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SG-27 von Hyndara71

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Die Sonne schien warm vom Himmel, eine sanfte Brise strich über die Wiesen und ließ die Blätter an den Bäumen rauschen. Nicht weit entfernt wiegte sich das fast reife Korn im Wind. Eine schmale, unbefestigte Straße wand sich durch dieses Idyll. Tiefe Wagenspuren hatten sich in die, von der Sonne gebleichten Erde gegraben.
Über diese Straße wanderten zwei Gestalten, die so gar nicht in diese Landschaft zu passen schienen: Ein schlacksiger Mann in Militärjacke, der einen Rucksack auf dem Rücken trug und dadurch leicht nach vorn gebeugt ging, was ihm das Aussehen eines stacksenden Storchs verlieh. Und eine schlanke Frau in Schnürstiefeln, Militärhose und einem schwarzen T-Shirt, worüber sie eine Überlebensweste trug. Eine P-90 hing von der Weste, auf der sie beide Arme locker gestützt hatte. Auf ihrer Nase saß eine dunkle Sonnenbrille und die Brise strich durch ihr wirres kurzes Haar, zerzauste es mit der Sanftheit eines Liebhabers noch weiter.
Vashtu Uruhk reckte das Kinn in die milde Luft und ging mit halbgeschlossenen Augen entspannt weiter. „Ich liebe das einfach: Die Sonne scheint, eine laues Lüftchen weht dir um die Nase und du kannst einfach entspannen. Vielleicht sollte ich auf diesem Planeten meinen Urlaub verbringen.“ Sinnend lächelte sie, ließ mit ihren schmalen Augenschlitzen den Weg vor ihnen jedoch nicht aus den Augen.
„Ich habe empfindliche Haut“, murrte Dr. Peter Babbis an ihrer Seite, ruckte an den Gurten des Rucksacks. „Bestimmt pellt sich bald meine Nase.“
„Kommen Sie, Dr. Babbis, so furchtbar ist es hier nun auch wieder nicht. Wir hätten es schlimmer treffen können als den Antanern einen Teil ihrer Ernte abzuschwatzen.“
Babbis knurrte etwas unverständliches. „Warum haben Sie mich eigentlich mitgenommen?“
Vashtu grinste. „Sollte ich etwa Wallace mitnehmen?“
„Er ist der Agrarwissenschaftler, nicht ich.“
Sie nickte. „Aber bei ihm besteht immer die Gefahr einer Katastrophe, Dr. Babbis. Bei Ihnen habe ich da etwas mehr Vertrauen. Sie können nur unausstehlich sein.“
Babbis starrte sie einen Moment lang sprachlos an, dann reckte er den Hals. „Ich bin nicht unausstehlich, sondern nur gewissenhaft und ehrlich.“
Vashtus Mundwinkel zuckten. „Natürlich, Doc.“
„Sie benehmen sich schon wieder ...“
„Danke für das Kompliment.“ Sie grinste wieder breit.
Die Straße verlief nun eine sanfte Steigung hinauf. Dahinter, so hatte man ihnen mitgeteilt, sollte das Dorf der Antaner liegen.
„Wollen Sie eigentlich nicht wieder Ihren komischen Apparat herausholen?“ Babbis reckte den Hals.
„Meinen Energiedetektor? Wozu?“ Sie atmete die frische, würzige Luft tief ein. „Auf dieser Welt leben Menschen, die sich gerade auf dem Stand des Mittelalters bewegen. Ich rechne nicht mit einer großen Energiequelle. Sie etwa?“ Sie warf ihm einen scheelen Blick zu.
Babbis kniff die Lippen zusammen.
Vashtu blickte wieder nach vorn. „Natürlich, in der Pegasus-Galaxie gibt es die Genii, die sich nach außen auch wie im Mittelalter benehmen“, warf sie ihm den nächsten Brocken hin.
„Genii?“
Vashtu nickte. „Aber da es keine Wraith in der Milchstraße gibt, dürfte die Gefahr relativ klein sein, hier auf irgendwelche verborgenen Techniken zu stoßen.“
„Sie wollen mich wieder einmal auf den Arm nehmen.“ Babbis schnaubte.
Vashtus Brauen zuckten, doch jetzt schwieg sie und ging entspannt weiter, die Steigung hinauf.
„Was hat es mit diesem Detektor eigentlich auf sich? Warum machen Sie ein so großes Geheimnis daraus?“ bohrte Babbis weiter.
„Weil er aus Atlantis ist, deshalb. Und jetzt können sie zu Landry gehen und mich verpetzen. Ich habe ihn eingesteckt, als ich herkam. Meines Wissens sind die einzigen Detektoren auf der Erde in den Händen der Wissenschaftler, die die Geräte auseinandernehmen. Und genau darum lasse ich meinen gern mein Geheimnis sein. Sie hätten ihn eigentlich gar nicht sehen sollen, Doc.“ Sie schob sich die Sonnenbrille auf die Nasenspitze und blinzelte ihm verschwörerisch zu. „Anfangen können Sie sowieso nichts mit ihm. Er funktioniert nur bei Menschen, die das ATA-Gen tragen - und bei Antikern.“
„Und woher wollen Sie wissen, ob ich nicht auch das Gen trage?“ brauste Babbis auf.
Vashtu grinste, schob die Sonnenbrille wieder vor die Augen. „Haben Sie sich testen lassen?“
Babbis verstummte plötzlich.
Vashtu nickte, reckte ihr Kinn wieder gen Himmel. „Na also. Wie groß ist denn die Chance, daß Sie dieses Gen tragen? Meines Wissens nicht sehr groß. Ihr Menschen mögt ...“ Unvermittelt brach sie ab und hob den Arm.
„Ich habe mich nicht testen lassen, weil ich bisher keine Zeit dafür hatte.“
Unwillig schüttelte sie den Kopf und starrte nach vorn, den Arm noch immer zur Seite ausgestreckt, um Babbis aufzuhalten.
„Was ist denn?“ fragte der ungeduldig, richtete seinen Blick jetzt ebenfalls nach vorn.
„Das i s t ungewöhnlich“, sagte Vashtu ruhig und musterte das gewaltige Nichts, das sich vor ihnen ausbreitete.
Dort, wo ihrer Info nach hätte das Dorf der Antaner sein sollen, schien der Planet wie abgeschnitten. Sie konnte direkt in den Weltraum hineinsehen. Wenn sie sich über die Kante beugte, dessen war sie sicher, würde sie bis zum Kern blicken können, lehnte sie sich nur weit genug nach vorn. Es war, als habe jemand ein gewaltiges Stück aus diesem Himmelskörper geschnitten. Ein ziemlich gewaltiges Stück.

