Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Geheimniskrämerei von DarkAngel

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

Das ist meine aller erste Story und deswegen würde ich mich sehr über viel Feedback freuen!!! (Selbst wenn es schlechte Kritiken sind.) Ich hoffe trotzdem, dass sie euch gefällt. Ich weiß, dass die Geschichte etwas lang geraten ist, aber lasst euch nicht davon abschrecken. Ich habe fast drei Jahre, mit teilweise langer Unterbrechung dran geschrieben (fast immer nur im Unterricht, wenn mir langweilig war ;-) ) Vielleicht gibt's ja ne Fortsetzung. Fragt sich nur wann. Vielen Dank auch an Sibylle und Veronika, die mich immer wieder ermutigt haben, weiter zu schreiben.
Geheimniskrämerei


17.Februar 1999 AD 19.25 Uhr Stargate Center

Als SG-1 aus dem Stargate trat wurden sie von General Hammond persönlich begrüßt.
"Willkommen daheim SG-1. Sie kommen ziemlich früh. Ist etwas besonderes vorgefallen?"
"Nein Sir," antwortete Colonel O'Neill, "nur ein paar schießwütige Jaffa, Todesgleiter, die uns zum Stargate jagten und ein neuer Goa'uld, der uns mal wieder foltern wollte. Alles in allem eine ganz normale Mission, Sir."
"Lassen Sie die Witze Colonel. Gehen Sie zur Untersuchung auf die Krankenstation und ruhen Sie sich dann aus. Missionsbesprechung ist morgen um 0800."
Während die Anderen (dankbar für die Ruhepause) zur Krankenstation gingen, wandte sich Captain Carter an den General.
"Warum ist die Nachbesprechung so spät angesetzt?"
"Wir müssen noch auf jemanden warten, der an der Besprechung teilnehmen möchte," antwortete er.
"Ein Außenstehender, Sir?"
"Gedulden Sie sich ein wenig. Morgen werden Sie alles erfahren. Im übrigen weiß ich leider auch nicht viel mehr über sie und weswegen sie kommt."
Mit diesen Worten verließ Hammond den Stargate Raum.
"Sie?" Achselzuckend folgte Sam Carter den anderen.


*************************



18. Februar 1999 AD 07.45 Uhr Stargate Areal

"Ihren Ausweis bitte!"
Melissa griff neben sich und zeigte ihn der wartenden Wache. Er ging zu seinem Computer um den Ausweis und die Zugangsberechtigung zum Stargate Gelände zu überprüfen. Melissa blieb ungeduldig im Wagen zurück. Selbst nach über zweitausend Jahren hasste sie es, auf irgendetwas warten zu müssen. Sie konnte es schon nicht als sie noch sterblich war und sie wurde mit den Jahrhunderten immer ungeduldiger, obwohl sie ja nun alle Zeit der Welt hatte. Endlich kam der Wächter zurück.
"Sie können passieren. Willkommen in Area 52, Major Becket."
Während sie weiterfuhr schaute sie sich neugierig um. Dies würde also für's erste ihr neues Zuhause sein. 'Na ja, es gibt schlimmeres,' dachte sie sich. Jetzt war sie erst einmal gespannt auf dieses ominöse Stargate. Sie hatte, als sie noch sterblich war, alte Legenden über Götter gehört, die ihre Diener und Sklaven durch ein Tor zu den Sternen holten. Aber später hatte sie die Geschichten für den Trick eines anderen Unsterblichen gehalten, der sich einfach selbst zum Gott erhoben hatte.
Nun ja, bis vor drei Tagen.


*************************



15. Februar 1999 AD 16.32 Uhr Colorado

"General Meyer, Sir, Captain Becket ist hier."
"Lassen Sie sie herein," sagte der General ohne aufzublicken.
"Jawohl Sir."
Der Adjutant ging in den Warteraum und kehrte mit Melissa zurück.
"Danke Max, Sie können uns jetzt allein lassen."
"Jawohl Sir."
Der Adjutant verließ das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Der General studierte noch einmal Melissas Akte, die sich Haltung annehmend fragte, weshalb sie herbestellt worden war. Sie war sich keiner Schuld bewusst und hatte bis jetzt auch noch nichts besonderes oder außergewöhnlich mutiges getan, was die Aufmerksamkeit des Generals verdiente. Sie war erst seit einem halben Jahr wieder beim Militär. 30 Jahre nach ihrem Tod bei den Marines war sie als ihre eigene Tochter zurückgekehrt und hatte sich von einem Freund im Pentagon als Captain zur Airforce versetzen lassen. Sie hatte sich einen guten Abschluss der Offizierslaufbahn an der Militärakademie und eine kurze, aber erfolgreiche Dienstzeit kreiert. Melissa war sich sicher, dass sie beim Fälschen der Daten gute Arbeit geleistet hatte. Oder hatte etwa jemand die Manipulation entdeckt? Melissa hoffte es nicht, denn sonst müsste sie mal wieder in Asien ein neues Leben anfangen. In Europa konnte sie für eine Weile nicht leben, da sie dort vor 5 Jahren relativ spektakulär beim Pferderennen zertrampelt worden war.
Plötzlich hob der General den Kopf.
"Sie haben die Militärakademie mit sehr guten Noten verlassen."
"Jawohl Sir."
"Seit Sie hier sind haben Sie schon einiges geleistet. Nicht nur in der Luft."
"Danke Sir." Melissa wurde misstrauischer. Was war hier los?
"Sie sind wirklich für das Fliegen geboren. Deshalb tut es mir auch so leid, dass ich Sie woanders hinschicken muss."
Melissa runzelte die Stirn. "Sir, auf was wollen Sie hinaus?"
Der General erhob sich und ging zum Fenster.
"Sie haben einen neuen Auftrag. Das Pentagon schickt Sie nach Nevada in die Area 52. Dort werden sie als direkter Beobachter für das Pentagon und den Präsidenten fungieren, bis Sie neue Befehle erhalten."
Er drehte sich um und lächelte.
"Und bevor Sie fragen: Ich weiß auch nicht was sich dort befindet. Das Projekt ist streng geheim, angeblich soll es mit Area 51 verbunden sein, aber das ist nur ein Gerücht."
Jetzt wurde Melissa neugierig, aber der General beantwortete keine Fragen mehr sondern gab ihr die neuen Befehle und Papiere. Sie nahm sie an sich und wandte sich zur Tür.
"Ach ja, noch etwas," sagte der General, "für diesen Auftrag wurden Sie zum Major befördert. Herzlichen Glückwunsch!"

Verwirrt verließ Melissa das Büro des Generals und ging zu ihrer Baracke, um ihre Sachen zu packen. Die neuen Befehle gaben ihr auch keinen Aufschluss. Das gesamte Projekt, es hieß *BLUE BOOK*, war streng geheim. Das Einzige, was sie durch das Studium der Papiere erfuhr, war die Tatsache, dass sie auf ausdrücklichen Wunsch ihres Freundes Alex Williams, ein *hohes Tier* beim Pentagon, nach Area 52 abkommandiert worden war. Sie sollte eine vierköpfige Gruppe mit dem Codenamen SG-1 beobachten, an den Missionen teilnehmen und dem Pentagon aus der Sicht eines Außenstehenden berichten. Wahrscheinlich eine todlangweilige Arbeit. Was hatte sich Alex nur dabei gedacht? Sie musste wohl mal wieder ein ernstes Wort mit dem *Jungen* reden. Nachdem sie alles eingepackt hatte stieg Melissa in ihr Auto, einen Chevy von dem sie sich fast nie trennen konnte und fuhr in Richtung Nevada.


*************************



18. Februar 1999 AD 07.55 Uhr Stargate Center

O'Neill war auf dem Weg zum Konferenzraum, vorher wollte er aber noch Teal'c abholen. Er hatte heute auf der Basis übernachtet, deswegen war es für ihn nur ein kleiner Umweg zum Zimmer des Jaffa. Da Teal'c ständig auf der Basis wohnte, hatte er ein relativ großes Einzelzimmer, das er mit ein paar wenigen persönlichen Sachen eingerichtet hatte. Überall standen Kerzen herum, die Wände wahren kahl. Die meiste Kleidung in seinem Schrank hatte er vom Militär, einige wenige zivile Sachen von Jack und Daniel.
"Komm schon Teal´c, wir müssen los, zu unserem tête-à-tête mit General Hammond und dem großen Unbekannten."
Der Jaffa stand auf. "O'Neill, was ist ein tête-à-tête?"
Jack stöhnte innerlich. "Unwichtig. Komm einfach mit, sonst kommen wir wieder zu spät."
Auf dem Weg zum General trafen sie auf Daniel Jackson und Sam Carter.
"Morgen Daniel, Sie sehen furchtbar aus!" Jack grinste und schlug ihm auf die Schulter. "Muss eine kurze Nacht gewesen sein. Wer war die Glückliche?"
Doktor Jackson schüttelte nur müde den Kopf und betrat den Konferenzraum. "Sie können mich auch mal, Jack!"
O'Neill wandte sich verwundert an Captain Carter. "Was hat er denn heute wieder?"
"Er hat mal wieder von Sha're geträumt."
"Oh, Alpträume. - Tut mir leid Daniel, das wusste ich nicht." Jack hielt ihm die Hand entgegen. "Friede, Freude, Eierkuchen?"
Daniel schlug wortlos ein. Alle setzten sich an den Tisch und Sam fragte den Colonel verwundert, wo denn General Hammond bliebe.
"Keine Ahnung," Jack zwinkerte den Anderen zu, "wahrscheinlich dauert die *Besprechung* mit Major Becket etwas länger. Sie soll ja ziemlich hübsch sein."
"Colonel O'Neill, warum denkst du immer, dass andere die gleichen Taktiken anwenden wie du? Das ist nicht so!!"
Jack wandte sich an den Jaffa. "Teal'c, der Spruch heißt: du musst nicht immer von dir auf andere schließen. Und im übrigen war das nur ein Scherz. Alles klar?"
Teal'c hob nur eine Augenbraue während Carter, fast resignierend, den Kopf schüttelte. Manchmal war der Colonel einfach unmöglich.


*************************



15. Februar 1999 AD 20.08 Uhr irgendwo zwischen Colorado und Nevada

"Büro von Alex Williams, Julia Ford am Apparat."
"Hier ist Major Melissa Becket. Ich würde gerne Mister Williams sprechen. Ist er da?"
Melissa hörte die Sekretärin rascheln.
"Einen Moment, ich sehe mal nach," und die Verbindung war unterbrochen.
Melissa hasste Telefone obwohl sie ja sehr praktisch waren. Vor allem diese kleinen Handys verabscheute sie. Früher war man ja auch ohne diese kleinen, neumodischen Dinger ausgekommen. Wenigstens hatte sie sich eine Freisprechanlage einbauen lassen.
Plötzlich meldete sich die Sekretärin wieder:" Major Becket, ich verbinde Sie jetzt!"
Die Leitung knackte und Alex meldete sich. "Hallo Melissa, wie geht es dir? Seit wann bist du wieder in den Staaten?"
Melissa knurrte. Das wusste er doch sicher ganz genau. "Seit drei Jahren. Aber lassen wir die Spielchen. Warum hast du mich abkommandiert? Ich hätte sicher bald die neueste Kreation der Luftwaffe fliegen dürfen. Ich hoffe, du hattest einen guten Grund, sonst versohle ich dir den Hintern!"
Alex lachte. "Melissa, du bist nicht meine Mutter und ich bin nicht mehr der junge, unerfahrene und naive Soldat. Ich bin jetzt eine respektable Person und ein *hohes Tier*, wie du es ausdrücken würdest. Du kannst mir nicht den Hintern versohlen."
"Oh doch, ich ....."
Alex unterbrach grinsend ihren Protest. "Na gut du könntest, aber ich kann mich auch gut wehren. Aber ernsthaft. Am Telefon kann ich nicht viel sagen."
Das hörte sich mysteriös an.
"Kannst du mir wenigstens sagen um was es geht?"
Alex holte tief Luft. "Hast du schon mal von den Goa'uld gehört?"
Sie verneinte. "Wer sind die?"
"Das wird dir General Hammond alles sagen."
Schon wieder ein merkwürdiges Puzzleteil. "Kannst du mir sonst noch etwas sagen?"
"Nun, da ist noch etwas. Aber mehr darf ich wirklich nicht sagen. Sagt dir der Begriff *Stargate* irgendetwas?"
Melissa trat heftig auf die Bremse und vollführte mitten auf der, zum Glück leeren, Landstraße eine Vollbremsung.
"Meinst du etwa die Legende über das Tor zu den Sternen? Aber das war doch nur die Erfindung irgendeines ägyptischen duweisstschonwas, einer von uns, der sich zum Gott erheben wollte. Du weißt, so etwas geschieht andauernd."
"Nein Melissa, dies ist nicht nur eine Legende sondern Wirklichkeit."
Sie blieb skeptisch. "Nun ja, ich werde bald sehen, was an der Geschichte dran ist."
"Ja. Und dann wirst du mir glauben. Ich habe dich übrigens erst jetzt zu dem Projekt versetzen können, weil ich bis vor 2 Monaten nicht wusste wo du warst." Er grinste. "Es wird Zeit, dass du deinen Horizont erweiterst."
"Ha, ha, haa. - Erst musst du mich überzeugen."
"So wie du mich damals. Also bis bald. Ruf mich mal wieder an."
"Vielleicht komme ich auch mal vorbei."
"Soll das eine Drohung sein?"
Alex schaffte es doch immer wieder sie auf den Arm zu nehmen. Sie verabschiedete sich und fuhr weiter, um ein Motel für die Übernachtung zu suchen.


*************************



18. Februar 1999 AD 07.50 Stargate Center

Es klopfte an der Tür und Melissa trat in Hammonds Büro.
"Major Becket nehme ich an?" Melissa nickte. "Setzen Sie sich."
"Danke Sir."
Melissa gab Hammond ihre Befehle und setzte sich. Hammond nahm sich ausgiebig Zeit beim studieren der Papiere.
"Alex Williams hat sie persönlich für diese Aufgabe vorgeschlagen ?"
"Jawohl Sir!"
"Darf ich fragen weshalb?"


*************************



13. September 1968 AD 06.15 Uhr Vietnam

Als der Wecker klingelte quälte sich Lieutenant Melissa Becket aus dem Bett. Als sie aus dem Fenster schaute stöhnte sie innerlich . Schon wieder Regen. So langsam fing sie an , Vietnam zu hassen. Sie hätte sich von ihrem Freund Mike nicht dazu überreden lassen sollen hierher zu kommen. Nun war er tot und sie musste wieder töten. Aber sie wollte es einfach nicht mehr. In dieser Nacht hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde Vietnam so schnell wie möglich verlassen. Wenn nötig sogar in einem Sarg. Glücklicherweise musste sie am Nachmittag mit einem Trupp in die Wälder. Wenn ihr Vorgesetzter sie nicht nach Hause schickte, nun, dann konnte sie sich immer noch von den Vietkongs, die sie jagen sollte, erschießen lassen. Dann müsste sie eben wieder nach Europa ziehen. Aber das war ein geringer Preis für das Nicht-mehr-töten-müssen. Sie würde sich wohl auch eine Weile aus dem *Spiel* zurückziehen. Frankreich hat doch wunderschöne Kirchen und Klöster. Ja, es war Zeit, eine kleine Ruhepause einzulegen.

