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SG-27 von Hyndara71

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„Du hast was? Tom!" Vashtu Uruhk stand, die Arme vor der Brust gekreuzt, mit geweiteten Augen und starrem Gesicht, vor ihrem Küchentresen und starrte ihren Gast mit einer Mischung aus Schrecken und Begreifen an.
Tom Finnigan, der hochgewachsene, schlanke Mann mit den kurzen dunklen Haaren, ließ seufzend die Schultern hängen. „Ich hatte keine andere Wahl", entgegnete er. „Es gibt da Dinge, von denen du nichts weißt."
Vashtu schüttelte den Kopf. In ihren Augen flammte Wut auf. „Das gibt dir nicht das Recht, mich an irgendwen zu verraten. Tom! Ausgerechnet ... Das sind gefährliche Männer!"
„Das ist mir klar." Der Psychologe nickte. „Und ich habe ihnen so gut wie nichts gesagt. Aber bei dem Überfall ... Da ..." Hilflos hob er die Hände.
Vashtu atmete tief ein und preßte die Lippen aufeinander. Dann stieß sie sich vom Tresen ab und wollte an ihm vorbei zum Tisch, und damit an ihr Telefon.
Tom hielt sie auf. „Bitte, Vash! Wenn du ... Die werden mich umbringen!" In seinem Blick war pure Verzweiflung.
Sie sah ihn starr an, wollte ihm schon eine geharnischte Antwort geben. Dann aber wich sie zurück.
  Tom seufzte erleichtert. „Vash, ich habe ihnen wirklich so gut wie nichts verraten ... ich weiß doch nicht einmal etwas über dich außer dem, was du mir erzählt hast. Und das fällt unter die Schweigepflicht. Es gibt da etwas in meinem Leben ... Ich habe früher einmal mit ziemlich üblen Leuten zusammengehangen, Vash. Und diese Leute ..." Hilflos zuckte er mit den Schultern.
Vashtu nagte an ihrer Unterlippe. Einerseits hatte sie John Sheppard versprochen, daß sie nichts tun würde, sollte der Trust noch einmal versuchen, an sie heranzukommen. Andererseits ... zweimal hatten sie versucht, sie zu entführen, und beim ersten Mal hatten sie zumindest einen Teilerfolg zu verbuchen gehabt. Beim letzten Mal aber ...
Tom schien ihr wirklich verzweifelt zu sein. Er wußte nicht mehr ein noch aus. Darum war er zu ihr gekommen und hatte ihr gebeichtet, was in den letzten Wochen geschehen war. Zwar noch kein echter Vertrauensbeweis, aber immerhin.
Außerdem, und das mußte sie offen zugeben, reizte es sie, dem Trust ein drittes Mal zu zeigen, daß sie kein hilfloses Frauchen war, für das sie von ihnen offensichtlich immer wieder gern gehalten wurde. Um genau zu sein, es ärgerte sie sogar, daß man soetwas von ihr annehmen konnte.
„Also gut." Sie straffte sich. „Wo ist dieser Treffpunkt?"
Tom erbleichte. „Was?" fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
Vashtu sah ihn starr an. „Wohin solltest du kommen mit den Sachen über mich?" wiederholte sie ungeduldig ihre Frage.
„Aber ... Vash, was hast du vor?"
„Ihnen ein für allemal klar machen, daß ich nicht zur Verfügung stehe, das habe ich vor!" In ihren Augen blitzte kalte Wut. „Wenn sie es aus dem letzten Mal immer noch nicht gelernt haben, müssen sie es eben anders begreifen. Dann komme ich zu ihnen und erkläre ihnen meinen Standpunkt selbst."
  „Das ... das ..." Er schloß den Mund.
Vashtu schüttelte ungeduldig den Kopf, trat jetzt doch an ihm vorbei, ging aber in ihren Flur hinaus und öffnete eine Lade ihres Sideboards, um einen Umschlag herauszunehmen.
„Du kannst doch nicht allein ..."
„Ich kann und ich werde, Tom Finnigan. Und du kommst mit!" entschied sie.
Sie würde sich nicht wie eine dumme Gans einfach so einfangen lassen! Das würde dem Trust so passen. Sie würde ihnen klar machen, mit wem sie sich da hatten anlegen wollen. Es reichte allmählich! Sie wollte ihr Leben wieder leben, ohne die Schatten, die Storm ihr angehängt hatte. Sie wollte sich endlich wieder frei bewegen können, verdammt!
Sie nahm sich die Kette mit dem Steuerkristall ab und steckte sie in den Umschlag, dann verschloß sie ihn und dachte kurz nach, ehe sie ihn in die Tasche ihrer Fliegerjacke stopfte. Unten war ein Briefkasten, dort konnte sie ihn einwerfen. Peter Babbis würde wissen, was zu tun war und ihr den Kristall zurückgeben. Andererseits, sollte etwas passieren, hatte sie die Sicherheit, daß zumindest Atlantis vor den Goa'uld weiterhin geschützt war. Außer ihr und John Sheppard gab es niemanden ganzen Universum, der den Kristall gebrauchen konnte.
Sie nahm ihre Jacke und streifte sie über. Aus einer anderen Schublade nahm sie ihre Beretta, kontrollierte sie kurz und steckte sie dann ein.
„Und jetzt fährst du mich zu diesem Treffpunkt, Tom!" Mit einem kalten Funkeln in den Augen drehte sie sich um und sah den Psychologen an. 
*** 
Als Dr. Peter Babbis die Tür öffnete, klappte ihm unvermittelt die Kinnlade herunter, als er die  Gestalt sah, die vor seiner Wohnung stand. Dann erst ging ihm auf, wen er da vor sich hatte und er trat einen Schritt zur Seite.
„Vater", begrüßte er den Mann, der vor ihm stand, machte eine einladende Handbewegung. „Komm doch rein, bitte."
Professor Alastair Babbis sah seinen Sohn einen Moment lang mit einer undeutbaren Miene an, dann überschritt er die Schwelle. Naserümpfend sah er sich in dem Ein-Zimmer-Apartment um.
Babbis zögerte, schloß dann die Tür wieder und drehte sich um. „Wo ist Mum?" fragte er.
Der Professor winkte ab. „Wo soll sie schon sein? Im Vollrausch vor ein Auto gelaufen, das ist sie und liegt jetzt mit diversen Verletzungen im Krankenhaus."
Der junge Wissenschaftler runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
„Nicht einen Moment denkt dieses Weib daran, was ihre Eskapaden mir antun können." Der Professor drehte sich wieder um und sah sich noch einmal kritisch um. „Ebensowenig wie du, Peter. Hast du eigentlich eine Ahnung, was deine ... deine Arbeit für das Militär für mich bedeutet? Und was soll dieser Quatsch? Was für Unmöglichkeiten hast du denn noch geplant? Maschinenbau, Mathematik und Astrophysik? Wie soll dir das jemals weiterhelfen?"
„Und wie sollte mir englische Literatur und Philosophie weiterhelfen?" erdreistete Babbis sich zu fragen. Er kreuzte die Arme vor der Brust und funkelte seinen Vater an. „Und ich arbeite gern für das Militär. Man bietet mir dort Möglichkeiten, die ich sonst niemals hätte nutzen können. Nur allein ... Ich bin inzwischen wichtig, Vater. Ich!"
Der Professor hob eine Braue. „Du und wichtig? Das ist lächerlich! Wärst du in Boston geblieben, wo du auch hingehörst, dort hättest du es zu etwas bringen können - als mein Sohn! Aber du ziehst es ja vor, dich beim Militär lächerlich zu machen. Streng geheim, uuh!" Er schüttelte sich. „Mit tumben Waffennarren zusammenarbeiten, die den Verstand einer Amöbe haben? Und ich soll da nicht einschreiten?"
„Genau das ist der Grund, aus dem Mum trinkt und ich weggegangen bin, Vater. Genau das!" fuhr Babbis seinen Gegenüber an. „Wie geht es ihr?" Leichte Sorge zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
  „Wem?"
„Mum!" Babbis atmete tief ein, schüttelte dann den Kopf und ging an seinem Vater vorbei.
„Wo willst du hin?" bellte der Professor ihn an.
„Ich packe meine Sachen zusammen und fahre nach Boston, Vater", antwortete Babbis mit konzentriert ruhiger Stimme. „Ich will selbst sehen, wie es Mum geht. Vielleicht können die Ärzte ..."
„Quacksalber! Stümper! Von denen hat noch keiner irgendetwas zu stande gebracht." Der Professor schnaubte. „Aber gut, daß du zumindest soviel Verstand hast. Ich bin gekommen, um dich zurück zu holen. Deine Arbeit für das Militär ist beendet. Ich habe da meine Beziehungen spielen lassen."
Babbis hielt inne in seinem Packen und blickte auf. „Was?" Sein Gesicht war blaß geworden.
Ausgerechnet jetzt tauchte sein Vater wieder in seinem Leben auf! Ausgerechnet jetzt, da er endlich auf dem richtigen Weg war und seine Zusammenarbeit mit Vashtu Uruhk Fortschritte machte. Und dann ...
Der Professor nickte befriedigt. „War gar nicht so schwer. Senator Watts schuldete mir noch einen Gefallen."
„Hast du den Verstand verloren?" Babbis richtete sich wieder auf. In seinem Gesicht war Schrecken und Unglauben zu lesen. „Ich habe doch gerade gesagt ..."
„Du, ein Hochbegabter, mit zweiundzwanzig schon drei Titel, soll beim Militär versauern? Das konnte ich doch nicht zulassen!"
„Ich bin dreiundzwanzig, Vater!" bellte Babbis wütend los. „Und ich werde das SGC nicht verlassen, hast du das verstanden? Du magst denken, was du willst. Ich gehe nicht hier weg. Ich bin froh, daß ich es bis hierher geschafft und endlich den Posten inne habe, den ich von Anfang an wollte. Ich arbeite in einem Team, zusammen mit anderen Wissenschaftlern, Vater! Meine Vorgesetzte ist ebenfalls hochintelligent, und was sie ... Ich kann von ihr lernen, und ich bin der Meinung, jeder könnte von ihr lernen, wenn man sich auf sie einläßt. Ich werde das jetzt nicht aufs Spiel setzen!"
  Professor Babbis sah seinen Sohn hochmütig an. „Ich habe von deiner Vorgesetzten gehört, diesem Major Vashtu Uruhk. Watts überließ mir Teile ihrer Personalakte. Und was ich dort gelesen habe, klingt für mich alles andere als intelligent."
Babbis' Gesicht wurde aschfahl. „Du hast was? Du hast doch gar nicht die nötige Autorisation dazu!" Seine Stimme kippte. „Major Uruhk hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, Vater. Ich werde sie jetzt nicht im Stich lassen!"
