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Das Geheimnis von Melros von Mac

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Vorwort



Spoiler: Die Folgen "In der Höhle des Löwen Teil 1 u.2 und Hathor sollten bekannt sein. Einige Anspielungen auf Folgen der 3. und 4.Staffel
Staffel: 4

Anmerkung: Mein Dank gilt vor allem Giotto, die sich über Wochen hinweg meiner Schreib- und Denkfehler annehmen mußte. Jede Kritik ist willkommen (man will ja schließlich aus seinen Fehlern lernen), aber ehrlich muß sie sein.
Das Geheimnis von Melros


Teil 1: Ein unglücklicher Zufall


SG1 stand abmarschbereit vor dem Stargate. "24 Stunden, Colonel" hörte man eine sonore Stimme durch den Lautsprecher. Colonel Jack O'Neill drehte sich noch einmal um und salutierte salopp in Richtung des großen Fensters, hinter dem General Hammond auf sein Team herabblickte. "Also los dann, Leute! " sagte er und verschwand in dem wie Wasser aussehenden Ereignishorizont. Hinter ihm folgten Dr. Daniel Jackson, Archäologe und Linguist, Major Samantha Carter und der Jaffa Teal'C. Es sollte ein Routine-Einsatz zum "Steinchen-Sammeln" werden, wie der Colonel immer wieder gern erwähnte, um Daniel zu ärgern. Aber er freute sich auf diese Mission, auf ein Nachtlager unter dem Sternenhimmel, Lagerfeuer, freundschaftliches Geplauder und 24 Stunden Ruhe.

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Die MALP hatte auf P3V249 eine grasbedeckte Lichtung ausgemacht, die an einen kleinen Wald grenzte. Wald war eigentlich übertrieben. Es war eine größere Baumgruppe, die einsam in einer flachen Landschaft stand. Die weitere Umgebung, die sie mit einem UAV sondiert hatten, war unauffällig und ruhig. Außerdem zeugte ein ziemlich zusammengefallenes Gebäude aus Stein auf eine Zivilisation, die Daniels Augen wieder mal zum Leuchten gebracht hatte. Aus diesem Grunde teilte sie General Hammond zur Erforschung einer möglichen Kultur ein, zumal SG1 ein wenig Erholung gut tat.

Auf der anderen Seite angekommen schaute O'Neill sich erst einmal ein wenig um. Die Sonne schien gerade aufgegangen zu sein und ihre Strahlen durchbrachen die Bäume und hüllten das Sternentor und die unmittelbare Umgebung in ein rötliches Licht. Daniel stürzte, kaum daß er aus dem Stargate trat, in Richtung Ruine. "Daniel" rief der Colonel ungehalten, "die läuft Dir doch nicht weg!" Er schüttelte den Kopf und wendete den Blick zu Carter. "Warum kann er das nicht lassen?" "Sie kennen ihn doch," meinte sie nur. "Tun Sie mir einen Gefallen und passen Sie auf ihn auf, ja?" erwiderte der Colonel und deutete auf den laufenden Wissenschaftler. "Sie haben 3 Stunden, dann treffen wir uns beim Stargate und machen uns auf den Weg, um Dannys Zivilisation zu suchen."
Sie lachte und ging quer über die Wiese, um dem Anthropologen zu folgen. Kopfschüttelnd drehte sich O'Neill zu Teal'C um, der ebenfalls aus dem Sternentor getreten war und bereits die unmittelbare Umgebung sondierte. "Kommt Dir die Gegend bekannt vor?" fragte er ihn beiläufig. "Nein, soweit ich mich erinnern kann" war die gewohnt knappe Antwort. "Na gut, dann sehen wir uns mal ein wenig um" O'Neill gab Teal'C ein Zeichen und die beiden schlenderten langsam über die Lichtung, um sich ein wenig mit der Umgebung vertraut zu machen.

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Colonel O'Neills Aufgabenbereich war es normalerweise Technologien zu suchen, die sich von Vorteil für die Verteidigung den Goa’ulds gegenüber erweisen sollten. Sein hauptsächliches Ziel war es deshalb, Ihre Missionen auf höher entwickelten Planeten durchzuführen. Aus diesem Grunde konnte er Daniels Enthusiasmus nicht so recht teilen. Er mochte sehrwohl auch mal zum Spaß durch Museen wandern und alte Kulturen und Bräuche kennenlernen, aber er fand es Zeitverschwendung tagelang in Ruinen herumzustochern und Vergangenheiten zu studieren, die man sowieso nicht ändern konnte. Er war so in Gedanken versunken, daß er anfangs die Rufe von Teal'C gar nicht hörte. Dann jedoch drang die tiefe Stimme doch an ihn heran. "Was?" fragte er nochmals nach. "Ich habe Bewegungen im Gebüsch bemerkt" wiederholte Teal'C leiser - etwas irritiert - da es recht selten vorkam, daß der Colonel mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache war. Sofort stellten sich bei O'Neill die Nackenhaare auf und er entsicherte seine Waffe. Dann begann er, sich langsam in Richtung Gebüsch zu bewegen, wobei er Teal'C ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Jetzt hatte es auch Jack bemerkt. Ein leichtes Rascheln und dann ein etwas seltsames Geräusch – fast wie..... Als er an den Busch herangekommen war weiteten sich seine Augen vor Erstaunen. Vor ihm auf dem Boden saßen drei Babys und schauten ihn aus großen Kinderaugen an.

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Major Carter hatte sich auf den Weg gemacht, um Daniel einzuholen. Dieser hatte es furchtbar eilig zu der halb verfallenen Ruine zu gelangen, die sich ca.1 km vom Stargate entfernt befand. Sam mußte nochmals lachen. Es war schon seltsam, aber wenn es um Entdeckungen und dergleichen ging, war er manchmal wie ein Kind und nicht zu bändigen. Sie beneidete O'Neill nicht darum das Kommando zu haben, denn damit hatte er auch die Verantwortung für ihn. Und das war manchmal schlimmer, als einen Sack Flöhe zu hüten. Daniel hatte sie durch seine Unbedarftheit schon des öfteren in größere Schwierigkeiten gebracht. Sie erreichte das Gebäude und wollte dem Archäologen gerade einen freundschaftlichen Rüffel erteilen, als sie völlig verdutzt stehen blieb und ungläubig nach vorne sah.

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Teal'C blickte O'Neill über die Schulter, was zur Folge hatte, daß die drei wie auf Kommando zu weinen begannen. "Keine Angst" sagte Jack schnell und senkte seine MP. Er glaubte zwar kaum, daß die Waffe den Ausschlag gegeben hatte, die Kleinen zu erschrecken, aber sie war sicherlich nicht mehr nötig. Erst jetzt bemerkte er den Jaffa, der mit steinernem Gesicht auf die kleine Gruppe herabblickte. "Lächle doch mal, Teal'C " meinte er deshalb. "Vielleicht wirkt das Wunder." Er blickte sich suchend um und erkannte Carter, die bereits ein gutes Stück entfernt bei der Ruine am Rande des Waldes stand und zu ihm herüberblickte. "Paß auf, daß sie Dir nicht weglaufen!" grinste er, ließ Teal'C allein bei den weinenden Kindern zurück und machte sich auf den Weg zu ihr. "Das hat mir gerade noch gefehlt" murmelte er im Gehen, als ob Daniel nicht schön genügte. Er erreichte Carter und wollte gerade von seiner Entdeckung berichten, als er ihren verständnislosen Blick sah. "Was ist los?" fragte er irritiert. Sie deutete nur stumm um eine Hausecke und Jack folgte ihrem Finger. Kaum daß er um die Ecke gebogen war, lief ihm ein kleiner Junge entgegen und klammerte sich an sein Hosenbein. "Oh, noch so ein Rabauke!" lachte O'Neill und hob den Kleinen auf den Arm. "Hier muß irgendwo ein Nest sein."
Er drehte sich um und meinte zu der immer noch sprachlosen Sam: "Als Babysitter wären Sie aber besser geeignet. Wo steckt eigentlich Daniel?" Major Carter schluckte und trat einen Schritt auf den Colonel zu. Sie deutete auf den Knaben auf O'Neills Arm und sagte: "Sie tragen ihn gerade, Sir." Es dauerte einen Augenblick bis O'Neill die Bedeutung dieser Worte klar wurde. "Netter Scherz, Major" grinste er doch als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte sah er deutlich, daß sie es ernst meinte In Rekordgeschwindigkeit setzte er den Kleinen auf den Boden und brachte auch noch schnell einen Schritt zwischen sich und den vermeintlichen "Daniel". "Blödsinn!" sagte er dann schnell. "Sagen Sie, daß das ein übler Scherz ist." Doch Carter schüttelte den Kopf: "Ist es leider nicht, Sir." Der Colonel wurde jetzt langsam ungeduldig. "Carter, nun machen Sie schon den Mund auf. Was ist passiert? Was macht sie so sicher, daß das" – er nickte zu dem Kind hinunter – "Daniel ist?" Sam machte eine Kopfbewegung zur Ruine und bedeutete Jack ihr zu folgen. Als sie um die Ecke bogen, zeigte sie mit dem Finger auf einen Kleiderhaufen, der vor einer Steintafel auf dem Boden lag. Als er näher kam erkannte er die Ausrüstung und Kleidung von Daniel, die jetzt dort lag, als wäre dieser einfach daraus verschwunden. >Soviel zum Routineeinsatz< dachte sich O'Neill und inspizierte vorsichtig die Kleidungsstücke. "Er saß mitten in diesem Kleiderhaufen, als ich zu ihm kam." "Das ist doch nicht möglich!" rief O'Neill. Wie kann denn so was passieren?" Er schüttelte mit dem Kopf, als ob er damit die Dinge ungeschehen machen konnte und blickte hilflos zu Carter. >Daniel< war ihnen inzwischen nachgelaufen und schaute sie aus großen blauen Augen an.

