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SG-27 von Hyndara71

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„Das ist wirklich der beste Hotdog, den ich je gegessen habe." Vashtu Uruhk kaute hingebungsvoll. Ihr Kinn war mit der Soße beschmiert, in ihren Mundwinkeln glänzte es fettig.
Sergeant George Dorn nickte zufrieden. „Der beste Hotdog in den ganzen verdammten Staaten." Auch er biß ab.
Vashtu blickte sich interessiert um, während sie weiter ihre Fastfood verspeißte.
Dorn hatte sie zu einem Baseballspiel eingeladen. Jetzt standen sie vor dem Stadion und warteten darauf, daß der größte Andrang vorbei war. Der alte Marine hatte dies für besser befunden, als sich mitten in das Gedränge zu stürzen.
Vashtu wäre das unter normalen Umständen zwar vollkommen gleich gewesen, aber im Moment schien es ihr auch sicherer, ein wenig Abstand zu halten, denn noch hatte sie sich nicht ganz erholt von ihrem merkwürdigen Abenteuer in der Pegasus-Galaxie.
Acastus Kolya, einem Genii und dem Erzfeind von Lt. Colonel John Sheppard, war es gelungen, ein Wurmloch in der Milchstraße so zu manipulieren, daß sie und ihr Team plötzlich auf einem verlassenen Planeten in dieser fernen Galaxis landeten. Dorn und Wallace hatten sich noch zurück zur Erde retten können, doch Peter Babbis und sie waren von Kolya gefangengenommen und als Geiseln eingesetzt worden. Der Genii hatte versucht, sie zu vergiften mit einer Impfung, die auf Wraith tödlich wirkte. Vashtus veränderte Gene waren beinahe abgestorben, ehe es Sheppard gelang herauszufinden, wo sie und Babbis sich befanden. Es war fast zu spät für eine Heilung gewesen, und darum trug sie jetzt auch ihren rechten Arm in Gips.
Beim letzten Fremdwelteinsatz vor zwei Tagen hatte sie sich den Oberarm gebrochen. Da die Wraith- und Iratus-Käfer-Zellen in ihrem Inneren noch längst nicht wieder den alten Standard erreicht hatten - und selbst da hätte sie einige Tage gebraucht, um gebrochene Knochen zu heilen - wurde sie von der Oberärztin des SGC krankgeschrieben und nach Hause geschickt. Ein tödlicher Irrtum, wie die Antikerin fand.
Sie haßte nichts mehr, als untätig herumsitzen zu müssen. So war ihr schon nach einem halben Tag die Decke fast auf den Kopf gefallen in ihrem Apartment. Und dann war plötzlich Dorn aufgetaucht und hatte sie zu diesem Spiel eingeladen.
Der Sergeant hatte sich jetzt abgewandt und musterte die Schlange am Eingang.
„Entschuldigung?" hörte Vashtu eine Stimme hinter sich, drehte sich um und blickte hoch.
Hinter ihr stand ein hochgewachsener, schlanker Mann in legerer Kleidung und sah sie interessiert und neugierig an. Er hatte ein offenes, freundliches Gesicht mit grauen Augen, sein dunkles Haar war recht kurz geschnitten und wies mit einigen wild abstehenden Strähnen auf Wirbel hin, die sich nicht bändigen lassen wollten.
Er sah sie freundlich an, dann wies er auf ihren eingegipsten Arm. „Das hört sich jetzt vielleicht wie eine billige Anmache an, aber ... Sind Sie vielleicht ... ?"
Vashtu stutzte. „Kennen wir uns?" Einen Moment lang war ihr gewesen, als ... Doch als sie genauer hinsah, merkte sie, sie hatte sich geirrt.
In den Augen des Fremden spiegelte sich etwas, was sie nicht näher benennen konnte. „Ich gehe nicht davon aus, daß Sie die Anzeige in die Zeitung gesetzt haben, oder?" Etwas im Timbre seiner Stimme klang eigenartig.
Vashtu begriff, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Was für eine Anzeige?"
Der Fremde wirkte nervös, doch ein kleines Licht begann in seinen Augen zu schimmern. „Die, auf die ich geantwortet habe. Es hieß, wir wollten uns vor dem Stadion treffen. Und erkennen würde ich sie an ... an ... an dem Gipsarm."
