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SG-27 von Hyndara71

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Vashtu Uruhk schattete mit einer Hand ihre Augen ab gegen den Wind, der an ihr zerrte und Tränen in die Augen trieb. Sie stand irgendwo auf einer flachen Ebene, mitten im nirgendwo. Und am Himmel, scheinbar zum Greifen nahe, wölbten sich die größten Wolkenmassive, die sie je gesehen hatte.
„Ich bin da", schrie sie in ihr Funkgerät und nahm sich den Rucksack ab.
„Ist Ihnen etwas dazwischen gekommen?" hörte sie die knisternde Antwort von Dr. Peter Babbis. „Wir anderen sind schon längst fertig."
Sie blinzelte die ersten Regentropfen aus den Augen und wandte sich ab vom Wind. „Tja, dann hätten Sie mich ja nicht drei Meilen in die Ebene schicken müssen. Das dauert seine Zeit, vor allem, wenn man gegen dieses Lüftchen ankämpfen muß."
„Naja, gut. Ich habe mich da wohl etwas zu sehr auf Ihr Super-Genom verlassen", antwortete Babbis.
Vashtu kauerte sich zusammen, als eine heftige Bö an ihr zerrte und von ihrem Platz vertreiben wollte. „Was jetzt?" schrie sie in den Äther.
„Oh ja. Natürlich!" Babbis schien aufzugehen, daß er ihr immer noch keine Anweisungen gegeben hatte. „Nehmen Sie bitte den Geschwindigkeitsmesser und halten ihn in den Wind."
Vashtu runzelte die Stirn, zog das Gerät jedoch aus dem Achselholster hervor. Der Regen nahm zu. Erste Blitze zuckten über den Himmel.
Sie drehte sich um, kauerte sich so gut es ging zusammen und hielt das pistolenartige Gerät in die Höhe. Sie drückte den Auslöser und wartete. „Aktiviert."
Es dauerte einige Sekunden, bis die erlösende Antwort kam: „Gut. Dann bauen Sie jetzt bitte das Gerät auf, daß in Ihrem Rucksack steckt."
Vashtu knurrte einen Fluch in ihrer Muttersprache und kämpfte mit den bereits feuchten Verschlüssen des Rucksacks, nachdem sie den Geschwindigkeitsmesser wieder verstaut hatte.
„Sind Sie soweit?"
„Nein, verdammt! Und es würde schneller gehen, wenn Sie mich nicht ständig fragen würden." Der Regen nahm immer mehr zu und machte ihr die Sache nicht unbedingt leichter.
Schließlich aber hielt sie das koffergroße Gerät in Händen, der Rucksack jedoch wurde sofort weggeweht. Blinzelnd sah sie ihm nach. Den würde sie so schnell nicht wiedersehen.
„Ich habe es. Was jetzt?"
„Stellen ... Boden." Die Leitung knisterte heftig, und atmosphärische Störungen würden einen weiteren Funkkontakt bald so gut wie unmöglich machen.
Vashtu stellte das Gerät auf den Boden. „Fertig, und jetzt?"
„... metallener Schalter ... Seite."
Sie betrachtete den Apparat forschend, bis sie den kleinen Kippschalter fand und betätigte. Ein Licht blinkte auf.
„Da leuchtet jetzt was."
„G... Sie ... draufdrücken ..."
Vashtu seufzte und betätigte auch diesen Schalter. Über den Sturm meinte sie, ein Klicken zu hören. „Was jetzt?"
„Fertig ... zurück ...gate." kam Babbis abgehackte Stimme über den Lautsprecher.
Natürlich. Danke, das hätte er ihr auch vorher sagen können.
Mit einem zweifelnden Blick zum Himmel richtete sie sich wieder auf und joggte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Glücklicherweise half ihr jetzt der Wind, gegen den sie noch vor wenigen Minuten hatte ankämpfen müssen, so daß sie wesentlich schneller voran kam als vormals. Der Sturm jagte sie vor sich her, so daß sie einige Male Mühe hatte, sich nicht von den Beinen reißen zu lassen.
Endlich kam das Stargate in Sicht.
Vashtu seufzte erleichtert, beschleunigte ihre Schritte noch. Kurz darauf war sie bei ihren Männern angekommen. Wieder warf sie zweifelnde Blicke gen Himmel. Die Wolkengebirge hatten sie fast erreicht.
„Zurück zum SG-Center. Wallace, wählen Sie uns ein und geben Ihren Code durch", befahl sie, griff nach ihrer Wasserflasche, um sich den, vom Schreien trockenen Mund anzufeuchten.
Der junge Wissenschaftler tat wie ihm geheißen. Kurz darauf baute sich ein Wurmloch auf.
Vashtu erleichterte zusehenst. Sie kannte Stürme wie diesen von ihrer Heimat Atlantis. Und sie legte keinen großen Wert darauf, noch unbedingt hier zu sein, wenn er richtig losbrechen würde. Die Orkanböen, die an ihr rissen, und der wieder einsetzende Regen waren ihr schon mehr als genug.
  „Bestätigung vom SGC", rief Wallace über den Sturm hinweg.
„Abmarsch!" Sie wies auf das Gate.
Sergeant Dorn, der dem Wurmloch am nächsten stand, marschierte zuerst hindurch, ihm folgte dichtauf Wallace.
Babbis war noch damit beschäftigt, seine Geräte zusammenzupacken. Seufzend griff Vashtu sich einen seiner Koffer und wies auf das Tor. „Machen wir, daß wir hier wegkommen, Doc", sagte sie. Die Worte wurden ihr von den Lippen gerissen und fortgeweht.
Babbis schien aber auch so verstanden zu haben, was sie sagen wollte. Er verschloß den letzten Koffer und erhob sich.
Vashtu warf noch einen Blick zum Himmel. Und da sah sie es auf sie herunterkommen. Sie warf sich nach vorn und riß den Wissenschaftler mit sich zu Boden, während ein gewaltiger Blitz, der gewaltigste, den sie je gesehen hatte, direkt über ihnen hinwegzischte und in das Wurmloch einschlug. Ein gewaltiger Donner folgte dem Einschlag, Funken sprühten aus dem Tor, als sie wieder aufblickte. Dann verlosch das Wurmloch. 

