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SG-27 von Hyndara71

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„Und wenn Sie einfach die Potenz aus der linearen Abgleichung der Koordination nehmen", Vashtu Uruhk runzelte die Stirn, „das ganze dann multiplizieren und den Wert an Pi angleichen? Damit müßte sich Ihr Problem doch gelöst haben."
Dorn warf ihr einen irritierten Blick zu, doch die Antikerin ließ sich nichts anmerken, stapfte weiter durch das kniehohe Gras.
„Nein, nein, nein! So geht das aber nicht!" Peter Babbis schüttelte den Kopf. „Sie können doch nicht einfach irgendeinen Wert an Pi angleichen! Das würde sämtliche Werte erst recht verfälschen." Hilflos gestikulierte er, als wolle er Fliegen verscheuchen. „Die Maßenangleichung in der höheren Potenz zu berechnen ist unmöglich! Vashtu, wo haben Sie denn rechnen gelernt?"
Die Antikerin gab ihr Pokerface auf und grinste in sich hinein. „War ja nur als Hilfestellung gedacht, da Sie ja solche Probleme mit dieser Berechnung haben."
„Das ist keine Hilfe, das ist ..." Babbis stockte, als er einen Blick in ihr Gesicht warf. Dann wurde er plötzlich puterrot. „Das ist doch ... ! Sie grinsen ja!" Entrüstet schob er die Unterlippe vor. „James, sieh dir das nur einmal an. Diese Frau gibt gerade den größten Blödsinn der Welt von sich, und sie grinst auch noch dabei!"
Dr. James Wallace drehte sich kurz um, dann ging er schulterzuckend weiter, die Augen wieder auf den Boden gerichtet.
„Geben Sie es zu, Sie wollten mich die ganze Zeit hochnehmen!" beschwerte Babbis sich.
Vashtu nickte. „Stimmt, Doc", antwortete sie, tauschte wieder einen Blick mit dem alternden Sergeanten. „Weil das im Moment nichts mit unserem Auftrag zu tun hat. Wir sind nicht hier, um irgendwelche Maßenangleichungen zu berechnen." Mit einem Finger tippte sie auf sein gezücktes Palmtop. „Lassen Sie Ihre Doktorarbeit bitte zu Hause, wenn wir anderweitig beschäftigt sind."
  „Anderweitig beschäftigt?" Babbis warf einen demonstrativen Blick um sich. „Hier ist doch nichts!"
  Das allerdings mußte die Antikerin zugeben. Sie stützte die Arme auf ihre P-90 und runzelte die Stirn, während sie sich auf dieser fremden Welt umsah.
SG-4 hatte gemeldet, hier über etwas gestolpert zu sein, mit dem das Team nichts anzufangen wußte. Da aus den Aufzeichnungen hervorgegangen war, daß die Gestalt, auf die sie getroffen war, offensichtlich Vashtus Muttersprache gebraucht hatte, hatte General Landry beschlossen, wenn auch nach längerem Intervenieren der Antikerin, SG-27 die Sache untersuchen zu lassen.
Ihr erster Fremdwelteinsatz seit der Sache mit dem Supersturm.
Vashtu seufzte und holte ihren Energiedetektor aus der Brusttasche der Überlebensweste, nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte.
„Ach, jetzt geht das wieder los!" Babbis warf ihr einen beleidigten Blick zu, den sie jedoch kaum bemerkte.
Sie aktivierte das Gerät und blieb stehen. Stirnrunzelnd las sie die Anzeigen ab. „Komisch ..." Sie drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, als müsse sie sich erst orientieren.
„Mam?"
Vashtu hob die Hand, kontrollierte noch einmal die Anzeige, dann wies sie in eine bestimmte Richtung und sah auf. Eine niedrige Bergkette schien das Ziel ihrer Suche zu sein.
Aber ... ?
„Bin ich eine Gemse?" beschwerte Babbis sich.
Vashtu steckte den Detektor wieder weg und schüttelte den Kopf. „Tja, offensichtlich sind wir das alle nicht, Peter", antwortete sie wie auf eine ernstgemeinte Frage. „Trotzdem sieht es aus, als müßten wir ein bißchen klettern. Meine Herren?" Sie trat die Führung an und nickte Dorn im stummen Einverständnis zu.
Der Marine ließ sich daraufhin ans Ende der Gruppe zurückfallen und behielt die beiden Wissenschaftler scharf im Auge.
Babbis schloß wieder zu ihr auf, während die Antikerin ihre Sonnenbrille aus einer Befestigung an der Schulter löste und sich auf die Nase setzte.
„Sind Sie sich eigentlich sicher, daß Sie schon wieder fit sind? James hat mir da etwas erzählt." Jetzt klang die Stimme des jungen Wissenschaftlers plötzlich etwas besorgt.
Vashtu warf ihm einen halben Blick zu. „Wenn Wallace auf die Sache mit dem Motorrad anspielt ..." Sie zuckte mit den Schultern.
„Nein, eher auf Ihre Strafversetzung nach Antarktica. Was hat es dort gegeben?"
Wieder wurde ihr Gesicht ausdruckslos. Sie zuckte mit den Schultern. „Es ging darum, ob ich mit dem Kontrollstuhl umgehen kann oder nicht. Die Antwort ist ja."
„Hä?"
„Ich kann mit diesem Stuhl umgehen. Ist gar nicht mal so schwer. Außerdem hatte ich ja schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was mich erwartete." Vashtu stapfte weiter. Auf keinen Fall würde sie noch mehr erzählen. Die andere Sache, die sich in Antarktica zugetragen hatte, ging niemanden etwas an.
„Dann können Sie also wirklich für die Verteidigung der Erde eingesetzt werden, falls es soweit kommen sollte. Ist doch beruhigend." Babbis kletterte an ihrer Seite über die ersten Felsen.
„Bisher habe ich immer in der ersten Reihe gekämpft, Peter. Und genau darum empfinde ich es nicht als sehr beruhigend, plötzlich auf die Reservebank gesetzt zu werden." Vashtu kletterte über das nächste Gestein, blieb oben angekommen kurz stehen und sah sich stirnrunzelnd um.
„Als Reservebank würde ich Antarktica nun wirklich nicht bezeichnen. Eher als ..."
Ein durchdringender Schmerzensschrei erklang hinter ihnen.
Vashtu drehte sich um und sah, wie Dorn vom Weg ausscherrte und in einer Senke verschwand.
„Wallace!" Gekonnt sprang sie von dem Felsen herunter, schlug Babbis kurz auf den Arm und hetzte den Weg zurück, den sie gerade gekommen waren.
Weit war es nicht, bis sie zu der Senke kam. Und dort, wie erwartet, hockte Wallace mit schmerzverzerrtem Gesicht und hielt sich den Knöchel.
„Nicht schon wieder!" stöhnte die Antikerin, warf Dorn einen langen Blick zu. Der Marine zuckte nur hilflos mit den Schultern.
„James? Was hast du denn jetzt wieder angestellt?" Babbis drängte sich an ihr vorbei und beugte sich über den Verunglückten.
Vashtu hockte sich neben ihn, suchte Wallaces Blick. „Geht es? Sollen wir ein Notfallteam rufen?" fragte sie.
Babbis warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie reagierte nicht darauf.
„Ich bin umgeknickt!" stöhnte Wallace auf.
„Natürlich bist du das." Babbis seufzte ergeben. „James, das nächste Mal solltest du wirklich in der Nähe des Tores bleiben. Das scheint wirklich sicherer für dich zu sein."
„Nicht wenn ein Wurmloch eingeht ..." murmelte die Antikerin düster.
Irritiert blinzelnd drehte er sich zu ihr um. „Was?"
Vashtu winkte ab und richtete sich wieder auf. „Geht es wieder?"
Wallace starrte vorwurfsvoll zu ihr hoch. „Warum müssen Sie uns eigentlich immer in unwegsames Gelände führen?" Trotzig wie ein kleines Kind schob er die Unterlippe vor.
Babbis konnte fühlen, wie die Antikerin plötzlich Distanz suchte, er mußte gar nicht hinsehen. Und, das mußte er leider auch zugeben, er konnte sie nur zu gut verstehen. Manchmal war ihm selbst schon ein bestimmter Gedanke durch den Kopf gegangen. Doch bisher hatte er sich immer geweigert, ihn auch laut auszusprechen.
„Dorn, Peter, Sie beide bringen Wallace zum Gate zurück. Ich sehe mich hier noch ein bißchen um. Die Energieanzeige scheint sehr nahe zu sein", befahl Vashtu nun.
„Aber ..." Babbis sah auf.
Die Antikerin blickte stirnrunzelnd zu ihm nieder, schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, Doc, heute nicht. Hier gibt es keine Gefahr. Serge?"
Dorn nickte und trat näher, während Vashtu die Felsen wieder hinaufkletterte.
Babbis sah ihr einen Moment lang nach, dann half er seinem Kollegen auf und ließ den Größeren sich auf ihn stützen.
„Sie tut es schon wieder!" hörte er Wallace flüstern. „Sie benimmt sich schon wieder wie Sheppard. Immer mit dem Kopf durch die Wand!"
Babbis wechselte einen kurzen Blick mit Dorn, nickte dem Militär zu, dann gingen sie langsam los, Richtung Sternentor.
Wallace knurrte immer noch etwas vor sich hin, doch Babbis hörte ihm nicht zu.
Warum nur ständig diese Unfälle seines Kollegen? Das hatte doch schon nichts mehr um Ungeschicklichkeit zu tun. Eher schien es, als weigere Wallace sich strickt, im Team mitzuarbeiten.
  „Wir sind gleich da. Wird schon", brummte Dorn auf der anderen Seite.
Babbis seufzte.
Sie waren seit einigen Wochen nicht mehr auf einem Fremdwelteinsatz gewesen. Ehrlich gesagt, er hatte sich gefreut, mal wieder von der Erde fortzukommen und seinen Kontakt zu der Antikerin vielleicht noch ein wenig zu stärken. Sie arbeiteten beide ganz gut zusammen, hatte er jetzt schon mehrfach feststellen können. Und gerade diese Tatsache verwirrte ihn auch. Bisher war er noch niemandem begegnet, mit dem er so gut hatte zusammenarbeiten können wie mit ihr.
