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IO von Heinzschen

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Kapitel Bemerkung:

Inhalt: Eine unbekannte Seuche bedroht das Leben aller im SGC. Wird es Rettung geben?
Kapitel 2: Seuche

1

Nachdem er drei faszinierende Tage lang Hallen, Bogengänge und Katakomben einer verlassenen Tempelanlage auf P5X-286 erkundet hatte, stellte Daniel jetzt zur Abwechslung schon seit einer halben Stunde sein Büro auf den Kopf. Noch immer hatte er >Die altpersischen Keilinschriften< nicht gefunden. Er hatte einige hochinteressante Artefakte mit Inschriften mitgebracht, die dem Altpersischen sehr ähnlich waren.

Es war Zufall gewesen, dass er die Stücke überhaupt gefunden hatte. Oder besser gesagt, er hatte es einem Missgeschick zu verdanken. Dem Missgeschick von Dr. Lee. Der hatte nämlich an einer Wandverzierung herumgespielt und Daniel verschwand daraufhin hinter einer Geheimtür! Es hatte zwei Stunden gedauert, bis SG-2 ihn herausgeholt hatte. Wenigstens hatte er dadurch genügend Zeit gehabt sich die Kammer und ihre Artefakte in Ruhe anzusehen – diesen Luxus hatte er meistens nicht…



„Hatschi!!!“, schüttelte ihn ein heftiger Nieser. Und jetzt auch das noch! Zurzeit flog doch nichts worauf er allergisch war – und hier unten im Cheyenne Mountain schon gar nicht… Außerdem kündigten sich auch noch Halsschmerzen an. Frustriert ließ er sich in seinen Stuhl sinken, kramte erschöpft ein Taschentuch zu Tage und schnäuzte geräuschvoll hinein. Wann hatte er das verflixte Buch zum letzten Mal gesehen? Und vor allem wo? Er versuchte sich zu konzentrieren. Aber es hatte keinen Zweck! Vielleicht würde er sich erinnern wo er es abgelegt hatte, wenn er sich etwas entspannte und an etwas anderes dachte. Kaffee wäre jetzt wohl genau das Richtige. Danach würde es ihm sicher wieder einfallen.

Auf dem Weg zur Cafeteria lief ihm Sam über den Weg.

„Hi, Daniel! Bist Du mit der Übersetzung der Inschriften schon fertig?“, fragte Sam gut gelaunt.

„Äh, nein. Noch nicht. Ich wollte mir nur einen Becher Kaffee holen“, meinte Daniel und trottete stumm in Gedanken versunken neben ihr her.

So schweigsam zu sein war eigentlich nicht Daniels Art, bemerkte Sam und bedachte ihn mit einem viel sagenden aufmunternden Blick. „Ist alles in Ordnung?“

„Ich komme grad nicht weiter“, musste Daniel frustriert zugeben. „Ich hab die letzte halbe Stunde damit verbracht, das entsprechende Referenzwerk zu suchen, das mir weiterhelfen könnte, aber ich weiß einfach nicht, wo ich es hingetan habe!“

Sam musste unvermittelt lächeln. DAS passte allerdings wieder total zu Daniel. Nachdem sie sich jeder einen Becher Kaffee geholt hatten, nahmen sie gemeinsam an einem der Tische Platz. „Hast Du schon mal versucht, Dich zu erinnern, wann Du es das letzte Mal gesehen hast?“, versuchte Sam zu helfen.

Daniel lächelte gequält: „Ja, ungefähr die gesamte letzte halbe Stunde.“ In seinem Kaffeebecher bildete sich schon ein tiefer Strudel, so energisch rührte er darin. „Ich weiß nicht mehr wo ich noch suchen soll. Ich hab schon jedes Buch in der Hand gehabt mit Ausnahme des einen.“ Bevor der Kaffeestrudel über den Rand treten konnte ließ Daniel den Löffel frustriert neben dem Becher fallen.

„Bist Du Dir sicher, dass das Buch wirklich hier im Star Gate Center ist?“, versuchte Sam einen zweiten Anlauf.

„Ja, natürlich… Obwohl… Moment! Jetzt fällt mir was ein.“ Daniel nahm einen Schluck Kaffee und starrte dabei ein Loch in die Tischplatte. „Seit meinem… du weiß schon… hab ich das Buch nicht mehr benutzt.“ Jetzt blickte er Sam an und wurde ganz hibbelig. „Es ist damals bestimmt in irgendeiner Kiste verschwunden! Ich bin noch immer nicht dazugekommen alle auszupacken und die letzten stehen bei mir zu Hause im Wandschrank!“ Mit einem Zug leerte er seinen Becher und sprang auf. „Danke Sam, Du bist großartig!“, lachte er und machte sich sofort auf den Weg.

Sam konnte ihm nur noch nachsehen. Sie freute sich sehr ihrem Freund geholfen haben zu können – und über das Kompliment.



2


Dr. Lee untersuchte gerade eines der von Daniel entdeckten Artefakte. Es war ein kleines amphorenähnliches metallenes Objekt. Seine besondere Aufmerksamkeit erregte eine seltsame Substanz, die in den Vertiefungen der Inschriften haftete. Vorsichtig kratzte er mit Handschuhen und Mundschutz bewaffnet eine winzige Menge der Substanz herunter und legte sie nach einigen anderen Untersuchungen unter das Elektronenmikroskop. Fasziniert betrachtete er das Bild, das sich gerade am Schirm aufbaute. Zu sehen waren Unmengen von einzelligen Organismen, die Bakteriensporen sehr ähnlich sahen.

„Oje, Bakteriensporen in einer so unnatürlich hohen Konzentration waren mit Sicherheit gesundheitsgefährdend!“ Flugs nahm Dr. Lee sämtliche Artefakte, die sich in seinem Labor befanden, packte sie zurück in ihren luftdichten Transportbehälter und desinfizierte hysterisch alles was ihm in die Quere kam mit einem speziellen Desinfektionsmittel. Nachdem er damit fertig war, atmete er erleichtert auf. Doch die Freude währte nur kurz als ihm einfiel, dass Dr. Jackson ja gerade an der Übersetzung der Inschrift eines weiteren Artefakts arbeitete und er direkten Kontakt mit den Sporen haben musste! „Ich muss Dr. Jackson unbedingt warnen“, dachte Seymour Lee entsetzt und eilte auch schon in Richtung Daniels Büro ohne ein paar frische Gummihandschuhe und einen Quarantänebehälter zu vergessen.

