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Life’s too short (C-1) von JolinarJackson

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Vorwort



Spoiler: ‘Fallen – Alles auf eine Karte (1)’ und ‘Homecoming – Alles auf eine Karte (2)’

Staffel: 7

Life’s too short


Jack steckte den Schlüssel in das Schloss und öffnete seine Haustür. Es war spät und es war bereits dunkel. Doch fielen sanfte Schneeflocken vom Himmel und ermöglichten es dem Colonel, sich nicht allzu durchgefroren und missgelaunt zu fühlen. Er würde die Heizung seines Jeeps reparieren lassen ... bald! Er hatte ja jetzt erst mal einen ausgiebigen Urlaub vor sich und was noch besser war: Daniel hatte den Weg ins Leben zurückgefunden und befand sich seit knapp drei Tagen wieder auf der Erde.

Kein Leuchten, kein Orakeln wie Daniels Freundin Oma, kein gar nichts. Einfach nur ... am Leben. Jack konnte dem jungen Mann gar nicht beschreiben, wie viel ihm das bedeutete. Mehr, als es ihm bedeuten dürfte. In dem letzten Jahr hatte Jack gemerkt, dass seine Gefühle für Daniel anders waren, als er bisher dachte.

Sie waren romantischer Natur ... friedlicher und ruhiger Natur. Fraiser hatte ihn für gesund erklärt. Keine Veränderungen ihrer Diagnose vor dem Ausflug zu Anubis Mutterschiff, den Daniel leider nur wenige Stunden nach seiner Rückkehr neben einigen schweren zurückgewonnenen Erinnerungen hatte hinter sich bringen müssen. Jack hatte ihn nicht wieder mit auf Mission nehmen wollen, nicht nach so kurzer Zeit.

Doch es ging nicht anders. Er konnte nun mal antikisch lesen und Anubis Daten waren auf antikisch geschrieben. Er hätte Daniel am liebsten umarmt, als sie ihn gefunden hatten.

Und er wusste, zumindest Sam war es nicht anders gegangen. Doch Daniel hatte allzu deutlich signalisiert, dass ihm Berührung im Moment zu viel war.

Selbst die Untersuchungen ließ er nur widerstrebend über sich ergehen. Jack nahm an, dass er noch durcheinander war. Nun war zwar Jonas nicht mehr da – und Jack musste zugeben, er hatte den jungen Kelownaner zu schätzen gelernt -, doch im Prinzip war ihm dieser ’Tausch’ sehr lieb. In seinem Haus brannte kein Licht. Daniel musste schon schlafen gegangen sein. Jack hatte ihn nach der abschließenden Untersuchung vor – er blickte auf die Uhr – acht Stunden nach Hause gebracht. Das war am Nachmittag gewesen.

Als er es sich endlich gemütlich gemacht und sich und einem erschöpften Archäologen ein Abendessen zubereitet hatte, war er von Hammond angerufen und in die Basis zitiert worden.

Kinsey war da und er machte Ärger – vorrangig wegen Daniel, da ein Außerirdischer wie Teal’c und eben Daniel – kombiniert mit dem einjährigen Teammitglied Jonas Quinn - nicht in eine Einrichtung wie das SGC gehörten. Er war nicht begeistert über die Art und Weise, wie Hammond die Einrichtung führte und zudem bestand SG-1 jetzt aus gleich zwei Außerirdischen ... die Gefahr, einer Spionage zum Opfer zu fallen, wurde groß. Sie war ihm zu hoch. Daniel musste raus aus dem Team ... oder Teal’c, das war ihm egal.

Glücklicherweise hatte Hammond den Senator darauf verweisen können, dass Daniel Jackson durchaus kein Außerirdischer, sondern ein Mensch von der Erde war. Kinseys Konter hatte Jack nicht mehr im Gedächtnis. Er hatte in Gedanken beständig Morddrohungen ausgesprochen und Carter mit Blicken angesehen, die dem Major nur allzu deutlich vor Augen führten, was der Colonel von Kinsey hielt. Und sie hatte gegrinst!

Schlief Daniel etwa tatsächlich schon? Es war gerade mal zehn. Jack schaltete das Licht im Wohnzimmer an, sah, dass seine Fernbedienung nicht auf ihrem gewohnten Platz lag und schlussfolgerte, dass Daniel Jacks Gesellschaft durch die des Fernsehers ausgeglichen hatte. Wahrscheinlich hatte er Nachrichten gesehen.

Daniel wollte ganz genau wissen, was vorging. Jacks Annahmen wurden dadurch bestätigt, dass er in der Küche unerwartet einen beinahe leeren Papiermülleimer vorfand. Sämtliche Zeitungen waren verschwunden – die Ausbeute von den letzten zwei Tagen und heute. Jack ging durch den Flur seines Hauses und fand die Tür zum Gästezimmer nur angelehnt vor. Leise öffnete er sie. Die Nachttischlampe brannte. Sein Gast lag unter der Bettdecke, auf der eine Schicht Zeitungen verteilt war, und schlummerte friedlich.

Er trug nicht mehr das T-Shirt, das er im SGC erhalten hatte, sondern hatte es durch eines ersetzt, welches Jack ihm rausgelegt hatte.

Die olivgrüne Hose lag auf dem Boden neben dem Bett. Jack schüttelte stumm den Kopf und sammelte leise die Zeitungen ein, setzte sich dann auf die Bettkante und nahm Daniel vorsichtig die Brille ab. Der Archäologe murmelte leise und zog die Decke höher. Jack lächelte. Seine Gefühle hatten sich eindeutig verändert in dem letzten Jahr. Und er hatte genug Zeit gehabt, sie auf der Heimfahrt zu sortieren.

Er liebte Carter noch immer. Doch er musste eingesehen haben, dass er nicht an sie herankam und so war sein Gefühl ... ausgewichen und hatte es ihm erlaubt, Daniel zu lieben.

Nicht, dass dies weniger gegen die Regeln wäre – wenn auch gegen andere, welche durch Homophobie entstanden waren -, doch Daniel war Zivilist und Jack konnte die militärische Laufbahn des Archäologen nicht zerstören, da einfach keine vorhanden war. Der Prozess war langsam und schleichend gewesen. Erst hatte er in Daniel ein gutes Teammitglied, dann einen guten Freund gesehen und schließlich hatte er ihn geliebt wie einen Bruder ... im Verlauf der Jahre jedoch mehr und mehr und irgendwann musste Jack an einem Punkt angekommen sein, an dem er nur noch gewohnheitsmäßig mit Sam flirtete, wissend, dass sie niemals Ja zum Angeln sagen würde.

Sollte Sam seine Gefühle erwidern, wäre das das Aus von einem von ihnen. Denn entweder ging Jacks Karriere zu Grunde oder aber Sams Ruf. So hatten sie still vereinbart, dass es nicht länger ging. Und sie hatten sich neuen Zielen zugewandt. Jack wusste, dass Sam mehrere Verabredungen gehabt hatte und er selbst hatte gewartet.

Bis jetzt. Sanft streichelte er Daniel über die Wange. Der bemerkte die Berührung, drehte sich auf den Rücken und machte Anstalten, aufzuwachen. Dann jedoch schien seine Erschöpfung die Oberhand zu gewinnen und er schlief weiter. Jack lächelte, schaltete das Licht aus und verließ das Zimmer. Er wusste, was er wollte, doch er wusste auch, dass Daniel es unmöglich annehmen würde.

***

Es war früh am nächsten Morgen, als Jack aufwachte. Er wurde sich der Anwesenheit seines Gastes anhand von Geräuschen aus der Küche bewusst und blickte aus dem Fenster. Es war dunkel, ein Sturm peitschte Regen am Fenster vorbei und hätte Jack keine Uhr gehabt, würde er die Tageszeit nicht auf 10 Uhr morgens, sondern eher auf 23 Uhr abends schätzen. Er stand auf und ging in T-Shirt und Boxershorts in die Küche. In der Tür blieb er stehen und beobachtete den Archäologen, der ratlos auf die Kaffeemaschine starrte, als könne er sie dadurch zum Leben erwecken.

Schließlich seufzte sein Freund, stützte sich auf die Arbeitsplatte und starrte aus dem Fenster. Daniel trug noch immer das graue T-Shirt von vergangener Nacht und nun konnte Jack auch sehen, dass er Boxershorts anhatte. “Wie wäre es mit dem roten Knopf an der Seite?“, fragte Jack. Daniel wirbelte herum, taumelte und wäre gestürzt, hätten seine Hände nicht die Arbeitsplatte gefunden. “Jim!“, stieß er geschockt hervor.

“Jack“, korrigierte der Colonel, “Gestern hattest du es doch raus.“ Er zwinkerte Daniel zu. “Erschrick mich nie wieder so!“, verlangte der Archäologe, “Ich hätte beinahe ...“ Er zögerte.

“... einen Herzinfarkt gekriegt?“, schlug Jack vor.

“Ja“, antwortete Daniel. “Herzinfarkt“, wiederholte er dann nachdenklicher, nickte still.

“Tut mir leid, Daniel“, sagte Jack, “Der rote Knopf an der Seite.“

“Den habe ich gedrückt“, erklärte Daniel noch leicht gekränkt, da Jack ihn anscheinend für völlig hilflos hielt. Jack trat näher an das störrische Küchengerät heran und versenkte den Stecker in die Steckdose. Dann betätigte er den roten Knopf und der Kaffee begann zu laufen.

“Uhm ...“ Daniel verstummte.

“Elektrizität“, erklärte Jack und grinste.

“Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen!“, erwiderte Daniel. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, verschränkte die Arme auf der Tischplatte und legte seinen Kopf darauf. Jack verzog das Gesicht. “Tut mir leid, Danny.“ Er trat hinter den jüngeren Mann und legte ihm eine Hand auf den Rücken. Daniel verspannte sich, doch Jack ignorierte es. “Du bist noch durcheinander“, sagte er. Daniel nickte still.

“Hast du wenigstens gut geschlafen?“, wollte der Colonel wissen und platzierte einen Kaffeebecher vor Daniel. “Ja, ich ... ging so.“ Der Archäologe musterte die leere Tasse und blickte dann zu Jack auf, der Teller, Messer und andere Frühstücks-Utensilien aus dem Schrank holte. “Ich fühle mich noch etwas fremd“, fügte Daniel hinzu. Jack nickte verstehend: “Das vergeht!“ Er blickte aus dem Fenster, bevor er die Marmelade auf ihre Haltbarkeit überprüfte: “Heute ist da draußen die Hölle los. Eigentlich wollten Carter und ich dich ins Einkaufszentrum führen und Sachen einkaufen. Du brauchst Kleidung ... andere, als nur das Nötigste und meine T-Shirts.“

Daniel blickte ihn aufmerksam an. “Aber bei dem Wetter kommen sicher alle auf die Idee, also lassen wir das. Wie wäre es mit einem gemütlichen Nachmittag zu Hause? Schachspielen, Fernsehen, Erinnerungen wecken“, schlug Jack vor.

“Ich weiß nicht, wie man Schach spielt“, erklärte Daniel niedergeschlagen.

“Dann zeige ich es dir ... außerdem gewinne ich dann endlich mal“, lächelte Jack. Daniel lächelte zurück.

***

Der Tag verging wie im Fluge. Jack konnte Daniel gegen Abend zu Bier überreden und sie sahen sich ein Eishockey-Spiel im Fernsehen an. Während die Moderatoren noch einmal die besten Spielzüge Revue passieren ließen, lehnte Daniel sich zurück und schloss die Augen. “Gott, das Zeug ist ja grauenhaft. Alles dreht sich.“

Jack grinste. “Das ist beabsichtigt. Das ist der Sinn und Zweck von Alkohol“, erklärte er.

“Du brauchst mich nicht auf den Arm zu nehmen, Jack. Ich weiß, was Alkohol ist, aber du hättest mir sagen können, dass ich Bier nicht vertrage“, meinte Daniel beleidigt. Er stand auf und ging zur Verandatür hinüber.

“Tut mir leid, Daniel“, erwiderte Jack lächelnd.

“Es regnet“, bemerkte Daniel und blickte in den dunklen Garten. Jack nickte und nippte an seinem vierten Bier. Daniel öffnete die Verandatür und trat in den Regen hinaus.

“Daniel?“ Jacks Aufmerksamkeit wanderte vom Fernsehbildschirm zu der offen stehenden Tür. “Daniel?!“ Jack stand auf und ging auf die Tür zu, sah im Schein des Wohnzimmer-Lichtes Daniel in Uniformhose und schwarzem T-Shirt im Regen laufen. Der Archäologe blickte zu Boden.

“Daniel! Daniel, komm rein! Du hast keine Schuhe an“, sagte Jack. Daniel blickte nur kurz zu ihm. “Auf Abydos hat es nie geregnet“, erwiderte er schließlich. Jack nickte: “Hätte mich gewundert.“

“Sha’re hat nicht verstanden, was ich mit Regen meinte. Sie hat mich angesehen und gelacht bei der Vorstellung von so viel Wasser, das vom Himmel fällt und das wir nicht einmal nutzen, sondern unverbraucht verschwinden lassen“, erklärte Daniel. Jack beobachtete seinen jüngeren Freund, lächelte still. Liebe dich, Daniel! Liebe dich über alles! Er trat aus dem Wohnzimmer in den Regen hinaus, ließ seine Hausschuhe drinnen zurück. Auch er war jetzt barfuss. Der Stoff seiner Jeans war bald schon vollgesogen mit Wasser.

Es regnete heftigst. “Jack, komm her!“, rief Daniel. Der Colonel trat zu ihm. Daniel deutete nach oben: “Wenn keine Wolken da wären, könnten wir Orion sehen.“ Jack blickte nur kurz nach oben, konzentrierte sich dann wieder auf Daniel. Wasser lief über Daniels Gesicht, im Schein des Wohnzimmer-Lichtes leuchteten seine Augen in einem intensiven Blau. Jack dachte nicht darüber nach, was er tat. Er wusste später nicht mehr, ob es an dem Alkohol lag oder an irgendetwas anderem – er dachte einfach nicht nach.

Er ging mit schnellen Schritten auf Daniel zu, zog ihn an seinem T-Shirt näher und küsste ihn heftig. “Jack! Au!“ Daniel versuchte, vor ihm zurückzuweichen, doch Jack hielt eisern fest, legte ihm eine Hand in den Nacken und küsste ihn erneut. Irgendwann fiel ihm auf, dass Daniel auf ihn einschlug und sich gegen ihn wehrte und er ließ erschrocken los. Daniel stolperte aufgrund des verschwundenen Widerstandes nach hinten und fiel über einen der Gartenstühle. “Jack?“, fragte er erschrocken.

Der Colonel schlug die Hand vor den Mund: “Daniel, Gott, tut mir leid!“ Er ging auf den Archäologen zu. Daniel wich seiner helfenden Hand aus und stand alleine auf, blickte Jack geschockt an. “Was sollte das, Jack?“, fragte er atemlos.

“Ich ... Daniel, ich ... der Alkohol!“

Daniel schüttelte ungläubig den Kopf und kehrte ins Haus zurück.

“Daniel!“ Jack rief hinter ihm her. “Verflucht“, murmelte er dann und rannte hinterher. Als er im Haus war, hörte er die Gästezimmertür zufallen. “Verdammt!“, fluchte Jack und schloss die Verandatür. Er lehnte sich dagegen: “Daniel.“

***

Jack hatte in trockene Kleidung gewechselt und das Wohnzimmer aufgeräumt.

Länger konnte er ein Gespräch gar nicht aufschieben. Daniel hatte sich nicht blicken lassen und er hatte auch nicht zu erkennen gegeben, ob er noch wach war oder nicht.

Jack klopfte leise, dann öffnete er die Tür einen Spalt. Licht brannte, Daniel war also noch wach.

“Kann ich rein kommen?“, fragte er. Eine Weile war es ruhig, dann antwortete der Archäologe: “Sicher.“ Daniel saß auf dem Bett, die Beine angezogen und die Arme darum gelegt. Er starrte aus dem Fenster, wandte Jack den Rücken zu. Auch er hatte sich umgezogen, trug nun eine von Jacks alten Trainingshosen und das graue T-Shirt.

“Können wir reden, Daniel?“, fragte Jack und trat neben ihn, blickte zu ihm hinunter. Daniel reagierte nicht. Jack setzte sich neben ihn. “Ich ... weiß nicht, was in mich gefahren ist, Daniel. Ich schwöre dir, das war nichts Besonderes, das war ... ein Ausrutscher oder so was. Ich ...“ Jack brach ab. Wen wollte er hier eigentlich belügen?

Von Daniel kam noch immer keine Reaktion.

“Ich wollte das nicht. Hast du ... hast du dir weh getan? Bist du verletzt?“

Daniel stellte seine Füße auf den Boden und lehnte sich vor, bis seine Unterarme auf seinen Beinen lagen. Der Colonel lächelte hilflos: “Was soll ich denn noch sagen, Danny? Es tut mir leid, ehrlich. Ich wollte dich nicht erschrecken. Und ich wollte dich schon gar nicht zwingen, etwas zu tun, was du nicht willst.“ Daniel starrte schweigend auf seine Hände.

“Daniel? Sag doch endlich was!“

Daniels Stimme zitterte, als er sprach: “Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Jack. Ich bin nur müde.“ Dann blickte er auf: “So müde.“ Jack nickte: “Bitte, Daniel, denk nicht weiter darüber nach.“

“Wie soll ich nicht darüber nachdenken, Jack? Du hast ...“ Daniel brach ab und senkte den Blick wieder, versteckte sein Gesicht in den Händen. Jack blickte ihn verzweifelt an. Er spürte, dass er etwas verlor, was ihm sehr wichtig war. Selbst, wenn er nicht in Daniels Nähe sein konnte – in der Nähe, die er bevorzugen würde -, so wollte er ihn doch weiter sehen und sich um ihn sorgen, als Teammitglied, wie er es für Carter und Teal’c tat. Und jetzt saß Daniel vor ihm und Jack konnte nicht einmal erkennen, ob er weinte oder nicht.

“Daniel ... ich bin sicher, das alles kommt wieder in Ordnung“, sagte Jack schließlich und legte dem Archäologen eine Hand auf die Schulter. “Freust du dich, dass ich zurück bin, Jack?“, fragte Daniel plötzlich. Jack konnte ihm gar nicht sagen, wie sehr er sich freute. Es war einfach nicht möglich. Es würde nur Fragen aufwerfen, die zu beantworten er nicht imstande war.

“Ich bin nicht sicher, ob ich froh bin, ich bin nicht sicher“, sagte Daniel, seine Stimme war ernst geworden. Jack blickte ihn nachdenklich an. “Wie soll ich das verstehen, Daniel?“

“Alles ist weg. Keine Erinnerungen an früher. Alles weg“, sagte Daniel. Jack bemerkte die Verzweiflung in den Augen des Archäologen, während Daniel ihn aufmerksam ansah. “Aber es kommt doch wieder. Du erinnerst dich doch bereits wieder an einiges“, sagte Jack tröstend.

“Aber nicht alles, Jack. Manches ist da, anderes nicht. Ich weiß wer meine Eltern waren, aber ich erinnere mich nicht an ihre Gesichter. Alles kommt in Albträumen. Ich träume jede Nacht, Jack, aber wenn ich aufwache, weiß ich nicht mehr wovon. Es tut so weh und ich bin so müde!“ Jack drückte ihn an sich. “Ist ja gut, Daniel. Warum hast du nichts gesagt?“, wollte er wissen.

“Konnte es nicht“, sagte der Archäologe. Jack drückte ihn weg und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. “Du kannst mir alles sagen, Daniel. Okay?“ Jack erwartete nach der Geschichte im Garten nicht sonderlich viel, doch der Archäologe nickte. Der jüngere Mann blickte ihn weiterhin an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Jack verzog das Gesicht ebenfalls zu einem leichten Lächeln. Womit er dieses Vertrauen verdient hatte, wusste er nicht.

Wenn er von Daniel verlangte, ihm alles zu sagen, wie konnte er dem Archäologen dann noch in die Augen sehen? Er streichelte Daniel ein Mal tröstend über die Wange. “Danke, Jack!“, flüsterte Daniel. Jack nickte und stand auf, machte sich auf den Weg nach draußen: “Gehen wir ins Bett.“

***

“Colonel, kommen Sie rein!“, bat Hammond ein paar Tage später und Jack betrat das Büro seines Vorgesetzten. “Sie wollten mich sprechen, Sir?“, fragte er.

“Ja, Colonel“, antwortete der General, “Schlechte Nachrichten. Kinsey ist noch immer hier und er besteht diesmal darauf, Dr. Jackson einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen.“

“Einer Untersuchung? Er soll sich Fraisers Akten ansehen. Sie hat Daniel auf alles gecheckt“, erklärte Jack unwillig.

“Setzen Sie sich, Jack“, sagte Hammond. Der Colonel blickte bei der Erwähnung seines Vornamens irritiert auf, ließ sich dann aber auf den Stuhl vor Hammonds Schreibtisch fallen. Der General blickte ihn ernst an. “Es geht um keine physische Untersuchung, sondern um eine psychische“, erklärte Hammond schließlich.

“Bitte was? Psychisch?“, fragte Jack ungläubig, “Mit Daniels Psyche ist alles in Ordnung.“

“Ist das so, Colonel?“, hakte Hammond nach. Jack wich seinem Blick aus.

“Hören Sie, Jack, ich habe selbst miterlebt, wie verunsichert Dr. Jackson nach seiner Rückkehr war.“

“Das liegt daran, dass er Probleme mit seinen Erinnerungen hat“, erklärte Jack.

“Kinsey hält es für eine Taktik“, erklärte Hammond.

“Eine Taktik?“, echote Jack, “Na herrlich! Und für wen bitte, soll Daniel spionieren?“

“Die Goa’uld!“, erwiderte Hammond.

“Die Goa’uld waren nicht einmal in Daniels Nähe, seit er wieder die normale Erscheinungsform angenommen hat. Die Nomaden von Vis Urban hätten so etwas erwähnt“, erklärte Jack aufgebracht.

“Das ist nicht zwingend notwendig. Wer weiß, ob Dr. Jackson nicht bereits vor seiner Landung auf dem Planeten in den Händen Goa’uld der gewesen ist“, erwiderte jemand von der Tür. Jack drehte sich um und starrte Kinsey an. “Was wollen Sie eigentlich?!“, fragte er aufgebracht.

“Alles hier ins rechte Licht rücken und aufräumen. Mir sind die ... Extravaganzen nicht entgangen, die hier in den letzten Monaten geherrscht haben. Man denke allein an SG-9, bei deren Rettung sechs gute Leute gestorben sind ... sechs! Das sind mehr Soldaten, als in dem Team selbst eingeteilt sind“, erklärte Kinsey.

“Es wäre Ihnen lieber gewesen, wir hätten das Team in Gefangenschaft gelassen?“

“Es hätte weniger Opfer gefordert!“

“Ich kann nicht glauben, dass Sie das gesagt haben. Jeder Soldat bei dieser Aktion hat sich feiwillig gemeldet, um SG-9 zu retten. Etwas, woran Sie nicht mal im Traum -“

“Colonel!“, ging Hammond dazwischen. Jack blickte zu ihm. Hammond starrte ihn beruhigend an. Jack senkte den Blick: “Verzeihung, Sir. Ich wollte die Fassung nicht verlieren ... ich ... bitte um Erlaubnis, wegzutreten.“ Hammond nickte: “Schon gut, Colonel! Erlaubnis erteilt. Reden Sie mit Dr. Jackson darüber! Ich denke, er kann das verstehen.“ Jack nickte und verließ das Büro. Nein, Daniel würde das nicht verstehen. Nicht im Moment! Dafür war er viel zu verletzlich und unsicher.

***

“Oh.“

Jack starrte Daniel ungläubig an. “Oh?“, echote er.

“Ja, oh. War doch klar, dass Kinsey darauf bestehen würde. Ich meine, wer weiß schon wirklich, was in meinem -“

“Daniel!“, unterbrach Jack. Der Archäologe senkte den Blick.

“Gott, Daniel.“ Jack umrundete den Schreibtisch und stellte sich hinter den Archäologen, legte seine Hände auf Daniels Schultern. “Sag mir, was du denkst!“, verlangte er.

“Ich ... ich will ...“ Daniel brach ab und drehte seinen Stuhl so, dass er mit dem Gesicht zu Jack saß. Der Colonel zog sich einen mit Büchern beladenen Stuhl heran und schob die dicken Wälzer kurzerhand etwas zur Seite, um sich einigermaßen bequem setzen zu können.

“Ich will -“

“Dr. Jackson! Ich denke, Colonel O’Neill hat mit Ihnen über meine Pläne geredet?“, kam es von der Tür. Jack fuhr wütend hoch, konnte es gerade so verhindern, zu explodieren: “Kinsey? Was tun Sie hier?“

“Ich will Dr. Jackson mit zu Dr. McKenzie nehmen ... natürlich nur, wenn er einverstanden ist, Colonel“, erklärte der Senator.

“Und wenn nicht?“, wollte Jack wissen.

“Hat Dr. Jackson verlernt, zu sprechen?“, stellte Kinsey verärgert eine Gegenfrage. Daniel stand nun auf, fuhr sich nervös durch die Haare, bevor er die Arme verschränkte: “Schon gut, Jack.“ Er warf dem Colonel einen beruhigenden Blick zu. “Ich komme mit!“, beschloss dieser.

“Jack, nein! Ist schon in Ordnung“, bat Daniel.

“Ich will es aber“, erwiderte Jack ebenso fest. Daniel nickte geschlagen: “Okay.“

***

Kinsey blieb vor dem Lift stehen und rief ihn per Knopfdruck. Dann wandte er sich an Daniel, der zu Boden blickte, die Arme noch immer verschränkt. Jack hielt sich im Hintergrund, beobachtete jedoch jede von Kinseys Bewegungen. Er dachte nicht, dass das nötig war, doch er wollte sicher gehen. Er wollte Daniel schützen, solange der jüngere Mann nicht selbst in der Lage dazu war.

“Dr. Jackson, Dr. McKenzie wird Ihnen Fragen zu Ihren Erlebnissen während Ihres Aufstieges stellen“, erklärte Kinsey ruhig und gelassen. Jack sah, wie sich Daniels Hände in der Uniformjacke verkrampften. “Ich ... ich erinnere mich nicht an das, was passiert ist“, sagte er leise. Kinsey blickte zu ihm. “Wie bitte?“

“Ich kann mich nicht erinnern“, wiederholte Daniel unsicher. Der Lift kam, Kinsey betrat die Kabine. Jack und Daniel folgten. “Eigentlich ... erinnere ich mich an kaum etwas“, sagte Daniel nun und brach das Schweigen. Kinsey blickte ihn an und schüttelte den Kopf. “Sie lügen mich an, Dr. Jackson“, erklärte er entschieden.

“Nein“, sagte Daniel fest.

“Sie können mir nicht erzählen, dass diese ... Oma Sie hierher zurückgebracht hat und Ihnen Ihre Erinnerungen genommen hat“, sagte Kinsey fest.

“So ist es aber“, sagte Jack scharf. Daniel warf ihm einen bittenden Blick zu.

“Dr. Jackson, Sie bringen sich mit dieser Aussage in große Schwierigkeiten, ich hoffe, das ist Ihnen klar“, sagte Kinsey.

“Ich lüge nicht“, wiederholte Daniel.

“Dr. Fraiser hat keine Anomalie in Ihrem Gehirn gefunden, Dr. Jackson. Wie erklären Sie sich das?“, fragte Kinsey.

“Ich lüge nicht“, sagte Daniel erneut.

“Ich kann Ihnen das leider nicht glauben, Dr. Jackson“, erwiderte Kinsey stur. Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Sie verließen die Kabine und strebten McKenzies Büro an. “Aber es ist die Wahrheit“, erwiderte Daniel frustriert.

“Wollen Sie mir damit sagen“, Kinsey blieb stehen und beobachtete Daniel genau, der ihm gegenüber stand und zu Boden blickte, “dass Sie sich an nichts – rein gar nichts – erinnern können, das während Ihres Aufstieg passiert ist ... und dass Sie Probleme mit Ihrem Gedächtnis und der Zeit davor haben, obwohl Dr. Fraiser keinerlei Anzeichen darauf gefunden hat?“

“Ja, Sir“, antwortete Daniel.

“Ihre Frau wurde von Goa’uld entführt und zum Wirt gemacht, sie starb durch Teal’cs Hände, Sie waren abhängig von einem Gerät namens Sarkophag und ließen sich von einer gewissen Hathor übertölpeln. Ihre Ex-Freundin Sarah Gardner wurde ebenfalls von einem Goa’uld heimgesucht, nachdem Sie die Geschichte erst ins Rollen gebracht hatten. Durch Ihre, Major Carters und Dr. Fraisers Unfähigkeit, mit einer gefährlichen Situation umzugehen, ist sie entkommen und treibt jetzt draußen mit Anubis ihr Unwesen. Sie wollen mir Glauben machen, dass Sie nicht mehr wissen, wie Sie von einem Licht in einem Goa’uld-Tempel abhängig wurden, obwohl Sie ein paar Leben hätten retten können, wären Sie nur früher mit der Entzifferung der Inschriften dort fertig gewesen. Das SG-Team, das Sie begleitete, wäre noch am Leben.“

Daniel hatte zu zittern begonnen.

Jack bemerkte das mit einiger Besorgnis und versuchte, in die Augen des Archäologen zu blicken, doch dieser hielt den Blick stur gesenkt, die Finger in der Uniform-Jacke verkrampft.

“Ich beobachte Ihre Arbeiten schon sehr lange, Dr. Jackson. Ihre und die der anderen SGC-Mitarbeiter und ich muss feststellen, dass Sie des öfteren Abgabe-Termine versäumen – wegen angeblich wichtigen Missionen. Ich würde Sie rausschmeißen lassen, wenn Hammond nicht so dagegen wäre und immer wieder betonen würde, wie wichtig Sie in dieser Einrichtung sind und dass Sie ein vollwertiges Mitglied des SG-1-Teams sind ... allerdings nicht vollwertig genug, um Ihre eigene Frau -“

“Halten Sie die Klappe!!“ Daniel blickte auf, er zitterte. Jack hatte Kinsey gerade stoppen wollen, hatte die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass Daniel selbst eingriff.

Der Archäologe starrte den Senator hasserfüllt an, bevor er ihn an seinem Jackett packte und gegen die nächste Wand drückte.