„Dorn! Zurück! Ich ..."
Alarmiert blieben die beiden gesunden Mitglieder von SG-27 plötzlich stehen, als sie die, durch die Funkwellen verzerrte Stimme ihrer Teamleaderin hörten. Vor allem, daß der Spruch mittem im Satz aufhörte, beunruhigte sie.
Babbis und Dorn wechselten einen langen Blick, dann ließen sie Wallace zeitgleich los und rasten zurück zu den Felsen. Der Wissenschaftler hinter ihnen heulte auf und rief ihnen etwas nach, doch sie hörten nicht darauf.
Babbis' Beine waren länger, sein Körper jünger, so war es kein Wunder, daß er den alternden Sergeanten allmählich hinter sich zurückließ. Sorge breitete sich in seinem Geist immer weiter aus.
  Was, wenn der Antikerin etwas passiert war? Was, wenn diesmal sie einen Unfall hatte?
Er wagte gar nicht, sich vorzustellen, was das wohl bedeuten mochte. Er wollte sie nicht verlieren, weder als Anführerin noch als Kollegin. Viel zu schwer fiel es ihm, mit anderen zusammenzuarbeiten.
  „Da!" hörte er Dorn hinter sich rufen, kaum daß sie Felsen wieder erreicht hatten und blickte auf. Der rötliche Qualm einer Notfackel schraubte sich in den blauen Himmel.
Schnell und ungeschickt kraxelte er über die nächsten Felsen, was Dorn wieder etwas aufholen ließ. Dann blieb er wie angewurzelt stehen und starrte auf den reglosen Körper, der auf einem niedrigen Felsen lag.
„Miss Uruhk!" Dorn stürzte an ihm vorbei.
Babbis holte nur immer wieder tief Atem, beugte sich schließlich vor. Aufmerksam sah er sich um, doch er konnte nichts finden, was irgendwie schuldig aussah.
„Sie ist bewußtlos", meldete Dorn, als er ihren Puls gefühlt hatte. „Wir müssen sie zurück zum Gate bringen, schnell!"
Babbis richtete sich wieder auf und biß sich auf die Lippen. Dann nickte er. 
*** 
„Wie geht es ihr?" Babbis kam um die Ecke und sah Dorn, der neben dem Bett saß und dumpf brütend auf ihre Leaderin hinuntersah.
„Unverändert", kam die einsilbige Antwort des Marine. Langsam sah er auf, in seinen grauen Augen stand deutlich Schmerz und Hilflosigkeit zu lesen.
Babbis wandte seine Aufmerksamkeit der schlanken Gestalt in dem Bett zu. Unwillkürlich zuckte er zusammen, als er den Schlauch sah, der aus ihrem Mund zu einem Beatmungsgerät führte. Sie war bereits im Gateroom intubiert worden, trotzdem erschreckte es ihn, sie so zu sehen.
Vashtu sah aus, als würde sie schlafen, wenn da nicht die ganzen Kabel an ihrem Körper befestigt gewesen wären. Um die andere Seite des Bettes und das Kopfende herum standen jede Menge Monitore, die alle unterschiedliche Werte aufzeichneten.
Sein Blick glitt darüber, und er schluckte.
Ihr Herzschlag war unregelmäßig, die Atmung hatte sich bereits auf dem Weg zum Gate eingestellt, so daß Dr. Lam nichts anderes übrig geblieben war, als sie zu intubieren. Wenn er es richtig las, war auch ihr Blutdruck ziemlich abgefallen. Nur ein einziger Monitor zeigte eine rege Aktivität, ein EEG? Er war sich nicht sicher.
„Was sagt Dr. Lam?" fragte er schließlich.
„Sie weiß nichts." Dorns Antwort klang dumpf. „Sie sagt es zwar nicht, aber ..."
Babbis schluckte.
Er hatte Vashtu schon verwundet gesehen, er wußte, daß Verletzungen bei ihr extrem schnell heilten. Vielleicht war das der Grund, warum sie nichts mehr hatten feststellen können, als sie sie schließlich erreichten. Aber auch auf den Felsen war nichts zu sehen gewesen, zumindest nichts wirklich eindeutiges.
Eine Reaktion von Dorn ließ ihn aus seinen Gedanken fahren. Babbis drehte sich um und sah Dr. Lam hinter sich stehen. Die Ärztin starrte zu ihm hoch, als erwarte sie jeden Moment einen Angriff seinerseits.
„Sie sind ja immer noch hier, Sergeant", sagte Lam aber nur, drängte sich an dem schlacksigen jungen Mann vorbei und begann, die Werte der Bildschirme zu überprüfen.
„Wie geht es ihr?" fragte Babbis leise.
Lam drehte sich wieder zu ihm um, betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Wenn Sie die Physiognomie der Antiker besser kennen als ich, können Sie mir gern widersprechen, Babbis", antwortete sie, „aber meiner Meinung nach nicht sonderlich gut. Ihr Kreislauf bricht immer wieder zusammen. Miss Uruhk kämpft um ihr Leben, wenn Sie mich fragen."
Babbis schluckte, senkte den Blick.
„Vielleicht sollten Sie sich auch nach Dr. Wallace erkundigen. Er jedenfalls fragte nach Ihnen beiden", fuhr Lam fort. „Hier können Sie ohnehin nichts tun."
„Aber ..." Babbis schloß den Mund. Er wußte selbst nicht, was er hatte sagen wollen.
„Hören Sie mir zu, Mr. Babbis", sagte die Ärztin im bestimmten Ton, betonte dabei sehr deutlich das Mister, „Ihre Leaderin liegt im Koma und wir wissen nicht warum. Ich habe keine Ahnung, was sie alle dazu verleitet hat, sich zu trennen, aber einen wirklichen Grund kann es für eine solche Schlappe meines Wissens nicht geben. Miss Uruhk war allein, als ihr - was auch immer - zustieß. Das ist keine wirklich effektive Teamarbeit, wenn Sie mich fragen." Jetzt musterte sie auch Dorn vorwurfsvoll. „Sie alle wissen, daß Miss Uruhk wichtig ist in dem Kampf, der uns bevorsteht. Statt sie allein gehen zu lassen, hätte sich wenigstens einer von ihnen finden sollen, der bei ihr war. Wenn sie jetzt nämlich stirbt, sind wir soweit wie vor einem Jahr. Die Gefahr für die Erde wird nicht kleiner, und Miss Uruhk hat von allen mit dem ATA-Gen die am weitest entwickelten Fähigkeiten."
„Sie ist eine Antikerin." Babbis ließ den Kopf hängen.
„Miss Uruhk befahl uns, zum Tor zu gehen", wandte Dorn ein.
Babbis nickte. „James hatte einen Unfall und konnte nicht mehr weiter. Miss Uruhk wollte uns gleich folgen, nur noch kurz etwas überprüfen." In hilfloser Wut ballte er die Hände zu Fäusten. „Dr. Lam, bei allem nötigen Respekt Ihnen gegenüber, aber zumindest ich vertraue meiner Leaderin soweit, daß sie durchaus auch einmal ein paar Minuten auf sich selbst aufpassen kann - zumal auf einem fremden Planeten!"
Lam starrte ihn kurz an, dann drehte sie sich wieder um und las weiter die Daten ab.
„Verdammt noch mal! Dr. Lam, wir haben nur getan, was unser Leader uns aufgetragen hat! Und Miss Uruhk hat zumindest auf mich bisher nicht den Eindruck gemacht, daß sie nicht selbst auf sich aufpassen kann, ganz im Gegenteil! Also hören Sie auf, uns die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen!"
„Dr. Wallace erzählte da eine andere Geschichte." Lams Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie nahm eine Liste und trug etwas darin ein. „Und jetzt sollten Sie beide gehen. Ich bin sicher, General Landry möchte auch noch einige Worte mit Ihnen wechseln."
„Ich werde mich nicht von der Stelle rühren!"
Dorn erhob sich, sah den jüngeren Mann kurz an, dann nickte er. „Komme nachher wieder", erklärte er und ging.
Babbis sah ihm nach und atmete einige Male tief ein. Dann setzte er sich demonstrativ auf den Stuhl, auf dem der Marine bis jetzt gesessen hatte und starrte auf das reglose Gesicht in den Kissen. 
*** 
„Irgendeine Verbesserung?" General Landry beugte sich über die bewußtlose Antikerin und runzelte die Stirn.
„Ich bin ihre Anhängsel endlich los", antwortete Dr. Lam.
Landry hob die Brauen, sagte aber nichts. Statt dessen richtete er sich auf und blickte zu seiner Tochter hinüber. „Das meinte ich an für sich nicht."
Dr. Lam sah ihn herausfordernd an und hob das Kinn. „An ihrem Zustand hat sich nichts geändert, falls du das meinst. Keiner von uns hat auch nur die geringste Ahnung, was eigentlich mit ihr los ist. Laut den Aussagen, die dir gegenüber gemacht wurden, sind einige Minuten zwischen dem, was auch immer geschehen ist, und dem Eintreffen von Dorn und Babbis vergangen. Falls es eine Wunde gewesen ist, kann ich sie nicht mehr finden. Wir wissen ja, daß Miss Uruhk sich durch ihre Fremdzellen extrem schnell selbst heilen kann und teilweise keine bewußte Steuerung über diesen Vorgang hat - zumindest behauptet sie das."
„Du glaubst es nicht?" Ein ungläubiger Blick von Landry.
„Ja, das glaube ich nicht. So wie die Fremdgene in ihrem Inneren sich verhalten, hat sie über alles die Kontrolle. Aber es mag sein, daß sie über die Jahrtausende vergessen hat, dies bewußt zu tun. Ihr Unterbewußtsein gibt den Befehl. Aber letztendlich steuert sie alles immer noch selbst." Lam runzelte die Stirn, nickte dann anerkennend. „Diese Gentherapie ist etwas ... Auch wenn ich an für sich ihre Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen kann, muß ich doch sagen, ihre Arbeit war ganz hervorragend. Schade, daß sie nur Beckett die Ermächtigung gegeben hat, ihre Forschungen einzusehen und vielleicht zu vervollständigen."