***

„Wozu brauchen Sie denn einen Geologen, Miss Uruhk?“ General Landrys Stimme klang mißtrauisch.
Vashtu verzog das Gesicht, kreuzte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Tja, wie soll ich das sagen? Es gibt hier eine etwas merkwürdige Anomalie, Sir. Und die würde ich gern untersuchen lassen.“
„Sie sollen mit den Antanern einen Handel abschließen, Miss Uruhk, und nicht im Gestein wühlen“, entgegnete Landry.
Vashtu musterte das aktivierte Sternentor. Wenn er sie jetzt nur nicht von hier abzog! Sie wollte selbst herausfinden, was dieses Phänomen ausgelöst hatte. Und sie ahnte, wenn sie jetzt mit der Wahrheit herausrückte, würde sie schneller wieder auf der Erde sein, als ihr lieb war.
„Sagen wir, die Antaner haben mich auf diese Anomalie aufmerksam gemacht, Sir.“ Sie verzog das Gesicht wieder wegen der dicken Lüge, die sie ihm da gerade aufgetischt hatte. „Und wir würden gern herausfinden, um was es sich handelt.“
„Lügen Sie mich an, Miss Uruhk?“ Landrys Stimme klang weiter mißtrauisch.
„Ich doch nicht, Sir!“ Sie kreuzte zwei Finger hinter ihrem Rücken und bemerkte Dorns amüsierten Blick.
Der Marine hatte es sich neben dem Gate gemütlich gemacht und sich jetzt während ihres Funkkontaktes interessiert aufgesetzt. Wahrscheinlich hörte er jedes Wort mit.
Landry seufzte. „Um was für eine Anomalie handelt es sich?“
Vashtu zögerte. Jetzt durfte sie keinen Fehler machen, sonst landete sie schnurstracks wieder auf der Erde. „So eine Art Einschlag, Sir. Keine Ahnung, was das war.“
„Soso, Sie wissen also nicht, was auf einem Planeten einschlagen kann, wie?“
„Ein Asteroid war es nicht, Sir, soviel kann ich sagen. Und eben deshalb würde ich das gern von einem Geologen überprüfen lassen. Natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, General, Sir.“
„Also gut, ich schicke Ihnen Professor Sage. Er wird in einer knappen Stunde eintreffen. Können Sie damit leben?“
Vashtu grinste breit. „Ja, Sir.“
„Und in fünf Stunden möchte ich Sie, Ihr Team und den Professor gern wohlbehalten und gesund wieder hier im SGC sehen, Miss Uruhk. Ist auch das angekommen?“
„In fünf Stunden kehren wir zurück, Sir, verstanden. Uruhk Ende.“ Sie unterbrach die Verbindung des Stargate und seufzte erleichtert.
„Ganz schön dicke Lüge, Mam“, ließ Dorn sich vernehmen.
Sie warf dem Marine einen Blick zu. „Was wäre denn passiert, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, Serge? Man hätte uns sofort zurückbeordert.“
Dorn nickte stumm.
„Landry traut uns nichts zu, das ist eine Tatsache. Und ich würde gern etwas an unserem Ruf im SG-Center arbeiten“, setzte sie hinzu.
Dorn hob die Brauen.
„Ich weiß, was Sie denken. Unsere beiden Anhängsel ... wo sind die eigentlich?“ Forschend blickte sie sich um, fand die beiden Wissenschaftler schließlich am Rande eines Feldes und seufzte erleichtert.
„Wallace ist nicht von dieser Welt“, bestätigte Dorn ruhig.
„Und Babbis leidet unter einem etwas übersteigerten Selbstwertgefühl, wenn Sie mich fragen. Aber leider kenne ich jemanden, den diese Diagnose ebenfalls trifft - im noch schlimmeren Maße.“ Sie setzte ihre Sonnenbrille wieder auf und blinzelte in den Himmel hinein. „Solange ich ihn in meinem Team habe, kann ich ihn vielleicht ein bißchen stoppen. Dann wird er nicht ganz so unausstehlich wie McKay.“ Sie blickte auf ihre Armbanduhr und kontrollierte noch einmal den Sonnenstand. „Wir haben noch fast den ganzen Tag. Ich gehe schon einmal vor und sehe mir diese Sache noch einmal an, Serge. Wenn der Professor kommt, schicken Sie ihn mir bitte nach.“
Dorn brummte zustimmend.

***

Vorsichtig näherte sie sich der Bruchkante, lugte hinüber und betrachtete das schwarze Nichts des Weltalls unter sich. Mit der Lampe der P-90 versuchte sie, etwas Licht in das dunkle Gestein zu bringen, aber dafür hatte sie definitiv den falschen Platz gewählt. Sie konnte kaum etwas sehen, abgesehen davon, daß diese Kante scharf geschnitten wie mit einer Rasierklinge war.
Sich auf die Lippen beißend trat sie einen Schritt zurück, harkte die Waffe wieder ein und holte den Detektor aus ihrer Brusttasche. Vashtu hob überrascht die Brauen, als das Gerät plötzlich wie irr begann zu piepen und einen riesigen Energiekleks anzeigte - über ihr.
Wo kam denn eine solche Anzeige her? Noch dazu auf einer Welt, deren einzige Bewohner noch nicht einmal das Schießpulver erfunden hatten.
Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte gen Himmel, kniff die Augen zusammen. War da nicht ein ein finsterer Punkt im schwarzen Weltraum? Sie hob den Detektor und richtete ihn auf den vermeintlichen Flecken. Und tatsächlich sprang das kleine Antikergerät darauf an.
Gut, da oben war also die Energiequelle. Das allerdings war ein kleines Problem, denn sie war hier unten. Und dieser Punkt sah nicht so aus, als käme er auf gutes Zureden zu ihr hinunter.
Voller Sehnsucht dachte Vashtu an den Puddlejumper, der, in seine Einzelteile zerlegt, in einem Lagerraum des SGC stand. Oder noch besser, an die reich gefüllte Base auf Atlantis. Was würde sie jetzt nicht darum geben, wenigstens ein Fluggerät zu haben, und sei es nur eine F-302!
Seufzend steckte sie den Detektor wieder ein und hockte sich hin, so nahe an der Abbruchkante wie möglich. Mit den Fingern fuhr sie vorsichtig über die Kante. Ein absolut sauberer Schnitt, als hätte den Planeten, wie ein irdischer Apfel, ein Messer geschnitten. Weder konnte sie eine Verbrennung erkennen noch erfühlen. Es war, als sei ungefähr ein Viertel des Himmelskörpers einfach ... ja, was?
Als sie Schritte hinter sich hörte, erhob sie sich wieder und drehte sich stirnrunzelnd um. „Professor Sage?“ fragte sie, als sie den Mann in mittleren Jahren sah, der über die Straße zu ihr hochkeuchte.
Der nickte, wischte sich mit einem Tuch über die schweißbedeckte Stirn. „Sehr erfreut. Wir kennen uns, glaube ich, noch nicht.“
Sie trat näher, nahm ihn den Gerätekoffer ab, den er offensichtlich vom Gate bis hierher geschleift hatte. „Sie hätten Sergeant Dorn oder Dr. Babbis mitnehmen sollen“, tadelte sie ihn sanft, stellte den Koffer an einer relativ ebenen Stelle ab.
Sage musterte sie stirnrunzelnd. „Sie habe ich wirklich noch nie gesehen. Wo ist denn Ihre Uniform?“
Vashtu lächelte verschmitzt. „Ich gehöre nicht zum Militär, Professor, zumindest nicht richtig. Ich habe keinen Rang. Vashtu Uruhk, sehr erfreut.“ Sie hielt ihm ihre Rechte hin.
„Gleichfalls, gleichfalls.“ Sage ergriff ihre Hand und schüttelte sie. Angenehm überrascht stellte sie fest, daß er einen festen, aber nicht zu festen Druck auf ihre Finger ausübte. Seine Handfläche war zwar etwas feucht, aber immerhin hatte er den Koffer bis hierher geschleppt.
Jetzt pulte der Professor eine Brille aus seiner Brusttasche und setzte sie sich auf die Nase. „Und was für eine Ano...“ Ihm blieb der Mund offen stehen, als sie einen Schritt zur Seite trat.
„Ich würde sagen, entweder da hatte jemand einen riesigen Hunger oder wir haben es hier mit einer Technologie zu tun, die ich nicht kenne“, sagte sie, drehte sich jetzt ebenfalls wieder um und betrachtete das Nichts, das sich bis in weite Fernen erstreckte. „Und ich kenne vieles, Professor, das können Sie mir glauben.“
„Wie ist das möglich?“ Sage blinzelte einige Male und schüttelte den Kopf. Staunend trat er näher an die Abbruchkante heran und sah nach unten. „Unglaublich!“
„Vielleicht hat auch ein Schüler ein Modell für die Schule gebraucht?“ Vashtu kratzte sich hinter dem Ohr. „Wie auch immer, die Antaner mitsamt ihrem Dorf sind weg, und darüber hinaus alles bis hinunter zum Kern. Über ein Viertel dieses Planeten ist verschwunden. Und ich habe keine Ahnung, wie und warum. Und darum habe ich Sie verlangt, Professor.“
Sage drehte sich zu ihr um. „Bis zum Kern?“ fragte er entgeistert.
Sie nickte, trat wieder vorsichtig an die Kante heran und deutete nach unten. „Wenn Sie genau hinsehen, können Sie das schwache Leuchten wahrnehmen. Ich schätze, diese Katastrophe ist noch nicht allzu lange her. Der Planet ist nicht einmal aus seiner Bahn gekommen, und die Atmosphäre scheint zwar dünner zu werden, ist aber noch weitestgehend intakt.“
„Aber er wird instabil werden.“ Sage wandte sich ab und trat zu seinem Koffer.
„Davon ist auszugehen, Professor.“ Vashtu sah wieder zweifelnd in den Himmel und versuchte, das schwarze Ding wiederzufinden, daß sie mittels Detektor aufgespürt hatte.
„Dann bleibt uns nicht viel Zeit.“
„Stimmt.“ Zweifelnd betrachtete sie den Sonnenstand.

