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Das Wunder einer Nacht von Aker

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Vorwort

Spoiler: 3.10 – Sha'res Tod

Anmerkung des Autors: Ein trauriger kleiner Smiley-Schneemann hat mir diese FF eingeflüstert.

Danksagung: Ein herzliches Dankeschön geht an sethos, die die FF probegelesen und mich ermuntert hat, sie zu veröffentlichen, was ich sonst sicher nicht getan hätte :).
Erstveröffentlichung: Dez. 2008
Das Wunder einer Nacht

Es war dunkel im Schlafzimmer, als Daniel an Sha'res Seite des Doppelbettes trat. Liebevoll betrachtete er ihr friedliches Gesicht, das sich hell aus der Umrahmung ihrer schwarzen Locken und dem dunklen Bettzeug abhob. Er strich ihr eine Strähne aus der Stirn und rang einen Moment mit sich, ob er sie wirklich wecken sollte. Sie war kein Langschläfer, aber niemand mochte es gern, so früh geweckt zu werden. Reuig dachte er daran, dass er noch nicht einmal zu Bett gegangen war.

Schließlich gewann seine Aufregung. Er hatte seit Wochen auf diesen Tag gewartet. Nun konnte und wollte er nicht länger warten. Vorfreude prickelte in ihm, als er sich vorbeugte und Sha're sanft anstupste. Sie verzog unwillig den Mund und drehte sich dann seufzend auf die andere Seite, wo sie sich tiefer in die warme Decke kuschelte und weiter schlief. Daniel lächelte, aber er gab nicht nach und rüttelte etwas nachdrücklicher.

Sha're schlug die Augen auf und versuchte sich, noch im Halbschlaf, blinzelnd zu orientieren. Sie lächelte, als sie ihn erkannte. "Mein Daniel…"

Er beugte sich noch weiter vor und küsste sie auf die Stirn. "Entschuldige, dass ich dich wecke, aber ich will dir etwas zeigen."

Die Begeisterung in seinem Gesicht und seinem Ton war ansteckend. Sha're ließ sich willig in Daniels Arme ziehen, der sich mit ihr aufrichtete. Sie erschauerte, als sie die Wärme der Decke verlor. Sha're kannte niedrige Temperaturen von Abydos, wo die Nächte in der Wüste empfindlich kalt werden konnten, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was sie hier erlebt hatte. Winter hatte Daniel es genannt und es war so kalt, dass das Wasser fest wurde und der Boden hart wie Stein. Allein der Gedanke machte sie frösteln.

Daniel reichte ihr eine Hose und Stiefel, Dinge, die er ihr nach ihrer Ankunft auf der Erde gekauft hatte. Den dicken Mantel legte er bereit und sie sah, dass er ebenfalls eine Winterjacke trug.

"Gehen wir fort?" fragte sie.

"Nur in den Garten."

Daniel versuchte ihr beim Anziehen zu helfen, aber er war so aufgeregt, dass sie schließlich lachend seine störenden Hände beiseite schubste. Ungeduldig wippte er auf den Zehen, bis sie endlich fertig war.

"Nun komm." Er nahm ihre Hand und eilte mit ihr zur Terrassentür. Dort blieb er stehen und wandte sich um. Schwaches Licht fiel durch die milchige Scheibe und sie konnte das Vergnügen in seinen Augen funkeln sehen. "Schließ die Augen."

Sha're war sich unsicher, was sie davon halte sollte, kam aber seiner Bitte nach. Schon kurz darauf fühlte sie den kalten Hauch, als Daniel die Tür öffnete. Er legte sanft einen Arm um ihre Schultern und führte sie hinaus in den kühlen Wintermorgen. Ein Schauer überlief sie und Daniel presste sie enger an sich, während er sie über die Terrasse in den Garten hinaus geleitete.

Das gefrorene Gras knisterte leise unter ihren Füßen, als sie die Holzbohlen des Vorbaus verließen, wurde von einem seltsamen Knirschen und dem Gefühl durch Sand zu laufen ersetzt, als sie unter dem Vordach hervortraten und um die Ecke des Hauses gingen. Sha're hielt überrascht inne.

