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TGE Combined - Fire of War von Atlan, Colonel Maybourne

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1.26 Das dreckige Dutzend
von Atlan




„Okay, Jungs und Mädels, bereit für den Tanz?“
„Sir, Jawohl, Sir!“, antworteten die Männer und Frauen des Ersten Bataillons der 2nd Brigade der 134th FOT-Division 'All Terrans' ihrem Colonel, Evan Lorne, Commander der 2nd Brigade. Die Fast Orbital Troopers, oder auch Orbitalspringer, die vor Colonel Lorne standen standen stramm, den Helm unter dem einen, das Gewehr über dem anderen Arm. Evan lächelte zufrieden. Natürlich waren sie bereit 'zu tanzen'. Seine Troopers verstanden ihr Geschäft und allesamt waren sie toughe Veteranen. Seit der Invasion von Arcadia, zu Beginn der immer noch laufenden Operation Roundhammer, war das 134th beinahe unentwegt im Einsatz gewesen, um Planet um Planet von den Ori zurückzuerobern. Wo es den regulären Marines und dem Heer der Erdstreitkräfte zu heiß wurde, griffen die FOTs ein und sprangen mit ihren Orbitallandekapseln, OLC, vom Orbit aus direkt ins Kampfgeschehen, um den Auftrag doch noch zu Ende zu führen – und dies schafften sie immer. Auch heute würden sie wieder abspringen und den Erdstreitkräften einen weiteren Sieg bescheren.
„Sie alle waren beim Briefing und wissen daher, was uns erwartet“, sagte Colonel Lorne zur versammelten Alpha- und Bravokompanie seines Ersten Bataillons, die sich hier mit ihm Absprungraum der EDS William Wallace befanden. „Das Stargate des Planeten Feros wird extrem schwer bewacht und ist von Festungsanlagen umgeben. Bevor unsere lieben Freunde von der Army anrücken und im Sand spielen können, müssen wir erstmal aufräumen.“ Die Männer und Frauen lachten. Als Elitetruppe der Erdstreitkräfte, die nach den ST-Teams der Special Forces das härteste waren, was die Erde aufzufahren hatte, lächelten sie nur milde über die Army und die regulären Marines. Dies war jedoch aus ihrer Sicht – und der Sicht vieler anderer – gerechtfertigt, denn jeder FOT war vor seiner Rekrutierung bereits ein Veteran einer regulären Einheit gewesen. Was zu ihrem Ruf als 'Harte Hunde' – oder wie manche auch hinter ihrem Rücken flüsterten 'Psychos' – beitrug war die Methode, mit der sie zumeist ins Geschehen eingriffen. Landungsboote der Hellebarde-Klasse oder auch die bewährten Walküren waren viel zu langsam, um durch die Luftabwehrperimeter des Feindes zu gelangen und wurden vor Einführung der Landekapseln sehr häufig abgeschossen, ohne auch nur einen einzigen Trooper in den Kampf zu entsenden. Deswegen hatten die Wissenschaftler des Wega-Projektes die OLCs erfunden. Die kleinen Einmannkapseln wurden aus speziellen Abschussrohren eines Raumschiffes mit extremen Geschwindigkeiten auf einen Planeten geschossen und schlugen dort mit großer Wucht aus. Der Trooper sprang dann augenblicklich heraus und griff ins Geschehen ein. Das war eigentlich der riskante Teil des Berufes eines Troopers, denn die Überlebensrate pro Abwurf lag bei 95%. Im Klartext hieß das, dass nur 95 von 100 Troopers den Abwurf überlebten. Viele verbrannten bei falschem Eintrittswinkel in der Atmosphäre oder wurden von der feindlichen FlaK abgeschossen.
Dies ging Colonel Lorne jedes einzige Mal durch den Kopf, als die Troopers der ersten Welle die Kapseln bestiegen. Er tröstete sich damit, dass es immer noch sicherer war, als mit einer Walküre in die Schlacht zu fliegen, wo man ein größeres Ziel abgab und mit jedem abgeschossenen Vogel mehr Menschen starben, als wenn eine OLC verloren ging. Simple und kalte Statistik. Er bestieg nun auch seine Kapsel, wie es Brauch war. Der CO einer Orbitalspringereinheit wurde immer zuerst abgeschossen, um seinen Soldaten mit gutem Beispiel voranzugehen. Doch eigentlich geschah dies, um dem Kommandeur die größte Überlebenschance zu bieten. Die erste Kapsel hatte immer die beste Chance durchzukommen, weil die FlaK sich noch nicht eingeschossen hatte. Welle um Welle hatte es schwieriger durchzukommen, weshalb die meisten Troopers es bevorzugten mit der ersten Welle abzusteigen, auch wenn die Landezone noch 'heiß', also nicht gesichert war.
Eine Durchsage des Kommandierenden Admirals der Flotte folgte. „Admiral Dreyfus an alle Troopers: Überflug über das Ziel in T Minus 20 Sekunden. Viel Glück 134th! Glück ab!“
„Glück ab!“, wiederholten die Troopers wie im Mantra diesen alten Spruch, den die Fast Orbital Troopers von ihren Vorgängern, den Fallschirmjägern, übernommen hatten. Lorne atmete tief durch, als er merkte, dass seine Kapsel bereit gemacht wurde, um abgesprengt zu werden. „Auf geht’s, greifen wir uns ein paar Ori!“ Mit diesen Worten wurde seine Kapsel abgeschossen, ihm folgten die beiden Kompanieführer und dann die ersten Squads. Kaum abgeschossen wurden die Rohre von oben nach beschickt und neue OLCs wurden bereit gemacht.
Von jedem einzelnen Schiff der Flotte, das größer war als eine Fregatte, starteten die Troopers ihrem nächsten Tanz auf Feros entgegen.

„Kann ja wieder heiter werden“, meinte PFC Kojo 'Jojo' Agu. Der Kenianer überprüfte noch einmal sein Mk. 14 Designated Marksman Rifle, bevor er einen Schlag auf den Hinterkopf von seinem Squadleader bekam. Gunnery Sergeant Edward Buck schüttelte nur den Kopf. „Hör endlich mit deinem Zynismus auf, Jojo. Nützt dir eh nichts mehr.“ Einige Mitglieder des Squads, Corporal Giuseppe Crespo, PFC Taylor van Voosen und PFC Danielle Clerc, stimmten dem zu. „Bei jedem Absprung das gleiche, Jojo“, meinte Clerc. Sie fuhr sich über den rasierten Schädel, während sie in der Schlange weiter nach vorne ging. „Kannst Du nicht einmal positiv denken?“ Der Holländer van Voosen lachte kurz auf. „Wieso sollte er? Immer wenn er ein schlechtes Gefühl hat, kommen wir wohlbehalten zurück. Von mir aus kann er weitermachen.“ Jojo Agu schüttelte nur grimmig den Kopf. „Genug gekichert, ihr Schulmädchen!“, bellte Sergeant Buck ruppig und deutete mit dem Kopf auf einen TRAV-Offizier, der sich zu ihnen gesellte. Buck salutierte leicht. „Lieutenant.“ „Sergeant, sind Ihre Männer bereit?“, fragte Lieutenant Karl Lichter. „Jawohl, Sir“, entgegnete Buck ohne viel Elan und ließ den Lieutenant vorbei schreiten. Corporal Crespo schloss zum Gunny auf. „Hey, Sarge, wer ist der Österreicher?“ Crespo bezog sich auf den Akzent des TRAVlers. „Herr Nachrichtendienst“, entgegnete Buck. „Ich weiß nichts genaueres, nur, dass er vor wenigen Stunden abkommandiert wurde, um heute mein Squad zu übernehmen. Wir müssen wohl oder übel mitspielen.“ „Yippie...“, stieß Clerc aus und stieg in ihre Kapsel. „Jojo hat doch Recht, das kann ja wieder heiter werden...“ Die Kapsel verschloss sich, nachdem sie sich angeschnallt hatte.

Eddi Buck grinste und stieg in seine Kapsel und setzte den luftdichten Helm auf. „Aufsatteln.“ Der Rest des Squads gehorchte ihrem Sergeant und wenige Sekunden später wurden auch sie abgeschossen.
Die zwölf Kapseln sausten dem Boden entgegen. Gunny Buck versuchte möglichst ruhig zu atmen, als seine Kapsel in die Atmosphäre eintauchte und die Hitzeschilde anfingen rot aufzuleuchten, während seine Flugbahn stabil blieb. Er warf einen Blick auf eine Anzeige, die ihm den Status seines Squads in Realzeit angab. 'Soweit, so gut...', dachte er im Stillen. Noch kein Ausfall, alle Kapseln hielten. Vielleicht hatte sein Squad heute ja Glück und landete wenigstens vollzählig. Lieber im Kampf gefallen, als in einem fliegenden Sarg umgekommen, das war Edward Buck's Motto. „Hier Lieutenant Lichter, sende Sequenz für das Feuern der Manöverdüsen. Ausführung in 10!“, bellte plötzlich die Stimme des Geheimdienstlers durch die Funkgeräte von Buck's Squad.
Der Gunny überflog kurz die NAV-Daten, die der Lieutenant gerade übermittelt hatte. Einen Moment zögerte er. Diese Daten würden sie weit abseits von der Landezone runterbringen und sein Squad unnötig in Gefahr bringen. Aber im Gegensatz zu seinem Team hatte der Lieutenant ihn bereits eingeweiht in den Geheimauftrag, für den seine Gruppe zwangsrekrutiert worden war.
„Verstanden“, brummte Buck also und aktivierte die Manöverdüsen. Es gab einen kräftigen Ruck und die Kapsel änderte rasch den Kurs, als sie in die untere Atmosphäre eintrat und die letzten Wolken passierte. Nun konnten die Orbitalspringer auch das Abwehrfeuer der Ori sehen. Die bläulichen Plasmakugeln suchten nach ihnen und trafen – bis auf eine Ausnahme – nicht.
„Bin getroffen, bin getroffen!“, schrie Lance Corporal Hataki Iso nur Augenblicke, bevor seine Kapsel explodierte. Buck senkte kurz das Haupt. Zwar war sein Lance Corporal kein Christ gewesen, aber im Tod waren sie doch alle gleich. Jeder Orbitalspringer ging anders mit dem Tod eines Kameraden um, doch alle teilten die Bitternis in ihren Herzen, wenn ein Trooper noch vor dem Kampf starb.
Doch Buck konnte sich nicht länger damit beschäftigen, denn in diesem Moment setzte seine Kapsel krachend auf dem Boden auf, die Bremsraketen hatten nur Sekunden vorher nach Plan gezündet. Das Schott der Kapsel wurde aufgesprengt und Buck sprang hinaus, das Sturmgewehr im Anschlag. Er befand sich auf einem kleinen Plateau, von dem aus er den Hauptkampfplatz einsehen konnte. Mindestens 300 Troopers waren bereits im Kampf und stürmten die Schützengräben und Komplexe der Orikrieger, während immer mehr Trooper vom Himmel stiegen. Er rief eine Anzeige auf seinem Heads Up Display auf. Sein Team hatte punktgenau aufgesetzt. Er konnte gerade noch einen Treffpunkt auf der digitalen Karte setzen, dann wurde er auch schon von Plasmafeuer eingedeckt. Er warf sich auf den Boden hinter seiner Kapsel und gab einige Salven aus seinem SCAR zurück. Dann griff er zu einer Splittergranate an seinem Gürtel und warf sie im hohen Bogen auf das feindliche Feuer zu. Die Granate explodierte und Buck stürmte nach vorne. Er war mitten in einer feindlichen Geschützbatterie gelandet, überall waren Schützengräben verstreut und aus dem Augenwinkel sah er zwei Troopers in den gleichen Graben springen, wie er. Sein HUD identifizierte sie als Jojo und Danielle Clerc. Buck streckte zwei Ori mit einer Salve aus seinem Gewehr nieder und zog dem dritten den Gewehrkolben über. Er ging in die Hocke und wartete darauf, dass Jojo und Clerc näher kamen. „Sarge“, meinten Beide fast simultan, nachdem sie ihre ersten Feinde an diesem Tag niedergemacht hatten. Clerc warf sich ihre M1014 Schrotflinte lässig über die eine Schulter. „Sarge, kannst Du uns mal verraten, warum wir in einer Geschützbatterie gelandet sind?“ Edward Buck schüttelte nur den Kopf. „Keine Ahnung, aber besser ist, wir stoßen zum restlichen Squad...“
Buck rannte, gefolgt von Kojo Agu und Danielle Clerc, auf die Position zu, die er per Signal markiert hatte und wo schon der Rest des Squads die Stellung hielt und feindliches Feuer abwehrte.