Landry sah wieder hinunter auf das schmale Gesicht der bewußtlosen Antikerin, runzelte die Stirn. „Eine geniale Wissenschaftlerin ... Irgendwie erscheint mir das bei Miss Uruhks Eskapaden etwas ... nun, eigenartig."
„Es ist aber so. Du wirst niemanden finden, der es auf dem Gebiet der Genetik mit ihr aufnehmen kann, zumindest hier und heute. Sie behauptet, vor zehntausend Jahren sei das anders gewesen." Lam seufzte. „Es wäre wirklich ein unglaublicher Verlust, wenn sie sterben würde."
„Irgendeine Chance?" Landry sah wieder auf, eine leise Hoffnung in den Augen.
Lam zögerte, dann wandte sie sich ab. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Nicht wirklich. Wenn sie nicht von selbst wieder aufwacht, werden wir nie erfahren, was geschehen ist. Tut mir leid."
Landry seufzte, wollte sich schon abwenden, da fiel ihm etwas auf und er senkte den Kopf wieder auf die Gestalt im Bett. Entgeistert sog er scharf den Atem in seine Lungen. „Oh mein Gott!"
„Was?" Lam drehte sich um und erstarrte.
Die Antikerin rührte sich. Die Finger ihrer rechten Hand bewegten sich sacht, dann kreiste ihre Hand.
Lam fuhr wieder zu den Bildschirmen herum, schüttelte jedoch nur den Kopf. „Ihr Kreislauf hat sich wieder stabilisiert, aber ansonsten kann ich keine Veränderung feststellen. Wie kann das sein?"
Landry wich vom Bett zurück und atmete immer wieder tief ein. „Das gibt es doch nicht!" keuchte er schließlich, ließ Lam den Kopf wieder senken und sich auf ihre Patienten konzentrieren.
Vashtu hatte ihre Augen geöffnet und sah die beiden Menschen unverwandt an.
„Miss Uruhk!" seufzte Landry, halb erleichtert, halb erschrocken.
Die Aufmerksamkeit der Antikerin glitt augenblicklich mehr zu ihm. Sie starrte ihn an, ohne jegliches Erkennen in den Augen. Sie starrte nur.
„Wie geht es Ihnen?" Lam trat an das Bett heran und beugte sich über ihre Patientin.
Die richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf sie, doch wieder war keine Spur von Erkennen in ihren Augen zu sehen.
Lam zögerte, dann beugte sie sich über die Antikerin. „Moment, ich ziehe Ihnen den Schlauch. Das wird etwas unangenehm."
Landry trat noch einen Schritt zurück und erschauderte, als er beobachtete, was geschah. Noch immer schien es ihm, als durchbohre die Antikerin ihn mit ihrem Blick. Irgendetwas war anders, das wurde ihm schnell klar. Irgendetwas war ...
Vashtu hustete und würgte, als der Beatmungsschlauch aus ihrer Kehle entfernt wurde. Mühsam rappelte sie sich auf die Ellenbogen und keuchte.
„Warten Sie." Geschäftig goß Lam einen Becher Wasser ein und reichte ihn ihrer Patientin. „Hier, trinken Sie, dann wird es besser."
Vashtu ließ sich den Becher an die Lippen drücken. Landry sah, wie sie langsam schluckte und dann die Hand hob, als sie genug hatte.
„Wie geht es Ihnen?" fragte der Leiter des SGC.
Vashtus Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf ihn. Unverwandt sah sie ihn an, blinzelte nicht einmal. Doch sie schwieg.
Landry erschauderte.
„Es kann sein, daß es etwas dauert, bis Ihre Stimme sich erholt hat, Miss Uruhk. Möchten Sie etwas aufschreiben?" erkundigte Lam sich.
Vashtu reagierte nicht. Weiter starrte sie Landry an. Dann setzte sie sich unvermittelt auf und hob die Beine aus dem Bett.
„Miss Uruhk?" Lam trat irritiert einen Schritt zurück.
Vashtu stand auf, trat dicht an den Leiter des SGC heran. Noch immer zuckte in ihrem Gesicht nicht einmal ein Muskel. Unwillkürlich wich Landry etwas zurück.
Dann ballte die Antikerin plötzlich die Hand zur Faust und schlug zu. Der General ächzte getroffen und klappte nach vorn. Blitzschnell griff sie nach seinem Arm und hebelte ihn über ihre Schulter, daß er hart auf das Bett knallte, in dem sie vorher gelegen hatte. Landry ächzte und würgte immer noch von dem Schlag. Offensichtlich konnte er sich im Moment nicht wirklich gegen die Antikerin wehren.
  „Miss Uruhk!" Lam starrte Vashtu entgeistert an.
Mit einem tierischen Knurren drehte die sich herum.
Lam wich zurück, konnte den Blickkontakt mit Vashtu nicht lösen. Dann stürzte sie unvermittelt los, die Antikerin hinter sich wissend.
„Kommen Sie zu sich! Miss Uruhk!" rief die Ärztin, warf sich auf den Notfallknopf. Ein durchdringender Alarm schallte durch die Krankenstation, blinkende rote Lichter flammten auf.
Dann fühlte Lam bereits, wie sie im Nacken gepackt und zurückgerissen wurde. Eine Faust schrammte über ihr Gesicht, während sie herumwirbelte.
Irgendwie gelang es ihr, sich zumindest kurzfristig wieder zu befreien. Sie fuhr herum, nach irgendeiner Waffe gegen die Antikerin suchend. Aber was würde gegen die Kraft eines Wraith wirklich etwas nutzen?
Wieder knurrte die Antikerin. Tief und grollend klang dieser Laut, und sehr gefährlich.
Lam griff sich das erstbeste von einem nahestehenden Tischchen und schleuderte ihrer Angreiferin eine Nierenschale entgegen. Vashtu wischte sie wie eine Fliege beiseite, kam drohend näher.
„Hören Sie, was immer auch geschehen ist, wir können darüber reden. Sie müssen das nicht tun, Miss Uruhk!" Lam trat rückwärts Schritt für Schritt zurück.
Warum ausgerechnet jetzt? Es war spät in der Nacht und sie die einzige in der Krankenstation. Und sie hatte keine Ahnung, wie lange der Sicherheitsdienst brauchen würde.
Vashtu sprang vor - und mitten in ihrem Sprung traf sie eine Energieentladung. Der schlanke Körper der Antikerin wurde in der Luft herumgewirbelt und aus der Bahn geworfen. Hart krachte sie gegen die Wand, rutschte dann an dieser hinunter und blieb zwischen zwei Betten bewußtlos auf dem Boden liegen.
Lam zögerte, dann richtete sie sich auf und starrte auf den zusammengesunkenen Körper.
„Was war das?" flüsterte sie. 
*** 
Babbis saß gerade an seinem Rechner, als sich die Tür öffnete und Wallace hereingehumpelt kam. Unwillig sah der schlacksige junge Mann auf. „Was ist denn?"
„Sie ist aufgewacht", antwortete Wallace einfach nur.
Für Babbis war das allerdings wie ein Keulenschlag. Mit einem Mal hatten die Zahlen und Ziffern auf seinem Bildschirm jede Bedeutung verloren. Ungläubig ruckte sein Kopf hoch. „Was? Wann?" Er kam auf die Beine und atmete einige Male tief ein. „Sie hat ein unglaubliches Glück!"
Wallaces Gesicht blieb ausdruckslos. „Wenn du meinst. Jetzt hat sie jedenfalls ihr wahres Gesicht gezeigt." Er sagte diese Worte im tiefen Brustton der Überzeugung.
Babbis blinzelte irritiert. „Was?"
Auf Wallaces Gesicht zeichnete sich ein leises, triumphierendes Lächeln ab. „Sie hat Landry fast krankenhausreif geschlagen und Lam angegriffen."
Babbis erstarrte, dann schüttelte er entschieden den Kopf und unterstrich dieses mit einer entschiedenen Geste. „Das ist doch vollkommener Unsinn? Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden?"
Wallace grinste immer noch. „Ich habe doch von Anfang an gesagt, daß diese Frau gemeingefährlich ist. Ihre ganze Sheppard-Masche war doch nur aufgesetzt, um alle zu täuschen. Jetzt hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt und wird dafür büßen müssen. Und wir bekommen endlich einen anständigen Leader."
Babbis blieb die Luft weg bei diesen Worten. Ungläubig starrte er seinen Kollegen an. „Was redest du da für einen Blödsinn? James!"
„Kein Blödsinn! Diese Frau hat zuviel von ihrer eigenen Gentherapie abbekommen. Man hätte ihr von Anfang an nicht trauen sollen. Warum sonst hätte Atlantis sie zur Erde geschickt? Man hatte dort Angst vor ihr und nicht genug Schneid, um sie aus dem Weg zu räumen."
Babbis trat näher an seinen Kollegen heran. „Was erzählst du denn da für einen ausgemachten Schwachsinn? Du hast sie doch selbst erlebt!"
Wallace hob den Kopf. „Ja, das habe ich. Und ich weiß, wer und was sie ist, mein Lieber. Diese Frau ... Dieses Ding ..."
„Vashtu Uruhk ist wahrscheinlich der beste Leader, den wir uns hätten wünschen können, verdammt!" herrschte Babbis seinen Gegenüber an. „Ich verstehe nicht, warum du so darauf pochst, daß sie eine Gefahr für alle darstellt. Sie ist eben so, und sie versucht doch wenigstens sich anzupassen! Sie hat auch dir inzwischen oft genug den Hals gerettet, damit du ein bißchen Dankbarkeit ihr gegenüber zeigen könntest, verdammt!"
Wallace starrte auf seinen jüngeren Kollegen hinunter. „Hast du dich etwa in diese Mutantin verknallt, Peter? Oder was soll dieser Unsinn? Du warst doch auch gegen sie."