O'Neill drehte sich um und blickte in Teal'Cs Richtung. Mittlerweile hatte sich der Jaffa auf den Weg zu ihnen gemacht. Er wollte die Kinder dort allein im Gebüsch nicht zurücklassen und Jack mußte trotz der ernsten Situation grinsen, als er ihn mit den drei Kindern über die Wiese kommen sah. Es sah aber auch zu ungewohnt aus. Eines trug er auf dem Arm, mit der anderen Hand hielt er seine Stabwaffe, an der sich die anderen beiden festhielten und er sie so mitziehen konnte. Carter war inzwischen zu der Steintafel gegangen und studierte die Einkerbungen, die darauf zu sehen waren. Sie wollte gerade über die vermeintlichen Buchstaben streichen, als die scharfe Stimme Jacks sie zusammenfahren ließ: "Carter!" rief er. Er wollte auf keinen Fall, daß der Major auch noch zum Kleinkind wurde. "Nichts anfassen!" "Oh, ja ... natürlich" nickte sie und trat einen Schritt zurück. "Können Sie die Zeichen erkennen?" "Nein, ich hab sowas noch nie gesehn." Ihre nächste Frage ließ ihn überlegen. "Was machen wir jetzt, Sir?" Er blickte sich um und suchte die Umgebung mit den Augen ab. Als er niemanden sonst erkennen konnte sagte er: "Wir haben drei Möglichkeiten: 1. Wir gehen wieder zurück zur Erde – was meiner Meinung nach nichts bringen wird. Ich denke, wenn wir Danny wieder in einen Erwachsenen verwandeln können, dann nur hier." Er betrachtete die drei anderen Kinder, die sich langsam näherten. "2. Wir bleiben hier bei der Ruine und warten, ob jemand die Kinder holen will." Teal'C hatte sie in der Zwischenzeit erreicht und die beiden weihten ihn in die letzten Geschehnisse ein. Mit unbeweglichem Gesicht fragte er: "Und 3.?"
"3. Wir nehmen uns Daniel und suchen die Bewohner dieses Planeten. Vielleicht haben die eine Ahnung, was hier gespielt wird" beendete Jack die Auflistung. Er blickte seine Teammitglieder nacheinander an. Eigentlich hatte er ja schon eine Entscheidung gefällt. Hierbleiben und warten war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Er war aus mehreren Gründen immer gerne unterwegs – weil es sicherer war in Bewegung zu bleiben und kein sicheres Ziel abzugeben und weil man vom Warten leicht unkonzentriert und müde werden konnte. Und das wiederum konnte beides fatale Folgen haben. Obwohl es den Anschein hatte, daß diese Welt noch nicht von den Goa'uld besetzt war, wollte er kein allzu großes Risiko eingehen. "Ich bin für zweitens" meldete sich Sam zu Wort. "Ich glaube kaum, daß die Kinder einen längeren Fußmarsch überstehen und irgendwer muß sich doch um sie kümmern. Vielleicht ist schon jemand unterwegs, um sie zu holen. Sie sind doch noch so klein." In ihre Stimme mischte sich ein besorgter Unterton. Auch Jack mußte sich eingestehen, daß sie recht hatte, obwohl das gerade im Gegensatz zu seinen Überlegungen stand. Er blickte auf Daniel, der neben ihm saß und gerade mit seinem Schuhband spielte. So klein und zerbrechlich sah er aus und er erinnerte sich an Charlie, als der in diesem Alter war. So schloß er einen Kompromiß: "Also gut, Carter, Sie bleiben mit den Kindern hier bei der Ruine. Teal'C und ich werden die Umgebung absuchen und dann versuchen, die Bewohner zu finden. Bevor es dunkel wird, sind wir zurück. Haben wir bis dahin nichts erreicht, gehen wir zurück." Carter nickte und freute sich, daß der Colonel so einsichtig war. O'Neill hob den Rucksack auf, den er ins Gras gestellt hatte und hievte ihn sich auf den Rücken. "Und Carter!" Sam blickte auf, als sie die strenge Stimme ihres Colonel hörte: "Falls es irgendwelche schwerwiegenden Probleme gibt – packen Sie den Kindergarten und wählen sich nach Hause."
"Verstanden, Sir!" nickte sie und O'Neill wollte sich gerade auf den Weg machen, da hielt ihn Teal'Cs Stimme zurück: "Es wäre nicht falsch, Daniel Jackson etwas überzuziehen. Die Sonne ist hier sehr aggressiv und er bekommt einen Sonnenbrand." Jack und Sam sahen sich verwundert an. Eine so feinfühlige Bemerkung hatten sie nicht von ihm erwartet. Angesichts des dunkelhäutigen Kriegers vergaß man nur allzuleicht, daß auch er Vater war. Doch er hatte natürlich recht. Daniel war nackt, seine Kleidung hatte sich ja nicht mitverkleinert. Kurz wunderte er sich darüber, daß die drei andren Kinder bekleidet waren, doch dann wurde seine Aufmerksamkeit auf Sam gelenkt "Vielleicht sollte ich durchs Stargate gehen und ihm Sonnencreme und was zum Anziehen holen?" fragend blickte sie O'Neill an. "Und was wollen Sie General Hammond erzählen? Daniel ist jetzt ein Baby und braucht Sonnencreme und Strampler!" Er blickte sie kopfschüttelnd an: "Sobald sie erfahren was hier passiert ist, will Fraiser alle möglichen Tests mit ihm machen. Hammond geht kein Risiko ein. Ich denke, wir ersparen ihm das für den Anfang. Wenn wir keinen Erfolg haben müssen wir sowieso zurück." "Ich muß O'Neill recht geben" meldete sich auch Teal'C zu Wort. "Zurückgehen können wir immer noch, falls es keine Möglichkeit gibt, ihm zu helfen." Carter gab sich geschlagen. Jack hatte sich mittlerweile umgesehen, um etwas Brauchbares zum Anziehen zu finden. Als er Jacksons Brille neben der Uniform liegen sah, steckte er sie vorsichtshalber in seine Brusttasche. Dann fiel sein Blick auf Daniels Hose, die nun unbenutzt auf dem Boden lag. Er griff sie und schnitt mit dem Messer ein Hosenbein gleich unter dem Reißverschluß ab. Dann stellte er Daniel auf die Füße und ließ ihn hineinschlüpfen. Wie durch ein Wunder paßte die Weite und er maß seine Länge ab und kürzte das Hosenbein, daß es ihm bis auf die Knie reichte. Dann schnitt er auf beiden Seiten ein Loch in den Stoff und ließ Daniel die Arme durchfädeln. Er holte aus dem Griff seines Messers Nadel und Faden und nähte oben um Daniels Hals herum Heftstiche. Die Enden des Fadens – der eigentlich für medizinische Notfälle vorgesehen war – ließ er etwas länger. Er rüffelte den Stoff, so daß eine Art Kragen entstand und band sie dann zu einer Schleife zusammen. Carter war ganz erstaunt: "Woher haben Sie denn Nähen gelernt?" "Das gehört alles zum Überlebenstraining der SOF!" entgegnete ihr O'Neill mit einem geheimnisvollen Grinsen. "Sieht ja gar nicht so schlecht aus" meinte er dann, hob den Jungen hoch und begutachtete sein Werk. Wir haben Glück, daß er ein so schmächtiges Bürschchen war, äh, ist." Carter war begeistert. Auch wenn sie ihm seine Antwort nicht abnahm, beglückwünschte sie den Colonel zu der guten Idee.
Jack drückte ihr Daniel in den Arm. "Um die Windeln können Sie sich kümmern! Lassen Sie sich was Kreatives einfallen." meinte er mit einem Schmunzeln und deutete mit der Hand auf die restlichen Kleidungsstücke. Die nächsten Worte richtete er an Teal'C: "Jetzt aber los, wir wollen ja keine Wurzeln schlagen." Carter scheuchte die ganze Rasselbande zurück in die Ruine. Innerhalb auch noch so kleiner Mauern würde es leichter sein, alle im Auge zu behalten und Schatten gab es dort auch.

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Nachdem sie die unmittelbare Umgebung nach Spuren der Einwohner abgesucht hatten, waren Jack und Teal'C ca. 1 Std. lang unterwegs. Sie hatten über alle möglichen Lösungen und Ursachen für ihr Problem sinniert und hofften, bald jemanden zu finden, der ihnen weiterhelfen konnte. Die Gegend hatte ihre Charakteristik nun verändert und die Wiesen und Felder waren einer kargen, steppenähnlichen Landschaft gewichen. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die beiden herunter und sie hatten schon längst ihre Westen und Hemden ausgezogen und über die Rucksäcke gehängt. Die letzten Kilometer waren sie schweigend nebeneinander hergelaufen. Nun standen sie vor einer Straße, die nach Norden und Süden schnurgerade zu verlaufen schien. Zu ihrer Überraschung war diese mit einem Belag versehen, der dem Teer auf der Erde sehr nahe kam. "Na, wer hätte das noch gedacht. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein!" bemerkte O'Neill. Der Anblick dieser, von scheinbar doch höher entwickelten Wesen erbauten Straße, stimmte ihn wieder zuversichtlicher und er blickte nach links und rechts. "Welche Richtung?" fragte Teal'C und sah ihm ins Gesicht. Mit einem Wink in den Himmel meinte Jack dann: "Nach rechts, dahinten am Himmel sind einige Wolken, nirgends sonst siehst Du welche. Vielleicht ist das ein Anzeichen von Industrie oder Energieversorgung. Über jedem großen Schornstein bilden sich normalerweise Wolken." Teal'C ließ seinen Blick über den Himmel schweifen. "Dann gehen wir nach rechts." Jack setzte seinen Weg auf der Straße fort: "Wer weiß vielleicht kommt ja auch ein Auto und nimmt uns mit." meinte er. "Hab’ ich Dir eigentlich schon mal erzählt wie ich in den 80igern mit einem Cabrio quer durch Nevada gefahren bin?" Teal'C, der längere Geschichten von O'Neill eigentlich nie zu hören bekam, schüttelte – überrascht über die plötzliche Redseligkeit seines Freundes - den Kopf und folgte ihm.