„Du wirst tun, was das beste für dich ist, Sohn. Ich habe mir deine dummen Ideen schon länger als nötig gefallen lassen. Pack endlich deine Sachen, damit wir von hier verschwinden können. Deine ... Militärlaufbahn ist vom heutigen Tage an beendet." 
*** 
„Da vorn ist es." Tom wies auf einen dunklen Schatten zwischen den Bäumen.
Vashtu fuhr den Wagen zwischen einige niedrige Büsche und hielt dort. Sinnend überlegte sie noch einmal, ehe sie die Beretta wieder aus der Jackentasche holte.
Der Herweg hatte es denn doch erforderlich gemacht, daß sie sich hinter das Steuer setzte, da Tom die MP, die ihnen die ganze Zeit über auf den Fersen gewesen war, nicht abhängen konnte. Also hatten sie irgendwann, zwischen Colorado Springs und Denver, die Plätze getauscht und sie den sie verfolgenden Wagen abgeschüttelt, wenn auch nicht ohne Kommentare ihres Beifahrers. Aber sie konnte Storms Männer im Moment nicht gebrauchen. Sie wollte diese Sache allein klären, und sie würde das auch tun!
Sie öffnete die Fahrertür. „Komm mit", sagte sie und stieg aus. Draußen sah sie sich erst einmal aufmerksam um und lauschte. Jetzt konnte sie sich verfluchen dafür, daß sie ihren Energiedetektor im Cheyenne-Mountain gelassen hatte. Aber wer hatte denn auch denken können, daß sie sich ausgerechnet heute mit dem Trust anlegen wollte? Außerdem ... wie hätte sie Tom erklären sollen, was das für ein Gerät war, das zwar funktionierte, solange sie es in ihren Händen hatte, aber sobald er es nahm, sich komplett abschaltete?
„Bist du sicher? Ich meine ... Es könnte auch eine Falle sein", sagte er mit leicht bebender Stimme.
  Vashtu schüttelte unwillig den Kopf und marschierte mit strammen Schritten los.
Natürlich konnte das eine Falle sein, alles konnte eine Falle sein! Sie konnte auch einen Morgen aufwachen und sich in irgendeiner Zelle wiederfinden. Manchmal zweifelte sie wirklich an ihrer eigenen Menschenkenntnis, wenn es um Tom ging.
Was er ihr auf der Fahrt hierher erzählt hatte, nagte immer noch an ihr. Er, der ihr so sympatisch gewesen war von Anfang an, dem sie Vertrauen geschenkt hatte, besaß selbst ein düsteres Geheimnis - ein sehr viel düstereres Geheimnis als sie je vermutet hätte. Als Jugendlicher war Tom, damals noch unter einem anderen Namen und mit einem etwas anderem Aussehen, irgendwie in die Machenschaften eines Drogenkartells hineingestolpert. Als Kronzeuge hatte er gegen die Bosse ausgesagt, und dafür eine neue Identität erhalten, neben einem sehr guten Job in der Spezialklinik in Colorado Springs.
War es das gewesen, das sie von Anfang an gespürt hatte bei ihm? War es dieser verlockende Widerspruch, den sie wahrgenommen hatte an ihm? Er, der sich meilenweit von jedem Streit entfernt hielt, der offenbar nicht einmal sonderlich mutig war, er war auf seine Weise gegen sehr gefährliche Männer angetreten und hatte, zumindest für eine gewisse Zeit, gewonnen.. Bis ihm der Trust auf die Schliche kam und ihn zu erpressen begann.
„Ich werde diese Sache ein für allemal klären, Tom. Du wirst keine Angst mehr zu haben brauchen", antwortete sie entschlossen. Noch einmal sah sie sich aufmerksam um, dann hielt sie auf den Schatten zu, der sich beim Näherkommen in eine Holzhütte verwandelte.
Vashtu blieb wieder stehen, sah sich aufmerksam um und lauschte. Doch bis auf ihren eigenen Atem und Toms ungelenke Schritte konnte sie nichts hören. Also richtete sie ihr Interesse auf die Hütte.
Eine Waldhütte, wie man sie im Fernsehen sehen konnte. Ein kleines Blockhaus, das in Western von irgendwelchen Trappern aufgesucht wurde für den Winter. Nur wirkte diese Hütte um einiges mitgenommener. Moos hatte sich auf den roh zusammengezimmerten Balken festgesetzt, wenigstens ein Fenster war erst kürzlich ersetzt worden, die Tür wirkte alles andere als stabil. Vor die anderen Öffnungen waren schwere Läden geschoben worden.
Vashtu trat an das eine offene Fenster und spähte in die Hütte hinein.
Leer, aber nur unsicher beleuchtet. Licht schien wirklich nur durch dieses Fenster hineinzufallen, was große Teile des einen Innenraums in ein schattiges Zwielicht tauchte.
„Wir sollten gehen. Das war keine gute Idee von dir, Vash", bemerkte Tom unsicher.
Vashtu warf ihm einen kalten Blick zu und drückte die Klinke herunter. Die Tür ließ sich problemlos öffnen und gab keinen Laut von sich.
Vorsichtig lugte sie durch die Öffnung, konnte aber immer noch nichts wahrnehmen. Die Beretta im Anschlag tat sie einen großen Schritt in die Hütte, sicherte sofort nach allen Seiten. Dann hob sie ihre Waffe.
„Leer", kommentierte sie und drehte sich wieder um. Aufmerksam forschte sie in die Schatten hinein.
  Der eine Raum war relativ gut einsehbar. Altes Laub lag auf dem Boden, neben einigen zerbrochenen Möbeln. An einer Wand war eine große Waschwanne aus Metall aufgehängt, unter einem provisorischen Wasserhahn, eine andere wurde von einem großen Kamin eingenommen, in dem sich halb verkohltes Holz stapelte. Der Geruch nach feuchter Erde, schimmligem Holz und altem Rauch hing in der Luft.
„Hier ist nichts." Tom seufzte erleichtert. „Dann war es wahrscheinlich doch ein übler Scherz."
Vashtu schüttelte den Kopf.
Da, weit hinten, gab es noch eine Tür. Vielleicht würde sie dort Antworten finden. Mit langen Schritten ging sie darauf zu.
„Vash?"
„Gleich", sagte sie unwillig.
Dann hörte sie es, den leisen Laut, der entstand, wenn man eine ZAT-Waffe entsicherte. Als sie herumwirbeln wollte, traf die Energieentladung sie voll, ließ sie zu Boden stürzen. Doch im Gegensatz zum ersten Mal, als sie von einer dieser Goa'uld-Waffen getroffen worden war, war da noch ein Funke Bewußtsein in ihr, an den sie sich klammern konnte. Und dieser Funke teilte ihr noch zwei Feuerstöße mit, ehe auch er verlosch. 
*** 
Sergeant George Dorn öffnete stirnrunzelnd seine Wohnungstür. Überrascht hob er die Brauen, als er Detective Hernan vor sich stehen sah. „Sir?" fragte er.
Der Polizist, der sich offensichtlich gerade etwas umgesehen hatte, drehte sich wieder zu ihm um und nickte ihm zu. „Sergeant Dorn. Es gibt da noch ein paar Fragen ... wegen des Überfalls vor einigen Wochen", erklärte er.
Dorn runzelte die Stirn. Soweit er wußte, war dieser „Überfall" komplett unter die Geheimhaltung gefallen. Warum also sollte Hernan sich noch darum kümmern? Er durfte es an für sich nicht, und das sollte ihm auch klar sein.
„Darf ich reinkommen?" fragte der Polizist jetzt.
Dorn überlegte.
Eigentlich sollte er sofort seinen alten Kampfgefährten Jeffrey Storm anrufen, damit dieser Hernan noch einmal ins Gebet nahm und ihm klar machte, daß es so nicht ging. Auf der anderen Seite aber war er auch neugierig, warum dieser Mann sich dermaßen in den Fall festgebissen zu haben schien, daß es ihm selbst Wochen später noch keine Ruhe ließ.
Dorn trat zur Seite und ließ seinen unverhofften Gast in sein Haus. Dann schloß er die Tür und folgte dem Polizisten in das Wohnzimmer.
Dorn bot Hernan einen Platz an, während er sich noch einmal prüfend umsah. Seit seine Frau Cindy vor knapp einem Jahr Selbstmord begangen hatte, hatte er nichts mehr im Haus verändert. Alles erinnerte noch immer an seine kleine, glückliche Familie, die mit einem Schlag ausgelöscht worden war durch einen grausamen Krieg.
Hernan ließ sich auf dem Sofa nieder, knetete mit den Händen seine Knie. „Ich denke, Sie wissen, daß ich diese Ermittlungen ... nun, eigentlich bin ich gar nicht hier", begann er.
Dorn, aus seinen Erinnerungen gerissen, nickte und sah seinen Gast aufmerksam an.
„Um die Wahrheit zu sagen, ich bin suspendiert worden nach dieser Sache", fuhr Hernan fort.
Dorn hob eine Braue, äußerte sich aber noch immer nicht.
„Ich ... ich habe versucht, mit Ihrer Vorgesetzten in Kontakt zu treten, weil ich ... nun, ich habe einige Fragen." Hernan zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe sie nicht erreichen können."
„War in Urlaub für zehn Tage", antwortete Dorn und lächelte.
Hernan sah überrascht zu ihm hoch. „Seit wann? Man sagte mir am Telefon, daß sie im Dienst sei."
  Dorn richtete sich unvermittelt auf und drehte sich um.
Im Flur griff er nach seinem Telefon, tastete die Nummer des SGC ein und wartete. „Major Uruhk", sagte er dann einfach nur, als eine Stimme sich meldete. Dann nickte er verstehend und legte wieder auf.
Einen Moment lang mußte er gegen seine innere Unruhe ankämpfen, während er ins Wohnzimmer zurückkehrte, dann hatte er sich aber schon wieder gefaßt. „Sie ist nicht zum Dienst erschienen", sagte er einfach nur. „Sieht übel aus." 
*** 
Als Vashtu zu sich kam, fühlte sie sich wie erschlagen. Zwar waren es nicht mehr die Schmerzen wie beim ersten Mal, als sie von einer ZAT getroffen worden waren, doch sie wußte sofort, was an ihr nagte: verletzter Stolz!
Sie hatte es mit dem Trust aufnehmen wollen, in der festen Überzeugung, daß es, ebenso wie bei den anderen Malen, gut für sie ausgehen würde. Daß es einmal anders sein würde, daß sie wieder in eine Falle lief - nein, damit hatte sie niemals gerechnet. Und erst recht nicht mit ...
Tom!
Vashtu riß die Augen auf und hob den Kopf.
