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Kanans Wille von Athor

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Vorwort

Anmerkung: 1) Noch einmal beschäftige ich mich mit diesen beiden Folgen. Doch dieses Mal konzentrierte ich mich auf die Zwischentöne, die in der Serie nur andeutungsweise zur Sprache kamen. Mal sehen, wie euch diese etwas ungewöhnliche Story zusagt. Über Feedback wäre ich wie immer sehr dankbar.
2) Mein Dank geht wie immer an meine Betareaderin Antares, die jene nicht gerade dankbare Aufgabe übernommen hat, sich durch meine manchmal recht komplexen Gedankengänge zu arbeiten. :)

Spoiler: Frozen, Abyss
Staffel: 6
Kanans Wille


Kanan drang in den Körper des Mannes ein, der sich ihm als vorübergehender Wirt zur Verfügung gestellt hatte. Langsam suchte er sich seinen Weg. Die Verschmelzung hatte begonnen, nun gab es erst einmal kein Zurück mehr!

Dieser Körper fühlte sich kalt und leer an. Kein Gefühl des Willkommens schlug ihm entgegen. Toran hatte ihn bereits vorgewarnt. Ihm gesagt, dass dieser Mann unter normalen Umständen nie einer Verschmelzung zugestimmt hätte. So wie auch er, unter diesen Vorzeichen, normalerweise eine solche Verbindung nie zugelassen hätte. Doch dies waren keine normalen Zeiten. Die Systemlords waren geschwächt und Anubis wurde immer stärker. Daher musste man auch schon mal Dinge tun, die man ansonsten ablehnte, ja sogar hasste. Sogar die Vereinigung mit einem unwilligen Wirt!

Musste ignorieren, was der wichtigste Unterschied zwischen ihnen und den Goa’uld war. Die Inbesitznahme eines Körpers, dessen Eigentümer seine Einwilligung nicht aus Überzeugung, sondern nur aus der Not heraus gegeben hatte. Die Zustimmung dazu kostete Kanan große Überwindung. Aber letztendlich war ihr gemeinsames Ziel wichtiger. Die Informationen, für die sein letzter Wirt sein Leben ließ, durften nicht ungenutzt verloren gehen. Das war er ihm einfach schuldig.

Kanan seufzte, der Verlust seines Freundes steckte noch tief. Er vermisste dessen Gesellschaft. Den Austausch ihrer Gedanken und die Annehmlichkeiten, die eine wahre Symbiose mit einem Wirten mit sich brachte. Das Verschmelzen des Geistes zu einem einzigen Wesen. Geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Verständnis, Harmonie und Einklang.

Hier sah alles ganz anders aus. Er konnte die Vorbehalte und die Ablehnung spüren. Wie gesagt, sie hatten ihn darauf vorbereitet. Doch worauf Kanan nicht gefasst war, war dieser Hass. Diese abgrundtiefe Abscheu, vor seiner Art. Dies würde keine einfache Aufgabe werden. Bei soviel Abneigung eine gemeinsame Basis zu schaffen, würde sehr viel Zeit und Geduld erfordern. Beides stand ihnen leider nur in sehr begrenzten Maßen zur Verfügung. Kanan konnte nur darauf hoffen, dass sein Freund und die Tau’ri sich nicht irrten. Dass dieser Jack O’Neill wirklich bereit war, sich auf diese Sache einzulassen, denn ansonsten konnte es leicht ihrer beider Leben kosten.

**********

Als sie ihm erklärten, wer sein vorübergehender Wirt sein sollte, sagte Kanan der Name Jack O’Neill natürlich etwas. Auch er hatte bereits von dem Colonel und seinem Team gehört, obwohl er ihm persönlich nie begegnet war. O’Neill war in Kreisen der Tok’ra als sehr misstrauisch und stur bekannt. Allerdings galt er auch als ein Mann, der zu seinem Wort stand und der den Tok’ra schon mehr als einmal hilfreich zur Seite gestanden hatte. Vor allem diese letzte Tatsache hatte Kanan schließlich bewogen, dem Ganzen zu zustimmen.

