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Spiel mit der Vergangenheit von Mac

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Teil 3: Der Weg in die Freiheit

1991

Manchmal kommt es mir so vor, als ob ein Fluch auf mir lastet, der schön langsam beträchtliche Formen annimmt. In den letzten 48 Stunden waren die Gelegenheiten zu Tode zu kommen dramatisch angestiegen und ich hoffte inständig, daß ich meinen nächsten Geburtstag noch erleben durfte – auch wenn es momentan gar nicht danach aussah.

MacGyver lag mit geöffneten Augen auf dem eisigen Boden und starrte in die Dunkelheit. Nur langsam sickerten die Ereignisse der letzten Minuten in sein Gehirn. Ein brennender Schmerz in seiner rechten Seite bestätigte seine Erinnerung, daß vom Hubschrauber aus auf ihn geschossen wurde. Noch konnte er sich keinen Reim darauf machen, wo er sich befand. Augenscheinlich waren sie in einer Höhle und der Eingang war eingestürzt. Zumindest konnte er sich vage an ein Erdbeben erinnern. Neben ihm hörte er Jack, der sich im Schlaf unruhig hin und her wälzte. O’Neill murmelte unverständliches Zeug, war scheinbar in einer Art Alptraum gefangen.

Ein lautes Stöhnen entkam MacGyvers Lippen, als er seine Verletzung untersuchte und mit einem Schlag war Jack wach und fuhr hoch. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, um die eben noch so realen Bilder seines Traumes aus dem Gedächtnis zu verbannen.

Die Vergangenheit hatte ihn wieder einmal eingeholt. Jedes Mal wenn er die Augen schloß, sah er die schmutzigen Wände seiner Gefängniszelle im Irak, das Gesicht der hämisch grinsenden arabischen Wache. Mitten auf dem sandigen Boden saß Charlie, der mit seiner Pistole spielte und sie in kindlicher Unschuld gegen sich selbst richtete. Er sah sich daneben stehen, unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen. Normalerweise ließ ihn der Knall eines einzelnen Schusses aus dem Schlaf hochfahren, doch dieses Mal blieb ihm das erspart.

Er knipste die Taschenlampe wieder an und leuchtete die kleine Höhle ein wenig aus. "Willkommen im Land der Lebenden" sagte er zu MacGyver, ein Satz den er von Doc Fraiser selbst nur allzu oft gehört hatte. "Was ist passiert?" Die Worte klangen seltsam hohl in Jacks Ohren. "Wir wurden von einer Lawine verschüttet. Der Hubschrauber muß ein Schneebrett gelöst haben."

Mac schloß die Augen und ließ die Neuigkeit auf sich einwirken. Seine Gedanken wanderten um einige Jahre zurück. Es war nicht das erste Mal, daß er von einer Lawine begraben wurde, doch damals waren die Retter sofort vor Ort und wußten, wo sie suchen mußten. Er hatte gehofft, niemals wieder in eine ähnliche Situation zu geraten. Leider hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Im Gegenteil, dieses Mal war es noch um eine gehörige Portion schlimmer.

"Es ist alles meine Schuld" hörte er plötzlich die heisere Stimme von O’Neill flüstern. "Warum hast Du Dich in meine Angelegenheiten gemischt?"

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Nikki und Dr. Jackson stiegen aus dem Flugzeug aus, das sie nach Los Angeles gebracht hatte. Vor dem Gebäude wartete bereits ein Wagen auf sie, der sich auch sofort Richtung Phoenix Foundation in Bewegung setzte. Im Büro des Leiters angekommen, begrüßte sie Pete mit einem breiten Lächeln.

"Sie sind also Dr. Daniel Jackson. Mein Name ist Thornton. Wir haben miteinander telefoniert." Er schüttelte Daniel die Hand und wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch.

"Wo ist Jack. Wie konnte er hierher kommen?" Daniel konnte es kaum erwarten, endlich etwas Neues zu erfahren.

"Sie müßten eigentlich schon hier sein. Ein Hubschrauber holt sie aus dem Rocky Mountains ab." Pete verstand die Ungeduld des jungen Mannes.

"Ich möchte Sie vorwarnen. MacGyver und Ihr Jack O’Neill sehen sich sehr ähnlich." Daniel grinste den älteren Mann an: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß es jemanden wie Jack noch einmal gibt. Wie kommt er in die Rocky Mountains?"

Ein Telefonklingeln unterbrach die beiden und Pete nahm den Hörer von der Gabel und hörte aufmerksam zu.

"Es tut mir leid. Leider muß ich zu einer wichtigen Besprechung und kann mich nicht weiter um Sie kümmern."

Er verließ mit Nikki das Büro und winkte Daniel zurück in den Vorraum, wo seine Sekretärin vor einem Computer saß.

"Sandra, bist Du so nett und gibst unserem Gast hier ein wenig Informationen über die Phoenix. Ich bin sicher, er möchte mehr über uns erfahren."

Er nickte Jackson zum Abschied noch einmal zu und ließ ihn dann mit der jungen Frau alleine. Sie führte ihn um den Schreibtisch herum und rief das Internet-Programm auf, bestätigte den Zugang zu den Phoenix-Daten erneut mit einem Paßwort.

"Ich bin sicher, Sie sind mit einem Computer vertraut. Hier werden Sie so ziemlich alles finden, was sie wissen wollen."

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Mark Stewart verließ gerade das kleine Hotel in Colorado Springs, um zurück zum Flughafen zu fahren. Er hatte seine ursprüngliche Aufgabe hier erfüllt und freute sich auf ein Wiedersehen mit seine Frau.

Pete Thornton hatte ihn davon unterrichtet, daß er MacGyver und den Unbekannten auf dem Plateau in der Nähe von Conrads Hütte, Richtung Pikes Peak abholen ließ. Er war schon sehr gespannt auf den Fremden – auf seine Geschichte und ob sich seine Menschenkenntnis auszahlte.

Von dem Phoenix-Mitarbeiter unbemerkt folgte ein südländisch aussehender Mann. Noch bevor Stewart sich bewußt wurde, in welcher Lage er sich befand, hatte der Mann ihn in seiner Gewalt und brachte ihm unmißverständlich bei, daß Widerstand zwecklos sei. Er hatte keine spezielle Ausbildung für solche Situationen und war somit kein wirklicher Gegner für den Abgesandten von Scott.

Er mußte sich entscheiden: entweder die Pläne der Phoenix verraten oder seine Frau nie wieder zu sehen.

Die ausgesprochenen Warnungen und Andeutungen reichten aus, um die nötigen Informationen aus ihm herauszuholen.

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Daniel saß vor dem Computer und begann, sich ein wenig über die Phoenix Foundation zu informieren.

Thornton war schon seit mehreren Jahren der Leiter der Stiftung. Zuvor war er für eine Organisation mit dem Namen DXS (Department of External Services) tätig, die sich in etwa mit der CIA vergleichen ließ. Er surfte durch alle möglichen Seiten, bis er auf einen Link für das Personal stieß. Schnell hatte er den Namen MacGyver ausfindig gemacht und wartete gespannt, daß sich die Seite aufbaute.

Das Foto auf dem Monitor verschlug ihm die Sprache.

Ein junger Jack O’Neill lachte ihm entgegen und er mußte an Petes Worte denken. Unter Ähnlichkeit hatte er sich wahrlich etwas anderes vorgestellt.

Daniel studierte die wenigen Angaben, die auf der Seite zu lesen waren. Als er jedoch weitere Informationen aufrufen wollte, verlangte der Rechner erneut ein Paßwort. Fragend blickte er auf Petes Sekretärin, doch die schüttelte nur mit dem Kopf.

"Die Daten unterliegen alle der Geheimhaltung." Daniel verstand auch ohne große Erklärung, daß sie ohne MacGyvers Einverständnis niemandem das Paßwort verraten würde.

"Ja, so etwas kommt mir bekannt vor" erwiderte er. Etwas unbefriedigt schloß er das Programm und Sandra führte ihn in eines der Gästezimmer.

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MacGyver wälzte sich stöhnend auf den Rücken, zuckte beim Kontakt mit dem kalten Boden unwillkürlich zusammen.

"Würdest Du nicht wissen wollen, woher der Mensch kommt, der so aussieht wie Du?" flüsterte er durch zusammengebissene Zähne.

Auf diese Antwort wußte Jack nichts zu sagen. Schweigend lagen sie eine Weile nebeneinander, bis auf einmal MacGyver die Stille unterbrach:

"Hörst Du das auch?"

O’Neill lauschte, konzentrierte sich auf jedes bißchen Geräusch, bis er es ebenfalls vernahm. Ein stetiges Tropfen, das sich hinter dem jüngeren Mann befand. Solange sich MacGyver in Seitenlage befunden hatte, war das Geräusch von seinem Körper gedämpft worden. Jetzt war deutlich ein Plätschern zu hören, wie in einer Tropfsteinhöhle. Außerdem fühlten die beiden einen kalten Lufthauch, der vom Boden nach oben zog.

"Dahinter muß sich eine Höhle oder so befinden."

Neue Hoffnung keimte in Jack auf. Er knipste erneut das Licht an und beleuchtete die Wand hinter MacGyver. Tatsächlich war in Bodennähe ein ca. 20 cm breiter Spalt zu erkennen, der wie der Eingang in einen Hohlraum dahinter aussah.

"Das ist unsre Chance" wisperte MacGyver. "Es muß einen zweiten Ausgang geben, wo sonst kommt der Luftzug her?"

Er versuchte sich aufzurichten, um den Spalt auszukundschaften, wurde jedoch von O’Neill aufgehalten.

"Warte. Wir haben Nacht und draußen ist es stockdunkel. Es wäre besser wir suchen erst morgen früh danach. Ich hab‘ keine Lust mich in irgendeinem Labyrinth zu verirren und das Sonnenlicht hilft uns vielleicht."

Der Einwand war berechtigt und Mac legte sich seufzend und gleichzeitig froh, sich noch nicht allzu sehr bewegen zu müssen, zurück auf den Boden:

"Am besten wir versuchen, ein bißchen zu schlafen. Bist Du verletzt?"

"Nicht mehr als vorher" antwortete Jack. Nach einer kurzen bedrückenden Pause ergänzte er: "Die Kugel war für mich bestimmt, MacGyver."

"Ist nur ein Kratzer" flüsterte der Angesprochene.

Er hörte den Air Force-Colonel leise fluchen und ergänzte etwas lauter:

"Ach komm schon. Du bist nicht der Erste, für den ich mein Leben riskiere. Das ist mein Job."

O’Neill wußte nicht so recht, wie er sich gegenüber MacGyver verhalten sollte. Er hatte noch nie einen so außergewöhnlichen Menschen getroffen, der ohne Fragen zu stellen seinen Instinkten vertraute und trotz der gefährlichen Umstände zu ihm hielt. "Dann hast Du Dir aber einen Scheißberuf ausgesucht!" fügte er leise hinzu. MacGyver machte es sich etwas bequemer, rutschte dabei etwas von dem Spalt ab, um eine bessere Luftzufuhr zu ermöglichen und den kalten Strom nicht ständig im Rücken zu haben.

"Naja, eigentlich hat der Beruf mich ausgesucht. Es ist jedenfalls immer noch besser, als zur Air Force zu gehen und hinter einem Schreibtisch zu enden."