Nach dem Frühstück betrat sie das Büro - und wurde zwei Minuten später buchstäblich heraus geschmissen.
"Sie werden dieses verdammte Land erst verlassen, wenn Ihre Dienstzeit abgelaufen ist. Alles andere wäre desertieren. Verstanden?" schrie ihr der Bastard nach.
'Na gut,' dachte sie, 'wenn dieses Arschloch mich nicht gehen lassen will, dann muss ich wohl auf Plan B umsteigen.' Sie seufzte und begann Vorbereitungen zu treffen und ihre Angelegenheiten zu regeln.


Auf Patrouille durch das Unterholz zu stapfen war wirklich kein Vergnügen, erst recht nicht, wenn man durchnässt war.
"Hört das denn nie auf zu regnen ", beklagte sich ein Soldat, dessen Namen sie vergessen hatte. Bevor sie allerdings antworten konnte fing es an zu Donnern. Es war das Donnern der Gewehre von Vietkongs, die ihnen einen Hinterhalt gelegt hatten.
"IN DECKUNG !" schrie der Captain - und wurde prompt getroffen.
Zum Glück war es nur eine Fleischwunde, nichts ernstes, wie Melissa sofort mit geübtem Blick bemerkte. Und dann brach wirklich die Hölle los. Von allen Seiten wurden sie beschossen, nur hinter ihnen gab es noch eine kleine Lücke; Melissa machte den Captain darauf aufmerksam. Unter heftigem Beschuss zogen sie sich langsam durch diese Lücke zurück und entkamen so der Falle. Drei schwerverwundete Männer und zwei Frauen, die sofort tot waren, mussten sie zurücklassen, da sie bei einer Rettung selbst nicht mehr entkommen wären - und es war noch nicht vorbei. Sie erwiderten das Feuer, mussten aber blind schießen, da sie niemanden entdecken konnten. Der Dschungel war einfach zu dicht. Bald erreichten sie einen Platz den sie relativ gut verteidigen konnten. Melissa blickte sich um. Nach den fünf zurückgebliebenen Soldaten waren zwei auf dem Weg hierher erschossen worden. Außer dem Funker, dem Captain und Melissa lebten noch vier Soldaten. Allerdings war keiner unverletzt geblieben. Während die Soldaten Wache hielten und sich gegenseitig versorgten, hielt der Captain nach einem Fluchtweg Ausschau und der Funker rief um Hilfe. Lange Zeit umsonst, da der Funkverkehr gestört war. Unterdessen verband sich Melissa selbst, hauptsächlich um die sich schon wieder heilenden Wunden zu verbergen. Die Vietkongs hatten sich für's erste zurückgezogen und feuerten nur ab und zu eine Salve auf ihren Zufluchtsort, um sich im Gedächtnis zu behalten. Aber Melissa wusste, dies war nur eine kleine Ruhepause vor dem großen Sturm. Wenn sie sich wieder gesammelt hatten, würden sie das Lager stürmen. Sie hatten nicht viel Zeit sich vorzubereiten.
Plötzlich schrie der Funker aufgeregt: "Kontakt! Ich habe Kontakt mit dem Hauptquartier!"
Der Captain ging zum Funkgerät und gab ihre Lage durch. Kurze Zeit später wandte er sich an die Soldaten. "Das Hauptquartier schickt Hilfe. Sie werden dieses gesamte Gebiet bombardieren, deshalb müssen wir hier schnell verschwinden. Wenn wir es bis zum Fluss schaffen, werden wir von Hubschraubern abgeholt."
Es würde sehr knapp werden und nicht alle würden es schaffen, das wussten sie. Trotzdem schöpften sie wieder Mut, denn ihre Lage war nicht mehr aussichtslos. Hilfe war unterwegs. Sie verschwanden lautlos durch den Dschungel und rannten los. Ihre Abwesenheit wurde Sekunden später bemerkt und die Verfolgungsjagd begann. Im Laufen schossen die Soldaten auf ihre Verfolger und töteten auch einige - mit mehr Glück als Verstand. Ihr Vorsprung vergrößerte sich ein wenig, doch plötzlich stolperte einer der Soldaten. Er stand zwar wieder auf, aber er konnte nur noch humpeln. Wahrscheinlich war sein Bein gebrochen. Die Anderen wollten ihm helfen, doch er drängte sie weiterzugehen und ihn zurückzulassen. Widerstrebend liefen die Anderen weiter, doch die sich nähernden Verfolger waren ein Ansporn. Nur Melissa blieb zurück und half dem Soldaten weiterzurennen. Allerdings wechselte sie die Richtung und ging nach Westen statt nach Süden. Die Vietkongs würden es nicht bemerken und zum Hubschrauber am Fluss würden sie es sowieso nicht schaffen. Sie musste also ein Versteck suchen, dass auch ein Bombardement überstehen würde. Und sie musste sich beeilen, denn in spätestens fünf Minuten würde ihre Welt in einem Feuersturm verschlungen werden. Doch das Glück war mit ihnen: sie fanden ein kleines, verlassenes Erdloch, in das der Soldat ganz und sie teilweise hineinpassten. Ihre Beine schauten heraus, aber das war nicht weiter schlimm, sie würden ja doch sofort wieder heilen. Den Schmerz konnte sie aushalten: Hauptsache der junge Mann war in Sicherheit. Und dann kamen die Bomber.

Als Melissa erwachte, hatte der Rauch sich schon wieder verzogen. Trotz ihres Unterschlupfes wären sie fast gestorben, denn der Rauch hätte sie beinahe erstickt. Wenn man es genau nahm war sie erstickt. Ein Glück für sie, dann hatte sie wenigstens nicht mehr fühlen müssen, wie ihre Beine komplett verbrannten. Ihre Beine! Die hatte sie ja ganz vergessen. Und wo war überhaupt der Soldat? Als sie sich umschaute bemerkte sie, dass ihre Beine verbunden waren. Dafür war ihre Hose bis zu den Oberschenkeln verkohlt und ihre Jacke als Verbandsmaterial benutzt worden. Na wenigstens hatte der junge Mann überlebt. Aber wo war er bloß? Sie kroch aus der Höhle und schaute sich um. Es lag ein faulig-verbrannter Geruch in der Luft und überall war Verwüstung. In dieser Hölle konnte nichts überlebt haben. Die hatten ja ganze Arbeit geleistet.
"Guten Morgen!"
Sie fuhr herum.
"Wie geht es Ihnen?"
"Oh ganz gut, denke ich." Sie setzte sich neben ihn.
"Ich hätte nicht gedacht, dass Sie überleben. Sie atmeten nicht mehr und Ihre Beine hatten furchtbare Verbrennungen."
"Und trotzdem haben Sie sich um mich gekümmert! Sie haben meine Beine verbunden und ich weiß nicht einmal mehr Ihren Namen! Schande über mich!"
Er lächelte und gab ihr die Hand. "Mein Name ist Alex. Alex Williams."
"Sehr erfreut Sie kennen zulernen. Ich heiße Melissa."
Neben ihm zu sitzen ließ sie fast das Chaos und die Zerstörung vergessen. Plötzlich beugte sich Alex zu den Verbänden hinunter und fing an, sie abzuwickeln.
Erschrocken wich Melissa zurück. "Was tun Sie da?"
Alex blickte sie verwundert an. "Die Verbände müssen gewechselt werden sonst entzünden sich die Beine, Sie bekommen Wundbrand und dann verlieren Sie sie vielleicht."
Die Unsterbliche versuchte ihn abzuwehren aber sie war noch von ihrem letzten Tod ein wenig geschwächt und so konnte er die Verbände entfernen.
"Oh mein Gott...!" Leichenblass wich Alex zurück. Die Wunden waren verschwunden. "Das ... das ist unmöglich. Die Beine waren total verbrannt!"
Melissa seufzte und stand auf. Jedes Mal das gleiche Spiel und sie wusste auf was es hinauslief.
"Wer sind Sie?" stammelte Alex. "Was - sind Sie?"
Melissa drehte sich zum Wald um und wollte wortlos gehen. Doch etwas hielt sie zurück. Sie konnte den Jungen mit seinem gebrochenen Bein nicht zurücklassen. Ohne ihre Hilfe würde er es nicht bis zum nächsten Lager schaffen. Außerdem war sie eine Kriegerin. Melissa wollte und würde nicht mehr davonlaufen. Langsam drehte sie sich um.
"Alex!"
Er zuckte zusammen.
"Alex, setzen Sie sich. Ich werde Ihnen alles erklären." Sie drückte ihn sanft zu Boden. "Aber Sie müssen mir zuhören. Und - bitte warten Sie bis ich fertig bin bevor Sie über mich richten. Versprechen Sie mir das?"
Alex nickte, starrte sie aber immer noch an als wäre sie ein Monster. Genaugenommen lag er damit gar nicht so falsch.
"Na schön. Ich erzähle ihnen meine Geschichte. Aber Sie müssen dieses Geheimnis für sich behalten." Melissa holte tief Luft. "Ich bin ein normaler Mensch genau wie Sie. Mit einem kleinen Unterschied: ich kann nicht sterben... ."


*************************



18. Februar 1999 AD 07.51 Uhr Stargate Center

"Meine Mutter rettete Alex 1968 in Vietnam das Leben. Ohne sie hätte er mit seinem gebrochenen Bein nicht überlebt. Sie brachte ihn zum nächsten Camp. In den drei Tagen, die sie dorthin brauchten, wurden sie Freunde. Ein paar Monate später wurde meine Mutter im Einsatz getötet und er kümmerte sich um mich. Ich wuchs zwar bei Pflegeeltern auf, aber er war mir immer ein guter Freund."
"Ich verstehe. Hat er Sie deswegen für diese Mission ausgewählt?"
Melissa zuckte mit den Achseln. "Ich weiß es nicht. Er hat mir noch nicht einmal gesagt, um was es eigentlich wirklich geht. Aber ich denke, Sir, er brauchte jemanden dem er vollkommen vertrauen kann."
Hammond beugte sich argwöhnisch vor. "Er vertraut Ihnen und sagt trotzdem nicht, um was es hier geht?"
"Alex ist ein Witzbold, Sir. Er will mich so lange wie möglich im Dunkeln lassen, und um mich neugierig zu machen wirft er immer nur ein paar Schlagworte in den Raum." Melissa fing an zu grinsen. "Aber ich beherrsche diese *Kunst* besser als er."
Hammond lächelte und lehnte sich zurück. Aus den Unterlagen kam hervor, dass sie ohne Zweifel qualifiziert war an den Missionen teilzunehmen. Darum brauchte er sich also keine Sorgen zu machen. "Nun, dann wird es wohl Zeit, den Schleier zu lüften. Wollen Sie die kurze oder lange Version?"
Melissa machte es sich so gemütlich wie möglich. "Die Kurzversion reicht. Den Rest kann ich ja mit der Zeit erfahren."
Hammond schlug die Beine übereinander und begann . . . .

Jack sah auf die Uhr. Es war sieben Minuten nach acht Uhr und Hammond war noch immer nicht anwesend. Fluchend setzte er seinen Weg fort.
Teal'cs sonore Stimme beendete die unangenehme Stille. "Colonel O'Neill, du störst meine innere Ruhe . . . "
". . . und mir gehen Sie gewaltig auf die Nerven.", unterbrach ihn Daniel. "Setzen Sie sich endlich, General Hammond kommt bestimmt gleich." Er klang sehr verärgert.
Jack warf Daniel einen vernichtenden Blick zu, folgte aber dem allgemeinen Wunsch. Carter versuchte sich ein Kichern zu verkneifen was ihr den selben Blick einbrachte. Wenn Blicke töten könnten ... .
Plötzlich öffnete sich die Tür und General Hammond kam herein, gefolgt von einer jungen Frau mit langen, dunkelbraunen Haaren. Sie war etwa 1,70 Meter groß und gut gebaut. Ja, die Wächter am Tor hatten nicht übertrieben. Im Gegenteil!
"Darf ich vorstellen: Major Melissa Becket." Der General führte sie zu einem Stuhl. Die vier Mitglieder von SG-1 wollten sich erheben, doch Melissa winkte ab.
"Dies hier ist SG-1," fuhr Hammond fort. "Neben Ihnen sitzt Captain Samantha Carter, daneben ist Doktor Daniel Jackson. Auf der anderen sind Colonel Jack O'Neill und Teal'c.
"Freut mich sehr." Melissa gab jedem die Hand, Teal'c neigte leicht den Kopf. "Und Sie sind . . .", wandte sich Melissa an Teal'c, "ein Jaffa?"
Teal'c nickte langsam. "Ich war der Primus von Apophis." Bevor sich das Gespräch ausweitete schaltete sich General Hammond wieder ein.
"Ich habe Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass Major Becket Sie von nun an auf Ihren Missionen begleiten wird."
Im Raum wurde es unruhig. Captain Carter beugte sich ungläubig vor. "Darf ich fragen weshalb, Sir? Nichts gegen Major Becket, aber wir sind doch ein eingespieltes Team. Wir brauchen keine Verstärkung!" Sie waren doch immer ein erfolgreiches Team gewesen. Noch jemand würde vielleicht die bestehende Balance zerstören! Das musste der General doch wissen.
"Major Becket wird ihr Team nicht nur verstärken. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Sie zu beobachten und dem Oberkommando Bericht zu erstatten."
Der Colonel sprang entrüstet auf. Das konnte doch nicht sein!! Man hatte ihnen diesen jungen, hübschen Grünschnabel nur geschickt um SG-1 auszuspionieren? Das war doch unglaublich. Er konnte und wollte das nicht zulassen. "General, Sir, das können Sie nicht tun!"
"Colonel! Mäßigen Sie sich."
"Aber Sir, das Militär macht doch sonst auch überall Einsparungen. Und außerdem scheint sie mir viel zu jung zu sein um die nötige Erfahrung mitbringen zu können."
Melissa amüsierte sich königlich. Sie war nicht beleidigt, im Gegenteil: in dieser Gruppe würde es ihr sicher nicht langweilig werden. Sie würde dem Colonel schon zeigen wie qualifiziert sie war. Er konnte ja nicht wissen, dass sie über zweitausend Jahre lang (mit Unterbrechungen) eine Kriegerin gewesen war. Sie hatte gewiss mehr als genug Erfahrung.
General Hammond schaltete sich wieder ein. "Das ist nicht meine Entscheidung, Colonel. Es wurde beschlossen und daran kann nicht mehr gerüttelt werden. Gewöhnen Sie sich besser an sie."
"Aber Sir...!" beschwerte sich O'Neill lautstark.
Die Stimme des Generals wurde schneidend. "ES REICHT, COLONEL. Die Befehle kommen von ganz oben."
Der Colonel setzte sich wütend, sagte aber kein weiteres Wort mehr. Carter und Jackson schauten sich vielsagend an, während Teal'c sich irritiert umsah. Manchmal konnte er die Menschen - und vor allem Jack - nicht verstehen.
"Wenn das jetzt geklärt ist, dann können Sie jetzt ja Bericht erstatten."