"Schsch", murmelte Daniel und strich ihr beruhigend über den Arm. "Noch nicht gucken, bitte. Komm!" Er schob sie weiter und positionierte sie dann noch ein wenig, ehe er zurück trat.

"Jetzt. Jetzt kannst du schauen", flüsterte er.

Und sie tat es. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und griff nach Daniels Hand, starrte verwirrt auf den Boden unter und dann auf die Landschaft vor sich.

Die traurig grau-braunen Vorgärten der Einfamilienhäuser hatten sich auf wundersame Weise verwandelt. Alles leuchtete in einem milden Schein, versehen mit einer zarten weißen Decke. Unberührt von menschlichen Füßen verbarg sie die sterbende Natur und kleidete die eckigen Formen der Häuser in weiche Rundungen. Selbst die schwarzen leeren Baumkronen, die ihre kahlen Äste trostlos in den Himmel reckten seit Sha're auf der Erde war, waren bedeckt mit jenem seltsamen weißen Stoff, erschienen plötzlich wie zarte Kunstwerke, komplizierte Muster webend und wunderschön.

Aus einem im Morgengrauen türkis und purpurn gefärbten Himmel erhob sich die Sonne über die Dächer, groß und orange, verhangen von einem leichten Wolkenschleier, der den Farben ihre brennende Kraft nahm, ihnen eine traumhafte Qualität verlieh. Ihre Strahlen überzogen die weiße Pracht mit einem warmen Ton und ließen sie funkeln und strahlen. Stille herrschte.

Sha're hielt den Atem an. Daniel drückte ihre Hand und beobachtete ihre vor Staunen weit aufgerissenen Augen, die mit jedem Augenblick das Wunder neu entdeckten, immer neue Facetten fanden. Mit offenem Mund bestaunte sie die friedliche Landschaft.

"Ist das Schnee?"

"Ja, Sha're." Daniel nickte eifrig. "Ist es nicht wunderschön?"

"Wunderschön…", wiederholte Sha're und starrte in den Himmel, als kleine Flocken zu fallen begannen. Sie versuchte sie zu erhaschen, doch schmolzen sie sofort auf ihrer Hand. Verwirrt blickte sie ihn an.

"Es ist Wasser, Sha're. Erinnerst du dich? Ich habe versucht, es dir zu erklären."

Sie nickte und bestaunte das sanfte Fallen. Beobachtete wie sich Schneeflocken auf ihrem Mantel niederließen und verharrten.

"Schau nur!" Sie lachte, hielt Daniel den Ärmel hin und freute sich über ihre Entdeckung. "Schau nur, wie schön sie sind!"

"Wundervoll", flüsterte Daniel und sah ihr in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick, dann sank sie an seine Brust und Daniel umarmte sie fest.

"Danke, mein Daniel."

"Es gefällt dir?"

Sha're löste ihr Gesicht von Daniels Brust und strahlte ihn an. "Sehr!"

Glücklich lehnte er sich zu ihr hinunter und küsste sie.

Sha're kuschelte sich in seine Umarmung und drehte sich um, um das Wunder aufs Neue zu bestaunen. Sie freute sich schon darauf, Kasuf davon zu erzählen. Daniel überlegte, ob er Möhren eingekauft hatte, damit sie einen Schneemann bauen konnten. Doch das kam später. Jetzt standen sie einfach nur da, ihr Atem kleine Wolken formend, und genossen das friedliche Bild, die Nähe des anderen, teilten einen wundervollen Moment.

~oOo~

Langsam tauchte Daniel aus der Umarmung des Traumes auf und eine Welle von Trauer und Bedauern überschwemmte ihn. Aber auch ein Gefühl der Wärme. Er würde Sha're keines der vielen Wunder seiner Welt mehr zeigen können. Aber seit er sie vor zwei Monaten beerdigt hatte, war es das erste Mal, dass er keinen Albtraum hatte. Er war dankbar dafür, dass er vielleicht auch ohne Schmerzen an sie würde denken können. Mit zittrigen Händen griff er nach ihrem Foto und streichelte behutsam über ihr Gesicht. Er sah ihr Lächeln, das ihn so oft ermuntert, ihre Augen, die ihn gewärmt hatten. Er lächelte zurück und wusste, dass es das war, was sie sich wünschen würde.



Ende

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