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Spiel mit der Vergangenheit von Mac

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Vorwort

Ein Dankeschön an alle, die mich wissend oder unwissend inspiriert haben, an Lya fürs Betalesen, an Giotto fürs Antreiben sowie an Brummelbär für seine aufgebrachte Geduld und die guten Tips.
Spiel mit der Vergangenheit


Teil 1: Ein teuflischer Plan


Washington

Der blaue Winterhimmel füllte sich langsam mit Wolken und ein heftiger Wind ließ die Bäume im Stadtpark erzittern.

Auf einer Bank saß ein Herr mittleren Alters und studierte ein Foto mit einem seltsamen Gegenstand darauf. Sein Mantel verdeckte die darunter liegende Uniform fast vollständig und nur versierte Beobachter konnten erkennen, daß er den blauen Anzug eines Offiziers der Luftwaffe trug. Es war die Zeichnung eines Gerätes, mit dem er sich die Welt erobern würde. Doch zuvor wollte er den Mann vernichten, der Schuld hatte, daß seine besten Männer jetzt im Gefängnis saßen. Ohne seine Einmischung hätte er längst alle Fäden in der Hand halten können.

Er wechselte das Foto in seiner Hand gegen ein anderes aus und grinste wölfisch. Ja, für ihn hatte er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf dem Bild war ein Air Force-Angehöriger zu sehen, auf dessen Brust das Namensschild überdeutlich zu erkennen war:

Col. Jonathan O’Neill.

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Colorado – SGC

"Unautorisierte Aktivierung von außen" tönte die Computerstimme aus den im Stargatecenter montierten Lautsprechern. General Hammond saß an seinem Schreibtisch in seinem Büro und hob erstaunt den Kopf. Er hatte immer noch ein ungutes Gefühl im Bauch, wenn das Sternentor unplanmäßig angewählt wurde. Mit einem lauten Seufzen stand er auf und ging durch die Tür in den Besprechungsraum. Das einzige Team, das sich zur Zeit Off-World befand war SG-1, und die waren erst knapp zwei Stunden fort.

Er warf einen kurzen Blick durch das große Fenster auf den runden Kreis, vor dem sich gerade die zuständige Einheit mit ihren erhobenen Waffen versammelte. Die aus Titan bestehende Iris schloß sich und er eilte die Stufen hinab in das Kontrollzentrum. "Noch kein Code, Sir!" wurde er von dem Techniker am Computer begrüßt. Hammond starrte ungeduldig auf den Flachbildschirm, der das Signal des eingehenden GDO-Codes unverzüglich darstellen würde. Nach endlosen Sekunden erschien dann endlich eine Zahlenkombination, die die Eintreffenden als SG-1 identifizierte.

"Iris öffnen" befahl der General erleichtert.

Einen langen Augenblick geschah gar nichts. Dann durchbrachen die Figuren der vier Teammitglieder die unruhige quecksilberähnliche Oberfläche des Ereignishorizontes.

Major Samantha Carter wurde per Rettungssitz vom Teamleiter Colonel Jack O’Neill und dem Jaffa Teal’C getragen. Sie hatte beide Arme um die Schultern ihrer Kameraden gelegt und brauchte ihre ganze Kraft, um sich daran festzuhalten.

Dahinter erschien Dr. Daniel Jackson, der Archäologe und Linguist der Gruppe, der sich mit dem zusätzlichen Gepäck des verletzten Majors abmühte.

"Medizinisches Notfallteam sofort in den Stargate-Raum" ordnete der Leiter des SGC an. Dann ging er in den Torraum hinunter, um seine Mannschaft zu begrüßen. Dort angekommen traf er auch schon auf Dr. Janet Fraiser, die schnell mit einer Trage und zwei Assistenten an ihm vorbeieilte.

"Was ist passiert?" war die erste Frage von ihr, als sie half, Sam Carter aus ihrer mehr oder weniger unbequemen Lage zu befreien.

"Sie ist abgestürzt" bekam sie auch gleich die Erklärung von O’Neill. "Es waren so ca. 6 m. Ihr rechtes Bein hat was abbekommen und vielleicht die Rippen."

Sie legten die Verletzte auf die Bahre und Jack klopfte ihr sanft auf die Schulter. "Wird schon wieder, Major" lächelte er ihr aufmunternd zu und sie erwiderte es mit schmerzverzerrtem Gesicht und ließ sich aufatmend zurückfallen.

General Hammond blickte erwartungsvoll auf seinen zweithöchsten Offizier, sein Blick sagte, daß er mit diesem knappen Bericht noch nicht ganz zufrieden war.

"Keine Goa’Uld, Sir" ergänzte dieser schließlich und setzte sich neben Daniel auf die Rampe, um etwas Atem zu holen. Carter war zwar kein Schwergewicht, aber nach einer Weile kam ihm auch das leichteste Gewicht vor, als wenn eine Tonne an seinem Arm hing. Teal’C schien dagegen keine Probleme zu haben.

"Nach dem Sturz hielt es O’Neill für das Beste, sofort zur Basis zurückzukehren." nahm er Jack die Worte aus dem Mund.

"Carter holte einige Proben von einem steilen Abhang. Sie meinte, die Bodenbeschaffenheit dort gäbe ihr Aufschluß über einige MALP-Daten. Dabei löste sich eine Steinlawine und sie stürzte ab."

Daniel stöhnte und erhob sich aus seiner sitzenden Position, als O’Neill mit seiner Ausführung geendet hatte. Erst jetzt fiel Hammond auf, daß auch der Rest von SG1 mit Kratzern übersät war und Daniel bereits den Ansatz eines ausgewachsenen blauen Auges aufwies.

"Es scheint mir, daß diese Steinlawine nicht nur Major Carter erwischt hat" bemerkte er. "Melden Sie sich bei Dr. Fraiser. Besprechung um 1100." Damit entließ er das angeschlagene Team und kehrte in sein Büro zurück. Die drei packten ihre Ausrüstung und verließen den Raum in Richtung Krankenstation, um sich vor allem zu erkundigen, wie es Sam ging.

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Drei Stunden später waren O’Neill und Dr. Jackson wieder unterwegs ins Krankenrevier. Sie hatten die Besprechung hinter sich gebracht, welche aufgrund der mißglückten Mission und fehlender Erkenntnisse nicht sehr lange gedauert hatte, und den Rest des Tages frei bekommen. Teal’C hatte sich in sein Quartier zurückgezogen und nun waren sie unterwegs, um sich von Sam zu verabschieden und ihr noch mal eine gute Besserung zu wünschen.

Sie stürmten wie zwei ausgelassene Schuljungen in Sams Zimmer und ernteten dafür einen tadelnden Blick von Janet und ein herzerfrischendes Lachen von Sam, welches jedoch sofort wieder verstummte, als sich ihre Rippen darüber beschwerten. Sie lag mit erhöhtem einbandagiertem rechten Bein in einem der Betten und sah schon wieder um 100 % besser aus.

