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In den Händen des Feindes von Lorien

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Teil 8 – Verlust


‚Noch einen Schritt… nur noch einen weiteren Schritt…’ Wie ein Mantra wiederholte McKay ständig diese Wörter in seinem Kopf. Denn seine Welt hatte sich mittlerweile auf das Stück Waldboden direkt vor ihm reduziert. Nur noch wie mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen, während seine rechte Seite wie Feuer brannte. Mit jedem mühsamen Atemzug schien der Schmerz noch ein wenig tiefer zu kriechen, bis er sein gesamtes Bewusstsein ausfüllte.

In diesem Moment erreichte er endlich die Lichtung. Der Anblick des Stargates gab ihm noch einmal zusätzliche Kräfte und er rannte auf das DHD zu. Dort angekommen, begann er sofort mit dem Wählvorgang.

Als im Wald die unverkennbaren Schüsse einer P90 erklangen, drehte sich Rodney erschrocken herum und spähte an Teyla, die direkt hinter ihm stand, vorbei zum Waldrand. Er sah Lieutenant Ford, der die Lichtung bereits zur Hälfte durchquert hatte, direkt auf das Stargate zu rennen. Nur vom Major fehlte jede Spur. Besorgt versuchte der Kanadier Sheppard zwischen den Bäumen zu erspähen.

„Sie müssen den Wahlvorgang beenden, Rodney“, holte ihn Teylas eindringliche Stimme zurück. Er starrte sie für eine Sekunde bestürzt an, bevor er mit zitternden Händen die restlichen Symbole eingab und dann den Aktivierungsknopf drückte.

Als sich das Wurmloch aktiviert hatte, gab McKay seinen ID-Code ein. Beim Aufschauen, sah er endlich Sheppard auf die Lichtung kommen. Dann erkannte er jedoch, dass der Major mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte und zog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen hindurch. Trotz all seiner Ängste und eigenen Schmerzen verspürte Rodney das Bedürfnis zu Sheppard zu rennen und ihm zu helfen. Gerade als er einen Schritt vom Stargate wegmachte, packte Teyla seinen Arm, zog ihn kurzerhand zum Ereignishorizont und schubste ihn hindurch.

Noch ehe er wusste wie ihm geschah, war er auf der anderen Seite und stand in Atlantis. Verzweifelt drehte er sich herum und wartete darauf, dass die Anderen ihm durch das Stargate folgen würden. Die Sekunden strichen dahin, doch nichts passierte.

Am Rande bekam Rodney mit, wie jemand seinen Namen rief. Es interessierte ihn nicht. Er fixierte weiterhin das Wurmloch, als ob die Verbindung in genau dem Moment abbrechen würde, wenn er auch nur für eine Sekunde in seiner Aufmerksamkeit nachließ. Selbst als Dr. Weir direkt neben ihm stand, schaute er weiter unverwandt auf das Stargate.

Nach einer endlos wirkenden Zeitspanne, die in Wirklichkeit nur wenige Minuten gedauert hatte, teilte sich endlich der Ereignishorizont und Ford kam, Teyla mit sich ziehend, herausgestolpert. Sobald er hindurch war, rief der junge Marine: „Aktiviert den Schutzschild! Schnell!“

Rodney starrte Aiden erschrocken an. „Das können Sie nicht machen! Sheppard ist noch…“ In diesem Moment erst registrierte der Kanadier Teylas entsetzten Blick und wie auch sie verzweifelt auf das nun mit dem Schutzschild bedeckte Wurmloch schaute. In seinem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit.