Sergeant Buck und seine beiden Untergebenen begaben sich schnellen Schrittes zur Position ihres Teams. Dies war recht einfach, denn der Korridor zu besagtem Schützenloch war bereits geräumt. Buck duckte sich unter zwei Plasmasalven hinweg, sprang ins Schützenloch und nahm das Gewehr in Anschlag, um anrückende Oritruppen in ihren Stellungen festzunageln. „Was haben wir?“, fragte Buck. „Mindestens 50 Ori vor uns, dazu noch Geschützmannschaften“, sagte PFC Achmed Uhman „Weitere Ori nähern sich von Westen.“ „Verdammte Scheiße...“, stieß Buck nur aus und feuerte weiterhin gezielte Salven auf den Feind.
Dies ging für mehrere Minuten so weiter, bis schließlich nach zwanzig Minuten die Munition zu neige ging. „Wir versuchen einen Ausbruch“, sagte der LT schließlich. Buck sah zu Lichter, der ihm nur stumm zunickte. Buck nickte ebenfalls. „Ihr habt den LT gehört! Jojo, Uhman und ich selbst machen die Vorhut, der Rest gibt uns Deckung, bis wir eine weitere Stellung gefunden haben. Ausrücken!“ Mit diesen Worten sprang Eddie Buck aus dem Schützenloch und pirschte voran. Nur wenige Plasmasalven flogen ihm um die Ohren, was nur einen Schluss ziehen ließ: Die Ori wollten Gefangene. Und wer war schon besser geeignet, als eine separate Einheit der FOTs. Kaum war dieser Gedanke ausgesprochen erwischte ihn eine volle Breitseite aus Betäubungswaffen und krachend stürzte der Sergeant zu Boden.


Sergeant Edward Buck erwachte erst einige Stunden später wieder und fand sich in einem äußerst schäbigen Raum wieder, seine Kameraden in seiner Nähe. Als er sich aufrichtete und sich die Stirn rieb, bemerkte er weitere Soldaten überall im Raum. Es handelte sich jedoch zumeist um Krieger von mit der Erde alliierten Planeten, Galanar, Hebridaner, Remaner. Buck stieß einen kurzen Fluch aus. „Was zum Teufel ist passiert?“ „Nachdem die Ori Sie betäubt hatten, waren wir bald darauf an der Reihe und am Ende mussten sich die übrigen ergeben, weil sie keine Munition mehr hatten“, sagte der Lieutenant sachlich. Er sah, dass er seine Offiziersinsignien abgenommen und mit Corporalsstreifen vertauscht hatte. Clever, das musste Buck zugeben. Im Gegensatz zu den irdischen Gepflogenheiten, behandelten die Ori – und eigentlich alle anderen Völker und Gruppierungen der Galaxis – Offiziere noch schlechter, als die Mannschaftsränge. Offiziere wurden nun einmal als Geheimnisträger angesehen und waren daher Beute für die Folterknechte der Oriarmee. Jeder Offizier bei Verstand trug daher zusätzlich noch Unteroffziersstreifen bei sich, um im Falle einer Gefangennahme sich nicht der Folter gegenüber zu sehen. „Ganz toll, ganz toll. Wo sind wir? Auf einem Gefangenentransporter?“ Die Squadmitglieder nickten stumm, beinahe mit Grabesstille. Dem Sergeant fiel dies sofort auf, weshalb er fragte: „Warum die langen Gesichter?“ „Man hat uns vorhin mitgeteilt, wohin man uns bringt“, erklärte Jojo. „Sie bringen uns nach Hell's Gate.“ Die letzten zwei Worte ließen die Luft um Jojo fast augenblicklich zu Eis erstarren.

Hell's Gate – auch genannt Point of No Return, Inferno, Alcatraz 2.0 oder auch treffend formuliert 'Netu in schlimmer'. Hell's Gate war ein ehemaliges Goa'Uldgefängnis auf Dante II, einem Planeten tief im von den Ori beherrschten Sektor. Nachdem die Ori dieses ehemalige Gefängnis gefunden hatten, waren sie mehr als willens gewesen, seine Nutzung wieder aufzunehmen. Der Planet selbst war schon eine Qual. Etwas weiter entfernt von seiner Sonne als die Venus, aber weniger als die Erde, war der Planet eine einzige Vulkanwüste. Äußerst aktive Vulkane und Lavafelder machten die Oberfläche aus und die Sauerstoffatmosphäre des Planeten war äußerst dünn und staubig. Wer eine Stunde ohne Sauerstoffmaske an der Oberfläche herumspazierte, riskierte zu ersticken.
Das Gefängnis Hell's Gate selbst war einer der kleineren Vulkane des Planeten und war von den Goa'Uld und später dann von den Ori immer mehr zum Gefängnis ausgebaut worden. Der Vulkankrater beherbergte eine 500 Meter lange und 100 Meter breite Röhre in der sich der eigentliche Gefängniskomplex befand. Die Zellen befanden sich natürlich auf den unteren Ebenen, wo sie dem immer noch brodelnden Lava und Magma stärker ausgesetzt waren, als die Wächter, die auf den oberen Ebenen hausten. Nur im Fall hoher Vulkanaktivitäten oder eines Ausbruchs würden Hitzeschilde und Schutzschilde aktiv werden. Doch Hell's Gate war nicht nur für die Gefangenen eine Qual, auch für die Wächter und ihren kommandierenden Prior. Wer zu inkompetent war – selbst für die Oriarmee – der wurde als Wache nach Hell's Gate abkommandiert, zur Strafe. Gleiches galt für Priore, die zu wenig Bekehrungen vorzuweisen hatten. Wächter wie Gefangene teilten die Hitze und Entbehrungen, teilten das lausige und karge Essen und teilten die Wohnverhältnisse, die sich bei den Wächtern nur durch echte Betten und hin und wieder eine Klimaanlage unterschieden – und der Tatsache, dass die Wächter Hell's Gate nach einer gewissen Zeit wieder verlassen konnten.
Der Kriegsgefangene, der einmal in Hell's Gate saß, blieb auch dort. Der Planet besaß kein Stargate, lag fernab von Handelsrouten, wo ein Frachter zufällig hätte auf den Planeten aufmerksam hätte werden können und wurde ständig von Orischiffen beschützt. Endstation für jeden Erdsoldaten, der das Pech hatte in diesen Albtraum zu geraten.

„Willkommen in der Hölle, Ihr Sünder!“, bellte ein stämmiger und sadistisch drein blickender Oriunteroffzier. Er hob eine Atemmaske. „Setzt nun Eure Atemmasken auf, wenn Ihr noch einige Zeit leben wollt. Da wir nette Menschen sind, dürft Ihr noch einmal einen Spaziergang machen, bevor Ihr euer neues zu Hause betretet.“ Er setzte seine Maske auf und deutete mit seiner Stabwaffe auf die gut fünfzig Kriegsgefangenen, die alle aneinander gekettet waren. Die Frachttore des kleinen Gefangenentransporters öffneten sich und herein strömten sofort Staub, Hitze und sehr trockene Luft. Die Wächter spornten ihre Gefangenen an weiterzugehen. Das Schiff hatte sie auf einem Plateau abgesetzt, das durch eine Stahlbrücke mit dem Vulkan verbunden war. Viele Kriegsgefangene stöhnten schon nach wenigen Metern auf. Vor allem Hebridanern benötigten eine wesentlich feuchtere Atmosphäre und Remus war ein äußerst kalter Planet. Buck wusste schon jetzt, dass viele seiner Mitgefangenen nicht lange überleben würden. Entweder würden die Lebensbedingungen sie zu Grunde richten, oder sie würden sich das Leben nehmen. Seinem Squad und anderen Erdsoldaten ging es noch einigermaßen gut. Die Marines und Heeressoldaten trugen noch ihre BDU's, die sich dem jeweiligen Klima anpassten und möglichst gute Bedingungen für den Träger herstellten. Die Orbitalspringer hatten es sogar noch besser, trugen sie doch praktisch leichte Raumanzüge, die sogar mit einer Klimaanlage ausgerüstet waren. Buck versuchte dies zu genießen, solange er konnte, denn er wusste, dass einige Orikrieger ihnen die Kleidung bald abnehmen würden, um selbst besseren Hitzeschutz zu bekommen. Er sah sich um. Sein Squad verhielt sich vorbildlich. Die eine Hälfte setzte einfach nur stumm den Marsch fort, während die andere Hälfte, darunter Kojo Agu, Danielle Clerc und Lieutenant Lichter, mit Adleraugen die Umgebung in ihr Gedächtnis brannten. Buck selbst hatte bisher zwei Wachtürme am Kraterrand bemerkt und weitere nahe des Landefeldes. Wahrscheinlich waren die Wachen bereits mit den neuen Mark 2 Stabwaffen bewaffnet, von denen er gehört hatte. Er musste davon ausgehen, dass sie noch auf 500 Metern treffsicher und tödlich waren. Er beschleunigte seinen Schritt, um den Lieutenant aufzuholen. „Glauben Sie immer noch, dass es eine gute Idee war, sich extra gefangen nehmen zu lassen?“ Lichter sah ihn nachdenklich an. „Glauben Sie mir, Sergeant. Wüssten Sie die ganze Wahrheit, dann...“ „Dann klären Sie mich auf“, entgegnete Buck ruhig. „Ich kann Ihnen besser helfen, wenn ich weiß, warum wir hier sind.“ Lichter überlegte kurz und sah sich dann verstohlen um. „Einverstanden, aber nicht jetzt, sondern wenn wir ungestört in unserer Zelle sind.“ Buck nickte zustimmend und stellte dann das Gespräch ein, bevor einer der Wächter aufmerksam wurde.


