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Spiel mit der Vergangenheit von Mac

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Teil 4: Zurück nach Hause?

Daniel starrte die Treppen der Tiefgarage hinauf und sah gerade noch, wie die Tür zum Erdgeschoss zufiel. Er hetzte die Stufen der vier Stockwerke hoch und kam schnaufend in der großen Halle an. Keine Spur von Jack war zu sehen und in seiner Not lief er zu einem Jungen, der beim Eingang auf einem Sessel saß und Löcher in die Luft starrte.

"Entschuldige, aus der Tiefgarage sind gerade eben vier Männer gekommen. Hast Du gesehen, wo sie hingegangen sind?"

Der blonde Junge schaute ihn an und witterte wahrscheinlich eine Gelegenheit, sein Taschengeld aufzubessern.

"Was krieg’ ich dafür? Vielleicht hab’ ich sie ja gesehn!"

"Vielleicht?" Daniel geriet in Panik und war drauf und dran, dem Teenager an den Kragen zu gehen. "Kannst Du Dich mal etwas genau ausdrücken?"

Sein Vorhaben wurde von einer piepsenden Kinderstimme unterbrochen.

"Ich hab gesehen, daß sie in den Aufzug gestiegen sind, Mister."

Daniel drehte sich um und sah ein kleines Mädchen von ca. 5 Jahren, das auf einen der Fahrstühle wies. Er lächelte ihr zu:

"Bist Du sicher?"

"Ja, bestimmt. Einer hatte eine schwarze Jacke an, die drei anderen waren ohne Jacken."

Daniel lief wie der Blitz hinüber. Im Hintergrund hörte er den Jungen schimpfen, daß kleine Schwestern einem die besten Geschäfte kaputtmachen würden, doch er ließ sich nicht aufhalten und stürzte zu der Aufzugstür. Außen war keine Anzeige der Stockwerke vorhanden und so raste er in den ersten Stock und begann seine langwierige Suche nach Jack.

Es dauerte ca. eine Viertelstunde, bevor er im 6. Stock angekommen war. Er verschnaufte einige Sekunden, bevor er wieder von Tür zu Tür ging und lauschte. Bei der dritten Tür stutzte er. Im Türrahmen sah er tiefe Kratzer und als er das Ohr anlegte, hörte er eine scharfe Stimme auf der Gegenseite, die unmissverständlich die Absicht aussprach, jemanden zu töten. Er schloss die Augen und hielt die Luft an.

"Dreht ihn um und haltet seine Arme nach unten!"

Daniel wusste, daß er keinen Moment länger warten durfte. Er griff nach seiner Waffe und legte die Hand auf den Türknauf.

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Vor dem Haus trommelte MacGyver mit den Fingern auf das Lenkrad. Er fragte sich, was dort drinnen vor sich ginge und überlegte, ob es vielleicht besser wäre, nach den beiden zu suchen.

Doch Daniel hatte schon recht. Wenn die beiden eine schnelle Flucht brauchten, war es besser, im Wagen zu warten.

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Gerade im richtigen Augenblick kam Daniel mitsamt der sich öffnenden Tür ins Zimmer gestürzt. Er hechtete damit unabsichtlich auf die beiden Gangster, die mit Jack, den sie in der Mitte festhielten, rangen und brachte sie damit alle drei aus dem Gleichgewicht - gerade als Scott seine Pistole abfeuerte. Die Kugel verfehlte den Colonel und bohrte sich stattdessen in die Schulter eines seiner Komplizen.

Die Wucht des Aufpralls riß Daniel nach vorne auf den Schreibtisch und er verlor dabei seine Pistole. Bevor der Sergeant ein zweites Mal schießen konnte, packte er das Telefon und warf es dem Mann zu. Reflexartig fing dieser den fliegenden Gegenstand auf und verlor dabei sein Ziel aus den Augen.

O’Neill, inzwischen nicht untätig, verpasste dem am Boden liegenden Mann einen rechten Haken. Er stieg über den zweiten Angreifer, der benommen auf dem Boden lag und sich die verletzte Schulter hielt, und griff sich den Kasten mit der Zeitmaschine.

"Lauf, ich hab sie!" schrie er, schlug Scott mit demselben Kasten die Waffe aus der Hand und hetzte zur Tür. Daniel hob seine Pistole auf und zielte auf den Anführer, der sich hochrappelte und nach seiner eigenen Waffe greifen wollte.

"Laß es!" drohte Jackson und kickte das gefährliche Werkzeug mit dem Fuß weg.

"Daniel! Komm schon!" Jacks Stimme klang überlaut zu ihm herein. Dann war er aus der Tür und folgte dem Colonel.

Mit fliegenden Schritten eilten sie die Treppe hinunter. Im Erdgeschoß angekommen, wollten sie so schnell wie möglich auf die Straße, doch der Eingang war von einer großen Menschentraube versperrt, ein Vorbeikommen auf die Schnelle unmöglich.

Sie hetzten zum Abgang in die Tiefgarage, hörten hinter sich das Poltern der Verfolger, die alles daran setzten, die beiden zu schnappen.

"Wo ist MacGyver?" Jack suchte mit den Augen die Etage ab. "Wir haben keine Zeit auf ihn zu warten!"

Eilig rannte er auf eine an der Wand lehnende Geländemaschine zu, die sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte. Doch momentan war sie das einzige Transportmittel, das zur Verfügung stand. Jack konnte sein Glück kaum glauben, als er sah, daß der Zündschlüssel im Schloß steckte.

"Steig auf, rief er Daniel zu und gab ihm die Kiste mit der Zeitmaschine. "Paß gut darauf auf, das ist unsere einzige Chance, heim zu kommen."

Jackson packte die Zeitmaschine unter seinen Anorak und nahm hinter O’Neill auf dem Motorrad Platz. Mit einem lauten Quietschen und in letzter Sekunde fuhren sie los, an den zornigen Gesichtern ihrer Verfolger vorbei, die gerade aus der Tür stürmten.

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MacGyver saß ungeduldig am Steuer und beobachtete die Ausgänge des Gebäudes. Er hatte sowohl auf den Ausgang der Tiefgarage als auch den Vordereingang eine gute Sicht. Gerade war ein Bus mit einer großen Gruppe Touristen angekommen, die wie es den Anschein hatte alle auf einmal durch die Türen wollten. Er schüttelte unwillig den Kopf und wunderte sich, was so viele Menschen in einem Bürogebäude wollten.

Es kam ihm schon wie eine Ewigkeit vor, seit Daniel die Verfolgung Jacks aufgenommen hatte. Plötzlich sah er die beiden auf einem Motorrad aus der Ausfahrt auf die Straße preschen.

Der flüssige Verkehr wurde jäh unterbrochen, als die beiden ohne Rücksicht auf die Verluste die Vorfahrt missachteten. MacGyver startete den Motor und wollte sich so schnell wie möglich an die beiden hängen, als ein weiteres Fahrzeug wie verrückt aus der Auffahrt schoß. Mac erkannte den Wagen, in dem Jack hergebracht wurde, sofort und beeilte sich umso mehr, den Anschluß nicht zu verlieren.

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Daniel krallte sich wie ein Ertrinkender an Jacks Jacke fest, die Zeitmaschine fest zwischen sich gedrückt fuhren sie die sechsspurige Autobahn aus der Stadt hinaus, wechselten wild die Spur, um die Verfolger abzuschütteln.

Doch das Motorrad hatte nicht genug Leistung, um auf Dauer den Vorsprung halten zu können. Die Verfolger rückten immer näher.

Gehetzte Blicke über die Schulter sagten Jack, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis sie von der Straße gedrängt wurden, die sich in einen zweispurigen Highway verwandelt hatte. Braune, teilweise mit Schnee bedeckte Felder begleiteten den Asphalt und auf der rechten Seite verlief eine direkt daneben liegende Bahnlinie.

Das Motorengeräusch dröhnte in ihren Ohren und der Wind zog ihnen fast die Kleider vom Leib. Von der Kälte waren Jacks Hände fast gefühllos. Mit aller Kraft hielt er den Lenker fest, so daß die Knöchel weiß hervortraten.

Vor ihnen fuhr ein Pickup, der auf der Ladefläche eine Menge Kleinkram geladen hatte. Mit einem Mal kam ihm eine Idee.

Er deutete Daniel an, mit ihm den Platz zu tauschen. Ungläubig schüttelte dieser den Kopf. Jack fuhr ganz nahe an den vorausfahrenden Wagen auf, der zum Glück nicht allzu schnell unterwegs war. Der Vorderreifen seines Motorrads berührte fast den Hinterreifen des Trucks. Nur langsam gelang es ihm, längs des Fahrzeugs zu gelangen.

Mit der linken Hand griff er an die seitlichen Wände der Ladefläche und warf einen auffordernden Blick nach hinten zu Daniel, der mit undefinierbarem Gesichtsausdruck nach vorne rutschte und den Lenker ergriff. Jack zog sich langsam hoch, brauchte dazu seine ganze Kraft, um das Motorrad nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er ließ sich keuchend fallen und landete inmitten alter Möbelstücke und diverser Kleinteile. Scheinbar hatten die Besitzer gerade ihren Speicher entrümpelt.

Dann begann er gezielt, alle möglichen Gegenstände auf Scotts Wagen – der mittlerweile direkt hinter ihnen fuhr – zu werfen, veranlasste die Verfolger somit den Abstand zu vergrößern. Er war sich durchaus bewusst, daß das keine Dauerlösung sein würde und suchte nach etwas Wirkungsvollerem. Schon bald fand er nichts mehr, das er alleine über den Rand des Wagens werfen konnte und er duckte sich und lugte über die Klappe hinweg nach hinten.

Scotts Begleiter hatte den Kopf aus dem Fenster gesteckt und feuerte auf vorausfahrenden Fahrzeuge. Jetzt schien auch der Fahrer des Pickups von der ganzen Aktion etwas bemerkt zu haben. Er wurde schneller und fuhr in schlingernden Bewegungen, wohl um Jack von der Ladefläche zu bekommen.

Jack fiel unsanft auf seinen Allerwertesten und ruderte mit den Armen. Suchend blickte er sich um, entdeckte auf einer Kiste eine große Plastikplane. Hastig riß er sie lose und ließ sie heftig wehend nach hinten aus dem Truck fallen.

Der Verfolgerwagen bremste fast augenblicklich ab, als ihm die Sicht durch die große Plane genommen wurde. Er stellte sich quer und wurde vom nachfolgenden Verkehr beinahe mitgenommen. Erboste Autofahren stiegen aus und verhinderten so ein schnelles Weiterkommen.

Mit sich zufrieden winkte er Jackson zurück, der sicherheitshalber etwas Abstand eingehalten hatte. Er kletterte zurück auf das Motorrad und mit mehr Glück wie Verstand plumpste er unversehrt hinter Daniel. Er stieß ein Stoßgebet gen Himmel und schloß die Augen, um seinen Blutdruck wieder einigermaßen zu beruhigen, als ihn schon die nächste Hiobsbotschaft erreichte.