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Carter hatte sich fürs erste damit begnügt, den Kindern beim Spielen zuzusehen. Nachdem sie es tatsächlich geschafft hatte, für Daniel etwas höschenartiges zusammenzuschustern, hatte sie sehr schnell herausgefunden, daß die drei fremden Kinder viel selbständiger und weniger kindlich waren als Daniel. Es handelte sich um zwei Mädchen und einen Jungen. Außerdem waren sie sicher schon um einiges älter. Sie schätzte Daniel auf etwa 1 bis 1 ½ Jahre, die drei anderen auf ca. 1 Jahr älter. Sie machten alles zusammen. Fing einer an mit den herumliegenden Steinen zu spielen, so dauerte es nur einige Momente bis sich die beiden anderen anschlossen. Sie weinten nicht, stritten nicht, quengelten nicht, kurz – sie waren für Sam keine normalen Kinder. Daniel dagegen konnte sich in die Gemeinschaft nicht recht einfügen. Er blieb die meiste Zeit bei Carter und wie anstrengend es war Babysitter zu sein wurde ihr bald bewußt. "Na ja, es wird ja hoffentlich nicht für lange sein" bemerkte sie so für sich selbst. Sie ging zu Daniels Rucksack und entnahm ihm die Videokamera und ein Diktiergerät. "Jetzt machen wir mal ein paar Kindervideos von Dir!" sagte sie zu Daniel gewandt. Der schaute ihr interessiert zu und Carter begann die Kinder zu filmen.

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Auf einer Straße entlang zu marschieren war anstrengender als sie angenommen hatten. Es mußte so gegen Mittag sein, denn die Sonne stand jetzt hoch im Zenit, aber noch immer war nichts, was einer Zivilisation entsprechen könnte, in ihr Blickfeld gekommen. Die Temperatur war noch gestiegen und O'Neill blieb stehen, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Er war klatschnaß und nahm einen langen Schluck aus seiner Feldflasche und keuchte: "Mensch, Teal'C, kannst Du nicht aus Sympathie etwas mitschwitzen?" Der Jaffa schaute noch genauso ausgeruht aus, als bei ihrem Aufbruch. Durch die Verhältnisse, die auf Chulak herrschten, war er einiges gewohnt. Der Colonel ging in die Hocke, um seinen aufgegangenen Schnürsenkel zu binden. Da hörte er hinter sich ein pfeifendes Geräusch. Gerade als er sich umdrehen wollte kam ein riesiges Etwas aus der Luft auf ihn heruntergestürzt und er verspürte einen stechenden Schmerz, als scharfe Krallen sich in seine linke Schulter bohrten. Er schrie auf. Blitzschnell wurde er einige Meter über den Straßenbelag gezogen. Dann, genauso schnell wie sie ihn gepackt hatten, ließen sie ihn auch wieder los und er hörte einen dumpfen Aufschlag. Geschockt blieb er einige Sekunden liegen, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Dann erschien Teal'Cs besorgtes Gesicht über ihm: "O'Neill, alles in Ordnung?"
"Was war das?" brachte er ächzend hervor. "Ich weiß es nicht, aber ich denke es wollte Dich als Hauptgang. Ich habe es mit meiner Stabwaffe getroffen." Jack stand langsam auf. Er blickte Teal'C etwas verwundert über die ihm etwas ungewohnte Wortwahl an. Seine Art von Humor schien sich jetzt auch schon auf ihn auszuwirken. Erst jetzt merkte er das Brennen in seiner linken Schulter. Er tastete mit der Hand und fühlte die nassen Flecken auf dem T-Shirt, das das Blut aufsog. Zum Glück hatte der Rucksackgurt das Schlimmste verhindert. Dieser war glatt durchgetrennt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte er sich dem von Teal'C getroffenen Tier zu. Es sah aus wie ein Drache aus dem Märchen, natürlich viel kleiner und zierlicher, aber der Vergleich paßte. "Ein Flugsaurier!" stieß O'Neill ungläubig hervor. "Von solchen Geschöpfen erzählen viele Mythen der Goa’Uld" sagte Teal'C. "Man erzählt, daß sie aus dem Nichts auftauchen und ins Nichts zurückkehren. Niemand weiß, wie und wo diese Kreaturen leben." "Jede Legende hat ja angeblich was Wahres" bemerkte Jack. "Ich hab’ es wirklich nicht kommen hören." "Man sagt auch, daß sie niemals alleine kommen. Sie jagen als kleine Gruppen." Teal'Cs Stimme war ganz leise geworden. Er drehte sich um seine eigene Achse und suchte die Umgebung ab. O'Neill ging zu seinem Rucksack zurück und knotete die losen Enden des durchgetrennten Gurtes zusammen. "Na, Du machst mir Spaß." Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Über die linke Schulter konnte er den Träger sowieso nicht mehr legen, also warf er ihn über seine rechte. Unzählige Gedanken gingen ihm durch den Kopf – von Dinosauriern, archäologischen Funden, und daß Daniel beim Anblick dieser Viecher vor Freude und Aufregung hin und her hüpfen würde. Danny - schlagartig wurde ihm wieder bewußt, weshalb sie hier waren. Diese Mission entwickelte sich bei weitem nicht in die Richtung, wie sie sollte. Sie unterwegs waren, um ihm zu helfen und nicht, um als Vorspeise für irgendeinen Drachen zu enden. "Machen wir, daß wir weiterkommen. Ich habe keine Lust hier den 4. Teil von Jurrasic Park zu spielen!" Er wollte gerade wieder losgehen, als ein Schrei von Teal'C ihn warnte und er sich instinktiv sofort auf den Boden warf. Ein großes Flügelpaar wischte über ihn hinweg und scharfe Krallen wischten haarscharf an seinem Gesicht vorbei. Er nahm die Hände über den Kopf und schrie auf dem Bauch liegend:" Verdammt, wieso sucht ihr euch nicht woanders was zu fressen!"
"Du bist verletzt" erwiderte Teal'C, der sich zu ihm hinunter beugte, um ihm aufzuhelfen. "Du bist eine leichte Beute und du hast dich noch nicht gewehrt." "Na, die werden sich noch wundern!" Wie um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, griff er nach seiner MP. Er blickte dem Jaffa in die Augen. "Die haben doch keinen Panzer, oder?" fragte er leise. Teal'C zuckte mit den Schultern: "Man darf sie nicht mit Tieren vergleichen. Es sind intelligente Wesen in einem Raubtierkörper – erzählt man." Der Colonel hob seine Mütze auf, die er bei seinem Fallmanöver verloren hatte, fuhr sich durch die Haare und setzte sie ratlos wieder auf. "Wo sollen wir hin? Wenn die wirklich so schlau sind, dann haben wir doch über kurz oder lang keine Chance. Ich denke ich werde Carter informieren, hoffentlich kommen diese Biester nicht in ihre Gegend." Er griff sich das Funkgerät, das in seiner Weste untergebracht war. Doch als er es in der Hand hielt, sah er, daß es den Ausflug auf die Straße leider nicht so gut weggesteckt hatte wie er. Die Antenne war abgebrochen. Und Teal'C hatte kein eigenes Funkgerät mitgenommen. "Verdammt, das auch noch" fluchte er und warf das nutzlose Gerät weg. "Wir gehen zurück" sagte er und die Sorge um Carter und Daniel war ihm anzusehen. "Aber was wird aus Daniel?" fragte Teal'C. "Darum kümmern wir uns schon noch. Tot können wir ihm auch nicht helfen." Mit diesem Argument drehte er sich um und ging zielstrebig die Straße zurück. Da kamen wie aus dem Nichts gleich zwei dieser Flugsaurier auf sie zugeflogen, um die eben ausgesprochene Aussage in die Tat umzusetzen.

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Sam hatte viel Zeit und so konnte sie die Kinder eingehend beobachten. Sie machte fleißig Videoaufnahmen und diktierte das Verhalten der Kinder in das kleine Gerät. "Das ist eigentlich Deine Aufgabe!" sagte sie zu Daniel gewandt. Zuerst hatte sie Angst, sie könnten sich aus der Ruine entfernen. Aber keines machte Anstalten, den Ort des Geschehens zu verlassen. Carter hatte über 1 Stunde alles mögliche versucht, um den Vorgang, bei dem Daniel verjüngt wurde, rückgängig zu machen. Doch es war vergebens gewesen. Der kleine Danny wurde zusehends immer lästiger und Sam konnte am Ende nichts Vernünftiges mehr mit ihm anstellen. Sie starrte in den Himmel und als sie die Sonne schon recht hoch ausmachen konnte entschied sie, für das Mittagessen zu sorgen. Die ewige Zeitumstellung bei ihren Reisen durch das Tor hatte sie, was die Mahlzeiten betraf, recht flexibel werden lassen. Die ganzen Stunden hatte sich niemand blicken lassen und auch jetzt blieb die gesamte Lichtung ruhig und friedlich. Sie packte die Essensrationen aus dem Rucksack und versuchte, etwas Brauchbares für Daniel und die Kinder zu finden.

