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SG-27 von Hyndara71

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„Mach's gut, Vash, wir sehen uns!“
Die Antikerin winkte dem Cabrio hinterher, ehe sie sich umwandte und den Innenhof des Gebäudekomplexes betrat, in dem sich ihre Wohnung befand.
Es war ein schöner Abend gewesen, zusammen mit einer anderen Frau, Marnie Evans, einer Ärztin aus dem SG-Center. Sie beide hatten diverse Bars und Clubs abgeklappert und es sich einmal richtig gut gehen lassen.
Marnie war eine der wenigen, die sie zumindest ansatzweise verstanden und sich auf sie einließen. Allmählich schien sie doch Fuß auf der Erde zu fassen. Und seit sie ihr eigenes SG-Team leitete, schien sich ihre Lage noch weiter zu entspannen.
Vashtu stieg nachdenklich die Treppen zu ihrem Apartment hinauf und kramte ihren Schlüssel hervor.
War es nun gut für sie, daß sie sich scheinbar doch etwas einlebte? Oder bestand darin eine gewisse Gefahr?
Bisher hatte sie einen zu engen Kontakt mit anderen vermieden. Sie wollte irgendwann zurück in die Pegasus-Galaxie, ihrem Zuhause. Sie wollte nach Atlantis.
Doch seit sie zur Erde gekommen war, hatte sie begreifen müssen, daß ihr Weg zurück nicht sonderlich einfach sein würde. Sogar bei den wenigen Malen, als Lt. Colonel John Sheppard hier gewesen war, hatte man im Stargate-Center sehr gut zu verhindern gewußt, daß sie beide aufeinandertrafen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob ihre Briefe überhaupt an ihn zugestellt wurden, es sei denn, sie traf zufällig jemanden aus Atlantis.
Vashtu zog eine Grimasse.
Vielleicht würde es einfacher werden, wenn sie sich fügte, wenn sie ein Leben auf der Erde führte und aus ihrer selbsterzeugten Isolation entfloh. Das aber würde sich erst mit der Zeit zeigen.
Sie steckte den Schlüssel in das Schloß ihres Apartments und drehte ihn herum. Dabei nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr.
Seit wann stand sie unter Bewachung?
Sie ließ sich nichts anmerken, betrat ihre Wohnung und schloß von innen ab. Dann trat sie sehr langsam von der Tür weg und lauschte aufmerksam.
Schritte, dann wispernde Stimmen.
Vashtu versteifte sich, drehte sich dann betont langsam herum und betrat ihren Wohnraum.
Hier war nichts mehr zu hören, doch sie war sicher, da stand noch immer jemand vor ihrer Tür.
Sie glitt hinter den Küchentresen und fischte ihre Beretta hinter den Tellern hervor. Leise entsicherte sie ihre Waffe und schlich zurück zum Durchgang in den Flur, um sich dort eine Deckung zu suchen.
Ihr Schlüssel drehte sich, sie konnte im wenigen Licht sehen, wie er glitzerte. Dann fiel er zu Boden, doch auch dieses Geräusch klang leise, als habe jemand etwas unter der Tür durchgeschoben, um den Krach abzudämpfen. Vorsichtig lehnte sie sich an die Wand, den Kopf zur Seite geneigt, die Waffe nach unten gerichtet.
Ein deutliches Klicken durchbrach die Stille, als die Wohnungstür sich öffnete.
Nein, das waren sicher keine Leute vom SG-Center, ganz sicher nicht.
Wieder ein undeutliches Wispern, dann Schritte, die sich ihr näherten.
Wer auch immer sich da Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte, wußte ganz offensichtlich, daß sie zu Hause war. Ein einfacher Einbrecher fiel also aus - ganz abgesehen davon, daß sie die Schritte von mehreren wahrnahm.
Wie ein Wirbelwind fuhr sie herum und schoß, ehe sie wieder Deckung suchte. Geschrei und Flüche waren die erste Antwort, gefolgt von den Energieentladungen nicht irdischer Waffen.
Den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Vashtu wieder.
Wer auf der Erde benutzte Waffen der Goa'uld? Und mit wievielen Angreifern hatte sie es zu tun?
Mit dem nächsten Feuerstoß aus ihrer Beretta sah sie mindestens ein halbes Dutzend Männer in ihrem Flur oder an der Tür nach draußen. Und jeder von ihnen trug eine dieser Schlangenwaffen, mit denen sie schon unliebsame Bekanntschaft gemacht hatte.
Vashtu fluchte in ihrer Muttersprache, glitt zurück in ihre magere Deckung. Blitzschnell überlegte sie und kam zu dem Schluß, daß es sicherer war, von hier zu verschwinden. Mit normalen Waffen ausgerüstet, oder ihretwegen auch mit Stunnern der Wraith, das wäre etwas anderes gewesen. Sie hätte es auf einen Kampf ankommen lassen. Aber nicht mit diesen Dingern, die einen beim ersten Schuß betäubten.
Kontrolliert hob sie den Arm und drückte ab. Das große Fenster hinter ihrem Sofa zerbarst in tausend Teile.
„Halt! Stehenbleiben!“ hörte sie die Rufe hinter sich, als sie schon, Schwung holend, vorwärts stürzte und sich mit einem Hechtsprung nach draußen katapultierte. Augenblicklich aktivierte sie die fremden Zellen in sich und brachte sich ins Gleichgewicht. Trotzdem war der Aufprall mörderisch und sie hatte das Gefühl, ihre Oberschenkelknochen würden ihr durch die Schultern getrieben. Dennoch nahm sie sich nicht die Zeit, sondern hetzte los, so schnell die Beine sie nur tragen konnten. Hinter sich hörte sie die aufgeregten Rufe ihrer Angreifer, und dann - ihr Mut sank - Motoren aufheulen.
Verzweifelt suchte sie nach irgendetwas, wohin sie abbiegen konnte, und sei es nur ein Garten. Sie mochte mit Hilfe ihrer Wraith- und Iratus-Zellen schneller laufen als die meisten Menschen, aber beileibe nicht schnell genug für ein Auto.
Sie sprang über eine niedrige Blumenrabatte, die Profile ihrer Schnürstiefel rutschten auf dem taufeuchten Rasen dahinter fast weg, doch es gelang ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Aber die Verfolger waren verdammt nahe. Energieentladungen zuckten durch die Nacht.
Von der Straße weg, irgendwo in unübersichtliches Gelände, irgendwohin, wo sie einen Unterschlupf finden und sich vestecken konnte.
Sie raste weiter, sprang über niedrige Zäune und Hecken, riß einige Mülltonnen um.
Der Wagen folgte ihr.
Da! Das unbebaute Grundstück.
Vashtu wechselte, wie ein Hase Haken schlagend, die Richtung. Das hüfthohe Gras behinderte sie etwas in ihrem Lauf, als sie auf das Grundstück floh, doch auch ihre Verfolger würden aufgehalten werden, davon war sie überzeugt.
Und da sah sie eine blaugefärbte Flamme auf sich zuschießen. Sie konnte nicht mehr ausweichen.
Der Aufprall riß sie zurück und schleuderte sie in die Luft, ehe sie, wie eine Marionette, deren Fäden durchschnitten worden waren, zu Boden stürzte und liegenblieb.
Ein Mann in schwarzer Kampfmontur stellte sich neben sie, die Schlangenwaffe noch immer auf sie gerichtet. Ein zweiter, der aus dem Wagen gestiegen war, beugte sich über die bewußtlose Antikerin.
„Sie ist verdammt schnell“, sagte der erste.
„Und verdammt präzise. Malcolm und Sid wurden getroffen.“ Der zweite packte die reglose Gestalt an den Armen und zog sie zum Wagen zurück.