“Daniel!“, ging Jack dazwischen. So sehr er sich auch wünschte, Daniel würde Kinsey zusammenschlagen, er konnte es nicht zulassen. “Sie haben mir gar nichts zu sagen!! Sie sind ein Vollidiot, Kinsey!! Ich muss mir Ihre Meinung über meine Fehlschläge nicht anhören, haben Sie verstanden!?!“

“Daniel!“ Jack packte seinen Freund an der Schulter und zog ihn von dem Senator weg, doch der Archäologe kämpfte sich aus seinem Griff frei und stürmte auf Kinsey zu, begann, auf ihn einzuschlagen. “Sie verdammter Mistkerl!“, schrie er. Einige Soldaten waren aufmerksam geworden und versuchten nun, die beiden zu trennen.

“Daniel, hör auf damit, verdammt!! Was machst du denn!?!“, rief Jack schockiert über Daniels Reaktion, zog seinen Freund grob von Kinsey weg und hielt ihn fest. “Er hat mir nichts zu sagen, Jack!! Er hat mir nichts zu sagen!!“ Daniel kämpfte um die Freiheit, doch Jack bemerkte auch, wie sehr der jüngere Mann zitterte.

“Ich werde Sie dafür vors Militärgericht bringen, Doktor!!“, drohte Kinsey, hielt sich die blutende Lippe. Daniel zog ein letztes Mal an Jacks Griff, kam jedoch wieder nicht frei. Statt einen neuen Versuch zu starten, sich zu befreien, sank Daniel auf die Knie und barg den Kopf in den Händen. Als hätte er jetzt erst bemerkt, was geschehen war, schluchzte er: “Oh Gott ...“ Jack hielt seine Schultern fest, spürte, dass der Archäologe weinte. “Jack!“

“Ich bin hier! Keine Sorge, ich bin hier“, sagte Jack ruhig, wandte sich an die stehen gebliebenen Soldaten, “Rufen Sie Dr. Fraiser!“

“Schon getan!“, antwortete einer von ihnen. Daniels Atem kam in kurzen schmerzhaften Stößen, als er stärker weinte, sich gegen Jack fallen ließ.

“Dafür werde ich Sie -“

“Halten sie die Klappe, Kinsey!“ Bei Jacks lauten Worten zuckten Daniel und Kinsey zusammen, doch während der Senator nur wütend starrte, begann Daniel stärker zu weinen. “Sh ... schon gut, Daniel. Er wird gar nichts ... er wird gar nichts“, flüsterte Jack, hielt seine Arme um Daniel gelegt. Eine junge Soldatin kniete vor dem Archäologen und blickte Jack besorgt an. “Er kommt in Ordnung ... er kommt in Ordnung“, sagte der Colonel ruhig, hielt den weinenden Daniel weiterhin fest.

“Kinsey ist ein Widerling! Er hat meine Schwester rausschmeißen lassen, weil Sie gestern von ihrem Freund hier abgeholt wurde ... Verletzung der Geheimhaltung, dabei wartete er vor dem ersten Grenzpunkt“, sagte die junge Soldatin wütend. Jack nickte. Er lächelte ihr zu. “Ich bin Lt. Grany“, sagte sie leise, als Janet eintraf.

***

“Colonel“, Janet tauchte hinter dem Vorhang auf, der Daniels Bett umgab und wandte sich an den davor wartenden Jack. Sie schüttelte den Kopf und warf einen kurzen Seitenblick in Kinseys Richtung. Der Seantor saß auf dem Bett neben Daniels Lager, von dem Archäologen durch den Vorhang abgetrennt. Jack nickte verstehend und nahm Janets Arm, als Kinsey sich damit beschäftigte, sich über die junge Assistenz-Ärztin auszulassen, die ihn zehn Minuten hatte warten lassen.

Er zog die Ärztin wieder in Daniels Bereich und blickte kurz zu dem schlafenden Archäologen hinunter. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn umzuziehen, lediglich die Uniformjacke und die Schuhe waren verschwunden. Daniel hatte sich auf die Seite gelegt und die Beine an den Körper gezogen.

Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.

“Wie sieht es aus, Doc?“, fragte Jack schließlich leise.

“Sie müssen sich keine Sorgen darum machen, dass Daniel aufwacht, wenn Sie zu laut reden. Ich habe ihm etwas zur Beruhigung gegeben, er wird die nächsten zwei Stunden ruhig schlafen“, sagte sie.

“Ich spreche leise wegen Kinsey“, antwortete Jack nur. Janet blickte ihn einen Moment lang unentschieden an, dann nickte sie verständnisvoll. “Sagen Sie mir nicht, dass Daniel durchgedreht ist. Es wäre das perfekte Ziel für Kinsey. Er könnte das nicht nur gegen Daniel verwenden, sondern auch gegen den General“, erklärte Jack, als Janet weiterhin beständig schwieg. Die Ärztin nickte nun langsam und schien ihre stummen Überlegungen zu beenden: “Sie müssen sich keine Sorgen machen, Colonel. Ich finde, das Krankheitsbild war ziemlich eindeutig. Zittern, Weinkrämpfe ...“

Sie zuckte mit den Schultern, trug etwas in Daniels Akte ein. Jack blickte sie fragend an: “Fraiser, ich bin kein Arzt.“ Sie blickte auf, lächelte: “Verzeihung, Sir.“ Sie schloss die Akte und blickte Jack in die Augen. “Es sieht für mich nach einem klassischen Nervenzusammenbruch aus. Daniel wohnt bei Ihnen, Sir. Ist Ihnen etwas in seinem Verhalten aufgefallen?“, fragte die Ärztin. Jack fuhr sich durch die Haare: “Er war etwas ... schreckhaft in letzter Zeit und diese ganze Erinnerungs-Nummer beschäftigt ihn ziemlich.“

“Das habe ich mir gedacht“, nickte Janet. Das Telefon klingelte. Janet verließ den abgetrennten Bereich, um zu antworten. Jack ging näher zu Daniel und seufzte leise. Er spielte mit dem Gedanken, dem Archäologen über die Wange zu streicheln, wurde aber von Janet unterbrochen, die wieder zu ihm trat. “General Hammond wünscht Sie in seinem Büro zu sehen“, erklärte sie. Jack nickte: “Wo ist Kinsey?“ Er bemerkte nun die leere Pritsche des Senators.

Janet seufzte. “In General Hammonds Büro.“

“Na toll!“, stöhnte Jack.

***

“General, Sie wollten mich sprechen?“, fragte Jack und trat ein, ignorierte Kinsey, der in einem der Stühle vor Hammonds Schreibtisch saß und mit dem Leiter der Basis sprach. “Colonel, gut, dass Sie es einrichten konnten. Ich denke, Sie können das alles hier aufklären“, meinte Hammond. Sein Blick sprach Bände. Sie waren Augenzeuge. Sie haben mit Fraiser gesprochen. Sagen Sie mir nicht, Dr. Jackson war lediglich in aggressiver Stimmung! “Nun, Sir ... gut möglich. Dr. Fraiser lässt ausrichten, sie kommt nach, sobald sie ihre Visite beendet hat“, erklärte Jack also und bemühte sich, nur Hammond anzublicken und Kinsey völlig außer Acht zu lassen.

“Dann erklären Sie mir bitte, wieso Senator Kinsey mit einem blauen Auge und einer blutenden Lippe in die Krankenstation eingeliefert werden musste!“, verlangte der General.

“Er hat Daniel provoziert, Sir. Und Daniel hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Er ist in schlechterem Zustand als Senator Kinsey im Moment. Er schläft“, erklärte Jack ruhig. Hammond nickte: “Wie ich Ihnen schon sagte, Senator. Alles klärt sich auf.“ Es klopfte erneut an die Tür und Janet trat ein. “General Hammond, Sir“, grüßte sie.

“Doktor“, antwortete Hammond und lächelte ihr kurz zu. “Ich nehme an, Colonel O’Neill hat Ihnen bereits Bescheid gesagt“, meinte die Ärztin, nahm den ihr angebotenen Platz dankbar an.

“Sie denken doch nicht ernsthaft, dass ich Ihnen das abkaufe. Sie wollen lediglich verhindern, dass ich Dr. Jackson vor Gericht bringe“, meinte Kinsey mit ruhiger Stimme.

“Niemand wird hier vor Gericht gebracht, Senator. Wenn Dr. Fraiser sagt, dass Dr. Jackson einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, dann glaube ich ihr das auch“, meinte Hammond.

“Ich empfehle etwas Urlaub für Daniel. Vielleicht zwei Tage von morgen an“, meinte Janet.

“Genehmigt! Senator, ich denke, wir werden unsere Diskussionen über das Budget für das nächste Jahr fortsetzen“, meinte Hammond, “Doktor, Colonel, wegtreten! Jack, ich gehe davon aus, dass Sie Daniel nach Hause bringen.“ Jack nickte und verschwand mit Janet aus der Tür.

***

“Er wird nicht -“

“Nein, Daniel“, antwortete Jack und blickte den erschöpften Archäologen vor sich an. Daniel saß auf seinem Bett und ließ die Beine baumeln. Sein Blick war gesenkt, seine Hände lagen ruhig in seinem Schoss. Jack war bereits in Zivil.

“Ich ... ich wusste nicht, dass ich -“

“Schon, gut, Daniel“, unterbrach Jack. Der Archäologe blickte auf und flüsterte: “Ich bin so fertig, Jack.“

“Ich weiߓ, antwortete der Colonel, “Ich werde dich nach Hause bringen. Wir werden etwas essen – wir könnten Pizza bestellen – und dann gehen wir ins Bett und schlafen. Und die nächsten zwei Tage wirst du nichts weiter tun, als dich auszuruhen und zu entspannen.“ Daniel lächelte leicht und antwortete leise: “Das klingt gut.“ Jack steckte die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans und musterte seinen Freund aufmerksam. “Carter lässt grüßen! Sie hat viel Spaß bei den Tok’ra und mit diesem Naquadah-Dingsda. Teal’c sendet ebenfalls seine besten Wünsche. Er hat mir versichert, er richtet Rya’c unsere Grüße aus“, erklärte er.

“Sie sind weg?“, fragte Daniel.

“Erinnerst du dich nicht? Sie brachen gestern Abend auf“, meinte Jack.

“Natürlich“, meinte Daniel.

“Wie wäre es, wenn du deine Schuhe anziehst und wir verschwinden?“, fragte Jack. Daniel nickte: “Keine zivilen Sachen?“

“Nein, das dauert mir zu lange. Ich habe Hunger. Außerdem hast du momentan noch keine eigene Garderobe“, erklärte Jack, lächelte Daniel zu und ließ ihn allein, damit er sich fertig machen konnte.

“Colonel!“

Er drehte sich um. Janet kam auf ihn zugeeilt. “Brechen Sie auf?“

“Ja, Doc. Haben Sie Ihre Meinung geändert?“, wollte Jack stirnrunzelnd wissen.

“Nein, Sir, aber ich wollte Sie etwas fragen. Hat Daniel schon mit der Wohnungssuche begonnen?“

Jack schüttelte den Kopf: “Nicht, dass ich wüsste.“

“Er sollte bald eine Wohnung finden. Ich glaube, was ihm fehlt ist Beständigkeit ... ein Zuhause“, erklärte Janet. Jack nickte: “Ich sorge dafür.“ Janet nickte dankbar.

***

“Danke!“, sagte Jack und gab dem Pizzaboten ein üppiges Trinkgeld. Dieser antwortete mit einem Lächeln und einem “Vielen Dank, Sir!“. “Kein Problem! Sie sind seit fünf Jahren immer pünktlich gewesen“, erklärte Jack. Er schnappte sich zwei Bier aus der Küche und ging ins Wohnzimmer, wo Daniel auf der Couch saß und einen Film über die Kommunikation der Tiere ansah. “Interessant?“, fragte Jack. Daniel nickte und nahm dankbar seine Pizza an. “Ich habe ziemlichen Hunger.“

Jack nickte: “Kann ich verstehen.“ Er nahm einen Schluck Bier und konzentrierte sich scheinbar auf den Film. In seinem Inneren jedoch rasten die Gedanken. Als Janet gesagt hatte, Daniel bräuchte Beständigkeit und ein Zuhause, hatte es bei Jack geklingelt.

Daniel war verstört gewesen an diesem Abend vor ein paar Tagen und er war angetrunken gewesen und vielleicht sollte Jack einfach noch einmal mit ihm darüber reden. Klar war jedenfalls, dass er es Daniel irgendwann einmal sagen musste. Jack fühlte sich müde bei dem Chaos, das momentan in seinen Gedanken wütete und er bemerkte kaum, dass er wie konditioniert die Pizza aß und sein Bier trank. Was für eine Pizza hatte er sich eigentlich bestellt gehabt?

“Ich bin müde, ich denke, ich gehe ins Bett“, meinte Daniel und reichte die Fernbedienung an Jack weiter. Der Colonel bemerkte, dass Daniel sein Bier kaum angerührt hatte, dafür aber die Pizza vollständig aufgegessen hatte.

“Daniel, warte mal!“

Auf dem Weg nach draußen drehte sich der Archäologe um und blickte Jack fragend an. Der schaltete den Fernseher ab und sagte: “Komm her! Setz dich!“

“Jack, ich bin wirklich -“

“Bitte!“

Daniel zuckte mit den Schultern und ließ sich wieder auf seinen Platz fallen.

“Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig“, erklärte Jack, blickte in Daniels abwartende Augen, “Daniel, ich muss mit dir über neulich reden, ich muss da etwas ... loswerden.“

“Loswerden?“, fragte Daniel verwirrt. Jack nickte: “Ich habe dich geküsst, das war nicht richtig. Du wolltest das nicht und ich ... habe dich gezwungen. Ich hoffe, du trägst mir das nicht nach.“ Daniel nickte: “Ich habe mich nur erschrocken, Jack. Ich ... habe ...“ Er brachte den Satz nicht zu Ende, blickte zu Boden.

“Es war trotzdem falsch. Ich wollte dir sagen, dass ich ... ich habe ...“ Jack suchte nach Worten. Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare, dann blickte er Daniel in die Augen und sagte: “Ich habe mich in dich verliebt.“ Daniel blickte ihn an. Er blinzelte. Dann blickte er Jack wieder an. “Wie bit ...“ Er unterbrach sich selbst.

“Ich ... habe mich in dich verliebt, Daniel“, wiederholte Jack. Daniel blickte noch immer starr in seine Augen, dann zu Boden. “Was sagst du jetzt?“, fragte Jack atemlos.

“Ich ...“ Daniel schluckte. “Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll“, erklärte er schließlich, “Das ist ... verwirrend. Ich ... du hast mich geküsst, weil du ...“ Daniel barg das Gesicht in den Händen und flüsterte: “Oh Gott!“

“Daniel?“ Jack blickte ihn besorgt an. Der Archäologe reagierte nicht.

“Daniel!“ Auf Jacks sanfte Aufforderung hin hob der Archäologe den Kopf. “Ich fühle mich verloren, Jack. Ich weiß nicht, wo ich hin gehöre. In der ersten Nacht im SGC bin ich aufgewacht und da waren so viele Bilder in meinem Kopf, vor allem von Sha’re. Und ich musste mir kaum eine viertel Stunde später eingestehen, was mit ihr passiert war. Es waren drei Jahre Horror, Jack und ich musste mich innerhalb einer Minute daran erinnern. Und Teal’c konnte mir nicht helfen. Dann erinnerte ich mich an mehr ... an Freundschaft und gemeinsame Arbeitsprojekte mit Sam. Ich erinnerte mich daran, wie sie damals von diesem Computervirus besessen war und wir sie alle aufgaben, Jack.

Es hätte nur noch ein paar Minuten dauern müssen, dann hätten wir die Maschinen abgeschaltet. Und ... du hast mir sozusagen die Schuld gegeben. Mir und Sam, weil wir mit dem Ding reden wollten. Und ich war so verletzt, Jack. Und ich versuchte es Sam zu beschreiben, doch sie konnte mir auch nicht helfen. Und danach wollte ich mit dir darüber reden, doch du hast ... mich nur gefragt, was ich zum Mittag essen will, Jack. Und du hast mich abgewürgt, die ganze Zeit über. Und ich wünschte, all das wäre nie passiert. Ich komme mir fremd vor. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Und du sagst, dass du mich liebst, dabei weiß ich nicht mal, ob ich hierher gehören will ... ich -“

“Halt die Klappe, Daniel!“, ging Jack scharf dazwischen, stoppte den verzweifelter werdenden Redefluss des Archäologen. Erschrocken wegen des harten Tones blickte Daniel ihn an. Jack nickte langsam, dann sagte er sanfter: “Entschuldige!“ Er blickte seinen Freund neugierig an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Ich wollte nicht, dass es dich durcheinander bringt. Doch ich fand, dass ich es dir sagen musste.“

“Du hast ... richtig gehandelt“, murmelte Daniel. Er stand auf und trat wieder an das Wohnzimmerfester, das den Hintergarten zeigte: “Ich ... ich habe ... ich danke dir ... für deine Ehrlichkeit.“ Er drehte sich wieder zu Jack um. Der Colonel nickte. Er stand ebenfalls auf, ging zu Daniel hinüber und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn. “Und was tun wir jetzt?“, fragte Jack hilflos.

“Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal genau, was ich im Moment will. Ich will nur ...“ Daniel brach ab.

“Ein Zuhause?“, fragte Jack. Daniel senkte den Blick und nickte langsam: “Ich habe eigentlich nur zweimal eines gehabt bisher.“ Jack nickte verstehend.

“Bei dir habe ich mich immer sicher gefühlt – daran erinnere ich mich, doch das ist fast verschwunden, als würde ich hier nicht mehr her gehören. Ich habe das Gefühl, dass ich ... innerlich tot bin“, erklärte Daniel nun.

“Das bist du nicht“, erwiderte Jack kopfschüttelnd. Daniel schaute ihn an: “Wer sagt dir das?“

“Du ... bist nur müde und du hast Probleme und ich komme daher und erzähle dir, dass ich mich in dich verliebt habe und alles ist so kompliziert. Du machst eine schwere Zeit durch, Daniel.“ Jack nahm ihn tröstend in den Arm. Er spürte kurz einen Widerstand, doch dann ließ Daniel es zu, ließ sich halten. “Jack? Ich will ein Zuhause“, flüsterte Daniel verzweifelt. Jack schob ihn etwas von sich und blickte ihm in die Augen. Daniel zitterte wieder stark, der Stress lastete extrem auf seinen Schultern.

Jack hoffte, er stand nicht wieder am Anfang eines Nervenzusammenbruchs. Er entschied sich, etwas zu tun. Diesmal ganz bewusst. Er wollte Daniel ein Zuhause anbieten, er war sich sicher, es zu können, ein würdiges Zuhause für ihn bereitzuhalten. “Daniel?“

Der Archäologe blickte ihn aufmerksam an. Jack hob die Hände und strich über Daniels Wangen. Dann beugte er sich herunter und küsste Daniel sanft auf die Lippen. Halt mich auf!, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf beschwörend. Doch er spürte auch nach einigen Sekunden keine ablehnende Reaktion des Archäologen, also legte er seine Arme um Daniels Körper und zog ihn näher zu sich. Seine Hand glitt langsam unter Daniels T-Shirt und streichelte dem jüngeren Mann über den Rücken, immer bereit, sich wieder zu lösen, falls Daniel sich seiner Situation bewusst werden würde.

Daniel löste sich vorsichtig von ihm. “Warum tust du das?“, fragte er überrumpelt. Jack schüttelte den Kopf: “Ich wollte nicht ...“ Jack brachte den Satz nicht zu Ende, sondern blickte in Daniels Augen. Der Archäologe lächelte nun leicht. Jack zog ihn wieder näher und küsste ihn erneut, diesmal zärtlicher und vorsichtiger. Jetzt kam auch eine Reaktion – eine positive, wie Jack beruhigt feststellte. Daniel trat näher an Jack heran und umfasste seinen Kopf mit den Händen, reagierte auf seinen Kuss.

Plötzlich spürte Jack, wie Daniel sich verspannte. Schließlich drückte Daniel ihn weg und trat außerhalb von Jacks Reichweite, verschränkte die Arme vor der Brust. “Das wäre falsch“, flüsterte er mehr zu sich selbst. Jack starrte zu Boden.

“Hör zu Jack, ich will nicht -“

“Gehen wir schlafen!“, unterbrach Jack und löste sich aus der Erstarrung, die von ihm Besitz ergriffen hatte.

Er ging zum Wohnzimmerfenster und zog die Vorhänge zu, dann nickte er Daniel zu. Der Archäologe blickte ihn irritiert an, setzte an, etwas zu sagen, doch Jack wollte jetzt nichts hören. Er glaubte zu wissen, was Daniel sagen wollte und es war ihm klar: Es durfte nicht sein, das war zu verrückt, das war zu gefährlich! Also unterbrach er den jüngeren Mann, bevor dieser zu reden begann: “Du hast morgen frei, weißt du noch? Schlaf dich aus!“ Du siehst aus, als würdest du es brauchen, fügte er in Gedanken hinzu.

Er nickte Daniel zu und ging in sein Zimmer. Dann schloss er die Tür. Er lehnte sich dagegen. Daniel stand allein im Wohnzimmer und starrte den Flur hinunter, wo Jack gerade verschwunden war. “Jack?“

In seinem Zimmer fluchte der Colonel stumm. Sein Freund befand sich in einer eindeutigen Identitäts-Krise und er flippte aus, weil er – schlicht ausgedrückt – scharf auf ihn war und nicht mit ihm in einem Bett übernachten konnte – weil Daniel es nicht wollte. Und jetzt hatte er Daniel geküsst, lange und zärtlich geküsst und gespürt, dass der andere Mann sich verzweifelt an ihm festgehalten hatte, weil Jack der einzige war, bei dem er es sich erlaubte.

Das war schon früher so gewesen. Sam war zwar eine von Daniels besten Freundinnen, doch er war letztendlich mit seinen größten Problemen immer zu Jack gekommen. Aus einem Instinkt heraus hatte Jack es genauso getan.

Und er selbst – Jack O’Neill - hatte das Zimmer verlassen, ohne Daniel die Chance zu geben, sich auszudrücken, darüber zu reden.

Sie würden es morgen tun müssen. Jack würde hinnehmen müssen, dass Daniel sich distanzieren würde. Das wusste er mit ziemlicher Sicherheit. Der Colonel schaltete das Licht aus und ging zu seinem Bett, ließ die Straßenlaterne einen sanften Schein in sein Zimmer werfen, während er unter die Decke kroch. Es dauerte etwa fünf Minuten in absoluter Dunkelheit, dann hörte er leise Schritte und die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich.

“Schläfst du?“, fragte Daniel.

“Du offensichtlich nicht“, meinte Jack abweisend und schalt sich selbst im nächsten Moment für diesen Ton. War er wirklich wütend auf Daniel? Oder lag es nicht an Daniels Rückzug, sondern an der Brutalität, mit der er seinen Freund daraufhin behandelt hatte?

Schämte er sich und behandelte seinen Freund deshalb so? “Ich fühle mich müde, aber ich ...“ Hilflos brach Daniel ab. Jack schwieg ebenfalls.

“Ich würde nur ungern allein sein ... und wir müssen reden“, flüsterte Daniel so leise, dass Jack ihn kaum verstehen konnte. Der Colonel setzte sich auf. “Rede!“, sagte er knapp. Sein Kopf übernahm nicht. Verdammt, konnte sein Herz nicht mal die Klappe halten?

“Hast du ... wirklich irgendetwas gefühlt, Jack? Bei ... als wir ... uns küssten“, fragte Daniel nach einer kurzen Pause.

“Wieso?“, fragte Jack.

“Weil ... ich bisher nur von Sha’re so geküsst wurde“, erklärte Daniel.

“Daran erinnerst du dich?“, fragte Jack mit einem leichten Lächeln. Daniel lächelte ebenfalls: “Daran ganz sicher.“ Jack seufzte: “Hör zu, Daniel! Was ich gesagt habe – diese Sache mit dem verliebt sein und so weiter – das habe ich vollkommen ernst gemeint.“ Daniel starrte ihn an und nickte langsam. “Und du?“, fragte Jack schließlich. Daniel schaute ihn einige Sekunden lang an, dann sagte er: “Ich weiß es nicht.“ Jack nickte langsam: “Okay.“ Daniel brauchte Zeit ... okay.

“Geh schlafen, Daniel, es ist spät, du hattest einen fürchterlichen Tag. Schlaf dich aus“, meinte er. Der Archäologe nickte und blickte dann zum Fenster. “Hast du aus dem Wohnzimmerfenster gesehen, Jack?“, fragte er plötzlich.

“Nein, ich ... hatte anderes zu tun“, meinte der Colonel. Daniel lächelte leicht: “Es schneit. Es ist wunderschön.“

“Das wird aber auch mal wieder Zeit ... vier Tage vor Weihnachten“, meinte Jack.

“Gute Nacht!“, sagte Daniel.

“Nacht, Daniel.“

***

Jack fegte den Wecker mit einem unwilligen Stöhnen vom Nachttisch. Heute war der 21.12. Warum musste er am 21.12. arbeiten?

In wenigen Tagen war Weihnachten. Doch wie jedes Jahr bekam SG-1 genau wie viele andere Teams und Mitarbeiter genau am Morgen des 23.12. Urlaub. Jack kämpfte sich aus seinem Bett und taumelte ins Bad, duschte, rasierte sich und zog sich an und ging dann in die Küche, schaltete die Kaffee-Maschine an. Als er die Zeitung reinbrachte fiel sein Blick auf die Gästezimmertür. Er blieb einige Momente unentschlossen stehen, dann schritt er darauf zu und öffnete sie leise. Daniels Uniform lag am Boden.

Zum Schlafen hatte er wohl wieder die hastig gekauften Boxershorts und ein graues T-Shirt an, das Jack gehörte.

Es wurde Zeit, dass sie ausgiebig einkaufen gingen. Jack versicherte sich kurz, dass Daniel ruhig schlief und schloss zufrieden wieder die Tür.

***

Jack klopfte an die Bürotür des Generals. Auf ein “Herein!“ von drinnen trat er ein und blickte den General fragend an. “Sie wollten mich sprechen, Sir?“

“Einen Moment noch!“, bat der General und wandte sich wieder seinem anderen Gast zu. Jack blätterte die Mappe durch, die er in der Hand hielt und einige Memos enthielt und wartete geduldig, während Hammond das Gespräch mit Kinsey beendete. “Ich denke, wir können diese Änderungen vornehmen und in das Jahres-Budget einfließen lassen“, erklärte Hammond.

“Der Präsident ist zuversichtlich“, Kinsey gab sich keine Mühe, sein Missfallen zu zeigen, “dass wir mit noch mehr SG-Teams noch mehr Technologien finden könnten, die im Kampf gegen die Goa’uld helfen.“

“Da bin ich mir sicher“, erklärte Hammond, “Allerdings ist es inzwischen eine der Hauptaufgaben dieser Einrichtung geworden, friedliche Kontakte zu knüpfen.“

“Das tun Sie mit Vorliebe, ich weiß. Doch ich kann Ihnen nicht oft genug sagen, dass das Pentagon auf echte Ergebnisse drängt.“

“Leider begegnen uns nicht oft Völker, mit denen wir handeln können.“

“Was ist mit Kelowna ... dieser Jonas Quinn hätte Ihnen doch einiges über die Naquadria-Technologie verraten können, nicht wahr?“ Es wurde still. Jack entschied sich, Kinsey eine Antwort zu geben, ehe Hammond es tat: “Jonas war ein Jahr lang ein vollwertiges Mitglied meiner Einheit. Wir haben ihn nach Naquadria-Technologie gefragt und er hat uns einiges erklären können. Fragen Sie Carter nach den Einzelheiten!“

Kinsey drehte sich zu Jack um und lächelte kalt. “Ein hochwertiges Mitglied Ihres Teams ... wie Dr. Jackson? Ihr ... bester Freund?“

Jack erstarrte bei der unterschwelligen Betonung der beiden Worte: “Ja.“ Kinsey drehte sich zu Hammond um. “Ich werde mich melden.“ Dann verließ er das Büro. Jack atmete erleichtert aus.

“Colonel, wie geht es Dr. Jackson heute?“ fragte der General.

“Als ich ging, schlief er. Gestern war er ziemlich erschöpft“, berichtete Jack und setzte sich nach einer Aufforderung Hammonds in den Stuhl vor dem Schreibtisch des Generals. “Senator Kinsey wird dem Pentagon die Budget-Anträge vorlegen, das dürfte ihn eine Weile beschäftigen“, erklärte sein Vorgesetzter.

“Danke, Sir“, erwiderte Jack.

“Ich denke, es wird kein Problem sein, wenn Dr. Jackson wieder in Ihrer Einheit mitarbeitet, oder, Jack?“, fragte der General nun. Jack schüttelte entschieden den Kopf: “Wir sind froh, dass er wieder da ist.“ Hammond nickte: “Wegen Major Carters und Teal’cs Abwesenheit haben Sie heute nichts zu tun, Colonel ... bis auf ein paar Missionsberichte, die mir auf dem Schreibtisch noch fehlen ... einer von vor drei Monaten“, sagte Hammond und blickte Jack forschend an. “Nun ja, Sir -“

“Heute Abend, Punkt sechs Uhr“, legte der General fest.

“Jawohl, Sir“, antwortete Jack und stand auf.

***

Hammond hatte Jack einen Tag früher als geplant in den Urlaub geschickt. Jack hatte es geschafft, alle Missionsberichte nachzuliefern und schloss nun seine Haustür auf.

“Jack?!“, hörte er aus der Küchenecke. “Wer sonst?!“, antwortete er und hängte seine Jacke auf. Dann trat er in die Küche. Daniel drehte sich vom Herd zu ihm um. “Ich dachte, wir bestellen heute einfach mal nichts, sondern essen frisch“, erklärte er lächelnd.