„Nach dem ersten Einsatz, ja!" Babbis schüttelte den Kopf und kniff die Lippen zusammen. „Aber was war bei der Sache mit dem Planetenkiller? Was mit dem Sturm? War sie uns etwa nicht dankbar, daß wir mitgeholfen haben, sie zu finden, als der Trust sie entführt hat? James-Robert Wallace, auch du hast ihr inzwischen einiges zu verdanken. Also rede dich jetzt nicht heraus. Wir verdanken Miss Uruhk eine ganze Menge inzwischen, und zumindest ich werde mir deinen Schwachsinn nicht länger anhören, verstanden?"
„Du bist also wirklich in sie verknallt, was?" Wallace lachte falsch. „Dann viel Spaß, mein Lieber. Du mußt nicht nur gegen einen ominösen Partner ankämpfen, sondern auch noch eine Mutantin für dein Bett gewinnen. Bin gespannt, wie das ganze ausgehen wird."
Babbis' Faust schoß vor. Im letzten Moment bremste er sie, weil sich gerade jetzt die Tür wieder öffnete.
„Docs?" Dorn runzelte die Stirn, als er die geballte Faust sah, die kurz vor Wallaces Gesicht in der Luft schwebte, doch der alternde Marine sagte nichts.
Babbis starrte seinen Gegenüber noch einen Moment lang an, dann drehte er sich zu seinem neuen Gast um und ließ die Faust endlich sinken. „Serge, was gibt es?"
Dorn nickte. „Miss Uruhk ist wach."
Wieder dieses triumphierende Grinsen auf Wallaces Gesicht.
„Das weiß ich bereits. Aber danke, Serge. Wie geht es ihr?" Babbis bemühte sich zumindest um einen ruhigen Ton.
Dorn sog seine Wangen ein und schien einen Moment lang zu überlegen. Dann musterte er Wallace sehr genau, ehe er antwortete: „Ist in der Arrestzelle."
Babbis erstarrte. „Was?"
„Habe ich doch gesagt." Wallace lächelte kühl.
Babbis hob einen Finger und hielt ihn drohend unter die Nase seines Kollegen. „Halt deinen Mund, mein Freund, sonst ..."
Dorn schien von dieser Situation irgendwie fasziniert zu sein. Schmunzelnd stand er immer noch in der Tür, dann aber wurde er ernst. „Sieht so aus, als sei sie durchgedreht", sagte er.
Babbis erstarrte innerlich. Dann hatte Wallace tatsächlich recht gehabt, wenn er auch nicht wirklich sagen konnte, warum. Bisher war ihm seine Leaderin eigentlich nicht als übermäßig aggressiv erschienen. Konnte er sich so geirrt haben? 
*** 
„General, Sir, ich ..." Babbis erstarrte und riß ungläubig die Augen auf, als er Landrys leidende Miene sah. Auch wenn der Leiter des Stargate Centers sich offensichtlich nicht anmerken lassen wollte, daß es ihm nicht gut ging, sah man es ihm doch an.
„Dr. Babbis!" Landry ächzte, setzte sich aufrecht hin. Ein, in ein Handtuch eingeschlagenes Päckchen verschwand auf seinem Schoß und damit unter dem Tisch.
„Sir, ich ... man ... es ist ..." Babbis stockte immer wieder, wußte nicht so recht, wie er beginnen sollte.
Landry nickte ihm zu. An seiner Schläfe war ein dunkelvioletter Bluterguß. „Setzen Sie sich, Doktor. Kommen Sie inzwischen besser mit Ihrer Arbeit voran?"
Babbis' Blick irrte einen Moment hilflos hin und her, dann straffte er seinen Rücken und trat zu einem der Besucherstühle, um sich dort niederzulassen.
„Nun?" Landry lächelte gequält.
Babbis schluckte. „Ich habe gehört ... ich meine ..."
Landry hob ein wenig ungeduldig die Hand. „Hören Sie bitte auf zu stammeln, Doktor, und sammeln Sie sich. Was gibt es?"
Babbis schluckte wieder und kniff die Lippen zusammen. „Sir, ich habe gehört, daß Miss Uruhk wieder zu sich gekommen ist. Allerdings liegt sie nicht mehr auf der Krankenstation und man weigert sich, mir mitzuteilen, wo sie sich befindet."
„Aus gutem Grund." Landry nickte. Dem Wissenschaftler ging erst jetzt auf, wie vorsichtig diese Bewegung erfolgte. „Miss Uruhk befindet sich zur Zeit in Quarantäne in der Arrestzelle, Doktor. Sagen wir, sie stand etwas neben sich, als sie wieder zu sich kam."
„Ich würde gern mit ihr sprechen, Sir."
Landry runzelte die Stirn. Kurz zuckte es wieder in seinem Gesicht. „Dr. Babbis, ich glaube, ich muß nicht wirklich betonen, daß ich es nicht für gut halte, wenn Sie sich im Moment Miss Uruhk nähern. Sie ist ... etwas merkwürdig."
„Ich würde es trotzdem gern versuchen." Babbis hob die Hände, begann wieder zu gestikulieren. „Sehen Sie, Sir, Miss Uruhk und ich arbeiten recht gut zusammen, ich würde sogar behaupten, sie ist bisher die einzige, die ich mir als Mitarbeiterin bei meinen Projekten vorstellen könnte. Und insofern glaube ich, es ist da mittlerweile etwas zwischen uns gewachsen, daß ... Man könnte es vielleicht als leichte Freundschaftsbande bezeichnen, Sir. Ich würde sie gern sehen und mit ihr sprechen. Vielleicht komme ich zu ihr durch, wenn Sie meinen, sie wäre nicht ganz bei sich. Immerhin hat sie mir auch hervorragend geholfen, als es um die Sporen ging, Sir. Und auch bei meinen Messungen hat sie hervorragende Arbeit geleistet. Sie ist manchmal etwas spontan, zugegeben. Aber sie will nur helfen. Vielleicht haben Sie da nur etwas falsch verstanden, Sir. Ich meine, ich kenne ihre Körpersprache inzwischen gut genug, um ..." Babbis verstummte, als Landry sich nach vorn beugte und die Arme auf die Arbeitsfläche seines Schreibtisches stützte.
„Dr. Babbis, ich verstehe Ihre Sorge um Ihre Leaderin. Aber ich halte es nicht für eine sonders gute Idee, wenn Sie mit ihr in Kontakt treten. Im Moment scheint sie ... sagen wir, etwas reizbar zu sein."
  „Ich komme damit zurecht, Sir", sagte er im Brustton der Überzeugung.
Landry hob die Brauen. „Tatsächlich?"
Er nickte.
Sie konnten das einfach nicht tun! Sie durften nicht! Vashtu Uruhk hatte es tatsächlich geschafft, ihn irgendwie zu einer Zusammenarbeit zu bringen. Und er würde jetzt nicht auf die einzige verzichten, die wirklich mit ihm arbeitete statt gegen ihn. Außerdem mußte er ihr immer noch beweisen, daß er mindestens ebenso klug war wie sie. Und die einzige Möglichkeit, dies zu tun war, sich ihr zu stellen, auch wenn es ihr nicht so gut ging.
„Doktor, ich glaube, Sie haben kein Bild davon, wie es um Miss Uruhk bestellt ist." Landry seufzte. „Wenn ich es nicht besser wüßte, ich würde sagen, sie ist besessen."
Babbis stutzte. „Besessen, Sir?"
In ihm wuchs ein wenig Stolz. Der Leiter des SGC vertraute ihm etwas an, ihm! Dabei hatte es noch vor wenigen Monaten geheißen, er wäre ein hoffnungsloser Fall. Nur die Tatsache, daß er in seinem jungen Alter schon ein abgeschlossenes Studium und zwei ausstehende Doktortitel  vorzuweisen hatte, natürlich neben seinem hohen IQ, hatte ihn bisher vor AREA 51 oder einer ähnlichen Einrichtung bewahrt. Nach der Katastrophe mit Lt. Colonel Sheppard war er für schlicht teamuntauglich gehalten worden - er selbst hatte dies von sich gedacht, mußte er zugeben. Doch dann hatte Vashtu SG-27 übernommen und war irgendwie ... sie war anders. Mit ihr konnte er arbeiten, sie half ihm teils auf den rechten Weg, wenn er sich wieder irgendwo verrannte. Zwar ärgerte es ihn noch immer, daß sie als klüger als selbst er galt, doch er war sicher, irgendwann würde er auch andere von seinem Können überzeugen können.
Daß Landry ihn jetzt so ins Vertrauen zog machte Babbis einfach nur stolz. Noch vor einem halben Jahr wäre das undenkbar gewesen. Und vor noch nicht allzu langer Zeit hatte es geheißen, SG-27 würde aufgelöst werden, sobald die Ori sich der Erde näherten und die Antikerin nach Antarktica versetzt werden würde. Doch jetzt hoffte er zumindest, sich soweit etabliert zu haben, daß man zumindest ihn im Cheyenne-Mountain lassen würde. Zudem kam dann auch noch seine Arbeit über die Mega-Stürme, die Landry offensichtlich doch interessierte. Wenn es ihm tatsächlich gelang, die Berechnungen irgendwann abzuschließen, konnte er vielleicht zu einem wichtigen Mitglied des SGC aufsteigen und würde so schnell nicht ersetzbar sein.
„Ich denke, ich verstehe sehr gut, Sir", entgegnete er jetzt. „Ich möchte versuchen, ob ich nicht zu meiner Leaderin vordringe. Bei allem Respekt, Sir, aber Miss Uruhk und ich ... nun, wir haben mittlerweile eine gewisse Beziehung zueinander aufgebaut. Und ich denke, vielleicht kann ich mit ihr reden, sollte sie wirklich noch immer neben sich stehen."