*************************



Als SG-1 auf P3X339 ankam, war es auf dem Planeten fast Mittag. Da es sehr heiß war schlugen sie erst einmal ein Lager auf. Ihren Befehlen nach, sollten sie 16 Stunden auf dem Planeten verbringen und nach menschlichem Leben oder Goa'uld Ausschau halten. Eine Stunde nach ihrem Aufbruch nach Norden trafen sie auf die Reste einer alten Zivilisation. Daniel konnte sie zwar nicht identifizieren, aber er fand heraus, dass sie eindeutig auf diesem Planeten entstanden und schon vor langer Zeit vollständig vernichtet worden war. Sie durchsuchten die Ruinen ein paar Stunden, fanden aber nichts Interessantes. Nur Daniel blieb fasziniert und freute sich wie ein kleines Kind, als er zwei gut erhaltene Schriftrollen fand. Zu dieser Zeit etwa beschloss O'Neill, erst einmal zum Camp zurückzukehren. Seiner Meinung nach würde sich in diesen Ruinen ja doch nichts Wichtiges mehr finden lassen. Dem protestierenden Archäologen versprach er aber, dass sie später noch einmal wieder kommen würden. Er konnte ja nicht wissen, dass er sein Versprechen nicht einhalten konnte. Etwa zwei Stunden nach ihrer Rückkehr ins Camp - Daniel untersuchte gerade ein paar Steinproben - griffen die Goa'uld warnungslos an. SG-1 konnte sich gerade noch in das Tor retten, doch den größten Teil der Ausrüstung mussten sie zurücklassen.


*************************



"Wir haben noch einmal die Sonde herübergeschickt, aber sie wurde sofort zerstört. Wir konnten gerade noch erkennen, dass das Lager vollständig vernichtet wurde. Keine Ahnung, wie die Goa'uld wissen konnten, dass wir auf P3X339 sind. - Aber ich denke es war nur ein klassischer Fall von 'zur falschen Zeit am falschen Ort', Sir."
General Hammond nickte nachdenklich und wandte sich an Daniel.
"Doktor Jackson, haben Sie die Schriftrollen schon übersetzen können?"
"Nein, es ist eine mir völlig unbekannte Schrift, und sie ähnelt nicht einmal irgendeiner die ich kenne. Ich habe gestern den ganzen Abend damit verbracht, bin aber keinen Schritt weiter gekommen."
"Wir mussten ihn praktisch zwingen ins Bett zu gehen," sagte Carter. Jack grinste nur anzüglich.
Melissa fand, dass es an der Zeit war, sich wieder einzuschalten. "Nun, vielleicht kann ich Ihnen helfen. Darf ich mal sehen ?" Alle sahen sie verwundert an.
"Sind Sie Sprachexperte?" Daniel gab ihr zögernd die Schriftrollen. "Nein, ich bin eine Art Hobby-Historiker." Melissa machte deutlich, dass sie nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. Sie studierte die Rollen sorgfältig, konnte aber nichts Bekanntes entdecken. Und sie hatte schon viele verschiedene Schriften gesehen. (Einer ihrer früheren Jobs war mal Schriftgelehrte gewesen, aber das hatte sie nicht lange durchgehalten.) Vielleicht konnte ihr aber ein alter Freund helfen. Er hatte damit viel mehr Erfahrung und war außerdem mehr als doppelt so alt wie sie. Jetzt war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt ihn einzuschalten. Vielleicht in ein paar Monaten, wenn sie das Vertrauen dieser Leute erworben hatte, aber nicht jetzt. Sie machte sich im Geist eine Notiz, die Schriftrollen ja nicht zu vergessen und gab sie Daniel zurück. "Tut mir leid, ich kann leider auch nichts damit anfangen."
Ein wenig erleichtert nahm Daniel sie wieder an sich. "Wenn ich nicht bald wenigstens einen kleinen Fortschritt mache, sind die Computer dran. Und wenn die versagen, kommen die Rollen erst einmal ins Archiv, bis wir mehr wissen."
Unvermittelt wechselte Hammond das Thema."SG-1, Sie werden schon morgen um 13:00 Uhr zu einer neuen Mission aufbrechen. Ihr Zielplanet ist P3X1236. Major Becket begleitet Sie von nun an auf Ihren Missionen. Bedenken Sie das bei Ihren Vorbereitungen. Noch Fragen?" General Hammond sah sich um und als niemand etwas sagte ließ er SG-1 wegtreten.

Auf dem Korridor hielt O'Neill Melissa zurück. "Ähm ... Major Becket, ich äh ... wollte nur sagen, das vorhin, ... , das war wirklich nicht persönlich gemeint. Ich, äh ... ."
Melissa lächelte. "Keine Sorge, Colonel. Ich bin Ihnen weder böse noch beleidigt." Teal'c, Carter und Jackson blieben neben ihnen stehen. Sie wandte sich an alle. "Ich kann Sie ja alle verstehen. Ich habe mich um diesen Job nicht gerissen, sondern er wurde mir von Mr. Williams ohne mein Wissen zugeteilt."
Jack atmete erleichtert auf. Weitere Spannungen im Team konnten sie sich nicht leisten. Seine gelegentlichen Streitereien mit Daniel waren schon genug.
"Willkommen im Team," sagte Carter freundlich und streckte Melissa die Hand entgegen.


*************************



19. Februar 1999 AD 12.55 Uhr Stargate Center

Melissa war in ihrem Zimmer und überlegte immer noch, wo sie ihr Schwert verstecken konnte. Ohne ihr Katana ging sie nirgendwohin. Es war eine japanische Anfertigung: lange, gebogene Klinge und einen verzierten Drachengriff aus geschwärztem Elfenbein. Es gab nur ein Schwert, das diese Klinge übertraf: das Katana von ihrem Freund Duncan MacLeod, das ihrem sehr ähnlich sah. Versuchsweise wickelte sie es in eine Decke und verschnürte beides. Ja - das würde wohl gehen. Melissa glaubte zwar nicht, dass sie es brauchen würde, aber man konnte nie wissen. Jetzt musste sie sich aber beeilen!

Im Stargate Raum warteten die Anderen schon auf sie. Unbemerkt versteckte sie das Packet bei dem anderen Gepäck auf F.R.E.D., dem Geländefahrzeug, bevor General Hammond den Startbefehl für die Anwahlsequenz gab. Langsam begann das Stargate sich zu drehen. Gespannt schaute sie auf den riesigen Ring. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man mit diesem Gerät andere Planeten besuchen konnte. Colonel O'Neill trat an sie heran. "Hier, nehmen Sie das," sagte er fast tadelnd und reichte ihr eine Maschinenpistole. "Das werden Sie brauchen." Melissa nahm sie nur sehr widerwillig entgegen, denn diese Waffen waren viel zu unpräzise und nicht so zielgenau wie zum Beispiel ihr Schwert. Aber das konnte sie als Soldat schlecht sagen.
Teal'c, der als einziger noch gefehlt hatte, betrat würdevoll den Raum. Er hatte einen seltsamen, langen Stab in der Hand.
"Was ist das denn ?" Melissa deutete auf den Stab.
"Das ist meine Stabwaffe. Sie feuert Energiesalven ab."
Melissa grinste. "Sie eignet sich sicher auch gut als Spazierstock! Nicht wahr?" Teal`c hob eine Augenbraue. "Korrekt!"
Jack lächelte nur in sich hinein. Er hatte wohl Konkurrenz bekommen.
"Chevron sieben: aktiviert!" tönte es aus dem Lautsprecher. Melissa richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Stargate. Als der siebte Winkel einrastete schoss eine riesige Blase Energie hervor, zog sich wieder zurück und bildete im Ring einen silber-blaufarbenen Horizont. Melissa war sprachlos. So etwas wunder-schönes hatte sie noch nie gesehen. Langsam ging sie mit den anderen die Rampe hinauf zum Stargate.
"Das ist unglaublich. - Was ist das ?"
"Es ist reine Energie. Man kann dort die Fluktuation des Ereignishorizonts erkennen.", sagte Carter und durchquerte mit Daniel und Teal`c das Tor. Melissa ging langsam näher, holte tief Luft - und wurde vom Colonel hineingestoßen. Dann folgte er ihr.

Als Melissa auf der anderen Seite heraustrat, war sie völlig durchgefroren und ihr war übel.
"Und so etwas machen Sie öfters? Freiwillig??"
Daniel winkte ab. "Daran gewöhnt man sich. Irgendwann werden Sie die Kälte auch nicht mehr spüren."
"Das ist doch besser als jede Achterbahnfahrt, finden Sie nicht, Major ?", fügte der Colonel an.
Achselzuckend schaute sie sich um. Eigentlich unterschied sich dieser Planet gar nicht so sehr von der Erde, wären da nicht die zwei Monde gewesen, die man trotz - oder gerade wegen - des Sonnenscheins sah. Das Stargate befand sich auf einer kleinen, runden Waldlichtung und nur ein einziger, aber ziemlich breiter Pfad führte durch den dichten Wald.
"Also schön, Leute. Wir haben 72 Stunden, um ein Anzeichen von Zivilisation zu finden. Sollten wir nichts finden..."
Melissa unterbrach ihn verwundert: "Aber Sir, wir haben diese Anzeichen doch schon längst entdeckt!" Er konnte es doch nicht übersehen haben, es lag direkt vor seinen Augen. Aber weder O'Neill noch Carter, Daniel oder Teal`c erkannten, was sie meinte.
Der Colonel sah sie fragend an. "Major ?"
"Sehen Sie sich doch einmal den Wald an. So einen dichten Wald sieht man bei uns heutzutage gar nicht mehr. Und nun betrachten Sie die Lichtung und den Pfad."
Colonel O'Neill konnte immer noch nicht sehen, worauf Melissa heraus wollte.
Doch Teal`c ging ein Licht auf. "O'Neill, Major Becket hat Recht. Die Lichtung und der Pfad wurden von Menschenhand geschaffen."
Jack blieb skeptisch. "Das heißt aber noch lange nicht, dass jetzt noch jemand hier lebt."
"Doch Colonel. So eine Fläche muss regelmäßig gepflegt werden, sonst würde auch die Lichtung sofort zuwachsen." Carter deutete auf das Gras. "Das hier ist wohl so etwas wie ein englischer Rasen."
Teal`c neigte fragend den Kopf aber Jack winkte ab. "Nicht so wichtig, Teal`c. Dann werden wir also mal die Gärtner aufsuchen,"


*************************



09. März 483 BC 10.15 Uhr Griechenland

Melissa konnte sich kaum konzentrieren, so aufgeregt war sie. In zwei Tagen wurde sie sechzehn Sommer alt. Aber die Entscheidung würde schon heute fallen! Gedankenverloren machte sie die Hausarbeit, musste aber immer wieder von ihrer Mutter zurechtgewiesen werden. Sie konnte Melissa ja verstehen, es war eine große Ehre den Virgo beizutreten. Aber die Hausarbeit musste gemacht werden. Gegen Mittag kam ein Bote vorbei und überbrachte die Nachricht, dass der Rat sie in einer Stunde in der großen Halle erwartete. Melissa sah ihre Mutter bittend an. Diese lächelte und strich ihr über die Haare. "Na geh schon, mein Kind. Mach deine Eltern stolz." Melissa umarmte sie stumm und rannte aus dem Haus. Ihre Mutter sah ihr nachdenklich hinterher. Melissa war wirklich ein Glücksfall gewesen. Sie selbst hatte sich schon mit der Tatsache abgefunden, dass sie keine Kinder bekommen konnte, da fand sie urplötzlich Melissa. Sie war noch ein Baby gewesen, aber niemand wusste woher sie kam. Überglücklich hatte sie Melissa bei sich aufgenommen und es nie bereut. Natürlich hatte sie sich wie andere Kinder in ihrem Alter verhalten und ihr so manchen Kummer bereitet. Aber Tage wie dieser entschädigten sie für alles. Es war eine große Ehre den Virgo beizutreten - und Melissa würde zweifellos aufgenommen werden, da war sie sich sicher.

Melissa war schon fast eine halbe Stunde in der großen Halle und wartete. Unruhig ging sie hin und her. Sie wusste, dass sie zu früh dran war, aber sie konnte es einfach nicht erwarten. Endlich kam eine weitere Botin und brachte sie in die hinteren Räume der großen Halle: die Gemächern der Virgo. Eine von Ihnen öffnete ihre Arme und erhob sich. "Willkommen in deinem neuen Zuhause ..."