***

„Wie bitte?“ General Landry blickte verwirrt von einem zum anderen. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. „Miss Uruhk!“
So unschuldig wie möglich blickte sie auf. „Sir?“
Wütend starrte der Leiter des SGC sie an. „Sie haben mich angelogen, Miss Uruhk. Sie haben mich willentlich angelogen.“
Vashtu biß sich auf die Lippen und senkte den Blick. „Sir, wenn ich erklären dürfte ...“
„Dürfen Sie nicht. SG-27 ist aus dieser Sache raus, auf der Stelle!“
„Ich fürchte, General, das wird nicht so einfach sein“, warf Professor Sage ein. „Wie ich schon sagte, wir brauchen einen der Puddlejumper von Atlantis, um an den Auslöser des Phänomens heranzukommen. Und meines Wissens ist der einzige Mensch, der diese Geräte wirklich bedienen kann, Miss Uruhk.“
Landry starrte sie nieder, so daß sie kaum wagte, den Kopf wieder zu heben.
„Es wird sich jemand anderes finden. Die Gate-Brigde ist einsatzbereit, wenn auch nicht bequem. Wir lassen jemanden von Atlantis kommen“, sagte der General bestimmt.
„Miss Uruhk ist aber bereits eingearbeitet“, wandte Sage ein. „Sie hat sehr gut mit mir zusammengearbeitet und kennt sich in der Materie offenbar gut aus. Ich fände es bedauerlich, wenn ich das jetzt mit jemand anderen wiederholen müßte.“
Landrys Augen wurden schmal, seine Brauen schoben sich noch mehr zusammen.
„Ich bin Wissenschaftlerin, General“, wagte Vashtu endlich zu bemerken. „Sie kennen doch meine Akte.“
„Allerdings ...“
Das war der einzige Pluspunkt, den sie vorweisen konnte. Und sie konnte nur hoffen, daß Landry doch einlenkte.
„Wir haben nicht viel Zeit, General“, wandte Sage ein, „die Atmosphäre des Planeten wird immer instabiler. Bald wird er aus seiner Bahn gerissen, dann werden wir gar nichts mehr finden, weil wir schlichtweg nicht mehr zu ihm kommen werden. Wir sollten die wenige Zeit nutzen, die uns noch bleibt.“
Landry richtete sich auf, starrte immer noch die Antikerin an. „SG-4 wird die Sicherung übernehmen, Professor“, entschied er. „SG-27 wird auf der Stelle vom Planeten abgezogen, ehe noch ein Unglück geschieht.“
Vashtu kniff die Lippen zusammen und nickte.
Genau, wie sie es erwartet hatte. Landry traute ihren Männern noch weniger zu als sie selbst. Sie glaubte zwar nicht, daß sie es mit ihrer Lüge noch wesentlich schlimmer gemacht hatte, aber auch nicht wirklich besser. Sie hatte gehofft, Landry würde einlenken, wenn er die Daten, die Sage und sie gesammelt hatten, sehen würde. Sie wollte wieder nach R3Y-775 und dieses was-auch-immer finden und untersuchen. Sie hatte andere Methoden als die Menschen auf der Erde, und vielleicht ...
„Sir!“ Sie hob den Kopf und erwiderte sein Starren. „Wenn ich mich nicht sehr irre, ist mein Team zufällig über etwas gestolpert, daß uns im Kampf gegen die Ori behilflich sein könnte. Vielleicht handelt es sich um eine Waffe, die stark genug ist, gegen sie zu bestehen.“
Landrys Starren verwandelte sich in Verwirrung. „Was wollen Sie damit sagen?“
„Bis jetzt haben Sie nur mich und den Stuhl auf Antartica, Sir. Das bißchen anderes, was es gibt, können wir nicht ernst nehmen. Aber mit diesem ... diesem Planetenkiller ... Er war stark genug, um irgendwie ein Stück aus R3Y-775 herauszuholen. Was würde er dann erst mit einem Schiff der Ori anrichten? Soweit ich feststellen konnte, handelt es sich um eine relativ kleine Einrichtung, eine Waffe im Taschenformat sozusagen. Und wir wissen nicht, ob sie vielleicht noch aktiviert ist. Was wollen Sie also tun, um sie einzusammeln? Professor Sage braucht einen Assistenten, und wir brauchen einen Kampfpiloten, um an diese Waffe heranzukommen. Wollen Sie das wirklich riskieren?“ Sie hob die Brauen.
Landry sah sie weiter an. „Sie wollen damit sagen ... ?“
„Ich bin prädestiniert, Sir, das will ich damit sagen. Fragen Sie auf Atlantis, wen sie wollen, lesen Sie die Berichte über meinen Aufenthalt dort. Ich kann mit einem Jumper umgehen wie vielleicht noch Lt. Colonel Sheppard inzwischen. Ist diese Waffe noch aktiviert, riskiert der mögliche Pilot sein Leben. Jumper sind nicht so wendig wie eine F-302, Sir. Man muß schon sehr gut mit ihnen umgehen können, um mit ihnen auch nur in die Nähe dieses Dings zu kommen.“
„Soso, Sie sind also die beste Wahl.“
Vashtu nickte. „Und mein Team kennt sich bereits auf dem Planeten aus.“ Sie beugte sich vor, faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und streckte die Arme weit von sich. „Sir, ich habe ja gar nichts dagegen, wenn Sie ein zweites Team zur Verstärkung mitschicken. Aber geben Sie SG-27 doch wenigstens eine Chance. Ich habe meine Männer im Griff, glauben Sie mir.“
Landry drehte sich zu Sage um. „Würden Sie uns bitte allein lassen, Professor?“
Der nickte, wischte in aller Eile seine Unterlagen zusammen und verließ dann den Besprechungsraum.
Landry wandte sich wieder Vashtu zu, fixierte sie ernst. „SG-27 wurde reaktiviert, weil die Erde Sie braucht, Miss Uruhk“, erklärte er. „Ich denke, Ihnen ist inzwischen klar geworden, daß diese ganze Sache mit Ihrem Team nichts weiter als eine Beschäftigungstherapie für Sie ist. Sergeant Dorn sollte eigentlich in den Ruhestand gehen, ehe General O'Neill an mich herantrat mit dem Vorschlag, Ihnen ein eigenes Team zuzugestehen. Dr. Babbis und Dr. Wallace sollten auf andere Einrichtungen verteilt werden und nie wieder durch das Stargate treten.“
Vashtu senkte den Blick und nickte.
„Was diese Gruppe unter Lt. Colonel Sheppard geleistet hat, war schlichtweg eine Katastrophe. Was Sie bisher als Leader gezeigt haben, halte ich für Ihr eigenes Tun, vielleicht mit der Hilfe von Sergeant Dorn, aber keinesfalls als Teamwork wie es bei den anderen SG-Einheiten der Fall ist. Sie sind auch weiterhin der Grund, warum SG-27 bestehen bleibt, aber, und das bei allem Respekt Ihrem Geschlecht und Ihrer Art gegenüber, ich werde nicht zulassen, daß Babbis oder Wallace sich in eine so wichtige Sache einmischen und wieder alles zunichte machen, haben Sie das verstanden? Dieses Team existiert nur wegen Ihnen. Und, und das sage ich Ihnen jetzt zum ersten und letzten Mal, Miss Uruhk, sollten Sie sich noch einmal auch nur die kleinste Kleinigkeit leisten, sei es Fehlverhalten wie heute oder schlichtweg Versagen, werde ich Sie nach Antarktica schicken und das Team endgültig auflösen. Haben Sie das verstanden?“
Vashtu hatte bei seinen Worten den Kopf wieder gesenkt, starrte auf ihre gefalteten Hände. Nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe und nickte schließlich.
Landry lehnte sich wieder zurück und seufzte. „Gut, dann haben wir das geklärt. Und jetzt zu Ihrem Vorschlag: Ich werde Sie Professor Sage als Begleitung und Assistentin mitgeben. Sie werden Ihren Puddlejumper bekommen und diese Waffe, oder was immer es ist, einsammeln und zur Erde bringen. Aber das werden Sie allein tun, haben Sie das verstanden? Ihr Team ist raus aus dieser Sache. R3Y-775 wird außer Ihnen niemand mehr aus SG-27 betreten. Und Sie werden genau das tun, was der Professor Ihnen sagt. Ein noch so kleiner Fehler und Sie können Ihre Sachen packen und reisen nach Antarktica ab.“
„Ja, Sir.“ Vashtus Stimme klang heiser.