Nach weiteren zehn Minuten waren sie schließlich am oberen Rand des Vulkans angekommen. Etwa auf dieser Höhe befand sich die oberste Ebene des Gefängnisses. Der stämmige Orikrieger ließ die Kolonne anhalten und aktivierte sein Funkgerät. „Brücke aktivieren.“ Einige Sekunden geschah nichts, doch dann flimmerte plötzlich die Luft und eine Brücke entstand aus dem Nichts. Der Orikriger betrat zuerst die Energiebrücke. „Vorwärts, Ungläubige!“ Erst zögernd und dann durch Schläge der Wächter ermutigt betraten die Kriegsgefangenen die Energiebrücke. Auf der Oberseite von Hell's Gate wartete bereits ein Begrüßungskomitee auf die Neuankömmlinge. Dieses bestand aus einem Prior, der schon einmal bessere Tage erlebt hatte, und vier Orioffizieren, die ebenfalls nicht wie aus dem Ei gepellt waren. Der Prior trug zwar seine Robe, jedoch ließ er seine Haare wachsen und trug einen ungepflegten Bart. Wer in seiner Nähe stand konnte eine Fahne riechen. Wer an diesem Ort leben musste und an Alkohol kam ertrank darin natürlich seine Sorgen.
Nachdem die neuen Kriegsgefangenen sich vor ihm hatten aufstellen müssen richtete er einige Worte an sie und stützte sich dabei auf seinen Stab. „Willkommen, Neuankömmlinge. Ihr habt sicherlich alle schon von Hell's Gate gehört, deswegen mache ich es kurz. Einmal in diese Anlage gebracht kommt ihr nicht wieder heraus. Ich schlage euch deshalb vor, dass ihr euch mit euren Mitgefangenen arrangiert oder eurem Leben so bald, wie möglich ein Ende setzt. Mehr hab ich nicht zu sagen. Ascetic Zeel, übernehmen Sie.“ „Okay“, antwortete der stämmige Orisoldat. Nach diesen wenigen und alles andere als inspirierenden Worten ging der Prior und betrat durch eine sich öffnende Luke wieder das Innere. Eine zweite, größere Luke öffnete sich, nachdem die erste sich bereits wieder geschlossen hatte
„Vorwärts, Sünder, rein da“, sagte Ascetic Zeel, dessen Rang in den Erdstreitkräften das Äquivalent eines Staff Sergeant war, und half Buck nach, indem er ihm seine Stabwaffe in die Seite rammte. Der Gunny Sergeant ging in die Knie, ließ jedoch keinen Laut hören. Er ignorierte den Orisoldaten einfach, denn ihm war klar, dass er ihn nur provozieren wollte, um seinen Spaß an ihm zu haben, bevor er Buck umbrachte. 'Nicht mit mir, Schweinebacke', dachte Buck und folgte den anderen Gefangenen durch die Luke.

Die Temperaturen im Inneren von Hell's Gate waren beinahe genauso hoch, wie draußen, jedoch für jeden, der gerade von draußen kam, eine nette Abkühlung von einigen Grad Celsius. „Sachen ausziehen, alles abgeben. Ihr dürft nur zwei persönliche Dinge behalten, also entscheidet euch klug.“ Buck begann damit seinen Orbitalspringeranzug auszuziehen und beobachtete die Wächter aufmerksam. Besonders Zeel schien ein perverses Vergnügen daran zu haben den Gefangenen beim ausziehen zu zusehen. Beunruhigend war, dass er weniger den Frauen – Danielle Clerc und Janet O'Donald – zusah, sondern seinen Blick eher Vladimir Orlow, einen von Bucks Männern, gerichtet hielt. Vermutlich lag es daran, dass Vladimir noch recht jung aussah. Buck nahm sich vor auf ihn aufzupassen, damit Zeel nicht Hand an ihn legen konnte. Wusste Gott allein, wie lange Zeel schon hier war und wie sehr er dabei verwildert war.
Buck hatte inzwischen alles abgelegt, bis auf seine Unterwäsche und seine Hundemarken. Sein Squad hatte es ihm gleich getan und stand nur noch in Unterwäsche da. Die Wächter schritten sie ab und überprüften, ob auch alles seine Richtigkeit hatte. Zeel nahm – wie erwartet – Vladimir ins Visier und sah ihn sich näher an. Er ging um ihn herum und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr und grinste schelmisch. Vladmir reagierte nicht, doch seine Augen sprachen Bände. Einer von den anderen Wächtern hatte einen Blick auf Danielle Clerc geworfen. Er fuhr mit seinem Finger über ihren rasierten Schädel. „Schade, schade, dass deine Haare so kurz sind, denn ansonsten bist Du ja ganz ansehnlich. Er legte eine Hand auf ihre Hüfte, doch sie griff zu und drehte die Hand um. „Nein Danke, ich steh nicht auf Mädchen.“ Mit diesem Worten brach sie ihm das Handgelenk und spuckte ihn an, bevor zwei weitere Wächter sie festhielten und Zeel auf sie einschlug. Sie setzte sich zu Wehr, bis Buck intervenierte. „Private!“ Er rannte auf sie zu und hielt sie ebenfalls fest. „Ganz ruhig, Danielle, darauf warten die doch nur. Du kannst dich später noch an denen auslassen, keine Sorge.“ Die Soldatin beruhigte sich langsam und die Wächter schubsten sie wieder in die Reihe. „Wieder in die Reihe“, meinte Zeel dann auch zu Buck und schlug ihm in die Rippen. „Ja, ja, ich mach ja schon, Schnucki“, antwortete Buck kopfschüttelnd. Wahrscheinlich war es nicht so klug gewesen, dies zu sagen, aber er musste zeigen, dass er sich nicht einschüchtern ließ.
„Anziehen“, meinte Zeel und jeder Gefangene bekam einen bräunlichen Overall zugeworfen. Einige hatten Einschusslöcher, die wieder geflickt worden waren und ebeneso eingetrocknete Blutflecken. Sie waren also nicht die ersten Besitzer dieser Kleidungsstücke. „So und jetzt ab zu euren Freunden“, meinte Zeel und wies auf eine Plattform, die sich absenken ließ. Das Squad musste die Plattform als erstes betreten, die anderen Gefangenen wurden zurückgehalten, dann wurde sie abgesenkt. Die Wächter blieben oben. Bevor sie aus Zeel's Sichtfeld verschwanden lächelte dieser noch Vladimir zu. Dieser schüttelte sich. „Warum krieg ich eigentlich immer die Psychos ab?“ „Hast halt so ein hübsches Babyface“, meinte Private Scofield. „Schnauze, Sco, oder Du darfst mitspielen, wenn Zeel mich besucht“, konterte Vladimir wütend. Private Caruzzo runzelte nur seine buschigen Augenbrauen. „Mich würde eher interessieren, was Du mit 'immer' meinst?Willst Du uns vielleicht was beichten, Vladi?“ Lieutenant Lichter, der sich bisher bedeckt gehalten hatte, griff ein. „Das reicht jetzt.“ Buck stimmte dem Lieutenant zu. „Ne Ahnung, was wir zu erwarten haben?“ Die Plattform setzte ihre Abwärtsfahrt fort und der Lieutenant antwortete schließlich nach einigem Überlegen: „Ich weiß es nicht, schließlich ist bisher niemand zurückgekehrt. Ich kann nur annehmen, dass uns schreckliches erwartet.“ Damit hatte der Geheimdienstler zum Teil Recht.

Die Plattform hielt endlich an und gab die Orbitalspringer frei. Sie waren auf der Zellentraktebene angekommen und danach sah es auch noch einigermaßen aus. Zwar war die Ebene etwas verwüstet und heruntergekommen, sah aber noch immer wie ein Gefängnis aus. Die Ebene bestand nur aus einem langen Gang, in dessen Wände Zellen eingelassen waren, die jedoch weit offen standen und anscheinend niemanden beherbergten. Auf einer Empore lungerten einige gelangweilte Wachen herum. „Macht ja gar nicht mal so einen schlechten Eindruck“, meinte Jojo und sah in die Zellen. Hin und wieder sah er einige Matratzen, aber das war dann auch schon alles. Aus einer der Zellen trat plötzlich ein heruntergekommener Mann um die 50 Jahre, der früher einmal wohl genährt gewesen sein musste, jedoch deutlich eingegangen war. Sein ausgemergeltes Gesicht erhellte sich, als er die Neuankömmlinge sah. „Frischlinge, he?“ „Jep“, meinte Buck. „Sergeant Buck, 134th FOT.“ „Orbitalspringer, so, so. Hätte nie gedacht, dass die Ori euch zu fassen kriegen würden.“ Das Squad sah mit eiskaltem Blick simultan Lieutenant Lichter an. Dieser räusperte sich. „Nun, wir hatten einfach einen schlechten Tag.“ „Sicher...“, murmelte der Mann. „Wenn ich fragen darf, wer sind Sie? Sie kommen mir bekannt vor.“, fragte Danielle, um eine Konversation in Gang zu bringen. Der ältere Mann lächelte kraftlos. „Rear Admiral Eugene Redwing zu ihren Diensten.“ Er deutete einen Salut an, doch die FOTs standen sofort stramm. Admiral Redwing winkte lächelnd ab. „Lasst mal sein, Troopers, in Hell's Gate sind wir alle gleich. Und selbst wenn: ich bin nur ein heruntergekommener Admiral, der nichts zu kommandieren hat.“ Buck entspannte sich. „Wenn Sie das meinen, Admiral, Sir.“ „Da ihr hier neu seit, kennt ihr sicherlich die Regeln noch nicht“, meinte Redwing nachdenklich und zeigte auf seine Zelle. „Kommt mit, ich erzähl euch das notwendigste.“ Sie folgten dem Admiral in dessen Zelle, die genauso erbärmlich war, wie alle anderen. Buck, Lichter, Clerc, Jojo und Caruzzo folgten dem Admiral, der Rest blieb mit wachsamen Augen draußen. Sie ließen sich auf dem Boden nieder und Redwing lehnte sich mit einem ersten Gesichtsausdruck zurück. „Zuallerst müsst ihr wahrhaben, dass dies kein richtiges Kriegsgefangenenlager ist.“ „Soviel haben wir auch schon rausgekriegt... Sir“, sagte Private Caruzzo. „Nur weil ihr Troopers Ascetic Zeel kennengelernt habt?“, fragte Redwing lachend. „Zeel ist noch eine der harmlosesten Gestalten in Hell's Gate.“ Jojo musste dabei erst einmal schlucken. „Was gibt es denn heir noch, Sir?“ „Lasst mich etwas ausholen“, meinte Redwing und befeuchtete seine Lippen, die in dieser stickigen Luft schnell trocken wurden. „In Hell's Gate herrscht das Gesetz des Stärkeren. Die Wächter tun nur das nötigste, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, damit es keinen Aufstand gibt. Einige Soldaten unter der Führung von einem gewissen Sergeant Omar haben es geschafft die Essensverteilung unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie kontrollieren damit praktisch Hell's Gate. Die anderen Gefangenen müssen mitspielen, oder sie kriegen kein Essen. Ich habe Glück, einen Admiral könnten sie vielleicht noch mal gebrauchen, weswegen ich separat von den Ori Essen erhalte. Zeel und seine Männer unterstützen dies auch noch und kriegen dafür einen Gefangenen oder eine Gefangene nach Wahl, die sie... nun ja, ich glaube, dass muss ich nicht ausführen.“ Lieutenant Lichter nickte nachdenklich. Redwing fuhr fort: „Nun ja, das macht aber weder Omar und seine Anhänger, noch Zeel und die Ori sonderlich beliebt. Kleinere Kämpfe und Scharmützel sind an der Tagesordnung und beinahe jeden Tag sehe ich, wie die Ori Leichen nach oben schleppen, um sie zu entsorgen. Hin und wieder kommen dann noch Kopfgeldjäger und liefern Offiziere gegen Belohnungen aus und wenn sie dann nicht zufrieden sind führt das auch zu einem Blutbad. Hier ist also immer was los.“ Buck konnte das nicht fassen. „Erdsoldaten, die sich gegenseitig abschlachten...“ „Aber wahr, mein Sohn“, meinte Admiral Redwing. Erneut meldete sich Lichter zu Wort. „Sagen Sie, Sir, hat man vor einigen Tagen zufällig zwei Soldaten hierher gebracht, einen Stabsoffizier und einen Flight Chief? So innerhalb der letzten Woche?“ Redwing verzog den Mund. „Warum fragen Sie?“ „Das möchte ich lieber nicht sagen, Sir“, meinte Lichter und sag sich verschwörerisch um. Redwing verstand. Die Wände hatten schließlich Ohren. „Ja, vor vier Tagen. Die Offizierin wurde mit einem Sack über dem Kopf an mir vorbeigeführt, der Flight Chief wurde hiergelassen. Sie ist nach einem Tag weiter in den Komplex rein, um dort ihr Glück zu versuchen.“ Lichters Gesicht erhellte sich. „Sie wissen nicht zufällig, wo die Offiziere hingebracht werden, wenn sie hier neu sind?“ Redwing lachte trocken auf. „Nun, ich weiß es aus eigener Erfahrung, Sohn. Unterste Ebene, Hochsicherheitstrakt für VIPs. Vor zwei Monaten hat man mich erst entlassen, jetzt sollte da niemand mehr sein außer der neuen Offizierin. Sie wird wohl in diesem Moment gefoltert...“ Lichter schluckte und sah zu Buck. „Sergeant, ich schlage vor, wir sehen uns das einmal näher an und suchen den Flight Chief.“ Buck nickte grinsend. „Wenn Sie meinen, Lieutenant“, entgegnete Buck zögernd und blickte zu seinem Squad. „Aber wir sollten nicht mit zwölf Mann da auftauchen. Damit würden wir die Bosse nur provozieren.“ Der Lieutenant nickte verstehend. „Gut, dann gehen Sie mit und noch zwei ihrer Leute.“ Buck nickte und sah zu seinen Leuten. „Danielle, Ben, ihr kommt mit, der Rest leistet dem Admiral Gesellschaft.“ „Jawohl, Sarge“, entgegnete das Squad lauthals. Admiral Redwing legte dem Sergeant die Hand auf die Schulter. „Hier, nehmen Sie das mit, für den Fall der Fälle.“ Buck betrachtete, was der Admiral ihm anbot. Es war ein Stück Metall, das man zu einem Messer geschliffen und den Griff mit Stoff umwickelt hatte. Ein primitives Mordinstrument, aber sicherlich praktisch. „Ich danke Ihnen, Sir. Wir sind bald zurück.“ Buck erhob sich zusammen mit dem Lieutenant, Private Clerc und Private Ben Scott und wollte gerade tiefer in den Komplex, als seine Männer ihn aufhielten. „Was gibt es, Private?“, fragte Lieutenant Lichter für Sergeant Buck. Prvate Achmed Uhman verschränkte die Arme vor der Brust. „Nichts gegen Sie, Sarge, aber wir trauen dem Lieutenant nicht. Es ist seine Schuld, dass wir hier sind und nicht in unserer vereinbarten Landezone aufkamen. Wir wollen eine Erklärung, bevor wir weitermachen.“ Lieutenant Lichter trat an den Private heran. „Mir gefällt Ihr Ton nicht, Private. Aber Sie haben sicherlich Recht. Wenn wir von unserer Erkundung zurück sind, werden sie alles erfahren, ich gebe ihnen allen mein Wort.“ Das reichte dem Squad fürs erste und sie ließen Buck, Lichter, Danielle und PFC Scott durch. „Corporal, übernehmen Sie mit einem ihrer Männer die Suche nach dem Flight Chief, versuchen Sie sie irgendwie aufzuspüren. Leider kenne ich den Namen nicht, also müssen Sie sich durchfragen.“ Giuseppe Crespo salutierte zackig. „Jawohl, LT.“ Buck verstaute das Messer gut unter seiner Kleidung und schritt an der Seite von Lichter tiefer in den Komplex hinein.