„Mam, wir sollten gehen", sagte Dorn. Seine Stimme klang kühl.
Vashtus Interesse war geweckt. Jetzt fiel ihr ein, daß sie den Mann schon vorher gesehen hatte, während Dorn anstand, um ihnen beiden die Hotdogs zu besorgen. Er war in der Nähe gewesen und hatte sie verstohlen beobachtet.
„Mam?"
„Ich komme gleich. Sekunde." Sie wandte sich wieder dem Fremden zu, grinste ihn frech an. „Tut mir leid, aber da muß dann wirklich eine Verwechslung vorliegen. Ich habe keine Anzeige in einer Zeitung geschaltet."
Das Licht in seinen Augen erlosch und er nickte.
„Ich muß jetzt los. Vielleicht finden Sie diese andere Frau ja noch." Sie neigte leicht den Kopf und wandte sich ab.
„Ich ... Warten Sie!"
Vashtu, die einige Schritte gegangen war, drehte sich wieder um und sah ihn an. „Ja?"
Der Fremde trat näher. Jetzt wirkte er wirklich sehr unsicher auf sie. „Ich ... Es tut mir leid."
Sie nickte. „Schon gut. Kann passieren."
„Nein, ich ... Ach, verdammt, könnte ich Ihre Nummer haben?" Ein Ruck war durch seinen Körper gegangen vor dieser Frage. Plötzlich schien er sehr entschlossen zu sein.
„Mam!" Dorns Stimme klang ungeduldig.
„Sofort", rief sie ihm zu, fummelte an der Innenseite ihrer Jacke herum, um an ihre Brieftasche zu kommen. Ungeduldig rupfte sie das Lederetui schließlich aus der Brusttasche. Die Jacke glitt von ihrer rechten Schulter.
„Darf ich?" Die Hand des Fremden zog den leichten Stoff wieder zurecht. Er hatte schmale Hände, fiel ihr auf. Schmale Hände mit langen, schlanken Fingern.
„Ist noch ungewohnt", murmelte sie unwillig, kämpfte jetzt mit dem Etui. Endlich gelang es ihr, eine der Visitenkarten herauszuziehen, die das SGC ihr zur Verfügung gestellt hatten. Sie reichte sie ihm und blickte auf. „Die unterste Nummer ist mein privater Anschluß. Über die anderen werde ich im Moment wohl nicht zu erreichen sein."
Interessiert las er das Kärtchen, blickte dann auf. „Vashtu Uruhk, ein ungewöhnlicher Name."
Um weiteren Ärger zu vermeiden schob sie das Etui einfach in die Gesäßtasche ihrer Jeans. „Und Sie sind?"
„Oh, ja, natürlich." Jetzt zog er eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche, offensichtlich hatte er sie sich schon vorher bereit gelegt. Ein interessanter Zug an ihm.
Vashtu überflog kurz die Buchstaben, dann nickte sie. „Alles klar, Dr. Finnigan. Einen schönen Tag noch!" Sie winkte fröhlich mit der Visitenkarte und joggte Dorn nach, der zum Eingang des Stadions stapfte.
„Nennen Sie mich einfach Tom!" rief er ihr nach. 

*** 

Triumphierend hielt Dr. Peter Babbis das Antikergerät hoch. In seinem Inneren leuchtete es. „Was habe ich gesagt?" Er drehte sich zu seinem Begleiter um und grinste breit und überlegen.
Dr. James Wallace nickte nachdenklich. „Und was, wenn es eine Waffe ist?" fragte er skeptisch.
„Ich habe jetzt schon mehrmals gesehen, wie Miss Uruhk dieses Ding in der Hand hatte. Muß irgendetwas sein, womit man ... was auch immer macht." Babbis runzelte die Stirn, legte das Gerät vorsichtig wieder zurück auf den Schreibtisch seiner Teamleaderin. Sofort erlosch das Licht in seinem Inneren.
„Eben drum", murmelte Wallace, schürzte die Lippen. „Also hat diese Gentherapie bei dir angeschlagen. Toll, jetzt haben wir zwei mit dem ATA-Gen im Team. Wird einiges einfacher machen."
