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Würmer (1) von Tanagra

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Vorwort

Daniel und Teal’c kommen so gut wie gar nicht vor, trotzdem ist es keine richtige S/J-Geschichte. Lest einfach selbst und sagt mir, was Ihr davon haltet...
Würmer


Es war sehr warm auf PX972, und das hob nicht gerade die Laune von Colonel Jack O’Neill. Der Planet war in seinen Augen langweilig, dafür aber umso interessanter für Major Carter und Dr. Jackson, die sich nun schon seit geschlagenen 2 Stunden im Inneren des antiken Tempels aufhielten, vor dem Jack und der Jaffa Teal’c Wache hielten.

O’Neill sah zum wiederholten Mal auf seine Uhr und seufzte. Zum Glück hatte die Mission einen ziemlich engen Zeitrahmen. Laut ihrem Auftrag sollten sie sich nur einen ersten Eindruck verschaffen, ob eine ausführlichere Mission zur Erforschung des Planeten lohnend sei. Es hatten sich keinerlei Anzeichen für aktuelle oder ehemalige Goa’uld-Aktivitäten ergeben, es waren keine Naquadaspuren nachweisbar, und der Bereich um das Stargate und den unweit davon liegenden Tempel schien schon ewige Zeiten nicht mehr betreten worden zu sein. Insofern konnte sich Jack nicht vorstellen, was an diesem Planeten noch von Interesse für eine 2. Mission sein sollte. Daniel und Carter sahen das natürlich ganz anders: Sie hatten sich mit Übereifer auf den Tempel und seine mit Inschriften bedeckten Wände gestürzt. In einem der hinteren Räume hatte Carter eine Art technisches Gerät entdeckt und versuchte seitdem, seine Funktion zu ergründen, während Daniel die Inschriften filmte und Besonderheiten in seinem Buch notierte.

O’Neill sah wieder auf die Uhr und neigte den Kopf zum Funkgerät.

"Carter, noch eine halbe Stunde. Wie weit sind Sie?" fragte er, aber er erhielt keine Antwort. Teal’c hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief.

"Daniel?" rief Jack über Funk, aber auch auf diese Anrede folgte nur Schweigen.

"Daniel! Carter!" brüllte O’Neill nun. Schließlich waren die beiden nicht weit von ihm entfernt, und die Bauweise des Tempels war nicht so solide, dass er ein echtes Schallhindernis gewesen wäre. Sie hätten ihn also auch so hören müssen. Aber wieder blieb alles still.

"Verdammt!" fluchte Jack und warf Teal’c einen grimmigen Blick zu.

"Bleib Du hier, ich seh mal nach, was unsere Akademiker da drin so Fesselndes gefunden haben!"

Teal’c neigte zum Einverständnis den Kopf und wandte sich wieder mit wachsamem Blick der Umgebung zu.

Als Jack in Tempel stapfte, mussten sich seine Augen erst an das gedämpfte Licht gewöhnen. Er meinte, aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen zu haben, aber es dauerte einen Moment, bis er wirklich etwas erkennen konnte.

An den Wänden huschten schwarze, längliche Schatten entlang, und in der Ecke des Raums am Boden lag – Daniel.

"Daniel, verdammt!" Jack sprang zu ihm und drehte ihn auf den Rücken. Irgendetwas Schwarzes kroch auf dem Wissenschaftler herum, viele längliche Wesen wie Würmer oder Schnecken. Auch die ganzen Wände waren voll davon.

Daniel war ohne Bewusstsein.

"Teal’c!" brüllte Jack, und sofort eilte der Jaffa mit aktivierter Stabwaffe in den Tempel.

"Was ist passiert?" fragte er. Dann nahm auch er die seltsamen Tiere wahr.

"Schaff Daniel hier raus, ich suche Carter!" forderte Jack ihn auf und lief weiter in den angrenzenden Raum und den dahinterliegenden Bereich, in dem er seinen Major zuletzt gesehen hatte.

Die eigenartige Maschine stand noch an derselben Stelle in der Ecke des Raums, und davor lag Carter, auch sie bewusstlos. Wie in dem anderen Raum wimmelte es nur so vor Würmern.

O’Neill hob Carter auf und rannte mit ihr auf den Armen nach draußen, wo Teal’c Daniel schon auf den Boden gelegt hatte. Er war gerade dabei, ihm die Uniform vom Leib zu reißen und die darunter zum Vorschein kommenden Tiere mit einem Ausdruck des Abscheus von seiner Haut zu pulen. Sie hatten sich richtiggehend festgesaugt, fast wie Blutegel. Sie waren überall auf seinem Körper verteilt.