***

„Ich bedaure, Hermiod, aber ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo Miss Uruhk sich aufhält.“ General Landry runzelte die Stirn.
„Sie wollte mich heute morgen kontaktieren und das Treffen bestätigen“, erklärte der Asgard mit ruhiger Stimme. „Wir wollten die letzte Schachpartie fortführen.“
„Tja“, Landry trommelte ein wenig unruhig mit den Fingern einen Takt auf seinem Schreibtisch, „möglicherweise hat sie es ja nur vergessen. Soweit ich weiß, ist sie privat momentan noch etwas eingespannt.“
„Das ist inkorrekt, General“, widersprach Hermiod. „Wenn sie Zeit hat, sucht sie nach Möbeln für ihre Wohnung, das hat sie mir ebenfalls gesagt. Ansonsten halten ihre sozialen Kontakte sich in sehr engen Grenzen. Und bisher hat sie die Termine mit mir immer eingehalten. Ich bin unruhig.“
Das merkte man der Stimme nicht wirklich an, aber Landry mußte dem Asgard recht geben. Man konnte von Vashtu Uruhk halten was man wollte, sie war präzise wie ein Uhrwerk. Wenn sie sich mit jemandem verabredete, hielt sie diese Verabredung ein, wenn sie eine Arbeit durchführen sollte, tat sie dies. Vielleicht nicht immer mit Begeisterung, aber sie tat es.
„Vashtu Uruhk weiß, daß die Daedalus in wenigen Tagen wieder zurück nach Atlantis fliegt. Darum wollten wir uns ja heute treffen. Sie mag es nicht, wenn die Partie zu lange dauert“, erklärte der Asgard.
Landry runzelte die Stirn. „Ich werde sehen, ob ich sie irgendwo auftreiben kann, Hermiod, aber ich kann nichts versprechen.“
„Der Umgang mit Ihrem Volk, General, könnte ihr Gehirn schädigen, was sehr schade wäre. Gerade darum bin ich unruhig.“
„Verstehe.“ Landry fühlte sich plötzlich von dem Asgard verraten. Immerhin gehörte Vashtu doch wohl eher zur Erde, oder seinetwegen zu Atlantis, als zu diesen Aliens. Daß ihr Gehirn schneller arbeitete als bei einem Menschen wußte er, und er war davon überzeugt, daß diese Tatsache ihr schon einige Male den Hals gerettet hatte hier im Stargate-Center.
„Ich werde mich umhören, Hermiod“, wiederholte er. „Entschuldigen Sie mich. Sie hören von mir, sobald ich etwas über diese Angelegenheit weiß.“ Damit hängte er auf und seufzte.
Nein, es sah der Antikerin wirklich nicht ähnlich, einen Termin nicht einzuhalten, den sie vorher verabredet hatte. Vor allem nicht mit Hermiod, der für sie wohl etwas wie ein persönlicher Freund war. Diese merkwürdige Freundschaft war ihm tatsächlich schon etwas länger bekannt.
Aber wo war sie? Hatte der Asgard am Ende recht und sie degenerierte? Hatte sie schlicht vergessen, überhaupt zum Dienst zu erscheinen? War sie krank?
Landry wollte gerade einen Anruf tätigen, als es an seiner Tür klopfte. Stirnrunzelnd gewährte er Eintritt und sah Dr. Daniel Jackson, der sein Büro betrat, die Tür hinter sich wieder schloß.
„General“, Jackson beugte sich vor, „da geht etwas merkwürdiges vor sich.“
Landry legte den Hörer wieder auf die Gabel. „Was geht vor?“
„Ich traf gerade Dr. Wallace von SG-27. Er schien sehr aufgeregt. Offensichtlich hatte unsere Antikerin sich mit ihrem Team für heute morgen verabredet, ist aber nicht erschienen.“ Daniel schüttelte den Kopf. „Sie ist normalerweise doch nicht zerstreut.“
Landry warf einen langen Blick auf das Telefon. „Und ich hatte gerade einen Anruf, Miss Uruhk betreffend. Offensichtlich hatte sie sich für den heutigen Nachmittag mit Hermiod verabredet, wollte aber den Termin vor dem Treffen noch bestätigen. Zum Dienst ist sie heute überhaupt nicht erschienen.“ Landry zögerte noch einen Moment, dann griff er wieder nach dem Hörer. „Ich rufe Storm an. Er soll ein kleines, unauffälliges Team zu ihrem Apartment schicken und nachsehen.“
Jackson nickte ernst.
Der General blickte wieder auf. „Aber ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich Sorgen um Miss Uruhk machen, Dr. Jackson.“
„Wenn jemand von heute auf morgen verschwindet, mache ich mir immer Sorgen, Sir.“

***

Vashtu kam stöhnend zu sich, rollte sich auf den Bauch und ächzte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und das schlimmer als bei jedem Stunnerschuß, der sie je getroffen hatte. Ihr Kopf fühlte sich an wie in Watte gewickelt und ihre Muskeln waren vollkommen starr.
Sie ballte die Hände zu Fäusten und stützte die Stirn auf den Boden.
Das tat verdammt weh. Kein Wunder, daß sie bisher immer ...
Sie riß die Augen auf.
Die Angreifer!
Mit einem Ruck riß sie den Kopf hoch und starrte auf eine unverputzte Wand, an deren Ecke sich ein Rohr nach oben schraubte.
Wo war sie? Was war geschehen?
Sie versuchte sich aufzusetzen und bemerkte endlich einen Widerstand an ihrer rechten Hand. Irritiert sah sie hinunter und stellte verblüfft fest, daß sie mit einer Handschelle an dieses Rohr gekettet war.
Was war hier los?
Sie ruckte versuchsweise ein wenig an ihrer Fessel, doch die Schelle gab nicht nach, zumindest nicht mit normaler, menschlicher Kraft.
Langsam drehte sie sich um, ohne sich den Arm verdrehen zu müssen und sah sich in dem Raum um. Ein kahles Zimmer, wie in einem Neubau. Die Wände noch nicht verputzt, der nackte Estricht auf dem Boden, nach oben begrenzt von einer hängenden Decke. Keine Fenster und nur eine Tür. Keine Möbel oder irgendwelche anderen Gegenstände.
Vashtu dachte nach, grub in ihrem Hirn nach Möglichkeiten, doch keine wollte ihr einfallen. Sie wußte nichts von irgendwelchen bösen Jungs, die sich Mitarbeiter des Stargate-Centers griffen und entführ... Doch!
Hatte Hermiod ihr nicht bei ihrem letzten Treffen etwas über eine irdische Organisation erzählt, die den Kommandanten der Daedalus in ihre Gewalt gebracht und in einen Goa'uld verwandelt hatte? Hatte er nicht betont, daß diese Organisation der wichtigste Grund für ihn war, nicht in Erscheinung zu treten auf der Erde?
Wie hatte Hermiod es bezeichnet?
Vashtu zog die Beine an und schlang ihren freien linken Arm um die Knie.
Der Trust!
Genau!
Goa'uld, na toll!
Vashtu verzog das Gesicht zu einer Grimasse, ruckte ein bißchen an der Fessel.
Diese Goa'uld schienen Idioten zu sein, sich ausgerechnet sie greifen zu wollen. Ihr Körper war definitiv voll und würde nichts mehr aufnehmen. Da mußte schon einiges passieren ...
Aber vielleicht ging es gar nicht darum, sie in einen Goa'uld zu verwandeln. Vielleicht ging es um ganz andere Dinge.
Vashtu lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie sich an ihre erste Zeit im SG-Center erinnerte. Die Menschen hatten viele Artefakte ihres Volkes gefunden, die sie hatte aktivieren dürfen. Die zweiten Bewohner der Erde mochten ihrem Volk sehr ähnlich sein, doch es gab offensichtlich Dinge, die nicht mit den Antikern übereinstimmten. Ein bestimmtes Gen fehlte den meisten Menschen, und deshalb konnten sie die Gegenstände derer, die vor ihnen hier gewesen waren, nicht gebrauchen. Menschen mit dem Gen waren selten, eine Antikerin noch seltener inzwischen.
Gut, sie mußte hier heraus, soviel stand fest. Und der erste Schritt war es, sich dieser lächerlichen Fessel zu entledigen.
Vashtu drehte sich wieder auf die Knie, betrachtete sehr genau, wie die Handschellen angebracht waren. Das Rohr wirkte zwar stabil, war aber dünn. Dünn genug vielleicht, wenn sie ihre veränderten Gene aktivierte.
Mit der Linken packte sie das Rohr kurz über der Stahlschelle und konzentrierte sich. Dann ruckte sie kurz daran. Ein leises Stöhnen drang aus dem Metall, als sie es zwischen ihrer Faust zusammenquetschte, sofort verringerte sie den Druck und lauschte.
Nichts.
Gut, dann weiter, ein bißchen mehr Kraft. Sie schloß ihre Faust eng um das Metall, packte jetzt auch mit der Rechten zu und zog. Ein leises, mißtönendes Stöhnen war die Antwort, dann ging ein plötzlicher Ruck durch das Metall und es brach in der Mitte auseinander.
Befriedigt schob sie die Schelle durch den Bruch und richtete sich auf.
Soviel dazu.
Sinnend sah sie sich in ihrem Kerker um und überlegte sich den nächsten Schritt.