Jack seufzte und legte sich neben seinen Freund. Bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, mußten sie erst einmal hier herauskommen. Er wußte, daß sich bei ihm der Schlaf sicher nicht einstellen würde, aber zumindest konnte er ein wenig Kraft schöpfen.

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Dr. Jackson blätterte lustlos in einer alten Fernsehzeitschrift, das laufende TV-Gerät unbeachtet im Hintergrund. Man hatte ihm ein ausgiebiges Abendessen gebracht und er wollte sich eigentlich noch etwas ausruhen.

Es war jetzt bereits nach 2 Uhr nachts und er konnte immer noch kein Auge zutun. Seit Stunden wartete er auf Jack und MacGyver, doch bis jetzt hatte er noch keine Nachricht von ihnen erhalten.

Langsam kamen Daniel Zweifel. Zuviel Unglaubliches war in den letzten Tagen passiert, da könnte auch das hier Teil des Planes sein, um ihn von einer Suche nach Jack abzuhalten. Es klopfte leise an der Tür und Daniel zuckte zusammen, als er aus seinen Überlegungen gerissen wurde.

Pete Thronton kam mit sorgenvollem Gesicht in den Raum.

"Entschuldigen Sie. Ich habe gesehen, daß noch das Licht brennt und dachte, Sie wollen die Neuigkeiten ebenfalls sofort erfahren."

Er setzte sich auf einen der hellbraunen Ledersessel und reichte dem Archäologen ein Telefax. Ohne zu warten, bis der junge Mann es gelesen hatte, fing Pete an zu erklären:

"Der Hubschrauberpilot wurde am Flughafen abgefangen und zusammengeschlagen. Mark Stewart, unser Journalist in Colorado ist verschwunden. Zwei Unbekannte haben sich damit gebrüstet, die notwendigen Informationen von ihm erhalten zu haben, um Ihren Freund ausfindig zu machen. Sie haben den Hubschrauber gestohlen und sind damit weggeflogen. Ich befürchte, sie werden MacGyver und O’Neill an unserer Stelle abholen und die beiden haben nicht die geringste Ahnung, daß es eine Falle ist."

Er stockte und sah Daniel fest an. "Es muß etwas geben, daß diese Verbrecher von ihrem Freund wollen. Man betreibt doch nicht einen solchen Aufwand ohne einen triftigen Grund. Was verschweigen Sie uns?"

Er konnte seinen Ärger nicht vollständig verbergen, versuchte nun, seine Sorgen damit zu überdecken. Ärger, der sich vor allem gegen ihn selber richtete, weil er MacGyver zu dieser ungewissen Reise aufgefordert hatte.

"Jack hat sicher nichts getan, was diese Aktionen gerechtfertigt. Im Gegenteil, er hat viele Male sein eigenes Leben als zweitrangig betrachtet, um andere Leben zu retten!" verteidigte Daniel den Colonel vehement. "Ich habe Ihnen gesagt, warum wir hier sind. Ich habe darauf vertraut, Jack hier zu treffen."

Er war aufgestanden und tigerte zwischen Schrank und Couch hin und her.

"Vielleicht waren diese Typen ja gar nicht hinter Jack her, sondern wollten sich Ihren Freund greifen. Es ist schließlich Ihr Journalist, der sie darauf gebracht hat!" drehte er den Spieß um, doch im selben Moment wußte er, daß er zu weit gegangen war. "Entschuldigung. Ich..." Er setzte sich zurück auf die Couch und nahm die Hände vor das Gesicht. All seine Hoffnung, Jack doch wiederzusehen, verlief auf einmal im Sand.

Pete klopfte Daniel auf die Schulter. Er verstand nur zu gut die Gedanken, die durch den Kopf des jungen Mannes schossen. "Versuchen Sie sich ein wenig auszuruhen. Wir werden gleich bei Sonnenaufgang zu dem vereinbarten Treffpunkt fliegen. Vielleicht sind sie noch dort."

Jackson lehnte sich zurück und starrte auf das laufende Fernsehbild, ohne es zu sehen. Er wußte nicht, ob er es wegstecken könnte, wenn sie Jack O’Neill nur noch tot finden würden.

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SGC -2001

Es herrschte eine seltsame Stimmung im Besprechungsraum. Die anwesenden Personen – General Hammond, Sam Carter und Teal’C – saßen in ihren Lederstühlen und starrten auf ein weißes Blatt Papier. Mit einem Drucker geschriebene Wörter standen darauf zu lesen, dessen Buchstabengewirr überhaupt keinen Sinn ergaben: >HTOCQ KQRZR XQDÜCAW GÜVD ÜC FRZ BQUFSBYRBFTZ!<

Fragend sahen die restlichen Mitglieder von SG1 ihren Vorgesetzten an. "Das soll eine Spur sein?" brachte Sam dann enttäuscht zum Ausdruck. "Ich habe diese Nachricht vor 2 Stunden in meinem Flur gefunden. Ich weiß auch, von wem sie stammt und was sie bedeutet." Aller Augen richteten sich überrascht auf den General, der mit neutraler Stimme die Auflösung kundtat.

>DEINE LEUTE BEFINDEN SICH IN DER VERGANGENHEIT!<

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1991

Zum hundertsten Mal, so kam es ihm zumindest vor, blickte O’Neill auf MacGyvers Armbanduhr. Um fünf Uhr früh hielt er es dann doch nicht mehr aus. Er weckte MacGyver, der in einem leichten Dämmerzustand neben ihm lag. Der Luftzug war unverändert geblieben und bestärkte sie in ihrem Vorhaben, die Höhle dahinter zu erkunden.

Jack tastete mit beiden Händen den Spalt ab und rutschte dann auf dem Bauch hindurch. Die Dunkelheit war immer noch undurchdringlich und er leuchtete mit dem schwachen Licht der Taschenlampe ein wenig herum. Nasser Fels war alles was er sah, ein schmaler Pfad führte geradewegs hinein.

Er richtete sich auf alle Viere auf und krabbelte den schmalen und nur etwa 1 m hohen Gang entlang, betete, daß er sich vergrößern würde. Ein Umdrehen war unmöglich und die gesamte Strecke rückwärts zurückzulegen, daran mochte er gar nicht denken. Wieder spürte er die Panik, die ihm den Schweiß aus den Poren trieb, doch er kroch unbeirrt weiter. Endlich tasteten seine Hände eine kleine Stufe und er konnte fühlen, daß sich die Höhe ausbreitete. Seinem Gefühl nach waren es an die 20 Meter gewesen, die er hinter sich gebracht hatte.

"MacGyver?" Er hörte seine eigene echoverstärkte Stimme und dann die Stimme des Phoenix-Mannes.

"Wie sieht’s aus?"

Er erklärte ihm die Situation und MacGyver kroch zu ihm, etwas langsamer und darauf bedacht, keine unnötigen Bewegungen zu machen. Schnaufend kam er neben Jack zum Stehen.

"Ich hoffe nur, das entpuppt sich nicht zu einem Labyrinth. Die Batterie würde uns nicht mehr lange herhalten." Er deutete auf das schwächer werdende Lampenlicht, das Jack gerade wieder anknipste.

O’Neill grummelte etwas Unverständliches und ging dann vorsichtig weiter. Die Dunkelheit um sie herum nervte ihn und er wollte so schnell wie möglich raus.

Von Zeit zu Zeit knipste er die Lampe aus, erstens um Batterie zu sparen und zweitens, um nach eventuellem Sonnenlicht Ausschau zu halten. Hinter ihm hörte er MacGyver schwer atmen. Er konnte sich vorstellen, was der Mann gerade durchmachte und bewunderte ihn, wie verbissen er war. Schweigsam wanderten sie immer geradeaus. Rings herum hörte man Wasser, das von den Wänden hinablief. Dann war die Batterie der kleinen Taschenlampe leer und die beiden standen in völliger Finsternis.

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SGC – 2001

General Hammond stand mit seinen beiden Untergebenen vor dem Fahrstuhl. Sie waren unterwegs ins Besprechungszimmer. Sam wiederholte in Gedanken den Inhalt der Nachricht ungläubig, den Hammond für sie übersetzt hatte.

"Wie soll das funktionieren?"

George schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich mit dem Absender treffen."

Teal’C trat in den eintreffenden Aufzug. "Wenn die Information wirklich stimmt, dann bräuchten wir die exakte Zeit. Sonst gibt es für die beiden kein Zurück!"

"Ich kann mir das nicht vorstellen!" bemerkte Carter.

Sie preßte die Lippen aufeinander und schickte den dicken Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter. Wie groß wären die Chancen, daß sie jemanden fanden, der die genauen Daten wußte?

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1991

"Verdammt" schalt Jack. Bis jetzt hatte er sich doch noch gute Chancen ausgerechnet, den Ausgang finden zu können.

"Geh weiter" drängte ihn MacGyver. "Wir folgen dem Luftstrom. Er kam die ganze Zeit von vorn, dort muß eine Öffnung sein!"

Er lehnte sich von hinten an O’Neill, stabilisierte so seinen Stand. "Brauchst Du eine Pause?" "Nein, nun mach‘ schon. Ich will hier keine Wurzeln schlagen."

Obwohl es nur eine Fleischwunde war, spürte er bei jedem Schritt einen tobenden Schmerz unterhalb der Rippen. Irgendwie hatte er das Gefühl, er würde nach einer Pause nicht mehr den Mut aufbringen, sich wieder in Bewegung zu setzten. Außerdem kroch die feuchte Luft regelrecht seinen Körper hinauf und die Bewegung hinderte ihn daran, vor Kälte mit den Zähnen zu klappern.

Langsam tastete sich Jack weiter nach vorne, dicht gefolgt von seinem Doppelgänger. Plötzlich machte er einen diffusen Lichtschein in der Ferne aus. Rechts vor ihnen fand die inzwischen aufgegangene Sonne einen Durchlaß in ihr nasses Gefängnis. Voller Hoffnung beschleunigten sie ihre Schritte, hießen die stärker gewordene Luftströmung willkommen. Ein senkrechter Spalt in ca. 3 m Höhe, der ca. einen halben Meter breit und ebenso hoch war, war der Ursprung des stetigen Luftzugs. Der Lichtschein war nicht überwältigend, doch man konnte die Umrisse und sogar ein wenig des Höhleninneren erkennen. Ein "wurde auch Zeit" konnte sich O’Neill nicht verkneifen und bekam von MacGyver recht. Ihr Glück war scheinbar doch noch nicht ganz aufgebraucht.

Jetzt blieb nur noch die Frage, wie sie beide an die so nahe Freiheit gelangen konnten. In ihrer jetzigen Verfassung kamen ihnen die 3 Meter schon fast unüberwindbar vor.

Doch beide waren stur genug, um nicht bei so einem geringen Hindernis aufzugeben. Mit einer Räuberleiter verhalf Jack seinem Begleiter in die richtige Höhe und Mac schlüpfte mit angehaltenem Atem durch den Spalt.

Doch anstatt in die lang ersehnte Freiheit, führte der Spalt in eine weitere Höhle. O’Neill hatte sich bereits mit einem Sprung an den oberen Rand gebracht und keuchend half ihm MacGyver, sich vollständig nach oben zu ziehen. Jetzt lagen beide schnaufend auf dem kalten Boden und starrten auf den "Ausgang". In ca. 5 Meter Höhe zeigte er sich in Form eines ca. dreieckigen Loches in der Decke, das halb von Felsen verdeckt war.