Jack warf Teal’c einen kurzen Blick zu und tat dann mit Carter das gleiche: Er zog ihr Stück für Stück die Uniform aus und entfernte sofort jedes Tier, das er entdeckte. Sie war noch umfangreicher befallen als Daniel, vermutlich war sie zuerst angegriffen worden. Eigenartigerweise schienen sich diese "Egel" nicht mit dem Blut vollzusaugen. Im Gegenteil, einige von denen, die Jack entfernt hatte, wirkten eher wie ausgedörrt, trocken und hart. Verbissen machte er weiter.

Sie mussten die beiden komplett ausziehen und untersuchen, damit sie sicher sein konnten, dass sie wirklich alle Tiere entfernt hatten.

"Wir sollten ein paar von den Dingern mitnehmen, vielleicht kann Doc Fraiser was damit anfangen," presste Jack hervor, und ihm war die Anspannung deutlich anzumerken. Teal’c. der mit der Untersuchung von Daniel zuerst fertig war, sammelte einige der Exemplare, die er gerade von dessen Haut entfernt hatte, ein und verschloss sie in einem Probengefäß, das zu ihrer Ausrüstung gehörte. Die meisten der Wesen schienen tot zu sein, nur wenige versuchten träge, wieder in Richtung Tempel zu kriechen.

Jack zog Carter seine Jacke über und hob sie auf. Teal’c tat mit Daniel das gleiche, und sie liefen wortlos in Richtung Stargate.

Im SGC verschwand das Lächeln aus General Hammonds Gesicht, als er sah, dass zwei der Mitglieder von SG 1 durch das Tor getragen wurden.

"Zwei Sanitätsteams in den Stargate-Raum!" befahl er augenblicklich, und im Handumdrehen stürmten die Teams mit zwei fahrbaren Tragen herein, um sich um die Verletzten zu kümmern.

"Mein Gott, was ist passiert?!" fragte Dr. Janet Fraiser, als sie auf die Rampe zu Daniel und Sam eilte.

"Irgendso Viehzeug, Egel oder Schnecken oder was weiß ich, haben sie angefallen. Wir haben alle entfernt, hoffe ich," erklärte Jack außer Atem und ließ sich auf die Rampe nieder, sobald das Sanitätsteam ihm Carter abgenommen hatte. Er war bleich und wirkte immer noch sehr angespannt.

"Haben Sie uns ein Exemplar mitgebracht?"

Teal’c reichte der Ärztin wortlos das Probengefäß, und sie rannte hinter den Sanitätsteams hinterher auf die Krankenstation.

"Was ist passiert, Colonel?" wollte nun Hammond wissen, und Jack sah erschöpft auf.

"Da ist nicht viel zu erzählen, Sir," sagte er leise. "Drinnen schien alles ganz harmlos, und die beiden haben sich gleich auf die Arbeit gestürzt. Sie wissen schon, Inschriften entziffern, an Geräten rumspielen und so. Es gab keinerlei Anhalt für irgendeine Gefahr, also haben Teal’c und ich draußen die Umgebung im Auge behalten. Alles war ruhig. Als ich im Tempel nach dem Rechten sehen wollte, weil die Zeit zuende ging, war da plötzlich alles voll mit diesem... Viehzeug!" Er verzog bei der Erinnerung an das Gewimmel angewidert das Gesicht.

"Sie beide melden sich unverzüglich auf der Krankenstation!" ordnete General Hammond an. "Ich will sichergehen, dass Sie nicht auch so ein Ding irgendwo am Körper haben. Melden Sie sich bei mir, wenn Dr. Fraiser Sie gehen lässt."

Auf der Krankenstation ging es relativ ruhig zu. Die beiden Patienten waren an Monitore angeschlossen, aber ihr Zustand war stabil.

Daniel war schon wieder bei Bewusstsein und offensichtlich sehr verwirrt, im SGC aufzuwachen. Er konnte sich an nichts erinnern.

Carter war zwar noch bewusstlos, aber Dr. Fraiser schien relativ zufrieden mit ihr zu sein.

"Das Blutbild der beiden ist etwas durcheinander, bei Sam noch ausgeprägter als bei Daniel. Einige Werte sind erhöht, andere zu niedrig, aber nichts, was man nicht ausgleichen könnte. Keine Fremdorganismen im Blut nachweisbar. Mir scheint, die beiden haben wirklich Glück gehabt."