„Was ist passiert?“, meldete sich Dr. Weir an seiner Seite zu Wort. „Wo ist Major Sheppard?“

~~~~~

Elizabeth stand in ihrem Büro an der Scheibe und schaute nachdenklich auf das Treiben im Kontrollraum. Alles wirkte so normal und schien seinen üblichen Gang zu gehen. Das ist nicht richtig! Am liebsten hätte sie laut geschrieen, um wenigstens irgendeine Reaktion zu provozieren. Aber das wäre ungerecht gewesen. Die täglichen Abläufe mussten weitergeführt werden, ohne sie würde die Expedition über kurz oder lang im Chaos versinken. Egal ob nun jemand vermisst wurde, selbst wenn es sich dabei um den militärischen Leiter handelte.

Nach ihrer Frage unten im Torraum hatte es ein Weilchen gedauert, bis sie aus den verbliebenen Teammitgliedern die ganze Geschichte herausbekommen hatte. Wie sie die Stadt erkundet hatten und wie sie dann unabsichtlich das Wraithgerät aktiviert hatten. Auch von der Flucht hatten sie erzählt, bis zu dem Augenblick als Major Sheppard von dem Beamstrahl erfasst worden war.

Elizabeth hatte die drei danach erstmal zu einem gründlichen Check in die Krankenstation geschickt. Das war natürlich nicht ohne Diskussionen abgegangen, aber letztendlich hatten sie eingesehen, in ihrer jetzigen Verfassung nichts für John ausrichten zu können. Die letzten Proteste starben, als sie gedroht hatte, dass die drei nicht an einer etwaigen Rettungsmission teilnehmen dürften, wenn sie sie vor Ablauf einer Stunde und ohne wenigstens eine Dusche wieder sah.

Dr. Weir wollte diese Stunde auch für sich selbst. Um die Optionen abzuwägen und Vorbereitungen zu treffen – aber auch, um sich über ihre Schuldgefühle klar zu werden. Schließlich hatte sie selbst diese Mission genehmigt. Da half es auch nicht, wenn der logisch arbeitende Teil ihres Verstandes ihr erklärte, dass das notwendig gewesen war. Dass sie unbedingt ein ZPM brauchten, um Atlantis im Notfall verteidigen zu können und um die Erde über die Bedrohung durch die Wraith zu informieren. Niemand hatte sie darauf vorbereiten können, Männer und Frauen in den Tod zu schicken. Und es wurde auch nicht mit jedem Mal leichter.

Mit einem Seufzen wollte sie sich von der Scheibe abwenden, als ihr McKay auffiel, der sich nervös in einer Ecke des Kontrollraumes herumdrückte und immer wieder zu ihr herüberschaute. Entschlossenheit verströmend, die sie selbst nicht empfand, ging sie zu ihm rüber.

„Rodney! Ich hatte Ihnen doch befohlen, zu Dr. Beckett zu gehen!“

„Es war meine Schuld“, sagte er ungewöhnlich leise.

„Wie bitte?“

„Es war meine Schuld, dass der Major den Wraith in die Hände fiel. Ich war zu langsam. Ich habe alle aufgehalten. Er hätte mich zurücklassen sollen. Dann wären sie viel schneller gewesen!“, sprudelte es aus ihm heraus. „Er hat mich vorgeschickt und versuchte die Wraith aufzuhalten, nur damit ich entkommen konnte.“

„Rodney…“

„Es war meine Schuld! Warum bin ich nicht besser in Form?“

„Rodney!“

„Er hätte mich zurücklassen sollen…“, mittlerweile war es nur noch ein Flüstern.

„Dr. McKay!“ Endlich reagierte der Kanadier. „Sie wissen genau, dass das nicht wahr ist!“ Elizabeth schaute ihm fest in die Augen und zwang ihn, ihren Blick zu erwidern. „Sie wissen auch, dass der Major Sie niemals zurücklassen würde. Dafür sind Sie viel zu wertvoll für die Expedition. Wir können auch nicht zulassen, dass Sie in die Hände der Wraith fallen. Nicht mit ihrem Wissen! Das weiß auch Sheppard ganz genau und seine Aufgabe ist es nun einmal, dafür zu sorgen, dass Sie heil von jeder Mission zurückkommen.“ Sanfter fügte sie hinzu: „Außerdem liegt es einfach nicht in seiner Natur, jemanden zurückzulassen. Verstehen Sie? Es ist nicht Ihre Schuld!“

Rodney schien nicht wirklich überzeugt, auch wenn er zaghaft nickte. Sie befahl ihm noch einmal zu Dr. Beckett zu gehen, bevor sie in ihr Büro zurückkehrte, wo bereits Teyla auf sie wartete.

„Teyla…“

„Dr. Weir, bevor Sie irgend etwas sagen, hören Sie mir bitte zu“, sagte sie eindringlich. „Es war meine Schuld! Ich hätte die Wraith spüren müssen! Sofort als wir den Planeten betraten, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich hätte die Anderen zum Umkehren bewegen müssen! Es tut mir leid.“

„Teyla, Sie erzählten doch aber, dass die Wraith erst durch ihr Erscheinen geweckt wurden. Da konnten Sie diese doch gar nicht eher spüren.“

„Ich habe aber etwas gefühlt. Eigentlich war es ganz deutlich da, nur habe ich mir selbst nicht genug getraut, um es in Worte zu fassen. Ich habe versagt.“ Die Athosianerin stand still vor dem Schreibtisch und schien bereit, jede Strafe zu ertragen.

„Teyla“, sagte Elizabeth erneut. „Sie haben gute Arbeit geleistet. Ohne Sie hätte es Dr. McKay niemals zurück zum Tor geschafft. Ich bin mir sicher, dass Major Sheppard das ganz genauso sehen würde. Und ohne ihr Gefühl wären sie doch nicht vorgewarnt gewesen und der Angriff völlig überraschend gekommen. So waren sie vorsichtig und hatten wenigstens die Chance zu entkommen.“ Weir hatte nicht das Gefühl, tatsächlich zu der Frau vor ihr durchzudringen.

„Ich weiß, aber…“

„Das bringt doch nichts! Gehen Sie lieber duschen und ruhen Sie sich etwas aus. Dann werden Sie auch wieder klarer denken können.“ Bei diesen Worten öffnete Elizabeth die Tür. „Ich will Sie nicht vor einer Stunde wieder sehen.“

„Ja, Dr. Weir.“

Doch die Ruhe währte nicht lange. Keine zehn Minuten später stand auch der letzte von Sheppards Team vor ihr. Der junge Marine war wenigstens geduscht und hatte eine frische Uniform angezogen. Dafür hatte er jedoch den gleichen wie betäubt wirkenden Gesichtsausdruck, den auch schon Rodney und Teyla gezeigt hatten.

„Lieutenant Ford, was kann ich für Sie tun?“, fragte Elizabeth, obwohl sie bereits ahnte, was er auf dem Herzen hatte. Sie wünschte sich, Sheppard könnte sehen, wie viel er seinen Teammitgliedern bedeutete.

„Dr. Weir, ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, dass ich die volle Verantwortung für die fehlgeschlagene Mission übernehmen werde“, sagte er ernst.

„Warum? Sie hätten doch nicht anders handeln können.“

„Ich hätte dem Major bessere Rückendeckung geben müssen und nicht zulassen dürfen, dass er so weit zurückfällt.“

„Aiden“, sagte Elizabeth, wobei sie erneut einen sanften Tonfall verwendete. „Nach dem zu urteilen, was Sie berichtet haben, haben Sie doch schon alles in ihrer Macht stehende getan. Sie blieben so lang wie möglich, um auf die Wraith zu feuern und dem Major zur Flucht zu verhelfen. Sheppard wusste genau, dass dies passieren konnte. Dieses Risiko bestand für jeden von Ihnen.“

„Ja, Ma’am…“ Doch auch Ford schien nicht wirklich überzeugt zu sein. „Darf ich Sie fragen, wann die Rettungsmission starten wird?“

„Ich sehe Sie gleich in der Besprechung, okay?“

Der junge Marine zögerte kurz, so als ob er genau spüren könnte, wie unsicher sich Weir in Bezug auf eine Rettungsmission war. Schließlich verließ er trotzdem ohne ein weiteres Wort das Büro. Elizabeth atmete tief durch.

Während sie ihre persönlichen Gefühle beiseite schob, versuchte sie noch einmal alle Optionen durchzugehen. War es eine Person wirklich wert, für sie bei einer Rettungsmission noch mehr Menschenleben aufs Spiel zu setzen? Andererseits wusste Sheppard einfach zu viel über Atlantis und die Erde, als dass sie riskieren konnten, ihn in den Händen der Wraith zu lassen. Den Gedanken, dass die Wraith ihn sofort getötet haben könnten, schob sie schnell wieder von sich. Elizabeth wog die Vor- und Nachteile ab und hatte trotzdem das Gefühl, egal für welche Aktion sie sich entschied, sie diese womöglich bereuen könnte.

Zum verabredeten Zeitpunkt begab sie sich in den Besprechungsraum, in dem bereits McKay, Teyla und Ford warteten. Auch Sergeant Bates, den sie dazu gebeten hatte, war schon anwesend. Bei ihrem Eintreten sahen vor allem Sheppards Teammitglieder erwartungsvoll auf.

Entschlossen trat sie an ihren Platz und sagte: „Lassen Sie uns einen Plan für die Rettung von Major Sheppard entwickeln!“





Teil 9 – Gefangen


Major John Sheppard kam langsam wieder zu sich und erinnerte sich sofort daran, wie ihn der Beamstrahl erfasst hatte. Vorsichtig schaute er sich um und erkannte schnell, wo er sich, auf dem Rücken liegend, befand. Die Zelle sah ganz genauso aus, wie die, in der Colonel Sumner, Teyla und die anderen auf dem Basisschiff festgehalten worden waren. Noch etwas benommen erhob er sich, wobei er seinen rechten Fuß nur vorsichtig belastete. Dann schaute er sich den Raum etwas genauer an.

Die Wände schienen aus einem organischen Material zu bestehen, wie er leicht angeekelt feststellte, als er mit der Hand darüber strich. Trotzdem stellten sie ein genauso unüberwindbares Hindernis wie künstliche Wände dar, zumal man ihm alles abgenommen hatte, was er vielleicht als Werkzeug hätte verwenden können. Außer den Hosen und dem T-Shirt hatte man ihm nichts gelassen, sie hatten sogar seine Schuhe mitgenommen. Dies erlaubte ihm einen guten Blick auf seinen rechten Knöchel, der bereits anschwoll und in den verschiedensten Farben zu schillern begann.

Als nächstes wandte sich John der Tür seiner Zelle zu, die von einer netzartigen Struktur verschlossen wurde. Und obwohl die Streben nicht sonderlich fest aussahen, gaben sie doch kein Stück nach, als er an ihnen rüttelte. Bei einem Blick nach draußen sah er, dass sein Gefängnis an einer Ecke lag. Ein Gang führte direkt auf die Zelle zu, der andere ging nach rechts ab.

Nach einer eingehenden Prüfung musste sich Sheppard eingestehen, dass er hier vorläufig festsaß. Um Kräfte zu sparen, ließ er sich in einer Ecke nieder. Dabei fragte er sich, was die Wraith wohl mit ihm vorhatten. Würden sie sich sofort an ihm nähren? Bei dem Gedanken schlich sich ungebeten das Bild von Colonel Sumner, kurz bevor er auf diesen geschossen hatte, in seinen Kopf und verursachte ihm eine Gänsehaut. Aber auch die Alternative, dass man ihn für Befragungen am Leben erhielt, war nicht wirklich erstrebenswert. Er war lang genug Soldat, um zu wissen, dass dies nicht ohne Schmerzen ablaufen würde.

Gleichzeitig hoffte John, dass die Abwesenheit von Teyla und Ford ein gutes Zeichen war, und es die beiden rechtzeitig durch das Stargate nach Atlantis geschafft hatten. Die Gefangenschaft würde bedeutend einfacher zu ertragen sein, wenn er sich nur um sich selbst Sorgen machen musste.

Einige Minuten später hörte er, wie sich seiner Zelle Schritte näherten. Nicht willens aus einer deutlichen Position der Schwäche heraus zu agieren, stand Sheppard wieder auf und stellte sich trotzig in die Mitte des kleinen Raumes. Gleichzeitig kamen drei Wraith aus dem rechten Gang und bauten sich drohend vor seinem Gefängnis auf. Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin teilte sich die Tür, und der mittlere Wraith, einer von den höher entwickelten, starrte den Major herausfordernd an.

„Hi! Schön, Euch kennen zu lernen!“, versuchte John die Situation aufzulockern.

Doch der Wraith schwieg und bedeutete ihm mit einer herrischen Geste seines Kopfes zu folgen.

„So geht das aber nicht! Wir sollten uns erst einmal angemessen vorstellen. Ich bin Major John Sheppard, US Air Force. Und Du…?“ Der Wraith starrte ihn ausdruckslos an. „Na dann gebe ich Dir eben einen Namen… Wie wäre es mit Jim? Ja… Jimmy gefällt mir gut.“

„Jim“ verriet mit keinem Hauch einer Bewegung, was er von seinem Namen hielt. Allerdings bewegten sich auf einmal die beiden Drohnen, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten. Ohne erkennbare Anweisung gingen sie auf Sheppard zu, packten seine Arme und schleiften ihn einfach mit sich mit.

„He!“, protestierte dieser. „Nett fragen hätte auch gereicht!“

Als sie die Zelle verlassen hatten, folgten sie dem vorausgehenden „Jim“ durch endlos scheinende Gänge. Immer wieder versuchte John auf die Beine zu kommen und mitzulaufen, da das Geschleife seinen nackten Füßen und besonders seinem verstauchten Knöchel nicht bekam. Doch jedes Mal, wenn er den richtigen Rhythmus gefunden hatte, zerrte einer der beiden Wraith, die ihn hielten, an seinem Arm und brachte ihn wieder aus dem Gleichgewicht.

Nach einer Weile traten sie aus dem letzten Gang in einen größeren sich nach oben öffnenden Raum, dessen eine Hälfte im Dunkeln lag. Während Sheppard angestrengt versuchte, auch in den Schatten etwas zu erkennen, wurde ihm bewusst, dass der Raum ihm bekannt vorkam. Obwohl die Einrichtung komplett anders war, ähnelte er in seiner Grundstruktur dem, in dem der Major der Wraith-Hüterin begegnet war. Auf einem Tisch in der Nähe der Wand sah er all seine Sache liegen.

Die beiden Drohnen schleiften ihn an den Rand des Schattens, stellten ihn auf seine Füße und postierten sich ein Stück hinter ihm. „Jim“ verschwand im Schatten und John versuchte ihm so lang wie möglich mit seinem Blick zu folgen. Auf einmal bemerkte er eine weitere Bewegung im Dunkeln. Zunächst sah er nur einen helleren Fleck, der sich ihm näherte, jedoch bald als Gesicht zu erkennen war.

Eine Königin! Im Gegensatz zu der Hüterin hatte diese hier eine ziemlich grüne, ungesund wirkende Hautfarbe. Ihr langes, schwarzes Haar fiel in leichten Locken auf ihr ebenfalls schwarzes Kleid. So hatte es noch immer den Anschein, als ob sie ein Teil der Schatten wäre. Mit langsamen Schritten bewegte sie sich fließend auf Sheppard zu und starrte ihn dabei an, als ob er ein interessantes Spielzeug wäre.

Noch während sie näher kam, spürte John wie etwas Kaltes und Übelkeit verursachendes seinen Geist streifte. Als er sich vor Ekel schüttelte, bohrte dieses Etwas gleichzeitig tiefer und tiefer und begehrte Einlass zu seinem Inneren. Es bemühte sich, seine Gedanken zu umfassen und seinen Willen zu biegen. Nein!, dachte er verzweifelt. Das gehört nur mir! Mit einem mentalen Kraftakt versuchte er, so etwas wie eine geistige Barriere aufzubauen.

„Du bist stark, Mensch!“, zischte die Wraith-Königin. „Doch das wird Dir nichts nützen und nur Deine Leiden verlängern. Sag mir, was ich wissen will, und Du wirst einen schnellen Tod haben.“

„Ich will aber nicht sterben“, versuchte Sheppard zu protestieren. „Könnten wir nicht über eine Alternative diskutieren?“

Ihn ignorierend fuhr die Königin fort: „Ihr seid anders als all die Menschen, die bisher diesen Planten betreten haben. Wo kommt Ihr her? Ihr wart auch die Ersten, die etwas mit dem Gerät der Lantianer anfangen konnten. Woher habt Ihr das Wissen? Wie konntet Ihr euch überhaupt so weit entwickeln?“

Während sie sprach, brachte sie ihr Gesicht immer näher an das von John und strich ihm mit einem Finger fast liebevoll über die Wange. Gleichzeitig spürte er, wie sich der Druck auf seinen Geist noch erhöhte.

„Was ist los?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „So weit ab vom Geschehen, dass Ihr die aktuellsten Entwicklungen in der Galaxis gar nicht mitbekommen habt?“

Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie sich etwas auf sein Gesicht zu bewegte, aber es war bereits zu spät zum Ausweichen. Mit voller Wucht erwischte ihn die Faust der einen Wraith-Drohne direkt auf dem linken Auge. John spürte, wie die vom Jumper-Absturz stammende Wunde wieder aufplatzte und warmes Blut sein Gesicht herab lief. Er taumelte, wurde von der anderen Drohne jedoch im letzten Moment aufrecht gehalten. Benommen richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Königin.

„Frechheit wird Dich auch nicht retten“, zischte sie höhnisch. „Wir sind vielleicht etwas spät erwacht, aber dadurch ist unser Hunger nur umso größer. Ihr Menschen könnt uns nicht entkommen!“

Auf ihr Zeichen hin wurde Sheppard von hinten gepackt und festgehalten. Der zweite Wraith trat vor ihn, bevor er ihm ohne zu zögern mit der Faust in den Magen schlug. John konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken und wäre ohne den Halt vor Schmerz zusammengeklappt.

Die Königin brachte ihr Gesicht wieder dicht an seines heran. „Wo kommst Du her? Wie heißt Deine Welt?“

Während die Wraith-Drohne Sheppard erneut schlug, versuchte sie die Ablenkung zu nutzen, um tiefer in seinen Geist einzudringen. Davon überrascht konnte er seine Abwehrmauern nicht schnell genug errichten.

„Erde“, sagte sie triumphierend. „Ihr nennt eure Welt Erde. Und jetzt wirst Du mir auch noch den Rest verraten!“

John war auf sich selbst wütend, dass er sich so leicht hatte überrumpeln lassen. Um seinen Frust nicht laut herauszuschreien, biss er die Zähne zusammen und versuchte sich auf das Kommende vorzubereiten. Die Schläge der Drohne so gut wie möglich zu ignorieren, war die einzige Chance, sich voll auf die Königin konzentrieren zu können.

Ihre Angriffe waren wie ein schleichendes Gift, das seine geistigen Grundmauern zermürbte. Er fühlte sich innerlich schmutzig und besudelt. Bei jedem Schlag versuchte sie, etwas tiefer in seinen Geist zu dringen, und nur mit großer Anstrengung gelang es ihm, sie außerhalb seines Innersten Ichs zu halten. Für irgendetwas muss meine Sturheit doch gut sein, kam es ihm in den Sinn. Doch bald war er nicht mehr zu bewusstem Denken fähig.

Seine Welt reduzierte sich auf einen einzigen Satz, den er wie ein Schutzschild immer wieder wiederholte: „Major John Sheppard, US Air Force… Ich bin Major John Sheppard…“

Er kehrte erst in die Wirklichkeit zurück, als bei einem der Schläge eine seiner Rippen mit einem ekelhaften Geräusch brach. Diesmal schrie er vor Schmerzen laut auf. Um sich abzulenken und seinen Geist weiterhin zu schützen, sagte er seinen Satz jetzt laut vor sich hin: „John Sheppard…“

Erst als er von einem Hustenanfall geschüttelt wurde und Blut spuckte, befahl die Wraith-Königin den Drohnen, von ihm abzulassen. Nachdem er seines Haltes beraubt wurde, fehlte John die Kraft, aufrecht stehen zu bleiben. Am Rande der Bewusstlosigkeit treibend fiel er zu Boden.

„Bring ihn in eine der Aufbewahrungskammern!“, sagte die Königin in Richtung der Schatten. „Dort sollte der zerbrechliche Körper dieses Menschen so weit wieder hergestellt werden, dass wir die Befragung fortsetzen können.“

Der Wraith, den Sheppard „Jim“ getauft hatte, trat aus der Dunkelheit heraus und blickte zufrieden auf den blutenden Menschen am Boden. In einem Akt purer Böswilligkeit hob er seinen Fuß und trat mit voller Wucht auf die rechte Hand des Majors. Bei dem Übelkeit erregenden Geräusch brechender Knochen verlor dieser endgültig das Bewusstsein. Dann erst nickte „Jim“ den beiden Drohnen zu, die John unter den Achseln packten und aus dem Raum herauszerrten.





Teil 10 – Unglücklicher Zufall


Im Besprechungsraum waren die Emotionen am Kochen. Nachdem Sergeant Bates seiner Meinung Ausdruck verliehen hatte, dass es nicht sinnvoll wäre, so viele Menschenleben für einen Einzelnen bei einer Rettungsaktion zu gefährden, waren die verbliebenen Mitglieder von Sheppards Team in lautstarke Proteste ausgebrochen. Elizabeth war nichts anderes übrig geblieben, als vermittelnd einzugreifen, um eine produktive Diskussion zu ermöglichen.

„Es wäre unverantwortlich eine Rettungsmission zu starten“, sagte Bates gerade. „Wir wissen nichts! Das Team kann doch nicht einfach blind losziehen. Der Major könnte schon längst auf einen anderen Planeten gebracht worden sein, wenn er überhaupt noch am Leben ist.“

„Und was ist, wenn er noch am Leben ist?“, rief McKay. „Wenn die Wraith versuchen Informationen über die Erde aus ihm herauszuholen?“

Bei diesen Worten wurde es auf einmal ganz still in dem Raum. Sie hatten wahrscheinlich alle bereits darüber nachgedacht, aber zu hören, wie es jemand laut aussprach, gab dem Ganzen plötzlich ein erschreckendes Gewicht. Was würden die Wraith dem Major antun? Konnte dieser dem standhalten oder würde bald ein Basisschiff – oder gar mehrere – über Atlantis auftauchen?

„In einem Punkt muss ich Sergeant Bates Recht geben“, brach Dr. Weir das Schweigen. „Wir können nicht einfach blindlings und ohne Informationen zu dieser Mission aufbrechen.“

„Dann schlage ich zunächst einen Aufklärungseinsatz vor.“ Dieser Einwurf kam von Lieutenant Ford. „Wir vermuteten, dass sich die Wraith schon länger auf dem Planeten aufgehalten haben könnten. Vielleicht sogar in einem Basisschiff, ähnlich wie auf der Welt mit den Käfern. Mit einem getarnten Jumper müssten sich ausreichend Informationen sammeln lassen.“

Das ließ sie neue Hoffnung schöpfen und alle schauten erwartungsvoll auf Elizabeth. „Machen Sie es so. Nehmen Sie sich Markham als Piloten und versuchen Sie so viel wie möglich herauszufinden.“ Sie konzentrierte sich besonders auf Teyla, Ford und McKay und fuhr dann fort: „Aber beachten Sie, dass das nur eine Aufklärungsmission wird. Ich will keine überstürzten Alleingänge erleben! Verstanden?“ Zustimmendes Nicken.

Keine Stunde später wartete der Jumper startbereit vor dem aktivierten Stargate. Ford hatte den Co-Pilotensitz für sich beansprucht, während Teyla und McKay in den Stühlen dahinter Platz genommen hatten. Dabei hielt der Kanadier einen Computer auf den Knien, den er an die Kontrollen des Jumpers angeschlossen hatte, um alle eingehenden Daten zu überwachen. Nach einem letzten Nicken von Elizabeth, steuerte Markham das kleine Gefährt durch das Tor und tarnte es sofort, als sie auf der anderen Seite herauskamen.

Die Nacht war bereits angebrochen und sie mussten sich zum Fliegen auf die Instrumente verlassen. Zunächst steuerten sie auf die verlassene Stadt zu, von wo aus sie mit ihrer Suche beginnen wollten. Als sie die Ruinen fast erreicht hatten, sagte Teyla auf einmal: „Sie sind noch hier. Ich kann es fühlen. Es befinden sich noch Wraith auf dem Planeten.“