Die Strahlen der Morgensonne suchten sich ihren Weg durch die Nebelschwaden, die sich in der Höhlung gebildet hatten und tauchten den Raum in ein unheimliches Licht. Sie erhellten die Wände, die teilweise zerklüftet waren wie ein Riff. Doch der größte Teil war mit dickem Eis bedeckt und so glatt, daß sich das einfallende Licht darin spiegelte. Der Innenraum einer Kathedrale kam O’Neill in den Sinn und er schlug die Hände vors Gesicht:

"Ich hab’ das Gefühl, irgend jemand ganz weit oben hat etwas gegen uns!"

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Als die ersten Strahlen der Morgensonne durch das Fenster schienen, war Daniel schon wieder hellwach. Er konnte es kaum erwarten mit dem Leiter der Phoenix auf die Suche zu gehen. Nikki brachte sie zum Hubschrauber, der bereits abflugbereit auf dem Flugfeld stand. Jackson hatte es sich nicht nehmen lassen, Pete zu begleiten.

Als er erfahren hatte, daß Jack geflohen war, bevor man ihn nach Florence verlegen konnte, war er unendlich erleichtert. Die Tatsache, daß sie bald wieder zusammen waren hatte ihn das eigentlich Problem fast vergessen lassen. Sie saßen immer noch in der Vergangenheit fest,

Somit hatten die Drahtzieher der ganzen Misere auf ganzer Linie gewonnen. Es gab kein Verbrechen; keine Leichen; nicht einmal Hammond oder sonst wer war in der Lage, den Verantwortlichen etwas anzuhängen. Selbst falls sie herausfinden könnten, wer dahinter steckt, es gab keine Möglichkeit sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Der Flug dauerte länger als gedacht. Mittlerweile hatte ihn Pete in alles eingeweiht, was er wußte – was zu Daniels Bedauern leider nicht viel war. Am Morgen des vergangenen Tages hatte er den letzten Kontakt zu MacGyver gehabt. Sie hatten keine Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert war. Jetzt blieb ihnen nichts weiter übrig, als Pauls Platz einzunehmen und in die Rockies zu fliegen, mit der Hoffnung die beiden noch lebend zu finden.

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Ein entferntes Brummen ließ Jack und MacGyver erstarren. Beide erkannten auf der Stelle das typische Geräusch eines Hubschraubers. "Das ist Pete!" flüsterte Mac und stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch. "Er sucht uns!"

"Na, da oben wird er uns kaum finden können" bemerkte O’Neill und starrte durch das Loch. Außer Schneeflocken und Wolken konnte er jedoch nichts erkennen. Manchmal war das Geräusch so nah, als wenn der Helikopter direkt über ihnen kreisen würde. Doch dann entfernte sich das Geräusch und Mac lehnte sich schwer atmend an die Eiswand. Jetzt, nachdem sich ein Weiterkommen als äußerst schwierig entpuppte, brach die Erschöpfung über ihn herein und er rutschte auf den Boden.

"Er kommt zurück, ich weiß es. Pete gibt nicht so schnell auf." Sein dunklen Augen waren starr nach oben gerichtet und Hoffnung war auf seinem Gesicht zu lesen.

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Daniel starrte fassungslos auf die weiße Wüste unter ihnen. Eine gewaltige Lawine hatte den größten Teil der Bäume weggerissen, die Hütte war nicht mehr aufzufinden und weit und breit gab es nicht den geringsten Anhalt für zwei Überlebende. Ungläubig schaute er auf Thornton, der mit kalkweißem Gesicht die Umgebung absuchte. Er mochte gar nicht daran denken, daß sein bester Freund dort irgendwo unter den Schneemassen begraben lag.

Daniel wußte nicht, wie oft sie schon über dem schneebedeckten Abhang geflogen waren. Seine Augen brannten, er starrte auf die weiße Fläche hinunter, unfähig das Offensichtliche zu akzeptieren.

Pete suchte unablässig mit dem Fernglas die gesamte Gegend ab, bis der Pilot auf den Rückflug bestand, weil der Treibstoff zur Neige ging. Schweren Herzens gab er das Zeichen zum Abbruch und sie verließen das Suchgebiet. Daniel legte den Kopf in seine Hände, versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich langsam aber sicher in seinen Augen sammelten. Die Hoffnung nach Hause zu kommen schrumpfte mit dem Gedanken, Jack nie wieder zu sehen.

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Mac saß hinter einer vorspringenden Wand, um der kalten Luft, die durch die Höhle zog, ein wenig zu entgehen. Er vermied es, mit dem Rücken an die Höhlenwand zu geraten. Die Daunen seiner Jacke hatten sich alle so ziemlich gelöst und die Kälte drang durch den jetzt dünnen Stoff. Die tiefen Kratzer sandten ein anhaltendes Brennen aus und Mac fragte sich, ob O’Neill wohl dieselben Probleme hatte und er sich nur nichts anmerken ließ.

Die Wanderung bis hierher hatte gute zwei Stunden gedauert. Solange sie in Bewegung waren, hatten beide die Kälte gut wegstecken können, jetzt merkten sie wie kalt es wirklich war. Die Temperatur unter der Erde betrug normalerweise über 0 °C, doch der stetige Luftzug hatte das Wasser an den Wänden in Eis verwandelt, was es wesentlich kälter werden ließ.

Er blickte zum Ausgang hinauf, der von seiner Position aus nur als schmaler Spalt zu sehen war. Von Zeit zu Zeit fanden frische Schneeflocken ihren Weg in die Tiefe, die von starken Böen angetrieben wurden. In seinem Kopf war eine seltsame Leere, wie durch Watte hörte der das Pfeifen des Windes und er nahm eine handvoll Schnee und rieb ihn in sein Gesicht. Sein Gesicht war heiß, er fror und vermutete, daß er sich eine Infektion eingefangen hatte. Außerdem brannte seine Kehle von den häufiger werdenden Hustenanfällen und jeder Atemzug tat weh. Trotzdem mußte er sich etwas einfallen lassen, wenn sie hier herunten nicht erfrieren wollten.

Er beobachtete O’Neill, der schon zum dritten Mal sein Vorhaben aufgeben mußte, die glatten Wände hochzuklettern. Sein Verstand arbeitete fieberhaft nach eine Lösung ihres Problems. Je höher die Sonne stieg, um so heller wurde es in ihrem Gefängnis. Mac suchte die Umgebung nach irgend etwas Brauchbarem ab.

"Verdammt noch mal, um da hochzukommen, brauche ich Spikes!" O’Neill schlug mit dem Fuß an die vereiste Felswand, "oder zumindest ein Seil!".

"Ja, aber auch das bleibt nicht von allein oben kleben..." MacGyver hielt inne und kramte in seiner Hosentasche. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er ja eine Menge Zeug mit sich herumschleppte. Er holte die Handschellen heraus, die er dem Colonel am Morgen seines Unfalls abgenommen hatte. Sie waren aus massivem Stahl und würden sicher das Gewicht eines Mannes aushalten. Dann leerte er die Taschen seines Anoraks. Sein Taschenmesser, eine Spule Draht, ein Feuerzeug, die Taschenlampe, eine Sonnenbrille und eine Rolle seines bevorzugten Klebebandes kamen zum Vorschein, das ihm schon mehr als einmal eine große Hilfe war. Er wickelte den Draht ab, bis die gesamte Spule vor ihm ausgebreitet auf dem Boden lag.

"Was wird das denn?" fragte Jack, der neugierig seine Aktivitäten mit den Augen verfolgte.

"Ich bau Dir ein Seil – oder so was ähnliches" erwiderte der jüngere Mann und verfiel dann wieder in Schweigen. Mit klammen Fingern drehte er den Draht zusammen, konstruierte ein dickes starres Seil, das ca. 5 Meter lang war. Je länger er arbeitete, desto mehr kehrte die Beweglichkeit in die Finger zurück. Dann wickelte er in dicken Bahnen das Klebeband um die gesamte Länge; um die Griffigkeit des Seiles zu erhöhen, verstärkte er es alle 30 cm zu einem kleinen Knoten. Als er damit fertig war fädelte er ein Ende durch eine der beiden Handschellen und befestigte es mit dem Rest des Drahtes.

"Versuch es nach oben zu werfen, benutz die zweite Handschelle als Anker. Vielleicht haben wir Glück." Er reichte O’Neill das etwas starre Seil und sah ihm zu, wie er seine ersten Versuche startete.

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SGC – 2001

Sam Carter verstand die Welt nicht mehr. General Hammond hatte sie alle erneut in den Besprechungsraum gebeten, um ihnen das Ergebnis seiner Recherchen mitzuteilen. Es waren keine 12 Stunden vergangen, seit der Leiter des SGC die Nachricht gefunden hatte, die jetzt vor ihnen auf dem Tisch lag und die Worte brannten sich in die Köpfe der Anwesenden.

DEINE LEUTE BEFINDEN SICH IN DER VERGANGENHEIT!

Hammonds ehemaliger Zimmergenosse, Stan Norris, hatte ihm die verschlüsselte Nachricht zukommen lassen. Sie standen in losem Kontakt, seit sie damals zusammen die Air Force-Akademie besucht hatten, waren seit über dreissig Jahren sehr gute Freunde. Norris war Senator in Washington gewesen. Seit drei Jahren befand er sich im Ruhestand. Hammond war soeben von seinem Treffen mit ihm zurückgekommen.

Durch Zufall hörte Stan ein Gespräch, in dessen Verlauf der Name von George Hammond gefallen war. Die Neugier hatte gesiegt. Er belauschte die Besprechung und erfuhr so, von der Entführung. Der Hinweis, daß die beiden in der Vergangenheit gut aufgehoben waren, hatte ihn etwas verwirrt und er beschloß, Hammond davon zu unterrichten. Anhand der Stimmen erkannte er die Personen nicht, doch das war nicht weiter verwunderlich. In drei Jahren kamen und ginge viele Menschen.

Stan wußte über das Stargate Bescheid. Er hatte mit George Hammond lange Gespräche geführt, hatte ihm bei seinen seltenen Besuchen viele gute Ratschläge gegeben. Doch ihre Treffen fanden immer an abgeschiedenen Orten statt. Keiner kannte die Verbindung der beiden Männer.

Stan Norris war ein Mensch, dem Hammond 100 Prozent vertraute. Seit dem Tod seiner Frau war er der einzige außerhalb des SGC gewesen, dem er vertrauliche Informationen gegeben hatte. Auch ein General braucht ab und zu eine Müllhalde. Viel zu oft mußte er Entscheidungen treffen, die ihm schlaflose Nächte bereiteten. Vielleicht war das jetzt die Rettung für Jack und Daniel.

Dem General war es leider nicht möglich gewesen, genauere Information zu erlangen. Doch zumindest wollte sich Norris ein wenig weiter umhören. Vielleicht hatten sie Glück und man konnte die Verantwortlichen ausfindig machen.

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1991

Jack brauchte noch mindestens 20 weitere Versuche, bevor sich der stählerne Ring fest genug in einem Felsen verkantet hatte. Dann wickelte er sich ein paar Stoffetzen um die Hände und begann mit dem mühevollen Aufstieg. Dabei benutzte er Macs Taschenmesser als kleinen Eispickel, zog sich Zentimeter um Zentimeter hinauf. Jeder Kletterzug trieb ihm den Schweiß aus den Poren und nur mit seiner gesamten Willenskraft unterdrückte er das Bedürfnis einfach loszulassen, als heftige Stiche in der Schulter ein Festhalten fast unmöglich machten.