"Benzin!" schrie ihm Daniel nach hinten und deutete auf die Tankanzeige. Sogar von seiner Position aus konnte er erkennen, daß sich der Zeiger bereits weit im roten Bereich befand.

Ihre Verfolger waren momentan aus dem Blickfeld verschwunden. Der abgeladene Truck war stehengeblieben, als der Fahrer erkannte, daß seine gesamte Habe auf der Straße verteilt war und er blockierte für einen geraumen Zeitraum die linke Fahrspur.

Jacks Blick blieb an einem Güterzug hängen, der gemächlich neben der Straße fuhr. Die langsame Geschwindigkeit ließ in O’Neill eine kühne Idee heranreifen, er sah es als einen Wink des Schicksals und griff unter Daniels Arme hindurch an den Lenker und brachte das Zweirad von der Straße herunter auf das Feld.

"Wir wechseln das Transportmittel" brüllte er über den Lärm hinweg.

Der Archäologe schaute ihn fast entsetzt an, schüttelte den Kopf und war sich jetzt sicher, daß O’Neill den Verstand verloren hatte. Jack verringerte die Geschwindigkeit und gab ihm somit zu verstehen, daß er es wirklich ernst meinte. Widerwillig übernahm er auf dem holprigen Untergrund die Führung und fuhr auf die schneebedeckte Fläche. Sie näherten sich schnell den vorbeifahrenden Waggons und O’Neill machte sich bereit, das Motorrad zu verlassen. >Schön langsam komm ich in Übung< dachte er grimmig und hielt sich an Daniel fest, während er mit den Beinen auf den Sitz stieg.

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In der Zwischenzeit hatten sich die Verfolger von der Plane befreit und ließen die anderen Verkehrsteilnehmer mit offenen Mündern auf der Straße stehen. Mit schussbereiter Waffe kamen sie den beiden wieder näher und Scott fluchte, als er sah, wie das Motorrad die Straße verließ. Durch die höhere Geschwindigkeit überwand der Wagen sehr schnell die noch fehlende Distanz und Scott schüttelte den Kopf, als er die Aktion des Colonels verfolgte.

Er eröffnete das Feuer, gerade als Jack sich abstieß und mit beiden Händen an der stählernen Leiter festhielt, die auf das Waggondach führte. Der Fahrer der Limousine holperte nun ebenfalls über das Feld, was seine Schussbahn verriss und verhinderte, einen Treffer zu erzielen. Er wollte gerade erneut sein Ziel anvisieren, als ein Geländewagen sich zwischen ihn und die beiden SG1-Mitglieder schob.

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MacGyver war in dem allgemeinen Durcheinander, das Jacks Auslademanöver nach sich gezogen hatte, aufgehalten worden. Jetzt suchte er mit den Augen die zu verfolgenden Fahrzeuge und entdeckte sie neben der Straße. Er sah, wie Scott auf den Colonel anlegte und schoss, beschleunigte seinen Wagen, um das Schlimmste nötigenfalls mit einem Auffahrunfall zu verhindern.

Mit Erleichterung stellte er fest, daß der Gangster sein Ziel verfehlt hatte und verließ nun ebenfalls die Straße. Er drängte sich zwischen die beiden Fahrzeuge und hoffte, den beiden somit die nötige Zeit zu verschaffen, um sich in Sicherheit zu bringen.

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Es war nicht das erste Mal, daß Jack auf einen Güterzug aufsprang, wenngleich die Art eine völlig neue war. Er hatte in seiner frühen Jugend halb Amerika damit durchquert. Doch damals war er leichter, wendiger und vor allem nicht verletzt gewesen. Jetzt spürte er jeden Knochen und nur reine Willenskraft trieb ihn noch voran.

O’Neill stand mit wackligen Beinen auf dem Sitz. Daniel gebrauchte seine gesamten Fahrkünste - von denen er nicht einmal wusste, sie zu besitzen – ,um das Motorrad im Gleichgewicht zu halten.

"Fahr neben den offenen Waggon!" hörte er Jacks Stimme im Ohr. Er versuchte sein Bestes, doch die Tür des Waggons war nicht weit genug geöffnet, um direkt umsteigen zu können. Jack griff nach den Eisenstangen, wollte sich so gut es ging abstoßen, ohne Daniel damit umzuwerfen.

Gerade versuchte er sein Gewicht zu verlagern, um die Beine auf die untere Sprosse zu bekommen, als ein Schuss den ganzen Lärm übertönte und eine Kugel neben ihm abprallte und ihn als Querschläger beinahe noch getroffen hätte. Instinktiv duckte er sich weg und verlor damit den Kontakt mit dem Motorrad.

Er hing für eine Zehntelsekunde völlig in der Luft, bevor er die Beine anzog und Halt am Auflieger suchte. Der Ruck in den Armen ließ ihn aufschreien und trieb ihm die Tränen in die Augen, als sich die gerade verheilte Schulterwunde mit neuer Intensität zurückmeldete. Er schnappte nach Luft, presste sich mit zitternden Beinen an den Viehwagen und versuchte mit der rechten Hand die Tür weiter zu öffnen.

Nach mehreren Versuchen gelang ihm das auch und mit einer letzten Kraftanstrengung hievte er sich in den dunklen Innenraum und ließ sich fallen. Sein Herz trommelte wie wild und in seinen Ohren hörte er das eigene Blut rauschen.

Dann plötzlich wurde ihm bewußt, wo er sich befand und er riss erschrocken die Augen auf.

"Daniel!" kam flüsternd über seine Lippen und er lauschte, versuchte das Rumpeln des Waggons zu ignorieren, um Daniel auf dem Motorrad zu orten. Doch nichts mischte sich in das Geräusch der massiven Räder, die über die Gleise donnerten.

Panisch krabbelte er hoch, schob die Tür auf und blickte ins Freie.

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SGC – 2001

Sam saß wieder in ihrem Quartier und starrte Löcher in die Luft. Die Tollaner hatten alle Register ihres Könnens gezogen, doch selbst ihnen war es unmöglich, ihr bei der Suche nach ihren Freunden zu helfen. Alle Hoffnung war aus ihr gewichen. Die Woche Urlaub war fast vorbei und sie hatte alles versucht. Sogar mit Thor und den Nox hatte sie gesprochen und es tat ihnen allen sehr leid, daß ihre Freunde verschwunden waren.

Alles hatte sich verändert und sie wusste, daß das Leben weitergehen musste. Mit oder ohne Daniel. Mit oder ohne ....Jack. Selbst jetzt noch brachten sie die Gedanken an ihn zum Verzweifeln. Ja, das Leben musste weitergehen, sie wusste nur nicht wie.

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1991

Der Wagen des Sergeants und ein Jeep waren das erste, das Jack sah. Schon befürchtete er das Schlimmste, doch da entdeckte er Jackson, der gefährlich nahe in Schlangenlinien neben dem Güterzug herfuhr. Die beiden Wagen folgten ihnen stetig, wenngleich auch keine Gefahr von ihnen ausging.

Der Jeep schirmte sie vom Verfolgerauto ab und Jack erkannte MacGyver, der mit unruhigem Blick zu ihnen herüberschaute. Im Innern dankte er dem lieben Gott, daß er einen Mann wie Mac geschickt hatte, um ihnen zu helfen.

Er hob die Hand und winkte Daniel zu sich heran. Er hoffte, daß der Zug nicht schneller werden würde und hielt ihn zur Eile an.

Auf gleicher Höhe angekommen holte Daniel die Zeitmaschine unter dem Anorak hervor und reichte sie O’Neill, der sie in den hinteren Teil des Waggons schubste. Er ließ den Lenker los und ergriff die ausgestreckte Hand seines Freundes, ließ sich von ihm in den Waggon ziehen.

Unter ihm verlor das Motorrad seine Stabilität und fuhr einige Meter führerlos weiter, bevor es umstürzte. Der Linguist strampelte mit den Beinen bis er festen Untergrund spürte. Mit Jacks Hilfe gelang es ihm schließlich vollständig in den Wagen zu klettern. Erschöpft blieb er neben Jack liegen und ihr atemloses Keuchen wurde vom Rattern des Zuges übertönt.

Zusammen schauten sie zurück auf die beiden Wagen, die in diesem Moment ineinander fuhren und verkeilt anhielten.

Mit Schrecken sahen sie, wie der bewaffnete Scott aus seinem Auto stieg und rasend schnell auf die Fahrerseite des Jeeps lief. Ihr letzter Blick fiel auf MacGyver, der aus dem Jeep gezerrt und auf die Knie gezwungen wurde.

Jack setzte sich auf und lehnte sich seitlich an eine Wand des Waggons:

"Warum zum Teufel hat der Junge keine Waffe mitgenommen!" fluchte er durch zusammengebissene Zähne und starrte Daniel mit verschleiertem Blick an.

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Mit großen Schritten umrundete Scott die beiden Wagen und riss die Fahrertür von MacGyvers Jeep auf. Der Lauf einer Smith&Wesson war auf seinen Kopf gerichtet, noch ehe er reagieren konnte. Mit einem kräftigen Ruck zog er Mac vom Fahrersitz herunter und drückte ihn auf die Knie. Erst jetzt warf er einen genauen Blick auf sein Gesicht und erstarrte:

"Wer sind sie?" fragte er barsch und winkte seinem verbliebenen Komplizen zu. Dieser packte MacGyver, zog ihn hoch und drückte ihn gegen den Wagen.

"Wer sind Sie?" wiederholte er die Frage seines Bosses ungehalten.

Scott überlegte, wie er das Gesicht vor ihm einordnen sollte. Die jüngere Version des Colonels konnte es nicht sein, zu dieser Zeit befand sich O’Neill zu 100 % nicht in den Staaten. Er hatte dessen Vergangenheit regelrecht studiert und konnte den Mann vor sich nirgends unterbringen. Außerdem machte er nicht den Eindruck eines Militärs.

MacGyver schwieg beharrlich, starrte den viel kleineren Mann ausdruckslos an. Zu seinem Pech verlor Scott schnell die Geduld. Ein kurzer Blick von ihm genügte und ein gezielter Schlag in die Magengrube ließ ihn zusammensinken und sich fast übergeben. Ein Hustenanfall schüttelte ihn, der nicht enden wollte und er hob die Arme, deutete auf seine Jackentasche, in der seine Hustentropfen lagen.

Mac wurde unsanft wieder etwas höher gezogen und sein Gegenüber holte zu einem erneuten Schlag aus, der jedoch abrupt aufgehalten wurde.

"Warte! Laß ihn, wir brauchen ihn noch."

Schnell schluckte er die erforderliche Menge der Tropfen, sein Atem beruhigte sich etwas und er richtete sich langsam auf.

"Ich wusste nicht, daß dieser Mistkerl einen Bruder hat" bemerkte Scott höhnisch. "Umso besser!"

MacGyver schaute Scott aus zusammengekniffenen Augen an. Regungslos stand er vor ihm, als dieser mit dem Gesicht nur Zentimeter vor seinem eigenen war.

"Ein kleiner Tausch unter Freunden. – Sie gegen die Zeitmaschine?"

