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Urlaub mal anders von Jenny

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Vorwort



Spoiler: Evolution I + II
Staffel: 7. Staffel
Urlaub mal anders


„Guten Morgen General!“, grüßte O’Neill freudig und schritt in den Besprechungsraum.
Genüsslich streckte er seine Arme von sich und gähnte leicht.
Was war das doch für ein wunderbarer Morgen!
Er war ausgeruht, hatte tagelang geangelt und sich entspannt, und nun konnte er wieder voll motiviert zur Arbeit zurück kehren.
„Morgen Carter...Teal`c.“, wünschte er auch seinen Teamkameraden und setzte sich auf seinen Lederstuhl.
Der General hatte bereits ungeduldig auf ihn gewartet, aber Jack war erst vor einigen Stunden aus dem wohlverdienten Urlaub zurück gekehrt und musste sich zunächst wieder einfinden.
„Morgen Daniel.“, grüßte er seinen Archäologenfreund, erhielt jedoch keine Antwort.
„Daniel?“
Erst bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass er nicht mit ihnen am Tisch saß.
„Er ist vor drei Tagen abgereist, Colonel.“, beantwortete der General seine Frage und erläuterte ihm die Geschehnisse der letzten zwei Wochen.
„Ich hoffe sie hatten einen erholsamen Urlaub. In der Zwischenzeit hat SG-3 auf einem bisher unbekannten Planeten Anzeichen für das Vorhandensein von Naquadah gefunden, der Hohe Rat der Tok`Ra wird in zwei Tagen hier zusammentreffen um über Methoden zu debattieren, Anubis’ neue Krieger zu zerstören und SG-7 wird sie auf ihrer nächsten Mission nach P5R 852 begleiten.“
O’Neill nickte halb abwesend und schwankte in Gedanken noch immer bei seinem Teich in Minnesota, wo er stundenlang die Zeit totschlagen konnte und einfach nur entspannte.
Einfach nur entspannen...
„Alles in Ordnung, Colonel?“, vergewisserte sich Hammond, nachdem Jack nicht auf seine Erklärung reagiert hatte.
„Ja Sir...eh...natürlich. Und was ist mit Daniel?“
„Doktor Jackson hat darum gebeten, nach Kanada reisen zu dürfen. Er möchte sich dort archäologischen Expeditionsarbeiten widmen.“
O’Neill zog eine Augenbraue hoch.
„Was kann man denn in Kanada schon finden? Wer ist mit ihm gereist?“
„Niemand. Doktor Jackson hat darum gebeten allein reisen zu dürfen.“
Für einen Moment war der Colonel stutzig.
Seit wann wollte Daniel allein reisen?
„Carter, ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich nicht ständig über sein Muskeltraining lustig machen!“
Sam grinste verlegen.
Mit einem Räuspern unterbrach Hammond die Blicke, die die beiden untereinander austauschten
„Keine Angst. Doktor Jackson hat zugestimmt, ein Mobiltelefon bei sich zu tragen, falls sich ein Notfall ereignet. Daher nehme ich an es wird kein Problem für sie sein, mit ihrem Team auf der Basis zu bleiben und sich um unsere Gäste von den Tok`Ra zu kümmern.“
Jack verdrehte die Augen.
Warum musste man ihm gleich am ersten Tag seiner Rückkehr mit einer solchen Nachricht foltern?
Binnen weniger Minuten war er wieder genauso unmotiviert, wie noch vor vierzehn Tagen.
Naja, immerhin war es besser, als ein Angriff der Goa`uld.
Aber das konnte ja alles noch werden...
„Wann ist mein nächster Urlaub fällig, General?“

Daniel genoss die frische Luft, die ihn umgab und atmete tief durch.
Er war es nicht mehr gewöhnt, dass es außerhalb des Stargates, außerhalb von Bergen undokumentierter Artefakte und außerhalb von SG-1 noch ein anderes Leben gab.
Ein Leben, dass seinen Geist und seine Seele reinigen konnte, so er es suchte.