Babbis nickte, rieb sich seine Armbeuge, als könne er den Stich immer noch spüren. Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Hatte doch was gutes, diese zwei Wochen auf Atlantis. Merkwürdig, daß Landry uns so lange zugestand."
Wallace zuckte mit den Schultern. „Ich fand schade, daß Dorn und ich nicht hinterherkommen durften. Atlantis muß doch klasse sein", in seiner Stimme schwang ein schwärmerischer Ton mit.
„Nicht, wenn man die ganze Zeit zwei gurrende Turteltauben um sich hat." Babbis' Gesicht verdüsterte sich.
Wallace lächelte. „Miss Uruhk und der Lt. Colonel? Ich habe gehört, die beiden seien sehr eng miteinander befreundet."
„Befreundet?" Babbis erinnerte sich da an eine Szene aus der Krankenstation, die er mitangesehen hatte. „Die haben sich schon allein mit ihren Blicken fast gegenseitig aufgefressen! Das wurde schon langsam richtig peinlich. Immer, wenn er dienstfrei hatte, kam der Colonel, saß an ihrem Bett und hielt Händchen."
In Wallaces Gesicht trat ein schwärmerischer Ausdruck. „Sicher sind sie ein schönes Paar. Wie romantisch!" Er seufzte.
„Wie nervend! Ein paar Mal sind sie sich auch um den Hals gefallen und haben sich geküßt." Babbis sah aus, als habe er gerade in eine Zitrone gebissen. Er schüttelte sich. „Kein Wunder, daß das SG-Command sie getrennt hat. Wenn die beiden zusammen wären ... Sie haben sich benommen, als sei der Rest der Welt nicht mehr existent."
„Und trotzdem ist es ihnen letztes Jahr gemeinsam gelungen, ein Wraith-Mutterschiff zu zerstören", wandte Wallace ein. „Ich habe den Bericht gelesen."
Es klopfte.
Die beiden Wissenschaftler wechselten Blicke. Eigentlich sollten sie gar nicht hier sein, fiel ihnen gleichzeitig ein. Eigentlich hatten sie sich um ihre jeweiligen Forschungsgebiete zu kümmern. Vashtu Uruhk hatte ihnen mehr als einmal gesagt, daß ihr Büro tabu sei, wenn sie sich nicht im Cheyenne-Mountain aufhielt.
Wieder klopfte es.
Babbis riß sich zusammen. Seit ihrem gemeinsamen Abenteuer in der Pegasus-Galaxie hielt er sich für etwas wie den Stellvertreter der Antikerin. „Ja?" fragte er so leger wie möglich.
Die Tür öffnete sich und ein muskulöser, farbiger Mann trat ein. Eine goldene Tätowierung prangte in der Mitte seiner Stirn. Mit einem fragenden Blick sah er die beiden Wissenschaftler an, ehe er mit tiefer Stimme fragte: „Ist Vashtu Uruhk nicht hier?"
Babbis richtete sich stocksteif auf. Der Jaffa aus SG-1! „Nein, sie ist zur Zeit krankgeschrieben. Aber ich kann ihr etwas ausrichten, wenn Sie möchten."
Teal'C sah ihn einen Moment mit hochgezogenen Brauen an, dann nickte er, trat vor und reichte ihm eine zusammengebundene Rolle. „Übergeben Sie ihr das bitte. Es ist eine Einladung zu einem Wettkampf. Vielleicht besteht Interesse ihrerseits."
Babbis nickte. „Klar, mache ich." Seine Hand zitterte leicht, sofort legte er die Schriftrolle auf den Schreibtisch, neben das Antikergerät.
Der Jaffa sah ihn noch einen Moment an, dann drehte er sich um. An der Tür blieb er noch einmal stehen und musterte sie beide stumm. Wieder hob sich eine seiner Brauen, doch dann ging er.
Babbis sank in sich zusammen und holte tief Luft.
„Das war ... das war ..." Wallace keuchte.
Babbis nickte. „Ja, das war er." So würdig wie möglich richtete er sich auf und griff sich wieder die Schriftrolle. „Wir sollten gehen." 