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Teal'C feuerte so schnell er konnte seine Stabwaffe ab, um sich und dem Colonel etwas Zeit zu verschaffen. Doch auch er konnte die Aussichtslosigkeit dieser Aktion voraussehen. Kaum ein paar Sekunden später packten starke Fänge seinen Rucksack und wollten ihn in die Luft heben. Durch die verletzte Schulter beeinträchtigt reagierte O'Neill langsamer als normal. Trotzdem gelang es ihm, Teal'C an den Beinen zu erwischen und auf den Boden zurückzuziehen. Der Sauriervogel mußte auf seine Mahlzeit vorerst verzichten, was ihm jedoch ganz und gar nicht gefiel. Der zweite Angreifer hatte es auf Jack abgesehen. Durch dessen unvorhergesehene Bewegung in Teal'Cs Richtung verfehlte er ihn aber knapp und schlitzte nur sein T-Shirt auf. Er drehte sofort um, um seinen mißglückten Angriff erfolgreich zu wiederholen und gesellte sich dabei zu seinem Artgenossen, der wie es den Anschein hatte, genau dieselbe Idee verwirklichen wollte. Teal'C hatte seine Stabwaffe verloren. Er und O'Neill lagen auf dem Boden und starrten fassungslos nach oben. So schnell hatten sie sich ihr Ende nun auch nicht vorgestellt. Jack rollte sich auf den Rücken und stieß beide Beine in die Luft, um sie dann kraftvoll in den Bauch des fliegenden Ungeheuers zu rammen. Doch das Vieh war zu schlau. Kurz bevor es in Reichweite kam drehte es ab und stieß seine Krallen seitwärts in O'Neills rechten Oberschenkel. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte dieser gegen Teal'C, der sich seinerseits mit dem zweiten Monster abmühte. Er war um einiges stärker als Jack und daher waren seine Chancen, dem Tod noch einmal von der Schippe zu springen gering größer. Durch einen gezielten Schlag mit seinem Bein hatte er den Körper der heranfliegenden Kreatur aus dem Gleichgewicht gebracht.
Dadurch konnte er einen Flügel erwischen und den Riesenvogel aus der Bahn bringen. Dabei riß er sich jedoch bei der Berührung mit den Flügelkrallen eine lange Fleischwunde in seinen linken Unterarm. Doch schon machten sich die beiden Flugsaurier wieder bereit für den nächsten Angriff. Jack lag benommen auf der Straße, auch er hatte eine lange Rißwunde davongetragen und an Aufstehen war im Moment nicht zu denken. Er öffnete die Augen und sah wenige Meter vor sich seine MP liegen. "So schnell kriegst Du mich nicht" murmelte er und robbte los. Schon wieder hörte er hinter sich das Pfeifen. Er griff nach seiner Waffe und noch im Umdrehen feuerte er eine Salve aus dem Lauf. Er traf das Vieh mitten im Flug und wenn er nicht direkt darunter gelegen wäre, dann hätten die Kugeln höchstwahrscheinlich nicht viel anrichten können. Doch aus der kurzen Entfernung gruben sie sich in den reptilienartigen Leib hinein und stoppten seinen Angriff abrupt. O'Neill warf sich zur Seite, um nicht von dem Körper getroffen zu werden, der auf die Straße knallte. Er wartete keinen Augenblick zu lange und feuerte seine P90 auf das zweite Geschöpf, das sich gerade auf Teal'C stürzen wollte. Doch dieses Mal war das Glück nicht auf seiner Seite. Die Entfernung war zu groß und die Kugeln verfehlten ihr Ziel. Teal'C hatte inzwischen seine Stabwaffe wieder aufgenommen. Er feuerte einen Energiestoß auf das Wesen ab und erledigte es mit einem einzigen Schuß. "Ich glaube, das hätten wir geschafft" sagte er tonlos und ließ sich neben Jack auf der Straße nieder. Aus seiner Armwunde tropfte das Blut auf die Straße und beide waren völlig erschöpft.
"Na ja" meinte Jack und grinste ein wenig: "Wenigstens schwitzt Du jetzt auch. " Und nach einer kurzen Pause: "Was meinst Du, ist Carter mit den Kindern bei der Ruine sicher?" Teal'C nahm seinen Rucksack ab und holte das Erste-Hilfe-Set heraus. "Wir haben die Umgebung mit dem UAV abgesucht. Ich denke, wenn Flugsaurier dort ihr Revier hätten, dann hätten sie es angegriffen." Diese Worte beruhigten Jack etwas, doch ein ungutes Gefühl blieb. Nach einigen Minuten waren sie etwas zu Atem gekommen." Jack wickelte einen Verband um Teal'Cs Unterarmwunde, die zum Glück aufgehört hatte zu bluten, ja bereits zu granulieren anfing und Jack bewunderte insgeheim die Fähigkeiten des Symbionten. Dann versorgte der Jaffa O'Neills Verletzungen. Sie hatten sie für weniger schwerwiegend eingestuft, als zuerst vermutet. Ein Druckverband auf seinen Oberschenkel hatte die Blutung zum Stillstand gebracht und ein dicker Verband darüber verhinderte ein weiteres Verrutschen desselben. Das Gehen war zwar schmerzhaft, aber hier bleiben konnten sie nicht. Jack grauste schon bei der Vorstellung der üblichen Säuberungs- und Dekonterminations-Maßnahmen von Fraiser. Sie hatten nun endgültig beschlossen zurück zum Stargate zu gehen, um Verstärkung zu holen. Es hatte keinen Sinn ihr Leben nochmals zu riskieren ohne zu wissen, ob sie erfolgreich waren. Mit der richtigen Ausrüstung wäre es kein Problem die Bewohner dieses Planeten ausfindig zu machen. Bevor sie weitergingen begutachteten sie nochmals die drei Kadaver. Erst jetzt sahen sie, wie gefährlich die Klauen aussahen und wie messerscharf die Enden der Krallen waren. "Das glaubt uns niemand" bemerkte Jack kopfschüttelnd.

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Daniel hatte die Mahlzeit, die Carter ihm gegeben hatte, ohne viel Probleme gegessen und schlief selig in einer Ecke im Schatten der Ruine. Auch die anderen Kinder hatten sich zum Schlafen hingelegt. Sie hatten das Essen, das die Astrophysikerin ihnen angeboten hatte, jedoch verweigert. Sam wurde aus ihnen nicht so recht schlau. Sie konnte auch gar keinen richtigen Kontakt zu ihnen aufnehmen. Sie reagierten zwar auf die direkte Ansprache, verstanden jedoch keine Anweisungen. Was Carter vor allem auffiel, war der Umstand, daß sie keinerlei Pflege oder Hilfe brauchten. Sie quengelten nicht herum und keines der Kinder hatte bisher in ihrer Gegenwart zu weinen begonnen. Carter hatte beschlossen, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich ein wenig in der Gegend umzusehen. Sie stand auf und ging leise aus dem verfallenen Gebäude. Die Steintafel hatte ihr keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Symbole darauf hatte sie noch nie gesehen und sie hatte - die Neugier hatte doch gesiegt - trotz Verbots selbst die Steintafel vorsichtig berührt, ohne daß sich etwas besonderes ereignet hätte. Die Wände der Ruine waren von Moos überwuchert und an einer Seite des Innenraumes waren Ketten mit Handschellen angebracht. Es sah jedoch so aus, als ob sie erst nachträglich eingemauert wurden, da das Metall nicht verrostet war und relativ neu erschien. Sie ging um das gesamte Ruine herum und suchte die Gegend nach irgendwelchen Hinweisen ab. Auch die Büsche, hinter denen Teal'C die Kinder ursprünglich gefunden hatte, unterzog sie einer genauen Untersuchung. Nach einer halben Stunde und ohne eine Spur schlauer geworden zu sein, ging sie wieder zurück. Doch als sie um die Ecke bog blieb ihr fast die Luft weg. Die beiden Mädchen und der Junge, die sie friedlich schlafend verlassen hatte, waren verschwunden.

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Mit den Augen immer den Himmel absuchend gingen O'Neill und Teal'C die Straße zurück nach Süden. Durch Jacks Verletzung kamen sie nicht so schnell vorwärts wie sie es eigentlich geplant hatten. Waren die Schmerzen anfangs nur lokal begrenzt gewesen, breiteten sie sich jetzt langsam über das gesamten Bein aus und das Knie wollte nicht mehr so richtig mitmachen. Auch der linke Arm war kaum mehr zu gebrauchen, die Schulter heiß und rot. Außerdem verspürte der Colonel eine Hitze, die nicht nur von der Außentemperatur herrührte, obwohl die Sonne erbarmungslos auf sie herunterbrannte. Er hatte bereits die Notfall-Medikamente mit Beschlag belegt, aber die Umgebung wurde immer verschwommener und die Straße war schon lange nicht mehr so gerade wie vorher. Wieder schwankte er und Teal'C hielt ihn fest, damit er nicht ins Straucheln geriet. "Sollen wir eine Pause machen?" fragte ihn der Jaffa zum x-ten Mal. "Nein, geht schon. Was macht Dein Arm?" "Mir geht es gut, die Heilung hat bereits eingesetzt." Zum wiederholten Mal an diesem Tag beneidete er seinen außerirdischen Freund um seinen Symbionten "Na dann sag danke zu Junior!" seufzte er. Teal'C wußte, daß O'Neill so schnell wie möglich zu Carter zurück wollte. Der Colonel machte sich Sorgen, obwohl er sich nach außen hin nichts anmerken ließ. Teal'C wußte, was ihm sein Team und vor allem Sam bedeutete. Er hatte eine gute Beobachtungsgabe und mit den Jahren kannte er O’Neill gut genug, um zu erkennen, daß die beiden mehr verband als das Militär es zuließ. Außerdem hatte Jack ein großes Verantwortungsbewußtsein.
Seiner Meinung nach war es seine Pflicht, das Team gemeinsam und gesund nach Hause zu bringen. So vergingen die Minuten und sie dachten schon, das Schlimmste überstanden zu haben, als sie von hinten das anschwellende Geräusch von mehreren Flügelpaaren hörten. Sie drehten sich um und blickten erschrocken in den Himmel. Nicht zwei oder drei dieser Flugsaurier waren zu erkennen. Nein, es waren mindestens zehn, die sich wahrscheinlich schon die zahnbesetzten Schnäbel wetzten und sich auf ihren Imbiß freuten. "Oh Scheiße..." O'Neill umschloß seine MP fester und wollte sein Leben so teuer verkaufen als möglich. Doch beide wußten, daß sie dieses Mal nicht die geringste Chance hatten.