***

Babbis lief durch die Gänge, bis er schließlich vor der gesuchten Tür ankam. Er war wütend. Ohne nähere Begründung hatte man sie von R3Y-775 zurück auf die Erde beordert, gut zwei Stunden, nachdem Miss Uruhk mit Professor Sage das Tor durchtreten hatte. Und alles, was er inzwischen wußte war, daß sie bis auf weiteres außer Dienst gestellt waren.
Was hatte die Antikerin jetzt wieder angestellt? Von Dorn wußte er, daß sie wohl General Landry angelogen und so Zeit geschunden hatte. Aber irgendetwas mußte geschehen sein, daß man SG-27 jetzt komplett abzog. Dabei hatte er einige wichtige Daten gewinnen können und sich auf seine erste richtige wissenschaftliche Arbeit gefreut.
Ohne zu klopfen riß Babbis die Tür auf und rauschte in das Büro seiner Teamleaderin. Als er die Tür wieder schloß, klirrte das Milchglas.
Vashtu saß brütend an ihrem Schreibtisch, die Füße auf der Arbeitsfläche, die Arme vor der Brust gekreuzt. Jetzt blickte sie auf, doch ihre Augen wirkten noch ein wenig verschleiert.
„Was soll das?“ herrschte Babbis sie an, marschierte mit geballten Fäusten auf sie zu. „Was haben Sie getan?“
In ihrem Gesicht zuckte ein Muskel, doch sie sagte nichts, sah ihn nur an.
Babbis nahm vor ihr Aufstellung. Seine Kiefer mahlten. „Ich weiß, daß Sie sich insgeheim über uns lustig machen, Miss Uruhk. Aber das geht zu weit! Gerade hatte ich einige Daten gewonnen, dann werden wir abgezogen und außer Dienst gestellt. Ich bin hier als Wissenschaftler eingestellt, nicht zu Ihrer Belustigung!“
Sie sah ihn nachdenklich an, schwieg aber noch immer.
Das brachte ihn noch weiter gegen sie auf. „Oh ja, ich weiß. Die große, ach so intelligente Antikerin! Sie wissen wahrscheinlich schon wieder alles und haben es dem General mit dem netten Vermerk weitergegeben, was für Dummköpfe Sie doch in Ihrem Team haben! Aber ich lasse das nicht mit mir machen, Miss Uruhk, ich nicht!“
„Der größte Dummkopf bin immer noch ich.“
Allein der dumpfe Klang ihrer Stimme reichte, um Babbis stocken zu lassen. Ungläubig sah er sie an. „Was?“
Sie wandte den Blick von ihm ab, starrte wieder ins Nichts. „Gehen Sie, Babbis, lassen Sie mich bitte allein.“
Er war verwirrt.
Eigentlich war er hergekommen, überzeugt davon, daß sie ihn schon wieder ausgebootet hatte mit ihrem verfluchten, überlegenen Gehirn. Er hatte erwartet, daß sie ihn breit grinsend erwarten und sich über seine Langsamkeit lustig machen würde. Statt dessen fand er jetzt aber eine vor sich hinbrütende und zweifelnde Antikerin vor. Wie paßte das zusammen?
„Haben Sie nicht gehört? Lassen Sie mich bitte allein.“ Sie preßte kurz die Lippen aufeinander, starrte weiter dumpf vor sich hin. Endlich nahm sie die Füße vom Tisch, setzte sich gerade hin, die Hände auf die Lehnen gestützt. Ihre Finger gruben sich in das brüchige Leder. „Ich werde Ihnen und den anderen Bescheid geben, sobald ...“ Sie stockte, erhob sich und trat auf die andere Seite des Schreibtisches. Dort blieb sie, die Arme wieder gekreuzt, stehen und starrte auf die Wand.
„Was ist passiert?“ Babbis starrte sie immer noch an.
Irgendwie wollte diese Vashtu Uruhk nicht so zu der passen, die noch vor ein paar Stunden scherzhaft ihren Urlaub auf R3Y-775 plante. Oder zu der ernsthaften Wissenschaftlerin, deren Neugier befriedigt werden sollte und deshalb ihren Vorgesetzten anlog. Und diese Wandlung war beängstigend.
Ihr Rücken spannte sich an, dann senkte sie den Kopf. „Bitte gehen Sie, Dr. Babbis.“
Babbis öffnete den Mund, schloß ihn dann wieder und kniff die Lippen aufeinander.
Plötzlich ging ihm auf, daß sie sich oftmals hinter ihrem Humor versteckte. Sie wirkte zwar sehr offen, ihr Spott war ätzend und traf immer genau die richtige Stelle, aber von sich selbst hatte sie bisher recht wenig preisgegeben. Und das lag nicht daran, daß sie sich erst kurz kannten. Sie war schon knapp ein Jahr auf der Erde, und soweit er wußte, pflegte sie kaum Kontakte zu anderen, es sei denn hier im Stargate-Center. Der einzige, der offenbar etwas enger mit ihr befreundet war, war der Asgard Hermiod.
Und gerade jetzt schien sie einen Freund zu brauchen. Einen echten Freund, nicht einen Schachpartner. Jemanden, mit dem sie reden konnte.
Babbis wandte sich ab.
„Sie sind bis auf weiteres beurlaubt, wie auch die anderen vom Team.“ Ihre Stimme klang heiser bei diesen Worten.
Babbis blickte wieder auf. „Und Sie?“
Sie hob ihre Schultern, als erwarte sie einen Schlag, sagte aber nichts. Blieb einfach in dieser verkrampften Haltung stehen.
Babbis war das Antwort genug. „Der General ist hinter Ihre Lügen gekommen. Deshalb wurden wir abgezogen“, sagte er, beobachtete ihre Reaktion auf seine Worte und nickte schließlich. „Es hat Ärger gegeben.“
Sie drehte sich wieder um und sah ihn an. Ihre Augen schienen zu sprechen, doch er verstand ihre Sprache nicht.
Schweigen senkte sich über das Büro und drückte die beiden Anwesenden nieder. Es dauerte lange, sehr lange. Doch irgendwo in sich spürte Babbis, daß er jetzt besser den Mund halten und ihr Zeit geben sollte.
„Macht SG-27 noch einen Fehler, wird das Team aufgelöst und ich nach Antarktica geschickt“, sagte sie schließlich.
Babbis' Augen weiteten sich. „Was?“
Sie nickte. „Der General sagte es mir beim Briefing. Sie haben recht, er hat meine Lügen sehr schnell durchschaut, wahrscheinlich schon als ich sie aussprach. Und er gab mir zu verstehen, daß SG-27 nur besteht, solange ich im SGC bin. Werde ich versetzt, werden die Teammitglieder außer Dienst gestellt oder auf andere Einrichtungen verteilt. Dieses Team wurde nur zusammengestellt, um mich zu beschäftigen, Dr. Babbis, da ich der Erde nicht konform genug bin, man aber nicht auf mich verzichten kann.“ Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „So sieht es aus. Ihr seid meine ... Beschäftigungstherapie.“ Das letzte Wort spuckte sie aus wie einen Fluch.
Babbis leckte sich über die Lippen und sah zur Seite. Er wußte nicht, was er sagen sollte.
„Ich habe Vertrauen in mein Team. Ich weiß, ich mache viele Fehler, aber ich habe Vertrauen“, fuhr Vashtu leise fort. „Ich wollte nur eine Chance für uns alle. Landry sollte uns ernst nehmen. Statt dessen aber habe ich das Team in große Gefahr gebracht, und das tut mir leid. Ich wollte nur erreichen, daß Sie und Wallace eine Chance bekommen, daß auch ich eine Chance bekomme.“ Ihre Brauen zogen sich zusammen. „Natürlich bin ich auch eine Kämpferin, ich mußte es sein in meiner Zeit. Aber ich bin auch Wissenschaftlerin, Dr. Babbis. Und dieses Phänomen erregte meine Neugier. Ich wollte es erforschen. Aber dabei habe ich nicht an die Konsequenzen gedacht.“
Babbis blickte wieder auf, sah ihr in die Augen.
Sie vertraute auf ihr Team. Sie vertraute auf ihn. Sie hatte ihm das Leben gerettet, sie hatte ihrer aller Leben gerettet! Sie hatte sich selbst in Gefahr gebracht, war verwundet worden, um ihr Team zu schützen und alle heil zur Erde zu bringen.
„Ich ...“ Babbis schloß den Mund. Seine Wut war so gründlich verraucht, daß er auch nicht einmal die Asche noch finden konnte. Statt dessen war etwas anderes an ihre Stelle getreten. Ein winziges Pflänzchen: Er wollte auch ihr vertrauen. Er wollte, daß sie stolz auf ihn würde sein können in Zukunft.
Sie sah ihn noch immer schweigend an.
Babbis nickte schließlich, senkte den Blick. „Ich ... ich gehe dann mal.“
„Tun Sie das.“