*** 

Vashtu schaltete ihren Flachbildfernseher ein, legte die Fernbedienung zurück auf den Tresen und holte eine Tasse hervor. Ein Teebeutel landete darin, während sie sich schon ihrem Wasserkocher zuwandte und einschaltete. Wenigstens war Dorn so nett gewesen und hatte das Gerät bis obenhin aufgefüllt. Damit würde sie wohl über den Abend kommen.
Aus den Augenwinkeln nahm sie das Auftreten zweier Menschen in futuristischer Kleidung wahr und grinste.
Sie hatte die Science-Fiction-Serien entdeckt, die regelmäßig über den Äther gingen. Und sie fand sie sehr amüsant, mußte sie zugeben. Als jemand, der in gewisser Weise eine mögliche Zukunft der Menschen erlebt hatte, genoß sie die teils sehr weit hergeholten Ideen, die manche auf der Erde wohl hatten. Und warum auch nicht? Vielleicht gab es ja in der einen oder anderen Serie noch etwas, was sie irgendwann würde nutzen können.
Der Wasserkocher schaltete sich aus. Sie griff das Gerät und goß sich das heiße Wasser in die Tasse. In diesem Moment klingelte ihr Telefon.
Stirnrunzelnd stellte sie den Kocher auf die Arbeitsfläche. Wer konnte das sein?
Das Telefon lag auf dem niedrigen Wohnzimmertisch, neben ihrem Laptop, der ausgeschaltet und zusammengeklappt auf ihre nächste Sitzung wartete.
Wieder klingelte es.
Vashtu nahm ihre Tasse, umrundete den Tresen und ließ sich auf ihrem Sofa nieder. Den Tee stellte sie vor sich auf den Tisch.
Wieder dieses durchdringende Schrillen. Die Leuchtanzeige des schnurlosen Gerätes blinkte.
Vashtu seufzte und nahm das Telefon, drückte auf den entsprechenden Knopf und hielt es sich ans Ohr. „Ja?"
„Miss Uruhk?" fragte eine dunkle Stimme am anderen Ende der Leitung, die ihr vage bekannt vorkam.
„Ja?" Sie zog das Wort fragend in die Länge.
Ein tiefes Atemholen. „Ich bin es, Tom Finnigan. Sie erinnern sich?"
Vashtu schmunzelte und nickte. „Ja. Ist Ihre Bekannte noch aufgetaucht?"
„Meine Be... ?" Ein Stocken.
Also hatte sie von Anfang an richtig gelegen. Das Schmunzeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Sie wissen schon, Ihre Verabredung mit dem eingegipsten Arm", warf sie ihm den Brocken hin.
„Oh ... äh ... nein, ich fürchte nicht." Er schwieg verlegen.
Vashtu fischte den Teebeutel aus der Tasse und warf ihn auf den Teller, auf dem schon mehrere seiner Art in verschiedenen Zuständen der Austrocknung lagen. „Das tut mir leid für Sie." Sie griff sich die Tasse und setzte sie an die Lippen.
Ein Raumschiff flog durch den Weltraum.
„Kann man nichts machen, fürchte ich", sagte er verlegen. „Aber darum rufe ich nicht an."
Sie nickte und wartete.
Schweigen auch am anderen Ende.
Worauf wartete er? Sollte sie jetzt etwas sagen? Sie wußte es nicht. Ebensowenig wie sie wußte, was sie eigentlich getrieben hatte, ihm ihre Karte zu geben.
„Wie war das Spiel?" fragte er schließlich.
„Interessant", antwortete sie. „Ich war das erste Mal bei einem Baseballspiel. Normalerweise sehe ich mir lieber Football an."
„Sie mögen Football?" Jetzt klang seine Stimme irritiert.
War das ungewöhnlich?
Sie zuckte mit den Schultern, was ihr gleich von einem rasenden Schmerz in ihrem gebrochenen Arm gedankt wurde. „Warum nicht? Ist ein interessanter Sport", antwortete sie ein wenig gepreßt.
„Verzeihen Sie, ich wollte nicht ... Ich meine ..."
„Das war mein Arm. Tat einen Moment lang weh", sagte sie. „Hatte nichts mit Ihnen zu tun."
„Oh!"