Im Zuge der Vereinigung lernte er nun den ganzen Jack O’Neill kennen. Er erkannte, dass dieser Mensch, genau wie er, schon sehr viele Schlachten geschlagen hatte. Da waren Bilder von Gefangenschaft und Folter, wie sie auch dem Tok’ra vertraut waren. Kampfszenen, die sich wie ein rotes Band durch den größten Teil seines Lebens zu ziehen schienen. Das Leben eines Soldaten, der immer bereit war, für "die gute Sache" zu kämpfen und dabei schon eine Menge erlebt und durchlitten hatte. Eine Parallele zu seiner eigenen Existenz, die ihm eventuell noch behilflich sein konnte. Zwei unterschiedliche Wesen, die doch wenigstens eine Gemeinsamkeit zu haben schienen.

Doch über allem anderen war da dieser Schmerz, dieses greifbare Gefühl von Verlust. Kanan empfand ihn beinahe genauso körperlich, wie O’Neill selbst. Es war fast, als hätte er seinen eigenen Sohn verloren.

Ein Leben, dem soviel Dunkles wiederfahren war. Der Symbiont musste seine ganze Kraft aufbieten, um sich nicht mit in die Tiefe hinunter ziehen zu lassen.

Ein Teil dieses Menschen war bereit, den Kampf gegen die Krankheit zu verlieren. Der Erschöpfung nachzugeben. Gegen den Eindringling und das damit verbundene Heilungsangebot zu rebellieren, um endlich Ruhe und Frieden zu finden. Kanan erkannte, dass es ihn Kraft und auch Zeit kosten würde, diesen unwilligen Teil vom Weiterleben zu überzeugen.

Doch Kanan brauchte diesen Körper. Er brauchte ihn dringend. Sich selbst zur Ruhe zwingend begann er besänftigend auf O’Neill einzureden. Er musste den Colonel beruhigen. Er hatte keine andere Wahl, denn seit der Verschmelzung waren sie ein Team. Und als solches waren sie gezwungen, an einem Strang zu ziehen.

Er rief sich ins Bewusstsein, dass der Colonel immerhin dieser Vereinigung zugestimmt hatte. Also wollte auch er überleben. Jetzt musste es dem Tok’ra nur noch gelingen, ihn daran wieder zu erinnern. Ihn von seiner Abscheu über Kanans Eindringen abzulenken und stattdessen, den natürlichen Überlebenswillen in O’Neill zu mobilisieren. Er fühlte, wie seine Gedanken den Colonel erreichten und dieser sich zögernd, aber allmählich entspannte.

Kanan wunderte sich, woher dieser Gedanke "Mannschaftsgeist" auf einmal kam. Scheinbar hatte O’Neill tatsächlich noch nicht ganz aufgegeben. Der Kämpfer hatte seinen Weg an die Oberfläche zurück gefunden. Gefühle wie Mut, Ehre, Anstand, Loyalität und Codex tauchten auf und erreichten den Tok’ra.

Noch war dieser Mensch zu schwach, um mit ihm zu kommunizieren. Sein Geist ruhte weiterhin in der schützenden Bewusstlosigkeit. Doch die Dinge, die Werte, die diesen Mann ausmachten drangen bereits jetzt aus seinem Unterbewusstsein zu Kanan durch. Machten ihm deutlich, mit wem er es zu tun hatte. Toran und die Tau’ri hatten recht gehabt. Jack O’Neill wollte leben. Beruhigter machte Kanan sich an die Arbeit.

********

Trotz der Bereitschaft leben zu wollen, beanspruchte O’Neills Heilung einige Tage, da die Kooperation des Colonels nicht gerade überwältigend ausfiel. Er blockte zwar Kanans Versuche nicht weiter, doch unternahm er auch seinerseits keine Anstrengung, um sie sonderlich zu unterstützen.

Nachdem O’Neill einigermaßen wieder bei Kräften war, begannen die Befragungen der Tok’ra zu Kanans letzter Mission. Während der gesamten Zeit im Tok’ra Stützpunkt überließ Jack O’Neill dem Symbionten den Vortritt. Es gab auch keinen Grund für ihn, in Erscheinung zu treten. Er kannte hier niemanden und wollte auch keinen kennen lernen. So verhielt er sich still, beobachtete und lauschte.