MacGyver hielt das lose Ende mit beiden Händen fest und zog es so straff er konnte. Falls es Jack gelang bis nach oben zu kommen, war das schon die halbe Miete. Schon einer allein reichte aus, um von Pete gesehen zu werden. Er hoffte nur, daß es wirklich sein Chef war, der sie mit dem Hubschrauber gesucht hatte.

Jack gelang es tatsächlich, nach oben zu klettern. Er zog sich durch das recht große Loch und blieb einen Moment keuchend im Schnee liegen. Doch er gönnte sich erst gar keine längere Pause, sondern kroch mit dem Oberkörper zurück, um MacGyver behilflich zu sein. Er warf das Taschenmesser zurück auf den Höhlenboden, damit auch er es als Kletterhilfe benutzen konnte.

Das Pendeln des provisorischen Seiles behinderte seinen Aufstieg und bereits nach der Hälfte schien es, als verließen ihn die Kräfte. Ein weiterer Hustenanfall ließ ihn fast wieder nach unten fallen und Jack beugte sich so weit es ging nach unten, wäre am liebsten selbst wieder zu ihm nach unten geklettert. Dann robbte er vollends zurück und packte kurz entschlossen mit beiden Händen das Seil, stemmte die Beine gegen das Felsgestein und fing an, mit aller Kraft zu ziehen. Nach endlosen Minuten hatte er es geschafft.

MacGyver erreichte den Ausgang der Höhle und zog sich durch die Öffnung. O’Neill half ihm auf die Beine. Er hatte es fast nicht mehr geglaubt, doch Jack hatte es geschafft, die verbliebenen Meter Distanz zwischen Höhlenboden und Freiheit für ihn zu überwinden. Er gab es auf, gegen die Bewußtlosigkeit anzukämpfen und mit einem lauten Seufzen ließ er sich in den Schnee fallen.

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SGC – 2001

Sam stocherte lustlos in ihrem Mittag essen herum, während ihr Teal’C mit starrem Blick gegenüber saß. Sie hatten hin und her spekuliert, wie es möglich war in die Vergangenheit zu reisen. Sam waren etliche Theorien durch den Kopf gegangen. Das zweite Stargate mußte dabei eine Rolle spielen. Es war an einem sicheren Ort verwahrt. Der Verantwortliche müßte dorthin Zugang haben und auch einen Grund für eine solche Aktion vorweisen. Bei all den Überlegungen war ihr jedoch niemand eingefallen, der in diese Kategorie paßte.

Frustriert schob sie den Teller von sich. Hoffentlich konnte der General etwas Licht in die Angelegenheit bringen.

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1991

Jack war sofort an MacGyvers Seite. Mit steifen, schmerzenden Fingern versuchte er einen Puls zu finden, was jedoch nicht gelang. Er wußte, daß es wahrscheinlich nur die Kälte seiner Finger war und doch spürte er, wie ihn die Panik überkam. Er drehte MacGyver auf den Rücken, wartete auf ein Lebenszeichen.

Jetzt erst bemerkte er die eisigen Temperaturen. Kalter Wind schnitt ihm die Luft ab, als er sich mühsam aufrappelte. Außerdem war der Wärmeeffekt der zerrissenen Kleidung gleich null. Eigentlich waren sie jetzt um keinen Deut besser dran als vorhin. Ihre einzige Hoffnung war der Hubschrauber, den sie sehnlichst zurück erwarteten. Für den Moment mußten sie sich jedoch irgendwo einen Unterschlupf finden, vor der Kälte und vor möglichen anderen Gefahren.

Er legte seine Hände auf MacGyvers Stirn und fühlte trotz der Taubheit in seinen Fingern die Hitze, die von ihm ausging. Der Blutverlust hatte seinen Tribut gefordert. Der geschwächte Körper konnte der Kälte nicht mehr lange standhalten, setzte sein gesamtes Immunsystem ein, um der Infektion entgegenzuhalten. Jack fragte sich, seit wann Mac die Anzeichen dafür gemerkt hatte. Er war die ganze Zeit hinter ihm gewesen und er war sosehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, daß er dessen Verschlechterung nicht wahrgenommen hatte.

Bewundernd blickte er zurück auf das Seil. Ohne Macs Einfallsreichtum säßen sie noch immer dort unten fest.

Er packte MacGyver unter den Achseln und zog ihn in den Schutz einiger Felsen, die aus der weißen Schneemasse herausragten. Er zog die Überreste seines Anoraks aus und deckte ihn damit zu.

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Ein altes Sprichwort sagt, was Dich nicht umbringt, macht Dich stark. Und ich glaube, da ist etwas Wahres dran. Mit dem Tod vor Augen erkennt man erst, wieviel einem das Leben zu bieten hat und man klammert sich daran fest– und ich nehme auch stark an, daß ich zur Zeit nicht der Einzige bin, der dieser Ansicht ist.

MacGyvers Lider flatterten und langsam kam Leben in die hochgewachsene Gestalt. Die Sonne strahlte mit Unterbrechungen auf sie herunter. Der kalte Wind war verschwunden. Auch wenn es nicht warm war, so fühlte sich die Luft viel angenehmer an als vor ein paar Stunden. Es war vollkommen windstill.

"Wie geht es Dir? Du warst ganz schön lange weg!"

Jacks besorgtes Gesicht beugte sich über ihn. Er half ihm, sich aufzusetzen. Ein Hustenanfall schüttelte den jüngeren Mann und er hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Seite.

"Ging schon besser" antwortete er wahrheitsgemäß und gab Jack seine Jacke zurück. "Danke."

Jack winkte ab. "Ich hab ein Zeichen gelegt. Falls der Hubschrauber wiederkommt sollten sie wissen, daß wir noch leben.

"Pete kommt zurück, ich weiß es."

"Ja, Daniel auch." Jack blickte nach oben. Die Wolken zogen schnell über den sonst blauen Himmel. Fast erwartete er jeden Moment das Brummen der Rotoren, doch es blieb ruhig. Zu ruhig. Die Sonne hatte bereits ihren höchsten Stand überschritten und senkte sich stetig.

"In ein paar Stunden wird es dunkel. Ich hoffe, wir sind dann nicht mehr hier."

MacGyver sagte nichts. Er kauerte sich an den Felsen und schloß die Augen. Nur sein rasselnder Atem und das Knirschen unter Jacks Stiefeln durchbrach die Stille, als er in die Mitte des Feldes zurückkehrte, um das Zeichen im Schnee zu überprüfen.

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Washington – 2001

Zufrieden grinsend verabschiedeten sich zwei Männer auf dem großen Soldatenfriedhof von Washington. Der Ort ihres Treffens war mehr als passend, dachte der schlanke ältere Mann und ging zu seinem Wagen zurück, der am Straßenrand parkte. Wie es aussah, hatte sich das Problem "O’Neill" gerade sehr geschickt von selbst erledigt. Soeben hatte er die Bestätigung erhalten, daß er zusammen mit seinem Helfer von einer Lawine begraben wurde. Keine Leichen – besser konnte es gar nicht laufen. Zwar war sein Plan gescheitert, Jack für Jahre in Florence festzuhalten, doch auch so war er hochzufrieden. Jetzt stand ihm niemand mehr im Weg, die Welt zu manipulieren.

Keiner der beiden bemerkte den schwarzgekleideten Herren, der ihnen den Rücken zuwandte und vor einem Grab ein stilles Gebet sprach.

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1991

Erneut saß Dr. Jackson auf dem Rücksitz des Hughes 500D. Mit mehreren Stunden Unterbrechung waren sie erneut in die Rocky Mountains unterwegs, um die Suche fortzusetzen. Zu allem Unglück hatte es Schwierigkeiten mit der Steuerung des Hubschraubers gegeben und zwei Techniker brauchten fast den ganzen Nachmittag, um sie zu reparieren. Sie hatten alle Möglichkeiten einer Rettung durchdiskutiert, Daniel wollte sogar einen Lawinenhund organisieren, doch aus Platzmangel hatten sie sich dagegen entschieden. Falls sie die beiden Männer fänden, bräuchten sie alle fünf Sitzgelegenheiten.

Die hiesigen Rettungskräfte hatten ihnen von vornherein keine großen Hoffnungen gemacht, noch jemanden lebend zu bergen. Doch beide – Pete und Daniel – hatten schon mehrmals erlebt, daß ihre Freunde gegen jede Chance das Unmögliche überlebt hatten.

Sie waren jetzt bereits seit einer guten halben Stunde unterwegs und die Sonne stand schon relativ tief. Nur die hartnäckigen Forderungen von Pete und ihm hatten den Piloten zu einem so späten Start überredet. Er warf Thornton einen erneuten besorgten Blick zu und starrte weiter aus dem Fenster. In ein paar Minuten würden sie den Abhang erreichen und das Ergebnis der Suche akzeptieren müssen.

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Die Sonne wurde allmählich wieder rot und warf ihr goldenes Licht auf den Ort der Zerstörung. MacGyvers steigendes Fieber, die schweren Atemzüge und die sich einstellenden Schmerzen in der Brust waren ein überdeutliches Zeichen einer Lungenentzündung. Jack hatte seinen Anorak wieder ausgezogen und über den vom Schüttelfrost zitternden Mann gelegt. Der Bewegungsmangel in der eisigen Höhle war wohl der Grund dafür. Während Jack immer wieder versucht hatte, die vereisten Wände hochzuklettern, war MacGyver lange regungslos in der Kälte gesessen.

Jack brauchte kein Arzt zu sein, um zu sehen, daß sich sein Zustand verschlechterte. Wieder redete er auf den jüngeren Mann ein, obwohl er glaubte, daß er ihn gar nicht hörte.

Wie oft schon hatte er auf Daniel eingeredet, der wie es schien, ein Geschick dafür hatte, auf Missionen verletzt zu werden. Er erinnerte sich an Momente, wo sie alle schon das schlimmste erwartet hatten, und doch hatte Daniel dem Tod immer wieder ein Schnippchen geschlagen.

Er beobachtete MacGyver, der mit angezogenen Beinen im Schnee lag und ihn mit fast schwarzen, glänzenden Augen anblickte. Was er jetzt wohl sehen mochte? Die Realität schien weit weggerückt und er bereute es, ihn nicht nach seiner Familie gefragt zu haben, als noch die Gelegenheit dazu war. Er strich ihm die schweißnassen Haare aus dem Gesicht und wickelte ihm den Anorak fester um die Schultern.

Dann stand er auf, rieb sich seine Oberarme und überquerte wieder das Schneefeld, um erneut zur Markierung zu gehen, die er aus dem selbstgemachten Seil und abgerissenen Ästen erstellt hatte. Es würde nicht schaden, sie noch ein wenig zu vergrößern.

Die Sonne hatte ihre Wärme verloren und Jack spürte seine Finger kaum, als er das starre Material auseinanderzog. Er stolperte über die vereisten Schneeplatten zum Waldrand. Der spärliche Baumwuchs war von der Lawine fast vollständig niedergerissen worden. Hinter einigen Felsen fand er weitere übriggebliebene Äste und er sammelte so gut es ging die größten Stücke zusammen. Er legte sie links und rechts an und bildete somit einen Pfeil, der in ihre Richtung zeigte.

