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Stargate: The German Experience (Staffel 6) - Neue Schatten am Horizont von Atlan, Colonel Maybourne

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von Atlan



„Also, was meinen sie, gibt er heute nach?“
Oberst Nina König, Chefin des DRAV, stand neben Tribun Armelia. Gemeinsam sahen sie von einem Beobachtungsraum aus in einen angrenzenden Verhörraum, wo ein Oritreuer Jaffa hockte. Armelia gab einen nachdenklichen Laut von sich. „Schwer zu sagen. Er hat bereits länger durchgehalten, als der Durchschnittsjaffa. Normalerweise funktionieren unsere Methoden reibungslos innerhalb von maximal zwei Tagen, aber er hält schon drei Tage durch.“ „Ja, aber heute muss er einfach gebrochen werden“, meinte Oberst König. Der Jaffa, der zu Geraks Loyalsten gehörte, war laut Geheimdienstberichten darüber informiert, wo sich ein bestimmter Prior in den nächsten Wochen aufhalten sollte. Dieser Prior war es, der für die Erdbewohner und die Antiker so interessant war, denn er gehörte zu den höchstgestellten Orianhängern in der Milchstraße. „Dann gehen wir mal rein und machen weiter“, meinte Armelia und nickte einem Antiker zu, der sofort alle Aufzeichnungsgeräte einschaltete. In Begleitung von Oberst König verließ Armelia den Raum und betrat von einem Gang aus das Verhörzimmer, während andere Antiker in den Beobachtungsraum gingen. „Strengt euch diesmal an“, sagte König, bevor sie und Armelia gleichzeitig eintraten.

Der Jaffa, sein Name war Har‘ron, saß kerzengerade auf seinem Stuhl, die Hände auf dem Tisch und er starrte die als Spiegel getarnte Observationswand an. Er wand sich zur Tür, als Armelia und Nina König eintraten. „So, da sind wir wieder“, meinte Armelia und setzte sich auf den gegenüberstehenden Stuhl. „Wir dachten, dass du mal wieder was zu lesen gebrauchen könntest, wenn du schon so lange unser Gast bist“, sagte König und legte ein schweres Buch auf den Tisch, das Buch des Ursprungs. „Ich dachte mir, du könntest uns vielleicht bei der Klärung einiger Passagen helfen.“ König schlug das Buch mit der ihr verbliebenden Hand auf und verfluchte sogleich wieder einmal diesen Terroristen, der sich vor ihren Augen in die Luft gesprengt hatte, sie verstümmelt und mehrere Mitarbeiter getötet hatte. Sie räusperte sich, als sie eine entsprechende Stelle im Buch gefunden hatte. „Ah, das ist gut. Bist du bereit?“ Har‘ron nickte stumm. „Gut“, meinte König. „Also, du kennst doch bestimmt die Stelle, wo Isaac der Skeptiker die Theorie aufwirft, dass sich die Menschheit nicht durch das Feuer der Ori verbreitete und entwickelte, sondern durch eine Evolution über Millionen von Jahren.“ „Und dafür wurde er von den Ori bestraft, denn die Ori dulden keine Ketzerei“, warf Har‘ron ein. „Exakt“, sagte König und ging einige Schritte umher. „Und das will mir einfach nicht in den Sinn gehen, ich versteh das einfach nicht. Wieso töten deine „ach so mächtigen Götter“ jemanden, der eine doch relativ harmlose Theorie hatte...?“ „Sie taten es, weil sie Unglauben nicht zulassen“, antwortete Har‘ron. „Ach“, meinte Armelia plötzlich, die bisher ruhig zugehört hatte. „... ein einzelner Ungläubiger ist so eine große Gefahr? Deine Ori müssen aber einen ganz schön großen Minderwertigkeitskomplex haben, wenn sie glauben, dass ein Ungläubiger - nein, noch nicht mal ein richtiger Ungläubiger, sondern ein Gläubiger, der nur in einem Punkt etwas anderes dachte - so eine große Gefahr ist. Was solle er denn für einen Unglauben sähen, wenn dass einzige, was er sagte, nur eine andere Auslegung der Religion war?“

Armelia versuchte ihr Grinsen zu verbergen, denn plötzlich fing der Jaffa an voller Inbrunst für seine Religion und seine Götter einzutreten, indem er die Antikerin und Oberst König mit Argumenten bombardierte. Er wusste nicht, dass er ihnen damit nur in die Hände spielte. Im Nebenraum stand nämlich Telia, eine von Armelias besten Offizieren. Die junge Antikerin, die bereits bei der Sache mit dem ersten Supertor mit ST 1 zusammengearbeitet hatte, war nämlich eine geschickte Telepathin und bemühte sich nun seit drei Tagen in Har‘rons Gehirn einzudringen, was bisher jedoch nicht geklappt hatte. Dies lag vor allem daran, dass in heutigen Generationen von Antikern die Geisteskräfte nicht mehr so stark vertreten waren, wie noch vor einigen Generationen. Armelia war da keine Ausnahme. Sie war Telekinetin, wenn auch eine recht dilettantische, zumindest für die Verhältnisse der Antiker. Ihre Großmutter war eine wesentlich stärkere Telekinetin gewesen, ihre Mutter war schon schwächer geworden. Das lag vor allem daran, dass es immer mehr Antiker gab, die sich mit Menschen verbunden hatten. Die meisten von ihnen waren inzwischen Mischlinge und das menschliche Genom unterdrückte immer mehr die geistigen Fähigkeiten. Deshalb musste Har‘ron auch abgelenkt werden, damit man an seine Informationen kam. Erst hatte man es sogar mit einem Tok‘Ra-Gedankenlesegerät versucht, doch unlängst hatte Gerak alle seine Jaffa posthypnotisch beeinflussen lassen, so dass diese Technologie nicht funktionierte. Zum Glück hatte er nicht an Telepathieabwehr gedacht, die sich um diese Sperren herumschlängeln konnte.
Plötzlich öffnete die Tür und ein junger Unteroffizier des Antikergeheimdienstes streckte den Kopf herein. „Wir sind dann fertig, Telia hat alles rausbekommen.“ „Sehr gut“, meinten Armelia und König fast gleichzeitig. Armelia stand auf und lächelte dem Jaffa kurz zu. „Danke für deine Hilfe.“
„Jep, gute Arbeit. Hier hast du was zum lesen“, sagte Nina König und schob dem Jaffa das Buch des Ursprungs zu. Dann verließen sie und Armelia die Zelle und ließen nur einen sehr verwirrten Jaffa zurück, der nicht verstand, was man da gerade mit ihm gemacht hatte.