***

Vashtu bemerkte erst, als sie den Jumper in den Gateroom schweben ließ, wie eng es hier war. Ihr war ein wenig unbehaglich zumute, kontrollierte noch einmal sicherheitshalber die Anzeigen, um sicherzugehen, daß sie den Gleiter auch nicht gegen eine Wand fahren würde.
„Miss Uruhk, Sie haben grünes Licht.“
Sie biß sich auf die Lippen und wählte mit dem Jumper-DHD die Adresse von R3Y-775 ein und wartete, bis das Wurmloch sich aufgebaut hatte, ehe sie langsam und sorgfältig näher an das Tor glitt. Der Autopilot übernahm die Steuerung. Seufzend lehnte sie sich zurück und ließ sich von der Erde zum Planeten am anderen Ende des Wurmlochs schicken, ehe sie die Steuerung wieder an sich brachte und eine Schleife flog, um an Höhe zu gewinnen.
„Faszinierend!“ Sage, der neben ihr auf dem Copilotensitz saß, starrte aus dem Fenster. „Sind Sie früher oft geflogen?“
Sie starrte auf die Hologrammanzeigen vor sich. „Solange es ging“, antwortete sie ausweichend. Schließlich wußte sie seit gestern, daß der Professor über sie nicht informiert war. Und sie wollte ihm nicht sagen, was es mit ihr auf sich hatte.
Um ehrlich zu sein, war sie im Moment fast soweit, daß sie am liebsten den Jumper genommen, ein anderes Gate angewählt und einfach verschwunden wäre. Seit sie auf der Erde angelangt war, war sie auf nichts als Widerstand getroffen, und allmählich überstieg dieser ihre Geduld. Sie wollte doch nur ein Leben, etwas, was ihr vor zehntausend Jahren nicht vergönnt gewesen war. Sie wollte Freunde, wenn sie schon keine Familie mehr hatte, sie wollte Vertrauen.
Aber immer nur Maßregelungen, unfähige Mitmenschen, viel zu lange sogar nicht einmal Zugang zum Tor. Es war fast ebenso schlimm wie damals auf Atlantis, als sie unter der Aufsicht des Rates stand.
Sie dachte kurz an das geheimnisvolle Gerät, da sprang der Bildschirm vor ihr auch schon um. Irgendwie schien es ihr einen Moment lang, als summe der Jumper ihr beruhigend zu. Das hatte er auch schon getan, als sie die Maschinen gestartet hatte.
„Ich werde mich vorsichtig annähern“, erklärte sie Sage. „Falls es die ... Waffe ist, die diesen Planeten in Stücke geschnitten hat, sollten wir es nicht darauf ankommen lassen. Wir sind zwar noch in den oberen Atmosphärenschichten, aber ...“
„Ist gut.“
Sie konzentrierte sich auf dieses finstere Etwas, das vor ihr schwebte. Der Bildschirm zoomte heran, so daß sie jede Kleinigkeit erkennen konnte.
Es sah aus wie eine Schachtel. Kein Schmuck, keine Verzierungen. Nur dieser schwarze Kasten, der da fast im Weltraum schwebte.
Sie stellte die Anzeigen um und las aufmerksam die Meldungen. „Keine Energiesteigerungen. Es sieht aus, als sei das Gerät abgeschaltet. Hoffen wir das beste.“
War es diesen Jumperflug tatsächlich wert, ihr Team aufs Spiel zu setzen? War dieser Kasten da vor ihr es wert?
Vashtu hielt von sich selbst als Wissenschaftlerin nicht sonderlich viel, doch sie wußte, sie konnte es mit ihrem Allgemeinwissen schon recht gut mit den heutigen Menschen aufnehmen. Sicher, sie war damals auf Atlantis einer mehr oder weniger geregelten Arbeit nachgegangen, hatte für den Rat, und damit auch für ihr Volk gearbeitet an Nahrungsersatzstoffen. Kein sonderlich ausfüllendes Thema, wenn man sie fragte.
Die Gentherapie, die sie sich selbst verabreicht hatte, hatte eigentlich ihr Vater entwickelt. Sie hatte ihr nur den letzten Schliff verliehen. Darin war sie immer gut gewesen, die Fehler anderer aufzuspüren und zu korrigieren. Aber vielleicht hätte sie schon vor zehntausend Jahren anders entscheiden sollen? Vielleicht hätte sie sich nicht auf Janus' Plan einlassen sollen? Vielleicht hätte sie sich für eine letzte Selbstmordmission auf eines der Wraith-Schiffe begeben sollen?
Der Jumper summte wieder leise.
Sie riß sich aus ihren Gedanken, wechselte wieder die Anzeige, während sie vorsichtig auf das Gerät zuhielt.
Soetwas hatte sie noch nie gesehen. Es wirkte nicht, als sei es von ihrem Volk erbaut, auch die Waffen der Goa'uld sahen anders aus. Zumindest die, die sie bis jetzt hatte sehen dürfen.
„Eigenartig. So etwas kenne ich nicht“, murmelte Sage neben ihr.
Sie ließ sich nichts anmerken, drosselte die Geschwindigkeit weiter hinunter.
Fliegen, das war schon immer ihr Traum gewesen. Seit sie das erste Mal in einem der Gleiter gesessen hatte, die die Menschen heute Puddlejumper nannten. Nachdem sie zum ersten Mal ein solches Gerät geflogen hatte, war schnell klar gewesen, daß sie eine Begabung für diese Maschinen hatte. Das hatte sie auch schon auf der Erde beweisen dürfen.
Sie wußte nicht, wer auf Atlantis in seinen Berichten über ihre Flugkünste geschrieben hatte. Irgendwie glaubte sie, es sei der Lt. Colonel gewesen. Zumindest war er sehr beeindruckt gewesen, nachdem sie einen Wraith-Aufklärer mit einem beschädigten Jumper zerstört hatte. Die AIs der Maschinen reagierten meist wohlwollend auf ihre Wünsche, wie sie es auch bei Sheppard taten. Die irdischen Fluggeräte dagegen ... Nun, zumindest half zureden.
Der Jumper stoppte.
Vashtu strich zärtlich mit dem Daumen über den Steuerknüppel.
„Okay, das Team soll sich bereit machen und in die Kanzel kommen“, sagte sie nach hinten gerichtet, wo sich SG-4 befand.
Die Männer kamen nach vorn, und sie ließ die Tür zwischen Cockpit und Passagierraum zugleiten.
„Bin bereit.“ meldete sich kurz darauf eine Stimme.
Sie nickte, ließ die Atemluft im Passagierabteil abpumpen und öffnete die Ladelucke.
War es all das hier wert gewesen? War es es wert, daß sie jetzt die Karriere von drei anderen riskiert hatte?
Vashtu meinte, einen kurzen mentalen Stupser zu spüren, hob eine Braue. Doch dann bemerkte sie nichts mehr.
Wenn sie sich nicht am Riemen riß, würde nicht nur sie darunter zu leiden haben. Und das nagte mehr an ihr, als sie eigentlich zugeben wollte. Die ganze Wahrheit, die Landry ihr gestern zu schlucken gegeben hatte, war ein zu großer Brocken für sie.
Sie wußte, wenn man ihren Leuten eine echte Chance einräumte, würden sie sie vielleicht doch zu nutzen wissen, zumindest hoffte sie das. Vor allem in Babbis hatte sie recht große Hoffnung. Nicht nur, daß er vom Wesen Rodney McKay ähnlich war, er war wirklich intelligent. Darum hatte sie ihn ja auch bei der Wanderung gestern mitgenommen. In ihm steckte Potenzial, er konnte groß werden, wenn man ihn ließ.
Nur leider war er ein schwieriger Charakter. Sie hatte gehofft, ihn halbwegs im Griff zu haben. Überließ man ihn sich selbst und gab ihm etwas zum Nachdenken, würde man recht schnell eine Antwort von ihm bekommen. Unter Druck neigte er etwas zur Hysterie, gab sich dann plötzlich aber auch wieder kühl und abgeklärt.
Sie dachte an die erste Mission zurück. Zunächst war sie nur verärgert gewesen über ihn und seine Art. Doch dann hatte sie etwas an ihm wahrgenommen, das ihr Interesse weckte. Und genau darum hatte sie ihn gestern dabei haben wollen. Und genau darum hatte sie Landry angelogen. Sicher, sie selbst hatte sich auch befleißigt gefühlt, etwas über dieses Phänomen herauszufinden, aber sie hatte eben auch Babbis eine Chance geben wollen.
Warum hatte sie ihm gestern abend nicht zugehört? Sein Lösungsansatz wäre sicher interessant gewesen.
„Noch immer keine Reaktion von dem Ding“, murmelte sie, als sie einen fragenden Blick auf sich ruhen fühlte.
„Bin gleich da“, meldete Corey Higgins, der Leader von SG-4.
Nein, ihr Team war kein Totalausfall, zumindest glaubte sie das nicht. Zu Wallace konnte sie eigentlich nicht wirklich viel sagen, ihn hatte sie noch nicht gut genug kennen gelernt. Aber Dorn und Babbis waren definitiv das eine oder andere wert. Dorn durch seine Erfahrung, Babbis gerade auch durch seine Jugend.
Sie war nun einmal hier, auf der Erde im 21. Jahrhundert, sie konnte nicht mehr zurück in das Atlantis ihrer Tage. Sie mußte nun einmal mit dem leben, was sie vorfand. Aber ihrer Gruppe pure Inkompetenz zu bescheinigen und sie abschieben zu wollen ... Nein, das hatte wirklich keiner verdient.
Vashtu fiel plötzlich etwas ein. Eine Kleinigkeit, die sie bisher noch nicht wirklich geklärt hatte: Bei ihrem ersten Einsatz auf dem Planeten des Warlords Bull dem Schlächter, hatte sie ihre P-90 zurücklassen müssen, weil sie nicht mehr viel Munition besaß. Als sie dann aber zu ihrem Team zurückkehrte, waren Schüsse aus eben dieser Waffe abgegeben worden. Dorn konnte es nicht gewesen sein, er hatte sein bewährtes Sturmgewehr benutzt, das hatte sie auch gesehen. Wallace kam für sie eigentlich auch nicht in Frage, nachdem sie ihn einmal auf dem Schießstand gesehen hatte. Da blieb eigentlich nur Babbis, der wie gelähmt am Abhang gehockt hatte, als sie die Senke endlich wieder betreten hatte.
Konnte er auf der einen Seite so abgebrüht sein und auf andere, Feinde, schießen, dann aber plötzlich wieder den hilflosen Wissenschaftler spielen? Sie wußte es nicht, doch irgendwie schien das zu ihm zu passen.
Der Jumper begann wieder leise zu summen.
Vashtu konzentrierte sich auf die Anzeigen vor sich, las sie mit wenig Interesse. Mehr als zu warten blieb ihr nicht. Ihr traute man inzwischen auch nicht mehr.
„Komme zurück.“
Sie nickte, bereitete sich vor.
Das Cockpit war eng, mit drei recht breitschultrigen Soldaten, dem Professor und ihr besetzt. Irgendwie freute sie sich inzwischen doch wieder auf den Rückflug, auch wenn er wesentlich länger sein könnte.
Keine Extra-Touren mehr!
Sie wartete, bis Higgins im Jumper war, dann ließ sie wieder Sauerstoff in das Abteil fließen und öffnete kurz darauf, als der Druck wieder ausgeglichen war, die Verbindungstür. Sie nahm Fahrt auf und steuerte den Gleiter zurück zum Tor, während der Professor bereits eifrig nach hinten eilte, um sich die Beute näher anzusehen.
„Wir beide haben es nicht leicht, was?“ wisperte sie dem Puddlejumper zu. Und wieder ertönte von irgendwo her ein beruhigendes Summen.