Sie lag auf dem dreckigen Boden der Hütte, und ein Stück entfernt konnte sie ...
Vashtu schloß die Augen und ließ den Kopf wieder sinken.
Tom war tot. Sie wußte nicht, warum, wer auch immer sie hergelockt hatte, ihn nicht gleich mit einem dritten Schuß endgültig beseitigt hatte, aber sie hatte noch deutlich die beiden Schüsse, die auf den, der sie getroffen hatte, gefolgt waren, gehört. Wenn der Psychologe zweimal getroffen worden war, war er tot. Und sie war sich ziemlich sicher, daß der Schütze eben dies gewollt hatte.
Langsam öffnete sie die Augen wieder, sah sich von ihrem Standort aus um, richtete schließlich ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst.
Sie lag in einer eigenartigen Position auf dem Boden und konnte die Metallschellen fühlen, die ihre Handgelenke umwanden. Als sie kurz an ihnen ruckte, wußte sie, daß diese mit ihren Knöcheln verbunden waren. Sie konnte, wenn sie die Finger ausstreckte, fast ihre Schuhe berühren. In dieser Position blieb ihr nicht viel, was sie tun konnte, zumal sie nicht irgendwo festgemacht worden war wie beim letzten Mal. Wenn sie sich vorsetzlich ein Glied abriß, um aus den Fesseln zu kommen, würde es nicht nachwachsen. Es wäre verloren. Zumal ...
Wieder ruckte sie an ihren Fesseln.
Das linke Handgelenk war mit dem rechten Knöchel verbunden, beziehungsweise umgekehrt. Zusätzlich umwand noch irgendetwas, wahrscheinlich ein Klebeband, ihre Handgelenke, wahrscheinlich war es ihr auch um die Knöchel gewickelt worden, um so auch ihre Glieder zu fixieren. Und sie war geknebelt. Irgendetwas, was leicht nach Gummi roch, war fest um ihren Kopf gebunden, wahrscheinlich auch wieder Klebeband. Es schnitt in ihre Wangen und preßte ihre Lippen gegen die Vorderzähne. Ihre Gesichtsmuskeln fühlten sich an, als hätte sie bereits erste Krämpfe hinter sich.
Gut, sie lag hier, relativ unbeweglich, weil die Art ihrer Fesselung keine großartigen Bewegungen zuließ und sie sich im Moment auch noch nicht befreien konnte. Auch konnte sie nicht schreien, solange sie geknebelt war. Aber vielleicht ...
Vashtu versuchte, den Knebel irgendwie zu lockern, doch das wollte ihr nicht gelingen. Ihre Wangenmuskeln konnte sie im Moment nicht einsetzen, ebensowenig die Fremdzellen, es sei denn, sie wollte riskieren, sich selbst zu verstümmeln. Und das wäre wirklich der letzte Ausweg.
Die Tür öffnete sich, jemand betrat die Hütte. Sie konnte die Schritte hören, reckte den Hals in den Nacken.
Ein Mann. Ein Fremder. Sie kannte ihn nicht, das war sie sich ...
Seine Augen leuchteten in einem gelblichen Licht auf.
Vashtu zuckte zusammen, als sie sich erinnerte.
Doch sie kannte ihn, zumindest hatte sie ihn einmal kurz gesehen. Und zwar, als der Trust sie das erste Mal entführte und in dieses leerstehende Bürogebäude gebracht hatte. In der Tiefgarage hatte sie ihn gesehen, nur kurz, ehe sie geflohen war.
Ein Goa'uld!
Vashtus Atem beschleunigte sich unwillkürlich.
Der Mann blieb stehen, sah auf sie hinunter. Dann beugte er sich über sie und packte sie unter den Achseln.
„Ganz ruhig", sagte er mit diesem tiefen, eigenartigem Timbre. „Du bist in Sicherheit, Itar."
Itar?
Vashtu verkrampfte sich unwillkürlich, als er begann, sie zu der hinteren Tür zu schleifen. Wirklich zu wehren vermochte sie sich nicht, dazu war ihr Körper zu unbeweglich durch die Fesselung. Aber vielleicht konnte sie es ihm etwas schwerer machen.
Doch ähnlich wie ein Wraith, der sich gerade genährt hatte, schien auch dieser Goa'uld unter übersteigerten Kräften zu stehen. Als sie sich verkrampfte und zu winden versuchte, um sich von ihm loszumachen, packte er einfach fester zu, hob sie schließlich ganz vom Boden und schleppte sie unsanft durch die Tür in den hinteren Raum.
Dieses Zimmer war nur unzureichend beleuchtet, sah Vashtu sofort. Einige Lichtkugeln auf dem Boden sandten weiches Licht aus. Und nahezu in der Mitte des Raumes befand sich etwas, was entfernt an einen Kessel erinnerte, nur daß er durchsichtig wie Glas oder Kristall war. Und in diesem Bottich bewegte sich etwas.
Vashtu sträubte sich noch erbitterter und stieß unterdrückte Rufe aus, doch es half ihr nichts. Solange sie ihre Fremdzellen nicht einsetzen konnte, war sie hilflos wie eine normale Menschenfrau. Und sie konnte es nicht wagen, sich am Ende noch einer Hand oder eines Fußes selbst zu berauben.
Der Goa'uld zerrte sie an dem Bottich vorbei, so daß sie ihn im Rücken hatte. Dann ließ er sie wieder zu Boden und begann akribisch, sie richtig zu positionieren. Augenblicklich protestierten ihre Muskeln, als er sie zwang, sich hinzuknien. Ihre Schultern spannten, ihr gesamter Körper wurde ein Stück nach hinten gerissen durch die Fesseln. Aber es war die einzige Art, wie sie schließlich irgendwie hocken konnte. Unwillkürlich spreizte sie ihre Knie ein wenig, um eine festere Position zu erreichen.
„So ist es gut, Itar. Bleib so, dann ..." Er richtete sich wieder auf.
Vashtus Atem kam keuchend.
Was hatte er vor? Warum ließ er sie in einem Raum mit einem Goa'uld? Und warum nannte er sie die ganze Zeit Itar? Wer war das?
Dann hörte sie das Zischen und schloß die Augen.
Tom war fort. Erst hatte der Goa'uld ihn getötet, seinen Körper aber liegenlassen. Jetzt aber war auch der gegangen.
Die Tür schloß sich.
„Dann sind wir beide jetzt endlich ungestört, meine Liebe", wandte der Goa'uld sich an sie. Sie hörte, wie er irgendetwas hinter ihr tat. Es klirrte leicht und leise.
Vashtu schluckte, ihr Atem beschleunigte sich wieder.
„Ich werde dich jetzt vorbereiten, Itar. Du bist auserwählt worden, eine große Ehre zu tragen und meine Gemahlin zu werden - nach einer Vorbereitungszeit, versteht sich. Wir beide werden wieder alles teilen, wie früher schon."
Er näherte sich ihr.
Vashtus Körper versteifte sich.
Was hatte er vor mit ihr?
Er beugte sich über sie, seine Hand strich durch ihr kurzes Haar. Etwas war daran befestigt, an dieser Hand.
Vashtu blickte auf, sah ihn forschend an. Er lächelte.
„Du wirst die schönste der Göttinnen sein, Itar. Ich habe gut gewählt", sagte er, hob die Hand.
Vashtu starrte auf diesen eigenartigen Schmuck, den er sich darüber gestreift hatte. Sie hatte soetwas schon gesehen, im SGC. Man hatte ihr auch erklärt, wofür der kleine Kristall in der Mitte der Handfläche ...
Der Kristall leuchtete auf und gab diesen Lichtstrahl gebündelt an sie weiter. Wie ein Laser schien dieser sich durch ihre Stirn in ihr Hirn zu fressen.
Vashtu keuchte vor Schmerz. 
*** 
„... tja, so war das. Am Ende durfte ich meine Marke abgeben. Und ich habe nicht die blaßeste Ahnung, ob ich die jemals wiedersehen werde." Hernan kreuzte die Arme vor der Brust und ließ sich gegen die Rückenlehne des Sofas sinken.
Dorn nickte sinnend. Sein Blick war auf das Foto einer blonden jungen Frau geheftet, das auf der Anrichte stand. Auf Laurie, seine Tochter.
Wenn er ehrlich war, erinnerte ihn Major Uruhk oft genug an sie, und genau darum hatte er sie schon vom ersten Moment an ins Herz gefaßt. Sie wußte das inzwischen auch, und sie nahm seine Empfindungen für sie gern an. Offensichtlich hatte sie in ihrer Zeit ... Nun, ihre Familie schien damals sehr eng miteinander verknüpft gewesen zu sein.
Dorn wußte, er war der einzige in SG-27, der die Antikerin nicht nur mit ihrem Vornamen anreden, sondern auch duzen durfte. Doch zumindest im Dienst machte er davon keinen Gebrauch. Da war sie seine Vorgesetzte, seine Leaderin. Und sie machte ihre Sache vielleicht nicht immer nach den Regeln, aber immer so, daß ihr Team mit relativ heiler Haut zurückkehrte, selbst wenn sie Schaden nahm. Und sie wußte, sie konnte sich auf den Rest ihres Teams verlassen.
Dorn erhob sich, verließ das Wohnzimmer wieder und nahm den Hörer von seinem Telefon, um eine andere Nummer zu wählen. Aufmerksam lauschte er, dann betätigte er die Gabel und versuchte wieder eine andere. Doch auch hier meldete sich niemand.
Sollte der Major irgendetwas mit Babbis geplant haben? Aber warum war sie dann nicht zum Dienst erschienen? Sie war nie unpünktlich, sie tat ihre Arbeit, mal mit mehr, mal mit weniger Elan.
„Sie können mir also nicht weiterhelfen?"
Dorn richtete sich auf. Und wieder wählte er eine Nummer, fast die gleiche, die er schon einmal gewählt hatte. Doch diesmal meldete sich jemand am anderen Ende.
„General, Sir. Ich schätze, wir haben ein Problem", sagte Dorn emotionslos. „Und jemanden, der uns helfen kann." Bei diesen Worten traf sein Blick auf den des Polizisten. 
*** 
Die Verbindung brach urplötzlich ab und ließ sie in sich zusammensacken. Vashtu keuchte und hielt die Augen weiter geschlossen.
Das war ... Sie hätte niemals geglaubt, daß irgendjemand dermaßen auf sie zugreifen konnte! Ihre Erinnerungen, ihr ganzes Selbst, alles lag offen wie eine blutende Wunde vor ihr, und der Goa'uld konnte darin lesen, wenn er dieses eigenartige Gerät benutzte.
Und dabei wurden ihr beinahe unmenschliche Schmerzen zugefügt und sie erlebte alles noch einmal mit. Sie fühlte, sie dachte, sie war da.