"Vergessen Sie’s, wir stehen uns nicht sehr nahe" presste Mac mit rauher Stimme heraus. Er musterte den kleinen Mann vor ihm und verstand auf einmal O’Neills Worte, daß die Kälte dieses Kerls sogar Eisberge schmelzen ließ.

Scott hielt ihm die Waffe an den Kopf und bugsierte ihn in den Jeep zurück.

"Erzähl das einem anderen. O’Neills Schwäche war schon immer sein Verantwortungsbewusstsein. Ich glaube nicht, daß er nach seinem Sohn auch noch seinen Bruder durch seine Schuld sterben sehen will!"

MacGyver verstummte und Scott interpretierte sein Schweigen als Zustimmung. Er schob ihn weiter in den Wagen und setzte sich ans Steuer. Sein Bodyguard stieg auf der anderen Seite ein und drückte ihm eine Pistole in die Rippen.

"Eine falsche Bewegung und Du bist tot!" drohte er. MacGyver hatte nicht vor, sein Schicksal herauszufordern. Ein anhaltender dumpfer Schmerz in der Magengegend belehrte ihn eines Besseren und so blieb er regungslos zwischen den Beiden sitzen. Scott startete den Wagen und fuhr auf die Straße zurück.

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Der kalte Fahrtwind trieb O‘Neill erneut die Tränen in die Augen und er schloß mit einer heftigen Handbewegung die Schiebetür des Waggons. Von einem Augenblick zum anderen war es stockdunkel in dem Viehwagen. Die geschlossene Tür dämpfte das laute monotone Rattern und eine seltsame Ruhe kehrte ein.

"Durch seine Schuld ist sein bester Freund erschossen worden. Er war damals selbst noch ein Kind, als der Unfall passierte. Seither hasst er Schusswaffen."

Daniels Stimme war leise und durch das Getöse kaum zu verstehen. Trotzdem schnitten die Worte in Jacks Gehirn und weckten unwillkommene Erinnerungen. Er starrte ihn durch die Dunkelheit an.

"Woher weißt Du das?" fragte er heiser.

"Nikki hat es mir erzählt. Ich wollte ihn überreden, doch eine Pistole einzustecken, bin wahrscheinlich etwas zu heftig geworden. Er wurde wütend, sagte mir, ich solle mich um meinen eigenen Kram kümmern und verschwand." Jackson machte eine Pause.

Er wartete auf eine Reaktion des älteren Mannes, doch er wartete vergebens.

O’Neills Wut war wie weggeblasen. Geschockt ging er in den hinteren Teil des Wagens.

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Nach einer zweistündigen Autofahrt kamen Scott und seine Geisel an einem hübschen Häuschen am Stadtrand von Colorado Springs an. Es war ein Ortsteil, in dem man sicher keine Verbrecher erwartete. Nette ältere Menschen wohnten in den eher luxuriösen Häusern, alle Straßen waren frei von Schnee, der in sauber aufgeschichteten Haufen angesammelt wurde. Kurzum eine Gegend, in der niemand nach vermißten Personen suchen würde.

Roland, der große Leibwächter von Scott, brachte MacGyver in den Eingangsbereich. Ein kleinerer, etwas gedrungen wirkender Mann mit einem Schulterverband stolperte aus dem Wohnbereich heraus, seine Whiskey-Fahne konnte man bereits an der Haustür riechen und eine glühende Zigarette hing in seinem Mundwinkel.

"Nettes Bürschchen, Boss."

"Bringt ihn nach oben und durchsucht seine Taschen!" befahl der Polizist und nahm ihm die angebrochene Flasche aus der Hand.

"Wie oft hab‘ ich Dir schon gesagt, Du sollst nicht schon nachmittags zu saufen anfangen?" ergänzte er ärgerlich.

MacGyver wurde eine steile Treppe nach oben geführt. Der kleinere der beiden tastete ihn ab und leerte seine Taschen. Alles außer den Tropfen wurde ihm abgenommen. Ein beachtliches Häufchen diverser Utensilien landete in den Händen der Gangster und Mac verzog das Gesicht, als sein Taschenmesser den Besitzer wechselte und in der Jackentasche von Roland verschwand. Doch als er auch noch sein Feuerzeug einstecken wollte, fing er an lauthals zu jammern:

"Hey Leute, nicht das Feuerzeug. Habt Ihr nicht ein paar Zigaretten für mich? Nur ein paar – Ihr wißt doch wie das ist, wenn man nichts zu rauchen hat!"

Er machte ein mitleidiges Gesicht, fiel fast automatisch in das klägliche Ich seines Dexter Fillmore-Charakters und starrte auf die Zigarette.

"Mit einem Feuerzeug kann ich doch bestimmt nicht ausbrechen, glaubt mir." Mit nervösen Blicken schaute er die beiden abwechselnd an, hoffte, daß die beiden ihm seine Not abkaufen würden.

Etwas irritiert überlegte Roland, was er von diesem Auftritt halten sollte. Schließlich nickte er und warf ihm das Feuerzeug zusammen mit einer angefangenen Schachtel Zigaretten zu.

"Verhalt Dich ruhig und wir lassen Dich in einem Stück!" brummte er und stieß ihn in eines der Zimmer. MacGyver machte einen Schritt vorwärts und rumpelte wie zufällig mit ihm zusammen.

Als er hinter sich die Tür des Zimmers zuschließen hörte, öffnete er langsam seine Hand und grinste. Wenigstens sein Taschenmesser hatte er wieder.

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Jack lehnte mit dem Rücken an der Wand und schloß die Augen. Das Toben in seiner Schulter ließ allmählich nach und er versuchte in seinen gehetzten Körper etwas Ruhe zu bringen. Für den Augenblick konnten sie nichts anderes tun, als warten. Die Eisenbahnlinie führte nach Nordwesten und der nächste Stop würde sicherlich einige Stunden auf sich warten lassen.

Daniels Worte gingen ihm durch den Kopf. Er hatte noch nicht viel Gelegenheit gehabt, MacGyver kennenzulernen. Seit er ihn das erste Mal getroffen hatte, befanden sie sich fast durchwegs in Streßsituationen, doch die wenigen Tage im Krankenhaus hatten sie sich prächtig verstanden. Wer hätte gedacht, daß sie beide einen ähnlichen Schicksalsschlag hinter sich hatten, wenngleich er sich auch verschieden auf ihr Leben ausgewirkt hatte.

Er öffnete die Augen und beobachtete Daniel, der mit einer Schaufel eine kleine Luke in der Decke aufgestoßen hatte, um ein wenig Licht zu bekommen. Der junge Doktor schnappte sich die Zeitmaschine und setzte sich darunter.

Jack wußte, daß er sich auf ihn verlassen konnte. Er hatte bis jetzt noch immer alles übersetzen können, was man ihm vorgelegt hatte. Das hatte er dutzende Male bewiesen. Er spürte, wie seine Ungeduld nach Hause zu kommen immer mehr anstieg.

Daniel saß seit einigen Minuten im Schneidersitz in der Mitte des Viehwagens. Im diffuses Licht betrachtete er sich die außerirdischen Zeichen, die auf dem seltsamen Gegenstand zu erkennen waren.

Sein erster Eindruck hatte ihn nicht getäuscht. Es handelte sich tatsächlich um tollanische Schrift, die jedoch von Teilen ergänzt war, die Daniel noch nie gesehen hatte. Er fuhr mit dem Finger über die ovalen Knöpfe. Man konnte sie drücken und drehen.

"Sieht ziemlich kompliziert aus!" bemerkte er zu Jack, der seit ihrem kurzen Gespräch ungewöhnlich still geworden war.

"Kannst Du sie bedienen?"

"Ich denke schon. Aber die Zeichen sind schwer zu deuten. Es wird eine Weile dauern."

Er vertiefte sich wieder in die Übersetzung. Ein schönes Stück Arbeit lag vor ihm.

Jack beobachtete seinen Freund, der mit verbissenem Gesichtsausdruck über den Symbolen brütete. In gewissem Maße beneidete er ihn, hatte er doch etwas, das ihn vom Grübeln abhielt.

Er dachte an Sam. Was sie jetzt wohl machen würde. Er konnte sich bildlich vorstellen, daß sie alle Hebel in Bewegung gesetzten hatte, sie zu finden und die Hoffnung nicht so bald aufgeben würde. Nur er und Daniel wußten, daß sie keine Chance dazu hatte.

Immer öfter kam sie ihm in den letzten Tagen in den Sinn und erst jetzt merkte er, wie er ihre strahlenden Augen und ihr Lachen vermisste, das sie immer aufsetzte, wenn sie wieder eine ihrer wissenschaftlichen Experimente beendet hatte. Sogar ihr Technik-Gebabbel ging ihm irgendwie ab.

Mit Gewalt zwang er seine Gedanken in eine andere Richtung und überlegte wie es weitergehen sollte, bis das Rütteln des Zuges ihn in den Schlaf wiegte während sie der Nacht entgegen durch die einsame Gegend fuhren.

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MacGyver blickte sich in seinem neuen >Heim< um. Es war ein hübsch eingerichtetes Zimmer mit allem was man brauchte, um sich wohl zu fühlen und stand im krassen Gegensatz zu Scott, der den Eindruck machte, seine Gefangenen in einem Kerker unterzubringen.

Er wusste nicht, wie viel Zeit er hatte, bevor einer der beiden oder gar alle drei zurückkamen. So beeilte er sich, die wenigen Schränke und Schubladen gründlichst zu durchsuchen. Vielleicht ließ sich etwas Brauchbares dabei finden.

Nach ca. 10 Minuten hatte er sich einen groben Überblick über seine Möglichkeiten geschaffen.

Ein lautes Poltern kündigte Besuch an und er zündete sich schnell eine Zigarette an und setzte sich auf das große Bett. Schnell paffte er ein paar Rauchwolken in den Raum und verteilte ihn gleichmäßig über seinen Sitzplatz. Ein Hustenanfall schüttelte ihn, als der Rauch seine lädierten Bronchien erreichte und er blickte aus tränenden Augen auf die Tür, durch die Roland mit einem Tablett hereinkam. Ein kurzes Nicken in seine Richtung, dann war er wieder verschwunden. Zurück blieb ein Teller mit bereits kalter Suppe, Brot, ein Glas und eine Flasche Wasser.

Mit einer abwertenden Bewegung schnippte er die Zigarette aus dem vergitterten Fenster und schüttelte sich. >Was tut man nicht alles für seine Tarnung< dachte er und griff nach dem Löffel. Er stutzte und für einen kurzen Augenblick kam ihm der Gedanke, man könne ihn vergiften. Doch er verscheuchte ihn und tauchte das Besteck in die gelbliche Flüssigkeit, schluckte sie, ohne großartig auf den Geschmack zu achten.