*************************



19. Februar 1999 AD 15.32 Uhr P3X1236

Jack fühlte sich sehr unwohl. Der Wald schien immer näher zu rücken, was natürlich unsinnig war, aber er konnte das Gefühl nicht abschütteln. Unruhig schaute er sich um. Dieser Weg war eine perfekte Falle, denn er verlief fast schnurgerade (mit ein paar wenigen Wendungen) durch den Wald und war total leergeräumt. Kein Strauch, kein Baum und kein Stein versperrten den Weg oder gaben eventuell Deckung. Sie waren einem Angriff schutzlos ausgeliefert, denn in den Wald konnten sie nicht ausweichen, da er viel zu dicht war. Sie hatten wirklich versucht in den Wald einzudringen, mussten sich aber schon nach einem Meter geschlagen geben. Trotzdem fühlte er sich seit mehr als einer Sunde irgendwie beobachtet. Er hatte niemanden entdecken können und deshalb auch nichts gesagt, um niemanden zu beunruhigen. Aber unbewusst spielte er mit seiner Waffe herum.
"O'Neill, das gefällt mir nicht. Wir sollten zur Erde zurückkehren." Auch der Jaffa schaute sich aufmerksam um. "Würde ich auch gerne. Aber Befehl ist Befehl. Und ein ungutes Gefühl ist kein ausreichender Grund um Befehle zu missachten. Verstanden?" Teal`c nickte stumm.
Auch Melissa schaute sich misstrauisch um, aber aus einem anderen Grund. Irgendwie kam ihr die Gegend ein wenig vertraut vor. Sie rief uralte, verschwommene Erinnerungen in ihr hervor, die sie aber nirgends einordnen konnte, selbst als sie intensiv versuchte sich zu erinnern (was sonnst immer klappte!). Nun ja, irgendwann würden sie schon an die Oberfläche kommen - hoffentlich war es dann nicht zu spät. Nachdenklich folge sie den Anderen.
Ein weiteres Mal kam eine Kurve in Sicht, aber dahinter endete der Wald abrupt und ging in eine grüne Graslandschaft über. Sie hielten erleichtert an und beschlossen eine kleine Pause zu machen. Daniel machte Jack auf eine Felsformation in der Nähe aufmerksam und bestand darauf, dort die Pause einzulegen, da die Steingruppe möglicherweise eine Kultstätte der hiesigen Bevölkerung sein könnte. Widerwillig stimmte der Colonel zu. Daniel würde ja doch keine Ruhe geben, und ob man hier oder dort das Lager aufschlug spielte wohl keine Rolle.
Schon von weitem konnte man erkennen, dass dieser Steinkreis nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Melissa kam er bekannt vor, konnte die aufsteigenden Erinnerungen aber immer noch nicht einordnen. Das war ihr zwar noch nie passiert, aber sie machte sich deswegen keine Sorgen. Sie war überzeugt, dass es ihr noch rechtzeitig einfallen würde.
Als sie sich dem Kreis näherten (er sah Stonehenge ein klein bisschen ähnlich) glänzten Daniels Augen erwartungsvoll. Was würde es diesmal für eine Kultur sein, die die Goa´uld von der Erde entführt hatten? Was würde er neues erfahren? Was ... . Jack hielt ihn zurück, als er den Steinkreis betreten wollte. Daniel protestierte aber der Colonel unterbrach ihn schroff. "Halt Daniel. Ich bin ja kein Experte, aber ich glaube wir sollten sie nicht unterbrechen, bei was immer diese Frauen auch tun. Hab ich recht?" Daniel nickte ergeben und gesellte sich zu den Anderen, die sich hinter einen großen Stein kauerten.
Melissa wandte sich an den Archäologen: "Das sieht mir sehr nach einer religiösen Zeremonie aus. Was meinen Sie?"
"Da haben Sie vollkommen Recht. Aber die Art der Zeremonie passt irgendwie nicht mit der Kleidung der Frauen zusammen." Auf die fragenden Blicke der Anderen fuhr er fort: "Seht euch die Kleidung der Frauen doch mal an: sie entspricht keiner bestimmte Stilrichtung der Erde. Aber man kann erkennen, dass da vor allem der alte japanische Stil der Samurai und die Kleidung des alten Griechenlands Einfluss genommen haben. Die Zeremonie scheint allerdings eine griechisch-indianische Mischung zu sein."
"Und - was sagt uns das ?" Jack konnte sich immer noch nicht vorstellen, auf was Daniel eigentlich hinaus wollte. Konnten er und Carter nicht einmal Klartext reden?
Melissa überraschte alle indem sie antwortete. "Das bedeutet, Colonel, dass die Goa´uld mindestens drei verschiedene Kulturen hierher gebracht haben, und dass sie mit der Zeit zu einer einzigartigen zusammengewachsen sind. Stimmts Daniel?"
Der Angesprochene schaute sie verwundert an. "Ja, so in etwa. Aber woher wissen Sie das ?"
Melissa druckste herum, während sie sich innerlich verfluchte. Warum hatte sie ihren Mund nicht halten können! "Erstens habe ich geraten und zweitens beschäftige ich mich hobbymäßig ein wenig mit Sprachen, Völkerkunde und Archäologie. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt."
Daniel gab sich mit dieser Antwort zufrieden, (hauptsächlich weil ihn das Geschehen im Kreis mehr interessierte) Jack und Teal`c waren zwar noch skeptisch, verschoben aber innerlich eine genauere Nachfrage auf einen besseren Zeitpunkt. Die Frauen hatten nämlich mit ihrem *Tanz* oder was es auch immer war, aufgehört und rüsteten sich langsam zum Aufbruch. Jack gab ein Zeichen und sie näherten sich ihnen langsam. Er setzte seine Sonnenbrille auf und nahm seine Waffe in beide Hände. "Also Daniel, zeigen Sie mal, was Sie können." Daniel nickte und näherte sich der ihm nächsten Frau. "Hallo - ich bin Daniel." Er deutete auf sich. "Daniel Jackson." Melissa wurde immer unruhiger. Irgendetwas stimmte nicht. Es wurde endlich Zeit, dass es ihr einfiel!
Die Frau drehte sich um, ohne Daniel zu beachten und wollte ihren Freundinnen folgen. Plötzlich fuhr es wie ein Blitz durch Melissa und es fiel ihr wieder ein. "Nein, Daniel! Hören Sie auf, Sie dürfen sie nicht...", brüllte sie so laut sie konnte, aber es war schon zu spät. Er hatte die Frau schon an der Schulter angefasst, um sie auf sich aufmerksam zu machen.


*************************



12. April 482 BC 08.15 Uhr Griechenland

Melissa war auf dem Weg zur großen Halle. Seit zwei Monaten war ihre Ausbildung abgeschlossen und sie war nun ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft. Trotzdem ging sie niemals allein zum Tempel: diesmal begleitete sie Somea, ihre beste Freundin. Während sie über die Felder gingen unterhielten sie sich angeregt über die neue Mode aus Athen. Sie durften sie zwar nicht tragen, aber darüber zu sprechen und sich vorzustellen, sie zu tragen, war nicht verboten. Während sie so dahin gingen, näherte sich ihnen Atamos, ein süßer Junge aus ihrem Dorf. Melissa mochte ihn sehr und hatte ihm auch schon öfters nachgeschaut. Aber sie wusste, dass sie nicht mit ihm sprechen durfte. Deshalb war sie um so überraschter, als er neben ihnen stehen blieb und sie auch noch ansprach. "Hallo Melissa."
"Bist du verrückt mich anzusprechen? Du weißt doch, dass darauf eine hohe Strafe steht. Verschwinde, bevor man sieht, dass du mit uns redest."
Atamos war ganz erstaunt. So hatte er Melissa noch nie erlebt. Bis vor einem Jahr waren sie noch gute Freunde gewesen, als Kinder hatten sie oft miteinander gespielt und jetzt servierte sie ihn so einfach ab. Das konnte er nicht zulassen. Natürlich wusste er von den Strafen, die auf das Ansprechen oder gar berühren von Virgo standen, aber Melissa würde ihn sicher nicht melden. Und da Somea ihre beste Freundin war, würde sie es sicher auch nicht tun. Deswegen hielt er Melissa zurück, als sie sich abwenden wollte um weiter zu gehen. "Melissa, warte bitte..."
"Bist du wahnsinnig geworden," zischte Melissa aufgebracht und riss sich los, "oder bist du nur lebensmüde? Du darfst nicht mit mir sprechen, verstanden? Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!" Ohne sich umzudrehen folgte sie ihrer Freundin. Sie konnte nicht fassen, was sie gerade getan hatte. Sie hatte ihn fortgestoßen, ihren besten Freund, den sie schon so lange kannte. Eigentlich müsste sie ihn melden, aber sie konnte es nicht. Sie hoffte nur Somea hielt auch dicht ... .
Zwei Tage später erfuhr Melissa, dass Atamos von Somea an den Hohen Rat verraten worden war. Obwohl sie sich verzweifelt für ihn einsetzte wurde er zum Tode verurteilt. Sein Tod sollte zur Abschreckung dienen, für die Virgo und für die Anderen. Auch Melissa wurde dafür, dass sie ihn nicht selbst angeklagt hatte, hart bestraft. Sie musste sich noch einmal als Anfängerin beweisen, (verlor somit alle Privilegien) und zusätzlich zu ihrer Ausbildung die niedrigsten Arbeiten verrichten. Mit Somea redete sie nie wieder und sie machte sich auch sonst keine Mühe mehr, Freundinnen zu finden. Von nun an blieb sie immer allein, solange sie bei den Virgo war.


*************************



19. Februar 1999 AD 16.42 Uhr P3X1236

"..... berühren !!!!!" Melissa rannte auf Daniel zu und riss ihn von der Frau fort. Das Wort, dass diese so laut sie konnte ausstieß, konnte keiner von SG-1 verstehen, aber Melissa war sich sicher, dass sie nach Verstärkung rief. O'Neill fluchte. Was war hier los? Er entsicherte seine Waffe und wollte hinter einem Felsblock Stellung beziehen, aber dazu kam er erst gar nicht. Melissa hatte ihn - Daniel hinter sich her ziehend - erreicht und riss ihn mit ihrer freien Hand mit sich. Seine Proteste beachtete sie gar nicht. Teal`c schaute Carter fragend an, aber die zuckte nur mit den Schultern.
"Keine Ahnung was da gerade passiert ist, aber wir sollten ihnen besser folgen." Teal`c neigte zustimmend den Kopf und setzte sich mit Carter in Bewegung. Währenddessen hatte es Jack endlich geschafft Melissa zum Stillstand zu bringen.
"Was soll denn das Major? Lassen Sie mich sofort los!! Was haben Sie sich dabei gedacht, einfach voller Panik davon zulaufen?" O'Neill sah Melissa fragend an, während er seine Wut kaum unterdrücken konnte. Wenn sie diesem Job nicht gewachsen war, dann sollte sie sich gefälligst einen anderen suchen!
Melissa sah sich gehetzt um. Sie hatten eigentlich keine Zeit, denn die Krieger des Dorfes, aus dem die heiligen Frauen kamen, konnte nicht weit entfernt sein. Aber natürlich war sie dem Colonel eine Erklärung schuldig.
"Sir, diese Frauen haben an einem heiligen Ritual teilgenommen. Jeder, der sie berührt, muss sterben! Wir müssen so schnell wie möglich zurück zum Tor. Wenn sie Daniel jemals erwischen, dann ist er des Todes und wir vielleicht auch."
Jack wandte sich an den Wissenschaftler: "Stimmt das Daniel? Besteht konkrete Gefahr?"
"Ich weiß es nicht. Es gibt viele Kulturen, wo heilige Menschen nicht berührt werden dürfen und viele, wo es fast Pflicht ist, einmal im Leben einen heiligen Mann zu berühren. Bedenken Sie, Colonel, die Kultur auf diesem Planeten ist eine Art Mixtur einiger Kulturen der Erde. Es wäre wirklich faszinierend, die Auswirkungen solch einer Mischung unterschiedlicher Bräuche wissenschaftlich zu untersuchen..."
Der Colonel verdrehte die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt fing er schon wieder mit diesem *Quatsch* an! "Stop Daniel - nur einen kleinen Moment, dann dürfen Sie Ihren Vortrag fortführen. Sagen Sie mir kurz und bündig ob reale Gefahr besteht."
"Nun ja, ich bin mir nicht ganz sicher. Da wir ihren Stand der Technik nicht kennen und ich einige der kulturellen Einflüsse nicht genau . . ."
Der Colonel konnte sich kaum noch beherrschen. "Ja oder Nein!!"
"Ja," sagte Jackson beleidigt. Colonel O'Neill dachte einen Moment lang nach. "Na schön, wir verschwinden. Ein anderes SG-Team wird übernehmen. Carter, Sie nehmen FRED." Mit einem unergründlichen Blick auf Melissa fügte er an: "Wir ziehen uns zurück - aber geordnet. Keine Panik, Major, ich glaube nicht, dass ihre Waffen den unseren überlegen sind." So schnell , wie es mit FRED möglich war setzten sie sich in Bewegung.

Sie hatten schon über die Hälfte des Weges geschafft und entspannten sich wieder ein wenig, als plötzlich ein paar Pfeile vor ihnen auf dem Boden einschlugen. Obwohl sie wussten, dass es eine Warnung war rannte das Team los und feuerte blind in den Wald. Die zweite Salve ging größtenteils vorbei, aber zwei Pfeile trafen Melissa; einer in den Oberschenkel, der andere in die rechte Schulter. Als die Anderen bemerkten, dass Melissa zurückgeblieben war, kehrten sie um und halfen ihr auf die Beine. Doch Melissa wehrte die Hilfsversuche ab. "Verschwindet und lasst mich hier. Ich würde sie nur aufhalten."
Der Colonel tat so als würde er eine Sekunde nachdenken. "Hm ... NEIN!"
"Aber Sir."
"Keine Chance Major, wir lassen Sie auf keinen Fall zurück." Jack achtete nicht auf ihre Proteste und gab Daniel ein Zeichen, ihm zu helfen sie von hier fortzuschaffen. Teal`c jedoch hielt sie zurück.
"O'Neill, ich denke die Möglichkeit der Flucht steht uns nicht mehr offen. Sieh!"
Sie waren umzingelt. Der Weg vor und hinter ihnen war versperrt und aus dem Wald schwangen sich immer mehr Krieger auf Tarzans Art an Lianen von den Bäumen. Innerhalb von Sekunden füllte der Weg sich mit Kriegern, alle mit Pfeil und Bogen, teilweise mit Speer oder Schwert, bewaffnet.
Der Colonel überlegte nicht lange. Sie hätten sich vielleicht den Weg zum Stargate freikämpfen können, aber dies hätte nur ein riesiges Blutbad bedeutet und dazu war er nicht bereit. Es würde sich später sicher eine bessere Möglichkeit zur Flucht bieten oder sie würden sich mit diesen Leuten diplomatisch einigen. Die Lage war nicht aussichtslos. Deswegen senkte Jack seine Waffe und gab den anderen ein Zeichen, seinem Beispiel zu folgen.
Auch Melissa warf, wenn auch widerwillig, ihre Waffe auf den Boden. Sie wusste, es gab jetzt nur noch eine geringe Chance, dass ihre Unsterblichkeit nicht entdeckt wurde. Aber sie musste um jeden Preis verhindern, dass das Militär von den Unsterblichen erfuhr. Schlimmstenfalls müsste sie sich eben als *Alien* ausgeben und sich auf einen anderen Planeten absetzen. Aber noch war nicht aller Tage Abend. Erst einmal musste sie diese verdammten Pfeile loswerden.
Unteressen hatten die Krieger damit begonnen das Team zu fesseln. Melissa war nun die Einzige, die noch nicht gefesselt war, denn man war sich noch unschlüssig, ob sie mit einem Pfeil im Bein laufen konnte oder ob man ihr eine Trage bauen sollte. Melissa nahm ihnen die Entscheidung - wenn auch unfreiwillig - ab: der Schmerz und der nicht unerhebliche Blutverlust ließen sie plötzlich und ohne Vorwarnung in Ohnmacht fallen.