~~~~~

Die Wraith-Königin befand sich allein in ihrem Thronsaal und dachte über den Menschen nach. Er irritierte sie und es ärgerte sie maßlos, dass er sich als so widerstandsfähig gegen ihre Beeinflussung gezeigt hatte. Das ist doch nur ein einfacher Mensch! Wie kann er es wagen, sich zu wehren! Allerdings hatte sie das darauf aufmerksam gemacht, dass mehr an diesem Mann war, als der erste Eindruck zeigte. Die Menschen in dieser Galaxis waren normalerweise total eingeschüchtert, wenn sie plötzlich vor einem Wraith standen, dem Monster aus all ihren Alpträumen. Doch er hatte die Frechheit gehabt, ihr zu widersprechen. Bei der Erinnerung daran verzog sich ihr Gesicht vor Abscheu. Sie würde ihm sein Geheimnis schon noch entreißen. Seine Leute schienen technologisch recht weit fortgeschritten zu sein und das würde bedeuten, dass es auf dieser Welt „Erde“ wahrscheinlich auch eine zahlreiche Bevölkerung geben würde, die nur darauf wartete ausgedünnt zu werden. Vor Vorfreude zitternd, beschloss sie diesen widerspenstigen Menschen so lange am Leben zu erhalten, bis seine Welt vernichtet worden war. Im Angesicht seiner Niederlage würde sie sich mit Genuss an ihm nähren.

Allerdings hatte er mit einer seiner frechen Bemerkungen an einem wunden Punkt gerührt. Sie hatte tatsächlich keine Ahnung, was in der restlichen Galaxis so vor sich ging. Sicherlich befanden sie sich auf diesem Planeten weit am Rand, aber das war nicht das Problem. Aus irgendeinem Grund hatte sie die Verbindung zu den anderen Königinnen verloren. Sonst in ein großes Netzwerk eingebunden, in dem Informationen ausgetauscht und Strategien beschlossen worden, war sie auf einmal von allem abgeschnitten. Sie konnte nicht einmal spüren, ob die anderen Völker ebenfalls erwacht waren oder noch schliefen.

Gedankenverloren starrte sie auf den Blutfleck in der Mitte des Raumes, als ihr plötzlich eine Berührung am Rande ihres Bewusstseins auffiel. Auf ihren Ruf hin betrat „Jim“ den Saal.

„Es sind Fremde auf dieser Welt“, sagte sie. „Darunter mindestens eine der Personen, die durch das Tor entkommen sind.“

„Wir haben eine Aktivierung festgestellt, auf unseren Sensoren jedoch nichts Auffälliges entdecken können.“

„Ich kann sie genau spüren. Sie ist eine von denen, die unsere Anwesenheit besonders fühlen können. Und sie ist nicht allein hier.“ Sie starrte den ihr unterwürfig gegenüberstehenden Wraith an und befahl: „Findet sie! Sie dürfen nicht entkommen! Auch wenn sich dieser Mensch in einem der lantianischen Schiffe, die sich tarnen können, befindet, müssten selbst die Drohnen ihre Anwesenheit spüren können, wenn sie näher kommt und sie wissen, wonach sie suchen sollen.“

„Ja“, sagte er mit einem demütigen Kopfneigen und verließ den Raum.

~~~~~

Teyla konnte die Wraith in ihrem Geist spüren. Sie mochte das Gefühl nicht, es war beunruhigend und jedes Mal fühlte sie sich, als ob ihr eigenes Ich durch die Berührung ein Stück verlieren würde. Doch sie ertrug diese „Gabe“, die es ihr schon öfters ermöglicht hatte, ihr Volk rechtzeitig vor Angriffen der Wraith zu warnen und so viele Leben zu retten.

Um sich von ihren Empfindungen abzulenken, schaute sie Dr. McKay dabei zu, wie er auf seinem Computer herumtippte. Auf einmal schaute er auf. „Ich habe etwas gefunden! Fliegen sie rüber zu diesem Gebirge, das sich rechts von unserem jetzigen Kurs befindet.“

Nach einem bestätigenden Nicken von Lieutenant Ford betätigte Markham die Kontrollen und lenkte den Jumper in die gewünschte Richtung. Als sie sich den Bergen näherten, erschien auf der holographischen Cockpitanzeige ein genaues Abbild dessen, was der Kanadier entdeckt hatte und sie erkannten, das einer der Hügel etwas ganz anderes war.

„Verdammt, ist das groß!“, rutschte es dem jungen Piloten heraus.

Auf dem Bild vor ihnen sahen sie ein gewaltiges Schiff, das halb im Boden vergraben auf der Oberfläche des Planeten ruhte. Noch während sie die Anzeige studierten, sahen sie, wie sich drei kleinere Punkte davon lösten.

„Darts“, sagte McKay alarmiert.

„Solange wir getarnt sind, dürften sie uns eigentlich nicht entdecken“, versuchte Markham die Anderen zu beruhigen.

Doch Ford, der die drei Punkte nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, fiel etwas Eigenartiges auf. „Und warum halten sie dann direkt auf uns zu?“

Keine Sekunde später feuerte der vorderste Wraith-Dart auf sie. Und obwohl der Schuss ziemlich weit daneben ging, war deutlich, dass er dem getarnten Jumper galt. Erschrocken fuhren sie zusammen. Markham riss ihr kleines Gefährt geistesgegenwärtig herum und flog zurück in Richtung Stargate.

Die drei Darts folgten ihnen und holten unerbittlich auf. Dabei feuerten sie immer wieder und jeder Schuss schien näher heranzukommen. Obwohl der junge Pilot ständig gewagte Ausweichmanöver flog, wurde schnell klar, dass er nicht Major Sheppards intuitive Kontrolle über den Jumper hatte.

Nachdem sie gerade noch so einigen Beinahetreffern entkommen konnten, geschah es. Der Jumper reagierte zu langsam und wurde auf der rechten Seite von einem Streifschuss erwischt. Für einen Moment fielen alle Anzeigen aus und das kleine Gefährt sackte ein Stück ab. Mit einem Flackern gingen die Lichter jedoch wieder an und Markham schaffte es, den Jumper gerade noch rechtzeitig über dem Boden abzufangen und – jetzt ungetarnt – weiterzufliegen.

Währenddessen klammerte sich Rodney entsetzt an seinen Stuhl und murmelte vor sich hin. „Nicht schon wieder! Warum immer ich? Fliegen ist angeblich so sicher!“

Doch der Streifschuss sollte noch weitere Folgen haben. Als sie sich endlich dem Stargate näherten, wählte Ford Atlantis an und Markham hielt direkt darauf zu. Dabei nutze er einen kleinen Vorsprung aus, den er dank eines besonders gewagten Manövers herausgeholt hatte. Doch anstatt das Tor zu durchqueren, riss er den Jumper in letzter Sekunde hoch und raste darüber hinweg.

„Warum haben Sie das gemacht?“, verlangte Rodney entsetzt zu wissen.

„Das Triebwerk lässt sich nicht mehr einfahren“, brachte der junge Pilot betäubt hervor. „Wahrscheinlich ist es durch den Streifschuss beschädigt worden.“

„Oh Gott…“ Alle konnten sich noch sehr gut daran erinnern, was das letzte Mal passiert war, als sich die Triebwerke nicht richtig einfahren ließen. Damals hatten sie festgesteckt, doch solange das Triebwerk komplett ausgefahren blieb, würden sie gar nicht erst hindurchpassen.