"Warum ist sie dann noch bewusstlos?" wollte Jack wissen und sah auf Sams bleiches Gesicht.

"Eine Art Schockzustand, mit dem der Körper auf die veränderten Blutwerte reagiert hat. Aber es normalisiert sich schon wieder, sie müsste bald aufwachen." Janet bemerkte den besorgten Blick des Colonels. "Es sieht jedenfalls sehr gut aus," beruhigte sie ihn. "Lassen Sie sich auch untersuchen. General Hammond bekommt dann meinen ausführlichen Bericht."

Mittlerweile waren 10 Tage vergangen, seit sie von PX972 zurückgekommen waren. SG 1 war beurlaubt worden, da Dr. Jackson und Major Carter sich nur langsam wieder erholten und General Hammond darin eine gute Gelegenheit sah, dem ganzen Team etwas Ruhe zu gönnen.

Eigentlich hatte Jack an seinen Angelsee fahren wollen, aber irgendwie war er unruhig und konnte sich nicht dazu durchringen, wegzufahren. So blieb er zuhause und wühlte ein wenig im Garten herum, sah sich im Fernsehen jede greifbare Sportsendung an und dachte nach.

Als sie so am Boden gelegen hatte...

In ihm war ein Programm abgelaufen. Zwei Mitglieder seines Teams waren verletzt und mussten geborgen und versorgt werden. Das war eine Situation, in der er schon häufig gewesen war und wo er keine Zeit zum Nachdenken hatte, keinen Platz für Gefühle. Alles war ganz automatisch gegangen, schnell und effektiv. Erst als er schließlich zuhause angekommen war, gestattete er sich, über alles nachzudenken.

Es ging ihr so weit ganz gut, sie war schon wieder zu Bewusstsein gekommen, während er und Teal’c noch untersucht wurden. Wie Daniel konnte auch sie sich an nichts erinnern.

Aber Jack erinnerte sich. Er erinnerte sich, wie er ihr ein Uniformteil nach dem anderen ausgezogen hatte, immer auf der Suche nach diesen widerlichen Viechern, von denen sie immer noch nicht genau wussten, was es eigentlich für Wesen waren. Er hatte nicht gezögert, ihr das Tank-Top auszuziehen und den Sport-BH abzustreifen. Er hatte keinen Blick gehabt für das zarte Weiß der Haut ihrer Brüste, er hatte nur das elende Vieh gesehen, das dort auf ihr saß, und es weggeschleudert. Er hatte ihren Körper systematisch abgesucht, als sie ganz nackt war. Er hatte jeden dieser Würmer von ihrer Haut entfernt und sie dann mit seiner Jacke bedeckt. Er war ganz Colonel gewesen, ganz Soldat im Einsatz. Jetzt war er zuhause. Und erinnerte sich.

Er erinnerte sich, wie sich ihre Haut angefühlt hatte. So weich und zart unter seinen Händen. Er kam sich wie ein Verräter vor wegen dieser Gedanken, aber er bekam sie einfach nicht aus seinem Kopf. Jetzt, wo er wusste, dass es ihr gut ging und sie außer Gefahr war, jetzt hatte er immer wieder vor Augen, wie sie dort nackt vor ihm lag.

Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als könnte er die Gedanken fortwischen, und warf einen Blick auf die Uhr. War es noch zu früh für ein Bier? Eigentlich schon, dachte er, aber hey, er hatte Urlaub. Wen kümmerte es schon?

Auf dem Weg in die Küche wurde er vom Telefon gebremst. Kurz überlegte er, ob er erst den Schwenker zum Kühlschrank machen und dann rangehen sollte, entschied sich aber doch dafür, gleich den Hörer abzunehmen.

"Colonel?" Es war Sam, und sie klang nicht gut. "Kann ich Sie sprechen? Jetzt sofort?"

"Sicher, was...?"

"Bei mir?"

"In Ordnung, aber..."

"Gut."

Sie legte auf. Jack stand da mit dem Telefon in der Hand, verwirrt.

"Okay," sagte er schließlich, griff sich Jacke und Autoschlüssel und machte sich auf den Weg.

Noch bevor er klopfen konnte, öffnete sie ihm die Tür. Sie musste am Fenster gewartet haben.

