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Verloren von Jadzia

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Kapitel 11

‚Befreien Sie sich von Ihrem Wahn, John!', hatte Dr. Kustain ihm gesagt. Vielleicht war es ein Wahn. Vielleicht war er krank. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass er dem Arzt nicht trauen konnte. Er sprach zwar darüber ihm helfen zu wollen, ihm bei seiner Heilung zu unterstützen. Aber manchmal hatte John einen etwas zu gierigen Blick in den Augen des Arztes bemerkt, als wenn er nur darauf warten würde, dass er über Atlantis zu erzählen begann.

Nein, sein Gefühl sagte ihm eindeutig das er auf keinen Fall mit Dr. Kustain reden durfte. Er war sich vielleicht nicht mehr sicher ob Atlantis existierte, aber wenn es so sein sollte und er hoffte es, würde er nicht das Risiko eingehen die Stadt und seine Freunde zu verraten.

Letztendlich wusste John auch nicht ob man nicht irgendetwas mit ihm angestellt hatte. Er hatte große Gedächtnislücken und sein vernebelter Geist, der sein ganzes Denken so ungewohnt und schwer machte, waren eindeutig verdächtige Zeichen. Auch die Tatsache das er kurz davor war Dr. Kustain zu glauben und auf ihn zu hören beunruhigte ihn. Oft genug hatte er das Gefühl, wie in diesem Fall, nicht wie er selbst zu handeln. Und er fragte sich warum er nicht schon früher darüber nachgedacht hatte, das sein Zustand vielleicht von Medikamenten herrührte. Den normal war es nicht eine solch geistige Benommenheit zu verspüren.

Müde und ausgelaugt fuhr er sich abwesend über seine Arme.

Eine einfache Möglichkeit um das ganze auszutesten, schien ihm der Verzicht auf weitere Medikamente zu sein. Er würde sie einfach unbemerkt nicht weiter einnehmen. Das würde ihm sicher Klarheit verschaffen. Doch als er sich fragte wann er eigentlich jemals irgendwelche Mittel verabreicht bekommen hatte musste er feststellen, dass er es nicht wusste. Dr. Kustain sprach zwar immer wieder von seinen Medikamenten und Dosierungen, doch John konnte sich nicht erinnern je irgendetwas verabreicht bekommen zu haben. Es war ein schlechtes Zeichen das er nichts davon wusste wo er doch so offensichtlich unter Medikamenteneinfluss stand. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Wieso, verdammt noch mal, kamen ihm diese Gedanken erst jetzt? Und warum, warum war er nur so gelassen über seine Situation?

„John? Darf ich eintreten?"

Sehr lange hatte John über seine Situation nachgedacht und es war früher Abend geworden, als Dr. Kustain unvermutet in seiner offenen Tür auftauchte. Überrascht blickte John zu dem Arzt.

Dieser hatte jedoch ohne eine Antwort abzuwarten das kleine Zimmer betreten. Dadurch konnte John einen Blick auf die Pfleger Kestan und Stavus werfen, die sich auf dem Flur aufgestellt hatten.

„Sie hatten nun, wie ich hoffe, ausreichend Zeit um über Ihre Situation nachzudenken. Ich hoffe Sie sind zu einem Ergebnis gekommen." Es war Dr. Kustain anzusehen in welche Richtung dieses in seinen Augen zu gehen hatte.

„Ja, das habe ich. Vergessen Sie's! Von mir werden Sie nichts erfahren!"

Das so prägnante und allgegenwärtige Lächeln des Arztes verschwand. „Ihre Heilung hängt entscheidend davon ab, John! Verweigern Sie sich nicht Ihre eigene Zukunft und beharren Sie auf Ihrem Standpunkt. Sie werden anderenfalls den Rest Ihres Lebens hier verbringen."

„Ich sagte: Nein. Ich weiß nicht was genau hier abläuft, oder wieso ich überhaupt dazu bereit war Ihnen zu glauben. Aber aus mir werden Sie nichts herausbekommen!"

Das Lächeln kehrte in Dr. Kustains Gesicht zurück als er John antwortete. „Aber das habe ich doch schon!"

„Sie lügen!"

„Nein, John, das tue ich nicht. Ihnen wird bestimmt schon aufgefallen sein das es ihrem Kopf, ihrem Geist in letzter Zeit nicht so gut geht. Es gibt Zeiten von denen Sie nicht mehr wissen was Sie getan haben, oder wo Sie gewesen sind."

John wurde es mulmig zumute.

„Sie waren bei mir, John! Und Sie waren sehr gesprächig!" Das Lächeln des Arztes drückte eine ungeahnte Boshaftigkeit aus. „Ich habe eine recht wirksame Droge entwickelt, die den Patienten genau das zeigt und erleben lässt was ich ihm suggeriere. Zum Beispiel denkt er, er wäre wieder ein Kind das mit seinen Freunden spielt, oder er durchlebt erneut die Schrecken eines Wraithangriffes. Oder", das Lächeln des Arztes war zu einem widerlichen Grinsen geworden, „er denkt das er in Atlantis wäre!"