~~~~~

Er hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren. Aber das spielte keine Rolle, da Zeit für ihn nicht mehr etwas war, dass man in Stunden oder Minuten maß, sondern etwas, dass in Phasen mit Befragungen und Abschnitten des Dahindriftens unterteilt wurde.

Ein Zyklus begann in der Regel damit, dass die Wraith in unregelmäßigen Abständen immer wieder kamen, um ihn abzuholen und vor die Königin zu schleifen. Deren Anstrengungen in seinen Geist einzudringen, nahmen Sheppard meist noch mehr mit, als die körperlichen Schmerzen. Mittlerweile verfolgte ihn ihre flüsternde Stimme in seinem Kopf, selbst wenn er nicht mehr in ihrer direkten Nähe war.

Jedes Mal wenn sein Körper anfing zu versagen, brachten sie ihn in die kleine Kammer zurück. Nach der ersten Befragung konnte er bereits nach einer kurzen Zeitspanne eine deutliche Verbesserung seines Zustandes verspüren. Das Atmen fiel ihm leichter und das Pochen in seiner rechten Hand ließ nach, auch wenn er nicht lang genug drinnen blieb, als dass eine richtige Heilung hätte beginnen können. Doch jedes Mal brauchte sein Körper mehr Zeit, um sich zu erholen und die Phasen des Dahintreibens wurden immer länger.

Während er zu Beginn noch darüber nachgrübelte, wie er entkommen könnte und einen verrückten Fluchtplan nach dem anderen verwarf, hatte er jetzt Probleme sich überhaupt noch an seinen Namen zu erinnern. Atlantis schien ein ganzes Leben weit entfernt. Körperlich und geistig fast vollkommen erschöpft, war John trotzdem nicht bereit aufzugeben und kämpfte mit jedem mühsamen Atemzug darum am Leben zu bleiben.





Teil 11 – Vorbereitungen


Sie saßen jetzt schon seit sechs Stunden hier fest. Hoffentlich weit genug vom Stargate und vor allem vom Basisschiff entfernt, um entdeckt zu werden. McKay hatte zunächst ohne größere Probleme die Tarnung wieder hergestellt, versuchte aber immer noch verzweifelt, das Triebwerk zu reparieren.

Nachdem sie festgestellt hatten, dass sie nicht durch das Stargate fliegen konnten, erkannten sie, dass sie erst die Darts abhängen mussten, damit sie landen und den Jumper reparieren konnten. Dafür hatten sie sich einen nicht ungefährlichen Plan ausgedacht.

Zunächst versuchten sie etwas Vorsprung zu gewinnen. In einer verzweifelten Hatz durch die Nacht, immer knapp über dem schwarzen Wald, fielen zwei der Wraith-Jäger ein Stück zurück. Den Dritten schien die durch die aufragenden Bäume ausgehende Gefahr jedoch nicht zu stören und er klebte weiter unerbittlich an ihrem Heck.

Das veranlasste Markham zu einem verrückten Manöver, welches selbst Sheppard vor Anerkennung hätte pfeifen lassen. Als er sich auf das linke Triebwerk konzentrierte, befahl der junge Pilot diesem für den Bruchteil einer Sekunde auf Gegenschub zu gehen. Mit dem protestierenden Kreischen von Metall wurde der Jumper dadurch unvermittelt in einer 180-Grad-Drehung herumgerissen, bevor er entgegengesetzt zur bisherigen Flugrichtung weiter flog. Durch dieses Manöver vollkommen überrascht, raste der erste Dart einfach an ihnen vorbei. Die beiden hinteren fassten sich schneller und eröffneten das Feuer, wurden jedoch, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten konnten, von Drohnen des Jumpers getroffen. Zwei Feuerbälle erhellten kurz hintereinander den Nachthimmel.

Auch wenn sie nun etwas Vorsprung hatten, gab der verbliebene Jäger einfach nicht auf und schaffte es sogar langsam aber beständig aufzuholen. Da griffen sie zu ihrem verzweifelten Plan. Der Wald wies in dieser Gegend immer wieder kleinere Lichtungen auf und beim nächsten Beinahetreffer des Darts tauchten sie in eine dieser Lücken ab. Während er direkt auf den Boden zuhielt, feuerte Markham zwei weitere Drohnen ab. Den Jumper abrupt abbremsend, steuerte er ihn mitten durch den aufsteigenden Feuerball auf den Waldrand zu und landete ihn so weit wie möglich unter den Bäumen. Die Energie komplett heruntergefahren, warteten sie mit angehaltenem Atem und hofften, dass es von der Luft so ausgesehen hatte, als wären sie abgestürzt und explodiert.

Sie konnten hören, wie der Dart über der Lichtung kreiste, als Teyla plötzlich zusammenzuckte und sich an den Kopf fasste.

„Was ist los?“, fragte Rodney alarmiert.

Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie hervor: „Etwas tastet nach mir. Versucht mich auf mentaler Ebene zu finden.“ Mit bleichem Gesicht sah sie auf. „Oh nein! So haben sie uns gefunden, obwohl der Jumper getarnt war. Wie konnte ich nur so dumm sein!“

„Hat der Wraith Sie jetzt gespürt?“

„Ich weiß nicht. Als ich das Tasten gespürt habe, zog ich mich sofort zurück und versuchte meinen Geist abzuschirmen.“

In diesem Moment drehte der Jäger, nach einer abschließenden Runde, in Richtung Basisschiff ab. Erleichtert atmeten alle auf. Ford drehte sich zu McKay um und befahl: „Fangen Sie sofort mit den Reparaturen an. Spätestens bei Tageslicht werden die Wraith bestimmt wiederkommen und dann werden sie sofort erkennen, dass hier kein Jumper explodiert ist.“

Ohne zu murren machte sich der Kanadier an die Arbeit. Nachdem er die Tarnung wieder zum Funktionieren gebracht hatte, verließen sie die Lichtung und versteckten sich ein ganzes Stück abseits in einem anderen Teil des Waldes.



Dr. Rodney McKay starrte frustriert auf die Leitungen des Triebwerks vor sich. Es war nicht zu fassen, aber das verdammte Ding ließ sich einfach nicht reparieren. Als ob es ihn aufziehen wollte, funktionierten die Simulationen auf seinem Computer jedes Mal perfekt, aber sobald sie es real versuchten, ließ sich das Triebwerk immer noch nicht einziehen.

„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er beleidigt vor sich hin. „Das machst du doch mit Absicht!“ Wütend versetzte er dem Jumper einen Tritt.

Dadurch aufmerksam geworden, kam Lieutenant Ford herüber. „Fortschritte, Doktor?“

„Bald“, beeilte sich der Kanadier zu versichern.

„Das haben Sie schon vor 30 Minuten gesagt“, erwiderte der junge Marine unbeeindruckt. „Und 30 Minuten davor, und…“

„Und wenn Sie nicht so oft kommen und mich bei der Arbeit stören würden, wäre ich schon längst fertig!“

„Beeilen Sie sich einfach. Sie wissen, dass jede Minute zählen könnte.“

„Ja, ich weiߓ, sagte Rodney schon viel friedlicher. Er erinnerte sich noch genau an die Diskussion kurz nachdem die Tarnung wieder funktionierte. Während er weiter arbeitete, hatten die anderen die gesammelten Daten ausgewertet und dabei festgestellt, dass auf dem gesamten Basisschiff nur etwa 40 Lebenszeichen gescannt worden waren. Am liebsten wären sie sofort losgezogen, um den Major herauszuholen. Aber Weir hatte einen direkten Befehl gegeben und Ford konnte sich einfach nicht dazu durchringen, sich darüber hinweg zu setzen. McKay fragte sich, was Sheppard in dieser Situation gemacht hätte. Andererseits konnten sie auch nicht so einfach in das Basisschiff eindringen. Sich 40 Wraith entgegen zu stellen, wäre glatter Selbstmord gewesen und damit wäre dem Major auch nicht geholfen gewesen. Trotzdem war es fast unerträglich zu warten, wenn man die Gefahr bedachte, in der sich Sheppard befand. Den Gedanken, dass dieser bereits tot sein könnte, ließ er nicht einen Moment zu.

Rodney wandte sich wieder dem aufsässigen Triebwerk zu, niemals bereit eine Niederlage einzugestehen. Während er zwischen den Leitungen herumstocherte, fiel ihm eine bestimmte Verbindung auf. Oh-oh! Das konnte doch nicht wahr sein, aber er war tatsächlich Schuld an dem Absturz vor ein paar Tagen gewesen. Wie konnte er nur dieses Kabel falsch angesteckt haben? Und warum hatte der Computer den Fehler nicht angezeigt? Schuldbewusst blickte er sich um und schalt sich dann selbst. Denn wie sollten die Anderen denn davon wissen?

Das Piepen des Funkgerätes unterbrach plötzlich seine Gedanken. Er sah, wie Ford zu den Kontrollen rannte.

„Atlantis, hier ist Jumper drei. Sind Sie das?“, hörte er den Lieutenant fragen.

„Ja, hier Dr. Weir. Sie sind überfällig und wir haben uns schon Sorgen gemacht.

„Wir haben nicht viel Zeit, damit wir die Wraith nicht auf uns aufmerksam machen“, beeilte sich Ford zu sagen. „Es ist uns gelungen, alle notwendigen Informationen zu beschaffen und eine Rettungsaktion ist nicht unmöglich. Aber ein Triebwerk unseres Jumpers lässt sich nicht mehr einfahren, weshalb wir momentan nicht durch das Stargate zurück können. Ich schlage vor, dass sie zwei Jumper mit Soldaten schicken, die uns unterstützen können.“

Man spürte förmlich, wie es in Elizabeths Kopf angesichts der plötzlich auftretenden Schwierigkeiten arbeitete, aber letztendlich stimmte sie zu. „Die Teams werden in einer Stunde einsatzbereit sein. Schaffen Sie das?“

„Ja. Bis dahin haben wir einen Plan fertig ausgearbeitet und werden sie am Stargate erwarten. Und lassen Sie sie reichlich Waffen und Munition mitbringen.“

„Und am besten auch einen Naquadah-Generator“, mischte sich Rodney ein. „Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch gleich das gesamte Basisschiff in die Luft jagen“, fügte er mit einem Achselzucken hinzu.