"Carter, was ist eigentlich los?" fragte er, doch sie trat nur beiseite und ließ ihn reinkommen.

Er erschrak, wie schlecht sie aussah, von 10 Tagen Erholung keine Spur. Das Gesicht kreidebleich, die Augen dunkel umrandet, sah sie aus wie ein Gespenst ihrer selbst.

"Setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken?"

"Im Augenblick nicht, danke." Jack ließ sich in einen Sessel fallen und verfolgte aufmerksam, wie sie sich ihm gegenüber auf dem Sofa platzierte, ganz auf der Kante sitzend, die Hände ineinander verschlungen zwischen den Knien.

Er hob die Augenbrauen.

"Also...?"

Sie rang offensichtlich mit sich, betrachtete die Wand hinter ihm, sah ihn nicht direkt an. Er wartete.

"Ich... ich habe ein Problem," begann sie schließlich. "Und ich weiß nicht... ich meine... ich kann nicht..."

Sie verfiel wieder in Schweigen und sah immer noch an ihm vorbei.

Er seufzte.

"Sam, was es auch ist...Ich höre zu. Und ich werde versuchen Ihnen zu helfen. Aber dafür muss ich erst mal wissen, worum es eigentlich geht," sagte er sanft.

Sie schluckte und nickte dann.

"Sir, ich... ich bin schwanger."

Ihr Blick hing immer noch an der Wand, und so sah sie nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht, den kurzen Moment des Erschreckens, der Enttäuschung, als er von einem Augenblick zum nächsten alle heimlichen Wünsche, Träume, Vorstellungen begrub. Doch sehr schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und sah ihr in die Augen.

"Aber das ist doch sehr schön, Sam." Er versuchte ein Lächeln. Seine Stimme klang etwas belegt, und er schluckte. "Und, hey, es muss ja nicht das Aus für Ihre Karriere bedeuten. Sie können weiter wissenschaftlich für das SGC arbeiten, nur eben ohne Aufklärungsmissionen. Dafür müssten Sie nicht mal aus der Army ausscheiden..." Ihm fiel plötzlich auf, dass seine Ausführungen zeigten, dass er sich –wenn auch in anderem Zusammenhang- offenbar schon mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, und verstummte.

"Der Vater..." setzte Sam an, brach dann aber ab.

Jack wünschte sich jetzt, ganz woanders zu sein, nur nicht in dieser Situation, in diesem Gespräch. Sams Eröffnung hatte einen Strudel an Gefühlen in ihm freigesetzt, die er nur schwer unterdrücken konnte. Eigentlich brauchte er Zeit, um sie fein säuberlich zu verdrängen, bevor er Carter wieder gegenübertreten konnte. Leider ging das nicht. Sie saß ihm gegenüber und hoffte jetzt auf seinen Rat und seine Hilfe.

"Haben Sie schon mit dem Vater gesprochen?" fragte er behutsam, obwohl er die Antwort gar nicht hören wollte. Er wollte nichts über diesen Mann wissen. Er wollte nicht zulassen, dass durch immer mehr Details, die er erfuhr, ein Bild in seinem Kopf entstand; ein Bild, das ihn nur noch mehr quälen würde; ein Bild seines Traums mit einem anderen in der männlichen Hauptrolle.

Sam hatte den Blick gesenkt und studierte jetzt den Fußboden.

"Sir..." Ihre Stimme zitterte wie ihr ganzer Körper. "Sir, ich weiß nicht sicher, wer der Vater ist."

Wieder fiel für einen kurzen Moment seine Maske. Für einen Augenblick zeigte sein Gesicht, was er fühlte, zeigte all seine Qual, als hätte ihn jemand getreten, geschlagen, ihm das Herz herausgerissen...Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Sie hatte diesen Moment verpasst, als sie jetzt aufsah und ihn anblickte.

"Sam..." setzte er an und stellte fest, dass er ihr nicht in die Augen sehen konnte. Er stand auf und ging zum Fenster.

"Was soll ich jetzt dazu sagen?" Er senkte den Kopf und atmete tief durch. "Ich bin nur Ihr Vorgesetzter, und ich möchte mir einen Vortrag über Moral und Verantwortung und das alles lieber sparen. Es geht mich nichts an, wie viele Männer es in Ihrem Leben gibt und wie Sie damit umgehen." Er starrte immer noch aus dem Fenster. "Ich denke, ich bin einfach der falsche Ansprechpartner in dieser Situation. Vielleicht sollten Sie lieber..."