Landry sah ihn zweifelnd an. „Ich werde Sie nicht zu ihr in die Zelle lassen, Dr. Babbis. Es sei denn, Sie zeigen mir einen ähnlichen Ausbruch wie Miss Uruhk." Er seufzte und schüttelte wieder den Kopf. Dann erhob er sich langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Aber gut, wenn Sie meinen, dann kommen Sie mit. Sie können sie zumindest auf der Überwachungskamera beobachten."
Babbis nickte eifrig und erhob sich wieder.
„Was macht Ihre Arbeit denn nun, Babbis?" fragte Landry, als er die Tür öffnete.
„Oh, ich komme ganz gut voran, Sir", der junge Wissenschaftler lächelte. „Könnte vielleicht hier und da etwas besser sein, aber im allgemeinen bin ich mit den Auswertungen zufrieden."
„Hilft Ihnen Miss Uruhk dabei?"
Babbis schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Das war auch so abgesprochen."
Landry hob eine Braue, ging jetzt an seiner Seite den Gang hinauf. „Da hat Dr. Wallace aber etwas anderes gemeint."
Babbis stutzte. „Sir, bei allem Respekt, aber ich bin durchaus in der Lage, selbst die Berechnungen durchzuführen. Im Moment weiß ich nicht so recht, was ich von Dr. Wallace halten soll. Er selbst scheint etwas neben der Spur zu laufen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich glaube, ich werde die Arbeit nächsten Monat dem Ausschuß vorlegen können, dann dürfte der Titel ziemlich schnell an mich gehen." Er sonnte sich in seiner Klugheit. Und irgendwo im Hintergrund hoffte er auf noch mehr.
Landry nickte langsam. „Sie schulden Miss Uruhk also Ihr Leben, lassen sie aber nicht teilhaben an Ihrer Arbeit. Dennoch behaupten Sie, Sie könnten am besten mit ihr zusammenarbeiten?"
„Nun, ich denke, daß haben wir bereits bewiesen, Sir."
„Und diese eigenartige Weltraummine?" bohrte Landry weiter.
„Ich habe ..." Babbis stockte, sah dann zu dem General hinüber. „Was?"
„Sie wollten doch an dieses Gerät, oder? Miss Uruhk wollte Ihnen das auch ermöglichen damals. Ich war dagegen. Ihre Bewertungen ..."
Babbis schluckte und senkte den Kopf. „Ich habe die Mine nicht aktiviert, Sir, wenn Sie das denken. Ich wollte sie untersuchen, ja, aber dazu bin ich gar nicht gekommen. Miss Uruhk hat ... naja, sie hat sie weggeschafft, ehe sie explodieren konnte."
„Dann hatte ich mich also doch nicht geirrt." Landry stieg in einen Aufzug. „Damit Sie es wissen, Doktor, hätte Miss Uruhk damals nicht alle Schuld auf sich genommen, wären Sie und Wallace fristlos aus dem SGC geflogen und in SG-27 ersetzt worden. Ihre Leaderin ist sehr für Sie eingetreten bisher, und daß, obwohl sie des öfteren immer noch meint, Sie wären die jüngere Ausgabe von Dr. Rodney McKay." Der General schmunzelte.
„Wie bitte?" Babbis riß die Augen auf. „Sir, bei allem Respekt, aber Dr. McKay ist ... Nun, ich halte nicht sehr viel von seinen Arbeiten."
„Und er nicht von Ihren." Landry schmunzelte. „Zumindest soweit ich weiß. Ihm wurde wohl etwas vorgelegt, an dem Sie gearbeitet haben."
Babbis holte tief Atem, doch dann öffneten die Lifttüren sich wieder und er trat an Landrys Seite aus dem Aufzug.
„Wie auch immer, Sie sollten vielleicht etwas ... nun, sagen wir, Sie sollen vielleicht etwas vorsichtiger sein, Doktor. Ihre Zusammenarbeit mit Miss Uruhk ist zwar löblich, aber Sie sollten auch anderen gegenüber etwas verträglicher werden. Sonst könnten Sie irgendwann wirklich allein dastehen."
Babbis wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Landry eine Tür auf seiner Seite des Ganges öffnete. „Bitte sehr, treten Sie ein."
Der junge Wissenschaftler straffte sich wieder und trat in den dunklen Überwachungsraum. Der MP, der gerade Wache hielt, erhob sich steif vor seinem Vorgesetzten, und salutierte. Landrys Gruß fiel lockerer aus. „Machen Sie weiter Ihre Arbeit, Lieutenant", sagte er, wandte sich dann an Babbis: „Bitte, Doktor. Überzeugen Sie sich selbst."
Babbis schluckte, trat dann aber an einen der Bildschirme. Was er dort aber sah, erschreckte ihn.
Vashtu Uruhk stand an der Tür zu der Isolierzelle und bearbeitete diese sehr entschlossen mit ihren Fäusten. Und, was er undeutlich sehen konnte, sie hatte bereits einige Dellen in die schwere Stahltür geschlagen.
„Ich sagte doch, sie benimmt sich eigenartig. Sie spricht nicht, es scheint nicht einmal, als würde sie noch irgendjemanden erkennen, selbst ihr eigenes Team nicht mehr. Dorn war bei ihr, und wir hatten Mühe, ihn unverletzt wieder aus der Zelle zu schaffen."
„Das ... das kann nicht sein!" Babbis schüttelte ungläubig den Kopf. Seine Hoffnungen schienen plötzlich zu zerstieben. Doch eine kleine, behaarliche Stimme tief in seinem Inneren blieb und riet ihm, seiner Leaderin zu helfen. 
*** 
Babbis stand, die Arme gekreuzt, an seinen Schreibtisch gelehnt, als Dorn eintrat. Der alternde Marine betrachtete den jungen Wissenschaftler einen Moment lang sinnend, dann nickte er.
„Wir müssen noch einmal auf diesen Planeten." Babbis richtete sich unvermittelt wieder auf und begann zu gestikulieren. „Miss Uruhk muß dort auf irgendetwas gestoßen sein, von dem wir keine Ahnung haben. Und dieses Etwas hat sie offensichtlich so beeinflußt, daß man jetzt nicht mehr mit ihr reden kann. Aber ich denke, ich könnte etwas finden, was ihr helfen würde. Aber dazu brauche ich Ihre Hilfe, Sergeant." Er griff nach einem Stück Schokolade und schob es sich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck in den Mund.
Dorn neigte den Kopf fragend zur Seite und betrachtete den jüngeren. „Wallace?" fragte er nach einer kleinen Weile.
Babbis begann plötzlich eine nervöse Wanderung durch den Raum und schüttelte ungeduldig den Kopf, während er mit den Fingern schnippte. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, welche Laus James über die Leber gelaufen ist, daß er einen so kompletten Unsinn von sich gibt. Und ich würde ihn auch gern aus dieser Sache heraushalten. Er scheint mir im Moment ... nun, Sergeant, Sie haben ihn ja selbst erlebt."
Dorn nickte stumm.
Eine ungeduldige Geste folgte. „Die Frage ist jetzt, wie können wir Landry davon überzeugen, uns ohne Miss Uruhk wieder auf diesen Planeten zu lassen? Mir ist da schon etwas eingefallen, deshalb habe ich Sie kommen lassen. Die Frage ist, ziehen Sie mit, Sergeant?" Unvermittelt drehte Babbis sich um und sah den anderen auffordernd an.
Dorn sog die Wangen ein und schürzte die Lippen, während er seinen Gegenüber genau betrachtete. Abwägend neigte er den Kopf von einer zur anderen Seite.
„Es wäre wichtig, Dorn!" Babbis hob die Hände. „Denken Sie doch nur, was wir an zusätzlichem Vertrauen von Seiten Miss Uruhks gewinnen würden, was wir hier an Vertrauen gewinnen würden. Wir können nicht darauf vertrauen, daß ... Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt. Ich kann ihr helfen!"
Dorn hob fragend eine Braue, sagte aber noch immer nichts.
„Ich bin mir sicher, daß ich ihr helfen kann!" Babbis' Stimme bebte leicht.
Noch immer veränderte der Marine seine Haltung nicht, schwieg weiterhin.
„Ich bin mir vollkommen sicher, daß ich es kann!"
Dorns Blick glitt ab. Wieder dachte er offensichtlich nach.
„Mein Gott, Mann! Man wird mich nicht allein auf den P7X-395 lassen!"
Ein Grinsen. „Gut." 
*** 
„Walter?"
Der Techniker drehte sich um und betrachtete seinen unverhofften Gast stirnrunzelnd. „George? Ich dachte, du wärst schon längst nach Hause gegangen. Was tust du denn noch hier?"
Dorn zuckte mit den Schultern und hob zwei Tassen. „Kaffee?"
Walter grinste und lehnte sich zurück. „Warum eigentlich nicht. Landry hat alle Gate-Operationen erst einmal abgesagt, bis geklärt ist, was mit deiner Leaderin eigentlich passiert ist."
Dorn stellte eine der Tassen neben die Tastatur, ließ sich auf einem der Bürostühle nieder, die leer im Kontrollraum standen. „Schlimme Sache", murmelte der Marine in seinen Kaffee.
„Kann man wohl sagen." Walter nahm einen Schluck, verzog dann das Gesicht und wedelte sich kühle Luft zu. „Mann, der ist ja noch heiß!" Er stellte die Tasse wieder ab und warf einen Blick durch das Fenster in den Gateroom hinein. „Ganz ehrlich, wenn diese Antikerin nicht bald wieder zu sich kommt, wird das übel enden, glaube mir. Den ganzen Tag über klingelte in einer Tour das Telefon. Landry kam kaum aus seinem Büro. Die internationale Gemeinschaft, der Präsident, was weiß ich wer noch. Und immer ging es um diese Sache." Er schüttelte resignierend den Kopf. „Dabei war Landry gerade dabei, euch auch mal ein paar verantwortungsvollere Ziele zuzugestehen. Was passiert, wenn die Antikerin ... nun, das ganze nicht überlebt ... Oh Mann!"
Dorn nickte sinnend. „Üble Geschichte."