Pures Entsetzen packte John. Unwillkürlich zog er sich an die Wand seines Bettes zurück, soweit wie möglich von dem Arzt entfernt.

‚Nein! Das kann nicht sein! Das ist nicht wahr!' Doch Dr. Kustains Gesichtsausdruck zeigte ihm deutlich das es nur zu sehr stimmte.

„Sie sind verständlicherweise schockiert. Vielleicht fragen Sie sich warum ich mich überhaupt bemüht habe Sie freiwillig zu diesen Aussagen zu bringen. Nun, die Droge ist zwar ein sehr gutes Mittel um Informationen aus jemanden herauszubekommen, doch leider ist sie nicht so effektiv wie ein offenes Gespräch zwischen Arzt und Patient. Ich kann Sie zwar in jede von Ihnen erlebte Situation zurück bringen, werde jedoch nur Ihre Erlebnisse aus diesen erfahren. Ich kann Ihnen keine spezifischen Fragen stellen." Dr. Kustain hatte begonnen in dem kleinen Zimmer auf und ab zu schreiten. „Sie sehen also das es bei weitem einfacher für mich gewesen wäre wenn Sie freiwillig kooperiert hätten."

Johns Blick war ins leere gerichtet, die weiße Wand vor ihm sah er gar nicht. Noch immer konnte er nicht fassen was ihm der Arzt mitgeteilt hatte. Irgendwo zwischen seinem Schock und einer dumpfen Taubheit in seinem Inneren formulierte sich eine Frage. Mühsam richtete er seinen Blick auf den stehen gebliebenen Dr. Kustain. „Wieso sagen Sie mir das?"

„Ich sehe das Sie sich entschieden haben. Ihr Entschluss steht fest und nichts was ich noch tun oder sagen könnte wird diesen noch ändern. Ich habe den Auftrag Informationen aus Ihnen heraus zu holen..."

„Dafür tun Sie das hier? Wegen Informationen?" John hatte Probleme diese ganze Situation, die sich nun endlich vor ihm offen ausbreitete, zu erfassen.

„Mir ist Ihr Wissen egal, John. Aber derjenige der Sie zu mir brachte, zahlt mir eine Menge dafür. Und ich möchte seine Erwartungen nicht enttäuschen den Sie bringen mir ordentlich Geld ein. Man kann sogar soweit gehen und sagen das Sie und Ihr Wissen eine wahre Goldgrube für mich sind, John!"

Das konnte doch alles einfach nicht wahr sein! Wo war er nur hier hinein geraten? Ein Geldgieriger Arzt, der ihn mit sichtlichem Genuss unter Drogen setzte und Informationen aus ihm heraus holte? John hoffte das sich das alles nur um einen schlechten Scherz handelte, einen schlimmen Alptraum. Aber er wusste das dies reines Wunschdenken war.

„Was werden Sie jetzt mit mir machen?" John wollte nicht wirklich eine Antwort auf diese Frage haben. Das einzige was er wollte war diesem Ort, diesem Wahnsinn zu entkommen. Aber diesen Gefallen würde man ihm sicher nicht tun.

„Da Sie sich weigern mir freiwillig zu helfen werden wir Ihre Auskunftsreichen Sitzungen bei mir drastisch erhöhen müssen. Aber vielleicht sollte ich Sie warnen. Meine anderen Patienten, die auch in den Genus meiner Behandlung kamen, haben auf die erhöhte Dosis meiner Droge nicht sehr gut reagiert. Die meisten haben zu meinem Leidwesen bleibende geistige Schäden erlitten." Die Freundlichkeit der Worte des Arztes ließ es John kalt den Rücken runter laufen. Er sprach von Menschen wie von Spielzeug. Hatte er alles was er von ihnen kriegen wollte bekommen, warf er den Rest einfach weg.

„Aber vielleicht möchten Sie dem ja entgehen? Nun, wenn Sie mir freiwillig helfen könnte ich von dieser unangenehmen Behandlung absehen. Es liegt ganz an Ihnen, John!"

Es war eine schreckliche Situation. Egal, was John auch tun würde, Dr. Kustain würde gewinnen. Aber er war gewillt es ihm so schwer wie möglich zu machen! ‚Und wer weiß', dachte er mit grimmiger Genugtuung, ‚vielleicht verabschiedet sich mein Verstand ja bevor er mich wie eine Zitronen auspressen kann!'

Entschlossen blickte er Dr. Kustain ins Gesicht. „Ich stehe zu meiner Entscheidung. Sie müssen es wohl auf die harte Tour versuchen!"

„Das hatte ich mir schon gedacht."

Auf einen Wink hin traten die beiden Pfleger ins Zimmer. John wusste das er keine Chance hatte sich zu widersetzen. Er wehrte sich nicht, als die beiden ihn packten und ihm eine Spritze gaben.