Auf Feros war die Lage inzwischen ruhiger geworden. Die 2nd Brigade der 134th hatte die Landezone und das Stargate unter schweren Verlusten eingenommen. Besonders das 3rd Battailon hatte es schwer getroffen. Colonel Lorne saß gerade in seinem provisorischen Hauptquartier und überlegte, wie er das 3rd einigermaßen provisorisch verstärken konnte, als sein Sergeant Major eintrat. Der Sergeant Major der Brigade salutierte stramm vor Lorne. „Irgendetwas neues von Sergeant Buck's Squad, Williams?“ Sergeant Major Williams schüttelte betroffen den Kopf. „Nein, Sir, wir haben nur ihre Landekapseln gefunden. Bis auf den Lance Corporal haben es alle geschafft, auch der Spitzel. Sie sind nur einfach... verschwunden.“ „Verständlich, wenn man in einer feindlichen Geschützbatterie landet“, dachte Lorne laut. „Ich habe keine Ahnung, was dieser TRAV-Agent sich dabei gedacht hat.“ Er wand sich dem Kartentisch zu und aktivierte die Kommunikationsanlage. „Bauen Sie eine Verbindung zu TRAV auf, ich will mit Colonel König sprechen“, befahl Lorne dem Tech-Corporal, der das Subraumfunkgerät bediente. Einige Sekunden geschah nichts, dann meldete sich der Corporal zu Wort. „Es tut mir Leid, Sir, aber TRAV sagt, dass König nicht zu sprechen ist. Sie befindet sich anscheinend im Urlaub.“ „Tolles Timing“, kommentierte Evan Lorne. „Ich verliere ein Team wegen TRAV und der Chef ist im Urlaub. Stellen Sie mich dann einfach zu einem anderen hohen Tier durch.“ Er blickte zu Williams. „Warum holen Sie sich nicht eine Tasse Kaffee. Das könnte ne Weile dauern.“ Sergeant Major Williams grinste und trat ab, während sich Lorne niederließ und aus mehreren tausend Lichtjahren Entfernung TRAV auf den Zahn fühlte.


„Sie hätten es Ihnen vorher sagen sollen, Lieutenant“, knurrte Buck dem Lieutenant nach zehn Minuten Fußmarsch zu. „Das gefällt mir nicht.“ Sie waren inzwischen zwei Ebenen weiter unten im Komplex und die zunehmende Hitze war spürbar geworden. Langsam kamen sie in bewohnte Gebiete. In einigen Ecken vegetierten Kriegsgefangene vor sich hin, viele von ihnen waren sehr dünn, was auf Unterernährung schließen ließ. Admiral Redwing hatte also die Wahrheit damit gesagt, dass einige Kriegsgefangene die Essensverteilung übernommen hatten und damit ihre Mitgefangenen unter ihre Kontrolle brachten. Danielle besah sich die Gefangenen im Vorbeigehen und konnte nur den Kopf schütteln. „Jetzt sind wir schon selbst unser größter Feind.“ „Das war der Mensch schon immer, Private“, meinte Lieutenant Lichter. „Unser Trieb nach Macht und Selbsterhaltung stellt alles andere hinten an, auch unser Treueeid auf die Vereinten Nationen.“ „Ich muss es trotzdem nicht gut finden, Sir“, meinte Danielle. Private Scott spähte aus den Augenwinkeln die Umgebung ab. „Sarge, wir werden beobachtet.“ Buck drehte sich nicht um, sondern blickte weiterhin nach vorne. „Ja, die gehören hier wohl zu den Machthabern, wollen uns Neuankömmlinge ausspionieren. Bleib ruhig, Ben.“ Der junge Brite nickte seinem Sergeant stumm zu, machte sich aber dennoch bereit innerhalb von Augenblicken zu reagieren.
Die vier Soldaten erreichten nun einen großen, offenen Raum, an dessen rechter Seite ein großer Trog vor einem elektronisch gesicherten Öffnungsventil stand. „Hier wird wohl das Essen ausgeteilt“, meinte Buck und sah sich etwas weiter um. „Da kommt das Begrüßungskomitee.“ Aus einer großen Zelle, die mit einem Vorhang versehen worden war, traten vier Männer und zwei Frauen, allesamt gut trainiert. Buck wunderte es nich, dass sie hier das Kommando hatten, wenn er sich die anderen Personen in dem Raum betrachtete. Allesamt abgemagert, so wie die anderen Personen, die er bisher gesehen hatte. Lichter ließ die Gruppe anhalten und baute sich auf ohne sonderlich aggressiv zu wirken, aber auf jeden Fall entschlossen. Buck stockte, als die sechs Kriegsgefangenen näher kamen. Auf ihren Oberarmen prangten Tattoos und die waren ihm mehr als bekannt. Vier von ihnen trugen einen stilisierten Totenschädel, der von einem Flammenkranz umgeben war, eine Frau und ein dunkelhäutiger Mann mit einem schmuddeligen Bart trugen zwei gekreuzte Sturmgewehre auf einem Schild. Beides waren die offiziellen Tattoos der Fast Orbital Troopers der Erdstreitkräfte. Die sechs Kriegsgefangenen, die hier den Streitkräften Schande machten, waren FOTs.
„Na, was haben wir denn da“, meinte der Schwarze mit dem schmuddeligen Bart. Er trug nur Stiefel, Shorts und ein Muskelshirt, ähnlich wie seine Kameraden. Er trug noch seine Hundemarken – Staff Sergeant Walter Omar. „Frischfleisch rieche ich auf fünfzig Yards.“ „Jep, wir sind neu hier“, meinte Lichter. „Wir wollen einfach nur durch und unser Ding durchziehen.“ Lichter wollte sich gerade in Bewegung setzen. „Na, na, nicht so schnell. Ihr seit neu, also kennt ihr die Regeln sicher noch nicht: Wer hier neu ist muss uns bezahlen. Alles hier drinnen läuft über uns und jetzt müsst ihr uns schon mal einen Vorschuss bezahlen.“ „Womit denn, man hat uns alles abgenommen“, entgegnete Danielle Clerc ruppig wie immer. Der Dunkelhäutige streckte seine Hand nach ihr aus. Ben Scott schoss vor und stoppte seine Hand, bevor er Danielle berühren konnte. Er spannte seine Muskeln an und Danielle sah den Dunkelhäutigen mit eiskalten Augen an. „Daran kannst Du gerne im Traum denken, Schnuckel.“ Scott ließ den Mann loß, blickte jedoch weiterhin kampfbereit drein. „Das reicht jetzt“, zischte Buck. Dem Gunny gefielen diese miesen Entschuldigungen für FOTs zwar auch nicht und er würde sie am liebsten gleich auf der Stelle vor ein Erschießungskommando stellen, aber ihre Mission ging vor, das hatte der Lieutenant ihm schon mehrmals klar gemacht.
Edward Buck stellte sich vor seine Leute, als die sechs Bosse sich gerade bereit machen wollten eine Schlägerei wegen Scott's ungebührlichem Benehmen anzufangen. „Lasst uns einfach durch, FOTs, wir wollen keinen Ärger und ihr sicherlich auch keinen mit uns.“ Der Dunkelhäutige blickte Buck tief in die Augen und ließ dann lieber von Danielle ab. Er trat einen Schritt zurück. „Verpisst euch, bevor ich's mir anders überlege.“ Buck nickte zufrieden und setzte seinen Weg fort. Doch noch bevor sie um die erste Abzweigung bogen rief der ehemalige Sergeant Omar: „Und Du, Kleine, dich krieg ich noch, keine Sorge!“
„Wär gut, wenn wir auf dem Rückweg nen anderen Weg nehmen könnten“, meinte Lichter. „Ich möchte nicht mehr Aufsehen erregen als nötig.“ „Nichts dagegen, LT“, meinte Buck.