Es war der innerliche Frieden, den er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte.
Allein in der Wildnis, nur seine Aufzeichnungen, sein Mountain Bike und er.
Daniel hatte sich entschieden seine zwölf Urlaubstage in den Anhöhen Kanadas zu verbringen, nicht direkt in den Bergen, denn da war es ihm zu kalt.
Aber in den Vorgebirgen, die nie höher als 3000 Fuß reichten.
Er würde auf den Spuren alter Goldsucher wandeln, nach paläontologischen und anthropologischen Sehenswürdigkeiten graben – eine geheime Leidenschaft von ihm- und einfach nur das tun, wozu er Lust hatte.
Niemand würde seine Ruhe stören.
Daniel hatte sich extra erkundigt, welche Wege es gab und er hatte den ausgewählt, der zwar seit Jahrhunderten existierte, jedoch kaum genutzt wurde.
Autos konnten auf dem schmalen Pfad nicht fahren, für Motorräder war er nicht geeignet, denn dann und wann endete der Weg und man musste durch einen Fluss, um den Anschluss wieder zu finden und für Wanderer war die Distanz zu groß.
Selbst Reiter verschlug es nur selten in diesen Winkel des Tales also konnte Daniel in vollen Zügen das Alleinsein genießen.
Er war seit nunmehr zwei Tagen auf dem Weg zu einer 72 Jahre alten Ausgrabungsstätte am Südhang der Berge, die etwas mehr als 25 Meilen vom nächstgelegenem Dorf entfernt war.
Archäologen hatten damals gehofft, Indizien für die Ursprünge der Menschheit zu finden, jedoch stellte sich schon bald raus, dass außer alten Knochen dort nichts zu finden war- nichts, was für sie von Interesse war, für Daniel jedoch schon.
Es waren Ewigkeiten vergangen, seit er eine echte Ausgrabung –auf der Erde- durchgeführt hatte und er vermisste die Sandbuddelei schrecklich.
Es brachte ihn zwischen all den Hochkulturen, die sie kennen gelernt hatten, all den verrückten Neuigkeiten über die Entstehung der menschlichen Zivilisation und all dem militärischem Lebensweg wieder zurück zu seinen Wurzeln.
Es schenkte ihm Erinnerungen an eine Zeit, lange vor seinem ersten Zusammentreffen mit Jack O’Neill, als er noch Student war und hoffte, die Geheimnisse der Vergangenheit entschlüsseln zu können.
Es lag für ihn immer eine gewisse Magie über dem Wort Archäologie.
Die Archäologie hatte mit Geheimnissen zu tun, Geheimnisse, die er lüften wollte.
Und nachdem Daniel all dieses neue Wissen der Weltgeschichte aus dem All erlernt hatte, fühlte er sich ausgebrannt, als sei der Sinn seines Lebens nun erfüllt.
Er hatte die Geheimnisse der Erde enthüllt, und was jetzt?
Das sollte nicht das Ende sein.
Als Daniel dann im Internet stöberte und über Theorien las, die besagten, dass es vor den Indianern noch andere Kulturen in Nordamerika gegeben hatte, dass man aber noch nichts genaues sagen konnte, da man gerade erst mit den Forschungen begann, hatte das seine Neugier geweckt.
Das war es, was Daniel seit langen wieder tun wollte.
Also hatte er sich über alle urzeitmenschlichen Funde in Nordamerika informiert und war auf die Forschungen eines Ausgrabungsteams in Nunika Hills gestoßen, einem Ort, der so klein war, dass er nicht mal auf einem normalen Straßenatlas erschien.
Und er würde es sein, der ihre Forschungen nun weiter führte.
Erschöpft schob er sein Mountain Bike eine weitere Anhöhe hinauf, als er eine Pause einlegen musste.
Seine Kondition war zwar sehr gut, seit er vor Wochen mit seinem Fitnesstraining begonnen hatte, jedoch war er noch nicht für einen dreitätigen Gewaltmarsch bereit gewesen.