“Du warst einkaufen?“, hakte Jack nach. Daniel nickte. Er blickte an sich hinunter: “Ich konnte diese SG-Uniform nicht mehr sehen. Erst recht nicht an Weihnachten.“ Jack betrachtete kurz die Jeans und das helle Hemd, dann lächelte er auch: “Gut zu hören.“ Daniel nickte: “Der General rief mich heute an und sagte mir, dass mir ein Vorschuss überwiesen worden sei, den er rausschlagen konnte. Damit ich mein Leben neu einrichten könne. Ich wusste bis heute gar nicht, dass mein Konto noch aktiv ist.“

Er stellte den Herd aus und platzierte den Topf mit der dunklen Soße auf dem gedeckten Küchentisch, wo schon die Nudeln standen: “Ich denke doch, du magst Gulasch.“ Jack nickte: “Aber sicher.“

***

“Das war toll, Daniel. Danke!“, meinte Jack und räumte seinen Teller in die Spülmaschine. Er drehte sich zu Daniel um. Der lächelte ihn an und ging dann ins Wohnzimmer. Jack seufzte und schlenderte hinter ihm her. “Danny?“

Der Archäologe drehte sich zu ihm um. “Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Jack. Daniel sog die Luft ein, dann sagte er: “Nein, ich ... ich habe nachgedacht.“

“Was ja nichts Neues ist“, erwiderte Jack. Daniel lächelte kurz, dann ging er wieder auf Jack zu. “Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast.“

“Ich sage eine Menge, wenn der Tag lang ist -“

“Jack, du weißt was ich meine“, antwortete Daniel. Jack senkte den Blick: “Ja.“

“Du hast gesagt, dass du mich liebst“, wiederholte Daniel.

“Und das meinte ich vollkommen ernst“, nickte Jack. Daniel nickte und ging zum Wohnzimmerfester, blickte in den verschneiten Garten. Jack stellte sich hinter ihn. Er konnte Daniels Miene als Reflexion in dem Fenster erkennen. “Warum fragst du, Daniel?“, wollte er wissen. Der Archäologe drehte sich zu ihm um und lehnte sich gegen das Fenster. Er blickte Jack in die Augen, sagte aber nichts. Weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Er sehnte sich nach einem Zuhause, nach einer Familie, doch er hatte seine geliebte Ehefrau verloren und Sarah war noch immer verschwunden, ganz davon abgesehen, dass zwischen ihm und ihr nie wieder so etwas wie eine romantische Beziehung anlaufen könnte.

Daniel war allein. Er fühlte sich einsam und er wusste, dass das bereits vor seinem Aufstieg so gewesen war. Er liebte seine Teamkameraden über alles, weil sie ihm das gaben, was einer Familie am allernächsten kam, doch am Abend war er doch alleine nach Hause zurückgekehrt. Und jetzt bot Jack ihm ein Zuhause an, mehr als das, und Daniel war heute zu dem Schluss gekommen, dass er Jack ebenfalls liebte. Das einzige Problem war, dass er nicht wusste, ob er ihn aus Dankbarkeit liebte oder ob er wirkliche Gefühle für ihn hatte.

Jack ahnte, was in dem jüngeren Mann vorging. Er beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen. Daniel schloss kurz die Augen und blickte Jack dann wieder an. “Wir werden es versuchen“, meinte der Colonel hilflos lächelnd. Daniel nickte. Dennoch blieben Zweifel, ob er Jack verletzen würde, sobald er herausgefunden hatte, dass seine Gefühle auf reiner Dankbarkeit und übertriebener Einsamkeit fundierten.

Er umarmte Jack und der Colonel drückte ihn an sich. “Wir werden es versuchen“, wiederholte er. Mit diesen Worten war am Abend des 21.12. der Grundstein für etwas völlig Neues gelegt worden. Eine Beziehung, die noch viele Höhen und Tiefen überstehen musste ...

***

Jack erwachte irgendwann mitten in der Nacht durch einen Schlag, der von draußen kam. Der Schnee flog gegen die Fensterscheibe. Jack stand auf, taumelte verschlafen zum Fenster und blickte nach draußen, sah seine Mülltonne erneut gegen die Garagentür knallen. Jack zog die Vorhänge zu und ließ leise die Jalousien herunter. Er murmelte missmutig vor sich hin und überlegte einen Moment, ob er in die Küche gehen und ein Glas Wasser trinken wollte. Als er bemerkte, dass er in T-Shirt und Boxershorts ziemlich fror – wahrscheinlich von der Müdigkeit -, kroch er wieder ins Bett. In sein Bett, in das er an diesem Abend mit Daniel gegangen war, um zu schlafen.

Die beiden hatten sich entschlossen, langsam voranzugehen, ohne darüber gesprochen zu haben. Daniel hatte unentschlossen und schüchtern neben ihm gelegen, bis Jack ihn auf seine Brust gezogen hatte, wo der Archäologe bald eingeschlafen war.

Daniel lag neben ihm, einige Zentimeter entfernt und schlief – oder nicht? Jack hörte unterdrückte Geräusche von seinem Freund und beugte sich über ihn. “Daniel?“ Keine Antwort, dafür konnte Jack jetzt einen genaueren Blick auf das Gesicht des Archäologen werfen. Er weinte - er weinte im Schlaf.

“Oh, verdammt, Daniel“, murmelte Jack. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zurück auf den Rücken. “Es ist doch in Ordnung“, murmelte er, während er Daniel auf die Lippen küsste. Daniel hatte von Träumen gesprochen, richtig.

Er legte sich hin und zog Daniel vorsichtig in seine ursprüngliche Position – seinen Kopf auf Jacks Brust - zurück. Der Archäologe schluchzte leise und klammerte sich an Jack. “Ich bin ja hier. Alles ist nur ein Traum“, murmelte Jack und streichelte dem jüngeren Mann durch das Haar. Daniel beruhigte sich allmählich und kuschelte sich näher an Jack. Total erschöpft von was auch immer schlief der Colonel ein.

***

Es war still. Daniel erwachte von vollkommener Stille. Dann nahm er das regelmäßige Klopfen wahr, das sich direkt unter ihm befinden musste. Als nächstes bemerkte er eine warme Hand, die unter sein T-Shirt geglitten war und sanft seinen Rücken streichelte. Er schlug die Augen auf und blinzelte verwirrt. Durch die Ritze in den Jalousien fielen einzelne Lichtstreifen, die das Schlafzimmer sanft erhellten. Seine rechte Hand machte sich selbstständig, streichelte Jack antwortend über den Oberkörper neben seinem Kopf, der ebenfalls dort ruhte.

Jacks Herz schlug noch immer regelmäßig. Daniel hob den Kopf und blickte den Colonel verschlafen an. Jack lächelte: “Guten Morgen!“ Er rollte sie herum, sodass Daniel unten lag und Jack sich über ihn beugte. Der Colonel küsste sanft Daniels Lippen und blickte den Archäologen dann lächelnd an. Daniel lächelte müde zurück: “Morgen.“

“Wir sollten heute einen Weihnachtsbaum kaufen“, lächelte Jack.

“Huh?“, hakte Daniel noch immer sehr müde nach.

“Einen Weihnachtsbaum“, wiederholte der Colonel, “Übermorgen ist der 24.12. und danach ist -“

“Weihnachten“, ergänzte Daniel leise.

“Und weißt du was?“, fragte Jack. Daniel schüttelte den Kopf.

“Zur Feier des Tages werde ich dir ein eigenes T-Shirt zum Schlafen kaufen“, erklärte Jack. Daniel grinste. “Aber ich möchte das hier behalten“, sagte er und betrachtete kurz Jacks graues Shirt, das er im Moment trug. Der Colonel verzog das Gesicht: “Aber das ist mein T-Shirt.“

“Noch nie was von teilen gehört?“, fragte Daniel.

“Dann darf ich mir also etwas von dir nehmen und es im Bett tragen?“, fragte Jack mit hochgezogenen Augenbrauen.

“Keine Boxershorts“, schränkte der Archäologe ein, “Auch ein T-Shirt.“

“Dann werde ich heute Nachmittag wohl mal deinen Kleiderschrank auseinander nehmen müssen“, scherzte Jack. Daniel verzog das Gesicht. “Der besteht erst seit gestern und zwar aus gerade mal zwei Pullovern, zwei Jeans, einem Hemd und einigen Boxershorts.“

“Keine T-Shirts?“

“Keine Nerven mehr für T-Shirts.“

“Einkaufen ist doch nicht nervig“, meinte Jack. Dann lächelte er: “Weihnachts-Gratifikation.“

“Keine Geschenke dieses Jahr unter uns beiden, zu nervig. Für Sam und Teal’c und auch für Janet und Cassy können wir doch auch nach den Feiertagen etwas besorgen, aber wir beide machen eine Auszeit, okay? Ich will mich nicht durch das Kaufhaus drängeln, sondern lieber mit dir hier kuscheln“, meinte Daniel. Jack lächelte nickend und küsste Daniel erneut vorsichtig, dann etwas leidenschaftlicher. “Mag das“, murmelte Daniel, als sie sich lösten. “Kalt hier“, jammerte er dann. Jack nickte.

Er grinste und zog die Decke über ihre Köpfe. Es wurde zwar dunkel, doch zeitgleich um einiges wärmer. “Besser?“, fragte Jack. Daniel antwortete: “Viel besser.“ Jack küsste ihn erneut sanft. Dann legte er sich neben Daniel und zog den Archäologen zu sich. Daniels Kopf ruhte auf Jacks Brust. Seine rechte Hand ergriff das T-Shirt des Colonels auf Herzhöhe. “Was machen wir jetzt?“, fragte er.

“Kuscheln“, antwortete Jack. Daniel lächelte: “Mag das.“ Jack grinste. “Ja, ich auch.“

***

Später an diesem Vormittag hatten die beiden Männer sich aus dem Bett gekämpft und Frühstück gemacht.

“Jack, es ist kalt hier“, bemerkte Daniel zum wiederholten Male. Der Colonel nickte nachdenklich: “Ich sehe gleich mal, was mit der Heizung los ist.“ Er bemerkte selbst die eisige Kälte, die von jedem Raum im Haus auszugehen schien.

“Und wenn die Heizung kaputt ist? Es ist sicher schwer, einen Handwerker zu finden, der kurz vor Weihnachten noch Dienst schiebt, und bei denen, die es tun, sind die Preise an solchen Tagen unverschämt hoch“, meinte Daniel.

“Dann machen wir uns ein Feuer im Kamin und liegen den ganzen Tag im Bett“, antwortete Jack.

“Und das, bis wieder ein Dienst günstig arbeitet?“, fragte Daniel. Jack nickte.

“Mag das“, antwortete der Archäologe.

“Ich auch“, antwortete Jack, “Doch zuerst besorgen wir uns einen Weihnachtsbaum.“

“Ja“, antwortete Daniel. Er lächelte.

***

“Wow, der ist toll, Jack!“, meinte Daniel und betrachtete den fertig geschmückten Baum. Da sich herausgestellt hatte, dass die Heizung tatsächlich kaputt war, waren die beiden Männer inzwischen dazu übergangen, dicke Pullover zu tragen, um im Haus nicht zu frieren und im Kamin prasselte bereits ein kleines Feuer, das so allmählich begann, das Wohnzimmer zu erwärmen. Unterwegs hatte Jack Daniel dazu überreden können, doch ein bisschen was einzukaufen und sie hatten noch einige T-Shirts und zwei Pullover für den jüngeren Mann gefunden, außerdem eine Winterjacke.

Anschließend hatten sie eine Weile auf der Couch gekuschelt und Tee getrunken und waren dabei übereingekommen, dass ein zu teurer Heizungsdienst die perfekte Ausrede sei, die Feiertage im Bett zu verbringen.

“Der Meinung bin ich auch!“, erwiderte Jack und ging zu Daniel hinüber, trat hinter ihn und legte seine Arme um Daniels Schultern, verschränkte seine Hände auf der Brust des Archäologen. Daniel senkte den Blick. Er fühlte sich unbehaglich. Nicht wegen der Berührungen oder Jacks Zuneigung oder seiner Reaktion darauf, sondern wegen seinen eigenen Gefühlen. Er wusste noch immer nicht, ob sie real waren oder einer Laune entsprangen und er würde Jack nicht so verletzen können, wären seine Gefühle die Folge seiner momentanen Verfassung.

Jack zog Daniel enger an sich. “An was denkst du?“, fragte er leise.

“Nichts weiter“, antwortete Daniel erstickt. Er lehnte sich zurück und drehte den Kopf so, dass er Jack anlächeln konnte. “Hi!“, grüßte der Colonel.

“Hey!“, antwortete Daniel. Jack drehte ihn in seinen Armen herum und küsste ihn vorsichtig. Er brach ab, um Daniel in die Augen zu blicken, dann beugte er sich erneut vor, küsste den jüngeren Mann leidenschaftlicher. Daniel legte seine Arme um Jacks Nacken und drückte sich an ihn. “Kuscheln vor dem Kamin?“, fragte der Colonel.

“Abendessen?“, schlug Daniel vor. Jack grinste breit. “Beides gleichzeitig?“

***

Draußen war es dunkel, eine Weinflasche stand leer auf dem Tisch, daneben zwei Gläser und zwei Teller, auf denen sich ursprünglich einmal selbstgemachte Pizza befunden hatte.

Jack saß neben Daniel an das Sofa gelehnt und starrte das wärmende Kaminfeuer an. Zu diesem Zweck hatten sie den Wohnzimmertisch zur Seite geschoben, der zuvor noch die Front des Sofas abgegrenzt hatte. So hatten Jack und Daniel freie Sicht auf das Feuer. Der Colonel hatte seine Arme um Daniel gelegt und streichelte sanft sein Haar.

Die Decke, die um die beiden lag wärmte sie zusätzlich. Daniel war schläfrig. Er streichelte über Jacks Oberkörper und dachte nach. Wann konnte er sich überhaupt sicher sein, dass er Jack liebte?

Der Colonel schob eine Hand unter Daniels Kinn und hob es an, damit der jüngere Mann ihm in die Augen sah. “Woran denkst du schon wieder?“, fragte er.

“Nichts besonderes“, antwortete Daniel und lächelte Jack versichernd an. Der Colonel nickte langsam und drückte Daniel enger an sich, aus einem unbestimmten Gefühl heraus, dass er es persönlich brauchte. Dann küsste er Daniel sanft auf die Stirn. Der Archäologe blickte auf. Jack beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Lippen, lang und vorsichtig. Während er das tat, ließ er sich und Daniel zu Boden gleiten, sodass der jüngere Mann unten lag. “Okay?“, fragte er, als Daniel den Kuss abbrach.

“Okay“, antwortete dieser zögernd. Jack lächelte: “Okay.“ Er küsste Daniel erneut. Seine Hände glitten unter Daniels Pullover und strichen über den Oberkörper des jungen Mannes. Er verlagerte mehr Gewicht auf Daniel und griff nach dem Pullover, um ihn über Daniels Kopf zu ziehen, doch der Archäologe wich plötzlich zurück. “Nein“, sagte er und stand auf.

“Daniel?“, fragte Jack verwirrt.

“Ich ... kann das nicht“, antwortete Daniel und verschwand aus dem Wohnzimmer.

***

Jack betrat zehn Minuten später das Schlafzimmer. Daniel war nicht da. Seufzend machte er sich auf den Weg in das Gästezimmer. Er klopfte an die Tür, als keine Antwort kam, trat er vorsichtig ein. Es war dunkel in dem Zimmer. Jack erkannte Daniel im Bett und zog sich schnell bis auf Boxershorts und T-Shirt aus. Er krabbelte in das Bett und rutschte unter die Decke, schmiegte sich an Daniel, der auf der Seite lag und die Wand anstarrte. Jack legte eine Hand um Daniels Taille und drückte den Rücken des Archäologen an seine Brust.

“Was ist los?“, fragte er leise. Daniel antwortete nicht. Er blickte die Wand an und hoffte, Jack würde von alleine verschwinden. Einen Moment später verschwand Jack tatsächlich, doch dann drehte er Daniel auf den Rücken und beugte sich über ihn. “Was hast du, Danny?“

“Ich kann das nicht, Jack“, antwortete Daniel.

“Was?“, fragte der Colonel verwirrt und besorgt zugleich.

“Das ... dich anlügen“, antwortete Daniel. Jack zog die Augenbrauen in die Höhe. “Mich anlügen? Wobei?“, fragte er besorgt. Er bekam Angst. Wenn Daniel jetzt sagte, dass er Jack nicht liebte, dass er ihn nicht ... hatte Daniel bisher überhaupt gesagt, dass er Jack liebte?... Jack konnte sich nicht daran erinnern. Andererseits war das ein großer Schritt und er selbst hatte es Daniel auch noch nicht direkt gesagt ...“Ich kann das nicht tun, Jack, weil ich dich nicht verletzen will“, sagte Daniel leise.

“Du willst mir sagen, dass du alles rückgängig machen willst?“, fragte Jack verwirrt. Daniel schüttelte plötzlich den Kopf. Er blickte Jack gequält an. Der Colonel roch große innere Kämpfe, die im Kopf des Archäologen vorgingen. “Was ist los?“

“Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich aus Dankbarkeit, Zuneigung oder ... Liebe ... ich habe Angst, dass es verschwindet und ich das hier nicht aufrecht erhalten kann. Dann wirst du verletzt und ich ... ich will dich nicht verletzen“, sagte Daniel schon beinahe verzweifelt. Jack nickte langsam, streichelte Daniel über die Wange, dann durch das Haar. Es war länger geworden, seitdem er aufgestiegen war. Nur etwas, doch es ließ ihn jünger aussehen.

“Okay, dann ...“ Jack dachte nach.

“Ich will aber nicht, dass du jetzt gehst“, sagte Daniel, er fühlte eine Zurückhaltung bei dem anderen Mann, die auf eine Distanz hinauslaufen würde. Jack blickte ihn fragend an. “Ich fühle mich nur ... leer, Jack. Ich brauche dich“, flüsterte Daniel. Jack beugte sich hinunter und küsste Daniel sanft. Dann blickte er wieder auf in Daniels Augen. “Wie war das für dich?“, fragte er.

“Schön“, antwortete Daniel.

“Und du willst mehr davon?“, fragte Jack. Daniel zögerte, dann nickte er: “Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es nur jetzt will.“ Jack nickte verstehend.

“Und als du vorhin versucht hast ...“ Daniel unterbrach sich selbst. Jack nickte erneut.

“Ich hatte nur Angst dich zu verletzen, Jack. Lass uns nicht weiter gehen, als wir gerade sind!“, bat der jüngere Mann schließlich hilflos. Jack blickte in Daniels Augen. Dann legte er sich neben dem Archäologen auf den Rücken. “Jack?“ Daniel richtete sich nun seinerseits auf und musterte Jack sorgenvoll. Der Colonel lächelte und streichelte Daniels Wange. “Komm her!“ Er schloss Daniel in die Arme, zog den jüngeren Mann auf seinen Oberkörper.

***

Weihnachten war vorbei, Sylvester stand vor der Tür. Die beiden Männer hatten eine ruhige Zeit verbracht, waren Spazieren gegangen, Eisfischen und hatten vor dem Kamin gekuschelt.

Das Telefon klingelte. Jack ging ran: “O’Neill?”

”Colonel, hier ist Hammond.”

”Sir!” grüßte Jack, ahnte, dass etwas im Busch war, da der General leicht besorgt klang. “Ich fürchte, ich muss Sie und Dr. Jackson zurück ins SGC beordern. SG-10 hat Probleme und benötigt Unterstützung.“

Jack nickte: “Wir werden so schnell wie möglich kommen!“ Er legte auf.

“Was ist los, Jack?“

“SG-10 hat Probleme“, antwortete der Colonel, “Unser Urlaub wird unterbrochen.“ Daniel nickte leicht. Jack ging auf ihn zu und küsste ihn auf die Lippen. Daniel lächelte.

“Lass uns losziehen!“

***

SG-1 war im Torraum wieder aufeinander getroffen. Sam und Teal’c – gerade erst zurückgekehrt – hatten die Mission ebenfalls ohne zu Zögern angenommen und begrüßten Jack und Daniel enthusiastisch. Von dem Zwischenfall mit Kinsey hatten sie wegen ihrer Abwesenheit noch nichts erfahren, doch Jack wusste, Gerüchte waren schnell.

Er erzählte ihnen noch im Torraum schnell und leise davon mit der Bitte, Daniel nicht darauf anzusprechen.

Die beiden hatten eingewilligt und Jack fiel auf, dass Sam Daniel während der Mission sehr aufmerksam beobachtet hatte. Sie hatten insgesamt zwei Wochen ununterbrochen verhandelt.

Das hieß, dass Daniel und Sam verhandelten und Jack und Teal’c ein Auge auf ihre beiden Wissenschaftler warfen, damit ihnen nichts zustieß. Knapp war es gewesen, als mehrere Männer des Dorfes Sam bedrängt hatten, da sie als Frau zum Militär gehörte. Teal’c war ganz ruhig dazwischen gegangen und hatte vor allem seitdem kein Auge mehr von der jungen Frau gelassen.

Nun war SG-10 frei – etwas zerschlagen, aber frei - und die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Völkern zunächst auf Eis gelegt. Später würde ein Diplomatenteam dorthin zurückgehen und von vorne beginnen. Jack betrat Daniels Büro und fand den Archäologen mit dem Kopf auf seinen Armen über den Schreibtisch gebeugt vor. Er schlief offenbar.

“Daniel?“

Erschrocken schlug der jüngere Mann die Augen auf und blickte Jack an, verzog dann das Gesicht und presste die Augen zusammen, fluchte leise. “Du warst bei der Untersuchung, oder?“ fragte der Colonel. Daniel nickte und antwortete leise: “Vor zwei Stunden.“

“Du siehst nicht gut aus.“

“Ich habe nur Kopfschmerzen“, antwortete Daniel, das Lächeln misslang ihm. Jack trat zu ihm und warf der Kamera einen kurzen Blick zu. Sie war ausgeschaltet. Er streichelte Daniel über die Wange und lächelte. Sie hatten auf dem Planeten die Möglichkeit gehabt, unter sich zu sein.

Dazu brauchte man nur in den nahe gelegenen Wald zu gehen. Außerdem teilten sie eine Hütte, so dass sie nachts zumindest ansatzweise kuscheln konnten. “Für nur Kopfschmerzen siehst du wirklich furchtbar aus“, meinte Jack besorgt und küsste Daniel auf die Stirn. Der Archäologe fuhr sich über die Augen: “Ich fahre nach Hause und schlafe dort ein bisschen. Ich fühle mich müde.“

“Ich fahre dich.“

“Nein!“ Daniel hob abwehrend die Hände. “Ich schaffe das schon. Ich glaube, Janet hat gleich Schichtende, sie nimmt mich sicher mit ... kein Problem.“ Er lächelte Jack an. Der Colonel achtete darauf, dass sie im toten Winkel der Tür waren und zog Daniel auf die Beine, bevor er ihn an sich drückte und küsste. Daniel seufzte leise und legte seine Arme um Jack. “Besser?“ fragte der Colonel lächelnd. Daniel blickte ihn offen an. “Ja“, antwortete er dann.

“Ich liebe dich, Danny“, sagte Jack. Daniel blickte ihn an, nickte kurz und lächelte dann. “Ja“, antwortete er zögernd. Jack nickte verstehend: “Ich komme nach, sobald Hammond mich entlässt.“ Daniel lächelte: “Gut.“

“Schlaf ein bisschen! Nachher essen wir in Ruhe und gehen dann endgültig ins Bett. Hammond lässt uns unseren Urlaub sicher fortsetzen. Wir haben noch drei volle Tage übrig“, sagte Jack. Daniel nickte.

“Bis dann“, sagte Jack und verschwand mit einem letzten Kuss aus dem Büro.

***

Es war bereits Abend, als Jack nach Hause kam. Bisher hatte Daniel sich nicht wirklich Mühe gegeben, ein neues Heim zu finden.

Und Jacks Meinung nach benötigte der Archäologe auch keine eigene Wohnung. Jack wusste aber, dass es Daniel lieber wäre, wenn er einen Ort hätte, an den er sich zurückziehen könnte. Da Daniel bereits im Berg Anzeichen für starke Kopfschmerzen gezeigt hatte, war der Colonel darauf vorbereitet, ihn nicht gerade munter vorzufinden. Daniel hatte von Schlafen gesprochen, darunter verstand Jack ein Nickerchen.

Aber dass Daniel tief schlafend unter einer Wolldecke auf der Couch lag, war nun wirklich etwas, was Jack so gar nicht von ihm kannte. Vor allem, da der Archäologe über einem ganzen Stapel von hochinteressanten Fotos von irgendwelchen Steinen eingeschlafen war. Besorgt näherte er sich seinem Liebsten und setzte sich auf die Couch. Dann beschloss er, die Zeit zu nutzen und schnell duschen zu gehen. Er stand wieder auf und machte sich auf den Weg in den Flur. Da klingelte das Telefon. “Verdammt!“, murmelte Jack und eilte zu der Ladestation des schnurlosen Telefons. Doch es war nicht da. Als er es schließlich unter der Fernsehzeitung auf dem Wohnzimmertisch gefunden hatte und abhob, war keiner mehr dran.

Leise vor sich hin fluchend legte Jack das Telefon auf den Wohnzimmertisch zurück und drehte sich zu Daniel um. Der hatte die Augen aufgeschlagen und blickte Jack an.

“Hey!“, grüßte Jack.

“Wer war das?“

“Keine Ahnung! Tut mir leid, Daniel“, antwortete der Colonel. Er blickte aus dem Fenster in den Schneeregen und in die Dunkelheit eines neuen Sturmes, der sich gebildet hatte, während er nach Hause fuhr.

Er setzte sich zu Daniel auf das Sofa. “Wir haben mal wieder äußerst romantisches Wetter.“

Daniel folgte seinem Blick, lächelte etwas. “Kopfweh?“, fragte Jack.

“Ja, aber es wird bestimmt besser, wenn du ... mit mir kuschelst.“ Daniel blickte Jack auffordernd an. Der Colonel lächelte breiter, zog die nasse Regenjacke aus und ließ sie auf den Boden neben der Couch fallen. Da er die Schuhe bereits im Flur losgeworden war, rutschte er nun neben Daniel auf das Sofa, unter die vorgewärmte Decke. Daniel legte sich auf die Seite, gab Jack mehr Platz, um es sich bequem zu machen, platzierte schließlich seinen Kopf auf Jacks Brust und spielte mit der weichen Wolle des alten Pullovers.

Jack seufzte, zog seinen Geliebten näher an sich, rutschte mehr in Daniels Richtung, lag schließlich unter ihm. “Bist du bald fertig?“, fragte Daniel leise neckend. Jack streichelte seinen Kopf und lächelte schweigend. “So ist es gut“, murmelte er schließlich, “Du bist schön warm.“ Daniel kicherte leise. Er hob seinen Kopf und beugte sich über Jack, um ihm in die Augen sehen zu können. Dann küsste er ihn sanft. Jack seufzte zustimmend und legte seine Arme um Daniel, zog ihn näher zu sich.

Jack war erstaunt, dass ihre Beziehung noch nicht ganz einen Monat andauerte. Es kam ihm so viel länger vor. Die liebevollen Abende auf der Couch und beim Einschlafen konnte er schon gar nicht mehr wegdenken. Vor allem ihr ständiges Zusammensein und die Mission hatten die beiden Männer näher zusammengebracht und ihre Beziehung rascher vorangetrieben. Jack erinnerte sich an den Abend vor dem Kamin vor zwei Wochen an Weihnachten, als er versucht hatte, mit Daniel zu schlafen.

Und er erinnerte sich an die Reaktion des jungen Mannes. Er zögerte kurz, spürte, dass sein Unterbewusstsein wieder auf so einen Versuch zusteuerte.

“Jack?“, fragte Daniel ratlos. Er blickte zu dem Archäologen hinauf. Sanft streichelte er Daniel durch die Haare und blickte in seine blauen Augen. “Was ist denn?“, fragte Daniel verwirrt.

“Ich ...“ Jack brach ab. Daniel lächelte und flüsterte: “Es ist okay, Jack!“ Jack nickte langsam. Er zog Daniel zu sich herunter und küsste ihn wieder. Etwas war anders an Daniel. Jack hatte es gleich bemerkt, als er heute in Daniels Büro gekommen war. Der Archäologe hatte sich verändert.

Er reagierte anders auf Jack und er schien selbstbewusster. Es war während der Mission geschehen. Sie waren unbeobachtet gewesen und hatten sich viel geküsst und abends lange wach gelegen und gekuschelt. Am Tag hatte Daniel zwar konzentriert mit Sam gearbeitet, doch trotzdem hatte sich etwas verändert.

Möglicherweise lag es daran, dass Daniel wieder etwas tun konnte, das er liebte. Eine fremde Kultur verstehen und Missverständnisse aufdecken. Er hatte die Mission genossen, denn sie erforderte etwas, was er gelernt hatte und worin er gut war.

Daniel fühlte sich tatsächlich sicherer in Jacks Nähe und er versuchte auch, so oft bei ihm zu sein, wie nur möglich, um sich an die Beziehung zu gewöhnen. Auf der Mission war er ziemlich sicher gewesen, was er fühlte, wenn auch letzte Zweifel für ihn blieben. Jack benahm sich ganz normal in Sams und Teal’cs Nähe, aber wenn er mit Daniel alleine war, hielten die beiden Körperkontakt. Daniel war in vielen Erinnerungen gefangen gewesen und er wusste wieder beinahe alles aus seinem vergangenen Leben, auch wenn ihm das Jahr seines Aufstieges noch verschleiert blieb.

Dennoch hatte er sich nicht getraut, Jack vorhin in seinem Büro zu sagen, dass er ihn liebte.

Er wusste nicht, wieso. Er war verwirrt. Möglicherweise liebte er Jack doch nicht und auf der Mission war er nur zu nervös gewesen – vor allem seit dem Angriff auf Sam - um die Nähe von Jack zu verlassen. Jack bedeutete Sicherheit für ihn und vielleicht hatte er sich einfach nur selbst getäuscht.

Doch die Überlegungen führten zu nichts. Warum hatte er Jack nicht sagen können, dass er ihn liebte?

Obwohl der Colonel sogar den Anfang gemacht hatte, konnte Daniel es nicht.

Er plante, es Jack zu zeigen, wenn er es ihm schon nicht sagen konnte. Jack spürte den Archäologen sich verspannen, konnte sich aber im Moment nicht erklären, warum. Daniel hatte doch im SGC etwas von Kopfschmerzen erwähnt.

Gott, er konnte er ja gar nicht mehr richtig denken. Es wurde ihm egal, als Daniel das Küssen fortsetzte, stürmischer wurde. Jack konzentrierte sich wieder auf ihn, zog die Decke über ihre Köpfe und brachte den Archäologen zum Kichern, bevor dieser wieder damit begann, Jack zu küssen. Jack ließ die Decke los und legte eine Hand auf Daniels Rücken, die andere an die Wange des jüngeren Mannes. Er seufzte, brachte das Kunststück fertig, Daniel und sich so zu manövrieren, dass der junge Mann unten lag.