Nachdem das Gespräch beendet war, wechselten sie zur Sicherheit noch einmal das Versteck, bevor Rodney so schnell wie möglich weiterarbeitete. Die Anderen setzten sich zusammen, um ihrem Plan die letzten Feinheiten zu verpassen. Gerade als McKay dem Triebwerk erneut einen frustrierten Tritt gab und den anderen gestehen wollte, dass er es nicht rechtzeitig repariert bekommen würde, fuhr es endlich ein.

Zur verabredeten Zeit warteten sie getarnt am Stargate auf die beiden Jumper. Auf dem Weg zum Basisschiff, informierten sie die Anderen über ihren Plan, der so aussah, dass jeweils zwei Leute die Jumper fliegen würden. So konnten sie den Teams am Boden Luftunterstützung geben und gleichzeitig für Ablenkung sorgen. Währenddessen würden sich die Anderen in zwei Gruppen aufteilen. Die eine Gruppe würde McKay Deckung geben, damit er den Naquadah-Generator strategisch platzieren und in eine Bombe verwandeln konnte. Die andere Gruppe würden Ford und Teyla bei der Suche nach Major Sheppard unterstützen.

Sie landeten so nahe an dem Basisschiff, wie sie noch wagten. Während die Jumper wieder abhoben, liefen die beiden Gruppen so schnell wie möglich den Rest des Weges. Nachdem alle Stellung bezogen hatten, gab Lieutenant Ford den Befehl loszuschlagen.

~~~~~

Diesmal hatte das Aufwachen lange gedauert – und es war ihm erschreckend schwer gefallen. Sheppard ahnte, dass es wirklich knapp gewesen war, dass nicht viel zu seinem Tod gefehlt hatte. Eine weitere Befragung würde er vermutlich nicht überleben. Und es war beängstigend für ihn gewesen, sich nicht zu erinnern, wer er war. So unangenehm manche Erinnerungen auch waren, gehörte es doch zu dem, was ihn ausmachte.

Die Schmerzen, die seinen Körper quälten, hielten ihn wenigstens wach. Nach und nach hatte er sich auf die verschiedenen Schmerzzentren konzentriert und eine Bestandsaufnahme gemacht. Nun ja, es sah nicht wirklich gut aus, aber ändern konnte er daran jetzt auch nichts.

Er schaute sich gerade in seiner kleinen Kammer und auf dem Gang unmittelbar davor um, als er Schritte näher kommen hörte. Es waren „Jim“ und die beiden Drohnen. John zuckte bei dem Gedanken an das Kommende zusammen und verfluchte sich sofort dafür. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, straffte er seinen Körper und starrte ihnen trotzig aus dem einen Augen, das er öffnen konnte, entgegen.

Als die drei Wraith vor ihm standen, beugte sich „Jim“ mit einem bösartigen Grinsen zu ihm hinunter und zischte in offenkundiger Vorfreude: „John Sheppard. Diesmal wirst du uns endlich verraten, wie wir zur Erde kommen.“

„Träum weiter!“, rutschte es Sheppard heraus.

Doch anstatt ihn zu schlagen, verzog der Wraith sein Gesicht noch weiter. Dabei zeigte er nur noch mehr seiner spitzen, abstoßenden Zähne, von denen der Speichel tropfte. John verspürte das dringende Bedürfnis, ihm das höhnische Grinsen vom Gesicht zu wischen und konnte sich nur mühsam beherrschen. Alles zu seiner Zeit, dachte er sich. Er musste nur auf eine bessere Gelegenheit warten.

Auf einmal hörten sie eine aus einiger Entfernung kommende Explosion und spürten, wie das Schiff erbebte. „Jim“ wies die beiden Drohnen mit einer Kopfbewegung an, sich darum zu kümmern, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Major zuwandte. Noch immer grinsend holte er ein Messer aus seinem Gürtel hervor und spielte damit herum. Wütend erkannte John, dass es sich dabei um sein eigenes Messer handelte.





Teil 12 – Angriff



Eine weitere Explosion erschütterte das Schiff, doch „Jim“ ließ sich nicht davon beeindrucken und richtete all seine Aufmerksamkeit noch immer nur auf Sheppard. Dieser verfolgte, wie der Wraith mit seinem Messer das Gewebe der Aufbewahrungskammer zerschnitt. Auf einmal seines Haltes beraubt, wäre John beinahe zusammengesackt. Doch diese Genugtuung wollte er seinem Gegenüber nicht gönnen. Nach einem taumelnden Schritt hatte er sein Gleichgewicht gefunden und richtete sich mühsam auf, wobei er gerade noch so ein Aufstöhnen unterdrückte. Das komisch pfeifende Geräusch, das er beim Atmen machte, ignorierte er einfach.

„Und jetzt? Hast du gar keine Angst so ganz allein?“ Er lernte es einfach nie, wann es besser war seinen Mund zu halten.

Doch „Jim“ schubste ihn nur ein Stück in den Gang hinein und Sheppard setzte sich langsam in Bewegung. Auf einmal spürte er jedoch einen brennenden Schmerz in seinem Rücken und eine warme Flüssigkeit, die hinunterlief. Erneut schaffte er es nur mit größter Anstrengung, sich zu beherrschen und anstelle einer wütenden Bemerkung oder eines sinnlosen Versuches das Messer zu entreißen, versuchte er nur schneller zu gehen. Noch nicht, John. Noch nicht. Es kommt ein besserer Zeitpunkt, versuchte er sich selbst zu beschwichtigen.

Auf dem Weg zur Königin stach der Wraith Sheppard noch dreimal mit dem Messer. Dabei wurde deutlich, dass der Major niemals schnell genug für ihn sein würde. Selbst wenn er gerannt wäre, hätte „Jim“ noch eine Entschuldigung gefunden, ihn zu verletzten. Endlich erreichten sie den Thronsaal.

„Oh… niemand zu Hause“, sagte John. „Ich komme gerne später noch mal wieder.“

„Nicht nötig, John Sheppard“, meldete sich der Wraith hinter ihm zu Wort. „Wir werden auch allein viel Spaß haben.“ Wobei ein bösartiges Lachen erklang.

Während sein Hass auf den Wraith ins Unermessliche stieg, suchte Sheppard fieberhaft nach einem Ausweg und schaute sich um. Als sein Blick auf den Tisch fiel, auf dem noch immer seine Ausrüstung lag, kam ihm eine Idee.

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Mit einem Auge auf Carson Beckett achtend, den Weir ebenfalls mitgeschickt hatte, gab Lieutenant Ford den Befehl zum Vorrücken. Als er sah, wie der Doktor seine Handfeuerwaffe hielt, wünschte er sich einen guten Grund zu haben, ihn in einem der Jumper zurücklassen zu können. Aber Beckett hatte Recht, dass Sheppard vielleicht sofortige medizinische Hilfe brauchen könnte, zumal es einen weiteren Vorteil gab. Der Arzt konnte als einziger dieser Gruppe den Lebenszeichendetektor benutzen und so, wie er sich beim Signal zum Angriff straffte, bestand vielleicht sogar noch Hoffnung für ihn.

McKay schien sich mit seiner Waffe zwar auch nicht ganz wohl zu fühlen, hatte jedoch eine ganz eigene Art damit umzugehen. Aiden erinnerte sich mit einem leisen Lächeln daran, wie sich der Kanadier vor seiner Eskorte aus vier Marines aufgebaut hatte und ihnen dann eindringlich erklärt hatte, wie wichtig er doch war. Dass Atlantis ohne ihn aufgeschmissen wäre und sie deshalb gefälligst dafür zu sorgen hätten, dass er das hier unbeschadet überleben würde.

Im Gegensatz zum letzten Basisschiff war der Eingang diesmal bewacht. Drei Wraith standen schwer bewaffnet und aufmerksam direkt davor und der Detektor zeigte, dass gleich im Inneren noch einmal drei standen. Da sie keine Möglichkeit sahen, unauffällig an diesen vorbeizukommen, starteten die Jumper den Angriff. Mit einer gut gezielten Drohne wurden die außerhalb stehenden Wraith sofort ausgeschaltet, genauso wie die nächsten drei, als sie unvorsichtigerweise einfach herausstürmten.

Daraufhin drangen die Atlanter in das Schiff ein. Einmal drinnen trennten sich die beiden Gruppen sofort. McKay und seine Eskorte begaben sich in die Richtung dessen, was auf den Scans am ehesten nach einem Maschinenraum ausgesehen hatte. Ford führte seine Gruppe währenddessen in Richtung der Zellen, wobei er und Teyla sich anhand ihrer Erinnerungen an das andere Basisschiff orientierten.

Zunächst schien alles glatt zu laufen und sie kamen ungehindert vorwärts. Während Ford und Teyla voran gingen, sicherten die beiden Soldaten des Trupps nach hinten ab. Beckett ging mit dem Lebenszeichendetektor in der Mitte, als ihm einige Gänge weiter auf der Anzeige etwas auffiel.

„Zwei Wraith direkt vor uns“, flüsterte er Ford zu.

Dieser befahl der Gruppe zu halten und nickte dann Teyla zu, ihm zu folgen. Zusammen schlichen sie zur Ecke. Auf ein gemeinsames Signal hin, sprangen beide in den angrenzenden Gang und eröffneten das Feuer auf die beiden Wraith, die ihnen entgegen kamen. Nur Sekunden später gingen diese getroffen zu Boden. Auf einmal hörten die beiden hinter sich ebenfalls Schüsse. Erschrocken rannten sie zurück, nur um gerade noch zu sehen, wie ein weiterer Wraith von den beiden Marines ausgeschaltet wurde.

Schnell gingen sie weiter und erreichten bald darauf die Zellen, die sie jedoch alle leer vorfanden. Sich an Colonel Sumner erinnernd, entschied Lieutenant Ford es im Thronsaal zu versuchen, als plötzlich eine Explosion das gesamte Schiff erzittern ließ.

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Dr. McKay fühlte sich keinesfalls sicher inmitten seiner Eskorte von vier Marines. Obwohl er darauf bestanden hatte, dass ihm Ford die Stärksten und Größten mitgab, war ihm bewusst, dass es eine verrückte Idee war, einfach so in ein Basisschiff einzudringen. Zum wiederholten Male fragte er sich, was ihn nur dazu getrieben hatte sein ruhiges Labor zu verlassen und auf Außeneinsätze zu gehen.

Sheppard, dachte er mit einem schicksalsergebenem Seufzen. Der Mann hatte einfach eine unglaublich zugängliche Art und schien einer der wenigen zu sein, die ihn so nahmen wie er war. Okay, er zog ihn ständig auf, aber der Major versuchte nie ihn zu ändern. Jetzt hatte er wenigstens die Gelegenheit auch mal etwas für ihn zu tun.

So in Gedanken versunken bekam Rodney gar nicht mit, wie die beiden Soldaten vor ihm auf einmal anhielten und wurde erst darauf aufmerksam, als er mit einem von ihnen zusammenstieß. Bevor er auch nur an eine sarkastische Bemerkung denken konnte, drehte sich dieser um und bedeutete ihm mit der universellen Geste zu schweigen. Bei einem Blick auf den Lebenszeichendetektor erkannte der Kanadier, was die Marines auch ohne ihn bemerkt hatten: einen Wraith, der sich in einem angrenzenden Gang von ihnen weg bewegte.

Erst als sie sicher waren, dass dieser weit genug weg war, ging die kleine Gruppe weiter. Einige Gänge später hörten sie plötzlich ein hohes Jaulen, das schnell näher zu kommen schien. Unvermittelt explodierte die Decke über ihnen und McKay spürte nur noch, wie ihn etwas Schweres traf und die Luft aus seinen Lungen trieb, als er auch schon darunter begraben wurde.

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Nur kurz nachdem die Jumper die Drohnen abgefeuert hatten, tauchten die ersten Wraith-Darts auf und es entwickelte sich bald ein erbitterter Luftkampf. Dabei stand das Verhältnis mit drei zu fünf gegen die Atlanter.

Einen schnellen Glückstreffer landend, wurde der erste Jäger bereits kurz nachdem er das Basisschiff verlassen hatte zerstört. Doch die anderen Vier verteilten sich sofort und machten nun ihrerseits Jagd auf die Jumper.

Zweien der Darts war es gelungen, einen der Atlanter von den Anderen abzudrängen. Siegesgewiss hetzten sie hinter ihm her. Verzweifelt hielt sich der Jumper immer knapp über den Bäumen und versuchte mit unregelmäßigen Kurswechseln dem ständigen Beschuss zu entgehen. Auf einmal explodierte einer der Wraith-Jäger. Ein zweiter Jumper hatte sich von hinten angeschlichen und ihn abgeschossen.

Der dritte Jumper sah sich ebenfalls gleich zwei Darts gegenüber. Mit einem gewagten Looping schaffte er es jedoch, hinter diese zu gelangen und seine Drohnen abzufeuern. Während der eine Jäger sofort zerstört wurde, wurde der Andere nur beschädigt. Er zog eine schwarze Rauchfahne hinter sich her, als er in einem Bogen direkt auf das halb vergrabene Basisschiff zustürzte, in welches sich der Dart tief hineinbohrte, bevor er schließlich explodierte.