Musik einer Militärkapelle begrüßte Gerhard Schröder, als er durch die Tür des Flugzeuges auf die Gangway hinaustrat. Zuerst musste er von der hellen Sonne, die ihm ins Gesicht schien, blinzeln. Er hielt sich die Hand schützend über die Augen und sah die große Ehrenwache, die auf dem Flugfeld angetreten war. Eintausend Soldaten aller Truppenteile der Volksbefreiungsarmee standen in einer langen Ehrenformation entlang des roten Teppichs, der von der Maschine bis zum parkenden Fahrzeug ausgerollt war. Erwartungsgemäß war man darauf bedacht sich gut zu präsentieren, nachdem die anderen Nationen sich bereit erklärt hatten die Konferenz hier auszurichten. Chinas Staatspräsident Hu Jintao persönlich stand am unteren Ende der Gangway und sah mit einem Lächeln zu Schröder hinauf. Dieser zog noch ein letztes Mal seinen Anzug zurecht und ging dann im Blitzlichtgewitter der Pressekameras mit schnellen Schritten die Stufen hinunter. Unten begrüßte er Hu mit einem freundlichen Handschlag. Gemeinsam schritten sie die Ehrenformation ab und Schröder stieg in die bereitstehende Limousine, die sofort mit umfangreicher Polizeieskorte losfuhr. Er konnte bei einem Blick aus dem Fenster noch sehen, wie sein Flugzeug von einer Zugmaschine weggebracht wurde, während am Himmel ein kleiner, grüngrauer Punkt sichtbar wurde. Ratsherr Cyrus Glick’s Jumper war eingetroffen.

Der Wagen fuhr mit seiner Eskorte über eine Panoramaroute, die das Zentrum kurz streifte, durch den Norden der Stadt. Beijing hatte sich für den Besuch herausgeputzt. Entlang der Straßen, durch die die Fahrzeuge der hohen Gäste fuhren, waren alle Fassaden und Wege gründlich gereinigt worden und Schröder kam mit seiner Erfahrung von früheren Besuchen in Chinas Hauptstadt nicht umhin zu bemerken, wie frisch und sauber die Luft, wie Wolkenlos der Himmel war. Zuletzt hatte er die Stadt so gesehen, als sie sich für die Olympischen Spiele beworben hatte. Nach einiger Fahrtzeit erreichten sie schließlich das erste Ziel: Den alten kaiserlichen Sommerpalast. Am Osttor des Palastes trafen sich schließlich die unterschiedlichen Delegationen, die zur Konferenz angereist waren. Vertreter der alliierten Raumnationen, des vereinigten Königreiches, aber auch der Antiker, der Nox, der Asgard und einiger weiterer verbündeter Völker. Sie wurden von Präsident Hu, der zusammen mit Glick, der die Antiker repräsentierte, im letzten Fahrzeug ankam, und sämtlichen Mitgliedern des Politbüros begrüßt. Während mit einem Lächeln Begrüßungsworte ausgetauscht wurden, stahl er sich zur Repräsentantin der Nox.

„Lya“, begrüßte er sie, schön sie einmal wieder zusehen, auch unter den gegebenen Umständen, freut es mich trotzdem, dass die Nox unserer Einladung gefolgt sind.“ „Ganz meinerseits“, meinte die Nox freundlich wie eh und je. „Wie konnten wir die Einladung der Menschen schon ausschlagen, vor allem wenn auch bei uns nun schon Priore auftauchen.“ Schröder nickte verständnisvoll, laut DRAV und BND war der erste Prior vor einem Monat bei den Nox aufgetaucht. Die Priore hatten, wohl auf Befehl ihrer Herren, nicht lange gezögert und ihre Priorpest freigesetzt, wohl um eine der ehemaligen Vier großen Rassen zu vernichten. Doch sie hatten nicht mit den Kräften der Nox gerechnet. Das Volk von Pazifisten und Denkern hatte die Priorpest innerhalb weniger Tage ausgerottet und alle Verstorbenen wieder zum Leben erweckt, daraufhin ihr Stargate unpassierbar gemacht und ihren Planeten verschleiert. „Entschuldigen sie mich jetzt bitte, Herr Bundeskanzler. Ich hätte gerne noch ein Wort mit dem Botschafter der Antiker gewechselt, bevor wir anfangen.“, sagte Lya und deutete auf Glick, der sich gerade mit dem Asgard Kwasir unterhielt. Während der Antiker seine Aufmerksamkeit ihr zuwandte, sah der Asgard sich mit leicht zusammengekniffenen Augen um. Er schien jedes Detail der fremdartigen Umgebung zu studieren und mit dem in einklang bringen zu wollen, was man den Asgard bisher über dieses Land gesagt hatte.

Schließlich wurden sie alle gebeten für ein Gruppenfoto Aufstellung zu nehmen. Sie traten vor das große innere Tor und gaben den Journalisten einen Moment, um Bilder zu machen. Danach führte man sie ins Innere des Palastes, während die Sicherheitskräfte alles absperrten. Hier waren sie unter sich. In einer Führung wurden ihnen die verschiedenen Baudenkmäler, wie die Halle der Jadewellen, das Marmorschiff und der Pavillion der vier großen Kontinente. Während sie über die 17-Bogen-Brücke gingen, hielt er für einen Moment inne. Er stützte sich auf das Geländer und gestattete sich einen Blick auf den See und die angrenzenden Gärten. Lya trat neben ihn und sagte: “Ein wundervoller Ort, nicht wahr? Ich erkenne hier viel von dem wieder, was mein Volk ausmacht.” “Ah, glauben sie nicht alles, was sie hier zu sehen bekommen. Das Haus ist normalerweise nie so sauber, wie wenn Gäste kommen.” Sie nickte. “Ich denke ich verstehe was sie meinen. Aber ich will mir ein eigenes Bild machen.” Sie wurden noch in die Halle der Freude und Langlebigkeit geführt, wo das Ensemble der Peking-Oper ihnen ein klassisches chinesisches Stück vorführte. Lya lachte vor Begeisterung, als einer der Künstler die tausend Masken vorführte und sogar der Asgard zeigte eine leichte Gefühlsregung. Nach der Darbietung verließen sie das Gelände schließlich wieder und fuhren zurück in die Innenstadt.