Es dauerte weitere sieben Minuten bis Buck, der LT, Danielle und PFC Scott den VIP-Flügel erreicht hatten. Dabei handelte es sich nur um einen großen Raum, dessen Wände mit Zellentüren gepflastert waren. Zwei Ori-Wachen patrouillierten in unregelmäßigen Abständen vor den Zellen und setzten sich dann wieder an einen Tisch, um sich von der Hitze zu erholen. „Was wollen wir hier?“, fragte Danielle den LT. Lichter sah sich mit Adleraugen um. „Wir suchen jemanden. Und jetzt leise, ich muss was rauskriegen. Lenkt solange die Wachen ab.“ Mit diesen Worten huschte Lichter auf die erste Zelle zu und sah durch das Spähloch in der Zellentür. „Verdammt“, stieß Buck nur aus, doch Private Scott reagierte und ging mit gesenktem Blick auf die Wachen zu. Die sprangen von ihren Stühlen auf und richteten die Plasmawaffen auf ihn. „Halt, was tust Du hier, Gefangener?“ Scott sah sie verwirrt an. „Ist das hier nicht der Weg zu den Toiletten?“ Die eine Wache legte die Stirn in Falten. „Willst Du uns verarschen, Mann?“ Scott spielte weiter seine Rolle. „Nein, mein Herr, warum denn? Wissen sie wirklich nicht, wo die Toiletten sind?“
Während Scott dieses Spiel mit der Verspieltheit eines Briten durchzog hatte Lieutenant Lichter sein Ziel fast erreicht. Erneut blickte er durch ein Zellenfenster. In einer dunklen Ecke hockte ein Mensch mit einer Haube über dem Kopf und zusammen geketteten Händen. Doch das überzeugte ihn nicht, sondern ein kleines Detail: einen sehr auffälligen Ring an der linken Hand. Er kannte diesen Ring sehr gut. Lichter gönnte sich ein Lächeln. 'Das ist Sie', dachte er im Stillen und wurde schnell aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Wächter plötzlich vor im stand. Der zweite Wächter hielt PFC Scott am Kragen. „Hey, Du, was machst du hier?“ Bevor der LT auch nur mit einem Wort antworten konnte, hatte er schon die Schulterstütze der Stabwaffe Mk. 2 im Bauch. Ächzend krümmte er sich zusammen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht antwortete der Geheimdienstler: „Ich habe... doch nur die Toilette gesucht.“ „Meine Rede“, kommentierte PFC Scott. „Dann verschwindet!“, blaffte der eine Wächter und zeigte in die Richtung, wo sie hergekommen waren. „Irgendwo dahinten ist ne Toilette, also weg mit euch.“ „Ja, ja, sind ja schon weg“, entgegnete Scott und verschwand fast so schnell, wie Lichter.
Schnell waren sie zu Buck und Clerc zurückgekehrt. Buck verbarg wieder das Messer, das er vorsorglich gezückt hatte. „Und?“ „Nummer 1 auf unserer Liste ist abgehakt, ich hab unseren VIP, Sarge“, meinte Lichter zufrieden, trotz Unterleibsschmerzen. „Und wer ist das?“, fragte Danielle angespannt. „Ich sagte schon einmal, dass ich das erzähle, sobald wir unseren Rundgang beendet haben.“ „Na gut, was jetzt?“, fragte Danielle. „Die Pilotin unseres VIPs“, entgegnete der LT. „Ich hoffe, dass Corporal Crespo sie hat aufspüren können.“

Sie kehrten zurück zu ihrem Ausgangspunkt und versuchten dabei möglichst das Hauptquartier der Gefängnisbosse zu umqueren. Sowohl Gunny Buck als auch Lieutenant Lichter hatten kein Interesse an einer unnötigen Konfrontation. Einigermaßen entspannt betraten sie den Korridor, in dem Admiral Redwings Zelle lag, wo auch Crespo und Private Achmed Uhman zu ihnen stoßen – ohne einen weiblichen Piloten. „Kein Glück gehabt?“, fragte Buck seinen Corporal. Crespo schüttelte bedrückt den Kopf. „Leider nein, Gunny. Sie soll aber vor kurzem noch da gewesen sein, vermutlich haben die Wächter sich sie geholt. Ich hab mir sagen lassen, dass die so hin und wieder ein bisschen... Dampf ablassen.“ „Großartig, ein neues Problem“, murmelte Lichter wütend. Es ging nicht alles nach Plan und das machte ihn nervös. Endlich kam die Zelle in Sicht – und allen stockte der Atem. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft, eine verkohlte Leiche lag auf dem Boden. Buck und die anderen Mitglieder des Suchteams spurteten auf die Zelle zu. Admiral Redwing, Sani 'Doc' Cheng und die PFC's Vladimir Orlow und Frank Scofield mühten sich damit ab einen angeschossenen und blutenden PFC Kojo Aga zu versorgen, der wie am Spieß schrie. „Um Gottes Willen, was ist hier passiert?“, fragte Danielle schockiert. Rear Admiral Eugene Redwing blickte auf. Sein Gesicht war schneeweiß, beinahe gespenstisch. „Zeel's Oriwächter sind passiert. Sie kamen auf einer Patrouille vorbei und haben dabei Private O'Donald gesehen.“ Scofield übernahm an dieser Stelle. In seinen Augen war nichts außer Wut zu sehen, denn Janet O'Donald war seine beste Freundin im Squad. „Als sie sich weigerte mitzugehen und sie handgreiflich wurden hat Caruzzo versucht ihr beizustehen, wurde aber niedergeschossen. Dann haben sie wild auf uns draufgeschossen.“ Er blickte angewidert die verkohlte Leiche an. Auch Scofield hatte eine böse Schulterwunde, ignorierte diese jedoch und ließ den Sanitäter Kojo helfen.
Buck beugte sich jetzt zu Kojo Agu runter und griff seine Hand. „Ganz ruhig, Jojo, das wird wieder.“ Kojo mühte sich ein Lächeln ab, hustete dann jedoch vor Schmerz. „Sie sind ein schlechter Lügner, Sarge.“ Er packte Buck's Hand fester und sah seinem Sergeant in die Augen. „Versprechen Sie mir, dass Sie und die anderen hier rauskommen, Sarge.“ „Wir nehmen dich mit, Jojo, noch darfst Du die Beine nicht hochlegen“, sagte Buck mit gespieltem Humor. „Wohl eher nicht“, sagte Kojo und spuckte Blut. „FOTs für immer, Sarge.“ Mit diesen Worten hauchte Kojo Agu seinen letzten Atem aus und Buck löste sich aus der Umklammerung des Toten. „Für immer, Jojo“, murmelte er betrübt und schloss die aufgerissenen Augen des Soldaten. Der Sani räusperte sich. „Dich trifft keine Schuld, Doc“, meinte Buck und erhob sich. „Die Ori sind Schuld und das werde ich ihnen jetzt verklickern.“ „Ich kann nicht noch einen Toten gebrauchen“, warf Lichter ein. „Halten Sie's Maul!“, bellte Buck seinen Vorgesetzten an, der unmerklich kleiner wurde. „Die Ori haben eine meiner Soldatinnen und werden sie vielleicht tot-vergewaltigen und ich muss was dagegen tun!“ „Ich komme mit“, meinte Redwing entschlossen. „Ich bin zwar ein gefangener Admiral, aber immer noch ein Admiral. Vielleiht kann ich Ihnen bei einem Gespräch mit dem Prior nützlich sein.“ „Ich danke Ihnen, Admiral“, erwiderte Buck aufrichtig und sah dann Lichter an. „Bevor wir aufbrechen werden Sie meinen Leuten noch sagen, warum wir überhaupt auf ihrer Super-Geheimmission hier sind.“ Lichter blickte in die Augen der entschlossenen Orbitalspringer und eines ebenso interessierten Rear Admirals und nickte dann schließlich. „Na gut, reden wir.“

Sie ließen sich auf dem Boden nieder, nachdem sie ihre Toten behelfsmäßig mit Tüchern bedeckt hatten, und Lichter begann zu erzählen. „Vor einigen Tagen ist ein VIP-Transport an einem Frontabschnitt nahe dem Euclat-System abgeschossen worden. Als ein Bergungsteam der Flotte eingetroffen war, waren der Passagier und der Pilot bereits weg, von den Ori gefangen genommen. TRAV konnte die Spuren der Gefangengenommenen jedoch bis nach Hell's Gate zurückführen. Der Plan war schnell gefasst: ich sollte mich einem Trupp Soldaten anschließen, mich gefangen nehmen und nach Hell's Gate bringen lassen. Es musste FOTs sein, denn nur die werden ausnahmslos nach Hell's Gate gebracht.“ „Danke, dass wir dafür bluten durften!“, knurrte Scofield wütend, während Doc noch dabei war seine Wunde notdürftig mit einem semisauberen Tuch zu reinigen. Lichter sah ihn ausdruckslos an. „Private, dieser VIP ist wichtiger als Sie, wichtiger als Ihr Squad, wichtiger als ich und wichtiger als ein ganzes Geschwader Hammerheads. Wenn die hiesigen Ori den VIP zu den Orici bringen, dann ist die Erde so was von in den Hintern gekniffen, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“ „Dann erhellen Sie uns, Lieutenant“, meinte Admiral Redwing. „Wer ist der ominöse VIP.“ Lichter blickte den Admiral aus den Augenwinkeln an. „Colonel Nina König, die Direktorin von TRAV.“
„Das... nenn ich eine Überraschung“, meinte Sergeant Buck nach einigen stummen Sekunden der Überraschung. „Also all das, um König hier rauszuholen?“ „Allerdings“, meinte Lichter. „Colonel König ist eines der wichtigsten Mitglieder des Führungsstabes der Erdstreitkräfte. Sie ist essentiell für die Planetare Sicherheit, ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn der Feind sie ausquetscht. Dutzende Geheimprojekte müssten verlagert werden. TRAV würde ins Chaos gestürzt werden.“ „Nett und wir dürfen das ausbaden“, meinte Danielle. „Ja“, antwortete Lichter schlicht. „Aber keine Sorge, ich habe einen Plan, wie wir hier verschwinden können. Aber wir müssen schnell handeln, innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage, bevor man auf die Idee kommt den Colonel zum zuständigen Orici zu bringen.“ „Aber nicht ohne Private O'Donald“, sagte Buck entschlossen und erhob sich. „Admiral, wenn Sie so freundlich wären...“ Redwing nickte und stand ebenfalls auf. „Ja, gehen wir.“ Lichter schüttelte nur den Kopf. „Riskieren Sie nicht unseren Plan, Mann.“ „Ich gebe einen Dreck auf Ihren Plan, LT“, meinte Buck wütend. „Ich hab schon drei Squadmitglieder verloren und ich habe nicht vor noch eines zu verlieren. Gehen wir.“ Er übergab sein Messer an Danielle. „Passt gut auf euch auf.“ Lichter verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie schon mal da sind: Gucken Sie doch mal nach, ob sie einen Flight Chief Petty Officer Sarah Michaels, 3rd Air-Wing, finden.“ Buck nickte und verschwand dann.