Daniel lachte leise. “Vielleicht zu eng?“, murmelte er.

“Ich denke, es wird fürs erste reichen“, lächelte Jack. Daniel zog die verrutschte Decke wieder höher und sperrte das schlechte Wetter und das Licht der Wohnzimmerlampen beinahe völlig aus. Draußen zogen dunkle Sturmwolken über das Haus. Jacks Hand glitt unter Daniels Pullover, er begann erneut, seinen Geliebten zu küssen. Daniel verfuhr genauso, streichelte Jacks Rücken. “Wirklich zu eng“, urteilte Daniel, als Jack beinahe von der Couch rutschte, in dem Versuch, Daniel den Pullover auszuziehen.

“Mir gleich“, murmelte Jack atemlos, brachte den Archäologen effektiv zum Schweigen. Er beließ den Pullover, wo er war und streichelte Daniels Wangen. Er hielt inne und blickte dem jüngeren Mann in die Augen. Daniel schaute fragend: “Was ist?“

“Du bist wirklich ziemlich warm“, sagte Jack.

“Liege schon eine ganze Weile unter der Decke“, erklärte der Archäologe. Jack schüttelte langsam den Kopf und strich Daniel sanft die Haare aus der Stirn, ersetzte sie durch seine Handfläche. “Hast du etwa Fieber, Danny?“, fragte er. Daniel seufzte frustriert und zog Jack wieder näher an sich, küsste ihn. Jack entzog sich ihm und schüttelte den Kopf. “Nicht, wenn du Fieber hast“, erklärte er entschieden.

“Jack“, wimmerte Daniel. Der ältere Mann schüttelte erneut den Kopf. Ergeben ließ Daniel den Kopf zurückfallen und starrte nach oben.

“Wie fühlst du dich wirklich?“, fragte Jack. Er sah ein, dass Daniel es geschafft hatte, ihn von seinem eigenen Wohlbefinden abzulenken, weil der Archäologe es hasste, bemuttert zu werden und verletzlich zu wirken. Und Jack hatte darauf gehört und war auf den jungen Mann losgegangen, ohne die Kopfschmerzen länger zu bedenken. Und Kopfschmerzen, die so heftig waren, wie sie sich in der Basis geäußert hatten, konnten unmöglich eine Kleinigkeit nach sich ziehen.

Daniel war krank. Und Jack nahm an, dass es an dem sich setzenden Stress der letzten Zeit, am Wetter und an der noch immer kaputten Heizung lag. “Bitte, sag mir die Wahrheit“, bat Jack.

“Es geht mir relativ gut.“

“Relativ?“

“Kopfschmerzen, mehr nicht. Müdigkeit vielleicht noch.“

“Vielleicht?“

“Okay, bestimmt.“

Jack seufzte und streichelte Daniels Wange. “So sehr ich es auch vorziehen würde, weiter mit dir hier unter der Decke zu bleiben und zu erforschen, was noch so geschieht ... ich sollte Fraiser rufen.“

“Nicht, Jack, bitte!“, sagte Daniel, klammerte sich an Jacks Pullover. Der verwirrte und vor allem unsichere junge Mann von vor zwei Wochen war wieder da. Daniel blickte Jack flehend an, seine Augen waren abgespannt und er wirkte verloren. “Warum nicht?“

“Sie wird das mit uns herausfinden. Du bekommst Probleme. Kinsey ist jetzt schon aufmerksam“, prophezeite der Archäologe.

“Ich bin bereit, das Risiko einzugehen, Daniel. Sieh mal! Du hast keinen anderen Hausarzt und wer wäre um diese Uhrzeit und bei dem Wetter für einen Hausbesuch zu haben außer unserer Lieblingsdoktorin? Alle haben jetzt ihre Sprechstunde und keine Zeit. Ganz davon abgesehen: Wer sagt dir, dass es nicht mit deiner Aufstiegs-Sache zusammenhängt? Wie erklärst du das einem normalen Arzt?“, fragte Jack.

“Jack!“, protestierte Daniel noch immer.

“Ah! Keine Widerrede! Ich rufe jetzt Fraiser an und dann bringe ich dich ins Bett ... und ich verspreche dir, wir werden nachholen, was wir hier angefangen haben, okay? Du brauchst ärztliche Behandlung. Möglicherweise ist es etwas Ernstes“, sagte der Colonel, versuchte, Daniel durch Streicheleinheiten von seiner Meinung zu überzeugen. Sanft heftete er einen Kuss auf Daniels Lippen und blickte ihn dann fragend an. “Okay“, flüsterte Daniel, offenbar bereit, seine Niederlage einzugestehen.

“Du musst nicht stark vor mir erscheinen, obwohl du es nicht bist, Danny. Ich meine, ich weiß natürlich, dass du ein starker Mensch bist, aber wir alle wirken umso verletzlicher, sobald wir uns schlecht fühlen.“ Als Jack sich aufrichten wollte, um aufzustehen, griff Daniel nach seinem Pullover, zog ihn zurück. “Jack?“ Er blickte ihn offen an. “Ja?“

Daniel wartete einige Sekunden, blickte Jack tief in die Augen. Er zögerte, bevor er leise sagte: “Ich ... ich liebe dich, Jack.“ Der Colonel lächelte. Das war ihm mehr wert gewesen als der eigentlich geplante Ablauf des Abends und es war das erste Mal überhaupt, dass Daniel diese Worte aussprach. Es wog mehr als Taten. Der Colonel küsste ihn sanft. “Ich liebe dich auch ... mein Schatz.“ Dann zog er sich zurück aus der warmen Höhle, die die Decke für beide Männer gebildet hatte, ignorierte Daniels etwas unsicheren Blick wegen dem Kosenamen.

Sein Griff zum Telefon auf dem Couchtisch war beinahe routinemäßig, die Eingabe der Nummer sowieso. “Ja, hier Jack. Cassy, gibst du mir mal deine Mum?... Mir geht es gut ... Ja, Daniel geht es auch relativ gut ... Ich bin nicht sicher ... Du solltest mit ihm nach Spanien fahren, wenn du meinst, dass ... Nein, ich werde nicht mit deiner Mum darüber reden ... Sie wird mich umbringen ... Gib mir doch jetzt bitte mal deine Mum!... Danke, meine Süße!“ Er atmete erleichtert aus und wartete einige Sekunden, bevor Janet an den Apparat ging.

Er schilderte ihr die Lage und sie versprach, so schnell wie möglich vorbeizukommen. Solange sollte Jack Daniel in ein Bett packen, ihn warm halten, seine genaue Temperatur nehmen und ihm Wasser einflößen. Nachdem Jack aufgelegt hatte, stand er auf und drehte sich zu Daniel.

“Sie kommt in etwa einer Stunde ... sie muss noch etwas bei einer Freundin abliefern, das nicht warten kann“, sagte er und machte Anstalten, Daniel auf seine Arme zu nehmen. “Moment, Jack! Ich kann alleine laufen. Ich stehe nicht kurz vor dem Fiebertod“, erklärte Daniel. Jack verzog das Gesicht. “Aber ich will es tun. Ich habe das noch nie gemacht ... bei dir, meine ich. Und ich erinnere mich aus früheren Zeiten, dass es extrem romantisch ist ... ganz zu schweigen von heroisch, die perfekte Verführungstaktik -“

“Kitschig“, ging Daniel dazwischen. Jack schmollte gespielt empört.

“Außerdem ist nichts mit Verführung. Das hast du mir vor ein paar Minuten selbst gesagt“, erklärte Daniel.

“Aber ...“, sagte Jack und beugte sich zu ihm hinunter, schob seinen rechten Arm unter Daniels Beine, “es ist heroisch.“ Daniel lachte leise, ließ zu, dass Jacks linker Arm unter seinen Rücken glitt. Als der Colonel ihn hochhob, legte Daniel seine Arme um Jacks Hals. “Du bist verrückt“, murmelte er.

“Oh ja“, seufzte Jack und bewegte sich Richtung Gästezimmer, “Ganz zu schweigen von attraktiv, lebensmüde, opferbereit und das ganze andere Zeug, dass ihr so an mir liebt.“ Daniel küsste ihn auf die Wange. Jack setzte ihn auf dem Bett ab und ging ins Bad, um das Fieberthermometer zu suchen. Als er zehn Minuten und etliche Fluchereien später erfolgreich zurückkam, saß Daniel noch immer, wo er zurückgelassen worden war und blickte in den Schneesturm hinaus. “Geht es dir schlechter?“, fragte Jack.

“Mir ist schwindelig“, murmelte Daniel. Jack nickte langsam und zog Daniel den Pullover über den Kopf. Er ließ ihm das graue T-Shirt, das der Archäologe darunter trug, bemerkte nebenbei, dass es noch immer das seine war ... Daniel trug es seit seiner Rückkehr zum Schlafen, wie auch Jack nachts ein graues T-Shirt anhatte, dass sie eigentlich für Daniel gekauft hatten.

Daniel kämpfte mit seiner Jeans und zog sich zuletzt die Socken aus, kroch in seinem üblichen Bett-Outfit unter die warme Decke. Der Colonel zog die Vorhänge vor das Fenster, deutete auf die Rollläden, doch Daniel schüttelte den Kopf. Jack steckte Daniel das Thermometer in den Mund und streichelte ihm über die warmen Wangen. Daniel lächelte. Jack nahm ihm nach einigen Augenblicken das Thermometer ab und nickte. “Noch nicht hoch“, sagte er. Daniel richtete sich auf und schloss Jack in die Arme.

“Ich liebe dich auch ... Süßer“, flüsterte er, “Und ich bin froh, dass du nach deinem ersten Versuch nicht aufgegeben hast. Ich war wohl etwas durcheinander. Und ich muss zugeben, dass ich lediglich Stetigkeit suchte, als ich dich küsste. Ich wollte es dir erklären, aber ... ich konnte nicht. Ich hatte Angst, du verlässt mich“, meinte der junge Mann beschämt.

“So war es gedacht. Fraiser bat mich, dir Stetigkeit zu geben und ich habe es getan. Sie wäre überrascht, wenn sie wüsste, wie“, erklärte Jack, “Außerdem hast du mir ja inzwischen bewiesen, dass es dir um mehr geht.“ Er ließ Daniel zurück in die Kissen sinken. “Und ... Süßer? Daran müssen wir noch arbeiten.“

Daniel kicherte. “Das kam mir spontan in den Kopf. Deine Augen ...“, antwortete er. Jack lächelte sanft: “Ruh dich einfach nur aus! Ich bin eine tolle Krankenschwester.“ Daniels Blick wirkte plötzlich trübe und Jack schüttelte den Kopf. “Du brütest bestimmt etwas Ernsteres aus.“ Er ging in die Küche, um Daniel ein Glas Wasser zu holen. Als er damit zurückkehrte, lag Daniel regungslos unter der Decke. Er schien eingeschlafen zu sein. Jack stellte das Wasser ab, streckte sich angezogen neben dem Archäologen aus und zog den schlafenden Mann in seine Arme.

***

Eine halbe Stunde sah Jack durch den Stoff der Vorhänge die Scheinwerfer eines Autos näherkommen. Er richtete sich auf und deckte Daniel richtig zu, bevor er zur Tür eilte, damit Janet nicht klingelte. Die kleine Ärztin hielt überrascht in ihrer Bewegung Richtung Klingel inne, als Jack die Tür öffnete. “Ich habe Sie gesehen“, erklärte er. Janet nickte verstehend und betrat das Haus. “Uhm ... kalt hier.“

“Die Heizung fiel an Weihnachten aus und als ich einen Dienst rufen wollte, waren wir auf Mission“, erklärte Jack. Janet behielt ihre Jacke an und folgte Jack durch den Korridor in das Gästezimmer. “Er ist ... eingeschlafen, kurz nachdem er im Bett lag“, erklärte Jack.

“Ah ja, ich werde ihn wohl wecken müssen“, erklärte Janet entschieden. Sie drehte sich noch einmal zu Jack um. “Gehen Sie doch in die Küche und machen Sie mir einen Kaffee!“

Der Colonel nickte gehorsam und fragte sich erst, als er die Küchentür erreichte, wer der höhere Offizier war. Kopfschüttelnd machte er sich an die Arbeit.

***

“Sieht nach einfachem Stress und einem leichten Grippevirus aus, Sir“, erklärte Janet und griff sich die dampfende Kaffeetasse, “Ich habe Medikamente auf den Nachttisch gestellt und außerdem einen Zettel mit Anweisungen liegen lassen – weil ihr beide immer so leicht vergesst, eure Medizin zu nehmen und wie viel davon. Oder wäre es Ihnen lieber, wenn Sie Daniel auf die Krankenstation bringen könnten?“ Sie nahm einige Schlucke ihres Kaffees.

“Nein, nein, nicht nötig“, antwortete Jack schnell und lächelte nervös, “Ich kriege das schon hin.“

“Wie immer, Jungs!“, seufzte Janet und lächelte ihn schelmisch an, “Sie wollen sich nicht zufällig vor dem Dienst drücken?“

“Ich habe Urlaub, Fraiser“, antwortete Jack.

“Oh ja ... richtig. Sie Glücklicher!“, seufzte die Ärztin und stellte die Tasse in die Spülmaschine, “Wir sehen uns also ...“

“... nächste Woche“, antwortete Jack.

“Gut, Sir.“

Jack begleitete Janet zur Tür und beobachtete, wie sie mit dem Auto wegfuhr. Dann ging er ins Gästezimmer. Daniel blickte ihm entgegen, offensichtlich dem Einschlafen nahe.

“Hey, wie geht’s?“, Jack ließ das Licht der Nachttischlampe das Zimmer erhellen.

“Na ja, einigermaßen“, antwortete Daniel.

“Hör zu, schlaf ein bisschen. Versuch es wenigstens. Du brauchst jetzt Ruhe“, erklärte Jack. Daniel nickte erneut und lächelte Jack kurz zu. Dann zog er den Colonel an seinem Hemd zu ihm herunter und küsste ihn. Jack erwiderte den Kuss und lächelte Daniel an. “Schlaf gut!“, flüsterte er, küsste Daniel noch einmal kurz auf die Stirn, bevor er das Licht ausschaltete und schloss beim Hinausgehen hinter sich die Tür. Daniel beobachtete den Lichtspalt, der unter der Tür in sein Zimmer fiel.

Er hörte Jack im Bad und anschließend im Wohnzimmer, dann ging das Licht im Flur aus und es wurde still im Haus. Daniel wartete noch eine ganze Weile, doch Jack kam nicht. Schließlich drehte er sich von der Tür weg und versuchte einzuschlafen. Es fiel ihm schwer, da viele Gedanken seinen Kopf beschäftigten. Er hatte erwartet, dass Jack mit ihm in einem Bett schlafen würde, aber offenbar hatte sich der Colonel dagegen entschlossen.

Verunsichert drehte Daniel sich wieder zur Tür und starrte in die Dunkelheit. Möglicherweise wollte Jack sich nicht anstecken. Aber warum hatte er ihn dann geküsst? Hatte sich plötzlich etwas verändert? Er hatte Kopfschmerzen und ihm war warm.

Schließlich schaltete er das Licht an und blickte auf die Uhr. Tatsächlich war Janet vor etwa einer Stunde bereits gegangen, das hieß, er lag mindestens eine dreiviertel Stunde alleine hier. Jack schlief sicher schon längst. Er brauchte frische Luft. Daniel richtete sich auf, verzog das Gesicht, als er pochende Kopfschmerzen wahrnahm und wartete, bis diese sich gelegt hatten.

Dann stand er auf und schlich in das dunkle Bad, griff sich Jacks Morgenmantel vom Haken, um ihn anzuziehen. Er würde nur fünf Minuten an die frische Luft gehen und seine Gedanken klären. Er stolperte im dunklen Flur beinahe über ihre Schuhe und erreichte schließlich unbeschadet die Verandatür. Sie stand einen Spalt offen. Daniel zog die Stirn in Falten und schlüpfte in den kalten Abend hinaus. Er ließ die Verandatür geöffnet und bewegte sich ein paar Schritte auf dem hölzernen Vorbau, der nach einigen Stufen in den Hintergarten führte.

Es war empfindlich kalt und Daniel zitterte leicht. Der Himmel war klar, auf dem Rasen glänzten letzte Überreste des Schnees, der während ihrer Abwesenheit gefallen sein musste. Es war Mitte Januar und Daniel war seit etwa einem Monat wieder auf der Erde.

“Was zum Teufel ... Daniel?!“ Ungläubig blickte Jack ihn an. Erschrocken starrte Daniel zu ihm. Jack trug seine Winterjacke und hielt eine Flasche Bier in der Hand. Sie war leer. Während Daniel noch wie erstarrt stehen blieb, ging Jack mit schnellen Schritten zu ihm. Er zog seine Winterjacke aus und legte sie Daniel um die Schultern. “Was machst du denn hier draußen? Du solltest schlafen? Du bist krank!“, schimpfte er leise und nahm Daniels Gesicht in seine Hände, “Was denkst du dir dabei?“

“Ich ... ich dachte ...“ Verwirrt dachte Daniel erst jetzt daran, dass Jack die Verandatür niemals ohne einen guten Grund geöffnet lassen würde. Es war still und dunkel im Haus gewesen. Jack war auf dem Dach gewesen, um Sterne zu gucken und er wollte Daniel in Ruhe schlafen lassen, deshalb hatte er das Licht ausgeschaltet.

“Was dachtest du?“, fragte Jack, legte einen Arm um Daniels Schultern und führt ihn nach drinnen, schloss die Verandatür hinter ihnen. “Nicht so wichtig“, antwortete Daniel und blickte Jack an, lächelte versichernd. “Na schön! Dann gehst du jetzt wieder ins Bett und ich komme nach, in Ordnung?“ Daniel nickte: “Gästebett?“ Jack grinste: “Schlafzimmer.“

***

“Du hast dir Sorgen gemacht, weil ich nicht gekommen, bin, oder?“, fragte Jack, als er ins Bett stieg und Daniel zu sich zog. Der junge Mann ließ seinen Kopf auf Jacks Brust fallen und ergriff das T-Shirt des Colonels auf Herzhöhe. Er schwieg eine Weile. “Na ja ... schon“, antwortete er schließlich. Er spürte, wie Jack ein Lachen unterdrückte und blickte auf. “Was ist so komisch?“, fragte er.

“Du“, antwortete Jack. Daniel zog verwirrt die Stirn in Falten. Jack lächelte: “Das sieht immer besonders süß aus.“ Daniel mimte den Beleidigten und wollte aus dem Bett, als Jack ihn festhielt und zurück zog, sich über ihn lehnte. “Du lachst über mich“, schmollte Daniel.

“Ich habe nur festgestellt, dass du verrückt bist. Krank und kümmerst dich trotzdem noch immer darum, was andere denken und tun“, antwortete Jack. Er küsste Daniel auf die Stirn. “Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Zumindest, solange es mir mit dir nicht langweilig wird.“

“Witzig, Jack!“, erwiderte Daniel und blickte zur Seite. Er versuchte, Jacks letzten Kommentar als einen Scherz zu nehmen, doch Jacks Verhalten hatte ihn irritiert und obwohl er nicht wusste, wieso, war er wieder unsicherer geworden.

“Ich wollte auf dem Dach nur ein paar Gedanken ordnen, Daniel. Ich laufe dir nicht weg. Du bist der intelligenteste und nachdenklichste Mann, den ich kenne. Aber du denkst manchmal zu viel und interpretierst Dinge in etwas Harmloses hinein, die nicht wahr sind“, erklärte Jack und küsste Daniel auf die Lippen. Der Archäologe blickte zu ihm auf. “Lass mich nur nicht stehen, Jack!“, bat er. Der Colonel nickte: “Ich werde dich niemals stehen lassen, Daniel!“ Er küsste ihn.

***

Janet klopfte nun zum dritten Mal an die Verandatür, doch niemand antwortete. Das Geräusch hallte in der kalten Vormittagsluft wieder. Sie grummelte leise vor sich hin und stieg die Leiter zum Dach hinauf, doch auch dort war Jack nicht aufzufinden. Er war mit Sicherheit zu Hause, denn sein Truck stand in der Einfahrt.

“Colonel!“

Er hörte sie nicht. Sie wollte noch einmal nach Daniel sehen und kontrollieren, dass sein Zustand sich seit gestern gebessert hatte.

Sie vermutete, es wäre nur eine Grippe, aber sie kannte Daniel und sie wusste aus Erfahrung, dass ein Daniel Jackson eigentlich selten an normalen Krankheiten litt. Außerdem hatte der Colonel sich am Vortag seltsam verhalten ... sie begann, sich Sorgen zu machen. Sie ging zur Verandatür zurück und zog daran. Sie war nicht verriegelt. Janet schlich ins Haus. Sie kam sich dabei furchtbar vor, doch ihre Sorge war größer: “Colonel O’Neill? Daniel?“

***

Jack trat aus der Dusche und trocknete sich ab, bevor er seine Boxershorts anzog und sich mit einem Handtuch durch die Haare fuhr. Dann öffnete er die Tür und ging ins Schafzimmer zurück, wo Daniel schlief. Er hatte plötzlich ein seltsames Gefühl in der Magengegend und lauschte, doch nichts war zu hören.

“J’ck?“, fragte Daniel verschlafen.

“Ja, ich war nur kurz duschen“, antwortete der Angesprochene und krabbelte wieder zu Daniel ins Bett.

***

Janet zog die Stirn in Falten, als nach einigen Minuten ihrer Rufe immer noch keine Antwort kam. Normalerweise war Jack sofort wach, wenn er ein Geräusch hörte, doch jetzt blieb alles still. Janet atmete durch, als sie die Gästezimmertür öffnete. Sie fragte leise: “Daniel?“ Das Bett war leer. Benutzt, aber leer. “Na, der kann was erleben!“, fluchte Janet leise und ging zur Schlafzimmertür. Es gab nichts, was sie an ihren vier Lieblingspatienten – und dem Rest des SGCs - noch nicht gesehen hatte und da Daniel nicht auffindbar war, musste ihr eben Jack eine Erklärung liefern.

Die Stille, die im Haus herrschte, ließ sie jedoch vorsichtig bleiben und so beschloss sie, nicht mehr zu rufen. Es wäre nur allzu typisch, dass die beiden Männer in Schwierigkeiten geraten waren.

***

Jack beugte sich über Daniel und küsste ihn. “Ich liebe dich“, murmelte er. Er fühlte die Hitze, die noch immer von Daniel ausging. Das Fieber schien über Nacht gestiegen zu sein. “Ich dich auch“, antwortete Daniel. Jack küsste ihn erneut, als er ein Geräusch hinter sich hörte und herumfuhr, bereit sich und Daniel zu verteidigen.

“Oh ... ach, du ... meine Güte! S- Sir, entschuldigen Sie, ich ...“ Janet wurde rot und verließ das Zimmer in rekordverdächtigem Tempo.

“Oh Gott!“, jammerte Daniel und starrte ihr nach. Jack überlegte einen Moment und stieg dann aus dem Bett. “Bleib liegen!“, ordnete er an, “Du hast Fieber. Deck dich warm zu! Ich sehe, ob ich Doc einfange, bevor sie vor lauter Schock vor ein Auto rennt.“ Damit verschwand er aus dem Schlafzimmer. Daniel schlug verzweifelt und beschämt die Hände vor die Augen.

***

“Doc!“

Sie blieb erschöpft stehen und drehte sich zu Jack um. Er ließ die Haustür hinter sich ins Schloss fallen und zog sich die Winterjacke über, die er gerade vom Haken geholt hatte.

Janet starrte ihn an. Ihr ärztliches Unterbewusstsein registrierte, dass Jack sich erkälten würde, wenn er länger in Boxershorts und Winterjacke hier draußen stand. Doch ihre Beobachtung im Schlafzimmer ließ es nicht zu, dass sie ihren Vorgesetzten davor warnte. Stattdessen stotterte sie: “Sir, das tut mir so leid ... ich ... mein Gott!“ Sie senkte den Blick. Er packte sie an den Schultern und sie blickte zu ihm auf. “Kommen Sie rein! Ich erkläre es Ihnen.“

“Da gibt es nichts zu erklären“, seufzte Janet.

“Kommen Sie trotzdem rein“, bat Jack. Sie biss sich auf die Unterlippe und folgte ihm ins Haus. Zusammen ließen sie sich auf das Sofa fallen. “Sie haben nicht daran gedacht, Ihre Heizung -“

“Der Kerl kommt heute noch vorbei“, erwiderte Jack. Janet nickte verstehend.

“Hören Sie ... das war eine peinliche und erschreckende Situation“, erklärte Jack. Janet lachte leise. “Das war eine sehr peinliche Situation. Mein Gott, sie hätte kaum peinlicher sein können. Man erwischt seinen Vorgesetzten nicht jeden Tag mit einem Teammitglied im Bett ... mit einem männlichen Teammitglied“, erklärte sie nervös.

“Hören Sie, Janet, es ist einfach passiert. Als Daniel weg war ... na ja ...“ Jack sträubte sich, ihr alle Einzelheiten zu erklären. Er wollte einfach nicht. So blickte er in ihre Augen und hoffte, dass sie es verstehen würde. Janet nickte langsam: “Ich ... was soll ich ... mein Gott, Sir, das tut mir leid! Ich sah, dass Daniel nicht im Bett war und wollte Sie fragen, wo er steckt.“ Jack nickte: “Okay, Sie haben ihn gefunden. Er ist auch noch immer im Bett, es geht ihm den Umständen entsprechend ... er schämt sich. Ihr Auftreten hat ihn verschreckt.“

Es wurde einige Sekunden still zwischen den beiden. Jack spielte nervös mit dem Reißverschluss seiner Jacke, dann blickte er zu Janet auf. “Das ist eine schwierige Situation.“

Sie nickte: “Ja, Sir.“ Jack setzte sich aufrecht hin und sagte: “Fraiser ... Janet.“ Sie blickte auf.

“Ich weiß es gibt die Regeln. Sie gelten noch immer, obwohl Daniel ein Zivilist ist. Er ist Mitglied meines Teams. Wenn in der Basis bekannt werden würde ... ich würde es niemanden aus der Basis zutrauen, aber ich könnte es nicht ertragen, wenn bekannt werden würde, dass Daniel eine Beziehung mit mir hat. Es gibt immer Leute, die gegen solche Beziehungen sind und ...“

“Ich verstehe, was Sie sagen wollen, Colonel. Ich werde Sie nicht fragen und Sie werden mir nichts sagen. Ich habe nichts gesehen“, versicherte Janet.

“Sie sind ein Goldstück!“, sagte Jack erleichtert. Janet nickte langsam und fügte schief grinsend hinzu: “Vielleicht komme ich ja doch in den Himmel!“

“Allemal, Doc! Nur nicht zu bald!“, warnte Jack. Sie nickte: “Jawohl, Sir ... wissen Sam und Teal’c Bescheid?“

“Nein. Daniel ist noch sehr unsicher und ich will warten, bis er es ihnen sagen will“, erklärte der Colonel. Janet räusperte sich und stellte ihre Professionalität vor alles andere. Sie würde später darüber nachdenken ... viel später! “Okay. Könnte ich mal nach seinem Fieber sehen?“

Jack nickte. Janet stand auf und atmete tief durch. “Das ist ein ganz schöner Brocken!“, sagte sie, als sie zum Schlafzimmer gingen. Jack nickte erneut und öffnete die Tür: “Daniel?“ Er ging zum Bett hinüber.

“Ist sie weg?“, fragte der Archäologe leise, als Jack sich neben ihn hockte, um ihm in die Augen sehen zu können.

“Sie will nur noch mal nach dir sehen, Daniel!“, antwortete Janet an Jacks Stelle. “Es ist okay, ich habe es ihr erklärt und sie sagt es nicht weiter!“, erklärte Jack. Daniel drehte sich auf den Rücken: “Danke, Jan.“ Sie nickte und seufzte: “Was ich nicht für euch Jungs tue!“ Dann verzog sie das Gesicht und erklärte: “Seid nur ... etwas zurückhaltend in meiner Gegenwart. Zumindest am Anfang, ich ... muss das erst mal verarbeiten.“ Daniel nickte langsam.

***

“Danke“, sagte Jack und verabschiedete den Handwerker an der Tür. Allmählich machte sich eine wohlige Wärme in seinem Haus breit. Der Handwerker hatte die Heizung schnell repariert gehabt und war zu Kontrolle noch etwas geblieben.

Jack schloss die Tür und ging ins Schlafzimmer. Daniel schlief, seit Janet weg war. Er wachte auch jetzt nicht auf, als Jack ihn an der Wange berührte, um das Fieber zu kontrollieren. Es war gesunken und er hoffte, es würde auch so bleiben. Am Montag sollte die Arbeit wieder beginnen. Ihnen blieb nur noch das Wochenende. Jack beschloss, den restlichen Nachmittag neben seinem schlafenden Liebhaber im Bett zu verbringen und zog sich bis auf die Boxershorts und das T-Shirt aus.

Er krabbelte ins Bett und drückte Daniels Rücken an seine Brust. “Jack?“ Der junge Mann drehte sich um und lächelte den Colonel leicht an. “Na, geht’s dir besser?“, wollte dieser wissen.

“Wie man es nimmt ... Kopfweh“, antwortete Daniel. Er kuschelte sich an Jack. “Janet hätte es nicht herausfinden sollen“, murmelte er. Jack nickte: “Ich weiß, aber wir können nichts daran ändern. Sie wird dicht halten.“ Daniel nickte langsam.

“Ich liebe dich, Daniel Jackson.“ Er küsste ihn sanft. Daniel lächelte: “Ich dich auch.“

“Schlaf jetzt! Du willst doch am Montag fit sein“, meinte Jack. Daniel seufzte und drückte sich enger an Jack. “Immer Arbeit“, murmelte er.

***

Später am Abend stand Jack auf und holte sich und Daniel eine Suppe und Wasser. Dann ließ er die Jalousien im Wohnzimmer und in der Küche herunter und ging sicher, dass die Türen abgeschlossen waren. Er löschte das Licht und kam zu seinem Freund ins Bett. Daniel legte seinen Kopf auf Jacks Brust und der Colonel zog die Bettdecke höher, so dass Daniel warm zugedeckt war. Zuletzt betätigte Jack den Schalter der Nachttischlampe. Nun lagen sie im Dunklen und er streichelte Daniels Rücken unter dem T-Shirt.