"Na, wie geht’s Ihnen, Carter?" Jack bremste vor dem Bett ab und setzte sich vorsichtig an das Fußende.

"Schon wieder ganz gut, danke" erwiderte sie.

Daniel stellte sich an die andere Seite: "Was fehlt denn jetzt Deinem Bein?"

"Zum Glück ist es nicht gebrochen, nur ordentlich verstaucht. Es wird einige Tage dauern, bis ich das Knie wieder richtig bewegen kann."

"Da hattest Du Glück im Unglück" bemerkte Daniel.

"Ja, ich könnte mich ohrfeigen, daß ich Euch so in Gefahr gebracht habe" sagte sie und deutete auf das Veilchen in Daniels Gesicht.

"Na ja, jetzt müssen Sie endlich mal ausspannen" grinste Jack schadenfroh "und Sie sind auch noch selber Schuld." Dann fuhr ein Schatten über Carters Gesicht und Jack bereute sofort, was er gesagt hatte." "Hey, das ist Ihre Arbeit. Machen Sie sich jetzt bloß keine Vorwürfe!" munterte er sie auf.

"Nein, mach ich nicht" entgegnete sie und hob den Blick.‘ "Ich hab' nur ein anderes Problem."

"Nur raus damit" forderte Jack sie auf. "Wir sind bekannt dafür, jedes Problem lösen zu können!"

Carter drehte den Kopf zu Daniel und sah ihn bittend an:

"Ich habe Cassie versprochen, sie heute nachmittag von der Schule abzuholen. Sie schreiben eine Arbeit in Chemie und ich wollte ihr heute nachmittag in meinem Labor bei einigen Versuchen helfen. – Sie hat sich so drauf verlassen und alleine kann ich sie unmöglich dort arbeiten lassen."

Daniel setzte seinen Hundeblick auf, nicht so recht wissend, wie er ihr diese Bitte abschlagen konnte. Er hatte sich so auf einen ruhigen Nachmittag zu Hause gefreut. Jack kannte den jungen Archäologen lange genug, um erkennen zu können, daß er so gar keine Lust dazu hatte. Er mochte Cassandra sehr gerne.

"Naja, wenn ich etwas von Chemie verstehen würde. Aber wie wäre es, wenn wir Cassie von der Schule abholen, Hausaufgaben machen und sie fragen, ob das Versuchszeug nicht ein paar Tage warten könnte."

Mit diesen Worten sah er Jackson und Carter erwartungsvoll an. "Als Trostpflaster könnte ich ja mit ihr ein Eis essen."

"Das würden Sie tun, Sir?" Erstaunt drehte Sam den Kopf in seine Richtung. "Warum nicht? Solange ich nicht in Ihrem Labor Stunden damit zubringen muß, Cassie davon abzuhalten, alles in die Luft zu jagen" grinste er sie an.

Daniel schluckte. Auf solche Erfahrungen konnte auch er sehr gut verzichten.

"Also gut!" willigte er schließlich ein. "Ich rede mit ihr. Nur die Hausaufgaben. Den Rest könnt Ihr ein anderes Mal nachholen."

Überglücklich drückte sie den jungen Wissenschaftler an sich und strahlte die beiden an. So hatte sie wenigstens kein schlechtes Gewissen mehr.

"Aber jetzt wird sich ausgeruht!" warf der Colonel in seinem besten Befehlston ein. "Ich werde Fraiser Bescheid geben wegen Cassie." Er erhob sich vorsichtig, darauf bedacht, Sams Knie nicht zu belasten und zupfte Jackson am Ärmel. "Komm schon, Du kannst ja später die unersättliche Astrophysikerin mit wissenschaftlichem Gesülze eindecken!"

"Danke Euch beiden!" rief Sam ihnen noch nach und fiel lächelnd in ihre Kissen zurück.

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In einem Wagen vor der Basis sah ein Mann den Colonel und seinen Kollegen aus dem Tunnel kommen. Er legte sich grinsend zurück und beobachtete, wie die beiden in Jacks Jeep stiegen und durch die Kontrollen Richtung Stadt verschwanden.

Er griff zu seinem Telefon und wählte die Nummer seines Kontaktmannes: "Sie fahren jetzt los. Schalte das Peilgerät ein!"

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Die Straße vor Cassies Schule war überfüllt mit Fahrzeugen wartender Eltern und Schüler. So beschlossen Jack und Daniel, ihr Auto in einer Nebenstraße zu parken und zu Fuß zum Eingang zu gehen. Sie hatten noch fast eine Viertelstunde Zeit, bevor Cassie das Gebäude verlassen würde und sie setzten sich auf eine Bank. Es war Winter in Colorado und empfindlich kalt und beide schlugen die Jackenkragen hoch und steckten die Hände in die Taschen.

Unbemerkt hielt ein weißer Lieferwagen neben ihnen und zwei bullige Männer stiegen aus und öffneten die hintere Seitentür. Im Schutz des Wagens holten sie jeder eine Flasche aus der Jackentasche und tränkten eine Flüssigkeit auf ein Stück Stoff. Ein Gespräch vortäuschend schlenderten sie hinter die Parkbank und auf ein geheimes Zeichen hin, legten sie los.

Daniel war gerade dabei, eine seiner auf archäologischen Funden basierende Geschichte auszuschmücken, die Jack meistens schon im Ansatz zu ersticken wußte, als eine kräftige Hand sich von hinten auf seinen Mund legte und er automatisch einen tiefen Atemzug tat. Bevor Jack auch nur reagieren konnte, ereilte ihn daßelbe Schicksal.

Während Daniel ziemlich schnell die Wirkung des Betäubungsmittels zu spüren bekam und schlaff in den Armen seines Angreifers hing, hatte Jacks Gegner kein so leichtes Spiel. Durch jahrelanges Spezialtraining waren seine Sinne geschärft. Er drehte sich um und packte den Mann, noch ehe er das Chloroform einatmen konnte. Er zog den überraschten Täter über die Bank und gab ihm einen gekonnten Kinnhaken, dessen Wucht ihn mitsamt seinem Ziel zu Boden gehen ließ. Doch noch bevor er ihn mit einem zweiten Schlag k.o. schicken konnte, spürte er einen harten Gegenstand mit seinem Kopf kollidieren und sackte bewußtlos nach vorne.

Die ganze Aktion hatte nicht einmal eine Minute gedauert und die beiden Männer schleppten ihre Opfer in den Innenraum des Lieferwagens und verschwanden dann so schnell sie konnten im dichten Verkehr.

Nur ein paar ungläubige Blicke folgten dem weißen Wagen. Als die von Passanten informierten Polizeibeamten wenig später am Tatort eintrafen, ging alles bereits wieder seinen gewohnten Gang und im Eifer des Gefechtes gab es keinen einzigen brauchbaren Hinweis, was eigentlich geschehen war.