Zufrieden mit seiner Arbeit kehrte er zu MacGyver zurück. Der Versuch ein Feuer zu machen, war schon zuvor kläglich gescheitert. Zu naß und grob war das verwendete Material, so daß er es jetzt erst gar nicht mehr versuchte.

Zitternd setzte er sich neben ihn und legte Macs Kopf in seinen Schoß. Bald würde es Nacht werden. Eine lange Nacht, falls eine erneute Suche auf sich warten ließ. Ob sie diese überleben würden, stand auf einem anderen Blatt.

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SGC – 2001

Der Rest von SG1 und General Hammond waren in einem kahlen Raum kurz unter der Oberfläche des Cheyenne Mountain. Auf einem schwarzen Ledersessel saß ein Soldat. Stanley Norris hatte ihnen den Mann ausgeliefert.

Es war der Fahrer des weißen Lieferwagens, der Jack und Daniel vor einer guten Woche entführt hatte. Doch er konnte oder wollte nicht mehr Details preisgeben, als sie ohnehin schon wußten. Um genau zu sein wußte er sogar weniger. Als sie das Stargate erwähnten, sah er sie nur aus großen Augen an und schüttelte dann den Kopf. Scheinbar war er nur als Fahrer eingesetzt worden und man hatte ihn nicht in das eigentliche Vorhaben eingeweiht. Eine Vorsichtsmaßnahme, die sich jetzt als äußerst gewichtig erwies.

Er gab an, keinen seiner Auftraggeber zu kennen oder auch nur gesehen zu haben. Trotz Androhung der schärfsten Strafen konnte nicht mehr aus ihm herausgebracht werden.

Mit versteinertem Gesicht saß Hammond auf seinem Stuhl und hielt seinen Kugelschreiber so fest, daß sich die Knöchel weiß abzeichneten. Es hatte den Anschein, daß es für sie unmöglich schien, die beiden Mitglieder von SG1 zurückzuholen.

Ein Mitarbeiter des SGC betrat den Raum und reichte Hammond ein Handy. Mit grimmiger Miene hörte er seinem Gesprächspartner zu und bedankte sich dann knapp.

Er winkte dem Wachhabenden zu, den Gefangenen mitzunehmen und lehnte sich zurück. Sein Blick traf Carter, die weiß wie die Wand geworden war. Irgendwie spürte sie, daß sich die Lage jetzt verändert hatte.

"Das war Stan" begann der General bedächtig. Zu Carter gewandt ergänzte er dann: "Sie hatten mit Ihrer Vermutung recht. Sie haben das Sternentor benutzt, um in die Vergangenheit zu kommen. Er konnte ein Gespräch mitverfolgen, in dem leider noch ein wichtiger Hinweis gefallen ist."

Er machte eine Pause und schaute seine Leute durchdringend an.

"Scheinbar hat es den Anschein, daß Colonel O’Neill und ein unbekannter Mann von einer Lawine verschüttet wurden."

Sam holte tief Luft, preßte mit Gewalt die Tränen zurück, die sich unaufhaltsam den Weg nach draußen suchten.

Es war tatsächlich wahr. Nie hatte sie es für möglich gehalten, daß Menschen zu so etwas fähig waren. Goa’Uld ja, aber Menschen. In ihr wuchs eine unbändige Wut auf das NID, das Militär und sogar auf das Pentagon. Sie alle ermöglichten es erst, daß Personen wie Simmons, Kinsey und wie sie alle hießen zu solcher Macht gelangten.

"Was ist mit Daniel?" warf Teal’C ein.

Hammond schüttelte den Kopf. Er wurde nicht erwähnt. Er ist scheinbar nicht das eigentliche Ziel, vielleicht haben sie ihn dort freigelassen."

"Wie konnten sie das bewerkstelligen? Und warum eine Lawine?" fragte Sam fassungslos. "Unsere Wissenschaftler arbeiten schon seit Jahren an einer Möglichkeit, mit dem Stargate die Zeit einzustellen. Es geht nicht!"

"Vielleicht gelingt es den Wissenschaftlern der Erde nicht, aber wie geht es den Tollanern oder den Asgard?" Teal’C, der schweigsam alles mit angehört hatte, schürte mit seinen Worten wieder neue Hoffnung in Sam.

"Wir müssen sie kontaktieren. Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen." Sie griff sich mit der Hand an die Stirn.

"Wenn wir die Möglichkeit hätten, Sir. Wir könnten zurückgehen und Jack..." sie stockte kurz und fuhr dann fort, "zumindest Daniel suchen."

Bittend sah sie ihren Vorgesetzten an. "General, ohne Hilfe aus der Zukunft könnte er nie mehr zurück!"

Hammond wäre am liebsten sofort selbst zu ihren Verbündeten gereist, um sie um Hilfe zu bitten. Doch er wußte, daß er sich in dieser Angelegenheit nicht über seine Vorgesetzten hinwegsetzen durfte.

"Tut mir leid, Major Carter. Ich muß vorher mit dem Präsidenten sprechen. So eine Entscheidung darf und kann ich nicht alleine fällen." Er stand auf und griff sich seine Unterlagen. "Ich werde Ihnen Bescheid geben, sobald ich etwas in Erfahrung gebracht habe." Er entließ die beiden aus der Besprechung und ging in sein Büro.

Wie in Trance ging Sam zu ihrem Quartier und bemerkte nicht einmal die besorgten Blicke von Teal’C, der ihr folgte bis sie hinter ihrer Tür verschwunden war.

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1991

Durch ein näherkommendes Knattern wurde Jack aus einem leichten Dösen gerissen. Trotz der Kälte hatte die Erschöpfung seinen Körper übermannt. Er brauchte einige Sekunden, um seinen umnebelten Verstand auf die gegenwärtige Situation einzustellen. Ungläubig starrte er in den dunkler werdenden Himmel, bis er die Silhouette eines Hubschraubers ausmachen konnte. Er rutschte unter MacGyver heraus und stolperte mit steifen Gliedern so schnell er konnte aus seiner Deckung. Auf allen Vieren krabbelte er auf die Schneefläche hinaus.

"Daniel!" brüllte er aus Leibeskräften. Seine Hände sanken ungeschützt in den kalten Schnee, doch es war ihm egal. Er stürzte zur Markierung, benutzte dabei die vorher schon gebildeten Fußstapfen, um schneller voranzukommen. Ein erneuter Adrenalinschub verlieh ihm neue Energie. Er starrte in den Himmel und ruderte mit den Armen, verdrängte vor Aufregung die Schmerzen, die durch die wilden Bewegungen in seine Schulter zurückkehrten.

"Daniel" wiederholte er heiser und ließ sich auf die Knie fallen. Jegliche Kraft schien aus ihm geflossen zu sein. Fast ehrfürchtig beobachtete er, wie der Hubschrauber einen Bogen flog und zu ihm zurückkehrte. Jack fuhr sich mit der Hand durch das stoppelige Kinn:

"Ich wußte Du kommst zurück" flüsterte er, "ich wußte es."

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Mehrere Male überflog der Helikopter das Gebiet, bis er eine geeignete Stelle zur Landung entdeckt hatte. Selbst hier war es ein gewagtes Unterfangen, obwohl es sich um eine große ebene Fläche handelte. Daniel und Pete konnten es kaum glauben. Der große Pfeil war von weitem schon zu erkennen. Bei ihrer ersten Suche war noch nichts davon zu sehen gewesen. Das bedeutete definitiv, daß sich jemand dort unten befand. Die Rotorblätter des Hubschraubers wirbelten die umliegenden Äste und den leichten Schnee auf wie bei einem Schneesturm. Noch bevor das Fluggerät richtig auf dem Boden war, drückte Jackson schon die Türe auf und stürmte, dicht gefolgt von Pete, zurück auf den Abhang.

O’Neill saß noch immer zwischen den Ästen. Er regte sich nicht und schaute den beiden Personen mit tränengefüllten Augen entgegen. Daniel war als Erster bei ihm, ließ sich in den Schnee fallen und umarmte seinen Freund, als würde sein Leben davon abhängen.

"MacGyver..." wisperte Jack kaum hörbar. Mit einer letzten Kraftanstrengung deutete er zu dem verletzten Mann, bevor alles schwarz wurde und er schlaff in Daniels Arme sank.

Daniel fing den klammen Körper seines Freundes auf und folgte Pete mit den Augen, der mit angstgeweiteten Augen loslief, um seinen Freund zu bergen. Hinter dem Vorsprung sah er die zusammengerollte Gestalt.

"Mac!"

Sein Puls beschleunigte, als er den regungslosen Körper umdrehte und in das blutverkrustete Gesicht von MacGyver blickte. Langsam öffnete Mac die Augen zu schmalen Schlitzen, nur um sie gleich wieder zu schließen.

"Pete?" Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er glaubte nicht daran, was er sah und fiel zurück in eine bodenlose Schwärze.

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SGC – 2001

Sam kam es wie endlose Stunden vor, bevor der General sie wieder zu sich beorderte. Als sie zur Uhr sah, waren noch nicht einmal zwanzig Minuten vergangen. Zusammen mit Teal’C ging sie in das Büro, das sie nur selten aufsuchten. Meistens war es aus einem unangenehmen Anlaß. Nur Jack verlief sich ab und zu freiwillig dorthin, um mit Hammond zu plaudern. So hatte sie auch dieses Mal wieder kein gutes Gefühl, als sich die Türe hinter ihnen schloß.

"Es tut mir leid. Der Präsident befürwortet meine Bitte nicht. Das Risiko des Mißbrauchs ist ihm zu hoch. Selbst mein Argument, daß die beiden schon mehrfach die Erde gerettet haben, konnte ihn nicht umstimmen." Er bedeutete den beiden, sich in die vor dem Schreibtisch stehenden Stühle zu setzten. "Falls die Technik in falsche Hände gelangt, könnte es sich negativ für die ganze Zukunft auswirken."

Carter glaubte nicht, was sie hörte. "Aber sie befindet sich doch schon in den falschen Händen. Wie sonst konnte man die beiden in die Vergangenheit schicken?"

Hammond schüttelte traurig den Kopf: "Tut mir wirklich leid, Sam. Aber mir sind die Hände gebunden."

Niedergeschlagen senkte Sam den Kopf. Noch war sie nicht bereit, so leicht aufzugeben. Sie suchte nach einem Argument, das Hammond umstimmen könnte, aber in ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Nach allem was der Colonel und Daniel für ihr Land getan hatten, ließen sie sie fallen wie heiße Kartoffeln.

Sie machten sich auf den Weg zurück zu den Quartieren. Sam entschuldigte sich bei Teal’C. Sie wollte allein sein. Langsam reifte ein verwegener Plan in ihrem Kopf heran. Sie hatte Jack schon einmal zurückgeholt, vielleicht würde sie es bei Daniel auch schaffen.

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1991 – Los Angeles

Ein stetiges Piepsen war das erste, das O’Neill nach seiner langen Ohnmacht wahrnahm. Seine Finger befühlten das warme Laken und er öffnete die Augen. Über ihm sah er die weiße Decke eines Krankenzimmers und für einen kurzen Moment dachte er, er lag im SGC. Dann traf ihn die Erinnerung wie ein Schlag. Daniel! Er drehte den Kopf und hätte fast wetten können, was er dort sah.