*** 

Wallace und Dorn starrten hoch zum Gate und konnten nicht glauben, was sie da gerade gesehen hatten. Eine gewaltige Entladung hatte im Dach des Gaterooms eingeschlagen, dann war das Wurmloch in sich zusammengefallen. Und sie beide waren die einzigen, die auf der Erde angekommen waren.
Entgeistert wechselten sie einige Blicke, ehe ihnen aufging, daß sich eine Tür hinter ihnen geöffnet hatte. General Landry stand darin und sah sie forschend an.
„Was ist passiert?" verlangte er zu wissen.
Wallaces Augen zuckten nervös, immer wieder leckte er sich die Lippen.
„Sie waren direkt hinter uns, Sir", sagte Dorn. Zum ersten Mal zitterte seine Stimme ein wenig. „Sieht aus, als habe das Wurmloch eine Störung gehabt."
„Oh mein Gott!" Wallaces Augen wurden groß.
Landry blickte die Rampe nach oben, doch jetzt schwieg er. 

*** 

Mühsam kämpfte Vashtu sich wieder auf die Beine und blinzelte sich die Regentropfen aus den Augen. „Was war das?" rief sie über den Sturm hinweg.
„Ein Stripe", brüllte Babbis zur Antwort.
Sie runzelte die Stirn und neigte den Kopf verständnislos zur Seite.
Babbis blinzelte ebenfalls Regentropfen aus seinen Augen, wischte sich mit beiden Händen über den Kopf, um sein Haar nach hinten zu kämmen. „Ein Megablitz. Soetwas löst sich normalerweise Richtung Weltraum. Aber hier besteht die Gefahr, daß sie auf dem Boden einschlagen."
Vashtu nickte endlich verstehend und stapfte, gegen die heftigen Böen ankämpfend, zum DHD. „Wir müssen hier weg. Ich wähle neu ein. Halten Sie Ihr GDO bereit."
Babbis nickte und zog ein kleines Gerät aus seiner Jackentasche.
Vashtu drückte die Chevrons für die Erde. Doch als sie ihre Anwahl bestätigen wollte, brach das Gerät den Vorgang ab. Sie blinzelte wieder, wischte sich mit dem Jackenärmel über die Augen und versuchte es erneut.
„Was ist los?"
Wieder brach das DHD den Vorgang ab.
„Es klappt nicht." Verwirrt trat sie von der Anlage zurück.
Babbis kam heran, versuchte nun seinerseits sein Glück, doch wieder brach das Gate die Verbindung ab.
„Was machen wir jetzt?" schrie Vashtu über den Sturm hinweg, duckte sich, als über ihr wieder Blitze durch die Atmosphäre zuckten.
Babbis schüttelte verständnislos den Kopf. „Keine Ahnung. Meines Wissens ist soetwas noch nie vorgekommen."
„Hat denn schon einmal ein solcher Megablitz in ein Wurmloch eingeschlagen?"
Babbis warf ihr einen irritierten Blick zu, der ihr Antwort genug war. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Himmel, der sich immer mehr verdunkelte.
„Okay, sieht aus, als hätten wir ein Problem." 

*** 

„Also, jetzt noch einmal der Reihe nach." Landry faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und sah die beiden Mitglieder von SG-27 ernst an. „Was ist passiert?"
Dorn wechselte einen Blick mit Wallace, nickte ihm dann zu.
Der junge Wissenschaftler zog die Schultern hoch und schien in seinem Stuhl versinken zu wollen. Doch er begann zu berichten: „Wie besprochen sind wir nach P4X-392, um dort die Meßgeräte aufzustellen. Sie hatten Dr. Babbis ja grünes Licht für diese Mission gegeben."
Landry nickte. „Energiegewinnung aus Megastürmen. Ich erinnere mich."
Wallace schluckte. „Wir stellten die Geräte auch auf. Dr. Babbis war noch damit beschäftigt, seine Meßsonden zu kallibrieren und wir warteten auf Miss Uruhk. Als sie dann kam, gab sie mir den Befehl, sofort die Erde anzuwählen und abzurücken."
Landry richtete sich auf. „Und warum mußten Sie auf Miss Uruhk warten?"
„Weil Babbis sie drei Meilen in die Ebene hinaus geschickt hat", antwortete Dorn ruhig.
„Ja, ihre Sonden sollten als zusätzliche Einheiten dienen, um die Wucht des Sturms zu berechnen. Unsere Plätze waren alle näher am Tor gelegen, so daß wir wesentlich eher fertig waren."
Landry runzelte die Stirn. „Aber Miss Uruhk wußte doch, was da auf sie zukam. Sie wird sich doch beeilt haben."
Wallace lächelte schief. „Sir, mit Verlaub, aber ich glaube, Dr. Babbis hat sich da ein wenig verrechnet. Der Sturm war fast über uns, als wir abrücken wollten. Er war aber der Meinung, uns blieben noch mindestens drei Stunden, als wir auf dem Planeten ankamen."
Landry bemühte eine Liste. „Und sie waren ... 45 Minuten dort." Als er wieder aufblickte, konnte man deutlich eine gewisse Unruhe in seinem Gesicht lesen.
„Miss Uruhk mußte gegen den Sturm laufen, sie brauchte zu lange", bemerkte Dorn.
Wallace nickte wieder. Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen und verliehen ihm erst recht das Aussehen eines Schuljungen.
„Und was geschah, nachdem Miss Uruhk wieder zurück war?" forschte Landry weiter.
„Wie gesagt, sie gab mir den Befehl die Erde anzuwählen und wollte abmarschieren. Sie war unruhig, Sir. Immer wieder sah sie zum Himmel hinauf. Dorn ging als erster, ich hinter ihm. Und eigentlich hätten Dr. Babbis und Miss Uruhk direkt hinter mir sein müssen ... Nein, Babbis räumte noch seine letzten Sachen zusammen." Wallace schluckte wieder. „Als wir auf der Erde ankamen, gingen wir weiter die Rampe herunter. Und da zuckte dieser ... dieser Blitz hinter uns durch das Tor und schlug in die Decke ein."
Landry nickte, überflog weitere Listen, blätterte kurz im Statusbericht.
„Sir, mit Verlaub, wollen Sie Uruhk und Babbis nicht zurückholen?" ließ Dorn sich vernehmen.
Landry zögerte, legte dann die Hefter zur Seite und sah auf. „Das würde ich ja sehr gern, Sergeant", antwortete er. „Aber ich fürchte, so einfach wird das nicht. Die Chevrons rasten nicht ein und das Gate öffnet sich nicht."
Dorn ruckte hoch, Wallace sank noch mehr auf seinem Stuhl zusammen.
Landry brachte den alten Soldaten mit einem Blick wieder dazu, sich niederzulassen. „Ruhig, Marine. Wir arbeiten an dem Problem. Glauben Sie mir, wir holen die beiden wieder her." 