*************************



19. Februar 1999 AD 21.45 Uhr P3X1236 (5 Stunden später)

Als Melissa wieder erwachte war es draußen dunkel. Eine Fackel erhellte den Raum, in dem sie sich befand nur spärlich. Als Melissa sich umschaute sah sie, dass sie sich in einem großen, schmucklosen Zimmer befand. Soweit sie es erkennen konnte waren die Wände und der Boden aus massivem Holz gemacht, ähnlich einer Blockhütte auf der Erde. Es gab keine Fenster und nur eine einzige Tür, die verschlossen war. Wahrscheinlich stand mindestens ein Wächter vor der Tür. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger Tisch mit fünf Holzblöcken, die nicht gerade bequem aussahen oder zum sitzen einluden. An der rechten Wand lagen Teal`c, Daniel und Jack und schienen zu schlafen. Carter war gerade dabei in einem Kübel Wasser einen Verband auszuwaschen. Sie sah nicht, dass Melissa wach war, weil sie ihren Kopf abgewendet hatte und ganz in ihre Arbeit vertieft war. Melissa befand sich auf der linken Seite des Raumes und war die Einzige, der wohl bequem war: sie lag auf ein paar Kissen, während die anderen sich mit Strohmatten begnügen mussten. Man hatte ihnen wohl nur die Waffen abgenommen, denn einige Ausrüstungsgegenstände lagen auf dem Tisch, die schwarzen Materialwesten achtlos in einer Ecke.
Melissa wollte sich aufsetzen, sank aber mit einem Stöhnen zurück. Sofort erhob sich Carter und ging zu ihr hin. Melissa wunderte sich weshalb ihre Wunden noch nicht verheilt waren, aber die Lösung war ganz einfach: man hatte die Pfeile nicht herausgezogen, sondern nur oberhalb der Wunde abgebrochen und diese dann notdürftig verbunden. Wahrscheinlich war man besorgt gewesen, dass beim Herausziehen noch mehr Schaden angerichtet worden wäre.
Sam beugte sich besorgt über Melissa. "Bleiben Sie liegen sonst fangen Sie wieder an zu bluten. Sie haben sowieso schon ziemlich viel Blut verloren."
"Was ist passiert ?"
Carter berichtete ihr, dass die Krieger eine Trage für sie gebaut hatten und das Team dann freundlich, aber bestimmt zu ihrem Dorf geführt hatten. Zwar hatte man ihnen alle Waffen abgenommen aber seltsamerweise alles andere gelassen. Auch FRED hatten sie mitgenommen; jetzt stand das Fahrzeug neben dem Gefängnis. Daniel hatte immer wieder versucht mit den Leuten zu reden, aber jeglicher Kommunikationsversuch war gescheitert. "Daniel kann mit dieser Sprache nicht viel anfangen. Sie soll zwar griechische Elemente enthalten, aber mehr als ein paar Wörter konnte er nicht identifizieren."
Melissa konnte sich gut vorstellen, dass es Daniel halb wahnsinnig machen musste, dass er das *Geheimnis* dieser Sprache nicht entschlüsseln konnte. Sie ließ es sich nicht anmerken, aber innerlich amüsierte sie sich darüber, denn sie konnte die Leute sehr gut verstehen. Bevor sie in Ohnmacht gefallen war, hatte sie noch ein paar Worte auffangen können. Worte, die sie seit fast zweieinhalb Jahrtausenden nicht mehr gehört hatte. Melissa hatte die Sprache der Virgo nicht vergessen. Die Erinnerungen aus alten Tagen wollten sie überwältigen, aber diesmal ließ sie es nicht zu. Es gab wichtigeres zu tun. Melissa schob Sams Hand, die sie zwingen sollte liegen zu bleiben, weg und setzte sich auf.
"Captain, bitte helfen Sie mir, diese verfluchten Pfeile herauszuziehen."
"Melissa! Wenn wir das tun, richten wir noch mehr Schaden an. Ein Arzt auf der Erde muss das tun, um Komplikationen zu vermeiden," protestierte Carter aber Melissa unterbrach sie mit ruhiger Stimme: "Sam, bitte, es wird schneller heilen, wenn die Pfeile draußen sind." 'Im wahrsten Sinne des Wortes', dachte Melissa und fügte drohend an: "Wenn Sie mir nicht helfen, dann mache ich es eben allein!"
Carter seufzte, gab sich aber geschlagen. Sie setzte sich neben den Major und legte ihre Hand auf den abgebrochenen Pfeil in der Schulter. "Ich zähle bis drei und ziehe den Pfeil dann heraus. Sind Sie bereit?" Melissa nickte. Carter fing an zu zählen, zog aber schon bei ‚Eins' an dem abgebrochenen Ende. Es ging leichter als sie dachte. Melissa allerdings konnte sich einen leisen Schrei nicht verkneifen, und er war laut genug die Männer aufzuwecken. Während diese sich langsam und noch schläfrig erhoben verband Carter die Wunde, die sich schon wieder geöffnet hatte und heftig blutete.
Als Melissa sich den Pfeil ansah, erkannte sie, weshalb der Pfeil so leicht herausgezogen werden konnte: er hatte keinen Wiederhaken. Dies sagte einiges über ihre Gastgeber aus. Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie von Jack aus ihren Gedanken gerissen. Er stellte Carter und sie zur Rede und wollte verhindern, dass der zweite Pfeil auch noch entfernt würde. Nach einer kurzen (und heftigen) Diskussion konnte Melissa ihn schließlich überzeugen. Diesmal hielt Teal`c sie fest und Jack zog das Übel heraus. Am Schluss verband sie sich selbst. Eigentlich war das ja sinnlos, weil sie merkte, dass die Schulter schon fast verheilt war. Aber leider musste sie die Illusion ihrer Normalität aufrechterhalten. Deswegen humpelte sie auch und gab vor Schmerzen zu haben, als sie sich mit den anderen an den Tisch setzte.
Anscheinend wurden sie beobachtet, denn plötzlich öffnete sich die Tür und zwei Männer kamen herein. Der Eine war groß, muskulös und hatte schwarze Haare. Der Andere war etwas kleiner, sehr schlank und hatte kurze, dunkelbraune Haare. Der Große blieb an der Tür stehen und befahl dem Kleinen das Essen, das dieser in der Hand hielt, auf den Tisch zu stellen. Daniel versuchte erst gar nicht mehr mit ihnen zu kommunizieren, sondern senkte nur dankbar den Kopf und begann zu essen.
Als der Kleine Melissa ihren Teller gab, bedankte sie sich - ohne darüber nachzudenken - in ihrer Muttersprache und fragte ihn was es zu essen gab. "Kartoffeln und Schweinefleischeintopf mit Melonenstückchen", antwortete er und lächelte. Die Wirkung dieses kurzen Gesprächs war unglaublich. Jack und der große Mann an der Tür fragten gleichzeitig: "Sie verstehen deren/unsere Sprache??" Melissa bejahte in beiden Sprachen. Daraufhin verließen der Große und der Kleine den Raum, wahrscheinlich um den Ältestenrat zu benachrichtigen und zu beraten. Um die würde sie sich später kümmern. Jetzt musste sie dem Team irgendwie (plausibel und glaubhaft) erklären, woher sie diese Sprache kannte. Am besten war es wohl, die Wahrheit ein wenig zu verdrehen. Erwartungsvoll, aber auch misstrauisch blickten ihr die ursprünglichen Mitglieder von SG-1 entgegen. Jack machte eine auffordernde Geste.
"Nun ja, meine Familie mütterlicherseits kommt aus Griechenland. Sie gehörte einem Stamm an, der schon lange verschwunden ist. Das Wissen und die Sprache des Stammes wurden über Generationen nur an die weiblichen Nachkommen weitergegeben. Ich weiß nicht, weshalb meine Großmutter darauf bestand, dass ich die Sprache beherrsche, aber ich denke jetzt bin ich ganz froh darüber ... ."
Vorsichtig blickte Melissa in die Runde um die Reaktionen von den Mienen der anderen abzulesen. Darin war sie über die Jahrhunderte ziemlich gut geworden und sie täuschte sich nur selten. Daniel und Teal`c schienen ihr die Geschichte ohne Widerstand abzukaufen. Bei dem Captain musste sie wahrscheinlich später noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, aber das war sicher nicht schwer. Das eigentliche Problem war O'Neill. Dieser sah überhaupt nicht zufrieden aus. Er schwieg jetzt, würde aber später (spätestens auf der Basis) noch einmal darauf zurückkommen. Jack war ein sehr misstrauischer Mann; bei ihm musste sie verdammt vorsichtig sein. Das wusste sie jetzt. Aber bevor sie sich um dieses Problem kümmern konnte, mussten sie zuerst zurück auf die Erde. Dort würde sie wohl genug Zeit haben, um über Alternativen oder einen Ausweg nachzudenken.
Jetzt erklärte sie dem Team erst einmal, was sie über dieses Volk *von ihrer Großmutter* her wusste. Aber schon nach kurzer Zeit kamen ein paar Krieger, um SG-1 zu einer kurzfristig einberufenen Versammlung des Ältestenrates abzuholen. Melissa spielte bei den folgenden Konversationen die Übersetzerin für beide Seiten.
Als sie die Blockhütte verließen war die Nacht hell erleuchtet. Das Team war nicht gefesselt, aber das war auch nicht nötig. Der Weg von der Hütte zum Ratszelt war gesäumt von KriegerInnen, die fast alle eine Fackel in der Hand hielten. Das ganze Dorf war wohl anwesend. Melissa wurde klar, dass dies nicht nur ein einfaches Gespräch mit den Ältesten werden würde, sondern dass sie sich in einer Verhandlung verteidigen mussten. Wahrscheinlich stand ihr Urteil schon fest. Nach ihrem Kenntnisstand gab es nur einen Urteilsspruch: Tod! Als sie das Daniel mitteilte wurde dieser ganz bleich. Aber alle beruhigten ihn und sagten, dass sie eine Hinrichtung nicht zulassen würden.
Langsam näherten sie sich dem Ratszelt. Es war totenstill; man hörte nur das Knistern der Fackeln und Melissas schleifendes Bein. Sie musste ja vorgeben sie sei verletzt. Ein paar Meter vor dem Zelt fühlte sie etwas, was sie hier nicht erwartet hatte: ein vertrauter Kopfschmerz - der BUZZ!! Sie verlor das Gefühl für Zeit und Raum, was jedes Mal geschah, wenn ein Unsterblicher in ihre Nähe kam. Jetzt hatte sie wohl wirklich ein Problem. Aber vielleicht war dieser Unsterbliche auch die Lösung all ihrer Probleme. Melissa kam eine Idee ... .
Als sie das Zelt betraten wurden Melissas Kopfschmerzen stärker, aber das hatte sie erwartet. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken. Innerhalb des Zeltes war es fast dunkel. Nur eine Fackel brannte genau in der Mitte. Corsa, der große, schwarzhaarige Mann, der vorher in der Blockhütte gewesen war führte das Team zu fünf Kissen, die vor einem Vorhang aufgereiht waren. Zwei weitere Krieger mit Fackeln kamen nun herein und stellten sich als Wache vor den Ausgang des Zeltes. Es war nun hell genug, um innen alle Einzelheiten zu erkennen. Corsa zog an einem Seil und der Vorhang glitt zur Seite.
"Diese Leute halten wohl sehr viel von einem guten Auftritt", bemerkte O'Neill trocken. Sam versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen, Teal`c hob eine Augenbraue und auch Melissa stimmte ihm zu. Nur Daniel reagierte nicht. Er machte sich wohl zu viele Sorgen über das Kommende. Melissa versuchte ihn zu beruhigen: "Dieser Hang zu einer guten Show kann ganz nützlich für uns sein. Ich denke unsere Chancen stehen jetzt besser." Ohne seinen fragenden Blick zu beantworten wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem hinteren Teil des Zeltes zu.
Der Boden war mit kostbar aussehenden Teppichen ausgelegt, an den Wänden hingen verschiedene Waffen und andere Gebrauchsgegenstände. Es gab dort insgesamt sieben Stühle, in einem spitzzulaufendem Halbkreis angeordnet. Drei sehr alte Männer saßen rechts, drei alte Frauen links. Auf dem siebten, hintersten Stuhl (der am kunstvollsten geschnitzt war) saß ein junger Mann, der wie 21 aussah. Melissa wusste, dass er der Unsterbliche sein musste, den sie spürte. Anscheinend wusste er nichts von dem Summen in seinem Kopf oder anderen Unsterblichen, denn er machte keine Anstalten herauszufinden, wer seine Kopfschmerzen verursachte oder Melissa gar zu einem Duell herauszufordern. Er hielt sich einfach nur den Kopf.
Plötzlich wandte sich Corsa feierlich an Melissa, die den Anderen alles übersetzte, soweit es nichts über sie selbst verriet. "Ihr steht hier vor dem Ältestenrat, angeklagt, unser heiligstes Gesetz gebrochen zu haben. Ihr habt unsere heiligen Frauen berührt. Hört nun den Urteilsspruch der Ältesten."
Der Unsterbliche erhob sich. "Bei uns gibt es für dieses Verbrechen eigentlich nur eine Strafe, den Tod." Als Melissa protestieren wollte hob er die Hand und fuhr fort: "Aber da ihr Fremde seit, gewährt euch der Rat die Chance, euch zu verteidigen. Und damit der Gerechtigkeit genüge getan sei, habt ihr Zeit, euch auf eure Verteidigung - oder den Tod - vorzubereiten. Morgen, eine Stunde nach Tagesanbruch erscheint ihr wieder vor dem Rat." Ohne ein weiteres Wort verließen er und die Alten das Zelt durch einen Hinterausgang.
Melissa konnte genau sehen, dass der junge Mann sie alle am liebsten sofort hingerichtet hätte. Aber selbst er konnte wohl nichts gegen einen Mehrheitsbeschluss unternehmen. Corsa brachte SG-1 wieder in ihr Gefängnis und ließ sie dann allein.
Eine Stunde diskutierten sie darüber, wie ihre Vereidigung aussehen würde und Dr. Jackson brachte ein paar gute Ideen mit ein, aber Melissa wusste, dass die beste Verteidigung nichts nützen würde. Der Unsterbliche - Corsa hatte ihr erzählt sein Name sei Zoran - hatte das Urteil schon beschlossen und würde alles tun, um ihren Tod zu erreichen. Melissa wusste nicht weshalb er das Team sterben lassen wollte (wahrscheinlich war es nur Fremdenhass) und es war ihr auch egal. Es gab nämlich noch eine andere Möglichkeit Daniel zu retten; das *Karmaluck*! Aber davon konnte sie den anderen nichts sagen, vorerst. Als Konsequenz würde sie die Erde vielleicht nie wieder betreten können. Sie würde das Team retten, auch wenn der Preis hoch war. Aber dieser Preis war es ihr wert, da sie die vier eigentlich ganz gern hatte.