***

„George, altes Haus!“ Jeffrey Storm schlug dem Marine gutgelaunt auf die Schulter. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du seist bereits in Rente gegangen.“
Sergeant Dorn zuckte mit den Schultern. „Bin in einem anderen Team, Jeff“, antwortete er auf seine einsilbige Art. Vorsichtig lugte er um die Ecke in den Innenhof der Wohnanlage. „Zufällig hier, wollte meine Team-Leaderin besuchen.“
Storm nickte, kniff dann die Lippen aufeinander. „Dann bist du in ihrem Team? Hat sie sich bei euch gemeldet?“
Dorn sah ihn nur schweigend an.
„Tja, hier ist sie auch nicht. Wir mußten ...“ Er zögerte, musterte seinen alten Kampfgefährten. Dann winkte er ab. „Sieht nicht gut aus für deinen Leader. Das Apartment sieht aus wie ein Schlachtfeld, das Wohnzimmerfenster liegt in Einzelteilen draußen auf dem Rasen und wir haben Einschläge von Schlangenwaffen gefunden. Die anderen Bewohner hatten die Polizei gerufen, von denen mußten wir den Fall erst übernehmen.“
Dorn nickte sinnend. „Üble Sache.“
Storm kreuzte die Arme vor der Brust. „Ist zwar bisher unbestätigt, aber es sieht verdammt nach dem Trust aus, alter Junge. Könnte sein, daß du dich ganz von deinem Leader verabschieden mußt. Wer weiß, was die mit ihr anstellen.“
Dorn hob die Brauen, sagte aber nichts. Allerdings ging ihm eher durch den Kopf, was diese Antikerin mit dem Trust anstellen würde nach ihren letzten Auftritten. So leicht ließ die sich nicht unterkriegen.
Aber trotzdem war er unruhig, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ. „Spuren?“ fragte er.
Storm nickte die Straße hinunter. „Die Polizei glaubt, es hat eine Verfolgungsjagd gegeben. Ihre Beretta wurde auf einem unbebauten Grundstück fast zwei Meilen die Straße hinunter gefunden, ebenso Reifenspuren. Ansonsten nur Stiefelabdrücke und umgeworfene Mülltonnen - und jede Menge Einschüsse von Goa'uld-Waffen. Die muß gehetzt sein wie ein Hase, um den Dingern zu entgehen.“
Dorn nickte wieder.
Gut, daß Babbis ihn überredet hatte, seine Kontakte auszunutzen. Wer konnte schon sagen, wie und wann sie sonst von dieser Sache erfahren hätten? Er traute Landry zwar, aber der war auch nur ein Befehlsempfänger.
Dorn sog seine Wangen ein, wandte sich wieder Storm zu. „Muß leider los, hab noch zu tun. Wollte ja nur mal nachsehen.“
Storm nickte, wandte sich wieder dem Durchgang zu und verschwand darin.
Dorn sah ihm nach, dann drehte er sich ebenfalls um und wanderte gemächlich den Weg entlang, den Vashtu in der Nacht genommen hatte. Nach einigen hundert Metern zückte er ein Handy und tastete eine Nummer ein. Dann wartete er, bis sich am anderen Ende jemand meldete, ehe er sagte: „Sieht übel aus. Wir müssen was tun.“

***

Dr. Peter Babbis saß in seiner kleinen Wohnung und hielt sich den Hörer ans Ohr. Nachdenklich nagte er an einem Schokoriegel, stellte keine Zwischenfragen, bis sein Gesprächspartner seinen Bericht beendet hatte. „Danke, Dorn“, sagte er dann endlich. „Kommen Sie doch zu mir, wenn Sie Zeit haben. Wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. James ist schon bei mir. Ich denke, wir sollten meine Wohnung als Hauptquartier betrachten und von hier aus operieren.“
Wieder lauschte er aufmerksam, biß ein Stück von seinem Riegel ab und lutschte ihn wie ein Bonbon. „Gut, bis gleich.“ Damit drückte er eine Taste und beendete das Gespräch, ehe er sich seinem anderen Gast zuwandte.
Dr. James Wallace saß stocksteif auf dem Sofa und sah ihn erwartungsvoll an.
„Wie es aussieht, hat der Trust Miss Uruhk entführt“, sagte Babbis jetzt.
Wallaces Gesicht wurde bleich. „Der Trust? Aber ... Das sind ...“
„Das sind Goa'uld, ja.“ Mit einem plötzlichen Energieausbruch erhob sich Babbis und begann eine Wanderung durch seine Wohnung. „Und die haben mindestens ebensoviel Interesse an einer lebenden Antikerin wie wir Menschen. Nur dummerweise sitzen sie an Stellen, an die wir wohl kaum heranreichen werden.“
Wallaces Augen irrten ziellos hin und her. „Aber ... Du hast zu Dorn gesagt, wir würden von hieraus arbeiten?“ Seine Stimme klang verzweifelt.
Babbis nickte. „Wir müssen ihr helfen, oder ist dir das nicht klar? Auf den letzten Einsätzen hat sie uns regelmäßig das Leben gerettet, ganz davon abgesehen, daß sie deine Fehler ausgebügelt hat, James. Sie hat viel von dem auf ihre Kappe genommen, was sie gar nicht getan hat. Es wird Zeit, daß wir uns revanchieren!“ Er schlug mit der Faust auf seine flache Hand ein, verzog vor Schmerz das Gesicht.
„Aber wir sind Wissenschaftler, keine Soldaten“, wandte Wallace ein.
„Und was ist sie?“ Babbis drehte sich zu ihm um und musterte ihn. „Hast du eigentlich schon einmal mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt oder dir ihre Akte angesehen? Mit ihrem Wissen kann sie es mit den meisten Wissenschaftlern von heute aufnehmen. Und trotzdem kann sie kämpfen.“
Wallace hob ratlos die Schultern. „Sie ist eine Antikerin. Ihr Gehirn arbeitet mit einer höheren Aktivität als unseres.“
Babbis schnaubte und wandte sich ab. „Warum hat sie uns denn auf den Schießstand geschickt und uns erklärt, wie die einzelnen Waffen funktionieren? Damit sie weiter die Drecksarbeit für uns tut?“
Es klopfte.
Kopfschüttelnd ging der Hausherr zur Tür und öffnete. Dorn trat mit nachdenklicher Miene ein und nickte nur grüßend, ehe er es sich neben Wallace auf dem Sofa bequem machte.
„Ich habe mir da beinahe in den Fuß geschossen“, murmelte dieser.
Dorns Augen blitzten amüsiert. Er beugte sich nach hinten, legte einen Arm auf die Lehne des Sofas und beobachtete Babbis, der weiter unruhig hin- und herlief, wieder einen Schokoriegel in der Hand, von dem er ab und an nachdenklich abbiß.
„Schlimme Sache“, sagte der Sergeant schließlich.
Babbis verhielt mitten in der Bewegung und drehte sich zu ihm um. „Wir werden sehen, ob wir nicht herausfinden, wohin man sie verschleppt hat.“