Die Tür von Dr. Jacksons Büro war nur angelehnt. Trotzdem klopfte Dr. Lee an. Als er auch nach wiederholtem Klopfen nicht hereingebeten wurde, betrat er das fremde Büro einfach uneingeladen. Da lag ja das letzte Artefakt, eine gravierte Metalltafel, auf Dr. Jacksons Schreibtisch. Dr. Lee klemmte sich den Behälter unter den Arm und zog sich umständlich die Gummihandschuhe über. Mit angehaltenem Atem näherte er sich dem unheilvollen Gegenstand. Nachdem der den geöffneten Behälter auf Daniels Schreibtisch abgestellt hatte, nahm er vorsichtig die Tafel und beförderte sie hinein. Aber selbst als er den Deckel geschlossen hatte, war die Gefahr noch nicht gebannt. Hier lag so viel Papier herum. Das konnte er nicht so einfach desinfizieren. Und wo war Doktor Jackson? Vielleicht hatte er sich infiziert! Und wer hatte noch Kontakt mit den Artefakten gehabt? Die Gefährlichkeit des Organismus konnte er im Moment unmöglich abschätzen. Es war unbedingt nötig auf Nummer sicher zu gehen. Er musste sofort General O’Neill informieren!



3



Daniel parkte den Wagen auf dem Stellplatz vor seiner Wohnung. Eine junge Frau war gerade dabei zwei schwere Einkaufstüten aus ihrem scheintoten Chevy zu hieven. Sie war vielleicht Ende 20 und bot eine sehr reizvolle Rückansicht wie sie versuchte der zweiten Tüte Herr zu werden. Gerade als Daniel an ihr vorbei gehen wollte, drohte ihr die erste Tüte aus der Hand zu rutschen. Daniel stand gerade hinter ihr als er hilfsbereit zugriff. Erschrocken drehte sich die Frau zu ihm um und blickte verwirrt erst auf die Tüte und dann in sein Gesicht.

„Kann ich helfen?“, fragte er freundlich. Erst als er die Frage gestellt hatte, bemerkte er, dass es sich bei der Chevy-Fahrerin um eine ausgesprochen attraktive junge Frau handelte. Regelrecht atemberaubend schön.

Für einen Augenblick stand sie wie angewurzelt da. „Oh, ja... Das wäre sehr nett von Ihnen“, entgegnete die junge Frau schließlich und lächelte ihn an.

Daniel bekam auf einmal Schweißausbrüche und so ein… kribbelndes Gefühl in der Magengegend. Was war den das jetzt? Irritiert riss er sich zusammen. Wo… wo soll das hin?“, stammelte er.

„Ich wohne im zweiten Stock“, antwortete sie während sie den Wagen abschloss.

„Zweiter Stock?“, fragte sich Daniel. Er wohnte doch auch im zweiten Stock! Bisher war er ihr aber noch nie begegnet.



Die ganze Zeit hatte er die Schlüssel in der Hand gehalten, jetzt standen sie vorm Hauseingang und Daniel musste sich beim Aufsperren sehr konzentrieren, irgendwie ging es ihm auf einmal nicht mehr so gut. Ganz Gentleman stieß er die Tür auf und ließ ihr den Vortritt. Im Treppenhaus versuchte er mehr über sie zu erfahren: „Ich hab Sie hier im Haus noch nie gesehen“, begann er.

„Oh, ich bin auch erst gestern eingezogen. Ich hatte Glück. Die Wohnung ist gerade erst frei geworden.“

Gestern! Da war er noch auf P5X-286 und studierte den Tempel. „Aha… Ja, die letzten paar Tage hatte ich beruflich… ähm… auswärts zu tun… Ich hab gar nicht gemerkt, dass jemand ausgezogen ist“, rang Daniel um eine Erklärung.

„Ich hab schon vor zwei Wochen die Zusage für die Wohnung bekommen. Der Vormieter hat seine Möbel aber wohl erst vor drei Tagen abholen lassen. Ich glaub der Vermieter sagte was von Beförderung und Denver...“

Mittlerweile waren sie vor ihrem Apartment angekommen. Daniel erinnerte sich an den Nachbarn der vorher hier gewohnt hatte. Er war ihm ein paar Mal im Treppenhaus begegnet: Stiller Typ, mittleres Alter, total unscheinbar. Richard Waters war sein Name…

Die junge Frau versuchte gerade ihren Schlüssel aus der Handtasche zu fischen, als das Paket Eier auf ihrer Tüte gefährlich zu wackeln begann. „Oh, Moment, geben Sie her!“ Bevor die zerbrechlichen Lebensmittel zu Boden fallen konnten, griff sich Daniel auch noch den Rest ihres Einkaufs.

Flink schloss die neue Nachbarin die Apartmenttür auf.

„Oh nein…“, da kündigte sich schon wieder so ein Nieser an: „Ha…haa…hatschihi!“ In Ermangelung einer dritten Hand, die er sich hätte vorhalten können, nahm das Unheil seinen Lauf. „Oh, tut mir leid, ich glaub, ich bekomme ’ne Erkältung.“, entschuldigte sich Daniel peinlich berührt. Er war sich nicht sicher, ob er die schöne Nachbarin getroffen hatte oder nicht. „Schon gut. Nichts passiert.“ „Oh… zum Glück, sie beschwert sich jedenfalls nicht!“ Stattdessen nahm sie Daniel eine der schweren Tüten wieder ab und bat ihn herein. Sich erleichtert mit der freien Hand schnäuzend folgte er ihr. Überrascht schaute er sich in der Wohnung um.

„Sehen Sie sich nicht so genau um. Mein letztes Apartment war möbliert. Normalerweise wohne ich nicht so… spartanisch“, erklärte sie verlegen und ging Richtung Küche. Daniel folgte ihr und stellte seine Tüte neben ihre auf den Tresen.

„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagte sie. Sie streckte ihm die Hand entgegen: „Lisann Williams.“

Benommen griff er nach ihrer Hand: „Dr. Daniel Jackson“, erwiderte er lächelnd, „es ist mir ein Vergnügen!“ Erst jetzt bemerkte er, dass er ganz vergessen hatte sich vorzustellen! Das passierte ihm doch sonst nie!