*************************



20. Februar 1999 AD 08.00 Uhr P3X1236

Das Team stand wieder vor dem Ältestenrat. Melissa hatte den Anderen erzählt, Zoran sei das Oberhaupt des Stammes und führe deswegen den Rat an. Das hatte deren Neugier befriedigt und diesmal kam kein Misstrauen auf. Warum auch? Diese Erklärung kam nahe an die Wahrheit heran... .
Die Verhandlung dagegen verlief nicht so gut, aber das hatte Melissa ja erwartet. Während Melissa sich mit dem Rat herumstritt und ab und zu das Wichtigste übersetzte, bemerkte Daniel allmählich, dass er einen Teil der Konversation verstehen lernte. Noch behielt er es für sich. Er würde sich erst wieder einmischen, wenn er die Sprache ganz beherrschte. Daniel war nämlich ein bisschen gekränkt, dass die *Neue* ihm die Show stahl. Aber irgendwie faszinierte sie ihn auch. Er wusste nicht was es war, aber jedes Mal, wenn er Melissa in die Augen sah, fühlte er sich wieder wie ein 8 jähriger Schüler.
Zoran hatte sich die letzte halbe Stunde an der Diskussion nicht beteiligt, aber jetzt schaltete er sich wieder ein. Die Verhandlung habe jetzt schon lange genug gedauert und es wären keine wirklich überzeugenden Argumente für die Unschuld von SG-1 bzw. Daniel gekommen. "Wenn jetzt kein neuer und vor allem guter Grund für eine Begnadigung kommt, dann steht das Urteil fest!"
Melissa sah nun die Zeit gekommen, ihren letzten Trumpf auszuspielen. "Wenn das so ist, dann verlangen wir ein Karmaluck, um unsere Unschuld zu beweisen." Ein Raunen ging durch die Reihen.
O`Neill beugte sich zu Melissa und fragte flüsternd: "Was ist ein Karmaluck?"
"Eine Art Gottesurteil, ein Kampf auf Leben und Tod zwischen zwei Vertretern beider Parteien. Wer stirbt hat Unrecht." Daniel protestierte lautstark, aber ein böser Blick von Corsa ließ ihn verstummen. Ein gebeugter alter Mann erhob sich und wandte sich an Melissa. "Wir haben über euren Wunsch beraten und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Es ist zwar ein Jahrhundert her, dass so ein Entscheidungskampf stattfand, aber da dies eine besondere Situation ist, stimmen wir zu. Ihr habt bis zur Mittagsstunde Zeit, euren Vertreter auszuwählen. Für uns wird Zoran antreten. Die Wahl der Waffen überlassen wir euch."
Melissa war über diese Ankündigung nicht überrascht. Es war klar, dass Zoran seine Unsterblichkeit ausnutzen und damit unfair kämpfen wollte. Aber diesen Plan würde sie durchkreuzen. Melissa lächelte innerlich, denn sie wusste genau mit welcher Waffe sie kämpfen würde. "Wir wählen das Schwert."
Der Alte neigte zustimmend den Kopf und ließ sie hinausführen. Bis zum Kampf durften sie an der frischen Luft bleiben, um sich vorzubereiten. Melissa informierte die Anderen über das entgültige Ergebnis ihrer Verhandlung und ihre Entscheidung, den Kampf selbst zu führen.
Sofort protestierte Jack: "Nein! Sie werden nicht kämpfen. Ich werde das übernehmen."
"Sie sind verletzt, wie wollen Sie da gegen ihn bestehen?" Carter schüttelte ungläubig den Kopf. Doch Melissa blieb stur. "Hat einer von Ihnen denn schon jemals ein richtiges Schwert in der Hand gehabt, geschweige denn damit gekämpft ?"
Einer nach dem anderen schüttelte zögernd den Kopf. Melissa wusste, sie hatte gewonnen. Über das Später weigerte sie sich nachzudenken. "Ich habe schon sehr früh damit angefangen und eines kann ich Ihnen sagen: verwundet bin ich immer noch besser als jeder von Ihnen gesund."
Herausfordernd sah sie die Anderen an. Jack zuckte nur mit den Schultern. Wenn sie sich unbedingt umbringen lassen wollte - bitte! "Major Becket hat Recht, Colonel O'Neill. Ein verwundeter, aber erfahrener Krieger ist meist besser als ein unerfahrener Mo`Rai ."
Jack schaute Teal`c fragend an. "Mo`rai ?"
"Grünschnabel - frei übersetzt," half Daniel aus.
"Aah ja. Na gut. Wenn Sie denken, dass Sie gewinnen können, dann haben Sie meine Genehmigung, Major." Innerlich machte der Colonel sich aber eine Notiz, dass er sich auf der Basis mit Melissa mal ausführlich unterhalten würde.


*************************



20. Februar 1999 AD 11.50 Uhr P3X1236

So langsam versammelte sich der ganze Stamm außerhalb des Dorfes und bildete einen Kreis. Es waren mehr Leute da, als Melissa gedacht hätte. Über hundert Leute bildeten den großen Kreis für den Kampf und es kamen immer noch einige an, die wohl etwas weiter weg wohnten. Eigentlich hatte der Tempel des Dorfes als Arena dienen sollen, aber Melissa hatte Zoran glücklicherweise davon überzeugen können, nicht auf heiligem Boden zu kämpfen.
Als das Team sich zur Arena aufmachen wollte, kam Corsa zu ihnen und führte Melissa zu einem Zelt. "Dort drin befinden sich die besten Schwerter und andere Waffen unseres Volkes. Du hast noch etwas Zeit, dir eine davon auszusuchen."
Corsa wollte gehen aber Melissa hielt ihn zurück. "Darf ich auch mein eigenes Schwert benutzen?" Als er sie fragend ansah, teilte sie ihm mit, wo sie ihr Katana untergebracht hatte. Sie führte ihn zu FRED und nach kurzem Suchen zog sie das Packet heraus und entfernte die Verpackung. Nach dem Corsa es bewundernd, aber auch gründlich untersucht hatte, gab er seine Zustimmung.
Melissa atmete auf. Ihr Katana war wie eine Verlängerung ihrer Arme. Hätte sie es nicht benutzen dürfen ..., darüber wollte sie gar nicht nachdenken.

"Wie kommt es, dass Sie ein Schwert hier auf diesen Planeten mitgenommen haben?"
Melissa drehte sich nach der Stimme um und sah, dass der Colonel ihr gefolgt war. "Ich habe Ihre Berichte gelesen und man kann ja nie wissen, auf was für ein Volk man trifft," versuchte sie sich herauszureden. Aber sie sah, dass er ihr nicht glaubte. Trotzdem schluckte er eine Erwiderung herunter und ging wortlos zu den Anderen, die sich schon ein paar gute Plätze gesichert hatten.
Jack wandte sich an Teal`c. "Ich traue dem Major nicht. Sie verbirgt irgendetwas und ich wüsste gern was." "Trotzdem ist unsere weitere Existenz von ihr abhängig."
"Es heißt: unser Leben liegt in ihrer Hand..." korrigierte Jackson.
"... und das gefällt mir überhaupt nicht!" ergänzte Carter. Aber sie wussten alle, dass sie ohne Melissa nicht entkommen konnten. Ihre Waffen und die Code-Transmitter zum Öffnen der Iris auf der Erde, wurden schwer bewacht. Auch das Team selbst ließ man nie aus den Augen. Deshalb blieb ihnen wohl nichts anderes übrig als dem Kampf zu folgen und zu hoffen.

Melissa kniete in der Mitte des Kreises, das Katana neben ihr liegend und meditierte. Das tat sie vor einem Kampf immer - wenn möglich. Dadurch reinigte sie ihren Geist von Hass, Selbstzweifel und anderen unnötigen Gedanken. Wenn man gegen ältere und stärkere Unsterbliche antrat, war das meist bitter nötig, denn diese nutzten die kleinste Schwäche gnadenlos aus. Und da Zoran sie warten ließ, war dies auch ein ganz angenehmer Zeitvertreib.
Die Menge wurde langsam unruhig, da die Sonne ihren höchsten Stand schon überschritten hatte. Endlich traf auch ihr Gegner ein und betrat den Kreis. Genau wie Melissa hatte er alles Unnötige abgelegt. Er trug nur eine Lederhose und sein nackter Oberkörper war mit Öl eingerieben, so dass dieser glänzte. In der Hand hielt er ein großes, zweischneidiges Schwert. Als er Melissa erreichte, setzte ein kurzer Trommelwirbel ein, der verstummte, als Melissa sich erhob. Eine alte Frau in einem weißen Gewand trat vor und erklärte allen noch einmal die Regeln. Daniel überraschte die Anderen, indem er einen Teil der Rede leise übersetzte, und so war die Welt für ihn wieder in Ordnung.
"Lasst den Streit beginnen," schloss die Frau ihre Rede ab und eine einzige Trommel setzte, in einem langsamen Takt geschlagen, ein.
Melissa und Zoran begannen langsam sich zu umkreisen. Keiner von beiden wollte den ersten Schlag führen. Die Trommel zehrte an Zorans Nerven, doch Melissa ließ sich nicht davon beeinflussen. Jack hielt unwillkürlich den Atem an, denn einerseits vertraute er ihr zwar nicht, aber andererseits war sie ihm sympathisch.
Noch immer umkreisten sich die beiden Unsterblichen wie zwei Hunde, die einander vorsichtig beschnüffelten. Doch schließlich verlor Zoran die Geduld und schlug nach Melissa, die diesen Schlag leicht abblocken konnte. Noch war es zwar nur ein beiderseitiges Austesten der Kräfte, aber der Bann war gebrochen. Die Schwerter schlugen immer kräftiger und schneller aufeinander, manchmal sogar so stark, dass Funken sprühten.
Am Anfang verteidigte sich Melissa nur und täuschte eine Schwäche aufgrund ihrer Verwundung vor. Aber schon bald packte sie der Kampfesrausch und sie fing an, Zoran zurückzudrängen. Es herrschte eine atemlose Stille. Alle waren gespannt, wie dieser Kampf ausgehen würde. Normalerweise dauerte so ein Schwertkampf nicht länger als 5 Minuten und auch dieser war keine Ausnahme. Doch sowohl den Zuschauern als auch den Kämpfern kam es vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, als Melissa ihren Gegner entwaffnete und ihre Waffe an seine Kehle hielt. Melissa schaute die Ratsmitglieder erwartungsvoll an, doch ein alter Mann zerstörte ihre stille Hoffnung, sich relativ unbeschadet aus der Affäre ziehen zu können.
"Der Kampf ist erst vorbei, wenn einer der Kämpfer tot ist. So will es das Gesetz."
Melissa schloss kurz resignierend die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Diesen kurzen Augenblick nutzte Zoran, ließ sich zurückfallen, griff nach seiner Waffe und stand auf. Aber Melissa war gut ausgebildet worden - vielleicht zu gut. Reflexartig, ohne groß darüber nachzudenken, wirbelte sie herum und schlug nach ihm. Unglücklicherweise traf sie nicht sein Schwert, wie sie es vorgehabt hatte, sondern Zorans Hals und trennte seinen Kopf von den Schultern.
Daniel zuckte zusammen. "Musste es unbedingt der Kopf sein?"
"An Effektivität ist diese Aktion nicht zu überbieten, Daniel Jackson."
Jack wollte schon auf Melissa zugehen, um sie zu ihrem Sieg zu beglückwünschen, aber ein Blick von Melissa ließ ihn innehalten. In diesem Blick lagen gleichzeitig Trauer, die stumme Bitte um Vergebung und Resignation.
Plötzlich geschah etwas Merkwürdiges. Eine Art grauer Nebel stieg von der Leiche auf und schoss in Melissas Körper. Gleichzeitig kam ein starker Wind auf und über Melissa bildeten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit schwarze Wolken. Von der Leiche suchte sich die, durch das Köpfen frei gewordene Energie ihren Weg zu Melissa. Diese suchte sich einen festen Stand, da sie wusste, was jetzt geschehen würde. Sie konnte den Anderen gerade noch zurufen, dass sie sich in Sicherheit begeben sollten, da begann auch schon ein Gewitter, dass niemand so schnell vergessen sollte. Blitze (scheinbar von überall) schlugen in Melissa ein, fuhren durch ihren Körper, verließen sie über die Arme und schlugen dann in der Umgebung ein. Die Zuschauer rannten voller Panik zum Dorf, nur ein paar der Mutigsten blieben - in sicherer Entfernung - und schauten neugierig zu. Außer SG-1, Corsa und zwei der Ältesten waren somit nur noch fünf Krieger und die Hohepriesterin, die Daniel 'entweiht' hatte, anwesend. Der Archäologe wollte auf Melissa zustürzen, um ihr zu helfen, doch Carter hielt ihn mit Teal`cs Hilfe zurück.
"Wir können ihr nicht mehr helfen, Daniel. Die Energie eines Blitzes reicht normalerweise, um jemanden zu töten. Und bei einer ganzen Serie von Einschlägen ... ." Carter wollte gar nicht aussprechen, was sie dachte. Melissa würde unmöglich überleben können, und wenn, dann nur mit schwersten, irreparablen Verbrennungen. Aber was sie sah, bewies ihr das Gegenteil. Auf Melissa fuhren reihenweise Blitze herab; sie wandte sich und schrie vor Schmerz. Mittlerweise konnte sie sich nicht mal mehr auf den Beinen halten.

Das Team sah sich hilflos, aber auch ungläubig, die Geschehnisse an. Es kam allen wie eine Ewigkeit vor, aber schließlich war es vorbei und eine Totenstille trat ein. Melissa war total außer Atem und hatte Schwierigkeiten aufzustehen. Als sie es endlich geschafft hatte, ging sie zu Corsa und den beiden Ältesten, während sie es vermied, die anderen SG-1 Mitglieder anzusehen. Sie wollte das Aufeinandertreffen mit ihnen so lange wie möglich hinauszögern, denn sie wusste nicht, was sie ihnen sagen sollte. Außerdem hatte Melissa Angst, dass die Anderen sie von nun an abweisen würden, nur weil sie anders war.
"Ist es uns erlaubt zu gehen?" wandte sie sich an die alte Frau.
"Du hast die Prüfung bestanden und ihr seid frei. Bitte geht so schnell wie möglich zurück durch das Tor."
"Dürfen wir wiederkommen, als Freunde?"
Der andere Alte schaltete sich nun ein. "Deine Freunde sind hier jederzeit willkommen. Aber ..."
"Ich verstehe. Ich habe euch den Beschützer genommen."
Der Alte nickte und wollte sich traurig abwenden. Doch Melissa hielt ihn zurück.
"Darf ich noch einmal um eine Audienz beim Rat ersuchen? Bitte - es ist wichtig!"
Die beiden Alten sahen sich kurz an und nickten zögernd. Daraufhin folgte Melissa ihnen zum Ratszelt.
Bevor die Anderen von SG-1 ihnen nachgehen konnten, führte Corsa das Team zu seiner Ausrüstung.