***

Vashtu ließ sich vorsichtig nach unten fallen, kam geschickt auf und federte den Aufprall ab. Etwas ratlos blickte sie noch einmal zur Decke hinauf, richtete sich dann auf und sah sich noch einmal genau um.
Decke und Boden fielen als Fluchtmöglichkeit aus, wenn sie nicht Wert auf gebrochene Knochen legte. Und die wollte sie so lange wie möglich verhindern. Wer konnte denn schon sagen, was sie draußen noch erwarten mochte.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jetzt den Wänden zu.
Diese schienen recht dünn zu sein, jedenfalls konnte sie dann und wann Schritte hören. Draußen mußte es einen Flur oder etwas ähnliches geben. Aber das sagte ihr immer noch nicht, ob sie sich vielleicht nicht doch an einer Außenwand in irgendeinem höher liegenden Stockwerk befand. Wenn sie wild auf die Wände einschlug, würde man wahrscheinlich sehr schnell auf sie aufmerksam werden und wieder ausschalten. Und das mußte sie auf jeden Fall verhindern.
Soviel also dazu, einfach durch die Wände zu gehen, obwohl sie nicht unbedingt daran zweifelte, daß es ihr gelingen würde.
Blieb noch die Tür.
Vashtu betrachtete diese stirnrunzelnd. Sie wußte inzwischen, daß da draußen wenigstens ein Mann stand und Wache hielt. Das war möglicherweise eine Chance, vor allem auch, um eine Waffe zu erbeuten, vielleicht sogar eine dieser Schlangenwaffen. Sie mußte ihren Wächter nur auf sich aufmerksam machen und davon überzeugen, daß er sich ihr gefahrlos nähern konnte.
Leise trat sie an die Tür, legte ihr Ohr an das Holzimitat und lauschte.
Dann zog sie sich zurück zu der Ecke, in der sie aufgewacht war, hockte sich nachdenklich hin und überdachte noch einmal ihren Plan. Schließlich legte sie sich in einer ähnlichen Position, in der sie auch zu sich gekommen war, hin, verdeckte mit ihrem Arm das geborstene Rohr und begann lauthals zu schreien und zu stöhnen, als hätte sie starke Schmerzen. Sie jammerte und flehte, trat mit einem Bein immer wieder gegen die Wand.
„Es tut so weh! Ich verbrenne, ich verbrenne! Helft mir doch, bitte, helft mir!“
Irgendwann hörte sie über ihr Gejammere hinweg, wie sich ihr Schritte näherten, versteifte sich sichtlich und lag dann schlaff, die Augen bis auf einen schmalen Schlitz geschlossen.
„Hey? Was ist mit dir?“ Der Wächter zögerte, tippte ihren Körper dann vorsichtig mit dem Fuß an. Vashtu gab nach, rollte sich auf den Rücken und tat noch immer, als habe sie das Bewußtsein verloren.
„Hey, was hast du? Hey!“ Der Mann beugte sich zu ihr hinunter.
Blitzschnell reagierte sie, schwang ihre Beine um seinen Hals und hebelte ihn ganz zu Boden. Mit einem dumpfen Laut verlor er das Gleichgewicht und schlug hin.
Sie richtete sich auf, als er gerade röchelnd seine Waffe ziehen wollte, griff zu und begann, mit ihm zu ringen. Er wehrte sich heldenhaft gegen ihren Zugriff, doch irgendwann hörte sie, wie die Knochen in seiner Hand durch ihren festen Griff brachen. Er verdrehte die Augen und wimmerte, so gut er konnte.
Mit der Rechten schlug sie zu, um ihn endlich loslassen zu können. So verkeilt, wie sie beide jetzt am Boden lagen, konnte jeder, der jetzt den Raum betrat, sie viel zu schnell wieder betäuben.
Der Wächter grunzte, versuchte sich wieder loszuwinden. Vashtu verstärkte den Druck ihrer Schenkel auf seinen Hals, packte sein Haar und riß seinen Kopf herum. Mit einem häßlichen Knacken brach sein Genick. Er zuckte noch ein paar Mal, dann lag er still.
Sie holte tief Atem, machte sich von ihm los und richtete sich wieder auf.
Normalerweise tötete sie nicht gern, aber dies schien ihre einzige Chance gewesen zu sein, relativ lautlos und schnell hier herauszukommen.
Vashtu beugte sich über den Leichnam und tastete ihn vorsichtig ab, auf der Suche nach etwas brauchbarerem als der Automatik, die sie ihm entwunden hatte. Und tatsächlich fand sie einen kleinen Schlüssel, der in das Schloß der Handschelle paßte. Aber ansonsten war das Ergebnis mager.
Zumindest hatte sie jetzt eine Waffe.
Vorsichtig schlich sie zu der geöffneten Tür und warf kurze Blicke nach draußen. Der Gang war zu beiden Seiten leer, aber schwer einsehbar durch zahlreiche abzweigende Flure.
Sie biß sich auf die Lippen, schlich nach draußen und schloß bedächtig leise die Tür hinter sich.

***

„Ist Storm sich sicher, daß es der Trust ist?“ General Jack O'Neills Stimme klang besorgt durch das Telefon.
„So sicher wir sein können. Das Apartment von Miss Uruhk ist verwüstet, ihre Waffe wurde fast zwei Meilen entfernt gefunden und es gibt viele Brandspuren von Goa'uld-Waffen. Von ihr dagegen fehlt jede Spur“, antwortete Landry. „Storm sucht Verbindungen und mögliche Informanten, die sie verraten haben könnten.“
„Das ist übel.“ O'Neill seufzte.
„Ich habe von Anfang an gesagt, es ist eine schlechte Idee, sie aus Chayenne-Mountain herauszulassen“, warf Landry ein. „Wir kennen alle die Gefahr durch den Trust.“
„Ich glaube nicht, daß sie jedem auf die Nase bindet, wer und was sie ist“, entgegnete O'Neill. „Und darum hatte ich auch keine Einwände. Aber warum haben Sie sie nicht unauffällig beschatten lassen?“
„Diese Antikerin zu beschatten ist, als jage man einen Geist. Sie hat sämtliche Verfolger abgehängt bisher.“
„Nur dieses Mal nicht ...“ O'Neill klang nachdenklich. „Hat sie überhaupt jemand über den Trust aufgeklärt? Wußte sie von der Gefahr, in der sie schwebt?“
Landry zögerte. „Ich ... ich weiß es nicht genau. Zumindest ich habe es sie nicht gesagt“, gestand er dann.
O'Neill seufzte. „Okay, ich komme, so schnell ich kann“, entschied er dann. „Tut alles, was ihr könnt. Wir können nicht riskieren, sie zu verlieren.“
Landry legte wenig begeistert auf. Aber er mußte O'Neill recht geben. Sie mußten die Antikerin wieder zurückholen, so schnell wie möglich. Der Trust war nicht dafür bekannt, mit seinen Gefangenen sehr human umzugehen.