"Verdammt, Jack!" schrie sie auf, und er drehte sich erstaunt zu ihr um. Sie war aufgesprungen, die Hände zu Fäusten geballt, die Wangen flammend rot.

"Ich habe mit niemandem geschlafen! Es gibt nicht einen Mann zuviel, es gibt einen zuwenig! Ich hatte keinen Sex, klar? Und ich bin trotzdem schwanger!"

In ihrem Blick lagen Zorn, Verzweiflung und Angst. Sehr große Angst.

Jack sagte nichts. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Kein anderer Mann, kein Sex. Kein anderer Mann, kein anderer Mann, kein anderer Mann. Kein. Anderer. Mann.

Sie kam etwas näher zu ihm und blieb dann stehen.

"Diese komischen Viecher... ich glaube, sie haben nichts aus mir rausgesaugt wie Egel. Sie haben stattdessen ...etwas an mich abgegeben. Eier...Samen... was weiß ich." Sie schüttelte den Kopf, resigniert. "Es wächst etwas in mir, Sir. Irgendein Alienwesen ist in mir drin und wächst."

Sie zitterte wieder unkontrolliert, und er kam zu ihr und zog sie an sich. Was für ein egoistischer Kerl war er, dass er bei ihrer Eröffnung so mit sich selbst beschäftigt gewesen war?

"Ich habe solche Angst, aber ich habe auch diese Gefühle... ich habe das Gefühl, als müsste ich dieses Wesen beschützen... als könnte ich es lieben... als wäre es mein Baby..."

"Shhh..." versuchte er sie zu beruhigen.

Sie brach in Tränen aus und klammerte sich an ihn, während er versuchte irgendwie mit dem Gesagten klarzukommen. Was sie ihm gerade eröffnet hatte, war grauenhaft. Sie befürchtete, dass ein Alien sie quasi als Brutkasten benutzte, dass in ihr ein fremdes, bedrohliches Wesen heranwuchs, in ihrem Körper! Bei dem Gedanken zog sich in ihm alles zusammen, die Haare im Nacken stellten sich auf. Wut und Verzweiflung, dass sie so etwas durchmachen musste, brachen ungebremst über ihn herein.

"Sam..."

"Bitte, lassen Sie nicht zu, dass der NID davon erfährt! Bitte, Colonel, ich habe solche Angst! Sie werden Experimente machen, mit mir und dem ... Wesen. Wenn die das erfahren, bin ich nur noch ein Versuchskaninchen, eine Laborratte... Bitte, Jack…, Colonel…, Sir..." Ihre Knie gaben nach, und er setzte sie sanft wieder auf das Sofa und nahm neben ihr Platz. Er hielt ihre Hände in seinen.

"Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass irgendjemand an Ihnen herumexperimentiert, Sam. Auf gar keinen Fall, klar? Wir kriegen das hin. Wir fahren ins SGC und reden mit Janet und Hammond."

Er sah erneut Panik in ihren Augen aufflackern.

"Sie vertrauen doch Janet?" fragte er.

Sie nickte.

"Und dem General?"

Wieder nickte sie.

"Der NID wird nichts davon erfahren und sonst auch niemand. Wenn nötig, bitten wir vielleicht unsere hochentwickelten Freunde um Hilfe, die Nox zum Beispiel. Uns wird schon was einfallen. Okay?"

Sie sah ihn mit großen, geröteten Augen an, voller Verzweiflung, Angst und Hoffnung.

"Danke," flüsterte sie.

Sie fuhren ins SGC und gingen zuerst zu Janet, deren Augen sich bei Sams Bericht immer mehr weiteten.

"Gott, wie konnten wir das übersehen?" fragte sie schuldbewusst.

"Auf so eine Idee muss man ja erstmal kommen," erwiderte Jack.

Janet nickte. "Sam, ich würde gern erst mal einen Ultraschall machen. Vielleicht haben Sie sich getäuscht... Ich meine, die Schwangerschaft würde ja gerade mal 10 Tage bestehen..."

Sam sah sie nur müde an. "Ich bin mir ganz sicher, Janet. Ich fühle es. Aber von mir aus, machen wir Ultraschall."

Sie folgte Janet in einen Untersuchungsraum. Als Jack in Janets Büro sitzen blieb, drehte sie sich zu ihm um.

"Sir, könnten Sie bei uns bleiben?"

Er sah verwirrt auf.