***

„Nun komm schon endlich!“ Babbis winkte seinem Kollegen und schlich sich in das Labor, gegenüber dem Lagerraum, in dem die beiden auf der Erde stationierten Jumper aufbewahrt wurden.
Wallace zögerte, blickte sich noch einmal um, dann aber tat er einen schnellen Schritt und schloß die Tür hinter sich.
„Was willst du denn hier?“ zischte er.
Babbis schaltete das Licht an und deutete auf den schwarzen Kasten, der auf einem Untersuchungstisch stand. „Da ist es. Das, was wir gemessen und berechnet haben. Das Ding hat Miss Uruhk heute von R3Y-775 geholt.“
Wallace zögerte, trat aber schließlich näher an den Kasten heran und musterte ihn interessiert. „Keine Öffnung, soweit festzustellen ist.“
Babbis glitt näher heran und beugte sich über das fremdartige Gerät. „Und trotzdem besteht der Verdacht, daß diese Apparatur für die Zerstörung von R3Y-775 verantwortlich ist. Und ich will herausfinden warum.“
Das, was die Antikerin gestern zu ihm gesagt hatte, nagte immer noch an ihm. Und jetzt wollte er ihr beweisen, daß ihr Vertrauen auch gerechtfertigt war und er durchaus mehr als nur heiße Luft produzieren konnte. Dieses Gerät sollte sein Studienobjekt sein. Er mußte nur schneller als Uruhk und Sage sein, dann hatte er eine Chance, endlich vom SGC ernst genommen zu werden.
Wallace tippte vorsichtig mit der Fingerspitze gegen den Kasten. „Fühlt sich warm an“, murmelte er.
„Würdest du sagen, daß es von den Antikern ist?“ Babbis holte seinen Palm-Top hervor und begann heftig zu tasten, um seine ersten Eindrücke festzuhalten.
„Sieht nicht so aus.“ Wallace blickte etwas ratlos zu ihm hinüber. „Was hast du vor?“
„Ich will Miss Uruhk beweisen, daß sie recht hat“, antwortete Babbis gedankenverloren. „Weißt du, sie ... Ach, nicht so wichtig.“
„Aber wir dürfen überhaupt nicht in der Anlage sein!“ Wallace sah sich nervös um. „Wenn wir nun irgendetwas falsch machen ...“
Babbis blickte auf. „Blödsinn. Wir passen auf, dann passiert nichts.“ Er schürzte die Lippen und schnippte mit den Fingern. „Sag mal, hast du dieses Gen?“
Wallace starrte ihn verblüfft an, schüttelte dann den Kopf. „Nein, warum?“
Babbis zuckte mit den Schultern.
Das allerdings ärgerte ihn. Er hätte gern einen Blick auf den Detektor geworfen, wenn dieser die Daten dieses Kastens las. Sicher würde die Antikerin nicht bemerken, wenn er sich das Gerät nur kurz auslieh - wenn sie es nicht wirklich die ganze Zeit am Körper trug wie diese merkwürdige Kette mit dem großen bläulich schimmernden Kristall.
Er blickte sich in dem Labor um und fand schließlich, was er suchte. Ein Spannungsmesser lag auf einem vollgerümpelten Tisch in der Ecke. Vielleicht gelang es ihm ja auf diese Weise, etwas herauszufinden.
„Nichts anfassen.“ Er hetzte hinüber und kramte das Gerät unter den anderen Werkzeugen hervor.
„Peter?“
„Sekunde.“ Ungeduldig zog er an dem Kabel.
„Peter!“
Ein durchdringendes Piepsen folgte auf den entsetzten Ausruf.
Babbis wirbelte herum und hielt den Atem an.
Der schwarze Kasten hatte sich von dem Tisch erhoben, rotierte nun um sich selbst. Giftig grüne Kabelstränge leuchteten durch das Gehäuse, und mit einem gemeinen Ticken schien sich etwas zu lösen in seinem Inneren.
„Was hast du wieder angestellt?“ Er stürzte zurück zum Tisch, versuchte, das Gerät mit den Händen einzufangen und schrie auf.
Die Oberfläche war heiß, brennend heiß.
„Was machen wir jetzt?“ Wallaces Stimme klang kleinlaut.
Babbis fuhr herum, nahm seinen Palm-Top wieder an sich und packte den anderen am Arm. „Erst einmal raus hier. Dieser Krach wird sicher nicht unbemerkt geblieben sein. Dann überlegen wir, wie wir diesen Schlamasel lösen können.“
Er hetzte zur Tür, öffnete sie und stürmte aus dem Labor hinaus. Da hörte er Schritte vom anderen Ende des Ganges.
Wallace immer noch hinter sich herziehend, raste er zur anderen Seite und stürzte in den Lagerraum. Schnell und so leise wie möglich schloß er die Tür hinter ihnen und lehnte sich mit keuchendem Atem dagegen.
„Und jetzt?“
Babbis biß sich auf die Lippen und horchte nach draußen. Da waren Stimmen, direkt auf dem Gang. Vielleicht wollte jemand zu den Jumpern.
Da fiel ihm das sanfte Licht auf, das diesen Raum beleuchtete. Stirnrunzelnd drehte er sich um und sah die Heckklappe des vorderen Jumpers, aus der ein sanfter Schimmer den Raum beleuchtete.
Wallace sah ihn groß an und folgte ihm kleinlaut, als er auf den Gleiter zuging, schließlich einstieg und sich aufmerksam umsah.
Ein leises, beruhigendes Summen drang an seine Ohren. Es schien aus dem Cockpit zu kommen.
Babbis staunte nicht schlecht. Es war das erste Mal, daß er einen atlantischen Puddlejumper von innen sah. Sonderlich komfortabel schien er zwar nicht zu sein, aber annehmbar. Die Bänke waren platzsparend an den Wänden angebracht, unter der Decke verlief offensichtlich ein Teil der Elektronik, mittels Klappen abgeschirmt. Ein schmaler Durchgang blieb in das Cockpit, der offensichtlich verschlossen werden konnte. Ein riesiges Frontfenster zog sich über die gesamte obere Fläche, während ein DHD in der Mitte der andersartigen Konsole leicht schimmerte.
Vorn war weniger Licht. Und eben das Summen.
Babbis runzelte die Stirn und schlich weiter, in den Durchgang hinein. Dann blieb er wie angewurzelt stehen und betrachtete die Gestalt, die auf dem Pilotensitz saß, den Kopf auf die Konsolen gesunken, ein Arm darunter. Vashtu Uruhk.