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Daniel brannte es auf den Nägeln. Es wurde zunehmend schwieriger, die Symbole im Mondlicht zu erkennen, die nach der Aktivierung ein leichtes Leuchten hervorbrachten. Er hatte jetzt etliche Stunden damit verbracht, die Übersetzung zu beenden. Was er anfangs nur als kleine Gebrauchsanweisung eingeschätzt hatte, entpuppte sich jetzt als umfangreiche Informationsflut. Zwei Drittel der Zeichen waren tollanischen Ursprungs, das letzte Drittel konnte Daniel nicht entschlüsseln. Er hatte sie noch nie gesehen und hoffte, daß sie nicht zu bedeutend für den Gebrauch der Zeitmaschine waren.

Jetzt konnte er es kaum erwarten, sein Wissen auszuprobieren.

Jack lag zusammengerollt auf dem schmutzigen Waggonboden und schlief. Ein leises Schnarchen, das er immer noch einer leichten Erkältung zu verdanken hatte, begleitete seine Atemzüge und ab und an bewegte er sich im Schlaf.

Wie immer, wenn er von etwas gänzlich fasziniert war, vergaß Jackson vollkommen seine Umgebung. So war er völlig überrumpelt, als ein lautes Quietschen das Bremsmanöver des Zuges einleitete.

Jacks Kopf schnellte nach oben und er blinzelte, brauchte einige Momente, um sich zu orientieren. Er stellte sich wacklig auf die Beine und lehnte sich an die Längswand, bedeutete Daniel, daßelbe zu tun.

Endlich blieben sie stehen und ein letzter Ruck ging durch den Wagen. Vorsichtig öffnete O’Neill die Schiebetür einen Spaltbreit und spähte hindurch.

"Verfluchter Mist!" fluchte er. Vier uniformierte Männer durchsuchten die verschiedenen Anhänger. Soweit er erkennen konnte, befanden sie sich an einer Grenze oder einem Bahnhof. Die Umgebung war schneefrei und auch die Temperaturen waren trotz der Nacht angestiegen, wenngleich es immer noch eiskalt war. Zwei Waggons waren noch zu überwinden, bevor der Suchtrupp zu ihnen stoßen würde.

Daniel drückte Jack zur Seite und schielte ebenfalls durch den Schlitz.

"Die suchen doch nicht uns, oder?" fragte er erschrocken und verstaute die Zeitmaschine sicher unter seinem Anorak.

"Kaum anzunehmen" entgegnete O’Neill leise. "Aber es wäre ein Jammer, wenn sie uns als obdachlose Penner oder illegale Ausreisende verhaften würden. Ich wollte zum Essen eigentlich zu Hause sein!"

Wie ein Tiger lief der junge Doktor hin und her.

"Was machen wir jetzt?"

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MacGyver sah aus dem Fenster, als er sich entfernende Stimmen vernahm. Scott und der breitschultrige Bodyguard Roland verließen das Haus und fuhren mit dem Jeep fort. Blieb noch der kleinere der beiden, der verletzt war und den sie wahrscheinlich als Wache zurückgelassen hatten.

Er überlegte krampfhaft, wie er den verbliebenen Mann überwältigen konnte und sein Blick fiel auf einen Medizinschrank, der an der Wand hing. Mehrere Verbandsrollen, Pflaster, Q-Tips und ein Plastikfläschchen mit Augentropfen waren darin.

Er holte seine Hustentropfen aus der Jackentasche und seinem Gesicht sah man an, wie er nach und nach einen Plan ausarbeitete.

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Jack suchte in den Erinnerungen seiner Jugend.

Damals waren sie jung, abenteuerlustig und unbelehrbar. Dachten, die Welt gehöre ihnen und niemand könne sie aufhalten.

Heute hatten sie weder die Energie noch den jungenhaften Verstand, um sich grundlos in Gefahr zu begeben. Und doch blieb ihm keine andere Wahl.

"Wir klettern aufs Dach" entschied er und öffnete ganz leise die Schiebetür. Kalter Wind schlug ihm entgegen. Er passte einen günstigen Moment ab, wartete bis die vier Personen im Waggon neben ihnen verschwunden waren und kletterte die Eisenleiter hinauf auf das Waggondach und rutschte auf allen Vieren die glatte vereiste Oberfläche entlang. Daniel folgte ihm so schnell er konnte. Oben angekommen presste er seinen Körper so fest wie es ging auf das kalte Metall. Es war Vollmond und man konnte die Umrisse der Personen überdeutlich erkennen, die sich ihrem Wagenabteil näherten.

Jack zog ihn mehr in die Mitte, als er von unten die lauter werdenden Stimmen hörte.

"Kopf runter und absolute Stille. Die hören da unten sogar Deine Flöhe husten!" befahl er dem jüngeren Mann flüsternd.

Mit flachen Atemzügen lagen sie da und lauschten den Stimmen der Polizisten. Die Schiebetür wurde vollständig aufgezogen und sie suchten das riesige Abteil durch. Durch das Dach hörten sie die Geräusche überlaut. Die offene Luke ließ außerdem jedes Wort klar und überdeutlich klingen und was Jack hörte, ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren. Er verfluchte sich, daß er nicht daran gedacht hatte, die Luke zu schließen.

Er hörte, wie die Versuche gestartet wurden, durch die Luke zu blicken und schloss die Augen. Sein Herz fing an gnadenlos in seiner Brust zu hämmern und am liebsten wäre er zusammen mit dem abtauenden Eis unter seinem Körper zerflossen. Zwei Meter trennten ihn noch von dem Gefängnis, in dem er mit Sicherheit wieder landen würde.

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In vielen Hustenmitteln ist Codein enthalten. So auch in meinen Tropfen, die ich Gott sei dank noch immer in der Jackentasche habe.

Codein ist ein Opium-Alkaloid und gehört zu den Betäubungsmitteln. Es wird im Körper zu Morphium umgewandelt und wirkt im Normalfall leicht dämpfend. Hochdosiert führt es jedoch zu übermäßiger Erregung – und in Verbindung mit Alkohol kann man sogar einen Blackout verursachen. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl und dem nötigen Glück, habe ich vielleicht die Chance, für meinen Bewacher einen schönen Cocktail zu mixen.

MacGyver nahm das Glas vom Tablett, spülte es aus und kippte den Inhalt seiner Tropfen vollständig hinein. Dann ging er zum Bett und entfernte aus dem Lattenrost eine der darin befindlichen Sprungfedern. Das gefüllte Glas hatte darin einen guten Halt und war nur einige Zentimeter vom Boden entfernt. Dann stellte er das Feuerzeug darunter und drehte die Flamme zur höchsten Stellung. Mit einer Büroklammer hielt er den Verschluß des Feuerzeuges offen, um einen stetige Flamme zu bekommen. Der flüssige Anteil der Tropfen hoffte er, würde über kurz oder lang verschwinden

Aus einer der Schubladen holte er einen Kugelschreiber. Er zerlegte ihn und reinigte die metallene Mine mit einem Wattestäbchen, bis er ein leeres Röhrchen vor sich liegen hatte. Dann holte er das Fläschchen mit den Augentropfen aus dem Medizinschrank und leerte es aus. Er vergrößerte das Loch der Tropfenöffnung, so daß die Mine genau passte und hatte so eine improvisierte Pipette. Er spitzte das andere Ende des Aluminiumröhrchens mit dem Taschenmesser zu, so daß er die Form einer übergroßen Nadel erhielt, vergewisserte sich mit dem Finger, daß sie auch scharf genug war.

Er ging zum Glas zurück, der alkoholische Teil der Tropfen war fast vollständig verdunstet, die Flüssigkeit schäumte ein wenig und auf dem Boden erkannte man bereits weiße Kristalle. Jetzt brauchte er nur noch etwas Geduld und Glück.

Einige Minuten später war in dem Glas eine weiße Schicht, das Codein hatte seine ursprüngliche kristalline Form angenommen und MacGyver verdünnte die Substanz mit einem klein wenig Wasser. Gerade soviel, daß sich die Kristalle wieder lösten. Er hoffte, daß diese Menge genügte, um den alkoholisierten Mann außer Gefecht zu setzen.

Er holte sein Kunstwerk und zog die Flüssigkeit in das Röhrchen. Ein paar Mal überprüfte er die Funktion und nickte dann zufrieden, verzog das Gesicht, als er sich vorstellte, wie er seine >Spritze< benutzen wollte. Doch dann schüttelte er den Kopf und machte sich bereit, sein Opfer zu holen.

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SGC – 2001

Ein erneutes ankommendes Wurmloch riß Carter aus ihren Gedanken. Bei jedem neuen unangemeldetem Alarm rannte sie atemlos in das Kontrollzentrum, nur um enttäuscht in die Gesichter der ankommenden Personen zu blicken, die aus irgendeinem für sie unwichtigen Grund den Zeitplan nicht eingehalten hatten. Nicht eine Nachricht von ihren Verbündeten hatte die Ruhe im SGC unterbrochen und morgen schon sollte Sam mit einem neuen Team durch den Ereignishorizont gehen. Trotz der neuen Aufgabe, ein eigenes Kommando zu haben, konnte sie sich nicht darüber freuen.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der all ihre vorherigen Überlegungen beiseite warf. Mit schnellen Schritten durchquerte sie den Raum und klopfte an Hammonds Tür.

"Herein!" hörte sie die Stimme des Generals.

Noch im Öffnen platzte es aus Sam heraus: "Sir, wir müssen das zweite Tor bewachen lassen."

Hammond sah sie überrascht an, wußte im ersten Moment nichts mit dem Vorschlag anzufangen.

"Das zweite Tor ist die Verbindung zur Vergangenheit. Wer auch immer die beiden dorthin geschickt hat, wird diese Möglichkeit sicher noch öfter in Betracht ziehen."

"Wir werden ein Benutzen des Tores verhindern und es unter ständiger Bewachung halten."

Sam nickte eifrig. Vielleicht war noch nicht alles verloren.

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1991

O’Neill hielt die Luft an und presste seine Finger auf das Waggondach, um das Zittern und stoppen. Gleich müsste der erste Kopf in der Öffnung erscheinen.

Plötzlich bellten mehrere Schüsse hintereinander durch die Luft. Mit wildem Geschrei und Gehetze stürmten die Polizisten nach draußen, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Mit einem lauten Krachen schloß sich die Schiebetür und der Viehwagen erzitterte. Vergessen war das Waggondach und die Luke.

Jack und Daniel waren anscheinend nicht die einzigen, die diesen Zug als Fluchtmittel genommen hatten.

Langsam löste sich die Starre, die den Colonel befallen hatte und er hob den Kopf, blickte Daniel an, der ebenfalls erleichtert tief durchatmete.

"Das war knapp!" murmelte er und ließ seinen Kopf zurück auf die Hände fallen.

Langsam rutschten sie zur Luke und nacheinander ließen sie sich in das dunkle Loch fallen, froh, ihren Weg unbeschadet fortsetzen zu können.

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"ES BRENNT!" MacGyvers Stimme überschlug sich fast, als er immer wieder diese beiden Worte brüllte. Zwischendurch schickte er immer wieder dicken Zigarettenqualm durch die Türritzen und das Schlüsselloch nach draußen. Etwas Panik, so dachte er sich, würde sicher nicht schaden, um den letzten verbliebenen Gauner aus der Ruhe zu bekommen. Das einzig echte war sein Husten, der durch die Türe bis nach unten hallte.