Denn auch seine Beine fühlten sich von dem langen Fahrradfahren wie Gummi an und sein Rücken begann zu schmerzen, denn dort hatte er zwei riesige Gepäckstücke verschnallt, voll von Überlebensutensilien, Büchern und Ausgrabungsmaterial.
Immerhin war es nur noch eine Meile bis zu seinem nächsten Zwischenziel.

Sam hatte es sich schon seit einer ganzen Weile neben Jack in der Cafeteria bequem gemacht und lauschte seinen Erzählungen von rauschenden Bächen, meterlangen Barschen, die man nicht fangen konnte und der wunderbaren Stille, die seinen Urlaubsort Minnesota umgaben.
Nachdem sie bereits mehr als sieben Jahre mit ihm zusammen gearbeitete hatte, war es ihr mittlerweile möglich geworden, über O’Neills Anglerlatein hinweg zu hören.
Sie würde einfach den Kopf nickten und lächeln.
Jedoch führte das dazu, dass der Colonel in einen wahren Redeschwall verfiel, der stundenlang andauern konnte.
Er würde über die Wichtigkeit von Ruhe diskutieren und drüber, dass Legenden von „unfangbaren“ Fischen dem Leben einen Sinn gaben.
Sam war da mehr rational.
Sie glaubte an Werte wie Ehrlichkeit und Treue, Vertauen und Partnerschaft, doch vor allem glaubte sie daran, dass man für all die guten Taten, die man im Leben unternahm, irgendwann etwas zurück bekommen würde.
Mit ihr war es dasselbe gewesen.
Sie hatte ihr ganzes Leben der Erforschung der Sterne gewidmet, hatte noch studiert, als für andere die reguläre Arbeitszeit bereits vorbei war.
Nachts, wenn alle schliefen würde sie auf dem Dach ihres Hauses sitzen und einfach nur in den klaren Nachthimmel blicken.
Und dann, endlich, war ihr die Möglichkeit eröffnet worden, für das SGC zu arbeiten.
Nach Jahren der absoluten Selbstaufgabe für den Beruf, wie es Psychologen beschreiben würden, war ihr Traum endlich wahr geworden.
Und obendrein fand sie sich in einem wunderbaren Team von charakterlichen Unikaten wieder.
Auf der einen Seite war da O’Neill, ein Mann der absoluten Gegensätze.
Zu Beginn der Stargatemissionen war er ein nervliches Wrack gewesen, zerstört von dem Kummer über den Verlust seines Sohnes, voll von Selbstmitleid und Suizidgedanken.
Doch mittlerweile hatte er den Wert des Lebens- nicht zuletzt auch durch sein Team- wiedererkannt.
Er konnte endlich wieder lachen und mehr und mehr öffnete er sich sogar seinen Freunden gegenüber.
Vor allem Daniel.
Sam fühlte sich ihm am verbundensten, wenn es um ihre Vergangenheit ging.
Beide hatten wichtige Elternteile verloren, waren als Kinder durch die Hölle gegangen und schafften es nur durch Glück, dem Teufelskreis der gesellschaftlichen Verelendung zu entkommen.
Im Gegensatz zu ihr hatte Daniel sich zum Gespött aller Archäologen gemacht, indem er über Außerirdische erzählte, die zur Erde kamen und die Pyramiden entwarfen.
Und nun, wo er seine Theorien endlich beweisen und seinen Ruf unter den Archäologen wiederherstellen konnte, durfte er nicht über diese Entdeckungen reden.
Für ihn mussten es die sprichwörtlichen Qualen des Tantalus sein; er war seinem Ziel so nahe, dennoch war er außerstande es zu erreichen.
Teal`c erging es da ähnlich.
Auch er hatte durch seine Anschauungen viele Verbündete verloren und sich zum Außenseiter gemacht.
Seine Frau und sein Sohn hatten darunter gelitten, dass Teal`c für das einstand, an das er glaubte, und das in einer Welt der Kontrolle und absoluten Macht.