Ihr wurde übel. Was hatte sie verraten? Wieviel wußte er jetzt?
Sie konnte es nicht sagen, sie wußte es nicht mehr. Die Erinnerung war wie ausgebrannt aus ihrem Geist. Sie wußte nur eines, dieses Gerät war gefährlich! Würde er es noch öfter einsetzen ... Sie würgte, hustete dann hinter dem Knebel.
„Pst, ganz ruhig." Jemand wischte ihr den Schweiß vom Gesicht.
Vashtu öffnete nun doch die Augen wieder, nur einen spaltweit, und beobachtete ihn. Der Goa'uld musterte sie stirnrunzelnd.
„Was für eigenartige Erinnerungen du hast", wisperte er ihr schließlich zärtlich zu. „Ich wußte, was du bist, Itar, eine der Alten, die letzte der Alten. Ich wußte, daß es für dich der größte Wunsch war, noch einmal einen solchen Körper zu besitzen. Aber ... gibt es tatsächlich diese Stadt im Ozean? Wo ist sie?"
Vashtu riß die Augen auf, ihr Atem stockte.
Sie hatte Atlantis verraten! 
*** 
Hernan sah sich interessiert um, während der Sergeant ihn die Gänge entlang führte. So sah also eine streng geheime Anlage des Militärs aus. Irgendwie etwas enttäuschend, wie er fand. Man merkte dem ausgehöhlten Berg an, daß er im letzten Jahrtausend angelegt worden war.
„... vollkommen übergeschnappt? Was wollt ihr sein? Ihr wart abgestellt, um sie zu überwachen und zu beschützen! Das ist das zweite Mal, daß ihr versagt habt!" wütete eine bekannte Stimme hallend durch den Gang.
Hernan mußte einen Moment lang überlegen, dann erinnerte er sich. Es war dieser MP-Captain, der während des Banküberfalls die Leitung der Ermittlungen an sich gerissen hatte. Storm, so der Name.
  Dorn ließ sich nichts anmerken, noch immer nicht. Wie konnte dieser Mann so stoisch sein? Angeblich sorgte er sich doch um die beiden vermißten Mitglieder seines Teams. Was für ein Team eigentlich?
Hernan hatte mehr oder minder ins Blaue geschossen, als er den Sergeant aufsuchte. Bei seinen Ermittlungen zum Thema NID war er immer wieder gegen Mauern gerannt, die ihm schließlich sogar seine Marke kosteten. Dabei aber war er auch auf etwas gestoßen, zumindest dachte er das. Und Dorn schien das ebenfalls zu denken.
„Ihr werdet die nächste Zeit Dienst am Tor verrichten", wütete Storms Stimme weiter hinter irgendeiner offenen oder angelehnten Tür. „Ich kann nur hoffen, daß nicht irgendein Prior auf den Gedanken kommt, uns ausgerechnet dann anzugreifen. Vielleicht sollte ich das aber auch, verdammt! Dann wäre ich euch endlich los. Noch so ein Schnitzer und ihr landet als Hilfskräfte in AREA 51, verstanden?"
AREA 51? Was sollte das denn bedeuten?
Dorn bog in einen Seitengang ab, blieb kurz darauf vor einer Tür stehen und klopfte an. Dann öffnete er nach einem Atemzug des Wartens und ließ seinem Gast den Vortritt.
Hernan machte einen langen Hals, ehe er das Büro des Leiters dieser Anlage betrat. Der General, Landry sein Name, erhob sich, als er sich schließlich entschloß, den Raum zu betreten.
„Detective Hernan, ich hoffe, Sie hatten keine Schwierigkeiten?" Der Militär reichte ihm die Hand.
  Sympatisch, war das erste, was der Polizist dachte. Dieser Mann war ihm wirklich sympatisch, wenn er auch immer noch nicht begriff, was hier eigentlich gespielt wurde.
„Nein, hatte ich nicht. Sergeant Dorn hat offensichtlich ein sehr überzeugendes Wesen." Er lächelte.
  Der alternde Marine nickte und schloß die Tür hinter sich, ehe er salutierte.
„Setzen Sie sich. Dorn, Sie auch. Vielen Dank für Ihr rasches Schalten." Landry bot seinen beiden Gästen die Stühle an, die vor seinem Schreibtisch standen, ehe er sich ebenfalls wieder niederließ.
  „Sir?" Dorn richtete sich auf und warf dem Leiter dieser Anlage einen fragenden Blick zu.
Landry nickte und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. Hernan erinnerte das irgendwie an seinen Commissioner.
„Wie es aussieht, ist Major Uruhk tatsächlich verschwunden. Was mit Dr. Babbis passiert ist, wird gerade geklärt. Es gibt da eine offizielle Kündigung. Doch diese wurde nicht unterschrieben."
Dorn runzelte die Stirn.
Die Tür öffnete sich und ein ziemlich verärgerter Captain Storm trat in das Büro. „Sir?"
Landry nickte seinem Sicherheitschef zu. Storms Kiefer mahlten immer noch, sein Gesicht war gerötet.
„Major Uruhk war offensichtlich mit ihrem neuen Bekannten, diesem Dr. Finnigan, unterwegs Richtung Denver", berichtete der MP nun. „Leider wissen wir nichts genaues, weil ... Nun, diese beiden Flaschen sind ab sofort in den Innendienst versetzt."
Landry seufzte. „Wir alle kennen Major Uruhk. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird sie das auch durchführen, und wenn sie dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt." Er lehnte sich zurück, doch er wirkte angespannt. „Mit diesem Arzt sagen Sie?"
Hernan spürte den Blick des MPs auf sich und drehte sich halb zu ihm um. Storm musterte ihn stirnrunzelnd, sagte aber nichts.
„Detective Hernan hat Infos", sagte Dorn einfach.
Storm nickte, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem General zu.
Landry beugte sich vor. „Und was für Informationen haben Sie, Detective?" fragte er.
Hernan atmete tief ein. „Ich weiß, ich hätte nicht weiter forschen sollen, nachdem ich den Befehl des Präsidenten erhielt", begann er zu erklären. „Aber irgendetwas an dieser Sache stank gewaltig. Und damit meine ich nicht nur die Tatsache, daß dieser ganze Überfall mehr oder weniger fingiert war, General."
Landry nickte. „Ich hoffe auch, Sie wissen, daß Sie zukünftig über alles werden schweigen müssen, was Sie hier sehen, Detective."
Hernan zuckte mit den Schultern. „Wenn ich überhaupt noch ein Leben habe, Sir." Er sah wieder zu Storm. „Der Captain unterhielt sich mit dem FBI-Agent während des Überfalls. Dabei fiel ein Begriff, eine Abkürzung: NID", fuhr er mit seinem eigentlichen Thema fort. „Ich forschte nach, was es damit auf sich hat. Nun, die eigentlich Organisation ist inzwischen sauber, das dürften Sie auch wissen. Aber da gibt es eine Splittergruppe, die immer noch als NID-Agenten auftreten. Und diese ... Bei den Bankräubern handelte es sich um Mitglieder dieser Splittergruppe. Sie unterstanden einem gewissen ... Baal."
„Das ist uns bekannt", warf Storm ein.
„Es geht weiter", brummte Dorn stirnrunzelnd.
Hernan nickte, beugte sich vor. „Ich forschte weiter, auch über Ihren Major. Dabei stieß ich auf jemanden, der sich ... Moment." Er zog seinen Notizblock aus der Jackentasche und blätterte darin herum, bis er auf eine Seite stieß, die ihm offensichtlich etwas sagte. „Er nennt sich Nisroch, General. Und, nach allem, was ich herausfinden konnte, war er es wohl, der zuerst auf Ihren Major aufmerksam wurde."
Storm richtete sich plötzlich steif auf und wechselte einen Blick mit Landry. „Itar!" entfuhr es ihm. „Verdammt! Der Kerl hat immer noch nicht aufgegeben!"
Landry wurde unruhig. Seine Augen waren leicht geweitet, als er sich wieder an den Detective wandte: „Was haben Sie noch? Hat Nisroch es auf Major Uruhk abgesehen aus einem bestimmten Grund?"
Hernan zögerte, blickte etwas hilflos auf. „Er hat sich aus dem ... .dem Trust zurückgezogen, so die Deckorganisation, der er und auch dieser Baal, sowie der NID, unterstehen. Er arbeitet auf eigene Faust. Die Informationen, die ich ... äh ... sie sind etwas merkwürdig, General. Irgendetwas von einem Körper."
Landry wurde blaß. Er schien sehr genau zu wissen, um was es ging.
„Itar ist tot", warf Storm ein. „Ich habe sie selbst erschossen, Sir. Aber der Goa..." Hörbar klappten seine Kiefer wieder aufeinander, als Landry ihm einen warnenden Blick zuwarf.
„Er hat noch mehr", kommentierte Dorn mit tiefer Stimme. Irrte er sich, oder bebte sie jetzt doch etwas.
Sofort richteten sich die zwei Augenpaare von Landry und Storm auf den Polizisten.
Hernan schluckte, nickte aber. „Ganz genau. Dieser Dr. Finnigan, mit dem Ihr Major des öfteren ihre Zeit verbringt, ist nicht, was er zu sein vorgibt. Meine Nachforschungen ergaben, daß er vor gut fünfzehn Jahren in einen Drogenfall verwickelt war und in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde."
Storm wechselte wieder einen Blick mit seinem Vorgesetzten. „Das ist ..."
„Dann ist Nisroch über Finnigan an Major Uruhk herangekommen." Landry lehnte sich wieder zurück und starrte vor sich hin.
„Sir, ein Schiff in der Nähe?" ließ Dorn sich plötzlich vernehmen.
Landry sah den Marine stirnrunzelnd an. „Was?"
„Ein Schiff in der Umlaufbahn?" wiederholte Dorn ruhig.
„Der ID-Chip!" Storm schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Vielleicht kann uns die ISS wieder aushelfen?"
„Das wird nicht möglich sein. Und, Sergeant, nein, die Schiffe sind im Moment alle unterwegs. Frühestens in drei Tagen wird die Daedalus uns wieder zur Verfügung stehen", antwortete Landry, ließ dabei den Polizisten nicht aus den Augen. „Wenn Nisroch Major Uruhk hat, haben wir keine drei Tage. Wenn es ihm gelingt, sie in eine neue Itar zu verwandeln, haben wir Chaos auf der Erde - und vielleicht auch in ... Atlantis."
Hernans Augen wurden groß.
Wohin war er hier geraten? Was sollte das bedeuten? Wie ... ?
„Detective, folgen Sie mir." Landry erhob sich.
Hernan nickte und stand ebenfalls auf. Irgendwie beschlich ihn unversehens das Gefühl, noch nie so nahe an der Lösung vieler Rätsel gewesen zu sein. 