Ein Mann unterhielt sich mit einer Frau, die offensichtlich eine Außerirdische darstellen sollte. Vashtu seufzte, senkte den Kopf. „Weswegen rufen Sie an? Doch nicht wegen des Spiels, oder?"
„Äh, nein." Er zögerte. „Ich wollte ... Sie sind ziemlich direkt, wissen Sie das?"
„Das hat mir so noch niemand gesagt", antwortete sie, lehnte sich zurück, nachdem sie die Tasse wieder auf dem Tisch abgestellt hatte. „Ist das schlimm für Sie?"
„Ich würde sagen, es ist ungewöhnlich", sagte er. „Aber auch interessant. Ich wollte sagen, ich ... Naja, irgendwie ... Wollen Sie mit mir essen gehen?"
Vashtu stutzte. „Bitte?"
Ein Seufzen. „Wollen Sie mit mir essen gehen, Miss Uruhk? Vielleicht morgen abend?"
Ihr Blick glitt kurz ab, nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe. Dann nickte sie. „Gut, warum nicht?"
„Ehrlich?" Er klang jetzt wirklich überrascht.
Wieder nickte sie, beobachtete das Treiben auf dem Bildschirm vor sich. Eine wilde Schießerei mit irgendwelchen nachgemachten Energiewaffen war gerade im Gange. „Klar, wieso denn nicht? Sie scheinen ja ganz nett zu sein. Warum sollte ich mich dann nicht mit Ihnen treffen?" Den letzten Grund ließ sie aus, den brauchte er nicht zu kennen.
„Das ist ... Ich freue mich! Um Halb acht?" Jetzt überschlug sich seine Stimme fast.
Irgendwie wurde sie nicht so recht schlau aus diesem Tom Finnigan. Aber ... nun ja, sie würde ihn näher kennenlernen. Dann würde sich vielleicht das eine oder andere klären.
„Gut, um halb acht. Wo treffen wir uns?"
„Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, hole ich Sie ab." Er klang wirklich aufgeregt.
Vashtu zögerte jetzt doch, beschloß dann aber, daß sie schon zu weit gegangen war. Und warum sollte sie sich nicht abholen lassen? Ihr Motorrad konnte sie im Moment nicht bedienen, und Autofahren ... ? Naja, es behagte ihr nicht so sehr, auch wenn sie inzwischen einen Führerschein hatte.
„37 Park Street", sagte sie. „Ich warte draußen."
„Park Street?" Er klang überrascht. „Die Apartmentanlage? Wow! Wie sind Sie denn daran gekommen? Die Warteliste ist doch meilenlang."
Sie schmunzelte. „Ich habe Glück gehabt."
„Sehr viel Glück und sehr gute Verbindungen, scheint es mir." Er schien jetzt wirklich beeindruckt. „Gut, dann bis morgen abend. Ich freue mich."
„Bis morgen." Sie wartete, bis er aufgelegt hatte, dann schaltete sie den Apparat ab und legte ihn stirnrunzelnd zurück auf den Tisch.
Hatte sie tatsächlich eine Verabredung? 

*** 

Babbis stieg aus seinem Wagen und blickte sich kurz um.
Die Gegend war wirklich sehr ruhig. Kein Wunder, daß damals die Nachbarn ...
Er schüttelte den Kopf und schlug die Autotür zu, dann marschierte er den gepflasterten Weg hinauf zum Durchgang in den Innenhof.
Er mußte zugeben, er beneidete die Antikerin. In einer solchen Wohngegend würde er auch gern leben. Aber statt dessen hauste er inzwischen in einem kleinen Apartment am anderen Ende der Stadt und ... Naja, so schlimm wie seine vorhergehende Wohnung war es nicht mehr. Zumindest hatte er nicht ständig den Geruch der Mülltonnen in der Nase und der Verwalter kümmerte sich um einen guten Hausmeisterdienst.
Vashtu kam ihm gerade entgegen die Treppen hinunter, als er diese in Angriff nehmen wollte. Die Antikerin stockte kurz und runzelte die Stirn, ehe sie den Kopf senkte und zu ihm hinuntersah. Diese Reaktion kannte er zwar inzwischen, aber er konnte sie sich nicht erklären.