Kanan war nicht besonders glücklich über O’Neills Passivität. Er hatte gehofft, dass der Colonel nach seinem Aufwachen bereit sein würde, sich mit ihm auszutauschen. Sich auf diese Verschmelzung einzulassen, wenigstens für die Zeit, die ihnen gegeben war. Doch Jack O’Neill hielt seinen Geist verschlossen. Sprach mit ihm nur das Notwendigste und ließ den Tok’ra ansonsten gewähren.

Trotzdem konnte Kanan fühlen, dass sein Wirt sehr genau registrierte, was um ihn herum vor sich ging. Je nachdem, welche Entscheidungen die Tok’ra trafen, konnte er manchmal Jack O’Neills Missbilligung förmlich spüren. Und langsam fragte er sich, ob sie wirklich in der Position waren, so leicht auf ihre Leute zu verzichten. Sie als "Bauernopfer" so einfach in Kauf zu nehmen. Sie waren eine vom Aussterben bedrohte Rasse und unternahmen noch nicht einmal den Versuch, in Gefangenschaft geratene Kameraden zu retten. Vielleicht war die Denkweise des Colones und der Tau’ri gar nicht so falsch. Gingen sie wirklich zu leichtfertig mit anderer Leben um?

**********

Nur noch ein Tag. Morgen würde Jack O’Neill wieder zu den Tau’ri zurückkehren und noch immer war kein anderer Wirt für ihn gefunden worden. Kanan blieb nicht mehr viel Zeit. Er hasste den Gedanken, sich wie ein Goa’uld aufführen zu müssen, doch es blieb ihm keine andere Wahl. Wenn er es jetzt nicht tat, würde er die letzte Gelegenheit vergeben. Dies konnte er nicht zulassen. Mit Bedauern und einem letzten Gedanken der Entschuldigung, übernahm der Symbiont die Kontrolle über Jack O’Neills Körper. Ungehindert konnte er den Stützpunkt verlassen.

**********

Auf Ba’als Planeten mit dem geheimen Stützpunkt angekommen, machte er sich sofort auf den Weg. Sie hatten Glück gehabt! Das Tor war nicht bewacht gewesen. Doch Kanan war sich sicher, dass diese Glückssträhne nicht mehr lange andauern würde.

Zuerst herrschte nach der Übernahme ein ziemlicher Aufruhr im Inneren des Körpers. Der Tok’ra spürte, wie Jack O’Neill vor Wut tobte und die meisten seiner Verheißungen klangen nicht gerade nett in Kanans Ohren. Doch nun, nachdem sie sich Ba’als Festung näherten, bekam der Symbiont zum ersten Mal die Vorteile seines neuen Wirtes zu spüren.

Schnell hatte O’Neill erkannt, in was für eine Gefahr Kanan sie gebracht hatte und sofort kam der Soldat in ihm hervor. Vergessen waren die Vorwürfe. Nun ging es um ihr beider Überleben. Gemeinsam erkundeten sie die Lage, arbeiteten sie sich langsam vor und berieten, wie sie am Besten in das Innere des Gebäudes kommen könnten. Der gut trainierte Körper und die Ausbildung des Colones kam ihnen zugute und Kanan bedauerte abermals, dass sie vorher keinen Weg gefunden hatten, miteinander vorbehaltlos und offen umzugehen.

Es gelang ihnen tatsächlich, ungesehen die Feste zu betreten. Fast ungehindert erreichten sie das Quartier von Ba’als persönlichem Lo’taur. Es war Kanan klar, dass die Gefühle, die Shalans Anblick in ihm auslösten, auch Jack O’Neill nicht verborgen blieben. Dass dieser einen Einblick darin erhielt, warum er ihn entführt hatte. Seine Liebe zu der Dienerin des Goa’ulds, die ihn während einer früheren Mission mit wichtigen Informationen versorgt hatte, war jetzt offensichtlich. Doch Kanan hatte in der kurzen gemeinsamen Zeit genug über den Menschen O’Neill gelernt, um von dessen nun übermittelten Gefühlen nicht allzu überrascht zu sein: ... Verständnis!