***

Wallace beobachtete wenig begeistert, wie Babbis den Laptop vor ihm aufbaute und einschaltete. „Aber ...“ Er verstummte und ließ die Schultern sinken. Das schnurlose Telefon wurde neben den Rechner gelegt.
„Kein Aber!“ Babbis richtete sich wieder auf und nickte Dorn zu, der bereits an der Tür stand und wartete. „Du wirst mittels des Rechners herausfinden, was du kannst. Dorn und ich sind das aktive Team und lassen uns von dir zu den Adressen schicken. Irgendwo werden wir schon fündig werden. Dann informieren wir das SGC und warten auf die Kavallerie. Ist doch ganz einfach.“
„Aber wenn ich mich in die Daten des Trusts einhacke, könnten sie das zurückverfolgen und ... und ...“
„Das Risiko gehe ich ein. Und vergiß nicht, das hier ist meine Wohnung, nicht deine. Du bist aus dem Schneider.“ Babbis ließ dabei aus, daß er sowieso in einigen Tagen umziehen würde. Und wenn er sich an das SG-Center wandte, würde er vielleicht in den nächsten Wochen einen Schutz bekommen, sollte der Trust herausfinden, daß es sein Rechner gewesen war, der sich in ihre Dateien eingehackt hatte.
Wallace schluckte hart. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
„Du hast dich ins Pentagon eingehackt, schon vergessen, wie du mir das erzählt hast?“ Babbis schüttelte den Kopf, beugte sich dann wieder über sein Teammitglied. „Weißt du eigentlich, daß wir bisher immer noch als die Weicheier im ganzen SGC gelten? Als Feiglinge? Weißt du, was man über uns sagt?“
Wallaces Wangen wurden dunkelrot, verschämt wich er dem Blick des anderen aus. „Das ist doch egal. Wir machen unsere Arbeit.“
„Aber nicht gut genug!“ Babbis richtete sich wieder auf. „Wenn wir ein Team sein wollen, müssen wir auch füreinander eintreten. Und das heißt, wir müssen zusammenhalten. Das tun wir aber bisher nicht. Wir lassen uns von Dorn und Uruhk beschützen. Und ich möchte irgendwann einmal als Wissenschaftler anerkannt werden, der für seine Sache einsteht.“
Wallace nagte an seiner Unterlippe. „Sie ist manchmal wie Lt. Colonel Sheppard“, murmelte er.
Babbis nickte. Auch ihm war das nicht entgangen, im Gegenteil, er hielt es ihr regelmäßig vor. Aber dennoch war auch der Lt. Colonel damals für sie eingetreten und hatte sie beschützt. Er hatte geholfen, so gut er konnte. Und die Antikerin war ebenso.
„Weißt du noch, auf R3Y-775? Als du dieses außerirdische Gerät gefunden hast?“ fragte er.
Wallace sah auf und nickte. „Der Planetenkiller, ja.“
Das war ihre zweite Mission gewesen, und Uruhk hatte Wallace nicht nur das Leben gerettet, sie hatte die Fehlfunktion der Maschine, die Wallace zu verdanken gewesen war, auf ihre Kappe genommen. Beinahe wäre sie nach Antartica versetzt worden, auf nimmer Wiedersehen.
„Oh.“ Wallace senkte den Kopf.
„Du bist ein Ass am Rechner“, sagte Babbis nun. „Du hast da einiges auf dem Kasten, was wir anderen nicht können. Ich verlange ja nicht von dir, mit Dorn und mir da raus zu gehen, James. Wir übernehmen den gefährlichen Part. Du sitzt hier und kontaktierst uns, wenn du etwas findest. Wir sehen uns dort unauffällig um und geben die Informationen an das SGC weiter. Keiner wird verletzt und wir haben geholfen, unserem Leader das Leben zu retten.“
Wallace starrte auf den Bildschirm.
„Du brauchst ja nicht einmal die Nummern zu wählen. Ich habe sie in der Kurzwahl“, fuhr Babbis fort. „Alles, was du tun mußt, ist, zwei Tasten zu drücken, die 1 für mich oder die 2 für Dorn. Du gibst uns die Infos und wir sehen nach. Kein Problem. Und niemand verlangt von dir, daß du dich zu tief in die Daten des Trusts einhacken mußt. Die werden doch wohl irgendwo ein Adressenverzeichnis im Internet stehen haben. Du suchst die, die uns am nächsten sind, heraus und wir überprüfen sie.“
Wallace saß immer noch stirnrunzelnd da.
Babbis seufzte. „Hast du eine Ahnung, was mit uns geschehen wird, wenn Miss Uruhk vom Trust irgendwie ... verletzt wird? Denkst du denn wirklich, wir würden noch jemals eine Chance erhalten, durch das Gate zu gehen?“
Wallace zuckte mit den Schultern. „Man wird uns einen neuen Leader geben“, murmelte er.
„Wird man nicht. SG-27 wurde nur neu aktiviert, damit Miss Uruhk den Umgang mit den Menschen lernt. Fällt sie aus, werden wir wieder in den Innendienst versetzt, landen in AREA 51 oder sonstwo. Nie wieder werden wir einen Fuß auf einen anderen Planeten setzen dürfen, glaube mir.“
Dorn an der Tür blickte auf bei diesen Worten und runzelte schweigend die Stirn.
Babbis richtete sich auf und nickte. „Es ist so. Ich habe es läuten gehört. General Landry wollte uns von Anfang an nicht dabei haben. Doch Miss Uruhk ist zu wichtig für das SGC, sie können sie nicht einfach laufen lassen.“
Dorn wandte sich ab.
„Wir sind doch keine Pausenclowns“, murmelte Wallace.
„Aber als genau das werden wir im SGC angesehen, James. Und aus genau diesem Grund müssen wir jetzt etwas tun, um zu beweisen, daß wir ein Team sind. Wenn wir helfen, Miss Uruhk zu befreien, wird man uns ernst nehmen, man wird SG-27 ernst nehmen und uns nicht immer nur auf unwichtige Planeten schicken. Und das ist es doch wert, oder?“
Widerstrebend nickte Wallace endlich.
Babbis seufzte erleichtert, griff nach seiner Jacke und folgte Dorn nach draußen.