Der junge Archäologe saß in einem bequemen Stuhl und schlief und Jack wollte ihn nicht wecken. Er konnte sich vorstellen, daß sich Jackson wahrscheinlich seit ihrer Rettung nicht von seinem Bett bewegt hatte und er brauchte den Schlaf genauso wie er. Der Colonel stützte sich auf und blickte sich um.

Rechts neben ihm lag in einem identischen Bett die regungslose Gestalt von MacGyver. Dessen Herztöne waren es auch, die mit einem monotonen Piepsen die Stille unterbrachen.

Für einige Sekunden schloß er die Augen. Sie hatten es geschafft. Trotz aller Hindernisse und Widrigkeiten hatten sie es geschafft. Daniel war bei ihm. Jetzt brauchten sie nur noch nach Hause zu kommen.

Doch Jack war zu müde, um sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Er ließ sich zurückfallen und sank in einen erholsamen Schlaf. Um alles andere konnten sie sich später kümmern.

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Sechs Tage später

MacGyvers starke Unterkühlung, die Lungenentzündung sowie seine infizierte Schußwunde hatten einen längeren Krankenhausaufenthalt unumgänglich gemacht. Da O’Neill sowieso nicht wußte, wohin, hatte er sich entschlossen, Mac Gesellschaft zu leisten. Außerdem waren auch an ihm die Ereignisse der letzten Tage nicht spurlos vorübergegangen und noch immer hatte er Probleme mit seiner Schulter.

Als Jack das zweite Mal im Krankenhaus die Augen geöffnet hatte, war das erste das er gesehen hatte ein Paar besorgter blauer Augen, die ihn eingehend musterten.

O’Neill war nicht der Typ für großartige Gefühlsausbrüche und ein langer intensiver Blick genügte, um auszudrücken, wie froh er war, den jungen Doktor wiederzusehen. "Bist hier festgewachsen, oder?" krächzte er dem jungen Mann entgegen.

"Naja, ich hatte gerade nichts anderes vor" erwiderte Daniel und schenkte ihm ein breites Grinsen.

Bis sich beide gegenseitig ihre Erlebnisse berichtet hatten, vergingen mehrere Stunden. Daniel hatte relativ gelassen auf MacGyver reagiert. Er hatte sich inzwischen damit vertraut gemacht, einen jüngeren Jack O’Neill vorzufinden, wenn sich auch kein richtiger Vergleich anstellen ließ. Zu unterschiedlich war das jetzige Erscheinungsbild der beiden. Auch er verstand sich sehr gut mit ihm und schon bald saßen sie stundenlang zu dritt im Krankenzimmer und tauschten Erfahrungen aus.

Dank der hochdosierten Antibiotika war Macs Lungenentzündung schnell abgeklungen und die Hustenanfälle seltener geworden.

Mac hörte auf zu reden, als sich die Tür zu ihrem Krankenzimmer öffnete und Pete hereinkam. Er und Jack verstanden sich – jetzt bei entspannteren Verhältnissen und ohne lebensbedrohlichen Vorkommnissen – immer besser. Auch eine weitere Gemeinsamkeit hatten sie gefunden: Eishockey. MacGyver war gerade dabei, O’Neill für ein Wohltätigkeitsspiel zu gewinnen.

"Bevor Du zurück aufs Eis gehst, kurierst Du Dich vollständig aus!" sagte er väterlich und schaute seinen Freund ernst an. "Oder ich sorge dafür, daß Ihr beide dieses Zimmer nicht unter einer weiteren Woche verlassen werdet!"

Dann hielt er grinsend zwei Klemmbretter und zwei Stifte in die Höhe. "Welcher von Euch beiden will als erster hier heraus?" Überraschte Gesichter starrten ihn an, bevor sich beide gleichzeitig darauf stürzten.

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Ein herrlich blauer wolkenloser Himmel hing über Los Angeles und dem Phoenix-Gebäude. Petes Büro war belagert von vier Personen, die sich seit geraumer Zeit den Kopf zerbrachen, wie es weitergehen sollte.

MacGyver war immer noch etwas blaß und matt, was ihn jedoch nicht mehr davon abhielt, an den Besprechungen teilzunehmen.

Der Colonel und Daniel hatten lange überlegt, ob sie es verantworten konnten, die Leute der Phoenix in das Stargate-Programm einzuweihen.

Nun hatten sie sich entschlossen, Pete und MacGyver unter dem Siegel der Verschwiegenheit vom Stargate zu erzählen. Die Loyalität diese Leute war nicht mehr in Frage zu stellen und wenn sie wieder nach Hause kommen wollten, brauchten sie Hilfe.

Mit kurzen knappen Worten klärte Jack die zwei über das "Wunder Stargate" auf, unterbrach dabei den Redeschwall des Archäologen, der in seiner gewohnten Art die ganze Sache auszuschmücken drohte.

MacGyver zweifelte nicht an der Wahrheit der Geschichte, die ihnen Jack auftischte. Sie war ebenso glaubwürdig oder unglaubwürdig wie die Tatsache selbst, daß die beiden Männer aus der Zukunft kamen.

"Daniel, Du sagst, Du hast diese Zeitmaschine gesehen ?" griff Jack den Faden wieder auf.

"Ja – und es muß auch eines hier in der Vergangenheit existieren. Wie sonst kommen diese Verbrecher wieder zurück?"

"Vielleicht wollen die gar nicht mehr zurück?" warf Pete ein.

Daniel schüttelte den Kopf. "Kann ich mir nicht vorstellen. Sie müssen sicher in der Zukunft Bescheid geben, wie die ganze Sache läuft. Es wäre sonst viel zu unsicher."

"Am einfachsten wäre es, diesem Scott hier gewaltig in den Arsch zu treten und uns die Zeitmaschine unter den Nagel zu reißen!" Jack sprang auf und ging unruhig vor Petes Schreibtisch hin und her.

"Wo befindet sich das zweite Stargate 1991?" wandte er sich an den Linguisten. Jackson sah ihn etwas verdutzt an: "In der Antarktis, nehm' ich doch an." Jack fuhr sich über das zerkratzte Gesicht. "Oh – Gut. Wo befindet sich das erste Stargate 1991?" wiederholte er seine Frage.

"Es ist in Arizona. Frag mich nicht, wie es dorthin gekommen ist. Eigentlich müßte es immer noch gut verstaut in Washington sein. Wir müßten auf alle Fälle mit der Zeitmaschine dorthin zurück. Aber wer auch immer das alles inszeniert hat, muß von woanders die Fäden in der Hand halten."

Die zwei Phoenix-Mitglieder verfolgten das Gespräch der beiden mit neugierigen Blicken. Sie hatten im großen und ganzen nicht viel Ahnung von dem Gesprochenen und hörten aufmerksam zu.

"Wir brauchen eine Bezugsperson zu Eurer Zukunft" bemerkte nun MacGyver und beteiligte sich das erste Mal aktiv an der Besprechung.

Jack machte ein etwas gequältes Gesicht: "Der einzige, der mit dazu einfällt ist dieser falsche Sergeant in Colorado Springs. Dieser Scott, wie er sich nannte, wußte meinen Namen. Er wußte meinen Dienstgrad und er wußte....." Er machte eine kleine Pause und fing wieder an, hin und her zu wandern. "Er hatte eine Menge Informationen über mich, die nicht viele Leute haben" beendete er dann den Satz. Mit Schaudern dachte er an diese Nacht zurück.

"Die Frage ist nur, ob er hier geblieben ist, nachdem Du geflohen bist" grübelte MacGyver.

"Ich werde ein wenig herumtelefonieren" bot Pete an. Ihm war klar, daß er nicht viel zur Lösung des Problem beitragen konnte. Doch was in seinen Kompetenzbereich fiel, wollte er gerne übernehmen.

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SGC – 2001

Major Carter ging mit entschlossenen Schritten in General Hammonds Büro. Sie hatte lange überlegt und war zu einem einzigen Resultat gekommen. Sie würde so oder so die Möglichkeit einer Hilfe von außen ersuchen. Mit oder ohne Hammonds Hilfe.

Mit innerlich wackligen Beinen stand sie nun vor dem Schreibtisch ihres Bosses und holte tief Luft.

"Sir. Ich möchte Sie bitten, mir die Erlaubnis für eine Reise durch das Stargate zu erteilen. Ich möchte Kontakt zu den Tollanern aufnehmen. Vielleicht gibt es dort eine Möglichkeit, mich in die Vergangenheit zu schicken."

"Das kann ich nicht genehmigen, Major – und Sie wissen das." Hammond stand von seinem Ledersessel auf und umrundete seinen Schreibtisch. "Sie sind für diese Einrichtung zu wertvoll. Eine Rückkehr ist mehr als ungewiß und was soll aus SG1 werden, wenn auch Sie noch verschwinden?"

"Es existiert kein SG1 ohne Jack und Daniel!"

Sam war den Tränen nah und mußte sich sehr zusammenreißen, um ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. "General, wenn Sie diesen Einsatz nicht genehmigen, werde ich meinen Dienst quittieren und mich auch ohne Air Force-Uniform auf die Suche machen! Ich werde die letzte Chance, wenigstens Daniel zu retten, nicht ungenützt lassen." Die junge Frau machte ein zu allem entschlossenes Gesicht.

"Und ich werde Major Carter begleiten." Teal’C war in der Türöffnung erschienen und hatte die letzten Worte von Carter gehört.

"Sie können mich so oder so verlieren, Sir." Sam wartete gespannt auf eine Reaktion von Hammond. Der glatzköpfige Offizier hatte in seiner Laufbahn schon einiges erlebt. Vor allem, seit er Leiter des SGC war, konnte ihn so schnell nichts mehr überraschen. Die Verbundenheit seines ersten und besten Teams hatte ihn immer wieder erstaunt. Diese vier völlig unterschiedlichen Charaktere bildeten eine Einheit, die kein anderes SG-Team bis jetzt erreichen konnte und der Einsatz von Carter und Teal’C für ihre vermißten Kameraden imponierte ihm.

Nach einer langen Pause, in denen Carter wie ein Zinnsoldat vor ihm stand und Teal’C reglos hinter ihr, nickte er schließlich.

"Ich genehmige Ihnen 1 Woche Urlaub, Major. Nutzen Sie ihn gut."

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1991

"Ich werde versuchen, Scott in eine Falle zu locken. Ihr könnt darauf wetten, daß er immer noch scharf darauf ist, mich zu erwischen."

Daniel sah Jack mit seinem typischen >weißt Du was Du tust< Blick an, schob dabei mit dem Zeigefinger seine Brille höher.

24 Stunden nachdem Pete und MacGyver vom Stargate in Kenntnis gesetzt worden waren, lief eine hitzige Diskussion, wie man den ersten Schritt Richtung Rückkehr anpacken sollte.

Der falsche Polizist Scott befand sich tatsächlich noch in der Vergangenheit. Er war bereits seit ca. ½ Jahr hier und hatte scheinbar alles bis ins kleinste Detail vorgeplant gehabt. Durch seine Tarnung als Sergeant befand er sich in einer einflußreichen Position und Pete konnte herausfinden, daß er Verbindung zu mehreren politischen Größen hatte. Doch Jack wußte, daß keiner davon der Drahtzieher sein würde. Der Verantwortliche befand sich in der Zukunft und war auch sicher dort geblieben.