„Hatschiii!“ Nicht das auch schon wieder! Langsam reichte es mit dem Geniese! Und die Taschentücher waren ihm auch noch ausgegangen. Irgendwie ging es ihm auch zusehends schlechter. Ergebnislos durchwühlte er seine Taschen.

Beiläufig holte Ms. Williams ein Päckchen Kleenex aus der Einkauftüte und steckte es ihm dezent zu. „Doktor? Worin haben Sie promoviert? Nach Ihrer Erkältung zu urteilen evtl. Medizin?“, fragte sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Ärzte sind ja bekanntermaßen die schlimmsten Patienten! Normalerweise gehörten Sie ins Bett!“

„Oh… Nein! Ich bin Anthropologe mit Schwerpunkt auf antike ägyptische Kultur und alte Sprachen“, versuchte er klarzustellen und fingerte eins der Tücher aus der Packung.

„Wow! Ein faszinierendes Fachgebiet“, entgegnete die Frau ehrlich, und fing an ihre Einkäufe wegzuräumen. Nebenbei erwähnte sie: „Ich hab mich in den letzten Jahren auch sehr viel mit Sprachen beschäftigt. Ich arbeite seit kurzem im Memorial Hospital als Dolmetscherin.“

„Ach wirklich?“ Daniels Interesse war plötzlich geweckt. „Welche Sprachen sprechen Sie denn?“

Die junge Frau schien etwas rot zu werden während sie die Eier im entsprechenden Kühlschrankfach einsortierte. „Ähm… na ja, offiziell Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Italienisch, Türkisch, Bengali, Hindi und Mandarin, aber ich hab auch noch ein paar andere Sprachen nebenbei aufgeschnappt.“

Daniel schnappte indes nach Luft! „Wow!“ Ihm fehlten erst mal die Worte. „Wo… wo haben Sie denn studiert?“

„Ach hier und da. Ich bin viel in der Welt rum gekommen. Das Studium lief dann meist nebenbei… Ähm… Haben Sie vielleicht Lust auf eine Tasse Tee? Ich hab da eine erstklassige chinesische Mischung. Sehr gut bei Erkältungen“, winkte sie mit dem Brückenpfeiler.

Daniel starrte auf seine Uhr. „Oh… Normalerweise sehr gern, aber ich hab noch was zu erledigen.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, hätte sich Daniel am liebsten auf die Zunge gebissen. „Aber ein anderes Mal würde ich sehr gern auf das Angebot zurück kommen“, versuchte er seinen Fehler zu korrigieren. „Ich… wohne ja gleich nebenan“, gestikulierte Daniel unbeholfen in Richtung seiner Wohnung und lächelte dabei etwas schief. „…ich hoffe in Zukunft werden wir uns dann noch öfters sehen.“

„Ja, das wäre schön“, lächelte sie. „Sie könnten mir dann ja etwas über die alten Ägypter erzählen!“

Daniel war etwas irritiert. Entweder lag es an einem beginnenden Fieberwahn oder diese unglaubliche Frau hatte wirklich Interesse an ihm! „Ja, natürlich. Sehr gern.“ Jetzt grinste er von einem Ohrläppchen zum anderen.

An der Tür angekommen wollte er sich gerade von ihr verabschieden als sein Handy klingelte. Er holte es aus seiner Tasche und nahm das Gespräch an. Es war Sam.

„Daniel, hier ist Sam. Wo bist Du?“

„Zu Hause, wieso?“ Ihm war augenblicklich peinlich, hier und jetzt dieses Telefonat zu führen und um Ms. Williams Blick auszuweichen, sah er verlegen zu Boden.

„Es gibt ein Problem. Auf den Artefakten von P5X-286 befand sich eine ungewöhnlich hohe Konzentration unbekannter, potentiell virulenter Keime. Wir müssen davon ausgehen, dass du dich infiziert hast. Vermeide jeglichen Kontakt zu anderen Personen. Ein Spezialteam ist bereits unterwegs, um dich abzuholen und eine mögliche Ausbreitung zu verhindern.“

Daniel stand da wie angewurzelt. Nach einigen Sekunden schweifte sein Blick irritiert zurück zu der attraktiven Frau neben ihm. „Ich fürchte da gibt es noch ein Problem…“



4



Das SGC war bereits hermetisch abgeriegelt worden als Daniel und Ms. Williams eintrafen. Sie waren die Einzigen, die noch hinein gebracht wurden.

Für die herrschende Situation war die Frau außergewöhnlich ruhig und gefasst. Das Team, dass die beiden abgeholt hatte, hatte ihr eine Erklärung aufgetischt, die gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war: Daniel habe sich vermutlich mit einem bislang unbekannten Erreger bei der Erforschung neu entdeckter Artefakte infiziert. Und aus Sicherheitsgründen wurden nun alle Personen, mit denen er Kontakt hatte, unter Quarantäne gestellt. Es war eine wirklich hieb- und stichfeste Erklärung gewesen, die allen Fragen Lisanns standgehalten hatte. Vermutlich hatte Sam sich dieses Märchen einfallen lassen und das Team informiert. Hätte es Daniel nicht besser gewusst, wäre er womöglich auch darauf hereingefallen.

Daniel indes machte sich ganz andere Sorgen. Wer wusste schon, was für seltsame Erreger das waren und in welcher Gefahr sie alle schwebten. Schließlich war er derjenige gewesen, der die gefährlichen Artefakte zur Erde gebracht hatte. Daniel war auf der Fahrt sehr still gewesen und er hoffte inständig, dass es zu keiner Katastrophe kam.



Einige wenige Stockwerke über dem Torraum war eine Quarantänestation eingerichtet worden. Dieses zweite, größere Lazarett wurde sonst nie benutzt. Es war seit Anfang an als Erweiterung zur eigentlichen Krankenstation eingerichtet worden, falls ein Notfall eintreten würde. Dies war das erste Mal, dass es gebraucht wurde.

Dr. Brightmann, die wie das gesamte medizinische Personal auch mit einem Schutzanzug ausgerüstet war, hatte die beiden sofort untersucht nachdem sie angekommen waren. Ihnen wurde eine stattliche Menge Blut abgenommen, Abstriche von Rachen und Nase gemacht und Kulturen angelegt. Sie wurden in benachbarten Quarantäneeinheiten untergebracht, die mit dicken durchsichtigen Plastikfolien von einander getrennt waren, und an eine ganze Batterie von Monitoren angeschlossen. Daniel und seine neue Bekanntschaft ließen alles geduldig über sich ergehen.