Admiral Redwing schaffte es, dass er und Edward Buck zum Prior vorgelassen wurden, um über die Freilassung von PFC O'Donald zu verhandeln. Der Prior ließ die beiden Männer in den Einzelhaft-Trakt bringen und wartete auf einem Stuhl sitzend. Er war gerade dabei einen Besser mit selbst gebranntem Schnaps zu füllen, als ein Wächter Redwing und Buck hereinführte. „Sie wollten mich sprechen, Admiral?“, fragte der Prior gelangweilt und nahm einen großen Zug seiner 'Medizin'. „Ihre Wächter haben meine Leute überfallen und grundlos zwei von ihnen umgebracht und zudem noch Private Janet O'Donald gefangen genommen, um sich höchstwahrscheinlich an ihr zu vergehen. Als ranghöchstes Mitglied der Erdstreitkräfte fordere ich die Freilassung des Privates.“
„Sie fordern etwas?“, fragte der Prior belustigt und fuhr sich über den stoppeligen Kopf. „Sie sind gar nicht in der Position etwas zu verlangen.“ „Sir, ich darf Sie an die Genfer Konventionen zur interplanetaren Kriegsführung erinnern“, sagte Redwing hoffnungsvoll und mit steinernem Gesicht. „Die Ori haben diese Vereinbarungen nie unterschrieben“, meinte der Prior nur und trank noch ein wenig Schnaps. „Dafür profitieren Sie und ihre Bosse davon aber außerordentlich“, zischte Buck und fing sich einen Schlag in die Rippen von Admiral Redwing ein. Er fragte: „Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass wir Private O'Donald frei bekommen können?“ Der Prior überlegte kurz und goss sich nach. „Ja, indem sie mir endlich die Koordinaten von Sanctuary nennen“, sagte der Prior.
Redwing verzog das Gesicht. „Sie können doch nicht glauben, dass ich Ihnen die Koordinaten unseres Hauptquartiers nenne.“ „Dann dürfen Sie gerne zusehen, wie meine Männer Private O'Donald zu Tode vergewaltigen, wie diesen weiblichen Flight Chief.“ „Flight Chief?“, fragte Buck misstrauisch. Der Prior griff zu einer vor ihm liegenden Akte. „Flight Chief Petty Officer 2nd Class Sara Michaels.“ Buck ließ sich nichts anmerken. Das war also der Grund, weswegen man Oberst König's Pilotin nirgendwo gefunden hatte. Er sah kurz zu Admiral Redwing. Der hob beschwichtigend die Arme. „Das wird nicht nötig sein, Sir. Sie haben gewonnen, ich gebe Ihnen die Koordinaten von Sanctuary.“ Der Prior überreichte ihm ein Platt Papier und einen Stift und Redwing schrieb die Koordinaten von Wega VIII, dem Hauptquartier der Erdstreitkräfte, nieder. „Ich werde das natürlich überprüfen lassen, aber solange dürfen Sie sie wieder mitnehmen“, meinte der Prior etwas aufgeheitert. Vielleicht durfte er ja jetzt endlich diesen Felsen verlassen und wieder in die Zivilisation zurückkehren. Er öffnete eine Nebentür, wo sich der Aufenthaltsraum der Wächter befand. In diesem lag Janet O'Donald gefesselt und geknebelt auf dem Boden und versuchte mit aller ihr zu Verfügung stehenden Kraft sich zu befreien, jedoch vergeblich. „Sie sind frei“, erklärte der Prior und löste die Fesseln mit Telekinse. Die zwei Wächter, die in der Ecke gesessen hatten und sich schon auf die Soldatin gefreut hatten, wollten protestieren, ließen es dann aber doch sein. In Hell's Gate oder nicht, einem Prior musste man immer Respekt erbringen, auch wenn es einem nicht gefiel. Buck und Redwing nahmen sich Janet unter je einen Arm und verließen dann möglichst schnell diesen Trakt des Gefängnisses.
Als sie wieder auf ihre Ebene mit dem Fahrstuhl zurückgeschickt wurden, fragte Buck: „Sir, Sie haben denen doch nicht wirklich die galaktischen Koordinaten von Sanctuary gegeben, oder?“ Eugene Redwing lächelte verschlagen. „Natürlich nicht, mein Sohn. Er hat die Koordinaten von 23 Librae, einem unbewohnten System im äußersten Herrschaftsbereich der Erde. Sanctuary würde ich nie opfern, aber das gibt uns genug Zeit, damit wir fliehen können.“ „Danke, Sir“, sagte O'Donald nachdenklich. Sie hatte noch einmal Glück gehabt.


Zurück in Admiral Redwing's Zelle, das zum inoffiziellen Hauptquartier ernannt worden war, setzten sich wieder alle in einen Kreis und begannen Kriegsrat zu halten. „Also, Lieutenant, was haben Sie für einen Plan?“, fragte Redwing. Wortlos griff sich Lichter in den Mund, suchte nach einem bestimmten Zahn und zog mit aller Kraft daran. Er stöhnte kurz auf, dann versichte der Schmerz auch schon und er hielt einen Zahn in der Hand. Lichter zerbrach ihn und hervor kam ein äußerst winziges Gerät. „Unsere Fahrkahrte in die Freiheit.“ Er übte etwas Druck aus, dann begann das Gerät zu leuchten und verfuhr so für zehn Sekunden. „Unser Taxi hat damit ein Signal gekriegt, sich in Bewegung zu setzen und uns morgen abzuholen“, meinte Lichter mit einem hinterhältigen Grinsen. „Taxi?“, fragte Redwing. „Ein Navyschiff?“ „Nein, Sir, das würde hier nie reinkommen. Wir haben einen Insider, seit Jahren schon“, erklärte Lichter. „Wer es ist, werden Sie später noch erfahren. Er wird morgen auf dem Landefeld auf uns warten.“ „Gut, aber wie kommen wir aus dem Gefängnis?“, fragte Danielle Clerc. „Ausbruch 101“, kommentierte Lichter dies. „Wir schnappen uns eine Geisel und pressen uns den Weg frei, währen die anderen Wachen abgelenkt ist.“ „Ist das nicht etwas einfach?“, gab Scofield zu Bedenken. „Aus Hell's Gate zu fliehen ist einfach“, sagte Buck. „Die Wachen sind demotiviert und das Gefängnis marode. Das Problem ist es vom Planeten zu kommen und das Problem hat der LT ja gerade gelöst.“ Lichter nickte. „Und jetzt hört zu, ich erkläre euch euren Teil im Plan. Ich fürchte jedoch, dass ihr Teil der anspruchsvollste wird, Private Orlow.“ Vladimir Orlow verzog fragend das Gesicht. „Mein Teil...?“


Am nächsten Morgen begann Operation Ausbruch.
Vladimir Orlow, der vor einer abgeschlossenen Tür stand, die den Bereich der Wärter mit dem der Gefangenen verband, atmete noch einmal tief durch und suchte noch einmal nach dem Messer, das er am Körper versteckt hielt. Ausgerechnet ihn hatte man für diesen Teil des Jobs ausgesucht, aber es nützte nichts. Ascetic Zeel hatte nun einmal ein Interesse an ihm gehabt, weshalb er am besten geeignet war. Da musste er jetzt durch, ob er wollte oder nicht. 'Dann wollen wir mal...', dachte er und drückte den Knopf einer Gegensprechanlage. „Wer ist da?“, kam die Stimme vom anderen Ende der Leitung, es war Zeel. „Hier ist Vladimir Orlow“, meldete Vladimir sich zu Wort. „Sie erinnern sich vielleicht an gestern, als ich hier im Gefängnis ankam?“ „Und?“, fragte Zeel, der anscheinend nicht mehr wusste, wer Orlow war. „Sie... haben gestern Interesse an mir gezeigt und ich würde gerne mit Ihnen reden... und vielleicht noch mehr.“ Er musste sich zusammenreißen, um nicht wie die kleine Straßenstrichhure zu klingen, mit der er sich auf Osireus VII vergnügt hatte. Einige Augenblicke war es ruhig, dann antwortete Zeel: „Komm rein.“ Die abgeschlossene Tür öffnete sich quietschend und Vladimir schlüpfte herein. Sein Herz beruhigte sich langsam. Der schwere Part war seiner Meinung nach schon geschafft, aber er musste trotzdem aufpassen und Zeel in Sicherheit wiegen. Nach wenigen Schritten durch einen kurzen Gang stand er dann auch schon vor Zeel. Der trug nichts außer einem T-Shirt und Shorts, wohl um die Hitze etwas besser zu ertragen, trug jedoch seinen Schulterhalfter mit der Oriversion einer tragbaren Plasmapistole. „Es überrascht mich, dass Du freiwillig zu mir kommst. Normalerweise muss ich mir mit Gewalt holen, was ich haben will“, meinte Zeel. Vladimir senkte seinen Kopf und spielte den Unterwürfigen. „Ich wollte vor meinen Kameraden nichts dazu antworten, weil sie mich nicht akzeptieren würden als das, was ich bin.“ Zeel nickte verständnisvoll. „Schon klar.“ Er deutete auf ein Bett. „Dann komm her.“ Zeel wand sich um und begann damit sein Gürtelschloss zu öffnen. Darauf hatte Vladimir gewartet. Er zückte das Messer, sprang vorwärts und hielt es Zeel an die Halsschlagader, während er mit der anderen Hand nach der Plasmapistole griff. „Zieh deine Hose lieber wieder an, unser Date wurde grad gecancelt. „Was zum Teufel soll das?“, fragte Zeel wütend, rührte sich jedoch nicht, weil er das Messer an seiner Halsschlagader außerordentlich gut spürte. „Sorry, aber wir machen jetzt einen kleinen Ausflug.“ Vladimir steckte das Messer ein und drückte Zeel dessen eigene Plasmapistole in den Rücken. „Vorwärts.“ Sie legten die paar Schritte zum Sicherungsschott zurück und auf der anderen Seite erwarteten sie schon Doc, Admiral Redwing und Danielle Clerc. Danielle nahm das Messer von Vladimir. „Respekt, Vladi, gut gemacht“, kommentierte sie und fuhr mit dem Messer sanft über Zeels Wangen. „Fühlst dich nicht mehr so stark, nicht war, Aufreißer, he?“ Zeel antwortete nicht. „Ihr kommt nicht weit, meine Leute werden euch fertig machen.“ „Werden wir ja sehen“, meinte Redwing und ging voraus. „Kommt jetzt, der Sergeant wird gleich das Ablenkungsmanöver starten.“