„Peter, schön, Sie zu sehen", sagte sie, doch ein Unterton in ihrer Stimme verriet, daß es ihr lieber gewesen wäre, wäre er nicht hier.
Was war denn nur los? Seit er sich die Gentherapie hatte geben lassen, angeblich mit ihrem Einverständnis, wie er Beckett angegeben hatte, verhielt sie sich ihm gegenüber sehr distanziert. Zunächst, solange sie noch auf Atlantis gewesen waren, glaubte er die Antwort in ihrem innigen, und nervtötenden!, Verhältnis zu Lt. Colonel Sheppard finden zu können. Doch auch nach ihrer Rückkehr zur Erde ging sie auf Abstand. Dabei hatte er vorher geglaubt, das Eis zwischen ihnen sei endgültig gebrochen.
„Ich wollte nach Ihnen sehen", sagte er und runzelte die Stirn. „Sollten Sie nicht zu Hause bleiben?"
„Ich habe mir den Arm gebrochen, nicht das Bein", entgegnete sie, drückte sich mit einer Grimasse an ihm vorbei.
„Und wo wollen Sie hin? Jetzt, um diese Uhrzeit?" Er folgte ihr wieder zurück zur Straße.
Vashtu blieb stehen und seufzte, dann drehte sie sich zu ihm um. „Das geht Sie nichts an, Peter. Aber wenn Sie es so unbedingt wissen wollen: Ich treffe mich mit jemandem."
Babbis stutzte. „Sie treffen sich mit jemandem?" Aufmerksam sah er sie von Kopf bis Fuß an. Sie trug normale Straßenkleidung, eine Windjacke hatte sie sich locker umgehängt, da der Abend doch etwas kühl geworden war.
Zumindest war der Lt. Colonel nicht hier. Also konnte es wohl nicht so ernst sein. Aber trotzdem. Warum und mit wem traf sie sich denn jetzt schon wieder?
„Es ist schön, daß Sie mich besuchen wollten, Peter, aber im Moment habe ich wirklich keine Zeit." Sie sah ihn streng an. „Wenn Sie an einem anderen Tag kommen würden ... Ich hätte da ohnehin noch eine Kleinigkeit mit Ihnen zu klären."
Babbis stutzte. „Und was?"
Ein Sportwagen hielt am Straßenrand und hupte einmal kurz.
Vashtu drehte sich um und winkte.
Babbis sah vom Fahrtwind zerzauste dunkle Haare und ein Gesicht, das ihn einen Moment lang stutzen ließ. War das nicht? Aber der befand sich doch auf ... ? Er schüttelte den Kopf.
„Ich muß los." Vashtu wandte sich ab.
Da fiel ihm etwas ein. „Warten Sie! Ich soll Ihnen noch etwas geben."
Widerstrebend blieb sie stehen und drehte sich wieder zu ihm um. „Ja?"
Er holte die Schriftrolle aus seiner Jackentasche und hielt sie ihr hin. „Teal'C hat sie für Sie abgegeben. Er sagte, es ginge um irgendeinen Wettkampf."
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Dann ziehen die Jaffa es tatsächlich durch! Hätte ich nicht gedacht. Richten Sie ihm meinen Dank aus und ... Ich melde mich bei ihm."
Babbis blinzelte. "Und was ziehen die Jaffa durch?"
Vashtu grinste, stopfte die Schriftrolle in ihre Jackentasche. "So eine Art Olympische Spiele", erklärte sie. "Nur eben für Jaffa und mit Sportarten und Techniken der Jaffa. Bis dann!" Damit joggte sie zu dem wartenden Wagen hinüber und stieg ein.
Babbis blieb stirnrunzelnd am Straßenrand stehen und sah ihr nach, bis der Wagen verschwunden war.
Woran lag das bloß? Warum nahm sie ihn einfach nicht wirklich wahr?
Er ging zu seinem Wagen zurück, blieb an der Fahrertür stehen und beugte sich über den Außenspiegel. Mit beiden Händen begann er, sein Haar zu bearbeiten, bis es verwuselt war und etwas von seinem Kopf abstand.