Es dauerte dann auch nicht lange, da hörte er auch schon die polternden Schritte auf der Treppe. Sein Ablenkungsmanöver hatte Erfolg. Ohne lange nachzufragen, wurde die Tür aufgeschlossen, um ihn aus dem angeblich brennenden Zimmer zu bergen.

Mit einem schnellen rechten Haken schickte er den Hereinkommenden zu Boden und rammte ihm sein Knie in den Magen. Er drehte den Arm, der in der Schlinge lag nach hinten und ein lauter Aufschrei überzeugte ihn davon, daß es reichte. Vor Schmerzen gekrümmt lag der Verbrecher auf der Seite und MacGyver drückte ihm das spitze Ende seiner >Waffe< an die Halsschlagader, entleerte den Inhalt mit einem kräftigen Druck auf die Plastikflasche.

Überrascht riß der Mann die Augen auf, ungläubig fasste er sich an die Einstichstelle und wollte Mac am Kragen packen, als die Wirkung des Codeins einsetzte. Ein paar kräftige Krämpfe schüttelten ihn, bevor er schlaff zu Boden sank, weißlicher Schaum drang aus dem Mund, er verdrehte die Augen und blieb regungslos liegen. Erschrocken sprang MacGyver zur Seite, fühlte nach dem Puls und atmete erleichtert auf, als er die regelmäßigen, starken Schläge gegen seine Finger spürte. Einige Minuten müßte dieser Zustand jetzt anhalten.

Schnell stand er auf und lief nach unten. Er musste sich beeilen, um eventuelle Hinweise, wohin seine Freunde unterwegs waren, noch rechtzeitig zu finden.

Im Wohnbereich unten fing er zu suchen an.

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Noch einige Minuten lang stand der Güterzug still, dann nahm er ruckelnd seine Fahrt erneut auf. Daniel hoffte, daß sie ihren Bestimmungsort jetzt ohne größere Unterbrechungen erreichen würden. Sie hatten beide überlegt und waren zu der Überzeugung gelangt, daß sie sich auf südwestlichem Weg durch die USA befanden, also näherten sie sich ihrem eigentlichen Ziel.

"Du bist sicher, Du findest den Standort des Stargates?"

"Ja, ich denke schon." Daniel war erneut in die unbekannten Schriftzeichen vertieft. Er überlegte, welche Rassen ihnen schon begegnet waren, die die Herstellung einer Zeitmaschine technisch möglich machten.

O’Neill langweilte sich. Er brauchte etwas, um seine Gedanken von der ewigen Grübelei fernzuhalten und suchte nach irgendwelchen Möglichkeiten, sich abzulenken.

"Und Du meinst auch wirklich, Du kannst das Ding da in Betrieb nehmen?"

Daniel blickte genervt auf. Seit mehr als 10 Minuten beantwortete er mehr oder weniger immer die selben Fragen.

"Ja. Und wenn Du mich nicht immer dabei störst, kann ich es sogar mit ziemlicher Sicherheit."

Jack zog eine Augenbraue hoch und verstummte.

Das Licht, das durch die Öffnung fiel änderte sich. Der Mond wurde von dicken Wolken verdeckt und verdunkelte den Himmel. Seufzend legte Jackson die Zeitmaschine zurück in die Kiste und schloss den Deckel.

"Ich denke, wir sollten versuchen zu schlafen. Wir werden sicher irgendwann irgendwo ankommen und sollten uns inzwischen ein wenig erholen."

"Ich werde in meinem ganzen Leben nur noch 1. Klasse reisen!" beschwerte sich O’Neill, als er sich wieder auf dem harten Boden zusammenrollte.

Die Chancen standen gut, daß sie nach Hause zurückkehren konnten und Daniels Beteuerungen, die Zeitmaschine würde funktionieren, hatte seine Laune etwas angehoben. In Gedanken sah er sich schon durch die blaue Scheibe verschwinden.

"Und ich schwöre Dir, die Extrakosten hol’ ich mir vom General persönlich!"

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MacGyver saß in einem Taxi, das ihn zurück zum Flughafen bringen sollte.

Nachdem er erfolgreich die nötigen Hinweise gefunden hatte, wollte er so schnell wie möglich alles daran setzen, dieses ominöse Stargate selbst zu suchen. Er hatte keine Ahnung, wohin es Jack und Daniel verschlagen hatte, doch auch sie hatten daßelbe Ziel. Er war ihnen sogar einen Schritt voraus. Hatte er doch den genauen Standpunkt des Tores sowie die Bewachung und die Liste der beteiligten Leute gefunden.

Nach einem kurzen Telefonat mit Pete kamen sie zu dem Ergebnis, daß es wohl das Beste sei, alles von der Phoenix aus zu erledigen.

Scott würde Augen machen, wenn er bei seinem nächsten Besuch zu Hause eine Überraschung vorfinden würde. Mac hatte den letzten Mann gut verschnürt und zu seiner Erleichterung auch putzmunter – den Alkoholgehalt in seinem Körper nicht mitgezählt – zurückgelassen.

Auch Scott würde nach Arizona kommen, um O’Neill und den jungen Archäologen an einer Heimreise zu hindern und seine Wundermaschine wieder zu bekommen. Wenn alles glatt ging, dann warteten bereits Petes Leute auf ihn, um ihn auf frischer Tat zu ertappen.

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Ein paar Stunden später öffnete O’Neill langsam die Schiebetür des Güterzuges. Sie waren schon vor einer Weile stehengeblieben, doch hektische Geräusche hatten sie von einem sofortigen Aufbruch abgehalten. Seit einigen Minuten war es ruhig draußen und Jack konnte seine Ungeduld nicht länger zügeln und wollte endlich wissen, wo sie gelandet waren.

Ein paar einsame Gleise mit mehreren Waggons war das erste, das er sah. Keine Menschenseele ließ sich blicken und so verließen die Beiden das Abteil und schlichen zu den Bahnsteigen. Solange sie nicht wussten, in welchem Staat sie sich befanden, konnten sie kein Risiko eingehen.

Der fruchtbare Boden von Colorado war einer trockenen, staubigen Ebene gewichen und endlose Weiten braunen Landes hatten die Bäume und Berge abgelöst. Es war ein einsam gelegener Güterbahnhof, der etwas außerhalb einer Stadt angelegt war. Der eigentliche Bahnbetrieb spielte sich näher an der Zivilisation ab, wo sich der tägliche bzw. frühmorgendliche Arbeitsalltag abspielte.

Vorsichtig gingen Jack und Daniel zwischen den Zügen entlang, bis sie von weitem das Ortsschild über dem Bahnhofsgebäude erkennen konnten. Ein breites Grinsen setzte sich auf das Gesicht des Colonels, als er die schwarzen Buchstaben entzifferte:

Carizozo, New Mexico

Sie waren ihrem Ziel ein ganzes Stück nähergekommen und mit neuer Energie wollte Jack die restliche Distanz so schnell es ging überwinden.

"Wir brauchen einen Wagen" flüsterte Daniel.

"Dann holen wir uns einen" schlug Jack vor und deutete auf einen Parkplatz.

"Du kannst doch nicht einfach ein Auto klauen!" entrüstete sich der Archäologe und hielt Jack am Arm zurück.

"Ich werde wegen Mordes gesucht, vergessen?" grinste Jack. "Da kümmert mich eine Anzeige wegen Autodiebstahls herzlich wenig."

Ziemlich sicher, daß sich sein Steckbrief nicht bis hierher verirrt haben konnte, übernahm O’Neill die Führung und Daniel folgte ihm. Er ging zu dem Parkplatz, auf dem nur wenige Fahrzeuge standen. Einer nach dem andern wurde unter die Lupe genommen, doch keiner war in sonderlich gutem Zustand. Jack entschied sich dann für einen kleinen weißen VW-Käfer, der in dieser Gegend sicherlich nicht stark auffallen würde und sich noch in einem einigermaßen brauchbaren Zustand befand.

Schnell hatte er den Motor zum Leben erweckt und die beiden machten sich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem "Staub".

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"Verdammt noch mal, ich glaub’ es einfach nicht!" Scotts hysterische Stimme hallte durch das Haus und eine weitere Ohrfeige traf den noch immer am Boden liegenden Mann. Roland schnitt die Fesseln auf und half ihm auf die Füße. In abgehackten Sätzen hörten sie die spektakuläre Flucht von MacGyver, ausgeschmückt mit Details, die man in Horrorromanen lesen konnte und die sein Versagen rechtfertigen sollten.

Scott schüttelte den Kopf, sein Plan hatte sich durch diesen großen Fehler in Luft aufgelöst. Noch dazu waren all seine Aufzeichnungen verschwunden. Beweismittel, die ihm den Kopf kosten könnten.

"Packt zusammen, wir müssen so schnell wie möglich zum Sternentor!" bellte er seine Begleiter an und verließ das Gebäude.

Entweder hielt er MacGyver, O’Neill und diesen Jackson auf oder er konnte sich gleich selbst ein Grab schaufeln. Sein Auftraggeber kannte kein Erbarmen...

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Es war Nacht, als MacGyver in Californien eintraf. Er hatte Pete telefonisch mitgeteilt, daß ihm die Flucht gelungen war und jetzt erwartete er ihn in seinem Büro.

Thornton hatte schon vermutet, daß ihre geplante Aktion irgendwie schiefgelaufen war und war erleichtert, als Mac ihn am späten Nachmittag informierte.

Mit besorgtem Gesichtsausdruck öffnete MacGyver die Bürotür und ließ sich in den Sessel vor Petes Schreibtisch fallen.

"Was ist passiert?" wollte der Phoenix-Chef wissen.

In knappen Worten unterrichtete ihn Mac von den Geschehnissen. Pete notierte sich Uhrzeit und Ort, von wo aus Jack und Daniel auf den Zug "umgestiegen" waren. Er wollte versuchen, den genauen Zielort des Güterzuges zu erfahren.

Doch zuerst widmeten sie sich den Aufzeichnungen, die MacGyver vor seiner Flucht in dem Haus gefunden hatte.

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Gegen Abend fuhren O’Neill und Dr. Jackson auf dem selben Highway entlang wie Daniel bei ihrer Ankunft. Sie hatten sich entschlossen, erst in der Dunkelheit zum Stargate zu gelangen. Das erhöhte ihre Chancen, ungesehen bis an den großen Ring heranzukommen.

O’Neill dachte an MacGyver und was wohl aus ihm geworden war. Er hoffte nur, daß er es irgendwie geschafft hatte, sich von Scott und seinem Wachhund loszueisen.

Links und rechts reckte sich die Wüste Arizonas und deren Einsamkeit. Ab und an kam ihnen ein Fahrzeug entgegen.

Daniels Blick haftete am Straßenrand. Er suchte nach bestimmten Hinweisen. Er hatte sich ab einem bestimmten Zeitpunkt seinen Weg sehr genau eingeprägt und seine Fähigkeiten als Archäologe – Gesteinsformationen, Sandhügel und ähnliches – in bestimmte Kategorien einzuteilen, hatte ihm dabei sehr geholfen.