Er hatte sich gegen einen übermächtigen Feind aufgebäumt, ohne an die Konsequenzen zu denken, und dass schätzte Sam sehr an ihm.
Teal`c war ein Mensch, der mit dem Herzen und dem Verstand kämpfte, Krieger wie ihn fand man heutzutage nicht mehr so leicht.
Sam dachte wieder an früher, an die kühlen Nächte auf ihrem Balkon, zusammen mit dem kleinen Teleskop, dass sie für Mondbeobachtungen oder Umlaufbahnkalkulationen verwendete.
Heute, wenn sie in den Himmel blickte, fühlte sie zwar noch immer die selbe Faszination wie früher, jedoch war die Distanz gewichen.
All die Planeten waren plötzlich so nahe gerückt, es war unheimlich.
Wie konnte sie noch ruhig schlafen, wissend, welch übermächtige Feinde dort oben auf sie warteten?

Daniel hatte sein Zelt aufgebaut und begann nun seine Vorräte zu verstauen.
Er hatte sich entschlossen, den Rest seiner Wandertour auf zwei Tage zu splitten.
So war er nicht allzu erschöpft, sobald er sein Ziel erreichte.
Lieblos warf er die restlichen Ausrüstungsgegenstände in sein Zelt und legte sich auf den weichen Boden.
Natürlich war es noch zu früh, um schlafen zu gehen, jedoch konnte er sich ein keines Nickerchen kaum verkneifen, wäre da nicht das plätschernde Geräusch gewesen, das er jetzt zum ersten Mal wahr nahm.
Eine Quelle?
Ein pinkelnder Elch?
Regen?
Müde stieg Daniel wieder auf und sah sich um.
Tatsächlich entsprang eine kleine Quelle nicht weit über seinem Lagerplatz und floss durch ein unterirdisches Rohr in einen kleinen Bach.
Vermutlich hatten die ersten Reisenden vor, diesen Ort so besucherfreundlich wie möglich zu gestalten, schade nur, dass hier normalerweise niemand vorbei kam.
Doch umso besser für ihn.
So konnte Daniel seinen verdienten Urlaub voll und ganz genießen.
Allein.
Er öffnete eine kleine Flasche und trank einen Schluck Whiskey.
...Seine Art den Gipfelsturm zu feiern.
Zumindest, das er es fast geschafft hatte.
Er konnte das Zeug schließlich nicht ewig mit sich herumtragen, außerdem brauchte er etwas um sich warm zu halten, sobald es gegen Abend kühler wurde.
Daniel legte die Flasche wieder beiseite und lief den kleinen Hügel hinunter, um zu der Quelle zu gelangen.
Hier konnte er seine Frischwasserreserven auffüllen.
Müde trottete er an das Ufer des schmalen Baches, genau dort, wo ein kleines Röhrchen das kostbare Bergwasser freigab.
Daniel kannte die heilende Wirkung dieses reinen und mineralreichen Wassers und füllte seine Flaschen auf.
Immerhin hatte er all das hier für sich.
Es gab keine nervenden Aufgaben, die unbedingt noch bewältigt werden mussten, keine Jack O’Neills, die ihn seit sieben Jahren verzweifelt zum Angeln überreden wollten und vor allem gab es keine Computer.
Daniel hasste Computer.
Sicherlich boten sie den Archäologen heutzutage viele Möglichkeiten, allein die Altersbestimmung wurde durch sie extrem vereinfacht, doch letztendlich waren es doch Menschen, die sie programmierten.
Computer waren dumme Gerüste aus kleinen Hardwarebausteinen, die alles taten, was Menschen ihnen sagten, egal ob richtig oder falsch.
Mit einem Knopfdruck konnte man Viren in die ganze Welt senden, riesige Areale zerstören, oder seine gesamten Aufzeichnungen löschen.
Ja, so war das mit diesen verdammten Computern.
Aber der menschliche Geist war doch viel mehr wert.
Was hatten die frühen Hochkulturen nicht alles erreicht, und das ohne all diese neue Technik.