Plötzlich sprang die Beleuchtung wieder an, das beruhigende Summen schwoll etwas an und bekam einen anderen Klang.
Die Antikerin blinzelte verschlafen, richtete sich auf und gähnte. Mit beiden Händen fuhr sie sich durch ihr Haar, doch viel brachte das nicht.
„Miss Uruhk?“
Babbis sah, wie sie eine Sekunde erstarrte. Dann drehte sie sich langsam zu ihm um und sah ihn fragend an. „Was ... ? Wo kommen Sie denn her?“
„Ich ... wir ...“ Er zögerte, sah sie weiter an. Ihr Arm hatte die Haut ihrer Wange gerötet, das dunkle Haar war vom Schlaf an einer Seite etwas an den Kopf geplättet. Doch die ersten Strähnen lösten sich bereits wieder. Bald würde sie wieder aussehen wie mitten in einem Hurrikan.
In ihre lebhaften Augen trat ein wissendes Licht. „Sie haben etwas angestellt.“ Mit einem Ruck erhob sie sich, sah ihn an.
Babbis ging plötzlich auf, daß das Summen wieder verstummt war.
„Was ist passiert?“
„Wir wollten uns diesen Planetenkiller ansehen“, antwortete Wallace aus dem Abteil.
Die Antikerin wich zurück, das Gesicht mit einer fassungslosen Miene. „Jetzt sagen Sie mir bitte nicht ...“ Sie verstummte, hob flehend die Hände.
Babbis wußte nicht, was er sagen sollte, sah sie nur weiter an.
Ihre Augen weiteten sich. „Oh nein!“ entfuhr es ihr.
„Es war ein Unfall“, murmelte er.
Vashtu seufzte, sah kurz zur Kanzel hinaus. „Was ist passiert?“ wollte sie dann schließlich wissen.
„Äh, naja ... ich weiß es nicht. Der Kasten schwebte plötzlich und gab Geräusche von sich.“
„Er schwebte.“ Es klang nicht wie eine Frage. Verständnislos sah sie ihn an.
Babbis hob die Hände. „Ich habe das Ding nicht angerührt. Wallace stand am Tisch. Ich suchte etwas, womit ich es untersuchen konnte.“
Das Entsetzen wich Verärgerung. „Hat man Ihnen nicht klar und deutlich mitgeteilt, daß Sie nichts mehr mit der Sache zu tun haben?“
Babbis hob vorsichtig die Schultern. „Ich ... ich wollte helfen.“
Die Antikerin biß sich auf die Lippen, wieder glitt ihr Blick ins Leere. Dann nickte sie. „Kommen Sie, sehen wir uns den Schlamasel an, den Sie angerichtet haben.“
Gemeinsam gingen sie zur Tür zurück. Vashtu öffnete sie wie selbstverständlich, sie durfte ja auch hier sein, und ging hinüber in das Labor. Dabei aber sah sie sich aufmerksam um, winkte ihren beiden Begleitern schließlich, daß die Luft rein wäre und wartete, bis sie wieder in den anderen Raum geschlüpft waren, ehe sie ihnen folgte.
Der Kasten rotierte immer noch um sich selbst, das Ticken war inzwischen eindringlicher geworden. Und da war etwas oben an dem Kubus. Es sah fast aus wie ein Deckel.
Vashtu trat an das Ding heran und betrachtete es genau. Dann zog sie ihren Detektor aus der Tasche und schaltete ihn ein. Ihre Augenbrauen flogen Richtung Haaransatz, als sie die Werte betrachtete.
„Donnerwetter!“ Babbis reckte den Hals und betrachtete ebenfalls die Anzeige.
Das Energievolumen stieg immer mehr.
Sie steckte das Gerät wieder ein.
„Was haben Sie angefaßt?“ fragte sie schließlich.
„Ich habe ... gar nichts!“ Wallace sah sie verzweifelt mit geballten Fäusten an. „Ich habe nur einmal kurz meinen Finger darauf gelegt, mehr nicht.“
Skeptisch sah sie den jungen Wissenschaftler an, drehte sich dann zu Babbis um, der sich eifrig Notizen auf seinem Palm-Top machte. „Und Sie?“
Babbis reagierte einen Moment lang nicht, bis sie ungeduldig gegen das kleine Gerät in seinen Händen schlug, nicht fest, aber ausreichend, daß er in seiner Konzentration gestört wurde. „Was haben Sie angefaßt?“
„Ich habe nur versucht, es wieder auf den Tisch zu stellen. Ist verteufelt heiß.“
Die Antikerin nickte und sah sich den leuchtenden Kasten ratlos an.
Sie hatte immer noch keine Ahnung, mit was sie es zu tun hatten. Nur eine kleine, aber behaarliche Stimme sagte ihr, sie solle die Beine so schnell in die Hand nehmen, wie sie nur könne. Das Ticken behagte ihr vor allen Dingen nicht, ebensowenig wie die fremdartigen giftgrünen Zeichen auf dem Kasten.
„Kommt es von Ihrem Volk?“ fragte Babbis aufgeregt.
„Nein. Diese Technik kenne ich nicht.“ Vorsichtig näherte sie sich dem Kasten, prallte dann aber zurück, als eine Entladung sie traf. Nicht schwer, aber immerhin ausreichend, um Respekt vor dem Ding zu haben.
Wieder holte sie ihren Detektor hervor und betrachtete die Anzeigen. Dann ging ihr auf, was hier gerade geschah.
„Das Ding wird sich selbst zerstören!“
Babbis und Wallace starrten sie entsetzt an.
„Scheiße!“ entfuhr es ersterem endlich.
Vashtu sah sich in fliegender Hast nach irgendetwas um, womit sie dieses Ding hier entfernen konnte. Anzufassen wagte sie es nicht. Dann kam ihr ein Gedanke.
Sie fischte einen Metallstab aus einem Haufen Schrott und tippte den Kasten damit an. Sofort glühte das Ende rot auf.
Gut, was auch immer es war, es war heiß. Soviel stand fest. Und wenn sie nicht sah, daß sie es so schnell wie möglich von hier entfernte, konnte der gesamte Komplex in die Luft fliegen.
„Tür öffnen, schnell!“
Wie eine Billiardkugel schob sie den Kasten mit der Stange vor sich her, zurück in das Jumperlager. Dort verfrachtete sie es in den ersten, in dem sie geschlafen hatte und drehte sich um. „Und Sie beide, Sie verschwinden, so schnell es geht, klar?“
Die beiden Wissenschaftler nickten.
„Wir reden noch darüber.“ Damit schloß sie die Hecklucke, sprang auf den Pilotensitz.