5



„Bericht!“, forderte General O’Neill ungeduldig. Im Besprechungsraum hatten sich Dr. Brightman, Col. Carter, Teal’c und Sgt. Harriman versammelt.Alle trugen Schutzanzüge. Allerdings hatte Sam bereits Erkältungssymptome und laut Dr. Brightman sich mit hundertprozentiger Sicherheit mit dem Erreger infiziert. Teal’c hatte ebenfalls mit Daniel Kontakt gehabt, kurz nach dem er von P5X-286 zurückgekehrt war. Die Ärztin konnte bei ihm zwar Erreger nachweisen, doch war er bei bester Gesundheit gewesen. Ihrer Meinung nach würde das Tretonin ihn schützen.

Harriman begann mit seinem Bericht: „Die Alphabasis und sämtliche ausstehenden SG-Teams wurden über die Quarantäne informiert, Sir. Die Iris wurde so programmiert, dass sie sich sofort nach Aktivierung von Außen automatisch schließt, damit uns im schlimmsten Fall keine Gefahr droht.“

„Gut“, quittierte der General Walter Harrimans Ausführung und blickte sodann ernst zu Dr. Brightman und Sam. „Was haben Sie raus gefunden? Wie schlimm ist es?“

„Bisher haben wir 23 Infektionen verzeichnet“, begann Dr. Brightman. „Angefangen bei leichten Erkältungssymptomen wie Niesen oder Halsschmerzen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheitszeichen.“

„Alle Personen mit Infektionen wurden in Quarantäneeinheiten bzw. Bioschutzanzügen isoliert“, fuhr Sam fort. „Das restliche Personal wurde mit ABC-Ausrüstung und Kampfrationen versorgt und in den verfügbaren Quartieren untergebracht. Wie es im Moment aussieht, konnten wir durch diese Maßnahmen die Ausbreitung eindämmen. Höchst wahrscheinlich wird der Erreger über Tröpfcheninfektion bzw. durch Inhalieren der Sporen verbreitet. Auf die gängigen Desinfektions- und Sterilisationsmaßnahmen sprechen die Erreger gut an. Wir können also davon ausgehen, dass das Dekontaminationsteam in Daniels Apartmenthaus die Erreger vollständig beseitigt hat.“

„Wie geht’s ihm?“, fragte O’Neill die Ärztin.

„Nun, Dr. Jackson hatte als erster Kontakt mit den Erregern und er war einem zigfach höheren Quantum ausgesetzt als sonst ein Infizierter. Sein Blut wies eine hohe Konzentration der Keime auf. Er entwickelte lebensbedrohlich hohes Fieber bis 42,1°C. Dadurch wurden alle Organfunktionen in Mitleidenschaft gezogen. Wir haben ihm verschiedene Antibiotika und fiebersenkende Mittel verabreicht. Daraufhin stabilisierte sich sein Zustand für kurze Zeit. Aber seit einer halben Stunde geht es ihm wieder schlechter.“

Jetzt war Sam wieder am Zug. „Das Problem ist, das es sich nicht um einfache Bakterien handelt, die man mit Penicillin bekämpfen kann. In den Bakterien stecken Virenbausteine. Wird die Bakterie zerstört, treten die Viren aus und setzten ihr Werk fort und der Körper fängt bei der Krankheitsbekämpfung wieder bei Null an. Da der Körper durch die Bakterien aber schon geschwächt ist, hat er keine Reserven für die Virenbekämpfung.“

„Heißt das, wir haben nichts, was dagegen hilft?“, wollte O’Neill wissen.

„Nun ja, konventionelle Methoden helfen uns nicht weiter“, bestätigte die Ärztin. „Den einzigen Trumpf, den wir jetzt noch im Ärmel haben, ist Tretonin! Die zugegebenermaßen bedenkliche Nebenwirkung der lebenslänglichen Abhängigkeit würden allerdings im Vergleich zur Alternative ein mehr als akzeptables Risiko darstellen…“

In diesem Augenblick sackte Teal’c am Tisch in sich zusammen. Sam, Sgt. Harriman und Dr. Brightman sprangen sofort auf und legten ihn vorsichtig auf den Boden. Er war zwar ansprechbar, aber sein Gesicht war schweißüberströmt und er war nicht mehr in der Lage, allein aufzustehen.

„Er muss dringend auf die Quarantänestation!“, erklärte sie dem General.



6



„Sehen Sie sich das an“, forderte Sam Dr. Brightman auf.

Dr. Brightman verglich die Analysewerte, die ihr Sam vorgelegt hatte. „Das erklärt allerdings Teal’cs Zustand! Die Erreger produzieren ein Enzym, das das Tretonin in seinem Blut abbaut.“

„Es wird noch besser“, meinte Sam. „Ich habe das Enzym nicht nur in Teal’cs Blut gefunden. Jeder Infizierte hat dieses Enzym im Blut!“

„Meinen Sie etwa, dass dieser Erreger generiert wurde, um Jaffa zu töten?“

„Vielleicht..., vielleicht wurde er aber auch geschaffen, um Goa’uld zu töten…“

„Goa’uld? Wie kommen Sie denn darauf?“

„Sehen Sie sich die Werte an, da.“ Sam deutete auf die letzte Zeile des Ausdrucks, den Dr. Brightman noch immer in den Händen hielt. „Ich habe auch Spuren des Tok’ra-Symbiontengifts gefunden!“

In diesem Moment schrillte der Notfallalarm durch die Gänge der Quarantänestation. Dr. Brightman eilte sofort los.

Lt. Evans hatte den Alarm ausgelöst. Sie war gerade zur Stelle gewesen, um ein paar Infusionen zu wechseln, als bei Daniel die Atmung aussetzte. Sie hatte Daniel bereits die Beatmungsmaske aufgesetzt und hielt seine Atmung per Hand aufrecht als Dr. Brightman und Dr. Carmichael dazukamen.

„Intubation!“, ordnete Dr. Brightman an. Dr. Carmichael suchte bereits einen passenden Tubus aus und bereitete ihn vor, während Dr. Brightman mit dem Laryngoskop den Kehlkopf einsah. Der Tubus saß schon am richtigen Platz noch bevor Schwester Evans das Beatmungsgerät fertig einstellen konnte. Kaum war Daniels Sauerstoffversorgung sichergestellt, wollte plötzlich sein Herz nicht mehr mitmachen!