Natürlich waren daran auch Goa`uld beteiligt, doch der größte Teil der Geschichte entsprang letztendlich dem Funken menschlichen Denkens, Fühlens, Handelns.
Der menschliche Geist war zu so vielen Dingen fähig, warum sollte man ihn dann mit Computern abstumpfen?
Wahre Stärke lag darin zu denken.
Und Daniel glaubte tief und fest daran.
Der Abend brach langsam hinein und führte zur raschen Abkühlung des Tals.
Die Sonne war schon längst hinter den Gipfeln der tausenden von Tannen und Fichten verschwunden und der kalte Wind tat sein Restliches um die Natur in ihre nächtliche Ruhe zu betten.
Daniel stimmte zu.
Es war zwar noch hell, aber warum sollte er sich nicht dann schlafen legen, wenn er wollte?
Immerhin war dies seine Freizeit, also konnte er genau das tun, wozu er Lust hatte.
Erschöpft bereitete er sein Zelt vor, überprüfte zur Sicherheit noch einmal seine Waffe- Anordnung von General Hammond- und legte sich schlafen.

„Sir, müssen sich die Tok`Ra unbedingt schon morgen mit uns treffen?“, beschwerte sich O’Neill lauthals, während General Hammond zusammen mit den restlichen SG-1- Mitgliedern einen vagen Ablaufplan erstellen wollte.
„Tut mir Leid, Colonel,“, erwiderte dieser, „ Die Entscheidung lag nicht in unserer Macht.“
„Ist es dann nicht interessant, dass die sich nicht gerührt haben, als WIR die Typen das erste Mal zu Gesicht bekommen haben, aber plötzlich, kurz nachdem SIE mit denen in Kontakt kamen, müssen WIR uns was zur Lösung des Problems überlegen. Warum sind die Tok`Ra eigentlich immer wichtiger als wir?“
Jacks Laune hatte ihren heutigen Tiefpunkt erreicht.
Tok`Ra hin oder her, niemand von ihren Verbündeten hatte das Recht, sie in irgendeiner Weise respektlos zu behandeln, aber diese Typen...erst wollten sie ihnen nichts über andere Goa`uld Systemlords verraten, dann hielten sie Waffentechnologie geheim und nun sollten die Menschen sie gegen Anubis Krieger beschützen, nur damit sie sich dann wieder mit dem Erfolg rühmen konnten.
„Colonel, wir wissen alle, dass die Tok`Ra nicht gerade zu ihren besten Freunden gehören, doch im Moment bleibt uns leider keine Wahl, als ihren Wunsch auf Zusammenkunft nachzukommen. Wir sollten also das beste aus diesem Treffen hier machen. Nun...wie weit sind wir mit der Erforschung dieser Krieger, Major Carter?“
Hammond sah interessiert in die Richtung der Astrophysikerin.
Jack mochte diese Momente, in denen seine Leute, insbesondere „seine“ Sam Carter so richtig aus sich raus gehen konnten und jeden mit ihrem hochwissenschaftlichem Gerede verwirrten oder beeindruckten.
Sicherlich waren all die anderen Einheiten, denen er vor seiner Zeit im SGC zugeteilt war, auch sehr gut, jedoch war dieses Team mit Abstand am beeindruckendsten, vielfältigsten und zuverlässigsten.
Wenn er allein allem Revue passieren ließ, was sie zusammen in den letzten sieben Jahren erlebt hatten, dann stellte sich doch die Frage, warum sie noch nicht tot waren.
Das sollte nicht sarkastisch klingen, vielmehr war es eine offene Frage.
In all den Missionen, die sie bereits durchgeführt hatten, hätten sie bereits hunderte Mal schon sterben müssen, trotzdem fanden sie immer wieder einen Weg heraus aus der Misere.
Jack war einfach nur beeindruckt.
Er genoss förmlich Carters Erklärung von der Möglichkeit eines Kraftfeldes, um den oder die Krieger gefangen zu nehmen, oder eine neue Waffentechnologie, die ihre Rüstungen durchdrang.
Es war immer wieder ein Erlebnis, dieser Frau zuzuhören.