~~~~~

Im Thronsaal standen sich zu selben Zeit Sheppard und „Jim“ lauernd gegenüber. Während John auf den richtigen Zeitpunkt zum Losschlagen wartete, schien der Wraith darüber nachzudenken, wie weit er gehen durfte.

„Na, traust Du Dich nicht?“, versuchte der Major eine Reaktion zu provozieren.

Doch sein Gegenüber verzog nur wieder das Gesicht für sein diabolisches Grinsen, während er weiter demonstrativ mit dem Messer spielte. Drohend machte er einen Schritt auf Sheppard zu, der unwillkürlich zurückwich und sich gleich darauf über dieses Zeichen der Schwäche ärgerte.

Die nächste Explosion, die diesmal deutlich näher schien und das gesamte Schiff spürbar zum Beben brachte, lenkte beide für einen Moment ab. John fasste sich als erster und nutzte die Gelegenheit, sich an dem Wraith vorbeizuducken, wobei sich die Schmerzen in seinem Brustkorb bei dieser Bewegung ins Unendliche zu steigern schienen. Mühsam Luft holend, versuchte er den Tisch mit seiner Ausrüstung zu erreichen. Aber auch „Jim“ hatte sich wieder gefasst. Mit einem wütenden Knurren setzte dieser Sheppard nach.

Der Major hatte den Tisch fast erreicht, als ihn der Wraith einholte. Während er seine verletzte rechte Hand schützend am Körper hielt, streckte er die Linke aus und versuchte das Erstbeste zu greifen, bevor ihn „Jims“ Schlag traf und durch den halben Raum schleuderte.

Die Schmerzen drohten sein Bewusstsein zu umschließen und auch wenn das sein Ende bedeutet hätte, war er für den Bruchteil einer Sekunde versucht, dem nachzugeben. Doch sein Trotz, der ihn schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hatte, half ihm jetzt dabei, sich wieder auf die Beine zu quälen. Dabei umklammerte seine linke Hand noch immer den vom Tisch entwendeten Gegenstand. Auch wenn er eigentlich nach seiner Beretta gegriffen hatte, würde dies hier ebenfalls funktionieren müssen.

Als Sheppard wieder stand, hatte sich der Wraith direkt vor ihm aufgebaut und hob gerade die Hand mit dem Messer. Während er sich erneut an „Jim“ vorbeiduckte, steckte er die erbeutete Handgranate mit links hinten in dessen Gürtel. Aber bevor er den Stift ziehen konnte, erinnerte ihn ein stechender Schmerz in der linken Schulter daran, dass er nicht schnell genug gewesen war. Mit einem Ruck zog der Wraith das Messer wieder heraus und John ließ sich einfach fallen. Indem er sich abrollte, schaffte er es hinter den Wraith zu kommen. Und auch wenn ihm beim Aufstehen schwarz vor Augen zu werden drohte, sah er für einen Moment die Handgranate deutlich vor sich. Das reichte ihm und mit einem schnellen Griff hatte er den Stift gepackt und zog ihn mit einem Ruck heraus.

Dann hatte sich auch „Jim“ herumgedreht. Wütend packte er Sheppard am Gürtel und schleuderte ihn wieder durch den Raum. Zum Glück für den Major diesmal über den Tisch. Die Hand ausstreckend, gelang es John die Kante zu greifen und beim Fallen den Tisch mit umzureißen. Er hatte gerade noch Zeit, sich zwischen Tischplatte und Wand zusammenzurollen, als die Handgranate auch schon detonierte.





Teil 13 – Erfolgreicher Abschluss? (Teil 1)


Der Tisch schützte John weitestgehend vor der Explosion und er spürte nur die heiße Luft über sich hinweg streichen. Allerdings hatten sich seine gebrochenen Rippen bei dem Aufprall schmerzhaft verschoben. Zwischen Hustenanfällen, die heiß glühende Schmerzwellen durch seinen Brustkorb schickten, versuchte er verzweifelt Luft zu holen, was allerdings nicht weniger qualvoll war. Als er seine Hand vom Mund nahm, sah er, dass diese nass und rot von seinem Blut war. Eine der Rippen musste seine Lunge verletzt haben. Nicht gut… Er spürte, wie erneut der drohende Schatten der Bewusstlosigkeit nach ihm griff und sein Denken auslöschen wollte, doch mit purer Willenskraft drängte er ihn noch einmal zurück.

Erschöpft blieb er noch ein paar Sekunden liegen, bevor er mühsam begann aufzustehen. Dabei konnte er ein gepeinigtes Stöhnen nicht unterdrücken. Sich vorsichtig und nur langsam bewegend, ging John um den Tisch herum, vor dem er „Jim“, noch immer mit dem Messer in der Hand, liegen sah. Oder besser das, was von dem Wraith übrig war.

Mit grimmiger Zufriedenheit wollte er sich dem Ausgang zuwenden, als er seine P90 an der Wand liegen sah. Da es besser war, sich bewaffnet mit einem Schiff voller Wraith anzulegen, änderte er seinen Kurs und ging zu seiner Waffe. Gleichzeitig schaute er sich nach seiner Beretta um, die von der Explosion allerdings wer weiß wohin geschleudert worden war. An der Wand angekommen, wurde Sheppard ein weiteres Problem bewusst. Er hatte keine Ahnung, ob er es schaffen würde, sich wieder aufzurichten, wenn er sich nach der P90 bückte.

In der Sekunde in der er zögerte, verspürte er auf einmal wieder dieses Flüstern in seinem Kopf. Er wusste ganz genau, was ihn erwartete, als er sich umdrehte. Verdammt! John hasste es, wenn er in solchen Situationen Recht hatte. Die Wraith-Königin war nur noch wenige Meter von ihm entfernt und kam unerbittlich auf ihn zu. Seine Waffe hätte genauso gut am anderen Ende des Raumes liegen können, da er sie niemals rechtzeitig erreichen würde. Der Druck in seinem Kopf erhöhte sich und er spürte, wie er erstarrte.

„Knie nieder!“, zischte sie mit hasserfüllter Stimme.

Obwohl er angestrengt versuchte dagegen anzukämpfen, fühlte John, wie ihn sein Körper verriet und er langsam in die Knie ging. Unablässig weiter gegen diesen Zwang ankämpfend, sah er ganz deutlich das triumphierende Aufblitzen in den Augen der Königin.

Sie beugte sich leicht zu ihm hinunter. „Diesmal werde ich Deinen Willen brechen.“

Unfähig sich zu bewegen, sah John, wie die Wraith-Königin ihre Hände hob und rechts und links neben seinen Kopf hielt, jedoch ohne diesen zu berühren. Als er sie bösartig auflachen hörte, spürte er einen weiteren massiven Angriff auf seinen Geist. Der Druck nahm unerbittlich zu und Sheppard wusste, dass ihm die Kraft fehlte um noch viel länger Stand zu halten. Verzweifelt zog er sich in sein Innerstes zurück und versuchte sich mental zusammenzurollen, sich so klein wie möglich zu machen, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Letztendlich flüchtete er sich in die Bewusstlosigkeit.

Dadurch bekam er nicht mehr mit, wie ihn die Königin, durch etwas abgelenkt, aus ihrem Griff entließ. Seines Haltes beraubt, kippte sein Körper langsam zur Seite und fiel zu Boden.

~~~~~

Er bekam keine Luft. Irgendetwas Schweres lag auf ihm und verhinderte, dass er richtig atmen oder sich bewegen konnte. Langsam stieg Panik in ihm auf. Auch wenn dies das Dümmste war, was er in dieser Situation machen konnte, ließ ihn sein sonst so präzise arbeitender Verstand im Stich und er konnte sie nicht unterdrücken.

Gerade als er glaubte von der Panik überwältigt zu werden, spürte er, wie das Etwas auf ihm sich bewegte. Das Gewicht auf seiner Brust verringerte sich, als daraus zwei Arme wuchsen, die einen Körper hochstemmten, zu dem ein verrußtes Gesicht gehörte, das ihn auf einmal direkt anschaute.

„Alles in Ordnung, Dr. McKay?“, fragte der Marine, der sich zum Schutz auf ihn geworfen hatte.

Mit einem schwachen Nicken, signalisierte Rodney, dass es ihm gut ging.

Nachdem sich alle wieder aufgerappelt hatten und sie feststellten, dass alle mehr oder weniger unverletzt waren, gingen sie weiter. Dabei hatte der Kanadier einen ungehinderten Blick auf den mit Trümmern übersäten und zum Teil eingestürzten Gang. Es schien ihm wie ein Wunder, dass nichts Schlimmeres passiert war.

Sie erreichten ihr Ziel ohne weitere Zwischenfälle und trafen erst hier wieder auf Wraith, die von den Soldaten aber ohne Probleme ausgeschaltet werden konnten. Als sie den Raum betraten, den McKay für den Maschinenraum gehalten hatte, stellte dieser erfreut fest, sich nicht geirrt zu haben.

Während seine Eskorte die beiden Ausgänge bewachte, machte sich Rodney an die Arbeit und verwandelte den Naquadah-Generator in eine Bombe. Eine seiner leichteren Übungen. Wie mit Lieutenant Ford abgesprochen, stellte er den Timer auf 30 Minuten. Immer wieder hörte er dabei, wie die Marines in die Gänge hinein feuerten. Beim ersten Mal hatte er noch entsetzt aufgeschaut, ließ sich jetzt jedoch nicht mehr davon stören. Nachdem er alles aufgebaut und angeschlossen hatte, startete er den Countdown.

Danach begaben sie sich auf dem schnellsten Weg zurück zum verabredeten Treffpunkt und warteten auf die andere Gruppe.