*** 

Vashtu behielt mißtrauisch den Himmel im Auge, während sie sich zusammenkauerte. Der Regen hatte wieder nachgelassen, nachdem sie beide naß bis auf die Haut waren, doch der Sturmwind peitschte noch immer über sie hinweg und ließ sie zusätzlich auskühlen.
„Wir sollten uns einen sicheren Platz suchen", rief sie Babbis zu.
Der hatte sein Palmtop gezückt und war nun offensichtlich dabei, irgendetwas zu berechnen. Etwas verwirrt blickte er auf und sah sie an.
„Wir können die Umgebung des Gates nicht verlassen", fuhr die Antikerin fort. „Wenn die Erde uns anwählt, müssen wir so schnell wie möglich zurück, ehe noch so ein ... ein Stripe einschlägt."
Babbis runzelte die Stirn. „Ich glaube, Sie haben unser Problem noch nicht ganz verstanden, Miss Uruhk", antwortete er ebenso laut. „Wir können nirgendwo hin. Wir sind hier nirgends sicher, es sei denn, Sie haben eine ausreichende Menge Sprengstoff dabei, damit wir in tiefere Gesteinsschichten eindringen können. Und selbst da ..."
„Was soll das heißen?" brüllte sie ihn nieder.
Babbis' Gesicht verzog sich unwillig, dann aber nickte er. „Dieser Sturm tobt seit Jahrtausenden über den Planeten. Und er gewinnt mit jeder Umwanderung immer mehr an Kraft. Was hier auf uns zukommt, ist die totale Zerstörung, nicht mehr und nicht weniger."
Sie sah ihn verständnislos an. „Ich kenne Megastürme, Babbis. Über Atlantis kommt einer diese Sorte jede Generation."
Babbis beugte sich vor und schüttelte den Kopf. „Ich habe die Berichte von Dr. McKay gelesen, Miss Uruhk. Und ich kann nur sagen, was Sie auf Atlantis vielleicht erlebt haben, ist ein laues Lüftchen gegen das, was hier auf uns zukommt."
Ihr Gesicht wurde ernst. „Wie meinen Sie das?"
„Sehen Sie hier irgendwo Vegetation?"
Verständnislos blickte sie sich um, schüttelte schließlich den Kopf.
Babbis nickte. „Weil der Sturm die obersten Erdschichten regelmäßig abträgt, darum gibt es keine Pflanzen hier. Er reißt den Mutterboden mit sich. Über dem Ozean gewinnt er immer mehr an Kraft, die er dann auf dem Land abläßt. Der wird nicht abflauen, Miss Uruhk, sondern nur noch heftiger wüten."
Ihre Augen weiteten sich, ihr Gesicht wurde starr.
„Sie haben mit Ihren zusätzlichen Gensträngen vielleicht eine Chance, wenn Sie sich nicht in der Vernichtungsschneise aufhalten. Ich dagegen ..." Er hielt seinen Handcomputer hoch. „Ich werde Ihnen meine Aufzeichnungen mitgeben, sobald ich meine Berechnungen abgeschlossen habe. Ich bin sicher, das wird helfen, die Energieprobleme auf der Erde zu lösen."
In Vashtus Augen flammte Wut auf. „Ich lasse niemanden zurück!" herrschte sie ihn an und erhob sich. Gegen den heftigen Wind ankämpfend stapfte sie wieder zum DHD und ließ sich davor nieder. Mit einer Taschenlampe begann sie, unter dem Gerät etwas auszuleuchten.
Babbis beobachtete sie einige Momente, ehe er ihr folgte. Neugierig ließ er sich auf ein Knie nieder und reckte den Hals. „Was wollen Sie tun?"
„Was ich schon die ganze Zeit über tun wollte. Ich kontrolliere das DHD auf eventuelle Beschädigungen. Leuchten Sie mir." Entschieden drückte sie ihm die Lampe in die Hand und kroch unter das Wahlgerät.
„Das wird nichts bringen. Der Blitz schlug in das Gate ein, nicht ins DHD."
Ungeduldig machte sie ihm Zeichen, wohin er ihr leuchten sollte. „Es besteht, wie Sie sicherlich wissen, ein Zusammenhang zwischen dem Gate und dem DHD, Dr. Babbis. Kommt es zu einer Überlastung des Tores, leitet es diese in das Anwahlgerät weiter." Sie zog einen Kristall aus seiner Halterung, steckte ihn dann aber frustriert wieder an seinen Platz.
Babbis ging auf, daß diese Kristalle ähnlich aussahen wie der, den sie immer an einer Kette um den Hals trug. Was es mit dem wohl auf sich hatte?
„Es sieht alles normal aus. Ich kann keinen Schaden entdecken." Sie sah zu ihm hoch.
„Ich habe doch gesagt, daß wahrscheinlich das Tor beschädigt ist, nicht das DHD", entgegnete Babbis wieder.
Vashtu knallte den Hinterkopf auf die durchweichte Erde, kniff die Lippen aufeinander und kontrollierte die Kristalle noch einmal. 