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Kopfschmerzen und Übelkeit waren das erste, das Daniel nach seinem Erwachen bemerkte. Er lag auf dem Rücken, in einem kalten stockdunklen Raum, in dem es muffig roch. Seine Arme waren über dem Kopf irgendwo mit Handschellen festgemacht und langsam überkam ihn die Erinnerung an das, was geschehen war. Dann hörte er ein Stöhnen und versuchte, sich danach umzudrehen.

Jack befand sich in derselben Situation und war scheinbar schon eine Weile länger wach. Dem anstrengenden Keuchen nach zu urteilen versuchte er vergeblich, sich aus seinen Fesseln zu befreien.

"Jack" krächzte Daniel heiser.

"Na endlich!" hörte er die erleichterte Stimme seines Freundes. "Dachte schon, Du wachst gar nicht mehr auf."

"Wo sind wir? Ich kann gar nichts sehen."

"Kein Wunder, Du hast eine Augenbinde. Aber auch ohne würdest Du nicht viel erkennen. Es gibt hier keine Fenster – Wir sind in irgendeinem Keller oder Bunker oder sonstwo."

Man konnte die Frustration in seiner Stimme deutlich erkennen. O’Neills Augen hatten sich in der Zwischenzeit an die Dunkelheit gewohnt. Nachdem er ebenfalls mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht war, hatte er den Ernst der Lage relativ schnell erkannt und versuchte nun schon seit einer geraumen Weile, sich aus seiner mißlichen Lage zu befreien. Jedoch ohne Erfolg und die Tatsache, daß Daniel nicht zu sich gekommen war, hatte ihn einer Panik nahegebracht.

Er hatte sich seiner Augenbinde schnell entledigen können, doch das spärliche Licht, das durch den Spalt eine Tür schien, reichte nicht aus, um sich ein Bild von seinem Zustand zu machen.

Daniel begann nun seinerseits an den Handfesseln zu rütteln, rutschte nach oben und streifte sich die Augenbinde herunter, bis sie lose um seinen Hals hing. Trotzdem konnte er immer noch nicht das geringste Bißchen sehen.

"Was soll das, was wollen die von uns?"

Jack schüttelte unbewußt den Kopf, was er jedoch sofort wieder bereute, als erneut ein stechender Schmerz seinen Kopf durchzuckte und die Übelkeit zurückkehrte. Der Schlag auf den Kopf hatte ihm ganz schön zugesetzt.

"Keine Ahnung" sagte er dann. Ich denke wir sind an einem Heizungsrohr oder so angekettet." Während er darauf gewartet hatte, daß Daniel aufwachte, hatte er genug Zeit gehabt, sich in ihrem Gefängnis ein wenig umzusehen. "Irgendwo in einem Keller oder so, riechst Du das Heizöl?"

"Nein" kam die spontane Antwort des Archäologen. "Ich habe noch immer den Geruch dieses Chloroforms in der Nase."

Ein Brummen von O’Neill war das einzige was daraufhin folgte. Jack setzte sich auf und starrte in die Dunkelheit, überlegte fieberhafte das Warum und Wer, und wie sie hier wieder herauskommen könnten. Langsam kroch die Kälte des feuchten Betonbodens durch ihre Kleidung. Vor ihren Gesichtern konnte man den Atem erkennen und Daniel fragte sich, wie lange sie hier schon eingesperrt waren.

"Man wird uns sicherlich schon suchen" unterbrach er die Stille, auch um sich selbst ein wenig Mut zumachen.

"Fragt sich nur wo" war die knappe Antwort seines Freundes.

"Wenn Cassie nicht abgeholt wird, dann ruft sie bestimmt bei Janet an."

Der Colonel wollte gerade etwas erwidern, als sie sich nähernde Stimmen und Schritte vernahmen.

Schnell legte er sich wieder hin. Das Warten hatte ein Ende und schon bald würden sie wissen, wer und warum man sie entführt hatte.

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Die Schritte wurden lauter und die Tür schließlich aufgeschlossen. In dem Raum wurde es schlagartig hell, als der Lichtschalter umgelegt wurde und eine nackte Glühbirne an der Decke blendete die beiden Entführten.

Ein bulliger Mann in Jeans und einem speckigen Flanellhemd kam hindurch und zielte mit einer Magnum auf O’Neill, während ein zweiter, fast noch größer erscheinender Kerl, sich zu ihm hinabbeugte und die aus Kabelbindern bestehenden Fesseln an den Beinen mit einem Messer durchtrennte. Dann holte er einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloß die Handschellen auf. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete Jack mißtrauisch die Aktivitäten des Mannes und rieb sich die Handgelenke.

Er erwartete, daß auch Daniel von seiner mißlichen Lage befreit würde, doch er wurde enttäuscht. Ohne den Archäologen eines Blickes zu würdigen, zerrte er Jack auf die Beine und schubste ihn aus dem Heizungskeller.

Er hatte kaum genug Zeit das Gleichgewicht zu finden, da hörte er hinter sich, wie der Hahn der Waffe gespannt wurde. Für einen schrecklichen Moment lang dachte er, man würde Daniel einfach erschießen und ein eiskalter Schauer jagte ihm den Rücken hinunter.

Bevor man ihm die Augenbinde wieder umband, hatte er Gelegenheit einen kurzen Blick auf Daniel zu erhaschen, der ihn aus geweiteten Augen anstarrte. Er setzte zu einer Frage an, doch wurde brutal weitergestoßen und unterbrochen:

"Keine dummen Bemerkungen, O’Neill! Oder wir machen kurzen Prozeß mit Ihnen und sparen uns das ganze Drumherum. Bewegung!" Jack schluckte seine Frage hinunter und setzte sich mit nach hinten festgehaltenen Armen in Bewegung.

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Daniel beobachtete das Erscheinen der beiden Männer mit wachsender Unruhe. Er war froh, wenigstens nicht alleine zu sein und zuversichtlich, daß sie schon irgendwie wieder einen Ausweg aus dieser Misere finden würden. Sie waren schließlich schon aus schlimmeren Situationen entkommen. Außerdem waren sie hier auf der Erde, da hätten sie zumindest den Vorteil unter Menschen zu sein. Vielleicht stellte sich ja nach einem ersten Gespräch mit den Entführern heraus, daß es sich um eine Verwechslung handelte.

>Hör auf, Daniel< schalt er sich selbst >die sind doch nicht so blöd und kidnappen zwei falsche Männer<.

Er sah zu wie Jacks Fesseln durchgeschnitten wurden und er unsanft auf die Beine gezerrt wurde. Einerseits war er froh, endlich wieder aufstehen zu können, doch andererseits wäre es ihm natürlich lieber gewesen, sie hätten genug Zeit gehabt, sich vorher aus eigener Kraft zu befreien. Dann hätte zumindest die Chance bestanden, ihre Gegner zu überraschen.