O’Neills Ungeduld wuchs von Minute zu Minute an.

"Ich bin dagegen!" meldete sich Daniel zu Wort.

"Ich bin dafür! Nur er kann uns sagen, wer dahinter steckt!" beharrte Jack und blickte zu MacGyver, der sich noch nicht zu diesem Vorschlag geäußert hatte.

"Meiner Meinung nach ist es riskant. Dieser Kerl könnte Dich genauso gut gleich über den Haufen knallen. Er hat nichts zu verlieren."

"Ich habe es verdammt noch mal satt, hier ewig untätig rumzusitzen" entgegnete er gereizt. "Lieber werde ich erschossen. Ich hab meinen Hals schon für weniger riskiert." Jack stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen.

Er hatte sich in seiner eigenen Zeit ein neues Leben aufgebaut. Jedes Detail seiner Vergangenheit wurde hier mit einem Mal wieder lebendig. Jede Nachrichtensendung, die er sah, erinnerte ihn an sein früheres Leben und langsam aber sicher war er an dem Punkt angelangt, an dem ihm alles besser schien, als hierzubleiben. Er starrte mit blinden Augen aus dem Fenster auf den großen Parkplatz. Bilder von Charlie huschten durch sein Gehirn. Sein Lachen grub sich fast schmerzhaft in seinen Kopf. Er drehte sich abrupt um:

"Es ist mein Risiko, und wenn es sein muß, hol ich mir diese verfluchte Maschine alleine zurück!"

Mac tauschte einen vielsagenden Blick mit Pete. Daniel senkte resigniert den Blick. Er kannte O’Neill gut genug, um zu wissen, daß es ihm ernst war.

"Na schön. Scheinbar ist es wirklich der einzige Weg, eine Spur zu bekommen" lenkte MacGyver ein. "Wir geben Dir Rückendeckung und versuchen, Dich so schnell wie möglich wieder rauszuholen. Pete hat einige Informationen, die wir vielleicht für diesen Zweck nützen können."

Der Colonel schaute Thornton an: "Können Sie für mich eine Waffe besorgen? Ich könnte sie sicher gut gebrauchen. Für die Rückendeckung wären sie sicher auch wichtig."

Er deutete mit der rechten Hand auf Daniel und MacGyver.

Jackson willigte sofort in Jacks Vorschlag ein, doch Mac schüttelte entschlossen mit dem Kopf: "Nein."

Jack und Daniel sahen ihn überrascht an.

"Ich hab’ da so meine eigenen Methoden!" ergänzte MacGyver und beendete damit das Thema.

Sie verließen Petes Büro und O’Neill zupfte MacGyver am Ärmel und zog ihn zur Seite. Er hatte ihm bis jetzt noch nicht für seine uneigennützige Hilfe gedankt und hielt sie für mehr als überfällig.

"Ich, äh.... , danke. Ich weiß, ich kann Dir niemals zurückzahlen, was Du für mich riskiert hast" fing er unbeholfen an.

MacGyver schüttelte den Kopf.

"Ich sagte Dir doch, das ist mein Job. Auch wenn mir dieses Mal wirklich was daran gelegen hat, Dir zu helfen. Ich hab’s gern getan – außerdem sind wir quitt."

"Du bist ein seltsamer Vogel, MacGyver!"

Mac klopfte Jack auf die Schulter und lächelte: "Du bist mir noch ein Schachspiel schuldig."

"Darauf kannst Du wetten, und wenn ich Dich dafür in zehn Jahren besuchen muß. Ich versprech’s" grinste O’Neill zurück.

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Colorado Springs – Am nächsten Vormittag

Scott stand von seinem Platz in dem kleinen Lokal auf und legte ein paar Dollar auf den Tresen. Gerade hatte er erfahren, daß er seine Tätigkeit hier in der Vergangenheit aufgeben mußte. Nachdem er seinen Auftraggeber davon unterrichtet hatte, daß O’Neill gerettet wurde, war es zu gefährlich hier geworden. Solange er sich auf freiem Fuß befand, würde er alles versuchen zurück zu kommen. Dafür war er das beste Ziel. Dieser Colonel mußte neun Leben haben wie eine Katze und langsam fing er an, diesen Mann zu hassen.

Mit grimmigem Gesicht verließ er die Kneipe und trat auf die Straße. Es war ein trüber Nachmittag und der wolkenverhangene Himmel ließ keinen Sonnenstrahl durch. Zwei seiner Männer warteten vor dem Eingang und er nickte ihnen fast unmerklich zu. Sie würden warten, bis sich der Bote im Lokal, mit dem er sich getroffen hatte, als ungefährlich erwies.

Sein Wagen parkte in einer dunklen Seitenstraße. Er ging zielstrebig darauf zu und holte den Autoschlüssel aus der Tasche, als er hinter sich Schritte hörte.

Jack wußte genau, wie sich ein Typ wie Scott verhalten würde. Sobald er alleine war, konnte man seine Unsicherheit direkt riechen – doch hatte er seine Bodyguards um sich, war er großspurig und voller Selbstsicherheit.

Er sah sich vorsichtig um, wollte den richtigen Moment abpassen, um ihm zumindestens einen Schrecken einjagen, der sich gewaschen hatte. Seine Hand umschloß die Beretta fester, die er in der Jackentasche hatte.

Langsam trat er aus seiner Deckung hervor und schlich sich nah an den kleineren Mann heran.

"Lange nicht gesehen" flüsterte ihm Jack drohend zu.

Scott wirbelte herum und für einen kurzen Moment sah O’Neill so etwas wie Angst in den Augen seines Gegenübers, der sich jedoch sofort wieder in der Gewalt hatte.

"Ich weiß von Ihrem hinterhältigen Spielchen, Scott. Und ich verstehe keinerlei Spaß in dieser Hinsicht!" fuhr er unbeirrt fort.

Er hielt die Waffe hoch und spannte den Hahn, zielte genau zwischen die Augen des Mannes.

Aus den Augenwinkeln sah er die beiden Begleiter des Sergeants um die Ecke kommen. Er zwang sich, sie zu ignorieren und tat so, als sei er sich der Gefahr, in der er sich befand, nicht bewußt. Sein kalter Blick war auf Scott gerichtet, auf dessen Stirn nun tatsächlich Schweißperlen standen. Jack genoß den kurzen Augenblick des Triumphes und drückte mit dem Finger ganz langsam auf den Abzug, bis er den ersten Widerstand spürte.

"Ich sollte dich wirklich erschießen, du Bastard" wisperte er zu sich selbst und bereitete sich innerlich auf den Schlag vor, von dem er wußte, daß er kommen würde – und er wurde auch nicht enttäuscht. Sterne explodierten vor seinen Augen und er fiel mit einem dumpfen Geräusch auf die Straße.

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SCG – 2001

Carter hatte den Tollanern eine Nachricht geschickt und wartete nun ungeduldig auf eine Antwort. Sie hatte lediglich um einen Besuch gebeten, das Anliegen selbst würde sie besser persönlich vorbringen.

Erst nach einigen Stunden kam die erwartete Einladung und sie machte sich mit Teal’C auf den Weg. Mit einem letzten Blick zu General Hammond, der mit gemischten Gefühlen die Abreise beobachtete, durchschritten sie den Ereignishorizont.

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Daniel sah seinen Freund zu Boden gehen und das ungute Gefühl stellte sich erneut in ihm ein.

"Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee war" murmelte er leise und blickte zu MacGyver, der mit ihm in einem Hauseingang stand.

"Vielleicht bringen sie ihn einfach zurück zur Polizei."

"Wenn er droht, seine Identität platzen zu lassen, wird er es nicht wagen, ihn der Öffentlichkeit auszusetzen." Mac machte eine kleine Pause. "Wahrscheinlicher wäre es, sie bringen ihn gleich um."

Er warf Daniel einen entschuldigenden Blick zu und zuckte mit den Achseln.

"Danke" erwiderte der Archäologe trocken und widmete sich wieder den drei Männern, die Jack inzwischen durchsucht und in einen Kofferraum geladen hatten. Schnell stiegen sie in den gemieteten Geländewagen und folgten ihnen durch die Stadt. Daniel hoffte, daß sie dem Zeitsprunggerät mit dieser Aktion einen Schritt weitergekommen waren.

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Ein gleichmäßiges Brummen drängte sich in O’Neills Gehirn. Es dauerte einige Momente, bis er es als Motorengeräusch identifizieren konnte. Um ihn herum war es dunkel und eine schaukelnde Bewegung erinnerte ihn daran, daß sein Magen nicht für die Seefahrt geschaffen wäre. Er tastete seine Umgebung ab und bemerkte schnell, daß er sich in einem Kofferraum befand. Er hoffte nur, Daniel und MacGyver konnten sich rechtzeitig an das Fahrzeug hängen.

Außer dem Reserverad und dem Wagenheber befand sich nichts Brauchbares bei ihm. Er wühlte unter die Fahrzeugverkleidung und suchte nach verborgenen Kabeln. Die meisten Wagen hatten ein Kabel, durch das das Schloß zusammen mit der Zentralverriegelung geöffnet wurde. Vielleicht hatte er Glück und er konnte das Kofferraumschloß durch Ziehen an einem der Kabel selbst aufmachen. Gerade, als er fündig wurde, hielt der Wagen an und die Autotüren wurden geöffnet. Alles hörte sich seltsam hohl an aus seiner Position. Er schloß die Augen, in der Hoffnung sie täuschen zu können.

Schwungvoll öffnete sich der Kofferraumdeckel und Jack wurde an den Schultern gepackt und herausgezogen, was ihn durch den plötzlichen Schmerz scharf einatmen ließ. Automatisch stützte er sich mit den Armen ab, als er auf den Boden rutschte. Sofort spürte er einen Stiefel im Kreuz, der ihn daran hinderte, sich umzudrehen.

"Keine dumme Bewegung oder Du wirst es bereuen!" hörte er die Stimme des Anführers. Mit dem Gesicht nach unten lag er schnaufend in einer Wasserlache, sein Blick wanderte über den feuchten Betonboden. Sie befanden sich in einer Tiefgarage, nicht weit von einem Treppenaufgang entfernt.

Der Druck auf seinen Rücken verschwand und er stand langsam auf, wischte sich mit den Händen das Wasser von Jacke und Hemd. Die beiden Begleiter nahmen ihn in die Mitte und führten ihn zum Aufgang, stießen ihn die steile Treppe nach oben ohne ein Wort zu sagen. Scott folgte dicht auf, Jacks eigene Pistole feuerbereit im Anschlag.

"Lerne ich jetzt endlich den Oberboß kennen, der Euch an den Fäden zieht?" grollte O’Neill und warf einen schnellen Blick nach unten zur Treppenhaustür.

"Halt’s Maul!" fuhr ihn Scott an "Wenn’s nach mir ginge, würde ich Dir das Licht gleich hier ausblasen!"

Jack fluchte innerlich, nicht mit einem besseren Kontakt zu Daniel ausgerüstet zu sein. Den Vorschlag Petes, ein Mikrofon zu benutzen, hatte er abgelehnt. Jetzt wäre er froh darum, wenigstens diese Art der Verbindung zu haben.

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MacGyver wandte sein ganzes Können ein, um der unauffälligen Limousine im regen Verkehr zu folgen. Gemessen an der Tatsache, daß sie sich mitten im Feierabendverkehr befanden, war das gar nicht so einfach, vor allem wenn man nicht auffallen wollte.