*** 

„Lt. Colonel Carter steht leider nicht zur Verfügung. Sie ist gestern mit SG-1 zu einer strenggeheimen Aufklärungsmission aufgebrochen und wir können momentan keinen Funkkontakt zu ihr herstellen."
Der Techniker lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust. „Tut mir leid, Sir, aber ich kann Ihnen da auch nicht weiterhelfen."
„Was sagt die Analyse?" Landry sah angespannt in den Gateroom hinaus. Einige Arbeiter waren damit beschäftigt, das Schott in der Decke aufzuschweißen. Der Blitz hatte die Luke zu einem Klumpen verschmolzen. Stahltropfen lagen auf dem Betonboden.
„Es kommen merkwürdige Werte, Sir." Der Mann drehte sich um und sah etwas ratlos aus. „Es liegt keine Fehlfunktion vor. Dafür aber ..." Er stockte, als sich die Tür öffnete.
Landry drehte sich stirnrunzelnd um und sah Wallace in dem geöffneten Durchgang stehen, das Gesicht kalkweiß, die Lippen entschlossen zusammengekniffen.
„Ich sagte doch, Sie können sich ausruhen, Doktor", wandte der General sich an den jungen Mann.
  Der trat entschlossen näher. „Sir, ich möchte helfen."
„Dann sollten Sie uns jetzt arbeiten lassen, Dr. Wallace. Wir werden Miss Uruhk und Dr. Babbis wieder zurückholen, keine Sorge."
Wallace sah ihn flehend an, schwieg jetzt aber.
„Ich möchte diesen Meterologen hier haben, mit dem Babbis zusammengearbeitet hat. Wir brauchen einen genaueren Zeitrahmen", wandte er sich an einen Offizier. Der nickte und verließ die Kommandozentrale.
„Sir!"
Landry wandte sich wieder Wallace zu. Leicht verärgert sah er den jungen Mann an. „Doktor, bitte lassen Sie uns arbeiten, damit helfen Sie uns und dem Rest Ihres Teams am meisten."
Wallace starrte ihn nur an.
Landry schob den jungen Wissenschaftler ungeduldig zur Seite, beugte sich über den Bildschirm. „Lassen Sie das Diagnoseprogramm noch einmal durchlaufen. Wir haben noch eine knappe Stunde, wenn es nach den Berechnungen von Dr. Babbis geht. Spätestens dann möchte ich die beiden wieder wohlbehalten im Torraum sehen."
„Sir, ich habe das Diagnoseprogramm schon zweimal durchlaufen lassen", entgegnete der Techniker. „Diese Werte sind bestätigt."
„Dann starten Sie es noch ein drittes Mal. Das ergibt keinen Sinn." Landry richtete sich wieder auf und fand Wallace neben sich, der ihn immer noch anstarrte. „Was gibt es denn noch?"
Der junge Mann atmete einige Male tief ein und ballte die Hände zu Fäusten. „Sir, ich bin in genau zwei Dingen gut: Der Bestimmung und Optimierung von Nutzpflanzen und dem Umgang mit modernen Rechnern. Ich möchte helfen, und ich habe gehört, daß Lt. Colonel Carter zur Zeit nicht zur Verfügung steht."
Landry hob die Brauen.
Wallace, diese wandelnde Katastrophe, sollte er an den Rechner lassen, der mit dem Sternentor verbunden war? Was konnte er denn daran anrichten?
„Sir, mit Verlaub, aber ich bin bereits mehrmals in die geheimen Dateien des Pentagons eingedrungen. Wenn jemand außer Lt. Colonel Carter Miss Uruhk und Dr. Babbis zurückholen kann, Sir, dann bin ich es!" Wallace schien über den Mut seiner Worte selbst erstaunt, schrumpfte vor den Augen des SGC-Leiters zu einem Häufchen Elend zusammen.
Landry zögerte, sah wieder hinaus in den Gateroom und dachte nach.
Er dachte an ein Gespräch mit Vashtu Uruhk, daß sie vor noch nicht allzu langer Zeit geführt hatten. Ein Gespräch, das für die Antikerin fast mit einem Rauswurf geendet hatte. Und eines war ihm von dieser Unterredung im Gedächtnis haften geblieben, weil es ihn selbst verblüfft hatte: Ihre Bitte, ihrem Team zu vertrauen, so wie sie es tat.
„Also gut. Setzen Sie sich mit dem Lieutenant zusammen und versuchen Sie herauszufinden, was mit dem Gate nicht stimmt. Wir haben noch drei weitere Teams draußen, und die würden sicher auch gern zurück zur Erde. Denken Sie daran, Dr. Wallace." 

*** 

Vashtu rappelte sich auf und bemerkte, wie sehr das DHD sie doch vor den Winden geschützt hatte, als eine Bö sie fast wieder umwarf. Sie machte Babbis ein Zeichen, kam wieder auf die Beine und rannte geduckt, an seiner Seite, zurück hinter das Stargate, wo sie zumindest noch ein wenig Schutz vor dem Sturmwind fanden.
„Das DHD ist vollkommen in Ordnung", rief sie ihm über das Tosen zu. „Daran liegt es nicht."
  „Habe ich doch gesagt."
Vashtu verzog das Gesicht, blickte wieder zum Himmel hinauf. Tiefschwarze Wolken rasten über den Horizont auf sie zu, fast ständig erleuchtet durch die Blitze, die sich in ihnen sammelten.
„Welche Möglichkeiten haben wir noch?"
Babbis zuckte mit den Schultern. „Keine. Die Sturmfront ist zu breit, wir beide würden es nie schaffen, ihre Randzonen zu erreichen. Sie allein, wenn Sie Ihre Fremdzellen aktivieren, schon."
  Sie blitzte ihn unwillig an. „Wir gehen zusammen oder gar nicht, verstanden?"
Babbis schüttelte den Kopf. „Dann werden wir beide getötet werden, Miss Uruhk. Tut mir leid, aber so ist es."
Sie lehnte sich gegen den Sockel des Tores und schlug den Kragen ihrer Hemdjacke hoch. „Was erwartet uns?"
„Oh, wenn der Wind uns nicht erledigt, können wir im extremen Starkregen ertrinken, vom Blitz getroffen, von riesigen Hagelkörnern erschlagen oder von Tornados zerfetzt werden. Sie können es sich gern aussuchen."
„Dann ziehe ich das Überleben vor, danke."
Der nächste Regenschauer prasselte auf sie nieder.
Mißmutig starrte sie vor sich hin.
„Das werden wir aber nicht, solange wir in uns in der Zerstörungszone aufhalten. Tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber wir befinden uns hier in extremer Gefahr!"
Sie warf ihm einen Blick zu, kreuzte die Arme vor der Brust und kauerte sich noch mehr zusammen. „Wir können nicht vom Gate weg, solange nicht sicher ist, ob uns das SGC nicht hier herausholen kann."
Babbis tippte wieder auf seinem Palmtop herum, hielt es ihr hin. „Dann sollte das Center sich besser beeilen. Uns bleiben noch knapp 50 Minuten, ehe der Sturm uns erreicht."
Sie sah eine Uhr, die rückwärts in einem Countdown ablief, auf dem winzigen Bildschirm ticken. Verständnislos sah sie auf. „Soll das heißen ... ?"
Babbis nickte. „Das sind bis jetzt nur die Ausläufer." 