*** 
„Du kannst es, kleine Schwester", wisperte Enkils heisere Stimme ihr zu.
Vashtu stand vor dem Käfig und starrte die Gestalt an, die ehemals ihr Bruder gewesen war. Dabei nahm sie das undeutliche Wispern des Goa'ulds wahr.
Das hier war nicht echt! Es waren ihre Erinnerungen, in die dieses fremdartige Schlangenwesen eindringen wollte. Er zwang sie, sich zu erinnern. Warum, das konnte sie noch nicht sagen. Aber sie wußte, sie würde irgendwann den Verstand verlieren, wenn es so weiter ging.
„Du kannst es, kleine Schwester."
Vashtu schloß die Augen und lehnte sich vor.
Irgendwie war es ihr gelungen, in dieser Erinnerung eine Schleife zu erzeugen, doch es kostete sie Unmengen ihrer Kraft. Verzweifelt klammerte sie sich an diesen einen Satz, hoffte, auf diese Weise den Goa'uld in die Irre führen zu können. Doch er war aufmerksam geworden. Das Gerät, das er benutzte, bohrte sich immer tiefer in ihr Hirn und verursachte inzwischen selbst in ihrer Erinnerung Schmerzen.
„Du kannst es, kleine Schwester."
Vashtu sah wieder auf.
Enkil!
Wenn er noch leben würde, wenn er hier wäre, oder wenn er wenigstens wissen würde, was gerade mit ihr geschah.
„Du kannst es, kleine Schwester."
Aus diesem Satz schöpfte sie Kraft. Sie durfte nicht noch mehr verraten. Und irgendwie mußte ihr auch die Flucht gelingen, ehe man ihr diese verdammte Schlange einpflanzen konnte. Ihr war mehr als klar, was geschehen würde, würde ein Goa'uld sie übernehmen. Dabei aber zweifelte sie auch, ob das überhaupt möglich war.
„Du kannst es, kleine Schwester."
Mit einem abschließenden Schmerz, der Sterne vor ihren Augen leuchten ließ, wurde das Gerät deaktiviert. Vashtu sank erschöpft zurück, in die stützenden Arme ihres Peinigers.
Sie war zu Tode erschöpft und hätte sich liebendgern der Bewußtlosigkeit ergeben, die deutlich an ihr nagte. Aber das konnte sie nicht wagen. Sie mußte durchhalten, irgendwie. Wenn er weiter in ihr bohrte, würden Geheimnisse ans Licht kommen, die besser ungesagt blieben. Sie wußte zuviel, sie kannte zuviele Geheimnisse.
„Du bist erschöpft", sagte er mit sanfter Stimme.
Vashtu keuchte immer noch.
Irgendwie mußte sie ihn von ihren richtigen Erinnerungen ablenken, ihm aber gleichzeitig genug bieten, damit er befriedigt war. Viel mehr konnte sie nicht ertragen. Irgendwann würde ihr Widerstand erlahmen, nachdem sie einmal begriffen hatte, wie sie sich selbst und auch ihn in eine Sackgasse führen konnte.
Vashtu zuckte zusammen, als er sie wieder berührte.
Sie hatte eine verdammte Angst und konnte sich nicht dagegen wehren. Wenn sie nur ... bittere Galle stieg in ihren Mund. Hinter dem Knebel stöhnte sie auf.
„Bald, Itar", sagte er mitfühlend. „Bald ist es überstanden. Dann teilen wir beide wieder das gleiche Wissen. Und dann ..."
Sie erschauderte.
Irgendetwas mußte ihr einfallen! Sie mußte hier heraus, verdammt! Wenn das noch lange so weiterging, würde sie wirklich den Verstand verlieren. Es würde sie besser töten als jede Impfung, wenn er nicht bald nachließ.
Vashtus Augen weiteten sich, als er wieder die Hand mit dem Gerät hob. Entsetzt schüttelte sie den Kopf. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
Nein! Nicht jetzt! Nicht diese Erinnerung!
Doch dann fühlte sie bereits die Schmerzen. Sie wurde auf einen Stuhl gefesselt, befand sich in einem schlecht beleuchteten Raum. Und aus dem Schatten trat Acastus Kolya ... 
*** 
„Major Uruhk ist die letzte lebende Angehörige eines Volkes, das man ... Nun, sie waren wohl etwas wie unsere Vorfahren. Wir nennen sie Antiker, sie selbst sich Lantianer", erklärte der General. „Sie ist ... zu einer Zeit, als unsere Vorfahren gerade begannen, die Zivilisation zu entdecken, kehrten die Antiker zur Erde zurück. Major Uruhk aber blieb in der fliegenden Stadt ihres Volkes. Sie war dort eingesperrt worden für etwas, daß sie selbst entwickelt hatte. Sie war ursprünglich Wissenschaftlerin für ihr Volk. Sie selbst spielt ihre Rolle zwar gern herunter, aber sie muß schon etwas besser als der Durchschnitt gewesen sein, nach allem, was wir wissen. Sie begab sich in Stasis und überlebte auf diese Weise rund zehntausend Jahre, bis sie erwachte, als eine Expedition von der Erde die Stadt ihres Volkes betrat."
Hernan nickte nur stumm und starrte auf das riesige Metallrund, das sich in dem anschließenden Raum befand. Er hatte mitangesehen, wie es aktiviert wurde und eine Gruppe Männer durch etwas gekommen waren, das wie ein vertikaler Teich ausgesehen hatte. Jetzt war es wieder nur ein eigenartiger Reifen, der da aufrecht in dem Raum stand.
„Major Uruhk schloß sich der Erde an", fuhr Landry mit ruhiger Stimme fort. „Wir gaben ihr die Möglichkeit, sich hier und heute ein Leben aufzubauen. Schließlich erhielt sie ihr eigenes SG-Team, mit dem sie fremde Planeten besucht."
Wie betäubt nickte Hernan.
Das ganze hörte sich für ihn einfach nur wie Science Fiction an. Wenn ihm das jemand erzählt hätte, er hätte nicht ein Wort geglaubt. Hatte es da nicht eine kurzlebige Fernsehserie gegeben namens „Wormhole Extreme"?
„Nach außen wirkt sie wie ein normaler Mensch", erklärte Landry weiter. „Aber tatsächlich arbeitet ihr Gehirn mit einer höheren Kapazität als unseres. Sie verfügt über leichte telepatische Gaben und ... Nun, der Grund, aus dem ihr eigenes Volk sie zurückließ in Atlantis war der, daß sie sich selbst einer Gentherapie unterzogen hat in einem Selbstversuch. Sie trägt in sich Zellen von zwei nicht- oder nur bedingt humanen Spezies, die ihr zusätzliche Kräfte verleihen. Durch diese Zellen ist sie auch jung und vital geblieben während ihrer langen Stasis."
„Dann ist sie wirklich in der Bank die Wand hinaufgelaufen!" Das war tatsächlich der erste Satz, den Hernan zu sagen hatte nach einer, ihm unendlich vorkommenden Zeit, in der er nur dem General gelauscht und das Stargate angestarrt hatte.
„Ja, das ist ihr möglich. Sie verfügt auch über wesentlich mehr Körperkraft als ein Mensch, kann sogar bedingt ihr Erscheinungsbild etwas verändern", antwortete Landry. „Und Wunden heilen extrem schnell bei ihr und hinterlassen keine Narben."
Hernan schluckte hart.
Das ganze hörte sich für ihn eher wie eine Superheldenfigur aus einem der Comics an, die er als Kind verschlungen hatte. Unbesiegbar und unsterblich. Fehlte nur noch Kryptonit!
„Dieser Nisroch, über den Sie gestolpert sind, Detective, ist ein Goa'uld", begann Landry jetzt mit einer neuen Erklärung. „Auch er sieht menschlich aus, ist es wahrscheinlich irgendwann auch gewesen. Aber er trägt einen schlangenähnlichen Parasiten in sich, der die Kontrolle über sein Denken und Fühlen hat. Nisroch ist schon früher in Erscheinung getreten, immer gemeinsam mit einem anderen Goa'uld namens Itar. Die beiden sind ein Paar, was bei den Goa'uld sehr selten vorkommt, da es sich bei diesen Parasiten um extreme Egomanen handelt. Der menschliche Körper von Itar wurde vor einiger Zeit getötet, das hatte Captain Storm ja vorhin erwähnt. Aber offensichtlich ist es Nisroch gelungen, den Goa'uld zu bergen und ihm irgendwie eine Möglichkeit zu geben, bis jetzt zu überleben."
Hernan schluckte.
Was er hier gerade erfuhr, stellte nicht nur sein Leben auf den Kopf, nein, es ging gegen jede Spur seines Verstandes. Wie sollte er damit umgehen? Wie sollte er mit diesem Wissen weiterleben? Er wußte es nicht. Aber ihm war klar, Landry würde ihm all das nicht erzählen, wenn es nicht irgendwelche Pläne für ihn geben würde.
„Nach dem, was Sie ermittelt haben, sieht es aus, als habe Nisroch Major Uruhk in eine Falle gelockt, um sie in einen Goa'uld zu verwandeln und Itar wieder einen menschlichen Körper zu geben. Sollte ihm das gelingen, werden wir mehr als eine unbedeutende Militärangehörige verlieren. Major Uruhk ist in der Lage, eine geheime Waffenplattform ihres Volkes auf unserem Planeten zu bedienen. Außerdem besitzt sie unschätzbares Wissen über Dinge, die wir uns nicht einmal erträumen können. Ganz zu schweigen von der Gefahr, die von einer genveränderten Antikerin mit einem Goa'uld in ihrem Inneren ausgehen könnte."
Hernan versteifte sich. „Diese Geschichte über die Antarktis ist wahr?" Seine Augen wurden groß.
  Landry nickte. „Ja, sie ist wahr. Es gab einen Krieg gegen außerirdische Invasoren."
Hernan schluckte hart.
Das alles war kaum zu glauben. Wenn er es nicht mit eigenen Augen sehen würde, er würde dafür sorgen, daß dieser General und seine ganze Mannschaft hier in die geschlossene Anstalt eingeliefert würden. Aber so, wie die Dinge lagen ...
„Was wollen Sie von mir?" Endlich wandte er sich von dem Stargate ab und erwiderte Landrys Blick. „Sie haben mir das alles doch nicht erzählt, wenn Sie nicht irgendwelche Pläne hätten."
„Wir brauchen Ihre Spürnase, Detective. Was Sie herausgefunden haben, und das ohne jede Autorisation, ist mehr, als wir wußten."
Hernan verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. „Und was dann? Sie werden mich wohl kaum einfach laufen lassen, oder?"