„Verdammt, er hat Vorhofflimmern! Kardioversion!“ Der Defibrillator war schon einsatzbereit. „250 Joule für den Anfang und Laden!“, rief Dr. Brightman. Gerade als das Gerät am Aufladen war, tönte der nächste vitale Alarm aus der Nachbarbox. Ms. Williams Atmung hatte ebenfalls ausgesetzt…



7



Auf einmal war es unerträglich hell um ihn. Er war in der letzten Stunde nicht mehr in der Lage gewesen, die Augen zu öffnen und so dauerte es eine Minute, bis er sich an die herrschenden Lichtverhältnisse angepasst hatte. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass er sich in einer Tempelanlage befand. So weit er erkennen konnte, war sie in einem hervorragenden Zustand. Die Wandinschriften und -malereien erweckten den Eindruck, als wären sie erst vor kurzem angefertigt worden. Daniel war irritiert. Was war geschehen? Wie kam er hierher? Das letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er schwer krank im SGC an Monitore und Infusionen gefesselt und nur mit einer Hose bekleidet im Bett lag. Jetzt war er vollständig angezogen an einem Ort, den er nicht kannte.

Daniel versuchte sich zu orientieren. Er stand in einer großen Halle an deren Wänden zahlreiche Fackeln brannten. An zwei gegenüberliegenden Seiten befanden sich große Portale mit weiterführenden dunkleren Gängen.

Gerade als er die Entscheidung zu treffen versuchte, in welche Richtung er gehen soll, hörte er Schritte aus der Richtung des Portals vor ihm. Es klang nach mindestens zehn marschierenden Männern. Im ersten Moment dachte Daniel an eine Jaffa-Einheit. Doch etwas passte nicht. Das typisch metallene Stampfen fehlte, welches sonst so charakteristisch Ärger ankündigte. Die Entscheidung war nun schnell getroffen: Rückzug in den hinteren Gang!

Leider war er den sich laut nahenden Schritten näher als dem rettenden Fluchtweg. Noch bevor er die Halle verlassen konnte, geriet Daniel in das Blickfeld der Wachen. Er wusste, dass sie ihn gesehen haben mussten und gleich würden sie auf ihn losstürmen. Schnell hastete er noch durch das Portal. Draußen im Gang gab es zwar ein paar Nischen, aber keine wirkliche Versteckmöglichkeit. Der Gang war sehr lang. Erst wesentlich weiter entfernt schienen weitere Gänge oder Räume abzugehen. Hastig schaute er zurück. Wo blieben sie denn? Eigentlich hätten sie schon längst hinter ihm her sein müssen…

Daniel atmete angestrengt. Er hatte sich kurzer Hand in eine der Nischen gepresst und versuchte zu hören, was in der Halle geschah. Als sich sein Atem langsam beruhigte, erkannte er, dass ihn tatsächlich niemand verfolgte. Das war völlig ungewöhnlich! Seine Neugier veranlasste ihn zurück zum Portal zu schleichen und einen vorsichtigen Blick zu riskieren.

Im Zentrum der Halle hatten die Männer Halt gemacht. Bereits zwei von ihnen hatten am Eingangsportal Stellung bezogen, während sich die restlichen Wachen an den Wänden aufstellten. Die beiden an der Spitze des Trupps kamen direkt auf Daniel zu. Er stand wie angewurzelt da. Sie sahen definitiv in seine Richtung, aber sie sahen ihn nicht an. Daniel konnte sich nur noch wundern…



„Keine Sorge, sie können Dich nicht wahrnehmen“, erklang eine helle Stimme hinter ihm.

Daniel drehte sich erstaunt um. Da stand ein Mädchen etwa einen Meter zwanzig groß, langgliedrig, mit dunkelbraunem langen Haar, das zu einer eleganten Frisur gefönt war und großen schönen Augen. Ihre Kleidung war sehr irdisch, aber nicht wie Kinder sie trugen, sondern wesentlich erwachsener und distinguierter. Selbst die Intonation ihrer Stimme und ihre Körperhaltung erweckten den Eindruck einer wesentlich reiferen Person. Und plötzlich erkannte er sie: „Kate?!“

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und ihr Blick rückte in weite Ferne. „Ja… John nannte mich so…“

Daniel erinnerte sich: Attkins Vorname lautete John. Das war der Mann bei dem sie anfangs untergekommen war.

„…er dachte erst, ich sei seine Schwester Kate, die vor fast dreißig Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.“ Das Lächeln machte tiefem Mitgefühl Platz. „Und dann ist es dabei geblieben“, meinte sie und zuckte fast unmerklich mit den Schultern während sie Daniel ansah.

Daniel verstand nicht ganz: „Warum hast du ihm dann nicht deinen richtigen Namen genannt? So weit ich weiß, haben doch alle Antiker Namen…“

„Antiker…?“ Die Frage hing eine Sekunde im Raum. Dann erhellte sich ihr Gesicht. „Oh… Oma Desala!...“
Daniel versuchte sich einen Reim darauf zu machen.

„Ich habe sie vor kurzem kennen gelernt. Sie scheint gern den Aufpasser zu mimen!“ Das schien eine leicht abfällige Meinung zu sein.

„Du bist kein Antiker?“

„Ich? Nein.“

Daniel hatte momentan völlig vergessen was mit ihm war, ihn interessierte jetzt nur noch sein wundersames Gegenüber: „Wenn du kein Antiker bist, was dann?“

„Io

Daniel hörte zwar das Wort, konnte aber verständlicher Weise damit nichts anfangen.