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Sam schüttelte den Kopf: "Das gibt‘s doch nicht." Daniel lag noch immer in der Ecke und schlief. Sie war froh, daß wenigstens er noch da war. Sie suchte die Umgebung mit ihren Blicken ab. So weit konnten sie doch nicht gekommen sein in der kurzen Zeit. Doch nirgends war eine Spur von ihnen zu sehen. Sie beschloß, dem Colonel über Funk von der veränderten Situation zu berichten. Schnell ging sie zu ihrem Rucksack zurück und holte das Walkie Talkie heraus. "Colonel, bitte kommen." Sam lauschte und als sie keine Antwort bekam wiederholte sie ihren Ruf noch mehrere Male. Doch nur statisches Rauschen war zu hören. "Verdammter Mist!" fluchte sie. Irgend etwas war gewaltig schief gelaufen. Es war ihr sowieso schon komisch vorgekommen, daß sich O'Neill gar nicht bei ihr gemeldet hatte. Aber vielleicht war ja ganz einfach nur sein Funkgerät defekt.

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O'Neill konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, eine bleierne Schwere hatte sich auf seine Glieder gesenkt und seine Rechte umklammerte die MP, als ob sie ihn aufrecht halten sollte. Er versuchte krampfhaft, die Waffe in einem einigermaßen akzeptablen Winkel zu halten, um sie auch wirkungsvoll abfeuern zu können. Teal'C neben ihm hielt seine Stabwaffe feuerbereit hoch. Er wollte so schnell wie möglich auf die näherkommenden Kreaturen feuern und jeder Schuß sollte ein Treffer sein. Mit Gewalt versuchte Jack, seine Augen offenzuhalten und die Benommenheit zu verdrängen, die sich in seinem Körper breit machte. Teal'C schrie ihm etwas zu, aber er konnte den Sinn der Worte nicht verstehen. Das Geräusch der abfeuernden Stabwaffe drang verzerrt zu ihm durch. Wie aus weiter Ferne hörte er den Schlag eines riesigen Flügelpaares. Rasend schnell kamen messerscharfe Krallen auf ihn zu, aber er war unfähig, irgendeine Bewegung auszuführen. Gerade in dem Augenblick als sie ihn packen wollten knickten ihm die Beine weg und nur um Haaresbreite verfehlten die Klauen ihr Opfer. Den Aufprall auf die Straße und ein ohrenbetäubendes Jaulen, das die Luft erfüllte, nahm er schon nicht mehr wahr.

Teal'C sah wie in Zeitlupe O'Neill auf den Boden krachen, doch er hatte alle Hände voll zu tun, um selbst am Leben zu bleiben. Unablässig feuerte er in den Himmel auf die zufliegenden Ungeheuer und konnte wie durch ein Wunder verhindern, daß sowohl er als auch Jack mit in die Lüfte gehoben wurden. Da hörte er ein lautes Jaulen wie von einer Sirene, die auf- und abschwoll und hunderte kleiner Pfeile flogen durch die Luft. Er sah sich um und entdeckte einen Wagen, der sich mit schneller Geschwindigkeit die Straße entlang bewegte. Man konnte meinen, er sei aus einem Endzeitfilm entsprungen: Rundherum waren zentimeterdicke Stahlplatten als Panzerung angebracht und auf dem Dach befand sich eine Art Kanone, aus der die kleinen Pfeile abgeschossen wurden. Der Ton wurde unerträglich laut und Teal'C hielt sich die Ohren zu. Er lief zu O'Neill, der ohnmächtig auf der Straße lag, die MP immer noch im Arm. Teal'C schaute ungläubig in den Himmel. Die Angreifer hatten tatsächlich die Flucht ergriffen. Die Sirene verstummte und der Wagen kam wenige Meter vor ihnen zum Stehen.

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Carter ging zurück zu Daniel, der gerade im Begriff war wieder aufzuwachen. Sie setzte sich zu ihm und nahm ihn auf den Arm. "Na Daniel, was machen wir jetzt? Sollen wir noch warten oder machen wir uns auf den Weg zu General Hammond?" Gedankenverloren starrte sie auf den azurblauen wolkenlosen Himmel. Entscheidungen zu treffen war ihr schon immer schwer gefallen und sie war froh, daß sie das die meiste Zeit anderen überlassen konnte.

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Ein junger Mann von ca. 20 Jahren stieg aus dem Fahrzeug. Er hatte pechschwarze Haare und stahlblaue Augen und seine Kleidung hatte Ähnlichkeit mit den Lederanzügen der Motorradfahrer auf der Erde. Er hatte einen athletischen Körperbau und man sah ihm an, daß er solche Szenen nicht zum erstenmal beobachtet hatte. Er ging mit schnellen Schritten auf den am Boden liegenden Colonel zu. "Er wurde von einem Cyprino angegriffen, nicht wahr?" Das war mehr eine Feststellung, als eine Frage. "Wenn damit diese fliegenden Ungeheuer gemeint sind, dann ist das korrekt" antwortete Teal'C. Er hatte seine Stabwaffe noch immer nicht abgesetzt und schaute abwechselnd mißtrauisch in den Himmel und auf die Aktivitäten, die der Dunkelhaarige an den Tag legte. "Dein Freund hat hohes Fieber" hörte er ihn sagen, nachdem er Jack einer kurzen Untersuchung unterzogen hatte. "Die Krallen dieser Biester sind mit einem Gift benetzt, daß ihre Opfer langsam tötet. Bist Du auch verletzt?." Mit diesem Worten wollte er Jack hochheben und zum Wagen bringen. "Geringfügig. - Was hast Du vor?" fragte Teal'C argwöhnisch. "Ich kann hier nichts für ihn tun. Wir müssen ihn in von hier weg bringen. Außerdem kommen diese Flugechsen sicher bald zurück. Sie lassen sich zwar schnell verjagen, sind aber genauso schnell mit Verstärkung wieder zurück." "Ja, diese Erfahrung haben wir bereits gemacht!" stimmte der Jaffa dem Unbekannten zu. Er legte seine Stabwaffe nieder und bückte sich, um O'Neill zum Wagen zu tragen. "Mein Name ist Jarcos" sagte der junge Mann und hielt ihm die Wagentüre auf. Er legte Jack auf den Rücksitz, holte ihre Ausrüstung und setzte sich dann neben ihn. "Es ist mir eine Freude Dich kennenzulernen, ich bin Teal'C und das ist Jack O'Neill" entgegnete er. Jarcos stieg ebenfalls ein und griff nach einer kleinen Flasche, die unter dem Armaturenbrett lag. Er flößte Jack die darin befindliche Flüssigkeit ein und sagte: "Er wird bald wieder zu sich kommen." Er startete den Wagen und sie fuhren los.

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Sam hatte in der Zwischenzeit beschlossen, zu warten bis es dunkel wäre. Schließlich hatte der Colonel gesagt, sie seien bis dahin wieder zurück. Und falls das nicht der Fall sein würde, konnte sie immer noch zurückgehen. Sie machte es sich ein wenig bequem, schaute Daniel beim Spielen zu und machte sich einige Notizen und Skizzen der Gegend. Trotz der Idylle, die hier herrschte konnte sie das ungute Gefühl und die Sorgen nicht verdrängen, die sie sich um Jack machte. Irgendwie wußte sie, daß er in Schwierigkeiten steckte.