Gunnery Sergeant Edward Buck ließ seine Nackenwirbel knacken und brachte sich etwas in Bewegung. „Wollen Sie das wirklich tun?“, fragte Lieutenant Lichter besorgt. Eddie Buck nickte sachlich. „Ja, Sir. Das ist etwas, das ich einfach tun muss.“ Er blickte um die Ecke, hinter der sich Buck, Lichter und der Rest des Squads versteckt hatte. Er blickte in den großen Raum hinein, wo die sechs Gefängnisbosse gerade das Mittagessen austeilten und sich einen Spaß daraus machten Kämpfe um das Essen zu veranstalten. Das waren keine FOTs, sie beschmutzten die Einheit und die Uniform. Sie mussten bestraft werden und Buck würde dies hier und jetzt übernehmen. Dies war zudem praktisch, da so die Wächter abgelenkt sein würden und der Rest des Squads die Chance hatte König zu befreien und dann zu fliehen, wenn ein Aufstand ausbrechen würde, wie es sich Buck und Lichter ausgedacht hatten. Buck steckte ein Messer offen sichtbar in seinen Gürtel. „Ich geh dann mal.“ Er schritt auf die sechs FOTs zu, Scofield in seiner Begleitung, um ihm notfalls Rückendeckung zu geben, falls jemand mit unfairen Mitteln kämpfte.
„Hey, Omar, stell mal deine Lauscher auf, wir haben was zu besprechen!“, bellte Buck in Hörreichweite und stellte sich dann breitbeinig in den Raum. Alle Gefangenen um ihn traten sofort einen Schritt zurück, denn sie wussten, dass eine Beleidigung eines der Bosse nur in einem Blutbad enden konnte. „Was?“, fragte Omar wütend. „Du hast richtig gehört“, meinte Buck mit eisernem Gesicht. „Du und Deine Spießgesellen, ihr seit eine Schande für alle eine Schande für die Erdstreitkräfte, eine Schande für die Uniform und was das schlimmste ist: Eine Schande für die FOTs!“ „Ach ja?“, fragte Omar belustigt und spannte seine Muskeln an. „Woher hast Du das Recht das zu beurteilen.“ Wortlos riss Buck den rechten Ärmel seines Overalls ab und zeigte den flammenden Totenschädel. „Weil ich Gunnery Sergeant Edward Buck Junior bin, 134th !“ „So, so, Gunny, ich bin gerührt“, meinte Omar und deutete eine gekünstelte Verbeugung an. „Aber was soll's? Wir stecken hier drinnen fest und müssen das Beste draus machen. Sieh dir diese Schafe an, diese Marines und Army-Frontschweine: Sie sind Wracks, wir könnten hier sooo leicht unsere Herrschaft aufbauen. Es ist nicht so gut, wie das Leben draußen, aber besser als ein Schaf zu sein. Also, ich gebe Dir die Chance Dich zu entscheiden, Gunny.“ Er legte eine Kunstpause ein. „Bist Du ein Schaf oder bist Du ein Wolf, so wie wir?“ Buck überlegte nicht lange. „Ich bin ein stolzer FOT, nichts mehr, nichts weniger. Und jetzt stell Dich mir, anders kann es nicht mehr enden.“ Er zückte das Messer und hielt es mit der Klinge nach unten in der rechten Hand, sodass er zugleich seinen Unterarm mit der primitiv gefertigten Klinge schützen konnte. Er ging in Angriffsposition und erwartete den ersten Zug von Omar. Der Angriff folgte kurz darauf. Omar zuckte ein Messer und stellte sich Buck im Zweikampf. Erst wollten seine Freunde eingreifen, doch er zeigte ihnen wortlos, dass dies sein Kampf war. Langsam und lange umkreisten sie einander.

Redwing und die anderen Squadmitglieder trafen in diesem Moment bei Lichter ein, Zeel unauffällig unter ihnen. „Können wir, Lieutenant?“, fragte Admiral Redwing. „Ja, Sir, der Gunny schafft das schon“, meinte Lichter und drängelte sich durch die Massen der Schaulustigen zum VIP-Trakt, fast das ganze Squad und der Gefangene Zeel hinter ihm, während der Kampf nun wirklich entbrannte.
Es war Buck, der den ersten Angriff startete. Er machte einige Schritte vorwärts und hieb mit dem Messer zu, was Omar jedoch mit seinem Messer parierte. Dann wich Buck auch schon zurück, um seinerseits Omar's Hieb auszuweichen. Doch Omar exponierte sich zu stark und wurde von Buck mit einem schmerzhaften Schnitt auf der rechten Seite der Brust belohnt, was den Overall zerstörte und im Fleisch eine Wunde hinterließ. Sergeant Omar ließ sich jedoch nichts anmerken und wurde dadurch nur noch mehr angestachelt. Erneut versuchte er Buck zu treffen, doch der Sergeant tänzelte um ihn herum. Es war keine Sache mehr von Gewinnen oder Verlieren, Buck war sich durch jahrelange Erfahrungen sicher, dass er gewinnen würde, jetzt ging es darum möglichst lange mit seinem Opfer zu spielen, bis die Befreiung von Oberst König durchgeführt war. Deshalb ging er nun erneut zum Angriff über.


„Los“, meinte Lichter, als sie sich an beiden Seiten des VIP-Traktes verschanzt hatten. Vladimir, der immer noch Zeel mit der Waffe bedrohte, ging voraus. Die zwei Wächter bemerkten Zeel, aber nicht den kleineren Erdsoldaten hinter ihm. Vladimir lugte hinter seinem menschlichen Schutzschild auf und schoss den beiden Wächtern in die Brust, bevor sie ihre Waffen zücken konnten. Zwei leblose Körper fielen zu Boden und Lichter und Caruzzo nahmen die Mk. 2 Stabwaffen an sich. Mit den Plasmawaffen im Anschlag sicherten sie den Eingang um VIP-Flügel, während Lichter zu König's Zelle stürmte, den Schlüsselbund der Wärter in der Hand. Nach einigen Versuchen fand er schließlich den richtigen Schlüssel und schloss auf. „Oberst!“, rief er, als er in die Zelle rannte und seiner Vorgesetzten den Sack vom Kopf nahm. Ätzchend schnappte der weibliche Oberst nach Luft. „Du meine Güte“, murmelte sie auf Deutsch und blinzelte, da sie sich ers wieder an die Lichtverhältnisse gewöhnen musste. „Lichter, sind Sie das?“ „Ja, Oberst, ich bin hier, um Sie rauszuholen, aber wir müssen uns beeilen“, meinte Lichter und half ihr auf, nachdem er die Ketten entfernt hatte. „Abrücken!“, befahl Redwing und half Lichter Oberst König hinauszuschaffen.


Buck entschied sich, dass es nun Zeit war Omar von seinem Leben zu erlösen. Der ehemalige Staff Sergeant hatte nicht einen Treffer bei Buck gelandet, doch Buck hatte ihn mit Schnitten übersäht und sein Gemüt war auch nicht mehr das ruhigste. Das nutzte Buck nun, indem er zum finalen Angriff ausholte. Er täuschte einen Angriff an und Omar fiel auf die Finte herein. Er preschte hervor und versuchte Buck mit aller Macht zu erwischen, doch Buck tauchte unter ihm hinweg und schnitt Omar die Kehle durch. Dieser japste nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen und fiel tot um. Buck besah sich die Leiche und sprach ein kurzes Gebet. Niemand war so schlecht, als dass man seinen Tod nicht irgendwie zur Kenntnis nehmen sollte. Er blickte zu den fünf anderen Abtrünnigen. „Wer will als nächstes?“ Die Reaktionen der Fünf waren allesamt gleich: mit zitternden Knien drehten sie sich um und rannten. Buck wand sich lächelnd and die Häftlinge. „Los, holt sie euch und bedankt euch ruhig!“ Die Gefangenen taten genau dies und darüber brach ein großer Tumult aus. Buck kehrte zu Scofield zurück und wartete auf den Rest des Squads. „Lief ja alles glatt“, meinte Scofield. „Hoffen wir mal, dass die Wächter eingreifen und diesen kleinen Aufstand versuchen niederzuschlagen.“ Buck nickte nachdenklich, denn darauf fußte der Plan. Er blickte den Gang herunter und zwar gerade rechtzeitig, um das auftauchende Squad zu sehen. Sie hatten Colonel König und Buck gönnte sich ein Lächeln darüber. „Dann mal los, raus aus der Hölle.“


„Mein Herr, die Gefangenen starten eine Revolte, sie haben einen der eingesetzten Anführer getötet und gehen nun auf die Anderen zu, sie nehmen die unteren Ebenen auseinander“, meldete ein Wächter dem Prior. Dieser stellte notgedrungen seine Flasche beiseite, stand auf und ging zu den Überwachungsbildschirmen der Zentrale. Nach einem kurzen Blick auf die Szenerie setzte er sich wieder. „Schickt die Wachen runter, die sollen diesen Aufstand niederschlagen. Sie sollen sich nicht zögern von ihren Waffen Gebrauch zu machen.“ Er schüttete sich einen weiteren Drink ein und der Krieger bestätigte den Befehl, um ihn sogleich an die Sicherheitskräfte weiterzugeben. „An alle Einheiten, hier der Kontrollraum. Wir haben Alarmstufe Eins! Revolte auf den unteren Ebenen niederschlagen! Bis auf die Wachen gehen alle auf Position!“


„Da kommt der Aufzug“, meinte Redwing und sah aus seiner Zelle in Richtung der sich herabsenkenden Plattform. „Alle in Deckung.“ Er hockte sich in eine Ecke und die Waffenträger und ihr Gefangener versteckten sich so, dass man sie auf keinen Fall sah. Zeel versuchte zu protestieren, bekam jedoch von Buck mit einem Messer an der Kehle unverständlich klargemacht, dass er besser ruhig sein sollte. Schließlich waren gut fünfzig Orikrieger an ihnen vorbei und Lichter und König erhoben sich zuerst. „Dann wollen wir mal“, meinte Oberst König mit zurückgekehrter Entschlossenheit. Sie griff sich Zeel beim Kragen. „Sie werden Ihren Spießgesellen jetzt sagen, dass sie die Plattform wieder hochholen sollen, ansonsten wird ihnen dieser Sergeant, für dessen Beförderung ich suchen werde, einen sehr schmerzhaften Tod verpassen.“ Buck ignorierte König's Anspielung auf eine Beförderung und winkte Zeel lieber mit dem Messer zu. Der Ori gehorchte schließlich auf Androhung von Gewalt und stellte sich auf die Plattform, zusammen mit den Flüchtenden. Er aktivierte die Gegensprechanlage. „Kontrollraum, hier ist Zeel. Holt die Plattform hoch, ich brauch meine Ausrüstung.“ „Verstanden, Ascelot, wir holen Sie hoch“, bestätigte der Kontrollraum und der Druck der Plasmapistole in Zeel's Rücken lockerte sich.
Langsam setzte sich die Plattform in Bewegung und fuhr hoch. „Mir gefällt es nicht, dass wir die anderen Gefangenen nicht auch raus holen“, meinte Eugene Redwing. „Wir haben keine Wahl, Eugene“, meinte Oberst König und Lichter fuhr fort: „Unser Fluchtschiff hat nur eine begrenzte Aufnahmekapazität, Sir, wir könnten sowieso nie alle mitnehmen.“ Redwing verzog die Lippen. Er war nicht glücklich damit, war jedoch schlau genug, um zu verstehen, dass es halt die Wahrheit war. „Plasmagewehre nach vorne“, befahl Buck seinen Leuten und Corporal Crespo und Caruzzo gingen in Position, kniend und die Waffen im Anschlag. Schließlich erreichte die Plattform die Einstiegsebene in den Komplex, wo sie gestern angekommen waren, und Crespo und Caruzzo eröffneten ein gezieltes Sperrfeuer aus ihren Plasmawaffen. Feurige Plasmabälle trafen vier unvorbereitete Orikrieger, die wie nasse Kartoffelsäcke zu Boden fielen. Buck ging mit gezücktem Messer voran und das war auch gut so. Ein junger Orikrieger stürmte mit einem Kampfschrei auf den Lippen hervor, war jedoch kein ebenbürtiger Gegner für den Elitekrieger Eddie Buck. Er wich dem Angriff mit dem Gewehrkolben aus und rammte dem jungen Mann das Messer in die Halsschlagader. Röchelnd und zuckend fiel er zu Boden und krachte dumpf auf. „Sicher!“, meldete er seinen Leuten, die nun langsam hervorkamen. Oberst König machte sich sogleich nützlich und kümmerte sich um die Türsteuerung. Danielle Clerc hob ein Plasmagewehr auf. „Sarge?“ Buck sah sie kurz an, dann nickte er. Clerc lächelte sadistisch und wies Vladimir Orlow an beiseite zu treten. Dieser tat wie ihm geheißen und sagte noch belustigt: „Danke, Zeel.“ Dann eröffnete Danielle das Feuer. „Nacht, Zeel“, fügte sie hinzu. Admiral Redwing sah dies missbilligend, sagte jedoch nicht. Der Admiral war ein Mann von Ehre und Verfechter der Genfer Konventionen zur interplanetaren Kriegsführung, doch auch solche Menschen kannten Grenzen und Zeel war ein tollwütiges Tier gewesen. Nicht unbedingt in den letzten Tagen, aber in den Wochen und Monaten zuvor und ein tollwütiges Tier erschoss man nun einmal lieber. „Wie sieht es aus, Colonel?“ König's Finger flogen über die Tastensteuerung in Goa'Uld. Die Ori hatten sich keine Mühe gemacht sie ihren Standards anzupassen. Nina König antwortete nicht, sondern ließ Taten sprechen. Die Luke zum Dach öffnete sich langsam und frische, heiße und trockene Luft strömte herein. „Energiebrücke ist aktiv, wir können dann.“ Die verbliebenden Oriwaffen wurden aufgesammelt und Lichter gab ein finales Briefing, während jeder sich eine Atemmaske holte und aufsetzte. „Okay, wir haben zwei Kilometer ohne großartige Deckung vor uns und mindestens vier Wachtürme auf unserer Strecke. Wir rücken verrückt vor und versuchen sie auszuschalten.“ „Dann mal los“, meinte Buck und griff sich eines der Mark 2. Damit begann die letzte Phase des Ausbruchs.