Als die Welt schwarz um ihn wurde versank er dankbar in der dunklen Vergessenheit.

ooOoo


Leises Meeres rauschen ließ John sanft wach werden. Als er sich aufsetzte hatte er für einen Moment das Gefühl in seinem Quartier in Atlantis zu sein. Doch dieser Trugschluss hielt nur einen Augenblick lang an, bis sich sein Kopf schmerzhaft meldete. Sofort darauf verstummte das Meeres rauschen und es wurde still.

Die Tür seines kleinen Zimmers wurde geöffnet und noch völlig in Gedanken und mit schmerzendem Kopf folgte John den anderen Patienten in den Aufenthaltsraum zum Frühstücken.

Irgendetwas schreckliches war passiert. Doch er konnte nicht den Grund diese Gefühls erklären. Oder wollte er es gar nicht? Wage kam ihn ein Gespräch mit Dr. Kustain in den Sinn, doch ein Teil von ihm weigerte sich die Erinnerungen wieder zu Tage zu befördern. Auch fühlte er sich benommen und nebelig, so sehr, wie schon lange nicht mehr. Er hatte deutliche Probleme seine Umgebung richtig wahrzunehmen. Und seine stärker werdenden Kopfschmerzen waren auch nicht gerade hilfreich. Immer wieder meinte John ein bekanntes Gesicht aus Atlantis zu sehen. Aber das konnte nicht sein und das wusste er. Und doch irritierte es ihn ungemein als er meinte im Aufenthaltsraum Teyla und Ronon sitzen zu sehen.

Entschlossen nicht auf diese Halluzinationen zu achten setzte er sich in die hinterste Ecke des Raumes und begann etwas Brei herunterzuwürgen.

„Ah, hier sind Sie, Colonel!"

Überrascht sah er auf. Tulos war mit einem Tablett zu seinem Platz getreten.

„Woher weißt du das ich Colonel bin?"

„Colonel? Ich weiß gar nicht was das bedeutet." Tulos setzte sich und betrachtete John. „Uh, du siehst Heute aber gar nicht gut aus!"

Warum sollte er auch anders aussehen, als wie er sich fühlte?

„Hey, eine freudige Nachricht! Mein Neffe wird mich bald besuchen kommen! Eigentlich sind Besuche nicht gestattet, aber sie machen eine Ausnahme wenn du Beziehungen hast. Mein Neffe arbeitet in unserem Regierungssitz und hat dort eine ganz wichtige Aufgabe! Natürlich hat er eine Menge zu tun, so dass er meistens nicht viel Zeit für mich hat. Aber man kann ihm da keinen Vorwurf machen, schließlich hat er einen Verantwortungsvollen Posten. Jedenfalls hat er sich angekündigt!"

John freute sich für den alten Mann, wurde jedoch von etwas anderem abgelenkt. Dr. Elizabeth Weir hatte ihn gerade ausgemacht und kam geradewegs auf ihn zu. „Guten Morgen! Darf ich mich zu Ihnen setzten? Ich wollte mit Ihnen noch über die bevorstehende Mission sprechen."

John schloss seine Augen. ‚Einfach ignorieren, John, einfach ignorieren', versuchte er sich selbst einzureden. Doch als er seine Augen wieder öffnete stand Elizabeth noch immer vor ihm.

„Hey, geht's dir gut?" Tulos, der wohl auf eine Antwort von ihm gewartet hatte, sah ihn besorgt an.

„Nein, geht es nicht. Ich fange an Dinge zu sehen die nicht da sind." Er blickte erneut zu Elizabeth, die noch immer abwartend an ihrem Tisch stand.

„Oh, das ist nicht so schlimm! Passiert mir auch schon mal. Mach dir keine Sorgen!"

Aber er machte sich Sorgen. Es fiel ihm schwer Wirklichkeit und Illusion auseinander zu halten. Wenn er nicht genau wüsste das Elizabeth nicht hier sein konnte, würde er auf diese Halluzination hereinfallen.

„John? Darf ich mich zu Ihnen setzten?" Elizabeth blickte ihn noch immer an.

Zu ihr gewandt erwiderte er: „Nein, dürfen Sie nicht."

„Dann ein anderes mal vielleicht!" Und damit drehte sie sich um und verschwand irgendwo im Raum.

Tulos hatte ihn in der Zwischenzeit beobachtet. „Ich persönlich finde es immer erfrischend mich mit meinem Neffen zu unterhalten, zu erfahren was in der Wirklichkeit so vor sich geht. Das bringt mich oft auf den Boden der Tatsachen zurück. Könnte dir vielleicht auch ganz gut tun!"

„Ja, hört sich gut an."

Erfreut blickte Tulos in Johns Gesicht. „Uh, du wirst sehen er ist ein sehr intelligenter junger Mann und ein ausgezeichneter Gesprächspartner!"

Doch John hörte Tulos Lobrede auf seinen Neffen nicht mehr zu. Er versuchte sich an die Realität zu klammern von der er spürte, das sie ihm immer mehr zu entgleiten begann.

tbc
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