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"Wo fahren wir hin?" fragte Teal'C. Er hatte Jacks Kopf auf seinen Schoß gelegt und schaute dem jungen Mann beim Autofahren zu. "Wir fahren zu meinen Leuten. Ihr braucht eine bestimmte Medizin, um das Gift aus Euren Körpern zu bekommen. Wir sind zwar nicht sehr viele, aber wir haben einen guten Arzt." antwortete ihm Jarcos. "Carter?" hörten sie plötzlich O'Neills Stimme, der wieder zu sich kam. Er öffnete die Augen und blickte verwirrt in das besorgte Gesicht des Jaffa. "Wir müssen zu Carter!" "Wer ist Carter?" fragte Jarcos. "Carter ist ein Mitglied unseres Teams" antwortete ihm der Colonel und setzte sich mit einem Stöhnen auf. Sie wartet beim Sternentor auf unsere Rückkehr. - Wer sind Sie?" "Das Akahab! Ihr seid durch den magischen Ring gekommen?" Jarcos Stimme überschlug sich fast vor Aufregung und er überhörte die Frage des Colonels. "Ja, und wir müssen schnellstens dahin zurück" sagte Jack. "Das geht nicht, das Akahab ist ein geheiligter Ort. Dort findet jedes Jahr das Benetan-Ereignis statt. Keinem Sterblichen ist es erlaubt, das Gebiet allein zu betreten. Nur mit den Priesterinnen dürfen ausgesuchte Erwachsene alle 4 Zyklen dorthin." Die Angst stand Jarcos ins Gesicht geschrieben. "Das ist Jarcos" beteiligte sich Teal'C und klärte O'Neill auf.
"Er hat uns durch sein Erscheinen das Leben gerettet. Was ist das für ein Ereignis?" fragte er weiter. "Das Benetan ist ein heiliges Ritual. In jedem 4. Zyklus werden die vom Rivalli ausgesuchten erwachsenen Melrosier zu den Überresten des Tempels gebracht. Dort beten die Priesterinnen für reiche Ernte und Fruchtbarkeit. Die Götter wählen sich die besten und stärksten unserer Art aus und machen sie wieder jung. Nur in diesem Alter hat ihr Blut eine bestimmte Substanz, aus denen die Ältesten dann das Magdii herstellen können." Was ist das Magdii?" fragte Teal'C. "Das Magdii gibt uns die Kraft, die wir brauchen um uns gegen das Gift der hier herrschenden Tiere zu schützen. Es wird auch Dir helfen, Dich gesund machen. Es ist so etwas wie ein Gegenmittel, das uns immun macht. Sonst gäbe es uns schon nicht mehr. Seit wir nicht mehr in der Gemeinschaft leben, haben wir große Probleme unseren Vorrat zu ergänzen. Der Rivalli läßt es sehr gut bewachen." "Aber wir kommt es, daß auch Daniel jünger geworden ist?" warf Jack ein. Jarcos sah ihn etwas erstaunt an und er erklärte ihm, was ihnen passiert ist. "Euer Daniel muß ebenfalls ein Auserwählter sein" war die kurze Antwort von Jarcos. auf. Es folgte eine lange Pause, in der niemand etwas sagte. "Dann bring uns zum Sternentor zurück. Alles weitere wird sich ergeben." Meinte O'Neill schließlich. "Nein!" entgegnete Jarcos bestimmt. "Kein Sterblicher.." "Ich weiß, kein Sterblicher darf den Ort betreten. Aber das ist mir egal. Meine Leute sind dort und ich werde sie auf keinen Fall zurücklassen." Seine Stimme hatte beträchtlich an Lautstärke zugenommen, seine Augen glänzten glasig und er blickte zu Teal'C. In dessen Gesicht sah er die stumme Bestätigung seiner Worte. Jarcos schüttelte noch immer den Kopf. Da zog O'Neill seine Pistole und richtete sie auf den Dunkelhaarigen. "Hör zu. Ich bin Dir ja sehr dankbar,, daß Du uns geholfen hast, aber ich will zu Carter. Entweder Du fährst uns zum Sternentor, oder ich fahre selber!" Wenn Jarcos gewußt hätte, wie er sich fühlte, dann hätte er wahrscheinlich über diesen Vorschlag gelacht. Er war kaum in der Lage die Waffe ruhig zu halten. Doch im Bluffen war Jack schon immer gut gewesen und so ergab sich der junge Mann in sein Schicksal und sie drehten um. O'Neill senkte die Pistole und lehnte sich zurück. Er schloß die Augen, wohlwissend und mit dem beruhigenden Gefühl, daß Teal'C auf den jungen Mann aufpassen würde.

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Seit die Kinder verschwunden waren war schon mehr als eine Stunde vergangen. Immer wieder hatte Sam versucht, den Colonel über Funk zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Sie hatte mit Daniel gerade eine Sandburg gebaut, als sie das Geräusch mehrerer Schritte vernahm. In der Annahme, daß es sich um O'Neill und Teal'C handelte, erhob sie sich freudig: "Sir! Gut, daß Sie wieder.." sie verschluckte den Rest des Satzes, als sie sah, daß nicht ihre Teamgefährten zurückgekommen waren. Stattdessen standen ihr zwei ganz und gar nicht freundlich aussehende Männer mit gewehrähnlichen Waffen gegenüber und machten ihr unmißverständlich klar, daß sie mit Daniel mitkommen solle. Sam packte Daniel und tat, was man ihr geheißen. Sobald Carter sich mit Daniel in der Nähe der Männer befand, sprang einer von ihnen nach vorne und entriß ihr das Kleinkind. "Hey, was soll das! Geben Sie ihn sofort wieder her!" rief sie und trat mit den Füßen nach dem anderen Mann, der sie sofort mit einem eisenharten Griff festhielt. Sie versuchte sämtliche ihr bekannten Tricks, um sich zu befreien, aber gegen die Stärke des anderen kam sie nicht an. Man verfrachtete sie in das hintere Abteil eines transporterähnlichen Gefährts, das sich unbemerkt von hinten genähert hatte und schloß sie ein. Auch ihre Rufe und Schläge gegen die verschlossene Tür konnten ihr nicht über die Hilflosigkeit hinweghelfen, die sich in ihr ausbreitete. Zuerst verlor sie den Kontakt zu ihrem CO und dann nahm man ihr auch noch Daniel weg. Schlimmer konnte es ja schon gar nicht mehr kommen. Doch sie sollte sich irren. Plötzlich wurde die Türe aufgemacht und ein Bulle von Mann kam zu ihr herein. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als er sich ganz nah zu ihr hinüber beugte und mit seinen behaarten Händen über ihren Hals fuhr. "Alles bloß das nicht" dachte sie angewidert und wich so weit es ging zurück. Der Mann grinste sie dümmlich an und Sam schloß verzweifelt die Augen. Dann spürte sie einen kleinen Einstich und eine kühle Flüssigkeit rann ihr in den Kragen. Kurz darauf sackte sie bewußtlos zusammen.

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Die Fahrt bis zur Steinruine dauerte länger als sie gedacht hatten. Es war eine sehr ruhige Fahrt ohne irgendwelche Zwischenfälle. Nach anfänglichem Schweigen hatten sie begonnen, Jarcos wieder etwas auszufragen: "Was passiert mit den Kindern, wenn sie das Magdii geliefert haben?" fragte Teal'C. "Sie werden wieder Erwachsene." "Dann brauchen wir Daniel nur die ganze Prozedur machen lassen und er wird wieder der alte!" freute sich Jack. "Oder hab ich da was mißverstanden?" "Ja, im großen und ganzen schon, aber der Rivalli wird ihn nicht wieder gehen lassen. Er kennt dann das Geheimnis der Ältesten. Alle ausgewählten Melrosier wurden nach dem Ritual nicht mehr gesehen." Er machte eine kleine Pause. "Melros, ist das dieser Planet?" Jarcos nickte. "Du sagtest vorhin, ihr lebt nicht mehr in der Gemeinschaft, bist Du denn nicht ihrer Meinung?" Jack steckte seine Pistole wieder ein und sein Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck angenommen. Jarcos schüttelte nur den Kopf. "Das ist der Grund warum man uns verfolgen läßt." "Dieser Vivaldi, wer ist das?" fragte Jack weiter. "Der Rivalli!" verbesserte Jarcos und schüttelte den Kopf. "Er ist das Oberhaupt unseres Volkes. Meine Familie und noch einige andere haben vor mehreren Zyklen die Stadt verlassen, weil wir uns seiner Tyrannei nicht länger beugten. Seitdem werden wir verfolgt. Wir hatten seine Autorität in Frage gestellt, seine sinnlosen Befehle nicht mehr befolgt. Er hat uns das Magdii verweigert, als Bestrafung und Warnung für alle, die sich ihm widersetzen wollten." Jarcos verließ die geteerte Straße und fuhr querfeldein weiter. Die beiden Männer auf dem Rücksitz sahen sich vielsagend an. "Anscheinend kein netter Zeitgenosse" bemerkte Jack. "Aber wohin habt ihr euch gewandt? Ich meine, hier ist doch rein gar nichts." Wir haben Unterschlupf in einem großen Höhlenkomplex gefunden, der sich im Revier der Cyprinos befindet. Aus diesem Grunde werden wir auch von den Städtern nicht behelligt. Auch wenn wir dadurch in ständiger Gefahr leben, es ist besser als unter der Fuchtel eines Diktators."
Nach dieser Ausführung fuhr Jarcos schweigend weiter, bis sie in der Ferne das Sternentor sahen. Als sie das verfallene Gebäude erreichten verließen sie alle den Wagen. Teal'C ging in die Ruine und kam mit Carters Rucksack zurück. "Sie sind nicht mehr hier" sagte er zu O'Neill. Jack drehte sich abrupt zu Jarcos um. Seine Nerven waren wirklich nicht mehr die besten und er hatte keine Lust ewig zu suchen, wenn er die Antworten auch leichter erhalten konnte. "Wo sind sie?" "Ich weiß es nicht" sagte Jarcos etwas betrübt. "vielleicht hat man sie entdeckt und in die Stadt gebracht." Jack schüttelte den Kopf. Dieser allzuleichte Auftrag hatte sich zu einem richtigen Desaster entwickelt. "Ich dachte kein Sterblicher darf hierherkommen!?" Der Melrosier senkte den Kopf und schwieg. "Dann bring uns dorthin!" sagte Jack, mit der größten Anstrengung seiner Stimme den notwendigen Befehlston zu geben. Teal'C blickte ihn etwas besorgt an. Er kannte O'Neill jetzt schon einige Jahre und konnte seinen schlechten Zustand sehr gut erkennen. Er ging auf ihn zu und nahm in zur Seite: "Ich werde mit Jarcos zur Stadt fahren und Du kannst zur Erde zurückkehren, um zu Dr. Fraiser zu gehen. Zuerst sah es so aus, als ob O'Neill protestieren würde, doch dann überlegte er und kam zu dem Schluß, daß er in seinem Zustand sowieso keine allzugroße Hilfe wäre. Deshalb lenkte er ein: "OK, in ein paar Stunden bin ich so gut wie neu und komme mit Verstärkung nach. Such Carter aber unternimm nichts, was sie und Daniel gefährden könnte. Teal’C nickte und sie gingen zum Sternentor, das sich in der jetzt bereits anfangenden Dämmerung als Silhouette darstellte. Teal'C wählte die Koordinaten der Erde und sie warteten auf das ihnen wohlbekannte Getöse, das der Energiestrudel mit sich brachte. Aber nichts geschah. "Nochmal" meinte der Colonel und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Teal'C wiederholte die ganze Prozedur - jedoch ohne Erfolg. "Verdammt, wieso funktioniert dieses Scheißding nicht!"
"Vielleicht hat der Rivalli das Tor blockiert" vermutete Jarcos. Er machte ein unglückliches Gesicht und nach einem Augenblick des Überlegens sagte er: "Ich habe Euch noch nicht alles erzählt. Es ist verboten, dem Ritual beizuwohnen, aber Rejder, mein Bruder, hat sich einmal an den großen Platz geschlichen und zugesehen. Er erzählte, daß die Kinder sich zwar wieder in Erwachsene verwandelten, danach aber nicht wieder erwacht sind." "Du meinst er stirbt bei diesem Ritual?" warf Jack erschrocken ein. "Unsere Betroffenen sehen es als eine große Ehre an, ausgewählt zu werden und dem Volk zu helfen. Die Zukunft ist dann für sie nicht mehr relevant. Es tut mir leid für Euren Freund." Jacks Gesicht war weiß wie eine Wand. "Daniel ist aber nicht einer Eurer BETROFFENEN. Wenn Du meinst, ich laß das zu, dann bist Du auf dem Holzweg, ich hol ihn da auf alle Fälle raus – und wenn es das letzte ist was ich tue!" O'Neills Geduldsfaden war nun endgültig gerissen. Dann machte er einen ungelenkigen Schritt zum abgestellten Wagen hin und holte tief Luft, wobei er sich mit einem Ächzen zu Jarcos umdrehte, der sich vorsichtshalber einige Meter vom Sternentor entfernt hatte: " Bring uns in die Stadt. Wir suchen Carter und ...." Die letzten Worte konnte man schon nicht mehr verstehen. Jack verdrehte die Augen und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf die Wiese auf. Teal'C war sofort bei ihm und versuchte ihn zu wecken. Jarcos ging ebenfalls zu ihm hin. "Er braucht das Magdii, das uns immun gegen das Gift macht. Durch das Marschieren nahm sein Organismus es schneller auf. Wir bringen ihn zu unserem Arzt." Mit einem Blick auf Teal’Cs blutdurchtränkten Verband ergänzte er: "Wieso zeigst Du keine Symptome? Auch Du wurdest von den Cyprinos verletzt." Fragend blickte ihn der junge Mann ihn an. "Ich habe ein gutes Immunsystem" entgegnete der dunkelhäutige Krieger knapp und verfrachtete O'Neill wieder in den Wagen. Jarcos setzte sich ans Steuer und sie fuhren los.