„Die Io’at sind Lebensformen aus reiner Energie. Von der Existenz her ähneln wir der transzendenten Form der Antiker, aber unser Ursprung liegt weit zurück in den Anfängen unseres Universums als sich noch Energie und Materie ordneten.“

Daniel war wie gebannt. Er sog ihre Worte förmlich in sich auf. Vor seinem inneren Auge erschienen unbekannte Galaxien, farbenprächtige Nebel und heiß brennende Sternencluster. Außer dem, was er sah, nahm er nichts mehr wahr. Er befand sich mitten unter ihnen. Es waren hunderttausende Entitäten, die durch die Weiten des Universums streiften, Wissen sammelten und es miteinander teilten. Ihr Sozialverhalten war ausgeprägt und innig und mit einem Mal war er wie sie, war er einer von ihnen. Er nahm das fremde Universum mit ihren Sinnen wahr, spürte ihre Fähigkeiten, spürte ihre Macht und ihre Weisheit. Io war an seiner Seite. Io! Erst jetzt wurde ihm klar, was dieses Wort bedeutete. Es war die Bezeichnung für eine ganz besondere Gruppe unter ihnen. Einige wenige Io’at hatten sich für eine ganz spezielle Art des Wissenserwerbs entschieden: Um mehr über die Lebensart anderer Spezies zu erfahren, wurden sie zu einem von ihnen indem sie sich mit einem Individuum der anderen Spezies verbanden. Alle Eigenarten der beiden Entitäten gingen dabei ineinander über und wurden zu einem Wesen. Doch diese Verschmelzung war nur erfolgreich, wenn beide es so wollten. Diese Io hatte schon seit einigen zehntausend Jahren die Menschen in ihrem Universum studiert, bis sie für sich die Entscheidung der Verschmelzung traf. Doch Daniel musste feststellen, dass sich ihr Universum stark von seinem unterschied. Die Menschen lebten nur auf der Erde. Goa’uld gab es hier keine, auch keine Antiker. Die Asgard hatten sich in eine völlig andere Richtung entwickelt und waren in der Tat für >Ufo-Entführungen< auf zahlreichen Welten verantwortlich. Einzig die Nox existierten in der gleichen Weise wie er sie kannte. Nox und Io’at begegneten sich freundschaftlich und tauschten Wissen aus…

Die Bilder in seinem Geist verblassten und erst allmählich registrierte Daniel, dass er wieder in seinem Körper steckte. Er saß nun auf einer schmalen Holzbank in einer der Nischen des Ganges. Vor ihm stand Io wieder in Gestalt des Kindes. Seine Gedanken und sein Herz rasten als sein Körper plötzlich von einem elektrisierenden Krampf gebeutelt wurde. Der Schmerz war heftig und schien eine Ewigkeit anzuhalten. Doch es war so abrupt vorbei wie es gekommen war. Daniel bemerkte, dass Io ihre Hände auf seine Schultern gelegt hatte.

„Besser?“

„Ja“, bestätigte er.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit!“ In ihrem Gesicht zeigte sich große Sorge.

Daniel war wie aus einem Traum gerissen. Alles fiel ihm jetzt wieder ein. Der Erreger, sein Zustand, dieser seltsame Ort an dem er hier war…

Io war bereits einige Schritte den Gang entlang gegangen.

„Was ist das für ein Ort?“, fragte Daniel und stand nun auf.

„Das ist nicht einfach zu erklären… Dieser Ort ist eine Brücke zwischen den Realitäten. Die Zeit läuft hier in einem eigenen Rhythmus… Vor langer Zeit entstand hier in der wirklichen Welt die Seuche, mit der ihr heute zu kämpfen habt. Wir sind nicht wirklich hier und trotzdem wirklich genug, um hier vielleicht einen Ausweg zu finden…“

„Der Erreger entstand hier?“, fragte Daniel ungläubig.

Sie nickte. „Was weiß du über >Zoroaster<?“

„Ähm… Er war ein persischer Religionsstifter und soll 630 v. Chr. im Nordosten Persiens geboren sein und bis 553 v. Chr. gelebt haben. Es gibt aber auch Aufzeichnungen die besagen, dass er schon im 13. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll.“

„Ja, das stimmt“, bestätigte sie und ging weiter den Gang entlang.

Daniel war gezwungen ihr zu folgen, wollte er mehr erfahren. Als er sie eingeholt hatte, fuhr sie fort: „Zoroaster war in Wirklichkeit sogar noch älter!“

„Willst du damit sagen, dass er ein Goa’uld war? Das würde aber nicht passen!“

Io hielt einen Augenblick an, um seine Erklärung abzuwarten.

Daniel enttäuschte sie nicht: „In der Lehre Zarathustras wurde im Gegensatz zu anderen Religionen Sklavenhaltung abgelehnt. Deshalb wurde auch Persepolis im Unterschied zu anderen Großbauten des Altertums ohne Sklavenarbeit erbaut. Götzen- sowie Steinverehrung und Gotteshäuser aus Lehm oder Stein waren in Altpersien nicht üblich. Gott kann, nach Ansicht der Zoroastrianer, allenfalls in den Herzen oder im Geiste des Menschen wohnen, aber nicht in den von Menschen geschaffenen Bauten… All das widerspricht sich völlig mit den >Gepflogenheiten< der Goa’uld.“

„Du hast Recht… Zoroaster war definitiv ein Mensch. Aber andererseits war er auch der Wirt für einen Goa’uld. Und dessen Name lautete Ahriman!“

„Ahriman…“, Daniel erkannte den Namen, „stand für alles Dunkle und Böse in der zarathustrischen Lehre!“

Io nickte. „Zoroaster hatte eine Gabe. Er war in der Lage sich dem Goa’uld zu widersetzen. Vielleicht war der Goa’uld auch… anders? Jedenfalls kämpfte er sein Leben lang mit Ahriman um die Vorherrschaft und meist hatte auch Zoroaster die Oberhand. Aber der Kampf dauerte einfach zu lange. Nach einigen Jahrhunderten war Zoroaster erschöpft. Er war in der Lage gewesen sich das Wissen Ahrimans zu Nutze zu machen. Und so beschloss er etwas gehen die Goa’uld zu tun. Er war es, der den Erreger entwickelt hatte. Ahrimans Wissen und seine Ressourcen befähigten Zoroaster dazu. Doch leider hat er es nicht geschafft sein Werk zu perfektionieren. Der Erreger tötet auch Menschen!“

Daniel hatte Io stumm zugehört. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich nun bestätigt. Er hatte eine Seuche eingeschleppt und nun würde vermutlich jeder daran sterben. Dass er der erste sein würde war dabei nur unwesentlich.

„Gibt es kein Gegenmittel?“, klammerte sich Daniel an den letzten Strohhalm.

„Ich glaube schon. Wir müssen es nur finden!“, bestätigte sie und setzte den Weg den sie anfangs eingeschlagen hatte fort.



8



Daniels Herz hatte sich bereits nach der ersten Kardioversion wieder gefangen. Aber es stand sehr schlecht um ihn. Ms. Williams Zustand war fast ebenso kritisch wie Daniels. Allen anderen Infizierten ging es ebenfalls zusehends schlechter: allen voran Teal’c.