*** 

„Das ergibt keinen Sinn!" Der Lieutenant warf den Ausdruck frustriert zur Seite. Wallace griff ihn sich und ging die Analyse noch einmal sehr sorgfältig durch.
„Sehen Sie irgendeine Form von Wurmloch?"
Wallace las sehr aufmerksam, sah dann schließlich wieder hoch und betrachtete das Tor. „Beide Gates sind aktiviert und können deshalb nicht angewählt werden. Hier steht nichts von einem Wurmloch", entgegnete er.
Der andere sah ihn entgeistert an. „Aber die Gates sind nur aktiviert, wenn ein Wurmloch zwischen ihnen existiert."
Wallace blinzelte, befeuchtete mit der Zunge seine Lippen und ging die Daten noch einmal durch. „Vielleicht nicht immer. Offensichtlich besteht noch eine gewisse Art von Verbindung zwischen uns und  P4X-392, und genau darum sind beide Gates noch aktiviert. Das Wurmloch ist zusammengebrochen, das ist richtig, aber da scheint es noch irgendetwas zu geb..." Sein Kopf ruckte hoch. Konzentriert starrte er das Sternentor an. „Der Blitz!"
„Was?"
Wallace kam mit einem Ruck wieder auf die Beine. „Sie haben die enorme Energieleistung dieses Blitzes in den Daten nicht miteinbezogen. Sir, tut mir leid, aber auf einer Farm rechnet man jedes Jahr auch mit einem gewissen Ausfall. Diese extremen Werte, das war kein normaler Blitz."
„Das kann ich Ihnen bestätigen. Was da aus dem Tor kam, hat das gesamte Wurmloch eingenommen." Der Lieutenant nickte. „Aber der Blitz kann kein Wurmloch aufbauen, Dr. Wallace. Das ist unmöglich!"
Der junge Wissenschaftler blätterte noch einmal im Statusbericht, griff sich schließlich den Taschenrechner, der neben dem Lieutenant lag und begann zu rechnen.
„Das ist vollkommen unmöglich, Dr. Wallace. Tut mir leid."
„Ist es nicht!" 

*** 

„Wir müssen hier verschwinden!"
Vashtu schüttelte stur den Kopf und dachte nach.
Es gab eine Lösung, es gab immer eine Lösung! Sie übersahen irgendetwas. Da war etwas, und es lag direkt vor ihren Augen. Nur sahen sie es nicht. Sie konnte es fühlen.
„Hören Sie, wenn wir nicht zumindest versuchen, Deckung zu finden, werden wir in deißig Minuten in unsere Einzelteile zerlegt."
Ein erster Hagelschauer ging auf sie nieder. Babbis hielt sich schützend einen seiner Laptops über den Schädel und beugte sich über sie. Sie sah, mit welcher Wucht der Sturm an ihm zerrte und packte unvermittelt seinen Arm.
„Wir gehen hier nicht weg, bis wir sicher sind, daß Cheyenne-Mountain uns nicht zurückholt. Wenn die jetzt ein Wurmloch öffnen, müssen wir so schnell es geht durch, sonst wird das Center komplett auf den Kopf gestellt", brüllte sie ihn an.
„Sie werden uns nicht rauswählen können. Wahrscheinlich hat der Stripe mehr Schaden angerichtet, als wir denken. Warum würden sie sich sonst soviel Zeit lassen?"
Vashtu preßte die Lippen aufeinander und biß darauf. Mit der freien Hand wischte sie sich über das nasse Gesicht.
„Wir müssen hier weg!"
Verstehen blitzte in ihren Augen auf. Sie öffnete den Mund etwas, sah Babbis einen Moment lang an, dann hob sie den Blick und blinzelte in den Himmel. Doch sie achtete weder auf die Hagelkörner,  noch auf die Wolken oder das Wetterleuchten. Ihr Blick richtete sich auf das Tor, das sich über ihr erhob.
Mit einem Ruck zog sie Babbis zu sich. „Sie sagen, wir befinden uns mitten in der Zerstörungsschneise?"
Der Wissenschaftler nickte.
„Und Sie sagen, das hier sind immer noch die Ausläufer?"
Wieder ein Nicken.
Die Antikerin nickte nach oben. „Warum steht das Stargate dann immer noch?"
„Was?" Babbis sah sie entgeistert an.
Sie beugte sich dicht über sein Ohr, zog einmal kurz die Nase hoch und brüllte: „Ich frage mich, warum das Stargate die Zerstörungsschneise seit Jahrtausenden übersteht."
Verstehen blitzte in Babbis' Augen auf. „Sie meinen ..."
Vashtu nickte. „Wir haben etwas übersehen. Und wir können nur hoffen, daß der Stripe es nicht beschädigt hat. Hier muß es einen Schutzschild geben!" 

*** 

Wallace ging seine Berechnungen zum xtem Mal durch und notierte sich immer wieder seine Ergebnisse.
„Das kann nicht sein!" Der Lieutenant schüttelte den Kopf. „Irgendwo liegt ein Fehler, Dr. Wallace, und ..."
Die Tür öffnete sich und Landry trat ein. „Etwas neues?"
„Ich habe alles jetzt viermal nachgerechnet, Ihnen sogar ..." Wallace blickte auf und schloß den Mund. Seine Kiefer knallten mit einem dumpfen Laut aufeinander, als er den General sah.
Landry musterte ihn und runzelte die Stirn.
So kannte er Wallace gar nicht. Bisher hatte er den jungen Wissenschaftler immer als sehr schüchtern und zurückhaltend empfunden. Aber gerade ... Da war wilde Entschlossenheit in seinem Blick gewesen, und ein Mut, den man ihm sonst nicht zugetraut hätte.
„Sir, nichts neues. Tut mir leid", meldete der Lieutenant und schüttelte den Kopf. „Ich lasse noch einmal alle Statusberichte ..."
„Die wieder das gleiche sagen werden, verdammt!" Wallace richtete seine ganze Konzentration wieder auf einen Ausdruck, tippte mit einem Finger immer wieder darauf. Die Anwesenheit des SGC-Leiters schien er plötzlich wieder vergessen zu haben. „Ich habe Ihnen doch gesagt, was geschehen ist! Warum wollen Sie mir nicht glauben?"
Der Lieutenant warf Landry einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, Sir."
Landry hob eine Hand und fixierte Wallace. „Was ist Ihrer Meinung nach geschehen, Dr. Wallace? Haben Sie vielleicht eine Lösung?"
Der junge Mann blickte auf, und Landry ging auf, wie jung er wirkte. Zwar war er gut sieben Jahre älter als Babbis, aber um sein Selbstbewußtsein schien es alles andere als gut bestellt. Und diese Unsicherheit verlieh ihm immer wieder das Aussehen eines Schuljungen.
„Ich ... ich ..." Nervös zuckte seine Hand zum Schreibtisch und stieß eine Kaffeetasse um. Klirrend fiel diese zu Boden und zerschellte. Wallace wurde puterrot. „Tut mir leid, Sir", murmelte er verlegen.
„Wie lautet Ihre Lösung, Dr. Wallace?" fragte Landry im ruhigen Ton.
„Der Blitz, Sir." Wallaces Stimme war kaum zu hören bei diesen Worten. „Die Energie des Megablitzes hat das Wurmloch zusammenbrechen lassen. Gleichzeitig aber hat er eine Verbindung zum Planeten hergestellt. Miss Uruhk und Dr. Babbis können zwar nicht hindurch, aber ..." Er stockte und verstummte dann.
„Aber?" Landry trat interessiert näher, während der Lieutenant wieder entschieden den Kopf schüttelte.
„Nun ..." Wallace nagte an seiner Unterlippe und trommelte mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum. „Wenn ich recht habe, dann ... dann müßten wir in Funkkontakt mit ihnen treten können."
„Vollkommener Unsinn!" Der Lieutenant schüttelte den Kopf.
„Haben wir das denn schon versucht?" wandte Landry ein.
Beide Männer blickten verständnislos auf. „Wie?"
„Haben wir versucht, ob wir in Kontakt mit ihnen treten können?"
Der Wissenschaftler und der Militär starrten sich verständnislos an, dann schüttelten sie die Köpfe.
„Dann versuchen wir es jetzt", entschied Landry. 