Nach ca. 1/2 Stunde kamen sie an den großen Höhlenkomplex von dem Jarcos gesprochen hatte. Er versteckte sein Fahrzeug hinter einer Felswand und half Teal'C, den immer noch bewußtlosen Colonel in einen der Räume zu bringen. Dann verschwand er und kam wenig später mit einem älteren Mann zurück, den Jarcos als Dr. Mircos bekanntmachte. Dieser untersuchte Jack gründlich, der leichenblaß und völlig durchgeschwitzt auf einem an der Wand lehnenden Bett lag, und schüttelte dann den Kopf. "Viel zu spät, das wird ein schönes Stück Arbeit." Er legte eine Infusion an und wechselte die Verbände. "Das wird eine Zeitlang dauern, bis er wieder ansprechbar ist." Sagte er zu Jarcos. Teal'C hatte die ganze Zeit stumm daneben gestanden. Mit einiger Erleichterung hatte er bemerkt, daß die medizinische Versorgung hier dem Stand auf der Erde sehr ähnlich war und er entspannte sich ein wenig. Er ging zu dem jungen Mann und fragte: " Wie weit ist es in die Stadt, von der Du erzähltest?" Nach Olessja? Es ist nicht sehr weit, mit dem Wagen vielleicht eine Viertelstunde. Aber Du kannst unmöglich alleine gehen. Ich werde Dich begleiten und wir werden auch noch Rejder mitnehmen. Wir müssen sowieso noch etwas Magdii besorgen, Dein Freund braucht eine gehörige Portion davon, um wieder auf die Beine zu kommen." Er begleitete Teal'C nach draußen. "Aber wir werden warten bis es ganz dunkel wird. Du wirst hungrig sein. Wir werden zuerst etwas essen." Bei der Erwähnung von Essen bemerkte Teal'C erst, wie hungrig er eigentlich war und er nahm das Angebot von Jarcos dankbar an. Er wunderte sich, daß die Dunkelheit noch nicht vollständig eingesetzt hatte. Es herrschte schon seit ca. 1 Stunde ein eigenartiges Dämmerlicht. Sie gingen in einen anderen Teil der Höhle, der anscheinend als Wohnraum diente. Ein großer Tisch befand sich in der Mitte und an den Wänden waren Regale mit Geschirr und Werkzeug. Auf einer Bank saßen ein Mann und eine Frau, die Jarcos als seine Eltern vorstellte. Die beiden entschuldigten sich jedoch gleich, um die Höhlen für die Nacht vorzubereiten. Er ging zu einem dunkelhaarigen Mädchen von ca. 18 Jahren, die gerade Geschirr in die Regale räumte.
"Xara, ich möchte dir jemanden vorstellen. Das ist Teal‘C. Er und sein Freund wurden von einem Cyprino angegrifffen." Xara ging zu Teal‘C und lächelte ihn freundlich an. "Sei willkommen, komm und setz Dich" lud sie ihn ein. "Dann erzähle ich Dir etwas über unser Leben" ergänzte Jarcos. Sie saßen kaum ein paar Minuten am Tisch, als von draußen lautes Geschrei an ihr Ohr drang. Dann drängten mehrere Menschen in das Höhleninnere. "Sie greifen wieder an!" rief ein junges Mädchen. Jarcos sprang schnell auf und lief zu einem Kasten, der an einer Wand stand. Er betätigte einige Knöpfe und wiederum war ein ohrenbetäubendes Heulen zu hören. "Das sind die Cyprinos. Sie greifen immer wieder unser Lager an" erklärte er Teal‘C . Dann lief er so schnell es ging zu seinen Freunden. Teal’C packte seine Stabwaffe und folgte ihm nach draußen. Fünf Männer befanden sich schon voll in Abwehrstellung. Aus einer drehbaren Kanone, ähnlich der auf dem Wagendach, wurden Pfeile in die Luft geschossen, die die Haut der fliegenden Ungeheuer zwar nicht durchdringen konnten, jedoch einritzten und so scheinbar doch einen nicht unbedenklichen Schaden anrichten konnten, die ihre Spitzen mit dem für sie unverträglichen Magdii getränkt waren. Speere wurden in die Luft geschleudert und die Frauen und Kinder flüchteten in die Höhlen. Teal’C feuerte mit seiner Stabwaffe unermüdlich auf die angreifenden Flugsaurier und so konnten sie sie gemeinsam in die Flucht schlagen. Jarcos bedankte sich bei Teal’C für den selbstlosen Einsatz und sie kehrten zu Xara zurück.

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Sam erwachte mit einem dröhnenden Schädel zusammengekauert auf einer harten Pritsche. Erst langsam konnte sie sich an die letzten erlebten Minuten erinnern. Sie sah sich um und bemerkte, daß sie in einer Art Zelle saß, fast wie im Wilden Westen. Rundherum waren Gitterstäbe, so daß sie die Umgebung sehr gut wahrnehmen konnte. Der Käfig war ca. 3,5x3 m groß und befand sich mitten auf einem Marktplatz. Es war inzwischen ganz dunkel und die Straßen, die vom Platz wegführten, waren menschenleer. Auch konnte sie keinerlei Wachen erkennen. Sie suchte nach einer Tür oder einem Schloß, aber sie konnte weder das eine noch das andere finden. Es sah so aus, als ob man sie irgendwie hereinteleportiert hätte oder waren die Eisenstäbe durchlässig? Sie probierte es aus und mußte leider feststellen, daß sie ganz und gar massiv waren. Da sie keine Möglichkeit sah, sich alleine zu befreien, legte sie sich wieder auf die Matte und wartete. Sie sah sich so gut es ging in der Dunkelheit um. Die Häuser wirkten modern und es brannten in einigen sogar Licht. Sie wunderte sich, daß ihr so gar keine Beachtung geschenkt wurde, aber das würde sicher seinen Grund haben. Nach einiger Zeit ohne irgendwelche Anzeichen einer Veränderung der Situation schlief sie zusammengerollt ein.

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Nachdem Teal'C sich nochmals davon überzeugt hatte, daß O'Neill in guten Händen war, fuhr er mit Jarcos und Rejder nach Einbruch der Dunkelheit los. Die beiden Brüder ähnelten einander sehr und auch Rejder hatte nicht gezögert, seine Hilfe anzubieten. Nach einer kurzen schweigsamen Fahrt erreichten sie den Stadtrand von Olessja, versteckten den Wagen hinter ein paar Büschen und gingen zu Fuß weiter. Nach einigen Minuten kamen sie an die ersten Häuser. Jarcos übernahm die Führung und bedeutete ihnen, leise zu sein. Er wußte, wie man zu den Vorräten des Magdii gelangen konnte und hatten sich schon oft davon bedient. Doch dieses Mal war es anders. Der Rivalli hatte Wachen aufgestellt, das war bisher noch nie vorgekommen. "Sie müssen Eure Freundin gefunden haben, die Kammer war noch nie bewacht" sagte er zu Teal'C. Dieser war einesteils froh, zu wissen wo sich Carter aufhalten könnte, andererseits stellte das natürlich ein Risiko dar. Er wollte schon loseilen, um sich die Wachen vorzunehmen als er von Rejder aufgehalten wurde. "Später!" sagte er nur und folgte seinem Bruder, der bereits die Straße entlangging.