***

Vorsichtig schlich Vashtu über den Gang, prüfte kurz alle Türen, die sie fand. Irgendwo mußte es hier doch eine Treppe oder einen Aufzug geben, irgendwo ein Fenster.
Sie hörte Schritte in einem der anderen Quergänge und suchte sich eine Deckung. Die Automatik klickte leise, als sie sie entsicherte. Vashtu hielt den Atem an, sah dann den Mann im schwarzen Anzug, wie er an ihr vorbeiging, ohne sie zu bemerken. Dann wartete sie, bis sie sicher sein konnte, daß er wirklich keinen Alarm schlug und atmete erleichtert aus.
Vorsichtig lugte sie um die Ecke, inspizierte wieder aufmerksam den Hauptflur und schlich schließlich weiter.
Aus der Richtung, aus der der Anzugträger gekommen war, waren ihr schon mehrere entgegengekommen. Gut möglich, daß sie dort irgendwo einen Ausgang fand. Sie hielt sich schon viel zu lange auf den Gängen auf für ihren Geschmack. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man ihre Flucht bemerken würde und dann hinter ihr herjagte. Und sie wollte dann schon nicht mehr auf diesem Stockwerk sein.
Sie schlüpfte in den Seitengang und schlich vorsichtig weiter.
Vor ihr tauchte ein helles Rechteck auf, durch das sie auf einen wolkenverhangenen Himmel sehen konnte. Ein Fenster, endlich!
Vashtu beschleunigte ihre Schritte und hielt darauf zu, dann fiel ihr die Metalltür auf. Ein Aufzug, direkt neben dem Fenster.
Na toll. Da hatte sie ja noch so lange hier herumstreifen können.
Vorsichtig trat sie an das Fenster und sah nach draußen. Ihr Mut sank.
Offensichtlich befand sie sich in dem neu errichteten Bürogebäude im Industriegebiet, in einem der oberen Stockwerke, wie sie bereits vermutet hatte. Und das war definitiv zu hoch, um das Fenster wie auch immer zu öffnen - sie fand keine Griffe - und hinauszuspringen. Sie würde sich nur alle Knochen im Leibe brechen.
Also der Lift.
Sie drehte sich um und wollte den Türöffner aktivieren, als eine bläuliche Energieentladung direkt neben ihr in das Fenster einschlug.
Vashtu duckte sich und ruckte den Oberkörper herum. Die Waffe heben und schießen war eins. Sie nahm sich kaum die Zeit zu zielen und konnte einfach nur das beste hoffen.
Wieder ein Schuß aus der Schlangenwaffe, wieder beantwortete sie diesen mit einer Kugel, und dieses Mal erntete sie zumindest einen Schmerzensschrei als Belohnung. Sie warf sich nach oben und preßte ihre ganze Handfläche auf den Türöffner, der daraufhin ein schrilles Piepsen von sich gab.
Nein!
Sie wich zurück und starrte auf das kleine Display. „Keine Autorisation“ blinkte ihr entgegen. Diese Kerle hatten den Aufzug tatsächlich irgendwie verschlossen.
In ihrer Muttersprache fluchend warf sie sich gegen die nächstbeste Tür, als sie wieder Schritte hörte, und taumelte in ein helles Treppenhaus hinein. Von ihrem Schwung noch mitgerissen, hastete sie die ersten Metallstufen hinunter, die laut gegen sie protestierten, dann fand sie in ihre Geschwindigkeit zurück und rannte weiter.

***

„Das ist es.“ Dorn nickte zu dem noch im Bau befindlichen Gebäude hinüber.
„Bist du sicher, daß es wirklich diese Adresse ist?“ fragte Babbis skeptisch in den Hörer.
Nur in schlechten Krimis wurden Menschen in so einem Haus festgehalten, aber doch nicht im richtigen Leben.
Dorn kramte sein Handy heraus und gab mit stoischer Ruhe eine Nummer ein.
„Es ist das einzige, was ich in der näheren Umgebung habe finden können. Denkst du denn, sie werden sie weit fort gebracht haben?“ Wallaces Stimme am anderen Ende der Leitung klang unsicher.
Babbis musterte wieder den Rohbau. Er wußte nicht so recht weiter.
„Colonel? Ja. Ja“, hörte er Dorn in sein Handy sprechen, wirbelte herum.
„Wir wissen doch noch gar nicht sicher, ob sie hier ist“, zischte er dem Marine zu.
Der nickte nach oben. „Sie ist hier. Am Fenster.“ Dann wandte er sich wieder seinem Handy zu.
Babbis blickte hoch und sah einen blauen Blitz, der eines der Fenster an der Westseite des Gebäudes kurz beleuchtete. Unvermittelt ließ er sein Handy fallen. Wallaces unsichere Stimme hatte gerade zu einer Erklärung angesetzt, brach unvermittelt ab, als das kleine Gerät auf dem Asphalt zerschellte.

***

Vashtu raste die Treppen hinunter, hörte hinter sich Geschrei und Gepolter. Ab und an zischte ein Energieblitz an ihr vorbei und fraß sich in das Metall von Treppe oder Geländer.
Sie hastete weiter, nahm sich kurz die Zeit, auf jedem Stockwerk an der Tür zu rütteln, doch auch diese waren verschlossen.
Die Männer kamen immer näher.
Blind schoß sie einige Kugeln in die Luft, raste weiter. Nur runter, so schnell wie möglich. Die Türen waren nicht wirklich stabil, sie konnte sie relativ leicht durchbrechen, wie sie im oberen Stockwerk bemerkt hatte.
Wieder einige kurze Schüsse, bis die Automatik plötzlich nur noch klickte.
Fluchend warf sie sich herum und sprang auf die nächsttiefere Treppe, raste weiter. Die Automatik blieb irgendwo hinter ihr zurück.
Das Ende des Treppenhauses näherte sich. Eine letzte Tür, danach nichts mehr.
B-2 stand an die Wand gemalt.
Sie war zu weit gelaufen!
Die Schritte kamen unweigerlich immer näher.
Vashtu setzte zu einem kurzen Spurt an, rammte ihre Schulter in die Tür und stolperte in eine Tiefgarage.

***

Dorn zog Babbis von der Straße auf den Fußgängerweg, lehnte sich dann bequem an eine Laternenstange.
„Wie können Sie so ruhig bleiben?“ Babbis fühlte plötzlich, wie die Angst ihn einholte.
„Verstärkung ist unterwegs.“ Dorn ließ das Bürogebäude nicht aus den Augen. „Die Jungs sind schnell.“
Babbis schluckte.
Irgendwie war ihm in den Sinn gekommen, daß sie sich hier in Gefahr befanden. Bisher hatte er das nicht wirklich realisiert. Eher war es ihm wie seine Pflicht vorgekommen, der Antikerin zu helfen. Außerdem ging es da auch um verletzten Stolz, wie er sich selbst eingestehen mußte. Sie hatte ihm mehr als einmal das Leben gerettet, und sie hatte ihm mehr als einmal zu verstehen gegeben, was sie von ihm hielt. Und das ärgerte ihn einfach nur maßlos.
Aber jetzt?
Da, ihnen gegenüber, in einem Rohbau, saßen die Agenten des Trusts. Gefährliche Männer, die über Spezialausbildungen verfügten und sich über seine lächerlichen Versuche nur halbtot lachen würden.
Dorn hob den Kopf. „Schüsse.“ kommentierte er.
Babbis horchte auf. Ja, da war etwas, doch es verstummte recht schnell. War es die Antikerin, die sich ihres Lebens erwehrte? Wurde sie bereits gefoltert oder ihr gar ein Goa'uld eingepflanzt?
Er schluckte.