"Hier, hier geht’s rein!" rief er plötzlich. Er drehte sich auf dem Beifahrersitz um und deutete aufgeregt nach hinten.

Jack trat auf die Bremse und blieb am Straßenrand stehen. Er wusste nicht so recht, ob der klapprige Wagen eine Fahrt durch so unwegiges Gelände überstehen würde. Doch dann wendete er und fuhr der Richtung nach, in die der Finger seines Freundes zeigte.

Immer öfter erkannte Daniel bestimmte Punkte im Gelände.

Insgeheim musste Jack ihn bewundern. Er dachte an den unbeholfenen jungen Mann vor 5 Jahren, dem man nicht einmal einen Alleinflug von Amerika nach Europa zugetraut hätte. Jetzt fand er sich ohne Karte nur anhand einiger Steinhaufen in einer Wüste zurecht.

Nach ca. einer halben Stunde gab der Motor nur noch einige spukende Laute von sich, bevor er erstarb und der Käfer stehenblieb.

O’Neill sah zu Daniel, der ihn fragend anblickte. Ungläubig klopfte er auf die Tankuhr, die noch vor kurzer Zeit halbvoll angezeigt hatte. Scheinbar war beim letzten "Auffüllen" des Kraftstoffs etwas schiefgegangen, was eigentlich kein Wunder war, denn der Tankstellenbesitzer hatte ihnen ein paar Kugeln nachgeschickt und sie überlaut verflucht.

"Soviel zum Tanken ohne zu bezahlen" murmelte Jack und stieg aus.

"Wie weit ist es noch?" fragte der Colonel und umrundete das Auto.

"Naja, ich denke so eine Stunde? Ich bin die erste Zeit ziemlich gelaufen. Die Gebäude sieht man schon von weitem."

"Ich hoffe wirklich, Du findest auch nachts den Weg, Daniel. Hier liegen hunderte von Skeletten, die auch gedacht haben, daß es nicht so schwer sein könnte."

Mit einem Seitenblick auf seinen jüngeren Freund setzte sich Jack entschlossen in Bewegung und lief in die Wüste.

"Äh... Jack!" O’Neill blieb stehen und drehte sich um, sah Daniel, der mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung deutete.

"Wir müssen da lang."

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SCG – 2001

Fast drei Wochen waren vergangen seit diesem verhängnisvollen Freitag. General Hammond hatte die undankbare Aufgabe, dem verbliebenen Teil von SG1 mitzuteilen, daß sie ihre Arbeit und somit die Routine im Stargate-Center wieder aufnehmen mußten. Selbst Personen wie O’Neill und Dr. Jackson waren nicht unersetzbar und er mußte sich um die Zuweisung eines höheren Offiziers bemühen, der im Notfall seine, und somit jetzt Jacks, Stelle übernehmen würde. Eine Einrichtung wie Cheyenne Mountain lief nicht von alleine und die Aufgaben, die der Colonel – ausgenommen seine Missionen mit SG1 – innehatte, mußten von einem anderen Mann ausgeführt werden. Mit der Zeit würde die Routine die Lücken auffüllen, die zwei seiner besten Leute hinterließen.

Er stand in Jacks Büro und räumte gerade den Schreibtisch ab, als Carter in der Türöffnung erschien.

"Ich weiß, Sie halten es für verfrüht.." begann Hammond das Gespräch und stellte die Schachtel zurück auf den Ledersessel. Bevor Sam zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhr er fort: "aber ich bin verpflichtet, diese Basis nicht ins Hintertreffen kommen zu lassen und die Aussagen von Stan – je eher wir uns damit abfingen, desto besser ist es."

Er schaute auf seinen Major, der mit zusammengesunkenen Schultern und Tränen in den Augen vor ihm stand. Dann konnte er nicht anders und nahm Sam in den Arm:

"Ich habe die Hoffnung trotz allem noch nicht aufgegeben und Sie wissen das!" murmelte er und streichelte ihr väterlich über den Rücken.

"Vielleicht haben wir noch Glück mit dem zweiten Tor?" Er wußte wie sehr Sam an den Vermißten hing und sie beide gleichzeitig zu verlieren, war ein besonders schwerer Schlag.

In Sam entlud sich die ganze Anspannung der letzten Tage und sie verbarg ihren Kopf in der Schulter des älteren Mannes und schluchzte.

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Auf Pete Thorntons Schreibtisch waren die Aufzeichnungen Scotts ausgebreitet. Die Lage des Stargates, die Blaupausen der Zeitmaschine und vor allem die Namen der Beteiligten, alles war sorgsam aufgelistet. Mit diesem Beweismaterial könnten sie O’Neill zu 100 % entlastet. Doch beide wussten, daß nichts von alledem an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Diese Dinge gehörten in die Zukunft und Jack und Daniel waren diejenigen, welche die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen mußten.

Sie studierten die geplante Reiseroute und bereiteten alles für einen schnellen Aufbruch vor. Nach langem Hin und Her entschieden sie jedoch, niemandem außerhalb der Phoenix von ihrem Wissen zu erzählen. Wenn das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war, würden sie mit Scott wahrscheinlich alleine fertig werden.

In ein paar Stunden würden sie nach Arizona aufbrechen und bis dahin hatten sie noch eine Menge Arbeit. Sie würden zwar erst am Abend dort ankommen, doch vielleicht würde das ihre Situation sogar verbessern. MacGyver hoffte nur, daß sie noch rechtzeitig am Sternentor ankommen würden.

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Von der mondbeleuchteten Umgebung hoben sich in der Ferne die klotzigen Umrisse der Lagerhallen ab. O’Neill und Jackson beschleunigten ihre Schritte und näherten sich bald darauf dem ersten Gebäude. Nur die normalen nächtlichen Geräusche waren zu hören. Sie schlichen sich näher an die im Mittelpunkt des Platzes angeordneten Container.

Daniel holte seine Pistole aus der Jackentasche und reichte sie O’Neill. Jack nahm sie kommentarlos entgegen und kontrollierte die Munition. Fünf Kugeln waren alles, was sie gegen einen möglichen Angriff entgegenzusetzen hatten.

Jack war nicht dumm. Er wusste, daß Scott und seine Männer auf alle Fälle schneller waren und wahrscheinlich irgendwo auf sie warten würden. Sein militärischer Verstand schaltete sich ein und er arbeite in Gedanken einen Plan aus.

"Daniel! Ich gehe allein weiter. Du bleibst mit unserer Reiserücktrittsversicherung hier und wartest!"

Sein Tonfall war leise, ruhig. Nichts drang von Jacks Nervosität nach außen.

Daniel stellte sich ihm in den Weg. "Aber Jack...."

"Kein ABER! Ich will hier nicht versauern. Falls dieser Hundesohn hier irgendwo ist, dann will er mich. Und dann soll er auch nur mich erwischen. Ich gehe jetzt da rein und schau mich um. Vielleicht kann ich sie vom Tor weglocken, falls sie dort drin auf uns warten." Er wedelte mit seiner Waffe herum. "Im übrigen freue ich mich darauf, ihm seinen verdammten Polizistenarsch wegzublasen."

Daniel sah ihn überrascht an, trat dann jedoch einen Schritt zur Seite und ließ Jack an sich vorbei.

"Mach Dich bereit. Versuch nach Hause zu kommen, Daniel, unter allen Umständen!"

"Viel Glück!" murmelte der Doktor Jack zu und duckte sich hinter die Container. Mit wachsamen Augen beobachtete er seinen Freund, der sich vorsichtig der großen Hangartür näherte.

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Er war nur noch einen Katzensprung von zu Hause entfernt. O’Neill fühlte seine Energien zurückkehren, als er das Stargate sah. Einsam und verlassen stand es hoch aufgerichtet vor ihm. Endlich konnte er diese verflixte Geschichte hinter sich lassen und zurück in sein Leben treten.

Das hereinfallende Licht reichte kaum aus, um den Raum zu erhellen. Immer um sich blickend trat der Colonel näher an das Sternentor heran. Unter der Jacke hielt er die verborgene Berretta bereit.

Als er noch ca. 5 m von der provisorischen Rampe entfernt war, hörte er auf einmal das viel zu bekannte Geräusch einer entsichernden Waffe. Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich um. Im Schatten der Hangartür standen zwei Männer, deren Umrisse unscharf zu erkennen waren. Einer von beiden wurde mit einer Waffe bedroht und in Jack stellte sich ein ungutes Gefühl ein. Daniel oder MacGyver? Wer von beiden es auch war, O’Neill war nicht bereit, einen von ihnen sterben zu lassen.

"Beweg Dich O’Neill, oder ich blas’ Deinem Bruder das Hirn weg!" ertönte eine eiskalte Stimme.

"Was willst Du?" rief Jack in die Dunkelheit und näherte sich langsam dem Duo.

"Ich will die Zeitmaschine – und Dich!" Scotts Stimme durchschnitt die Stille wie rollender Donner. "Dann lasse ich ihn frei."

Jetzt hatte Jack Gewissheit. Er musste versuchen, Scott nach draußen zu lotsen, um Daniel die Möglichkeit einer Flucht zu geben. Außerdem hoffte er, daß MacGyver schlau genug war, um seinen Plan zu unterstützen.

"Einverstanden! Laß ihn los und ich führe Dich zur Zeitmaschine."

"Komm her und heb’ Deine Arme!" befahl der Sergeant und ging mit seiner Geisel einen Schritt auf O’Neill zu.

Jack tat wie ihm geheißen, steckte vorher noch die Pistole in den Hosenbund und ging langsam auf Scott zu.

Sein Blick fixierte seinen Feind und beobachte jeden Atemzug von ihm. Noch immer konnte er nur Umrisse ausmachen.

Urplötzlich sprang der vermeintliche MacGyver nach vorne und packte den völlig verdutzten O’Neill, drehte ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn nach unten.

Scott richtete sein Gewehr auf Jack: "Mach Licht und such mir diesen Jackson!" befahl er seinem Komplizen und trat dann wütend zu O’Neill, der auf dem sandigen Boden kniete.

Das höhnische Lachen von Scott dröhnte ihm in den Ohren, als ihn ein wuchtig ausgeführter Schlag traf. Während rundum helles Licht den Hangar durchflutete, wurde es um Jack dunkel und er fiel nach vorne.

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Eigentlich wollte Daniel sein Versteck sofort verlassen, als er Scott und einen seiner Männer sah. Doch eine innere Stimme riet ihm, zumindest solange in Sicherheit zu bleiben, bis er mit einem Plan aufwarten konnte. Sein einziger Trumpf war die Maschine, die er unter seiner Jacke versteckt hielt.

Er überlegte hin und her. Hielten sich seine restlichen Männer irgendwo im Hintergrund, um auf ihn zu warten.