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"Wir bringen Dir den außerirdischen Jungen!" Die beiden Männer, die Carter und Daniel geholt hatten, setzten den schreienden Daniel auf den Boden eines kleinen Zimmers ab, in dem sich hinter einem Schreibtisch die Gestalt eines großen kräftigen Mannes befand. Der Rivalli stand auf und begutachtete den Jungen argwöhnisch. Er sieht aus wie jeder andere, aber er ist extrem klein" bemerkte er etwas abfällig. "Wir werden das Ritual durchführen!" befahl er dann und die beiden Männer trugen den immer noch weinenden Daniel hinaus. Der Rivalli ging um seinen Schreibtisch herum und holte ein zusammengerolltes Schriftstück aus einer verschlossenen Schublade. Er legte es vorsichtig auf seine Tischplatte und wickelte es aus. Auf dem vergilbten Papier waren mehrere Zeichnungen zu sehen, die das Ritual von Benetan beschrieben. Ebenso waren die dafür benötigten Formeln aufgelistet. Er sprach in einer seltsamen Sprache die darauf befindlichen Worte und es war, als würden die Zeichen zu leuchten beginnen.

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Im SGC stand General Hammond im Kontrollraum und starrte auf das Stargate hinunter, als könnte er es nur Kraft seines Willens in Bewegung setzen. SG1 war seit einigen Stunden überfällig und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was auf einer so einfach aussehenden Exkursion schief gegangen sein konnte. Noch hielt sich seine Besorgnis in Grenzen. Sein bestes Team war bekannt dafür, sich ab und an zu verspäten und ein paar Stunden waren da nichts. Er hoffte nur, daß seine Mannschaft sich bald und vollzählig wieder zu Hause einfinden würde.

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Daniel wurde in ein kleines Haus gebracht, wo sich auch bereits die anderen drei Kinder befanden. Jedes der drei hatte eine eigene "Kinderschwester", die darauf bedacht waren, daß es ihnen an nichts fehlte. Auch Daniel wurde gleich überschwenglich in Empfang genommen, auch wenn man den Frauen ansah, daß es ihnen ein wenig unheimlich zumute war. Aber das bevorstehende Ritual war nicht mehr fern und es mußten noch etliche Vorbereitungen getroffen werden.

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Teal'C schlich leise hinter den beiden Brüdern her. Er hatte es mittlerweile aufgegeben, sich selber einen Plan zu überlegen und statt dessen mehr seiner Aufmerksamkeit der unmittelbaren Umgebung gewidmet. Jarcos war nicht, wie vermutet, darauf aus die Wachen vor der mit dem Magdii gefüllten Kammer zu überwältigen, vielmehr wollte er vorher herausbekommen, was mit dem Jungen geschehen war, der mit Samantha Carter gefunden wurde. Er ging zielstrebig auf ein etwas größeres Gebäude am Ende der Straße zu, immer bedacht im Schatten der Wände zu bleiben. Vor einem Fenster blieb er dann plötzlich stehen und bedeutete ihnen, in Deckung zu gehen. Er blickte in das Zimmer des Rivalli, in dem ihm vor einiger Zeit Daniel gezeigt worden war. Jetzt war es leer und auch der Schreibtisch war feinsäuberlich aufgeräumt. Rejder war in der Zwischenzeit um das Haus herumgelaufen und kam außer Atem wieder bei Jarcos an: "Der Rivalli ist scheinbar nicht im Haus, alles ist dunkel. Mit einem geübten Griff öffnete Jarcos das Fenster und stieg ein. Er wußte genau, wonach er suchen mußte. Teal'C und Rejder behielten währenddessen die Straße im Auge. Nach einigen Minuten kam Jarcos zurück. "Wir müssen uns beeilen! Das Ritual findet noch in dieser Nacht statt, die Formel ist verschwunden." Er kletterte zurück auf die Straße. "Deshalb ist auch die Stadt so menschenleer. Während der Nacht des Benetan ist es niemandem erlaubt, das Haus zu verlassen, außer den Eingeweihten. Ich habe mir schon so etwas gedacht." Plötzlich blieb Rejder stehn. Er war schon etwas vorausgelaufen und hatte auf dem Marktplatz das Gefängnis von Carter erreicht. Auch Teal'C entdeckte kurz darauf das mit Eisenstangen umgebende Gefängnis.
"Major Carter!" rief er, erfreut und erleichtert, sie lebend zu finden. Sam war sofort hellwach, als sie die Stimme des Jaffas vernahm. Sie stand auf und lief auf die Gitterwand zu. Teal'C, Gott sei Dank. Ich hatte mir schon solche Gedanken gemacht! Sie haben mir Daniel weggenommen!" Erst jetzt bemerkte sie die beiden fremden Gesichter in Teal'Cs Begleitung. "Wo ist der Colonel?" "Das ist eine lange Geschichte" fiel ihr Jarcos ins Wort. "Deinem Freund geht es gut, jetzt müssen wir uns beeilen, um den Kleinen zu holen. Er darf den Schluß des Rituals nicht miterleben." "Aber die Zelle hat keine Türen, ich weiß nicht wie ich hierhereingekommen bin." Sam rüttelte wie wild an den Gitterstäben. "Aber ich weiß es, Du bist nicht der erste, den wir hier herausholen." Mit diesen Worten ging er um den Käfig herum und betätigte einen in den Boden eingelassenen Hebel auf der Rückseite. Sam sprang erschrocken zurück, als sich die Wand vor ihr bewegte und eine Öffnung freigab. Schnell schlüpfte sie heraus und blickte angewidert zurück. Jarcos drehte sich zu seinem Bruder um: "Du gehst mit Teal'C zurück und besorgst das Magii. Zu zweit werdet ihr die Wachen überlisten können. Wir treffen uns dann beim Wagen. Wir beide werden uns die Zeremonie ansehen." Er nahm Carter beim Arm und sie trennten sich.

Auf einem großen Platz hinter der Stadt, versteckt zwischen großen Bäumen auf einer Lichtung, waren Daniel und die drei anderen Kinder in einen tranceähnlichen Zustand versetzt und für das große Ritual vorbereitet worden. Jetzt lagen sie jeweils auf einer großen Bahre. Die Kinderschwestern waren alle in weiße weite Gewänder gehüllt und saßen am Kopfende ihrer jeweiligen Schützlinge. Als Sam und Jarcos den Ort des Geschehens erreichten war die Beschwörung in vollem Gange. Über dem Platz leuchtete der Himmel rot und man konnte die Macht, die von ihm ausging regelrecht spüren. Carter hielt die Luft an und konnte gar nicht glauben, was sich vor ihren Augen abspielte. Außer der monotonen Stimme des Rivalli, der die Formel in sich immer wiederholenden Rhythmen wiedergab war es totenstill. Das Blatt in seinen Händen schien zu glühen und dann, urplötzlich, war die Luft erfüllt von lautem Donner und die Körper der Kinder waren umhüllt von einem gleißenden Licht. Erst jetzt bemerkte Sam die Gegenstände, die die Frauen in den Händen hielten und sie blickte voller Entsetzen zu Jarcos. Auch der hatte die großen Äxte bemerkt, die wie Damoklesschwerter über den Köpfen der Kinder schwebten. "Oh, mein Gott" entfuhr es dem Major. "Wir müssen Daniel da wegholen!" und schon wollte sie ihre Deckung aufgeben, um über den Platz zu laufen. Jarcos konnte sie gerade noch zurückhalten. "Das wäre unser und sein Tod. Sie werden ihn nicht töten, nicht bevor das Licht verschwindet. Erst dann haben sie das Magdii gewonnen und er wird erwachsen."
"Aber dann ist es zu spät, bis wir dort sind haben sie ihn umgebracht!" Sie konnte nicht glauben, daß dieser Fremde so eiskalt der Szene beiwohnen konnte. "Wir warten, Rejder hat nichts davon erzählt, daß sie die Leute abschlachten" sagte er bestimmt und hielt Sam eisern fest. "Laß mich nur machen." Es blieb ihr nichts weiter übrig, als sich zu fügen.

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Rejder und Teal'C hatten in der Zwischenzeit das Magdii aus der Vorratskammer geholt. Die Wachen zu überwältigen war mit Teal’Cs Hilfe ein Leichtes gewesen. Gegen seine Kampftechniken hatten sie nichts entgegenzusetzen. Es handelte sich dabei um Ampullen und Tabletten, die man je nach Notwendigkeit einsetzen konnte. Die Herstellung wußten nur der Rivalli und seine Priester. Da er wußte, daß der Vorrat bald ergänzt werden würde, hatte er fast den gesamten Bestand mitgenommen. Sie würden ja eine große Menge davon für Jack benötigen und wer wußte schon, wann sie die nächste Gelegenheit für einen Diebstahl bekamen. Sie hatten alles im Wagen verstaut und warteten nun auf die Ankunft der anderen.

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Ein leises Säuseln hatte sich zu der Stimme des Oberhauptes gesellt und das Licht änderte laufend seine Farbe. Von gleißend hellgelb über rot bis zu einem gespenstigen blau. Dann war es von einer Sekunde zu anderen verschwunden und die Lichtung war stockdunkel. Keiner konnte die Hand vor Augen sehen und das nutzte Jarcos, um mit Carter über den Platz zu laufen, wo Daniel lag. Die Geräusche waren verstummt und man hörte nur die laufenden Schritte von den beiden. "Wer wagt es, das Ritual zu stören" war plötzlich die schneidende Stimme des Rivalli ganz in ihrer Nähe zu hören und ein Scheinwerferlicht fiel auf die Eindringlinge. Innerhalb einiger Sekunden erkannte Sam die Situation. Die Kinder waren wieder erwachsen geworden und lagen nackt auf den Bahren, jedoch ohne sich zu bewegen. Neben ihren Körpern sammelte sich eine leuchtende rötliche Flüssigkeit, die fast wie durchsichtiges Blut aussah. Jarcos fuhr herum und stürzte sich auf den Anführer: "Hol Daniel und verschwinde!" rief er ihr zu. Gerade als Sam sich umdrehte sah sie, wie die Äxte auf die Körper heruntersausten und ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle.


weiter: Kapitel 2

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