Als Melissa etwa 20 Minuten später wieder zu ihrem Team stieß, wusste sie immer noch nicht so richtig was sie tun sollte. Ohne etwas zu sagen verpackte sie ihr Katana und legte wieder ihre Ausrüstung, sowie die Waffen an. Währenddessen sah sie der Rest des Teams erwartungsvoll an. Es war offensichtlich, dass sie eine Erklärung erwarteten. Schließlich verlor der Colonel die Geduld.
"Na Major, wollen Sie uns vielleicht IRGENDETWAS MITTEILEN?"
Die Anderen nickten zustimmend und sahen Melissa neugierig an. Aber Melissa ging nicht darauf ein.
"Später Colonel, ich glaube wir sollten hier erst einmal verschwinden; so schnell wie möglich!"
Zu ihrer Überraschung stimmte ihr Carter sofort zu. "Sie hat Recht, Sir. Die Dorfbewohner sind nicht gerade begeistert, dass wir Zoran getötet haben. Wir sollten ihre Geduld nicht überstrapazieren."
"Na schön, Captain. Wir marschieren ab." Der Blick, den der Colonel Melissa zuwarf, sprach Bände.
So schnell, wie es mit FRED möglich war, verließen sie das Dorf in Richtung Stargate.


*************************



20. Februar 1999 AD 15.24 Uhr P3X1236

Melissa ging hinter den Anderen her und steuerte FRED. Da es fast nur geradeaus ging, hatte sie nicht viel zu tun und konnte ihren Gedanken nachgehen. Sie hatten das Stargate fast erreicht, es konnte nicht mehr lange dauern, und sie musste eine Entscheidung treffen. Es gab 2 Möglichkeiten: entweder ging sie mit den Anderen zurück auf die Erde und erzählte ihrem Team (mehr oder weniger) die Wahrheit, oder sie blieb hier bzw. ging nach Chulak, um die Goa'uld zu bekämpfen. Aber dann würde sie eine lange, lange Zeit die Erde nicht mehr betreten können; vielleicht sogar nie mehr. Es war eine schwierige Entscheidung, denn es betraf ja nicht nur sie selbst. Kehrte sie nicht auf die Erde zurück, dann wäre Alex womöglich in Schwierigkeiten und müsste Einiges erklären, denn er hatte sie ja persönlich in das Stargate-Programm gebracht. Erzählte sie allerdings General Hammond und SG-1 alles, dann waren möglicherweise alle Unsterblichen auf der Erde in Gefahr, durch Leute wie zum Beispiel Colonel Maybourne. Sie hatte ihn zwar noch nicht getroffen, aber viel von ihm gehört. Es kam im Prinzip darauf an, ob sie ihrem Team und Hammond vertrauen konnte oder nicht.
Plötzlich riss sie O'Neill aus ihren Gedanken. "Nun, Major, wollen Sie uns nicht endlich verraten, was wirklich geschehen ist?" Sie wollte schon ausweichend antworten aber Jack unterbrach sie gleich wieder. "Ach - Becket, versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen, ja? Nicht ausweichen, sondern gleich mit der Wahrheit herausrücken."
Melissa wusste, sie konnte ihn nicht mehr lange hinhalten. "Na schön, Colonel. Aber wir sollten wenigstens damit warten, bis wir wieder auf der Erde sind. Ich möchte es nicht zweimal erzählen müssen."
Nach kurzem Zögern stimmte Jack nickend zu und sie setzten ihren Weg zum Stargate fort. Melissa konnte hinter sich Sam und Daniel tuscheln hören. Wahrscheinlich tauschten sie Theorien über das *Gewitter* aus. Teal`c dagegen behielt seinen stoischen Gesichtsausdruck und schien sich um nichts zu kümmern. In Wirklichkeit suchte er natürlich wie immer den Waldrand auf mögliche Gefahren hin ab.

Endlich erreichten sie das Sternentor. Daniel wollte sofort die Erde anwählen, aber die Unsterbliche hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab.
"Noch nicht, Doktor Jackson."
Die Anderen sahen sie fragend an.
"Colonel, bevor wir zu Erde zurückkehren, sollten wir noch eine Sache klären."
"Major?"
Melissa holte tief Luft. "Geben Sie mir Ihr Wort, Sie alle, dass niemand - außer General Hammond - von diesen Geschehnissen erfährt. Außerdem möchte ich, dass General Hammond erst mit mir redet, bevor er irgendjemanden informiert."
"Und was passiert, wenn wir es nicht tun?" warf Carter neugierig ein.
"Dann werde ich Daniel bitten, mir die Adressen von ein paar Goa'uld Planeten zu geben, damit ich sie dort bekämpfen kann. Außerdem werde ich Ihnen meinen Transmitter und eine Nachricht an Alex mitgeben."
Teal`c schaute sie ungläubig an. "Major Becket, wenn du das tust, kannst du vielleicht nie wieder auf deinen Planeten zurückkehren!"
"Das weiß ich Teal'c. Aber man sollte niemals nie sagen. Außerdem habe ich keine Wahl. Wenn Sie mir Ihr Wort nicht geben, dann steht bald ein Colonel Maybourne vor meiner Tür, und das kann ich nicht zulassen."
"Man hat immer eine Wahl! - Meistens jedenfalls." bemerkte Colonel O'Neill trocken. Er hasste solche Situationen ohne Wahlmöglichkeit!
Plötzlich kam ihr (wieder) Captain Carter zu Hilfe: "Colonel, wir sollten ihren Wunsch erfüllen. Immerhin hat sie Daniel - wenn nicht uns allen - das Leben gerettet. Geben wir ihr wenigstens eine Chance. Was haben wir zu verlieren?"
Jack brauchte erst gar nicht darüber nachzudenken, denn er hatte seine Entscheidung längst getroffen. Sie verheimlichte zwar etwas, aber wer tat das nicht. Auf seine Menschenkenntnis hatte er sich bis jetzt (fast) immer verlassen können. Sie war ihm irgendwie sympathisch und hatte nichts getan, um das Team zu gefährden - im Gegenteil.
"Na schön, ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich außer General Hammond niemandem von dieser Sache erzählen werde. Vorerst! Außerdem werde ich ihn bitten, Sie anzuhören, bevor er etwas unternimmt. Mehr kann ich nicht tun." Die Anderen nickten zustimmend und gaben Melissa ebenfalls ihr Wort. Innerlich fragten sich aber Teal'c, Daniel, Sam und Jack neugierig, was das alles wohl zu bedeuten hatte.
Daniel wählte die Erde an und nacheinender betraten sie das Stargate. Bevor Melissa jedoch verschwand, drehte sie sich nochmals um. Am Rande der Lichtung stand eine Virgo (wohl eine der Hohepriesterinnen) und hob ihre Hand zum Gruß. Sie ahnte wohl, dass Melissa einmal eine von ihnen gewesen war. In diesem Augenblick erkannte die Unsterbliche, dass sie sich für immer und endgültig von den Virgo verabschiedete. Auch wenn sie eines Tages auf diesen Planeten zurückkehren könnte, würde es nicht mehr ihre *Familie* sein. Sie hatte sich in den beiden Jahrtausenden zu sehr verändert und weiterentwickelt; sie musste sich nun eine neue Familie suchen. Vielleicht würde ja das Stargate-Kommando (vor allem SG-1) diesen Platz in ihrem Herzen einnehmen können. Wer weiß.
Melissa hob ebenfalls ihre Hand zum Abschied und betrat das Tor zur Erde.


*************************



20. Februar 1999 AD 17.45 Uhr Erde, Stargate-Center

Melissa lag auf dem Bett eines der (im Moment) leerstehenden Quartiere und ließ ihre Gedanken treiben. Im Moment konnte sie sowieso nichts anderes tun.
Nachdem sie auf der Erde angekommen war, hatte sie erst einmal einem verdutzten Soldaten ihre Ausrüstung in die Hand gedrückt und Teal'c gebeten, auf ihr Schwert aufzupassen. Dieser hatte auf die, ihm übliche, schweigsame Art zugestimmt und das verpackte Schwert an sich genommen. Dann war sie ohne ein weiteres Wort am hereinstürmenden General vorbeigegangen, direkt in dieses Quartier. Nun wartete sie darauf, dass der General bereit war, mit ihr zu sprechen. Melissa wusste, dass nun alles von Hammond abhing. Sie hatte mit der Rettung Daniels vielleicht eine Lawine losgetreten, die das Leben aller Unsterblichen verändern konnte. Sie hoffte nur, dass sie den Mann richtig eingeschätzt hatte.

Währenddessen wurde sie von Hammond und SG-1 im Konferenzraum über eine der allgegenwärtigen Sicherheitskameras beobachtet.
"Captain, haben Sie irgendeine Theorie darüber, was auf diesem Planeten geschehen ist?"
"Nein, General. Aber sie ist kein Goa'uld, das ist sicher."
"Ein Mensch ist sie aber auch nicht, oder Carter? Ich meine, ihre Verletzungen sind einfach verschwunden - spurlos!" warf O'Neill ein, der sich gelangweilt abgewendet hatte und am Fenster zum Stargate-Raum stand.
"Das wissen wir nicht. Die Bewohner des Planeten könnten zum Beispiel eine ähnliche Heilmethode wie die Nox entwickelt haben oder ein Heilungsgerät der Asgard besitzen. Und was dieses seltsame Gewitter angeht ... ."
"Warum fragen wir nicht einfach Major Becket? Sie hat uns doch volle Kooperation zugesagt!" Die anderen sahen Teal'c verblüfft an. Daran hatten sie gar nicht gedacht!
'Wie heißt es so schön: warum einfach, wenn es auch kompliziert geht !' dachte Jack belustigt.
"Ja, und wir sollten auch nicht vergessen, dass Melissa uns nie geschadet hat - im Gegenteil! Sie vertraut uns und ich meine, wir sollten das selbe tun."
Der General nickte langsam. "Sie haben Recht, Doktor Jackson." Hammond stand auf und ging hinunter in den Kontrollraum zu einem Mikrofon. "Major Becket in den Konferenzraum. Major Becket bitte in den Konferenzraum!"

Melissa stand überrascht auf. Sie hatte erwartet, dass Hammond entweder zu ihr käme oder sie wenigstens von einer Wache abholen lassen würde. Aber wenn der General die Normalität aufrecht erhalten wollte ... , ihr konnte es ja nur recht sein.

Als Melissa im Konferenzraum ankam, saßen SG-1 und General Hammond an dem langen Konferenztisch und sahen sie erwartungsvoll an.
"Nun Major, setzen Sie sich doch. Wir warten schon gespannt auf Ihre Ausführungen."
Melissa zögerte jedoch einen Moment und blieb stehen. "Ähm General, bevor wir anfangen, sollten wir noch ein paar Kleinigkeiten klären."
"Und die wären ..., Becket?" fragte der Colonel und beugte sich vor.
"Nun - zuerst sollte sich Doc Frasier uns anschließen. Ich hasse es nämlich, die Geschichte öfters als nötig zu erzählen."
Der General gab Carter einen Wink. Diese ging zu einem nahen Telefon, um dem Doktor Bescheid zu sagen.
"Des weiteren darf es keinerlei Aufzeichnungen geben. Deswegen bitte ich Sie, dass wir in einen Raum gehen, der weder per Video überwacht oder abgehört wird, noch jemand von außen mithören kann."
Der General nickte langsam. Er hatte schon eine Idee, wo sie hingehen konnten. Auf einer der untersten Ebenen gab es einen etwas größeren Konferenzraum, eingerichtet für höchst offizielle Anlässe, zum Beispiel Konferenzen mit hochgestellten, außerirdischen Führern. Er lag etwas abgelegen und außer der Putzkolonne ging eigentlich selten jemand in dessen Nähe. Die Sicherheitskameras konnte man ja lahm legen.
"Na schön Major. Sonst noch etwas?"
Melissa grinste innerlich. "Jaaa, ein Drink wäre jetzt nicht schlecht. Einen Martini, bitte. Geschüttelt, nicht gerührt."
Die Anderen warfen ihr einen etwas genervten Blick entgegen (bzw. Teal`c hob irritiert eine Augenbraue, da er mit dieser Anspielung nichts anfangen konnte). Ein kleiner Scherz am Rande konnte nie schaden. Aber schnell wurde sie wieder ernst. Ihre letzte Bitte (eine geladene Pistole zu Demonstrationszwecken) stieß zwar auf einigen Wiederstand, aber General Hammond gewährte sie ihr schließlich dennoch, auch weil sie ihm ihr Wort gegeben hatte, dass sie niemanden damit verletzten würde. Außerdem würde in der Pistole nur eine einzige Kugel sein. In diesem Moment betrat Frasier den Raum.
"Darf es sonst noch etwas sein, Major?" fragte der Colonel etwas sarkastisch. Melissa schüttelte stumm den Kopf. Daniel hob etwas verblüfft die Hand. "Momomomo-Moment mal, Major. Ich versteh das nicht. Sie machen soviel Geheimniskrämerei um diese Sache und jetzt verlangen Sie noch nicht einmal, dass wir Ihnen unser Wort geben, niemandem etwas davon zu erzählen??"
Melissa drehte sich (gleichzeitig geheimnisvoll und traurig) lächelnd zu Daniel. "Doktor Jackson, ich kann von Ihnen allen nicht etwas unmögliches verlangen. Die Anderen können mir ihr Wort vorher nicht geben. Wenn Sie ein Militär wären, dann wüssten Sie auch warum. Allerdings habe ich die Hoffnung, dass Sie alle mir hinterher Ihr Wort geben werden, weil Sie erkennen, wie wichtig es ist, dieses Geheimnis zu bewahren."