Nachdenklich betrachtete er sich einen Moment lang, dann zuckte er sichtlich zusammen, verzog das Gesicht und kämmte sich, ebenfalls beide Hände einsetzend, die Haare wieder in seine vormalige Frisur zurück.
Das fehlte noch!
Über sich selbst wütend stieg er in seinen Wagen und fuhr los. 

*** 

Vashtu nippte an ihrem Rootbeer und stellte die Flasche wieder ab, während sie sich aufmerksam in dem Lokal umsah. „Mexikanisch essen war ich noch nie", gab sie dann zu und sah ihren Gegenüber lächelnd an. „Danke für die Einladung."
Tom nickte. Er schien sie nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sein Mienenspiel glitt zwischen Lächeln und Staunen hin und her. „Sie kommen wohl nicht aus den Staaten, oder?"
Vashtu senkte den Blick und betrachtete den knallbunten Platzteller vor sich. „Nicht richtig, nein", antwortete sie.
Wie sollte sie denn erklären, woher sie kam, wenn er fragte? Plötzlich ging ihr auf, daß sie keine Ahnung von seiner Sicherheitsstufe hatte. Es könnte peinlich werden, auf jeden Fall aber ziemlich unglaubwürdig, wenn sie ihm auch nur ansatzweise die Wahrheit erzählen wollte.
„Dachte ich mir. Ihr Name klingt irgendwie ... asiatisch?"
Asiatisch? Okay, sie mochte chinesisches Essen. Das war doch schon mal was.
„Ja, stimmt. Ich komme aus Asien. Gebürtig, versteht sich."
Jetzt sah er sie irritiert an, beugte sich vor. „Ich trete Ihnen doch nicht zu nahe, oder? Wenn es für Sie zu ... Lassen wir das Thema." Er machte eine kurze, wegwerfende Geste und richtete sich wieder auf.
„Wo kommen Sie denn her, Tom?" fragte sie.
„Atlanta. Das war zumindest eine der Stationen, wo ich länger hängengeblieben bin." Er verzog unwillig das Gesicht. „Mein Vater war bei der Army."
Sie nickte. „Aber Sie sind es nicht."
Auf Atlantis war das früher etwas anders gewesen. Wer in das Militär eintrat, schaute meist auf eine ziemliche Ahnenreihe zurück, ebenso wie es den Wissenschaftlern ergangen war. Wahrscheinlich hatte sie deshalb den bequemen Weg eingeschlagen ...
„Nein, ich bin es nicht. Sie haben ja meine Karte." Er beugte sich wieder vor, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, faltete die Hände und legte sein Kinn darauf. Sinnend musterte er sie. „Bei Ihnen allerdings ... Was machen Sie beruflich?"
„Oh!" Vashtu lehnte sich zurück und knabberte an ihrer Unterlippe. „Ich ... ich bin in der Forschung." 

*** 

>>>>>„Können Sie das testen?" Dr. Caylep hielt ihr etwas hin.
Vashtu runzelte die Stirn. „Das ist ..."
„Bitte, nehmen Sie es in die Hand, ja? Können Sie es aktivieren?"
Der Wissenschaftler erntete einen verächtlichen Blick von ihr. Sie griff nach dem kleinen würfelförmigen Gerät, das auf der Stelle aufleuchtete, sobald sie es berührte.
„Und weiter?" fragte sie genervt.
„Was ist es?" Caylep beugte sich fasziniert vor.
Vashtu verzog das Gesicht, konzentrierte sich kurz und ließ das Gerät anspringen. Eine einlullende Melodie erklang und Lichtreflexe schimmerten auf den Wänden des Labors.
„Das ist ein Nachtlicht für Kinder."„Jetzt reicht es!" Drohend hob sie die P-90 und hielt sie dem Warlord direkt vor die Nase. „Du pfeifst sofort deine Leute zurück, sonst kannst du dir ein neues Gehirn bestellen. Klar?"
Theorim nickte und sah sie flehend an, während er die Hände hob.
„Wir sind hergekommen, um mit dir zu verhandeln. Und du lockst uns in eine Falle? Ich dachte, wir seien Geschäftspartner."
„Das war die Anweisung von Rodirhc", wisperte er.