Gerade, als er tief in Tagträumen schwelgte, sah ihn Teal`c verwundert an.
„Ist alles in Ordnung mit dir, O’Neill?“
Der Colonel fuhr erschrocken auf, errötete sogar ein wenig.
„Na klar, T. Alles bestens. Habe nur gerade ganz gespannt Carters Erzählungen zugehört.“
Die Astrophysikerin schenkte ihm einen lächelnden Seitenblick und fuhr dann fort.
Wie gesagt, diese Frau war einfach nur...phantastisch.

Am nächsten Morgen war Daniel schon früh aufgewacht, hatte seine Sachen gepackt und war weiter marschiert, bevor die Sonne überhaupt hinter den Bergen aufstieg.
Noch immer war es eiskalt und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade mal viertel nach sechs war.
Die Kälte hatte ihn an diesem Morgen geweckt.
Daniel war zitternd aufgewacht und musste sich zunächst erst wieder an seine Umgebung gewöhnen.
Trotz der relativ warmen Sommerzeit sanken die Temperaturen in den Bergregionen Kanadas nachts manchmal unter Null.
An diesem Tag war das mit Sicherheit der Fall.
Also hatte Daniel aus der Not eine Tugend gemacht, seine Sachen gepackt und war mit seinem Mountain Bike nun dabei, eine weitere Teilstrecke zu erklimmen.
Leider war der Anstieg an den steinigen Wegen schon bald so hoch geworden, dass er sein Rad schieben und den Rest der Strecke zu Fuß zurück legen musste.
Das konnte ja ein toller Tag werden.
Daniel war schon jetzt wieder erschöpft.
Schweiß rann von seiner Stirn bis zu seinem Hemd und verschaffte der bissigen Kälte Zugang zu seinem Körper.
Erst jetzt begann er zu verstehen, warum so wenige Leute diesen Weg wählten.
Er war einfach zu lang...und zu anstrengend.

Nach ihrer Besprechung hatte O’Neill sich in den Fitnessraum verzogen...einige Anspannungen mussten beseitigt werden.
Vermutlich würde es noch viel schlimmer, sobald er sich wieder unter den Menschen befand, die den Hohen Rat der Tok`Ra über die neuen Krieger von Anubis einweisen sollten.
Womit hatte er das nur verdient?
Warum gerade er?
Und warum zum Teufel hatte Daniel es geschafft, sich rechtzeitig davon abzuseilen?
Das war alles so gemein.
„Wäre wohl besser gewesen, wenn sie ihren Urlaub etwas später genommen hätten, Sir.“, sprach Sam, die gerade durch die Tür getreten war.
Auch sie erschien im Trainingoutfit und stieg auf das Fahrrad, während O’Neill weiterhin den Sandsack bekämpfte.
„Nichts gegen ihren Vater, Carter, aber sie wissen ja, was ich von diesen Typen halte...“
„Ja, Sir...“, erwiderte sie etwas beleidigt und Jack sah auf.
Vielleicht hatte er doch etwas übertrieben.
Immerhin war ihr Vater ein Tok`Ra, ebenso wie Martouf und die wenigen anderen, die O’Neill auch leiden konnte.
Es war nur dieses ganze System, mit dem er nicht klar kam.
Im Krieg brauchte man Leute, auf die man sich verlassen konnte.
Auf die Tok`Ra hingegen war kein Verlass.
Immer wieder ließen sie die Menschen absichtlich im Dunkeln stehen, schockten sie in den ungünstigsten Augenblicken mit zurückgehaltenen Informationen und taten letztendlich so, als hätten sie alles unter Kontrolle, obwohl das nicht der Fall war.
Und sobald sie das auch realisierten, wollten sie den Fehlschlag mit einer Bombe zerstören.
Er kam mit diesen Typen einfach nicht klar...
Trotzdem sah Jack ein, dass er sich das nächste Mal etwas mehr zurück halten musste und fuhr damit fort, den Sandsack zu verprügeln.