Vom Schwindel erfaßt taumelte O’Neill ein wenig und Daniel erkannte die vom Blut verklebten Haare sowie dunkle Flecken auf seinem Kragen. Bisher war er der Meinung gewesen, man hätte sie beide mit Chloroform betäubt, doch scheinbar hatte das für den Colonel nicht ausgereicht. Eine Gehirnerschütterung war das wenigste, was einem solchen Schlag folgte, das hatte der Archäologe bereits mehrfach selbst erfahren. Er rechnete damit, als nächstes befreit zu werden, doch stattdessen zielte das Muskelpaket auf den Rücken seines Freundes.

Jacks blasses Gesicht und seine besorgt blickenden Augen waren das letzte, das der junge Doktor von seinem Freund zu sehen bekam, bevor sie ihn aus der Tür schubsten und diese mit einem satten Knall wieder ins Schloß fiel. Starr vor Entsetzen lag Daniel auf dem Boden und wartete.

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O‘Neill wurde um mehrere Kurven in einen Raum dirigiert, in dem er von dem Muskelpaket in einen wackligen Plastikstuhl gedrückt wurde, die Magnum immer noch im Rücken. Vorsichtig hob er die Hand und faßte sich an den Hinterkopf, um die Ursache seiner Kopfschmerzen zu betasten; vermied es jedoch, die Augenbinde zu entfernen.

"Für dieses kleine Mißgeschick sind sie selbst verantwortlich. Chloroform hat zwar eine ähnliche Wirkung, aber es hinterläßt keine Spuren."

Die raue Stimme, die auf einen immensen Zigarettenkonsum hinwies, unterbrach seine Gedankengänge.

"Auch für Ihren Freund tut es mir leid. Eigentlich war er gar nicht mit eingeplant. Aber Sie sind einfach niemals lange genug zu Hause und so mußten wir unsere Pläne ändern."

O’Neill verstand immer noch nichts. "Dann lassen Sie ihn doch einfach gehen" schlug er nun vor.

Kehliges Gelächter war die Antwort darauf. "Dafür ist es nun wahrlich zu spät. – Das hier ist kein Spiel, Colonel. Wir haben das alles sehr gut geplant. Wir sind im Begriff, Sie zu eliminieren. Gänzlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Sie sind zu vielen Leuten ein Dorn im Auge!"

"Warum haben Sie mich dann nicht schon längst umgebracht?" An eine normale Lösegeldforderung hatte er eigentlich nie geglaubt. Zu seiner Verwunderung über das Ganze gesellte sich jetzt eine Mischung aus Angst und Wut. Angst, weil der Unbekannte vor ihm kein Blatt vor den Mund nahm und es anscheinend verdammt ernst meinte. Wut auf sich selbst, weil er wieder einmal durch seine Handlungen einen Unschuldigen mit in Gefahr gebracht hatte. Er wollte nur wissen, wem er so gewaltig auf den Schlips getreten war.

"Aber Sie werden mich doch sicherlich nicht dumm sterben lassen, oder?" Er hob die Hand und schob die Augenbinde nach oben.

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Cassandra wartete jetzt schon eine halbe Stunde auf Sam. Sie saß auf derselben Parkbank, von der vor einer Weile zwei Männer in einen Streit verwickelt waren. Gleich nachdem sie die Schule verlassen hatte, sprachen einige Passanten immer noch von der unschönen Szene, doch sie hatte schnell das Interesse daran verloren. Schließlich passierte es hier fast jeden Tag, daß sich Leute auf der Straße in die Haare bekamen.

Sam hatte ihr versprochen zu kommen und sie war normalerweise sehr zuverläßlich. Als nach weiteren fünf Minuten immer noch niemand zu sehen war, machte sie sich auf den Weg zur nächsten Telefonzelle, die nicht weit von der Schule entfernt war. Sie wählte die Nummer ihrer Mutter im SGC, die dort normalerweise um diese Zeit zu erreichen war. Schon nach kurzem Klingeln meldete sich auch schon die Stimme von Janet.

Nachdem Fraiser erfahren hatte, daß Jack und Daniel noch nicht aufgetaucht waren, versprach sie Cassandra, jemanden zu finden, der sie abholen würde. Dann ging sie schnell zu Major Carters Bett:

"Sam, haben sich der Colonel und Daniel bei Dir nochmal gemeldet? Sie haben vergessen, Cassie zu holen."

Erschrocken öffnete die blonde Wissenschaftlerin ihre Augen. "Oh nein, die beiden waren seit heute morgen nicht mehr hier!" Jack hatte ihr doch zugesagt, Cassie heute nachmittag zu beschäftigen. Eigentlich war es nicht seine Art, solche Dinge so einfach zu vergessen.

"Vielleicht rufst Du mal bei ihm zu Hause an. Die beiden sitzen sicher vor dem Fernseher und haben die Zeit vergessen."

Dr. Fraiser schüttelte den Kopf und ging zurück zum Telefon. Doch ihre Bemühungen waren umsonst. Bei keinem der beiden ging auch nach mehrmaligen Versuchen jemand an den Apparat. >Männer< dachte sie dabei und überlegte sich, wie sie ihrer enttäuschten Tochter den Nachmittag retten konnte. Sie hing an Jack, und daß er sie vergessen hatte, würde sie nicht so einfach glauben können.

Auch in der gesamten Basis konnte man keinen der beiden ausfindig machen. Das Labor von Daniel war aufgeräumt, ebenso das Büro von Jack, wobei "aufgeräumt" nicht für seinen Schreibtisch zutraf, auf dem sich die fälligen Berichte der letzten Missionen stapelten. Nachdem sie alle Möglichkeiten in Betracht gezogen hatte und der Wachposten am Eingang bestätigte, daß sie gegen 13 Uhr den Cheyenne Mountain verlassen hatten, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten, bis sie sich von selbst meldeten.

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Blinzelnd sah Jack auf einen mittelgroßen schlanken Mann mit einem, auf den ersten Anhieb sympathisch wirkenden Gesicht mit blonden Haaren, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Er steckte sich gerade eine Zigarette an und saß auf dem Eck eines einfachen Holztisches. Er ging nicht auf O’Neills Bemerkung ein und fuhr unbeirrt fort:

"Wie ich schon sagte, reicht uns das bei weitem nicht aus. Sie werden Ihr jetziges Leben hinter sich lassen. Kein Colonel mehr, keine Freunde, kein gemütliches Grillfest in Ihrem Garten."

O’Neills ungutes Gefühl wuchs von Minute zu Minute. Scheinbar hatte man ihn schon einige Zeit unter Beobachtung. Das letzte Barbecue lag schon über drei Monate zurück.

Ohne Pause sprach sein Gegenüber weiter: "Und keine Ausflüge zu Ihren außerirdischen Freunden mehr."