General O’Neill war bereits von dem Notfall informiert worden. Jetzt blickte er hilflos in die Quarantäneeinheiten und musste seine Freunde da liegen sehen, wie sie mit dem Tod kämpften. Selbst Sam ging es mittlerweile so schlecht, dass sie im Bett liegen musste.

Dr. Brightman gesellte sich zu ihm.

„Gibt es irgendwelche Fortschritte?“

„Leider nein, Sir“, musste die Ärztin melden. Ihr stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. „Die getesteten Virostatika hatten bisher nur wenig Effekt. Und weder die Tok’ra noch die Asgard haben sich bis jetzt gemeldet.“

Jack ließ sich zwar nichts anmerken, aber in seinem Herzen machte sich die Verzweiflung breit: „Verdammt! Soll es wirklich so enden?“



9



Der Weg war lang gewesen. Aber während sie so durch die Anlage liefen, musste Daniel doch feststellen, dass er diesen Tempel kannte. Er war erst vor kurzem hier gewesen…oder würde in ferner Zukunft hier sein… auf P5X-286!

Io blieb dicht vor einer schmucklosen Wand stehen, wandte sich Daniel zu und reichte ihm die Hand. Daniel war etwas verunsichert, was das werden sollte, nahm ihre Hand aber trotzdem. „Vertrau mir. Es kann nichts passieren.“ Kaum hatte sich ihre Hand fest um seine geschlossen, begann er sich komisch zu fühlen. Irgendwie hatte er Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht und ihm wurde schwindlig als er bemerkte, dass seine Füße nicht mehr den Boden berührten.

Ios Erscheinung hatte sich indes völlig verändert. Er hielt nicht länger die Hand eines Mädchens. Sie war eine Silhouette weißen Lichts. Ein Scherenschnitt einer großen schlanken Frau mit langem Haar, das wie Unterwasser in einer seichten Strömung schwebte, und umgeben war von einer irisierenden Corona. Jetzt verstand er, warum Attkins sie erst für einen Engel hielt!

Io verschwand vor seinen Augen in der Wand und zog ihn mit sich auf die andere Seite.



Daniel stand nahe der Wand durch die sie gekommen waren. Sie befanden sich jetzt in einem in sich abgeschlossenen Raum. Er schien einzig durch einen Ringtransporter erreichbar zu sein und war wie ein Laboratorium eingerichtet. Der >Goa’uld-Stil< war nicht zu übersehen. Hier war der Erreger entstanden… und hoffentlich auch ein Heilmittel!

Ios Erscheinung schwebte im Raum und auf der Suche nach dem Heilmittel dehnte sich ihre Aura aus und durchdrang alles – auch Daniel. Er spürte wie sich zwischen ihnen ein Band knüpfte. Ihre Sinne waren auch seine und er nahm alles wahr, was auch sie wahrnahm. Er hörte ihre Gedanken und fühlte ihre Emotionen. Und er wusste nun endlich warum sie hier war, warum sie half. Als er sie damals in Attkins Haus berührte, hatte sie einen Blick in seien Seele geworfen… Und sie hatte Gefühle für ihn entwickelt, hatte sich tatsächlich in ihn verliebt! Das war kaum zu glauben. Und das verrückteste dabei war, dass es ihm nicht unangenehm war. Nein… es fühlte sich gut an. Er fühlte sich selbst zu ihr hingezogen…

Er versuchte seine Gedanken wieder in die notwendigen Bahnen zu lenken, auch wenn sein wild schlagendes Herz es ihm nicht leicht machte. Io hatte etwas gefunden das wirklich das Heilmittel gewesen war! Jemand musste die Phiole zerstört haben. Der Inhalt war ausgelaufen und hatte sich bis auf einen kleinen Rest verflüchtigt. Entsetzen machte sich in Daniel breit. Er war sich sicher, dass der Rest niemals genug sein würde um ihnen helfen zu können, aber Io sandte ihm ein Gefühl der Zuversicht. Eigentlich wusste Daniel doch bereits wie mächtig die Io’at waren, trotzdem kam es ihm einem Wunder gleich, was jetzt geschah: Io nahm den kleinen Rest in sich auf, erkannte seine Wirkung und in nur wenigen Augenblicken wurde aus der winzigen Probe eine große Menge eines stärkeren und besseren Heilmittels, um alle Mitarbeiter des SGCs von der Seuche zu befreien und sie zu immunisieren.

Doch Daniel fühlte sich zunehmend immer schwächer. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er versuchte einen Schritt zu gehen und kam ins Straucheln. Gerade rechtzeitig fing Io ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Er wurde rapide schwächer! Er starb!!! Das Heilmittel hatte sie ihm schon verabreicht, aber es schien nicht mehr rechtzeitig zu wirken… Sie konnte ihn doch nicht sterben lassen!

Sie hatte nur noch eine Wahl: sie musste ihm etwas ihrer Lebensenergie geben! Ihr Körper wurde mit einem Mal stofflicher. Daniel lag mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Seine Augen waren geschlossen und das Leben entwich. Io kniete sich noch dichter neben ihn, so dass sich ihr Körper an seinen schmiegte und nahm sein Gesicht in beide Hände.

Als ihre Lippen seine berührten, durchströmte ihn ihr Leben und er kam sofort wieder zu Bewusstsein. Seine Augen waren noch immer geschlossen, aber er spürte deutlich den Kuss. Er spürte ihre Hände wie sie sein Gesicht hielten, spürte ihren Körper wie er sich gegen seinen drängte. Und er roch den Duft ihres Haars, das auf seinem Gesicht lag. Er konnte gar nicht anders als sie zu berühren, sie in seine Arme zu nehmen und fest zu halten. Seine Umarmung ließ sie inne halten. Sie löste ihre Lippen von ihm und er sah ihr in die Augen. Sie waren von hellem intensivem grün und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie war noch immer in helles Licht getaucht und ihr dunkles Haar wogte um ihr Antlitz, aber er konnte nun, wenn auch verschwommen, ihre Züge erkennen: dezent geschwungene Augenbrauen unter einer ebenmäßigen Stirn, unglaublich große schöne Augen mit langen Wimpern, eine schmale gerade Nase, hohe Wangenknochen, ein starkes Kinn und die sinnlichsten Lippen der Welt.

