15. Kapitel
"Wenn unsere Freunde uns Dienste erweisen, so nehmen wir an, wir
schuldeten uns das als Freunde, und vergessen dabei, dass sie uns ihre
Freundschaft nicht schuldig sind."
Marquis de Vauvenargues
Daniel beobachtete die Bewegungen hinter dem grünen Vorhang. Er war
schon eine ganze Weile wieder wach. Das Fieber ließ ihn nicht richtig zur
Ruhe kommen. Jetzt lag er auf der Seite und hatte die Beine an den
Körper gezogen. Jack war nicht da, Sam war nicht da und Teal´C auch
nicht und er fühlte sich verlassen. Er wusste, dass seine Freunde ihn
nicht alleine lassen würden, wenn es keinen Grund dafür gab, aber das
Fieber benebelte seine Gedanken und ließ sie irgendwie falsch
erscheinen. Wo waren Jack, Sam und Teal´C, wenn er sie wirklich
brauchte?
Gut, Jack war da gewesen. Eine ganze Weile lang und er
erinnerte sich auch, dass Sam neben ihm gesessen hatte. Aber er
wollte, dass jetzt einer seiner Freunde da war. Tränen bahnten sich
ihren Weg über Daniels Gesicht. Er wischte sie sich weg. Nicht zu sehr
bewegen!, dachte er. Er wollte nicht, dass der Sanitäter neben seinem
Vorhang aufmerksam auf ihn wurde. Wenn Jack, Sam und Teal´C nicht
da waren, sollte auch niemand anderes kommen. Erst recht keine
Psychologin. Er würde schon klar kommen, mit Sicherheit, das würde
er. Er schaute auf die Uhr. Es war zehn nach drei, mitten in der Nacht.
Die Psychologin und Jack schliefen wahrscheinlich und würden vor dem
Morgen nicht mehr kommen. Dem Sanitäter fiel die Zeitung aus der
Hand, auch er war eingeschlafen. Hinter dem Vorhang bewegte sich
nichts mehr, es war absolut still, wenn man von dem Piepsen des
Herzmonitors absah. Daniel richtete sich vorsichtig auf. Sofort spürte er
hämmernde Kopfschmerzen. Er ignorierte es.
"Janet!", rief er
unterdrückt. Niemand reagierte. Er wartete noch etwa drei Minuten
regungslos, dann griff er nach dem Herzmonitor und schaltete ihn ab.
Kein Laut war nun mehr zu hören und Daniel lauschte in die
Stille.
"Okay.", murmelte er, ignorierte die immer weiter
anschwellenden, hämmernden Kopfschmerzen und das Stechen unter
den Verbänden an Kopf und Oberkörper. Er löste die Anschlüsse des
Herzmonitors und stand vorsichtig auf. Einen Moment lang schwankte
er, dann konnte er einigermaßen sicher stehen. Er trat auf die Station
hinaus, sah Janet in ihrem Büro sitzen, eine Kaffeetasse auf dem
Schreibtisch, eine Mappe in den Händen, den Kopf zurückgelehnt, die
Augen geschlossen. Sie schlief. Medikamente!, fiel es Daniel ein. Er
brauchte seine Medikamente. Er ging in Janets Büro und suchte seine
Krankenakte unter denen auf ihrem Schreibtisch heraus, las sich die
Namen der benötigten Medikamente durch und ging weiter zum
Medizinschrank an der Wand. Er suchte seine Medikamente heraus und
einige Dosierungshilfen, dann verschwand er lautlos aus der
Krankenstation. Der Sanitäter murmelte etwas im Schlaf vor sich hin,
dann wurde es wieder totenstill.
Sam saß neben Teal´C und hörte Gigi´beg aufmerksam zu, als dieser
die Situation schilderte.
"Sie begannen vor einem halben Jahr uns
anzugreifen. Wir nahmen sofort Kontakt zu den Asgard auf, unseren
Verbündeten, und fragten sie um Rat. Sie sagten, dass sie nicht gegen
diese Übermacht ankämen, dass es aber ein Volk gäbe, das ihnen bei
der Zerstörung dreier Replikatorenschiffe geholfen hätte.", berichtete
er.
"Uns.", sagte Sam.
"Genau. Wir zögerten, Kontakt zu euch
aufzunehmen, da ihr ein primitives - verzeiht den Ausdruck - Volk seid.
Aber Thor überredete uns, doch Kontakt aufzunehmen.", berichtete
Gigi´beg weiter.
"Ihr habt Jaloe geschickt.", ergänzte Teal´C.
"Richtig.",
antwortete Gigi´beg.
"Nun, wir müssten genau wissen wo Schäden
entstanden sind.", meinte Sam."Das kann ich euch sagen. Die
Replikatoren zerstörten sechs Schlachtschiffe vom Kaliber der Janeko,
nachdem sie sie übernommen und ausgefressen hatten. So kann es
nicht weiter gehen.", meinte Gigi´beg.
"In der Tat.", sagte
Teal´C."Momentan befinden sich zehn Schiffe im Einsatz. Sie treten
gegen acht Schiffe der Replikatoren an und versuchen, Gefangene zu
befreien.", berichtete Gigi´beg.
"Das ist uns bekannt. Marak sprach so
etwas an.", berichtete Sam.
"Folgt mir! Wir begeben uns in die
Kommandozentrale, dort habt ihr einen besseren Überblick.", meinte
Gigi´beg.
weiter: Kapitel 16