In Jacks Kopf überschlugen sich die Gedanken. Auch wenn er den Mann vor sich nicht kannte, so wußte dieser doch, daß er zum Stargate-Programm gehörte. Und das bedeutete, daß er einflußreiche Freunde haben mußte, die etwas gegen seine Arbeit einzuwenden hatten. Leider gab es darauf viel mehr Anwärter, als ihm lieb war. Der NID und etliche Politiker waren nur einige davon. Irgendwie hatte er gewußt, daß ihm seine Spezialaufträge irgendwann das Genick brechen würden.

"Was haben Sie vor? So eine Art Gehirnwäsche?" Er hatte schon vieles über solche Methoden gehört und gelesen, und glücklicherweise bis jetzt noch nie direkt damit zu tun gehabt. Doch allein die Vorstellung daran trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn.

"Nein, Sie sollen sich ja daran erinnern können, was Sie verloren haben."

Höhnisch grinsend kam ihm das Gesicht seines Gegners gefährlich nahe und er roch den nach Zigarettenrauch stinkenden Atem.

"Wo denken Sie hin. Wir sind doch keine Verbrecher. Wir sorgen nur dafür, daß uns Männer wie Sie nicht im Wege stehen und unsere Interessen verraten."

Der Blonde stand auf und ging um den Tisch herum, bis er wieder dicht vor ihm stand. Er nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch dann in O’Neills Gesicht. "Sehen Sie es als eine Art Racheakt. Schließlich haben Sie uns daran gehindert, der Welt eine Chance zur Verteidigung zu geben!"

Nach all diesen Aussagen kam O’Neill schließlich zu dem Schluß, daß sich dieser Racheakt auf seinen damaligen verdeckten Auftrag bezüglich der Diebstähle außerirdischer Waffen bezog. Doch er hatte keine Möglichkeit, es irgendjemandem zu erzählen.

"Es mag ja sein, daß ich Ihnen irgendwie in die Quere gekommen bin, aber Daniel hat damit überhaupt nichts zu tun. Sie können nicht einen Unschuldigen da mit hineinziehen."

Unwillkürlich war seine Stimme lauter geworden, zorniger. Die Ruhe und Überheblichkeit dieses Mannes brachten ihn zur Weißglut und er merkte, wie sein Blutdruck langsam aber sicher in die Höhe kletterte. Wenn man ihn schon absahnen wollte, dann wenigstens nicht ohne Gegenwehr.

"Wer ist heute noch unschuldig? Ein jeder muß Opfer bringen. Ihres ist in Gestalt von Dr. Jackson. Er ist uns zu schlau, als daß wir ihn freilassen könnten. Aber keine Angst, wir werden ihn nicht töten. Er wird Ihr Schicksal in gewisser Weise teilen. Doch seines wird eine Spur angenehmer sein, zumindest wird er als freier Mann sterben."

Bis jetzt waren die beiden anderen Männer regungslos hinter dem Air Force-Colonel gestanden und hatten ihn ohne direkte Bedrohung in Schach gehalten. Durch die lauter werdende Stimme alarmiert wurde die Magnum wieder in seinen Rücken gepreßt und Jack spannte die Muskeln an. Der kleinere der beiden holte auf einen Wink hin einen schwarzen Koffer und stellte ihn auf den Tisch.

"Wer sind Sie?" fragte Jack und beobachtete genau die Bewegungen des Mannes. Der Chef blies noch eine letzte Wolke Zigarettenrauch in O’Neills Richtung und wendete dann seine Aufmerksamkeit dem Inhalt zu.

Aus zwei verschiedenen Ampullen füllte er eine klare Flüssigkeit in zwei Spritzen und Jack war sofort klar, für wen die zweite Dosis gedacht war. "Das tut nichts zur Sache. Sagen wir, ich bin ein guter Freund eines einflussreichen Mannes." Er versah jede davon mit einer Nadel und legte eine davon zurück in den Koffer. Mit der anderen näherte er sich Jack und als dieser aufspringen wollte wurde er von hinten gepackt und mit zwei stählernen Klammern auf dem Stuhl festgehalten. Er versuchte seine Arme auf dem Rücken zu versperren, um zu verhindern, daß die Ärmel hochgezogen wurden.

Doch die Arme waren gar nicht das eigentliche Ziel. Kalte Finger tasteten seinen Hals ab und er senkte seinen Kopf, um eine Injektion unmöglich zu machen. Mit aller Kraft versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, das Unabwendbare aufzuhalten. Doch ungewollt half er seinem Feind damit, durch die Anstrengung trat die Halsschlagader hervor und die Nadel fand ihren Weg hinein. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihn, als sich das Mittel in der Blutbahn ausbreitete. Das Letzte was er hörte, war die sich immer weiter entfernende Stimme des Kidnappers, der ihm eine gute Reise ohne Wiederkehr wünschte.

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SGC

Den ganzen Samstag versuchten Sam und Janet mit ihren beiden Freunden Kontakt aufzunehmen. Die Ärztin war sogar bei O’Neills Haus und Jacksons Apartment vorbeigefahren, hatte jedoch nichts ausrichten können. Für ein gewaltsames Eindringen lag kein ausreichender Grund vor und so mußte sie unverrichteter Dinge wieder zurückfahren. Die beiden waren ratlos.

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Es kam Daniel wie eine Ewigkeit vor, seitdem man Jack abgeholt hatte. Die Männer hatten auf ihn einen sehr entschlossenen Eindruck gemacht und jeden Moment befürchtete er, zu seiner Exekution abgeholt zu werden. Irgendwie hatte er das ungute Gefühl, daß Jacks sorgenvolles Gesicht das Letzte war, was er von ihm gesehen hatte. Er grübelte schon die ganze Zeit, wer einen Nutzen aus ihrem Verschwinden ziehen konnte und leider fielen ihm dabei eine ganze Menge Leute ein. An eine Lösegeldforderung mochte er irgendwie nicht so recht glauben. Die Air Force konnte man nicht so schnell erpressen, beim Militär war jeder ersetzbar und niemand wertvoll genug, um eine Menge Geld für ihn zu bezahlen. Selbst wenn er schon die Welt gerettet hatte.

Nachdem man ihn bisher noch gar nicht so richtig beachtet hatte, schloß er daraus, daß Jack derjenige war, den man schnappen wollte. Außerdem hatte er keine reichen Angehörigen oder was man sonst noch braucht, um einen lohnenswerten Entführten darzustellen. Trotzdem viel ihm Nichts und Niemand ein, der ein solches Unternehmen starten würde, nur um sie aus dem Weg zu räumen.

Außer es hatte mit dem Stargate-Programm zu tun, von dem eigentlich nur seriöse und vertrauenswürdige Personen wissen sollten – abgesehen von ein paar Politikern, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten. Aber soweit wollte Daniel gar nicht denken. Sie waren zwar korrupt, aber sie machten sich sicherlich nicht die Hände mit Menschenraub schmutzig. Das konnte er sich bei diesen Schreibtischhengsten nicht vorstellen. Er wollte seine Gedankengänge gerade fortsetzen, da hörte er Schritte auf dem Gang und die Tür wurde aufgeschlossen. Ohne ein Wort zu sagen, wurde Jackson vom Heizungsrohr losgemacht und in denselben Raum gebracht wie zuvor O‘Neill.