***

Vashtu hetzte weiter, direkt in eine Faust hinein, wurde zurückgerissen und verlor das Gleichgewicht. Die fremden Zellen in ihrem Genom reagierten sofort auf die Gefahr und gaben ihr mehr Kraft und Widerstandsfähigkeit.
Kraftvoll trat sie zu und riß ihrem Angreifer die Beine unter dem Körper weg, ehe der, wie er wohl geplant hatte, eine Waffe ziehen konnte. Dann sprang sie auf und trat noch einmal kraftvoll zu.
Doch der Fremde war gewappnet, riß nun ihr Bein unsanft in die Höhe und hebelte sie wieder aus. Erneut krachte sie hart auf den Betonboden, wirbelte aber sofort herum und stürzte sich auf ihn.
Ihre Augen veränderten sich plötzlich, die Pupillen wurden riesengroß und vertikal geschlitzt. Die Iratus-Käfer-Zellen hatten das Kommando übernommen.
Vashtu ließ ihre Faust in das Gesicht des Mannes krachen, achtete gar nicht darauf, daß sie sich vielleicht dabei verletzte. Der schien gut trainiert zu sein, er steckte den Schlag weg, riß an ihrer Jacke, um sie irgendwie von seinem Körper zu holen.
Vashtu jagte ihre Rechte hinterher, schmetterte noch einmal die Linke an sein Kinn, ehe er endlich bewußtlos liegenblieb. Blut sickerte aus Mund und Nase.
„Wo ist sie?“
Mit einem Ruck kam die Antikerin wieder auf die Beine und verbarg sich hinter einem Betonpfeiler. Vorsichtig lugte sie um die Ecke, sah einen anderen Mann, der die Tiefgarage wohl gerade durch den Lift betreten hatte. Sie erschauderte, als sie seine leuchtenden Augen sah.
Ein Goa'uld!
Zwei andere in dunklen Anzügen traten an ihn heran und berichteten leise.
Sie mußte hier weg, und das schnell!
Vashtu preßte sich gegen die Säule und sah sich um. Da fiel ihr Blick auf das schwere Motorrad, das nicht weit entfernt von ihr stand.
„Fangt sie wieder ein, sie darf auf keinen Fall dieses Gebäude verlassen!“

***

Wallace klickte sich durch einige Informationen, die er zufällig geöffnet hatte. Da blieb sein Blick an einem Namen hängen.
Keuchend holte er Atem und setzte sich aufrecht hin.
„Oh nein!“
Seine Hand zitterte, als er zu dem schnurlosen Telefon griff und die Nummer des SGC wählte.
Er ließ dem anderen Teilnehmer keine Zeit, sich auch nur richtig zu identifizieren, sondern sprudelte schon heraus: „Sir, ich weiß, wer für die Entführung von Miss Uruhk verantwortlich ist.“

***

Vorsichtig schob sie die Maschine vom Bock runter und setzte sich rittlings darauf.
Wie startete man diese Dinger?
Vashtu war verwirrt, als ihr plötzlich ein Schlüssel in die Hand fiel. Dann erinnerte sie sich daran, wie Marnie einen Schlüssel in das Zündschloß ihres Wagens gesteckt und dann herumgedreht hatte.
So mußte das wohl auch hiermit funktionieren.
Sie fand einen Schlitz zwischen den Anzeigen und steckte den Schlüssel hinein.
„Und jetzt sei brav und fahr los“, wisperte sie der Maschine zu und drehte den Schlüssel.
Der Motor stotterte, doch dann begriff sie, wie sie Gas geben mußte und benutzte die Schaltung. Es klappte tatsächlich.
Vashtu fuhr los.

***

Zwei Fahrzeuge hielten am Straßenrand und einige Männer in militärischer Uniform sprangen hinten herunter, Skimasken über den Gesichtern und schwere Sturmgewehre in den Händen.
Babbis fühlte, wie seine Beine schwach wurden. Haltsuchend stützte er sich mit einer Hand an der Laterne ab
Ein Militärpolizist stieg vorn aus einem Wagen und kam zu ihm und Dorn, der immer noch lässig an der Stange lehnte.
„Gute Arbeit, George“, sagte er.
Dorn nickte nur. „Schüsse waren zu hören und wenigstens eine Entladung von einem Zak'Ni'Tel. Scheint eine Menge los zu sein in der Hütte“, brummte er, dann richtete er sich auf, zog seine Dienstwaffe aus einem Holster unter seiner Jacke hervor und trat auf die Straße, wo bereits die anderen Aufstellung genommen hatten.
Der MP sah Babbis einen Moment lang an, dann nickte er anerkennend. „Gute Arbeit. Ihr Team-Leader wird stolz auf Sie sein.“ Er grüßte.
Babbis starrte ihn mit blassem Gesicht an, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. Auch er zog seine Waffe und trat an Storm vorbei, um neben Dorn Aufstellung zu nehmen.

***

Die Maschine fauchte wie eine riesige Katze und lag hervorragend unter ihr. Vashtu war beeindruckt. Der Fahrtwind zerrte an ihrem kurzen Haar, und beinahe hätte sie vergessen können, daß sie sich hier in Gefahr befand. Wenn da nur nicht die zunächst vereinzelten Energieschüsse gewesen wären, die immer wieder in ihre Richtung zuckten.
Sie beschleunigte, beugte sich tiefer über den Lenker und legte sich in die Kurve.
So eine Maschine brauchte sie auch! Das hatte ja was vom Fliegen!
Dann aber nahmen die Schüsse auf sie zu. Immer wieder mußte sie ausweichen, und der Ernst der Lage kam ihr schlagartig wieder zu Bewußtsein.
Sie beschleunigte stärker, spürte, wie der Motor unter ihr aufheulte, tippte mit dem Fuß auf die Kupplung und schaltete in den nächsten Gang. Einfacher als sie gedacht hatte.
Vor ihr tauchte einer dieser Männer im Anzug auf, stellte sich ihr in den Weg. Doch wenn er geglaubt hatte, sie würde ausweichen, hatte er sich gründlich getäuscht. Sie beschleunigte noch weiter, hielt direkt auf ihn zu.
Im letzten Moment brachte der Fremde sich in Sicherheit.
„Schließt das Rolltor! Schnell!“
Sie erschrak. Offensichtlich hatten ihre Entführer irgendeinen Ausgang übersehen. Einen Ausgang, den sie benutzen konnte, solange er noch offen war.
Sie gab mehr Gas, raste über eine Rampe in das obere Kellergeschoß. Da sah sie auch schon Licht aufblitzen.
Mit Projektil- und den Goa'uld-Waffen wurde mittlerweile auf sie geschossen. Immer wieder mußte sie ihr Gewicht verlagern, was ihrer wilden Fahrt auf dem Motorrad nicht mehr sehr viel Freude verlieh.
Licht, Tageslicht!
Sie raste darauf zu. Doch sie sah auch, wie sich ein gewaltiger Schatten langsam über dieses Licht senkte.
Nein, nein, nein!
Sie holte das letzte aus dem Motorrad heraus, machte sich so klein wie möglich. Es würde nicht reichen.
Und doch reichte es.
Sie verriß die Maschine und schleuderte zur Seite, verlor das Gleichgewicht und brachte gerade noch ihr Bein unter dem schweren Motor hervor, dann rutschten beide, Maschine und sie, unter dem schmalen Spalt des mitleidlos hinunterfahrenden Rolltors hinaus auf die Straße. Der Asphalt biß sich durch ihre Hose, ratschte an ihrer Jacke entlang und hinterließ ein häßliches Muster auf dem Leder. Das Motorrad schlug Funken.
Miteinander drehten sie sich ein wenig, dann kamen sie endlich zu liegen.
Vashtu rappelte sich sofort auf die Ellenbogen, starrte zur Garageneinfahrt hinüber, die sich inzwischen vollständig geschlossen hatte. Wenn es möglich war, so trafen ihre Augen auf die des namenlosen Goa'uld, der wütend auf der anderen Seite stand.
Dann registrierte sie endlich die Schatten, die dicht hinter ihr Aufstellung genommen hatten. Blinzend drehte sie den Kopf und sah Dorn und Babbis, die, ihre Handfeuerwaffen im Anschlag, direkt hinter ihr standen und sie zu beschützen suchten, umgeben von gut zwanzig Männern eines Spezialkommandos.
Seufzend fiel sie zurück auf den Asphalt, der ihr im Moment so weich wie die Matratze ihres Bettes erschien.
Frei!