Beim Platz des himmlischen Friedens, auf dem sich tausende Schaulustige versammelt hatten, die den Gästen zujubelten – wie viele davon auf Befehl hier standen und wie viele freiwillig ließ sich nicht wirklich sagen – stiegen sie aus und wurden in den Zhongnanhai-Park geführt, der neben dem alten Kaiserpalast und der verbotenen Stadt lag, wo die eigentliche Konferenz stattfinden sollte. Zuvor wurden sie allerdings noch in einen Pavillion gebeten, wo die Gastgeber etwas zu Essen reichten. Der große Tisch, um den herum sie platz nahmen, war voller Gerichte der traditionellen Küche, die in kleinen Schälchen dargereicht wurden, so dass es keine feste Abfolge der Gänge gab, sondern jeder nehmen konnte, was ihm gefiel. Die Chinesen versuchten dabei die Gaumen ihrer Gäste mit dem erlesensten zu verwöhnen, was ihre Küche zu bieten hatte und von allem war reichlich da. Kwasir, der aus gründen der Höflichkeit wenigstens eine kleinigkeit essen wollte, auch wenn klassische Gaumenfreuden den Asgard mittlerweile fremd waren, sorgte dabei für einen Moment unfreiwilliger Komik, als er versuchte mit Stäbchen umzugehen. Die Chinesen waren allerdings zu höflich, um der ungeschicklichkeit ihres Gastes Beachtung zu schenken. Während des Essens spielten einige Musiker traditionelle chinesische Lieder. Es herrschte eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Aber auch während dieses Essens kamen sie immer wieder auf den eigentlichen Grund für ihr Hiersein zu sprechen, so dass sie nach einiger Zeit das Mal zügig beendeten und in einen Konferenzraum die Gespräche begannen.

Während die Teilnehmer noch um den großen Konferenztisch herum Platz nahmen, trat ein Sicherheitsbeamter an Schröder heran, verneigte sich und sagte: “Verehrter Herr Kanzler, es ist ein Telefongespräch für sie eingegangen.” Er hielt ihm mit beiden Händen ein Telefon hin. Er nahm es und hielt es sich ans Ohr. “Schröder.” “Hallo Herr Kanzler. Hier ist Oberst König.” “Ah, Frau Oberst. Was gibt es?” Während sie es ihm sagte, wurden seine Augen immer größer. Als sie fertig war, drückte er dem Chinesen wieder das Telefon in die Hand, ging zu Hu Jintao und sagte ihm leise, dass er gleich eine Ankündigung zu machen habe. Dann setzte er sich auf den für ihn vorgesehenen Platz zwischen Putin und Kwasir. Hu blieb als einziger stehen und sagte mit einem breiten Lächeln: “Ich darf sie als Abgeordnete sechs außerirdischer und acht irdischer Nationen hier zur ersten Konferenz für galaktische Sicherheit begrüßen. Es ist dem chinesischen Volk eine große Ehre heute als Gastgeber fungieren zu dürfen und ich hoffe darauf, dass am Ende eine goldene Übereinkunft stehen wird, die zu unser aller Zufriedenheit und Verständnis beitragen wird. Aber zunächst hat Kanzler Schröder mich gebeten einige Worte sagen zu dürfen.” Er deutete eine Verbeugung in Schröders Richtung an und setzte sich, während der Kanzler sich erhob. “Bevor wir uns dem Oriproblem zuwenden können”, sagte er, “habe ich leider noch die Pflicht sie über neuste Entdeckungen des Geheimdienstes zu informieren.“ Er wartete kurz ab, bis es im Saal wieder still war und alle das Getuschel eingestellt hatten. „Mein Geheimdienstchef teilte mir vor wenigen Augenblicken mit, dass man, in Zusammenarbeit mit dem Nachrichtendienst der Antiker, herausgefunden hat, dass die Ori planen ihren Kreuzzug in der Galaxis, durch einen Brückenkopf per Supertor, wieder aufzunehmen. Wann, wie und mit welcher Truppenstärke ist noch nicht bekannt.“ Ein beunruhigtes Tuscheln erfüllte wieder den Raum, bis Botschafter Glick sich erhob und beruhigend die Arme hob. „Haben sie keine Angst, wie Tribun Armelia mir persönlich mitteilte, ist sie bereits dabei Maßnahmen zu treffen und neue Informationen zu beschaffen.“


Armelia, Oberst König und Sub-Zenturio Telia saßen währenddessen in einem Konferenzraum und werteten die Daten des telepathischen Verhörs aus. „Der Prior befindet sich also im 5210. Sternsystem...“, murmelte Oberst König. „Das sind knapp 12.000 Lichtjahre von hier. Die Iren haben zwei ihrer Leute auf dem Planeten. So gut, wie keine Oritruppen, nur Milizen und eben dieser Prior.“ „Milizen?“, echote Telia. „Na kein Problem, die rauchen ich doch in der Crackpfeife weg.“ Nina sah sie mit ihrem verbliebenen Auge kurz an. „Dann brauchen sie sicher auch nicht viele Leute.“ „Absolut nicht, mein Team reicht mir voll aus“, antwortete Telia frech grinsend.
„Das reicht völlig“, stimmte Armelia unterstützend zu. „Sie nehmen einen Jumper, der mit Kurzstreckenhyperantrieben ausgerüstet sind. Damit fliegen wir nach Sigma Dragonis, das ja hier in der Nähe liegt, nehmen das Gate zum 520. Sternsystem und legen den Rest per Hyperantrieb zurück.“ „Klingt gut“, meinte König. „Und was ist mit der anderen Sache, von der sie sprachen?“
Sie sprach damit auf eine Aktion der Antiker an, die darauf zielte, Gerak und seine Truppen, die dabei waren, immer mehr Jaffawelten und auch die ein oder andere Menschenwelt, für die Ori zu annektieren. Das passte Menschen und Antikern gar nicht, aber nur letztere konnten jetzt etwas unternehmen, da die Erde keinen Krieg mit den Jaffa riskieren wollte, technischer Vorteil hin oder her. „Wir nehmen unsererseits eine Schwadron Jumper und greifen einen von Geraks Kampfverbänden an, die momentan das 1203. Sternsystem belagern. Wir werden wohl kaum Probleme haben, wenn wir schnell zu schlagen.“ König dachte kurz darüber nach. „Ich gebe ihnen am besten noch eine Flotille der DRAV-Flotte, die in der Nähe des Systems steht, als Rückendeckung sozusagen mit.“ DRAV war nicht nur der interstellare Nachrichtendienst der BRD, sondern besaß, auf Eigeninitiative von Oberst König, eine eigene kleine Raumflotte, die zur Spionage und Sabotage benutzt wurde. Dazu gehörten Frachtschiffe und Al‘Kesh, aber auch Wotan-Mittelstreckenbomber, die hier und da mal aus den Beständen der Raumflotte verschwunden waren. Nur das OKB wusste darüber Bescheid und duldete es, wenn auch nicht gerade ziemlich frohlockend. Ein weiterer Punkt, weshalb Oberst König eben nur ein Oberst blieb und nicht General wurde - dafür aber der wohl einflussreichste Oberst in der langen Geschichte des deutschen Militärs.