Jetzt hielt er sie in seinen Armen. Sie ließ ihn gern gewähren. Er konnte spüren wie wild ihr Herz schlug. Sie zitterte leicht, als ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief. Mit dem Daumen wischte er die Träne von ihrer Wange und hielt ihr Gesicht, um sie zu küssen. Zärtlich hauchte er den Kuss auf ihren Mund, nur um beim nächsten leidenschaftlicher zu werden. Sie öffnete ihre Lippen um seiner Zunge Einlass zu gewähren und sie sogleich mit ihrer zu bedrängen. Daniel packte sie fester. Er atmete schwer, als sich ihre Finger hinter seinem Rücken in seine Jacke gruben. Der Kuss wurde immer intensiver. Sie erforschten gegenseitig ihre Münder, rangen mit ihren Zungen, tasteten an den Zähnen des anderen entlang und saugten und leckten gierig an des anderen Lippen. Daniel war so erregt, dass es fast schmerzte und es war wie ein Schock, als er keinen Augenblick später feststellen musste, dass er wieder im Bett lag!



10



Erneut schrillte der Alarm durch die Gänge. Jack starrte verwirrt auf die spärlicher werdenden Zacken auf Daniels Monitor. Dr. Brightman hatte sofort reagiert und spritzte Daniel irgendetwas, das schon bereit lag. Nur wenige Sekunden später piepte der Monitor wieder in einem schnelleren Rhythmus nur um gleich darauf in einen anhaltenden Ton zu wechseln. Selbst Jack verstand, was die durchgezogene Linie am Monitor bedeutete. Dr. Brightman legte resigniert die benutzte Spritze beiseite. Unnötig weitere Wiederbelebungsversuche zu unternehmen. Die Ärztin wusste, dass er zu sehr geschwächt war, um ihn zurückzuholen.

Jack stand wie versteinert und starrte vor sich hin, ohne etwas zu sehen. Gerade als Dr. Brightman Monitor und Beatmungsgerät ausschalten wollte, ertönte ein kräftiges >Piep< und dann noch eins und noch eins… Brightman starrte entgeistert ihren Patienten an. Sie konnte ihren Augen kaum trauen: Daniels Körper war in ein helles Leuchten gehüllt. Er hatte die Augen geöffnet und betastete den Schlauch, der in seiner Luftröhre steckte. Das Beatmungsgerät unterdessen signalisierte irritiert, das der Patient selbst atmete. Sogleich griff Dr. Brightman nach einer leeren Spritze und befreite Daniel von dem Schlauch. Kaum hatte sie ihn berührt, übertrug sich das Leuchten für einen Augenblick auch auf die Ärztin. Daniel wusste, was das zu bedeuten hatte. Das Heilmittel hatte sich auf sie übertragen und sie immun gemacht. Io hatte die ganz Dosis auf ihn übertragen, damit er es weitergeben konnte…



Daniel hüllte sich eiligst in einen Morgenmantel, um seine Blöße zu bedecken. Gerade als er mit einem knappen Satz Dr. Brightmann und Jack erklärt hatte, dass er das Heilmittel für die Seuche hat und es unbedingt weitergeben muss, ertönte der Alarm aus der Nachbarbox.

Es war Lisann! Daniel riss den Reißverschluss der Trennwand nach oben und stürmte an ihr Bett. „Oh Gott! Hoffentlich ist es noch nicht zu spät!“ Daniel presste voller Hoffnung beide Hände auf ihre Schultern. Das Leuchten breitete sich nur zögerlich über ihren Körper aus, doch als es sie endlich ganz bedeckte und anschließend wieder verlosch, kündete auch ihr Monitor von einem regelmäßig schlagenden Herzen.

Nun öffnete sie die Augen und versuchte sich in einem Lächeln, was durch die Fixierung des Tubus allerdings erschwert war. Stirn und Haar waren verschwitzt und Daniel schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Er konnte fühlen wie schwach ihr Körper war – das Band bestand noch immer… Sie berührte Daniels Hand und sah ihm dabei besorgt in die Augen. „Gib es weiter. Verlier’ keine Zeit.“



11



„…die Tok’ra haben übrigens bestätigt, dass der Erreger die Quelle ihres Symbiontengifts ist. Sie sind durch Zufall an eine Probe gelangt. Allerdings hatten sie nie ein Gegenmittel. Als sie eine sicherere Methode gefunden hatten, das Gift herzustellen, haben sie den Erreger wegen seiner Gefährlichkeit vernichtet“, schloss Sam ihren Bericht.

O’Neill bedankte sich und beendete die Besprechung.

Alle Beteiligten waren froh, dass sie noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen waren. Alle Infizierten waren inzwischen wieder gesund und munter. Der Erreger war vollständig vernichtet worden und alle Personen des SGC dank Daniel und seiner >außerirdischen Freundin< immun. Leider hatte Daniel nicht all zu viel über sie erfahren können…

Ms. Williams hatte sich überraschend bereit erklärt über den Vorfall nichts in der Öffentlichkeit zu verlautbaren, um laut ihrer Meinung eine ungerechtfertigte Panik zu verhindern. Daniel war jedenfalls der Überzeugung, dass man ihr vertrauen könne.

Nach dieser nervenaufreibenden Woche waren alle froh endlich einmal wieder nach Hause zurück zu kehren. Daniel stieg in seinen frisch desinfizierten Wagen. Die Einladung Sams zum Essen hatte er mit der Begründung abgelehnt, dass er sich noch zu schlapp fühlte und eigentlich nur noch heim und ins Bett wollte.



Im zweiten Stock angekommen, blieb er unschlüssig am Treppenabsatz stehen. Ihn zog es zu der einen Tür, die er erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal durchschritten hatte. Er wusste, dass sie da war. Er konnte sie spüren. Er würde sie auch noch spüren, wenn er sich in sein Apartment einschloss. Seine Gefühle waren völlig irrational. Aber waren Gefühle das nicht immer? Er ging einige Schritte in Richtung ihrer Tür. Sein Herz pochte in der Brust. Er wollte klopfen, zögerte aber kurz als die Tür sich öffnete. Da stand sie… in voller Schönheit. Sein Atem ging vor Aufregung schneller und das kribbelnde Gefühl in der Magengegend kannte er schon, erinnerte er sich.

„Willst du nicht reinkommen?“, fragte sie zurückhaltend.

Daniel öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber noch bevor ein Laut über seine Lippen kommen konnte, überlegte er es sich anders. Er ging zwei Schritte auf Io zu und schloss die Tür hinter sich…



Ende, oder?
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