„Denken Sie, es gibt noch eine Möglichkeit, sich vor dem Treffen zu drücken?“, fragte er halbherzig, um die Stimmung wieder etwas aufzuheitern.
„Ich glaube nicht...“, antwortete sie schon etwas außer Atem und trank aus ihrer Wasserflasche.
„Es sei denn, sie rufen Daniel an und bitten ihn, einen Notruf an den General zu senden.“
O`Neill unterbrach seine Tätigkeit und sah sich nach ihr um.
„Guter Gedanke, Carter. Weiter so.“, lobte er und fuhr wieder fort.

Noch an diesem Tag erreichte Daniel das, was er nicht für möglich gehalten hatte.
Er kam an seinem Zielpunkt an!
Es war wie ein Wunder.
Nach all den Strapazen, die er beim Aufstieg durchlitten hatte, besaß er trotzdem noch die Kraft, sich in zehn Stunden die letzten Meilen des Berges hinauf zu quälen.
Zwar war er jetzt am Ende, aber auch überglücklich.
Er, Daniel Jackson, hatte seinen ersten richtigen Berg erklommen, wenn auch in einem Mittelgebirge.
Da, wo er herkam, konnte man schon über einen Hügel froh sein, daher schätzte er dieses Ereignis auch so überaus.
Es war ein tolles Gefühl.
Müde stellte Daniel sein Mountain Bike ab, legte seine Ausrüstungsgegenstände beiseite und setzte sich auf den steinigen Grund.
Seine Beine schmerzten und auch seine Schultern meldeten sich langsam aber sicher von dem schweren Gepäck.
Es war mittlerweile schon fast wieder Abend geworden und er musste noch sein Zelt aufstellen, Vorräte und Bücher verstauen und sein kleines Lager absichern.
Jack hatte ihm dafür wertvolle Tipps gegeben, für die Daniel durchaus dankbar war.
Überhaupt hatte die Arbeit beim Militär ihm sehr gut getan.
Im Herzen war er zwar immer noch der kindliche Archäologe von vorher, doch er hatte auch gelernt, dass es manchmal nützlich war, seinen Verstand einzuschalten, bevor man etwas tat.
Daniel war in den letzten sieben Jahren reifer geworden, und das nicht zuletzt durch SG-1.
Wahrscheinlich ging es jeden von ihnen so.
Die gemeinsame Arbeit schweißte sie zusammen und machte aus allen Vieren bessere Menschen.
Vermutlich musste er auch dem Sternentor danken, ohne dessen Entdeckung niemals ein solches Programm zustande gekommen wäre.
Aber Schluss jetzt.
Daniel wollte nicht schon wieder über seine Arbeit nachdenken.
Erschöpft stieg er wieder auf und begann sein Lager aufzubauen.
Zuerst schnappte er sich die nötigen Utensilien für den Aufbau des Zeltes und verstaute nach dessen Fertigstellung seine Lebensmittel darin.
Er konnte es nicht riskieren, sie an irgendein Wildtier zu verlieren, dafür war er mittlerweile zu weit von der Zivilisation entfernt.
Glaubte er zumindest, doch plötzlich hörte er Stimmen von draußen.
Instinktiv griff Daniel nach seiner Waffe, versteckte diese aber vorsichtshalber im Gürtel.
Sein Camp lag wieder neben einem kleinen Bach, zu dessen gegenüberliegenden Seite sich ein Weg erstreckte, der ihn vermutlich noch tiefer in die Berge führte.
Daniel hatte sich darüber nicht informiert, schließlich wollte er auf dem Weg zurückkehren, auf dem er her gekommen war.
Eigentlich hatte er diesen Weg nicht einmal in einer Karte entdecken können.
Vielleicht wurde er erst vor kurzem angelegt.
Skeptisch kam er aus seinem Zelt heraus und sah sich nach den Stimmen um.
Zuerst waren sie nur hinter einigen Tannen hörbar, doch dann erkannte er zwei Männer, die in die Richtung liefen, aus der er gekommen war.