Armelia bedankte sich für diese Hilfe mit einem freundlichen Lächeln und wand sich an Telia. „Dann bereiten sie alles vor, sie starten sobald alle da sind. Das wird ein kurzer Einsatz, hin, Prior holen und wieder weg. Keine unnötigen Verluste auf beiden Seiten.“ „Okay, ich bereite alles vor“, meinte Telia grinsend und verschwand ohne zu salutieren. Als sie weg war, wand sich Armelia an König. „Man muss kein Telepath sein, um zu sehen, dass sie Sub-Zenturio Telia nicht leiden können.“ „Da liegen sie richtig“, antwortete König prompt. „Sie ist mir zu... Undiszipliniert, zu sprunghaft und vor allem viel zu respektlos vor ihren Vorgesetzten.“ Armelia winkte nur ab. „Keine Sorge, Nina. Telia ist zwar ab und zu - nein, eigentlich immer - sehr anstrengend, aber dafür meine beste Offizierin. Bei den Prätorianern finden sie niemanden, der so gut ist, wie sie.“ Sie zuckte mit den Schultern und grinste plötzlich. „Vielleicht liegt das ja auch daran, dass bei uns die Frauen schon immer mehr Macht über die Männer hatten, als es bei euch Menschen der Fall war. Verstehen sie, wir sind leicht matriarchalisch. Da kann so jemand wie Telia, auch schon mal ein wenig lockerer sein, als es Irdische Militärs für angemessen sehen.“ „Wenigstens etwas gutes, das ihre Kultur unserer voraus hat“, scherzte König trocken und erhob sich dann, um Armelia zum Jumper-Hangar zu bringen. „Es tut mir Leid, dass sie nicht mitkommen können“, meinte Armelia, als sie den Hangar betraten und die Tribun auf ihren Jumper zuging. „Geht leider nicht anders“, meinte König und deutete auf ihren Armstumpf. „Ich hab keine andere Wahl.“ Sie streckte die Hand aus. „Aber ihnen und ihren Leuten viel Glück, Armelia.“ Die Antikerin drehte sich um und stieg in den letzten Jumper, der sich wie die anderen Fluggeräte sofort tarnte, was man nur bis zur oberen Atmosphäre brauchte, damit niemand erfuhr, wo der Hangar sich befand, und aus dem geheimen Hangar verschwand. Nina König blieb noch einen Moment stehen, dann wand sie sich ab und ging in die Operationszentrale, wo sie sicher als erstes von Neuigkeiten erfahren würde.


„Da fliegen sie“, murmelte Feldmarschall Reineke und richtete sich in seinem Sessel auf. Er befand sich im provisorischen Hauptquartier der Alliierten Nationen, das schon bald nach Berlin umziehen würde, sobald das dortige neue HQ der Bundeswehr fertiggestellt war. „Was meinst du, George?“
Sein Gesprächspartner, General George Hammond, zuckte nur mit den Schultern. „Dass es ein Glück für uns ist, dass die Antiker sich der ganzen Sache annehmen können, während uns die Hände gebunden sind.“ Reineke nickte. Nach einigen Sekunden der Stille fragte er: „Ist die Reagan in Position?“ Er bezog sich auf den Status der USS Ronald Reagan, einem neuen Zerstörer der Hoover-Klasse. „Ja, ist sie“, bestätigte Hammond. „Sie hält Position, 13 Lichtjahre von Armelias Ziel entfernt, und befindet sich im Stealth-Modus. Sie wird die Gefechtstelemethrie aufzeichnen und dann heimschicken. So erfahren wir direkt, was passiert ist.“ „Gut, dann warten wir mal ab, was jetzt geschieht.“


Eine Stunde und dreizehn Minuten später, erreichte der Jumper mit Telias Einheit seinen Bestimmungsort, den Planeten auf dem sich der Prior befand. Im enttarnten Zustand drang der Jumper so schnell in die Atmosphäre ein, dass der Jumper eine Art Feuerschweif hinter sich herzog. Der Pilot drehte sich zu Telias Team, das sich im hinteren Abteil des Jumpers einsatzbereit machte. „Wir landen in fünfzehn Sekunden in dem Dorf, das dem Stargate am nächsten ist. Ich werde sofort das Störfeld aufbauen, sobald wir gelandet sind.“ Telia hob den Daumen, als Zeichen dafür, dass sie damit einverstanden war. Sie drehte sich zu ihrem Team und nahm ihr Impulsgewehr, eine gewehrähnliche Waffe, die starke kinetische Energiestöße austeilen konnte, auf. Das würde ein Kinderspiel werden. Nicht nur hatten sie hier das Überraschungsmoment, sondern der Prior auch keine Armee, um sie aufzuhalten. Nur sich und seine Kräfte, die ihm absolut nichts bringen würden, denn die Antiker hatten ihren Störsender, der die Kräfte eines Prior neutralisieren konnte, wenn auch nur für kurze Zeit, wenn man nicht mit Medikamenten nachhalf. Es würde aber reichen, um den Prior einzusacken und zur Erde zu schaffen.
Der Jumpers setzte mitten in dem Dorf auf, die Heckluke öffnete sich und die drei Antiker von Telias Kommandotruppe sprangen heraus, um Abwehrpositionen einzunehmen. Nicht, dass die Antiker so etwas nötig hätten, dank des persönlichen Schutzschildes, den die Kommandotrupps der Prätorianer erhielten. Doch es war immer mal wieder vorgekommen, dass der Schild versagte und betroffener Antiker so anfällig wurde für feindliches Feuer. Deswegen war man doch lieber vorsichtiger, als es vielleicht nötig gewesen wär. „Gesichert“, kam es von Telias Stellvertreter, Dekurion Gassus, woraufhin die Teamleiterin ebenfalls aus dem Jumper sprang, ihr Gewehr lasch an ihrer Schulter baumelnd. „Okay, dann fisch ich uns jetzt mal einen Prior. Möchte einer wetten, wie schnell er ausflippt, wenn ich mit ihm spreche?“ „Wir wetten nicht mehr mit dir, denn ich hab schon zu viel verloren“, kam es von Zyana, der anderen Frau des Kommandotrupps „Spielverderberin“, meinte Telia nur und kniff leicht die Augen zusammen, als sie sich noch einmal umsah. Die Menschen, die in der Nähe gestanden hatte, als der Jumper vom Himmel kam, waren ängstlich zurückgewichen und machten nun dem Prior Platz, der würdevoll auf den Jumper zuschritt.

