konnte einem schon ziemlich auf die Nerven gehen, aber er war auch der Einzige, der die harte Schale, die O’Neill um sich herum aufgebaut hatte, zu durchbrechen vermochte.
Es war seine Menschlichkeit.
Daniels Fähigkeit, sein Leben für das von Menschen zu geben, die er überhaupt nicht kannte. Für jemanden zwischen eine Stabwaffensalve zu springen, der ihn bei nächster Gelegenheit verprügeln wollte...
So etwas hatte Jack noch nicht erlebt- umso mehr schätzte er dies an seinem Freund.
Sie waren noch gute neunzig Minuten von der Schule entfernt und er fragte sich, ob es vielleicht möglich war, noch eine weitere Erinnerung aus Daniel heraus zu kitzeln.
Nur so konnte er es schließlich hinter sich bringen. Er musste reden...
„Wie lange warst du im Waisenhaus?“, fragte er und holte seinen Freund aus den Tagträumen.
„Ehm...vielleicht zweieinhalb Jahre, ich weiß nicht mehr genau. Mit elf habe ich meinen Geburtstag wieder bei einer Familie gefeiert.“
Jack erschütterte die Gleichgültigkeit, die in Daniels Stimme lag, doch er kannte sie selbst gut genug. In solchen Situationen schaltete der menschliche Geist auf Autopilot, Jahre konnten zu Stunden werden, oder Sekunden zu Tagen...
„Ich habe nie gewusst, dass es so schlimm war...“, gab O’Neill zu und beobachtete den Gesichtsausdruck seines Freundes.
Daniel blickte geradeaus, ohne genau von seiner Umgebung Notiz zu nehmen.
„Das habe ich auch gedacht, als du mir damals von Charlie erzählt hast...“
Verdammt, Daniel!
Jack wollte sich nicht zurück erinnern und fühlte sich zugleich schuldig. All dies hatte er tief in seinem Inneren versteckt und wollte es nur herausholen, wenn er wusste, dass er allein war.
Und schon hatte Daniel ihn wieder überrumpelt.
„Ja...“, entgegnete er, „Und irgendwann fangen die Albträume an.“
Der Archäologe hatte sich ihm zugedreht und schenkte ihm nun seine volle Aufmerksamkeit, sehr genau wissend, wovon O’Neill sprach.
„Denkst du, dass man irgendwann darüber hinweg kommt?“ fragte Daniel- aus seinem Munde klang das schon fast ein wenig zu naiv.
Er hatte den Tod seiner Eltern verkraften müssen, dann die Zeit im Waisenhaus, den Verlust seiner Frau...und plötzlich fragte er ihn, ob man darüber hinweg käme- er müsste es selbst gut genug wissen. Vielleicht wollte er einfach nur eine Bestätigung haben, dass es OK war, noch immer eine Träne hier und da zu vergießen.
Na da fragte er ja gerade den Richtigen. Jack musste sich gut überlegen, was er sagen sollte um nicht hypokritisch zu klingen.
„Nein, ich glaube nicht, dass man über so etwas hinweg kommt...aber man kann lernen, damit zu leben...“
Daniel nickte gedankenverloren.
„Wie hast du das geschafft?“
Verdammt, Daniel!
Jack überlegte eine ganze Weile.
Es wurde still im Wagen und Daniel drehte sich in seinem Sitz wieder zur Seite.
„Ich habe es noch nicht geschafft...kann es nur genauso gut verstecken wie du.“
***