***

„Du hast einen Haufen Glück gehabt!“ Marnie umwickelte ihren Arm. „Mann, wenn ich gewußt hätte, daß diese Typen wahrscheinlich schon da waren und auf deine Rückkehr warteten!“
Vashtu ließ es über sich ergehen, daß man sie verarztete, obwohl das eigentlich nicht weiter nötig war. Die Wraith-Zellen in ihr sorgten dafür, daß leichte und mittlere Verletzungen sehr schnell heilten, solange sie nur genügend Nahrung zu sich nahm. Und selbst Knochenbrüche brauchten einen Bruchteil der Zeit, die ein Mensch benötigt hätte, um wieder auf die Beine zu kommen.
Die ersten Schrammen waren sogar schon verheilt, ehe sie überhaupt im SGC angekommen war. Jetzt ging es nur noch um die etwas tieferen Wunden.
„Ich werde mich auf jeden Fall in Zukunft noch weiter von diesen Schlangenwaffen entfernt halten“, knurrte Vashtu. „Sie mögen ja sehr praktisch sein, aber wenn man von ihnen ins Reich der Träume befördert wird, ist es nicht sehr angenehm, wieder aufzuwachen.“
„Daran gewöhnt man sich mit der Zeit“, sagte eine andere Stimme.
Vashtu fuhr hoch und drehte sich um. General O'Neill stand an ihrer Liege, nickte Marnie kurz zu, die beinahe fluchtartig den Rückzug antrat.
„General!“ Vashtu schluckte. „Tut mir leid, Sir.“
O'Neill neigte den Kopf verständnislos zur Seite. „Wie bitte?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Diese ganze Sache, Sir. Daß ich mich habe entführen lassen.“
O'Neill nickte verständnisvoll. „Dafür konnten Sie nichts, Miss Uruhk. Man hätte Sie vor dem Trust warnen sollen. Also liegt die Schuld wohl eher auf unserer Seite.“
Sie lächelte unsicher, schwieg jetzt aber.
O'Neill sah sie von oben bis unten an. „Aber, wie ich gehört habe, war unser ganzer Aufwand wohl überflüssig. Schließlich war es Ihr Team, daß Sie gefunden hat, und Sie selbst, die sich befreien konnten.“
„Mit viel Glück, Sir“, sagte sie. „Ich denke, der Trust hat sich täuschen lassen.“
O'Neill rückte sich einen Stuhl näher und setzte sich. „Und das war gut so.“ Er grinste spitzbübisch. „Das nächste Mal allerdings wird die Sache wohl anders liegen.“
„Das nächste Mal?“ Vashtu hob die Brauen.
O'Neill spielte mit seiner Mütze. „Wie es aussieht, hatten wir eine undichte Stelle hier in Chayenne-Mountain, Miss Uruhk. Darum ist der Trust auf Sie aufmerksam geworden. Aber jetzt weiß er, daß es eine überlebende und ziemlich gewitzte Antikerin gibt. Wir wissen nicht genau, was der Trust möglicherweise an Waffen von Ihrem Volk erbeutet hat.“
Vashtu runzelte die Stirn.
Daran hatte sie gar nicht gedacht.
„General Landry meinte, ich solle Sie auf das Risiko hinweisen, noch einmal vom Trust entführt zu werden. Und das nächste Mal werden sie wohl besser vorbereitet auf Sie sein“, er stockte, sah sie an. Dann schmunzelte er wieder. „Wenn Sie mich fragen, die Gefahr besteht tatsächlich. Aber ich denke nicht, daß das bedeutet, Sie müßten sich hier verstecken.“
„Was ich auch nicht tun würde, Sir, bei allem Respekt. Ich möchte in mein Apartment, ein heißes Bad nehmen und dann ins Bett.“
O'Neill nickte. „Das dürfen Sie auch, keine Bange. Aber möglicherweise sollten Sie über einen Wohnungswechsel nachdenken.“
„Oder eher nicht. Der Trust wird erwarten, daß ich die Flucht ergreife. Mich noch einmal an der gleichen Stelle zu finden halten sie, glaube ich, für eher unwahrscheinlich“, entgegnete sie bestimmt.
„Gut überlegt.“ Er beugte sich vor. „Kommen wir zu etwas anderem, Miss Uruhk.“
Sie nickte beklommen und wartete.
„Ich muß sagen, nach allem, was ich bisher gehört habe, war ich nicht sonderlich angetan von dem, was Ihr Team leistete. Ehrlich gesagt, ich war versucht, Ihnen die Leitung eines anderen SG-Teams zu überlassen, mit General Landrys Einverständnis versteht sich. Aber was Ihre Männer heute geleistet haben ... Sie sind auf dem richtigen Weg, Miss Uruhk, und Sie haben mich beeindruckt mit diesem Teamwork.“
Sie lächelte. „Danke, Sir, auch im Namen meines Teams.“
O'Neill setzte sich wieder auf. „Sie haben mir vom ersten Moment an gefallen, Miss Uruhk. Vielleicht ...“ Wieder zögerte er, dann setzte er seine Mütze auf und erhob sich. „Sie erinnern mich an jemanden, Miss Uruhk. An einen jungen Piloten, der mich einmal von MacMurdo nach Antaktica geflogen hat. Ich gab ihm eine Chance und er hat sie genutzt, wenn vielleicht auch nicht immer ganz nach Vorschrift.“
Vashtus Lächeln wurde breiter. Ein bißchen Stolz schwang in ihrer Brust mit und sie richtete sich unwillkürlich auf.
„Ich denke, wir beide wissen, von wem ich spreche, nicht wahr?“ O'Neill zwinkerte. „Dann sollten Sie diesen Eindruck bei mir weiter festigen, Miss Uruhk. Ich habe veranlaßt, daß Sie in zwei Tagen mit einem Team zur Daedalos fliegen. Wenn ich mich nicht täusche, werden Sie sicher sehr gut mit einem F-302 zurechtkommen. Und gute Piloten brauchen wir mindestens so sehr wie jemanden, der den Stuhl auf Antarktica steuern kann.“
„Sir?“
O'Neill, der sich bereits umgedreht hatte und gehen wollte, sah sie wieder an.
Vashtu fuhr sich mit der Hand durch ihr Haar. „Wer war die undichte Stelle, Sir?“
„Dr. Delaney aus der Abteilung für Antikerfundstücke. Dr. Jackson ist bereits bei einer Inventur unserer Bestände, um sicherzustellen, daß nichts entwendet wurde.“
Vashtu nickte nachdenklich.
O'Neill drehte sich wieder um und wollte gehen, als er wieder diesen schüchternen Ruf hinter sich hörte und erneut stehenblieb.
„Nennen Sie mich einfach Vashtu, Sir“, sagte die Antikerin mit einem schüchternen Lächeln. „Und ich danke Ihnen sehr für das Vertrauen, daß Sie in mich setzen.“
O'Neill nickte, dann griff er plötzlich in seine Hosentasche und beförderte einen Schlüssel daraus hervor, den er ihr zuwarf. „Übertreiben Sie es nur nicht, Vashtu.“
Die Antikerin fing den Schlüssel geschickt auf und starrte dann ungläubig auf das, was da in ihrer Handfläche lag. Es war ein Motorradschlüssel.
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