Als er näher kam, winkte Telia ihm schulmädchenhaft zu und grinste frech. „Hallo, Süßer, wie gehts dir?“ „Der wird sich darüber richtig freuen“, murmelte Gassus seinen Kameraden zu. Es war jedoch nicht der Prior, der Telia zurechtweisen wollte, sondern eine alte Frau aus dem Volk. „Sprich nicht so mit dem Abgesandten der Ori, du Dirne.“ „Mach‘n Kopp zu, Hexe!“, entgegnete Telia nur zur Antwort. „Blasphemie!“, kam es noch von anderen, worüber die Antiker nur in kollektives Lachen einfielen. „Das nennt ihr Blasphemie? Allein das Wort ist ja das Symbol für die Sinnlosigkeit von diesem Origin“, meinte Gassus. „Blasphemie ist eher so eine Missgeburt, die aussieht, wie einer von der Blue Man Group“, meinte Zyana und deutete auf den Prior. „Oder zumindest wie ein Dildo.“

Zum ersten Mal erhob der Prior das Wort. „Ihr könnt mich nicht wütend machen, Antiker. Stimmt, ich hab euch schon erkannt, aber die Versuche mich zu töten werden scheitern, denn die Ori sind immer bei mir.“ „Ach, Schnuckelchen“, meinte Telia nur und winkte ab, ging einige Schritte auf den Prior zu. „Wir machen uns doch nicht auf den weiten Weg von der Erde hierher, um dich zu töten. Wir nehmen dich mit, dann kannst du dir im Antiker Inn, der besten Vier-Sterne-Verhörkammer des Planeten, den Arsch wund sitzen.“ Der Prior erhob schneller als ein Revolverheld die Hand, um sie für ihre Worte zu bestrafen.Telia rollte mit den Augen. „Lernt ihr Typen es denn nie? Wir kennen inzwischen eure...“ Weiter kam sie nicht, denn ein telekinetischer Kraftstoß schleuderte sie gegen die Außenhaut des Jumpers. Nur ihrem persönlichen Schuld verdankte sie es, dass sie unverletzt blieb, die Sterne die sie sah einmal ausgeschlossen. Zyana war die erste die reagierte, entsicherte ihr Impulsgewehr und schoss, mit der niedrigen Betäubereinstellung auf den Prior, der sofort zu Boden ging. „Scheiße, was war das?“, rief Gassus und steckte seinen Kopf in den Jumper. Der Pilot hob seine Arme beschwörend. „Keine Ahnung, der Prior muss die Frequenz geblockt haben. Der Computer ist aber sofort auf eine neue gegangen und blockt jetzt seine Kräfte. Die ursprüngliche Frequenz war von dem Prior auf Anubis‘ Heimatwelt, war möglich, dass dieser Prior da nicht drauf anspricht.“ „Na okay“, bellte Gassus und half seiner Teamleiterin auf, während die anderen Mitglieder des Trupps den Prior verschnürten und seinen Zauberstab in eine Kiste aus solidem Trinium verschlossen.

Telia schüttelte sich einmal. „Mensch, hab ich mich erschrocken.“ Sie wand sich an die Dorfbevölkerung, die allesamt große Augen hatten, wegen dem was sich gerade ereignet hatte. Die Antikerin wurde jetzt - zum ersten Mal - ernst und sprach die ganze Masse der Dörfler an. „Priore sind nicht allmächtig! Ebenso wenig, wie die Ori. Ihr wurdet von falschen Göttern und ihren Dienern betrogen, wie schon vorher von den Goa‘Uld. Wir werden dafür sorgen, dass die Ori euch nie wieder heimsuchen, also gibt es auch keinen Grund sich ihnen anzuschließen. Leute, benutzt euren Verstand und hört nicht auf sinnlose, zwecklose Dogmen von irgendwelchen Typen, die euch nur ausnutzen wollen. Umso mehr jemand für eine obskure Lehre wirbt, könnt ihr euch sicher sein, dass es ganz sicher nur Humbug ist.“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand im Jumper, der sofort abhob. Bevor er jedoch Richtung Orbit flog, manövrierte er zum Sternentor, das er auch mit einem Zusammenspiel aus Antigravitation und Magnetismus ankoppelte und damit davonflog. Die Antiker wollten es ihn einem stationären Orbit aussetzen, um jedem Prior eine Überraschung zu bereiten, der versuchte auf diese Welt zu gelangen, und um diese Leute für die Ori uninteressant zu machen. Dann trat der Jumper in den Hyperraum ein und machte sich auf den Rückweg zur Erde, so wie man auch hergekommen war.


Beinahe simultan hatte Armelias Kampfverband, bestehend aus 20 Jumpern, den Hyperraum verlassen und sich sofort getarnt. Sie näherten sich mit Höchstgeschwindigkeit, von der Sonne des Systems aus dem Planeten, den Geraks Truppen belagerten. Die DRAV-Flotille, bestehend aus acht mit menschlicher und Asgardtechnologie ausgerüsteter Al‘Kesh, lag bereits getarnt im System. Allerdings würde sie nur eingreifen, wenn die Antiker im unwahrscheinlichen Fall einer bevorstehenden Niederlage Hilfe gebrauchen könnten. Ansonsten lautete die Order sich bedeckt zu halten, damit man die irdischen Nationen nicht für den Militärschlag zu Verantwortung ziehen konnte.
Armelia aktivierte das HUD des Führungsjumpers. Im Orbit um den Planeten drehten zwei Ha‘Taks und diverse Al‘Kesh ihre Runden. Geraks orttreue Truppen belagerten diese Menschenwelt nun schon seit drei Wochen und bombardierten die Welt hin und wieder mit Lenkwaffen aus dem Orbit. Die Menschen dieser Welt hatten einen relativ hohen Entwicklungsstand, der etwa den 1930ern der Erde entsprach, und hatten die Ori von Anfang an abgelehnt. Dafür hatte es von den Prioren nur eine Antwort geben können: Bestrafung. Sie aktivierte den verbandinternen Funk. „Tribun an alle Einheiten. Angriffsformation Teta einnehmen. Fünfergruppen. Gruppe 1 und 2 übernehmen die Ha‘Tak, Gruppe 3 und 4 die Al‘Kesh. Wenn wir es in weniger als fünf Minuten schaffen, geb ich einen aus, wenn wir zurück sind.“ Armelia hatte Grund so selbstgefällig zu sein. Zwar trugen ihre Jumper nur je 12 Drohnen, doch die durchdrangen Goa‘Uldschilde wie ein heißes Messer die Butter. 20 Drohnen sollten pro Ha‘Tak ausreichen. „Angriff“, befahl sie und enttarnte ihr Schiff. Jetzt kam für Geraks Leute die Retourkutsche dafür, dass sie sich als Lakaien der Ori einspannen ließen und wehrlose und freiheitsliebende Völker angriffen.