"Wo ist Jack! Wo haben Sie ihn hingebracht?" Mit funkelnden Augen starrte der Linguist auf den ihm gegenüberstehenden Mann, den Anführer der drei.

"Beruhigen Sie sich, Dr. Jackson!" beschwichtigte ihn dieser in seiner betont ruhigen Art, die Daniel noch wütender machte. "Für Ihren Freund wird sicher gut gesorgt werden."

Verblüfft hielt Daniel inne und holte Luft. "Sie haben ihn freigelassen?" Ungläubig und mißtrauisch wartete er auf eine Reaktion des Mannes. Diese erfolgte, indem er seinen beiden Helfern befahl, Daniel auf einen Stuhl zu setzen und festzuhalten.

"Ja und Nein." Er nahm eine auf dem Tisch liegende Spritze und zog genüßlich den Deckel der Nadel ab.

"Wir lassen ihn frei und sorgen dafür, das er für den Rest seines Lebens gut aufgehoben ist" lächelte er Daniel an. Langsam fielen die beiden Männer hinter ihm in das Lachen ihres Bosses mit ein, alle drei fanden es scheinbar recht amüsant, in das ratlose Gesicht ihres Gefangenen zu sehen.

Daniel konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen, was das zu bedeuten hatte und er überlegte fieberhaft. Doch die nächsten Worte holten ihn schnell in die Realität zurück.

"Auch für Sie wird sich einiges ändern. Ich wünsche Ihnen, genauso wie Ihrem Colonel, einen erholsamen Aufenthalt in einem neuen Leben." Er machte einen Schritt auf Jackson zu, um ihm die Spritze in die Vene zu jagen, doch er hatte nicht mit der katzenartigen Reaktion des Wissenschaftlers gerechnet.

Daniel tauchte unter dem Arm hindurch weg und schlug mit der Faust auf die Spritze in der Hand und schleuderte sie zu Seite. Dann stand er plötzlich hinter seinem Angreifer. Nach einem schnellen Schlag in die Nierengegend, der ihn in die Knie gehen ließ, schaffte er es sogar fast bis zur Tür, bevor die beiden anderen aus ihrer Starre erwachten und ihn schnell überwältigt hatten. Schnaufend und mit grimmigem Gesicht stellte sich ihr Chef vor Daniel:

"Sie haben zwei Möglichkeiten, Jackson!" bellte er ihn an. "Wir machen es auf die harte Tour – oder Sie benehmen sich und ersparen sich und ihrem Kollegen eine Menge Ärger. Sie möchten doch, daß er zumindest überlebt, oder?"

"Sagen Sie mir, warum Sie das tun, wieso zerstören Sie das Leben von zwei Menschen?" Daniel wußte, daß er nicht die geringste Chance hatte. Doch er war zu aufgebracht, um sich einfach zu fügen. "Geht es Ihnen nur ums Geld? Oder haben Sie eine persönliche Rechnung offenstehen?"

Er versuchte, soviel wie möglich über die Motive zu erfahren. Vielleicht konnte er Jack damit letztendlich doch noch helfen, wenn er wußte was ihnen bevorstand. Langsam beruhigte er sich etwas und entspannte sich.

Eine weitere Spritze wurde gefüllt und ein Gummischlauch um den rechten Oberarm gelegt.

"Ich werde Ihnen etwas verraten, Dr." Der blonde Mann schubste ihn unsanft in den Plastikstuhl zurück und rieb sich seine schmerzende Seite.

"Sie werden einen Ausflug in die Vergangenheit unternehmen. Und ich werde Ihnen die Gelegenheit geben, alles live mitzuerleben."

Er setzte die Kanüle an und begann, ihm das Mittel zu injizieren. Doch die eingespritzte Menge war so dosiert, daß er die Geschehnisse um sich herum noch verfolgen konnte.

Er wurde zu einem Wagen gebracht, auf dessen Rücksitz sich die regungslose Gestalt von Jack O‘Neill befand. Im ersten Moment glaubte Daniel, dessen Leiche zu sehen. Keinerlei Farbe befand sich in dessen Gesicht, doch die regelmäßigen Atemzüge belehrten ihn eines Besseren. Seine Handgelenke waren an der Autotür festgebunden und erleichtert ließ sich Daniel neben ihm nieder.

Sein Kopf fühlte sich seltsam hohl an und er schloß die Augen, als seine Hände ebenfalls mit Handschellen am Vordersitz festgemacht wurden. Ein Gefühl der Gleichgültigkeit machte sich in ihm breit und er schaute aus glasigen Augen aus dem Fenster, als der Wagen sich mit für ihn unbestimmtem Ziel auf seine lange Fahrt machte.

Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Anführers. Seit langem hatten sie diese Aktion geplant und bis jetzt verlief alles wie am Schnürchen. Einige wichtige Schritte waren in der Vergangenheit getätigt worden, um alles in die ausgeklügelten Bahnen zu leiten. Schon bald würde sich O’Neill in sein Schicksal ergeben müssen. Nur schade, daß er selbst nicht dabei sein konnte. Sein Part in diesem Spiel war erledigt.

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SGC

Zum x-ten Mal klingelte in O’Neills Haus das Telefon. Sam legte frustriert den Hörer auf und humpelte zurück zur Couch in ihrem Appartement.

Weder beim Colonel noch bei Daniel nahm jemand ab. So kannte sie die beiden gar nicht, so mir nichts dir nichts zu verschwinden. Sie legte ihr bandagiertes Bein zurück auf das vorbereitete Kissen: "Dann eben nicht!" Sie widmete sich wieder ihrem wissenschaftlichen Magazin. >Wartet nur bis morgen, dann werd‘ ich Euch die Ohren lang ziehen für soviel Unzuverlässigkeit!< dachte sie wütend. Schnell vertiefte sie sich in ihren Artikel, bevor sie in Versuchung kam, sich vor Sorgen lächerlich zu machen. Doch sie konnte sich nicht richtig konzentrieren, immer wieder kehrten ihre Gedanken zu O’Neill zurück und ein seltsames Gefühl in der Magengegend stellte sich ein, das ihr sagte, daß etwas ganz und gar nicht mit ihm in Ordnung war.

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Der Fahrer der Limousine hatte sich bis jetzt kein einziges Mal nach ihnen umgedreht. Ein angebrachtes Gitter trennte den Fond vom vorderen Wagenanteil und die Türen waren per Kindersicherung vor dem Öffnen gesichert.