Plötzlich ging das Licht an und Daniel erkannte an der Hangartür zwei Gestalten. Eine davon sackte gerade nach vorne und kurz darauf hörte er die fordernde Stimme ihres Erzfeindes:

"Dr. Jackson! Ich mache Ihnen ein faires Angebot. Geben Sie mir das Zeitsprunggerät und ich überlasse Ihnen Ihren Freund."

Daniels Gedanken rasten. Er hatte keine großen Auswahlmöglichkeiten, wollte er Jack lebend dort herausholen.

"Die Maschine verbirgt viel mehr Geheimnisse als Sie denken. Das Zeitreisen ist nur ein Teil davon." Daniel hoffte, daß die Neugier Scott unvorsichtig werden ließ.

"Wer sagt mir, daß Sie Ihr Versprechen halten und Jack am Leben lassen?"

" O’Neill oder die Zeitmaschine – noch haben Sie die Gelegenheit zu wählen. Wenn Ihnen sein Leben etwas bedeutet, dann geben Sie auf."

Der Archäologe erkannte die Ausweglosigkeit und wünschte sich nichts stärker, als woanders zu sein. Doch die Realität holte ihn zurück und er trat mit erhobenen Händen aus seinem Versteck. So oder so hatte er ohne Waffe nicht die geringste Chance.

Kaum hatte er den Schutz der Container verlassen, wurde er von einem großen Mann in Empfang genommen, der in der Dunkelheit auf ihn gewartet hatte. Er schubste Daniel ins Licht und hielt ihn fest.

Scott holte sich sofort den Gegenstand seiner Begierde und reichte ihn an Roland weiter.

"Wähl uns hier heraus. Wir müssen machen, daß wir verschwinden."

Mit schnellen Schritten ging der Bodyguard zum Sternentor, das majestätisch vor ihnen stand. Mit geübten Handgriffen aktivierte er die Zeitmaschine und betätigte die notwendigen Knöpfe.

Daniel senkte resigniert die Schultern und spähte über die Schulter seines Widersachers. Dieser hatte in der Zwischenzeit ein Seil um Daniels Handgelenke gewickelt und drückte ihn auf die Knie. Er schickte sich an, ihn an den auf dem Boden liegenden Colonel zu binden. Daniels Gedanken stürzten in die Zukunft. Wenn es Scott gelang, dorthin zu gehen, war es ihnen beiden unmöglich, je wieder nach Hause zu gelangen.

Nur langsam erreichten die gesprochenen Worte Jacks Verstand, als er von einer kurzen Bewusstlosigkeit erwachte. Verschwommen sah er Scott, der damit beschäftigt war, Daniel zu verschnüren. Doch seine Muskeln befolgten keinen seiner geistigen Befehle und so musste er hilflos miterleben, wie er mit Daniel Rücken an Rücken zusammengebunden wurde.

Scott beobachtete Roland, der noch immer damit beschäftigt war, das Wurmloch zu etablieren. Zufrieden verließ er den Hangar, um seinem zurückgebliebenen Mann den Erfolg zu melden.

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MacGyver und Pete hatten aus sicherer Entfernung die Geschehnisse verfolgt. Noch wagten sie nicht, den beiden zu Hilfe zu kommen. Zu schnell konnten sie entdeckt werden und der Überraschungsmoment war verflogen.

Nach einigen Minuten kam Scott aus dem Hangar gelaufen, ging zielstrebig zu den weiter entfernten Containern. Mac wußte, daß sich dort irgendwo der noch fehlende Komplize versteckt halten mußte.

"Ich geh‘ rein und hol die beiden da raus" flüsterte er Thornton zu und stand vorsichtig auf. "Am besten Du bleibst hier in Deckung. Sobald jemand kommt, warnst Du uns."

Pete nickte und starrte zurück in die Dunkelheit.

MacGyver machte sich auf den Weg, benutzte einen Umweg um die Container, um nicht sofort von innen heraus entdeckt zu werden.

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"Verdammter Mist, Daniel. Warum bist Du nicht geblieben, wo Du warst?"

Jack zog an den Fesseln und starrte der Gestalt von Scott nach, die in der Dunkelheit verschwand. Der Hangar war hell beleuchtet und noch immer arbeitete Roland daran, das Tor funktionstüchtig zu bekommen. Scheinbar ohne nennenswerte Erfolg, wenn man den Flüchen und Bemerkungen des großen Mannes Aufmerksamkeit schenkte.

Er war so in seine Tätigkeit versunken, daß er nicht einmal bemerkte, wie sich die beiden Gefangenen Rücken an Rücken hochkämpften und ebenfalls in die Nacht eintauchten.

"Sieht so aus, als wären die beiden allein" vermutete Daniel und versuchte den Knoten zu lösen, der ihn mit Jack verband. Sie hatten sich hinter einer Holzwand verschanzt und hofften nun, ihre etwas unbequeme Situation ändern zu können.

"Vielleicht wird ihm der Boden hier zu heiß." O’Neill drehte sich hin und her, um etwas mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen.

"Ich möchte bloß wissen, was sie mit MacGyver gemacht haben" dachte er laut.

"Sie hatten keine Gelegenheit, viel mit mir anzustellen."

Die flüsternde Stimme ließ Jack und Daniel zusammenfahren. Jackson ließ einen erleichterten Seufzer hören, als er MacGyver sah.

"Mach das noch einmal und Du kannst mich einbuddeln" zischte Jack und hielt Mac seine und damit auch Daniels Hände entgegen.

Schnell waren die Fesseln gelöst und Jack schickte einen dankbaren Blick auf den jüngeren Mann, der nun grinsend vor ihnen stand.

"Wie konntest Du uns finden?" wollte Daniel neugierig wissen.

MacGyver reichte ihm eine Diskette: "Hier sind die Pläne von Scott drauf, die Beschreibung der Zeitmaschine und wer hier alles mitmischt. Ich dachte, bei Euch ist es besser aufgehoben."

Daniel steckte sie in seine Brusttasche und lugte über den Rand ihres Versteckes.

"Wo ist dieser Scott hin....."

Seine Frage wurde von dem bekannten Geräusch des sich drehenden Ringes und der einrastenden Chevrons unterbrochen. Roland hatte es anscheinend geschafft, den Weg in die Zukunft zu öffnen.

Leise schlichen sich die drei Gestalten zurück an die große Halle.

Drei Männer näherten sich von der anderen Seite der großen Tür und MacGyver erkannte mit Schrecken, daß sich Pete dabei befand. Für den verschlagenen Sergeant war es anscheinend ein Leichtes gewesen, ihn zu überwältigen. Soviel also zu ihrem Überraschungsangriff.

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>Ankommendes Wurmloch<. Wieder klangen die Alarmsirenen durch den Berg und wieder rannte Sam, dieses Mal gefolgt von Teal’C, die Wendeltreppe nach oben in den Besprechungsraum. Der diensthabende Ltd. wartete bis er alle Zeichen auf seinem Monitor hatte, schüttelte mit dem Kopf und verglich die Koordinaten in Windeseile in seinem Kopf.

"Major Carter! Das sollten Sie sich ansehen!"

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Mit zusammengehaltenen Armen stolperte Pete zwischen den Verbrechern durch das Schiebetor.

"Nein, Pete." MacGyver ließ seine beiden Freunde stehen und lief dem Trio hinterher. Er durfte auf keinen Fall zulassen, daß sie ihn mitnahmen.

Jack und Daniel folgten ihm und gelangten gerade als sich das Wurmloch stabilisierte in Sichtweite des Sternentores.

"Lassen Sie ihn gehen, Scott" hörten sie MacGyvers Stimme durch den großen Raum hallen.

"Er hat mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun."

Die Mitglieder von SG1 standen nur wenige Meter entfernt in der Dunkelheit. O’Neill beobachtete Scott, der mit seiner Waffe den wehrlosen Phoenix-Chef bedrohte und rückwärts zu Roland ging, der vor dem Stargate auf die hölzernen Rampe ging. Nur zu deutlich konnte er zuerst die Enttäuschung über ihre Flucht und dann die Entschlossenheit im Gesicht des Polizisten ablesen, seinen Plan auf alle Fälle durchzusetzen. Koste es was es wolle.

Scott nickte dem neben ihm stehenden Mann zu und dieser verschwand mit großen Schritten im Ereignishorizont. Die blaue Oberfläche warf flackernde Schatten auf die Umgebung. Roland packte Pete und schleuderte ihn mit einer schnellen Bewegung auf die gegenüberliegende Seite des Stargates, wo er benommen im Sand liegenblieb. Dann schickte er sich an, ebenfalls die Vergangenheit zu verlassen.

Scott lenkte seine Pistole auf die Zeitmaschine, die das Wurmloch aufrecht erhielt.

MacGyver machte einen Schritt auf ihn zu, wollte ihn davon anhalten, daß er die Zeitmaschine zerstörte.

Da änderte Scott blitzschnell die Richtung der Pistolenmündung und feuerte auf den zu ihm laufenden Mann.

Mac wurde nach hinten gerissen. Mit einem Ausdruck des Erstaunens im Gesicht fiel er nach hinten und blieb liegen.

Ein Dejavu-Gefühl flutete durch Jack und er sah in Gedanken MacGyver nochmals in den Schnee fallen.

"Neeiiin!" Mit einem Aufschrei sprintete Jack aus der Dunkelheit auf Scott zu, noch ehe dieser in der Lage war, sich auf die neue Herausforderung einzustellen. Er hechtete auf den etwas erhöht stehenden Mann und riß ihn zu Boden. Scotts Kopf knallte auf die Bretter und er fuchtelte wild mit der Waffe herum.

Jack packte den Kragen der Jacke und schüttelte den kleineren Mann mit aller Gewalt durch, kniete sich fast mit seinem ganzen Gewicht auf die strampelnde Figur. Seine ganze Wut und Frustration steckte in seinen Attacken, als er auf den um sich schlagenden Sergeant wie ein Wilder eindrosch.

Seine wilden Beschimpfungen wurden durch den Knall eines plötzlichen Schusses unterbrochen. Scott war es gelungen, trotz des massiven Angriffs von O’Neill, einen halbwegs gezielten Schuß abzufeuern. Die Kugel hatte Jacks linken Oberarm gestreift und war dann unbeirrt auf die Zeitmaschine geprallt. Jetzt versuchte er, sich mit einer weiteren Kugel von seiner Last zu befreien.

Doch O’Neill hatte sich in Wut geboxt. Der brennende Schmerz schürte seinen Zorn noch an und mit der linken Hand umfaßte er Scotts Handgelenk und hämmerte es auf den Boden, bis sich die Hand öffnete und die Waffe in den Sand fiel. Immer wieder trafen seine zur Faust geballten Hände den kleineren Mann, der in der Zwischenzeit besinnungslos unter ihm lag. Erst Daniels durchdringende Stimme brachte ihn auf den Boden der Realität zurück.

"Jack! Jack!"

Daniel lief zu O’Neill und riß ihn von seinem Opfer weg.

Jacks Blick klärte sich und er blickte etwas verwirrt um sich. Seine Rachegefühle waren wie weggeblasen, als er MacGyver auf dem Boden sitzen sah, etwas durcheinander, aber offensichtlich nicht ernsthaft verletzt.