„Rodirhc?" Ihre Augen glänzten kalt. „Wer ist Rodirhc? Wieso kenne ich diesen Namen nicht?"
„Er ist der, dem ich mich angeschlossen habe." Theorim schien vor ihren Augen immer mehr zusammenzuschrumpfen.
„Dann wirst du jetzt diesen Rodirhc kontaktieren und ihm sagen, daß Vashtu Uruhk von der Erde ihm das nächste Mal sein verdammtes Mutterschiff unter seinem beschissenen Arsch wegschießt, wenn er das noch einmal versucht. Klar? SG-27 ist ein Handelspartner für die Lucian Alliance, ich lasse mir das von einem durchgeknallten Vollidioten nicht vermasseln! Bisher hat es doch zwischen uns gut geklappt, oder, Theorim?"
Er nickte nur mit großen, feuchten Augen.
„Alles verstanden?"
Wieder ein Nicken.
Durchdringender Uringeruch stieg Vashtu in die Nase. Sie richtete sich mit noch immer verhärtetem Gesicht auf, hielt die Waffe aber weiter im Anschlag.>>>>„Dorn, Sie und Wallace bleiben in der Nähe des Tores", befahl sie dem Marine. „Sorgen Sie für eine rasche Heimkehr."
Der Marine nickte. Doch anders als sonst schien ein wenig Sorge in seinem Blick zu liegen.
„Und was wollen Sie tun?" wandte Babbis sich an sie.
Vashtu verzog das Gesicht, als sie wieder ungebremst die Gedanken des Wissenschaftlers empfangen konnte. „Sie kommen mit mir. Wir beide statten dem guten alten Theorim einen Besuch ab. Los!" Sie schlich sich durch die Büsche, mit ihrer P-90 den Weg sichernd.
Babbis kroch hinter ihr her, so tief gebeugt, wie es nur ging. Seine Gedanken schrien sie weiter an.
Bis zu Theorims Hauptquartier war es nicht sonderlich weit. Sie brauchten nicht mehr als ein paar Minuten, ehe sie dort eintrafen.
Vashtu gab dem Wissenschaftler Zeichen. Der zögerte, und seine Gedanken verrieten ihr, daß er sehr genau nachdenken mußte, dann nickte er aber und nahm neben ihr Aufstellung, immer noch geduckt.
Gemeinsam sprangen sie auf und rannten los, hechteten in eine neue Deckung. Vashtu zog ihren Lebenszeichendetektor hervor und betrachtete ihn. Zwölf Männer, bedeutete sie Babbis schließlich und nickte ihm die Richtung.
Er nickte wieder, Entrüstung in seinen Gedanken.
Vashtu biß die Zähne fest aufeinander, um nicht laut loszubrüllen.
Warum hatte Carson ihm nur die Gentherapie verabreicht? Soweit sie wußte, hatte niemand ihm eine derartige Anweisung gegeben. Im Stillen beschloß sie, den Arzt bei ihrem nächsten Treffen zu fragen - und ihm auch von ihrem Problem mit dem künstlichen Gen zu berichten.
Neben der Eingangstür nahmen sie Aufstellung. Vashtu konzentrierte sich, gab ihrem Begleiter wieder Zeichen. Babbis nickte und richtete seine Automatik auf die Tür. Vashtu löste sich von der Wand, mühte sich kurz mit ihren Fremdzellen ab, bis diese endlich beschlossen, ihren Dienst doch aufzunehmen, und trat mit aller Wucht gegen die Tür. Diese barst nach innen.
Sofort setzten Babbis und sie nach. Ohne genau zu sehen, was vor ihr war, drückte ihr Finger bereits den Abzug der P-90 durch. Sie schwang den kurzen Lauf, sprang vor und schlüpfte in das Langhaus. Babbis folgte ihr dicht auf.
Seine Gedanken wisperten, daß es ihm unheimlich war, wie sie sich verhielt. Und sie mußte ihm recht geben. Doch sie konnte die Aggression nicht aufhalten, sie brach sich einfach Bahn. Keine Gefangenen!
Sie schoß sich den Weg frei, um zu Theorims Wohnstatt zu kommen. Und dabei spürte sie, wie ihre Wut sich immer mehr steigerte.
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