Die Jumpergruppen enttarnten sich gleichzeitig und feuerten vereinte Salven von je 20 Drohnen auf ihre Ziele ab, die Gruppen, die die Al‘Kesh anvisierten, Salven von je 3 Drohnen pro Mittelstreckenbomber. Die Jaffabesatzungen hatten nie eine Chance. Zwar schaffte es eine Ha‘Takbesatzung noch den Schild zu aktivieren, doch die Drohnen ignorierten einfach den Schutzschild und drangen in das Schiff ein, um es an mehreren empfindlichen Stellen zu treffen. Die Schiffe explodierten einfach und mit ihnen gingen zwei dreihundertköpfige Besatzungen unter. Ebenso erging es den Al‘Kesh und ihren kleinen Besatzungen. „Sehr gut, meine Damen und Herren“, lobte Armelia ihre Einheit und schwenkte nun auf den Planeten zu. „Und jetzt räumen wir da unten auf. Verteilt euch und feuert eure Drohnen auf alle Stellungen der Jaffa ab, die ihr dort finden könnt.“

Die Antikerverbände lösten sich auf und einzelne Jumper flogen hinunter zum Planeten, wo auf zwei Kontinenten Massenarmeen von Stand von anno 1924 Jaffahorden Widerstand leisteten. Die meisten Todesgleiter hatten sich in den Mutterschiffen befunden, weshalb die Jumper kaum Luftverbände auszuschalten hatten. Stattdessen konnten sie, wie eine Art Hightech-Stuka, den Feind mit Drohnen bombardieren, so die Jaffa demoralisieren und den Menschentruppen zu helfen.
Mehrere hundert Jaffa, der knapp zweitausend Mann starken Angriffstruppe, fielen dem Drohnenangriff zum Opfer und verhalfen den menschlichen Truppen in die Offensive zu gehen. Dann verschwanden die Jumper wieder, so schnell, wie sie gekommen waren. Dafür kamen nun die Schiffe der DRAV-Flottille näher, um mit der menschlichen Regierung Kontakt aufzunehmen und ihnen zu helfen, sich vor den Ori und ihren Armeen zu schützen. Während die Armee noch beschäftigt war die demoralisierten und desorganisierten Jaffa zu töten oder gefangen zu nehmen.


Während diese beiden Aktionen draußen in der Galaxis liefen, war man auf der Beijinger Konferenz zu einem weiteren Punkt der Tagesordnung übergegangen. Kwasir hatte das Wort ergriffen und berichtete über die Lage in der Ida-Galaxie. „Vor wenigen Tagen haben wir wieder Replikatorenaktivitäten in unserer Galaxie festgestellt.“ Nach diesen Worten wurde sofort wieder getuschelt. Doch der Asgard ließ sich davon nicht unterbrechen. „Wir schickten sofort eine Abteilung unserer Flotte los, um die Replikatoren in die Schranken zu weisen, doch die EMP-Virus-Strahlenwaffe, die wir zusammen mit den Menschen vor einigen Jahren entwickelten, hatte nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Kein einzelner Replikator wurde von ihr beeinflusst.“ Das Raunen erhob sich zu besorgtem Murmeln. Der russische Präsident Putin erhob sich und sagte mit fester, entschlossener Stimme: „Ich denke, ich spreche im Namen aller Alliierten Nationen, wenn ich den Asgard alle erdenkliche Hilfe, um der Bedrohung Herr zu werden. Wir haben es vor fünf Jahren geschafft und gemeinsam werden wir es wieder schaffen.“ Die anwesenden Vertreter der Alliierten Nationen nickten zustimmend und Kwasir verneigte sich zum Dank. Glick sagte daraufhin mit einem freundlichen an Quasir gerichteten Nicken: „Ich werde ebenfalls meine Regierung bitten Material und Wissenschaftler abzustellen. Das ist nur rechtens, schließlich verbindet die Asgard und die Antiker seit über zwanzigtausend Jahren eine enge Freundschaft.“

Nach weiteren kurzen Belanglosigkeiten und einer Diskussion darüber, wie den Replikatoren zu begegnen sei, erhob Hu sich ein weiteres Mal und sprach den nächsten Punkt an. China stellte erneut einen Antrag auf Zugang zur Technologie der Asgard. Bevor der amerikanische Delegierte dazu ansetzen konnte wieder einmal Wort für Wort die Haltung des hohen Rates der Asgard zur Weitergabe von Technologie an Staaten wiederzugeben, die ihr Volk unterdrückten, oder nicht bei der planetaren Verteidigung mitwirkten, hob Hu die Hand und bot sich mit dieser Geste Ruhe aus. Er senkte kurz den Blick, als würde ihm schwerfallen zu sagen, was nun kam, dann sah er wieder auf und sagte: “Der Regierung der Volksrepublik sind die Forderungen bekannt, an deren Erfüllung die alliierten Nationen Zugang zu dieser Technologie knüpfen. Gemäß unserem Wunsch mit allen Völkern friedlich und harmonisch zusammenzuleben, haben wir uns entschlossen ihnen in politischen Fragen entgegen zu kommen. Wir werden die in unseren Gefängnissen inhaftierten demokratischen Dissidenten freilassen und uns natürlich weiterhin für die Redefreiheit unserer Bürger einsetzen. Des weiteren wird der Internetzugang in unserem Land schrittweise erleichtert werden, nachdem eine von der Regierung einberufene Kommission noch einmal alle Internetseiten überprüfen wird. Im letzten von ihnen genannten Punkt muss ich ihnen jedoch leider sagen, dass wir ihrer Bitte nicht entsprechen können, da wir in dieser Richtung keinerlei Probleme sehen. Es gibt keinen Staat Taiwan, dessen Existenzrecht wir anerkennen könnten.“

Im Raum war es so still geworden, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Niemand hatte damit gerechnet, dass China auf dieser Konferenz so umfangreiche Zugeständnisse machen würde. Es war der britische Premier, der die Stille schließlich durchbrach, indem er applaudierte. Die anderen irdischen Staatsmänner fielen ein und man konnte Hu ansehen, dass ihm in diesem Moment ein großer Stein vom Herzen fiel. Insbesondere der amerikanische Botschafter wirkte sehr zufrieden, konnte er seinem Land doch melden, dass China Bereitschaft zu einer Abkehr von den totalitären Zuständen signalisierte. Als der Applaus verebbte, sagte Kwasir: „Da der Hohe Rat sich schon vor Jahren mit der Lage auf der Erde auseinandergesetzt hatte und wegen der von uns beobachteten Zustände in der Volksrepublik China und anderen Ländern zu jenem Technologieverbot aufrief, freut es mich jetzt um so mehr, dass sie anscheinend bereit sind, nun Kompromisse einzugehen. Wir nehmen ihr Angebot an und werden, falls wir angekündigte Änderungen feststellen können, dies auch entsprechend honorieren. Als Zeichen des guten Willens und der Verständigung bieten die Asgard Schutzschildgeneratoren und Subraumfunkanlagen. Je nachdem, wie die Volksrepublik in den nächsten Monaten mit uns zusammenarbeitet, können wir über mehr sprechen.“ Hu lächelte und verbeugte sich tief vor dem Asgard und sagte: „Es ist uns eine Ehre und ein Vergnügen, Gesandter Kwasir. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“ Daraufhin ging das Programm weiter, aber die Konferenz hatte sich jetzt schon gelohnt, wie alle fanden – Alliierte, wie auch Chinesen.