„Das kann ich in der Tat nicht. Aber ich kann Ihnen etwas anbieten. Ein Angebot direkt aus Washington. Wenn Sie uns helfen, wird das Ihrer Karriere einen gewissen Schub in eine gewisse Richtung geben, wenn Sie verstehen."
Der Detective nickte stumm.
Landry lächelte. „Gut, dann hoffe ich auf Ihr Einverständnis. Wir brauchen einen Sicherheitschef für eine unserer internationalen, nichtmilitärischen Einrichtungen. Dieser Posten wäre ideal für Sie, Detective."
Hernan atmete tief ein. 
*** 
Vashtu erkannte ihre Chance.
Babbis beugte sich über sie, einen Verband in der Hand.
„Erwürgen Sie mich nur nicht, Kolya wird das nicht sehr gefallen."
Sie konzentrierte sich auf seine Augen.
„Ich will nur helfen", entgegnete Babbis.
Vashtu biß sich auf die Lippen, um die Entgegnung, die ihr auf der Zunge lag, hinunterzuschlucken. Sie spürte noch immer das fragende Wispern des Goa'ulds in sich. Er wollte nähere Angaben zu Kolya. Er wollte wissen, wer dieser Feind war und wie es ihm gelungen war, das Tor zu manipulieren.
Vashtu stemmte sich mit aller Macht dagegen, dachte an alles mögliche, nur nicht an diese Sache. Sie durfte nicht verraten, daß sie wußte, was der Genii gegen sie eingesetzt hatte und warum das Tor plötzlich in zwei Richtungen funktionierte. Sie mußte sich auf Babbis konzentrieren. Sie mußte diese eine Chance nutzen, ehe sie verstrich.
„Wir müssen hier heraus, Peter", sagte sie unvermittelt und richtete sich trotz der Schmerzen auf. „Der Spiegel. Dahinter befindet sich eine Kamera. Atlantis nimmt alles auf, was Kolya während der achtunddreißig Minuten sendet. Wir müssen John einen Code durchgeben! Er muß wissen, wo wir uns befinden. Nur er und ich haben relativ unbeschränkten Zugang zum Hauptrechner."
„Was?" Babbis starrte sie entgeistert an.
Vashtu wußte, auch der Goa'uld wurde aufmerksam, und gerade das hatte sie erreichen wollen. Er wußte ohnehin von dem Steuerkristall, sie hatte es ihm bereits verraten müssen. Aber auf keinen Fall durfte er nähere Angaben zu Atlantis bekommen. Und das bedeutete, sie mußte ihre Erinnerungen verändern.
„Was sollen wir tun?"
Vashtu konzentrierte sich.
Das hier waren ihre Erinnerungen. Und sie allein hatte die Macht, diese zu verändern. Sie brauchte nur genug Geschick, damit der Goa'uld nicht aufmerksam wurde. Sie mußte ihn in die Irre führen, und sie war gerade auf dem besten Weg dazu, genau dies zu tun.
„Helfen Sie mir hoch", sagte sie, stemmte sich gegen die Wand.
Babbis kam ihr sofort zu Hilfe. In ihrem Inneren wisperte der Goa'uld und verlangte nach mehr. Er wollte die Zeit beschleunigen, doch das ließ sie noch nicht zu. Sie mußte sich überlegen, wie diese Erinnerung verlaufen sollte, sonst hatte sie ein Problem.
„Nehmen Sie die Salbe und schreiben Sie den Code auf", befahl sie Babbis, starrte zu dem Spiegel hinüber.
Wie lange blieb ihr noch? Konnte sie ihren Geist davon überzeugen, eine weitere Anomalie zuzulassen? Sie mußte es riskieren.
Babbis zog sich gehorsam die Jacke aus.
Vashtu starrte weiter auf den Spiegel. Dann begann sie, irgendeinen willkürlichen Code zu nennen. Sie konnte nicht riskieren, daß der Goa'uld den richtigen erhielt. Sie mußte ihre Phantasie spielen lassen und sie mit ihren Erinnerungen verknüpfen. Sonst hatte sie wirklich schlechte Karten.
„Und, Peter, kommen Sie in Atlantis ja nicht auf dumme Gedanken. Eine Impfung reicht vollkommen, Sie brauchen nicht auch eine", warnte sie ihr Teammitglied mit einer kryptischen Äußerung.
Der junge Wissenschaftler starrte sie groß an. „Woher ... ?" Er schloß den Mund und zog die Jacke an.
„Man sieht es ihrer Nasenspitze an, Peter, daher weiß ich es." Vashtu grinste.
Im nächsten Moment zuckte wieder der Schmerz durch ihr Hirn, als das Gerät deaktiviert wurde. Qualvoll stöhnte sie auf, doch gleichzeitig fühlte sie einen gewissen Triumpf in sich wachsen.
Sie hatte ihn auf eine falsche Fährte geführt! Es war ihr gelungen, aktiv in ihre Erinnerungen einzugreifen und so hoffentlich zu verhindern, daß er noch mehr erfuhr, als er bis jetzt wußte.
Keuchend ließ sie das Kinn auf ihre Brust sinken und schloß die Augen. Ihr Kopf schmerzte von der ganzen Anstrengung. Sie war es nicht mehr gewohnt, ihr Hirn dermaßen zu verdrehen, wie sie es jetzt schon seit ... ja, seit wann? ... tat.
„Ruh dich aus, Itar. Ich werde über deinen neuen Körper wachen. Es ist spät geworden."
Vashtu versteifte sich unwillkürlich wieder, als er sie berührte. Diesmal kontrollierte er den Sitz des Knebels, dann die Fesseln, ehe er sich erhob.
Unter ihren Ponyfransen blickte sie auf und beobachtete, wie er hinter ihr verschwand. Die Tür fiel wieder ins Schloß, ein Schlüssel wurde herumgedreht.
Sie ließ sich erschöpft zur Seite fallen und schloß die Augen wieder.
Sie war so unendlich müde! 
*** 
„Ein schwarzer Sportwagen, Marke BMW, Kennzeichen ..." Hernan blätterte kurz in seinem Notizbuch, gab dann auch dieses durch. „Gemeldet auf einen gewissen Tom Finnigan, Doktor der Psychologie. Sollte heute gegen elf Richtung Denver unterwegs gewesen sein. Habt ihr da was?"
  „Scheiße, und ob wir was haben! Die Karre hat sich einem anderen Wagen ein Rennen geliefert. Ein Wunder, daß dabei niemand zu schaden kam", antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Finnigan, sagst du? Oh Mann, das ist übel!"
Dorn richtete sich auf. Landry hatte ihn abgestellt, mit Hernan zusammenzuarbeiten. Jetzt wartete er darauf, daß es endlich losging.
„Wieso?" Der Detective warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Melicent geht zu ihm, hält sogar große Stücke auf diesen Finnigan", erklärte die Stimme. „Daß der so austickt ... hätte ich nie gedacht. Der kann doch keiner Fliege was zuleide tun."
Dorn sah den Polizisten starr an.
„Dieser Finnigan ist da in eine Sache geraten ... Naja, du kennst das ja, Huck", begann Hernan zu erklären.
„Verstehe ... Was willst du wissen?"
„Habt ihr irgendetwas genaueres als Richtung Denver?"
Ein Seufzen. „Joe, du weißt ..."
„Ich arbeite wieder." Hernans Stimme klang entschieden.
„Du hast deine Marke zurück? Na, herzlichen Glückwunsch. Laß die Bestätigung rüberfaxen, dann ..."
„Detective Hernan arbeitet unter Code Alpha", mischte sich Dorn plötzlich ein. „Nationale Sicherheit, Status orange."
Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann eine Frage: „Und mit wem spreche ich jetzt?"
„George Dorn, US-Marine-Corps."
„Joe?"
„Das ist wahr, Huck", bestätigte Hernan und warf Dorn einen bitterbösen Blick zu. „Ich kann dir nichts faxen. Dieser Fall ist streng geheim."
„Scheiße!"
Dorn erwiderte den Blick des Polizisten regungslos und wartete.
„Der BMW ist vom Highway runter an der Ausfahrt Waldercreek. Danach habe ich nichts mehr von ihm", antwortete Huck am anderen Ende endlich. „Von da aus kommt man auch nach Denver, wenn auch auf Umwegen."
„Das ist ein Waldgebiet ..." Hernan runzelte die Stirn.
Dorn nickte, beugte sich vor. „Kennen Sie da jemanden?"
Hernan zögerte, dann nickte er, wandte sich wieder seinem Gesprächspartner am Telefon zu. „Danke, Huck. Du hast mir schon sehr weitergeholfen."
„Sieh nur zu, daß du keinen Fehler machst, Joe. Nationale Sicherheit! Mann!"
„Grüß Melicent von mir." Hernan drückte eine Taste und die Verbindung wurde unterbrochen.
Dorn nickte und lehnte sich zurück, den anderen noch immer im Auge behaltend.
Hernan verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Okay, Waldercreek. Das Gebiet ist riesig, da können wir wochenlang suchen." Er lehnte sich über Landrys Schreibtisch und starrte das Telefon an. „Die Frage ist, hat die Forstverwaltung irgendetwas bemerkt."
„Anrufen."
Hernan warf dem Marine einen amüsierten Blick zu. „Klar, aber das ist jetzt zu spät. Die sind nur tagsüber im Dienst."
Dorn runzelte unwillig die Stirn. 
*** 
Vashtu erwachte, als sie Schritte sich ihr nähern hörte. Sie hielt die Augen weiter geschlossen und hoffte, auf diese Weise noch ein wenig Zeit zu gewinnen.
Was sollte sie nur tun? Ihr Körper war inzwischen vollkommen von der unnatürlichen Haltung verkrampft, so daß sie bezweifelte, ob es überhaupt etwas bringen würde, sollte sie die Fremdzellen einsetzen. Zudem bestand immer noch die Gefahr, daß sie sich selbst eine Hand oder einen Fuß abtrennte, sollte sie versuchen, die Handschellen zu zerreißen.
„Guten Morgen, Itar", sagte eine Stimme sanft.
Vashtu fühlte, wie ihr Atem sich unwillkürlich beschleunigte.
Verdammt! Was sollte sie nur tun?
Niemand wußte, wo sie war, und sie selbst hatte dafür gesorgt, daß auch die, die es wissen könnten, in die Irre geführt worden waren. Wenn es so weiterging, würde sie sehr bald nähere Bekanntschaft mit einem Goa'uld machen, als ihr lieb war. Selbst wenn sie nicht wußte, ob es möglich war, daß einer dieser Parasiten sie übernehmen konnte, die Gefahr bestand weiterhin.
Ihr Peiniger beugte sich über sie. „Dein Körper wird bald bereit sein, Itar", wandte er sich wieder mit dieser eigenartig tiefen Stimme an das schlangenartige Wesen in dem durchsichtigen Kessel.