Irgendwann, Jack konnte selbst nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, schlief er ein.

***

Die Lichter in dem Haus waren nun schon einige Stunden aus. Es lag ruhig da und inzwischen müsste jeder Bewohner schlafen. Er nickte sich selbst bestätigend zu und stieg aus dem Auto. Leise schloss er die Tür wieder und ging schnell auf das Haus zu, behielt jedoch die Nachbarschaft im Auge. Doch auch dort regte sich nichts. Er wich dem Licht der Laternen aus und blieb im Schatten des Hauseingangs stehen. O’Neill hatte keinen Hund, er würde ungestört arbeiten können.

***

Daniel schlug die Augen auf. Ihm war warm und er hatte Durst.

Jack schlief friedlich und tief und Daniel wollte ihn nicht wecken. Er drehte sich zu seinem Nachttisch und erkannte, dass das Wasserglas, das Jack ihm zum Abendessen mitgebracht hatte, leer war.

Daniel fluchte leise und glitt vorsichtig aus dem Bett. Als er sich aufrichtete, bekam er grauenhafte Kopfschmerzen, doch sie verschwanden nach einigen Augenblicken beinahe wieder. Vorsichtig schlich Daniel aus dem Schlafzimmer in den Flur. Er ging an Jacks Büro vorbei in die Küche und fand im Dunkeln den Kühlschrank, öffnete ihn. Er entdeckte das Wasser und nahm es heraus, ließ den Kühlschrank leise zufallen. Dann machte er sich auf den Rückweg ins Schlafzimmer. Als er an Jacks Büro vorbeiging, wo Jack seinen Computer und seine Papiere aufbewahrte, hörte er ein merkwürdiges Geräusch.

Daniel schluckte und bemerkte, dass die Tür nur angelehnt und nicht geschlossen war, wie sonst üblich. Es war unmöglich Jack selbst, der im Raum war, denn der hätte die Tür aufgelassen, da er sicher nichts dagegen hätte, wenn Daniel ihn von der mitgebrachten Arbeit ablenkte.

Allerdings nahm Jack im Urlaub niemals Arbeit mit nach Hause – das hatte er schon im erste Jahr nicht gemacht – und mitten in der Nacht würde er auch keine Rechnungen bezahlen oder ähnliche Pflichten wahrnehmen. Daniel stellte die Wasserflasche hinter sich auf dem Boden ab und streckte die Hand aus, öffnete langsam die Tür. Er starrte auf den Schatten, der sich einen der Ordner aus dem Regal genommen und auf dem Schreibtisch platziert hatte.

Es war offenbar ein Mann, der im Licht einer Taschenlampe das Büro durchsuchte. Daniel starrte ihn an, unfähig, sich zu bewegen. Der Eindringling ließ den Ordner zurück ins Regal gleiten und blickte auf das Teamfoto, das an dem Computerbildschirm lehnte. Daniel kannte es. Er, Sam und Teal’c hatten ebenfalls einen Abzug davon.

Es stammte von einem Barbecue in Sams Garten. Jetzt regte Daniel sich wieder. Er wollte sich umdrehen und zu Jack ins Schlafzimmer laufen, als er gegen etwas stieß, das umfiel und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppich in der Diele aufschlug. Die Flasche! Daniel blickte erschrocken zu dem Einbrecher, dieser hatte ihn bemerkt und verließ das Büro im Blitztempo, um Daniel zu greifen.

“JACK!“ rief der junge Mann, bevor er den Einbrecher mit einem Faustschlag überraschte und zu Boden schickte, “Jack!“ Der Einbrecher fing sich schnell wieder und griff nach Daniels Fußgelenk, als dieser weglaufen wollte. Daniel fiel zu Boden und fing sich einen Schlag ins Gesicht ein. Der Mann gewann mit einer geschickten Bewegung die Oberhand und nagelte Daniel am Boden fest. Daniel wurde übel, als er ein Knie in den Magen gerammt bekam, riss instinktiv die Arme nach oben, um seinen Kopf zu schützen.

Der Einbrecher zerrte ihn auf die Füße und schleuderte ihn gegen die Wand. Daniels Kopf schlug gegen die harte Mauer und er sank zu Boden, als der Fremde einen weiteren Tritt in seinem Magen platzierte. Er packte Daniel am T-Shirt, zog ihn hoch und drückte ihn gegen die Wand. Daniel keuchte, als sich eine Hand auf seine Kehle presste und ihm die Luft abgedrückt wurde. Er erkannte einen weiteren Schatten, der hinter dem Einbrecher auftauchte und merkte nur noch, wie sich der Griff an seinem Hals lockerte, dann verschwand, ehe er bewusstlos zu Boden fiel.

Jack hatte Daniels Rufe und dann die Geräusche eines Kampfes gehört. Sofort war er aufgesprungen und aus dem Schlafzimmer gestürmt, hatte den Einbrecher von Daniel weggerissen und zu Boden geschickt.

Als er jetzt versuchte, die Schläge des anderen abzufangen, wurde ihm bewusst, dass der Mann trainiert war. Special Ops! Jack sprang auf und versetzte dem Mann einen Tritt in die Rippen, doch dieser zeigte sich unbeeindruckt, und zog Jack mit einer raschen Bewegung zu sich auf den Boden. Der Einbrecher drückte Jacks Handgelenke auf den Teppich und umfasste sie mit einer Hand, mit der anderen zog er eine Waffe aus seiner Tasche. Er richtete sie auf Jack und der Colonel gab jegliche Gegenwehr auf.

Der Einbrecher stand auf und bewegte sich rückwärts auf die Tür zu, öffnete sie und verschwand nach draußen. Jack rannte hinter ihm her und versuchte noch, ihn im Licht der Laternen zu erkennen, doch er schaffte es nicht. Der Mann flüchtete sich in ein dunkles Auto und fuhr mit laut quietschenden Reifen davon. Jack erkannte nicht einmal das Nummernschild. Der Colonel keuchte, während er dem Wagen nachblickte und wischte sich über den Mundwinkel. Er blutete. “Verdammt!“ Jack stellte sicher, dass niemand aus der Nachbarschaft wach geworden war und eilte dann ins Haus zurück.

Er ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen und kniete sich neben Daniel, der am Boden lag und offenbar noch bewusstlos war. “Daniel?“ Jack hob eine Hand an Daniels lädierte Wange und wiederholte eindringlicher: “Daniel!“ Der jüngere Mann schlug vorsichtig die Augen auf und starrte Jack an. “Hey, was tut weh?“, fragte der Colonel. Daniel winkte ab. Jack stand auf, stöhnte vor Schmerzen und zog Daniel ebenfalls auf die Beine. “Soll ich Fraiser rufen?“

Daniel schüttelte nur den Kopf. Jack führte den Archäologen ins Schlafzimmer und half ihm, ins Bett zu steigen, dann kehrte er humpelnd in die Diele zurück und hob die Wasserflasche auf. Er versicherte sich, dass die Tür verschlossen war und legte zur Sicherheit noch die Kette vor, ehe er ins Schlafzimmer zurückkehrte. Er legte sich selbst ins Bett und stellte die Wasserflasche auf dem Nachttisch ab. Daniel kuschelte sich an ihn, er zitterte leicht. Jack starrte an die Decke, während er jedes Körperteil durchging, das ihm wehtat.

“Wir werden morgen zu Fraiser gehen. Sie hat Dienst“, erklärte er entschieden und er spürte Daniel nicken, “Wir werden auch zu Hammond gehen.“

“Nein!“, rief Daniel und starrte Jack erschrocken an. “Er muss erfahren was passiert ist.“

“Aber er wird fragen, warum ich bei dir war“, gab Daniel zu bedenken.

“Weil du noch keine Wohnung gefunden hast und weil du krank bist“, erwiderte Jack fest. Dann fragte er: “Wo bist du verletzt?“

“Es ist nicht schlimm“, antwortete Daniel. Jack nickte langsam: “Aber du hast wieder Fieber.“

“Deswegen bin ich auch aufgestanden, um mir etwas zu trinken zu holen. Er hat dein Büro durchsucht. Ich wette, früher oder später wäre er auch hierher gekommen und er hätte uns gesehen“, meinte Daniel.

“Das war kein gewöhnlicher Einbrecher, du hast Recht“, meinte Jack, “Er ... war trainiert. Special-Ops-Kampftechniken. Ich habe schon Ewigkeiten nicht mehr mit jemanden gekämpft, der das konnte ... um Leben und Tod, meine ich.“

“Wenigstens hatte das Ganze ein Gutes“, sagte Daniel leise, “Er hat uns nicht zusammen gesehen.“

“Hast du etwas erkennen können? Könntest du ihn beschreiben?“, fragte Jack. Daniel schüttelte den Kopf: “Er hatte eine Taschenlampe und stand mit dem Rücken zu mir und als er mich angriff, hat er die Lampe ausgeschaltet.“

“Ich wette, er kommt von Kinsey“, meinte Jack wütend.

“Das können wir nicht beweisen“, erwiderte Daniel.

“Aber wir können es vermuten. Verdammt, er ahnt etwas. Das ist mir schon vorher aufgefallen“, murmelte Jack, “Und Kinsey ist nicht blöd. Man darf ihn nicht unterschätzen, er ist verdammt clever. Er wird weitersuchen. Wir müssen vorsichtig sein.“ Er küsste Daniel und drückte ihn an sich. “Sehr vorsichtig.“

Daniel zuckte zusammen.

“Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragte Jack und schaltete das Licht wieder ein.

“Ja!“, nickte Daniel, “Geht schon!“ Jack stand auf: “Zieh dich an!“

“Was?“, fragte Daniel.

“Zieh dich an! Wir fahren in den Berg“, erklärte Jack.

“Jack!“

“Nein!“ Der Colonel blickt Daniel fest an. “Bitte, Daniel.“

Der junge Mann seufzte und kletterte aus dem Bett.

***

Der Wagen hielt drei Straßen weiter an und der Mann fluchte, untersuchte im Rückspiegel seine blutende Nase. Das war nicht geplant gewesen. Er stieg aus und atmete die kühle Nachtluft ein, bevor er den Weg zu Jacks Haus zurückging. Dabei zog er ein Handy aus seiner Tasche. Er wählte und wartete.

“Ja?“ meldete sich schließlich jemand.

“Ich bin’s“, sagte er lediglich.

“Wie ist es gelaufen?“ wollte sein Gesprächspartner wissen.

“Jackson hat mich überrascht und O’Neill gerufen. Ich konnte entkommen, aber ich bin sicher, sie werden mit Hammond reden. Aber sie haben mich nicht erkannt, da bin ich sicher“, erklärte er.

“Sie sind ein Vollidiot! Sie sollten leise sein!“

“Ich war leise. Jackson ist von selbst aufgestanden. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, aus welchem Zimmer er kam. Ich bin unterwegs zurück, um das noch einmal nachzuprüfen“, erklärte er.

“Seien Sie vorsichtig! Ich kann es nicht gebrauchen, dass Stümper unter mir arbeiten. Wenn etwas auf ein Verhältnis hindeutet, will ich es sofort wissen.“

“Ja, Sir“, antwortete der Einbrecher und bog in Jacks Straße ein. Seine Schuhe warfen ein unangenehm lautes Echo in der stillen Nachbarschaft.

“Das Stargate-Programm muss unter größerer Kontrolle stehen. Sie sind sich doch dessen bewusst.“

“Ja, Sir.“

“Und Sie wissen auch, was Sie bekommen, wenn Sie Erfolg haben?“

“Ja, Sir.“

“SG-1 und Hammond haben schon zu lange den Ton angegeben. Wenn alles glatt läuft und O’Neill die Bedingungen erfüllt, werden Sie der 2IC werden – unter Weir versteht sich. Aber keine Sorge, sie ist eine Frau, Botschafterin, Diplomatin. Ich kann sie benutzen“, versicherte sein Gesprächspartner.

“Ich weiß, Senator. Und Sie müssen den Plan nicht wiederholen, ich bin in Kenntnis gesetzt worden.“ Der Einbrecher wurde wütend. Wofür hielt Kinsey ihn eigentlich?

Für einen Vollidioten? Das alles von langer Hand geplant gewesen. Und er selbst hatte einen großen Teil der Verantwortung getragen. Er war es, der Weir vorgeschlagen hatte. Er war es gewesen, der Kinsey die Sache zwischen O’Neill und Jackson gesteckt hatte.

Der Colonel benahm sich allzu freundlich dem jungen Mann gegenüber. Vor allem seit seiner Rückkehr.

“Wir hören voneinander!“ sagte Kinsey und legte auf.

“Alter Idiot!“ murmelte der Einbrecher und stiefelte geduckt über O’Neills Rasen auf das Fenster zu, das er bei früheren Erkundigungen als das Schlafzimmerfenster identifiziert hatte.

Die Vorhänge waren zugezogen und das Fenster gekippt. Er zog seinen Dietrich aus der Tasche und steckte ihn durch das gekippte Fenster, schob den Vorhang zur Seite. Überrascht bemerkte er, dass das Licht eingeschaltet war. Daniel saß auf dem Bett und zog sich einen Pullover an, als Jack aus dem Bad zurückkam, bereits vollkommen angezogen. Er lächelte Daniel zu, als dieser aufstand und sich die Jeans anzog. “Mir geht es gut, Jack!“, beschwerte Daniel sich.

“Ich will nur sicher gehen“, erwiderte der Colonel. Er streichelte Daniel über die Wange und nahm ihn in den Arm. “Es könnte sein, dass du innere Blutungen hast. Ich kann aus Erfahrung sagen, wie stark der Kerl zugeschlagen hat.“

Der Einbrecher nahm seine Kamera heraus und schaute durch das Objektiv in das Zimmer hinein. Jack blickte Daniel in die Augen und streichelte ihm über die Wange.

“Na sieh mal einer an! Ich hatte Recht“, murmelte der Einbrecher und lächelte, während er schnell zwei Bilder schoss und dann in der Dunkelheit der Nacht verschwand.

***

“Wiederholen Sie das, Colonel!“, verlangte Hammond einige Stunde später.

“Jemand ist gestern Nacht in mein Haus eingedrungen und hat mein Büro durchsucht. Daniel hat ihn durch Zufall bemerkt und mich gerufen, da hat der Kerl ihn angegriffen. Ich kam dazu und er griff auch mich an“, erklärte Jack zum zweiten Mal.

“Wo ist Dr. Jackson jetzt?“, fragte der General.

“Auf der Krankenstation. Er wird von Napoleon untersucht“, erklärte Jack.

“Colonel“, lächelnd schüttelte Hammond den Kopf, seufzte, “Ich wollte Sie sowieso sprechen.“ Jack zog die Augenbrauen zusammen: “Gibt es ein Problem, Sir?“ Hammond nickte: “Ein großes.“ Er seufzte erneut und sagte dann: “Senator Kinsey rief mich gestern an, er ist unterwegs hierher. Er will Leute aus dem Pentagon in das Programm einbinden, die für die Überwachung des Pogramms vor Ort zuständig sein sollen.“

“Das heißt im Klartext?“

“Wir werden mit Kameras aufgezeichnet, abgehört und nach jeder Mission eindringlich befragt. Bisher waren die Kameras als Sicherheitsmaßnahme hier, nun sind sie dafür zuständig, Beweismaterial gegen uns zu sammeln“, erklärte der General und man sah ihm an, dass ihm die Idee nicht gefiel.

“Aber, Sir, das kann er doch nicht tun. Will er das Programm wieder schließen?“

“Nein, er ist darauf aus, es selbst zu kontrollieren.“

“Was sagt der Präsident?“

“Beim geringsten Fehler könnte Kinsey übernehmen. Der Präsident kann nichts tun, auch wenn er die Idee selbst nicht befürwortet. Das Problem ist Kinseys Macht im Pentagon.“

Jack schüttelte ungläubig den Kopf.

***

“Hey!“, begrüßte Jack Sam und Teal’c, die Daniel auf der Krankenstation aufgesucht hatten.

Janet war nicht zu sehen. Daniel saß auf der Bettkante, etwas blass und abgekämpft, aber sonst schien es ihm relativ gut zu gehen.

“Hallo, Sir! Ich hörte, Sie hatten eine aufregende Nacht!“, sagte Sam.

“Oh, es war nur halb so lustig, wie es sich angehört hat, Major“, lächelte Jack ihr zu, “Die Wunden heilen aber bis nächste Woche, nichts Schlimmes ist passiert.“ Er blinzelte Daniel zu.

“Ich bin spätestens übermorgen wieder fit, sagt Janet. Ich soll Bettruhe genießen und mich von dir bedienen lassen“, erklärte der Archäologe.

Jack lächelte: “Aber gerne!“

Daniel starrte ihn an und senkte dann verlegen den Blick.

Teal’c zog eine Augenbraue hoch und Sam grinste: “Alles klar bei euch, Jungs? Habe ich was verpasst?“

“Wenn Sie Ihren Vorgesetzten Offizier in die allgemeine Bezeichnung ’Jungs’ quetschen, dann haben Sie in der Akademie einiges verpasst“, antwortete Jack.

“Verzeihen Sie, Sir. Ich wollte nicht respektlos sein.“

Er winkte ab. Alle vier wussten, es waren nur Plänkeleien, die sie sich untereinander leisteten. “Na, dann bringe ich Daniel mal ins Bett“, meinte Jack.

“Können wir zum Essen vorbeikommen, Sir?“, fragte Sam.

“Wenn Sie das Essen mitbringen“, meinte Jack.

“Chinesisch?“, fragte Sam.

“Mir ist nach Pizza“, meinte Jack.

“Ich bin für ukrainisches Essen“, sagte Teal’c. Alle starrten ihn an. “Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte Jack.

“Es hat ein neuer Laden geöffnet“, erklärte Teal’c. Es folgte eine Weile Schweigen. “Also ... chinesisch. Weil Carter chinesisch will und weil Carter die Lady ist“, meinte Jack schließlich. Sie grinste breit. “Wie zuvorkommend, Sir. Willst du auch etwas essen, Daniel?“, fragte sie dann. Er schüttelte den Kopf: “Ich denke nicht, dass ich -“

“Er nimmt dasselbe wie Sie, Carter, wie immer“, unterbrach Jack und mit einem Blick zu Daniel sagte er: “Auch Kranke müssen essen.“ Damit löste sich die Gruppe auf.

***

“Colonel O’Neill!“

“Ach du meine Güte! Verdammt!“, flüsterte Jack und drehte sich um, lächelte gezwungen, “Senator Kinsey!“ Vor drei Tagen war der Angriff in seinem Haus erfolgt. Daniel arbeitete inzwischen wieder normal. Der Senator lächelte ebenso gezwungen zurück und sagte dann: “Ich muss Sie sprechen!“ Schon seit der Mann vor zwei Tagen eingetroffen war, standen sie alle unter Beobachtung. Viele Soldatinnen hatten sich beschwert, dass sogar in den Umkleideräumen Kameras angebracht wurden und hatten Recht bekommen.

Die Geräte wurden wieder entfernt und lediglich durch Audiorekorder ersetzt. Doch sehr zu Jacks und Hammonds Zufriedenheit war bisher nichts Anstößiges entdeckt worden. Jedes Mitglied des Cheyenne-Mountain verhielt sich schon aus Abneigung zu Kinsey absolut vorbildlich und der Präsident hatte Kinsey lediglich eine Frist von drei weiteren Tagen eingeräumt, als er von der ergebnislosen Geldverschwenderei Bericht erstattet bekommen hatte. Jack hatte innerlich aufgeseufzt.

Denn mit der Kamera im Rücken war es ihm leider nicht mehr möglich, GameBoy zu spielen statt Berichte zu schreiben. Das sah Hammond auch als einzig positives Ergebnis dieser ganzen Sache an.

“Sicher“, antwortete Jack und sie gingen in sein Büro. Jack stellte mit einem kurzen Blick fest, die Kamera war ausgeschaltet, das Tonband schien auch nicht zu laufen. Das beunruhigte ihn! Kinsey stellte seine Tasche auf den Tisch und zog eine Mappe heraus. Er drückte sie Jack in die Hand. Der Colonel zog die Augenbrauen hoch und setzte sich auf seinen Stuhl. Er bot Kinsey keinen Platz an. Das schien dem Senator auch ziemlich egal zu sein, denn er ließ sich einfach in den Stuhl vor Jacks Schreibtisch sinken und beobachtete, wie der Colonel die dicke Mappe durchblätterte.

Jack betrachtete die Personalakten genauer und blickte nach etwa fünf Minuten wieder zu Kinsey auf. “Interessant!“, sagte er lediglich und warf die Mappe nachlässig auf den Tisch, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, “Leider kapiere ich nicht, was Sie von mir wollen. Ich habe nicht studiert, wissen Sie? Ich bin Soldat.“

“Tun Sie nicht so, als wären Sie eingeschränkter als sie tatsächlich sind!“, sagte Kinsey. Jack zog die Augenbrauen verärgert zusammen: “Eingeschränkt? Da gefällt mir ’jung’ nun wirklich besser! ’Eingeschränkt’ kommt auf meiner Liste gleich nach ’primitiv’! Also, wenn es Ihnen nichts ausmacht -“

“Es sind Personalakten einiger Soldaten und Wissenschafter darunter, die durchaus fähig sind, an diesem Projekt mitzuarbeiten“, unterbrach Kinsey. Jack nahm die Mappe wieder zur Hand. Er schaute sich einige Fotos an, die über den Lebensläufen klebten und blickte über den Rand der Mappe zu Kinsey. “Und?“ Er dehnte das Wort.

“Der Präsident stimmt einer größeren astrophysikalischen Abteilung und einem neuen Team zu. General Hammond hat die Ausweitung dieser Abteilung auf Wunsch von Major Carter dem Präsidenten vorgetragen und der hat eingewilligt. Herzlichen Glückwunsch! Das sind Ihre Kandidaten!“

“Kann sich nicht die Personalabteilung darum kümmern? Ich meine, deshalb ist es die Personalabteilung“, meinte Jack. Kinsey lächelte: “Jedes neue Mitglied dieser Einrichtung geht über den Schreibtisch des Leiters.“

“Sie haben sich im Büro geirrt“, meinte Jack. Kinsey lehnte sich vor. “Nein, das denke ich nicht. General Hammond hat viel zu viel mit anderen Dingen zu tun, Colonel. Ich habe ihm gesagt, dass Sie sich sicher vertrauensvoll darum kümmern werden.“

Jack formte ein “Oh!“ mit seinen Lippen und sagte dann skeptisch: “Sie können mich nicht ausstehen.“

“Ja, aber wir werden unsere Zusammenarbeit doch nicht dadurch beeinflussen lassen.“ Kinsey deutete auf die Mappe in Jacks Händen, über deren Rand der Colonel ihn noch immer musterte. “Diese Leute sind gute Leute.“

Jack warf einmal mehr einen Blick über die Akte eines gewissen Marcus Trent und sagte dann: “Hier steht, er arbeitet beim NID.“

“Ist er deshalb ein schlechter Mensch?“

Jack überlegte kurz und sagte dann: “Natürlich nicht.“ Er sah sich drei weitere Akten an, blätterte dann wahllos vor und zurück und ließ die Mappe schließlich mit einem lauten Knall auf seine Schreibtischplatte fallen. Er lehnte sich vor. “Diese Leute arbeiten alle beim NID oder sind Ihnen anderweitig unterstellt.“

Kinsey lächelte: “Jeder hat eine zweite Chance verdient.“ Jack verstand. “Ihr Überwachungsprojekt ist schief gelaufen. Der Präsident lässt es abbrechen. Sie suchen einen anderen Weg, uns zu kontrollieren und über alles Bescheid zu wissen.“

Kinsey lachte kurz. “Ich bitte Sie, Colonel, das ist Politik.“

“Nein, das ist Verrat in meiner kleinen Welt. Wir kamen bisher wunderbar ohne Ihre Schoßhündchen aus, Senator!“

Kinsey lächelte noch immer abfällig und lehnte sich nun vor. “Sie werden diese Leute einstellen oder ich sorge dafür, dass Sie rausfliegen. Sie haben genügend Dinge getan, die das rechtfertigen würden. Ich muss nur Anmaßung gegenüber einem Vorgesetzten angeben und Sie sind draußen. Hammond kann Sie nicht immer beschützen.“

“Der Präsident ist ein guter Freund von mir – er schmeißt absolut großartige Barbecues – und er kennt alle meine ... Fehltritte. Ich habe die Welt öfter gerettet als Sie mit Ihrer Frau -“

“Colonel!“ Kinsey sprang auf. Jack starrte ihn wütend an. “Es mag Ihnen nicht gefallen, doch in diesem Raum bin ich Ihr Vorgesetzter und ich habe Ihnen Personalakten vorgelegt, die zum Weiterleben Ihres Programms beitragen sollen.“

“Während Ihre ach-so-geliebten Kameras ausgeschaltet wurden, genau, Senator! Ich denke nicht, dass das, was wir hier tun, eine legale Besprechung ist und ich werde nicht Teil Ihrer niedlichen kleinen Verschwörung werden! Raus hier!!“ Jack war ebenfalls aufgestanden und deutete auf die Tür. Kinsey packte seine Tasche und zog ein Foto heraus. Er hielt es Jack auf Augenhöhe. Jacks Herz setzte einen Schlag aus.

“Das dürfte Ihre Karriere und Ihren Ruf so ziemlich vernichten. Was würde Major Carter nur dazu sagen? Oder weiß sie etwa von dieser Affäre?“

Jack riss Kinsey das Foto aus der Hand. Er starrte es an, dann blickte er zu Kinsey. “Das hat Ihr Einbrecher gemacht! Das sind illegale Methoden, Kinsey!“

“Und weiter?“

“Es wird meine Karriere vernichten, ja, aber Sie gehen mit mir unter!“, schwor Jack. Kinsey lächelte und nahm Jack das Foto aus der Hand, um es wieder in seiner Tasche verschwinden zu lassen. “Drohen Sie mir?“, fragte er.

“Ich bin nicht besser als Sie, genau!“, sagte Jack.

“Sie sind dumm, O’Neill“, meinte Kinsey und nahm die Mappe mit den Personalakten zur Hand.

“Nicht persönlich werden!“, mahnte Jack.

“Ich denke, wir sind schon sehr persönlich“, erwiderte Kinsey ruhig.

“General Hammond hat einen noch besseren Draht zum Präsidenten als ich!“, mahnte Jack.

“Wieder eine Drohung? Wie kläglich! Sie rennen zu Hammond wie ein Kleinkind zu seiner Mutter!“

“Wenn es nötig ist, um Sie aus dem Spiel zu nehmen, ja!“, antwortete Jack gereizt. Er griff zum Telefon und begann, Hammonds Nummer zu wählen, als Kinseys Worte ihn innehalten ließen: “Dr. Jackson ist kein Militär, Colonel. Er könnte sich sicher nicht so gut wehren wie Sie oder Teal’c ... oder Major Carter, was das anbelangt. Es gibt Leute auf dieser Basis, die homophob sind ... kaum zu glauben, aber wahr. Selbst hier, in Ihrem hochgelobten, kleinen Berg. Was würden die wohl sagen, wenn sie erführen, dass Dr. Jackson eine Affäre mit einem Offizier auf dieser Basis hat? Einem männlichen Offizier, versteht sich?“

Jack knallte den Hörer auf die Gabel. Er starrte an Kinsey vorbei an die Wand. Kinsey grinste und packte die Mappe weg. “Ich sehe, wir verstehen uns, Colonel.“

“Daniel ist nur halb so wehrlos, wie Sie vielleicht denken!“

Kinsey lachte. “Wir werden noch einmal über das neue Personal sprechen, Colonel. Bald!“, versprach er. Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ Jacks Büro. Nur fünf Minuten später schalteten sich Kamera und Tonband wieder an. Sie zeichneten Jack auf, der in seinem Stuhl saß und ins Nichts starrte.

***

Der Colonel saß in seinem Sessel im Wohnzimmer und Daniel hatte auf seinem Schoß Platz genommen. Seine Beine hingen über einer der Armlehnen. “Das klingt meiner Meinung nach am besten“, meinte er und deutete auf eine Anzeige links unten. Er hatte die angebotenen Häuser markiert, die ihm gefielen.

Jack beugte sich vor und betrachtete die Beschreibung des Hauses, bevor er zu Daniel blickte, der ihn abwartend ansah. “Was sagst du dazu?“, fragte dieser. Jack fuhr mit seinen streichelnden Bewegungen auf Daniels Rücken fort und der jüngere Mann lehnte sich gegen Jacks Brust. Er drückte seine Stirn gegen Jacks und fragte: “Du denkst doch nicht wirklich, dass Kinsey das tun wird, oder?“

Daniel war beunruhigt, aber sah es als einen Bluff an, um Jack zu dem zu zwingen, was Kinsey verlangte. Draußen strahlte die grelle, kühle Januarsonne und beleuchtete Regentropfen und tauenden Schnee. Die Äste der Bäume in Jacks Garten glitzerten. Die Sonne ging unter. Ihre Arbeit hatten sie bereits vor einer Stunde beendet und sie waren einfach gegangen, vor allem, da Jack mit Daniel über Kinseys Drohung reden wollte.

Jack seufzte leise: “Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst.“ Daniel lächelte und antwortete ebenso leise: “Ich sehe mir das Haus an, in Ordnung? Und wenn es mir gefällt, dann miete ich es. Und dann ziehe ich dort ein.“ Jack blickte ihn an, seine andere Hand legte sich auf Daniels Oberschenkel. “Und du wirst weg sein“, ergänzte er traurig. Daniel lachte leise. “Aber ich komme doch wieder. Es wird nur ... weniger auffällig sein, verstehst du?“

“Aber natürlich, Daniel“, antwortete Jack. Es war eine Weile still. “Du brauchst ein Auto“, meinte Jack.

“Ich kaufe mir ein gebrauchtes und sobald ich das Geld dazu habe, ein neues, aber ich muss zuerst die Einrichtung bezahlen“, erklärte Daniel. Er kuschelte sich an Jack und der Colonel drückte ihn an sich. “Versprich mir, auf dich aufzupassen! Zur Sicherheit“, meinte er und verspürte plötzlich ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Er hatte Angst um Daniel.