*** 

Vashtu kauerte sich immer mehr zusammen. Der tosende Wind und der wieder einsetzende Regen wollten auch noch den letzten Rest Wärme aus ihrem Körper ziehen. Ihre Hand hatte sich in Babbis Arm verkrampft, doch der Wissenschaftler schien dies gar nicht zu bemerken. Er lag direkt neben ihr, seine Lippen waren blau und seine Augen halb geschlossen. Allmählich kamen ihr nun doch Zweifel, ob sie es lebend von diesem verdammten Planeten schaffen würden.
„Miss Uruhk? Können Sie mich hören?"
Sie blinzelte verständnislos und hob mit großer Anstrengung den Kopf. Nein, es war kein Wurmloch eingegangen. Sie begann, Stimmen zu hören.
„Miss Uruhk, SG-27-Teamleader", sagte die Stimme von General Landry wieder, begleitet von statischem Rauschen. „Können Sie mich hören? Melden Sie sich!"
Babbis drehte langsam den Kopf und sah sie an. Offenbar hatte er die gleiche Halluzination wie sie.
  Die gleiche Halluzination?
„Sir?" Mit steifen Fingern hatte sie die Com-Taste ihres Funkgerätes gedrückt.
„Miss Uruhk, es tut gut, Ihre Stimme zu hören", sagte Landry deutlich erleichtert.
Verwirrt blickte sie sich wieder um. „Danke, Sir. Das gleiche behaupte ich auch. Aber ... wie ist das möglich?"
„Nun, wie es aussieht hat es einen Fehler mit dem Wurmloch gegeben. Sie werden sicher ebenfalls den Blitz gesehen haben, der mitten in den Ereignishorizont einschlug."
Sie nickte eifrig. „Ein Stripe, Sir. Ein Superblitz."
„Tja, wie es aussieht, hat dieser Stripe das Wurmloch zusammenbrechen lassen, aber die Verbindung wurde nicht gekappt. Wie geht es Ihnen?" fragte der General.
Vashtu blinzelte die Regentropfen aus den Augen und wischte sich mit der freien Hand das kurze Haar zurück. „Durchgefroren und naß bis auf die Haut, Sir. Dr. Babbis neben mir rechnet fest mit seinem Tod."
„Sie kennen doch die Devise, Miss Uruhk. Wir lassen niemanden zurück."
Sie nickte, ihre Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
„Wie ist die Lage bei Ihnen?"
Sie blinzelte in den Himmel hinauf. „Stürmisch, Sir. Eine Wettervorhersage möchte ich allerdings nicht treffen. Könnte nicht gut für uns aussehen."
„Dann halten Sie noch ein kleines bißchen aus. Wir arbeiten an einer Lösung. SGC Ende." Ein deutliches Knacken in der Leitung.
Vashtu und Babbis sahen sich groß an. 

*** 

General Landry runzelte die Stirn. „Sie wollen was?"
Wallace und der Lieutenant sahen sich kurz an und nickten in plötzlicher stiller Eintracht. „Wir müssen das Gate entladen, um die Verbindung zu lösen", erklärte Wallace. „Durch die extremen Werte, als der Blitz durch das Wurmloch hier einschlug, brach dieses zwar zusammen, aber die Energiesignatur blieb bestehen. Darum können wir weder rauswählen noch angewählt werden. Es besteht immer noch eine Verbindung mit  P4X-392, nur können wir diese nicht nutzen, um Miss Uruhk und Dr. Babbis zurückzuholen. Eines der Tore muß manuell entladen werden. Dann reißt die Verbindung automatisch ab und wir können neu wählen."
Landrys Blick glitt zu dem Lieutenant. „Und Sie bestätigen das?"
Der Militär nickte. „Wir haben alles mindestens dreimal überprüft, Sir. Die Daten stimmen. Wenn es uns gelingt, die Verbindung manuell zu trennen, können wir den Rest von SG-27 zurückholen."
Landry überlegte. „Was ist nötig, um das Gate zu entladen?"
„Wir brauchen ..." Der Lieutenant stockte, blickte etwas hilflos zu dem Wissenschaftler. Der zuckte mit den Schultern.
„Wir brauchen einen Blitzableiter, Sir." 