Vashtu wußte nicht, ob sie erleichtert oder nun erst recht besorgt sein sollte. Der Goa'uld nannte sie zumindest nicht mehr bei dem Namen seines Artgenossen. Dafür aber degradierte er sie offensichtlich zu einem Ding, einem mehr oder weniger nützlichen Gegenstand.
Hände packten sie bei den Schultern, schüttelten sie kurz und unsanft, bis sie die Augen öffnete. Dann drückte der Goa'uld sie wieder in die knieende Haltung zurück, die sie auch schon vor der Pause hatte einnehmen müssen.
Vashtu fühlte, wie seine Hände noch einmal den festen Sitz von Fesseln und Knebel kontrollierte, dann hockte er sich wieder neben sie und musterte sie.
„Du bist stark, das ist gut", wandte er sich an sie.
Vashtu sah ihn an und schluckte. Ihr Mund war trocken und sie hatte Hunger und Durst. Aber offensichtlich dachte er entweder nicht daran, ihr etwas zu geben, oder er wollte auf diese Weise ihren Widerstand noch gründlicher brechen.
„Itar hat noch nie Körper gemocht, die schwach im Geist sind. Mit dir wird sie sehr einverstanden sein, vor allem mit deinem Wissen."
Er zog etwas aus seiner Jackentasche.
Vashtus Atem beschleunigte sich wieder. Unwillkürlich wich sie leicht zurück, als sie den Handschmuck wiedersah.
Dieses Gerät flößte ihr eine heiden Angst ein, mehr Angst als jede Wraith-Königin es bis jetzt vermocht hatte.
Nicht daran denken! Sie durfte nicht noch mehr verraten.
Er streifte sich den Schmuck wieder über die Hand.
Vashtu stöhnte hinter dem Knebel auf. Beinahe verlor sie wieder das Gleichgewicht, als sie noch weiter zurückweichen wollte.
„Nicht doch!" Er legte ihr den freien Arm um die Schultern, richtete sie wieder auf. „Ganz ruhig. Wir beide unterhalten uns jetzt weiter und du zeigst mir mehr von deiner Vergangenheit. Diese Stadt ... Ich will mehr über dieses Atlantis wissen."
Vashtus Augen weiteten sich, als er die Hand mit dem Schmuck hob. Der Kristall leuchtete auf. Ein erster Schmerz traf sie und Johns lächelndes Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf. 
*** 
Dorn umrundete mit gerunzelter Stirn das ausgebrannte Autowrack.
„Eine verfluchte Verschwendung!" Der Mann von der Forstverwaltung kniff die Lippen zusammen. „Noch dazu ausgerechnet hier. Wir haben riesiges Glück gehabt, daß es so spät im Jahr und relativ feucht und kühl ist. Das hätte einen Flächenbrand auslösen können."
Dorn beugte sich über die rusige Motorhaube und wischte mit einem Finger über das Logo. BMW. Und, soweit er feststellen konnte, war es der, mit dem dieser Finnigan immer unterwegs gewesen war. Er richtete sich wieder auf und wechselte einen Blick mit Hernan.
Der Polizist nickte, wandte sich dann an den Forstbeamten: „Wann habt ihr das Wrack entdeckt?"
  „Heute morgen, kurz bevor Sie uns angerufen haben, Detective. Sieht aus, als wäre der Wagen noch recht neu gewesen. Warum sollte man so eine Karre abfackeln?"
„Entführung", kommentierte Dorn nur.
Der Forstbeamte, ein junger Mann mit blondem Haar, riß die Augen auf. „Was?" Entgeistert wandte er sich wieder dem Polizisten zu. „Ist das wahr?"
Hernan nickte nachdenklich. „Dem Militär ist eine Geheimnisträgerin abhanden gekommen. Und sie soll mit einem solchen Wagen unterwegs gewesen sein, als sie verschwand."
Dorn betrachtete wieder das Wrack.
Es gab keinerlei Anzeichen für eine Gewalteinwirkung, einmal abgesehen von der Hitze des Feuers.
  „Und diese Entführung soll hier im Wald stattgefunden haben?" fragte der Forstbeamte.
„Es deutet alles darauf hin." Hernan nickte. „Es ist keinem gestern zwischen elf und zwölf Uhr etwas aufgefallen?"
Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Nein, gestern nicht", antwortete er. „Aber seit einigen Wochen treibt sich hier des öfteren ein merkwürdiger Kerl herum, gekleidet wie einer dieser Juppies. Er streunt immer um die alte Trapperhütte herum, hat sie sogar reparieren lassen."
Dorn und Hernan wechselten einen elektrisierten Blick.
„Wo befindet sich diese Hütte?" fragte der Polizist, drehte sich wieder zu dem Forstbeamten um.
Der zuckte mit den Schultern. „Der Typ ist durchgeknallt aber harmlos", beeilte er sich zu versichern.
„Durchgeknallt?" Dorn hob die Brauen.
„Der traf sich des öfteren mit anderen, irgendwelche Anzugtypen. Und ständig redete er mit jemandem, der gar nicht da war. Muß wohl seine Frau gewesen sein, die irgendwie ... gestorben ist", erklärte der junge Mann. „Aber Entführung? Das traue ich ihm nicht zu!"
„Wo ist diese Hütte?" wiederholte Hernan seine Frage.
„Ich kann Sie hinführen. Aber, zumindest gestern, war er nicht da."
„Lassen Sie das unsere Sorge sein. Dorn?"
Der Marine nickte, zog sein Handy aus der Tasche. Kurz betrachtete er die Anzeige, dann begann er zu tasten.
Der Forstbeamte starrte irritiert von einem zum anderen. „Was soll das jetzt wieder bedeuten? Ich sagte doch, der Typ ist verrückt, aber harmlos."
„Sprach er von einer Itar?" bohrte Hernan weiter.
Ungläubig sah der junge Mann ihn an. „Woher wußten Sie das?"
„Storm ist unterwegs, bringt ein Einsatzkommando mit." Dorn verstaute sein Handy wieder in der Jackentasche. 
*** 
Mit einem weiteren Schmerz löste der Goa'uld wieder die Verbindung. Vashtu ächzte und sank nach hinten. Kalter Schweiß glänzte auf ihrer Stirn.
„Warum denkst du an ihn, wenn du mir die Stadt zeigen sollst?" Er packte sie hart.
Vashtu sah auf. Ihr Blick war noch immer schmerzverschleiert, doch eine mörderische Wut blitzte durch diesen hindurch.
„Wer ist er? Was verbindet ihn mit diesem Atlantis?" Der Goa'uld beugte sich vor. Seine Augen leuchteten wieder auf.
Wenn sie ihn zu fassen kriegen würde ...
„Dieser John war bei dir, das weiß ich." Sein Griff wurde allmählich schmerzhaft.
Vashtu hob den Kopf, entschlossen den Kampf von neuem aufzunehmen. Die Erinnerungen an John Sheppard hatten in ihr den Kampfgeist geweckt, der vorher dabei war abzusterben. Noch immer wisperte seine Stimme in ihrem Kopf. Noch immer glaubte sie, seine Berührungen spüren zu können.
  Er war es, wegen dem sie aufgewacht war. Er war da, wenn sie ihn brauchte. Er brachte fertig, was Enkil nicht gelungen war.
Drei kleine Wörter hallten in ihr, drei Wörter, die Zauberkraft für sie besaßen.
„Wer ist er?"
Wieder strahlte der Stein auf.
Vashtu wappnete sich, ließ Johns Gesicht hinter sich.
Es war Zeit, diesem Kerl zu zeigen, was ihn erwartete.
Den Stunner im Anschlag hastete sie durch die Gänge eines Wraith-Zerstörers. Sie würde keine Gefangenen machen - die machte sie nie! 
*** 
Dorn hatte die Augen auf den Boden gerichtet, stieß Hernan jetzt an und wies nach unten. „Reifenspuren", sagte er nur.
Der Polizist ging in die Knie, betrachtete die Spur, die sich hinter einigen Büschen verlor. „Das könnte der BMW gewesen sein. Dann wollten sie nicht gesehen werden und parkten deshalb etwas von der Hütte entfernt", mutmaßte er, sah wieder auf. „Sie haben wohl einen Hang zur SpuSi, was?" Ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen.
„Halte die Augen offen, das reicht." Dorn drehte sich wieder um und betrachtete forschend den dunklen Schatten, der sich zwischen den Bäumen erhob.
Da war die Hütte. Die Frage war nur, ob sich der Major auch noch hier befand. Daß sie hier gewesen war, daran dürfte wohl wenig Zweifel bestehen.
„Sind in Position", meldete Storm über das Funkgerät.
Dorn nickte, drehte die Lautstärke herunter. Dann griff er in seine Jacke und holte eine ZAT hervor, die er dem Polizisten reichte.
„Was ist das?" Hernan sah sich das Ding etwas ratlos an.
Dorn aktivierte die ZAT. „Goa'uld-Waffe", antwortete er. „Den Knopf drücken, dann wird sie aktiviert. Einmal schießen - betäuben, zweimal schießen - töten, dreimal schießen - Leiche entsorgen."
Hernan starrte ihn an. „Was?"
Dorn sah ihn ungeduldig an. „Weiter!"
Der Polizist warf der fremdartigen Waffe in seiner Hand einen skeptischen Blick zu, nickte dann aber. „Also gut. Machen wir uns auf." 
*** 
Die Verbindung riß so plötzlich ab, daß Vashtu einen Moment lang nicht zwischen Realität und Erinnerung unterscheiden konnte. Hart kippte sie zur Seite. Ihr Atem kam wieder keuchend.
Verdammt, der Schmerz wurde immer schlimmer! Wie lange würde sie noch durchhalten können? Sie wußte es nicht. Aber sie wußte, allmählich wurde ihre Zeit knapp.
Der Goa'uld packte sie hart und drückte sie an sich. „Keinen Ton, verstanden?"
Verständnislos blinzelte sie, fühlte dann, wie sich die Mündung einer Waffe in ihren Rücken bohrte. Unwillkürlich erstarrte sie.
Er streifte hektisch den Schmuck ab und legte seine Hand noch zusätzlich über den Knebel. „Ganz ruhig, dann sind sie gleich wieder weg."
Vashtu lauschte. Dann hörte sie es: Die vordere Tür wurde geöffnet. So tief wie möglich holte sie Atem. 
*** 
„Hier ist nichts, Sir." Der MP drehte sich etwas ratlos um und zuckte mit den Schultern.
Dorn sah sich aufmerksam in der Hütte um. Sie schien tatsächlich verlassen zu sein. Doch ihm waren auch nicht das neue Fenster und das ebenfalls gerade eingebaute Türschloß entgangen. Als er einmal kurz den Kopf hob, sah er, daß auch Hernan sehr aufmerksam geworden war.