~~~~~

Als das Basisschiff aufgrund einer Explosion erbebte, ließ Ford seine Gruppe kurz innehalten um zu lauschen. Erst nachdem er sicher war, dass für sie keine unmittelbare Gefahr bestand, gingen sie weiter. Nur um kurze Zeit später erneut von einer Detonation überrascht zu werden. Diese schien zwar nicht so gewaltig, dafür aber deutlich näher zu sein. Und sie kam direkt aus der Richtung in die sie sich bewegten.

Der Major?, fragte sich Aiden nicht ohne Hoffung und beschleunigte unwillkürlich seine Schritte. Dabei wäre er beinahe mit einem Wraith zusammengestoßen, der plötzlich um eine Ecke bog. Beide schauten sich verdutzt an.

Auf einmal schrie Teyla „Deckung!“, woraufhin sich der junge Marine blitzschnell fallen ließ. Sobald die Athosianerin freies Schussfeld hatte, leerte sie das restliche Magazin ihrer P90 in den Wraith und lud sofort nach.

„Danke“, sagte Ford. Teyla nickte nur, dann setzten sie ihren Weg fort.

Als sie sich ihrem Ziel näherten, ließ der Lieutenant Beckett und die beiden Soldaten erneut zurück und schlich zusammen mit Teyla vorsichtig zum Eingang des Thronsaals. Bei einem schnellen Blick durch die Öffnung, sah er, wie Sheppard vor einer Wraith-Königin kniete, die mit dem Rücken zu ihnen stand. Er erkannte sofort, in welch gefährlicher Situation sich der Major befand. Gleichzeitig mit der Athosianerin trat er den letzten Schritt in den Raum hinein und eröffnete das Feuer.

Obwohl der Oberkörper der Königin offensichtlich von Treffern in den Rücken durchgeschüttelt wurde, zeigten die Kugeln keine weitere Wirkung. Allerdings hatten sie ihre Aufmerksamkeit geweckt, denn sie ließ von Sheppard ab und drehte sich um. Aiden bemerkte, wie der Körper des Majors schwankte, dann langsam zur Seite wegkippte und reglos auf dem Boden liegen blieb.

Sie feuerten erneut auf die Königin, die beständig auf sie zukam. Und gerade als ihnen die Munition auszugehen begann, brach sie endlich zusammen. Ford wechselte das Magazin und ging zu der Stelle, an der sie am Boden lag. Obwohl der Körper nicht mehr das leiseste Anzeichen von Leben zeigte, feuerte er zur Sicherheit noch ein paar Kugeln ab.

Laut nach Beckett rufend, wandte er sich Sheppard zu. Der Major sah gar nicht gut aus. Besorgt beugte sich Aiden herab und tastete nach dessen Puls. Schwach und unregelmäßig, aber er lebte noch.



Als Carson Beckett hörte, wie Lieutenant Ford seinen Namen rief, rannte er ohne zu zögern los. Es war ihm zwar nicht bewusst, aber wenn es nötig war, konnte er durchaus seinen Mann stehen. Er durfte nur nicht die Zeit haben, über all das Nachzudenken, was schief laufen konnte. Instinktiv erfasste er die Dringlichkeit im Ruf des jungen Marines und der Arzt in ihm übernahm die Kontrolle.

Seine Ausrüstung bereithaltend, betrat er den Thronsaal und sah, wie sich Ford über Sheppard beugte. Mit schnellen Schritten ging er zu den beiden hin und erschrak, als er sah, in welch schlechtem Zustand sich der Major befand. Überall auf ihm war Blut, getrocknetes ebenso wie frisches. Die linke Gesichtshälfte sah aus, als ob er gegen eine Wand gerannt wäre. Das zerrissene T-Shirt ermöglichte den Blick auf zahlreiche Blutergüsse in der Magengegend und auf dem Brustkorb, die nichts Gutes für das Innere des Majors verhießen. Auf dem Rücken hatte er diverse Stichwunden, von denen vor allem die in der linken Schulter heftig blutete. Die rechte Hand schien gebrochen zu sein, auch der rechte Knöchel sah nicht sonderlich gut aus. Und das waren nur die offensichtlichsten Verletzungen!

Beckett kniete sich neben Sheppard und tastete ebenfalls nach dem Puls. Kaum wahrnehmbar und mit deutlichen Aussetzern. Dann überprüfte er die Atmung. Genauso schwach und unregelmäßig. Schnell suchte er in seinem Notfallkoffer nach einer Spritze und einer bestimmten Ampulle.

„Ich glaube nicht, dass wir dafür Zeit haben, Doktor“, sagte Ford besorgt. „Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.“

„In seinem jetzigen Zustand könnte ein Transport zum Jumper den Major umbringen. Ich gebe ihm nur schnell Adrenalin, um seinen Kreislauf wenigstens ein bisschen zu stabilisieren.“ Er hoffte, dass das ausreichen würde. Es sollte zumindest Sheppards Herzschlag und die Atmung verstärken. Mehr konnte er sowieso erst in Atlantis für ihn tun, wenn ihm eine gut ausgerüstete Krankenstation zur Verfügung stand.

Carson zog die Spritze auf, zerriss das T-Shirt noch etwas mehr und stieß die Nadel direkt ins Herz des Majors. Als Reaktion darauf bemerkte er, wie sich nach nur wenigen Augenblicken die Atmung und der Puls ein wenig stabilisierten.

Während er sein Zeug zusammenpackte, sagte er: „Jetzt schnell! Er muss so bald wie möglich richtig versorgt werden.“

Sie gingen so schnell es ging den Weg zurück, den sie gekommen waren. Dabei wechselten sich Ford und die beiden Soldaten damit ab, den Major über die Schulter geworfen zu tragen. Als sie am verabredeten Treffpunkt ankamen, wartete die andere Gruppe bereits. Obwohl sie ziemlich mitgenommen wirkten, schien es allen gut zu gehen.

Beckett sah, wie McKay beim Anblick Sheppards zusammenzuckte. „Er ist doch nicht… Er kann doch nicht… Er lebt doch noch?“, hörte er ihn stottern.

Der Arzt verstand nicht, was Lieutenant Ford darauf antwortete, da seine Aufmerksamkeit voll auf seinen Patienten gerichtet war, dessen Zustand sich wieder verschlechterte. Mittlerweile ganz blass geworden, fühlte sich die Haut klamm und kalt an.

Schnell bestiegen sie die herbeigerufenen Jumper und flogen in Richtung Stargate. Sie hatten Sheppard auf den Boden gelegt und Carson überprüfte, neben ihm kniend, ständig dessen Puls und Atmung.

Sich kurz an Ford wendend sagte er: „Geben Sie Elizabeth Bescheid, dass wir dringend ein medizinisches Notfallteam im Jumperhangar brauchen!“

Während er sich wieder dem Major zuwandte, hörte er, wie McKay etwas vor sich hinmurmelte. Es klang wie: „3… 2… 1… Jetzt!“ In dem Moment als draußen das Basisschiff explodierte, war Beckett abgelenkt: Sheppards Herz hatte aufgehört zu schlagen.





Teil 14 – Erfolgreicher Abschluss? (Teil 2)


Rodney schaute zum wiederholten Male auf seine Uhr und fragte sich, wo die Anderen nur blieben. Objektiv betrachtet warteten er und seine Eskorte erst wenige Minuten am Treffpunkt, doch subjektiv kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Und die Zeit lief unerbittlich ab.

Gerade als er wieder auf seine Uhr schauen wollte, sah er Lieutenant Ford mit dem Major auf der Schulter um die Ecke kommen. Zunächst war McKay einfach nur erleichtert, alle wiederzusehen, doch als er beim Näherkommen einen besseren Blick auf Sheppard bekam, erschrak er über dessen Aussehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen stotterte er los. „Er ist doch nicht… Er kann doch nicht… Er lebt doch noch?“

„Ja, er lebt noch“, antwortete Ford in einem deutlich besorgten Tonfall. „Aber es geht ihm nicht gut. Wir müssen so schnell wie möglich nach Atlantis.“

Wie erstarrt beobachtete der Kanadier wie die Jumper landeten und der Major vorsichtig in einen hineingetragen wurde. Sofort war Beckett wieder an dessen Seite und kontrollierte zum wiederholten Male die Vitalfunktionen. Kaum hatte er selbst das kleine Gefährt betreten, hoben sie auch schon ab und flogen in Richtung Stargate.

Unvermittelt schaute Carson auf und sagte zu Ford: „Geben Sie Elizabeth Bescheid, dass wir dringend ein medizinisches Notfallteam im Jumperhangar brauchen.“ Dann wandte er sich wieder Sheppard zu.

Sich an den Countdown seiner Bombe erinnernd, schaute Rodney erneut auf die Uhr und erkannte, dass dieser fast abgelaufen war. Die letzten Sekunden zählte er laut mit. „3… 2… 1… Jetzt!“ Mit einem grellen Lichtblitz detonierte der Naquadah-Generator im Inneren des Basisschiffs. Die Explosion war wirklich spektakulär, als das halbe Gebirge dahinter ebenfalls gesprengt wurde. Dann war die Druckwelle heran und schüttelte ihren Jumper kurz durch.

Mit einem Ohr hörte McKay, wie Lieutenant Ford Atlantis anwählte und Elizabeth um das Notfallteam bat, als ihm auf einmal Becketts hektische Bewegungen auffielen. Der Schotte beatmete gerade Sheppard und fuhr dann mit einer Herzmassage fort, während er gleichzeitig rief: „Rodney! Bringen Sie mir den Defibrillator aus dem Notfallkoffer des Jumpers!“

Erschrocken sprang er auf. Doch als er nach dem Koffer griff, ließ er ihn vor lauter Nervosität erstmal fallen. Schnell bückte er sich und kramte nach dem Defibrillator. Nachdem er ihn gefunden hatte, sagte Carson: „Jetzt schalten Sie ihn an, laden ihn und geben etwas von dem Gel auf beide Elektroden. Aber seien Sie vorsichtig, dass Sie die Kontaktflächen nicht zufällig mit ihrer bloßen Haut berühren, sonst verpassen Sie sich selbst einen Stromstoss!“

Er tat wie ihm der Arzt befohlen hatte und hielt ihm dann das einsatzbereite Gerät hin. In diesem Moment durchflogen sie das Stargate und Markham landete den Jumper so schnell wie möglich im Hangar. Während sich die Ausstiegsluke langsam öffnete, bedeutete Carson allen Abstand zu halten. Dann hielt er die geladenen Elektroden an Sheppards Brust und dessen Körper bäumte sich unter dem Stromstoss auf. Eine Schwester des bereitstehenden Notfallteams hatte die Situation sofort erfasst und kam mit einem Ambubeutel angerannt, um Sheppards Beatmung zu übernehmen. Gleichzeitig tastete Beckett nach dem Puls des Majors.