„Stimmt." Walter nickte ebenfalls. Dann richtete er sich auf und runzelte die Stirn. „Ist das nicht ... ?" Er stutzte. Eine Gestalt huschte in den unbesetzten Gateroom und zur Rampe. Ein hochgewachsener, schlacksiger Mann mit kurzem dunklem Haar, der sehr nervös wirkte.
Ein Klicken neben ihm ließ ihn herumfahren und in die Mündung einer 9-mm starren. „George!" entfuhr es ihm.
„Keinen Ton. Wähl ein und vergiß es." Dorns Stimme klang plötzlich drohend.
Walter sah auf. „Aber ..."
„Einwählen!" donnerte der Marine.
Der Techniker atmete tief ein, dann nickte er.
In diesem Moment ging der rote Alarm wieder los. Doch falls der Techniker gehofft hatte, Dorn würde sich davon ablenken lassen, hatte er sich gründlich geirrt.
„Einwählen!" wiederholte Dorn nur, nickte mit dem Lauf der Waffe zu dem Rechner hinüber.
„Aber ..."
Dorn starrte ihn durchdringend an.
„Okay, okay." Walter hob die Hände und begann zu tippen. Rein gewohnheitsmäßig kommentierte er, wie die einzelnen Shevrons einrasteten.
Dorn nickte befriedigt, dann schlug er den Techniker mit seiner Waffe nieder, ehe er sich das Funkgerät griff. „Wurmloch ist frei." 
*** 
General Landry konnte nicht glauben, was sich da vor seinen Augen abspielte. Die Antikerin nahm Stück für Stück das SGC auseinander. Je mehr MPs sie angriffen, desto stärker und entschlossener schien sie zu werden.
Den Anfang hatte sogar er noch verpaßt. Statt dessen hatte er einen dringenden Anruf von Mr. Woolsey entgegennehmen müssen. Doch als der Alarm losging, war er aus seinem Büro gestürzt, überzeugt davon, etwas schreckliches sei geschehen.
Nun, so war es ja auch.
Ausgerechnet Vashtu Uruhk, von der er geglaubt hatte, allmählich würde sie sich fangen, hatte inzwischen vollkommen durchgedreht. Irgendwie war es ihr gelungen, die dicke Stahltür zu zerschmettern, die ihre Zelle vom Rest des Komplexes abtrennte. Die Militärpolizisten, die auf sie gewartet hatte, um sie wieder in Gewahrsam zu nehmen, schien sie knapp am Rande zu registrieren und kaum als ernstzunehmende Gegner aufzufassen. Einen nach dem anderen hatte sie sie sich vorgenommen, was ihr, neben weniger Gegnern, auch noch eine inzwischen stattliche Anzahl Waffen eingebracht hatte. Nicht daß die Antikerin diese benötigte. Mit ihren blossen Händen war sie mindestens ebenso effektiv wie mit einer Projektilwaffe. Aber sie nahm, was sie bekommen konnte und zog einfach weiter, gleichgültig, auf wieviel Gegenwehr sie dabei stieß.
Zimperlich ging sie dabei nicht vor. Mehrere Türen würden ersetzt werden müssen, Inventar war zerschlagen worden, vielleicht sogar der eine oder andere Gegenstand ihres eigenen Volkes. Und Vashtu machte immer weiter, arbeitete sich langsam aber stetig voran. Ihr Ziel: der Gateroom!
Landry war es um die Zerstörung nicht halb so schade wie um den Verlust einer außergewöhnlichen Persönlichkeit mit einer ebenso außergewöhnlichen Geschichte. Was auch immer geschehen war, es hatte die Antikerin von Grund auf verändert und zu etwas werden lassen, mit dem man sich besser nicht anlegte.
Dennoch wollte er sie nicht verlieren. Weniger wegen der Aussicht, vielleicht doch noch Daten von dem Stuhl auf Antarktica zu gewinnen, als vielmehr wegen ... ja, wegen was?
Wenn er ehrlich war, irgendwie hatte sie ihn beeindruckt. Ihre behaarliche, wenn auch sehr unkonventionelle Art, ihr wacher Verstand, den sie auch bewußt zurücknehmen konnte, spürte sie, ein anderer würde das Problem vielleicht besser lösen können. Die Art, wie sie ihr Team, zumindest zwei Drittel dieses Teams, in den wenigen Monaten zu einer Einheit verschweißt hatte, die auf sie eingeschworen war. Auch schätzte Landry ab und an durchaus ihren, meist etwas seltsamen Rat in bestimmten Dingen.
Nein, es war nicht die Aussicht auf eine wirksame Defensivwaffe gegen die übermächtig erscheinenden Ori, es war tatsächlich diese zehntausend Jahre alte Frau selbst, die Landry vermissen würde, würde das SGC sie verlieren.
Er mußte zugeben, in letzter Zeit hatte er bereits des öfteren mit dem Gedanken gespielt, die Antikerin zumindest an den Plänen der Erde zu beteiligen und ihr Wissen zuzugestehen, das man ihr bisher bewußt vorenthalten hatte. Nach ihrer Rückkehr von Antarktica hatte auch Dr. Daniel Jackson diesen Gedanken geäußert, mußte er zugeben. Vielleicht hätte er Vashtu Uruhk wirklich einem bereits zu vollem SG-1 zuordnen sollen, statt sie weiter ...
Was dachte er da?
„Sir?"
Landry riß sich mit aller Kraft von dem Bildschirm los, auf dem die Antikerin zu sehen war, wie sie gerade einen Gang entlangschritt. „Was?" fragte er unwillig.
„Was sollen wir tun? Sie hält immer noch genau auf den Gateroom zu", fragte Captain Bincks, einer der Mannschaftsführer des Sicherheitsteams.
Landry starrte wieder auf den Bildschirm.
Gefährlich sah sie eigentlich wirklich nicht aus, nein. Kein Wunder, daß sie bisher jedem Gegner entkommen war. Wahrscheinlich würden die meisten sie vollkommen unterschätzen. Vor allem auch, weil man ihr ihre Herkunft nicht ansah, zumindest nicht immer.
Landry hate allerdings bereits mehrfach gesehen, wie Vashtu sich zumindest zum Teil verwandelte, wenn sie ihre Iratus-Zellen einsetzte. Ihre Augen waren dann anders - unmenschlich und ohne jegliches Gefühl. Ihr Gesicht erstarrte ebenso, dabei, so beharrte sie, würde es sie nicht einmal viel Kraft kosten, sich so zu verwandeln. Aber sie wurde dann plötzlich ...
Er konnte sie nicht wirklich aufhalten, es sei denn, er befahl seinen Männern, die Antikerin zu töten, fiel Landry ein. Einen Moment lang schloß er die Augen und fühlte in sich einen gewissen Abschiedsschmerz, als würde er einem guten alten Bekannten good bye sagen. Dann wußte er ebenfalls nicht, ob er ihn jemals wiedersehen würde. Und so erging es ihm jetzt auch mit der Antikerin.
Die nächste Tür wurde grob aus ihren Angeln gerissen.
Landry senkte den Kopf.
Er wußte, eigentlich sollte er den Befehl geben. Doch er konnte es nicht. Zum ersten Mal in seiner Karriere konnte er eine solche Anweisung nicht aussprechen.
Sie hatten unglaubliches Glück gehabt, die Antikerin zu finden und an sich zu binden. Es hätte von Anfang an klar sein müssen, daß sie die Menschen auch irgendwann wieder verlassen würde.
„Sir, was sollen wir tun?"
Landry blickte wieder auf. Vashtu war im Gang, der zum Gate führte.
„Laßt sie gehen." 
*** 
Vashtu blieb wie erstarrt vor der Rampe stehen und sah zum Sternentor hinauf. Sehr konzentriert starrte sie das Gate an. Und dann, langsam, ganz langsam, begannen die Symbole sich zu drehen, das erste Shevron rastete ein. 
*** 
Dorn drehte sich irritiert herum, als er die charakteristischen Geräusche hörte, die ein Sternentor von sich gab, wenn es aktiviert wurde.
„Da kommt jemand!" rief er Babbis zu und suchte Deckung hinter einem Felsen.
Der junge Wissenschaftler warf sich hinter einen Strauch und starrte angestrengt zum Gate hinüber. Dann beobachtete er, wie eine Gestalt aus dem Ereignishorizont trat. Mit fließenden Bewegungen und weiten Schritten hielt diese Gestalt dann auf die niedrige Bergkette zu, die einige Kilometer weiter entfernt lag.
Dorn machte ihm ein Zeichen. Babbis nickte, schob sich auf die Zehenspitzen und schlich dem Marine hinterher.
„Was will sie hier?" zischte der ihm zu.
Babbis hob die Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Aber hier hat es begonnen, vielleicht findet sie hier auch die Lösung."
Dorn warf ihm einen langen Blick zu, holte das Sturmgewehr von seiner Schulter und entsicherte es. „Sie hat uns nicht gesehen", knurrte er. „Sie hätte uns aber sehen müssen!"
Babbis runzelte die Stirn, zog aber auch seine Automatik aus dem Holster.
Gemeinsam folgten sie der einsamen Gestalt, die offensichtlich rein gar nichts von ihren Verfolgern bemerkte. Stetig und immer noch mit weit ausholenden Schritten wanderte sie weiter, direkt auf die ersten Felsen zu. Dorthin, wo Wallace seinen Unfall gehabt hatte.
Babbis holte tief Luft.
Natürlich! Warum hatte er nicht gleich daran gedacht. Auch Wallace hatte sich eigenartig benommen nach seinem Unfall. Hing das vielleicht miteinander zusammen? Hatte der Agrarwissenschaftler etwas wahrgenommen, was ihnen anderen entgangen war, und hatte deshalb derart aggressiv reagiert?
Er hoffte es.
Die Gestalt kletterte auf den Felsen, von dem aus er sie gefunden hatte, und blieb nun stehen. Konzentriert blickte sie sich um.
Dorn gab Babbis ein Zeichen, sich nicht zu rühren. Eilig hatten die beiden sich hinter einigen schroffen Felsen verborgen und warteten jetzt, ließen die Gestalt aber nicht aus den Augen.