Kinsey war skrupellos. Es würde für ihn sicherlich kein Problem darstellen, Daniel ein paar Soldaten auf den Hals zu hetzen. Daniel lächelte versichernd: “Natürlich.“ Er küsste Jack sanft. “Ich liebe dich.“

Jack lächelte: “Ich dich auch.“ Er dachte über ihre Beziehung nach. Sie hatten viel Körperkontakt, wenn sie zu Hause waren. Sie hatten noch immer nicht miteinander geschlafen. Sie hatten es auch kein weiteres Mal versucht. Daniel hatte noch einige Male Alpträume gehabt, doch Jack hatte ihn immer wieder beruhigen können.

Momentan war alles in bester Ordnung, wie es zwischen ihnen lief. Niemand von ihnen traute sich, einen weiteren Schritt zu machen oder in die Zukunft zu blicken. Daniel war sich mittlerweile ziemlich 100%ig sicher, dass er Jack nicht aus Dankbarkeit oder Einsamkeit oder einem anderen, ähnlichen Gefühl liebte, wie er anfangs vermutet hatte. Sein Leben hatte sich beruhigt, er hatte fast alle Erinnerungen zurück und er kam gut mit dem klar, was er hatte.

Und er liebte Jack O’Neill. Doch ein kleiner Haken blieb. Sam!

“Jack?“

“Hm?“ Der Colonel hatte die Augen geschlossen gehabt und diesen Moment mit Daniel genossen.

Jetzt blickte er in die blauen Augen seines Gegenübers. Daniel zögerte, das Thema zur Sprache zu bringen. Jack sah so müde aus. “Was ist?“, wollte der Colonel wissen. Sorge zeichnete sich in seinem Gesicht ab und Daniel kuschelte sich schnell an seine Schulter, wo er einige Male tief durchatmete. Konnte er das wirklich tun? Das zerstören, was er so genoss?

“Daniel, ist alles in Ordnung?“, wollte Jack wissen. Daniel zögerte nur noch einen winzigen Moment, dann nickte er. Er ließ die Zeitung zu Boden fallen und schlang seine Arme um Jacks Nacken. Er sah ihn wieder an. “Ich liebe dich.“

Jack lachte. “Das sagtest du schon.“

Daniel schüttelte den Kopf: “Nein. Denn ... jetzt weiß ich es sicher. Ich liebe dich, Jack.“ Der Colonel verstand und starrte Daniel an. Der Archäologe küsste ihn. Jack lächelte ihn strahlend an und sagte: “Und ich ... ich werde dich nicht stehen lassen.“ Er wusste, dass Daniel noch immer Angst davor hatte und womöglich auch noch eine ganze Weile haben würde.

Es war zuviel passiert in seinem Leben. Sha’re war ihm genommen worden, seine Eltern waren tot, sein Großvater irgendwo und Sarah als Host in der Gewalt von Osiris.

“Versprochen“, flüsterte Jack.

***

Daniel gefiel das Haus und bald hatte er sich eingerichtet. Alles wirkte auf Jack noch etwas leer, als er am Abend von Daniels Umzug im Wohnzimmer stand und sich umsah, aber das lag daran, dass sie einfach nicht alles hatten aufheben können, was einstmals Daniel gehört hatte.

Nur etwa die Hälfte seiner Sachen, die Dinge, die die anderen SG-1-Mitglieder liebten und mit Erinnerungen verbanden, waren übrig geblieben und so wirkten die Regale teilweise noch etwas leer. “Es ist ein tolles Haus, Daniel!“, rief Sam zum wiederholten Male und umarmte den Archäologen, als er aus der Küche kam und das Tablett mit den vier Gläsern und der Kanne mit dem Eistee abstellte. “Vorsicht!“, rief Daniel lächelnd und Sam grinste ihn an. “Ich bin froh, dass du endlich alles in den Griff bekommst.“

“Ja, ich auch“, antwortete Daniel und blickte kurz zu Jack, bevor er murmelte: “Es hat lang genug gedauert.“ Er reichte Teal’c ein Glas Eistee.

“Hier drin ist mehr Platz, als in deinem Appartement“, meinte Sam und grinste dann, “Es liegt auch näher.“

“Carter, für den Fall, dass Sie es noch nicht wussten, aber Appartements haben die Angewohnheit, kleiner zu sein als Häuser.“

Sie schnitt eine Grimasse und nahm einen Schluck Eistee.

“Danke für eure Hilfe. Ohne euch hätte es länger als zwei Tage gedauert“, meinte Daniel. Sam nickte: “War doch klar, Daniel. Kein Problem!“ Kinsey war fort. Bis Daniel das Haus hatte ansehen können, war eine Woche vergangen und Jack hatte bisher auch nichts mehr von Kinsey gehört.

Er hoffte, dass das auch eine Weile so bleiben würde. Der Senator hatte ihn eindeutig erpresst und Jack gefiel die Tatsache nicht, dass dieser damit so leichtes Spiel hatte.

“Chinesisch?“, fragte Sam.

“Pizza!“, antwortete Jack.

***

Es war am nächsten Morgen, als Jack zu dem Tag zurückgerissen wurde, an dem Kinsey in sein Büro gekommen war. Zuoberst auf seiner üblichen Post im Büro lag ein dicker Umschlag. Jack ließ die Tür ins Schloss fallen und grinste kurz in die ausgeschaltete Kamera hinauf, bevor er sich setzte und den Umschlag gelangweilt öffnete. Ihm fiel eine schwere Mappe entgegen, gefolgt von einem einzigen, kleinen, weißen Zettel, der hinterher flatterte und auf seiner Schreibtischplatte zum Liegen kam.

Jack schlug die Mappe auf und erkannte sie als die Auflistung Kinseys des ’geeigneten Personals’ für den Cheyenne-Mountain. Er griff nach dem Zettel. In Handschrift hatte Kinsey geschrieben:

Auf eine ertragreiche Partnerschaft!

***

Es war eine Stunde später, als das Telefon klingelte. Jack hatte sich die Mappe mit den Angestellten durchgesehen.

Aus reiner Neugier, wen Kinsey genau im Berg haben wollte. Einige Leute waren tatsächlich qualifiziert genug, um Sams Wunsch auf eine Ausweitung des astrophysikalischen Stabes nachzukommen und es waren auch viele sehr erfahrene Soldaten für ein neues Team dabei. Doch für Jack stand fest, dass er sich nicht erpressen lassen würde. Er nahm den Hörer ab. “O’Neill?“

“Guten Morgen, Colonel!“ grüßte Kinsey. Jack stand auf. “Senator! Was kann ich für Sie tun?“ Er versteifte sich und bemühte sich, dem Senator nicht zu zeigen, wie angespannt er war. “Das wissen Sie, Colonel. Für wen haben Sie sich entschieden?“

“Für niemanden. Ich werde Ihren Forderungen nicht nachkommen, Kinsey.“

Der Senator lachte. “Aber denken Sie doch an Dr. Jackson! Sie entscheiden über seine Gesundheit!“

“Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Daniel und ich sind Freunde.“

“Was ist mit dem Foto, Colonel?“

Jack schwieg einen Augenblick, dann antwortete er: “Da war nichts zwischen uns. Daniel hat schlimme Alpträume, seit er zurück ist. Ich habe mich um ihn gekümmert.“

“Sie sind sehr fürsorglich, meinen Sie nicht? Das können Sie weismachen, wem Sie wollen, Colonel.“ Eine Weile war es ruhig, dann sagte Kinsey: “Sie können mich nicht an der Nase herumführen. Ich weiß, was zwischen Ihnen und Dr. Jackson läuft. Und wenn Sie wollen, dass Dr. Jackson nicht noch mehr Alpträume bekommt, dann rate ich Ihnen, sich die Leute auszusuchen, die Sie einstellen wollen, Colonel.“ Jack schüttelte den Kopf, auch wenn Kinsey ihn nicht sehen konnte: “Wagen Sie es nicht, mich zu erpressen, Kinsey. Meine Verbindungen -“

“Ihre Verbindungen werden Dr. Jackson auch nicht helfen. Und ich werde alles abstreiten. Ihr Wort gegen meines.“ Kinsey legte auf. Jack ließ sich zurück in seinen Sessel fallen. Dann wählte er die Nummer zu Daniels Büro. “Jackson!“

“Hey, Daniel! Lass uns abhauen!“

***

Daniel lehnte seine Stirn gegen Jacks und fragte: “Was ist los?“ Jack festigte seinen Halt um den jungen Mann und antwortete: “Nichts weiter, Daniel.“

“Warum wolltest du heute früher gehen?“

“Bereust du es?“

Daniel lächelte. Er blickte zum Fernsehbildschirm, wo irgendein Hockeyspiel lief und antwortete: “Wieso sollte ich?“ Er kuschelte sich näher an Jack. “Trotzdem“, sagte er dann. Jack stöhnte. “Daniel, ich wollte einen Nachmittag mit dir verbringen. Keine neugierigen Fragen, nur das Hockeyspiel und ... die Pizza.“ Er warf einen Blick auf den leeren Karton. Dann blickte er Daniel an. Der Ausdruck in dem Gesicht des jüngeren Mannes war ernst, besorgt und fordernd zugleich.

“Du bist zu stur“, beschwerte Jack sich.

“Also, ist etwas passiert?“

Jack überlegte kurz, ob er es weiterhin abstreiten sollte, entschloss sich dann dagegen. “Kinsey“, gab er schließlich zu.

“Oh“, machte Daniel.

“Er hat mir gedroht“, erzählte Jack.

“Aber er wird nichts unternehmen, dafür ist er zu clever. Du wüsstest sofort, dass er es war und der General würde dir glauben.“

Jack lächelte und küsste Daniel auf die Stirn. “Du hast sicher Recht“, sagte er und küsste Daniel erneut – diesmal auf den Mund. Das Telefon klingelte. Jack seufzte. “Immer, wenn es spannend wird“, beschwerte er sich und langte nach dem schnurlosen Telefon auf dem Wohnzimmertisch. “O’Neill!... Hallo, General!... Nein, aber ich ... Sir!... General Hammond, hören Sie mir bitte einen Moment zu ... Danke, Sir!... Nein, Sir. Aber ich fühlte mich nicht so gut. Jetzt ist alles wieder in Ordnung ... Jetzt, Sir? Es ist fast 19 Uhr?... Nein, Sir, aber ... Jawohl, General!“

Jack legte auf.

“Was ist?“, fragte Daniel.

“Ich muss auf Mission“, antwortete Jack.

“Du? Alleine?“

“Nein, mit SG-5. Man hat um meine Unterstützung gebeten. Der Rest von SG-1 hat bis morgen Mittag frei. Dann bin ich wieder da.“ Jack küsste Daniel und sagte dann: “Ich werde dich vermissen.“

“Ich dich auch.“

***

“Mann, Colonel, ich hätte nicht gedacht, dass Sie mitkommen würden. Ich meine, unter diesen Umständen!“, lachte Major White und grinste seine Teamkameraden an. Jack blickte irritiert zu ihm. Sie befanden sich auf dem Weg zurück zum Tor. Die Mission war – gelinde gesagt – langweilig gewesen. Er war lediglich als zusätzliches militärisches Mitglied mitgenommen worden, um das hier lebende Volk zufrieden zu stellen. Das wollte einen ranghöheren Offizier als White und seine Kollegen sprechen, um den Vertrag mit der Erde zu besiegeln.

“Ich verstehe nicht ganz, White. Sie haben mich um Unterstützung gebeten.“

“Nicht dass ich wüsste, Colonel!“, grinste der Major. Jack blieb stehen. “Aber man hat mir gesagt, dass Sie mich wollten.“

“Nein, ich sagte Hammond lediglich, dass ich einen ranghöheren Offizier brauche. Dass er gleich den 2IC schicken soll, habe ich nicht gesagt.“

Jack starrte White an. “Aber ...“

White schüttelte den Kopf: “Mensch, Colonel! Sie sind empfohlen worden und hatten Ihren Spaß, oder? Was zerbrechen Sie sich den Kopf?“

“Ich hatte keinen Spaß!“, widersprach Jack. White nickte: “Sture Leute! Aber hübsche Frauen ...“

“White, wer hat mich empfohlen?“, fragte Jack nun klipp und klar.

“Mir hat Hammond gesagt, Kinsey wollte Sie dabei haben. Deswegen habe ich auch bezweifelt, dass Sie dem Mistkerl eine Chance geben wollen. Haben Sie gehört, was er mit der Schwester von Grany gemacht hat?“ Im SGC war allgemein bekannt, dass White sehr beschützerisch der jungen Frau gegenüber handelte, die Jack geholfen hatte, als Daniel vor ein paar Wochen einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. White hatte sie persönlich ausgebildet und war so etwas wie eine Vaterfigur für sie geworden.

“Kinsey? Sind Sie sicher?“, fragte Jack. White nickte. Jack lief schneller und murmelte: “Verdammt! Daniel!“

***

“Daniel!“ murmelte Jack verzweifelt und hörte das Freizeichen ein zehntes Mal ertönen. Kinsey hatte Zeit gehabt, um Daniel etwas anzutun. Deshalb hatte er Jack auf Mission geschickt.

Jack knallte den Hörer auf die Gabel und rannte aus seinem Büro auf den Fahrstuhl zu. Das Debriefing würde SG-5 alleine bewerkstelligen. Das hatte Hammond Jack versprechen müssen, bevor er auf diese Mission ging, die sich schon langweilig anhörte, als Hammond ihm davon erzählte. Und da es um Diplomatie ging und im Debriefing nichts weiter als sarkastische Kommentare aus Jacks Ecke fallen würden, hatte der General zugestimmt.

Jack hieb auf den Knopf für Ebene 1 und wartete ungeduldig, dass sich der Lift in Bewegung setzte.

***

Jack trat auf die Bremse und sprang aus dem Auto. Er rannte auf seine Haustür zu. Kaum war er drinnen, ließ er die Tür laut ins Schloss fallen und rief: “Daniel!“ Er ging ins Wohnzimmer, in die Küche, ins Badezimmer und ins Schlafzimmer. Sogar im Gästezimmer sah er nach. “Daniel!“ Jack ließ sich auf die Couch fallen. “Oh Gott!“

“Jack? Warum schreist du so?“

Er stand auf und fuhr herum. In der Tür zum Wohnzimmer stand er. Sein Daniel. Vollkommen gesund. Jack eilte auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. “Oh, Daniel!“, murmelte er, “Tu das nie wieder!“

“Was denn? In den Keller gehen?“, fragte der jüngere Mann verwirrt. Er spürte, dass Jack zitterte und bis zum Äußersten angespannt war. Und er spürte, dass seine Rippen unter Jacks fester Umarmung zu brechen drohten. “Jack, ich kriege keine Luft mehr!“, beschwerte er sich. Jack zog ihn mit sich zur Couch und ließ sich darauf fallen, Daniel fiel auf seinen Schoß, als Jack kurz an seinem Arm zog. “Jack!“, protestierte der Jüngere. Jack lehnte sich vor und küsste ihn. Als ihr Kuss schließlich brach, lachte Daniel: “Da hat mich jemand vermisst, hm?“

“Du hast keine Ahnung“, murmelte Jack und streichelte über Daniels Wange. “Was ist los mit dir?“, fragte Daniel besorgt. Jack vergrub seinen Kopf in Daniels Schulter und antwortete: “Kinsey!“ Daniel seufzte und streichelte durch Jacks Haare. “Weißt du, du nimmst das Ganze viel zu ernst! Er tut doch nur so. Was er genießt, ist die Macht, die er über dich hat, mehr nicht.“

“Er hat das Foto.“

“Es gibt Foto-Montagen“, antwortete Daniel.

“Aber doch nicht solche ... Daniel, Kinsey hat Macht. Da gibt es nichts abzustreiten. Er hat die Mittel und er weiß, wie er sie einsetzen kann. Und ich bin nicht länger bereit, dieses Risiko einzugehen.“

Daniel erstarrte. “Weißt du, darüber habe ich auch schon nachgedacht, Jack. Ich denke, es wäre besser so“, murmelte er. Jack blickte auf: “Was meinst du?“

“Na, die Beziehung ... wir sollten ... eine Pause einlegen. Nur, um keinen weiteren Verdacht zu erregen.“

Jack starrte Daniel an. “Das kannst du nicht ernst meinen.“

“Doch! Jack, es gibt so viele Verdachtsmomente, wenn wir so weiter machen. Jeder Idiot könnte sich ausrechnen, dass ich mehr bei dir als in meinem Haus bin, wenn er uns nur lange genug beobachtet.“

“Daniel, ich war bei Special Ops. Ich merke es, wenn mich jemand beobachtet. Und mir ist nichts aufgefallen. Sobald uns etwas auffällt, sollten wir über Alternativen nachdenken. Doch bis dahin ... du willst Schluss machen?“

Daniel senkte den Blick. “Jack -“

“Daniel!“ Der Colonel streckte sich auf dem Sofa aus, Daniel unter ihm. “Ich liebe dich.“

Daniel lächelte. Er griff hinauf, und streichelte Jacks Wange. “Das Problem ist nur, dass du dir zu viele Gedanken um Kinsey machst. Das macht mich nervös.“

“Ab jetzt nicht mehr. Ab jetzt wird es anders. Was ich vorhin meinte war: Ich bin nicht mehr bereit das Risiko einzugehen. Wir werden Carter und Teal’c alles sagen.“

Daniels Augen weiteten sich erschrocken: “Das können wir nicht, Jack.“

“Warum?“

“Sam und du ...“ Daniel unterbrach sich.

“Ich war sehr verliebt in sie. Ich habe es aber im Laufe der Zeit verloren. Sie hat mich ständig zurückgewiesen.“

“Das ist kein Grund, Jack“, erklärte Daniel kopfschüttelnd.

“Daniel -“

“Nein!“ Der junge Mann wand sich unter Jack heraus und stand auf. Er ging zur Terrassentür und blickte in das kalte Januar-Wetter. Jack biss sich auf die Unterlippe und folgte Daniel, legte seine Hände auf die Schultern des jungen Mannes. Er zog Daniel zurück gegen seine Brust, doch dieser machte keine Anstalten, die Einladung anzunehmen. “Ich weiß, was zwischen euch ist.“

“War!“, betonte Jack.

“Gefühle ändern sich nicht so einfach“, erklärte Daniel entschieden und drehte sich um, lehnte sich gegen das kühle Glas der Tür.

“Nein ...“, gab Jack zu, “... aber sie haben sich langsam verändert. Über die Jahre.“ Daniel blickte zu Boden. Jack ergriff ihn beschwörend an den Schultern und sagte eindringlich: “Ich liebe dich.“

“Bis sie dein Angebot doch noch annimmt.“

“Betrachte sie nicht als Feindin.“

“Das tue ich nicht“, sagte Daniel, “Ich betrachte dich einfach als jemand, der zwei Leute liebt, aber Prioritäten setzt.“ Jack schwieg. Schließlich sagte er leise: “Ich liebe Carter, Daniel. Und ich liebe Teal’c. Aber sie sind wie Bruder und Schwester. Du bist wichtig.“ Daniel blickte zu ihm auf. “Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, an dem dir klar wird, dass du nur eine Midlife-Crisis hast.“

Jack lachte.

“Was ist?“, fragte Daniel verstimmt.

“Ich sagte dir, dass ich dich über alles liebe, Daniel. Was soll ich noch tun?“

“Jack, bisher haben wir nicht mal ...“ Daniel brachte den Satz nicht zu Ende. Jack grinste. “An mir soll es nicht liegen.“ Er beugte sich vor, um Daniel zu küssen, doch der junge Mann drückte ihn weg. “Nicht so, Jack.“ Er blickte den Colonel traurig an. “Ich weiß, dass du gerne etwas mit Sam hättest. Du liebst mich, okay, aber was, wenn sie eines Tages die Regeln über Bord schmeißt. Sag nicht, dass du nicht zugreifen würdest. Immerhin bin ich ein Mann und sie ist eine Frau. Lüg mich nicht an, Jack!“

“Daniel, ich habe sieben Jahre lang mit Carter geflirtet, sie zum Angeln eingeladen und was weiß ich nicht was, nur, um sie endlich dazu zu bringen, die Regeln über Bord zu schmeißen. Zugegeben, sie ist eine attraktive Frau und ich hätte nicht ’Nein’ gesagt, aber der Unterschied zu früher ist, dass ich jetzt dich habe. Und hätte sie es gewollt, hätte sie es schon längst getan. Sie ist so etwas wie meine Schwester. Ich schwöre es! Und es hat nichts damit zu tun, dass du ein Mann ist. Ich habe mich in eine Person verliebt, nicht in ein Geschlecht. Und ich werde den Teufel tun und jemanden betrügen, mit dem ich eine Beziehung führe. Ich habe Sara nie betrogen, weißt du? Ich habe Angebote bekommen, natürlich auch genossen, Angebote zu bekommen, aber ...“

Jack schüttelte den Kopf: “Das ist nicht mein Stil.“ Daniel biss sich auf die Unterlippe.

“Wir werden also Carter und Teal’c alles erzählen“, schloss Jack. Daniel antwortete nicht.

“Ich liebe dich“, murmelte der Colonel und küsste seinen jüngeren Freund. Daniel nickte: “Ich dich auch, Jack.“

***

“Okay, Danny, bereit?“, fragte Jack, als er am nächsten Vormittag in Daniels Büro trat, um ihn abzuholen. Der Plan war, Sam und Teal’c in der Mittagspause zu O’Malleys zu bringen und ihnen dort alles zu erklären. Daniel blickte nervös auf: “Ja.“ Sie hatten die Nacht in einem Bett verbracht. Doch seit Kinsey Jack das Foto gezeigt hatte, hielten sie die Jalousien immer geschlossen, ebenso die Fenster. Es hatte lange gedauert, bis die beiden eingeschlafen waren. Jack hatte Daniel von Sara erzählt und Daniel hatte von Sha’re berichtet.

Sie hatten sich ablenken wollen.

Sowohl von den momentanen Problemen, als auch von der Tatsache, dass sie Sam und Teal’c heute einweihen würden. Daniels Telefon klingelte. Daniel seufzte und hob den Hörer ab: “Jackson!“ Es war eine Weile ruhig, Daniel zog die Augenbrauen zusammen und begann, mit einem Bleistift zu spielen. “Hat Colonel Campbell den Kulturkreis eingrenzen können?“, fragte er dann. Er lauschte wieder auf seinen Gesprächspartner und setzte sich dann, den Kopf auf die Hände gestützt.

Jack setzte sich ebenfalls.

“Wer?“, fragte Daniel. Er schüttelte den Kopf: “Ryan kennt sich nicht damit aus. Ich empfehle Brown, Sir.“ Jack wusste jetzt, dass Hammond am Telefon war und das war oft ein schlechtes Zeichen. Daniel schüttelte den Kopf: “Das ist ungünstig ... hat er das?“ Er seufzte und sagte schließlich: “Der Rest von SG-1?“ Er nickte und blickte kurz zu Jack bevor er antwortete: “Jawohl, Sir.“ Er legte auf. “Ich muss weg. SG-4 ist auf P2H-751 auf eine Zivilisation gestoßen. Sie ist im Besitz einer Naquadah-Mine und stellt daraus Waffen und Gebrauchsgegenstände her. Allerdings sind sie relativ primitiv. SG-4 kann die Sprache der Leute nicht verstehen, doch sie konnten den Kulturkreis eingrenzen, aus dem sie stammen. Und sie brauchen einen Archäologen. Brown kann nicht gehen, da sie gerade offworld ist und Colonel Campbell hat meine Unterstützung angefordert.“ Daniel hatte, während er sprach, seinen Rucksack gepackt und verschnürte ihn nun, blickte zu Jack auf. “Ich muss gehen.“

“Führt SG-1 überhaupt noch Missionen gemeinsam aus?“

Daniel zuckte mit den Schultern. Jack seufzte. “Ich mache mir keine Sorgen. Campbell und sein Team sind gute Leute und sie haben dich schon öfters gebabysittet.“

Daniel verzog ärgerlich das Gesicht. “Jack!“ Er trat auf den Korridor hinaus und machte sich auf den Weg zu dem Umkleideraum des Teams.

“Ehrlich, Campbell ist ein guter Anführer“, meinte Jack.

“Sagst du das, um mich zu beruhigen, oder dich?“, fragte Daniel. Er trat in den Lift und Jack folgte ihm, während Daniel schon die 15 drückte, um zu den Umkleiden zu gelangen.

“Ich gehe allein mit Carter und Teal’c essen und regle das.“

Daniel blickte ihn erstaunt an. “Jack, kann das nicht warten?“

“Nein. Bei Campbell magst du sicher sein, aber ich will keine Zeit mehr vergeuden, sobald du zurück bist.“

Daniel lächelte: “Aber ich will keinen Rund-um-die-Uhr-Aufpasser!“ Er stieg aus. Jack schüttelte den Kopf und drückte die 19, um zu Sams Labor zu gelangen.

***

“Hört mal, Leute, die Sache ist die! Dass ich euch zum Essen eingeladen habe, hat einen Grund, und ich habe zwei Bedingungen, um diesen Grund zu erklären“, meinte Jack. Sam grinste.

“Was ist, Carter?“, fragte Jack verwirrt.

“Nun ja, Sir, Teal’c und ich haben uns so etwas schon gedacht. Wo ist Daniel?“

“Auf Mission. Campbell brauchte ihn“, antwortete Jack. Teal’c zog eine Augenbraue hoch.

“Na ja, das ist zumindest üblicher als der Grund für Ihre Solo-Mission mit SG-5“, meinte Sam.

“Das ist eine Sache, die sich klären wird, wenn Sie meine Bedingungen erfüllen“, meinte Jack.

“Na, darauf bin ich gespannt“, meinte Sam. Jack nickte: “Das können Sie sein. Also: Wir sind privat hier. Der Colonel und der Major hängen in der Umkleide im SGC. Diese Bedingung gilt hauptsächlich für Sie, Carter.“ Sam blickte ihn einen Moment verwirrt an, dann begriff sie. Es ging um etwas Ernsteres. Etwas, das Hammond oder andere Vorgesetzte auf keinen Fall erfahren durften. Ein Geheimnis unter Freunden. “Ja, Sir. Ich habe verstanden“, sagte sie daher. Auf Jacks scharfen Blick hin, korrigierte sie sich: “Verstanden, Jack.“

Teal’c zog eine Augenbraue hoch. Das alles kam ihm höchst unüblich vor.

“Bedingung Nr. 2: Niemand außer uns fünf darf davon wissen. Nicht mal nicht-militärisches Personal. Ich habe meine Gründe dafür. Die werde ich Ihnen auch gleich erklären“, fuhr Jack fort.

“Fünf?“ fragte Teal’c.

“Wir drei, Daniel und ... Fraiser.“

“Janet weiß es?“, fragte Sam.

“Sagen wir so ... sie stolperte darüber“, meinte Jack und verzog das Gesicht.

“Warum hat sie mir nichts gesagt?“

“Weil ich sie um Schweigen gebeten habe, Carter“, erklärte Jack. Sam seufzte und nickte: “Okay.“ Als Jack zu Teal’c blickte, senkte dieser einmal den Kopf und hob ihn wieder, rückte dann unsicher seinen Hut zurecht. Er schien sich noch immer nicht so recht damit abfinden zu können, in der Öffentlichkeit ständig eine Kopfbedeckung tragen zu müssen.

“Gut. Die Sache ist die -“

“Kann ich Ihnen etwas bringen?“, fragte Bedienung. Jack stieß die Luft aus und sagte: “Ein Steak, gebackene Kartoffeln und eine Cola.“

“Ich nehme dasselbe“, sagte Sam.

“Ich hätte gerne Pommes und das Fischfilet, dazu werde ich eine Limonade trinken“, erklärte Teal’c. Die Bedienung lächelte ihnen zu und verschwand. Jack wartete noch, bis die Getränke zwei Minuten später eintrafen und fuhr dann fort: “Es gibt vermutlich keinen Weg, um euch das schonend beizubringen ...“ Sams und Teal’cs Blicke wurden neugierig und Sam beugte sich sogar vor, als würden sie eine Verschwörung planen. Jack räusperte sich. “Daniel und ich sind ...“ Er machte eine Handbewegung, die einer sehr verlangsamten Form des Klatschens ähnelte.

“Uh ...“, machte Sam verständnislos.

“Na ja, wir sind ... wir sind ... so ... eben“, meinte Jack. Sam kniff die Augen zusammen und machte: “Ha?“ Sie griff nach ihrer Cola. Teal’c beugte sich nun ebenfalls vor und sagte: “O’Neill will damit sagen, dass er und Daniel Jackson eine intime Beziehung eingegangen sind.“ Sam hustete die Cola geschockt wieder aus. Sie hatte sich verschluckt und beugte sich nun vornüber, während Teal’c ihr geduldig auf den Rücken schlug. Jack hatte zu einer Serviette gegriffen und wischte sich die Cola aus dem Gesicht.

Einige Blicke hatten sich ihnen zugewandt.

Eine Gruppe junger Mädchen, die eigentlich in die Schule gehörten, kicherten und wandten sich dann, wie die anderen auch, wieder ihrem Essen zu.

“Danke, Teal’c“, sagte Jack.

“Es war mir ein Vergnügen, bei der Aufklärung zu helfen, O’Neill“, sagte der Jaffa und lächelte leicht, als er Jacks entnervten Gesichtsausdruck bemerkte. Jack seufzte. Sam hatte ihre Arme auf den Tisch gelegt und ihren Kopf darin versteckt.

“Carter, können Sie atmen? Ist alles okay?“

Sie blickte auf. Der Husten hatte ihr Tränen in die Augen getrieben und ihre Schminke etwas verwischt.

Sie lächelte Jack kurz an. “Ja, alles in Ordnung.“ Sie stand auf. “Ich ... Make-up.“ Sie deutete auf die Toilette. Jack nickte. Sam verschwand.

“Glaubst du, sie hat es gut aufgenommen?“, fragte Jack besorgt. Teal’c nickte.

“Und du?“, fragte Jack zögernd.

“Ich wüsste nicht, was an so einer Beziehung anstößig wäre. Auf Chulak war dies durchaus üblich. Und viele Goa’uld halten sich männliche Konkubinen“, erklärte Teal’c.

“So genau, wollte ich das eigentlich nicht wissen. Und so ist das zwischen Daniel und mir auch nicht. Wir ...“

“Ihr seid vertraut miteinander“, nickte Teal’c.

“Ja“, antwortete Jack.

“Entschuldigung“, sagte Sam und setzte sich wieder. Sie lächelte Jack strahlend an. “Ist das wahr?“

Er nickte.