Später, als die Konferenzteilnehmer sich nach einem mehrstündigen Verhandlungsmarathon wieder im Park verstreuten und den Abend genossen, oder sich am Büffet stärkten, ging Hu am Ufer des südlichen Sees entlang, wo er relativ allein war. Dabei schloss sich ihm ein anderes Mitglied des Politbüros an. “War es klug”, fragte der andere, “ihnen gleich so viele Zugeständnisse zu machen?” “Wir haben den Beschluss gemeinsam gefällt, mein Freund. Zum Wohl Chinas müssen wir diesen Schritt gehen. Alles, was wir in den letzten Jahren erreicht haben, droht wieder zu zerfallen, weil außerhalb des Bündnisses der raumfahrenden Nationen alle anderen in der Bedeutungslosigkeit versinken. Außerdem brauchen wir diese Technologie mehr als alle anderen. Wir könnten unser Volk schon jetzt aus eigener Kraft nicht vernünftig ernähren. Und wenn sich das Wachstum weiter so stark fortsetzt...” Er musste nicht weitersprechen. Der Anderer verstand. Trotzdem setzte er eine missmutige Miene auf, als er sagte: “Sie haben uns wie einen Vasallen herumkommandieren wollen. Sind wir wieder so tief gesunken, dass wir vor dem Westen auf die Knie fallen müssen?” Hu zog ein Zigarettenetui aus einer Tasche seines Jackets, bot seinem Begleiter eine an und steckte sich selbst eine an. Dann sagte er: “Sie haben uns spüren lassen, dass wir sehr nahe dran waren. Aber um nie wieder so tief zu fallen, müssen wir diesen Weg gehen.”


Am selben Abend waren in New York City drei junge Mädchen im Teenageralter, kaum 16 Jahre alt, auf dem Weg zu einer Party in der Upper East Side von Manhattan. Doch auf dem Weg dorthin mussten sie auch durch ein übles Viertel, da sie dadurch abkürzen konnten. Während die Mädchen sich fröhlich unterhielten, kam eine Gruppe von Halbstarken auf sie zu, die anfing sie zu belästigen. „Hey, Babes, habt ihr Bock mit uns abzuhängen?“ „Nein danke, kein Interesse“, meinte eines der Mädchen, doch einer von den Jungen packte sie fest am Arm. „Hey, hey, das find ich aber gar nicht nett. Komm schon her, Schlampe!“ Die anderen Halbstarken fielen nun über die Mädchen her, die sich nicht anders zu helfen wussten, als zu schlagen und zu kreischen, denn sie stammten aus behütetem Haus und waren nicht in Selbstverteidigung geübt. Doch das dritte, unscheinbarste von den drei Mädchen, fürchtete sich nicht vor dem Halbstarken, der auf sie zu kam. Ihr Name war Scipia und sie war eine junge Antikerin. Mit Hilfe ihrer Geisteskräfte konzentrierte sie sich auf den Halbstarken, der auf sie zukam, der hielt plötzlich an, stockte und starrte ins Leere. Seine Freunde verhielten sich genauso und auf einmal kreischten sie wie vom Affen gebissen los, liefen wild durcheinander und rannten dann davon.Die anderen beiden Mädchen beruhigten sich schnell. „Scipia, was hast du denn mit denen angestellt?“ Sie wussten, dass ihre Freundin eine Antikerin war, hatten aber noch nie gesehen, wie sie ihre Kräfte einsetzt. Die junge Antikerin grinste schelmisch. „Ich habe ihnen einen Alptraum in ihren Kopf gesetzt. Glaubt mir, jetzt laufen sie grade zu Mama und werden danach nie wieder jemanden belästigen.“ Die beiden Mädchen strahlten ihre Freundin nur so vor Bewunderung an und setzten dann gemeinsam ihren Weg zur Party fort. Doch sie merkten nicht, dass sie aus den Schatten heraus beobachtet wurden. Antiker, die sich als solcher erkannt hatten, standen in bestimmten Kreisen ganz Hoch im Kurs. Vor allem im Bereich der Medizin war dies der Fall. Pharmaunternehmen und Trusts waren sehr an den Antikern interessiert, da sie sie für Experimente und Waffentests und -entwicklungen gut gebrauchen konnten, denn ihre besonderen Fähigkeiten würden den Firmen auf ihren speziellen Bereichen helfen.


Auf Dakara hatte Gerak endlich vom Angriff seiner Truppen durch die Antiker erfahren, und dass sie besiegt worden waren. Außer sich vor Wut suchte er den Prior auf. „Prior!“, sagte er wütend zur Begrüßung, als er in die Kammer des Prior, der hier sein Hauptquartier hatte, hereinplatzte. Der Prior sah von seinem späten Abendessen auf. „Was gibt es denn, Gerak?“ „Die Antiker haben grad meine Jaffatruppen angegriffen und diese auch noch vernichtend geschlagen“, informierte Gerak seinen Herrn und Meister mehr schreiend als in Normaltonfall. „Ich frage mich, wie das möglich ist, schließlich halten die Ori doch ihre Hand schützend über meine Jaffa!“ „Sie halten ihre Hand nur über die, die auch wirklich fest an sie glauben“, sagte der Prior schlicht zwischen zwei Bissen. „Wenn deine restlichen Truppen nur fest genug glauben, dann geschieht ihnen auch nichts. Und jetzt lass mich allein.“ Gerak entfernte sich und knallte die Tür beim hinausgehen zu. Er musste nun dafür sorgen, dass sich die Niederlage nicht herumsprach. Wenn dies erst einmal geschah, wenn alle erfuhren, dass die Antiker ihn mit winzigen Beibootchen geschlagen hatten und nun aktiv in die Geschehnisse eingriffen, dann würde sich dass zu seinem Lauffeuer ausbreiten, das in Chaos endete. Auf was habe ich mich da nur eingelassen, dachte Gerak bei sich, als er durch die Gänge schlurfte und sich Gewissensbisse langsam in seinen Geist schlichen. Die Geister, die er rief, wurde er nun nicht mehr los.