„Wirst du wohl essen?“ fauchte die Betreuerin des Waisenhauses doch Daniel weigerte sich vehement.
Er hasste Spinat und was noch schlimmer war, er würde sich nicht vor all diesen gemeinen Kindern beugen.
„Du sollst essen!“ befahl sie ihm immer wieder doch Daniel schüttelte den Kopf.
„Ich will das nicht, lassen sie mich in Ruhe!“ schrie er als die Betreuerin ihn schmerzhaft am Arm packte.
„Daniel Jackson, du wirst jetzt essen, vorher wirst du keinen Fuß von diesem Tisch wegsetzen.“
Wild versuchte der Junge sich zu wehren, als die Betreuerin ihm eine Ohrfeige gab.
Schockierte blickte Daniel sie an und begann sie wild mit den wenigen ägyptischen Wörtern, die er kannte, zu beschimpfen.
„Hast du noch nicht genug?“ schrie die Frau ihn an und schlug ihn erneut.
Die Massen an Kindern grölten und Daniel verstand nicht, warum niemand ihn haben wollte und aus diesen Loch herausholte.
Diese Frau war grausam, warum kam niemand, um ihn zu retten?
Wieder begann er zu weinen, als er sich der Aussichtslosigkeit der Situation bewusst wurde.
„Mommy...“ schrie er doch sie kam nicht.
„Lassen sie ihn in Ruhe, ich mach das...“ erbarmte sich jemand und stieg vom Tisch auf.
Daniel sah zu der Person und erkannte Jonath.
Der Junge beugte sich zu ihm hinunter und schloss ihn wieder in seine Arme.
Verzweifelt klammerte Daniel sich an sein T-Shirt, als er erneut die beruhigende Hand auf seinem Rücken spürte.
„Beruhige dich, Kleiner, so machst du es doch auch nicht besser...schscht....“
Er bemerkte, wie die Frau sich zurückgezogen hatte und nun mit den anderen zu Abend aß.
Von nun an ignorierte sie ihn nur noch.
„Weißt du noch, was ich dir erzählt habe, über Hawaii?“ begann Jonath erneut.
„Weißt du das noch, Kleiner?“
Daniel nickte.
„Wenn wir hier raus kommen, gehen wir dorthin, hast du verstanden, wir werden von hier verschwinden und nie wieder zurückkommen...“
„Mommy...“ winselte er wieder und Jonath nickte.
„Auch deine Mommy wird dort auf dich warten, keine Angst. Du musst nur noch ein bisschen durchhalten...“
Damit spürte Daniel, wie der größere Junge etwas aus seiner Jackentasche zog, und es ihm in die kleine Hand drückte.
„Hier, versteck es von nun an besser!“ mahnte er und gab ihm Raum, den kleinen Stein wieder zu verstecken.
„Danke...“ flüsterte Daniel und Jonath ließ ihn wieder los.
„Und nun...setzt dich an den Tisch und iss...“ bat der größere Junge und der kleine Achtjährige nickte müde.
Er musste sich ergeben.

***
„Warum hat man das nie aufgedeckt?“ fragte O’Neill, obwohl er die Antwort selbst genau wusste, doch er wollte, dass Daniel weiter sprach.
„Es wäre nicht ganz glaubwürdig gewesen, wenn Waisenhauskinder sich über die Verwaltung beschweren, nehme ich an. Zu der Zeit kümmerte man sich nicht unbedingt darum, was wir wollten. Entweder man schwamm mit dem Strom, oder man ging in ihm unter...“
***