*** 

„Nun, Miss Uruhk. Ich hätte da eine Bitte an Sie beide. Kann Babbis mithören?"
Der nickte nur. Seine Zähne klapperten.
„Ja, Sir, das kann er. Was sollen wir tun?"
Der Wind heulte durch das Stargate, irgendwo grollte der Donner.
„Der Stripe blockiert beide Tore, Miss Uruhk. Wir müssen diese Verbindung kappen, damit wir Sie beide wieder zurückholen können. Wir brauchen etwas, womit wir diese Entladung herbeiführen können."
„Einen Blitzableiter, Sir?" Vashtu hob die Brauen. Inzwischen mußte sie brüllen, um sich über den Lärm des Sturmes verständlich zu machen.
„Ja, Sie haben schon verstanden. Fällt Ihnen irgendetwas ein?" Die Störungen in der Übertragung wurden wieder stärker.
Vashtus Blick blieb an dem Laptop hängen, mit dem Babbis sich vorhin vor dem Hagel geschützt hatte. Er besaß ein Metallgehäuse. Vielleicht würde er auch leiten.
„Möglicherweise, Sir. Machen Sie sich bereit."
„Gut, wir warten."
„Was haben Sie vor?" ließ Babbis sich endlich vernehmen.
„Ich baue einen Blitzableiter, sobald ich Sie irgendwie gesichert habe." Vashtu kramte in den Taschen ihrer Hemdjacke und beförderte ein kurzes Stück Seil daraus hervor. „Binden Sie sich am DHD fest. Der Sturm ist inzwischen zu stark."
Babbis schüttelte den Kopf. „Ich helfe!"
Sie zögerte. Sie bezweifelte, daß Babbis wirklich helfen konnte. Der Wind toste inzwischen so stark um sie her, daß selbst sie Schwierigkeiten haben würde. Doch dann las sie die Entschlossenheit in seinem Gesicht.
„Also gut", brüllte sie über den Sturm hinweg. „Wir brauchen jedes bißchen Metall und Kabel, das wir finden können."
Babbis nickte, rappelte sich auf und wurde fast sofort wieder von den Beinen gefegt. 

*** 

„Machen Sie sich bereit." Landry starrte das Gate an.
Hoffentlich würde es den beiden da draußen gelingen, was er von ihnen verlangt hatte. Aber die Zeit reichte einfach nicht, um den Blitzableiter des Komplexes bis hier herunter zu schalten. Ihnen war keine andere Wahl geblieben, so unwohl er sich dabei auch fühlte. 

*** 

„Das Gehäuse leitet nicht!" kreischte Babbis.
Vashtu blinzelte das Wasser aus den Augen und betrachtete, was sie zusammengesammelt hatten. Gut drei Meter Kabelstränge, eine Rolle Isolierband und drei Laptops hatten sie in den Windschatten des DHDs retten können, ehe auch noch die letzten beiden Koffer mit Babbis' Ausrüstung ein Raub des Sturmes hatten werden können.
„Das Kabel reicht nicht", brüllte sie zurück. „Ich brauche noch mindestens zwei Meter, sonst findet die Entladung zu nahe am Tor statt und könnte das DHD zerstören."
Babbis' Augen zuckten ziellos umher und er schnippte mit den Fingern.
Vashtu schüttelte den Kopf und griff sich einen der Laptops.
„Was haben Sie vor?"
„In den Dingern gibt es doch Kabelverbindungen, oder?" Sie zückte ihr Messer und begann, am Gehäuse herumzuhebeln.
„Haben Sie eine Ahnung, wie teuer diese Rechner sind?"
„Fällt Ihnen was besseres ein?"
Babbis starrte sie einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf, griff sich ebenfalls einen Laptop und tastete an seiner Überlebensweste herum.
„Wie lange noch?" brüllte Vashtu über den Sturm hinweg.
Kurz blickte Babbis auf seine Armbanduhr und blinzelte sich das Regenwasser aus den Augen. „Eine viertel Stunde."
Das würde knapp werden. 

*** 

„Sir, wir sind soweit." Die Stimme war kaum zu verstehen. Die Antikerin brüllte in ihr Funkgerät, doch gleichzeitig toste der Sturmwind in das kleine Mikro und statische Störungen knisterten.
Landry seufzte erleichtert. „Gut. Wir machen uns bereit für Ihre erneute Einwahl."
„Sir, mit Verlaub", mischte sich eine zweite Stimme ein, die von Babbis, „es ist Wahnsinn! Wer auch immer das Gate berührt, wird zu Toast werden. Sie sollten besser versuchen, den internen Blitzableiter zu verwenden."
„Das hätten wir auch, wenn wir genug Zeit gehabt hätten", entgegnete Landry. „Sie müssen vorsichtig sein und das beste hoffen."
„Ich werde das tun, Sir", brüllte nun wieder Vashtus verzerrte Stimme über den Lautsprecher. „Ich habe die höheren Überlebenschancen."
Landry nickte nur und blickte zu dem Notfallteam, das sich bereits im Gateroom eingefunden hatte. 

*** 

Mühsam kämpfte Vashtu sich auf das Tor zu, rollte das Kabel hinter sich her.
„Sie sind wahnsinnig! Wenn das Gate tatsächlich noch geladen ist ..."
Sie schüttelte nur unwillig den Kopf. „Gehen Sie zum DHD und verstecken sich dort. Das wird wahrscheinlich einer der sichersten Orte sein, Babbis."
Der Wissenschaftler sah sie groß an. „Sie werden die volle Ladung abbekommen, wenn Sie das Tor berühren. Sie können sterben!"
Vashtu schluckte Regenwasser, prustete dann und schnaubte sich die Nasenlöcher frei. „Ich kann das überstehen, glauben Sie mir. Aber Sie sind ungeschützt, Babbis!"
Er sah sie zweifelnd an, dann nickte er.
„Wie lange noch?" brüllte sie ihn an.
„Nicht einmal fünf Minuten."
Sie kniff die Lippen fest aufeinander. „Gehen Sie zum DHD!"
Mühsam stapfte sie vorwärts, das Kabel weiter hinter sich herziehend.
Babbis hatte recht, und sie wußte es. Sie konnte durchaus sterben, wenn sie die volle Ladung erwischte. Sie mußte vorsichtig sein und hatte keine Zeit. Irgendwie mochte sie dieses Timing nicht sonderlich.
Vorsichtig näherte sie sich dem Tor, während wieder ein neuer Hagelschauer über ihr niederging und der Wind mit einer Macht an ihrem Körper riß, die sie niemals für möglich gehalten hatte. Der Himmel über ihr war inzwischen tintenschwarz, nur vom Wetterleuchten unsicher beleuchtet. Donner und Wind grollten um sie her und ließen ihre Ohren schmerzen.
Auf den Knien robbte sie bis vor das Gate, sah hoch.
Wenn es einen Schutzschild gab, hatte der sich bis jetzt nicht aktiviert. Und das bedeutete, entweder hatte sie sich geirrt, oder er war durch den Stripe beschädigt worden.
Ein bescheidener Tag in ihrem Leben!
Sie holte tief Atem, zog das Kabel an sich heran und zögerte noch einen Moment.
Wenn sie in Berührung mit der Spannung kam, würde sie die volle Wucht zu spüren bekommen. Entweder sie verbrannte auf der Stelle oder ihr Herz blieb stehen. Aber sie mußte es riskieren.
Noch einmal wischte sie sich mit der freien Hand über das Gesicht, dann hob sie die mit dem Kabel und drückte dieses fest gegen das Metall des Tores.
Ein Blitz schoß daraus hervor, traf ihre Hand und ließ sie vor Schmerz brüllen. Sie konnte fühlen, wie die Spannung sich in ihren Körper fraß und einen Weg nach draußen suchte.
Dann wurde ihr schwarz vor Augen. 