Armelia und Oberst König standen wieder vor dem Beobachtungsfenster des Verhörraums, indem diesmal jedoch der Prior saß. Das Störgerät lief weiterhin und wechselte alle paar Minuten im Zufallsmuster die Frequenz, während Medikamente den Prior ruhig stellten und ihn am Selbstmord hinderten. Außerdem waren immer zwei Telepathen und andere Geisteskraftbesitzer anwesend, um ihn zur Not zu bändigen, falls er ausbrach. „Wie haben sie vor ihn zu brechen?“, fragte Nina frei heraus. „Erst einmal mit Psychospielchen. Ich werde seine eigene Logik und seine Ideen und Dogmen gegen ihn anwenden, seine Origin-Zitate anders auslegen und so. Ich bezweifle, dass die Telepathen seinen Geist durchbrechen können, jedenfalls nicht innerhalb von wenigen Tagen. Aber geben sie mir zwei Wochen und...“ Sie wurde von Telia unterbrochen, die in den Observationsraum platzte. „Tut mir ja Leid, dass ich störe, aber es gibt schreckliche Neuigkeiten.“ „Was denn?“, fragte Armelia sofort und legte die Stirn in Falten. „Du kennst doch die kleine Scipia, oder?“, stellte Telia die Gegenfrage. „Die Tochter von Elysia und Promos, ja natürlich. Sie lebt in New York, oder?“
Telia nickte nur. „Ja. Sie wurde vor wenigen Augenblicken auf offener Straße entführt.“ Man konnte praktisch sehen, wie sich hinter Armelias Augen die Zahnräder drehten und sie schließlich explodierte.


Auch im STK war die Meldung reingekommen. Degenhardt telefonierte gerade mit dem Hauptquartier, um Informationen zu bekommen als, wieder einmal. der Nachrichtensender GBN gehackt wurde - von den Antikern. Armelia erschien erneut in ihrer Paradeuniform, sah diesmal aber eher wie ein Racheengel aus. „Menschen auf der Erde, hier spricht Tribun Armelia vom Antikerimperium.“ Sie sprach im Stakato, die Wut in jeder einzelnen Silbe. „Vor nicht einmal einer halben Stunde eurer Zeitrechnung, wurde eine junge Antikerin in New York City entführt. Wir fordern die sofortige Freilassung des Mädchens und Auslieferung ihrer Entführer, oder glaubt mir, die Vergeltung des Antikerimperiums wird grauenvoll. Wir werden nicht zulassen, dass irgendwer sich an Mitgliedern unseres Volkes vergeht, in welcher Form auch immer." Dann schaltete sich der Hack auch schon wieder ab. Degenhardt saß mit offenem Mund da. „Weißt du was, Hartmuth, hat sich erledigt, was die Infos betrifft. Wir hören sicher noch voneinander.“ Er legte auf und lies sofort nach Müller rufen, der wiederum ST 1 auftreiben sollte. Degenhardt hatte vor, dass Team nach der kleinen Antikerin suchen zu lassen. Wenn Armelia und ihre Antiker voller Wut alles auseinander nehmen, dann wäre das gar nicht gut, für die öffentliche Meinung zu Außerirdischen, noch für die Erdpolitik im allgemeinen. Er würde ST 1 mit den zivilen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten lassen, um diese von der Erfahrung des Teams profitieren zu lassen. Innerlich hoffte er, dass man die Verantworlichen vor den Antikern fand, eben wegen der Konsequenzen.


In einem unterirdischen Labor, irgendwo auf der Erde, hatte man Scipia auf eine Liege gefesselt. Man hatte sie übel zugerichtet, sie verprügelt und mit Elektroschocks betäubt. Jetzt spritzte man ihr noch Pharmazeutika, die ihre Kräfte außer Kraft setzten. „Hilfe“, rief sie immer wieder und ihr kamen die Tränen. „Bitte, lasst mich frei. Ich nütze euch doch nichts.“ Eine Etage höher gab es einen Beobachtungsraum, indem ein alter Bekannter stand und vergnügt zusah. Endlich bin ich wieder in Form, meinte Ba‘al zufrieden grinsend zu sich selbst. Jetzt habe ich die Hak‘Tyl und auch noch eine Antikerin. Könnte es schöner sein? Ba‘al hatte das Biotech-Unternehmen, dem dieser Komplex gehörte, schon vor vielen Monaten, weit vor dem Erd/Goa‘Uldkrieg, über Mittelsmänner aufgekauft, ebenso wie andere Firmen. Den großteils skrupelossen und geldgeilen Angestellten und Vorstandsmitgliedern war dies gleichgültig, wer da ihre Firma gekauft hatte. Er drückte den Knopf der Gegensprechanlage, die sich vor ihm befand. „Mister Brown, ich möchte so schnell es geht Ergebnisse sehen“, befahl er mit seiner menschlichen Stimme. „Jawohl, Sir, Mister Simon“, antwortete ein Forscher, der sich bei Scipia befand und ihr gerade eine Blutprobe abnahm. Natürlich wusste er, dass sein Boss Ba‘al, der ehemalige Systemlord war, aber hier auf der Erde agierte er unter dem Namen Cliff Simon. Das war der Name eines mehr oder weniger talentierten südafrikanischen Schauspielers gewesen, der Ba‘al wie aus dem Gesicht geschnitten war, und vor einigen Monaten verschwunden war. Seitdem baute Ba‘al um ihn herum eine neue Identität auf, nicht als Schauspieler, sondern als Buisnessman. So konnte er auf der Erde agieren. Er war fleißig gewesen. Nicht nur mehrere Firmen hatte er gekauft, sondern auch eine kleine Privatarmee aus Söldnern. Über Armelias Drohung über GBN war er natürlich beunruhigt. Wäre es anders, dann hätte er nicht so lange überlebt und wäre nicht der letzte Goa‘Uld, der noch Macht hatte.Er wusste zu was die Prätorianer fähig waren, wenn es darum ging, ihr Volk zu schützen, aber das Risiko war es ihm wert. Er hatte mitangesehen, wie sie vor drei Monaten eine kleinere Armee der Ori vernichtet und den Prior hingerichtet hatten.Normal waren die Antiker ja ziemlich friedlebend, aber wenn sich jemand an ihrem Volk zu schaffen machte... Grinsend sah er weiterhin zu, wie seine Wissenschaftler Nadeln in die junge Antikern steckten. „Es gibt Tage, da genieße ich es der Böse zu sein...“




Fortsetzung folgt
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