**********

Shalan war von Kanans Rückkehr im ersten Moment überrascht. Jedoch konnte er sie von einer gemeinsamen Flucht und seinen Absichten, sie mit sich zum Tok’ra Stützpunkt zu nehmen, überzeugen. Vorsichtig traten sie zusammen den Rückweg an. Doch dieses Mal wurden sie entdeckt und bald darauf, hatte sich ein Trupp Jaffa an ihre Fersen geheftet. Der Versuch, die Krieger los zu werden und sie auf eine falsche Fährte zu locken, schlug fehl. Der Anführer der Jaffa war gut und er ahnte stattdessen, dass die kleine Gruppe in Wirklichkeit auf dem Weg zum Stargate war. So schickte er einen Teil seiner Truppe ihnen hinterher, während er mit dem Rest zum Gate voraus eilte und sie dort bereits erwartete.

**********

Kanans Herz sank, als er Shalan hinter sich stürzen hörte. Er musste es einfach schaffen, sie von hier weg zu bringen. Jetzt, nachdem er sein Interesse an ihr Ba’al so offenkundig gemacht hatte, war sie hier erst recht nicht mehr sicher.

Während sie sich hinter den Bäumen verbarg, brach er aus der Deckung und rannte geradewegs zum DHD. Er hatte gerade das dritte Symbol gedrückt, als ihn der Schuss der Stabwaffe in den Rücken traf. Der Körper des Colonels brach augenblicklich über dem Anwahlgerät zusammen. Kanan spürte, dass die Verletzung ernst war und merkte, wie die Kraft den Leib seines Wirtes verließ. Gemeinsam sanken sie zu Boden.

Hier konnte er nichts mehr tun. Kanan fällte die Entscheidung innerhalb von Sekunden. Wenn Ba’al sie beide zusammen erwischen würde, hätten sie keine Chance. Zweifellos würde der Goa’uld versuchen, über ihn, an Informationen über die Tok’ra zu kommen. Wenn er Jack O’Neill jedoch alleine zurückließ, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ba’al sich erst einmal auf ihn, Kanan und seine angebliche Mission, konzentrieren würde. Aus dem Wirt konnte Ba’al nichts herauspressen, was dieser nicht wusste. Bei ihm, dem Tok’ra, sah die Sache schon anderes aus. Er kannte die Möglichkeiten, die diesem Goa’uld zur Verfügung standen. Eilig löste der Symbiont sich und verließ den angeschossenen Mann.

**********

Aus der notdürftigen Deckung heraus beobachtete er, wie die Wachen Jack O’Neill ergriffen und davon schleiften. Auch konnte er sehen, dass sie Shalan aufgriffen und zurück zu Ba’als Stützpunkt brachten. Er wusste, dass den beiden eine schreckliche Zeit bevorstand. Ba’al würde alles daran setzen, heraus zu bekommen, was sie wussten. Und dazu würde ihm jedes Mittel recht sein.

Kanan seufzte, er konnte ihnen nicht mehr helfen. Seine Zeit war gekommen. Doch er war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er hatte ihnen das Wertvollste gegeben, was er ihnen in dieser Situation noch bieten konnte: ... Zeit!

Denn eines hatte er von Jack O’Neill gelernt: die Tau’ri ließen keinen ihrer Leute zurück! Kanan war sich relativ sicher, dass die Teamgefährten von Colonel O’Neill bereits von dessen Entführung erfahren hatten. Sie würden alle Hebel in Bewegung setzten um herauszufinden wo sich ihr Freund befand.

Und von noch etwas war Kanan zu hundert Prozent überzeugt: wenn dem Colonel die Flucht von hier gelang, würde er nicht ohne Shalan gehen. Dafür hatte er diesen Mann und die Werte für die er stand, viel zu gut kennen- und schätzen gelernt.

Ruhe überkam Kanan. Er hatte alles getan, was er für Shalan noch tun konnte ... und es war den Preis wert gewesen.

ENDE

(c)2004 by Athor
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