"Ist das nicht...ok, ja, sicher." Er stand auf und folgte den Frauen.

Janet sah zweifelnd zum Colonel, als er mitkam.

"Sam, in der Frühschwangerschaft müsste ich den Schall eigentlich transvaginal machen. Durch die Bauchdecke wird noch nichts zu sehen sein..."

"Versuchen Sie’s erstmal, Janet," erwiderte Sam und legte sich auf die Liege. Sie zog ihr T-Shirt hoch und entblößte den Bauch. Er schien leicht vorgewölbt.

Janet seufzte und quetschte etwas Gel auf den Bauch und den Schallkopf.

Sie sahen es sofort, obwohl Sam und Jack keine Ultraschallexperten waren.

Die Ärztin riss die Augen auf.

"Wie ist das möglich?" keuchte sie. "Wenn dieser Embryo menschlich wäre, würde ich sagen, mindestens 12.-14. Woche!"

Jack sah von einer Frau zu anderen.

"Was bedeutet das?"

"Es wächst schnell. Verdammt schnell. Wir haben nicht viel Zeit, wenn wir es da rausholen wollen."

Jack war schon an der Tür.

"Ich hole Hammond."

Sie saßen wieder in Janets Büro, General Hammond war bei ihnen.

"Sir, bevor wir das Ding wirklich entfernen, sollten wir ganz sicher sein, dass alles einer ...menschlichen Schwangerschaft entspricht," führte Janet aus. "Wir müssen sicher sein, dass das Wesen in der Fruchtblase liegt und außer der Plazenta und der Nabelschnur keine Verbindung zu Sams Körper hat, sonst könnte es böse Überraschungen geben."

"Und wie können wir das feststellen?" wollte Hammond wissen.

"Nun, im Ultraschall sieht alles ganz normal aus. Aber ich empfehle sicherheitshalber eine CT- und MR-Untersuchung."

"Kann man das an externer Stelle machen?" fragte Sam.

"Wir sollten so wenige Außenstehende wie möglich miteinbeziehen," gab General Hammond zu bedenken.

"Sir, leider ist es so, dass sich der NID in unsere Computer einloggen kann," erklärte Sam. "Das ist schon häufiger vorgekommen. Und wenn die die Untersuchungsergebnisse in die Finger bekommen..." Sie schluckte.

"Leider haben wir keine andere Wahl," schaltete sich Janet ein. "Die Software auf unseren Geräten hier ist viel weiter entwickelt und spezieller als die in der normalen Medizin."

"Also...?" wollte Jack wissen.

"Also schlage ich vor, wir geben Sam unter einem anderen Namen ein, fahren die Untersuchungen, und ich lösche die Daten, sobald ich sie nicht mehr brauche."

"Von was für einem Zeitraum sprechen wir hier?" fragte der General.

"Wir machen erst das CT, das geht am schnellsten. Anschließend MR. Während Sam dort noch untersucht wird, kann ich am CT schon die Rekonstruktionen rechnen lassen. Dann noch die Rekonstruktionen am MR..."Sie dachte kurz nach. "Wenn die Ergebnisse keine Auffälligkeiten zeigen, können die Daten 30, spätestens 45 Minuten nach Beginn wieder aus dem Computer gelöscht werden."

"Und wenn nicht?" hakte Jack nach.

"Dann habe ich noch ganz andere Probleme als den NID," sagte Sam leise.

"Machen wir erst mal die Untersuchungen, und dann sehen wir weiter," beschloss General Hammond.

"Ich werde alles vorbereiten," nickte Janet und stand auf.

O’Neill war während der Untersuchungen mit Dr. Fraiser an den Monitoren und versuchte angestrengt, darauf irgendetwas zu erkennen.

"Sieht gut aus, Colonel," beruhigte Janet ihn. "Bis jetzt haben wir keine anormalen Verbindungen sehen können."

Er nickte, aber seine Anspannung legte sich trotzdem nicht.

Als die Untersuchungen abgeschlossen waren, kam Sam zu ihm.

"Jetzt können wir nur warten," teilte er mit. "Aber Janet sagt, es sehe ganz gut aus."

"Sir, können wir ein wenig an die Oberfläche gehen? Ich brauche frische Luft."

"Sicher." Er warf Dr. Fraiser einen Blick zu. "Oder?"

"Natürlich, gehen Sie nur. Ich piepe Sie an, sobald ich die endgültigen Ergebnisse habe."