Vashtu stand noch immer dort, mitten auf dem Fels, der wie eine abgeflachte Nase geformt war. Sie neigte den Kopf leicht und blickte sich nach rechts und links um, als lausche sie auf etwas. Ihre Gestalt wirkte noch immer irgendwie angespannt und damit vollkommen anders, als eines ihrer Teammitglieder es gewohnt war. Dann drehte sie sich plötzlich um und sprang von dem Felsen herunter, immer noch in Richtung auf das Gebirge.
Dorn gab Babbis ein Zeichen. Als der nicht verstand, erhob der Marine sich selbst und folgte der Antikerin leise. Babbis biß sich auf die Lippen, dann schlich er dem Marine hinterher.
Die beiden Männer wagten nicht zu sprechen. Viel zu sehr waren sie sich der außergewöhnlichen Sinne ihrer Teamleaderin bewußt. Sie konnten nur versuchen, nicht den Anschluß zu verlieren und endlich herauszufinden, was eigentlich wirklich geschehen war, als Vashtu allein zurückgeblieben war.
Dorn hockte sich wieder hin, wies nach vorn.
Babbis zögerte, dann blinzelte er sich mühsam voran.
Ein Spalt zwischen den Felsen, durch den Vashtu gerade kletterte.
„Wir müssen ihr nach", wisperte der junge Wissenschaftler.
Dorn nickte ernst und runzelte die Stirn.
„Hier kann sie nicht gewesen sein, Sergeant, da haben Sie recht", stimmte Babbis zu und schlich vorsichtig, an der Seite des Älteren, weiter. „Aber möglicherweise finden wir hier den Auslöser für ihr Verhalten. Vielleicht eine Maschine oder etwas ähnliches, daß in der Lage ist, ihre Persönlichkeit zu beeinflußen."
Dorn legte einen Finger an die Lippen, bedeutete ihm dann, Vashtu hinterherzuklettern.
Babbis nickte stumm und machte sich daran, die Höhle zu betreten. Von drinnen hörte er dumpfe Schläge, die ständig widerhallten.
Was hatte das zu bedeuten?
Babbis huschte in den Schutz einiger niedriger Stalagmiten und warf sich mit dem Rücken dagegen, wie er es schon oft in Filmen gesehen hatte. Dorn folgte ihm auf dem Fuße, hockte sich hinter die aufragenden Kalksteinbrocken und reckte den Hals. Sinnend zog er die Wangen ein.
Babbis drehte sich ebenfalls um und hob den Kopf, als nichts geschah.
Noch immer tönten diese Schläge durch die Höhle.
War Vashtu am Ende wieder soweit zu Verstand gekommen, daß sie die Falle, in die sie offensichtlich getappt war, selbst zerstören wollte? Zutrauen würde er es ihr, mußte er zugeben.
  Doch als er neben dem wachsenden Kalksteinfinger nach vorn blickte, sah er nur, daß sie auf irgendetwas einschlug, das aussah wie eine ganze Anzahl dieser kunstvollen Gebilde.
„Was tut sie da?" wisperte er Dorn zu. Der Marine machte allerdings nur eine ungeduldige Geste und schwieg.
Babbis richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn, als er aus den Augenwinkeln eine andere Bewegung wahrnahm.
Vashtu richtete sich jetzt auf, hielt den Rücken jedoch gebeugt. Ihre Arme waren weit ausgestreckt, ihre Finger schienen in etwas verkrallt zu sein.
Babbis runzelte ratlos die Stirn. Was tat sie da?
Dann riß die Antikerin mit Schwung an dem, was sie da offensichtlich gerade gelockert hatte. Es gab nach.
Ein Deckel!
Babbis richtete sich erstaunt auf, als er ein helles Leuchten aus dem kastenähnlichen Innern kommen sah. Sofort wurde er wieder zurück in Deckung gerissen und erntete einen finsteren Blick von Dorn.
  „Keine Bewegung!" zischte der Marine.
Der junge Wissenschaftler nickte, konzentrierte sich wieder auf seine Teamleaderin.
Vashtu war taumelnd einige Schritte zurückgewichen. Jetzt stand sie, offenbar verwirrt, in der Höhle und sah sich verdutzt um. War sie wieder zu sich gekommen?
Ein fremdartiges Wispern erfüllte die Wände.
Babbis erschauderte und wagte nun auch wirklich nicht mehr, sich zu rühren.
Vashtu fuhr herum. Er konnte sehen, wie sie erstarrte, als sich aus der Kiste ... etwas erhob.
Babbis stockte der Atem beim Anblick der Gestalt.
„Ein Antiker!" entfuhr es Dorn. „Und er ist noch nicht richtig aufgestiegen!"
Die Gestalt war eindeutig männlich, wenn man auch nicht viel von ihren Gesichtszügen sehen konnte. Das eigenartige Leuchten ging von dem merkwürdig rudimentär wirkenden Körper aus. Seine Bewegungen, als er jetzt aus der Kiste stieg, waren allerdings beinahe katzenhaft in ihrer Eleganz. Er glitt geradezu auf seine Beine. Seine Schritte waren fest und sicher.
Wieder dieses eigenartige Wispern.
Vashtu stand da wie angenagelt, starrte die eigenartige Erscheinung offenbar nur an.
Dann veränderte der Fremde sich. Das Leuchten nahm zu.
Dorn beugte sich interessiert vor, die Stirn noch immer gerunzelt.
Das Leuchten erreichte Vashtu.
Babbis sah, wie sie plötzlich tief einatmete, leicht zu schwanken begann.
„Was machen die da?" fragte Dorn unvermittelt.
Noch immer dieses eigenartige Wispern in einer fremden Sprache.
„Das ist ... eine Geistesverschmelzung", antwortete Babbis stockend.
Bisher hatte er nur darüber gelesen, was er an für sich nicht gedurft hätte. Doch Wallace, das Computergenie, hatte den Hauptrechner gecrackt und war so auch an die Berichte der Atlantis-Mission gekommen. Und dort hatten sie beide es lesen können.
Das helle Strahlen kroch an Vashtus Körper hinauf. Die Antikerin schwankte leicht vor und zurück, als sei sie in Trance. Ihr Gesicht wirkte gleichzeitig ent- und angespannt, die Augen hielt sie geschlossen.
Der Fremde hob langsam seine Hand. Wie in Trance tat Vashtu es ihm nach.
„Und was passiert dabei?" wollte Dorn wissen. Seine Stimme klang besorgt.
Babbis runzelte die Stirn.
Wenn er das wirklich wissen würde. Aber der Bericht über die Antikerin Chaya war sehr ... nun er wies, vor allem was das anging, ziemlich große Lücken auf. Er wußte nur, daß es eine Art des Zusammenseins war.
„Naja, ihre Geister verschmelzen", versuchte er zu erklären.
Dorn bedachte ihn mit einem verwirrten Blick.
Vashtus Augen öffneten sich wieder halb. Langsam neigte sich ihr Kopf, schien wie lose auf ihrem Hals zu sitzen.
Der Fremde beugte sich vor. Es schien, als würde er schweben, als er seine Artgenossin langsam umrundete. Das Wispern nahm zu, und es schien Babbis, als zupften fremde Finger an seinen Gedanken.
„Sie tut das nicht freiwillig!" entfuhr es ihm entgeistert. „Er zwingt sie dazu. Das ist ... das ist ... wie eine ..." Er brachte das Wort nicht über seine Lippen.
Und in diesem Moment berührten sich die beiden Hände. Ein Ruck ging durch den Körper der Antikerin. Es war, als würde auch sie plötzlich schweben.
Der Fremde kam näher, sein Nebel umschloß Vashtu bis über die Hüften. Und in seinen Augen leuchtete es auf, wie bei einem Goa'uld! Doch gleichzeitig wurde Babbis klar, dieser Antiker war keiner dieser Feinde der Menschheit. Er war etwas völlig anderes.
Vashtus Hand löste sich von der des Fremden. Noch immer war es, als würde sie schweben. Ein gequälter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Dann sprang etwas aus ihrer Brust, ein helles Glühen.
Ihr Körper wurde zurückgeschleudert, mit, zu einem stummen Schrei verzerrtem Mund, riß sie den Kopf in den Nacken, die Augen vor Entsetzen geweitet. Der Nebel, der sie eingehüllt hatte, verschwand vollkommen abrupt.
Babbis sah, daß sie bis jetzt wirklich geschwebt war. Ihre Füße hingen einige Zentimeter über dem unebenen Höhlenboden in der Luft, setzten jetzt langsam wieder auf. Und dann kippte Vashtu wie in Zeitlupe zur Seite und schlug hart auf dem Boden auf, wo sie regungslos liegenblieb.
„Der Antiker!" Dorn richtete sich auf, sein Sturmgewehr an der Schulter.
Babbis starrte immer noch seine Teamleaderin an. Er konnte einfach nicht glauben, was er da gerade gesehen hatte. Das ganze ging dermaßen über seinen Verstand, daß er zu träumen glaubte. Doch dies mußte dann ein Alptraum sein - ein schrecklicher Alptraum.
Der Fremde schoß wie eine Kanonenkugel aus der Höhle heraus und verschwand im Sonnenschein.
  „Scheiße!" Dorn hetzte zur Spalte und blickte hinaus. „Kümmern Sie sich um Miss Uruhk." Mit erstaunlicher Behändigkeit kletterte der Marine aus der Höhle und verschwand.
Babbis kam wieder auf die Beine. Seine Knie waren weich und er hatte Mühe, überhaupt einen Schritt zu tun. Langsam trat er zu dem reglosen Körper, beugte sich über sie.
Sie atmete nicht, wieder nicht!
Babbis keuchte, hockte sich neben sie. „Miss Uruhk! Vashtu! Können Sie mich hören?" Verzweifelt tastete er an ihrem Hals nach einem Puls, doch er fand keinen. Da war rein gar nichts. Er hob die Hand, als habe er sich verbrannt, zögerte dann, ehe er nach einem Herzschlag in ihrer Brust suchte.