MacGyver sah ihn an und deutete auf die kugelsichere Weste, die er unter seiner Jacke trug. Ebenso wie Pete, der jetzt neben ihm stand.

Von irgendwoher hörte er ein knisterndes Geräusch und er blickte auf das Sternentor.

Daniel hob die Zeitmaschine auf, die qualmend auf dem Boden lag.

Plötzlich verstärkte sich das Knistern, wurde ergänzt durch ein Zischen, das von den Energiespitzen ausging, die das Stargate umgaben. Blaue Blitze züngelten um den Ring und das Wurmloch fing an, instabil zu werden.

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SGC – 2001

"Öffnet die Iris!" befahl Carter und blickte nach unten auf das Sternentor. Der blaue Ereignishorizont waberte ruhig und friedlich in seinen Begrenzungen. Sam hoffte inständig, daß sich ihre Vermutung bestätigte und vielleicht das Wunder geschehe, auf das sie alle so sehr warteten.

Die Soldaten standen mit erhobenen Gewehren in Bereitschaft, Hammond hatte die Mannschaft verdoppelt, nichts und niemand konnte ihnen entgehen, das war sicher.

Fünf Minuten vergingen, ohne daß etwas passierte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sam auf das Tor.

Als dann die erste Person aus dem Horizont trat, zuckte sie vor Schreck zusammen. Doch schnell erkannte sie, daß es weder Jack noch Daniel waren. Die Soldaten taten ihre Arbeit, nahmen den Mann sofort gefangen. Ebenso den zweiten, der kurz darauf auf der Rampe erschien.

Schnell wurden die beiden abgeführt und in die Zellen gebracht. Man würde sich ausgiebig mit ihnen beschäftigen.

Weitere endlose Sekunden verstrichen, dehnten sich zu Minuten - ohne erneute Unterbrechung. Plötzlich begann der Energieverbrauch zu steigen. Die Monitore zeigten erhöhte Werte und die Alarmsirenen fingen an zu heulen.

Hammond trat neben Carter, die wie wild auf der Computertastatur herumhackte.

"Ich verliere das Wurmloch, Sir." Ihre Stimme wurde schrill, als die ersten Anzeichen der Instabilität deutlich in Form blauer Blitze erschienen.

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1991

"Verschwindet" schrie MacGyver. "Das ist Eure letzte Chance!"

Jack stand hastig auf. Er packte Daniel an der Schulter, der noch immer fasziniert auf die Zeitmaschine starrte, die er in den Händen hielt. Dann zog er ihn die Holzrampe hinauf. Immer lauter wurden die energiegeladenen Blitze und Jack warf einen letzten Blick auf MacGyver, der vor dem Sternentor saß und zu ihnen aufsah.

Ein letzter Blick stummer Übereinkunft zwischen zwei Menschen, die innerhalb kurzer Zeit Freunde fürs Leben geworden waren. Ein Leben, daß in zwei verschiedenen Zeiten lag.

Dann glitten die beiden Männer aus der Zukunft durch den blauen Vorhang - keine Sekunde zu früh – bevor mit einem lauten Schnalzen das Wurmloch zusammenfiel und die Verbindung unterbrochen wurde.

MacGyver starrte ihnen noch eine Weile nach. Dann stand er langsam auf und atmete tief durch. Einige neue blaue Flecken würden ihn noch eine Weile an dieses Erlebnis erinnern und er war heilfroh, daß Thornton auf die Weste bestanden hatte.

Er ging zu dem immer noch bewusstlosen Gauner. Dort angekommen hob er die Pistole auf und reichte sie Pete. Eine Menge Fragen kamen auf sie zu und sie mussten die richtigen Personen ausfindig machen, um den Vorfall so diskret wie möglich behandeln zu können.

Langsam glitt sein Blick über den 7m hohen Ring aus Naquada. Dieses Bauwerk war mit Abstand das Verrückteste, daß er je gesehen hatte.

"Ob wir die beiden jemals wiedersehen?" wandte er sich an Pete, der neben ihn getreten war.

"In 10 Jahren vielleicht" antwortete er seinem jüngeren Freund und klopfte ihm auf die Schulter.

"Ich kann Dich wohl nicht zu einem solchen Haarschnitt überreden?" fragte er und machte eine Winkbewegung auf das Tor.

"In 10 Jahren vielleicht, Pete. In 10 Jahren" grinste MacGyver zurück und wendete sich dem am Boden liegenden Mann zu.

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Im selben Moment als Jack und Daniel auf der anderen Seite aus dem Wurmloch traten, brach es zusammen. Sie sahen in die Mündungen der pflichtbewussten Soldaten und Soldatinnen, die das Stargate umrundet hatten. Und für beide gab es nichts Schöneres im Moment, als der Anblick von General Hammond und Sam Carter, die mit offenem Mund und aufgerissenen Augen durch das große Fenster aus dem Kontrollzentrum zu ihnen hinunterblickten.

Hinter ihnen fiel der Ereignishorizont in sich zusammen und die Stromzufuhr wurde abrupt unterbrochen. Alle Lichter gingen aus und im Gateraum sowie in den umliegenden Räumen war es für wenige Sekunden stockdunkel. Dann ging die Notbeleuchtung an.

Hammond schickte die Begrüßungstruppe zurück auf ihre Posten und grinste.

Sams erstaunter Gesichtsausdruck verschwand vom Fenster, nur um Sekunden später in der großen Schiebetür wieder zu erscheinen. Das erste Mal seit Wochen huschte ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht, bevor sie vor den beiden Männern stehenblieb.

Kurz darauf traten auch schon General Hammond und Teal’C hinter sie:

"Schön Sie beide gesund wiederzusehen!" sagte er förmlich. Dann schüttelte er Jack und Daniel lachend die Hände und beglückwünschte sie zu ihrer Rückkehr.

Selbst Teal’C konnte seine stoische Ruhe nicht lange halten und umarmte die beiden.

Daniel reichte ihm die Zeitmaschine und die Diskette, brachte im allgemeinen Freudentaumel jedoch keinen Ton heraus.

"Ich erwarte Ihren Bericht und eine sofortige Meldung in der Krankenstation!" befahl der General lächelnd und ließ SG1 allein im Gateraum zurück.

Gemeinsam verließen sie den Raum, um sich bei Janet einzufinden.

Daniel war nun vollends damit beschäftigt, Teal’C mit den haarsträubenden Neuigkeiten ihrer Rückkehr zu versorgen und die beiden verschwanden um die nächste Ecke des langen Korridors.

"Haben Sie mich vermisst?" fragte O’Neill und ging langsam neben seinem Major her. Sam war seltsam still und er hielt sie etwas zurück, drehte sie zu sich und sah ihr in die Augen.

Erst jetzt bemerkte Jack die Tränen, die unaufhörlich über Sams Wangen liefen.

"Ich dachte, ich seh‘ Sie nie wieder" sagte sie und versuchte, ihre Stimme wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen.

"Ich weiß" entgegnete Jack sanft und nahm sie in den Arm. "Ging mir genauso."

Im rötlichen Licht der Notbeleuchtung hielt er sie fest und spürte langsam, wie die Anspannung aus ihr wich.

"Aber Sie müssen sich eines merken, Carter. Ich bin wie ein falscher Fünfziger und komme immer wieder zu Ihnen zurück."

Mit einem Mal wurde der Gang wieder taghell und zerstörte die vertraute Atmosphäre. Er löste die Umarmung ein wenig und trocknete ihre Tränen mit seinem Handrücken. Ein scheues Lächeln kehrte in ihr Gesicht zurück und er erwiderte es gewinnend. Irgendwie konnte er sein Glück nicht fassen. Er war zu Hause und sein Leben war wieder ins Lot gerückt.

"Was halten Sie von Urlaub?" fragte er sie dann plötzlich und setzte den Weg in die Krankenstation fort.

"Ich für meinen Teil habe mir einen Urlaub verdient und einem guten Freund versprochen, ihm beim Schach eine Revanche zu geben. Möchten Sie mitkommen?"

Auffordernd sah er sie an. Sie konnte nicht nein sagen, dieses Mal nicht.

Carter blickte ihn fragend an, nickte jedoch dann freudig mit dem Kopf. Dieses Mal würden sie keine zehn Pferde davon abhalten.

8 Wochen später

SG1 saß an einem Tisch und löffelte gerade den Nachtisch eines Drei-Sterne-Kantinen-Menüs in sich hinein. Lockeres Geplauder begleitete diese Aktion, das von der autoritären Stimme General Hammonds unterbrochen wurde. Es geschah selten bis gar nicht, daß man den General in der Kantine traf und um so verwunderter blickten die vier Freunde ihren Vorgesetzten an.

"Auch einen Schoko-Pudding?" fragte O’Neill und löffelte genüßlich weiter.

"Nein, danke. Eigentlich bin ich nur hier, um Ihnen mitzuteilen, daß man den beiden Männern, die mit Ihnen zurückgekommen sind, den Prozeß machen wird. Ich habe soeben den Anruf erhalten."

Er holte sich einen Stuhl und setzte sich zu seinem Team an den Tisch.

"Na, das sind doch gute Nachrichten!" freute sich Daniel und schaute den General über den Rand seiner Brille an.

"Wie man‘s nimmt. Sie waren nicht sehr gesprächig und die Informationen auf der Diskette betreffen leider nur die Vergangenheit.

Nur soviel konnten wir herausfinden: Ihr Anführer war ein gewisser Stavros Theodopolis. Er ist mit einer falschen Identität schon lange vorher zurückgereist, um den Weg für einen politischen Umschwung freizumachen. Sie brauchten nur noch einen Schuldigen, um die letzte schmutzige Arbeit zu erledigen."

"Und da kam Jack ins Spiel" warf Carter ein.

"Ja, und eigentlich wäre es nur Colonel O’Neill gewesen, hinter dem sie her waren. Dr. Jackson war sozusagen eine Zugabe."

"Sie denken, es ist jemand, dem O’Neill im Wege steht?" Teal’C legte seine Stirn in Falten und überlegte.

"Ich weiß es nicht, wahrscheinlich werden wir es nie erfahren. Ich hoffe nur, es war ein einmaliger Versuch, Ihr Leben auszulöschen."

"Ich hab‘ jedenfalls nicht vor, den Löffel so schnell abzugeben" bemerkte Jack und legte demonstrativ seinen Löffel neben die inzwischen leere Puddingschüssel.

Hammond stand mit einem unbefriedigten Gesichtsausdruck auf und ließ SG1 in Gedanken versunken im Speiseraum zurück.

Die Zukunft würde zeigen, welche Überraschungen sie für sie bereithielt.

Washington

Mit einem wütenden Aufschrei zerriß der Mann in der blauen Air Force-Uniform das Foto von O’Neill. Langsam ließ er die kleinen Schnitzel zu Boden rieseln und sein zorniger Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, als er zu seinem Telefon griff.

Mit der Zeit würde ihm schon noch etwas Besseres einfallen, davon war er felsenfest überzeugt.

ENDE


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