Sie fuhren von der dreispurigen Autobahn ab Richtung Innenstadt, links und rechts mehrten sich die Häuser und verwandelten sich in die vielstöckigen Betongebäude.

Daniel neben ihm verrenkte sich den Hals, um das Auto nicht aus den Augen zu verlieren.

"Nach rechts, er ist nach rechts abgebogen!" drängelte er nervös und Mac unterdrückte einen Fluch, als ein Lieferwagen ihm die Sicht versperrte. Er wechselte die Spur hinter einen roten Sportwagen, der ebenfalls rechts abbog. Jetzt hatte er wieder freie Sicht, holte langsam aber sicher auf den zu verfolgenden Wagen auf.

Bürohäuser und Behörden säumten ihren Weg. Er bremste scharf ab, als der Flitzer vor ihm plötzlich stehenblieb und eine Hupe riß ihn aus seiner Konzentration.

"Verdammt noch mal, fahr weiter!" schimpfte er. Daniel neben ihm seufzte auf und wäre dem Wagen am liebsten zu Fuß gefolgt. Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung und MacGyver sah gerade noch, wie der Wagen im Eingang einer Tiefgarage verschwand, bevor sie erneut durch den Verkehr aufgehalten wurden.

"Ich werde hineinlaufen, such einen Parkplatz vor dem Gebäude, dann übersiehst Du uns nicht. Bleib im Wagen, vielleicht haben wir’s eilig!"

Bevor MacGyver darauf reagieren konnte, war Daniel schon aus der Tür. Unschlüssig, ob er den Tatendrang des jungen Mannes stoppen sollte, starrte er auf die Straße, bis der Verkehr weiterlief. Nach einem erneuten Bremsmanöver steuerte er den Jeep die Rampe hinunter, fuhr jedes Deck der Tiefgarage langsam ab. Von Daniel oder den Entführern war nichts zu sehen und so fuhr er zur Straße zurück, um auf der gegenüberliegenden Seite des großen Bürogebäudes einen Parkplatz zu suchen.

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SGC – 2001

Als Sam auf Tollan aus dem Wurmloch trat, wurde sie von Narim überschwenglich begrüßt. Er nickte Teal’C zu und umarmte sie herzlich, merkte aber sofort, daß sie etwas auf dem Herzen hatte.

"Das ist kein Höflichkeitsbesuch, nicht wahr Sam?" Erblickte sich suchend um: "Wo sind der Rest von SG1?" fragte er dann, als niemand mehr folgte und sich das Wurmloch schloß.

"Aus diesem Grund bin ich hier, Narim. Es ist etwas Schreckliches passiert. Der Colonel und Daniel wurden entführt und in die Vergangenheit geschickt. Ihr habt eine so hoch entwickelte Technologie, könnt sogar durch Wände gehen, ich dachte, ihr könnt uns vielleicht helfen!"

Die Sätze sprudelten nur so aus Sam heraus. Sie hatte so lange warten müssen, bevor sie nun endlich selbst etwas unternehmen konnte, daß sie vor Ungeduld fast zu platzen schien.

"Bitte Narim, sag daß Du mir helfen kannst!" Narims Antwort würde über das Schicksal von Daniel entscheiden und auch Jack hatte sie noch nicht vollkommen aufgegeben. Vielleicht lebte er ja noch. Erwartungsvoll schaute sie Narim an.

Das Gesicht des Tollaners verschloß sich. Er löste die Umarmung und trat einen Schritt zurück.

"Du weißt, daß unsere Technologie für andere Rassen nicht zur Diskussion steht. Egal welche Umstände auch eintreten, unser Gesetz verbietet es."

Sams Augen weiteten sich ungläubig. Sie blickte zu Teal’C , der mit regungslosem Gesicht neben sie getreten war.

"Aber ich werde Euch zum Hohen Rat bringen. Dort kannst Du Deine Bitte nochmals vortragen."

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1991

Zu zweit versuchten Scotts Helfer O’Neill in ein Büro im 6. Stock zu stoßen. Nachdem sie das Erdgeschoß erreicht hatten, waren sie mit dem Fahrstuhl weitergefahren und hatten so eine Begegnung mit anderen Menschen vermieden.

Er spreizte sich dagegen, in den Raum zu treten und hielt sich mit den Fingern am Türrahmen fest. Er wollte so lange wie möglich auf dem Gang bleiben, um Daniel und MacGyver die Gelegenheit zu geben, ihn doch noch ausfindig zu machen.

Er wußte, daß Scott in dem öffentlichen Gebäude nicht schießen würde. Zu viele Zeugen waren hier und es gäbe zu viele Fragen, warum er den Geflohenen nicht direkt der Polizei übergeben hatte. Tief gruben sich seine Fingernägel in das weiße Holz des Türstocks, bevor ihm ein kräftiger Hieb in die Rippen die Luft aus der Lunge trieb.

Jack griff sich an die Seite und stolperte über die Türschwelle. Das eigene Gewicht wuchtete ihn nach vorne und er landete auf allen vieren auf einem abgetretenen Teppich. Bevor er aufatmen konnte, brachte ihn ein weiterer Tritt vollends in eine liegende Position und er starrte in die Mündung von Scotts Waffe.

"Noch so ein Versuch, Freundchen, und meine Leute verarbeiten Dich zu Fischfutter" fauchte er Jack an. O’Neill rappelte sich langsam auf und stand nun mit wackeligen Beinen wieder zwischen seinen Angreifern.

Scott ging um den Schreibtisch, der in der Mitte des Zimmers stand, herum und griff zum Telefon. Er wählte eine Nummer und wartete dann ab, bis sich am andere Ende jemand meldete.

Mit knappen Worten erklärte er die Situation und legte dann wieder auf.

"Jetzt, Colonel O’Neill, jetzt werden wir sehen, was mit Ihnen geschehen soll. Ich möchte Ihnen etwas zeigen." Er ging zu einem Tresor an der Wand und öffnete ihn mit wenigen Handgriffen. Heraus holte er einen zigarrenkistenähnlichen Gegenstand, den er fast ehrfürchtig auf dem Schreibtisch abstellte.

"Falls Sie mir eine Zigarre anbieten möchten – ich hab das Rauchen schon vor Jahren aufgegeben. Es gefährdet die Gesundheit" sagte er heiser und deutete mit der Hand auf die Kiste.

"Immer ein Scherz auf den Lippen, nicht wahr, Colonel?" grinste der falsche Polizist und öffnete das Gebilde.

"Ihre Gesundheit geht mir am Arsch vorbei, O’Neill. Sie sind ein schwarzer Fleck auf meiner weißen Weste und das werde ich ändern."

Mit einer schnellen Bewegung ließ er den Deckel nach hinten schnappen und Jack lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Schon befürchtete er, irgendein außerirdisches Foltergerät kennenzulernen und konzentrierte sich darauf, seinen Blick ruhig zu halten. >Wo zum Teufel blieb Daniel, wenn man ihn brauchte< dachte er und starrte auf den Inhalt der Kiste.

Auf rotem und schwarzem Samt lag ein metallisch glänzender Gegenstand, dem Jack sofort ansah, daß er nicht irdischen Ursprungs war. Es war rechteckig mit abgerundeten, farblich unterschiedlichen Rändern. Links und rechts befanden sich ovale Knöpfe, die rötlich schimmerten und mit Symbolen versehen waren, die ihm zwar bekannt vorkamen, er jedoch nicht genau einordnen konnte. Am unteren Rand befanden sich fremdartige Schriftzeichen, die er schon des öfteren gesehen hatte.

Er versuchte sich zu erinnern, wo er solche Zeichen schon einmal gesehen hatte. Auf Tollan, da war er sich ziemlich sicher.

Der obere Rand war von links nach rechts mit den Symbolen des Sternentores gekennzeichnet und verdünnte sich zu einer Platte.

Ohne Zweifel handelte es sich bei dem Gerät um die Zeitmaschine und Jacks Herz machte einen Freudensprung, als er sich dessen bewußt wurde.

Er hielt unwillkürlich die Luft an. >Jetzt wäre das richtige Timing, Daniel< dachte er hoffend. Da klingelte das Telefon und er wurde aus seinen Überlegungen gerissen.

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SGC – 2001

Carter stand in dem schon bekannten Konferenzraum der Tollaner und wartete darauf, daß der Hohe Rat erschien. Dann endlich kam die Hohe Kanzlerin Travell und lächelte sie freundlich an.

"Samantha Carter. Wie schön Dich wieder zu sehen."

Sam lächelte gewinnend zurück und stand auf, um an den großen Tisch zu treten.

"Ich komme mit einer großen Bitte, ..." Sie schluckte und trug den Grund ihres Besuches erneut vor.

"...Jack wurde irgendwo von einer Lawine verschüttet, aber Daniel ist noch dort und ohne Hilfe ist er verloren" schloß sie ihren Bericht atemlos ab.

"Colonel O’Neill und Daniel, also." Travell nickte mit dem Kopf und blickte dem Major in die Augen.

"Ich weiß, daß Dir beide sehr viel bedeuten. Es sind loyale Mitglieder Deines Teams und ich kann verstehen, daß Du alles versuchen willst, sie wieder zurückzuholen." Sie machte eine bedeutende Pause und studierte dabei Sams Gesicht.

"Es existierte eine >Zeitmaschine<, wie Du sie nennst und man kann mit ihr in die Vergangenheit reisen. Doch sie wurde uns gestohlen und beunruhigenderweise war sie nicht bei den Gegenständen, die wir durch O’Neills Aktion zurückbekommen haben." Sie machte eine Pause und ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, daß es ihr sehr leid tat, Sam nicht helfen zu können.

"Glaub mir Samantha Carter, wenn wir die Möglichkeit hätten, Deinen Colonel und Daniel Jackson zu retten, wir würden es tun."

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1991

Scott schloß den Deckel der Kiste und griff zum Telefon. Sein breites Grinsen bestätigte Jacks Befürchtungen, daß sein Leben nicht mehr viel wert war. Der Sergeant legte mit einem knappen "In Ordnung" den Hörer zurück auf die Gabel und blickte triumphierend zu seinem Gefangenen.

"Auf der Flucht erschossen! Wie hört sich das an?" fragte er scheinheilig.

"Nur schade, daß die Glaubwürdigkeit darunter leidet, wenn ich mich noch ein wenig amüsieren würde." Er griff nach seiner Pistole, die er im Holster verstaut hatte. Aus dem selben Holster holte er einen Schalldämpfer und schraubte ihn bedächtig darauf.

"Dreht ihn um und haltet seine Arme nach unten!"

Seine Begleiter packten seine Arme und Jack versuchte mit aller Gewalt, sich zu befreien, jedoch ohne Erfolg. Dann plötzlich erstarrte sein Körper.

Ein mittlerweile bekanntes Gefühl der Panik stieg ihn ihm hoch, als er mit nach unten gedrückten Armen und dem Gesicht zur Tür wie in einem Schraubstock zwischen den beiden Männern stand. Sein Verstand spielte ihm das feine Klicken des Abzugs vor, bevor es überhaupt stattgefunden hatte und ein feiner Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. Er krümmte und wand sich im eisernen Griff seiner Feinde und wußte doch, daß es ihm rein gar nichts nutzen würde.


weiter: Kapitel 4

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