Der Archäologe hatte vergeblich versucht, O’Neill zu wecken. Sie hatten den Highway längst verlassen und fuhren über eine holprige Straße auf offenes Gelände. Nach einigen Stunden Autofahrt war er wieder klar genug, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen, wenn auch die Wirkung des Mittels nur sehr langsam nachließ.

Der blonde Anführer und seine zwei Kumpane waren nicht mitgefahren. Sie hatten die beiden an einen weiteren Mann übergeben, der einen eher unbeteiligten Eindruck auf Daniel machte, so als ob er seine Fahrgäste nur an der nächsten Ecke wieder absetzen müßte.

Auch seine Überredungskünste schlugen nicht an, den dunkelhaarigen Lockenkopf auf dem Fahrersitz von seinem Vorhaben abzubringen und auf ihre Seite zu ziehen. Schweigend fuhr er seine Fracht die einsame Landstraße entlang. Scheinbar war der Verdienst für diese Reise eher persönlicher Natur, denn die Unsummen, die Daniel dem Mann anbot, könnten sogar Rockefeller schwach werden lassen. Vielleicht aber war er auch nur nicht dumm genug, auf sein Gerede hereinzufallen. Eine bleierne Müdigkeit drückte Jacksons Augenlider zu und er konnte dem Drang nach Schlaf nicht länger widerstehen.

Als er die Augen wieder öffnete erschien vor ihnen eine Art privater Flugplatz. Es war inzwischen vollkommen dunkel draußen und Daniel wünschte sich eine Uhr. Er hatte völlig das Zeitgefühl verloren. Das Beruhigungsmittel wirkte nicht mehr so stark und er konnte wieder relativ normal denken. Erst jetzt wurde ihm bewußt, welche Dosis O’Neill wohl abbekommen haben mußte. Obwohl er die Injektion noch vor ihm erhalten hatte, hatte er sich seit der Abfahrt nicht bewegt und machte auch jetzt keine Anstalten, auf Daniels Weckversuche zu reagieren.

Endlich hielt das Fahrzeug neben einem kleinen Hangar an und drei Männer kam aus einer angrenzenden Tür. Mit erhobenen Waffen umstellten sie das Auto und der Fahrer stieg aus und öffnete die hinteren Türen: "Aussteigen und keine Mätzchen!" blaffte er Daniel an. Dieser hielt die gefesselten Hände in die Höhe und machte ein fragendes Gesicht.

Der Lockenkopf zuckte mit den Schultern und holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche. Dann öffnete er die Handschellen und winkte Daniel heraus.

In der Zwischenzeit war ein anderer Mann zu O’Neills Wagenseite gegangen und hatte sich den Colonel auf die Schultern gehievt. Er marschierte auf den Hangar zu und verschwand darin.

Los, Jackson!" fauchte der Fahrer. Daniel wurde aus seinen Beobachtungen gerissen und kletterte aus dem Wageninneren heraus. Mit erhobenen Händen wurde er ins Innere des Hangars gelotst, wo eine kleine Verkehrsmaschine bereitstand. Es erwies sich, daß der Fahrer des Wagens scheinbar auch der Pilot des Flugzeugs sein würde. Er schob Daniel in das Heck der Maschine und wandte sich an seine Mitarbeiter. Jack war in den hinteren Teil der Halle gebracht worden eine weitere Spritze wurde vorbereitet. Als Daniel das sah, kletterte er wieder aus dem Flieger, die auf ihn gerichteten Maschinenpistolen ignorierte er völlig.

"Was soll das? Sie bringen ihn noch um. Er ist doch noch gar nicht wach!" Verzweifelt versuchte er, sich aus dem Griff der beiden Kerle zu befreien, die ihn brutal in das Transportmittel zurückbeförderten.

"Er soll auch so bald nicht aufwachen, er macht weniger Schwierigkeiten, wenn er schläft!

Anscheinend hatten sie wirklich eine Stinkwut auf O’Neill. Daniel hatte keine Chance gegen seine Widersacher. Er wußte nur, daß Jack sicher nicht rechtzeitig aufwachen würde, wenn er jetzt ein weiteres Schlafmittel gespritzt bekam. Wie sollte er alleine verhindern, was ihnen bevorstand.

"Aber er hat ein schwaches Herz, er hatte letztes Jahr einen Herzanfall – keiner weiß das. Es wurde geheimgehalten" rief er aufgeregt aus dem Flugzeug, in der Hoffnung, seine Feinde täuschen zu können.

Und scheinbar zeigte seine Lüge Wirkung. Die Angst ihn versehentlich zu töten, war wahrscheinlich doch größer.

"Wartet. Es ist viel zu schade, ihn einfach umzubringen. Nach allem was er zunichte gemacht hat, hat er etwas anderes verdient!" sagte der Dunkelhaarige zu seinen Männern.

Die Spritze, die sich bereits in Jacks Vene befand, wurde wieder herausgezogen. Er hatte zwar noch etwas davon bekommen, aber sicher nicht die volle Dosis. Daniel atmete auf:

"Wieso machen Sie das?" fragte er leise. "Was hat er gemacht, daß sie ihn so hassen."

Ohne zu antworten überwand der Pilot die kurze Distanz zur anderen Seite, schnappte sich den schlafenden Colonel und brachte ihn zum Flugzeug, wo er ihn ebenfalls auf die Rückbank verfrachtete. Während der gesamten Prozedur hatte sich Jack nicht geregt.

Daniel begann sich zu fragen, welches Mittel sie ihm wohl gegeben hatten. Jacks Pferdenatur war normalerweise nicht so leicht niederzustrecken und wenn er schon besoffen unter dem Tisch lag, dann sah man dem älteren Mann noch nicht einmal an, daß er getrunken hatte .

> Er müßte schon längst wieder zu Bewußtsein gekommen sein – es sei denn, er hätte etwas anderes bekommen als ich.< dachte Daniel.

Sie wurden beide reisefertig gemacht, indem man ihre Hände wieder mit Handschellen festmachte. Die Männer verabschiedeten sich und Lockenkopf schickte sich an, sich mit dem Vogel aus dem Hangar und in die Lüfte zu begeben.

Sorgenvoll wandte Jackson sein Gesicht nach unten, wo sich Colorado langsam aber sicher seinem Blickfeld entzog. >Wenigstens bekommst Du davon nichts mit< dachte er mit einem Seitenblick auf den bewußtlosen Air Force-Offizier.

 

Das kleine Flugzeug hatte eine einschläfernde Wirkung auf Daniel. Die Droge, die sich noch immer teilweise in seinem Kreislauf befand, tat ihr übriges und so kam es, daß er schon nach kurzer Zeit eingeschlafen war. Ein heftiges Rütteln weckte ihn unsanft wieder auf und er starrte benommen aus dem Fenster.