Sie fuhren nach oben und gingen ein paar Schritte.

"Ein wunderschöner Planet, auf dem wir hier leben," sagte Sam und sah in den blauen Himmel. Die Sonne schien, Vögel zwitscherten. "Warum fällt einem das immer erst auf, wenn..." Sie brach ab.

"Nun hören Sie auf, Abschied zu nehmen! Dazu besteht keine Veranlassung." O’Neill drehte sie zu sich und sah ihr fest in die Augen.

"Janet hat gesagt, wahrscheinlich wird es ein Routineeingriff. Eine halbe Stunde, und dann ist alles vorbei und Ihnen geht es besser."

"Ist das so einfach?" fragte sie, und in ihrem Blick lag noch irgendetwas, was er nicht einordnen konnte.

"Was ist los?" forschte er deshalb.

"Nichts," wehrte sie ab. "Hormone."

"Ach, kommen Sie, Sam!" Er schüttelte unwillig den Kopf. "Also, was ist los?"

Sie setzte sich auf einen Stein, und er ließ sich daneben nieder, sah sie immer noch an.

"Ich bin schwanger," antwortete sie. "Und ich hatte gedacht, ich würde es niemals sein."

"Was, schwanger? Warum nicht?"

Sie seufzte.

"Als ich damals mit Jonas zusammen war... Hansen, Sie erinnern sich?"

Er nickte, sagte aber nichts.

"Er wollte gerne Kinder mit mir haben. Wahrscheinlich, um mich noch besser kontrollieren zu können," fügte sie bitter hinzu. "Jedenfalls hatte er mir verboten, in irgendeiner Form zu verhüten."

"Verboten?" fragte Jack und sah sie zweifelnd an. "Kann man Ihnen was verbieten, ohne einen offiziellen Befehl daraus zu machen?"

Sie lächelte.

"Seitdem habe ich mich doch ein wenig verändert. Zum Glück."

Das Lächeln verschwand wieder.

"Aber ich wurde nicht schwanger, obwohl er wirklich alles versuchte." Sie seufzte gequält bei der Erinnerung. "Er hatte meinen Zyklus besser im Kopf als ich."

"Haben Sie beide sich mal untersuchen lassen?"

"Nein. Er brauchte sowieso nicht, er war eindeutig zeugungsfähig, das hatte er schon am College unter Beweis gestellt. Er hat dort zwei Mädchen in Schwierigkeiten gebracht."

"Tolle Leistung," kommentierte Jack. "Der Typ scheint allgemein was gegen Verhütung gehabt zu haben." Er sah Sam an. "Tut mir leid, aber das macht ihn mir nicht gerade sympathischer."

"An ihm konnte es also nicht liegen," erzählte sie weiter. "Wozu dann noch mich untersuchen? Es war klar, dass das Problem bei mir lag. Also ging ich davon aus, dass ich nicht schwanger werden kann."

Sie schwiegen eine Weile.

"Und jetzt," fuhr Sam unvermittelt fort, "Jetzt bin ich doch schwanger. Und mein Körper kann nicht erkennen, dass es keine natürliche Schwangerschaft ist. Ich kann sogar schon fühlen, wie es sich in mir bewegt. Ich habe geglaubt, ich würde so etwas nie erleben, und jetzt... und dann ist es so falsch..."

Sie begann zu weinen, und Jack schluckte. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich.

Der Empfänger in seinem Ohr knackte, und er hörte die Stimme von General Hammond.

"Colonel O’Neill, können Sie mich hören?"

"Ja, Sir," antwortete er.

"Ist Major Carter auch bei Ihnen?"

"Ja, Sir."

"Kommen Sie sofort beide wieder runter. Die Untersuchungsdaten sind von außerhalb eingesehen worden, Dr. Fraiser hat es durch Zufall entdeckt, als sie sie löschen wollte. Wir haben ein Problem."

"Sind unterwegs, Sir!"

Jack sprang auf und zog Sam mit sich, die ihn verwirrt ansah.

"NID," sagte er nur knapp und lief los, Sam mit sich ziehend.

"Die können jeden Augenblick hier auftauchen," teilte General Hammond mit. "Wie bald können Sie den Eingriff durchführen?"

"Im Prinzip können wir sofort anfangen, Sir," antwortete Janet. "Halten Sie mir nur den NID aus meinem Operationssaal heraus."

Sie forderte Sam mit einem Blick auf, ihr zu folgen, und die beiden gingen hinaus. O’Neill sah ihnen nach.