Dann blieb der Polizist plötzlich stehen und sah zu Boden. „Hier war jemand." Er wies auf den Dreck und das verrottende Laub auf dem Boden. „Eine Schleifspur, sehr deutlich."
Dorn trat näher, leuchtete mit seiner Taschenlampe. „Eine Tür", sagte er dann mit ruhiger Stimme, hob das Zak'Ni'Tel. 
*** 
Die Holzbohlen knarrten unter den Schritten im vorderen Raum.
Vashtu starrte aus den Augenwinkeln zur Tür hinüber.
Waren es Leute vom SGC, die sich in der Hütte umsahen? Waren es irgendwelche andere? Hatte sie unverhofft doch eine Chance erhalten?
Sie wußte es nicht. Aber ...
Ihr Blick glitt zu dem Glaskessel und sie erstarrte.
Der Goa'uld regte sich wieder. Er regte sich nicht nur, er hatte seinen Kopf aus dem Kessel gestreckt und schien sie jetzt zu mustern.
Vashtu bäumte sich unwillkürlich auf, soweit ihre Fesseln es zuließen.
„Ich sagte ruhig!" zischte ihr Peiniger ihr zu. „Itar, sie ist noch nicht bereit. Noch ist zuviel Widerstand in ihr. Sie ist stärker ..."
Mit einem gewaltigen Knall zerbarst die Tür. 
*** 
Hernan hielt sich im Hintergrund, als die MPs die hintere Tür aufbrachen. Gleich darauf herrschte plötzlich Schweigen. Eine tiefe, unmenschlich wirkende Stimme bellte einen Befehl.
Hernan und Dorn tauschten einen Blick, dann drückten sie sich beide in Deckung.
„Zurück!" Storm, der in der vordersten Reihe der Stürmenden gewesen war, trat einige Schritte rückwärts, die Waffe immer noch im Anschlag.
Hernan beugte sich etwas vor. Kurz erhaschte er einen Blick auf einen eigenartig erleuchteten Raum mit einem gläsernen Ding in der Mitte. Und in diesem Ding ...
Ein Mann trat in sein Sichtfeld. Ein Mann mit gelb leuchtenden Augen.
Hernan erschauderte.
Er hatte eine Frau bei sich, der er eine Waffe an die Schläfe hielt. Und diese Frau ... das war der weibliche Major, der damals während des Banküberfalls für soviel Aufsehen gesorgt hatte. Major Vashtu Uruhk.
Ihre Blicke trafen sich. Ihre dunklen Augen bohrten sich in seine.
Sie sah erschöpft aus, doch eine eigenartige Entschlossenheit lag in ihrem Blick. Etwas, was er bisher bei den wenigsten Menschen gesehen hatte. Und er verstand, warum die Army sie bei sich aufgenommen hatte.
„Zurück, ihr Jämmerlichen! Seht die Auferstehung von Itar, der großen Göttin!" Der Kerl mit den leuchtenden Augen griff in das leuchtende Glas.
Hernan legte an. Er hatte zwar kein freies Schußfeld, aber ...
Der Major sah ihn. Und sie nickte unmerklich.
Wie war das mit den Schüssen aus dieser komischen Waffe?
Hernan wußte es nicht mehr. Er zielte und hoffte, er würde den Major nicht treffen, als er abdrückte.
  Der Mann mit den leuchtenden Augen taumelte zurück, ließ seine Geisel los.
Der Major warf sich sofort nach vorn, platt auf den Bauch. Doch da war noch etwas. Und dieses Etwas bewegte sich.
Hernan starrte einfach nur, während die MP wieder vorrückte. Schüsse hallten durch die kleine Hütte, teils aus Projektilwaffen, teils aus diesen eigenartigen Energiedingern, wie auch er eines in der Hand hielt.
Und dann herrschte Totenstille ... 
*** 
Vashtu warf sich auf den Bauch, sobald sie frei war. Ihren Fehler aber bemerkte sie viel zu spät: Sie hatte nicht an den Goa'uld gedacht, den ihr Peiniger aus dem Kessel geholt hatte!
Die schlangenähnliche Kreatur kroch unaufhaltsam auf sie zu, kam immer näher.
Vashtu stellten sich die Nackenhaare auf, während vor ihr Tumult ausbrach.
Nein! Nicht so kurz vor der Rettung. Das konnte doch nicht wahr sein!
Der Goa'uld berührte sie. Sie erschauderte darunter. Und dann kam der nächste, unmenschliche Schmerz, bohrte sich direkt in ihren Nacken.
Vashtu bäumte sich auf, dann verlor sie das Bewußtsein. 
*** 
„Oh mein Gott!" Storm hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den weiblichen Major hinunter.
Dorn wartete bis Hernan aufgeschlossen hatte. Dann nickte der alternde Marine anerkennend. „Guter Schuß."
Der Detective schüttelte nur unwillig den Kopf und trat an der Seite des Soldaten in den hinteren Raum.
Der Mann mit den leuchtenden Augen, Nisroch, lag verkrümmt an der hinteren Wand. Drei MPs hielten noch immer ihre Waffen auf ihn gerichtet. Aber er regte sich nicht mehr. Auf seinem gesamten Oberkörper war Blut, der Anzug wies über ein Dutzend Einschüsse auf.
Doch das war es nicht, worauf die Anwesenden sich konzentrierten.
Hernan und Dorn stoppten gleichzeitig und starrten auf die Gestalt, die vor Storms Füßen lag.
Major Vashtu Uruhk hatte offensichtlich das Bewußtsein verloren. Und das war auch kein Wunder: Eine blutende Wunde war in ihrem Nacken. Und in dieser Wunde regte sich etwas.
„Wir brauchen einen Arzt." Storm krächzte nur noch.
Hernan atmete tief ein, dann wandte er sich ab und verließ die Hütte. 
*** 
Vashtu öffnete mühsam die Augen, hob die Brauen, als könnten diese ihre Lider offen halten.
Ihr Hals kratzte, einen feinen Schmerz bescherrte ihr das erste Schlucken. Sie verzog unwillig das Gesicht, blinzelte dann noch einmal und sah stirnrunzelnd zu einem Fenster hinüber, hinter dem sich sanft bewaldete Berghänge in den Himmel schraubten.
Was?
Wieder das Gesicht verziehend rappelte sie sich auf die Ellenbogen, starrte aus dem Fenster.
Wo war sie?
Das letzte, woran sie sich erinnerte ...
Die Tür öffnete sich.
Vashtu fuhr herum und erleichterte. „Dorn!" Sie sank in die Kissen zurück.
Der Marine trat näher, nahm ihre Hand und hielt sie. „Du hast viel Glück gehabt, Mädchen", sagte er lächelnd.
Vashtu runzelte wieder die Stirn. „Was?"
„Der Goa'uld Itar hatte sich noch nicht festsetzen können. Es war relativ einfach, ihn zu entfernen."
  Jetzt wurde sie auf die zweite Gestalt aufmerksam, die noch in der Türöffnung stand. Ihr Gesicht verfinsterte sich. „Mackenzie!"
Der Psychologe kam herein, schloß die Tür hinter sich. „Ganz recht." Er nickte, trat ans Fußende ihres Bettes. „Sie wurden von Nisroch und Itar gemeinsam ausgewählt, ein neuer Wirt zu werden, Major", begann er mit seiner Erklärung.
Vashtus Augen blitzten kalt. „Das weiß ich selbst." Sie hustete und verzog wieder das Gesicht. Vorsichtig tastete sie nach ihrem Hals und fand einen dicken Verband. Fragend sah sie zu Dorn.
Der zuckte mit den Schultern. „Der Goa'uld", sagte er nur.
„Er fand keine Körperöffnung. Also bohrte er sich von außen in Ihre Haut", fuhr Mackenzie mit seiner Erklärung fort. „Den Chirugen gelang es, Itar wieder zu entfernen, ehe sie sich festsetzen konnte."
Vashtus Kiefer mahlten. „Danke", brachte sie irgendwie hervor, setzte sich wieder auf. „Dann kann ich ja jetzt hoffentlich meinen Dienst wieder antreten."
Der leicht übergewichtige Psychologe hob die Hand. „Ich weiß, daß Sie mich nicht mögen, Major. Aber Sie werden nicht eher aus dieser Klinik entlassen, als daß ich es sage. Was da passiert ist ... Sie müssen endlich eine Therapie aufnehmen, ehe Sie wieder auf einem fremden Planeten ausflippen und sich selbst und Ihr Team in Gefahr bringen."
„Ich schaffe das auch so."
„SG-27 ist zur Zeit außer Dienst, da unterbesetzt. Sie haben also alle Zeit der Welt." Mackenzie stützte beide Hände auf den Metallrahmen des Bettes und beugte sich vor. „Tun Sie nicht so hart, Major Uruhk. Sie sind es nämlich nicht."
„Unterbesetzt?" Wieder warf sie Dorn einen Blick zu. „Wieso unterbesetzt?"
„Babbis ist weg", antwortete der Marine nur.
Vashtus Augen wurden groß. „Was? Seit wann?"
„Sie und er verschwanden in etwa zeitgleich", antwortete Mackenzie. „Storm und Hernan sind bereits auf der Suche nach ihm. Und Sie werden endlich die Rekonvaleszenz nutzen, die Sie bisher immer so weit von sich geschoben haben. Da ist eine Menge aufgelaufen für Sie, Major. Das will irgendwann verarbeitet werden."
„Aber nicht, wenn ein Mitglied meines Teams in Schwierigkeiten steckt!"
Dorn drückte sie auf das Bett zurück. „Sei vernünftig." Seine Stimme klang eindringlich.
Vashtu funkelte den Marine an. „Ich bin vernünftig. Laß mich hier raus, George!"
„Sie bleiben wo Sie sind, bis die Verletzungen alle geheilt sind, Major Uruhk. So lange und nicht eine Sekunde eher werden Sie dieses Krankenhaus verlassen."
„Ich rede nicht mit Ihnen. Sie können sich das ganze also sparen. Ich will ..."
„Sie reden mit mir oder gar nicht. Aber Sie werden endlich bewältigen, was Ihnen zugestoßen ist, seit Sie ihr Team leiten, Major. Gerade das letzte Ereignis ... Gehe ich recht in der Annahme, daß Ihr Bekannter das nicht überlebt hat?"
Vashtu starrte den Psychologen plötzlich groß an und schluckte. Ihr Blick wurde plötzlich stumpf und leer.
Tom war tot - und sie wäre es vielleicht auch fast gewesen.
Mackenzie nickte befriedigt. Endlich begann seine Patientin zu begreifen.
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