Beide trugen Holzfällerhemden und Jeanshosen, daher schätzte Daniel sie als Waldarbeiter ein.
Verdammt, nicht mal hier konnte er seine Ruhe vor der Zivilisation genießen.
Über was die beiden Männer sich unterhielten, konnte er aus der Entfernung nicht verstehen, doch auch Daniel selbst blieb nicht lang unerkannt.
Einer der Fremden drehte sich nach ihm um und grüßte zögerlich.
„Hallo Wandersmann!“, rief er übertrieben freundlich und unterhielt sich wieder mit seinem Begleiter.
Scheinbar war dieser nicht ganz so erfreut, Daniel hier zu treffen.
Doch nach einigen Sekunden sprangen beide über den kleinen Bach und kamen auf seine Seite des Tals.
`Na großartig´, dachte sich der Archäologe und zog sein Hemd über die Waffe, die noch immer in seinem Gürtel steckte.
„Hallo.“, grüßte er zurück, als beide Männer neben ihm zum Stehen kamen.
Von Nahem sahen sie zwar nicht gerade wie schwerarbeitende Förster aus, doch Daniel kümmerte sich nicht weiter darum.
Alles was er wollte war, in Frieden seinen Urlaub hier verbringen zu dürfen.
Also musste er einen Weg finden, die Männer wieder abzuwimmeln.
„So spät noch unterwegs?“, fragte einer der beiden.
Er hatte eine Halbglatze und war von stämmiger Statur.
Große Muskeln zierten seine Oberarme, die er aber geschickt zu verstecken vermochte.
Der andere Mann war etwas kleiner und dünner, doch auch er war muskulös und wirkte durch seinen Oberlippenbart wie ein kleine, gemeiner Zwerg.
Zumindest war das Daniels erste Assoziation.
Irgendwie hinterließen sie bei ihm einen seltsamen Eindruck.
Und wo zum Teufel kamen sie auf einmal her, wo er doch mehrere Tage brauchte, um diesen Ort hier zu erreichen.
„Sie doch auch.“, entgegnete Daniel lächelnd und merkte, dass der dünnere Mann nervös zu sein schien.
Und das machte ihn nervös.
„Eigentlich haben wir uns etwas verlaufen, um ehrlich zu sein.“, gab der erstere Mann zu und stellte sich endlich vor.
„Ich bin Stan. Und das ist Geoffrey. Eigentlich sollten wir uns hier mit einigen Leuten treffen, aber ich fürchte, man hat uns auf den falschen Weg geführt.“
„Das fürchte ich auch. Ich bin Daniel.“, entgegnete der Archäologe und reichte beiden Männern die Hand.
„Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn wir die Nacht bei ihnen hier verbringen und morgen wieder zurück laufen? Wir würden es ansonsten nicht vor Einbruch der Nacht schaffen.“
Widerwillig nickte Daniel.
„Wenn sie wollen- aber ich habe nur ein Ein- Mann- Zelt, sie müssen also draußen schlafen.“
„Kein Problem.“, sprach Stan und setzte sich demonstrativ auf den Boden.
„Und sie...“, begann er dann, „Was machen sie hier? Sind sie Biologe oder so was?“
„Archäologe.“, antwortete Daniel desinteressiert.
„Ich will eine Ausgrabung durchführen.“
„Archäologe...“, Stan lächelte geheimnisvoll, „ Na das trifft sich ja gut...“

„Was siehst du dir da an, Teal`c?“, fragte Sam stutzig, als sie in das Quartier des Jaffa kam und dessen Fernsehen fast auf voller Lautstärke lief.
Wie gebannt saß der Hüne auf dem Boden und beobachtete die Bilder.
„Ich habe eben die Nachrichten gesehen.“, begann er und schaltete den Fernseher aus.
„Und?“, fragte Sam wieder und trat in Teal`cs Quartier ein.
Während sie die Tür hinter sich schloss, stand der Jaffa auf.
„Ich habe Grund zu der Annahme, dass Danieljackson in höchster Gefahr ist.“


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