„Willst du warten, bis mein Unterricht zu Ende ist, dann können wir zusammen zurück zum Waisenhaus gehen?“ bot Jonath an und Daniel willigte ein.
Es wartete sowieso niemand auf ihn, also konnte er auch noch ein bisschen in der Schule bleiben.
Er beschloss, sich auf den Weg zur Bibliothek zu begeben, vielleicht konnte er sich da etwas ablenken.
Jonath hatte gerade die Tür zum Klassenraum geschlossen, und Daniel konnte ihn noch durch die Fenster sehen, als er Stimmen hinter sich hörte, die ihn in Angst versetzten.
„Wo willst du hin, Brillenschlange?“
Nervös drehte er sich um und erkannte die vier Schläger aus seinem Waisenhaus wieder.
Daniel beschloss, eine Gabe auszunutzen, die ihm in der Zukunft noch oft das Leben retten würde- er rannte.
Er rannte so schnell ihn seine kleinen Beine trugen.
Und für einen Achtjährigen war er verdammt schnell.
Leider holten ihn die Teenager rasch ein und er wurde mitsamt seiner Schultasche gegen die Wand geschleudert.
Daniels Brille fiel zu Boden und er sah noch die Eisenbahn, die Kinder auf die Betonmauer gemalt hatten, bevor er mit dem Kopf dagegen stürzte.
Tausend Sterne tanzten vor seinen Augen, als er nach einigen Sekunden langsam wieder zu sich kam.
Die vier Jungs hatten sich skeptisch über ihn gebeugt und wurden nervös.
„Komm, lassen wir ihn in Ruhe.“ flüsterte einer.
„Verschwinden wir, bevor noch ein Lehrer kommt.“ schlug ein anderer vor.
„Nein...“ grölte der größte der vier Teenager und trat Daniels Rucksack zur Seite.
„Wer denkst du eigentlich, wer du bist, du kleine Ratte?“
Langsam spürte Daniel, wie warmes Blut aus seiner Nase auf den Boden tropfte.
Er schniefte kurz und sah den übermächtigen Gegner stur an.
„Ich bin Daniel Jackson, habe einen einhundertmal höheren Intelligenzquotienten als du, und wenn ich groß bin werde ich wieder kommen, und dich fertig machen...“ fauchte er, was leider genau daneben ging.
„So...das denkst du also...“ sprach der große Junge und ein Tritt in die Rippen folgte.
Daniel krümmte sich auf dem Boden und fand sich bald in seiner eigenen Blutlache wieder.
„Lass ihn in Ruhe Jeffrey, der hat genug für heute...“ flüsterte wieder jemand aus der Runde, als sie von einem lauten Rufen gestört wurden.
„Ihr verdammten Mistkerle, könnt ihr euch nicht jemanden in eurem Alter suchen?“
Im Bruchteil einer Sekunde erkannte Daniel Jonath’ Stimme wieder und sah vorsichtig auf.
Sein Freund kam wutentbrannt auf die Jungs zugestürmt und packte sich den ersten schon am Kragen, als die ganze Meute auf ihn losging.
Daniel wollte aufstehen und ihm helfen, aber die Welt um ihn herum begann sich zu drehen und er sackte wieder auf dem Boden zusammen.
Als er das nächste Mal wieder zu sich kam, hockte Jonath neben ihm.
Seine Nase blutete ebenfalls und sein rechtes Auge nahm bereits eine blaue Färbung an.
Erst jetzt erkannte Daniel, dass die vier Jungs verschwunden waren.
„Wir haben schon einen Krankenwagen gerufen, Kleiner...“ sprach er ruhig und half dem kleinen Achtjährigen, sich vorsichtig aufzusetzen.
„Du hast mir schon wieder geholfen...“ bemerkte Daniel zitternd und lehnte sich an Jonath.
„Jeder braucht hier und da mal einen Schutzengel...“ antwortete dieser und hielt den Kleinen fest an sich gedrückt.
Als Daniel bemerkte, dass sich sein Blut mit dem von Jonath vermischte, blickte er wieder auf.
„Sind wir jetzt Blutsbrüder?“ fragte er dann hoffnungsvoll.
Der größere Junge lächelte, als hätte er dies nicht erwartet und fuhr ihm mit der Hand durch die kurzen Haare.
„Ja...ich glaube schon...von jetzt an sind wir Blutsbrüder...“

***
Jack und Daniel hatten Cassandras Schule endlich erreicht und erkannten diese zusammen mit Janet Fraiser am Eingang stehen. Die Pause wurde gerade ausgeläutet und die vielen Schüler stürmten in die Klassen, obwohl der Militär Hummer, mit dem die beiden gekommen waren, nicht unbeobachtet blieb.
Schon bald bildete sich eine kleine Traube aus Schülern um das riesige Gefährt.
Daniel begrüßte Janet und Cassie mit einem Kuss auf die Wange, Jack gab beiden die Hand.
„Sind wir soweit?“ fragte der Colonel dann und beobachtete die angespannte Miene seines Freundes. Der Archäologe wirkte unschlüssig, so als ob er sich nicht mehr sicher war, was er tun wollte.
„Ja, wir sind soweit.“, antwortete er dann zögerlich und sie begaben sich- bestaunt wie Kino- Stars- in das große Gebäude. Ihr Aufmarsch blieb auch im Inneren der Schule nicht unbemerkt und schon bald kam ihnen ein älterer Herr entgegen.
„Ich bin hier der Hausmeister. Kann ich ihnen helfen?“ fragte er höflich und schien Cassie wiederzuerkennen.
„Wir suchen nach Mr. Cooper!“ antwortete das Mädchen hastig.
„Es tut mir Leid, er hat gestern die Schule wieder verlassen...“
Daniel wirkte enttäuscht..
„Ich bin sein Bruder...“ antwortete er dann emotionslos und der ältere Mann zog die Augenbrauen hoch.
„Halb...“ setzte Jack fort, „...er ist sein Halbbruder...“
„Naja...“ noch immer wand sich der Mann in Skepsis, als Cassie ihn ansah, „Nun...ich werde nachsehen, ob ich seine Telefonnummer für sie herausbekommen kann.“

weiter: Kapitel 2
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