“Wow!“, sagte Sam, “Das ist eine gute Sache, Colonel. Daniel braucht so etwas.“

“Es macht Ihnen nichts aus?“, fragte Jack. In seiner Stimme lag eine Betonung, die Sam an Dinge erinnerte, die zwischen ihnen vorgefallen waren. Sie schüttelte den Kopf: “Nein, Sir.“

“Gut. Da ist nämlich mehr.“ Ihr Essen wurde gebracht. Während sie aßen weihte Jack die beiden in die Dinge ein, die Kinsey ihm gesagt hatte und er bat die beiden auch, auf Daniel zu achten, wenn er zufällig wieder auf eine Mission weggerufen wurde.

Sam und Teal’c gaben sich einverstanden und Sam bot sogar an, einen Hintergrund-Check an allen durchzuführen, die sich in Kinseys Mappe befanden. Jack nahm dankbar an. Als sie gegessen hatten, fuhren sie in den Cheyenne-Mountain zurück, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Zumindest, was Jack und Teal’c betraf. Sam wollte ein ernstes Wort mit Janet reden.

***

Jack war wieder in seinem Büro, als es an der Tür klopfte. “Ja?!“ Er sah auf, als sein Besucher die Tür hinter sich schloss und blickte Kinsey finster an. “Sie haben sich für das neue Personal entschieden, nehme ich an?“, wollte der Senator wissen. Jack schüttelte den Kopf: “Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Kinsey. Ich lasse mich nicht erpressen. Schon gar nicht mit dem Leben meiner Teammitglieder.“

“Und dennoch haben Sie es Hammond noch nicht gemeldet, oder?“, fragte der Senator. Jack sah Kinsey fest an. “Fragt sich nur wieso“, murmelte der Senator scheinbar nachdenklich.

“Hören Sie, Ihre Geschichte, dass zwischen mir und Daniel etwas läuft, ist vollkommen hirnrissig“, sagte Jack.

“Ist sie das?“, fragte Kinsey. Jack nickte. Der Senator lachte.

“Ich werde nicht kooperieren“, betonte Jack seine Entscheidung. Kinsey schüttelte den Kopf: “Zu schade, Colonel!“ Er lächelte, doch seine Augen blickten kalt, als er das Büro verließ. Jack lehnte sich zurück und verfluchte den Umstand, dass Daniel nicht auf der Erde war. Andererseits war das auch nur von Vorteil, sollte Kinsey etwas planen. Der Colonel beschloss, ein Auge auf den jungen Mann zu werfen, sobald er wieder zurück war.

***

Jack klopfte an die Tür zu Hammonds Büro. “General?“ fragte er und trat ein. Der Leiter der Basis blickte von seinem Monitor auf und nickte Jack zu. “Kommen Sie rein, Colonel! Was kann ich für Sie tun?“

Jack ließ sich in einen Stuhl vor Hammonds Schreibtisch fallen und sagte: “Nun, Sir, ich dachte Sie hätten Mal wieder Lust, bei mir ein Barbecue zu veranstalten. Carter wird da sein und Teal’c und Fraiser.“

“Ein Barbecue?“

Jack nickte. Hammond musterte seinen 2IC skeptisch. “Es ist Winter“, sagte er dann.

“Na, dann wird es umso angenehmer sein, etwas Warmes zu essen, Sir“, sagte Jack und schalt sich innerlich selbst für diesen Ausrutscher. Hammond nickte langsam und erforschte die Augen Jacks. Der nickte ihm beschwörend zu. “Nun gut, machen Sie ein gewöhnliches Abendessen draus und ich bin dabei“, kapitulierte der General.

Jack nickte: “Um sieben.“ Er verließ das Büro wieder. Hammond lehnte sich zurück: “Interessant!“

***

“Jack?“

Der Angesprochene drehte sich um und lächelte Hammond an. “Bin gleich fertig“, sagte er und rührte die Soße um.

“Gut“, antwortete Hammond und trat näher an den jüngeren Mann heran, “Was ist der Zweck dieses Abends?“ Jack blickte zu Boden, dann nickte er Hammond zu und ging ins Wohnzimmer. “Fraiser, übernehmen Sie mal am Herd?“, fragte er. Die Ärztin nickte und eilte in die Küche.

“Und jetzt frag dich mal, wieso er mich nicht gebeten hat!“, sagte Sam zu Teal’c.

“Weil Sie eine lausige Köchin sind“, gab Jack zu.

“Danke, Sir. Es ist immer wieder schön zu hören, wie sehr man geschätzt wird.“

Jack winkte Hammond, ihm zu folgen und trat auf die Veranda im Hintergarten. Der General folgte ihm und fragte erneut: “Also, was ist der Zweck dieser ganzen Angelegenheit?“

“Ich habe ein Problem mit Kinsey“, sagte Jack. Hammond nickte langsam: “Wer nicht?“

“Er erpresst mich“, verdeutlichte Jack.

“Wie bitte?“ Hammond blickte in das Wohnzimmer, wo Sam gerade dabei war, Teal’c den Unterschied zwischen einem Schneebesen und einem Löffel zu erklären. “Das meinen Sie nicht ernst! Wie lange schon?“

“Ein paar Wochen“, antwortete Jack.

“Hätten Sie etwas dagegen, mir das genauer zu erklären?“, fragte Hammond.

“Nein, aber da gibt es Probleme“, erwiderte Jack.

“Probleme?“, hakte Hammond nach. Jack senkte den Blick: “George, ich habe Sie hierher gebeten, damit wir außerhalb des Dienstes reden können.“ Hammond blickte seinen 2IC fragend an. “Seit Daniel wieder da ist ... also eigentlich erst nach dieser Mission bei Anubis und Jonas Abschied und so ... also, wir beide haben ... ich habe ...“ Jack verstummte.

“Colonel?“, fragte Hammond.

“Eine Beziehung“, sagte Jack leise. Er blickte seinem Vorgesetzten nur kurz in die Augen. “Wie bitte?“, fragte der General fassungslos.

“Daniel und ich sind zusammen. Wir sind ... verliebt“, sagte Jack. Hammond starrte ihn an. “Colonel, Ihnen ist doch wohl klar, dass ich nicht tolerieren kann, dass Sie mit einem Teammitglied ins Bett gehen. Egal, ob es sich um Major Carter handelt ... oder Dr. Jackson.“

“Ja, Sir“, antwortete Jack leise, dann blickte er seinem Vorgesetzten fest ins Auge: “Aber Sie haben es nicht bemerkt und somit kann ich nur annehmen, dass Daniel und ich Berufliches und Privates ziemlich gut voneinander trennen. Eigentlich weiß General Hammond nichts von dieser Beziehung.“ Hammond blickte Jack lange an, dann sagte er: “Da haben Sie Recht.“ Er machte einen Moment Pause, dann sagte er: “Ich nehme an, da Sie diese Geschichte im Zusammenhang mit Kinseys Erpressungen erwähnen, dass er Dr. Jackson bedroht hat.“

“Ja“, antwortete Jack.

“Ich verstehe“, murmelte Hammond.

“Ich wollte nur sichergehen, Sir, dass Sie meinen Standpunkt verstehen“, erklärte Jack.

“Nun, Jack, solange General Hammond nichts von einer Beziehung zwischen Ihnen bemerkt, dürften Sie in keinen Schwierigkeiten stecken.“

Jack lächelte: “Danke, Sir. Ich wusste, Sie würden es verstehen.“ Hammond lächelte zurück: “Lassen Sie sich nicht erwischen, Colonel.“

“Nein, Sir.“

***

Hammond blickte auf, als Kinsey in sein Büro trat. “Senator“, grüßte er, “Sie hätten mir den Zwischenbericht nicht persönlich überbringe müssen.“ Kinsey lächelte und legte Hammond die Mappe auf den Tisch. “Das Stargate-Center wird im nächsten Monat wahrscheinlich ein höheres Budget zur Verfügung haben. Ich werde nur noch ein paar Dinge überprüfen“, erklärte er und setzte sich, “Ich muss mit Ihnen sprechen, General.“ Hammond blickte von dem Bericht auf, den er aufgeschlagen hatte und schaute fragend zu Kinsey.

Der Senator stellte seine Tasche neben sich auf den Boden und sagte: “Es sieht so aus, als gäbe es ein kleines Problem bei SG-1.“

“Ein Problem?“, hakte Hammond nach. Der Senator nickte. Hammond lehnte sich zurück: “Was für ein Problem?“

“Zwei Ihrer Teammitglieder scheinen sich näher zu stehen, als unsere Regeln das zulassen“, erklärte Kinsey. Hammond räusperte sich und stützte seine Arme auf der Tischplatte ab. Er war in diesem Moment froh, von Jack gewarnt worden zu sein und so antwortete er mit der Frage, die ihm im Falle einer unvorbereiteten Enthüllung Kinseys auf der Zunge gelegen hätte: “Zwischen dem Colonel und Major Carter? Senator, bei allem Respekt, aber ich kenne die beiden und zwischen ihnen hat sich nichts ergeben. Sie sind Freunde und Teamkameraden. Mehr nicht.“

Senator Kinsey schüttelte den Kopf: “Zwischen Colonel O’Neill und Dr. Jackson.“

“Aha!“, machte Hammond, dann stand er auf und stellte sich mit verschränkten Armen vor das Fenster zum Konferenzraum, wo ein SG-Team zur Missionsbesprechung eintraf. Er drehte sich zu Kinsey um. “Senator, ich weiß von Ihren Drohungen gegen Colonel O’Neill. Er hat mir davon berichtet und auch von den wahnwitzigen Geschichten, die Sie zu beweisen versuchen.“

“Ich kann sie beweisen“, war die Antwort Kinseys.

“Ich bin mir über die Möglichkeiten der heutigen Computertechnologie durchaus bewusst. Ich bitte Sie jetzt, sofort aus meinem Stützpunkt zu verschwinden oder die Security wird Ihnen dabei helfen.“

Senator Kinsey lachte: “Damit kommen Sie nicht durch.“

“Ich habe gute Beziehungen. Und ob ich damit durchkomme. Wagen Sie es nie wieder, einen meiner Offiziere in den Dreck ziehen zu wollen. Dasselbe gilt für meine Zivilisten. Ich warne Sie, Senator. Ich bin sehr empfindlich, was meine Leute angeht.“

Kinsey stand auf: “Da meine Gegenwart offenbar unerwünscht ist -“

“Ich bitte darum!“, unterbrach Hammond. Kinsey warf ihm einen weiteren bösen Blick zu und verschwand dann schnell aus dem Büro. Hammond seufzte, griff sich zwei Mappen von seinem Schreibtisch und betrat den Konferenzraum. Er wünschte sich, noch mehr tun zu können, doch so lange sie keine stichhaltigen Beweise dafür hatten, dass Kinsey Jack erpresst hatte, würden sie einfach vorsichtig sein müssen.

***

Kinsey öffnete die Tür zu Jacks Büro ohne anzuklopfen. “Das war unhöflich“, seufzte Jack. Kinsey schmiss die Tür ins Schloss und ging auf Jack zu, warf seine Aktentasche mit Schwung in den Stuhl vor Jacks Schreibtisch, bevor er sich vor dem Colonel aufbaute. “Wie ich höre, haben Sie Hammond von unserer kleinen Diskussion erzählt“, fauchte er. Die sonst so professionelle Maske der Gleichgültigkeit und Überlegenheit von seinem Gesicht wie weggewischt.

“Allerdings“, sagte Jack und erlaubte sich ein Lächeln, “Damit haben Sie nicht gerechnet, nicht wahr?“ Kinsey blieb einige Sekunden starr stehen, dann richtete er sich auf und sein Gesicht trug nun ebenfalls ein erzwungenes Lächeln: “Ich schwöre Ihnen, Colonel, dass Sie das bereuen werden.“

“Das denke ich nicht“, antwortete Jack. Daniel war hier sicher. Im Berg konnte ihm nichts passieren. Die Leute, mit denen sie zusammenarbeiteten, waren gute Leute. Und außerhalb des Berges würde Jack auf Daniel aufpassen, ganz davon abgesehen, dass der junge Mann sich gut selbst verteidigen konnte. “Bis dann, Senator!“

Kinsey drehte sich um und verließ das Büro. Jack blickte auf die Uhr. Noch eine Stunde, dann würde Daniel zurückkehren. Und er würde dabei sein.

***

Daniel stürmte die Rampe hinunter. Colonel Curtis war direkt hinter ihm, packte ihn am Arm und riss ihn herum. “Sie sollten demnächst aufpassen, was Sie tun!“, sagte er wütend. Daniel riss sich los: “Der Einzige, der Fehler gemacht hat, sind Sie, Colonel. Sie sind mit auf diese Mission gekommen, um mit SG-4 das Areal zu überprüfen! Nicht, um einheimische Kinder über den Haufen zu schießen!“

“Und Sie sollten es vermeiden, in meine Schussbahn zu rennen!“

“Ich habe Sie, Major Stone und Captain Sutherland davor bewahrt für Mord zum Tode verurteilt zu werden! Diese Zivilisation legt höchsten Wert auf ihre Kinder!“ Daniel starrte Colonel Curtis wütend an. Sutherland und Stone standen neben dem ranghöheren Offizier. SG-4 blieb am Ende der Rampe stehen und beobachtete die Auseinandersetzung.

“Die verdammten Gören hätten nicht mitten in der Nacht im Wald spielen sollen.“

“Gott!“, stieß Daniel frustriert hervor, “Die Dorfältesten hatten uns extra darauf hingewiesen, dass nach dem Ende des Winters auf diesem Planeten immer nachts im Wald gefeiert wird, um das Frühjahr zu begrüßen. Natürlich spielen die Kinder dann! Ihnen war langweilig!“ Jack verschränkte die Arme und beobachtete die Szene vom Kontrollraum aus. Hammond blickte ungläubig auf die beiden streitenden Männer. Dann riss er sich los und machte sich auf den Weg in den Torraum.

Jack folgte ihm.

“Ich habe nur einen Baum getroffen! Jetzt kommen Sie mal wieder runter!“

“Neben dem Baum stand ein kleines Mädchen. Was für ein Glück für Sie, dass Sie vor Schreck wie erstarrt war.“ Daniel drehte sich weg und wollte den Raum verlassen, doch Curtis packte ihn am Arm und zog ihn grob näher. “Wagen Sie es nie wieder, meine Fähigkeiten als Soldat in Frage zu stellen. Wären es Jaffa gewesen -“

“Es waren aber keine Jaffa!“ Daniel versuchte, sich loszureißen, doch Curtis festigte seinen Griff. “Ich schwöre Ihnen, rennen Sie nie wieder in meine Schussbahn! Wenn es Jaffa gewesen wären, hätten Sie den Typen mit dieser Aktion nicht nur das Leben gerettet, sondern wären möglicherweise auch noch von ihnen gefangen genommen worden. Wie kann man nur so unvorsichtig sein?!“

“Ich habe gesehen, dass es die Kinder waren und wollte Sie davon abhalten, sie zu erschießen. Seltsam, dass ich mit Brille mehr zu sehen scheine als Sie ohne!“

Curtis holte zum Schlag aus, doch Colonel Campbell ging dazwischen und hielt die Hand des Soldaten fest.

“Zurücktreten!“, rief Hammond. Campbell – der Anführer des SG-4-Teams – blickte Curtis auffordernd an. Dieser starrte Daniel in die Augen.

“Sie haben ihn gehört, Colonel!“, sagte Campbell leise, “Lassen Sie Dr. Jackson auf der Stelle los!“ Curtis stieß Daniel von sich und verschwand mit schnellen Schritten aus dem Torraum. Captain Sutherland und Major Stone folgten ihm.

“Colonel Campbell, auf die Krankenstation! Wenn Sie Colonel Curtis dort sehen, sagen Sie ihm, dass ich ihn auf der Stelle sprechen will!“, befahl Hammond. Campbell nickte und winkte seinen Leuten ihm zu folgen, als er den Torraum verließ. Hammond wandte sich an Daniel, der zu Boden blickte. “Was zum Teufel sollte das?“

Daniel blickte ihn einige Momente schweigend an, dann sagte er: “Verzeihen Sie, Sir! Auf der Mission gab es Unstimmigkeiten.“ Hammond nickte: “Das habe ich gemerkt.“ Daniel blickte zu Jack, der ihm aufmunternd zulächelte. Daniel wandte sich wieder an Hammond: “Ich würde gerne auf die Krankenstation gehen und die Geschichte im Debriefing ausführlich erläutern, Sir.“ Hammond nickte: “Gehen Sie!“ Daniel wandte sich um und verließ den Torraum. Die Soldaten vor der Rampe grinsten sich zu.

So eine Vorstellung bekamen sie selten geliefert. Curtis war noch ein Neuling und sich mit Dr. Jackson in ein verbales Gefecht einzulassen, hatte sich als ein großer Fehler herausgestellt.

Vor Hammond die Fassung zu verlieren und ein ziviles Mitglied der Einrichtung zu bedrohen war ein noch viel größerer gewesen. Als Hammond und Jack den Torraum verlassen hatten, begannen die ersten Wachtposten an der Rampe, Wetten abzuschließen.

***

Nach dem Besuch auf der Krankenstation ging Daniel duschen. Anschließend ging er in den Teil der Umkleiden, der für das SG-1-Team reserviert war, um sich umzuziehen. Er war gerade dabei, seine Schuhe zuzubinden, als Jack eintrat. “Hey!“, grüßte der Colonel und blickte sich um. Aus den Duschen hörte er nichts und es schien auch niemand sonst im Nebenraum zu sein, der SG-2 als Umkleide diente. Daniel blickte auf und lächelte: “Hey!“

“War eine ganz nette Vorstellung im Torraum“, meinte Jack und setzte sich neben Daniel. Der Archäologe stieß frustriert die Luft aus und stützte die Ellbogen auf die Knie: “Die Kerle haben sich von Anfang an nicht mit den Leuten dort eingelassen. Sie waren bei keinem Essen dabei, vermieden es, mit ihnen zu sprechen. SG-4 besteht nur aus Soldaten, aber sogar Colonel Campbell hat mit dem Sohn des Fischers gespielt und das, obwohl sie sich verbal nicht verständigen konnten.“

“Du nimmst diese Marines viel zu ernst, Danny.“

“Es ist nun mal unser Job, das Vertrauen dieser Leute zu gewinnen. Sie benahmen sich schlimm genug, um den Anführer an unserer Aufrichtigkeit zweifeln zu lassen. P2H-751 bietet uns Handel an ... ihre Naquadah-Mine ist wichtig für uns“, erklärte Daniel.

“Hm“, machte Jack. Die Szene im Torraum hatte zumindest bestätigt, dass Daniel wieder vollends zu seinem früheren, selbstbewussten Ich zurückgefunden hatte. Die Mission auf P2H-751 schien mehr als interessant gewesen zu sein und Daniel hatte in seiner Arbeit aufgehen können.

Möglicherweise war SG-4 von seinen Vorträgen ebenso gelangweilt gewesen wie Jack, doch Campbell verstand es, sich respektvoll jedem Wissenschaftler gegenüber zu verhalten, der sein Team begleitete. Er tat, was von ihm und seinem Team verlangt wurde: Die Wissenschaftler wurden beschützt und ihr errungenes Wissen auf anderen Welten genutzt, um Handel zu ermöglichen. Zudem war Campbell ein umgänglicher, sympathischer Mann. Captain Theron, Major Richards und Major May ergänzten sein Team zu einer so eingespielten Einheit, wie SG-1 es war.

Jack lauschte ein letztes Mal auf seine Umgebung, dann zog er Daniel für einen kurzen Kuss an sich. “Jack, es könnte jemand reinkommen!“, beschwerte sich der junge Mann, wehrte sich aber nicht gegen diese Zärtlichkeit.

“Zu schade!“, murmelte der Colonel und küsste Daniel erneut kurz, bevor er sagte: “Ich habe dich vermisst!“

“Ich dich auch!“, antwortete Daniel.

“Carter und Teal’c sind einverstanden.“

“Schön zu hören. Ich hatte vermutet, dass Sam Probleme damit hätte.“

“Oh, Daniel!“

“Ich meine das ernst, Jack.“

“Ich auch.“ Ein weiterer hastiger Kuss, dann flüsterte Jack: “Ich liebe dich.“ Daniel lächelte: “Dito.“ Er blickte auf die Uhr. “Debriefing“, sagte er und stand auf, “Wir sehen uns heute Abend.“ Damit verschwand er aus der Umkleide. Jack blickte ihm nach.

***

“Daniel, sei nicht so verspannt! Versuch, dich auszuruhen!“, seufzte Jack. Der junge Mann kuschelte sich enger an ihn, zog die Bettdecke höher und platzierte seinen Kopf neu auf Jacks Brust. “Ich bin ganz locker“, murmelte er.

“Nein. Ich fühle es doch“, antwortete Jack und ließ seine Hand erneut über Daniels verspannte Rückenmuskulatur streichen. Der Archäologe seufzte.

“Daniel?“, fragte Jack.

“Ich denke an die Marines, Jack.“

Nun war es an Jack zu seufzen. Er drehte sie herum, sodass Daniel unten lag und Jack auf ihn hinabblickte. “Die müssen dich gar nicht kümmern“, erklärte er fest.

“Der General will jetzt öfters Marines mit zu bestimmten Planeten nehmen, die erst kürzlich von den Goa’uld aufgegeben wurden. Als zusätzlichen Geleitschutz.“

“Es ist zu viel passiert“, erklärte Jack.

“Ich halte das für eine schlechte Idee. Jack, ich habe nichts gegen die Marines im Allgemeinen, mit manchen komme ich super aus, aber so Musterexemplare wie Curtis schaffen es, Verträge zu verbauen“, erklärte Daniel, “Und ich denke, wir schaffen es auch ohne sie. Unsere Leute sind perfekt ausgebildet ... in allen Bereichen. Auch wenn Curtis anderer Meinung ist.“

“Wie meinst du das?“, fragte Jack und schaltete die Nachtischlampe ein. Er dämmte das grelle Licht, bis er Daniel gerade noch in die Augen sehen konnte, ohne sich anzustrengen. Daniel blickte zu Jack auf, als dieser sich wieder über ihn beugte. “Offenbar sind ihm Wissenschaftler zuwider.“ Er senkte den Blick. Jack schüttelte den Kopf und küsste Daniel auf die Stirn. “Das muss dich doch gar nicht kümmern“, sagte er. Daniel dachte einige Augenblicke nach: “Möglicherweise hast du Recht, aber ich verstehe den General nicht.“

“Das Pentagon steht hinter dieser Marines-Sache. Wenn wir Glück haben, ist es nicht von langer Dauer. Die Betonköpfe setzen eben mehr auf harte Marines als auf Diplomaten und Soldaten.“ Jack beugte sich hinunter und küsste Daniel sanft. Als sie sich voneinander lösten murmelte Daniel: “Ja, hoffentlich.“ Er zog Jack für einen weiteren Kuss zu sich. Der Colonel legte seine Hand auf Daniels Bauch und vergrub die andere in Daniels Haaren. Während sie den Kuss vertieften manövrierte er ein Bein über Daniels Körper und legte sich auf ihn, wobei er die Arme als Stütze benutzte, um Daniel nicht mit zu viel Gewicht zu belasten.

Daniels Hand fuhr durch Jacks Haare und er seufzte. Jack brach den Kuss. “Okay?“ fragte er leise. Daniel blickte ihn lächelnd an. Jack küsste ihn erneut. Mit einer Hand zog er Daniel das T-Shirt über den Kopf. Dann schaltete er schnell das Licht aus. Durch die Vorhänge fiel das gedämpfte Licht einer Straßenlaterne, während sie sich weiter küssten. Noch immer behielten sie das geschlossene Schlafzimmerfenster nachts bei, damit niemand den Vorhang zur Seite schieben konnte. Die Lektion mit dem Foto war eindeutig gewesen und nur mit geschlossenem Fenster und zugezogenen Vorhängen oder geschlossenen Jalousien erlaubten die beiden sich im Schlafzimmer und anderen Zimmern noch Intimität ... es sei denn, sie befanden sich im Wohnzimmer, das an den von einer Hecke umzäunten Garten grenzte oder in der Küche, die ebenfalls vom Garten geschützt war.

Sicher konnte man auch in den Garten einsteigen, aber zumindest war das Gelände schnell überblickt und die Gegenwart von Beobachtern ebenso schnell auszuschließen. “Okay“, sagte Daniel leise und überließ Jack die Kontrolle. Jack streichelte Daniels Seite, während er ihn küsste und Daniel legte eine Bein auf seinen Rücken und zog ihn näher zu sich. “Daniel, das wird ...“ Jack brach ab. Dann fragte er: “Hast du schon mal ...?“ Daniel schüttelte den Kopf. Jack lachte leise und nervös und antwortete: “Tja, ich auch nicht.“

Daniel kicherte leise: “Lassen wir es auf einen Versuch ankommen!“

“Und wenn es ... na ja ...“

Daniel lachte: “Dann lassen wir uns was einfallen!“ Okay, damit konnte Jack leben. Definitiv! Er blickte in Daniels Augen, bis dieser leise fragte: “Jack?“

“Ja?“

“Sollten wir nicht langsam rausfinden, ob wir uns was einfallen lassen müssen?“, fragte Daniel. Jack beugte sich hinunter und küsste ihn wieder. “Definitiv!“, antwortete er.

***

Einige Zeit später küsste Jack Daniels Haar und seufzte leise. Die neue Regelung, die das Pentagon ihnen wieder aufgezwungen hatte, gefiel ihm ebenso wenig wie dem Archäologen.

Es bedeutete Kontrolle, es bedeutete in vielen Fällen zusätzlichen Ärger. “Daniel?“

“Hm?“ Daniel richtete sich auf und ließ seine Hand über Jacks Brust gleiten. “Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, Hammond Bescheid zu sagen?“

“Wie bitte?“ Daniel starrte ihn ungläubig an. “Der General ist Militär, Jack.“

“Auch er hat Momente, in denen die Uniform im Schrank hängt.“ Jack blickte seinen Geliebten trotzig an. Daniel zog die Augenbrauen zusammen: “Du hast es ihm gesagt?“ Jack stieß leise die Luft aus und wandte den Blick ab.

“Jack -“

“Daniel?“, unterbrach der Colonel. Auf einmal dämmerte es dem Jüngeren: “Du machst dir auch Sorgen.“ Er schluckte. Wenn Jack sich Sorgen machte, war die Situation schon deutlich ernster. Er legte seinen Kopf langsam zurück auf Jacks bloße Brust. Jack legte ihm eine Hand auf den Kopf. “Ja“, gestand er.

“Also, Jack, jetzt sag schon: weiß Hammond bescheid?“ wollte Daniel wissen, erahnte die Antwort bereits. “Ja“, antwortete Jack wie vorhergesehen.

“Dann wird nichts passieren. Dann kann nichts passieren. Kann Kinsey etwas tun?“, fragte Daniel. Jack schüttelte den Kopf: “Nein.“

“Gut“, murmelte Daniel, “Wann ist er das nächste Mal in der Basis?“

“Morgen sind die finalen Besprechungen für das Budget“, antwortete Jack. Daniel seufzte: “Okay, nur noch morgen also.“

***

“Daniel!“ Major Richards von SG-4 rannte auf ihn zu. Daniel blieb stehen und wartete ab, bis der junge Mann neben ihm angekommen war. “Ich habe mir überlegt, ob du bereits die Daten ausgewertet hast. Ich würde in meinem Bericht gerne darauf eingehen“, erklärte der Soldat. Daniel lächelte und ging den Gang weiter hinunter: “Ich bin gerade dabei, daran zu arbeiten, Matt. Eigentlich brauche ich nur noch eine letzte Referenz nachzuprüfen, um mich auf den Kulturkreis der Azteken festzulegen, die auch auf P9S-578 leben.“

“Dann kannst du es übersetzen?“ fragte Richards.

“Ich muss zuerst feststellen, wann diese Menschen in etwa von der Erde entführt wurden und dann kann ich es übersetzen.“

Matt nickte verstehend: “Wir sehen uns dann, Daniel!“

“Ich melde mich!“, versprach der Archäologe. Er öffnete die Tür zum Archivraum, während Richards um die Ecke zu dem Lift ging. Er prallte dabei mit einem großen Soldaten zusammen. “Entschuldigung!“, sagte er.

“Pass gefälligst auf, wo du hintrittst!“, erwiderte Colonel Curtis und Richards nickte. “Ja, Sir!“ Als die Männer weitergingen verzog er das Gesicht. Er mochte diese drei nicht. Die Szene, die sie sich im Torraum geleistet hatten – allen voran Curtis – war mehr als die Auswirkung eines überflüssigen Adrenalinschubs gewesen. Sie konnten Wissenschaftler einfach nicht leiden und die einzige Frau im SG-4-Team, Rachel May, war während der Mission mehreren anzüglichen Bemerkungen zum Opfer gefallen, bis Colonel Campbell es geschafft hatte, die drei Maines davon zu überzeugen, es wäre von Vorteil, wenn sie die Klappe halten würden.

Richards drückte den Knopf am Lift und dachte dann darüber nach, was die Soldaten auf diesem Level überhaupt wollten. Hier gab es nichts weiter außer einigen Archiven und Labors. Er drückte den Knopf für Ebene 12. Als der Lift hochfuhr pfiff Richards vor sich hin, bevor seine Gedanken wieder zu der Frage zurückkehrten, was die Marines eigentlich dort unten wollten. Er grinste: Wohl kaum eine der Schriftrollen oder Berichte lesen! Falls die überhaupt lesen können! Falls die überhaupt wissen, was ’Archiv’ bedeutet!

Plötzlich war das Lächeln aus seinem Gesicht gewischt. “Verdammt!“, fluchte er und drückte wieder den Knopf für die Ebene, von der er kam. “Verdammt! Verdammt!“

***

Daniel ging das Regal entlang und fischte dann eine Kiste von einem der oberen Bords. Er angelte eine Vase heraus und stellte die Kiste zurück, bevor er die Schrift eingehender betrachtete. Er nickte sich selbst dann zu und machte sich auf den Weg nach draußen. Daniel stoppte, als er Curtis bemerkte, der sich vor der Tür aufgebaut hatte.

Er schluckte und entdeckte dann auch Curtis Begleiter – Stone und Sutherland – hinter dem Colonel.

“Was ist los?“, fragte Daniel. Curtis grinste schief und sagte dann: “Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich vor anderen bloßstellt.“

“Ich habe Sie nicht bloßgestellt“, erwiderte Daniel.