  „Vashtu! Komm zu dir! Nun mach schon!"
Unvermittelt packte er sie bei den Schultern, zog sie hoch und schüttelte sie, als könne er ihr auf diese Weise das Leben zurückgeben. Doch der Körper, den er hielt, war bar jedes Widerstandes. Wie eine Stoffpuppe pendelte ihr Kopf hin und her, ihre Hände rutschten im Takt seiner Bewegungen über den Boden.
Babbis' Augen brannten. Keuchend versuchte er, ein Schluchzen zu unterdrücken. „Bitte, komm zu dir! Du kannst doch nicht so einfach sterben", flehte er sie an, bettete ihren Kopf in seinem Schoß und strich vorsichtig über ihre Wange.
„Was ist?"
Babbis preßte hilflos die Lippen aufeinander. Er wagte nicht aufzusehen, damit Dorn seine Schwäche nicht bemerken konnte.
„Doc, was ist?" Der Marine klang wirklich besorgt.
Jetzt sah er doch hoch und schluckte hart. „Sie ist ... sie ist ..."
Dorn legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ruhig, Junge, bleib ruhig", sagte er mit sanfter Stimme. „Wir bringen sie ins SGC zurück. Lam wird wissen, was sie tun kann - wie beim letzten Mal."
Babbis schüttelte hilflos den Kopf. Jetzt blickte er doch auf, voller gerechtem Zorn starrte er den Marine an. „Haben Sie nicht verstanden, Dorn? Vashtu Uruhk ist tot!"
Dorn prallte zurück. Seine Augen zuckten. „Unsinn, sie ist bewußtlos."
„Sie hat keinen Puls mehr, verdammt!" Jetzt schluchzte Babbis doch endlich. „Dieser ... dieser andere hat sie umgebracht, verstehen Sie? Er hat sie getötet, damit er selbst aufsteigen konnte."
  Dorn starrte ihn an. „Was?"
Babbis nickte. „Genau das, begreifen Sie jetzt. Deshalb war er ... Er hat sie in diese Geistesverschmelzung gezwungen. Und er hat sicher auch dafür gesorgt, daß sie im SGC durchdrehte."
Plötzlich bemerkte er nicht mehr den sanften Druck von Vashtus Kopf auf seinem Schoß. Irritiert senkte er den Blick und starrte ... auf nichts.
„Was ... ?"
Dorn keuchte, sah sich hektisch um.
Babbis kam wieder auf die Beine. „Wo ist sie hin?"
Dorn holte tief Luft, als er unversehens wieder zu Boden sah. Babbis folgte seinem Blick und erstarrte.
Vor ihren Füßen lag die Antikerin wieder. Doch diesmal hob und senkte sich ihre Brust gleichmäßig. 
*** 
Vashtu lag wieder in ihrem Bett auf der Krankenstation des SGC. Nachdenklich starrte sie vor sich hin, die Stirn gerunzelt, und strich mit beiden Händen immer wieder über die Bettdecke.
„Miss Uruhk, wie geht es Ihnen?"
Sie blinzelte und sah auf. Ein kleines Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. „Sir?" Sie nickte dem General zu.
Landry trat näher. „Ich hoffe, dieses Mal werden Sie mich nicht wieder durch die Luft schleudern. Ich werde allmählich zu alt für solche Späße."
Betreten senkte sie den Blick wieder. „Es tut mir leid, Sir, daß ich Ihnen allen so ... übel mitgespielt habe. Ich ... ich weiß nicht, was passiert ist. Naja, zumindest nicht richtig."
Landry nickte mitfühlend, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihr an das Bett. Aufmunternd klopfte er auf ihren Arm. „Vergessen wir das einfach, Miss Uruhk. Es ist passiert und Sie hatten keinen Einfluß darauf. Es ist nicht Ihre Schuld. Obwohl ... den Trick mit dem Tor müßten Sie mir doch noch einmal erklären."
Ein schiefes Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Unter ihren Ponyfransen sah sie auf. „Ich muß zugeben, das war nicht ich, Sir. Das war ... er."
„Dachte ich mir." Landry drückte ihren Arm. „Können Sie sich an irgendetwas erinnern?"
Vashtu zögerte, senkte den Blick wieder. Kurz sah der General Schmerz in ihren Augen, einen Schmerz, den er nicht ganz nachvollziehen konnte und der nichts mit ihrem Körper zu tun hatte.
  „Nicht wirklich, Sir", antwortete die Antikerin zögernd. „Ich weiß noch, wie ich diese eigenartige Stimme hörte und das Gleichgewicht verlor. Dann kam ich in dieser Höhle wieder zu mir, aber da war es schon zu spät."
Landry nickte mitfühlend. „Und sonst?"
Vashtu starrte angestrengt auf die Decke. „Ich war tot, Sir", antwortete sie schließlich zögernd.
Erstaunt hob er die Brauen.
Die Antikerin atmete tief ein. „Ich mußte einen Preis bezahlen für ... für meine Kräfte, Sir", berichtete sie schließlich stockend. „Schon damals war es bekannt, daß manche von uns ... Nun, sie konnten ihre Körper ablegen und in eine andere Daseinsebene wechseln. Sie nennen es Aufsteigen. Als ich mich der Gentherapie unterzog und mein Genom die fremden Zellen in meinem Inneren akzeptierte, verlor ich diese Möglichkeit. Ich habe es zwar nie versucht, doch es war ziemlich schnell klar. Hätte ich es probiert, wäre ich ... Ich hätte mein Leben verloren, Sir. Durch die fremden Gene verloren meine eigenen Erbanlagen bis zu einem Drittel ihre Berechtigung über meinen Körper. Dieses eine Drittel ist zum Aufstieg fähig, aber ..." Sie schüttelte den Kopf.
„Dr. Babbis meint, dieser ... Antiker habe Sie benutzt, um selbst aufzusteigen."
Vashtu biß sich auf die Lippen, nickte dann aber. „So war es auch. Er verfügt über erstaunliche, suggestive Kräfte, die selbst jemanden seiner eigenen Art unter seine Kontrolle bringen können - wie Sie bei mir haben feststellen können. Vielleicht ..." Sie schloß den Mund und schüttelte wieder den Kopf, ehe sie aufblickte. „Nein, nicht vielleicht. Ich weiß, daß er das schon des öfteren versucht hat. Darum war er in diesem Sarg eingesperrt, und darum wurde ihm auch ein Wächter an die Seite gestellt."
„Ein Wächter?" Landry beugte sich interessiert vor.
Vashtu nickte. „Ja, ein Wächter. Der Fremde, dem SG-4 begegnet ist. Er hat sie zu warnen versucht, und sie sind ja auch umgekehrt ... um SG-27 zu holen." Ein bitteres Lächeln glitt über ihr Gesicht.
  „Haben sie mit diesem Wächter gesprochen?" fragte der General.
Vashtu seufzte und lehnte sich in die Kissen zurück. „Sir, ich möchte nicht gern darüber reden, wenn Sie erlauben. Sobald wie möglich werde ich Ihnen meinen Bericht zukommen lassen und hoffe, daß dieser Ihnen reichen wird. Aber zwingen Sie mich nicht ..."
„Schon gut." Landry richtete sich wieder auf. „SG-4 hat diesen Sarg von dem Planeten geholt. Dr. Jackson hat ihn sich angesehen. Unter der Kalksteinschicht waren einige Worte in Ihrer Muttersprache eingeprägt. Er hat sie als eine kryptische Warnung interpretiert, in der ... nun, so ziemlich das gleiche stand, was Sie gerade gesagt haben."
Vashtu sah skeptisch auf, nickte aber.
„Wenn es Ihnen unangenehm ist darüber zu sprechen, dann lassen wir es. Es genügt mir, daß Sie wieder Sie selbst sind. Es ist wirklich erfrischend, Sie unter uns sehen zu dürfen, Miss Uruhk. Selbst der Präsident machte sich Sorgen um Sie."
Die Antikerin lächelte wieder gequält und nickte.
Landry legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Lassen Sie es langsam angehen, hören Sie? Nehmen Sie sich ein paar Tage frei, wenn Sie aus der Krankenstation entlassen werden. Aber fahren Sie nur nicht wieder mit Ihrem Motorrad durch die Gegend, solange Sie Ihren Führerschein noch nicht haben."
Auch diesen Scherz quittierte die Antikerin mit einem schiefen Lächeln und einem Nicken.
Landry seufzte. „Tja, ich schätze, später wird Ihr Team Sie noch besuchen. Sie haben Ihren Jungs einen gehörigen Schrecken eingejagt." Er wandte sich ab.
„Danke, Sir", wisperte eine kleine Stimme hinter ihm.
Landry verließ die Krankenstation, ließ Vashtu wieder vor sich hinbrütend zurück.
Sie erinnerte sich an mehr, als sie dem General gesagt hatte. Vor allem erinnerte sie sich an eines: An eine kühle Berührung, die sie aus dem fernen Licht zurückgezogen hatte. Und an eine Stimme:
„Noch ist es dir nicht gegeben zu gehen, Tochter aus der alten Heimat. Noch hast du eine Aufgabe hier, die du zu erfüllen hast. Darum entschieden wir, dich nicht zu strafen. Doch du wirst niemals wieder diesen Planeten betreten. Und du wirst Reaf niemals wiedersehen. Ihm wurde genommen, was er dir geraubt hat. Und wir geben es dir zurück. Aber niemals wieder wird einer von uns dir helfen, Tochter aus der alten Heimat. Du hast dich für deinen Weg entschieden und wirst ihn bis zu seinem Ende gehen müssen."
Vashtu zog die Beine an, umschlang sie mit ihren Armen und stützte ihren Kopf auf die Knie.
Wieder einmal fühlte sie sich von ihrem eigenen Volk verraten. Wieder einmal war sie mißbraucht worden von denen, zu denen sie eigentlich gehören sollte. Und diesmal hatten sie sie sogar vom Tod zurückgebracht, um weiter mit ihr zu spielen.
Eine Träne rann über ihre Wange. Sie schloß die Augen.
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