"Sir, welche Möglichkeiten haben wir, dem NID den Zutritt zum SGC zu verweigern?" wandte er sich dann an den General.

"Offiziell gar keine," gab Hammond zu.

"Quarantäne?" schlug Jack vor.

"SG 5 ist vor einer halben Stunde von einer Routinemission zurückgekommen..." setzte der General nachdenklich an.

"Und hatte was im Schlepptau?"

"Ein Virus...?"

"Ein Artefakt, das unerwartet Strahlung abgibt...?"

"Ree’etu...?"

Die beiden Männer schwiegen und erwogen die Möglichkeiten.

"Über ein Virus müsste es medizinische Aufzeichnungen geben, damit kommen wir nicht durch..."

"Und einen toten Ree’etu haben wir auch nicht auf Eis liegen..."

"Bleibt das Artefakt mit der gefährlichen Strahlung."

"Das wir durch das Tor zurückschicken werden, um die Gefahr zu bannen..."

"Und anschließend die Koordinaten löschen, um weitere Zwischenfälle auszuschließen." Sie sahen sich an.

"Nämlich PX972!" sagten sie gleichzeitig und sprangen auf. General Hammond löste den Alarm aus.

Colonel Simmons kochte vor Wut.

"Das ist doch ein abgekartetes Spiel!" fauchte er.

General Hammond und Colonel O’Neill standen ihm und seinen Leuten gegenüber.

"Ich glaube nicht, dass mir Ihr Ton gefällt, Colonel," sagte der General scharf. "Und mit Ihren Unterstellungen sollten Sie sehr vorsichtig sein!"

"Äußerst interessante medizinische Untersuchungen, über die plötzlich sämtliche Unterlagen fehlen!" ereiferte sich Simmons weiter. "Und ein Strahlungszwischenfall, gerade als wir hier auftauchen, so dass wir 3 Stunden warten mussten, bis wir reingelassen wurden!"

"Vorschriften." O’Neill zog bedauernd die Schultern hoch.

"Genug Zeit, um alle Daten verschwinden zu lassen oder zu manipulieren!"

"Es reicht!" schnauzte General Hammond ungehalten. "Machen Sie Ihre Vorwürfe offiziell oder verschwinden Sie! Aber ich darf Sie daran erinnern, dass in meinem Büro ein gewisses Telefon steht. Sie sollten also sehr gute Beweise für Ihre wilden Verschwörungstheorien haben, ansonsten könnte es ungemütlich für Sie werden!"

Die beiden Männer funkelten sich gegenseitig an und fochten mit Blicken einen erbitterten Kampf aus. Simmons sah zuerst zur Seite.

"Sie kommen nicht ewig mit solchen Sachen durch!" zischte er durch die Zähne an O’Neill gewandt. Der hob nur die Augenbrauen und lächelte.

"Was währt schon ewig?"

Simmons blieb noch einen Moment unschlüssig im Raum stehen, dann nickte er seinen Leuten zu und stürmte mit ihnen hinaus.

"Danke, General," sagte Jack leise, ohne seinen Vorgesetzten anzusehen. "Sie haben viel riskiert."

"Nicht soviel wie Sie und die anderen Teams jeden Tag da draußen," entgegnete Hammond. "Wie geht es Major Carter?"

"Sie hat es ganz gut überstanden. Dr. Fraiser meinte, ich könnte sie bald nach Hause bringen. Das alles hat sie seelisch mehr mitgenommen als körperlich."

Hammond nickte. "Dieses Wesen...?"

"Tot, Sir. Hat den Eingriff nicht überlebt und ist per Zat-Beschuß beseitigt worden. Wir durften kein Risiko eingehen, Spuren zu hinterlassen..."

"Schon gut, Colonel. Bringen Sie Major Carter jetzt nach Hause."

"Sicher, Sir."

Er war schon an der Tür, als der General ihn noch mal zurückrief.

"Und Jack..."

"Ja, Sir?" Er drehte sich fragend um.

"Haben Sie die nächsten Tage ein Auge auf sie. Ich will sichergehen, dass sie damit klarkommt und dass sie jemanden um sich hat, der ihr nahe steht."

Jack sah den General nach der letzten Bemerkung forschend an. Als der jedoch nichts weiter dazu sagte, nickte er langsam.

"Natürlich, Sir." Ein Befehl, den er nur zu gerne befolgte.

Ende

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