Die dreizehn Personen verließen in hohen Tempo Hell's Gate und bewegten sich schnellen Schrittes von Hell's Gate weg. Crespo ging in die Hocke und zielte auf den ersten Wachturm und drückte zweimal ab – zwei Wachen fielen. Dann setzte er seinen Weg fort. Doch nun waren die anderen Wachen alarmiert und eröffneten das Feuer auf die Ausbrecher bei Blickkontakt. Plasmaschüsse fetzten den dreizehn Ausbrechern um die Ohren, trafen jedoch allesamt nicht. Die Orikrieger auf Hell's Gate waren nicht die besten Schützen der ganzen Armee und im Gegensatz zu ihren aktiven im Feld kämpfenden Cousins wurden sie nicht zu Schützen ausgebildet, wie diese es seit kurzem wurden. Doch das störte Buck und seine Ausbrecher nichts, denn jeder Meter, den sie ohne Ausfall zurücklegen konnten war ein Meter, für den er dankbar war.
Doch schließlich hatten sich die Oriwachen auf den Türmen eingeschossen und die Erdsoldaten konnten keinen von ihnen mehr ausschalten. Ein sehr guter Schütze traf Oberst König's linken Unterarm und eine Salve Plasmafeuer trennte den Arm vom Körper ab. König zuckte kurz, rannte dann jedoch weiter. „Heilige Scheiße!“, kommentierte Danielle, die neben König lief. „Colonel, wieso...?“ „Ah, nicht schon wieder“, sagte König wütend und antwortete Danielle zwischen zwei Schnaufern: „Das war meine bionische Prothese, jetzt muss ich mir schon wieder eine neue holen.“ Danielle grinste darüber nur und setzte ihren Lauf fort.
Es waren jetzt nur noch wenige hundert Meter bis zum Landefeld – und der erste Ori traf ins Schwarze. Zwei Plasmaschüsse trafen Lieutenant Lichter in den Rücken und entluden ihre volle Wucht. Er konnte gerade noch aufschreien, dann starb er, noch bevor er aufschlug. Buck ließ sich zurückfallen und kehrte zum Lieutenant zurück, wich dabei einigen Schüssen aus. Schnell überprüfte er den Puls, fand jedoch keinen mehr vor. „Leben Sie wohl, LT.“ Er schickte im Namen des Lieutenants ein kurzes Vater Unser gen Himmel und bekreuzigte sich, dann schloss er wieder zu den Anderen auf und lies die Leiche des Lieutenants zurück.


„Da ist unser Fluchtschiff!“, rief Oberst König schnaufend und es war Zeit, denn sowohl König, als auch Admiral Redwing, die beide eher vom Schreibtisch, beziehungsweise vom Kommandodeck kommandierten, konnten kaum einen Schritt mehr gehen und der geschwächte Redwing musste von Orlow und Scofield gestützt werden. Sie waren nur noch wenige Meter vom Fluchtschiff, einem modifizierten Al'Kesh, entfernt, als sich dessen Schilde aktivierten und sie beschützten. Sie verlangsamten ihre Schritte und das Heckschott öffnete sich. Oberst König ging zuerst hinein, der Rest der Gruppe folgte. Erst von der Kühle der Klimaanlage erfreut, wurden sie sofort wieder in Angriffsposition gezwungen, als sich der Pilot zu ihnen gesellte und es kein anderer, als Aris Boch, der berüchtigte Kopfgeldjäger war. Buck hob sofort seine Waffe, Boch tat es ihm nach. „Was soll das, Colonel, ich dachte, wir hätten ein Arrangement?“ König nickte und trat auf ihn zu. „Das haben wir auch. Waffen runter! Alle!“ Buck tat wie ihm geheißen, freute sich jedoch nicht darüber. „Mister Boch und TRAV haben schon seit Jahren ein lohnendes Geschäftsverhältnis, Sergeant“, erklärte König, al sich Boch wieder zu den Kontrollen begab und die Ausbrecher ins Cockpit folgten. „Er hilft uns bei unseren Problemen und spioniert ein wenig, dafür erhält er Straffreiheit für seine... sagen wir Jugendsünden auf der Erde.“ Buck stieß ein missbilligendes Pfeifen aus. Er kannte die Berichte, die überall in den Nachrichten gelaufen waren. Boch hatte im Auftrag der Goa'Uld immer wieder gegen die Erde gehandelt und war auf der Liste der Most Wanted des STK gelandet, wo er nie von verschwunden war. „Na von mir aus“, sagte er schließlich, um den Frieden nicht zu gefährden. „Freut mich, aber jetzt schlage ich vor, dass wir verschwinden“, meinte Boch und startete das Al'Kesh. König nickte und setzte sich neben Boch. „Zum nächsten Sternentor, ich muss dringend nach Feros.“ Der Schild verschwand, die Tarnung aktivierte sich und das Al'Kesh verließ Hell's Gate mit einem Dutzend entflohener Erdsoldaten.


„Verdammte Drecksspione!“ Colonel Lorne warf wütend einen Stapel Papier vom Kartentisch. Sergeant Major Williams sah seinen Kommandeur fragend an. „Anderthalb Tage frage ich mich fast ohne Unterbrechungen durch die ganzen Erdstreitkräfte und was kommt am Ende raus? Nichts.“ Williams hüstelte. „Da muss Sie doch irgendjemand nicht leiden können, Colonel, oder die Sache ist so heiß, wie wir es uns gar nicht vorstellen könnten.“ Evan Lorne legte die Fuße hoch und verschränkte die Arme hinterm Kopf. „Ich tendiere zu letzterem, Sergeant Major. Irgendwie gibt es eine Verbindung zwischen meinem verschwundenen Squad und Colonel Königs Verschwinden.“
In diesem Moment meldete sich Williams Funkgerät. Er runzelte die Stirn und sah Lorne überrascht an. „Was?“, fragte der Colonel. „Colonel König und Sergeant Buck's Squad sind gerade durch das Gate gekommen, in Begleitung von Rear Admiral Redwing“, meldete Williams verwirrt. Lorne musste sich zusammenreißen nicht aus dem Stuhl zu fallen. Schnell richtete er sich auf und erhob sich. „König und Buck's Leute, sowie der eigentlich gefangene Rear Admiral Eugene Redwing?“ Williams nickte. „Dann holen Sie sie mal her, die haben hoffentlich ne spannende Story zu erzählen“, meinte Lorne und ordnete sich etwas, bevor auch schon die zwölf Entkommenen hereinkamen. Lorne salutierte vor Admiral Redwing und Oberst König.
„Admiral, Colonel König“, meinte er und nickte auch Buck's Squad zu. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne erfahren, was ihnen in den letzten drei Tagen passiert ist.“ Nina König lachte trocken auf. „Oh, Lorne, das ist eine lange Geschichte...“

Nachdem die zwölf Entkommenen von ihren Erlebnissen in Hell's Gate berichtet hatten, hatte König sogleich den Generalstab hinzu geschaltet und Schiffe der Navy für einen Rettungseinsatz angefordert, um Hell's Gate hochzunehmen, nun wo man wusste, wo es war. Buck und seine Leute hörten angespannt zu, als Oberst König mit dem Generalstab sprach. Sie gestikulierte stark, als sie per Headset mit dem Generalstab sprach, legte dann aber schließlich auf. Wütend schüttelte sie den Kopf und hob den rechten Arm und die zerstörte bionische Prothese, die noch nicht hatte ersetzt werden können. „Sie weigern sich.“ „Verständlich“, meinte Eugene Redwing, der seine Uniform zurechtrückte, die man ihm irgendwoher besorgt hatte. „Die wollen sicher keine Expeditionsflotte in feindliches Gebiet schicken, um ein paar Gefangene zu befreien. Zahlenmäßig riskieren die mehr Soldaten, wenn sie ein Detachment aussenden, als sie retten können.“ „Das waren fast genau die Worte unserer verehrten Freunde“, sagte König kopfschüttelnd. „Ach, wie vermisse ich die Zeit, als mir der ehemalige Feldmarschall Reineke jederzeit geholfen hat ohne groß Fragen zu stellen...“
„Und jetzt?“, fragte Buck. „Wir können die Leute doch nicht da verrotten lassen.“ „Das werden wir auch nicht“, sagte König energisch und sah auf. „Evan, könnten Sie einige Soldaten entbehren? Ich dachte an ungefähr ein Bataillon.“ Evan Lorne legte die Stirn in Falten. „Sicherlich, aber wieso?“ Nina König griff erneut zum Headset. „Nun, sagen wir es so: Ich weiß zufälligerweise, wo ich eine weitere Flotte auftreiben kann, um diesen Laden hochzunehmen.“


Zwei Tage später saß der kommandierende Prior von Hell's Gate gelangweilt und betrunken in einem Büro. Gerade ging er einen Antrag von Admiral Faaron Dakamar durch, in dem der opportunistische Admiral die Schließung von Hell's Gate forderte, als die Alarmsirenen aufheulten. Er schreckte hoch und torkelte in den Kontrollraum. „Was ist los?“ „Mein Herr, eine Menschenflotte hat sich im Orbit enttarnt! Admiral Redwing hat sich über Funk gemeldet und verlangt unsere bedingungslose Kapitulation“, berichtete der Orikrieger panisch. Dem Prior gingen die Augen über. „Redwing? Aber wie... der war doch vor kurzem noch hier gefangen?“ Bevor er noch so ganz realisierte, was vor sich ging stürmte auch schon das 3rd Bataillon der 2nd Brigade der 134th FOT-Division Hell's Gate. Vorneweg marschierte Gunnery Sergeant Edward Buck Junior mit seinem Squad. Er war ebenso der Erste, der den Kontrollraum stürmte. Dämonisch lächelnd sah er den Prior an und hielt ein Prior-Blockiergerät hoch. „Hallo, Prior, erinnerst Du dich noch an mich und meine Leute?“ Der Prior schluckte und griff nach der Flasche – zum letzten Mal.





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