***

Eine Vene auf Landrys Stirn zuckte, als er sie versuchte niederzustarren.
„Und es hatte natürlich auch gar nichts damit zu tun, daß sich zwei Mitglieder Ihres Teams just zu dem Zeitpunkt in dieser Anlage aufhielten, als Sie sich den Jumper 'ausgeliehen' und die Waffe durch das Gate gebracht haben, richtig?“
Vashtu nickte. „Ja, Sir. Es war meine Schuld. Ich wollte noch etwas an der Mine arbeiten. Dabei muß ich den Selbstzerstörungsmechanismus ausgelöst haben. Ich hatte keine Zeit, irgendjemanden zu informieren.“
„Eine Mine also, soso. Und seit wann wissen Sie das?“
„Seit dem Moment, als sie losging, Sir.“ Sie zuckte mit den Schultern und zog ein schuldbewußtes Gesicht.
Landry beugte sich über seinen Schreibtisch. „Miss Uruhk, Sie sind eine schlechte Lügnerin.“
„Sir, ich kann Ihnen nichts anderes sagen als das, was geschehen ist. Wenn jemand aus meinem Team zufällig in der Anlage war, so weiß ich nichts davon. Ich hatte alle Hände voll zu tun.“
„ R3Y-775 kann nicht mehr angewählt werden. Wir haben also nicht die blaßeste Ahnung, was passiert ist. Sie haben uns eine wichtige Waffe gekostet, Miss Uruhk, eine verdammt wichtige Waffe!“
Vashtu senkte den Kopf. „Ja, Sir, das ist mir klar.“ Sie seufzte schwer. „Wenn Sie also beschließen, mich nach Antarktica zu schicken, möchte ich Sie wenigstens bitten, SG-27 nicht aus dem aktiven Dienst ausscheiden zu lassen. Niemand außer mir trägt die Schuld an dem, was geschehen ist, Sir.“
Sie fühlte Landrys Blick auf sich, sank noch tiefer in den Stuhl hinein.
„Das einzige, was ich Ihnen glaube ist, daß Sie diese sogenannte Mine fortgeschafft haben, Miss Uruhk. Aber gut, wenn Sie so unbedingt die Konsequenzen tragen wollen ...“ Landry griff nach seinem Telefon und wählte eine Nummer.
Vashtu seufzte schwer, knetete mit den Händen ihre Knie.
Aus der Traum. Aber vielleicht hatte sie zumindest eines geschafft: Das ihr Team weiterhin Einsätze auf Fremdwelten ausführen konnte.
„Sir, hier Landry, SGC. Es gab einen Zwischenfall, an dem Miss Uruhk beteiligt war ...“

***

Als Vashtu gut eine Stunde später ihr Büro betrat, blieb sie wie erstarrt stehen und sah in drei sehr ernste Mienen.
Dorn saß auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch, Wallace auf dem alten, zerschlissenen Sofa, das sie aus einem der Lagerräume erbeutet hatte und Babbis, offenbar mit einer unruhigen Wanderung beschäftigt gewesen, starrte ihr aus der Mitte des Raumes entgegen.
Vashtu schloß leise die Tür hinter sich, betrachtete ihren zusammengewürfelten Haufen mit leicht geneigtem Kopf, die Arme vor der Brust gekreuzt.
„Es war meine Schuld, Miss Uruhk“, meldete Wallace sich schließlich zu Wort. „Ich wollte nur sagen ...“ Er verstummte unter ihrem eindringlichen Blick.
Vashtu nickte langsam, ging dann zu ihrem Schreibtisch und ließ sich dahinter nieder. Sehr konzentriert begann sie, in einer Schublade zu kramen.
„Was geschieht jetzt?“ ließ Dorn sich vernehmen.
Vashtu richtete sich wieder auf, fixierte nun Dorn. Der hielt ihrem Blick stand. Dann begann er breit zu grinsen.
Babbis trat zögernd näher. „Miss Uruhk, es tut mir leid.“
Sie sah ihn kurz an, schob dann die Schublade wieder zu und faltete die Hände auf der Arbeitsfläche. „Es wird sich in Zukunft einiges ändern, meine Herren“, sagte sie mit fester Stimme.
Babbis schluckte. „Antarktica, Mam?“
Sie sah ihn noch einmal kurz an, hob dann stolz den Kopf. „Und wenn ich sage, es wird sich einiges ändern, dann meine ich das auch so. Wallace, Sie werden nie, nie, niemals wieder irgendein außerirdisches Gerät anfassen, es sei denn, ich persönlich erlaube es Ihnen. Verstanden?“
Der Wissenschaftler nickte mit puterrotem Gesicht.
Vashtu wandte sich wieder Babbis zu. „Dr. Babbis, erwische ich Sie noch einmal außerhalb Ihres Dienstes in dieser Anlage, schleife ich Sie persönlich zu General Landry. Und sollte Ihnen noch einmal in den Sinn kommen, eine außerirdische Technologie erforschen zu wollen, fragen Sie zunächst einmal mich.“
Babbis nickte stumm.
Vashtu wandte sich jetzt Dorn zu. „Serge, für Sie tut es mir ehrlich leid. Aber auf Ihren wohlverdienten Ruhestand müssen Sie wohl noch ein bißchen warten. Aber lassen Sie niemals wieder diese beiden Herren aus den Augen, nie wieder! Sollten sie noch einmal so etwas auch nur in Erwägung ziehen, haben Sie meine Erlaubnis, die beiden mit Waffengewalt davon abzuhalten.“
Dorn lehnte sich amüsiert zurück. „Schon klar, Mam.“
Vashtu erhob sich, fixierte noch einmal jeden des Teams einzeln. „Sollte soetwas noch einmal vorkommen, und das können Sie alle ruhig wissen, wird SG-27 aufgelöst und ich sitze auf Antarktica. Und wenn es einen Kontinent auf der Erde gibt, den ich ganz sicher nicht betreten möchte, ist es dieser. Eine letzte Chance bleibt uns also noch, und ich denke, wir alle wollen sie nutzen.“ Sie schwieg, sah wieder von einem zum anderen. „Damit auch das klar ist, ich werde nie wieder irgendeinen Fehler von einem von Ihnen auf meine Kappe nehmen. Niemals, verstanden? Wer von jetzt an Fehler macht, hat selbst dafür gerade zu stehen.“
Über Babbis' Gesicht huschte ein Lächeln. „Dann bleiben Sie also bei uns?“
Vashtu nickte ernst. „Ja, ich bleibe, zumindest noch. General Landry und ich sind überein gekommen, daß wir vier die nächsten Wochen nutzen werden, um uns besser auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. Wir sollen ein Team sein, keine Chaotentruppe, so der Wortlaut des General. Ich hoffe, daß ist bei Ihnen allen angekommen. Sobald sicher ist, daß wir, und zwar wir alle, soweit sind, werden uns neue Fremdwelteinsätze übertragen werden. Wir werden also wieder durch das Stargate gehen dürfen. Aber zunächst einmal werden wir trainieren und uns besser kennenlernen - in einem Überlebenscamp der Army.“
Ein Stöhnen von den beiden Wissenschafltern, dann aber Ruhe.
Sie setzte sich wieder und sah noch einmal in die Runde.
Wallace schien erleichtert zu sein, Babbis strahlte und Dorn schmunzelte sie an.
„Dann machen Sie sich bereit. Morgen früh geht es los. Weggetreten!“
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