“In deinen Augen vielleicht nicht“, antwortete Curtis. Daniel seufzte, umklammerte aber die Vase etwas fester: “Ich will darüber nicht diskutieren.“ Er wollte an Curtis vorbeigehen, doch der Mann packte ihn und presste ihn schwungvoll an die Wand. Daniels Kopf kollidierte mit dem Beton und er sah einen Moment Sterne. Die Vase entglitt seinen Händen und zersprang auf dem Boden.

“Ich will es aber“, sagte Curtis. Daniel blinzelte und blickte Curtis dann wieder an, bevor er ruhig sagte: “Ich will keinen Ärger.“

“Ich doch auch nicht.“

“Den werden Sie aber kriegen, wenn Sie mich nicht auf der Stelle loslassen“, presste Daniel hervor. Curtis grinste, dann schlug er Daniel in den Magen. Der Archäologe rutschte zu Boden. Curtis riss ihn wieder hoch und schleuderte ihn gegen ein nahe stehendes Regal. Es kam ins Kippen und riss das dahinter stehende Regal gleich mit. Daniel sah den nächsten Schlag kommen und rollte sich zur Seite, bevor er wieder aufsprang. Als Curtis ihn wieder angreifen wollte, verpasste er dem Mann einen kräftigen Tritt in die Magengrube und einen rechten Haken.

Bevor er irgendetwas anderes tun konnte, spürte er einen Schlag gegen den Hinterkopf und sackte benommen zu Boden. Fußtritte regneten auf ihn ein und Daniel rollte sich zusammen, als er nach einigen Sekunden erkannte, dass er gegen die beiden Angreifer nicht ankam. Er beschloss zu warten, bis es vorbei war.

“Hey!“ Die Tür hatte sich geöffnet und Richards stand darin.

Sutherland und Stone drehten sich zu dem Mann um und auch Curtis war wieder aufgestanden. Richards starrte Daniel einige Sekunden lang fassungslos an, dann sagte er: “Hören Sie auf damit!“ Seine Worte wirkten kläglich, als Curtis nur darüber lächelte. “Halt dich raus, Kleiner!“, verlangte er. Major Richards griff zu dem Telefon, das neben der Tür in der Wand eingelassen war, bekam aber keine Chance, eine Verbindung aufzubauen, da Stone ihn packte, vollends in den Raum zog und die Tür hinter ihm zuschlug.

***

Jack lächelte Sam an, als er ihr Labor betrat. “Was tun Sie so, Carter?“

“Ich analysiere die maximale Effizienz eines radartelemetrierten UAVs“, antwortete die Wissenschaftlerin konzentriert, nahm ihre Augen nicht von der Arbeit.

“Aha!“, machte Jack und nahm einen Schraubenzieher zur Hand, begann, ihn in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen, “Geht es Ihnen gut Carter?“

“Sicher, Sir! Warum nicht?“ Sie blickte nun auf.

“Na ja, ich meine nur, dass Sie so still geworden sind in letzter Zeit. Eigentlich seit unserem Essen“, meinte Jack. Sam setzte gerade zu einer Antwort an, als das Telefon klingelte. Sie hob ab: “Carter?“

“Sam?!“

“Was ist los?“

“Ist der Colonel bei dir?“

Sam blickte kurz zu Jack, als müsse sie sichergehen und behielt ihren Blick dann in dieser Richtung, als sie antwortete: “Ja, er ist hier.“

“Bring ihn zur Krankenstation. So schnell wie möglich, Sam!“

Sam stockte einen Moment der Atem. Ihr Freundin wirkte völlig aufgelöst. “Was ist passiert?“, fragte sie.

“Was ist? Wer ist dran?“, fragte Jack besorgt.

“Daniel ... er und Major Richards wurden in eine Prügelei verwickelt. Colonel Curtis und zwei weitere haben die beiden in einem der Archivräume zusammengeschlagen. Daniel liegt bewusstlos hier auf der Station.“

“Wir kommen“, sagte Sam und legte auf, “Daniel ist auf der Krankenstation!“ Sie lief zügigen Schrittes los.

“Was ist passiert?“, fragte Jack ängstlich, während er aufholte.

“Colonel Curtis hat ihm und Major Richards wohl mit zwei weiteren aufgelauert und die beiden zusammengeschlagen.“

“Gott!“, murmelte Jack. Er erinnerte sich genau an Curtis Blicke im Torraum. Dieser hätte Daniel in dem Moment umbringen können.

***

“Doc!“, rief Jack. Die Ärztin stoppte auf dem Gang und drehte sich zu ihnen um. “Wo ist er? Wie schlimm ist es?“, fragte Jack.

“Kommen Sie!“, meinte Janet und lief los, “Sie können aber noch nicht rein. Dr. Warner sieht gerade nach ihm. Er hat schlimme Hämatome davongetragen und eine ziemlich schwere Gehirnerschütterung. Sein linkes Handgelenk ist gebrochen und er hat mehrere Abschürfungen und außerdem eine angebrochene Rippe. Betrachtet man die Umstände ist er noch relativ gut weggekommen.“ Colonel Campbell kam ihnen entgegen. Es schien, als wäre der Anführer von Richards schon von allem unterrichtet worden.

Sein Gesicht war verschlossen, seine braunen Augen waren kalt vor Wut. Weiter hinten erblickte Jack Major May, die auf einem Stuhl auf dem Gang saß und die Ellbogen auf die Knie gestützt hatte, den Kopf in den Händen verborgen.

Captain Theron war bei ihr und hockte vor der zusammengesunkenen Gestalt.

“Richards hat ihm das Leben gerettet, Colonel“, sagte Campbell und fuhr sich durch die graue Haare. Dann senkte er den Blick: “Die beiden waren schon auf der Mission wie Pech und Schwefel.“

“Wie geht es Richards?“, fragte Sam. Campbell blickte auf und Jack sah Zerrissenheit in seinem Blick. “Er ist im Koma.“ Campbell senkte den Blick wieder. “Das tut mir leid!“, sagte Jack und Sam nickte bestätigend. Campbell winkte ab: “Danke, Colonel. Aber es waren diese verdammten Mistkerle. Sie haben sowohl Richards als auch Jackson verprügelt. Ich habe die Überwachungsbänder gesehen, um mir ein Bild zu machen. Als Richards reinkam, sind Stone und Sutherland auf ihn losgegangen, während Curtis Jackson zusammengeschlagen hat. Aber sie haben sich beide gewehrt. Leider sind diese Marines ziemlich gut ausgebildet. Ich hätte meine Schwierigkeiten gehabt, sie abzuwehren.“

Janet nickte dem SG-4-Anführer zu: “Gott sei Dank kam eine Wissenschaftlerin vorbei und rief die Sicherheitskräfte. Sie konnten verhindern, dass Curtis weiter auf Daniel losging und sie hielten auch Stone und Sutherland davon ab, Richards endgültig zu töten. Sein Zustand ist kritischer als Daniels ... Sutherland hatte eine Eisenstange bei sich und brach ihm mehrere Rippen. Dennoch haben sich die beiden grandios gewehrt. Curtis hat eine gebrochene Nase, Stone ist noch immer bewusstlos und Sutherland kann sich über ein ganzes Set Hämatome freuen.

Wir haben sie in Gewahrsam nehmen lassen. General Hammond ist in einer wichtigen Besprechung mit Senator Kinsey, die nicht gestört werden darf, aber ich sage ihm so bald wie möglich Bescheid.“

“Gut!“, nickte Jack.

“Ich bin fertig“, sagte Warner und nickte Jack und Sam zu. “Haben Sie Teal’c gerufen?“, fragte Jack in Janets Richtung. Sie nickte: “Er kommt so schnell wie möglich.“ Jack nickte und ging dann mit Sam zu Daniels Zimmer. Er öffnete die Tür und trat ein. Daniel war offenbar bewusstlos. Seine linke Wange trug eine Abschürfung und das Auge auf derselben Seite war blau. Sein linkes Handgelenk trug einen Gips. Er war leichenblass. Jack packte plötzlich eine unbändige Wut. Er trat an Daniels Bett und blickte auf ihn hinunter.

“Dieser Mistkerl!“, murmelte er. Sam blickte ihn fragend an. Doch Jack reagierte nicht. Er fuhr herum und stürmte aus dem Zimmer, wobei er fast in Teal’c rannte. Der Jaffa blickte seinem Anführer fragend hinterher, dann wandte er sich an Sam. “Wo will er hin?“

Sie schüttelte ratlos den Kopf.

***

Jack kümmerte sich nicht darum anzuklopfen. Er sah schon vom Besprechungsraum aus, dass Hammond mit Kinsey alleine war und riss die Tür auf. “Sie verdammter Mistkerl!“

Hammond stand auf: “Colonel!“ Kinsey blickte Jack verwirrt an. “Sie glauben wohl, Sie hätten gewonnen! Pech gehabt, Kinsey! Ihre Idioten haben den falschen Mann ins Koma befördert!“

“Colonel, was geht hier vor?!“

Jack drehte sich zu Hammond. “Sir, hat Fraiser Sie noch immer nicht informiert?“

“Nein, Colonel! Diese Besprechung sollte für nichts unterbrochen werden. Was geht hier vor, verdammt noch mal?!“

“Matt Richards liegt im Koma und Daniel ist verletzt, Sir“, sagte Jack. Hammond starrte ihn an und auch Kinsey blickte fragend und überrascht. “Matt Richards? Aus Colonel Campbells Team?“ fragte der General. Jack nickte: “Er hat Daniel das Leben gerettet, als drei Marines vor ein paar Minuten im Archivraum auf ihn losgegangen sind.“ Jack blickte zu Kinsey. “Daniel ist selbst nicht im besten Zustand, aber es hätte schlimmer enden können. Wenn Richards nicht dazwischen gegangen wäre ...“ Jack schüttelte den Kopf.

“Nun, was auch immer Sie vermuten, Colonel, ich bin unschuldig“, sagte Kinsey, der allmählich zu begreifen schien, worauf alles hinauslief.

“Sie haben mich erpresst, Senator! Mit dem Leben von Daniel! Und, oh Wunder, ich beachte es nicht und Daniel landet in der Krankenstation, halb tot geprügelt von ein paar Marines, die zu viel Aggressivität aufgestaut haben.“

“Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte die Männer auf Dr. Jackson angesetzt?“, fragte Kinsey entsetzt.

“Aber sicher, Senator.“

“Colonel, ich rate Ihnen solche Anschuldigungen nicht zu machen!“, sagt Hammond scharf.

“Er war es, Sir.“

“Senator Kinsey traf erst heute Nachmittag hier ein und wir begannen sofort mit der Besprechung.“

“Ich habe nichts mit dieser leidigen Angelegenheit zu tun.“

Jack ballte seine Fäuste und trat wütend auf Kinsey zu: “Sie verdammter Mistkerl! Sie wissen ganz genau -“

“Colonel, jetzt reicht es!!“ Hammond starrte seinen 2IC wütend an. “Bei aller Liebe, Colonel O’Neill, diese Geschichte ist irrwitzig!“

Jack starrte Hammond fassungslos an.

“Von welchen Marines sprechen wir?“, fragte Kinsey.

“Sutherland, Curtis und Stone.“

“Mit ihnen hatte Dr. Jackson eine Auseinandersetzung im Torraum, Colonel, wie Sie sehr wohl wissen! Curtis hat Dr. Jackson bedroht. Halten Sie es nicht für möglich, dass sie sich nur rächen wollten?“

Jack starrte Hammond an und musste zugeben, dass es tatsächlich etwas übertrieben schien, dass Kinsey die Personalliste durchging und drei Marines engagierte, die Daniel zusammenschlagen sollten. Er senkte den Blick: “Ja, Sir.“

“Wegtreten, Colonel O’Neill! Wir sprechen uns noch.“

Jack nickte und verließ das Büro.

***

“Hey, Daniel!“, grüßte Sam leise und legte ihm eine Hand auf die Stirn, während Daniel verwirrt in ihre Augen blickte. “Du warst eine ganze Weile bewusstlos“, erklärte der Major. Hinter ihr erblickte Daniel Teal’c. Er erinnerte sich, was passiert war und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sam zu. “Matt?“

Sam biss sich auf die Unterlippe und Daniel war es Antwort genug. “Er ist tot?“, fragte er leise. Sam schüttelte den Kopf, aber das erleichterte Daniel nicht gerade. “Er liegt im Koma, Daniel. Es sieht nicht gut aus.“

“Verdammt ... ich wusste, dass sie ... Stone hatte diese Stange“, flüsterte Daniel.

“Ihr habt es ihnen gezeigt. Diese Kerle werden die Basies nie wieder von innen sehen ... falls sie überhaupt je wieder eine zu Gesicht bekommen.“ Sam lächelte Daniel leicht an. Daniel schloss die Augen und murmelte: “Ich hätte mit ihnen alleine zurecht kommen müssen.“

“Daniel, Campbell hat die Überwachungsbänder gesehen. Er sagte, dass er seine Schwierigkeiten mit ihnen gehabt hätte, wäre er an euer Stelle gewesen. Sie waren zu dritt und ausgebildete Marines. Selbst Richards kam nicht gegen sie an. Was sagt dir das?“

Daniel seufzte: “Warum?“

“Vermutlich hattet ihr noch eine Rechnung offen!“, erklärte Sam.

“Gott!“, murmelte Daniel. Dann fragte er: “Wo ist Jack?“

“Er kommt sicher gleich wieder.“

“Hey, wieder bei uns?“, fragte Janet.

“Halb“, antwortete Sam an Daniels Stelle.

“Der Glückspilz des Tages“, sagte Janet lächelnd und tastete nach Daniels Puls. “Wenn du es so nennen willst“, meinte Daniel.

“Sicher, Daniel. Zugegeben, schlimme Hämatome, eine grauenhafte Gehirnerschütterung und gebrochenes Handgelenk. Außerdem eine angebrochene Rippe“, zählte Janet auf, “Aber es hätte schlimmer kommen können.“

“Daniel?“, fragte Jack und trat mit schnellen Schritten in den Raum. Erleichtert erkannte er, dass sein Geliebter tatsächlich wach war. Mühsam hielt er sich davon ab, Daniel an sich zu ziehen und zu küssen. “Hey!“, grüßte er.

“Hey!“, antwortete Daniel. Ihre Blicke trafen sich und sie wussten beide Bescheid.

“Wo waren Sie, Sir?“, fragte Sam neugierig.

“Nicht so wichtig, Carter“, erklärte Jack und wandte sich an Janet: “Wann kann ich ihn mitnehmen?“ Janet blickte ihn einen Moment verdutzt an, dann sagte sie: “Na ja ... er hat nichts wirklich Ernstes! Wenn Sie mir also versichern, ihn im Bett zu behalten ...“ Sie brach ab und senkte aufgrund ihrer Wortwahl kurz verlegen den Blick.

“Werde ich!“, sagte Jack. Janet fing sich wieder und blickte Jack warnend an. “Keine ... Aktivitäten.“

Er nickte: “Geritzt, Doc.“ Sie lächelte: “Gut.“ Das Telefon klingelte und Janet ging ran: “Ja?... Er ist hier, Sir ... mache ich.“ Sie legte auf: “Colonel, General Hammond will Sie auf der Stelle sprechen.“ Jack nickte.

“Was hast du getan, Jack?“, wollte Daniel wissen.

“Nichts weiter. Es geht um nichts Besonderes“, sagte Jack und verließ nach einem letzten Blickkontakt mit Daniel den Raum. Sam begann wieder, mit ihrer Hand über Daniels Stirn zu streicheln und Teal’c, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, trat näher an Daniel heran.

“Major Richards hat gehandelt, wie sein Herz es ihm befohlen hat, Daniel Jackson. Du trägst keine Schuld“, sagte er. Daniel blickte zu ihm, schockiert darüber, dass Teal’c seine Gedanken zu erraten schien. Doch eigentlich war dies ja nichts Neues. Teal’c schien immer zu wissen, was man dachte. Daniel senkte den Blick: “Danke, Teal’c.“

***

Jack klopfte an Hammonds Bürotür. “Sie wollten mich sprechen, Sir?“

Der General nickte: “Schließen Sie die Tür!“ Jack schluckte hart und schloss die Tür leise, dann stand er vor Hammonds Schreibtisch und wartete. “Setzen Sie sich!“

Jack fühlte sich wie beim Schuldirektor. Als Hammond schwieg, beschloss er, den Anfang zu machen: “Sir, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir -“

“Colonel, für dieses Verhalten gibt es keine Entschuldigung! Sie können nicht einfach mein Büro stürmen und einen Senator der Anstiftung zur schweren Körperverletzung beschuldigen. Senator Kinsey hatte keinen Grund, so etwas zu tun. Ganz davon zu schweigen, dass jeder Anruf, der in dieser Basis landet und wieder hinausführt, registriert wird. Die Marines, die Dr. Jackson und Major Richards angegriffen haben, haben die Basis seit mehreren Tagen nicht mehr verlassen! Und keine Nummer, die unsere Computer gespeichert haben, weist darauf hin, dass Kinsey angerufen hat, um sie zu engagieren.“

Jack senkte den Blick: “Nun, Sir -“

“Senator Kinsey überwacht das Stargate-Programm! Er ist ein wichtiger Teil des Untersuchungsausschusses! Sie wissen, wozu er fähig ist! Er könnte uns das als schweren Disziplinfehler anrechnen und mich ersetzen lassen und letzten Endes wäre dieser Ersatz eine Marionette wie damals Major General Bauer!“ Hammond blickte Jack neugierig an und erwartete eine Reaktion. “Es tut mir leid, Sir. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass Kinsey mich mit Daniels Gesundheit bedroht hat. Es war nur logisch, dass mein erster Verdacht auf ihn fiel.“

Hammond seufzte. Jack blickte ihn flehend an. “Es wird nie wieder vorkommen, Sir.“

“Colonel, der einzige Grund, aus denen ich dieses Gespräch mit Ihnen privat führe, anstatt vor dem Senator ist der, dass Sie Recht haben ... wenn auch nur in einem Punkt. Der Senator hat mit Dr. Jacksons Gesundheit gedroht und Sie hatten allen Grund, ihn zu verdächtigen. Nächstes Mal, Colonel, sollten Sie diesen Verdacht aber etwas subtiler äußern. Denn leider sind wir nicht in der Lage, etwas zu beweisen. Kinseys Wort steht gegen unseres und jeder Beweis, den wir haben, kann Ihnen zur Last gelegt werden.“

Jack nickte verstehend: “Ja, Sir.“

“Gut. Wie geht es Dr. Jackson?“

“Er ist noch etwas durcheinander, aber ich denke, es geht ihm bald besser“, meinte Jack lächelnd.

“Gut“, meinte Hammond, “Wegtreten!“

“Danke, Sir.“

***

Als die Lifttüren sich öffneten, stand Jack und Daniel Campbell gegenüber. “Daniel, es geht Ihnen besser?“

Der Archäologe nickte leicht, bereute es wegen der Gehirnerschütterung aber sofort.

“Fraiser hat ihn entlassen und ich bringe ihn nach Hause, damit er sich ins Bett legen kann.“

Campbell blickte nur kurz zu Jack, bevor er sich wieder an Daniel wandte und ebenfalls in den Lift stieg, seine Ebene angab. “Ich habe gehört, dass die Mistkerle nach Washington zur Befragung durch den Untersuchungsausschuss gebracht werden.“

Daniel senkte den Blick. Dann fasste er sich wieder und streckte Colonel Campbell die Hand entgegen. “Es tut mir leid, dass ich Major Richards mit hineingezogen habe, Kevin. Ich wollte nicht, dass er verletzt -“

“Unsinn, Daniel! Richards hat getan, was er für richtig hielt“, unterbrach Campbell, gerade, als Jack den Archäologen unterbrechen wollte. Der Lift hielt auf Ebene 1. “Danke!“, sagte Daniel.

“Geh schon mal vor!“, meinte Jack und beobachtete, wie Daniel den Lift verließ und zum Kontrollpunkt schritt, mit dem diensthabenden Soldaten ein paar verlegene Worte wechselte, als dieser sich besorgt nach seinem Befinden erkundigte. Jack hielt einen Fuß in die Lichtschranke des Lifts und sagte zu Campbell: “Wie geht es Richards?“ Der Colonel seufzte schwer: “Nicht sehr gut, aber Fraiser ist sich inzwischen sicher, dass er durchkommen wird.“ Er nickte in Daniels Richtung: “Bringen Sie ihn wieder auf die Beine!“ Jack nickte ihm versichernd zu.

***

“Alles okay?“, fragte Jack, als Daniel leicht zusammenzuckte. “Ja, nur ... deine Hand“, antwortete der junge Mann und Jack nahm seine Hand von Daniels Rücken, wo sie den Archäologen beruhigend gestreichelt hatte.

“Tut es weh?“

Daniel nickte. Jack starrte in das Kaminfeuer, während er seine Hand auf die Sofalehne ablegte und spürte, wie Daniel von der Couch glitt. “Wo willst du hin?“, fragte er.

“Nur ins Bad!“, antwortete Daniel.

“Soll ich dir helfen?“, fragte Jack und stand auf.

“Nein, verdammt! Ich komme klar!“, erwiderte Daniel scharf und knallte die Badezimmertür hinter sich zu. Jack ließ sich wieder auf das Sofa fallen und vergrub den Kopf in den Händen. Seinen Geliebten beschäftigte etwas Schwerwiegendes, aber er ließ Jack nicht an sich heran. Seufzend wartete der Colonel und lauschte auf die Geräusche vom Badezimmer ... bloß waren dort keine.

***

Das hatte doch keinen Sinn! Das konnten Jack und er doch nicht weiterführen. Daniels Gedanken drehten sich im Kreis. Er fühlte sich schlecht, weil er Jack so hart abgewiesen hatte, doch zugleich glaubte er zu spüren, dass es keine andere Möglichkeit gab.

Sie konnten keine Beziehung führen, wenn ihnen ständig etwas im Wege stand! Daniel schien es, als stände ihr Verhältnis unter einem schlechten Stern. Er saß auf dem Hocker, den Jack in eine Ecke des Bades gestellt hatte, um Klamotten darauf ablegen zu können während man duschte und hielt den Kopf in den Händen vergraben. Sie konnten das nicht tun! Verschleierte Szenen des Angriffes gingen durch Daniels Kopf. Sie hatten wegen der Auseinandersetzung im Torraum angegriffen und Daniel erinnerte sich nur noch daran, dass er versucht hatte, sich zu wehren, an Matts Schreie, an die plötzliche Stille, an das jähe grelle Licht, das durch die aufgestoßene Tür fiel.

Wegen der Auseinandersetzung im Torraum! Er redete es sich schon den ganzen Tag ein und er kam einfach nicht umhin, zu bemerken, dass die Marines zwar den Vorfall im Torraum als Grund angegeben hatten, aber genauso gut eine andere Motivation gehabt haben könnten.

Laut Jack. Und Daniel wollte Jack nicht glauben. Dennoch merkte er, wie sich der Gedanke allmählich in seinem Gehirn festsetzte und ihn nicht mehr losließ. Und wenn sie dem ein Ende machen wollten, wenn die Marines aus diesem Grund angegriffen hatten, wenn es ihnen nur darum ging ... Daniel bekam Kopfschmerzen. Er setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen den Wand, bevor er die Beine anzog. Wenn es ihnen nur darum gegangen war, dann gab es auch nur eine Lösung.

Und Daniel konnte nicht riskieren, dass Jack wegen ihm Schwierigkeiten bekam. Die Badtür öffnete sich und Jack trat ein. Daniel blieb regungslos sitzen, der Rücken gegen die Wand, der Kopf in den verschränkten Armen auf den angezogenen Beinen versteckt. Er hörte Jack seufzen und die Badtür schloss sich, dann spürte er eine Hand im Haar. “Ach, Danny!“

Er blickte auf: “Wir können das nicht tun, Jack!“

“Hör auf, so zu reden, Daniel!“

Daniel stand langsam auf und verließ das Zimmer, hörte Jack ihm folgen. An dem Sofa vor dem Fernseher blieb er stehen und drehte sich zu Jack um. “Es ist unmöglich, Jack!“

“Das ist es nicht.“

“Doch!“

“Daniel?“ Jack blickte ihn fragend an. “Sag mir die Wahrheit!“, verlangte der Colonel.

“Das ist die Wahrheit! Es gefährdet dich und deinen Job -“

“Und deine Vorstellung eines Liebeslebens?“

Daniel blickte auf. Er sah Jacks verletzten Blick. Das war der Moment, in dem er Ja sagen und das beenden konnte, um Jack zu schützen. Doch Daniel spürte, dass er das nicht konnte. So stand er einfach da und starrte Jack an. “Andere haben dich noch nie davon abgehalten, etwas zu tun!“, sagte Jack und ging auf Daniel zu, “Also, sag mir die Wahrheit! Willst du alles hinschmeißen wegen mir oder den Marines? Oder meinem Job?“ Daniel schluckte: “Du kannst es nicht riskieren, Jack.“

“Den Teufel kann ich!“, rief Jack und packte Daniel an den Schultern, “Hör mir gut zu, Daniel! Entweder du sagst mir, was in deinem Kopf vorgeht oder du bestellst dir ein Taxi!“ Ungläubig blickte Daniel Jack an. “Jack -“

“Wenn du an unserer Beziehung zweifelst, hat es keinen Wert, eine zu führen, meinst du nicht?!“

Daniel starrte Jack an. Jack wartete. Daniel hob eine Hand zu seinem Kopf und schloss die Augen. Als er Jack wieder anblickte, sagte er leise: “Ich liebe dich.“ Jack zog ihn in seine Arme. “Ich dich auch.“ Er hielt Daniel fest und seufzte. “Es ist okay.“

“Was tun wir nur, Jack? Was tun wir?“, fragte Daniel traurig. Jack antwortete nicht. Er wusste es selbst nicht. Daniel wimmerte leise.

“Dein Kopf?“, fragte Jack.

“Mein Kopf, meine Rippen, meine Hand.“

“Ich hole dir eine Tablette“, bot Jack an.

“Nein! Ich will ins Bett gehen und schlafen“, antwortete Daniel.

“Okay“, sagte Jack leise und führte Daniel ins Schlafzimmer. Er schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann wandte er sich zu Daniel um und beobachtete, wie der jüngere Mann ins Bett kletterte. Jack wusste, dass Kinsey Bescheid wusste. Aber Kinsey konnte nichts tun, dafür würde Jack schon sorgen. Er hoffte nur, dass er es auch wirklich konnte. Er legte sich neben Daniel und seufzte, während er das Licht ausschaltete. “Jack?“, fragte Daniel nach einer Weile.

“Hm?“, antwortete er. Daniel kroch näher an ihn heran und legte seinen Kopf auf Jacks Brust. Seine Arme legte sich soweit wie möglich um en Oberkörper des Colonel und er flüsterte: “Du hast Recht.“ Jack legte Daniel eine Hand auf den Rücken. “Womit?“, wollte er wissen.

“Dass wir es schon hinkriegen“, antwortete Daniel. Jack nickte: “Ja, sicher.“ Es wurde wieder eine Weile still, dann fragte Daniel leise: “Jack? Könntest du ...?“ Er brach unsicher ab.

“Was?“ fragte der Colonel. Daniel seufzte, dann antwortete er: “Könntest du ... mich ... lieben?“

“Ich liebe dich bereits, Dan ... oh!“ Jack begriff, was sein Partner meinte und sagte dann: “Aber Fraiser hat es mir verboten.“ Daniel lachte leise: “Du lässt dir von Janet sagen, was du zu tun und zu lassen hast?“

“Normalerweise nicht, aber ich bin mir sicher, dass sie diesem Fall Recht hat, Danny.“

Daniel seufzte frustriert.

“Ich bin genauso unglücklich darüber wie du!“, sagte Jack. Daniel lachte wieder: “Aber bald!“

Jack nickte: “Oh, ja, bald!“

***

Hammond starrte den Monitor seines Laptops an, während er seinem Gesprächspartner lauschte. “Senator, wie ist ihnen das gelungen?“, wollte er wissen.

“Ich kann es Ihnen nicht sagen, General. Sie trugen eine Waffe bei sich und haben mich und den Colonel bedroht. Die Männer, die zu ihrer Bewachung abgestellt waren, wurden gezwungen, sie vorbeizulassen. Und das in meinem Büro! Was für eine Fahrlässigkeit, dass sie eine Waffe bei sich trugen!“ Kinseys entrüstete Stimme ließ Hammond aufseufzen. “Die drei müssen wieder gefasst werden. Sie haben sich schwerer Köperverletzung in zwei Fällen schuldig gemacht.“

“Wie geht’s Major Richards?“, fragte Kinsey.

“Er schafft es. Dr. Fraiser hat mir eben einen Bericht vorgelegt.“

“Gott sei Dank!“, meinte Kinsey, “Ich melde mich, wenn es etwas Neues von den dreien gibt.“

“Tun Sie das!“, antwortete Hammond und legte auf. Das würde Jack nicht gefallen.

***

Kinsey legte auf und nickte Colonel Dowell zu, der ihm gegenüber hinter drei Stühlen vor Kinseys Schreibtisch stand. Das Büro im Haus des Senators war bis auf die fünf Personen leer und es breitete sich eine unangenehme Stille aus, bis Kinsey sagte: “Colonel Dowell und ich haben Pläne, die das SGC betreffen. Es gibt Beweise dafür, dass Hammond sein Kommando teilweise stark vernachlässigt und dass das SG-1-Team sich ebenfalls Fahrlässigkeiten zuschulden kommen lässt.“

Curtis blickte kurz zu Sutherland, der neben ihm saß. “Was hat das mit uns zu tun, Senator? Nicht, dass wir Ihnen nicht dankbar sind ... Sie haben uns immerhin ein Gerichtsverfahren erspart.“

Kinsey lächelte: “Ich verfolge Ziele, Colonel. Und Sie verfolgen ebenfalls Ziele. Aber Sie können Ihre nur verwirklichen, wenn Sie mir helfen, meine Ziele zu erreichen. Dann werde ich dafür sorgen, dass keine Truppe SFs mein Haus stürmt und Sie festnimmt.“ Abwartend blickte Kinsey die drei Soldaten vor sich an. Curtis blickte zu Stone und Sutherland, dann fragte er: “Was haben Sie vor?“ Kinsey grinste.

Ende ...?
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