McKay fühlte sich auf einmal stark an den Vorfall erinnert, bei dem sie an gleicher Stelle ebenfalls darauf gewartet hatten, dass Sheppards Herz wieder schlug. Da der Arzt anscheinend nichts fühlen konnte, nahm er die erneut geladenen Elektroden zur Hand und versetzte dem Major einen weiteren Stromstoss. Als er sah, wie sich der bleiche, von hässlichen Blutergüssen überzogene Körper verkrampfte, spürte der Kanadier wie sich sein eigener Brustkorb schmerzhaft zusammenzog. Mühsam nach Luft schnappend, bemerkte er, dass Teyla und Ford ähnlich entsetzt aussahen, wie er sich fühlte.

Diesmal schien der Schotte einen Puls gefunden zu haben, denn als er aufblickte, nickte er dem Rest des Notfallteams zu. Sie hoben Sheppard auf und legten ihn auf die mitgebrachte Bahre, während ihn die Krankenschwester noch immer beatmete. Dann machten sie sich so schnell wie möglich auf den Weg zur Krankenstation.

Die restlichen Mitglieder des Teams folgten der Bahre, genauso wie Dr. Weir, die zu ihnen stieß, kaum das sie den Hangar verlassen hatten. Doch vor der Station hielt Beckett sie auf und ließ sie draußen warten. Schweigsam setzten sie sich in eine Ecke und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Teyla dachte an ihre erste Begegnung mit Sheppard, wie er zusammen mit dem Rest seiner Gruppe in das Zelt auf Athos getreten war. Sie wirkten so fremd in ihrer ungewöhnlichen Kleidung und mit all den Waffen. Und ihr Anführer hatte sie gar nicht richtig wahrgenommen. Ihre ganze Art hatte die Athosianerin so irritiert, dass sie sie schon wegschicken wollte, als plötzlich der Major vorgetreten war. Er hatte es mit seiner lockeren Art geschafft, erste Bande zu knüpfen, auch wenn Teyla bis heute nicht verstanden hatte, wovon er damals gesprochen hatte. Aber es gab ab und zu Dinge, die ihr an den Menschen der Erde fremd vorkamen. Mit einem Lächeln dachte sie daran, wie Major Sheppard immer wieder – und nicht jedes Mal erfolgreich – versuchte, diese zu erläutern.

Auch Ford erinnerte sich an sein erstes richtiges Zusammentreffen mit dem Major. Damals hatten sie gemeinsam vor dem Ereignishorizont des Wurmloches gestanden, das sie in die Pegasus-Galaxis bringen würde. Obwohl Sheppard es gut verbergen konnte, hatte Aiden seine Unsicherheit in Bezug auf seine erste Stargate-Reise bemerkt und frech behauptet, dass es wie wahnsinnig schmerzen würde. Seitdem war viel passiert und er hatte den Major richtig schätzen gelernt, sowohl als Vorgesetzten wie auch als Privatperson. Nicht, das sie soviel Freizeit hatten, aber der Abend an dem sie versucht hatten Teyla Football zu erklären, war schon etwas besonderes gewesen.

Elizabeth entsann sich ihres Gespräches mit General Jack O’Neill, als sie diesen überredet hatte, ihr Sheppard für die Atlantis-Expedition zu überlassen. Der General hatte mit einem Verweis auf die Akte des Majors angedeutet, dass er vielleicht mehr Ärger als Vorteile einbringen könnte, doch sie hatte entschieden das Risiko einzugehen. Und sie war nicht enttäuscht worden. Vor allem nach dem Tod Colonel Sumners war Sheppard zu einem unverzichtbaren Mitglied im Führungsstab der Expedition geworden. Dabei war ihr durchaus klar, dass es Probleme geben könnte, wenn er einmal nicht ihrer Meinung sein würde.

Rodneys Gedanken kreisten ebenfalls um Sheppard. Um den Mann, der es geschafft hatte, ihn aus seinem Labor hervorzulocken. Durch den er bemerkt hatte, dass die Interaktion mit anderen Menschen kein notwendiges Übel war, sondern durchaus Spaß machen konnte. Für den er sogar so etwas wie Respekt entwickelt hatte, obwohl er kein brillanter Wissenschaftler war. Wenn er ehrlich war, genoss er es mit ihm zusammenzusein, selbst wenn er ständig aufgezogen wurde… nun ja, zumindest meistens.



Die Zeit zog sich endlos dahin. Aus Minuten wurden Stunden und allen war bewusst, dass das kein gutes Zeichen war. Ford war immer wieder aufgesprungen und ruhelos hin und her gegangen, während Teyla absolut ruhig, fast meditierend wartete. Auch McKay konnte nicht stillsitzen. Oft stand er auf und verschwand kurz um Kaffee oder etwas zu essen zu holen, kehrte aber immer schnell zurück. Weir konnte ebenfalls nicht die ganze Zeit anwesend sein, da ständig jemand kam, der ihren Rat oder eine Entscheidung verlangte, die sich nicht aufschieben ließ.

Und trotzdem schienen auch alle anderen Mitglieder der Expedition die gleiche gedämpfte Stimmung zu spüren. Gespräche wurden viel leiser als üblich geführt und ganz Atlantis hielt den Atem an. Endlich öffneten sich die Türen der Krankenstation und ein erschöpfter Carson Beckett trat heraus. Die Vier sprangen sofort auf, doch keiner wollte die entscheidende Frage stellen.

„Wie geht es ihm?“, brach Elizabeth schließlich das Schweigen.

„Major Sheppard hat sehr schwere Verletzungen“, sagte der Arzt mit ausgelaugter Stimme, die nichts Gutes versprach. „Wegen seiner inneren Verletzungen habe ich ihn sofort operieren müssen. Nur so konnte ich die schweren Blutungen stillen. Eine seiner gebrochenen Rippen hatte den rechten Lungenflügel punktiert und kollabieren lassen. Er hatte nicht mehr selbstständig geatmet, so dass wir ihn an ein Beatmungsgerät anschließen mussten. Dadurch und aufgrund des hohen Blutverlustes ist er stark geschwächt, aber vorerst haben wir ihn stabilisieren können.“ Fahrig wischte sich Beckett mit der Hand über das Gesicht.

„Aber er wird es doch überleben, oder?“, fragte McKay mit zitternder Stimme.

Carson schaute ihn einen Moment bedrückt an. „Das kann ich noch nicht sagen. Aber ich denke, wenn er die nächsten 24 Stunden übersteht, hat er eine reelle Chance.“

~~~~~

Sie hatten sich mit Wache halten abgewechselt, so dass der Stuhl neben Sheppards Bett niemals leer gewesen war. Obwohl die 24 Stunden noch nicht ganz um waren, hatten sie angefangen Hoffnung zu schöpfen, da der Major mittlerweile wieder selbstständig atmete. McKay, der gerade neben dem Bett saß, konnte sich noch genau daran erinnern, wie erschrocken er gewesen war, als er die Krankenstation zusammen mit den anderen betreten hatte. Das konnte einfach nicht Sheppard sein, der da fast so weiß wie die Laken und mit diesem riesigen Schlauch im Gesicht im Bett lag. Nichts erinnerte mehr an den vor Leben sprühenden und immer zu Witzen aufgelegten Mann. Da hatte er ihm in Gedanken etwas versprochen, dass er jetzt einzulösen gedachte.

„Wissen Sie, Major“, begann er mit leiser Stimme. „Es gibt da etwas, was ich Ihnen erzählen möchte. Sie leben noch… also haben Sie ihren Teil der Abmachung eingehalten… okay… Genau genommen wussten Sie ja gar nichts von einer Abmachung, aber ich habe trotzdem beschlossen, mich daran zu halten, weil… Rodney!“, wies er sich selbst zurecht. „Du lenkst schon wieder ab! Was ich sagen will, ist… ist… So schwer kann das doch gar nicht auszusprechen sein.“ Ein frustriertes Stöhnen. „Okay, noch mal von vorn: Major Sheppard, ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“ So, jetzt war es heraus. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber ich habe bei der Reparatur des Jumpers ein Kabel falsch angeschlossen und deswegen sind wir abgestürzt… Das werde ich bestimmt nicht noch einmal sagen, aber… Es tut mir leid!“

„Das habe ich genau gehört“, kam es kaum wahrnehmbar vom Bett.

McKay, der die ganze Zeit auf seine Hände gestarrt hatte, sprang mit einem erschrockenen Ausruf auf. „Ich… ich dachte, Sie wären bewusstlos.“

„Rodney, Sie reden einfach zu viel.“

War das etwas der Hauch eines Lächelns, den er da auf dem Gesicht des Majors entdeckte? Erleichtert atmete der Kanadier auf. Nur kurze Zeit später war Sheppard wieder eingeschlafen.

~~~~~

Einige Wochen später:

Major John Sheppard war mal wieder auf dem Weg zur Kantine und plante seinen Tag. Sie hatten Kontakt zu einem scheinbar ganz netten Volk aufgenommen, dass sich selbst als Hoffans bezeichnete. Das Team sollte nach dem Frühstück zu einer Mission aufbrechen, um diese Menschen näher kennen zu lernen.

Es war sein erster richtiger Einsatz seit ihn die Wraith erwischt hatten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre das schon viel eher passiert, aber Elizabeth hatte darauf bestanden, dass er erst komplett genesen sollte. Dabei ging es ihm schon seit einer Weile wieder gut. Selbst seine gebrochene Hand, deren Knochen Carson sorgfältig gerichtet hatte, hatte ihre volle Beweglichkeit zurückerlangt.

Wie es Weir verlangt hatte, war er sogar regelmäßig zu Dr. Heigtmeyer gegangen und selbst diese hatte ihn schließlich wieder für diensttauglich erklärt. Allerdings war er sich fast sicher, dass die Psychologin gespürt hatte, dass er ihr nicht alles erzählt hatte. Aber das konnte er einfach nicht. Es war schon schlimm genug, wie ihn alle immer angestarrt hatten, nachdem er aus der Krankenstation entlassen worden war. Seine Verletzungen waren ein offenes Geheimnis unter den Mitgliedern der Expedition gewesen und alle schienen zu glauben, daraus ableiten zu können, was auf dem Basisschiff geschehen war und was man ihm angetan hatte. Jeder, der mit ihm sprach, hatte so einen mitleidigen Ausdruck in den Augen und alle gingen mit ihm um, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen.

Er hasste das! Er wollte doch nur sein Leben normal weiterführen!

Deswegen hatte er niemandem erzählt, was die Wraith-Königin ihm auf psychischer Ebene angetan hatte. Wie sie versucht hatte, in sein Innerstes einzudringen, seinen Willen zu brechen und seinen Geist gefügig zu machen. Er konnte sie noch immer manchmal in seinem Kopf hören. Auch über die Alpträume, die ihn Nacht für Nacht schweißgebadet hochschrecken ließen, schwieg er.

Die kommende Mission würde, so hoffte er, die Normalität vielleicht weitestgehend wieder herstellen. Sich auf das Kommende konzentrierend, betrat John die Kantine und sah sofort McKay allein an einem Tisch sitzen, zusammen mit der obligatorischen Thermoskanne. Nachdem er sich sein Frühstück geholt hatte, ging er zu Rodney hin und setzte sich zu ihm an den Tisch.


~~~~~ ENDE ~~~~~
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