*************************



20. Februar 1999 AD 18.25 Uhr Stargate-Center

Die fünf Menschen, der Jaffa und die Unsterbliche betraten nacheinander den zweiten Konferenzraum und setzten sich an den großen, eckigen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Vor ein paar Minuten hatten der General und O'Neill diesen Teil der Basis diskret abgesperrt und die Kameras dieses Raumes vorrübergehend unbrauchbar gemacht.
Jack saß Melissa direkt gegenüber und schob ihr die gewünschte Pistole zu. Dann legte er demonstrativ eine zweite vor sich auf den Tisch. Melissa wusste, er würde nicht zögern auf sie zu schießen, wenn sie mit ihrer Waffe auch nur eine falsche Bewegung machte. Und er wollte, dass sie es wusste. Bald würde er einsehen, dass diese (typisch männliche) Geste sinnlos gewesen war.
"Nun Major, dann fangen Sie mal an. Sie haben uns ja richtig neugierig gemacht. "
"Natürlich, General. Wo soll ich nur anfangen?" Melissa leckte sich nervös über die Lippen. Sie hoffte, sie tat das Richtige. Aber jetzt war es eh zu spät, sich darüber noch Gedanken zu machen.
"Tja - wie wär's am Anfang, hä?" , "Warum beginnst du nicht am Anfang, Major Becket?" warfen O'Neill und Teal'c gleichzeitig ein und GLEICHZEITIG hoben auch beide die linke Augenbraue. Melissa musste grinsen. Und auch die Anderen konnten sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Aber die Unsterbliche wurde schnell wieder ernst.
"Sie haben Recht, Colonel. Teal'c." Sie setzte sich gerade und wandte sich mit formellem Tonfall an Hammond. "General, Sir, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass meine Personalakte nicht ganz korrekt oder vollständig ist ...,"
" ... denn Sie sind eine Außerirdische..."
"COLONEL !"
"Tschuldigung, Sir. Kommt nicht wieder vor, Sir." sagte der Colonel und neigte den Kopf etwas zur Seite. Er konnte es einfach nicht lassen.
"Nein Colonel, ich bin keine Außerirdische. - Jedenfalls glaube ich das ... ."
"Moment mal. Sie glauben, dass Sie kein Alien sind, aber Sie wissen es nicht ?? Ich meine, das macht doch keinen Sinn!"
Melissa sah den jungen Mann genervt an. "Daniel, würden Sie mich BITTE ausreden lassen? Danke!" Melissa holte tief Luft. Sie hatte die Wahrheit über sich in ihrem langen Leben schon einigen Leuten preisgegeben. Aber sie war deswegen noch nie so nervös gewesen, wie jetzt. Vielleicht lag es daran, dass es so viele Personen auf einmal waren. Vielleicht aber auch nicht. Die Anwesenden sahen ihr jetzt teilweise ungeduldig, teilweise aufmunternd entgegen. Gut. Jetzt gab es wohl kein zurück mehr.

"Äh, also ... wie soll ich es sagen. Hier die Kurzversion: Ich wurde nicht am 22. April 1968 in Chicago geboren, sondern meine Adoptivmutter fand mich als Baby am Ende des Monats April im Jahr 499 vor Christus in Griechenland. Und - ich kann nicht sterben."
"Das ist unmöglich, Major. Jeder stirbt irgendwann und außerdem habe ich doch auf P3X1236 Ihre Verletzungen behandeln müssen." protestierte Carter aufgebracht.
Melissa lächelte, denn das hatte sie erwartet. "Captain, ich sagte unsterblich. Nicht unverwundbar!"
"Ach Becket, tischen Sie uns nicht so einen Stuss auf. Selbst ich weiß, dass so etwas unmöglich ist. General, bitte ... ." Der Colonel konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Jetzt brach ein kleines Chaos aus, denn alle begannen gleichzeitig zu reden. Daniel zum Beispiel diskutierte mit Carter den wissenschaftlichen Aspekt, während O'Neill und Frasier dem General andauernd vom medizinischen Standpunkt und aus Sicht des *guten Menschenverstands* (wie es Jack ausdrückte) versicherten, dass es so etwas wie Unsterblichkeit nicht geben konnte. Dabei hatten sie alle Melissa fast schon vergessen. Nur Teal'c saß mit verschränkten Händen da und schaute sich verwundert, mit hochgezogener Augenbraue, um. Manchmal konnte er die Menschen nicht verstehen. Da erzählte man ihnen etwas, was ihnen neu war und sie stritten sich nur drum, ob es wirklich möglich sein konnte oder nicht und vergaßen dabei, weiter zuzuhören. Er konnte zwar auch nicht ganz an die Geschichte mit der Unsterblichkeit glauben, aber das hieß ja nicht, dass es nicht stimmte. Nun ja, er würde erst einmal weiter abwarten und sehen, was passierte. Geduldig warten, das war seine Stärke.

Auch Melissa sah sich die Szene, die sich ihr bot, einige Momente belustigt an, griff dann aber seufzend zur Pistole und wandte sich mit lauter Stimme (um die Anderen zu übertönen) an Hammond.
"General, Sir, da Sie mir nicht glauben ... , tun Sie mir wenigstens den Gefallen und verlassen mit den Anderen den Raum die nächste halbe Stunde nicht?"
"Major?"
Melissa sah den General nur bittend an. Der überlegte kurz und nickte dann entschlossen. "In Ordnung Major. Wir werden die nächsten 30 Minuten hier bleiben, wenn Sie mir ..."
Weiter kam er nicht. Melissa war das Nicken Antwort genug gewesen und hatte sich die Pistole an den Kopf gehalten. Jack und Daniel konnten gerade noch ein lautes "NEIN!!!" ausstoßen, durch das der General unterbrochen wurde und dann zog Melissa auch schon den Abzug durch und erschoss sich. Entsetzt sahen die Menschen zu, wie Melissas lebloser Körper langsam vom Stuhl rutschte und auf den Boden fiel. Dann war auch schon Doktor Frasier zur Stelle, um zu sehen, ob sie noch etwas tun konnte. Doch sie konnte keinen Puls mehr fühlen.
"Doc?"
"Tut mir leid, Colonel. Sie ist tot."
Alle lehnten sich bestürzt zurück, selbst Teal'c konnte man ansehen, dass er erschüttert war.
"Oh mein Gott ... , warum hat sie das getan?!?" flüsterte Carter. Keiner antwortete.

Frasier stand als erste wieder auf und ging zur Tür.
"Was tun Sie da, Janet?"
"Nun Daniel, ich gehe zur Krankenstation um ... ."
"Sollten wir nicht eher ihren Wunsch erfüllen und wenigstens die halbe Stunde warten?"
"DANIEL, sie ist TOT!! Müssen wir auch noch ihre Leiche anstarren?" Jack schüttelte ungläubig den Kopf und setzte sich, etwas in seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd, wieder hin. (Als Melissa sich erschoss war er aufgesprungen.) Dieser Junge lernte es wohl nie!
"Und wenn nicht? Jack - was ist wenn sie die Wahrheit gesagt hat?" Daniel war ganz aufgeregt und steigerte sich in die Sache immer mehr hinein. "30 Minuten zu warten ist doch nicht so schlimm. Und wenn sie wirklich tot ist, dann haben wir ihr wenigstens ihren letzten Wunsch erfüllt. Wenn es allerdings stimmt ... ." Daniel konnte nicht weiter sprechen.
"Doktor Frasier!"
"General?"
"Tun wir ihm - ich meine Major Becket - den Gefallen."
Janet nickte. Langsam setzten sich alle wieder an den Tisch. Innerlich glaubte allerdings niemand wirklich (nicht einmal Daniel), dass sich an dieser Situation etwas ändern würde.


*************************



20. Februar 1999 AD 19.00 Uhr Stargate-Center

Die Spannung, die im Konferenzraum herrschte, konnte man direkt fühlen. O'Neill hämmerte mit seinen Fingern nervös auf den Tisch und machte die Anderen damit halb wahnsinnig. Aber niemand sagte etwas.

Melissa lag immer noch tot auf dem Boden. Die Ärztin hatte ein paar mal ihren Puls gefühlt, es aber nach einigen Minuten aufgegeben. Endlich kehrte Melissa von den Toten zurück, wie man so schön sagt. Sie atmete schnell und tief ein, keuchte und setzte sich auf. Das nun entstehende Chaos lässt sich kaum beschreiben. (Es dauerte allerdings auch nicht lange.) Alle redeten durcheinander und hatten die verschiedensten Gefühle, die man von ihren Gesichtern deutlich ablesen konnte: das ganze Spektrum von ein klein bisschen Angst bis Zweifel. Doch ziemlich bald siegte bei allen die Neugier; ein paar beruhigende Worte und Befehle von Hammond taten ihr übriges, um für Ordnung zu sorgen. Alle setzten sich aufgewühlt wieder an den Tisch. Melissa hielt mit beiden Händen ihren Kopf und stöhnte leise.
"Was haben Sie, Major?" fragte Jack besorgt.
"Verfluchte Kopfschmerzen. Die hätten Sie bestimmt auch, wenn Sie sich gerade eine Kugel in den Schädel gejagt hätten!"
"In diesem Fall wäre Colonel O'Neill allerdings tot und hätte keine Schmerzen mehr."
"Danke Teal`c!!"
Der Jaffa neigte leicht grinsend den Kopf und überhörte geflissen Jacks Sarkasmus.
"Wieso haben Sie sich überhaupt erschossen?"
"Und wie ist sie *zurück* gekommen, General! Ich meine wissenschaftlich ... ,", "... und medizinisch!", warf Frasier ein, "... gesehen ist so was völlig unmöglich. Wir kennen zwar einige Rassen, die sich ziemlich schnell heilen können, wie zum Beispiel die Goa'uld. Aber noch nicht einmal die Nox können von alleine wieder leben."
Melissa seufzte. Das konnte ja noch sehr lange dauern. Vor allem um Carter zu überzeugen. "Um General Hammonds Frage zu beantworten: Sie haben mir nicht geglaubt und da musste ich Ihnen doch einen Beweis liefern! Ich hasse es jedes Mal, wenn ich mich erschießen muss, nur weil man mir nicht glaubt! Aber mit einer Pistole geht es wenigstens am schnellsten und am Ende zweifelt dann keiner mehr."
"Sie machen das öfters? Freiwillig?!?" Melissa sah Daniel nur schweigend an. "Ohhh !"

Es dauerte länger als normal, bis sie den Anwesenden das Wichtigste erzählt hatte, denn vor allem die beiden Wissenschaftler stellten eine Menge Fragen. Als sie zu der Stelle mit den Regeln der Unsterblichen (heiliger Boden, nicht einmischen etc) kam, meldete sich endlich auch O'Neill zu Wort.
"Einen Augenblick mal, habe ich das richtig verstanden: die Unsterblichen haben nichts besseres zu tun, als sich gegenseitig die Köpfe abzuhacken?"
Melissa nickte traurig. "Ja. Es gibt bei uns eine Legende, dass der letzte Unsterbliche die Kraft, das Wissen und die Energie aller anderen in sich vereint und dadurch die ultimative Macht erhält."
"Ultimative Macht? Was meinen Sie damit ?"
"Es heißt, dass der letzte die Macht haben wird, die Welt zu beherrschen. Wenn also ein böser Unsterblicher wie Kurgan der Letzte ist, dann wird für die Menschheit ein dunkles Zeitalter anbrechen. Aber es ist ja nur eine Legende." versuchte Melissa Jack zu beruhigen.
"Na, das beruhigt mich ja ungemein !"
"Keine Sorge, Colonel. Wir werden schon verhindern, dass so etwas geschieht. Schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb. So und jetzt nur noch ein paar letzte Fragen, denn ehrlich gesagt reicht es mir jetzt. Was meinen Sie, General?"
"Einverstanden."
Melissa sah erwartungsvoll in die Runde. Als erstes meldete sich Teal'c, um eine Frage zu stellen, die ihm schon lange auf der Zunge lag.
"Major Becket, bist du wirklich zweieinhalb Jahrtausende alt?"
"Nein, natürlich nicht! Ich werde erst nächstes Jahr 2500."
"Aah ja. Dafür sehen Sie aber noch ganz schön jung aus. Eigentlich nicht älter als 400!"
Melissa lächelte. Er konnte es nicht lassen. "Danke Colonel. Wer ist der nächste? Sie Colonel?"
"OK: dieser Zorro Typ, war er auch --?"
"...unsterblich? Ja. Aber Zoran wusste nichts davon und von den Regeln. Eigentlich wollte ich ihn nicht töten, er war doch noch so jung." Auf O'Neills fragenden Blick antwortete sie: "Er war gerade erst 173 Jahre alt geworden."
"Und das nennen Sie jung!"
"Für einen von uns ist das jung, Sir."
"Natürlich ... ."
"Major Carter?"
"Das seltsame Gewitter, das wir nach dem Kampf beobachtet haben, was war das?"
"Wir nennen es die Erneuerung. Es war die Energie Zorans, die auf mich überging."
Nun fand auch Daniel endlich die Gelegenheit, eine Frage zu stellen. "Kennen Sie viele historische Persönlichkeiten?"
"Ja, einige. Allerdings zähle ich Ihnen jetzt bestimmt nicht alle auf. ÄH General, wir sollten jetzt noch endlich eine andere Sache klären."
Hammond sah sie fragend an.
"Ich meine, was geschieht jetzt mit mir? Werde ich versetzt oder was?"
Bevor Hammond antworten konnte, mischte O'Neill sich ein, denn er hatte seine Entscheidung längst getroffen. "Sie bleiben natürlich in meinem Team. Was sagen Sie dazu, Sir? Mit ihrer Erfahrung und den Fähigkeiten, und damit meine ich nicht diese Unsterblichkeitsnummer, wäre sie uns sehr nützlich. Ich will sie weiterhin in meinem Team!"
Hammond unterbrach Jack mit einer Handbewegung. "Ich stimme Ihnen zu, Jack, dass wir sie im SGC behalten sollten. Aber wäre es nicht besser, wenn Major Becket einer anderen Einheit zugeteilt würde? Ich meine, SG-1 hat mit Doktor Jackson schon einen fähigen Sprachexperten und mit Teal'c einen erfahrenen Krieger."
"NEIN SIR!", warf Melissa ein.
"Nein?" fragten die beiden Männer verblüfft.
"General, SG-1 weiß schon von meinen *speziellen* Fähigkeiten. Ich kann auf gar keinen Fall zulassen, dass noch mehr Leute davon erfahren!"
Der General brauchte nicht lange zu überlegen, denn er wusste, dass Melissa recht hatte. OOH Mann, was würde er in dieser Einheit noch alles erleben dürfen. "In Ordnung, Sie bleiben weiter SG-1 zugeteilt. Und bevor Sie fragen: Sie hatten recht. Keiner von uns wird über dies hier ein Wort verlieren. Stimmts Leute?"
Die Anderen nickten zustimmend und gaben Melissa nacheinander ihr Wort. Dann standen alle auf, um den Raum zu verlassen. Sie hatten viel Stoff zum nachdenken erhalten. Als Melissa SG-1 folgen wollte, sah sie, wie Daniel fast schon begierig draußen auf sie wartete, wohl um ihr noch Tausende von Fragen zu stellen. Deswegen drehte sie sich noch mal zu Hammond um.
"Äh Sir, können Sie mir noch einen Gefallen tun und Daniel etwas aufhalten, damit ich einen kleinen Vorsprung erhalte?"
Der General lächelte wissend. "Natürlich. Doktor Jackson, könnte ich Sie noch einen Moment sprechen?"
Widerstrebend kehrte Daniel in den Konferenzraum zurück. Melissa flüsterte ein Danke und floh aus dem Raum. Draußen traf sie auf Teal'c, Jack und Carter und begleitete sie in den Aufzug. Als sich die Türen schlossen, sah sie gerade noch Daniel auf sich zu rennen.
"HALT! WARTEN SIE AUF MICH!!!" Doch es war für ihn zu spät. Diesmal.
"Puh, Glück gehabt!!!" Doch sie ahnte, dass es nur ein Aufschub war und Daniel sie bald finden würde. O'Neill lächelte. Er wusste genau, was auf Melissa zukam. "Willkommen bei SG-1!"


Ende

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.