*** 

„Miss Uruhk, können Sie mich hören?" Landry runzelte die Stirn und horchte. Nichts als Rauschen war seine Antwort. „Miss Uruhk?" fragte er noch einmal, dann drehte er sich zu dem Techniker um und sah ihn an.
„Gate frei. Einwahl von außen läuft", meldete der.
In schneller Folge rasteten die Chevrons ein, das Wurmloch öffnete sich.
„Kennung SG-27", meldete der Techniker.
Landry stand am Fenster der Kontrollzentrale und starrte hinaus in den Gateroom.
Den beiden war es tatsächlich gelungen, die Verbindung zu kappen. Die Frage war nur, konnten sie es noch schaffen, durch das Sternentor zu reisen, ehe der Sturm sie endgültig mitriß. Beide hatten sie die ganze Zeit in ihre Funkgeräte gebrüllt, ein deutliches Zeichen dafür, daß sie ihre eigenen Stimmen nicht mehr verstehen konnten.
Eine Gestalt tauchte aus dem Ereignishorizont auf. Eine gebeugte Gestalt, schlacksig und unbeholfen wirkend. Sie ging rückwärts und tief gebeugt, zerrte einen Körper hinter sich her. Regen prasselte aus dem Tor heraus, Sturmwind heulte durch den Gateroom.
„Wurmloch schließen!" brüllte Dr. Babbis, nachdem er die Antikerin endlich ganz aus dem Ereignishorizont herausgezogen hatte. Beinahe sofort brach die Verbindung ab. Der Alarmton änderte sich.
Babbis richtete sich schnaufend auf und blickte sich um. „Ihr Herz ist stehen geblieben." 

*** 

Ein Niesen war das erste, was Landry hörte, als er die Krankenstation betrat. Schmunzelnd trat er an dem Sichtschutz vorbei und fand die drei männlichen Mitgliedern von SG-27 einträchtig um ein Bett versammelt.
„Naja, und dann habe ich mir die Diagnoseberichte angesehen", berichtete Wallace gerade der Gestalt im OP-Kittel, die auf der Pritsche lag.
„Ihnen geht es offensichtlich schon wieder recht gut, Miss Uruhk", meldete Landry sich zu Wort.
Die Antikerin blickte auf, verzog das Gesicht und zog die Nase hoch. „Das nächste Mal lasse ich Sie einen Blitzableiter in einem Sturm bauen, Sir", sagte sie heiser.
Landry trat an das Bett heran. „Aber Sie haben es geschafft, Miss Uruhk."
Sie nickte.
Wieder ein Niesen, dann ein deutlich hörbares Schnaufen. „Ich habe mir sicher eine Lungenentzündung geholt." Babbis' Stimme klang wehleidig.
Vashtu drückte ihren Kopf zurück in das Kissen. „Wann darf ich aufstehen, Sir?"
„Haben Sie eine dringende Verabredung?" Landry schmunzelte.
„Mir ist langweilig." Die Stimme der Antikerin klang düster.
Landry schmunzelte. „Nun, wenn es so ist. Ich kann Ihnen gern einen Rechner herbringen lassen. Dann können Sie Dr. Babbis bei seiner Doktorarbeit helfen."
Vashtu sah ihn mißtrauisch an. „Wie bitte?"
Hinter Landry erklang ein dumpfes Schnaufen. Der General nickte.
„Der Grund, warum Sie diesen Planeten besuchten, war die Doktorarbeit von Dr. Babbis. Sie wissen doch, daß er diesen Titel eigentlich noch nicht trägt."
Vashtu schürzte die Lippen und kreuzte die Arme vor der Brust. In ihren Augen stand etwas, was Landry im Moment nicht wirklich lesen wollte. Doch ihm war klar, daß Babbis in nächster Zeit ... Nun, einige weitere Erziehungsmaßnahmen würden ihm sicher nicht schaden.
„Wird schon, Mam", meldete Dorn sich zu Wort.
Dr. Marnie Evans, die Ärztin, die Vashtu betreute, kam heran. „So geht es aber nicht. Die Patientin ist noch zu schwach, um ... General, Sir, ich muß Sie leider bitten ..."
„Ich habe Hunger", ließ Vashtu sich plötzlich vernehmen. „Ich hätte gern ein dickes Steak mit Pommes frites und eine Riesen-Limo dazu."
„Ich ..." Marnie Evans blinzelte verständnislos. „Wir werden sehen, was wir tun können."
Landry klopfte der Antikerin auf den Arm. „Ich werde Ihnen Ihr Steak besorgen, Miss Uruhk, keine Sorge. Ruhen Sie sich jetzt etwas aus."
Sie verzog das Gesicht, winkte dann aber ihren beiden anderen Teammitgliedern, die sich dezent zurückziehen wollten.
Dann wandte sie sich wieder dem Leiter des SGC zu: „Wallace sagte mir, Sie hätten zugestimmt, daß er helfen durfte."
Landry zögerte, nickte dann aber. „Ich habe mich da an etwas erinnert und dachte, ich sollte vielleicht auf Sie hören."
Die Antikerin lächelte. „Danke, Sir."
„Ich habe zu danken, Miss Uruhk. Sie haben gute Arbeit geleistet, wirklich sehr gute Arbeit."
Babbis kam, im Schlepptau von Marnie Evans, wieder zurück und redete auf die Ärztin ein.
  „Ach, Sir." Vashtu richtete sich auf und räusperte sich. Ihre Stimme klang immer noch rauh.
Landry hob fragend die Brauen und sah zu Babbis hinüber, der urplötzlich verstummt war.
Die Antikerin fixierte den Wissenschaftler sehr genau, während sie ihre nächsten Worte sprach: „Das nächste Mal, wenn Dr. Babbis eine Doktorarbeit schreiben möchte, warnen Sie mich bitte vor, Sir. Dann nehme ich mir Urlaub."
Babbis' Gesicht wurde puterrot.
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