Sie waren auf einem kleinen Flugfeld inmitten einer trostlosen Gegend gelandet, die sich wüstenähnlich über ein großes Gebiet erstreckte. Er brauchte keine zehn Sekunden um zu erkennen, daß sie sich jetzt in Nevada befanden. Auf dem Weg zum zweiten Stargate, das versteckt in Area 51 auf seinen kriminellen Einsatz wartete. Der Einfluß der Verantwortlichen mußte größer sein, als Daniel sich das vorstellen konnte. Schnell steuerte der kleine Flieger auf eine geöffnete Halle zu und wurde von dem Gebäude geschluckt.

Im diffusen Licht, das durch die Türritzen quoll, erkannte Daniel eine schwarz gekleidete Gestalt, die sich ihnen näherte. Der Pilot stieg aus und begrüßte sie. Dann wurden die Flugzeugtüren geöffnet und Daniel blickte in die ihm jetzt schon bekannte Mündung einer Maschinenpistole und stieg langsam aus, während O’Neill umständlich von seinem Sitz gehoben und weggetragen wurde. Der Mann hatte wahrlich Mühe, den größeren Mann aus dem Flieger zu hieven.

"Zum Verabschieden haben Sie vielleicht später noch Zeit" grinste ihn der Schwarzgekleidete an, als er sah wie Jackson dem regungslosen Körper mit den Augen folgte. "Sie beide begeben sich jetzt auf eine kleine Reise."

Dann schubste er den Archäologen an und sie marschierten zu einem schwarzen Geländewagen, der sie alle innerhalb weniger Minuten an die große Lagerhalle brachte, in der das Stargate gut verpackt gelagert wurde. So zumindest hatte es Daniel noch in Erinnerung.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und die kleine Gruppe ging zügig an einigen Containern vorbei, bis sie die Eingangstür passieren konnten. Doch nirgends waren die erwarteten Soldaten, die das Gebiet bewachen sollten und nirgends konnte Daniel jemanden erkennen, der ihnen jetzt noch helfen konnte. Es musste alles bis ins letzte Detail vorgeplant sein. Der letzte Hoffnungsschimmer, das Ganze doch noch verhindern zu können, ging mit dieser Erkenntnis den Bach hinunter und Daniel fühlte den Boden unter seinen Füßen schwanken.

Doch er hatte nicht viel Zeit zum überlegen. Viel zu schnell stand er vor dem aufgebauten Tor, das ihn und Jack in die Vergangenheit bringen sollte. Man legte Jack auf den Boden und er kniete sich neben ihn, als ein kleiner rechteckiger Kasten vor dem Sternentor aufgemacht wurde. Ein kleiner Gegenstand wurde herausgenommen und einer der Männer reichte ihn an den Piloten weiter, der sich von Jackson wegdrehte und ihm somit die Sicht versperrte.

Der Archäologe erkannte in der kurzen Zeit lediglich zwei ovale Knöpfe und mehrere Symbolen, die er auf die Schnelle jedoch nicht genau identifizieren konnte.

Er wollte gerade aufstehen, um sich die Schrift näher anzusehen, als er bemerkte, daß sich der Colonel neben ihm bewegte.

Jack flatterte mit den Augenlidern und versuchte, sich stöhnend aufzusetzen. Auch ihren Entführern war nicht entgangen, daß er zu sich kam.

"Beeilt Euch, wir müssen sie durchschicken!" befahl der Anführer. Er hatte klare Anweisungen und wollte auf keinen Fall, daß so kurz vor dem Ziel noch etwas schiefging.

O’Neill war völlig durcheinander und hielt sich an Daniel fest. Immer noch nicht richtig bei Sinnen wusste er nicht, wo sie sich befanden. Sein Kopf dröhnte und eine stärker werdende Übelkeit stieg in ihm hoch.

Daniel richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gerät.

"Was ist das?" fragte er argwöhnisch, doch er konnte es sich fast schon denken. "Das ist ein kleines Gastgeschenk. Nicht alles, was wir finden konnten, wurde uns wieder abgenommen. Das ist eine kleine Zeitmaschine, die uns noch sehr gute Dienste erweisen wird."

Dem Doktor wurde bei dem Gedanken allein schon schlecht, was diese Typen mit dem Gerät noch alles anstellen konnten.

"Mit seiner Hilfe können wir in jede Zeit gelangen, die Zukunft und die Vergangenheit verändern. Leider hat es noch einige Eigenschaften, die wir bis jetzt nicht enträtseln konnten."

Fast schon schwärmerisch sprach der jetzige Anführer der Bande über seine Errungenschaft. "Kommen Sie, auf der anderen Seite wartet bereits Ihr Empfangskomitee mit einer kleinen Überraschung."

Er wedelte mit seiner Waffe Richtung Stargate.

"Was wird hier eigentlich gespielt?" Völlig desorientiert starrte Jack auf Daniel, der noch immer neben ihm kniete. Er drehte sich auf alle Viere und wollte aufstehen, doch ein starkes Schwindelgefühl erfaßte ihn und er übergab sich keuchend. Daniel half seinem würgenden Freund auf die Beine, der ,noch immer von Krämpfen geschüttelt, den Oberkörper gebeugt hielt.

Seine Antwort wurde von dem schnalzenden Geräusch des aktivierten Wurmlochs übertönt und O’Neill lehnte sich schwer an ihn. Seine Augen waren tränengefüllt und noch immer war er unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Doch bevor er noch die Möglichkeit hatte, eine klare Sicht zu bekommen, hörte er auch schon ihren Entführer:

"Gehen Sie durch, wenn Ihnen Ihr Leben noch etwas bedeutet."

Als Daniel sich nicht rührte, hob er seine MP und zielte damit auf ihn. Jeder anderen Chance beraubt setzte sich Daniel in Bewegung, hielt dabei O’Neill im Gleichgewicht, der mit unsicheren Schritten neben ihm herstolperte.

Er atmete tief ein und sofort wieder aus, bevor er mit Jack in die blaue Scheibe eintauchte.

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Das Wurmloch entließ Daniel und Jack aus seiner eisigen Umarmung und taumelnd traten sie auf die raue Oberfläche eines ebenfalls wüstenähnlichen Bodens.

O’Neill spürte die stützenden Hände des jungen Doktors, ohne die er wahrscheinlich nach wenigen Schritten das Gleichgewicht verloren hätte. Sie sahen sich um und konnten noch einen letzten Blick auf das gerade verschwindende Sternentor werfen. Eine Erfahrung, die sie erst ein einziges Mal vorher gemacht hatten. Doch damals war ihnen die Möglichkeit zur Rückkehr gegeben.

"Was zur Hölle ist hier los, Daniel?" krächzte Jack und in seinem Gesicht spiegelte sich eine Ratlosigkeit, die Daniel eine Gänsehaut bekommen ließ.

Er schüttelte den Kopf. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen, packte er seinen schwankenden Freund und hielt ihn fest. Gerade war hinter ihnen die letzte Chance verschwunden, je wieder zurück nach Hause - in ihre Zeit - zu gelangen.


weiter: Kapitel 2

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